Leitfaden ....................................................... Auswertung von Pumpversuchen im Festgestein des saarländischen Hauptgrundwasserleiters Saarland Landesamt für Umweltschutz Don Bosco Straße 1 66119 Saarbrücken Saarbrücken, März 2003 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 1 Impressum Herausgeber: Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes Don-Bosco-Straße 1 D-66119 Saarbrücken Bearbeiter: Dipl.-Geol. Th. Walter Dr. B. Werle Dr. J. Sartorius Prof. Dr. J. Wagner Druck: Eigenverlag Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Herausgebers Saarbrücken, März 2003 Veröffentlichungen des Landesamtes für Umweltschutz des Saarlandes 75 Seiten 13 Abbildungen Saarbrücken 2003 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 2 Vorwort Das LfU stellt hiermit einen Leitfaden zur Planung, Durchführung und Auswertung von Pumpversuchen zur Verfügung. Er soll einerseits dazu dienen, Mindestanforderungen des LfU bei der Durchführung von Pumpversuchen im saarländischen Hauptgrundwasserleiter sowie praktische Hinweise und Empfehlungen zu formulieren, zum zweiten aber auch mittlerweile ausreichend bekannte Besonderheiten bei der Auswertung von Pumpversuchen im saarländischen Hauptgrundwasserleiter, die größere Konsequenzen bei der Beurteilung und Begutachtung von Praxisfragen haben, zu berücksichtigen und Fehler bzw. Ungenauigkeiten der Vergangenheit zu vermeiden. Dies betrifft unter anderem Auffälligkeiten bei der Ermittlung der Gebirgsdurchlässigkeit, für die zeitweise das LfU des Saarlandes die zwar hilfreiche, aber theoriewidersprüchliche „T-r-Beziehung“ angewendet hat. Der Leitfaden zielt ganz bewußt nicht darauf hin, in inhaltlichen oder qualitativen Wettbewerb zu Lehrbüchern, Dissertationsschriften oder Fachbeiträgen in Periodika zu treten, sondern soll den Leser in möglichst kürzester Form mit der erforderlichen Theorie aufrüsten, um dann praxisverwertbare konkrete methodische Hilfen, orientierende Wertungen oder Bestätigungen eigener Erkenntnisse (Leser-Daten) durch Wiedergabe von Ergebnissen Dritter (dieser Leitfaden) zu liefern. Für die Teilgruppe, die bisher eher selten Pumpversuchsdaten auswertete, wird damit die in der Vergangenheit übliche „Holzhammer-Methode“, alles nach THEIS und JACOB auszuwerten, zukünftig hoffentlich seltener praktiziert, da auch andere wichtige Verfahren erläutert werden und zu deren Anwendung animiert wird, wenn es die Untergrundsituation erfordert. Für diese Teilgruppe sind einige Bausteine des Leitfadens mit Lehrbuchersatz-Charakter anzusehen. Es wird durch die Diskussion einiger Verfahren eine Sicherheit gegeben, daß man als Anwender ebendieser Verfahren nicht irgendeine exotische und ansonsten im Saarland wohl noch von keinem Anderen jemals angewandte Auswertemethode wählt, sondern die genannten gerade im Hauptgrundwasserleiter durchaus Sinn machen oder gar verpflichtend sind. Es werden die theoretischen Zusammenhänge zwischen Leakagefaktor, Leakagekoeffizient, Undichtigkeitszahl und verschiedenen Parametern in den weltweit häufigst angewandten numerischen Grundwassermodellen formelmäßig erarbeitet und erläutert. Damit besteht die Möglichkeit, Aquiferparameter aus früheren Pumpversuchen und zukünftigen vergleichen zu können oder verschiedene Werte in andere umrechnen zu können. Die früheren Hilfsansätze zum Umgang mit Leakage-Erscheinungen, die zur Formulierung der vollständig theoriewidersprüchlichen sogenannten „T-r-Beziehung“ führten, können aufgegeben werden und durch die Anwendung der passenden und erläuterten Theorieansätze ersetzt werden. Es werden exemplarische Wege aufgezeigt, wie auch in Grundwassermodellen der Dämpfungseffekt der Absenkung simuliert werden kann. Ein Kapitel behandelt die in der jüngeren Vergangenheit immer stärker in den Vordergrund gelangenden diagnostischen Verfahren zur Identifikation der richtigen Untergrundbedingungen, einschließlich bzw. vor allem der Ableitungskurven ∆s/∆t⋅t für die Absenkung. Konkret wurde ein Beispiel mittels des Tabellenkalkulationsprogramms EXCEL erarbeitet und beigefügt. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 3 Überraschend viele Pumpversuchsauswertungen endeten bislang mit der Ermittlung von T, S, kf, L, Skinfaktor usw.. Dies kann aber nicht alleiniges Ziel eines solch aufwendigen Versuches sein, erst recht nicht für den Fall, daß kein digitales Modell nachfolgt. Da der methodische Weg zur raumzeitlichen Berechnung der Ausbreitung der Absenkung in Lehrbüchern nur sehr stiefmütterlich oder gar nicht erläutert wird, ist er zahlreichen Auswertern nicht bekannt. Aus diesem Grund sind im Leitfaden entsprechende Hilfen erarbeitet und dargestellt worden, und zwar auch für halbgespannte Grundwasserleiter. In Textform sind zahlreiche kleine, aber wichtige Bemerkungen zu möglichen oder oft auch vorgekommenen kleineren oder größeren Fehlern bei der Pumpversuchsauswertung gemacht worden, bspw. zur häufig unrichtig interpretierten Situation des Abknickens der Datenkurve und zum sogen. quasistationären Strömungszustand. Sie werden von demjenigen, der den Leitfaden durchgearbeitet hat, nicht mehr gemacht, so daß alle auf Meßdaten aufbauenden Auswertungen (Prognosen, Isochronen usw.) verläßlicher werden. Bei der Erstellung dieses Leitfadens haben seitens des LfU die Sachbereiche Altlasten sowie Geologie und Boden mitgewirkt, vertreten durch die Herren Dr. J. Sartorius, Dr. B. Werle und Dipl.-Geol. T. Walter, der zudem Material seiner in Arbeit befindlichen Dissertationsschrift zur Verfügung stellte. - Ferner hat bei der Erarbeitung als externer Berater Prof. Dr. J. Wagner, Grundwasser- und Geo-Forschung, Neunkirchen, ergänzende Beiträge geleistet. Ich würde mich freuen, wenn der vorliegende Leitfaden eine gerne angenommene Hilfe für diejenigen bedeutet, für die die Auswertung von Pumpversuchen große Relevanz bei Schlußfolgerungen in Gutachten, Ausweisung von Wasserschutzzonen, Gefährdungsabschätzungen usw. besitzt. Saarbrücken, im März 2003 (Helga May-Didion, Amtsleiterin) Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 4 Inhalt Seite 1 Über diesen Leitfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2 Aquiferkennwerte: Definitionen und Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3 Der Hauptgrundwasserleiter im Saarland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Räumliche Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Lithologischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Hydrogeologische Beschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 8 8 9 4 Möglichkeiten der Ermittlung von Durchlässigkeit, Speichervermögen und anderen Parametern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Pumpversuch und klassische Pumpversuchsauswertung . . . . . . . . . . . . 4.2 Pumpversuch und Auswertung mittels numerischem Modell . . . . . . . . . . 10 10 12 Mindestanforderungen des LfU bei der Durchführung von Pumpversuchen, praktische Hinweise und Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 5 6 7 Leakage und andere mögliche Ursachen für die scheinbare Zunahme der Transmissivität mit der Entfernung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Die scheinbare Abhängigkeit der Transmissivität von der Entfernung zum Förderbrunnen im saarländischen Hauptgrundwasserleiter . . . . . . . 6.2 Ausmaß des Dämpfungseffektes an Beispielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Leakage im Hauptgrundwasserleiter des Saarlandes: Begriff und weitere Differenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Mögliche weitere Ursachen für Abweichungen der Pumpversuchsdaten vom klassischen Kurvenverlauf nach THEIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absenkungsverhalten bei Pumpversuchen im Hauptgrundwasserleiter des Saarlandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1 Generelle Methodik der Pumpversuchsauswertung mittels halbgraphischer Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Absenkungskurven, die den klassischen Modellvorstellungen von THEIS bzw. JACOB gehorchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Absenkungskurven, bei denen eine Verdoppelung der Steigung bei der halblogarithmischen Auftragung auftritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Absenkungskurven, bei denen ein Zeitversatz der halblogarithmischen Gerade festgestellt werden kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5 Absenkungskurven, die auf das Erreichen von Stau- oder Infiltrationsrändern hinweisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 18 19 22 24 24 24 26 32 37 42 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 5 7.6 7.7 8 Absenkungskurven, die auf einen halbgespannten Grundwasserleiter hindeuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absenkungskurven, die auf einen freien Aquifer mit verzögerter Entleerung schließen lassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 49 Weitere praktische Hilfen und methodische Handlungsempfehlungen für erfahrenere Auswerter von Pumpversuchsdaten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Berücksichtigung des Dämpfungseffektes der Absenkung durch Zusickerung ohne die früher angewandte „T-r-Beziehung“ . . . . . . . . . . . 