3. AUSGABE rheumato logisch Lebensqualität und Response 2 E dito rial | Inhalt Prof. Dr. Harald Burkhardt Abteilung Rheumatologie Innere Medizin II Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt Rheuma betrifft den ­ganzen Menschen N eben Gelenkschwellungen, Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit beeinflussen viele weitere Symptome die Lebensqualität von Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) nachhaltig – so beispielsweise ein ausgeprägter Erschöpfungszustand (Fatigue). Die Patienten sind dadurch weniger belastbar und alltäglichen Aufgaben oft kaum mehr gewachsen. Wenn dieser Zustand über längere Zeit anhält, fühlen sich die Patienten allein gelassen, ohne Perspektive und zweifeln an sich selbst, wie Dipl.-Psych. Matthias Engelbrecht, Erlangen, im Hauptbeitrag dieser Ausgabe erläutert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass zwischen 15% und 35% der Patienten mit RA gleichzeitig an einer Depression leiden. Bei der Diagnose sollte sich der rheumatologisch tätige Arzt eng mit einem Psychiater oder Psychotherapeuten abstimmen, damit physische und psychische Ursachen einer Depression klar voneinander abgegrenzt werden können. Patientenorientierung ist für eine erfolgreiche Therapie enorm wichtig, denn im Endeffekt zählt, wie der Patient sich fühlt. Daher Inhalt 3 Hauptbeitrag Fatigue, Depression, Schmerz 5 Weiterbildung Umfrage der DGRh 6 Aktuelles Response-Kriterien 7 Kongressbericht ACT-SURE-Studie werden Therapien zunehmend mittels patientenorientierter Erfolgsparameter beurteilt. So lassen sich mit dem Health Assessment Questionnaire (HAQ) Beeinträchtigungen relevanter Alltagsfunktionen quantitativ erfassen. Wie Dr. ­T homas Karger, Köln, darlegt, könnte künftig in der Praxis auch der Fatigue-Score FACIT als Messinstrument des Therapieerfolges an Bedeutung gewinnen. Andere Scores dagegen scheinen für die tägliche Praxis eher ungeeignet, auch wenn sie in Studien hilfreich sind. Die optimale, patientenorientierte Behand­ lung der komplexen Erkrankung RA wird durch die rheumatologischen Fachärzte sichergestellt, die sich kontinuierlich über den aktuellen Stand der Forschung informieren. Allerdings gibt es in Deutschland nur etwa halb so viele Rheumatologen, wie für eine bedarfsgerechte Versorgung nötig wären. Von den 293 zur Weiterbildung befugten Fachärzten bildet aufgrund ungünstiger Rahmenbedingungen nur ein Drittel tatsächlich den Nachwuchs aus. In einer aktuellen Umfrage der DGRh wurden die Probleme der aktuellen Weiterbildungssituation identifiziert. Die Umfrageergebnisse und mögliche Lösungsansätze für eine verbesserte Weiterbildung wurden anlässlich des 1. Weiterbildungstages diskutiert – mehr dazu auf Seite 5. . 8 Service | ImpressumPower Nap / Tocilizumab in Japan rheumatologisch | 1.2011 HAUPTBEITRAG 3 Systemerkrankung Rheumatoide arthritis Fatigue, depression und Schmerz dipl.-psych. matthias englbrecht, universitätsklinikum erlangen, medizinische klinik 3 – studienambulanz Rheumatologie durch die anhaltenden schmerzen, die eingeschränkte körperliche Funktion und die durch schlafstörungen bedingte erschöpfung sind patienten mit rheumatoider arthritis weniger belastbar. darunter leidet auch das selbstwertgefühl und die patienten fühlen sich oft hilflos. ob gar eine depression vorliegt, lässt sich nur dann zuverlässig klären, wenn auch ein psychotherapeut oder psychiater einbezogen wird. M ontagmorgen, 7:00 Uhr – die vorangegangene Nacht war wieder einmal alles andere als erholsam. Nicht genug damit, dass man zur besten Schlafenszeit regelmäßig durch Schmerzen beim Umdrehen im Bett erwacht. Sobald der Wecker läutet, merkt man zudem sprichwörtlich, dass einem die letzte Nacht noch in den Knochen oder genauer gesagt, in den Gelenken steckt. Mit dem morgendlichen Erwachen und der damit verbundenen Schwere und Unbeweglichkeit der Gelenke beginnt für viele Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) erst die eigentliche Herausforderung, wieder einen Tag erfolgreich zu bewältigen. Abb. 1 0 Überlappung der symptome von rheumatoider arthri tis und depression rheumatoide Arthritis Depression Schlaf Psyche & Körper Müdigkeit Antriebslosigkeit rheumatologisch | 1.2011 Körper & Psyche Schmerzen für Patienten zentral Neben dem oftmals durch körperliche Einschränkungen verursachten erhöhten Zeitaufwand für ganz alltägliche Dinge, wie das Zubereiten von Speisen oder körperliche Aktivitäten im Haushalt, ist der entzündungsbezogene Schmerz für Patienten mit RA ein häufi ger, unliebsamer Begleiter. Danach befragt, welches Symptom laut eigener Einschätzung am meisten einer Besserung bedarf, gaben Patienten mit RA in einer kürzlich veröffentlichten Studie Schmerzen als zentrales Kriterium an [1]. Desweiteren wurden als belastend genannt: Erschöpfung, Müdigkeit und Antriebslosigkeit (Fatigue), eingeschränkte körperliche Funktionsfähigkeit, Schlafstörungen sowie physisches und psychisches Unwohlsein. Belastbarkeit eingeschränkt Führt man sich den Alltag eines typischen RA-Patienten einmal genauer vor Augen, wie eingangs angedeutet, so lassen sich diese Aussagen zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammensetzen. Das fehlerhaft agierende Immunsystem der Betroffenen benötigt vermehrt energetische Ressourcen und führt insbesondere während der Krankheitsschübe zu Entzündungen in den betroffenen Gelenken, was wiederum häufig mit Schmerzen und eingeschränkter körperlicher Funktion einhergeht. Durch die Entzündungsprozesse und die Schmerzen wird die Schlafqualität vermindert – daher empfinden die Patienten tagsüber oftmals eine generelle Müdigkeit oder sind rasch erschöpft. Folglich kann die individuelle Lebensqualität bei unzureichender Kontrolle der Krankheitsaktivität deutlich herabgesetzt sein, wobei sich die Patienten zudem als weniger belastbar und leistungsfähig im Vergleich zu der Zeit vor der Erkrankung erleben. 4 H auptbeitrag Literatur Depression häufig assoziiert [1] Gossec L et al., Ann Rheum Dis 2009; 68 (11): 1680–5 Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an und fehlen individuelle oder soziale Ressourcen zur Bewältigung dieser Situation, kann sich ein Gefühl der Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit einstellen. Dies ist bereits eng mit dem Auftreten einer Depression assoziiert. In manchen Fällen macht die fortwährende Konfrontation mit entzündungsbedingten Schmerzen eine psychotherapeutische Betreuung nötig. Die Prävalenz von Depressionen bei Patienten mit einer RA wird im Vergleich zur Normalbevölkerung als erhöht beschrieben [2]; somit scheint die zuvor beschriebene Ereignisabfolge durchaus realistisch. Die verschiedenen Studien nennen relativ heterogene Anteile von 15–35% der RA-Patienten, die zugleich an einer Depression leiden [3–5]. Bedeutsame Unterschiede bezüglich der Prävalenzraten von Depressionen konnten zwischen den verschiedenen