20160218 Predigt zum Einführungsgottesdienst final

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Predigt zum Einführungsgottesdienst
Predigttext: Ps 96
Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und
unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
Lysy: Als Predigtabschnitt für heute haben wir den 96.Psalm
ausgewählt. Wir sind da drauf gekommen, weil die heutige
Tageslosung aus diesem Psalm stammt. Hören wir die Worte
der Heiligen Schrift:
Singt dem HERRN ein neues Lied, singet dem HERRN alle
Welt!
Behrendt: O Gott, singen kann ich ja überhaupt nicht – und
dann auch noch ein neues Lied.
Lysy: Naja, Sabine, es heißt ja „Singet“. Also – du sollst ja nicht
alleine singen, wenn ich das recht sehe.
Behrendt: Ja singst du dann mit?
Lysy: Kommt drauf an, welchen Song.
Behrendt: Sag mal, hast du eine Playlist?
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Lysy: Playlist?
Behrendt: Ja, du weißt schon, eine kda-Playlist.
Lysy: Hm. Naja, so eine richtige Playlist hab’ ich noch nicht.
Aber so ein paar Töne sind bei mir schon angekommen, von
der Internationalen zum Beispiel.
Behrendt: Kennst du die?
Lysy: Ja, die ist mir schon öfters vorgesungen worden. Schau
mal her: ich google es mal:
„Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht.“
…und so weiter….
Behrendt: Ok, und ich hab gehört, ein anderer kda-Schlager,
der auf alle Fälle auf der Playlist steht, ist „Sonne der
Gerechtigkeit“.
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Lysy: Cool. Das ist ja auch ein echter Kirchenklassiker. „Sonne
der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit, brich in deiner
Kirche an, dass die Welt es sehen kann. Erbarm dich, Herr.“
Behrendt: Hm, doch wie passt da jetzt unser Psalm dazu?
Vielleicht sollten wir den mal weiter lesen?
Lysy: Ok, also noch mal von vorne: (Vv.1-3)
1 Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle
Welt!
2 Singet dem HERRN und lobet seinen Namen, verkündet von
Tag zu Tag sein Heil!
3 Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen
Völkern von seinen Wundern!
Behrendt: (Vv.4-6)
4 Denn der HERR ist groß und hoch zu loben, mehr zu fürchten
als alle Götter.
5 Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der HERR hat
den Himmel gemacht.
6 Hoheit und Pracht sind vor ihm, Macht und Herrlichkeit in
seinem Heiligtum.
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Lysy: (Vv.7-10)
7 Ihr Völker, bringet dar dem HERRN, bringet dar dem HERRN
Ehre und Macht!
8 Bringet dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringet
Geschenke und kommt in seine Vorhöfe!
9 Betet an den HERRN in heiligem Schmuck; es fürchte ihn alle
Welt!
10 Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König. Er hat den
Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker
recht.
Behrendt: (Vv.11.12.13a)
11 Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer
brause und was darinnen ist;
12 das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; es sollen
jauchzen alle Bäume im Walde
13 vor dem HERRN;
Lysy: (Vv. 13b)
denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er
wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit
seiner Wahrheit.
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Lysy: Weißt du eigentlich, in welcher Geschichte dieser Psalm
auftaucht?
Behrendt: Ne, erzähl doch mal.
Lysy: Also pass auf: es gab doch im Alten Israel die
Bundeslade, also die Kiste, in der die Tafeln mit den Zehn
Geboten drin waren und die daher als Ort der Gegenwart
Gottes galt.
Behrendt: Jaja, „Vorlesung Geschichte Israels, 2.Semester“ –
und weiter?
Lysy: Ok, diese Bundeslade, die haben die Philister mal
einkassiert, als sie den Israeliten eins auf den Deckel gegeben
haben – natürlich mit dem vollen Einverständnis Gottes. Da
gab’s eine Familie, die war zuständig für den Bundesladenkult –
und die Söhne dieser Familie haben diese, ja, schon mächtige
Position ausgenutzt. Die haben Opfergaben einkassiert. Die
haben Frauen, die zum Gebet gekommen sind, verführt. Solche
Sachen eben.
Behrendt: Das ist ja die Gefahr der Macht, dass jeder Mensch
einfach seine eigenen Spielregeln aufstellt und dabei andere
unter die Räder kommen.
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Lysy: Genau. Und das hat Gott eben ganz und gar nicht
gefallen. Das entspricht ja gerade nicht dem, was er Israel in
den Zehn Geboten mitgegeben hat.
Behrendt: Stimmt, und nicht zuletzt deswegen macht er dort
gleich zu Beginn klar: „ICH bin der HERR, dein Gott“ und weiter
im Text: „Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes nicht
missbrauchen...“
Lysy: „...denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der
seinen Namen missbraucht.“ Genauso war es auch in der
Geschichte. Die beiden Söhne verlieren ihr Leben – mit Ansage
– im Krieg gegen die Philister und die nehmen die Bundeslade
als Trophäe mit.
Behrendt: Und wie kommt die dann wieder nach Israel?
Lysy: Lange Geschichte. Willst du sie wirklich hören?
