Lörrach und der Nationalsozialismus Begleitband zur Ausstellung Dieser Begleitband erscheint zur gleichnamigen Ausstellung im Dreiländermuseum und ergänzt die zeitgleich erschienene wissenschaftliche Publikation „Zwischen Fanatismus und Distanz – Lörrach und der Nationalsozialismus“. Lörracher Hefte Nr. 18, hrsg. v. Markus Moehring und Andreas Lauble Inhalt Lörracher Hefte – Rote Schriftenreihe des Dreiländermuseums Lörrach Bisher erschienen (bis Heft 15 unter dem Namen Museum am Burghof): Heft 1: Zwischen zwei Welten – Türkisches Leben in Lörrach (1996) Heft 2: Berühmte Expressionisten – Werke aus der Sammlung des Museums am Burghof (1997) Heft 3: Lörrach 1848/49 – Essays, Biographien, Dokumente, Projekte (1998) Heft 5: Halt Landesgrenze! Schmuggel und Grenzentwicklung im Dreiländereck (2000) Heft 6: Gedruckte Träume – 250 Jahre KBC Lörrach (2003) Heft 7: Jüdisches Leben in Lörrach/ Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft (2007) Heft 8: Stetten und seine Geschichte – Aufsätze und Forschungsbeiträge (2008) Heft 9: entartet – zerstört – rekonstruiert – Die Sammlung „Cohen-Umbach-Vogts“ (2008) Heft 10: Der Oberrhein um 1900/ Le Rhin supérieur vers 1900 (2009) Heft 11: Johann Peter Hebel. Bewegter Geist, bewegtes Leben (2010) Heft 12: August Babberger. Der badische Expressionist (2010) Heft 13: Max Laeuger. Die Sammlung in Lörrach (2011) Heft 14: Gottfried Legler. Ein Künstlerleben (2011) Heft 15: Kaltenbach. Aus Lörrach in die Welt (2012) Heft 17: Dreiländer-Rezepte/Recettes des Trois Pays (2013) Heft 18 : Nationalsozialismus in Lörrach (2013) Lörracher Hefte – Gelbe Schriftenreihe der Stadt Lörrach Bisher erschienen: Heft 4: Burghof Lörrach. Das Haus – Das Programm – Die Vorgeschichte (1999) Lörracher Hefte – Blaue Schriftenreihe des Stadtarchivs Bisher erschienen: Heft 16: Friß‘n wäg dr Schnägg. – Fastnacht in Lörrach (2013) Heft 18: Nationalsozialismus in Lörrach (2013, Kooperationsprojekt mit dem Dreiländermuseum) Zur Einführung Vorwort der Oberbürgermeisterin 2 Historische Quellen im Stadtarchiv 3 Die Sammlung im Dreiländermuseum 6 Bisherige Publikationen und Ausstellungen 9 Nationalsozialismus in Lörrach Vorgeschichte 12 „Machtergreifung“ 16 Lokale NS-Politik 24 Herrschaftsmechanismen 30 Widerstand und Opfer 38 Zweiter Weltkrieg 46 Umgang mit der NS-Zeit 52 Das Projekt Anlass und Umsetzung des Projektes 53 Die Ausstellung 55 Impressum 62 1 Lörracher Heft zum Projekt „Lörrach und der Nationalsozialismus“ Historische Quellen im Stadtarchiv Lörrach Gudrun Heute-Bluhm, Oberbürgermeisterin Andreas Lauble, Stadtarchivar Zur Geschichte von Lörrach gehört auch die Zeit des „Dritten Reiches“. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten das Bürgermeisteramt, bis 1945 spielte für ihre Herrschaft vor Ort das Rathaus eine wichtige Rolle. Viele waren fasziniert vom neuen Regime – trotz seiner brutalen Gewalt gegen Andersdenkende und Ausgegrenzte auch in Lörrach. Mit diesem schwierigen Kapitel ihrer Geschichte setzt sich die Stadt im Projekt „Lörrach und der Nationalsozialismus“ intensiv auseinander. Drei Jahre lang forschte der Freiburger Historiker Dr. Robert Neisen dazu im Auftrag des Gemeinderates und legte im April 2013 eine wissenschaftliche Dokumentation vor. Das Buch beleuchtet unter anderem umfassend die Rolle der Stadtverwaltung in jener Zeit. Lörrach steht dabei stellvertretend für viele deutsche Städte. Zugleich gibt es hier spezifische Besonderheiten durch die Nähe zur Schweiz. Wie kaum sonstwo in Deutschland sahen sich die Nationalsozialisten einem Land und einer Bevölkerung gegenüber, die nicht ihrem Herrschaftsbereich unterworfen waren. Das Buch wurde am Beispiel Lörrach zu einem grundlegenden Beitrag zur aktuellen Forschung über das nationalsozialistische Herrschaftssystem. 2 Das Projekt „Lörrach und der Nationalsozialismus“ beschränkt sich aber nicht allein auf diese Publikation. Gleichzeitig mit der Buchvorstellung wurde im Dreiländermuseum eine große Ausstellung mit Dokumenten aus dem Stadtarchiv und Originalen aus der Museumssammlung eröffnet. Ein breites Rahmenprogramm vertieft einzelne Aspekte und Themen. Dieser Band in der Reihe „Lörracher Hefte“ hält die Überblickstexte der Ausstellung fest. Sie bieten eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der wissenschaftlichen Publikation. Außerdem enthält der Band zahlreiche Abbildungen, für die im wissenschaftlichen Buch kein Raum war. Auch sie sind wichtige Zeugnisse und authentische Belege jener Zeit in Lörrach. Mich freut, auf welch großes Interesse das Projekt „Lörrach und der Nationalsozialismus“ bei der Bevölkerung gestoßen ist. Intensiv setzen sich in der Ausstellung und den sie begleitenden Veranstaltungen viele Menschen aller Generationen mit dem NS-Regime auseinander – ein ermutigendes Signal auch für die Zukunft. Der vorliegende Band soll einen Beitrag dazu leisten, dass Diskussion und Nachdenken auch nach dem Ende des Projektes weitergeführt werden. Das Stadtarchiv Lörrach ist per Gesetz beauftragt, schriftliche Unterlagen von bleibendem Wert zu erhalten, die im Rathaus entstanden sind. Nach Ablauf von Sperr- und Schutzfristen verwandeln sich diese Unterlagen in „historischen Quellen“. Sie sind dauerhaft im Archiv aufzubewahren und für die Nutzung durch interessierte Bürger, Wissenschaftler oder Pressevertreter zu erschließen. Solche historische Quellen bilden die Grundlage sowohl für das Buch als auch für die Ausstellung zum Nationalsozialismus in Lörrach. Das Stadtarchiv Lörrach verfügt über mehrere tausend Seiten schriftlicher Überlieferung zu jenem dunklen Kapitel deutscher Geschichte. Eine kleine Auswahl dieser historischen Quellen sollen im Folgenden exemplarisch vorgestellt werden. Die meisten dem Forschungsprojekt zugrunde liegenden Informationen stammen aus zeitgenössischen Akten. Als gutes Beispiel für die Folgen eines reichsweiten Gesetzes für den Alltag der Menschen in Lörrach kann die Akte mit dem Titel „Die Durchführung des Gleichschaltungsgesetzes“ gelten. Das „Gleichschaltungsgesetz“ sorgte auch in der südbadischen Grenzstadt dafür, dass 1933 Gemeinderat und Bürgerausschuss aufgelöst und im Sinne der örtlichen NSDAP neu besetzt wurden. Aus der Akte ist beispielsweise zu entnehmen, dass die Verwaltungsakte mit dem Titel: „Die Durchführung des Gleichschaltungsgesetzes“. Diese Akte ist die wesentliche historische Quelle zur Gleichschaltung von Gemeinderat und Bürgerausschuss in Lörrach. (StALö IV.2/74) 3 Mitglieder der Zentrumsfraktion im Gemeinderat geschlossen ihre Mandate niederlegten. Damit manifestierte sich der Protest gegen die unlautere Wahl von Reinhard Boos zum neuen Bürgermeister. Informationen zu handelnden oder betroffenen Personen im gleichgeschalteten Lörracher Rathaus sind vor allem den Personalakten zu entnehmen. Besonders aufschlussreich in diesem Zusammenhang: die Akten von Bürgermeister Reinhard Boos, seines Vorgängers Dr. Heinrich Graser oder die des entlassenen Rechnungsdirektors Joseph Pfeffer. Eine genaue Auswertung dieser Akten ermöglichte die Rekonstruktion der Ereignisse in Lörrach zur Zeit des „Dritten Reichs“ und deren zeitliche Abfolge. Ein Sterbeeintrag im Standesregister der Gemeinde Brombach wiederum gibt Auskunft über das traurige Schicksal des polnischen Zwangsarbeiters Stanislaus Zasada. Dieser unterhielt eine Liebesbeziehung zu einer Einheimischen und wurde deshalb am 16. Oktober 1941 zum Tode verurteilt und im Beisein vieler Zwangsarbeiter erhängt. Das Stadtarchiv Lörrach versteht sich als Anlaufstelle in allen Fragen zur Stadtgeschichte. Gesammelt werden deshalb nicht nur Unterlagen, die in der Stadtverwaltung selbst entstanden sind, sondern auch Dokumente nichtamtlicher Herkunft wie Regionalzeitungen oder Nachlässe von Personen, Vereinen und Betrieben. Von großem Interesse sind stets alle Arten von Fotografien. Als Bildquelle belegen sie eindrücklich die historische Entwicklung einer Stadt. Die Fotosammlung des Stadtarchivs Lörrach umfasst mehrere tausend Fotos, viele davon aus der Zeit des Nationalsozialismus. Besonders hervorzuheben sind zwei einzigartige Fotoserien aus dem Jahre 1940, deren Bedeutung weit über die Regionalgeschichtsforschung hinausreicht. Eine Serie zeigt in 25 Aufnahmen die Deportation der Lörracher Juden. Diese fand am 22. Oktober 1940 „vor aller Augen“ statt. Die zweite Serie dokumentiert in 17 Bildern öffentliche Versteigerungen. Angeboten wurden die Wertgegenstände der Deportierten nur wenige Wochen nach deren Eine Frau in Markgräfler Tracht liest die nationalsozialistische Zeitung „Der Alemanne“, die als regionales Propagandaorgan die NS-Ideologie verbreitete. (StALö 2.43.206; Foto: E. Zürcher) 4 Flugblatt, das 1933 an der Grenze Riehen-Stetten von Basler Sozialdemokraten verteilt wurde. Es warnte Schweizer Ausflügler bereits zu diesem frühen Zeitpunkt vor der Einreise ins nationalsozialistische Deutschland: „Meidet deshalb das Land der Unfreiheit, des Terrors, der Barbarei!“ (StALö XI.2.60) Abtransport. Die Bildquellen sind bedrückende Zeugnisse der Judenverfolgung in Lörrach. Vergleichbare Ereignisse gab es in vielen deutschen Städten, fotografische Quellen hingegen sind allem Anschein nach in diesem Umfang nur im Lörracher Stadtarchiv zu finden. Die besondere Bedeutung der beiden Serien wurde vom Berliner Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ mit einer Sonderausstellung gewürdigt, die im Jahre 2011 stattfand. 