rheumatischen Erkrankungen bisher jedoch nicht festgestellt werden [6]. Vergleicht man die zuvor erwähnten Patientenaussagen bezüglich der RA-Symptome mit den möglichen Symptomen einer depressiven Episode nach ICD-10, so fällt insbesondere in den Bereichen Fatigue, Schlafstörung und vermindertes Selbstwertgefühl eine bedeutende Überlappung auf (Abb. 1). Die Ursachen von [2] Isik A et al., Clin Rheumatol 2007; 26 (6): 872–8 [3] Covic T et al., BMC Musculoskelet Disord 2009; 10: 18 [4] Pastor Oliver JF et al., Med Clin (Barc) 1998; 111 (10): 361–6 [5] Pincus T et al., Br J Rheumatol 1996; 35 (9): 879–83 [6] Hawley DJ, Wolfe F, J Rheumatol 1993; 20 (12): 2025–31 [7] Pincus T et al., Rheum Dis Clin North Am 2009; 35 (4): 861–4, xi-xii Literatur [1] Westhoff G, Zink A, Z Rheumatol 2010; 69 (Suppl 1): RA2.14 [2] Vgontzas A et al., JCEM 1999; 84: 2603–7 [3] Hong S et al., Brain Behav Immun 2005; 19, 165–72 [4] David MC et al., Brain Behav Immun 2008; 22: 24–32 [5] Feist E et al., Z Rheumatol 2010; 69 (Suppl 1): RA1.04 Schlafstörungen bei gleichzeitig vorhandener RA und depressiver Episode lassen sich zumindest noch halbwegs der einen oder der anderen Erkrankung zuschreiben. Doch fällt es vielen Patienten ungemein schwer, die Ursachen von Fatigue oder vermindertem Selbstwertgefühl zu trennen. Fragebögen alleine genügen nicht Die Anwendung von Patientenfragebögen, mit denen der Grad der aktuellen Depressivität bei RA-Patienten festgestellt werden soll, ist daher problematisch, da die Ergebnisse verzerrt werden können [7]. Dies sollte bedacht werden, bevor entsprechende Instrumente zur Abbildung der Depressivität in der alltäglichen rheumatologischen Praxis eingesetzt werden. Einige dieser Instrumente beanspruchen zwar für sich, zwischen psychischen und körperlichen Symptomen zu trennen – womit ebenso eine Trennung von RA und Depression möglich sein sollte –, eine genaue Durchsicht dieser diagnostischen Instrumente lässt dies allerdings fraglich erscheinen. Die Diagnose einer affektiven Erkrankung bei zugrunde liegender RA sollte daher in Zusammenarbeit mit einem Psychotherapeuten oder Psychiater erfolgen und keinesfalls ausschließlich auf der Basis eines Fragebogens vorgenommen werden. . Interleukin-6 und Fatigue Fatigue, im frühen Krankheitsverlauf mittels einer einfachen Rating-Skala gemessen, ist ein zuverlässiger Indikator für kritische Krankheitsverläufe, wie eine aktuelle Arbeit ergab [1]. Patienten mit schwerer Fatigue (21%) unterlagen einem fast doppelt so hohen Risiko für einen ungünstigen Ausgang wie Patienten ohne bzw. mit leicht ausgeprägter Fatigue (adj. OR 1,82; 95% CI 1,21–2,75). Die Fatigue resultiert aus dem gestörten Schlaf, der durch Schmerzen oder medikamentös bedingt sein kann. Aber auch Interleukin-6 (IL-6) beeinflusst die Schlafqualität [2]: Die IL-6-Spiegel korrelierten mit der Tagesschläfrigkeit und dem Grad der Schlafstörungen. Je höher die Sekretion von IL-6 tagsüber desto kürzer fiel die nächtliche Schlafzeit aus; auch der Tiefschlafanteil war reduziert. Eine neuere Studie bei gesunden Probanden bestätigt, dass hohe IL-6-Spiegel mit einer schlechten Schlafqualität assoziiert sind [3]. Bei RA-Patienten konnte die erhöhte Produktion von IL-6 mit einer vom Patienten angegebenen Fatigue korreliert werden [4]. Diese Daten legen nahe, dass eine gegen IL-6 gerichtete Therapie der RA auch positiv auf den Schlaf und damit auf die Fatigue auswirken kann. Dies