Lebensqualität und Response

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3. AUSGABE
rheumato
logisch
Lebensqualität
und Response
2 E dito rial | Inhalt
Prof. Dr. Harald Burkhardt
Abteilung Rheumatologie
Innere Medizin II
Johann Wolfgang Goethe Universität
Frankfurt
Rheuma betrifft den
­ganzen Menschen
N
eben Gelenkschwellungen, Schmerzen
und eingeschränkter Beweglichkeit beeinflussen viele weitere Symptome die Lebensqualität von Patienten mit rheumatoider
Arthritis (RA) nachhaltig – so beispielsweise ein
ausgeprägter Erschöpfungszustand (Fatigue).
Die Patienten sind dadurch weniger belastbar und alltäglichen Aufgaben oft kaum
mehr gewachsen. Wenn dieser Zustand über
längere Zeit anhält, fühlen sich die Patienten
allein gelassen, ohne Perspektive und zweifeln an sich selbst, wie Dipl.-Psych. Matthias
Engelbrecht, Erlangen, im Hauptbeitrag dieser
Ausgabe erläutert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass zwischen 15% und 35% der Patienten mit RA gleichzeitig an einer Depression
leiden. Bei der Diagnose sollte sich der rheumatologisch tätige Arzt eng mit einem Psychiater oder Psychotherapeuten abstimmen,
damit physische und psychische Ursachen
einer Depression klar voneinander abgegrenzt
werden können.
Patientenorientierung ist für eine erfolgreiche Therapie enorm wichtig, denn im Endeffekt zählt, wie der Patient sich fühlt. Daher
Inhalt
3 Hauptbeitrag
Fatigue, Depression, Schmerz
5 Weiterbildung
Umfrage der DGRh
6 Aktuelles
Response-Kriterien
7 Kongressbericht
ACT-SURE-Studie
werden Therapien zunehmend mittels patientenorientierter Erfolgsparameter beurteilt. So
lassen sich mit dem Health Assessment Questionnaire (HAQ) Beeinträchtigungen relevanter
Alltagsfunktionen quantitativ erfassen. Wie
Dr. ­T homas Karger, Köln, darlegt, könnte künftig in der Praxis auch der Fatigue-Score FACIT
als Messinstrument des Therapieerfolges an
Bedeutung gewinnen. Andere Scores dagegen
scheinen für die tägliche Praxis eher ungeeignet, auch wenn sie in Studien hilfreich sind.
Die optimale, patientenorientierte Behand­
lung der komplexen Erkrankung RA wird
durch die rheumatologischen Fachärzte sichergestellt, die sich kontinuierlich über den
aktuellen Stand der Forschung informieren.
Allerdings gibt es in Deutschland nur etwa
halb so viele Rheumatologen, wie für eine bedarfsgerechte Versorgung nötig wären. Von
den 293 zur Weiterbildung befugten Fachärzten bildet aufgrund ungünstiger Rahmenbedingungen nur ein Drittel tatsächlich den
Nachwuchs aus. In einer aktuellen Umfrage
der DGRh wurden die Probleme der aktuellen Weiterbildungssituation identifiziert. Die
Umfrageergebnisse und mögliche Lösungsansätze für eine verbesserte Weiterbildung
wurden anlässlich des 1. Weiterbildungstages
diskutiert – mehr dazu auf Seite 5. .
8 Service | ImpressumPower Nap / Tocilizumab in
Japan
rheumatologisch | 1.2011
HAUPTBEITRAG
3
Systemerkrankung Rheumatoide arthritis
Fatigue, depression und Schmerz
dipl.-psych. matthias englbrecht, universitätsklinikum erlangen, medizinische klinik 3 – studienambulanz Rheumatologie
durch die anhaltenden schmerzen, die eingeschränkte körperliche Funktion und die durch schlafstörungen bedingte erschöpfung sind patienten mit rheumatoider arthritis
weniger belastbar. darunter leidet auch das selbstwertgefühl und die patienten fühlen sich oft hilflos. ob gar eine
depression vorliegt, lässt sich nur dann zuverlässig klären,
wenn auch ein psychotherapeut oder psychiater einbezogen wird.
M
ontagmorgen, 7:00 Uhr – die vorangegangene Nacht war wieder einmal alles
andere als erholsam. Nicht genug damit, dass
man zur besten Schlafenszeit regelmäßig durch
Schmerzen beim Umdrehen im Bett erwacht.
