Startkapital - Bürgschaftsbank Baden

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Finanzen
Nachfolger Claus Rüberg (re.) und Peter Braßeler finanzierten ihre Übernahme erfolgreich mit Fördergeldern.
Startkapital
für junge Chefs
Fördermittel Nachfolger haben es oft schwer, die Übernahme des
Betriebs zu finanzieren. Förderkredite bieten jungen Handwerkern
Sicherheit und günstiges Geld für den Start in die Selbständigkeit.
Text Cornelia Hefer Foto Ilja Mess
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Finanzen Finanzierung
E
in bisschen Glück gehört auch dazu: Nachfolger müssen oft lange suchen, um den passenden Betrieb für eine Übernahme zu finden. Die
nächste Hürde ist dann die Verhandlung über den
richtigen Kaufpreis, den beide Seiten akzeptieren.
Claus Rüberg und Peter Braßeler hatten Glück.
Als sie hörten, dass die Drechslerwerkstatt Feninger in Elzach im Schwarzwald einen Nachfolger suchte, war ihnen klar: Sie hatten ein top-geführtes Unternehmen gefunden, das zu ihnen
passte. Rüberg und Braßeler kommen beide aus
dem Handwerk und lernten sich anschließend
beim Studiengang Holztechnik an der Fachhochschule Eberswalde kennen. Beide konnten sich
den Kauf und die Fortführung der Drechslerwerkstatt Feninger vorstellen.
Für die Verhandlung über den Kaufpreis mit dem
Verkäufer, Claus Feninger, und die anschließende Finanzierung schalteten die beiden Interessenten einen professionellen Berater vom Steinbeis Transferzentrum für Internationalisierung,
Beteiligung und Nachfolgeregelung in Ravens-
burg ein. „Er hat für beide Seiten als neutraler Berater gearbeitet, was die Bewertung des Betriebs
und die Verhandlungen über den Kaufpreis anging“, erklärt Rüberg.
Auch bei der Finanzierung der Betriebsübernahme war der Berater im Boot. „Er war im Thema,
kannte den Stand der Verhandlungen und stellte
uns ein Konzept vor“, so Rüberg. Das Finanzierungskonzept sah einen KfW-Förderkredit für
Nachfolger sowie eine Absicherung über die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg vor. Im September 2011 war die Übernahme der Drechslerwerkstatt Feninger in trockenen Tüchern.
Förderinstitute tragen das Risiko
Bei den Banken haben Nachfolger aus dem Handwerk, wenn es um die Finanzierung des Kaufpreises geht, oft einen schweren Stand. Der
Hauptgrund: Nachfolger können den Kreditinstituten nicht genug Sicherheiten für die Investition
bieten. Staatliche und regionale Förderprogramme greifen Nachfolgern hier unter die Arme.
Betriebsentwicklung
im Handwerk
2011
1 000 385
2010
987 818
2009
975 316
Betriebe; Quelle: ZDH
Die gute Konjunktur
zeigt sich in der
Betriebsentwicklung:
2011 gab es über
eine Million Handwerksfirmen.
KfW-Gründerkredit
900
k Förderkredite
Die wichtigsten Angebote für Nachfolger und Gründer
Charts: handwerk magazin
In der Übersicht präsentiert handwerk magazin die
wichtigsten Programme des Bundes und der Länder für Nachfolger und Gründer. Jungunternehmer
haben die Wahl aus rund 200 Förderkrediten von
Bund, Ländern und EU. Einige Varianten können
Handwerker miteinander kombinieren.
Programm
Förderung für?
Wie wird gefördert?
Wer wird gefördert?
Antragstellung
Gründercoaching
für Gründer / Nachfolger
Konzeptionelle
und strategische
Beratung
Zuschuss1 von 50 bis
75 % (je nach Region)
auf das Beraterhonorar
von max. 6000 Euro
KMU ab Gründung
bis zum 5. Jahr der
Geschäftstätigkeit
1. Berater auswählen
kfw-beraterboerse.de
2. Antrag über die
Handwerkskammer
KfW-Gründerkredit
– StartGeld
für Gründer / Nachfolger
Investitionen,
Firmenübernahmen,
Betriebsmittel,
Gründung
Darlehen bis 100 000 Euro pro Gründer (30 000
Euro für Betriebsmittel),
Laufzeit 5 oder 10 Jahre
Einzelgründer und
KMU bis 3 Jahre
nach Gründung,
auch bei Zweitgründung möglich.