Behrendt: Heute eigentlich nur die Pointe. Denn sonst landen
wir noch bei Adam und Eva.
Lysy: Also, die Geschichte ließe sich sicher bis Adam und Eva
zurückverfolgen, wenn man jetzt...
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Behrendt: Peter, was ist jetzt die Pointe???
Lysy: Ja, ok. Also, die Pointe ist, dass – nach diversen
Zwischenstationen, Irrungen und Wirrungen – die Bundeslade
von David wieder nach Jerusalem zurückgebracht wird und dort
in einem heiligen Zelt untergebracht wird. Und bei dem Fest,
das deswegen gefeiert wurde, taucht eben dieser Psalm auf.
Behrendt: Als Ausdruck der Freude, dass Gott wieder da ist –
und mit ihm seine guten Gebote.
Lysy: Klar. Man muss sich das vorstellen: Viele Jahrzehnte
musste Israel ohne diese Gegenwart Gottes auskommen. Da
spricht viel Erleichterung aus der Freude!
Behrendt: Wie hart das gewesen sein muss für Israel, diese
Zeit ohne Gott und seine guten Gebote, Da lebst du dann
entweder im völlig rechtsfreien Raum – oder du musst du dir
deine eigenen Gesetze stricken – mit all den Grenzen. Denn in
menschlichen Regelungen und Gesetzen kommt ja auch die
Begrenztheit von uns Menschen zum Ausdruck.
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Wer von uns kann schon behaupten, den göttlichen Blick vom
Himmel auf all das zu haben, was es unter uns Menschen zu
regeln gäbe, damit unser Zusammenleben zu allen Zeiten und
an allen Orten gelingt?
Lysy: Jaja, im Alten Testament wird ja auch genau so
unterschieden – zwischen der Mischpat als dem Recht, das
aktuell in einer Gesellschaft gilt – mit all seiner begrenzten
Gültigkeit, und der Zedaka, dem eigentlichen Wort für
Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit Gottes, der Gerechtigkeit des
Himmelreichs.
Behrendt: Das macht noch einmal deutlich, dass es da immer
eine Lücke gibt. Unsere Gerechtigkeit bleibt immer nur
Stückwerk bei all unserem Mühen. Das Gleiche gilt ja auch für
die anderen großen Worte, mit denen wir oft so leichtfertig
umgehen, wie Liebe, Wahrheit, oder Freiheit. Auch hier gibt es
wohl immer einen Unterschied zwischen dem, was bei Gott
beispielsweise an Liebe oder Freiheit möglich ist, und dem, was
uns Menschen möglich ist.
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Lysy: Naja, deswegen spürte Israel diese tiefe Erleichterung,
die es in überschwänglicher Freude zum Ausdruck bringt – die
Erleichterung darüber, dass Gott endlich wieder da ist und „er
den Erdkreis richten wird mit Gerechtigkeit und die Völker mit
seiner Wahrheit.“ Wie entlastend muss das gewesen sein, zu
wissen, dass man nicht mehr völlig ohne Gott Recht sprechen
muss bei all den ja oft komplizierten und schwierigen
Alltagsfragen.
Behrendt: Aber ist das jetzt Gegenwart oder Zukunft?
Lysy: Tja, wie so oft, muss der Theologe sagen: beides.
Behrendt: Habe ich mir fast gedacht. Aber das ist auch gut so.
Lysy: Wie meinst du das?
Behrendt: Ich erlebe immer wieder, dass es Momente gibt, da
scheint uns Gott so unendlich fern. Dabei hätten wir ihn und
sein Wirken so bitter nötig. Da wünschten wir uns seine
Gerechtigkeit, seine Wahrheit, sein Erbarmen. Denk nur z.B. an
das, was unsere Gesellschaft gerade so umtreibt:, So viele
Menschen in Not wollen zu uns, um Anteil an Frieden, Freiheit
und wirtschaftlicher Stabilität zu haben, die es in ihren Ländern
nicht gibt?
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Aber wie sollen wir entscheiden, wenn dadurch so viele Sorgen
und Ängste laut werden, dass genau deswegen diese
Sicherheit, Freiheit und wirtschaftliche Stabilität in unserem
Land kaputt gehen könnte?
Da passt es einfach, wenn wir mit dem Lied „Sonne der
Gerechtigkeit“ singen: „Erbarm dich, Herr.“
Lysy: Und da sollten wir uns auch nicht scheuen, so zu singen
und zu beten. Wie oft höre ich, wenn ich frage: „Wie geht’s
Ihnen?“ die Antwort: „Ich kann nicht klagen.“ Dann frage ich
mich schon manchmal, was das bedeutet:
„Ich kann nicht klagen“, weil es tatsächlich nichts zu klagen
gibt? Oder weil ich’s mir nicht erlaube, weil ich irgendwann
gelernt habe, dass Klagen nicht sein darf oder nichts bringt?
