LLP/ERASMUS 2011/12 Gastland: Spanien Programm: Zeitraum: WS Gastuniversität: Universidad Autónoma de Madrid Erasmus via Fachbereich Medizin studierte Fächer an Gasthochschule: PJ Chirurgie Name:* Email:* (* Angaben werden vor Veröffentlichung auf unserer Webseite gelöscht.) Datum: 14.05.2012 LLP/ERASMUS ERFAHRUNGS – BERICHT (ausformulierte Version) Vorbereitung Nachdem ich während meines Medizinstudiums kein Semester im Ausland absolviert hatte, dachte ich mir, dass das Praktische Jahr eine hervorragende Möglichkeit wäre um dies nachzuholen. Ich entschloss also sehr kurzfristig das Chirurgie Tertial des Praktischen Jahres in einem Lehrkrankenhaus der Universidad de Autónoma de Madrid zu machen. Sowohl Herr Barta, als Programmbeauftragter des Fachbereiches, als auch das International Office in Bockenheim, waren sehr hilfsbereit und so konnte ich einen übrig gebliebenen Platz als Nachnominierte wahrnehmen. Das Sammeln der Bewerbungsunterlagen war zum Teil etwas mühsam, jedoch machbar. Wichtig ist vor allem ein ausreichendes Sprachzeugnis, welches dem Level B2 entspricht, nachzuweisen. Außerdem kann ich jedem raten der sein PJ in Spanien machen möchte, im vorhinein beim LPA genau nachzufragen, welche Fachabteilungen der Chirurgie durchlaufen werden müssen, um dieses Tertial anerkannt zu bekommen. In Spanien ist Chirurgie nämlich nicht gleich „Cirurgía“. Die verschiedenen Abteilungen werden in den großen Krankenhäusern streng getrennt und demnach sollte man sich auch mit einem bestimmten Zeitraum für die jeweiligen Abteilungen bewerben. Wenn man ein gesamtes Tertial im Ausland absolviert, braucht man am Ende des Aufenthaltes für das LPA nur die Ausbildungsbescheinigung (unterschrieben vom ausbildungsverantwortlichen Arzt) und die Statusbescheinigung bzw. Gleichstellungserklärung (unterzeichnet vom Dekan oder Registrar). Damit die Statusbescheinigung vom Dekan der medizinischen Fakultät unterschrieben werden kann, muss man sich zusätzlich die jeweiligen Vordrucke der spanischen Mediziner Fakultät für die einzelnen Rotationen ausgefüllen und abgestempeln lassen. Diese sind dann beim Oficina de relaciones internacionales (ORI) der medizinischen Fakultät einzureichen. Daraufhin unterschreibt der Dekan dann die Statusbescheinigung. Ankunft in Madrid Der erste Behördengang beinhaltet eine Fahrt zum Hauptuniversitätscampus „Cantoblanco“. Dieser liegt etwas außerhalb im Norden der Stadt. Mit der Linie 4 der Cercanías (Schnellzüge in Madrid) kann man den Campus ab Atocha, Sol, Nuevos Ministerios oder Chamartín erreichen. Angekommen in Cantoblanco muss man sich die „Confirmation of Period of Study“ im Oficina de Relaciones Internacionales (ORI) im 2. Stock des Rectorados unterschreiben und abstempeln lassen. Mitzubringen sind Personalausweis/Pass und einen Nachweis der Krankenversicherung. Öffnungszeiten zwischen 8:00 und 14:00 Uhr. Nachdem man dies erledigt hat, geht es weiter zum ORI der medizinischen Fakultät. Die medizinische Fakultät erreicht man von der Haltestelle Chamartín mit dem Bus 714 nach Begona oder mit der blauen Metrolinie 10, auch nach Begona. Dort den Ausgang des Krankenhauses „La Paz“ nehmen. Die Fakultät liegt etwas versteckt. Wenn man vor La Paz steht, muss man auf der linken Seite des Hauses vorbei und der Straße folgen bis man zu einer Bushaltestelle kommt, an welcher man die Straße nach links überquert und angekommen ist. Im Oficina de relaciones internacionales erhält man nun die Unterlagen für das Krankenhaus in dem man eingeteilt ist. Öffnungszeiten 9:30 bis 14:00 Uhr. Krankenhaus „Puerta de Hierro“ Zu Beginn sollte man wissen, dass die Universidad Autónoma über 4 Lehrkrankenhäuser verfügt: La Paz, la Fundación Jiménez Díaz, Puerta de Hierro y La Princesa. La Paz und La Princesa sind aufgrund ihrer Lage die beliebtesten unter den Studenten. Sollte man einen besonderen Wunsch haben in ein bestimmtes Krankenhaus zu kommen, diesen noch vor der Einteilung in die Häuser mitteilen. Sobald die Einteilung feststeht, kann so gut wie nichts mehr geändert werden. Da ich zu den späten Bewerbern gehörte, wurde ich in “Puerta de Hierro” in Majadahonda eingeteilt. Anfangs war ich von der Lage komplett abgeschreckt, aber meine Erfahrungen im Krankenhaus waren so zufriedenstellend, so dass sich der Weg jeden Tag auf jeden