Tipps für den Erfolg für die Anwendung von osmed Gewebeexpander Cylinder Dental und Cupola Dental vor der Augmentation des resorbierten Kieferkamms von Dr. Doğan Kaner BK/2015-10 1 /8 Hintergrund Bei umfangreichen Kieferkammaugmentationen muss für die plastische Deckung des Augmentates ausgedehnt Weichgewebe mobilisiert werden. Bei zu geringem Angebot an Weichgewebe kann jedoch der primäre Wundverschluss erschwert sein. Die entsprechende Traumatisierung des Gewebes sowie die unvermeidliche Gewebespannung können zum Auftreten von Wunddehiszenzen führen. Die darauf folgende Exposition kann zu weniger Knochengewinn bis hin zum Verlust des gesamten Augmentates führen. Durch eine vorherige Gewebeexpansion werden die Qualität und die Quantität des zur plastischen Deckung des Augmentates verfügbaren Weichgewebes verbessert. In der Regel gelingt die Deckung des Augmentates nach der Entfernung des Expanders ohne zusätzliche Mobilisierung, wodurch Komplikationen wie Exposition und Augmentatverlust vermieden werden können. Durch das verbesserte Weichgewebe verringert sich die Resorption des augmentierten Knochens während der Wundheilung. Indikationen Gewebevermehrung vor umfangreichen Kieferkammaugmentationen, z.B. bei: Auflagerungsosteoplastik Knochenblocktransplantation Gesteuerter Geweberegeneration Kontraindikationen Es gelten dieselben Kontraindikationen wie für andere oralchirurgische Wahleingriffe, z. B:: Allgemeine Kontraindikationen: Systemische Erkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus Intravenöse Medikation mit Bisphosphonaten Starker Tabakkonsum lokale Kontraindikationen: Unbehandelte Parodontitis, Gingivitis Unbehandelte Karies Schlechte Mundhygiene Frühere Strahlentherapie im Kieferbereich BK/2015-10 2 /8 Operationskriterien und Tipps Für die Expansion stehen in geraden Kieferbereichen (z.B. unbezahnter Seitenzahnbereich) Cylinder Dental-Gewebeexpander in vier Größen (von 0,24 ml bis 2,1 ml Endvolumen) zur Verfügung. Für kleinere Lücken (1-2 fehlende Zähne) oder gebogene Kieferbereiche (Frontzahnbereich) ist die Cupola Dental 0,35 ml vorzuziehen. osmed Gewebeexpander Cupola Dental und Cylinder Dental: vor Quellung osmed Gewebeexpander Cupola Dental: vor Quellung, ohne Silikonhülle und nach Quellung BK/2015-10 osmed Gewebeexpander Cylinder Dental: vor Quellung, ohne Silikonhülle und nach Quellung 3 /8 Um die intraoperative Auswahl des Expanders und die korrekte Präparation zu erleichtern, ist für jeden Expandertyp eine chirurgische Schablone mit Anfangs- und Endgröße vorhanden. Der zylindrische Teil der Schablone zeigt den Hydrogelkern, die Verlängerung bis zur Krümmung die Hülle inklusive der Lasche. Perioperative Antibiotikagabe (z.B. Amoxicillin für 3-7 Tage) ist bei der Expanderimplantation obligat. Postoperativ sollte eine antibakterielle Mundspüllösung (z.B. Chlorhexidin 0,2%, 2x tgl. für 1 Minute) bis nach der Nahtentfernung verwendet werden. Wöchentliche Nachkontrollen sind zu empfehlen. Prothesen dürfen während der Expansionsphase nicht getragen werden. Langzeitprovisorische Brücken müssen entsprechend der Volumenzunahme des Gewebes angepasst werden, um Druckstellen zu vermeiden. Anästhesie Lokale Anästhesie BK/2015-10 4 /8 Chirurgisches Vorgehen Implantation Zahnloser, stark resorbierter Kieferbereich.Vor dem Inserieren von Zahnimplantaten ist eine vertikale und laterale Augmentation des Kieferkamms