Sobald der Wecker läutet, merkt man zudem
sprichwörtlich, dass einem die letzte Nacht
noch in den Knochen oder genauer gesagt, in
den Gelenken steckt. Mit dem morgendlichen
Erwachen und der damit verbundenen Schwere
und Unbeweglichkeit der Gelenke beginnt für
viele Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA)
erst die eigentliche Herausforderung, wieder
einen Tag erfolgreich zu bewältigen.
Abb. 1 0 Überlappung der symptome von rheumatoider
arthri tis und depression
rheumatoide
Arthritis
Depression
Schlaf
Psyche
& Körper
Müdigkeit
Antriebslosigkeit
rheumatologisch | 1.2011
Körper
& Psyche
Schmerzen für Patienten zentral
Neben dem oftmals durch körperliche Einschränkungen verursachten erhöhten Zeitaufwand für ganz alltägliche Dinge, wie das
Zubereiten von Speisen oder körperliche Aktivitäten im Haushalt, ist der entzündungsbezogene Schmerz für Patienten mit RA ein häufi ger, unliebsamer Begleiter. Danach befragt,
welches Symptom laut eigener Einschätzung
am meisten einer Besserung bedarf, gaben
Patienten mit RA in einer kürzlich veröffentlichten Studie Schmerzen als zentrales Kriterium an [1]. Desweiteren wurden als belastend genannt: Erschöpfung, Müdigkeit und
Antriebslosigkeit (Fatigue), eingeschränkte
körperliche Funktionsfähigkeit, Schlafstörungen sowie physisches und psychisches Unwohlsein.
Belastbarkeit eingeschränkt
Führt man sich den Alltag eines typischen
RA-Patienten einmal genauer vor Augen, wie
eingangs angedeutet, so lassen sich diese
Aussagen zu einem sinnvollen Gesamtbild
zusammensetzen. Das fehlerhaft agierende
Immunsystem der Betroffenen benötigt vermehrt energetische Ressourcen und führt insbesondere während der Krankheitsschübe zu
Entzündungen in den betroffenen Gelenken,
was wiederum häufig mit Schmerzen und eingeschränkter körperlicher Funktion einhergeht. Durch die Entzündungsprozesse und die
Schmerzen wird die Schlafqualität vermindert
– daher empfinden die Patienten tagsüber oftmals eine generelle Müdigkeit oder sind rasch
erschöpft. Folglich kann die individuelle Lebensqualität bei unzureichender Kontrolle der
Krankheitsaktivität deutlich herabgesetzt sein,
wobei sich die Patienten zudem als weniger belastbar und leistungsfähig im Vergleich zu der
Zeit vor der Erkrankung erleben.
4 H auptbeitrag
Literatur
Depression häufig assoziiert
[1] Gossec L et al., Ann
Rheum Dis 2009; 68 (11):
1680–5
Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an und fehlen individuelle oder soziale
Ressourcen zur Bewältigung dieser Situation,
kann sich ein Gefühl der Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit einstellen. Dies ist bereits eng
mit dem Auftreten einer Depression assoziiert. In manchen Fällen macht die fortwährende Konfrontation mit entzündungsbedingten
Schmerzen eine psychotherapeutische Betreuung nötig.
Die Prävalenz von Depressionen bei Patienten mit einer RA wird im Vergleich zur Normalbevölkerung als erhöht beschrieben [2]; somit
scheint die zuvor beschriebene Ereignisabfolge
durchaus realistisch. Die verschiedenen Studien nennen relativ heterogene Anteile von
15–35% der RA-Patienten, die zugleich an
einer Depression leiden [3–5]. Bedeutsame
Unterschiede bezüglich der Prävalenzraten
von Depressionen konnten zwischen den verschiedenen rheumatischen Erkrankungen bisher jedoch nicht festgestellt werden [6].