bestätigt die sekundäre Wirksamkeitsanalyse der TAMARA-Studie [5]: Bereits ab der ersten Infusion besserte sich neben Schmerz und Morgensteifigkeit die Fatigue kontinuierlich. Der mittlere FACIT-F-Score stieg innerhalb von 24 Wochen von 28,8 ± 11,2 Punkten auf 37,4 ± 12,2 Punkte. rheumatologisch | 1.2011 Weiterbildung 5 Umfrage der DGRh Risiken und Potentiale bei der Nachwuchsfrage verdeutlicht Prof. Dr. Jürgen Wollenhaupt, Hamburg Die therapeutischen Möglichkeiten in der Rheumatologie haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Doch können nicht alle Patienten in Deutschland davon profitieren und optimal versorgt werden, denn es gibt zu wenig Rheumatologen. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hat die Förderung der Weiterbildungsmöglichkeiten zu einem Arbeitsschwerpunkt erklärt. Eine Umfrage sollte die aktuelle Weiterbildungssituation genauer beschreiben und Probleme identifizieren. Quelle *28. Januar 2011, Berlin, unter Leitung des DGRh-Präsidenten Prof. Jürgen Braun und des Vorsitzenden der Kommission Weiter- und Fortbildung der DGRh, Prof. Jürgen Wollenhaupt D ie DGRh hat im vergangenen Jahr eine umfangreiche Befragung aller zur Weiterbildung ermächtigten Ärzte durchgeführt. Eine erste Analyse der Daten und eine umfassende Diskussion der Aktivitäten der DGRh bot der 1. Weiterbildungstag der DGRh*. Seit 2007 verringerte sich die Zahl der erfolgreich abgelegten Rheumatologie-Prüfungen auf jährlich unter 50 bei den internistischen und 25 bei den orthopädischen Kandidaten – eine Entwicklung, die dem allgemeinen Trend wachsender Facharztanerkennungen entgegenläuft. Nur ein Drittel der Befugten bildet tatsächlich aus Aktuell hat die DGRh 183 internistische, 91 orthopädische und 19 kinder-/jugendrheumatologische Weiterbilder identifiziert. An der aktuellen Umfrage nahmen 247 dieser 293 Ärzte teil, d. h. 84%. Nur 71% davon gaben an, ihre Funktion als Weiterbilder wahrzunehmen. In der internistischen Rheumatologie kommen 34% aller Weiterbilder ihrer Aufgabe derzeit nicht nach. Die Gründe dafür sind überwiegend Bewerbermangel trotz Stellen­angeboten (51%) bzw. fehlende offene Stellen für Weiterbildungs­ assistenten (32%); hinzu kommen administrative Gründe, Alter und weitere Hindernisse. rheumatologisch | 1.2011 Ansatz: rotierende Weiterbildung Mehrfach wurden in der Diskussion die Möglichkeiten einer rotierenden Weiterbildung in klinischen Einrichtungen und Praxen angesprochen. Derzeit werden solche sektorenübergreifenden Kooperationen von 14% der internistischen, 9% der orthopädischen und 28% der pädiatrischen Weiterbilder berichtet. Allerdings waren viel mehr Teilnehmer der Umfrage interessiert und bereit, an einem solchen Ansatz mitzuwirken. Die Möglichkeit dazu bot jüngst eine Initiative des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (BDRh) in Kooperation mit einem Pharmaunternehmen. Mit den bereitgestellten finanziellen Mitteln konnten 11 Assistenten zum Rheumatologen weitergebildet werden, die überwiegend für 18 Monate in einer Praxis die Weiterbildung begannen und sie dann in einer Klinik komplettierten. Der Weiterbildungstag zeigte zahlreiche Ini­tiativen der DGRh zur Unterstützung der Weiterbildung auf, sei es durch ergänzende Kurse, z. B. in labormedizinischen Methoden, Bildgebung oder Kapillarmikroskopie, oder sei es durch eine denkbare zukünftige Förderung durch Drittmittel, unterstützt durch industrielle Förderer, über die neutrale Rheumaakademie. Langfristig werden aber nur grundlegende Maßnahmen zu einer verbesserten rheumatologischen Versorgung beitragen. So wird nur eine verbesserte Finanzierung der Weiterbildung für niedergelassene und klinische Institutionen dem zunehmenden Mangel an Rheumatologen entgegenwirken. Nicht zuletzt sind alle Rheumatologen aufgerufen, dem Nachwuchs die Faszination, Freude und Vielfältigkeit ihres Berufsalltages zu vermitteln und für das Fach zu werben. . 