Sexualisierte Gewalt: „Wer einstecken musste, der muss nicht austeilen!“ Vortrag: zur Situation und den Bedürfnissen betroffener und übergriffiger Jungen und ihr Recht auf Hilfe Werner Meyer-Deters Verleumdung von Jungen als Opfer im Kinderschutzdiskurs: Wirklich schon Geschichte? „Wer Schläge einsteckt, wird Schläge austeilen!“ Plakatkampagne des Familienministeriums 2001 Betroffen Jungen und Männer werden verleumdet*: *Unwahre Aussage wider besseren Wissens; Ehrverletzung und Verletzung der Würde Jungen als Opfer sexualisierter Gewalt werden in unseren Hilfesystemen leicht übersehen, weil ihr Leid auch von Fachleute oft nicht ernst genug genommen wird! „Tritt nun eine sexuelle Grenzverletzung (…) auf, so schreckt das Umfeld meist panikartig auf und lässt die Kirchenglocken Alarm läuten, während andere äußerst gravierende Störungen des Erlebens und Verhaltens häufig jahrelang nur mit einem leichten Bimmeln begleitet werden.“ Prof. Dr. G. Deegener. Quelle: Prävention von (sexueller) Gewalt durch Kinder und Jugendliche in: P. Briken et al: Sexuell Grenzverletzende Kinder und Jugendliche (2010), S. 172 /173 Jungen als Opfer sexualisierter Gewalt erschüttern tradierte Männlichkeitsmythen „Die Gesellschaft hat ein Problem mit männlichen Opfern. Wenn jene sich erst nach vielen Jahren melden, hat das triftige Gründe. Die liegen zum einen im perfiden Macht- und Abhängigkeitsgefüge, das Täter und Täterinnen um ein Missbrauchsgeschehen bilden. Zum anderen ist es für Traumaopfer nicht ungewöhnlich, denn zu den Überlebensstrategien gehört immer auch das Verdrängen. Zudem werden die meisten von ihnen (wie die betroffenen Mädchen) früh die Erfahrung gemacht haben, dass niemand ihnen Gehör geschenkt oder geglaubt hat. Oftmals hat man ihr Opfersein trotz offensichtlicher Hinweise einfach übersehen, weil männliche Opfer im Katalog möglicher Opferschaften nun mal nicht vorkommen.“ Rainer Neutzling, 2010 Betroffene und sexuell übergriffige Jungen: Mythen und Vorurteile, Unterschiede und Gemeinsamkeiten Wissen über sexualisiert übergriffige Minderjährige: Grafik aus der DJIUntersuchung (2010) i. A. der vormaligen Bundesbeauftragten, Frau Dr. Bergmann (Fall B hervorgehoben) Wissen über Jungen als Opfer sexualisierter Gewalt: Ort des Missbrauchsgeschehens (Fegert et. al., 2011 bzw. UBSKM, 2011) n = 2677 1400 1200 1000 800 gesamt weiblich männlich 600 400 200 0 Inst. Fam. Umfeld Fremd Exkurs: Sexuelle Übergriffe an Geschwistern Prävalenz: Finkelhor-Studie, 1979 (Stichprobe:796 Studenten) • 13 Prozent hatten sexuelle Kontakte mit Geschwistern (Frauen: 15 %, Männer: 10%) • 74 % heterosexuelle Konstellation (16 % zwischen Brüdern; 10 % zwischen Schwestern) • 90% der Mädchen und 80 % der Jungen waren 12 Jahre oder jünger • 25 % der Handlungen erfolgten unter Einsatz von Gewalt und Zwang Sexueller Missbrauch durch Geschwister kommen mindestens so häufig vor, wie sexueller Missbrauch durch Eltern. Sexuelle Grenzverletzungen erheblich öfter; sexuelle Übergriffe sehr wahrscheinlich auch. Sexueller Missbrauch: Wissen über minderjährige Täter und ihre Opfer • 37% der weiblichen und 44% der männlichen Opfer sind vor ihrem 16. Lebensjahr durch unter 18 Jährige sexuell missbraucht worden. Deegener, (1999) • Etwa 50% der Täter gaben an, dass sie vor ihrem 16. Lebensjahr angefangen haben Kinder sexuell zu missbrauchen. Resin & Koss (1998), Bange (1992), Goldmann & Goldmann (1988) •Die meisten sexuellen Übergriffe in Heimen, Schulen, Internaten an Kindern werden durch Minderjährige begangen. Untersuchung