Dorothee Sölle - Theologin, Prophetin, Kämpferin Wenn wir uns in der Reformationsdekade mit der Frage nach "Kirche Macht Politik" befassen, dann muss Dorothee Sölle zu Wort kommen, die große Theologin, Prophetin, Mystikerin und Kämpferin unserer Zeit, „der keine Kirche genügte, die sich zwar der unter die Räuber Gefallenen annahm, die aber kein Wort gegen die Räuber und das Räuberunwesen fand", die den „politischeren Begriff Solidarität nicht trennen und in Konkurrenz sehen konnte zu der Nächstenliebe", so Fulbert Steffensky in seinem Nachwort über seine Frau. Dorothee Sölle starb am 27. April 2003 und hat den Stab an uns abgegeben: „Liebt und arbeitet für das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit." Einige Gedanken und Bekenntnisse von Dorothee Sölle haben wir hier zusammengetragen: D. Sölle, aus: Das Fenster der Verwundbarkeit Die Bibel, das Evangelium, Christus, sind für alle da, sagt man. Aber dieses unspezifische „für alle" verdunkelt den Sachverhalt. Der Geist, der den Gefangenen Befreiung verkündigt, kann nicht gut der Geist der Gesetzesparagraphen sein, an denen sie schuldig geworden sind. Der Geist, der den politisch Exilierten Befreiung verspricht, kann nicht der Geist derer sein, die sie ins Exil trieben. Der Befreier, der das Land denen, die es bebauen, zurückgibt, kann nicht gut der Erhalter bestehender Ordnung sein..... Nur wenn wir solidarisch werden mit denen, denen die Verheißung gilt, dann gilt sie auch uns. Die Befreiung kommt zu uns, den Reichen, in der Gestalt der Kritik, der Selbstkritik, der Institutionskritik. Sie kommt zu uns als Parteilichkeit für die Armen. D. Sölle, aus: Politische Theologie, 1982 „Wir erinnern uns der Befreiung, die früher erfahren wurde, wir entwerfen die Kommende." D. Sölle, aus: Gegenwind, 1995 "Jeder theologische Satz muss auch ein politischer Satz sein." D. Sölle 2004 - Wo Liebe ist, da ist Gott Nichts hat mich so sehr ins Christentum gelockt wie dieses Wissen: Gott braucht mich. D. Sölle, auf der Tagung "Gott und das Glück", 25-27. April 2003 "Wenn du nur Glück willst, willst du nicht Gott." D. Sölle, aus: Gott denken, 1990 Mit scheint die oft gestellte Frage: Glaubst du an Gott? Meistens oberflächlich. Wenn es nur bedeutet, dass in deinem Kopf ein Extrafach ist, wo Gott sitzt, dann ist Gott keineswegs ein Ereignis, das dein ganzes Leben verändert. Wir müssten eigentlich fragen: Lebst du Gott? CREDO ich glaube an gott der die welt nicht fertig geschaffen hat wie ein ding das immer so bleiben muss der nicht nach ewigen gesetzen regiert die unabänderlich gelten nicht nach natürlichen ordnungen von armen und reichen sachverständigen und uniformierten herrschenden und ausgelieferten ich glaube an gott der den widerspruch des lebendigen will und die veränderung aller zustände durch unsere arbeit durch unsere politik ich glaube an jesus christus der recht hatte als er „ein einzelner der nichts machen kann" genau wie wir an der veränderung aller zustände arbeitete und darüber zugrunde ging an ihm messend erkenne ich wie unsere intelligenz verkrüppelt unsere fantasie erstickt unsere anstrengung vertan ist weil wir nicht leben wie er lebte jeden tag habe ich angst dass er umsonst gestorben ist weil er in unseren kirchen verscharrt ist weil wir seine revolution verraten haben in gehorsam und angst vor den behörden ich glaube an jesus christus der aufersteht in unser leben dass wir frei werden von vorurteilen und anmaßung von angst und hass und seine revolution weitertreiben auf sein reich hin ich glaube an den geist der mit jesus in die welt gekommen ist an die gemeinschaft aller völker und unsere verantwortung für das was aus unserer erde wird ein tal voll jammer hunger und gewalt oder die stadt gottes ich glaube an den gerechten frieden der herstellbar ist an die möglichkeit eines sinnvollen lebens für alle menschen an die zukunft dieser welt gottes amen. Dorothee Sölle (Original-Drucksatz)