6 A ktuelles DAS28 und andere Response-Kriterien Wie gut bilden sie den Zustand des Patienten ab? Dr. Thomas Karger, Köln Für chronische Erkrankungen werden Scores definiert, um die Krankheitsfolgen abschätzen zu können. Aber auch Therapieerfolge lassen sich damit einfacher dokumentieren – wichtig als Argumentationshilfe gegenüber den Kostenträgern. Künftig werden vor allem Scores praktisch relevant sein, die das Patientenurteil einbeziehen. D ie WHO unterscheidet drei Ebenen der Krankheitskonsequenzen: 1. „Impairment“ (morphologische und funktionelle Organschädigung), 2. „Disability“ (eingeschränkte Teilnahme an sozialen und ökonomischen Aktivitäten), 3. „Handicap“ (geschlechts- und altersspezifische Rollenfunktion im Alltag behindert). Für alle chronischen Erkrankungen wurden Scores entwickelt, die einerseits die Folgen einer Krankheit und andererseits Therapieerfolge messbar machen. Seit 30 Jahren werden auch in der Rheumatologie Scores entwickelt, die in der täglichen Praxis angewandt werden. Die OMERACT-Konferenz fordert für Scores die Kriterien „Truth“ (messen, was man OMERACT: Outcome Measures in Rheumatoid Arthritis Clinical Trials DAS: Disease Activity Score HAQ: Health Assessment Questionnaire FFbH: Funktionsfragebogen Hannover CDAI: Clinical Disease Activity Index SDAI: Simplified Disease Activity Index FACIT: Functional Assessment of Chronic Illness Therapy BASDAI/BASMI: Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity bzw. Metrology Index Abb. 1 0 Beurteilung des DAS28: praktisches Beispiel druckschmerzhafte Gelenke geschwollene Gelenke Anzahl dG Anzahl gG 1 3 2 BSG (nach 1 Std. in mm) PATIENTENURTEIL 3 zur Krankheitsaktivität Wie aktiv ist Ihre rheumatoide Arthritis in den letzten 7 Tagen gewesen?* keine Aktivität 0 Datum: 10 stärkst mögliche Aktivität 20 30 40 50 60 70 80 90 Patientenurteil in mm 100 DAS 28: Bewertung des DAS 28 *Bitte lassen Sie dies Ihren Patienten mit einem senkrechten Strich beurteilen. messen will), „Discrimination“ (Unterscheidung zwischen zwei Gruppen oder Zeitpunkten) und „Feasibility (einfache Durchführung). Der DAS28, 1996 publiziert, erfüllt diese Kriterien. Ein DAS28 (Abb. 1) von 2,6 bis 3,2 („low-DAS“) steht für eine sehr niedrige Krankheitsaktivität; praktisch bedeutet er, dass der Patient sich „nahezu beschwerdefrei“ fühlt. Ein DAS28 von <2,6 belegt eine komplette Remission. In Zukunft werden „patientenorientierte“ Erfolgsparameter an Bedeutung gewinnen, welche die Alltagsfunktion und Teilhabe am sozialen Leben charakterisieren, wie der bereits etablierte HAQ. In Deutschland wird häufig der einfacher durchzuführende FFbH eingesetzt, der in den HAQ umgerechnet werden kann. Der HAQ-Wert korreliert mit den Kosten der Erkrankung. DAS28 und HAQ kontinuierlich zu dokumentieren, ist nicht nur nötig für das Qualitätsmanagement, sondern kann auch Kostenträgern gegenüber als Beleg für den Therapieerfolg herangezogen werden – gerade bei kostenintensiven Biologika-Therapien. CDAI und SDAI sind zwar validierte Scores, in der Praxis aber kaum verbreitet. Auf dem ACR 2010 wurden sie als einfache Scores für die Zukunft diskutiert. Der Fatigue-Score ­FACIT wird in Studien als ein zweifellos wichtiger patientenzen­trierter Parameter angewendet und könnte auch in der Praxis relevant werden. Bei den Spondarthropathien haben sich zwei funktionelle Scores (BASDAI, BASMI) und ein Score für die morphologische Strukturveränderung etabliert. 