8.2 Raumzeitliche Prognose der Absenkung und darauf fußender weiterer Ergebnisse (Laufzeiten und Isochronen) anhand der im Pumpversuch ermittelten Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Erstellung und Interpretation von diagnostischen Plots und Finden der richtigen Vorstellung zum Untergrundaufbau. . . . . . . . . . . . . 58 9 Nützliche Vordrucke, kleine Programm-Listings und Beispiele . . . . . . . . . . . . . . 62 10 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 52 52 57 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 6 1. Über diesen Leitfaden Die Eigenschaften des Grundwasserleiters können durch verschiedene Parameter charakterisiert werden. Eine der wichtigsten Größen ist die Transmissivität T, die die Fähigkeit des Untergrundes zum Weiterleiten von Wasser zahlenmäßig beschreibt und aus der der Durchlässigkeitsbeiwert kf ermittelt werden kann. Die Quantifizierung der Durchlässigkeit ist nicht zuletzt deshalb von großer praktischer Bedeutung, weil sie in nahezu alle Formeln eingeht, welche für Planungsaufgaben von Relevanz sind. Ungenauigkeiten bei der Ermittlung der Aquiferdurchlässigkeit können zu beträchtlichen Folgen führen. Pumpversuche im Hauptgrundwasserleiter des Saarlandes sind in der Vergangenheit nachweislich öfters entweder methodisch nicht richtig ausgewertet oder aber fachlich fehlinterpretiert worden, so daß auch fehlerbehaftete Schlußfolgerungen in darauf aufbauenden Gutachten resultierten. Exemplarisch seien die Themengebiete Wasserschutzgebiete, Gefährdungsabschätzung von Altlasten für die Wassergewinnung, Grundwassermodellation genannt. Grund für die angesprochenen Schwierigkeiten bei der Auswertung sind Reaktionen des Hauptgrundwasserleiters bzw. des Grundwasserspiegels, welche von den einfachen Verhaltensmustern in Lehrbüchern abweichen und das Beachten von nur scheinbar nebensächlichen Gegebenheiten erfordern. - Um auch Personen, welche nicht durch jahrelange Erfahrung oder das Auswerten vieler Pumpversuche auch mit Auffälligkeiten im Zeit-Absenkungs-Verlauf geschult sind, eine korrekte Auswertung zu ermöglichen und damit wichtige gutachtliche Aussagen fachlich abzusichern, wurde der hier vorliegende Leitfaden erarbeitet. Er ist gedacht zur Anwendung durch einen mit der grundsätzlichen Thematik bereits vertrauten Personenkreis, der Grundbegriffe der Hydrogeologie kennt und eine methodische Hilfe für die Auswertung von Meßdaten benötigt, welche nicht nur, aber auch regionspezifische Abweichungen von der lehrbuchhaften Standard-Auswertung erfordern. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 7 2. Aquiferkennwerte: Definitionen und Bedeutung Im Gegensatz zur Lagerstättenkunde für Gase und Kohlenwasserstoffe, wird in der Lagerstättenkunde für Wasser zur Quantifizierung der Durchlässigkeit nicht der Permeabilitätskoeffizient als von Art und Beschaffenheit des Fluids unabhängigem und ausschließlich gesteinsspezifischem Maß verwendet, sondern der sogenannte Durchlässigkeitsbeiwert kf, auch als hydraulische Leitfähigkeit bezeichnet. Dieser hängt sowohl ab von den physikalischen Eigenschaften des Wassers (z. B. den temperaturabhängigen Größen Dichte und Viskosität) als auch von den Eigenschaften des Grundwasserleiters (Poren, Trennfugen). Er ist gemäß DIN 4049-3 [1] definiert als Quotient aus Filtergeschwindigkeit und zugehörigem Standrohrspiegelgefälle und hat die Einheit m/s. - Man differenziert zwischen Porendurchlässigkeit und Trennfugendurchlässigkeit, wobei beide zusammen die Gebirgsdurchlässigkeit bilden. Die Filtergeschwindigkeit vf in m/s ist der Quotient aus Grundwasserdurchfluß und der zugehörigen Fläche eines Grundwasserquerschnittes. Bei den in üblicher Vorgehensweise ausgeführten Pumpversuchen kann kf nicht direkt ermittelt werden, sondern lediglich die Transmissivität T mit der Einheit m²/s. Gemäß DIN 4049-3 [1] stellt T das Integral des Durchlässigkeitsbeiwertes über die Grundwassermächtigkeit dar. Die Fähigkeit des Grundwasserleiters zur Speicherung von Grundwasser wird durch den Speicherkoeffizienten und den spezifischen Speicherkoeffizienten beschrieben. Letzterer ist definiert als die Änderung des gespeicherten Wasservolumens je Volumeneinheit des Grundwasserraumes bei Änderung der Standrohrspiegelhöhe um 1 m, erstgenannter als das Integral des spezifischen Speicherkoeffizienten über die Grundwassermächtigkeit. Während der durchflußwirksame Hohlraumanteil der Quotient aus dem Volumen der vom Grundwasser durchfließbaren Hohlräume des Gesteinskörpers und dessen Gesamtvolumen darstellt, wird der speichernutzbare Hohlraumanteil begrifflich festgeschrieben als Quotient aus dem Volumen der bei Höhenänderung der Grundwasseroberfläche entleerbaren oder auffüllbaren Hohlräume eines Gesteinskörpers und dessen Gesamtvolumen. Die genannten Aquiferparameter sind zwingende Eingaben bei der Erstellung von Grundwassermodellen, die in aller Regel sehr sensibel auf Veränderungen dieser Größen reagieren. Auch in die Berechnung der Öffnungsweite der Entnahmeparabel um einen Brunnen geht der kf-Wert umgekehrt proportional ein. Ferner zeigen Durchlässigkeit und Speichervermögen Wirkung bei der Prognose von Fließzeiten von Fluiden im Untergrund: kf ist proportional der Abstandsgeschwindigkeit, S ist umgekehrt proportional zu dieser. Vorratsberechnungen für die Wasserwirtschaft erfordern die Kenntnis von S, beide Parameter sind unabdingbar für Vorhersagen der raumzeitlichen Ausbildung eines Absenktrichters um eine Entnahmestelle und etwa damit zusammenhängende Schadwirkungen. - Dem Praktiker sind viele weitere Beispiele bekannt. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 8 3. Der Hauptgrundwasserleiter im Saarland 3.1 Räumliche Verbreitung Zum Hauptgrundwasserleiter des Saarlandes werden die Kreuznacher Schichten aus dem Oberrotliegenden (Perm) und die des Mittleren Buntsandsteins gerechnet, da sich beide hydrogeologisch sehr ähnlich verhalten. Größte wasserwirtschaftliche Relevanz haben dabei die Sedimentgesteine des Mittleren Buntsandsteins. Dieser tritt im Saarland großflächig zutage, und zwar vor allem südlich und südwestlich des Karbonsattels in einem von SW nach NE sich ausdehnenden Streifen zwischen dem Warndt und der westpfälzischen Moorniederung. Das genannte Gebiet entspricht geologisch dem Nordrand der Saargemünd-Pfälzer-Mulde. Ein weiteres großflächiges Zutagetreten erstreckt sich vom Warndt nach Norden über das Gebiet um Saarlouis bis zum Haustädter Tal. Dort erfolgt der Anschluß an den Merziger Graben. Auf der NW-Seite der Grabenmulde setzt sich das Buntsandsteingebiet fort bis in den Bereich der Gesteine devonischen Alters im südwestlichen Hunsrück. Kleinere und mehr oder weniger isolierte Buntsandsteinvorkommen existieren außerdem als Füllung von tektonisch eingesenkten Arealen im Lebacher und St. Wendeler Graben. Eine Erweiterung der Fläche, auf der der Hauptgrundwasserleiter auftritt, wird durch das Auftreten der Kreuznacher Schichten bewirkt, die im Raum Losheim-Wadern und in den beiden o. g. Gräben vorzufinden sind. 3.2 Lithologischer Aufbau Die petrographische Ähnlichkeit der sandigen Kreuznacher Gruppe mit dem Mittleren Buntsandstein hat im Saarland eine gegenseitige Abgrenzung der beiden Formationen in der Vergangenheit schwierig gemacht. Heute sind große Gebiete, die früher zum Buntsandstein gerechnet wurden und als solcher auch in den alten Kartenwerken dargestellt sind, der Kreuznacher Gruppe zugeordnet. Dies gilt für die Randbereiche der Merziger Grabenmulden-Füllung, größere Bereiche der Füllung des Lebacher und St. Wendeler Grabens sowie die basalen Partien des dem Nordflügel des Karbonsattels aufliegenden Deckgebirges (vgl. H. SCHNEIDER, [3]). - Lithologisch gesehen sind die Kreuznacher Schichten vorwiegend als unterschiedlich gekörnte, vorherrschend rötliche und gelbe, mürbe Sandsteine mit teilweise relativ hohem Feldspatgehalt vorliegend. Die Bankung ist in der Regel nicht so stark ausgebildet wie im Buntsandstein, bisweilen existiert großbogige Schrägschichtung. In der Saargemünd-Pfälzer-Mulde wird der Mittlere Buntsandstein (sm) dreigegliedert in Trifels-, Rehberg- und Karlstal-Schichten. Richtung Westen läßt sich diese Dreigliederung nur noch bis in den Raum östlich von Saarbrücken nachvollziehen. Noch weiter westlich ist nur noch eine Zweigliederung vornehmbar, nämlich die Ansprache des sm1 und des sm2, wobei der sm1 seinerseits bei der geologischen Landesaufnahme in sm1a (unterer Teil) und sm1b (obere Abteilung) differenziert wird. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 9 Die Lithologie im Mittleren Buntsandstein des westlichen Saarlandes beginnt im Basisbereich mit einem mehrere Meter mächtigen Konglomerat, dem nach oben Sandsteine von meist rötlicher Farbe folgen. Bisweilen sind Tonlinsen eingelagert. Der sm1b besteht i. d. R. aus helleren, oft gelben Sandsteinen, während der sm2 durch Sandsteine mit höheren Grobanteilen und rötlichen Farben charakterisiert ist. In seinem oberen Abschnitt treten feinkörnigere, ebenschichtige und mürbe Sandsteine auf, wie sie aus den Karlstalschichten im Ostsaarland bekannt sind. Im östlichen Saarland lassen sich die Unterstufen des sm wie folgt lithologisch beschreiben (vom Liegenden zum Hangenden): Trifelsschichten: meist mittelsandige, feldspatreiche, geröllführende Sandsteine, dickbankig bis massig mit Schrägschichtung. Einschaltungen linsenartiger Konglomeratbänke, selten auch von Tonlinsen oder toniger Sandsteine. Rehbergschichten: Fein- bis mittelkörnige tonige Sandsteine in Wechsellagerung, mürbe, ebenschichtig. Dünne Tonlagen beinhaltend. Im mittleren Bereich sowie im oberen Bereich kompakte Felszonen aus schräggeschichtetem Sandstein (jeweils ca. 2 bis 5 m mächtig). Untere Karlstalschichten: Mürbe, tonige Sandsteine mit linsenförmig eingeschalteten, schräggeschichteten, wenig Bindemittel enthaltenden Quarzsanden („Schwimmsande“). Karlstal-Felszone: Harte, quarzitische, dickbankige, schräggeschichtete Mittelsandsteine („Kristallsandsteine“), teilweise geröllführend. Einschaltungen von dünnschichtigen weicheren Sandsteinen. Obere Karlstalschichten: Mäßig feste, dünnschichtige Sandsteine mit Einschaltungen dickerer, härterer, schräggeschichteter Sandsteinbänke („Kristallsandstein“). Abschluß der Schichtfolge nach oben örtlich durch einen mehrere Meter mächtigen konglomeratischen Sandstein („Hauptkonglomerat“). 3.3 Hydrogeologische Beschreibung Zum einen bedingt die Lithologie im Mittleren Buntsandstein eine Grundwasserstockwerks-Bildung, zum zweiten wird gebietsweise das Strömungsgeschehen vorrangig vom tektonisch bedingten Kluftsystem dominiert. Entgegen der üblichen Numerierung von oben nach unten, benennen EINSELE et al., [4], die Stockwerke vom Liegenden zum Hangenden: Zwei Gw-Stockwerke sind in den Trifelsschichten ausgebildet, - eines über der Buntsandstein-Basis, das zweite über dem etwa 40 m unter der Schichthangendgrenze vorhandenen Stauhorizont. Auch die Rehbergschichten weisen zwei Stockwerke auf: Das untere an der Basis der unteren Felszone, das obere über der Basis der schlecht durchlässigen oberen Felszone. Stockwerk Fünf befindet sich am Top oder im Bereich der Karlstal-Felszone. Infolge Verwitterung sind die oberflächennahen Bereiche, in der Regel wenige Meter, selten über zehn Meter, stärker aufgewittert und liegen oft nicht mehr als kompakter, Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 10 sondern allenfalls als mürber Fels vor. Die Entfestigung geht örtlich auch so weit, daß nur noch dicht bis sehr dicht gelagerte Sande vorzufinden sind. In ihnen ist von einem reinen Porenaquifer auszugehen. - Gleiches gilt auch für den Bereich auflagernder Deckschichten in Form alluvialer Talfüllungen. Im tiefen Festgestein gibt es im saarländischen Hauptgrundwasserleiter immer wieder mächtige Schichtpakete mit geringer tektonischer Überprägung, in denen auch saigere Klüfte unterbrochen werden und in denen Schicht- und Bankungsfugen weitestgehend fehlen. Für das Wasserleitvermögen spielen sie eher eine untergeordnete, für die Einspeicherung von Wasser jedoch eine wichtige Rolle. - Sie werden voneinander getrennt durch tektonisch stark beanspruchte, meist dünnere Komplexe mit höherem Leitvermögen und zwangsweise geringerer Bedeutung für das Speichervermögen von Grundwasser. Umfangreiche geophysikalische Untersuchungen zeigen, daß neben saigeren Klüften häufig auch von Geophysikern so bezeichnete „Horizontalklüfte“ mit offenem Kluftspalt existieren, wobei es sich um ausgespülte Schicht- und/oder Bankungsfugen handelt. Jüngere Messungen zeigen, daß die frühere Ansicht, Klüfte seien nur bis in eine Tiefe von ca. 100 m strömungsrelevant, nicht aufrecht erhalten werden kann. Von der Abteilung Geologie des Landesamtes für Umweltschutz des Saarlandes konnte für das Speichervermögen im Hauptgrundwasserleiter ein Durchschnittswert von S = 5⋅10-4 angegeben werden. Der arithmetische Mittelwert der Transmissivität im Hauptgrundwasserleiter kann bei ca. 3,8⋅10-3 m²/s festgemacht werden. Die spezifische Ergiebigkeit beträgt im arithmetischen Mittel etwa 3⋅10-3 m²/s. 4. Möglichkeiten der Ermittlung von Durchlässigkeit, Speichervermögen und anderen Parametern 4.1 Pumpversuch und klassische Pumpversuchsauswertung Ein Pumpversuch ist ein Versuch im freien Gelände, bei dem einem Aquifer über eine bestimmte Zeit kontrolliert durch Pumpen an einer oder mehreren Entnahmestellen Wasser entnommen wird und dabei ständig die Änderung der Tiefenlage des Wasserspiegels in Abhängigkeit von Raum und Zeit festgestellt wird. Die Tabelle 1 auf der Folgeseite klassifiziert die verschiedenen Pumpversuchsarten. Im Rahmen dieses Leitfadens interessieren lediglich der hydrologische Pumpversuch bzw. der Vor-, Kurz-, Zwischen-Pumpversuch, soweit er der gleichen Zielsetzung dient. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 11 Tab. 1 Arten, Aufgaben und Charakteristik verschiedener Pumpversuche: Art/Bezeichnung Aufgabe, Zweck Durchführungscharakteristik Vor-, Kurz-, Zwischen-Pumpversuch Orientierende Erkenntnisse in Bezug auf weitere Entscheidungen, meist betr. Brunnenausbau Meist nur wenige Stunden Dauer; Abschätzung von Ergiebigkeit, Aquifereigenschaften, Hydrochemismus Hydrologischer Pumpversuch Ermittlung hydrogeologischer Kennwerte zur Beurteilung d. Aquifers Häufig zusätzliche Beobachtung des Gw-Spiegels an Gw-Mestellen erforderlich Leistungspumpversuch Ermittlung der Brunnencharakteristik Entnahme wird stufenweise gesteigert. Meist im fertig ausgebauten Brunnen durchgeführt Großpumpversuch Erkenntnisse bzgl. des VerDauer: mehrere Tage bis haltens mehrerer Brunnen bei Wochen gleichzeitiger und/oder langandauernder Förderung Pumpversuch zur Überwachung von Betriebsbrunnen Feststellen der Veränderungen von Brunneneigenschaften Wird in bestimmten Zeitabständen unter stets gleichen Bedingungen wiederholt Nach einer stets erforderlichen Planung und der Durchführung des eigentlichen Pumpversuches im Feld liegen die Meßdaten entweder in digital gespeicherter oder in schriftlich tabellierter Form vor. An dieser Stelle beginnt dann die Auswertung des Pumpversuches mit den Zielen, • Hinweise zum Aufbau des Grundwasserleiters zu erhalten, • das Verständnis des hydraulischen Systems zu bestätigen, zu verbessern oder zu korrigieren und schließlich • die Aquiferparameter zu bestimmen. Explizit sei in diesem Leitfaden darauf hingewiesen, daß nicht nur letztgenannter Punkt Aufgabe der Auswertung ist, sondern auch die beiden anderen. Ohne die Abklärung dieser beiden Punkte ist gerade im Zeitalter bedienerfreundlicher Auswertungs-Software die Gefahr einer mißbräuchlichen, weil aufgrund unzutreffender Randbedingungen falschen Verwendung beträchtlich. Die klassische Pumpversuchsauswertung stützt sich auf analytische Lösungen der Strömungsgleichung und beruht auf der Anwendung von Typkurven-Verfahren oder Geradlinien-Verfahren, mit denen unter Annahme bestimmter Voraussetzungen (insbesondere die Symmetrie- und die Anströmungsverhältnisse im Aquifer betreffend) Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 12 sowie unter Einsatz konkreter örtlicher und zeitlicher Dimensionen die gewünschten Parameter quantifiziert werden können. - Grundsätzlich werden dabei Auftragungen der Absenkung, der Zeit, der Entfernung oder Normierungen bzw. Ableitungen dieser Größen für unterschiedliche Skalierungen der Diagrammachsen vorgenommen. Parameter in Bezug auf den Brunnen sind • die Brunnenspeicherung C [m³⋅Pa-1] • die dimensionslose Brunnenspeicherung CD [-] • der Skinfaktor sF [-] • der wirksame Brunnenradius rw [m] Parameter in Bezug auf den Aquifer sind • die Transmissivität T [m²/s] • die Transmissivität des Kluftsystems T [m²/s] • die Transmissivität des Porensystems T [m²/s] • der Speicherkoeffizient S [-] • der Speicherkoeffizient des Kluftsystems S(f) [-] • der Speicherkoeffizient des Porensystems S(m) [-] • das Speicherverhältnis ω [-] • das Transmissivitätsverhältnis λ [-] 4.2 Pumpversuch und Auswertung mittels numerischem Modell Analytische Lösungen gibt es zwar für eine große, aber immer noch begrenzte Anzahl verschiedener Typen von Grundwasserleitern, Aquiferrändern, Brunneneffekten, Einflüssen von Klüften und Fugen usw. - Für einen dreidimensional stark differenzierten Aufbau des Grundwasserleiters hingegen existieren nach wie vor keine befriedigenden analytischen Lösungen. Solche Fälle erfordern den Einsatz von numerischen Modellen zur Auswertung von Pumpversuchen, wie letztere im übrigen ohnehin geeigneter sind, die Realsituation im Untergrund zu erfassen und mittels quantitativer Größen für