Vergleicht man die zuvor erwähnten Patientenaussagen bezüglich der RA-Symptome mit
den möglichen Symptomen einer depressiven
Episode nach ICD-10, so fällt insbesondere in
den Bereichen Fatigue, Schlafstörung und vermindertes Selbstwertgefühl eine bedeutende
Überlappung auf (Abb. 1). Die Ursachen von
[2] Isik A et al., Clin Rheumatol 2007; 26 (6): 872–8
[3] Covic T et al., BMC
Musculoskelet Disord 2009;
10: 18
[4] Pastor Oliver JF et al.,
Med Clin (Barc) 1998; 111
(10): 361–6
[5] Pincus T et al., Br J
Rheumatol 1996; 35 (9):
879–83
[6] Hawley DJ, Wolfe F, J
Rheumatol 1993; 20 (12):
2025–31
[7] Pincus T et al., Rheum
Dis Clin North Am 2009; 35
(4): 861–4, xi-xii
Literatur
[1] Westhoff G, Zink A,
Z Rheumatol 2010; 69
(Suppl 1): RA2.14
[2] Vgontzas A et al., JCEM
1999; 84: 2603–7
[3] Hong S et al., Brain
Behav Immun 2005; 19,
165–72
[4] David MC et al., Brain
Behav Immun 2008; 22:
24–32
[5] Feist E et al., Z Rheumatol 2010; 69 (Suppl 1):
RA1.04
Schlafstörungen bei gleichzeitig vorhandener
RA und depressiver Episode lassen sich zumindest noch halbwegs der einen oder der anderen Erkrankung zuschreiben. Doch fällt es
vielen Patienten ungemein schwer, die Ursachen von Fatigue oder vermindertem Selbstwertgefühl zu trennen.
Fragebögen alleine genügen nicht
Die Anwendung von Patientenfragebögen, mit
denen der Grad der aktuellen Depressivität
bei RA-Patienten festgestellt werden soll, ist
daher problematisch, da die Ergebnisse verzerrt werden können [7]. Dies sollte bedacht
werden, bevor entsprechende Instrumente zur
Abbildung der Depressivität in der alltäglichen
rheumatologischen Praxis eingesetzt werden.
Einige dieser Instrumente beanspruchen zwar
für sich, zwischen psychischen und körperlichen Symptomen zu trennen – womit ebenso
eine Trennung von RA und Depression möglich
sein sollte –, eine genaue Durchsicht dieser diagnostischen Instrumente lässt dies allerdings
fraglich erscheinen. Die Diagnose einer affektiven Erkrankung bei zugrunde liegender RA
sollte daher in Zusammenarbeit mit einem
Psychotherapeuten oder Psychiater erfolgen
und keinesfalls ausschließlich auf der Basis eines Fragebogens vorgenommen werden. .
Interleukin-6 und Fatigue
Fatigue, im frühen Krankheitsverlauf mittels einer einfachen Rating-Skala gemessen, ist ein
zuverlässiger Indikator für kritische Krankheitsverläufe, wie eine aktuelle Arbeit ergab [1].
Patienten mit schwerer Fatigue (21%) unterlagen einem fast doppelt so hohen Risiko für einen
ungünstigen Ausgang wie Patienten ohne bzw. mit leicht ausgeprägter Fatigue (adj. OR 1,82;
95% CI 1,21–2,75).
Die Fatigue resultiert aus dem gestörten Schlaf, der durch Schmerzen oder medikamentös bedingt sein kann. Aber auch Interleukin-6 (IL-6) beeinflusst die Schlafqualität [2]: Die
IL-6-Spiegel korrelierten mit der Tagesschläfrigkeit und dem Grad der Schlafstörungen. Je
höher die Sekretion von IL-6 tagsüber desto kürzer fiel die nächtliche Schlafzeit aus; auch der
Tiefschlafanteil war reduziert. Eine neuere Studie bei gesunden Probanden bestätigt, dass
hohe IL-6-Spiegel mit einer schlechten Schlafqualität assoziiert sind [3]. Bei RA-Patienten
konnte die erhöhte Produktion von IL-6 mit einer vom Patienten angegebenen Fatigue korreliert werden [4].