5 Die Sammlung im Dreiländermuseum Markus Moehring, Museumsleiter Aus der Nordwestschweiz: Geschenk von Wilhelm Gustloff, Landesgruppenleiter der NSDAP-Auslandsorganisation Schweiz, an die NSDAP Basel vom 9. November1933 zum zehnten Jahrestag des gescheiterten Putsches Adolf Hitlers in München. (DLM: P 312) Das Dreiländermuseum betreut eine der umfangreichsten Museumssammlungen zur Zeit des Nationalsozialismus am Oberrhein. Sie ist entsprechend dem Profil des Museums regional und grenzüberschreitend ausgerich- 6 tet und bezieht sich auf Baden, das Elsass und die Nordwestschweiz. Die Sammlung umfasst weit über tausend Objekte und vermittelt ein anschauliches Bild der damaligen Zeit. Recherchen in der Sammlung sind teilweise auch online möglich.1 Das erste große trinationale Projekt des Museums „Nach dem Krieg“ (1995) bildete den Auftakt für eine Intensivierung und grenzüberschreitende Erweiterung der Sammlungstätigkeit.2 Objekte aus Baden spiegeln das NSHerrschaftssystem ebenso wie den Terror des Regimes. Filme und Kinowerbung aus Lörrach, dem Markgräflerland und dem angrenzenden Elsass geben darüber hinaus ein anschauliches Bild vom damaligen Alltag. Aus dem Elsass kamen zahlreiche Objekte aus der NS-Zeit in die Sammlung, weil sie dort nach 1945 eher erhalten blieben als im besetzten Baden. Obwohl dort eine rege Sammlerszene existiert, zeigten elsässische Museen eher weniger Interesse an ihrem Erwerb und wichtige Objekte kamen ins Dreiländermuseum – zum Beispiel die Straßburger Führerstandarte sowie die Schirmmütze von Gauleiter Robert Wagner oder zahlreiche Propagandaplakate. Auch aus der Nordwestschweiz übernimmt das Dreiländermuseum immer wieder Objekte: Eine Serie nationalsozialistischer Propagandaplakate aus Lörracher Betrieben blieb erhalten, weil sie über viele Jahre in der Schweiz aufbewahrt wurde. Die Kunstsammlung des Dreiländermuseums bietet zusätzliche wichtige Aspekte. Erhellend ist ein Vergleich der Werke von August Babberger und Hans-Adolf Bühler: Ersterer wurde als Direktor der Karlsruher Kunstakademie entlassen und sein Werk als „entartet“ geschmäht, letzterer vom Regime als Nachfolger eingesetzt.3 Hermann Burte, der als Dichter im Dritten Reich großes Ansehen genoss, ist mit repräsentativen Ölgemälden vertreten. Adolf Riedlin, einer der großen Maler des Markgräflerlandes, dessen Nachlass das Museum betreut, zeigt die Widersprüchlichkeit nationalsozialistischer Kulturpolitik: 1937 beschlagnahmte das Regime im Augustinermuseum Freiburg fünf als „entartet“ eingestufte Werke, im gleichen Jahr konnte Riedlin einen Auftrag für ein Fresko im Freiburger Gaswerk ausführen.4 Aus Baden: Holzbüste Adolf Hitlers von Valentin Oeckler (Nürnberg), Geschenk des badischen NSDAPGauleiters Robert Wagner 1933 zur Einweihung der Gendarmerie-Kreiskommandatur Lörrach. (DLM: P 28) Aus dem Elsass: Plakat von 1944, das die Annexion des Elsass propagiert: Der Reichsadler überschreitet den Rhein hin zum Straßburger Münster. (DLM: PL 1743) 7 An ein bewegendes Schicksal erinnert die Sammlung Cohen-Umbach-Vogts: Ursprünglich vom jüdischen Kunstkenner Walter Cohen in Düsseldorf aufgebaut, wurden die expressionistischen Werke im Dritten Reichen als „entartet“ verschmäht und im Elsass während des Krieges zerstört. Walter Cohen wurde im KZ Dachau ermordet. Seine Witwe und ihr zweiter Mann versuchten nach dem Krieg in Lörrach eine vergleichbare Sammlung wieder zu rekonstruieren.5 1 2 3 4 5 Die Online-Datenbank ist im Aufbau: www.dreilaendermuseum.eu, Stichwort Sammlungsdatenbank. Das Projekt beleuchtete das Kriegsende 1945 und die ersten Nachkriegsjahre, vgl. Simone Chiquet u.a., Nach dem Krieg, Zürich 1995. August Babberger, Der badische Expressionist = Lörracher Hefte Nr. 12 (2010), S. 92. Adolf Riedlin, hg. v. Augustinermuseum Freiburg und Museum am Burghof Lörrach, Emmendingen 1992, S. 67. Berühmte Expressionisten = Lörracher Hefte Nr. 2 (1997) und: Entartet, zerstört, rekonstruiert – Die Sammlung Cohen-Umbach-Vogts = Lörracher Hefte Nr. 9 (2008). Margret Umbach, Ölbild von Gabriele Münter (1932). Als dieses Gemälde entstand, war Umbach noch mit dem einflussreichen jüdischen Kunsthistoriker Walter Cohen in Düsseldorf verheiratet. 1942 wurde er im KZ Dachau ermordet, Umbach versteckte seine Sammlung „entarteter“ Kunst im Elsass, doch wurde sie dort im Krieg zerstört. Dieses Gemälde blieb als eines der wenigen erhalten. Nach dem Krieg bemühten sich Umbach und ihr zweiter Ehemann Richard Vogts in Lörrach, Cohens Sammlung zu rekonstruieren. Sie trugen 181 Werke bekannter Expressionisten zusammen, sie befinden sich heute in der Sammlung des Dreiländermuseums. (DLM: CUV 12) 8 Bisherige Publikationen und Ausstellungen zum Nationalsozialismus in Lörrach Markus Moehring Das Projekt zum Nationalsozialismus 2013 war das bisher größte zur Aufarbeitung jener Zeit in Lörrach. Für das wissenschaftliche Forschungsprojekt, die Publikation von Dr. Robert Neisen und die große Ausstellung von Stadtarchiv und Dreiländermuseum gab es einen breiten politischen Konsens und der Gemeinderat bewilligte dazu rechtzeitig die erforderlichen Mittel. In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren war die nationalsozialistische Zeit in Lörrach noch kaum Thema lokalgeschichtlicher Untersuchungen und Aufsätze. Stadtarchiv und Museum nahmen zwar schon damals die Aufgabe ernst, Dokumente zu sammeln und für die Nachwelt zu erhalten, doch blieb dies von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet. In den 1980er Jahren begann eine vorsichtige öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema auch auf lokaler Ebene. 1980 veröffentlichte die Stadt Lörrach ein Gedenkbuch mit den Namen der aus Lörrach stammenden getöteten Soldaten, in dem auch die damals bekannten Opfer der Judenverfolgung und ermordete Regimegegner genannt wurden.1 In der Stadtchronik von 1982 wurden gut 20 Seiten für einen kurzen wissenschaftlichen Abriss zur NS-Zeit durch Prof. Hugo Ott reserviert.2 Im Mittelpunkt eines eigenständigen größeren Projektes stand der Nationalsozialismus in Lörrach erstmals 1989. Das Dreiländermuseum (damals Museum am Burghof) beleuchtete unter dem Titel „Ein Weg in den Zweiten Weltkrieg“ umfassend die Jahre 1933 – 1939 in Lörrach. Die Ausstellung machte deutlich, wie sich die gezielte Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges durch das NS-Regime lokal in allen Lebensbereichen auswirkte. Zur Ausstellung erschien eine 60-seitige wissenschaftliche Publikation, die bis dahin umfangreichste zum Nationalsozialismus in Lörrach. Die große Resonanz auf Ausstellung und Veranstaltungen im Museum offenbarte ein großes öffentliches Interesse; auch der zusätzlich aufgelegte Sonderdruck des Ausstellungskataloges war bald vergriffen.3 In der Folge entstanden immer weitere Projekte zur Aufarbeitung der Zeit. Eine Bürgerinitiative gestaltete eine Wanderausstellung zur Judenverfolgung. In der Badischen Zeitung erschien eine Artikelserie von Wolfgang Göckel über Lörrach im Nationalsozialismus, die auch als Sonderdruck erschien.4 Lukrezia Seiler pub- 9 lizierte Briefe der jüdischen Geschwister Marie und Joseph Grunkin aus Lörrach, die sie nach ihrer Deportation aus dem Lager Gurs an ihre Schwester in Riehen schrieben.5 Autoren wie Hubert Bernnat, Friedrich Vortisch und andere beleuchteten exemplarisch weitere Aspekte. Ein wichtiger Ort der historischen Auseinandersetzung war stets das Lörracher Museum. 1995 beleuchtete „Nach dem Krieg“, das erste trinationale Ausstellungsprojekt des Museums, die Endphase des Nationalsozialismus auch in Lörrach. Die große Publikation dazu berichtigte erstmals eine geschönte Erzähltradition zum Kriegsende in Lörrach.6 Seit 2002 widmet die permanente „Dreiländer-Ausstellung“ dem Nationalsozialismus einen eigenen Raum und vertieft seine Inhalte durch ständige pädagogische Angebote.7 2007 untersuchten die Ausstellung „Hermann Burte und der Nationalsozialismus“ und ihre begleitenden Veranstaltungen die Verbindungen zwischen dem Regime und dem bekannten Dichter und Lörracher Ehrenbürger. Zwei große Ausstellungen (1997 und 2008) erinnerten an den im KZ getöteten jüdischen Kunstkenner Walter Cohen und dessen rekonstruierte Sammlung expressionistischer Kunst, die das Dreiländermuseum als Nachlass betreut.8 Die meisten Ausstellungen und Projekte zum Nationalsozialismus widmete das Museum bislang dem Thema Judenverfolgung. Vor diesem Hintergrund erfolgte 1995 die Gründung der Jüdischen Gemeinde im Museum und beide gaben gemeinsam ein Lörracher Heft zum Jüdischen Leben in Lörrach heraus.9 2000 widmete sich eine Ausstellung im Hebelsaal der Deportation in Lörrach; nach einem 10 Gedenkmarsch vom Museum zum Marktplatz wandte sich die Oberbürgermeisterin gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Zum 70. Jahrestag der Deportation 2010 zeigte das Stadtarchiv erstmals die gesamte Fotoserie zur Deportation und der anschließenden Versteigerung jüdischen Vermögens. Die Publikation dazu übernahm die Berliner Gedenkstätte „Topographie des Terrors“, wohin das Stadtarchiv die Fotoserie im Anschluss zu einer Sonderausstellung auslieh.10 Daneben gibt es eine intensive Gedenkkultur. Die Stadt Lörrach unterstützte die Pflege und Gedenkarbeit des Lagers Gurs sowie den Bau einer neuen Lörracher Synagoge.11 Zu ihrer Eröffnung 2008 organisierte die Stadt das Kulturprojekt „Erinnern und Vergessen“. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Gedenkbuch für die Toten und Vermissten des Krieges 1939-1945, Lörrach 1980. Lörrach. Landschaft, Geschichte, Kultur, Stadt Lörrach (Hrsg.), 1982, S. 333-356, 386. Markus Moehring, Ein Weg in den Zweiten Weltkrieg. Lörrach 1933-1939, in: Unser Lörrach Bd. 20 (1989), S. 6 - 66 sowie als Sonderdruck. Wolfgang Göckel, Lörrach im „Dritten Reich“, Lörrach 1990. Lukrezia Seiler (Hrsg.), Was wird aus uns nur werden? Briefe der Lörracher Geschwister Grunkin aus dem Lager Gurs 1940-1942, Zürich 2000. Markus Moehring, Lörrach und das Kriegsende am Oberrhein, in: S. Chiquet u.a., Nach dem Krieg, Zürich 1995, S. 34 - 46. Der Ausstellungskatalog führt u.a. erstmals aus, dass Lörrachs Bürgermeister Boos im Gegensatz zu einer verbreiteten späteren Erzählung die Stadt nicht kampflos übergeben hat. Aktuelle Informationen unter www.dreilaendermuseum.eu Die Kataloge dazu: Berühmte Expressionisten = Lörracher Hefte Nr. 2 (1997) und: Entartet, zerstört, rekonstruiert – Die Sammlung Cohen-Umbach-Vogts = Lörracher Hefte Nr. 9 (2008). Jüdisches Leben in Lörrach = Lörracher Hefte Nr. 7 (2007) Andreas Nachama und Klaus Hesse (Hrsg.), Vor aller Augen. Die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres Eigentums. Fotografien aus Lörrach 1940, Berlin 2011. Markus Moehring, Gedenken an die Judendeportation in Lörrach, in: Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.), Geschichte und Erinnerungskultur. Die Deportation der badischen und saarpfälzischen Juden in das Lager Gurs, Karlsruhe 2010, S. 101-109. Nationalsozialismus in Lörrach Dr. Robert Neisen (Ausstellungstexte) Blick von der Turmstraße zum Kaufhaus Vortisch (heute Müller Markt) im Jahre 1938. (StALö 2.43.128; Foto: E. Zürcher) 11 Vorgeschichte Lörrach in der Weimarer Republik Nach dem Arbeiteraufstand am Ende des Ersten Weltkriegs wurde am 9. November 1918 die „Weimarer Republik“ ausgerufen. Sie war mit ihren Grundrechten, der Einführung des Frauenwahlrechts und des 8-Stunden-Tags politisch und sozial eine der fortschrittlichsten Demokratien ihrer Zeit. Doch litt die Republik stets unter großen wirtschaftlichen Problemen und der Ablehnung durch die Arbeiterbewegung und die konservativen Eliten. Die Situation in Lörrach war kennzeichnend für die Probleme der „Weimarer Republik“. Die Rückkehr der Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg und der Zuzug von vertriebenen Deutschen aus dem Elsass nach der Rückgliederung von ElsassLothringen an Frankreich im November 1918 führten zu hoher Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot. Die Textilindustrie litt unter dem Wegfall der Märkte im Elsass und unter dem Verfall der Preise. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es zu Firmenpleiten wie dem Konkurs der Mechanischen Weberei Otto Schenz 1931. Hunger, Massenarbeitslosigkeit, niedrige Löhne und hohe Mieten bewirkten eine Radikalisierung der Lörracher Arbeiterschaft. Sie wählte zunehmend die Kommunistische Partei Deutschlands, die in Lörrach zur stärksten politischen Kraft wurde. Im Lörracher Bürgertum wuchsen deshalb die Ängste vor einer kommunistischen Diktatur. Die Folge war ein aggressives politisches Klima, das sich in Attentaten, Gewalt und revolutionären Unruhen niederschlug. Am 4. März 1919 verübten radikalisierte Arbeiter ein Attentat auf Oberbürgermeister Erwin Gugelmeier wegen angeblicher Verschiebung von staatlichen Lebensmittelvorräten. Im Aufstand vom 14. September 1923 forderten unzufriedene Arbeiter – als Ausgleich für die extreme Inflation – die Auszahlung der Löhne in wertbeständigen Schweizer Franken. Die Unruhen wurden von der Polizei gewaltsam unterdrückt. Barrikaden in der Wallbrunnstraße beim Septemberaufstand 1923, der von der Staatsmacht beendet wurde. (StALö 2.65.50; Foto: C. Tschira) Dr. Erwin Gugelmeier (1879-1945), Ölbild von Adolf Glattacker (1926). Gugelmeier, von 1906 bis 1927 erster hauptamtlicher Oberbürgermeister von Lörrach, prägte nachhaltig Lörrachs Kommunalpolitik. (DLM: BKGl 4) Flugblatt der Arbeitslosenkommission Lörrach, das zu einer Demonstration gegen Massenentlassungen und Arbeitslosigkeit aufruft. (StALö XI.2.48) 12 13 Vorgeschichte Der Aufstieg der NSDAP in Lörrach SA-Uniform aus Lörrach (Sturmabteilung 13). Die mit der Uniform erhalten gebliebene Armbinde entspricht jedoch derjenigen eines Staffelführers der SS. (DLM: B 172) Wegen der freiheitlich-liberalen Traditionen Lörrachs und der starken Position der Industriearbeiterschaft konnte die Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP) in Lörrach lange Zeit nur schwer Fuß fassen. Die Neugründung der Ortsgruppe unter der Führung des einheimischen Industriekaufmanns Reinhard Boos (1897 – 1979) Ende September 1930 leitete jedoch einen schnellen 14 Aufstieg der lokalen NSDAP ein. Von Herbst 1930 bis Sommer 1932 stieg die Zahl der Mitglieder von 10 auf über 300 an. Seit November 1930 war die NSDAP auch im Stadtrat vertreten. In ihren Anträgen griff sie Staatsskepsis und die Angst des selbständigen Mittelstandes vor der Großindustrie auf. Sie kritisierte die angebliche Misswirtschaft und „schwarz-rote“ Vetternwirtschaft in der Stadtverwaltung und forderte einen stärkeren Schutz der Lörracher Kleinhändler vor Warenhäusern wie dem jüdischen Kaufhaus Knopf. Geschickt inszenierte sich die NSDAP als Vertreter der Interessen aller Volksschichten und als Hüter der nationalen Interessen gegenüber einem „feindseligen“ Ausland. Im „Hungerwinter“ 1931/32 errichtete die NSDAP eine eigene „Notküche“ für städtische Fürsorgeempfänger. Auf breite Zustimmung stieß ihre Forderung nach einer Revision des Friedensvertrags von „Versailles“ (1919), der von Deutschland Gebietsabtretungen, Reparationen und eine Begrenzung des Heeres verlangte. Auch musste Deutschland eine Zone entlang der französischen Grenze entmilitarisieren, zu der auch Lörrach gehörte. Mit zunehmender Dauer der Weltwirtschaftskrise gelang der NSDAP der Einbruch in breite Wählergruppen: Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 wurde sie mit 34,9 Prozent stärkste Partei in Lörrach. Sitz der NSDAP-Kreisleitung in der damaligen Badstraße 2. Das Gebäude wurde abgerissen und stand am heutigen Senser Platz. Das Foto wurde 1939 aufgenommen. (StALö 2.43.1; Foto: E. Zürcher) Emailschild der NSDAP; Herkunftsort unbekannt. (DLM: Sch 65) 15 „Machtergreifung“ Gleichschaltung im Reich und in Baden Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Seine Ernennung war das Ergebnis der Bestrebungen von Industriellen, Großgrundbesitzern und rechten Strömungen des Zentrums und der liberalen Parteien. Sie wollten eine autoritäre Regierung bilden, der NSDAP war lediglich die Rolle als Mehrheitsbeschaffer zugedacht. Das Plakat zur Reichstagswahl am 5. März 1933 beschwört das Bündnis zwischen Rechtskonservativen und NS-Bewegung. (DLM: Pl 1761) 16 Doch es kam anders: Hitler und die NSDAP nutzten die Regierungsübernahme, um entschlossen die Staatsgewalt an sich zu reißen. Durch eine Mischung aus Gewalt „von unten“ und scheinlegalen Maßnahmen „von oben“ schalteten sie Staat und Gesellschaft rigoros gleich. Während die nationalsozialistische SA Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden durch brutale Gewalt einschüchterte, setzte die Reichsregierung mit der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933 die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft. Später entmachtete sie den Reichstag und verbot sämtliche nicht-nationalsozialistischen Parteien. Die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ erlaubte der Reichsregierung auch Eingriffe in die Rechte der Länder, wenn die „öffentliche Ordnung gefährdet“ war. Die badischen Nationalsozialisten unter der Führung von Robert Wagner (1895 – 1946) provozierten daraufhin Anfang März Zusammenstöße mit der badischen Staatsgewalt. Diese ermöglichten es der Reichsregierung, Wagner am 8. März 1933 unter dem Vorwand der Wiederherstellung der Ordnung als „Reichskommissar“ einzusetzen – auch Baden war nun in nationalsozialistischer Hand. Rede von NSDAP-Gauleiter Robert Wagner beim Kreisparteitag 1939 in Lörrach. (StALö 2.43.153; Foto: E. Zürcher) Schirmmütze von Robert Wagner. Ab 5. Mai 1933 war er als Reichsstatthalter Regierungschef in Baden und zugleich Gauleiter der badischen NSDAP. (DLM: B 93) 17 „Machtergreifung“ Reinhard Boos wird Bürgermeister Das Streben der Nationalsozialisten nach der totalen Macht erforderte auch eine Eroberung der Rathäuser. Nach der Übernahme der Landesregierung in Baden besetzte die NSDAP deshalb auch die badischen Rathäuser rücksichtslos mit Nationalsozialisten. Wie in Lörrach waren es meist die führenden Nationalsozialisten vor Ort, die als neue Bürgermeister durch einen diktatorischen Akt von oben eingesetzt wurden. Die Eroberung des Lörracher Rathauses durch die NSDAP erfolgte in zwei Etappen: Am 19. April 1933 ordnete der badische Gauleiter Robert Wagner der Stadtverwaltung Lörrach mit Reinhard Boos den örtlichen NSDAPKreisleiter als „Kommissar“ bei. Er war befugt, „aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung die Ausführungen von Beschlüssen des Bürgermeisters und des Stadtrats … zu untersagen“. Gleichzeitig startete die örtliche NSDAP eine öffentliche Kampagne gegen den noch amtierenden Bürgermeister Heinrich Graser, unter dessen Führung sich angeblich Vetternwirtschaft und Verschuldung breit gemacht hätten. Ebenso erzwangen sie den Rücktritt von Gemeinderäten, die als entschiedene Gegner des Nationalsozialismus galten. Damit bereiteten die Nationalsozialisten den Boden für den zweiten Schritt: Am 27. Juni 1933 ernannte der badische Innenminister Pflaumer (NSDAP) Boos per Dekret zum neuen Lörracher Bürgermeister. Zwei Tage später wurde Boos außerdem durch den gleichgeschalteten Gemeinderat zum Bürgermeister „gewählt“. Nach dem Krieg benutzte Boos diesen Alibi-Akt, um die Mär von seiner „demokratischen“ Wahl durch den Gemeinderat zu verbreiten. Das damalige Rathaus befand sich in der Villa Favre, die ursprünglich von einem Fabrikanten erbaut worden war. Das Gebäude wurde für den Neubau des heutigen Rathauses abgerissen. (StALö 2.43.7; Foto: W. Hügin) 18 Reinhard Boos (ganz links) bei einer Kundgebung auf dem neuen Marktplatz. Im Vordergrund in der Bildmitte NSDAP-Gauleiter Robert Wagner, direkt dahinter NSDAP-Kreisleiter Rudolf Allgeier. (StALö 2.43.7; Foto: G. Hupfer) Mit diesem Schreiben vom 19. April 1933 wird Reinhard Boos der Stadtverwaltung Lörrach als Kommissar beigeordnet. (StALö IV.2.3) 19 „Machtergreifung“ Gleichschaltung in Lörrach Emailschild, das für die NS-Tageszeitung „Der Alemanne“ wirbt. Der Bezug der bis 1933 in Lörrach verbreiteten Basler Nachrichten wurde verboten, das Oberbadische Volksblatt berichtete linientreu. Auch die Presse war schon 1933 gleichgeschaltet. (DLM: Sch 71) Die Nationalsozialisten begnügten sich nicht mit