Speichervermögen und Durchlässigkeit beschreibbar zu machen. Nicht nur mit aufwendigen, dreidimensionalen numerischen Strömungsmodellen können • • • • Anisotropie, Schichtung, unvollkommene Brunnen und beliebige Positionierung der Filterstrecke im Brunnen simuliert werden, um letztendlich eine paßgenaue Pumpversuchsauswertung zur Ermittlung der Aquiferparameter zu erreichen. Auch mittels einfachster zweidimensionaler numerischer Modelle sind obige Gegebenheiten berücksichtigbar und selbst für den freien Aquifer sind iterativ Antworten erarbeitbar, wohingegen analytische Lösungen derzeit noch immer nicht bekannt bzw. praktikabel sind. Zur Ermittlung von T und S eignen sich selbst bei einfachsten numerischen Strömungsmodellen sogenannte radialsymmetrische oder radiale Modellkonfigurationen, mit welchen alle o. g. Anforderungen erfüllt werden können. Die Methode ist theoretisch einfach, wenngleich nicht geringaufwendig: Die im Pumpversuch bekannten tatsächlichen Meß- bzw. Einstell-Größen, wie Entnahmemengen, Zeiten, Entfernungen und Ausbau werden in das Modell eingegeben, während die resultierenden Größen, wie vor allem die raumzeitliche Absenkung, durch sinnvolle Veränderungen der Grö- Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 13 ßen S und T bis zur Übereinstimmung von Modellresultat und Realsituation gefunden werden. Die Belastbarkeit von auf diese Weise gewonnenen Werten ist höher als die über analytische Verfahren gewonnenen und kann durch sinnvolle Rand- und Anfangsbedingungen von einer Gebietssimulation der Grundwasserströmung weitgehend abgekoppelt werden. Dennoch muß festgestellt werden, daß diese Auswerteverfahren in nächster Zeit wohl nur ergänzend und in vielen Situationen nicht anstelle der analytischen eingesetzt werden wird. 5. Mindestanforderungen des LfU bei der Durchführung von Pumpversuchen, praktische Hinweise und Empfehlungen Pumpversuche, - insbesondere Grundwasserleitertests -, sind sehr planungs-, kostenund zeitaufwendige Versuche im Realmaßstab. Aus diesem Grund darf das angestrebte Ziel nicht durch mangelhafte Ausführung in den verschiedenen Phasen verfehlt werden. Um im Falle von aus irgendwelchen Gründen lediglich suboptimal ausgeführten Arbeiten nicht gleich alle Leistungsbausteine unbrauchbar werden zu lassen, sollte man sich an die in bestehenden technischen Regelwerken, der Fachliteratur sowie die im vorliegenden Leitfaden erläuterten Mindestanforderungen halten, damit dritte Stellen mit den vorhandenen Daten notfalls noch eine ausreichend gute Mindestinformation erarbeiten können. Darüber hinaus sind an mehreren Stellen dieses Leitfadens wichtige und ergänzende Hilfen formuliert. An dieser Stelle werden nicht Theorie und Methodik der Pumpversuchsauswertung /interpretation, auch nicht die später in diesem Leitfaden ausführlich diskutierten Spezifika und Verhaltensweisen von Grundwasser und Gw-Leiter bei Versuchen im saarländischen Hauptgrundwasserleiter behandelt, sondern Dinge angesprochen, welche für den erfahrenen Fachmann und Praktiker eigentlich als selbstverständlich angesehen werden, andererseits von Personen und Firmen, welche eher sporadisch oder gar erstmalig einen Pumpversuche in Angriff nehmen, immer wieder nur fehlerbehaftet umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang werden hier schwergewichtet Hilfen und Mindestanforderungen zu den Pumpversuchsphasen • Planung, • Durchführung, • Dokumentation, gegeben und nur untergeordnet noch einige Tipps zur • Pumpversuchsauswertung angefügt. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 14 Pumpversuchsplanung 1. Auslegung und Ablauf des Pumpversuches hängen in erster Linie von der Fragestellung und der Zielsetzung ab und sind darauf hin abzustimmen. (Beispiele: Ermittlung einer Vorstellung zum Untergrundaufbau, zu den quantitativen Eigenschaften des Aquifers, zu Fragen von Richtung, Geschwindigkeit und Qualität des Grundwasserstromes oder darin enthaltener Stoffe usw.) 2. Pumpversuche stellen einen Eingriff in das Grundwasser dar und sind folglich von genehmigungsrechtlicher Relevanz. Ein wasserrechtlicher Antrag zwecks Grundwasserentnahme und Einleitung des geförderten Wassers ist in aller Regel erforderlich. 3. Terminliche Koordination aller Beteiligten (eigene Mitarbeiter, Behörden, ausführende Firma, chemisches Labor, Ämter, Auftraggeber usw.) ist ein absolutes Muß; Nichtbeachtung führt meist zum Verlust von Informationen. Es empfiehlt sich oft, allen Beteiligten zuvor einen graphischen (Zeit-) Ablaufplan auszuhändigen. 4. Fachinhaltliche Aufgabenverteilung und Vorbesprechung mit den Beteiligten unumgänglich, so z. B. Einweisung des/der Meßtrupps in das Untersuchungsprogramm und in die Anforderungen an die Meßgenauigkeit, Festlegen des Höhenbezugspunktes (immer anzugeben: Differenz GOK-Höhe und Meßpunkthöhe!), Verhalten und Orientierung an einen zuvor aufzustellenden Störfallplan (mit Definition der Abbruchkriterien, Weiterführungskriterien bei verschiedenen Auffälligkeiten sowie Telefonrundrufliste). 5. Je nach Umgebung, in der der Pumpversuch stattfindet, sind Sicherungs- und Schutzmaßnahmen zu beachten, da andernfalls schwere oder gar tödliche Personenschäden vorkommen können (Beispiel: Vorbohrung oder Gw-Meßstelle in freiem Gelände; U-Pumpe größerer Leistung erfordert Kraftstromversorgung, welche von einem provisorisch aufgestellten Stromverteilungsschrank abgegriffen wird). 6. Prüfung von Gerätschaften und Brunnen bzw. Gw-Meßstellen auf Funktionsfähigkeit. Dies bedeutet in einigen Fällen, daß ein kurzes Anpumpen vor dem eigentlichen Pumpversuch vorgenommen werden sollte, um die erwartungskonforme Reaktion des Gw-Spiegels zu testen, wobei im Zuge dieses Kurztest auch die bei völlig unbekannter Verhaltensweise des Aquifers/Gw-Spiegels richtige Einstellung der Pumpe für den eigentlichen späteren Pumpversuch einzugrenzen und damit einen der häufigsten Fehler zu vermeiden, - das mehrfache Verstellen der Pumpenleistung zu Beginn des PV, welches mehrere spätere Auswertungen unmöglich macht. Selbstverständlich müssen alle Lichtlote oder Datenlogger zuvor einer Funktionsprüfung unterzogen werden. 7. Auswahl einer geeigneten (!) Pumpe, der Steuereinrichtungen und Durchflußmeßeinrichtungen (Beispiele: Kennlinie der Pumpe möglichst steil, um konstante Förderrate gewährleisten zu können; Wasseruhren abgestimmt auf Fördervolumen). Es ist außerdem Wert darauf zu legen, daß das geförderte Wasser in ausreichend großer Entfernung von der Entnahmestelle zum Auslauf kommt, um einen hydraulischen Kurzschluß zu verhindern. 8. Am Anfang der Pumpversuchsplanung sollte eine Kurzdarstellung des Kenntnisstandes zum Untersuchungsgebiet stehen, zum vermuteten hydraulischen Modell und eine Erwartungshaltung hinsichtlich der Bandbreite der Aquiferparameter. Es ist anzuraten, mit den geschätzten Aquiferkenngrößen den Pumpversuch vorab grob durchzurechnen, damit man eine Vorstellung zur Größenordnung von Ent- Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 15 nahmemenge, Absenkung und evtl. Entfernung von Gw-Meßstellen bekommt. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß manche Autoren in Lehrbüchern für das durch den Pumpversuch erzeugte hydraulische Gefälle („Betriebsspiegelgefälle“) einen um den Faktor 50 höheren Wert als für das Ruhespiegelgefälle empfehlen. 9. Bei Grundwasserleitertests sollten die Filter in den Gw-Meßstellen möglichst kurz gehalten werden (nach Möglichkeit nur einen oder einige Meter), da oft nur dann eine annähernd punktförmige Potentialangabe erfaßt wird. Während die Tiefenlage des Filterrohrbereichs bei gespanntem Grundwasser und vollkommenem Brunnen keine Bedeutung für die Ermittlung der Aquiferparameter hat, sollte sie bei freiem Grundwasser und vollkommenem Brunnen etwa 80 % der nichtbeeinflußten wassererfüllten Mächtigkeit über der GwL-Sohle liegen. Hinsichtlich ihrer Tiefenlage bei unvollkommenen Brunnen müssen bei hoher Genauigkeitsanforderung an die Aquiferparameter entsprechende Vorausberechnungen nach in Lehrbüchern enthaltenen Pauschalformeln angewandt werden. Pumpversuchsdurchführung 1. Die Meßintervalle beim Pumpversuch sollten sich an die im DVGW-Arbeitsblatt W 111 genannten Zeiten halten. Danach wäre die Ablesung für die Absenkung wie folgt vorzunehmen: während der ersten 10 Min.: zwischen 10 Min. und 1 Std.: zwischen 1 Std. und 2 Std.: zwischen 2 Std. und 3 Std.: zwischen 3 Std. und 5 Std.: über 5 Std.: jede Minute alle 5 Min. alle 10 Min. alle 20 Min. alle 30 Min. jede Std. Nach Möglichkeit sollte zu diesen Zeiten auch die Höhe der Förderung abgelesen werden. 