Diese Daten legen nahe, dass eine gegen IL-6 gerichtete Therapie der RA auch positiv
auf den Schlaf und damit auf die Fatigue auswirken kann. Dies bestätigt die sekundäre Wirksamkeitsanalyse der TAMARA-Studie [5]: Bereits ab der ersten Infusion besserte sich neben
Schmerz und Morgensteifigkeit die Fatigue kontinuierlich. Der mittlere FACIT-F-Score stieg
innerhalb von 24 Wochen von 28,8 ± 11,2 Punkten auf 37,4 ± 12,2 Punkte.
rheumatologisch | 1.2011
Weiterbildung
5
Umfrage der DGRh
Risiken und Potentiale bei der
Nachwuchsfrage verdeutlicht
Prof. Dr. Jürgen Wollenhaupt, Hamburg
Die therapeutischen Möglichkeiten in der Rheumatologie
haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Doch können nicht alle Patienten in Deutschland davon profitieren und optimal versorgt werden, denn es gibt
zu wenig Rheumatologen. Die Deutsche Gesellschaft für
Rheumatologie (DGRh) hat die Förderung der Weiterbildungsmöglichkeiten zu einem Arbeitsschwerpunkt erklärt.
Eine Umfrage sollte die aktuelle Weiterbildungssituation
genauer beschreiben und Probleme identifizieren.
Quelle
*28. Januar 2011, Berlin,
unter Leitung des
DGRh-Präsidenten
Prof. Jürgen Braun und des
Vorsitzenden der Kommission Weiter- und Fortbildung
der DGRh, Prof. Jürgen
Wollenhaupt
D
ie DGRh hat im vergangenen Jahr eine
umfangreiche Befragung aller zur Weiterbildung ermächtigten Ärzte durchgeführt. Eine
erste Analyse der Daten und eine umfassende
Diskussion der Aktivitäten der DGRh bot der
1. Weiterbildungstag der DGRh*.
Seit 2007 verringerte sich die Zahl der erfolgreich abgelegten Rheumatologie-Prüfungen
auf jährlich unter 50 bei den internistischen und
25 bei den orthopädischen Kandidaten – eine
Entwicklung, die dem allgemeinen Trend wachsender Facharztanerkennungen entgegenläuft.
Nur ein Drittel der Befugten
bildet tatsächlich aus
Aktuell hat die DGRh 183 internistische, 91 orthopädische und 19 kinder-/jugendrheumatologische Weiterbilder identifiziert. An der aktuellen
Umfrage nahmen 247 dieser 293 Ärzte teil, d. h.
84%. Nur 71% davon gaben an, ihre Funktion
als Weiterbilder wahrzunehmen. In der internistischen Rheumatologie kommen 34% aller
Weiterbilder ihrer Aufgabe derzeit nicht nach.
Die Gründe dafür sind überwiegend Bewerbermangel trotz Stellen­angeboten (51%) bzw.
fehlende offene Stellen für Weiterbildungs­
assistenten (32%); hinzu kommen administrative Gründe, Alter und weitere Hindernisse.
rheumatologisch | 1.2011
Ansatz: rotierende Weiterbildung
Mehrfach wurden in der Diskussion die Möglichkeiten einer rotierenden Weiterbildung in
klinischen Einrichtungen und Praxen angesprochen. Derzeit werden solche sektorenübergreifenden Kooperationen von 14% der
internistischen, 9% der orthopädischen und
28% der pädiatrischen Weiterbilder berichtet.
Allerdings waren viel mehr Teilnehmer der Umfrage interessiert und bereit, an einem solchen
Ansatz mitzuwirken.
Die Möglichkeit dazu bot jüngst eine Initiative des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (BDRh) in Kooperation mit einem
Pharmaunternehmen. Mit den bereitgestellten
finanziellen Mitteln konnten 11 Assistenten zum
Rheumatologen weitergebildet werden, die
überwiegend für 18 Monate in einer Praxis die
Weiterbildung begannen und sie dann in einer
Klinik komplettierten.
Der Weiterbildungstag zeigte zahlreiche
Ini­tiativen der DGRh zur Unterstützung der
Weiterbildung auf, sei es durch ergänzende
Kurse, z. B. in labormedizinischen Methoden,
Bildgebung oder Kapillarmikroskopie, oder sei
es durch eine denkbare zukünftige Förderung
durch Drittmittel, unterstützt durch industrielle
Förderer, über die neutrale Rheumaakademie.
Langfristig werden aber nur grundlegende
Maßnahmen zu einer verbesserten rheumatologischen Versorgung beitragen. So wird nur eine
verbesserte Finanzierung der Weiterbildung für
niedergelassene und klinische Institutionen
dem zunehmenden Mangel an Rheumatologen entgegenwirken. Nicht zuletzt sind alle
Rheumatologen aufgerufen, dem Nachwuchs
die Faszination, Freude und Vielfältigkeit ihres
Berufsalltages zu vermitteln und für das Fach
zu werben. .
