Verlag • Hochparterre AG, Ausstellungsstrasse 25, 8005 Zürich, Telefon: 044 444 28 88, E-Mail: [email protected] Redaktion • Ivo Bösch und Marcel Bächtiger, Telefon: 044 444 28 84, E-Mail: [email protected], [email protected] Korrespondent Deutschschweiz • Volker Bienert, Eulenweg 3, 8048 Zürich, E-Mail: [email protected] Correspondant en Suisse romande • Lucas Camponovo, Rue Boissonnas 20, 1227 Les Acacias, E-Mail: [email protected] Corrispondente per la Svizzera italiana• Angela Cattaneo, Via Vincenzo Vela 1, 6500 Bellinzona, E-Mail: [email protected] Korrektorat Deutsch • Lorena Nipkow Korrektorat Französisch • Mario Giacchetta Gestaltungskonzept und Layout • Juliane Wollensack Lithografie und Druck • Somedia Production, Chur Die Qualität der Pläne und Bilder hängt von den gelieferten Vorlagen ab. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung des Verlags. Der frühere Name Aktuelle Wettbewerbs Scene ist ein geschützter Titel. Anzeigen • Julia Nägeli, Telefon: 044 444 28 80, E-Mail: [email protected]; hochparterre.ch / inserieren Abonnements • Gabriela Projer, Telefon: 044 444 28 60, E-Mail: [email protected]; hochparterre.ch / abonnieren Preise • Schweiz 1 Jahr (5 Ausgaben) CHF 189.— * • Schweiz 2 Jahre CHF 321.— * • Europa 1 Jahr CHF 212.— • Europa 2 Jahre CHF 360.— • Übersee 1 Jahr CHF 286.— • Übersee 2 Jahre CHF 486.— • Studierende (Ausweis) CHF 132.— * • Einzelverkaufspreis • CHF 41.— * (* inkl. MwSt. 2,5 %) Online • Aktuelles auf hochparterre.ch / nachrichten / wettbewerbe Lorbeerkränzchen 39 • Gespräche zum Architekturwettbewerb: Donnerstag, 21. April 2016, 19 Uhr • Hochparterre Bücher, Gasometerstr. 28, 8005 Zürich • Daniela Zimmer und Til Schmidt sprechen mit Ivo Bösch über ihre Wettbewerbsgewinne. hochparterre•wettbewerbe 1 • 2016 Impressum hochparterre wettbewerbe 1 • Schweizer Fachjournal für Architekturwettbewerbe • Cahiers suisses des concours d’architecture • Quaderno svizzero del concorso d’architettura • Jahrgang 44 • Heft 1: Februar 2016 Neulich • Ohne Preise Hauptgebäude, ETH Zürich • Falsch bestellt Wohnungen mit Service, Savognin • Keine Beisshemmung Verwaltungszentrum, Grenchen • Besuch bei Zimmer Schmidt Claire-Vue, Lancy • Un seul projet sort du lot Turnhalle Plänke, Biel • Wie Uhrmacher wettbewerben Biomedizin, Basel • Life Sciences über alles Krematorium Thun-Schoren • Asplund als Wegbereiter Grundrisskunde • Aus drei mach eins Bildersturm • Das Ende der Industrieromantik Turnhalle Plänke, Biel 1. Rang • Ankauf, Empfehlung zur Weiterbearbeitung, CHF 24 000.— und CHF 6 000.— Entschädigung Niedermann Sigg Schwendener Architekten, Zürich 2. Rang • 1. Preis, CHF 18 000.— und CHF 6000.— Entschädigung BGM Architekten, Basel 3. Rang • 2. Preis, CHF 11 000.— und CHF 6000.— Entschädigung Nord Architekten, Basel 4. Rang • 3. Preis, CHF 10 000.— und CHF 6000.— Entschädigung Kast Kaeppeli Architekten, Bern / Basel 5. Rang • 4. Preis, CHF 5000.— und CHF 6000.