der Eroberung der Regierungsgewalt. Sie setzten auch die völlige Gleichschaltung des politischen und gesellschaftlichen Lebens durch. Dabei arbeiteten sie mit einer Mischung aus Verhaftungen, gesetzlichen Verboten, Einschüchterung und Integrationsangeboten. Bereits am 10. und 17. März 1933 verhafteten SA-Mannschaften führende Kommunisten und Sozialdemokraten in Lörrach, unter ihnen die Gewerkschaftssekretäre Adolf Kieslich und Friedrich Mayer. Am 30. März verbot 20 die Landesregierung sämtliche Arbeitervereine. Der Gemeinderat wurde, ohne Kommunalwahlen durchzuführen, nach den Stimmenanteilen der Parteien bei der Reichstagswahl vom 5. März 1933 (NSDAP: 43,9 %) neu gebildet. Anschließend setzte die NSDAP-Fraktion politisch missliebige Gemeinderäte durch Zeitungsartikel und Drohbriefe solange unter Druck, bis diese ihr Amt aufgaben. Kooperationswillige Gemeinderäte integrierte man in die eigene Fraktion. Ebenso skrupellos gingen die Nationalsozialisten gegen die Gewerkschaften vor: Nachdem ihnen die Reichsregierung mit der Erklärung des 1. Mai zum nationalen Feiertag noch scheinbar entgegengekommen war, besetzten SA und Polizei auch in Lörrach am 2. Mai 1933 sämtliche Gewerkschaftsbüros. Die Büros wurden geschlossen, das Vermögen in nationalsozialistisches Eigentum überführt. Die Gleichschaltung in Lörrach war total: Arbeiternahe Organisationen wie der Bezirkskonsumverein wurden ebenso mit führenden Nationalsozialisten besetzt wie die städtische Sparkasse. Die bürgerlichen Vereine wurden streng überwacht und mussten jeden Neubeitritt beim Bezirksamt melden. 1933 erklärte das Regime den 1. Mai zum „Tag der nationalen Arbeit“ und organisierte ab dann jedes Jahr Kundgebungen. Dieses Foto zeigt die Bäckerinnung Lörrach am 1. Mai 1939 am Marktplatz. (StALö 2.43.138) Nach der Auflösung des Gemeinderates berief Bürgermeister Reinhard Boos (Mitte) im Januar 1935 ein Ratsherrengremium mit nur noch beratender Funktion: erste Reihe von links: Otto Albert (KBC), Ratschreiber Eduard Hügin, Bürgermeister Boos, Fabrikant Fritz Kern, Kämmerer Werner in Uniform und Rud. Kersten; stehende Reihe dahinter von links: Bäckermeister Gerbel (Tumringen), Zahnarzt Otto Kiefer, Dr. Kirchhofen, Ernst Maier, Stephan Troendle, Friedrich Meinzer, Friedrich Reitter (Brauerei), Emil Vogt, Tüllingens ehemaliger Bürgermeister Läuger und Gymnasialprofessor Dr. Philipp Hieber. Im Hintergrund Landwirt Rupp (Stetten), Herr Büche (KBC) und Rudolf Greiner (Schmied). Das Foto entstand 1940. (DLM: Fo 928) 21 „Machtergreifung“ Säuberung der Stadtverwaltung Gleich nach seiner Beiordnung als Kommissar der Stadtverwaltung ordnete Reinhard Boos die Säuberung der Verwaltung von Gegnern des Nationalsozialismus an. Grundlage war das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das die Pensionierung von politisch missliebigen Beamten erlaubte. Zielscheibe der Säuberungen waren vor allem Anhänger der katholischen Zentrumspartei. Im Juni 1933 entließ Boos den Ratsschreiber August Merkt. Die Begründung: „In seinem Alter ist die geistige Umstellung zu den Ideen der nationalen Regierung nicht mehr zu erwarten.“ Im Dezember 1933 mussten außerdem zwei Beamte des Bauamts auf Druck von Boos ihren Hut nehmen. Besonders rigoros verfolgte Boos den Rechnungsdirektor Joseph Pfeffer (Zentrum). Er warf ihm Unfähigkeit und Vetternwirtschaft vor und brandmarkte seine angeblich „unsoziale“ Einstellung gegenüber der Bevölkerung. Entgegen den Empfehlungen der vorgesetzten Behörden veranlasste Boos die Pensionierung des erfahrenen Fachbeamten. Anschließend versuchte er dessen Anspruch auf Ruhegehalt zu bestreiten, was jedoch am Widerstand des badischen Innenministers Pflaumer scheiterte. Gegenstück zur Säuberung der Verwaltung war die Einstellung von fanatischen Nationalsozialisten. Trotz fehlender Qualifikation ver- 22 half ihnen Boos zu einem Posten bei der Stadt. Dabei ging Boos selbst in den Augen der nationalsozialistischen Landesregierung zu weit: die Einstellung seines schwer vorbestraften Schwagers als Hilfsfeldhüter musste Boos auf Verlangen des Innenministers zurücknehmen. Anlässlich einer 1. MaiKundgebung geschmücktes Rathaus. (StALö 2.43.116) Joseph Pfeffer (1879-1960), Ölbild von H. Herwig. Den 1933 von Bürgermeister Boos entlassenen Rechnungsdirektor ernannte die französische Militärregierung 1945 zum Lörracher Bürgermeister. Dieses Amt hatte er bis 1948 inne. (Rathausgalerie) Im Zuge der Gleichschaltung im Lörracher Rathaus setzt Reinhard Boos in seiner Rolle als beigeordneter Kommissar Stadtrechnungsdirektor Pfeffer „mit sofortiger Wirkung außer Dienst“. (StALö Personalakte Joseph Pfeffer) 23 Lokale NS-Politik Arbeitsbeschaffung Die Massenarbeitslosigkeit während der Weltwirtschaftskrise war einer der Gründe für den Aufstieg der NSDAP. Nach der Machtübernahme verkündeten die Nationalsozialisten daher mit riesigem Propagandaaufwand die „Arbeitsschlacht“. Vor allem mit Hilfe von öffentlichen Arbeitsbeschaffungsprogrammen sollte eine rasche Senkung der Arbeitslosigkeit bewirkt werden. Tatsächlich sank die Zahl der Arbeitslosen zwischen 1933 und 1936 von sechs auf eine Million. Allerdings wurde der Abbau nur durch eine massive verdeckte Verschuldung und umfangreiche staatliche Rüstungsaufträge erreicht. Auch in Lörrach wollte Bürgermeister Boos die hohe Arbeitslosigkeit entscheidend senken. In einem Rundschreiben an 112 Lörracher Betriebe erklärte er es im November 1933 zur nationalen Pflicht, städtische Fürsorgeempfänger einzustellen. Für das Jahr 1934 plante die Stadtverwaltung umfangreiche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen: Über 200 arbeitslose Lörracher sollten die städtische Kanalisation ausbauen, Straßen ausbessern und neue Wohngebiete erschließen. Doch in Lörrach blieb die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hinter den Erwartungen der Nationalsozialisten zurück: Die Arbeitgeber verwei- Plakat, das die erfolgreiche NS-Wirtschaftspolitik propagiert. Orte der Kreisleistungsschau 1939 waren die Hebelschule und der damalige Werderplatz (Kinderspielplatz). (DLM: Pl 275) gerten die Anstellung von Fürsorgeempfängern weitgehend; die Finanzierung der vorgesehenen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen scheiterte an der extremen städtischen Haushaltsnot. Zudem erhielten die Lörracher Unternehmen kaum Rüstungsaufträge. Einziger nennenswerter Erfolg in den Anfangsjahren des Regimes blieb deshalb der Bau der städtischen Kleinsiedlung im Homburg. 1937 von Oberarbeitsführer Eduard Helff herausgegebenes Buch zum Reichsarbeitsdienst und dem oberrheinischen Grenzland. (DLM: BHis 400) S. 24 links oben und Tonfiguren unten: Bei Sammelaktionen des Winterhilfswerks verkaufte Objekte: Holzbesteck aus dem Schwarzwald (DLM: H 1179, 1180) und Tonfiguren aus der Werkstatt von Richard Bampi in Kandern (DLM: Kba 111 ff). Diese wurden ab 1939 von bis zu 100 Frauen bemalt. S. 24 Mitte: Sammelbüchse der NSSchwesternschaft. (DLM: E 1395) Die einzige größere Baumaßnahme im nationalsozialistischen Lörrach: die vom Reichsstättenheimwerk errichtete Kleinsiedlung im Homburg; Aquarell von Karl Gerstner, 1937. (DLM: BkGe 45) 24 25 Lokale NS-Politik Grenzlandpolitik Für die Nationalsozialisten war die Nähe Lörrachs zur Schweiz eher bedrohlich. Viele Regimegegner flohen über die Grenze zwischen Lörrach und Riehen in die Schweiz. Gleichzeitig sah die Reichsregierung in den häufigen Fahrten der Lörracher nach Basel einen unerwünschten Abfluss von Devisen. Diese benötigte das Deutsche Reich dringend für den Import ausländischer Rohstoffe, insbesondere für die Aufrüstung. Die Nationalsozialisten schränkten deshalb den offenen Grenzverkehr an der deutschschweizerischen Grenze immer mehr ein. Im Januar 1935 schloss die Landesregierung die unbewachten Grenzübergänge zwischen Lörrach und Riehen. 1938 stellten die Behörden die Ausgabe von Tagesscheinen für Fahrten in die Schweiz ein. Der Umtausch von Reichsmark in Franken wurde ständig weiter begrenzt. Unterdessen warb das Regime auf den „Braunen Grenzlandmessen“ in Lörrach 1934 und 1935 für den Kauf deutscher Produkte. Die wachsende Abschottung gegenüber der Schweiz führte zu massiven Klagen der Lörracher Gastwirte und Einzelhändler über das Ausbleiben der Schweizer Kunden. Gelegentlich musste die Reichsregierung deshalb zurückrudern: Im Juni 1935 nahm sie nach Protesten des örtlichen Gewerbes und der lokalen NSDAP die Entscheidung zurück, den Schweizern die Einlösung von Reiseschecks in Lörracher Hotels zu verbieten. Trotz solcher Teilerfolge kam der Grenzverkehr ab 1938 nahezu ganz zum Erliegen. Zu den psychologischen Folgen schrieb der Landrat im Januar 1938, die Bewohner der Grenzecke könnten sich wirtschaftlich kaum entfalten, sie fühlten sich „in hohe Grenzmauern eingezwängt“. Röttler Schloss und Hakenkreuz werben für die Braune Grenzlandmesse 1934 in Lörrach. (DLM: Pl 193) 26 Massenkundgebung auf dem neuen Lörracher Marktplatz anlässlich des Kreisparteitages der NSDAP 1939. (StALö 2.43.154) Die Plakette vom Grenzlandtreffen der NSDAP 1933 vereint Motive aus Basel und Lörrach. Zur „Grenzlandkundgebung“ mit Badens Gauleiter Robert Wagner am 8. Oktober 1933 kamen laut Basler Nachrichten bis zu 20.000 Personen – eine Demonstration der Stärke der südwestdeutschen „Grenzmark“ gegenüber der Schweiz. (DLM: MNS 3) In Lörrach entworfenes und in Freiburg gedrucktes Plakat der Grenzlandmesse von 1935: Die Grenzen sind als Mauern gestaltet, die das deutsche Grenzland vom Ausland abschotten. Als einzige zentrale Stadt erscheint Lörrach – Basel ist nicht erwähnt. (DLM: Pl 192) 27 Lokale NS-Politik Lörrach als Gegenpol zu Basel Seit Generationen strömten die Lörracher zahlreich in die Basler Konzerthallen, Theater und Cafés. Um den großen Einfluss Basels zu unterbinden, wollten die Nationalsozialisten Lörrach deshalb zu einem mächtigen städtebaulichen und kulturellen Gegenpol