2. In sehr vielen Fällen wird die Gesamtdauer des Pumpversuches zu kurz gewählt. Dies gilt vor allem bei Grundwasserleitertests. In der Literatur werden für Lockergesteine bei konstanter Förderrate Zeiten zwischen 200 und 400 Stunden genannt, bei Festgesteinen gilt laut Literatur meist der letztgenannte Wert oder gar darüber liegende Zeiten. - In der Praxis sind solch lange Zeiten nur bei relevanten Fragestellungen realisierbar. Aber auch in den Fällen, in denen mit begrenztem Aufwand Eigenschaften des Untergrundes zu ermitteln sind, ist eine Zeit von 72 Stunden in der Regel nur in begründeten Ausnahmefällen ausreichend. - Kurz- und Zwischenpumpversuche sowie Brunnentests können dagegen oft schon nach 8 bis 24 Stunden beendet werden. - Zur Orientierung sei die Zeit für die Beobachtung des Wiederanstieges noch angeführt: Sie sollte zumindest die Hälfte der Pumpversuchsdauer überstreichen. 3. Die Positionierung der Gw-Meßstellen sollte nur im Einzelfall auf fiktiven Meßkreuzen liegen. Deren Entfernung zur Entnahmestelle sollte so fixiert werden, daß bei logarithmischer Darstellung eine äquidistante Auftragung resultiert. Ansonsten sollte sich das Meßnetz nach den lokalen Gegebenheiten richten. Anhaltswerte für Mindestabstände r der Gw-Meßstellen zur Entnahmestelle sind gemäß DVGW W 111 wie folgt festgelegt: Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 16 gespanntes Grundwasser: M < r < 20M freies Grundwasser: H < r < 10H (M bzw. H = Grundwassermächtigkeit) Zum Ausschluß der Wirkung der Unvollkommenheit eines Brunnens/einer Meßstelle hat letztere eine Mindestentfernung von r > M bzw. H zu haben. 4. Die Meßgenauigkeit für die Wasserspiegellage beträgt bei Handmessung mit dem Lichtlot 1 cm, bei besonders günstigen Bedingungen 0,5 cm. Bei Datenloggern muß mindestens die gleiche Genauigkeit gegeben sein (meist werden Genauigkeiten von wenigen Millimetern erreicht). Die Ablesung der Fördermengen sollte bei Entnahmeraten bis zu 5 Litern/Sekunde eine Genauigkeit von 0,1 l/s ermöglichen, bei höheren Entnahmeraten sind geringere Genauigkeiten einzufordern, die jedoch im Bereich der für situationsadäquate Meßgeräte möglichen Ablesegenauigkeiten zu liegen haben. 5. Wenngleich viele Pumpversuche durch allzu kräftiges Nachregulieren der Leistung der Pumpe (vor allem in der Anfangsphase) für die Beantwortung bestimmter Fragestellungen unbrauchbar werden, ist es dennoch häufig erforderlich bzw. unabdingbar (insbesondere bei nicht ganz auf die Problematik passende Kennlinie der Pumpe und/oder starker Absenkung), die Leistung der Pumpe durch Nachregelung auf einem konstanten Wert zu halten. Dies sollte sehr behutsam geschehen und wird in der Regel entbehrlich, wenn sich die Absenkungstendenz des Wasserspiegels in der Entnahmestelle verringert. Pumpversuchsdokumentation 1. Während der Ausführung des Pumpversuches sind verschiedene Mindestdokumentationen erforderlich. Diese sollten in einem Versuchstagebuch gesammelt werden. Dort sind neben allen mit Datum und Uhrzeit zu versehenden Eintragungen zu Besonderheiten während des Pumpversuches, wie etwa • Abweichungen vom Versuchsplan oder Änderungen desselben (Grund, Art) • gerätetechnische Auffälligkeiten, Unregelmäßigkeiten, Austausche, Unterbrechungen, Reparaturen, Probleme usw. • Änderungen der äußeren Randbedingungen, wie Niederschlag, Hochwasser, starke Luftdruckschwankungen, Inbetrieb- oder Außerbetriebgehen benachbarter Brunnen usw. • Änderungen der Beschaffenheit des Förderwassers, wie Trübstoffe, Sandgehalt, gemessene Werte (pH, Leitfähigkeit u. a.) einzutragen. 2. Die Angabe verschiedener Informationen zur Entnahmestelle und Gw-Meßstelle ist verpflichtend. Hierzu gehören etwa deren Lage, Tiefe, Ausbau, Herstellungsdatum und Herstellerfirma (beides soweit bekannt), Angaben zum Meßpunkt sowie zu den Meßgeräten usw. - Das LfU des Saarlandes empfiehlt, sich inhaltlich der beiden Anlagen 2 und 3 des genannten DVGW Arbeitsblattes W 111 zu bedienen. 3. Ebenfalls sollten inhaltlich die beiden Anlagen 4 und 5 der genannten Quelle benutzt werden, um zur Entnahmestelle und/oder zur Gw-Meßstelle die Meßwerte während des Pumpversuches einzutragen. Diese Originaldaten sind für das LfU Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 17 weiterer unverzichtbarer Bestandteil der Datendokumentation. Darin müssen mindestens enthalten sein • • • • • • Datum, Uhrzeit, Dauer des Versuches seit Beginn, Wasserstand unter Meßpunkt [Angabe in Meter], Absenkung [m], zum Zeitpunkt obiger Messungen abgelesener Wert des Wassermengenzählers, • Entnahmerate zum jeweiligen Zeitpunkt [Angabe in l/s oder m³/h] • fakultativ können Angaben zur Leitfähigkeit, pH-Wert, Temperatur, Sandführung, Trübung, Farbe usw. in die gleiche Tabelle eingetragen werden. Eine übersichtliche und saubere Form der Ergebnisdarstellung ist erwünscht. Wenn dabei die Feldaufzeichnungen in Reinschrift überschrieben werden, ist besonderes Augenmerk auf das Vermeiden von Übertragungsfehlern zu legen. Bei Übergabe von Daten aus Datenloggern ist neben dem Beifügen der Originaldaten (je nach Umfang auf Diskette oder CD) auch eine ergänzende Sichtung/Reduktion auf weniger zeitdichte Daten erwünscht. Pumpversuchsauswertung 1. Wann immer möglich, sollten die Aquiferparameter aus den Daten von GwMeßstellen und nicht aus denen der Entnahmestelle ermittelt werden (für das Speichervermögen ohnehin nicht bzw. äußerst eingegrenzt nur möglich). In Meßstellen sind die Auswirkungen von Förderschwankungen gegenüber denen im Brunnen deutlich abgemindert. Folgen von Skin-Effekten sind im Vergleich zu denen in Brunnen meist nicht relevant. Im Brunnen ist infolge des nicht berechenbaren Wertes für das Speichervermögen die Interpretation von Knickpunkten nicht möglich sowie bestimmte Zeitschranken nicht errechenbar (Stichwort: dimensionslose Zeit). 2. Wenn die Durchlässigkeit aus den Daten der Entnahmestelle berechnet wird, sollte insbesondere auch auf diejenigen aus der Wiederanstiegsphase zurückgegriffen werden, da dort ebenfalls Entnahmeschwankungen keine Rolle spielen und zudem die Bedeutung der Sickerlinie entfällt. 3. Bei Geradlinienverfahren sollte als Basis für die Ausgleichsgerade auf mindestens sechs bis acht Punkte zurückgegriffen werden können. Außerdem darf zur Bestimmung von t0 keine allzu große Extrapolation über die Punkteschar hinaus geschehen. 4. Um nicht fälschlicherweise Veränderungen im unmittelbaren Gebirge um die Entnahmestelle als Eigenschaften des weiter umliegenden Gebirges zu mißinterpretieren, empfiehlt sich die Bestimmung des summarischen Skineffektes bzw. der aus dem Skin-Effekt sich ergebenden Zusatzabsenkung beim Pumpversuch. Hierzu eignet sich die gemeinsame halblogarithmische Auftragung der Absenkung bzw. der residuellen Absenkung gegen die Zeit t bzw. t´ (logarithmisch). 5. Zur diagrammatischen Darstellung der Pumpversuchsdaten sowie zur darauf aufbauenden Berechnung der Aquiferkenngrößen sei auf Kapitel 7 dieses Leitfadens verwiesen. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 18 6. Am Ende der Auswertung und bereits als Teil der Interpretation anzusehen, sollte nochmals auf die Frage in der Planung eingegangen werden, welches hydraulische Modell identifiziert werden kann und welche räumlichen Randbedingungen (Staugrenzen, Anreicherungsgrenzen usw.) erkennbar sind. Auch die Versuche zur Interpretation von Pumpversuchen, die aufgrund der Überlagerung verschiedener Einflüsse nicht auswertbar sind, steht gegebenenfalls noch abschließend an. 6. Leakage und andere mögliche Ursachen für die scheinbare Zunahme der Transmissivität mit der Entfernung 6.1 Die scheinbare Abhängigkeit der Transmissivität von der Entfernung zum Förderbrunnen im saarländischen Hauptgrundwasserleiter Die Abteilung Geologie des Landesamtes für Umweltschutz hat Kennwerte des Grundwasserleiters in großem Umfang ermittelt. In früherer Zeit sind von dieser Abteilung in die Auswertungen von Pumpversuchen die umfangreichen Erfahrungen an vielen Örtlichkeiten dergestalt eingeflossen, daß der Dämpfungseffekt, den das Porensystem des Gesteins bzw. dessen Drainage in die Klüfte auf die Ausbildung der Absenkung hat, in Form einer einfachen Korrektur berücksichtigt wurde. Dieser Dämpfungseffekt macht sich so bemerkbar, als ob mit zunehmender Entfernung von der Entnahmestelle die Transmissivität zunimmt und mit einer analytischen Gleichung der Form Tr = T0⋅ar beschrieben werden konnte. Darin bedeuten: Tr = „scheinbare“ Transmissivität in einer Entfernung r von der Entnahmestelle, T0 = Transmissivität, welche mit Daten der Entnahmequelle berechnet wurde, a = Zuwachsgröße. Die erwünschte Konsequenz war, daß die Berechnung von Absenktrichtern zu weit schwächeren Eintiefungen des Grundwasserspiegels führte als etwa mit dem klassischen Auswerteverfahren nach THEIS und damit realitätsnähere Resultate mit allen darauf fußenden weiteren Folgen lieferte. Die Zuwachsgröße a wurde im saarländischen Hauptgrundwasserleiter mit einem Durchschnittswert von 1,003 angegeben, so daß sich errechnen läßt, daß in einer Entfernung von ca. 230 m ein scheinbarer T-Wert festgesetzt werden kann, der doppelt so hoch ist wie der reale T-Wert, welcher im Förderbrunnen ermittelbar ist. Dieser früher angewandte Ansatz war für die Praxis zeitweise ein hilfreicher Weg zur Berücksichtigung der angedeuteten Phänomene, konnte aber aufgrund seiner massiven Theoriewidersprüchlichkeit nicht aufrecht erhalten werden. 