1. Bankunterlagen
vorbereiten3
2.Kreditantrag vor
Beginn über Hausbank an die KfW
KfW-Gründerkredit
– Universell für
Gründer / Nachfolger
Investitionen,
Übernahmen,
Betriebsmittel
Kredit bis 10 Mio. Euro,
individueller Zinssatz,
10 Jahre Laufzeit
Einzelgründer und
KMU bis 3 Jahre
nach Gründung
1. Bankunterlagen
vorbereiten3
2. Über Hausbank
Mikrokreditfonds
Deutschland
für Gründer
Geringer Kapitalbedarf für
Gründung und
Wachstum
Mikrodarlehen bis zu
10 000 Euro ohne Sicherheiten
Einzel- und Kleinunternehmen mit
geringem Kapitalbedarf
1. Idee beschreiben3
2. Antrag an Mikrofinanzinstitut (mikrokreditfonds.de)
Bürgschaften
für Gründer / Nachfolger
Zugang zu Krediten trotz fehlender Sicherheiten
Institute bürgen bis zu
80 % vom Darlehen2;
Gebühren, Provision: 1
bis 1,5 % des Kredits
Einzelgründer und
KMU ohne eigene
Sicherheiten
1. Bankunterlagen
vorbereiten3
2. Über Hausbank
200
200
2009
2010
2011
in Mio. Euro; Quelle: KfW
Die Förderung von
Nachfolgern und
Gründern unterstützte die staatliche
KfW 2011 mit 900
Millionen Euro.
1) Zuschüsse müssen nicht zurückgezahlt werden, 2) Haftungsfreistellung für die kreditgebende Bank erleichtert Unternehmen
Zugang zum Darlehen, 3) Professionelle Beratung, z.B. durch die Handwerkskammer, dringend zu empfehlen;
Quelle: eigene Recherche, www.foerderdatenbank.de
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sationen des Mittelstands, die bei der Finanzierung von Handwerkern einspringen.
Neben der Risikoübernahme bieten Förderprogramme für Nachfolger und Gründer weitere Vorteile. „Wenn junge Handwerker Förderkredite
nutzen, können sie mit attraktiven Zinsen bei langen Laufzeiten kalkulieren. Das bringt gerade am
Anfang für junge Unternehmer Planungssicherheit“, zählt Finanzierungsexpertin Christine Deibert aus München auf.
Nicht verunsichern lassen
Foto: Ilja Mess
Auf Planungssicherheit können sich junge Handwerker, die die Selbständigkeit anstreben, beim
Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit
nicht mehr verlassen. Der Grund: Die Bundesregierung kürzte für 2012 die Mittel. Die Folge: Weniger Gelder für Handwerker, die aus der Arbeitslosigkeit in die Selbständigkeit starten wollen.
Den Gründungszuschuss erhalten laut Experten
daher nur noch Handwerker, die sich nicht verunsichern lassen (siehe Kasten Seite 60). Reichte
es bisher, erst nach dem Businessplan einen Grün-
„Ein neutraler
Berater hat
einen erfolgreichen
Abschluss
ermöglicht.“
Claus Rüberg (li.) und
Peter Braßeler sind
die neuen Inhaber
der Drechslerwerkstatt
Feninger.
Denn die Förderinstitute wie die KfW oder die
Bürgschaftsbanken sichern das Ausfallrisiko
gegenüber der Hausbank bis zu 80 Prozent ab (siehe Tabelle Seite 59). Das Kreditinstitut ist dann
eher bereit, Übernahmen oder Gründungen im
Handwerk zu finanzieren.