— Entschädigung Karamuk Kuo Architekten, Zürich Die Turnhalle soll ersetzt und die Lücke geschlossen werden. Foto: Stadt Biel Drei Gebäude um einen Hof • Die Schule Plänke liegt im Bieler Stadtzentrum zwischen der Plänkestrasse und der Neuengasse. Sie besteht aus drei Gebäuden, die einen Pausenhof begrenzen. Im Gebäude an der Plänkestrasse 9 ist die Primarstufe untergebracht, im Gebäude Neuengasse 10 befinden sich die Tagesschule, die Kindergärten und das Freizeitatelier, und die Turnhalle der Schule ist im Neuengasse 12 untergebracht. Unterrichtet werden aktuell neun Primarklassen (1. bis 4. Klasse), vier Kindergärten und eine Einführungsklasse. Eine Tagesschule für maximal 130 Kinder (zu Spitzenzeiten) und ein städtisches Freizeitatelier ergänzen das Angebot. Risse in der Turnhalle • Die Turnhalle mit Baujahr 1900 ist veraltet und zu klein. Die Halle hat diverse gravierende Risse und wurde in den letzten Jahren von Spezialisten periodisch auf die statische Sicherheit kontrolliert. Die Stadt hat verschiedene Möglichkeiten mit einer Machbarkeitsstudie prüfen lassen. Es wurde entschieden, die Halle abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen, der nebst einer Einfachturnhalle noch weitere Bedürfnisse der Schule aufnehmen kann. Um den Neubau finanzpolitisch abzusichern, müssen die Architekten eine etappierte Umsetzung des Raumprogramms zwischen Turnhalle und erweitertem Schulangebot in zwei Phasen aufzeigen. Rücksicht auf Umgebung • Der innerstädtische Kontext lässt dem Neubau volumetrisch wenig Spielraum. Es gab eine Teiländerung der baurechtlichen Grundordnung der Stadt Biel im Bereich Turnhalle Plänke, in der die Baulinien so angepasst sind, dass der Bau einer Einfachturnhalle nach Norm möglich ist. Ebenso soll eine mögliche Vergrösserung der heute schon knappen Pausenfläche in der Planung des Neubaus berücksichtigt werden. Über die Umsetzung des Neubaus und über die nötige Änderung der planungsrechtlichen Grundlagen wird schliesslich eine Volksabstimmung entscheiden. Das Schulhaus Plänke mit seinen benachbarten Gebäuden ist im kantonalen Bauinventar als schützenswert eingestuft und zusammen in einer Baugruppe rund um den vorgelagerten Strassenabschnitt Plänkestrasse zusammengefasst. Die Turnhalle selbst steht nicht unter Denkmalschutz. Ein sorgfältiger Umgang unter Rücksichtnahme mit der umgebenden Bausubstanz war trotzdem gefordert. Aus dem Bericht des Preisgerichts Weitere Teilnehmer • je CHF 6000.— Entschädigung 0815 architekten, Biel / Freiburg, und bernath + widmer, Zürich spaceshop Architekten, Biel Morscher Architekten, Bern Boegli Kramp Architekten, Freiburg Soliman Zurkirchen Architekten, Zürich :mlzd, Biel rk Studio Architecture, Biel / Monthey Jury • Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter Doris Wälchli, Architektin, Lausanne (Vorsitz) Rita Wagner, Architektin, Visp Stefan Buchhofer, Architekt, Biel Jürg Saager, Architekt, Leiter Abteilung Hochbau, Biel Elisabeth Dill, Architektin und Projektleiterin, Abteilung Hochbau, Biel (Ersatz) Jury • Sachpreisrichterin und Sachpreisrichter Cédric Némitz, Direktor für Bildung, Kultur und Sport, Biel Barbara Schwickert, Direktorin für Bau, Energie und Umwelt, Biel Thomas Lachat, Schulleiter Deutsch der Schule Plänke, Biel Etienne Dagon, Leiter Dienststelle Sport, Abteilung Schule und Sport, Biel (Ersatz) Fachexpertinnen und Fachexperte Florence Schmoll, Leiterin Abteilung Stadtplanung, Biel Karin Zaugg, Fachstelle Denkmalpflege, Biel Pierre-Alain Noirjean, Schulleiter Französisch der Schule Plänke, Biel Daten Veranstalter: Einwohnergemeinde Biel Verfahren: Projektwettbewerb im selektiven Verfahren Teilnehmer: 12 (69 Bewerbungen) Wettbewerbsbegleitung: Baudirektion der Stadt