Oder weil ich es tatsächlich nicht kann, weil ich einfach nicht
weiß, wie man klagt – vor GOTT (!), so wie in „Sonne der
Gerechtigkeit“: „Erbarm dich, HERR.“ Und wenn ich das nicht
weiß, dann kann das leider schlimme Folgen haben: Dann
werden Menschen etwa krank, weil sie alles in sich
hineinfressen oder sie fangen fürchterliche Streitigkeiten an,
weil sie sich gegenseitig anklagen und sich da in ihren
Vorwürfen ineinander völlig verhaken.
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Ich glaube, weil es viele Menschen gibt, die „nicht klagen
können“ , hat die Klage im Gottesdienst auch ihren festen Ort.
Wenn wir „Kyrie eleison“ singen, dann singen wir genau das:
„HERR, erbarme dich!“
Behrendt: Und nach dem „Kyrie eleison“ folgt auch gleich der
Lobpreis, in dem der Dank zum Ausdruck kommt für das viele
Gute, was man zu sehen kann, wenn die Klage verstummt.
Denn es gibt viel Gutes, das wir oft genug für selbstverständlich
nehmen. Der Lobpreis führt uns vor Augen, dass es eben ganz
und gar nicht selbstverständlich ist, sondern alltäglich von Gott
geschenkt ist. Dazu zählen die besonderen Momente, in denen
wir uns freuen dürfen, einfach freuen dürfen, so wie es in dem
Psalm zur Sprache kommt: „Der Himmel freue sich und die
Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist; das
Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; es sollen jauchzen
alle Bäume im Walde vor dem HERRN.“ Momente, in denen die
Sonne der Gerechtigkeit aufgeht ohne unser Zutun – eben
genauso, wie die Sonne aufgeht ohne unser Zutun.
Wir brauchen also unbedingt den Blick für beides. Da hilft uns
die Bitte: „Herr, erbarme dich.“ genauso wie der Lobpreis: „Der
HERR ist groß und hoch zu loben.“
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Lysy: Das eine hängt ja auch elementar mit dem anderen
zusammen. Wenn ich mir nichts von Gott erwarte, sondern
glaube, mich nur auf mich alleine oder auf andere Menschen
verlassen zu müssen, dann kann ich auch nicht wirklich allen
Ernstes „HERR, erbarme dich.“ singen. Sich auf andere
Menschen verlassen müssen, das hieße übrigens auch: sich
auf die Konjunktur verlassen müssen oder auf die Firma oder
auf die Politik oder auf die Institution Kirche – denn überall da
sind ja Menschen am Werk.
Behrendt: „Singt dem Herrn ein neues Lied...“ – vielleicht ist
diese Aufforderung des Psalms dann so zu verstehen: Singt
Gott immer wieder aufs Neue ein Lied, denn ihr könnt es. Ihr
könnt immer wieder neu auf Gott zugehen und ihn ansprechen
– in jeder Lage, sei sie noch so alt und eingefahren, dass man
meint, hier geht nichts mehr. Gott ein neues Lied zu singen
heißt: ihm einen Neuanfang jederzeit zuzutrauen und in
Umbruchssituationen nach diesem Neuanfang Ausschau zu
halten.
Dabei werde ich ihm an manchen Tagen sicherlich mein Leid
klagen und meinen Ärger und meine Verzweiflung zum
Ausdruck bringen – etwa, wenn nichts vorangeht oder wenn
Entwicklungen mich so überrollen, dass ich völlig
durcheinander gerate.
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Zu anderen Zeiten werde ich ihm aber auch dankbar sein, wenn
ich Neues aufkeimen sehe und in diesem Neuen Gottes Güte
und Gottes Erbarmen erkennen kann. So singe ich Gott immer
wieder ein neues Lied.
Lysy: Und es heißt „Singet“. Hier werden wohl nicht Solisten
zum Gesang aufgefordert wie in „The Voice of Germany“ oder
anderen Castingshows. Hier soll ein Chor entstehen im
gemeinsamen Gesang, ein Chorgesang, in dem vielstimmig
Gott gelobt wird. Welch ein Sound das wohl ergibt! Ich glaube,
wer einmal in einem Chor gesungen hat, der weiß, wovon ich
spreche. Als Einzelstimme kriegst du das nicht hin, allein schon
wegen der Vielfalt der Stimmen und Stimmfarben.
Behrendt: Wobei das schon eine große Herausforderung ist,
aus den unterschiedlichen Stimmen und Stimmfarben etwas
ganz Eigenes entstehen zu lassen. Da heißt es, aufeinander zu
hören. Und wenn es gelingt, ist es große Kunst, die berührt und
bewegt.
Lysy: Oh ja. Ich denke, dass da der kda auf einem guten Weg
ist – wenn ich mich hier so umschaue, in diesem Gottesdienst,
wie viele unterschiedliche Stimmen und Stimmfarben
beisammen sind, alles Zeugen der langen und bewegenden
Geschichte dieser Einrichtung.
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Behrendt: Ja, das Soundpotenzial ist gewaltig. Und wir sind nun
auch dabei. Cool. Ob wir es mal ausprobieren, wie das so
klingt, gleich jetzt?
Lysy: Auf jeden Fall! Also, von Gott geliebte Gemeinde: Singt
dem HERRN ein neues Lied.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche
Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
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