Wie wichtig die Risikoübernahme der Förderinstitute für Nachfolger und Gründer ist, belegen
Zahlen aus Baden-Württemberg: 2011 hat die
Bürgschaftsbank dort 1344 Neugründungen und
Nachfolgen wie die Feninger-Übernahme begleitet. Im ersten Halbjahr 2012 waren es bislang 230
Unternehmensübergaben.
Planungssicherheit nutzen
Befürworter dieser Risikoübernahmen über die
regionalen Bürgschaftsbanken sind auch die Betriebsberater der Handwerkskammern. „Nachfolger und Gründer aus dem Handwerk, die Sicherheiten für die Finanzierung ihres Projektes
brauchen, sollten sich immer zuerst an die Bürgschaftsbanken in ihrem Bundesland wenden. Sie
sollten auf keinen Fall Familienmitglieder für einen Bankkredit bürgen lassen“, rät Franz Falk,
Geschäftsführer bei der Handwerkskammer zu
Stuttgart. Denn das sei die Aufgabe der Institute.
Bürgschaftsbanken sind keine gewinnorientierten Geschäftsbanken, sondern Selbsthilfeorgani-
60
k Gründungszuschuss
Mit Vorbereitung punkten
Junge Handwerker müssen beim Gründungszuschuss höhere Zugangshürden überwinden. Welche neuen Spielregeln Gründer kennen sollten.
Neue Voraussetzungen
Wer seinen Job aufgibt, um sich selbständig zu machen, meldet sich arbeitslos. Drei Monate Sperre
beim Arbeitslosengeld einkalkulieren.
Tipp: Am Tag der Gründung muss ein Arbeitslosengeldanspruch für mindestens 150 Tage bestehen.
Auf die neue Situation einstellen
Gründer müssen sich optimal auf das Gespräch mit
der Arbeitsagentur vorbereiten.
1. Schritt: Vor dem ersten Gespräch mit der Arbeitsagentur Rat bei einem Gründungsberater einholen.
2. Schritt: Richtig argumentieren und einen gut vorbereiteten, fehlerfreien Antrag stellen. Dann haben
Gründer gute Chancen auf die Förderung.
Tipp: Wer sich ohne Gründungszuschuss selbständig
macht, hat den Anspruch auf Förderung verloren.
Antrag stellen
Mit dem Antrag auf Gründungszuschuss weist der
Handwerker mittels Meisterbrief seine Fähigkeiten
nach. In Branchen ohne Meisterzwang genügt der
Gesellenbrief. Der Businessplan sollte von der Handwerkskammer bestätigt werden. Er zeigt der Arbeitsagentur, ob das Konzept tragfähig ist.
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Finanzen Finanzierung
Förderprogramme unterstützen Nachfolger und
Gründer bei der Finanzierung ihres Projektes.
Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was sind die Vorteile von Förderprogrammen?
Kredite mit niedrigen Zinssätzen, die über die Laufzeit von bis zu 20 Jahren fest sind. Gründer und
Nachfolger aus dem Handwerk können so langfristig
kalkulieren und den Schuldendienst verteilen. Für
die kostenlose Beratung können Handwerker die
Angebote der Förderbanken nutzen.
Was leisten Fördergelder?
Sie bieten eine Risikoentlastung für die Banken. Die
sogenannte Haftungsfreistellung hilft, wenn einem
Nachfolger oder Neugründer Sicherheiten fehlen,
um die Kreditzusage seiner Bank zu bekommen. Das
heißt, das Förderinstitut übernimmt für die Bank
das Ausfallrisiko, und der Gründer bekommt leichter
eine Kreditzusage.
Wie kommen Gründer an Fördertöpfe?
Sprechen Sie mit den Förderstellen in Ihrem
Bundesland, bevor Sie Verpflichtungen eingehen.
Damit bereiten Sie den Gang zur Hausbank optimal
vor. Diesen Schritt unterstützen die Förderinstitute
mit eigenen Beratungsstellen. Die Berater bereiten
Sie auch auf das Bankgespräch entsprechend vor.
Kann man Förderung aufs Handwerk anpassen?