2009 wurde – analog zum DAS28 – der ASDAS entwickelt, der größere Bedeutung erhalten könnte. Scores für Kollagenosen und Vaskulitiden wurden für Studien entwickelt. Jedoch sind diese so komplex und die Krankheitsverläufe so variabel, dass diese Scores in der Praxis kaum anwendbar sind. . rheumatologisch | 1.2011 Ko ngressbericht 7 ACT-SURE-Studie Tocilizumab bewährt sich unter Praxisbedingungen Aktuelle Daten vom ACR/ARHP Scientific Meeting, Atlanta, 7. bis 11. November 2010 Die Ergebnisse der internationalen Phase-IIIb-Studie ­ACT-SURE bestätigen die hohe Wirksamkeit von Tocilizumab unter praxisnahen Bedingungen. Auch in der Monotherapie konnten mit Tocilizumab hohe Remissionsraten erzielt werden. Weiteres Ergebnis: Die Tocilizumab-Therapie war nach einer beendeten TNF (Tumornekrosefaktor)alpha-Therapie ohne Auswaschphase sicher durchführbar. I Quelle [1] Bykerk V et al., ACR/ ARHP Scientific Meeting 2010, Atlanta/USA: Poster 1840 [2] de Benedetti F et al., ACR/ARHP Scientific Meeting 2010, Atlanta/USA: Vortrag Nr. 1434 HAQ-DI: Health Assessment Ques­tionnaire – Disease Index Abb. 1 0 n der internationalen offenen Phase-3b-Studie ACT-SURE wurden erwachsene Patienten mit mäßig schwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis (RA) untersucht, die eine inadäquate Response (IR) auf DMARD oder TNF-Inhibitoren (TNFi) gezeigt hatten. Die Patienten erhielten alle vier Wochen entweder ausschließlich Tocilizumab 8mg/kg KG oder ergänzend dazu eine stabile Basistherapie und/oder Glukokortikoide (max. 10mg/Tag Prednisolonäquivalent). Die 1.681 untersuchten Patienten wurden stratifiziert nach ● DMARD-IR, TNFi-naiv (n=976, 58%), ● TNFi-IR mit Auswaschphase, die letzte TNFiGabe lag >2 Monate zurück (n=298, 18%), DAS28 Woche 24 Patienten (%) 80 61,6 60 40 50,4 48,5 45,5 31,0 33,1 TNFi >2 Monate TNFi ≤2 Monate 49,8 20 0 DMARD-IR IR=inadäquate Response rheumatologisch | 1.2011 Hohe Remissionsraten Bis Woche 24 erreichten 56,8% aller Patienten einen DAS28 <2,6 und somit eine klinische Remission – darunter anteilig mehr DMARD-IR-Patienten (61,6% vs. 48,5% bzw. 50,4%; Abb. 1). Unter der Monotherapie erreichten vergleichbar viele Patienten innerhalb von 24 Wochen einen DAS28 <2,6 (49,8%) wie im gesamten Kollektiv. Die Therapie war rasch wirksam: Mehr als 25% der Patienten in allen drei Gruppen hatten bereits zu Woche 8 eine DAS28-Remission erreicht. Eine ACR70-Response wurde in Woche 24 bei 26,4% der Patienten beobachtet. Die Zahl der geschwollenen und schmerzhaften Gelenke wurde bereits zu Woche 4 effektiv reduziert, ebenso wie die subjektiv empfundenen Schmerzen. Auch die Funktionalität und die Lebensqualität, gemessen im HAQ-DI, verbesserten sich ab Woche 4 kontinuierlich. Keine neuen Sicherheitssignale ACT-SURE-Studie: DAS28-Remissionen DAS28 Woche 12 ● TNFi-IR , die letzte TNFi-Gabe lag ≤2 Monate zurück (n=407, 24%). Monotherapie Weniger als 5% der Patienten brachen die Studie ab, weil sie die Therapie nicht vertragen