Biel, Elisabeth Dill, Abteilung Hochbau Jurierung: November und Dezember 2015 50 hpw1601_050-061.indd 50 15.02.16 14:08 Auch wenn die Fassade noch nicht gefällt, Feinarbeit war für die Einpassung des Siegerprojekts trotzdem nötig. Visualisierung: Niedermann Sigg Schwendener Wie Uhrmacher wettbewerben • Zwei Stellen hinter dem Komma Die Hauptstadt der Uhrmacherei kommt in Sachen Wettbewerb vom grossspurigen Schlampen zur Feinmechanik. Die Bieler Plänketurnhalle war überbestimmt, dafür präzis. Benedikt Loderer, Stadtwanderer • In Biel ist es nur logisch, wenn auch die Architekturwettbewerbe zur Abteilung Feinmechanik gehören. Jedenfalls zuweilen. Während der Wettbewerb für das Gurzelen-Areal hochparterre. wettbewerbe 2 / 2015 eher schlampig zusammengeschustert war, ist nun jener für das Plänkeschulhaus bis zwei Stellen hinter dem Komma vorbestimmt. Schade nur, dass es beim Gurzelen-Areal um ein städtisches Schlüsselgrundstück ging, beim Plänkeschulhaus hingegen um einen Ersatz: eine Turnhalle plus drei Klassenzimmer plus Erweiterung der Tagesschule. Vielleicht liegt es am Uhrmacherblick, dass er das Grosse verschwommen sieht, das Kleine hingegen hochpräzis. Genauso wie heute • Das Plänkeschulhaus liegt in einem Quartier aus den Jahren um 1900. Es sind eigentlich zwei Schulhäuser, die in einem Blockrand an den gegenüberliegenden Längsstrassen liegen. Anders gesagt, sie stehen auf der Baulinie, und zwischen ihnen liegt ein Hof. Eine bestehende Turnhalle gibt es auch, doch die ist marode, und die Stadt will sie ersetzen. Sie steht mit ihrer Schmalseite an der Strasse und ragt in den Hof hinein. Will man nun eine neue Halle bauen, so bleibt nichts anderes übrig, als sie dorthin zu stellen, wo die alte war, und zwar wiederum mit der Schmalseite zur Strasse. Wie überdeterminiert die Aufgabe war, zeigt sich darin, dass von den zwölf Lösungen elf die Turnhalle genauso in den Hof stellten und nur eine sie längs im zweiten Obergeschoss einpasste. Was auch darum nicht aufging, weil das Programm aus finanzpolitischen Gründen verlangte, zwei Etappen hochparterre•wettbewerbe 1 • 2016 • Turnhalle Plänke, Biel • 3C • Schulen • Unterstufen hpw1601_050-061.indd 51 zu ermöglichen, wovon die erste die Turnhalle sein muss. Wer sie in Hochlage anordnet, hat schon verloren, denn soll die erste Etappe in der Luft schwebend auf die erste darunter warten? Weltmeister im Kampf mit der Baulinie • Diesmal konnten die Architekten ihre Fähigkeiten beweisen. Trotzdem überschritten die Sieger die Baulinie. Der Verstoss lasse sich baujuristisch beseitigen. So ist der Ankauf zur Weiterbearbeitung empfohlen. Nicht nur Baulinienturnen war nötig, auch Höhenklimmzüge waren zu bewältigen. Im Hof gab es neun Meter, mehr nicht. Das führte dazu, dass die elf Folgsamen und Gezwungenen alle ihre Turnhalle ein Geschoss in den Boden versenkten, so tief, wie das Grundwasser noch erlaubte. Wie unterscheidet eine Jury elf gleiche Lösungen? Durch Feinarbeit, was wiederum eine Uhrmachertugend ist. Der Stadtwanderer wollte in zwei Versuchen herausfinden, was die elf unterscheidet. Leider waren ihm die Texte des Preisgerichts keine Hilfe. Wo stiftet Juryprosa Erkenntnis? Er irrte also durch die Ausstellung. Da tröstete ihn die Uhrenmacherei. Diese Menschen arbeiten seriös, ergo auch das Preisgericht. Dem vertraute er. Er glaubt