6.2 Ausmaß des Dämpfungseffektes an Beispielen Die beiden nachfolgenden Abbildungen ermöglichen eine Vorstellung über die Abweichungen, die bei der Berechnung der Ausbreitung eines Absenktrichters im Grund- Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 19 wasserleiter entstehen, wenn man die genannten und realen Eigenschaften des Hauptgrundwasserleiters beachtet im Vergleich zur Prognose ohne Beachtung dieser Phänomene: HEIZMANNN, G., [2], hat u. a. an einem Beispielfall in Lebach gezeigt, daß sich ohne Berücksichtigung der realen Zusickerung, d. h. ohne die Anwendung der früher temporär angewandten und damals sogenannten „T-r-Beziehung“ nach der Auswertemethode von THEIS mit der in der Abbildung gepunktet dargestellten Kurve auch noch in zwei Kilometer Entfernung von der Entnahmestelle Absenkungswerte in der Größenordnung von über 2 m berechnen ließen. Tatsächlich sind derart großflächige und tiefe Absenktrichter im Saarland kaum zu beobachten. Die Realsituation kann durch geeignete Auswerteverfahren besser getroffen werden, auch wenn, wie im Fall der früher praktizierten „T-r-Beziehung“ ein fachlich vertretbares theoretisches Konzept nicht besteht. Im quasistationären Strömungszustand reicht der Absenkungstrichter entweder gerade eben mal nur bis zur genannten Entfernung von 2 km oder es sind allenfalls einige Zentimeter Absenkung in dieser Entfernung zu prognostizieren. Abb. 1: Absenktrichter unter verschiedenen Bedingungen (s. Textkasten in der Abb.) am Beispiel des hypothetischen Förderzentrums des Zweckverbandes in Lebach In obiger Abbildung ist die Ausbreitung des Absenktrichters im Aquifer mit horizontaler Grundwasseroberfläche dargestellt. Ein mit einem einfachen numerischen Strömungsmodell ausgearbeitetes Beispiel, in dem eine entsprechende Zusickerung in den Aquifern simuliert wird, soll dokumentieren, daß sich auch im Fall eines geneigten Grundwasserspiegels mit einem Gefälle von 0,01 die Resultate ohne und mit Berücksichtigung des Leakagefaktors bei sonst gleichen Bedingungen wesentlich unterscheiden: Dies zeigt die Abbildung 2 auf der Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 20 Folgeseite an der Entfernung des unterstromig des Brunnens gelegenen Kulminationspunktes x0 einerseits und an der Flächengröße des Absenktrichters andererseits. Ohne Berücksichtigung einer Zusickerung aus einem reaktionsträgen Speicherteil des Aquifers in das reaktionsschnelle Transportteil des Aquifers liegt x0 in einer Entfernung von fast 250 m unterhalb des Brunnens, mit Berücksichtigung hingegen bei lediglich etwas über 125 m. Die Ausdehnung des Absenktrichters erreicht im erstgenannten Fall mehr als das Zehnfache der Ausdehnung im zweitgenannten Fall. Zahlenmäßig verdeutlichen auch die berechneten Werte der Transmissivität, welche im Rahmen eines Pumpversuches in St. Ingbert, Brunnen „Auf der Au“, ermittelt werden konnten, die Größenordnung der scheinbaren Zunahme der Transmissivität in Abhängigkeit von der Entfernung: Nach dem THEIS-Verfahren ermittelbare Transmissivitäten in Abhängigkeit von r: r [m] T [m²/s] Brunnen 1 Brunnen 2 Brunnen 3 Brunnen 4 0 350 705 970 2,9⋅10-3 4,5⋅10-3 4,8⋅10-3 17,7⋅10-3 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 21 Abb. 2: Simulation der Ausbildung eines Absenkungstrichters um einen Brunnen bei geneigtem Grundwasserspiegel und gleichen Bedingungen einmal mit und einmal ohne Berücksichtigung einer Speisung der bevorzugten Transportwege durch Wasser aus reaktionsträgem Speicherraum (intern oder extern). Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 22 6.3 Leakage im Hauptgrundwasserleiter des Saarlandes: Begriff und weitere Differenzierung Zentrale Bedeutung für Abweichungen der Absenkkurven von der Idealvorstellung nach THEIS und damit auch der Fließgeschwindigkeit im Grundwasser, der ermittelbaren Aquiferdurchlässigkeit und aller zusammenhängenden praktischen Auswirkungen und Folgen, hat der Begriff „Leakage“. Die in einem Grundwasserleiter über eine ihn über- oder unterlagernde Schicht geringerer Durchlässigkeit zusickernde oder wegsickernde Wassermenge QL ist abhängig vom Potentialunterschied an dieser Stelle, von der Zusickerungsfläche A und vom Verhältnis der Durchlässigkeit der geringer durchlässigen Schicht zu deren Mächtigkeit. Also: QL = kf’/M’⋅A⋅(H’ - H) [Volumen/Zeit] bspw. [m²/s] Oft wird in der Literatur oder in marktgängigen EDV-Programmen aber die sogenannte Undichtigkeitszahl C verwandt, C = M’/kf’ deren Einheit demzufolge [Zeit], meist [s] ist. Der literaturübliche Begriff Leakage bzw. der Leakagefaktor L wird definiert als: L = SQR(C⋅T) = SQR((M’/kf’)⋅kf⋅M) so daß als Einheit [Länge], i. d. R. [m], resultiert. Zwischen dem früher von der Abteilung Geologie des LfU des Saarlandes benutzten Faktor „a“ der früher so bezeichneten „T-r-Beziehung“ und dem Leakagefaktor L besteht die Beziehung: 1/L + 1 = a Die durch numerische Modellierung im Buntsandstein ermittelten Leakagefaktoren in der Größenordnung von etwas unter 100 bis ca. 1000 m, meist zwischen 200 und 500 m, passen gut zu Werten, die HEIZMANN, an versch. Stellen, (bspw.[5]), angibt: a im St. WendelerGraben [-] Leakagefaktor L [m] 1,005 1,008 1,009 1,011 200 125 110 91 In numerischen Grundwassersimulations-Modellen muß, sofern man die früheren Resultate in irgendeiner Art weiter nutzen möchte, mit anderen Werten gearbeitet werden. In dem in Deutschland sehr weit verbreiteten Computermodell ASM, [6], wird der Leakagefaktor abweichend von obiger Definition festgelegt als LASM = kf’/M’ Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 23 Also: LASM = 1/C Demzufolge hat LASM die Einheit [1/Zeit], dort [1/s] Somit ergibt sich zum oben definierten Leakagefaktor L die Beziehung LASM = T/L² [1/s] und es entsprechen sich bspw. nachfolgende, wenn T = 0,002 ist: L [m] LASM [1/s] 400 1,2⋅10-8 91 2,4⋅10-7 Im weltweit am häufigsten angewandten Simulationsmodell MODFLOW, [7], wird hingegen der Begriff „Conductance“ verwandt, der die Einheit [Fläche/Zeit], dort [m²/Tag] hat. Setzt man voraus, daß sich Durchlässigkeit und Mächtigkeit der Schicht, über welche der Aquifer seine Zusickerung erfährt, nicht von der des Aquifers unterscheiden, da es sich um eine „aquiferinterne Zusickerung“, d. h. um bspw. eine Drainage des Porenwassers in das Kluftsystem handelt, so ergibt der quadratische Kehrwert des Leakagefaktors, multipliziert mit der Transmissivität, Zellfläche und den Sekunden eines Tages den Wert für die Conductance, - also: C = (1/L²)⋅T⋅F⋅86400 [m²/Tag] Wiederum seien exemplarisch einander entsprechende Werte aufgeführt: Bei T = 2⋅10-3 [m²/s] und F = 2,5⋅103 gilt: L [m] C [m²/Tag] 125 27,6 400 2,7 Sowohl analytisch als auch numerisch gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine Zusickerung, gleich welcher Art, d. h. sowohl im Aquifer selbst (Porenwasser fließt allmählich in die Klüfte) als auch aus Liegend- oder Hangendschichten, bei der Ermittlung der Aquiferparameter zu berücksichtigen ohne eine theoriewidersprüchliche Abhän- Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 24 gigkeit der Transmissivität von der Entfernung zu einer Entnahmestelle anzunehmen (s. u.). 6.4 Mögliche weitere Ursachen für Abweichungen der Pumpversuchsdaten vom klassischen Kurvenverlauf nach THEIS Folgende Ursachen oder Einflußfaktoren können bei der Auswertung von Pumpversuchen in verschiedenen Durchlässigkeiten in der Entnahmestelle/Pumpbrunnen und einer oder mehreren von ihr entfernten Grundwassermeßstelle, Beobachtungsstelle, Beobachtungsbrunnen o. ä. münden: a) Meßfehler b) veränderte physikalische Randbedingungen, wie bspw. Luftdruckschwankungen c) Veränderungen der Relativpermeabilität für Wasser durch Lufteinschlüsse beim Wiederanstieg in freiem Gw d) Orientierung der Achse Entnahmestelle - Beobachtungsstelle zum Gw-Ruhestrom e) unterschiedliche Tiefe von Entnahme- und Beobachtungsstelle f) Einflüsse dritter Entnahmestellen auf Entnahme- oder Beobachtungsstelle g) Alterung in der Entnahmestelle oder der Beobachtungsstelle h) reale Inhomogenitäten des Grundwasserleiters i) tektonische Lineamente in unmittelbarer Nähe einer der beiden Stellen j) Verringerung der wassererfüllten GwL-Mächtigkeit infolge Ausbildung des Absenktrichters k) nährende Ränder l) undurchlässige Ränder m) Zusickerung aus dem Hangenden oder Liegenden n) Zusickerung aus aquiferinternem Porenraum in das aquiferinterne Fugensystem Aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit und der angestrebten Kürze dieses Leitfadens wird, wie in den bisherigen Kapiteln auch, auf eine detaillierte Erläuterung aller genannten Einzelpunkte verzichtet und bezüglich der Diskussion der Punkte a) bis g) auf die entsprechende Standardliteratur verwiesen, z. B. [8, 9, 10]. Lediglich auf die Untergliederungen h) bis n) wird in den nachfolgenden Kapiteln eingegangen. 