6 A ktuelles
DAS28 und andere Response-Kriterien
Wie gut bilden sie den Zustand
des Patienten ab?
Dr. Thomas Karger, Köln
Für chronische Erkrankungen werden Scores definiert, um
die Krankheitsfolgen abschätzen zu können. Aber auch
Therapieerfolge lassen sich damit einfacher dokumentieren
– wichtig als Argumentationshilfe gegenüber den Kostenträgern. Künftig werden vor allem Scores praktisch relevant sein, die das Patientenurteil einbeziehen.
D
ie WHO unterscheidet drei Ebenen der
Krankheitskonsequenzen: 1. „Impairment“
(morphologische und funktionelle Organschädigung), 2. „Disability“ (eingeschränkte
Teilnahme an sozialen und ökonomischen
Aktivitäten), 3. „Handicap“ (geschlechts- und
altersspezifische Rollenfunktion im Alltag behindert). Für alle chronischen Erkrankungen
wurden Scores entwickelt, die einerseits die
Folgen einer Krankheit und andererseits Therapieerfolge messbar machen. Seit 30 Jahren
werden auch in der Rheumatologie Scores entwickelt, die in der täglichen Praxis angewandt
werden. Die OMERACT-Konferenz fordert für
Scores die Kriterien „Truth“ (messen, was man
OMERACT: Outcome
Measures in Rheumatoid
Arthritis Clinical Trials
DAS: Disease Activity Score
HAQ: Health Assessment
Questionnaire
FFbH: Funktionsfragebogen
Hannover
CDAI: Clinical Disease
Activity Index
SDAI: Simplified Disease
Activity Index
FACIT: Functional Assessment of Chronic Illness
Therapy
BASDAI/BASMI: Bath Ankylosing Spondylitis Disease
Activity bzw. Metrology
Index
Abb. 1 0 Beurteilung des DAS28: praktisches Beispiel
druckschmerzhafte Gelenke
geschwollene Gelenke
Anzahl dG
Anzahl gG
1
3
2
BSG (nach 1 Std. in mm)
PATIENTENURTEIL
3 zur Krankheitsaktivität
Wie aktiv ist Ihre rheumatoide
Arthritis in den letzten 7 Tagen
gewesen?*
keine Aktivität
0
Datum:
10
stärkst mögliche Aktivität
20
30
40
50
60
70
80
90
Patientenurteil in mm
100
DAS 28:
Bewertung des DAS 28
*Bitte lassen Sie dies Ihren Patienten mit einem senkrechten Strich beurteilen.
messen will), „Discrimination“ (Unterscheidung
zwischen zwei Gruppen oder Zeitpunkten)
und „Feasibility (einfache Durchführung). Der
DAS28, 1996 publiziert, erfüllt diese Kriterien.
Ein DAS28 (Abb. 1) von 2,6 bis 3,2 („low-DAS“)
steht für eine sehr niedrige Krankheitsaktivität; praktisch bedeutet er, dass der Patient sich
„nahezu beschwerdefrei“ fühlt. Ein DAS28 von
<2,6 belegt eine komplette Remission.
In Zukunft werden „patientenorientierte“
Erfolgsparameter an Bedeutung gewinnen,
welche die Alltagsfunktion und Teilhabe am
sozialen Leben charakterisieren, wie der bereits etablierte HAQ. In Deutschland wird häufig der einfacher durchzuführende FFbH eingesetzt, der in den HAQ umgerechnet werden
kann. Der HAQ-Wert korreliert mit den Kosten
der Erkrankung. DAS28 und HAQ kontinuierlich zu dokumentieren, ist nicht nur nötig für
das Qualitätsmanagement, sondern kann auch
Kostenträgern gegenüber als Beleg für den
Therapieerfolg herangezogen werden – gerade bei kostenintensiven Biologika-Therapien.
CDAI und SDAI sind zwar validierte Scores,
in der Praxis aber kaum verbreitet. Auf dem
ACR 2010 wurden sie als einfache Scores
für die Zukunft diskutiert. Der Fatigue-Score
­FACIT wird in Studien als ein zweifellos wichtiger patientenzen­trierter Parameter angewendet und könnte auch in der Praxis relevant
werden.