zu Basel ausbauen. Gleich nach der Machtübernahme starteten die Nationalsozialisten eine Reihe von Aktivitäten: Die große „Grenzlandkundgebung“ mit Badens Gauleiter Robert Wagner am 8. Oktober 1933 sollte die Geschlossenheit der südwestdeutschen „Grenzmark“ gegenüber der Schweiz demonstrieren. Der nationalsozialistische „Kampfbund für deutsche Kultur“ veranstaltete im Winter 1933/34 mit Hilfe der Eintrittskarte, gestaltet von Adolf Glattacker. (DLM ALö 49) 28 Kundgebung zur „Abstimmung“ am 10. April 1938 über den „Anschluss“ Österreichs in Lörrach. Zahlreiche Auslandsdeutsche aus der Schweiz kamen dazu nach Lörrach – eine bedrohliche Demonstration der Stärke des Regimes für die Schweiz. (StALö 2.43.80) Stadt eine Theater- und Konzertreihe mit ausschließlich deutschen Werken. Lörrach sollte zum „Bollwerk deutschen Kulturschaffens und Kulturwillens“ werden. Ab Anfang 1934 verfolgten Bürgermeister Boos und die Landesregierung auch den Plan der Eingemeindung von Haagen, Brombach, Hauingen, Tumringen und Tüllingen. Ein vergrößertes Lörrach sollte „gegenüber dem Ausland ein Bild der völkischen Einigkeit und Geschlossenheit dargeben“, so Boos. Das 1936 entworfene Projekt für ein gigantisches Festplatzgelände im Norden der Stadt hatte ebenfalls den Zweck, der Schweiz zu imponieren. Doch der Ausbau Lörrachs zum Gegenpol zu Basel blieb in Ansätzen stecken. Viele Lörracher gingen nach wie vor nach Basel ins Theater. Die Eingemeindungen von Haagen, Brombach und Hauingen scheiterten am lautstarken Protest der Einwohner; nur Tüllingen und Tumringen kamen im Oktober 1935 zu Lörrach. Der Bau eines Festplatzgeländes wurde nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs fallen gelassen. Amtskette (DLM: MNS 699) und Ehrenbürgerbrief (DML: Bk Gl 144) von Adolf Ohm, dem letzten Bürgermeister von Tumringen. Ohm akzeptierte die Eingemeindung nach Lörrach. 29 Herrschaftsmechanismen Ideologie und NS-Propaganda Die NS-Ideologie grenzte sich sowohl vom klassischen Liberalismus als auch vom Marxismus ab. Dem Liberalismus warf sie vor, er habe den Menschen zu Eigennutz, Materialismus und Gewinnstreben erzogen und die Spaltung der Gesellschaft in Klassen und Interessengruppen herbeigeführt. Am Marxismus kritisierte sie die Theorie vom Klassenkampf und seine angeblich „rein materielle Denkungsart“: Er habe die gute Idee des „Sozialismus“ in einen bloßen materialistischen Lohnkampf verwandelt. Dem stellten die Nationalsozialisten die Volksgemeinschafts-Ideologie gegenüber. Sie betonte die Harmonie aller Schichten, Berufe und Klassen und versprach einen „sozial gerechten“ Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen. Dabei wurde die Arbeiterschaft ausdrücklich als gleichberechtigtes Mitglied in die „Volksgemeinschaft“ integriert. Die Idee von der „Volksgemeinschaft“ war in der Bevölkerung äußerst populär und ist der wichtigste Grund für die Unterstützung vieler Deutscher für das Regime. Auf zahlreichen Aufmärschen und Großkundgebungen der NSDAP wurde die „Volksgemeinschaft“ mit großem propagandistischem Aufwand inszeniert. Typisch hierfür waren die Feiern zum „Tag der nationalen Arbeit“ am 1. Mai. An ihm nahmen Abordnungen aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen Lörrachs teil: Industrie, Handwerk, Beamte, Schüler, Vereine und Parteiorganisationen. Der Aufmarsch der verschiedenen Gruppen sollte Spiegelbild der „Volksgemeinschaft“ sein und sie sinnlich erlebbar machen. In den Reden wurde das angebliche Ende von „Hader, Streit und Klassenunterschieden in der wahren Volksgemeinschaft“ des „Dritten Reiches“ gefeiert. Der „Volksempfänger“, ein wichtiges Instrument der NS-Propaganda – hier ein Modell von 1938. Beliebt im badischen Grenzgebiet war das schweizerische Radio Beromünster, das Hören ausländischer Sender jedoch verboten. Die Lörracherin Anna Straßer wurde deshalb verhaftet und starb 1940 im Zuchthaus Schwäbisch Gmünd. (DLM: E 1240) 30 Auch das Kino am Bahnhof war ab 1934 verpflichtet vor jeder Filmvorführung „Kulturfilme“ zu zeigen, die oft Themen wie „Rassenlehre“ oder „Blut und Boden“ propagierten. Ebenso verpflichtend waren die Wochenschauen, deren Aufgabe es war, die Erfolge des NS-Regimes propagandawirksam zu verbreiten. Neben Unterhaltungsfilmen wurden regelmäßig Propagandafilme wie beispielsweise der antisemitische Hetzfilm „Jud Süß“ aufgeführt. (StALö 2.43.22; Foto: E. Zürcher) NS-Plakate, die in Lörracher Betrieben hingen. Zwei Beispiele einer Sammlung von über 100 Exemplaren, die in der Schweiz erhalten blieb und heute dem Dreiländermuseum gehört. (links: DLM: Pl 66, rechts: DLM: Pl 21) 31 Herrschaftsmechanismen Terror Trotz der Beliebtheit der NS-Diktatur in beträchtlichen Teilen der Bevölkerung übten die Nationalsozialisten einen andauernden Terror gegen die Bevölkerung aus. Jegliche Unzufriedenheit mit dem Regime sollte im Keim erstickt werden. Am härtesten traf der Terror die politischen Gegner des Nationalsozialismus in Lörrach, die in den Konzentrationslagern von Heuberg, Natzweiler oder Dachau interniert wurden. Dort hatten sie ständig den Tod vor Augen und erlitten unvorstellbare Qualen: Schläge, sadistische Quälereien, Hunger, Schwerstarbeit bis zum Umfallen. Doch auch niedrigere Stufen des Terrors waren im Alltag wirksame Mittel zur Disziplinierung der Bevölkerung. Bürgermeister Boos zeigte zahlreiche Lörracher wegen angeblichen Verleumdungen seiner Person oder Unmutsbekundungen gegen das Regime bei der Staatsanwaltschaft an. Lokale NSDAP-Aktivisten marschierten vor den Häusern von Regimekritikern auf und verlangten deren Verhaftung. Im Juni 1934 zogen fanatische Parteianhänger vor das Haus eines Rechtsanwalts, der das „Bonzentum“ der Partei kritisiert hatte. Hauptinstrument des nationalsozialistischen Terrors war die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Sie war aber wegen ihrer starken Unterbesetzung auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Auch in Lörrach waren Denunziationen durch Nachbarn, Arbeitskollegen und die eigene Familie weit verbreitet. Im Juni 1934 verrieten beispielsweise die eigenen Familienangehörigen einen Lörracher Handwerker an die SA, nachdem er über die „Hitlerbande“ geschimpft hatte. Die Folge war eine gedrückte Atmosphäre der ständigen Vorsicht und des allgemeinen Misstrauens. Eine Neujahrskarte aus Riehen zeigt den Grenzzaun, im Vordergrund das Dorf Riehen in der Schweiz, hinter dem Stacheldraht die Hügel rechts der Wiese in Deutschland mit Tüllingen und Rötteln. (DLM: Po 1057) 32 Propagandaplakat, das Misstrauen schürt. (DLM: Pl 1875) Rest des Stacheldrahtverhaus entlang der Schweizer Grenze, mit dem das NS-Regime bei Lörrach die Flucht in die Schweiz zu verhindern versuchte. (DLM: E 1048) 33 Herrschaftsmechanismen Hitlerkult Früher berühmte Bronzebüste Hitlers des hessischen Bildhauers Philipp Flettner. Flettner besuchte im Dritten Reich regelmäßig Bürchau im Kleinen Wiesental und verlegte seinen Wohnsitz 1946 ganz dorthin. (DLM: PFle 46) Die nationale Aufbruchstimmung in weiten Teilen des Bürgertums in den ersten Monaten nach der „Machtergreifung“ wich bald einer zunehmenden Ernüchterung über die NS-Diktatur. Stark steigende Lebenshaltungskosten, das pöbelhaft-brutale Auftreten der SA und die bald zu Tage tretende Günstlingswirtschaft der NSDAP in den öffentlichen Verwaltungen führten ab Herbst 1933 zu einem raschen Ansehensverlust der Partei. Umso stärker setzten 34 viele Deutsche ihre Hoffnungen auf eine „nationale Wiedergeburt“ durch Adolf Hitler. Die Folge war ein extremer Führerkult mit stark religiösen Zügen, der von der NSPropaganda gezielt gefördert wurde. Vor allem die Entmachtung der radikalen SA im „RöhmPutsch“ (30. Juni 1934) erzeugte das Bild eines über dem politischen Tagesstreit stehenden Herrschers, der zum Wohl des Volkes seine eigene Partei unterwarf. Hitler erschien als außergewöhnlicher Politiker und Retter Deutschlands, dem es gelang, die Arbeitslosenzahlen zu senken und außenpolitische „Erfolge“ zu erzielen. So marschierte entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrages die Wehrmacht 1936 wieder ins entmilitarisierte Rheinland ein und schickte Soldaten auch nach Lörrach. Auch in Lörrach drückte ein Teil der Bevölkerung mit Hitler-Darstellungen und durch die Teilnahme an den jährlichen Feiern zum „Führer-Geburtstag“ am 20. April ihre Verehrung für Adolf Hitler aus. Nicht zufällig bedienten sich örtliche Parteiführer wie Boos ständig des „Hitler-Mythos“. Bei einem Betriebsappell der Stadtverwaltung am 10. November 1939 bezeichnete Lörrachs Bürgermeister das Scheitern des Attentats auf Hitler im Bürgerbräukeller (8. November) als Akt der göttlichen Vorsehung und beendete die Rede mit den Worten: „Gott ist mit Adolf Hitler, und Adolf Hitler ist Deutschland.