Ja, Sie können für ein Vorhaben verschiedene Fördertöpfe einer Institution kombinieren, wie zum
Beispiel in einigen Bundesländern die Angebote zur
Gründungsförderung und Umweltförderung, wenn
im Rahmen einer Betriebsübernahme auch Energiesparmaßnahmen getätigt werden.
Wo kann man sich beraten lassen?
Am besten direkt und kostenlos bei der für Sie regional zuständigen Förderbank oder Ihrer zuständigen Handwerkskammer sowie Ihrer Innung. Denken
Sie daran, sich frühzeitig, also vor dem Termin mit
Ihrer Hausbank, zu informieren.
Was sollten Gründer für die Beratung vorbereiten?
Schreiben Sie Ihr Modell auf, und diskutieren Sie
den Plan mit der Familie und Freunden. Ihre Qualifikation als Handwerker ist die Voraussetzung für die
Gründung. Marketing und Betriebswirtschaft sind
die wichtigsten Hebel für den Unternehmenserfolg.
Tipp: Wenn Sie Ihre Geschäftsidee aufschreiben, beantworten Sie sich selbst folgende Fragen: Was sind
Ihre Produkte und Dienstleistungen? Wer ist Ihre
Zielgruppe und wie erreichen Sie diese Kundengruppen? Diese Fragen werden Ihnen auch die Berater
und die Hausbanken stellen.
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dungsberater aufzusuchen, sollten Handwerker
heute bereits vor dem ersten Gesprächstermin
mit der Arbeitsagentur kompetenten und kostenlosen Rat zum Beispiel bei den Handwerkskammern oder Innungen einholen. „Wer gegenüber der Agentur richtig argumentiert und einen
gut vorbereiteten und komplett fehlerfreien Antrag stellt, hat nach wie vor sehr gute Chancen auf
die Förderung“, sagt Andreas Lutz vom Beratungsportal gruendungszuschuss.de. Wer sich
hingegen abschrecken lasse und sich ohne Antrag
selbständig mache, habe den Anspruch auf Förderung verloren, warnt der Experte.
Eine optimale Vorbereitung empfiehlt sich nicht
nur vor dem Gespräch mit der Arbeitsagentur,
sondern auch vor dem ersten Banktermin. „Wichtig ist, dass angehende Unternehmer aus dem
Handwerk in ihrem Gewerk eine gute, möglichst
abgeschlossene Ausbildung mitbringen. Im
Handwerk ist das am besten der Meisterbrief“,
sagt Finanzierungsexpertin Deibert.
„Auf keinen
Fall sollte die
Familie das
Risiko für
einen Bankkredit tragen.“
Beratung von Profis nutzen
Auch der erste Eindruck zählt. „Selbstbewusstes
Auftreten und eine gute Vorbereitung sind heute
ein Muss. Junge Handwerker müssen Fragen nach
ihrem Projekt und ihren Zielen schlüssig beantworten können“, betont Falk von der Kammer
Stuttgart. Dazu gehört ein Businessplan, der
Chancen und Risiken erläutert und Perspektiven
des Betriebs aufzeigt. Sowohl für die Bank als
auch für die Förderinstitute ist der Businessplan
eine wichtige Grundlage, wenn es später um die
endgültige Kreditentscheidung geht.
Einen Businessplan zu schreiben fällt nicht jedem
Handwerker leicht. Wer unsicher ist, sollte einen
Experten einschalten – so wie die Nachfolger Rüberg und Braßeler bei der Übernahme auf ihren
Berater vertraut haben. „Er hat den Prozess moderiert und zügige Verhandlungen sowie einen
erfolgreichen Abschluss durch die aktive Begleitung ermöglicht“, sagt Rüberg im Rückblick. 쏋
Foto: Uli Regenscheit
k Tipps für Förderanfragen
Was Sie wissen sollten
Franz Falk,
Geschäftsführer der
Handwerkskammer
zu Stuttgart.
[email protected]
Online exklusiv
Weitere wichtige Infos zum Thema Finanzierung
finden Gründer und Nachfolger unter:
handwerk-magazin.de/08_2012
Themenseite Gründungsfinanzierung
Businessplan
Video: Nachfolge finanzieren
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