Hochhaus als Maßstab für nachhaltiges Bauen

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Bauverfahrenstechnik
7-8/2003
Hochhaus
Hochhaus als Maßstab für
nachhaltiges Bauen
Die Swiss Reinsurance Company (Swiss Re), der zweitgrößte Rückversicherer der Welt mit 70 Büros in über 30 Ländern, richtet seine neue
Zentrale im Londoner Finanzzentrum ein. Dafür wird derzeit auf dem
5700 m2 großen Gelände der früheren Baltic Exchange für 220 Millionen Euro ein fast 180 m hohes Hochhaus mit 40 Bürogeschossen
(43 000 m2), einem Erdgeschoss mit Läden (1400 m2) und Untergeschossen erstellt.
Dipl.-Ing. G. Brux, Frankfurt/Main
Die Skyline von London wird durch den
Swiss Re Tower in 30 St Mary Axe als markantes Bauwerk erweitert, das sich wegen
seiner Form abhebt – insbesondere mit
seiner leuchtenden Fassade bei Nacht. Die
für den Turm benötigte geringe Grundfläche ermöglicht die Einrichtung eines öffentlichen Platzes mit Cafés und Einkaufsläden.
Der Turm hat eine kreisrunde Grundfläche, die sich mit zunehmender Höhe
weitet und sich zur Gebäudespitze verjüngt. Diese Form trägt den Gegebenheiten des begrenzten Standorts Rechnung
und lässt seine Struktur im Gegensatz zu
herkömmlichen Hochhäusern mit Rechteckquerschnitt und gleicher Geschossfläche weniger schwerfällig erscheinen. Das
nach unten zurückgenommene Profil verringert Reflexionen, sorgt für eine höhere
Transparenz und ermöglicht einen verstärkten Tageslichteinfall auf Geländehöhe.
Stahlbau
Die charakteristische Form entsteht durch
einen äußeren Rahmen, der ein wesentliches Merkmal des Entwurfs ist; er besteht
aus
➾ diagonal verlaufenden Stützen, die die
in der Größe variierenden Bodenplatten tragen,
➾ verbindenden Knoten und
➾ horizontalen Ringarmierungen, die jeweils im Abstand von zwei Stockwer-
ken verlaufen und die Knoten verbinden.
Danach stützen sich die Decken auf
den Außenrahmen, der für die Stabilität
des Turmes sorgt. Im Gegensatz zu einem
traditionellen Hochhaus dieser Höhe, wo
der Zentralkern die notwendige Stabilität
liefert, hat er in diesem Bauwerk wegen
der Eigensteifigkeit des äußeren Rahmens
nur tragende Funktionen.
Für das gesamte Stahlskelett werden
57 km Stahlprofile mit 10 000 t Gesamtgewicht benötigt. Dabei werden 11 km
Stahlrohrprofile mit bis zu 508 mm Ø
durch 360 Knoten verbunden; das sind
maßgerecht vorgefertigte Stahlblechkonstruktionen, von denen die schwersten (auf Erdgeschosshöhe) über 5 t wiegen. Dazu kommen 360 vor Ort zusammengebaute Dreiecksteile (18 je Bauabschnitt), die so hoch wie zwei Stockwerke
(8 m) sind und knapp 11 t wiegen. Mit den
drei eingesetzten Turmdrehkranen werden insgesamt 11000 Stahlteile eingebaut.
Der 40-geschossige Turm erhält eine
unabhängige Spitze auch in Stahl-GlasArchitektur mit Räumlichkeiten für Verhandlungen, Bewirtung und Empfänge.
Lüftung und Klimatisierung
Das Lüftungskonzept sieht eine Kombination aus natürlicher Belüftung und Klimaanlage vor. Kühlungs- und Belüftungs-
Abb. 1: Blick auf die doppelte Glasfassade des 180 m hohen Swiss Re Tower
in London mit moderner Belüftungsund Klimatechnik
systeme können somit bis zu 40 % im Jahr
abgeschaltet werden, wodurch der Energieverbrauch gesenkt und Kohlendioxidemissionen verringert werden. Ein wesentliches Merkmal sind die integrierten
Lichtschächte in der energieeffizienten
Doppelfassade. Sie sorgen nicht nur dafür,
dass Tageslicht bis in die Kernstruktur ge-
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Baumarkt
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Abb. 2: Der Swiss Re Tower während der Montage des Stahlskeletts
langt, um die Abhängigkeit von künstlichem Licht
so weit wie möglich zu verringern, sondern bieten
auch die Möglichkeit natürlicher Belüftung durch
Öffnung von Fenstern.
Dank der aerodynamischen Form wird der Wind
so um das Gebäude gelenkt, dass Windlasten
auf Tragwerk und Verkleidung weitgehend minimiert werden. Im Gegensatz zu Gebäuden mit geraden Flächen wird der
Wind nicht in Bodenrich-
tung abgelenkt,was zum einen der Sicherheit dient,zum anderen von Vorteil für den
Fußgängerverkehr am Fuße des Gebäudes
ist. Die natürliche Luftströmung um den
Turm sorgt für erhebliche Druckunterschiede, die für die Belüftung des Gebäudes genutzt werden.
Der Swiss Re Tower wurde vom Architekturbüro Norman Forster & Partner, London,entworfen.Das Stahlskelett soll innerhalb eines Jahres stehen.
✑
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