hatten, davon 1,1% aufgrund von Infektionen (1,8/100 Patientenjahre, PJ). Die Rate der schweren Infektionen war in den TNFi-IR-Gruppen mit oder ohne vorherige Auswaschphase vergleichbar (6,1/100 PJ vs. 7,6/100 PJ). Tocilizumab kann also ohne vorherige Auswaschphase direkt nach einem TNFi sicher eingesetzt werden. Insgesamt gab es im Vergleich zu den aus klinischen Phase-III-Studien bekannten unerwünschten Ereignissen keine neuen Sig­ nale. . S ervice | Impressum Inemuri oder Power Nap © photoscom | PLUS Neue Kraft durch ­Nickerchen E in Inemuri ist ein kleines Nickerchen, die öffentliche Form des Kurzschlafes, den die Japaner überall halten, so in der Bahn, bei Konferenzen oder im Büro. Denn das Schläfchen gilt als Zeichen des Fleißes, es beweist, wie sehr man sich vorher abgerackert hat. Dabei ist der Schlaf so flach, dass der Japaner genau merkt, wann er wieder aufwachen muss. In den USA gilt der 15 bis 30 Minuten dauernde „power nap“ (engl., power = Kraft, nap = Nickerchen) inzwischen als leistungssteigernde Maßnahme – in immer mehr Firmen wird Power-Napping aktiv organisiert. Um vom täglichen Stress abschalten zu können, bieten fernöstliche und US-amerikanische Firmen Ruheräume an. In Deutschland ist das Nickerchen am Arbeitsplatz leider noch nicht akzeptiert – schade. Denn Ausgeschlafene sind aufmerksamer und konzentrierter mit besserer Laune bei der Arbeit. . Post-Marketing-Surveillance in Japan Japaner vertragen ­Tocilizumab gut In Japan werden Sicherheit und Wirksamkeit von Tocilizumab in einem Post-Marketing-Programm (PMS) untersucht, in dem alle Patienten, die Tocilizumab erhalten, über 28 Wochen prospektiv beobachtet werden. D ie beim ACR 2010 vorgestellte Interimsanalyse mit den Daten von 3.881 Patienten zeigte, dass Tocilizumab unter Alltagsbedingungen gut vertragen wird. Schwere unerwünschte Wirkungen traten bei 7,2% der Patienten auf, meist handelte es sich um Infektionen sowie Abweichungen von Laborwerten. Häufigste schwere Infektion war eine Pneumonie bei 1,13% der Patienten. Als Risikofaktoren für das Auftreten einer schweren Infektion wurden begleitende Atemwegserkrankungen, höhere Glukokortikoid-Dosis bei Studienbeginn, höheres Alter und längere Krankheitsdauer identifiziert. Auf Grundlage der Ergebnisse des PMS-Programms hatte die japanische Zulassungsbehörde bereits im August die Freigabe für den breiten Einsatz von Tocilizumab bei Patienten mit rheumatoider Arthritis oder polyartikulärer Juveniler Idiopathischer Arthri­tis erteilt.* . Koike T et al., Post-Marketing Surveillance Program of Tocilizumab for RA in Japan – Interim Analyses of 3881 Patients. ACR/ARHP Scientific Meeting, Atlanta, 7. bis 11. November 2010, Poster 399; *Pressemitteilung Roche Pharma Editorial Board Prof. Dr. Harald Burkhardt, Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Frankfurt Prof. Dr. Thomas Dörner, Charité U ­ niversitätsmedizin, Berlin Dr. Thomas Karger, Facharzt für Innere Medizin und Schwerpunkt ­Rheumatologie, Köln Prof. Dr. Jürgen Wollenhaupt, Rheumatologikum Hamburg, Privatambulanz für ­Rheumatologie, Immunologie und Osteologie Impressum rheumatologisch | 1.2011 Herausgeber: Chugai Pharma Marketing Ltd., Frankfurt/Main Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen Springer Medizin Springer-Verlag GmbH Tiergartenstraße 17 69121 Heidelberg Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. 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