daher, dass das erkürte Projekt das beste ist, jedenfalls, was seine inneren Werte betrifft. Auch bei der Fassade gegen die Strasse teilt er die Meinung der Jury: Die strassenseitige Fassade zur Neuengasse muss noch bezüglich der Nachbarfassaden differenziert werden. Übersetzung: Die Fassade genügt nicht. Zwei Feststellungen noch • Erstens sagt das Preisgericht klug: Nutzungsneutrale Räume ermöglichen die Anpassung an sich wandelnde Unterrichtsnormen. Übersetzung: Pädagogische Moden verblühen, Schulhäuser bleiben. Zweitens ist auch dieser Wettbewerb überdeterminiert, so ist er doch seriös vorbereitet, was weit besser ist als die aus politischen Wetterlagen zusammengescharrten Allgemeinveranstaltungen. Bei Wettbewerben ist Präzision besser als Improvisieren. 51 15.02.16 14:08 Alle Dachflächen des Neubaus dienen der im Programm geforderten Erweiterung der Pausenplatzflächen. Nordwestfassade Längsschnitt Untergeschoss Erdgeschoss 52 hpw1601_050-061.indd 52 15.02.16 14:08 1. Rang • «Joseph» Architektur: Niedermann Sigg Schwendener Architekten, Zürich Mitarbeit: Krzysztof Czech, Florian Strohmaier Bauingenieur: Büro Thomas Boyle + Partner, Zürich Das Projekt klärt die ortsbauliche Situation. Die beiden Obergeschosse mit den Spezialklassenzimmern und der Tagesschule schliessen den Blockrand, während die rechtwinklig daruntergeschobene Turnhalle den Innenhof gegen die Garagenzufahrten der Nachbarparzellen abschirmt. Auch hofseitig spielt das Gebäude geschickt mit den unterschiedlichen Nachbarbauten. Die Fluchten werden übernommen und treffen mit einem Versatz an der westlichen Kante des Turnhallenvolumens aufeinander. Dies führt leider zu einem Überschreiten der vorgegebenen Baulinie. Zugunsten des Kindergartens wird der Dachgarten des Nachbargebäudes über das neue Volumen erweitert. Die Dachfläche der Turnhalle bietet der Tagesschule einen Aussenraum und kann auch als Pausenhof genutzt werden. Das präzis ins städtebauliche Umfeld eingefügte Volumen ist auch im Innenraum räumlich intelligent organisiert. Ähnlich wie beim angrenzenden Schulhaus ordnen die Architekten die Erschliessung der vier Geschosse die Strasse entlang an, was im ersten Obergeschoss auch eine Verbindung an die Treppenanlage der bestehenden Schule erlaubt. Die unterschiedlichen Durchfahrtshöhen in den Hof werden im Innenraum mit einem Splitlevel aufgefangen und ermöglichen grosszügige Raumhöhen für den Mehrzweckraum und den Essbereich, die auch zusammengelegt genutzt werden können. Diese Flexibilität kompensiert das wegen des Niveauunterschieds unmögliche Zusammenschalten von Essbereich und Aufenthaltsräumen. Die Gestaltung hebt sich stark von den Nachbargebäuden ab, was im heterogenen Quartierbild verständlich ist. Doch eine differenziertere Antwort auf die Nachbarn wäre wünschenswert. Die scheinbar willkürlich angeordneten, jedoch präzise gesetzten Öffnungen bringen den belebten Alltag der Schule spielerisch zum Ausdruck. Das Projekt zeichnet sich durch die Eingliederung in die Situation aus. Es gelingt den Verfassern, aus den engen Bedingungen ein gestalterisches Potenzial zu entwickeln, ein subtiles Volumen mit hohen innenräumlichen Qualitäten. Aus dem Jurybericht Modell Situation 1. Obergeschoss hochparterre•wettbewerbe 1 • 2016 • Turnhalle Plänke, Biel hpw1601_050-061.indd 53 Dachgarten 53 15.02.16 14:08