Fall gelohnt hat. Nach Puerta de Hierro kommt man mit den Autobúses Interurbanos (grünen Busse) Nummer 653 oder 655 ab Moncloa. Die Busse fahren abwechselnd alle 15 min und es dauert zwischen 30-40 min je nach Verkehrslage. Die Busse fahren in Moncloa von der Platform 38 ab. Am ersten Tag im Krankenhaus muss man zuerst in die Area Docencia im ersten Stock. Beim Haupteingang mit den Flaggen am Eingang rein, die Rolltreppe rechts hoch und den Gang ein Stück entlang bis man kurz nach der Kapelle rechts abbiegen kann. Hinter der Glastür befinden sich dann die Spinde der Studenten und unter anderem das Büro des Sekretärs Antonio. Ein sehr sympathischer und hilfsbereiter Mitarbeiter, den man jeder Zeit auch um Rat fragen kann. Er sorgt, dann dafür, dass man in der richtigen Abteilung ankommt. Arbeit im Krankenhaus Nachdem nun alle Formalitäten geklärt waren, begann ich mein Chirurgietertial in der Allgemein- und Viszeralchirurgie, kurzum la cirurgía. Der Chef der Abteilung und das ganze Team waren super nett und haben einen ab dem ersten Tag herzlichst aufgenommen. Man wurde bei allem integriert und durfte mithelfen und mitarbeiten, wo es ging. Meine Rotation in der Unfallchirurgie (la traumatología) war auch sehr gut und eine schöne Abwechslung. Das allgemeine Klima im Krankenhaus war sehr angenehm und kaum mit einem in Deutschland zu vergleichen. Die Arbeitsatmosphäre stimmte einen jeden Tag gleich gut gelaunt. Man muss allerdings sagen, dass ich mit anderen Studenten im Krankenhaus recht wenig Kontakt hatte, da diese ihre eigenen Rotationen mit Kursen kombiniert haben und wir uns oft einfach verpassten. Fast alle Assistenzärzte sind aber sehr jung, sodass man sich gut aufgehoben fühlt. Wohnungssuche und Wohnsituation Die Wohnungssuche in Madrid ist wirklich nicht einfach. Auch wenn es wahnsinnig schöne und tolle Wohnungen gibt, sind diese meist unbezahlbar. Ratsam wäre es, sich vor der Ankunft in Madrid schon ein bisschen schlau zu machen in Sachen Lage, Budget, und WG- Vorstellungen. Folgende Internetseiten eignen sich dazu: www.idelalista.com (einer der bekanntesten und besten), www.smallworld.net, www.segundamano.es, www.esnuam.org/content/ayuda-al-alojamiento, www.loquo.com, www.pisocompartido.com, www.aluni.net. Auch wenn das Krankenhaus weit draußen liegen mag, würde ich immer empfehlen zentrumsnah zu wohnen, denn Madrid hat einfach so viel zu bieten, dass es schade wäre, dies aufgrund einer ungünstigen Wohnlage zu verpassen. Am wichtigsten ist allerdings sich alle Wohnungsangebote auch persönlich anzuschauen, denn es können sich große Überraschungen auftun. Man muss allerdings mit Mietpreisen zwischen 350-500€ rechnen. Folgende Stadtteile sind angenehm und zentrumsnah zum Wohnen: Malasana, Chueca, Süden von Chamberí, Salamanca, La Latina und el Centro. Transportmittel und Handytarife Madrid hat ein hervorragendes öffentliches Verkehrsnetz inklusive Metro, Busse, und Cercanías (zu finden unter www.ctm-madrid.es ). Um sich möglichst günstig fortbewegen zu können, sollte man sich eine Monatskarte kaufen. Dabei gilt es natürlich zu beachten bis zu welcher Zone man täglich fahren muss, denn dies bedeutet teilweise einen großen Preisunterschied. Preise je nach Zone zwischen 4065€. In einem Tabacco Laden oder Estanco kann man sich mit seinem Perso oder Pass und einem Passfoto einen Ausweis ausstellen lassen. Das Monatsticket bzw „Abono“ kann dort oder auch in großen Metrostationen erworben werden. Um die Wohnungssuche und jegliche andere organisatorische Angelegenheiten erledigen zu können, braucht man auf jeden Fall ein Handy. Günstige Handy bzw Prepaid Anbieter sind: orange, happymovil und yoigo. Hier trifft man auf besonders gute Angebote, die auch Internetflats für Smartphones zum Beispiel beinhalten. Alltag und Freizeit Sobald man in Madrid angekommen ist, weiß man nicht wo man mit der Stadterkundung anfangen soll. Madrid ist eine wahnsinnig schöne, große und atemberaubende Stadt. Madrid hat so viel zu bieten, dass einem garantiert nie langweilig werden wird. Diese Angebote umfassen Museen, Konzerte, Restaurants, Bars, Clubs, und eine schöne Sehenswürdigkeit nach der anderen. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehören: Plaza del Sol, Plaza Mayor, Palacio Real, Teatro Real, Catedral de la Almudena, Real Basilica de San Francisco del Grande, Gran Vía, Plaza de Cibeles und jede Menge mehr. Wo das Auge hinreicht, findet man zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Bar oder ein kleines Cafe, um gemütlich noch etwas trinken zu gehen und die ein- oder anderen Tapas zu essen. Madrid gehört zu den Städten mit der höchsten Kneipendichte, was zu hundert Prozent stimmt. In den Vierteln Malasana, Chueca und in der Gegend um Plaza del Sol wird man auf jeden Fall für jeden etwas passendes finden. Am Wochenende sollte man einen Tag in dem Viertel La Latina verbringen und gemütlich von einer Tapasbar in die nächste ziehen. Sonntags sind die Kneipen vor allem voll und es findet regelmäßig eine große Party auf den kleinen Sträßchen statt. Jeden Sonntag findet auch der große Flohmarkt „El Rastro“ statt auf dem man die ein oder andere Kleinigkeit finden kann. Man sollte nur alle Wertgegenstände an sich kleben haben, denn Pickpockets sind überall!!! Hervorragende Märkte um in die Kultur der Tapas einzutauchen sind „Mercado San Miguel“ und „Mercado San Anton“ mit einer herrlichen Dachterrasse. Einen super schönen Ausblick über die ganze Stadt hat man nicht nur von der Aussichtsplattform des Palacio de Cibeles, sondern auch von der Dachterrasse des Circulo Bellas Artes. Im Circulo Bellas Artes findet auch Programm Kino statt. Filme in englischer Version gibt es zum Beispiel im Cine Ideal der Yelmo Cines oder auch im Cine Princesa. Ein Must- see sind außerdem die Dauerausstellungen im „Prado“ und „Thyssen Museum“. Im Prado freier Eintritt für Studenten, sowie im „Museum Reina Sofia“. Außerdem kommt Shopping in dieser Stadt nicht zu kurz. Es finden sich Geschäfte und Sonderangebote überall. Auch hier eignet sich das Viertel Salamanca, die Gran Vía und vor allem die Fußgängerstraße Fuencarral sehr gut dafür. Nachdem man nun den ganzen Tag in der Stadt herumgerannt ist, kann man sich im „Parque del Retiro“ entspannen und die Sonne genießen. Reisen Madrid liegt im Zentrum des Landes, was einen zum Reisen und Erkunden Spaniens nur animieren kann. Als gute und relativ günstige Transportmittel werden Flüge und vor allem Busse empfohlen. Es gibt verschiedene Busbahnhöfe in Madrid, je nachdem in welche Himmelsrichtung man sich aufmacht. Bei Vueling und Iberia sind günstige Flugangebote zu finden. Um zwischen Deutschland und Spanien hin und her zu fliegen, bietet sich vor allem LAN Chile an, da man bis zu 46kg an Gepäck kostenlos mitnehmen darf. Barcelona und Valencia sind auf jeden Fall eine Reise wert!!! Zusammenfassung und persönliches Fazit Meine Entscheidung für vier Monate mit Unterstützung des Erasmus Programm nach Spanien zu gehen, war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Madrid ist genau der richtige Ort, um Spanisch gründlich zu lernen und zu verbessern, denn es ist noch nicht so touristisch wie zum Beispiel in Barcelona, wo einem oft reflexartig auf Englisch geantwortet wird. Die Arbeit im Krankenhaus hat auch großen Spaß gemacht und man hatte das Gefühl wirklich als Student wahrgenommen zu werden und bei der Arbeit mithelfen zu können. Die Ärzte bemühten sich immer einem etwas beibringen zu können und schätzten die Unterstützung im Klinikalltag zu jedem Zeitpunkt. Auch wenn Madrid nicht zu den günstigsten Städten gehört und man mit monatlichen Ausgaben bis zu 900-1000€ inklusive Kurztrips, Miete, Transportmittelkosten etc zu rechnen hat, ist es diese Erfahrung jeden Cent wert. Ganz wichtig ist noch zu erwähnen, dass Madrid eine Stadt der Taschendiebe ist. Mir persönlich wurde während des Aufenthaltes zum Glück nichts geklaut, aber man sollte seine Wertgegenstände immer sehr gut im Blick haben. Es war ein unvergessliches Erlebnis eine so schöne, offene und begeisternde Stadt wie Madrid erkunden und erleben zu dürfen. Außerdem war das Kennenlernen einer anderen europäischen Kultur und das Zusammenleben mit Spaniern wunderbar. Die Spanier sind ein so warmherziges, interessiertes und sympathisches Volk. Sie lieben es neue Leute kennenzulernen, zu reden, zu quatschen, zu essen, zu trinken und natürlich zu feiern. Auch wenn es manchmal furchteinflößend sein kann in einer solch großen Stadt neu Fuß zu fassen, öffnen sich jeden Tag neue Türchen und Gelegenheiten ein neues Abenteuer zu erleben und vieles mehr zu entdecken.