“ Tausende bejubeln Adolf Hitler bei seinem Besuch am 29. August 1938 am Westwall in Istein. (StALö 2.43.139, Foto. W.Hügin) unten links: Heftchen des Winterhilfswerkes 1937. (DLM: MNS 196) unten rechts: „Standarte des Führers“, die bei Anwesenheit Hitlers in der Kommandantur Straßburg gehisst wurde. (DLM: F 147) 35 Herrschaftsmechanismen Umgang mit Protest Die Herrschaft der Nationalsozialisten basierte nicht nur auf Gewalt und der Popularität Hitlers. In entscheidenden Momenten erwiesen sich die nationalsozialistischen Machthaber auch als flexibel genug, um aufkeimende Unzufriedenheit mit ihrer Politik abzufedern. Entgegen einer weit verbreiteten Vorstellung blieb Protest gegen bestimmte Maßnahmen der Nationalsozialisten daher oftmals keineswegs wirkungslos und wurde nicht sogleich mit KZ bestraft. So führte der Protest der Gemeinden Haagen, Hauingen und Brombach gegen die Eingemeindungspläne zu einem Einlenken der Landesregierung aus „politischen Gründen“. Der Freiburger Erzbischof Hans Gröber und der Lörracher evangelische Pfarrer Hans Katz brandmarkten im Sommer 1940 die Tötung geistig behinderter Menschen. Solche Proteste führten zu einem weitgehenden Abbruch des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten im Dezember 1940. Desgleichen vermochten sich die Nationalsozialisten immer wieder als Anwälte des „kleinen Mannes“ zu profilieren. Als beispielsweise in den Jahren 1936 und 1937 ein Mangel an Fleisch und steigende Preise zu Unmut bei den Lörracher Verbrauchern führten, wurden der Arbeiterschaft verbilligte Preise gewährt. Ebenso vertraten Bürgermeister Boos und die örtlichen Parteistellen die Interessen der lokalen Wirtschaft gegenüber Verbänden und Reichsbehörden. So forderten sie – zum Teil mit Erfolg – eine Erhöhung der Rohstoffkontingente für die einheimischen Firmen, etwa vermehrten Rohkakao für die Schokoladenfabrik Suchard. Mit Sonderlieferungen von Fleisch kurz vor den bevorstehenden Osterfeiertagen 1937 soll einer drohenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung vorgebeugt werden. (StALö VIII.3.32) 36 oben: Seit 1940 war geplant das Hebeldenkmal zu Rüstungszwecken einzuschmelzen. Deshalb wurde es im Hebelpark abmontiert. (StALö 2.65.204) rechts: Gipsermeister Wilhelm Indlekofer fertigte wegen der geplanten Einschmelzung des Lörracher Hebeldenkmals diese Gipskopie in der Originalgröße von über zweieinhalb Metern. Auf den Unmut der Bevölkerung reagierte der badische Innenminister mit der Entscheidung das Denkmal von der Ablieferung auszunehmen. (DLM: P 313) Aquarell von Hauingen von Richard Hessner. Die Hakenkreuzfahne ermöglicht eine Datierung in die Zeit des Nationalsozialismus. Wegen ihres Widerstandes gegen eine Eingemeindung nach Lörrach blieben Haagen, Hauingen und Brombach damals selbständig. (DLM: BkHes 21) 37 Widerstand und Opfer Politische Gegner und Widerstand Gerettete Traditionsfahne des Allgemeinen Arbeiterbundes Lörrach von 1872. Nach dem Verbot der SPD am 23. Juni 1933 schmuggelten sie Genossen in einem Kinderwagen in die Schweiz. (DLM: F 105) Die entschiedensten Gegner des Nationalsozialismus kamen aus den Reihen der Arbeiterbewegung. Sie sah in den Nationalsozialisten lediglich Marionetten der Großindustrie, die mit Hilfe der NSDAP eine sozialistische Gesellschaftsordnung bzw. die kommunistische Revolution verhindern wollte. Am entschlossensten war der Widerstand der in Lörrach sehr starken KPD. Basler Kom- 38 munisten brachten illegale Flugschriften nach Lörrach, die dann vor Ort verteilt oder von Kurieren in das restliche Reichsgebiet gebracht wurden. Die örtliche KPD hielt auch geheime Parteistrukturen aufrecht und beteiligte sich am Aufbau von illegalen Zellen in badischen Arbeitsdienstlagern. Zahlreiche Verhaftungen und die Einschleusung von V-Männern durch die Gestapo schwächten den Widerstand der KPD ab 1935 jedoch nachhaltig. Die Reaktion der SPD war angesichts der Wahlerfolge der NSDAP stärker von Resignation geprägt. Einige Sozialdemokraten wie Karl Arzet und Emil Huber leisteten jedoch aktiven Widerstand. Arzet transportierte im Abfallkorb der Straßenbahn illegales Schriftmaterial von Basel nach Lörrach. Huber schmuggelte Parteizeitungen im Sattelrohr seines Fahrrads über die Grenze. Allerdings litt auch der Widerstand der SPD bald unter der Verfolgung durch die Gestapo. Im bürgerlichen Lager gab es so gut wie keinen offenen Widerstand gegen das „Dritte Reich“. Einige wenige Liberale wie der Rechtsanwalt Friedrich Vortisch taten jedoch indirekt ihren Unwillen gegen das Regime kund. Vortisch vertrat beispielsweise zahlreiche einheimische Juden vor Gericht. Dafür musste er sich in anonymen Drohbriefen als „Judenlecker“ beschimpfen lassen. Macht- und Propagandaaktion der Lörracher Nationalsozialisten zum „Tag der nationalen Arbeit“ am 1. Mai 1933 beim Wiesentäler Hof in der Dammstraße nahe der Schweizer Grenze. Die Straße in diesem traditionell linken Arbeiterviertel wurde damals in Schlageterstraße umbenannt nach Albert Leo Schlageter aus Schönau im Wiesental, der wegen seinen Sabotageanschlägen gegen die französische Besatzung im Ruhrkampf 1923 zum Tode veruteilt und deshalb von den Nationalsozialisten als Märtyrer verehrt wurde. (DLM: Fo 1121) Am 2. Mai 1933 wurde das Gewerkschaftshaus in der Tumringer Straße 206 besetzt. Nach dem Verbot der Gewerkschaften wurde dort die NS-Volkswohlfahrt untergebracht. Das Gebäude stand am heutigen Senser Platz und wurde abgerissen. (StALö 2.43.207) 39 Widerstand und Opfer Verfolgung von „Gemeinschaftsfremden“ Das rassistische Weltbild des Nationalsozialismus ging von der sozialdarwinistischen Vorstellung aus, dass die rassisch „minderwertigen“ Teile der Bevölkerung den volkswirtschaftlichen Wohlstand schädigen und Deutschland im Ringen um die Weltherrschaft schwächen würden. Entsprechend sahen die Nationalsozialisten geistig behinderte Menschen als „Ballastexistenzen“ an, die man unfruchtbar machen oder sogar töten dürfe. Ebenso grenzten sie Kriminelle und langjährige Fürsorgeempfänger als „Volksschädlinge“ und „Gemeinschaftsfremde“ aus der „Volksgemeinschaft“ aus. Auch in Lörrach gingen die Behörden oft erbarmungslos gegen „geistig Behinderte“ und „Asoziale“ vor. Ab 1935 ließ das Bezirksamt mindestens 30 geistig behinderte bzw. „asoziale“ Lörracher in den Krankenhäusern von Lörrach und Schopfheim sterilisieren. Das städtische Fürsorgeamt entzog Lörrachern, die seit längerem in städtischer Fürsorge waren oder sich mit der Stadtverwaltung anlegten, rigoros die Unterstützung. Zum Teil ließ es sie sogar in das Konzentrationslager Kislau einliefern. 1936 wurden zwei Lörracher Hilfsarbeiter nach Kislau gebracht, da ihr „verantwortungsloses Verhalten“ der Stadt schon „Tausende von Reichsmark“ gekostet habe. Die Verfolgung der geistig Behinderten gipfelte in der „Euthanasie“-Aktion des Jahres 1940: Über 40 aus Lörrach stammende Heimbewohner der Anstalten in Herten, Wiechs und Emmendingen wurden zwischen April und Dezember 1940 in die Tötungsanstalt Grafeneck (Württemberg) „verlegt“ und dort ohne Wissen der Angehörigen vergast. Wer NS-Idealen – wie sie dieses Plakat propagiert – nicht entspricht, wird rücksichtslos aus der Volksgemeinschaft ausgegrenzt und vielfach verfolgt. (DLM: Pl 14) 40 Erinnerungen an Heinz Leible. Er wurde 1936 in Lörrach wegen homosexueller Handlungen verhaftet, 1937 ins KZ Dachau eingeliefert und 1943 im KZ Mauthausen ermordet. (DLM: APL 19) Eine Verpflegungskosten-Rechnung der St. Josephs-Heilund Pflegeanstalt Herten dokumentiert indirekt die Verlegung von drei Lörracher Heimbewohnern im Jahre 1940 von Herten nach Grafeneck, da die Abrechnung sich nicht auf den gesamten Monat bezieht. Vielmehr heißt es darin: „am 12. August 1940 abgeholt“ bzw. „am 20. August abgeholt“. Über das weitere Schicksal dieser Menschen ist bislang nichts bekannt. (StALö Soz 155) 41 Widerstand und Opfer Judenverfolgung Der wahnhafte Antisemitismus der Nationalsozialisten schob den Juden die Schuld für sämtliche Probleme Deutschlands in die Schuhe. Sie wurden für den Niedergang von Handwerk und Kleinhandel, den Zerfall des Gemeinsinns und den außenpolitischen Machtverlust nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich gemacht. Der Antisemitismus stand daher im Zentrum der nationalsozialistischen Ideologie und schlug sich in aggressiver Gewalt gegen die deutschen Juden nieder. Auch in Lörrach boykottierten örtliche SA-Mannschaften bereits am 1. April 1933 jüdische Geschäfte wie das Kaufhaus Knopf (heute Stadtbibliothek) und das Schuhgeschäft Bodenheimer. Im Zuge der „Reichskristallnacht“ verwüsteten Angehörige der Hitler-Jugend, SA und SS am Morgen des 10. November 1938 das Innere der Lörracher Synagoge. Auch „normale“ Bürger und Arbeiter des städtischen Werkhofs beteiligten sich an der Zerstörung. Am 22. Oktober 1940 holten Gestapo-Beamte und Gendarmerie über 50 Juden aus ihren Häusern und brachten sie zum heutigen Lörracher Marktplatz. Dort wurden sie unter den Augen der Bevölkerung auf Lastwagen geladen und in ein Lager im südfranzösischen Gurs deFlugblatt aus Lörrach: Es verlangt den Boykott jüdischer Geschäfte und Dienstleister und ruft zur Teilnahme an einer Kundgebung auf dem Engelplatz auf. (DLM: ALöX 70) 42 portiert. Fast alle starben in Gurs an Krankheit und Erschöpfung oder wurden in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern getötet. Stadtverwaltung und Teile der Bevölkerung profitierten von der Verfolgung der Lörracher Juden erheblich: Sie erwarben billig enteignete jüdische Grundstücke oder Betriebe. Zu den Versteigerungen des Hausrats der deportierten Lörracher Juden Ende 1940 erschienen viele Lörracher, weil dort Waren günstig abgegeben wurden. Am Vormittag des 10. November 1938 zerstörter Innenraum der Lörracher Synagoge. (DLM: Fo 236) Esther-Rolle, die 1938 unmittelbar nach der Zerstörung der Synagoge in Lörrach von einem Lehrer gerettet wurde. Seine Enkelin übergab sie mit Zustimmung der neuen jüdischen Gemeinde dem Dreiländermuseum. (DLM: AlöVI 553) 43 Widerstand und Opfer Vor aller Augen fand die Deportation der Juden in Lörrach am 22. Oktober 1940 statt. Links am Bildrand gibt ein Offizier der Sicherheitspolizei Anweisungen. Die jüdischen Mitbürger wurden davor in der alten Handelsschule am Marktplatz erfasst und müssen nun auf die wartenden Lastwagen aufsteigen. Im Bildhintergrund und am weiter oben liegenden Fenster sind zahlreiche Zuschauer zu sehen. (StALö 2.29.19) Die LKW stehen kurz vor der Abfahrt auf dem neuen Marktplatz; zahlreiche Passanten verfolgen das Geschehen. Die Aufnahmen sind Teil einer Serie von 25 Fotos, die vermutlich der Kriminalpolizist Gustav Kühner im Auftrag des Landratsamtes Lörrach aufgenommen hat. (StALö 2.29.22) 44 Im November und Dezember 1940 fanden mehrere öffentliche Versteigerungen des Hausrats der Deportierten in Lörrach statt. Auch von diesen Versteigerungen ist eine Fotoserie im Stadtarchiv überliefert, die wie die Deportationsbilder von Kühner stammen dürfte. Auf diesem Foto ist der Versteigerer