Bei den Spondarthropathien haben sich
zwei funktionelle Scores (BASDAI, BASMI) und
ein Score für die morphologische Strukturveränderung etabliert. 2009 wurde – analog zum
DAS28 – der ASDAS entwickelt, der größere
Bedeutung erhalten könnte. Scores für Kollagenosen und Vaskulitiden wurden für Studien
entwickelt. Jedoch sind diese so komplex und
die Krankheitsverläufe so variabel, dass diese
Scores in der Praxis kaum anwendbar sind. .
rheumatologisch | 1.2011
Ko ngressbericht
7
ACT-SURE-Studie
Tocilizumab bewährt sich unter
Praxisbedingungen
Aktuelle Daten vom ACR/ARHP Scientific Meeting, Atlanta, 7. bis 11. November 2010
Die Ergebnisse der internationalen Phase-IIIb-Studie
­ACT-SURE bestätigen die hohe Wirksamkeit von Tocilizumab unter praxisnahen Bedingungen. Auch in der Monotherapie konnten mit Tocilizumab hohe Remissionsraten
erzielt werden. Weiteres Ergebnis: Die Tocilizumab-Therapie war nach einer beendeten TNF (Tumornekrosefaktor)alpha-Therapie ohne Auswaschphase sicher durchführbar.
I
Quelle
[1] Bykerk V et al., ACR/
ARHP Scientific Meeting
2010, Atlanta/USA: Poster
1840
[2] de Benedetti F et al.,
ACR/ARHP Scientific
Meeting 2010, Atlanta/USA:
Vortrag Nr. 1434
HAQ-DI: Health Assessment
Ques­tionnaire – Disease
Index
Abb. 1 0 n der internationalen offenen Phase-3b-Studie ACT-SURE wurden erwachsene Patienten
mit mäßig schwerer bis schwerer rheumatoider
Arthritis (RA) untersucht, die eine inadäquate
Response (IR) auf DMARD oder TNF-Inhibitoren (TNFi) gezeigt hatten. Die Patienten erhielten alle vier Wochen entweder ausschließlich
Tocilizumab 8mg/kg KG oder ergänzend dazu
eine stabile Basistherapie und/oder Glukokortikoide (max. 10mg/Tag Prednisolonäquivalent).
Die 1.681 untersuchten Patienten wurden stratifiziert nach
● DMARD-IR, TNFi-naiv (n=976, 58%),
● TNFi-IR mit Auswaschphase, die letzte TNFiGabe lag >2 Monate zurück (n=298, 18%),
DAS28 Woche 24
Patienten (%)
80
61,6
60
40
50,4
48,5
45,5
31,0
33,1
TNFi
>2 Monate
TNFi
≤2 Monate
49,8
20
0
DMARD-IR
IR=inadäquate Response
rheumatologisch | 1.2011
Hohe Remissionsraten
Bis Woche 24 erreichten 56,8% aller Patienten
einen DAS28 <2,6 und somit eine klinische Remission – darunter anteilig mehr DMARD-IR-Patienten (61,6% vs. 48,5% bzw. 50,4%; Abb. 1).
Unter der Monotherapie erreichten vergleichbar
viele Patienten innerhalb von 24 Wochen einen
DAS28 <2,6 (49,8%) wie im gesamten Kollektiv. Die Therapie war rasch wirksam: Mehr als
25% der Patienten in allen drei Gruppen hatten
bereits zu Woche 8 eine DAS28-Remission erreicht.
Eine ACR70-Response wurde in Woche 24
bei 26,4% der Patienten beobachtet. Die Zahl
der geschwollenen und schmerzhaften Gelenke wurde bereits zu Woche 4 effektiv reduziert, ebenso wie die subjektiv empfundenen
Schmerzen. Auch die Funktionalität und die
Lebensqualität, gemessen im HAQ-DI, verbesserten sich ab Woche 4 kontinuierlich.
Keine neuen Sicherheitssignale
ACT-SURE-Studie: DAS28-Remissionen
DAS28 Woche 12
● TNFi-IR , die letzte TNFi-Gabe lag ≤2 Monate
zurück (n=407, 24%).