7. Absenkungsverhalten bei Pumpversuchen im Hauptgrundwasserleiter des Saarlandes 7.1 Generelle Methodik der Pumpversuchsauswertung mittels halbgraphischer Verfahren Neben der Verwendung von EDV-Programmen zur Auswertung der beim Pumpversuch anfallenden Daten werden auch heute noch Auswertungen mit Papier und Taschenrechner durchgeführt. Sie erlauben in nicht wenigen Fällen eine mindestens gleichwertige Erarbeitung der gewünschten Resultate und ermöglichen darüber hinaus dem Auswerter oft auch eine bessere Berücksichtigung von Besonderheiten einzelner Datenpaare. Auch der „Black box-Charakter“ der Auswertung geht verloren, man erkennt, an welcher Stelle subjektive und objektive Einflüsse eine Wirkung auf das Endresultat bewirken. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 25 Zunächst sollte grundsätzlich eine diagrammatisch Auftragung der Absenkung bzw. korrigierten Absenkung gegen die Zeit vorgenommen werden, und zwar in nichtlogarithmischer Achseneinteilung. Hierbei werden erste Auffälligkeiten erkennbar und bspw. Meß- oder Ablesefehler häufig bereits erkannt. Im zweiten Schritt folgt dann die Erstellung eines Diagrammes mit einfacher oder doppelt logarithmischer Achseneinteilung, in dem wiederum die Pumpversuchsdaten eingetragen werden. Hierbei gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Auswertemethoden: • die sogenannten Geradlinienverfahren, • die sogenannten Typkurvenverfahren. Zur Theorie der beiden Verfahren sei an dieser Stelle auf die einschlägige Literatur hingewiesen. An dieser Stelle wird lediglich die methodische Vorgehensweise zur Auswertung nach diesen beiden Prinzipien in aller Kürze beschrieben. Beim üblichsten Geradlinienverfahren wird auf der logarithmischen Abszisse die Zeit aufgetragen [s], auf der Ordinate die Absenkung s [m], wobei man üblicherweise die y-Achse nach unten aufsteigend zeichnet (wie die vom Koordinatenursprung nach unten laufende negative y-Achse; die Vorzeichen sind hier jedoch positiv). Die Punkteschar ergibt einen anfänglich (kleine Zeiten) meist unruhigen, nichtlinearen Verlauf, der nach einer gewissen Zeit in eine halblogarithmische Gerade übergeht. Die Steigung dieser Gerade über eine logarithmische Zeitdekade wird als ∆s bezeichnet und für das spätere Einsetzen in Formeln benötigt. Deren Verlängerung bzw. Extrapolation in Richtung kleinere Zeiten und kleinere Absenkung führt zu einem Schnittpunkt mit der Abzissenparallelen durch den Ordinatenwert mit s = 0, wobei man dort die Zeit t0 in Sekunden abliest. Auch dieser Wert wird später in eine Formel eingesetzt. (Neben dem hier beschriebenen log Zeit - Absenkungs - Verfahren gibt es weitere Geradlinienverfahren). Im dritten Schritt werden die graphisch ermittelten Werte ∆s und t0 zur Berechnung der Transmissivität und des Speichervermögens eingesetzt: T = 0,183 Q/∆s S = 2,25 t0 T/r² Es bedeuten: r: Entfernung GwM - Entnahmestelle [m] Q: Entnahmevolumen pro Zeit [m³/s] Ob die Anwendung dieser Formeln jedoch im konkreten Einzelfall statthaft ist, muß anhand des Kriteriums u < 0,02 jeweils überprüft werden. u ist definiert als r² S/(4 t T). Das klassischste der sogenannten Typkurvenverfahren, von denen es ebenfalls mehrere gibt und einige davon in den nachfolgenden Gliederungspunkten diskutiert werden, baut auf einer diagrammatischen Auftragung der Daten auf doppelt logarithmischem Papier auf: Auf der Ordinate werden (ebenfalls von oben nach unten) die Werte für die Absenkung eingetragen, auf der Abszisse die Werte für t/r² [s/m²]. Es resultiert in aller Regel ein im linken unteren Diagrammteil steiler, dann nach rechts oben flacherer Verlauf der Punkteschar. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 26 Im gleichen Maßstab wird, - diesmal allerdings auf transparentem Papier -, die sogenannte Standardkurve bzw. THEISsche Typkurve aufgetragen. Diese Kurve ist eine Art Schablone, die, einmal gezeichnet, für alle Pumpversuche nach diesem Auswerteprinzip immer wieder verwendet werden kann. Auf ihr ist bei der hier beschriebenen Methode auf der Ordinate die Brunnenfunktion W(u) aufgetragen, auf der x-Achse 1/u (u ist weiter oben definiert). Sie kann entweder aus verschiedenen Lehrbüchern kopiert oder anhand von ebenfalls dort aufgelisteten Tabellenwerten selbst konstruiert werden. Diese Typkurve wird nun so über das Datenblatt verschoben, daß ein möglichst großer Bereich von ihr sich mit dem Verlauf der Datenpunkte deckt. Dann wird aus dem Überlappungsbereich beider Blätter ein willkürlicher Punkt festgelegt und auf beiden Blättern die hierzu gehörenden Abszissen- und Ordinatenwerte abgelesen. Zweckmäßigerweise wählt man einen für die spätere Berechnung einfach zu handhabenden Wert, wie etwa W(u) = 1 und 1/u = 10 (aber auch jeder andere ist möglich). Die abgelesenen Werte werden in die beiden nachfolgenden Formeln eingesetzt: T = Q/(4 π s) ⋅ W(u) S = 4 T (t/r²) ⋅ u Abweichungen der Datenkurve vom Verlauf der Typkurve sind Hilfen für weitere Interpretationen, auf die nachfolgend eingegangen wird. Daß aber die klassische Modellvorstellung auch im Saarland zur Anwendung kommen kann und zunächst bei manueller Auswertung immer als erstes auch auf Eignung erprobt werden sollte, wird im nachfolgenden Gliederungspunkt erläutert. 7.2 Absenkungskurven, die den klassischen Modellvorstellungen von THEIS bzw. JACOB gehorchen Ohne besondere Berücksichtigung verschiedener Einflußfaktoren sind die üblichen analytischen Pumpversuchs-Auswerteverfahren nach den verschiedenen Geradlinienmethoden oder Typkurvenverfahren nur für Porengrundwasserleiter anwendbar. Dort, wo der Hauptgrundwasserleiter des Saarlandes infolge einer tiefreichenden Aufwitterung, einer aufgrund vorrangig tonigen Bindemittels lockergesteinsähnlichen Lithologie oder einer dichten und statistisch entsprechend verteilten Klüftung dem Charakter eines Porenaquifers nahe kommt, können nichtsdestoweniger ebenfalls die genannten Auswerteverfahren zum Einsatz kommen. Die hydrogeologischen, d. h. sowohl die seitens des Untergrundaufbaus und der Randbedingungen als auch seitens des Strömungsgeschehens selbst bestehenden Bedingungen, welche Grundvoraussetzung für die Anwendung klassischer Auswertemethoden sind, existieren in diesen Fällen in der Regel. Dies resultiert darin, daß auch die Meßdaten bspw. dem Verlauf der Standardkurven folgen und somit die Aquiferparameter T bzw. kf (sowie S) sichere und belastbare Werte repräsentieren. Es gibt auch im saarländischen HGwL (Hauptgrundwasserleiter) häufig Pumpversuche, die nach den klassischen Verfahren (Typkurvenverfahren nach THEIS oder Geradlinienverfahren nach JACOB) ausgewertet werden können, in einigen Gebieten ist eine solche Auswertung sogar die Regel. Nachfolgende Auswertung in Form der Abbildung 3a - c (Seite 29 - 31) repräsentiert die Gruppe dieser Pumpversuche bzw. dieser Bereiche des HGwL am Beispiel eines Pumpversuches im Grenzbereich Saarland - Rheinland-Pfalz (Brunnen bzw. Gw- Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 27 Meßstellen im Bereich des Homburger Königsbruches bzw. in dessen östlicher Verlängerung): Zunächst werden die Meßdaten tabelliert wiedergegeben, anschließend folgen graphische Ausdrucke der beidachsig logarithmischen Auftragung von t und s bzw. t/r² und s und schließlich die semilogarithmische Wiedergabe von s (linear) gegen t (logarithmisch). Man beachte die Übereinstimmung der Datenkurve mit der Typkurve bzw. (Geradlinienmethode) die Theoriekonformität des halblogarithmischen Geradenverlaufs auch für unterschiedlich entfernte Gw-Meßstellen, unter anderem erkennbar an: • der Geradensteigung in allen GwM, die bei den weiter vom Pumpbrunnen entfernten den gleichen Wert hat, wie in den pumpbrunnennäheren! • dem auch für längere Pumpzeiten stets konstant bleibenden Absenkungsbetrag je logarithmischem Zyklus der Zeit! (Fälschlicherweise wird von einigen Anwendern eine Verflachung immer wieder als Beginn des quasistationären Zustandes mißinterpretiert. Solange der Absenktrichter nicht einen Rand des Aquifers erreicht, verläuft die Absenkungsgerade aber auch nach sehr großer Zeit mit der stets konstanten Steigung weiter, lediglich mit dem Unterschied, daß der in einer logarithmischen Zeitdekade gleichbleibende Absenkungsbetrag in vielfach größeren Zeiten, bspw. Jahren in der Spätphase des Pumpversuches, statt anfänglich Sekunden, gemessen werden kann). Da für die Ermittlung der Transmissivität nach dem log Zeit - Absenkungs-Verfahren bei konstanter Entnahmerate ausschließlich die Geradensteigung maßgeblich ist, wird deutlich, daß entfernungsunabhängig für die Transmissivität stets der gleiche Wert berechnet wird. Die zu fordernden Bedingungen, welche Voraussetzung für die Anwendung des Typkurvenverfahrens nach THEIS und der verschiedenen Geradlinienverfahren nach JACOB sind, können wie folgt spezifiziert werden (Dupuit-Annahmen, [11]): • Über die