zu sehen, der leicht erhöht aus einem Fenster die angebotenen Gegenstände der versammelten Menschenmenge anpreist. (StALö 2.43.11) Dieses Foto zeigt die Versteigerung des Eigentums der Familie Bloch in der Grabenstraße 15, die auf großes Publikumsinteresse gestoßen ist. (StALö 2.43.4) 45 Zweiter Weltkrieg Kriegswirtschaft und Zwangsarbeiter Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führte zu einer noch stärkeren Konzentration der Wirtschaft auf die Rüstungsproduktion. Nur noch die kriegswichtigen Betriebe bekamen die nötigen Rohstoffe und Arbeiter zugewiesen. Auch Textilbetriebe wie die KBC stellten einen Teil ihrer Produktion auf Rüstungsgüter um. Sie fabrizierte beispielsweise Dynamos für Rüstungsfirmen, die Schokoladenfabrik Suchard Vitamin C-Trunke für die Wehrmacht. Wegen des massenhaften Einzugs männlicher Arbeitskräfte zur Wehrmacht konnten die gewerbliche Produktion und das öffentliche Leben nur durch die umfangreiche Beschäftigung von ausländischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern sichergestellt werden. Sie fertigten Rüstungsgüter, halfen bei der Ernte mit und leerten Müll. Mindestens 330 ausländische Arbeitskräfte wurden während des Krieges gezwungen, in Lörrach bei privaten Betrieben und in der Stadtverwaltung zu arbeiten. Die Behandlung der Zwangsarbeiter war unterschiedlich. Gerade die „Ostarbeiter“ galten als „rassisch minderwertig“ und mussten strikt von der deutschen Bevölkerung getrennt bleiben: „Verbot des geselligen und insbesondere des intimen Verkehrs mit Deutschen“, hieß es in einer Anordnung von Heinrich Himmler im Dezember 1941. Dennoch waren sie bei einem Teil der Bevölkerung geschätzt. So verteidigte ein Verwalter der städtischen Speiseanstalt eine russische Küchenhilfe gegen falsche Vorwürfe einer Nationalsozialistin, sie habe illegal Lebensmittel entwendet. Dem standen brutale Gewaltakte gegenüber: Am 23. April 1945 veranlasste ein fanatischer Gestapo-Beamter in Lörrach die Ermordung von drei polnischen Landarbeitern. Russische Kriegsgefangene im Güterwagon bei Ihrer Ankunft in Lörrach im Oktober 1942. (StALö E.IV.167.3) 46 Bestätigung für 9,3 kg Metall, die das Lörracher Museum für die Rüstungsindustrie abgeben musste. (DLM: AlöX 43) Die Glocken der evangelischen Stadtkirche werden 1942 vom Kirchturm geholt, um diese zur Rüstungszwecken einzuschmelzen. (StALö 2.61.100) Plakat der Altkleider-Sammelstelle in der Sporthalle Brombach vom Juni 1942. (DLM: Pl 1139) 47 Zweiter Weltkrieg Kriegsalltag in Lörrach Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurde von der Lörracher Bevölkerung mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Empörung über die angebliche Kriegsschuld der Engländer mischte sich mit großer Sorge über den Kriegsverlauf. Allerdings hellten die militärischen Erfolge der Wehrmacht in Polen und Frankreich die Stimmung bis 1941 stark auf. Der Krieg ging von Beginn an mit starken Einschränkungen bei der Versorgung einher. Bereits im September 1939 waren wichtige Lebensmittel wie Brot, Fleisch, Butter, Milch und Käse nur noch über Bezugsscheine zu erhalten. Auch Kleider wurden bald streng rationiert. Unterwäsche war ab dem Sommer 1942 nicht mehr erhältlich. Zur Einsparung von Schuhwerk rief die Lörracher Hitler-Jugend 1943 zum Barfußlaufen im Sommer auf. Täglich griff der Krieg massiv in den Alltag der Bürger ein. Jede Nacht mussten sämtliche Fenster verdunkelt werden. Luftschutzübungen waren an der Tagesordnung. Von einem Tag auf den anderen konnten Lörracher „notdienstverpflichtet“ werden, zum Beispiel zum Zollschutz. Besonders betroffen war die Bevölkerung von Tüllingen und Tumringen: Sie wurde im September 1939 und Mai 1940 aus Angst vor französischen Angriffen evakuiert. Die totale Mobilisierung aller Kräfte und Ressourcen für den Krieg spiegelte sich in den Metallsammlungen wider. Sämtliche Eisen- und Kupfergegenstände mussten an die Wehrmacht und die Rüstungsbetriebe abgeliefert werden. Nur der massive Protest der Bevölkerung verhinderte es, dass 1942 auch das Hebeldenkmal eingeschmolzen wurde. Dennoch sorgten solche Maßnahmen zusammen mit den Nachrichten von den Misserfolgen an der Ostfront dafür, dass die „Heimatfront“ ab dem Jahr 1942 allmählich brüchig wurde. Mit Kriegsbeginn wurden Lebensmittelmarken zur staatlichen Steuerung der Versorgung mit Nahrungsmitteln ausgegeben: Reichsfettkarte 1940 aus Lörrach. (DLM: ALöX 0066) 48 Verletzte kommen 1941 mit einem Lazarettzug am Lörracher Bahnhof an und werden von Helfern des Roten Kreuzes in Empfang genommen. (StaLö 2.61.206) 1943 wird in Stetten mit einer Luftschutzübung der Ernstfall geprobt. (StALö 2.65.202) Die evakuierten Bewohner von Tüllingen kehren 1940 wieder zurück in Ihr Dorf. (StALö 2.65.167) Im April 1944 wird der Vorgarten des Rathauses umgegraben, um dort Kartoffeln zu pflanzen. (StALö E.IV.173.4) Die Hitlerjugend ruft im Sommer 1943 zum Barfußlaufen auf, um Schuhe zu sparen. (StALö IV.1.65) 49 Zweiter Weltkrieg Kriegsende in Lörrach Ring eines bei der Eroberung von Lörrach am 24. April 1945 gefallenen französischen Soldaten mit den Initialen des Ehepaars und dem Hochzeitsdatum 4.Mai 1936. (DLM: Si 46) Wegen seiner Nähe zur Schweiz blieb Lörrach lange Zeit von größeren Kriegszerstörungen verschont. Ab November 1944 setzte jedoch häufiger Artilleriebeschuss vom Elsass auf die Stadt ein. Am 5. Dezember zerstörte ein Bombenangriff ein Haus in der Baumgartnerstraße, drei Menschen kamen ums Leben. Zugleich erklärte der für Lörrach ernannte Stadtkommandant, Major Pfeil, Lörrach zum befestigten „Ortsstützpunkt“. In den Straßen wurden elf Barrikaden errichtet und die Kanalisationsdeckel mit Schießscharten versehen. Auch die Bevölkerung wurde zunehmend in das Kriegsgeschehen mit einbezogen: Frauen, Jugendliche und ältere Männer mussten ab September 1944 Verteidigungsstellungen für den „Heiligen Volkskrieg“ ausheben. Am 12. November 1944 wurde der „Volkssturm“ aus älteren Männern und Jugendlichen gebildet; er sollte den Vormarsch der französischen Truppen stoppen. An den „Endsieg“ glaubten jedoch nur noch Parteifanatiker: Ein Bericht der französischen Armee von Anfang April 1945 schätzte die Haltung der Bevölkerung als vollkommen resigniert ein. Die Sinnlosigkeit des militärischen Widerstands offenbarte sich bei der Eroberung Lörrachs durch die französische Armee am 24. April 1945: Plakat, gedruckt in der Endphase des Krieges in der Oberbadischen Verlagsdruckerei Lörrach. (DLM: Pl 751) 50 Zahlenmäßig unterlegene und schlecht ausgerüstete „Volkssturm-Verbände“ stellten sich unter Beteiligung von Bürgermeister Boos den französischen Einheiten entgegen, die über die Lucke vorrückten. Entgegen späterer Darstellungen kam es zu schwereren Gefechten. Mindestens vier Franzosen und zehn Deutsche starben; Boos wurde erheblich verletzt. Um 14 Uhr marschierten die französischen Truppen in die Innenstadt ein – der Krieg war zu Ende. Lörrach wurde verteidigt, obwohl amerikanische und sowjetische Truppen bereits an der Elbe aufeinander trafen: Abgeschossener französischer Panzer auf der Lucke (heute bei der Autobahnausfahrt Kandern). (StALö 2.61.252) Kurz vor dem französischen Einmarsch wurde die Wiesenbrücke der Bahnlinie Lörrach-Weil von den Verteidigern der Stadt gesprengt. (StALö 2.65.211) Plakat, das Ende November 1944 in Lörrach vor Granatenbeschuss aus dem Elsass warnt. (DLM: Pl 255c) 51 Umgang mit der NS-Zeit Lörrachs Umgang mit der NS-Zeit Anlass und Umsetzung des Projektes Markus Moehring, Andreas Lauble Stimmzettel zur Wahl des Gemeinderates am 8. November 1959 mit Reinhard Boos als Spitzenkandidat. (StALö HA580) Mit der französischen Besatzungsmacht im Rücken ging man in Lörrach in den ersten beiden Jahren nach dem Krieg relativ unbarmherzig gegen ehemalige nationalsozialistische Aktivisten vor. Lörrachs neue Stadtverwaltung unter Bürgermeister Joseph Pfeffer entließ 1945/46 fristlos 54 besonders radikale Parteimitglieder. Die wichtigsten Lörracher Parteifunktionäre wurden interniert. Die gesamte Bevölkerung musste sich einem Entnazifizierungsverfahren stellen. 52 Bald aber führten der Wunsch nach Vergessen und wachsende Ressentiments gegen die Besatzung dazu, dass viele Lörracher den Nationalsozialismus verharmlosten. Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit verlor aus Sicht der Westmächte außerdem an Bedeutung: Viel wichtiger erschien jetzt im schärfer werdenden Kalten Krieg der Aufbau eines stabilen deutschen Weststaats. So stufte das Entnazifizierungsurteil vom 21. April 1949 Bürgermeister Boos nur noch als „Minderbelasteten“ ein, weil er die „Gewaltherrschaft des NS weder objektiv noch subjektiv unterstützt“ habe. 1959 wählten die Lörracher Boos mit den zweitmeisten Stimmen aller Kandidaten zum Stadtrat. Zugleich entwickelte sich in Lörrach aber auch eine aktive Gedenkarbeit. An jüdische und teilweise auch andere Lörracher NS-Opfer erinnert seit 1968 ein Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof, seit 1980 ein Gedenkbuch und seit 2011 eine Stele in der Fußgängerzone. Seit 1989 bot das Lörracher Museum regelmäßig Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen zur NS-Zeit an. Lörrach unterstützte die Wiedergründung einer jüdischen Gemeinde und den Neubau einer Synagoge. Eine umfassende kritische Untersuchung Lörrachs in der NS-Zeit existiert aber erst seit 2013. Die Dokumentation von Dr. Robert Neisen und die große Sonderausstellung ergänzt nun auch dieser Band in der Reihe „Lörracher Hefte“. Sollte Bürgermeister Boos in der Bürgermeistergalerie im Rathaus vertreten sein – und wenn ja, in welcher Form? Die Frage darüber wurde in Lörrach über Jahre hinweg kontrovers diskutiert. Letztlich war sie Anlass für die Entscheidung des Gemeinderates im Jahr 2007, die Rolle des Bürgermeisters und der Stadtverwaltung im Dritten Reich umfassend wissenschaftlich erforschen zu lassen. Die Entscheidung fiel vor