des dt. Jugendinstituts (2010) • 13% aller Mädchen und 3% aller Jungen zwischen 14 u.16 Jahren berichten von erlebten Übergriffen durch anderer Jugendliche. BZgA (2006) Befürchtete Konsequenzen bei betroffenen und übergriffigen Jungen (eine Auswahl) Betroffene Jungen: Übergriffige Jungen: rechtlich: Strafverfolgung/-verfahren, Verurteilung, Psychiatrie, Heim, Strafvollzug, zur Therapie gezwungen zu werden Keinen Glauben (Schutz) zu bekommen, pol. Anhörung, Gerichtsverfahren, zur Therapie genötigt zu werden, Psychologisch (Selbstbild) und sozial (Familie, Gleichaltrige, … sexuelle Verwirrung, Schwul zu sein, Scham und Schuld, Angst vor Isolation, („Kinderschänder!“, „einmal Täter - immer Täter!“), Abwendung der Eltern, Stigmatisierung als Täter Verurteilung der Altersgenossen, Ächtung in der Schule, … sexuelle Verwirrung, Schwul zu werden/ zu sein, Scham und Schuldgefühle, selbst zum Täter zu werden, Isolation, Stigmatisierung als Opfer („einmal Opfer –immer Opfer!“), Überfürsorge der Eltern, Als Sündenbock zu gelten („nun muss aber mal gut sein!“), für immer geschädigt zu sein („Opfer haben lebenslang!“), Lebensperspektive): keine gute Zukunft, wollen vergessen! keine gute Zukunft, wollen vergessen können! Jungen als Betroffene sexualisierter Gewalt Wissen, Dynamik, Traumatisierung, Hilfe Wissen über Jungen als Opfer sexualisierter Gewalt: „Die Folgen sexueller Gewalt durch Jugendliche und Kinder werden von betroffenen Mädchen und Jungen als nicht weniger belastend empfunden als bei sexuellem Missbrauch durch Erwachsene“. Dr. Peter Mosser 2012 Plakat: Bremer JungenBüro e.V. Von sexualisierter Gewalt betroffenen Jungen glauben! Was (…) dem Rechtsstaatsprinzip „im Zweifel für den Angeklagten“ geschuldet ist, stützt Betroffene in eine destruktive Situation. (…) Erst zieht der Täter das Opfer in die Mitschuld. Gelingt es dem Opfer aus seinem Kokon von Scham und vermeintlicher Mitschuld endlich auszubrechen, stürzt es die zweifelnde Umwelt erneut zurück. Das Opfer bereut, jemals gesprochen zu haben. Es gibt Studien, die zeigen, dass das Nichtglaubenwollen ihrer Umgebung die Opfer noch stärker traumatisiert als die Tat selbst“ Christian Füller in: Blätter für deutsche und internationale Politik 3/12, S. 118 Gründe des Schweigens betroffener Jungen: ambivalente Haltungen Geheimnis und Schweigegebot Schuld- und Schamgefühle ? Neigung zur Sexueller Umdeutung ? Missbrauch sexuelle Verwirrung, Loyalität und Abhängigkeit Angst vor den Konsequenzen der Aufdeckung Angst, keinen Glauben zu finden Folgen für betroffene Jungen: Viele betroffene Jungen - aber nicht alle - sind traumatisiert Nur 15,7% der Kinder weisen in der Akutphase keine psychiatrischen Auffälligkeiten auf; 44% haben auch nach 1,5 Jahren noch deutliche Symptome (Fegert) das Risiko, psychiatrisch zu erkranken, liegt 12 mal so hoch wie bei nicht missbrauchten Kindern (Fergusson) Die individuellenWiderstands- und Selbsterhaltungskräfte und auch Art und Weise des Missbrauchs beeinflussen die Folgen. So besteht die Gefahr, Opfern Unrecht anzutun, indem wir betroffene Jungen als schwach, traumatisiert und ohnmächtig etikettieren. Der wichtigste Schritt auf dem Weg zur Linderung der Folgen für die betroffenen Jungen: Die sexuellen Übergriffe stoppen! Die traumatische Zange Bedrohung-Angst-Schmerz Stress körperl. Erregung Keine Fluchtmöglichkeit no flight Hilflosigkeit Keine Kampfmöglichkeit no fight Ohnmacht; Erstarrung (äußerlich/innerlich) freeze ausgeliefert sein Innere „Ich-Haltungen“, die als Folge von Missbrauchserfahrungen