Monotherapie
Weniger als 5% der Patienten brachen die
Studie ab, weil sie die Therapie nicht vertragen hatten, davon 1,1% aufgrund von Infektionen (1,8/100 Patientenjahre, PJ). Die Rate der
schweren Infektionen war in den TNFi-IR-Gruppen mit oder ohne vorherige Auswaschphase
vergleichbar (6,1/100 PJ vs. 7,6/100 PJ). Tocilizumab kann also ohne vorherige Auswaschphase direkt nach einem TNFi sicher eingesetzt
werden.
Insgesamt gab es im Vergleich zu den aus
klinischen Phase-III-Studien bekannten unerwünschten Ereignissen keine neuen Sig­
nale.
.
S ervice | Impressum
Inemuri oder Power Nap
© photoscom | PLUS
Neue Kraft durch
­Nickerchen
E
in Inemuri ist ein kleines Nickerchen, die
öffentliche Form des Kurzschlafes, den die
Japaner überall halten, so in der Bahn, bei Konferenzen oder im Büro. Denn das Schläfchen gilt
als Zeichen des Fleißes, es beweist, wie sehr man
sich vorher abgerackert hat. Dabei ist der Schlaf
so flach, dass der Japaner genau merkt, wann er
wieder aufwachen muss.
In den USA gilt der 15 bis 30 Minuten dauernde
„power nap“ (engl., power = Kraft, nap = Nickerchen) inzwischen als leistungssteigernde Maßnahme – in immer mehr Firmen wird Power-Napping aktiv organisiert.
Um vom täglichen Stress abschalten zu können, bieten fernöstliche und
US-amerikanische Firmen Ruheräume an.
In Deutschland ist das Nickerchen am Arbeitsplatz leider noch nicht
akzeptiert – schade. Denn Ausgeschlafene sind aufmerksamer und konzentrierter mit besserer Laune bei der Arbeit. .
Post-Marketing-Surveillance in Japan
Japaner vertragen
­Tocilizumab gut
In Japan werden Sicherheit und Wirksamkeit von Tocilizumab in einem Post-Marketing-Programm (PMS) untersucht, in dem alle Patienten, die Tocilizumab erhalten,
über 28 Wochen prospektiv beobachtet werden.
D
ie beim ACR 2010 vorgestellte Interimsanalyse mit den Daten
von 3.881 Patienten zeigte, dass Tocilizumab unter Alltagsbedingungen gut vertragen wird. Schwere unerwünschte Wirkungen traten
bei 7,2% der Patienten auf, meist handelte es sich um Infektionen sowie
Abweichungen von Laborwerten. Häufigste schwere Infektion war eine
Pneumonie bei 1,13% der Patienten. Als Risikofaktoren für das Auftreten
einer schweren Infektion wurden begleitende Atemwegserkrankungen,
höhere Glukokortikoid-Dosis bei Studienbeginn, höheres Alter und längere Krankheitsdauer identifiziert. Auf Grundlage der Ergebnisse des
PMS-Programms hatte die japanische Zulassungsbehörde bereits im
August die Freigabe für den breiten Einsatz von Tocilizumab bei Patienten mit rheumatoider Arthritis oder polyartikulärer Juveniler Idiopathischer Arthri­tis erteilt.*
.
Koike T et al., Post-Marketing Surveillance Program of Tocilizumab for RA in Japan – Interim
Analyses of 3881 Patients. ACR/ARHP Scientific Meeting, Atlanta, 7. bis 11. November 2010,
Poster 399; *Pressemitteilung Roche Pharma
Editorial Board
Prof. Dr. Harald Burkhardt,
Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Frankfurt
Prof. Dr. Thomas Dörner,
Charité U
­ niversitätsmedizin, Berlin
Dr. Thomas Karger,
Facharzt für Innere Medizin und Schwerpunkt
­Rheumatologie, Köln
Prof. Dr. Jürgen Wollenhaupt,
Rheumatologikum Hamburg, Privatambulanz für
­Rheumatologie, Immunologie und Osteologie
Impressum
rheumatologisch | 1.2011
Herausgeber:
Chugai Pharma Marketing Ltd., Frankfurt/Main
Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Springer Medizin
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Tiergartenstraße 17
69121 Heidelberg
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ISSN print: 1869-8220
ISSN online: 1869-8239
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rheumatologisch | 1.2011
21012055
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