dem Hintergrund der vorausgegangenen, nicht weniger intensiven Diskussion über die Rolle des Dichters und Lörracher Ehrenbürgers Hermann Burte. Während die einen Burtes enge Verstrickungen mit dem NS-Regime und seine ungebrochene Popularität bis zur Gegenwart kritisierten, betonten andere – darunter zahlreiche Mitglieder der Burte-Gesellschaft – die Breite und Tiefe seines Werkes, das nicht auf problematische Aussagen in der NSZeit reduziert werden dürfe. Das Dreiländermuseum griff diese Diskussion auf, eine großzügige Spende von Martin Kaltenbach ermöglichte eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas. Die Ergebnisse wurden 2007 im Hebelsaal in der Ausstellung „Hermann Burte und der Nationalsozialismus“ präsentiert und öffentlich viel diskutiert. Ein Rahmenprogramm beleuchtete zusätzlich unterschiedliche Facetten. In einer prominent besetzten Podiumsdiskussion trafen die Vertreter unterschiedlicher Auffassungen aufeinander. Dr. Robert Neisen beim Aktenstudium im Stadtarchiv Lörrach. (Foto: Kristoff Meller) Der Museumsrahmen machte es möglich, dass anstelle von Sprachlosigkeit und Polemiken eine verstärkte Kultur der Kommunikation und des Austausches von Argumenten entstand. Zwar kam die geplante Publikation nicht zustande, da die Kuratorin eine Familie gründete und Lörrach verließ, trotzdem zeigte das Projekt den Wert einer wissenschaftlichen Aufarbeitung für den öffentlichen Diskurs. Für die Forschungsarbeit über Lörrach im Nationalsozialismus wurden geeignete Kandidaten gesucht. Eine Auswahlkommission schlug 2010 dem Gemeinderat vor, den Freiburger Historiker Dr. Robert Neisen zu beauftragen. 53 Die Ausstellung Markus Moehring, Andreas Lauble Die Ausstellung „Lörrach und der Nationalsozialismus“ entstand in einer intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Stadtarchiv und dem Dreiländermuseum Lörrach. Inhaltlicher Ausgangspunkt war das Buch von Dr. Robert Neisen. Die wichtigsten Forschungsergebnisse seines Buches fasste er für die Ausstellung auf 20 Textfahnen zusammen. Diese Texte bilden auch den Kern dieses Buches. Schulklasse bei einer Geschichtswerkstatt zum Thema: „Deportation der Juden in Lörrach am 22. Oktober 1940.“ Bis zur Halbzeit der Sonderausstellung „Lörrach und der Nationalsozialismus“ nutzen schon über 100 Gruppen die pädagogischen Angebote im Dreiländermuseum. Sie sind grundsätzlich auch zur NS-Abteilung der permanenten Dreiländer-Ausstellung des Museums buchbar. (Foto: DLM) War zunächst der Museumsleiter in der Stadtverwaltung Hauptansprechpartner für das Projekt, übernahm diese Aufgabe nach seinem Dienstantritt der neue Stadtarchivar Andreas Lauble, zumal Dr. Neisen seine Forschungen überwiegend im Stadtarchiv durchführte. Stadtarchiv und Museum nahmen die Publikation zum Anlass für eine große Sonderausstellung. Auf diesem Weg sollte eine sehr viel größere Öffentlichkeit erreicht werden als durch eine reine Buchvorstellung. Das öffentlichen Interesse war von Anfang an groß, schon nach drei Monaten zählte die Ausstellung 5000 Besucher. Die 54 lange Ausstellungsdauer von einem halben Jahr und ein umfangreiches Rahmenprogramm trugen zusätzlich zur Verbreitung der Forschungsergebnisse bei. Insgesamt 50 Veranstaltungen führten Archiv und Museum im Dreiländermuseum durch, darunter Vorträge, Filme, Zeitzeugenberichte und eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion. Die private Gedenkstätte für Flüchtlinge im benachbarten Riehen/Schweiz zeigte parallel zum Lörracher Projekt die Ausstellung „Die Deportation der Lörracher Juden. Fotografien aus dem Stadtarchiv Lörrach“. Natürlich ermöglicht die Beschreibung eines Themas in nur wenigen Sätzen nicht das differenzierte Bild wie in der ihnen zu Grunde liegenden Publikation. Ihr Ziel ist jedoch auch anders gerichtet. Es geht darum, die wichtigsten Forschungsergebnisse einer möglichst breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Viele Menschen sollen dabei mitgenommen werden, sich an der öffentlichen Diskussion und Reflexion über den Nationalsozialismus in Lörrach zu beteiligen. Rund 200 ausgewählte Archivalien und Fotos aus dem Stadtarchiv und Exponate aus der Sammlung des Dreiländermuseums wurden den Textfahnen in der Ausstellung zugeordnet. Sie dienen nicht nur als historische Belege, sondern geben auch einen anschaulichen Eindruck von den inhaltlichen Aussagen. Auch für dieses Buch ist dieses Gliederungsprinzip beibehalten. Natürlich kann hier aber nur ein kleiner Teil der Exponate abgebildet werden. Ein wichtiges Medium in der Ausstellung war auch Filmmaterial aus Lörrach, das erstmals öffentlich zu sehen war. Zwei Filmstationen zeigten Bürgermeister Boos im Rathaus, die Eröffnung der Homburg-Siedlung als nationalsozialistische Mustersiedlung, Aufmärsche in Lörrach oder das sogenannte Schanzen im Rheinvorland: Aufgang zur Ausstellung mit der bei KBC in Lörrach hergestellten Reichskriegsflagge (Rückseite). 55 56 Exponate zum Hitlerkult eröffnen den Rundgang durch die erste Ausstellungseinheit (NS-Herrschaft). Objekte zu Massenkundgebungen in Lörrach in der ersten Ausstellungseinheit (NS-Herrschaft). Frauen und Männer aus Lörrach hoben seit 1944 Stellungsgräben aus, um den Vormarsch alliierter Truppen zu stoppen. Ein Farbfilm hält die Auswirkungen des Kriegsjahrs 1940 auf das Markgräflerland und das angrenzende Elsass fest. Seit den 1990er Jahren befinden sich in der Museumssammlung auch Glasdias mit Werbung und Propaganda aus einem Lörracher Kino. Für die Ausstellung wurden sie erstmals digitalisiert und dort öffentlich projiziert. Den Eingangsbereich zur Ausstellung präg- Die Gestaltung der Ausstellung schuf drei große Ausstellungseinheiten. Zunächst ging es um das nationalsozialistische Herrschaftssystem vor Ort. Hier war der Raum geprägt von Objekten des Regimes. Hitler-Büsten, Fahnen, Plakate, Uniformen und Abzeichen füllten den Raum. Vorbei an Propagandaplakaten betrat man dann die zweite Ausstellungseinheit. Sie war dem Widerstand und vor allem den Opfern gewidmet. Der Raum besaß eine ganz andere Atmosphäre. te eine riesige Reichskriegsflagge, gedruckt bei KBC in Lörrach. Wer die Ausstellung betreten wollte, dem stand zunächst ein Podest mit einem 1933 von Basler Sozialdemokraten an der Grenze Riehen-Stetten verteilten Flugblatt im Weg. Es warnte Schweizer Ausflügler vor einer Einreise ins nationalsozialistische Deutschland und prangerte schon zu diesem frühen Zeitpunkt die Unterdrückung der Meinungsfreiheit, den Terror gegen Andersdenkende und ein Klima der Überwachung an. Er war dunkel gehalten, die Wände vergleichsweise leer. Denn die Opfer haben kaum Spuren hinterlassen. In einem schmalen Gang am Ende der Ausstellungseinheit wurden ausgewählte Fotos der Deportation der Lörracher Juden einzelnen Fotos von den anschließenden Versteigerungen ihres Eigentums gegenübergestellt. Die dritte Ausstellungseinheit widmete sich den Kriegsjahren und der gezielten Kriegsvorbereitung in Lörrach. Die Ausstellungsinszenierung stellte hier einen direkten Bezug her: 57 Eine Auswahl von Propagandaplakaten beendet den Rundgang durch die erste Ausstellungseinheit (NS-Herrschaft). Im Vordergrund eine Hörstation zum Widerstand: politische Schriften wurden von der Schweiz über die Grenze geschmuggelt. Projektionen von Kinowerbung aus Lörrach zur NS-Zeit – im Vordergrund einige originale Glasdias. vom Kriegsspielzeug für Kinder und dem 1934 gestifteten Ehrenkreuz für Soldaten des Ersten Weltkriegs zum erschütternden Schicksal der Zwangsarbeiter, der Kriegsweihnacht ohne Vater und dem sinnlosen letzten Gefecht um 58 Lörrach. Eine Serie von Todesanzeigen, projiziert an die Abschlusswand der Ausstellung, erinnerte an die 1792 getöteten Soldaten aus Lörrach und seinen heutigen Teilorten – auch sie ein Resultat der Herrschaft des NS-Regimes. Die zweite Ausstellungseinheit widmet sich den Opfern. Der Raum ist dunkler gestaltet, ein spürbarer Kontrast zu den NS-Propagandaplakaten davor. Auch die größere Leere des Raumes ist inszeniert: Die Opfer hinterließen weit weniger Spuren. 59 60 Die zweite Ausstellungseinheit (Widerstand und Opfer) endet mit einem schmalen „Opfergang“. Den Fotos der Deportation der Lörracher Juden sind Fotos von der anschließenden Versteigerung ihres Vermögens gegenübergestellt. Im Vordergrund die Schachtel, in der sich die Negativrollen befanden. Fotos von Zwangsarbeitern in Lörrach in der dritten Ausstellungseinheit (Zweiter Weltkrieg). Ein Eintrag im Sterberegister davor erinnert an die Hinrichtung von Stanislaus Zasada in Brombach wegen seiner Liebesbeziehung zu einer Deutschen. Die dritte Einheit widmet sich dem Zweiten Weltkrieg. Exponate erinnern hier an das Einsammeln von Metallen. Deshalb wurde auch dieser Gipsabdruck des Hebeldenkmals hergestellt. Rechts Filmaufnahmen vom „Schanzen“, dem Ausheben von Stellungsgräben durch die Zivilbevölkerung, gerade im Bild: Bürgermeister Boos mit Pickel. Den Abschluss der Ausstellung bildet eine Installation mit dem Foto einer traurigen Kriegsweihnacht in Lörrach, einer Folge eingeblendeter Todsanzeigen und dem Gedenkbuch der 1792 getöteten Soldaten aus Lörrach und seinen heutigen Teilorten. 61 Impressum Das Lörracher Heft Nr. 18 entstand in Zusammenarbeit von Stadtarchiv und Dreiländermuseum Lörrach Herausgeber und Projektleiter: Markus Moehring, Andreas Lauble Historische Überblickstexte: Dr. Robert Neisen Ausstellungsteam: Sara Capdeville (wissenschaftliche Projektassistenz); Arne Gentzsch (Gestaltung); Teams des Dreiländermuseums und des Stadtarchivs Lörrach Fotos: Dreiländermuseum (DLM), Stadtarchiv (StALö), Kristoff Meller (Ausstellungsfotos S. 55-61 und S. 31 links oben) Gestaltung und Satz: werbeagentur aufwind GmbH, Bahlingen Druck: Druckerei Hofmann, Emmendingen © 2013 Dreiländermuseum und Stadtarchiv Lörrach www.dreilaendermuseum.eu doRi Verlag und Werbung, Bötzingen ISBN 978-3-9814362-2-8 Printed in Germany