erforderlich. Die passende Expandergröße wird mit Hilfe der Schablonen ausgewählt. Die Endgröße des Expanders muss der Kiefergröße entsprechen. Im Zweifelsfall einen kleineren Expander wählen. Je nach Präferenz des Behandlers können Expander subperiostal oder supraperiostal (submukös) implantiert werden. In beiden Fällen wird eine leicht gebogene Inzision vorgenommen. Tunnelpräparation: Für die subperiostale Implantation wird ein Raspatorium verwendet, bei supraperiostaler Implantation eine Schere. Die Größe des Tunnels wird mit der Schablone (Anfangsgröße) überprüft. Die Schablone muß vollständig inklusive des Knicks (=Lasche des Expanders) in den Tunnel passen. Der Expander selbst soll hierfür nicht verwendet werden, um eine Kontamination zu vermeiden. BK/2015-10 5 /8 Der Expander wird erst jetzt der Verpackung entnommen und in den Tunnel eingebracht. Der Expander kann mit einer Schraube oder einem Pin am Knochen fixiert werden, sollte er nicht lagestabil im Tunnel verbleiben. Wenn Zähne vorhanden sind, sollte die Fixierung an der Zahnseite erfolgen. Während des Einbringens und während der Nahtherstellung muss die Assistenz für ein trockenes, speichelfreies OP-Gebiet sorgen, um eine Kontamination des Tunnels und des Expanders zu vermeiden. Vorsicht: Scharfe Instrumente können die Silikonhülle beschädigen. Beschädigte Expander dürfen nicht mehr verwendet werden. Ein dichter Nahtverschluss erfolgt mit monofilen, nicht resorbierbaren Fäden. Mit 2-3 modifizierten vertikalen Matratzennähten (z.B. Stärke 6.0) werden die Wundränder spannungsfrei angenähert. Anschließend wird die Inzision mit einer fortlaufenden Naht oder Einzelknopfnähten (Stärke 6.0) verschlossen. Zustand bei der Nahtentfernung nach 2 Wochen. Die Expansion und Reifung des Gewebes sind in der Regel nach 4-12 Wochen abhängig von der Expandergröße abgeschlossen. Der Expander wird im Zuge der Knochenaugmentation entfernt, wobei sich das operative Vorgehen und die Schnittführung nach der gewählten Augmentationstechnik richten. Es darf direkt in den Expander geschnitten werden. BK/2015-10 6 /8 Effekt der Expansionsphase: Stark resorbierter Kieferkamm. Explantation des Expanders im Zuge der Augmentation. Die Menge und Dicke des Weichgewebes haben deutlich zugenommen. Deutlich sichtbarer Weichgewebegewinn 6 Wochen nach Implantation des Gewebeexpanders. Dadurch haben sich die Ausgangsbedingungen für die Augmentation deutlich verbessert. Auflagerung eines Knochenblocks vom R. mandibulae. Die bukkalen und lingualen Lappenanteile bedecken aufgrund der Gewebevermehrung durch die Expansion bereits den Knochenblock und erlauben den Wundverschluss, ohne dass Entlastungsinzisionen oder eine Periostschlitzung erforderlich sind. Spannungsfreier primärer Wundverschluss ohne zusätzliche Mobilisierung. Entnahme des Expanders und Augmentation BK/2015-10 7 /8 Patientenverhalten Der Patient beeinflusst den Behandlungserfolg: Während der Wundheilung und Expansionsphase keine Verwendung der Zahnbürste im OP-Gebiet. Stattdessen Spülung mit desinfizierender Mundspüllösung. Keine Manipulation des Expansionsgebietes: Expander darf nicht bewegt werden: Kein Zeigen, Drücken, „Spielen mit der Zunge“ etc. Keine Prothese an der Expanderstelle verwenden. Festsitzende Langzeitprovisorien müssen aufgrund des Weichgewebezuwachses im Bereich der Brückenglieder freigeschliffen werden. BK/2015-10 8 /8