ganze Mächtigkeit des Grundwasserleiters ist eine horizontale Strömung ausgebildet • Die Fließgeschwindigkeit im Abstand r von der Entnahmestelle ist an jeder Stelle von r konstant, und zwar in jeder Schnittebene des Grundwasserleiters • Die Strömungsgeschwindigkeit vf an der freien Grundwasseroberfläche läßt sich durch -kf ⋅ (dh/dr) ausreichend exakt quantifizieren. Dies bedeutet konkret auch: • Der Aquifer ist homogen und isotrop • Die Transmissivität ist im Untersuchungsraum überall gleich • Der Gw-Leiter ist seitlich unbegrenzt, d. h. unendlich weit ausgedehnt • Das Grundwasser ist gespannt • Die Liegend- und Hangendbegrenzungen des Aquifers sind undurchlässig und horizontal Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 28 • Der Gw-Leiter ist an jeder Stelle gleichmächtig ausgebildet • Der Gw-Spiegel ist im Ruhezustand horizontal • Die Gw-Strömung ist radialsymmetrisch Da in der Praxis derartig ideale und einfache Gegebenheiten nur mit Einschränkungen oder gar nicht existieren, gibt es in jedem Einzelfall die Verpflichtung für den Pumpversuchs-Auswerter, zu überprüfen, ob die Anwendung der obigen Verfahren überhaupt vertretbar oder wissenschaftlich statthaft ist. Sind die Abweichungen von den geforderten Bedingungen marginal, besitzen die gewonnenen Kenngrößen eine hohe Aussagekraft und sind verläßlich. Die Datenkurve verhält sich so, wie dies die halbgraphischen Lösungsansätze (Standardkurve bzw. halblogarithmische Geraden) tun. Abweichungen der Datenkurve von den generell zu fordernden Verläufen deuten, sofern andere Ursachen auszuschließen sind, auf eine Nicht-Übereinstimmung der tatsächlich im Untersuchungsgebiet vorhandenen mit den im theoretischen Ansatz der Auswertemethode geforderten Bedingungen hin. Zum einen ist in derartigen Fällen ein anderes Auswerteverfahren zu wählen, zum anderen erhält man durch die Art der Abweichungen bzw. den Verlauf der Datenkurve wichtige Hinweise für die Erarbeitung einer Vorstellung hinsichtlich des Aufbaus des Grundwasserleiters und der Art der Strömung. Nachfolgend werden diejenigen Abweichungen der Datenkurve von Pumpversuchen im saarländischen HGwL vom klassischen Verlauf der THEIS-Typkurve bzw. die Abweichungen der halblogarithmisch aufgetragenen Werte vom klassischen Geradlinienverlauf nach JACOB vorgestellt und diskutiert, die häufiger angetroffen werden können. Besonders charakteristisch oder mit Augenmerk zu versehen, sind weitere vier Typen von Absenkkurven, denen auch recht genau Untergrundgegebenheiten zugeordnet werden können und auf die im Anschluß an die nachfolgende Tabelle/Abbildungen eingegangen wird. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 29 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 30 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 31 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 32 7.3 Absenkungskurven, bei denen eine Verdoppelung der Steigung bei der halblogarithmischen Auftragung auftritt Die Abbildung 4a auf der nachfolgenden Seite zeigt exemplarisch den Verlauf von Meßdaten aus Pumpversuchen, die diesem Typ von Absenkkurve entsprechen. Ursache für den Verlauf der Datenkurve ist der aus Schichten unterschiedlicher Dicke und hydraulischer Eigenschaften zusammengesetzte Grundwasserleiter in vielen Bereichen des Verbreitungsgebietes des HGwL. TV-Farbkamerabefahrungen und bohrlochgeophysikalische Untersuchungen belegen eindeutig, daß in etlichen Brunnen der Grundwasserzufluß großteils und bevorzugt aus nur geringmächtigen Bereichen stammt, während die mächtigen Hangend- und Liegendbänke kaum zur Ergiebigkeit beitragen. Diese Differenzierung ist sowohl optisch als auch durch objektive Meßresultate vornehmbar, wobei es sich nicht im eigentlichen Sinn um die in Lehrbüchern beschriebene Stockwerksgliederung handelt. Vielmehr werden in der Fachliteratur die geringmächtigen, hochpermeablen und grundwasserzuführenden Schichten als Leitschichten bezeichnet, während die mächtigeren und erheblich geringerdurchlässigen Festgesteinspartien für die Speicherung des Grundwassers die maßgebliche Rolle innehaben, während sie für die Durchlässigkeit des Gesamtsystems eine völlig untergeordnete Bedeutung haben. Man bezeichnet diese Partien des Schichtenpakets als Speicherschichten. Zur Veranschaulichung zeigen die Fotos auf Seite 33 (Abb. 4b, [25]) im wassererfüllten, nichtverrohrten Brunnenteil zwei unterschiedliche Erscheinungs- bzw. Ausprägungsformen von Leitschichten innerhalb von Speicherschichten. Leitschichtcharakter können sowohl Bankungsfugen (oberes Foto) haben als auch bindemittelarme Lagen, an denen oft ausgeprägter Zustrom und Ausspülungen an Schichtfugen vorkommen (vgl. auch geophysik. Messungen, Abb. 4c). Je nach Intensität des Zustroms bilden sich auch größere Kavernen mit zum Teil beträchtlichen Felsüberständen aus. Auch kurze Vertikalklüfte in einer Schicht kommen vor (unteres Foto). Im Zustand hydraulischer Beanspruchung werden die gut durchlässigen Horizonte vertikal von den Speicherschichten durch Zusickerung gespeist. Man kann in einem solchen Fall von einer internen Zusickerung sprechen, wenngleich sich die Datenkurve nicht wie im Fall eines „leaky aquifer“ verhält. Im Falle solcher HGwL-Bereiche mit Transmissivitäten der geringmächtigen hochpermeablen Zonen, welche sehr viel größer als die der mächtigen geringpermeablen Speicherschichten sind und Speichervermögen in den letztgenannten, welche sehr viel größer als die in den hochpermeablen Zonen sind, zeigt sich insbesondere bei halblogarithmischer Auftragung von t gegen s eine augenfällige Verhaltensweise der Datenkurve. (Bei doppeltlogarithmischer Auftragung sind die Auffälligkeiten weniger leicht zu erkennen, wie die diagrammatische Auswertung Seite 36 zeigt). Die Werteauftragung (halblogarithmisch) hat einen kleinen Übergangsbereich oder relativ eindeutigen Knick, ab dem sich die Steigung deutlich vergrößert. Die beiden Geradenstücke verhalten sich hinsichtlich ihrer Steigungen wie 1:2 [12]. Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 33 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 34 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 35 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 36 Landesamt für Umweltschutz des Saarlandes 37 Der flache Geradenteil wird maßgeblich verursacht durch die vertikale Zusickerung aus den niedrigpermeablen dicken Buntsandsteinbänken (Speicherschichten) in die gut durchlässigen, horizontalen Horizonte. Im Bereich des steilen Geradenteils reagiert das Gesamtsystem. Die Steigung des ersten, flacheren Geradenabschnittes kann durch die Gleichung 1/2⋅Q/T⋅0,183 beschrieben werden und drückt die Absenkungsdifferenz in einem logarithmischen Zyklus der Zeitauftragung (x-Achse) aus. Die doppelte Steigung des zweiten Geradenabschnittes beträgt demzufolge 0,183 Q/T Selbstverständlich kann man für beide Geradenstücke mittels ds/dt eine Transmissivität für den erschlossenen Grundwasserleiter anhand der gerade angegebenen Formeln berechnen. Sie ergibt wegen des Faktors 1/2 und der doppelten Steigung für beide Geradenstücke etwa den gleichen Wert. Allerdings beschreibt dieser ermittelte T-Wert die Durchlässigkeitseigenschaft der hochpermeablen Leitschicht(en), da, wie weiter oben bereits erwähnt, für die Charakterisierung dieses Aquifertypes folgende Besonderheiten gelten: TLeitschicht >> TSpeicherschicht und SSpeicherschicht >> SLeitschicht Für die Ermittlung des Speichervermögens der Speicherschicht ist es methodisch erforderlich, die Zeit ts zu ermitteln, die sich durch Verlängerung des steilen Geradenstückes mit dem Grundwasser-Ruhespiegel (s = 0) ergibt. - Einsetzen von ts in die Gleichung S = (2,25 T⋅t0)/r² ergibt das für die Schichtenfolge relevante Speichervermögen. Der Leakagefaktor kf´ dividiert durch H´der geringdurchlässigen Speicherschichten kann über die Gleichung kf’/H’ = (0,56 S)/t2 bestimmt werden. In dieser Formel ist mit t2 eine weitere Größe enthalten, die aus der aufgetragenen Datengraphik zu entnehmen ist; t2 ist die Zeit am Schnittpunkt der beiden verschieden steilen Geradenstücke. Bei doppellogarithmischer Auftragung ist für die beschriebenen Gegebenheiten ein Erkennen dieser Zusammenhänge sehr viel schwieriger und kann an dieser Stelle nicht als gleichwertige Entscheidungshilfe zur Entwicklung einer besseren Vorstellung über den Aufbau des Gw-Leiters empfohlen werden. Lediglich eine im Übergangsbereich geringfügig veränderte Steigung der THEIS-Kurve über ein kleineres Kurvenstück ist bemerkbar. 7.4 Absenkungskurven, bei denen ein Zeitversatz der halblogarithmischen Gerade festgestellt werden kann Die unter Gliederungspunkt 7.3 beschriebene und oft schon nach der optischen Beurteilung und der Durchführung geophysikalischer Untersuchungen eines offenen Bohrloches bzw. eines Brunnens ohne Ausbau im Fels (keine Verrohrung mit Ringraumverfüllung im unteren Teil) mögliche Differenzierbarkeit des GwL in Leit- und Spei-