bei betroffenen Jungen entstehen können: Negative Annahmen zur eigenen Person: • Ich bin nicht normal, so wie die anderen. • Ich bin schlecht und wertlos. • Ich trage die Schuld an dem, was mir passiert ist Negative Annahmen über andere Menschen: • Andere sind unzuverlässig. • Andere lehnen mich ab. • Andere sind gefährlich Negative Annahmen über die eigene Zukunft: • Die Zukunft ist hoffnungslos Orientiert an: Vortrag Carmen Kerger-Ladleif, 2016 Was die tiefe Erschütterung betroffener Jungen lindert: Die Stärkung des Kohärenzgefühls (Gedankenverwirrung auflösen, Zusammenhänge erfassen können) 1. Innere und äußere Sicherheit geben, 2. Zuversicht drüber zeigen, dass das eigene Leben sinnvoll ist, 3. Erfahrungen vermitteln, dass der Gestaltbarkeit und Kontrolle des Lebens möglich ist, 4. Das Gefühl stärken, einen Großteil des Lebens verstehen zu können. nach A. Antonovsky (1923-1994) „Erfahrung ist nicht das, was einem zustößt. Erfahrung ist das, was man aus dem macht, was einem zustößt.“ Aldous Huxley Sexuell übergriffige Jungen Wissen, Dynamik, Haltung, Intervention Exkurs Sexuelle Grenzverletzungen unter jungen Menschen: In „Sachen Sexualität“ ist aller Anfang vor allem für (nicht nur männliche) Jugendliche schwer, denn sexuelle Kontaktversuche unter etwas Gleichaltrigen finden an Grenzen statt! Besonders unbeholfene Kontaktversuche bergen in aller Regel das das Potential, Grenzen eventuell auch zu überscheiten. Insbesondere für junge Menschen mit wenig Erfahrung. Oft wird erst hinterher klar: „Oh, da war ja eine Grenze!“ Grenzverletzungen (i. d. R. unbeabsichtigt, minderschwer, einmalig) sind von Übergriffen (vorsätzlich, schwer, u. U. wiederholt) zu bestmöglich unterscheiden Ein Test, „ob was geht“, oder schon sexueller Übergriff ? „Tester“ „Täter“ • Hören auf, wenn sie merken, • ignorieren die Signale und dass sie einen Fehler gemacht haben • nehmen Signale wahr und reagieren darauf • fragen nach • entschuldigen sich • möchten sich „richtig“ verhalten machen weiter • zeigen keine Einsicht • manipulieren das Gegenüber und das Umfeld • geben den anderen die Schuld, wenn ihr Verhalten erkannt wird • bagatellisieren ihr Verhalten Quelle: Carmen Kerger-Ladleif: „Tat oder Test? Wie Jugendliche sexuelle Grenzerfahrungen erleben , in: Grenzerfahrungen sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen, Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, 2013 (vom Referenten ergänzt ) Arbeit mit sexuell übergriffigen Minderjährigen in Schulen oder Jugendhilfeeinrichtungen: Eine Arbeit „an der Grenze des Machbaren“ U. Kobbé (2005) Institutionen müssen sorgfältig erwägen, ob und unter welchen Voraussetzungen sexuell übergriffige Jugendliche aufgenommen bzw. gehalten werden können. Für die Entscheidung ist eine sorgfältige Risikoeinschätzung durch externe Fachkräfte zwingend und das Ernstnehmen der eigenen institutionellen Grenzen und Möglichkeiten unbedingt notwendig. Beim Zielkonflikt Kinderschutz und/oder Hilfe für sexuell übergriffige Jugendliche: Im Zweifel immer für den Kinderschutz entscheiden! Haltung gegenüber sexuell übergriffige Jungen „Ich habe mich sorgfältig gehütet, die Handlungen der Menschen zu belachen oder zu beklagen und zu verwünschen, sondern strebe nur, sie zu verstehen. Ich habe deshalb die menschlichen Gemütszustände (…) nicht als Fehler der menschlichen Natur, sondern als Eigenschaften zu betrachten, welche ihr ebenso zu kommen wie der Natur der Luft, die Hitze, die Kälte, der Sturm, der Donner (…), was, wenn auch lästig, doch (…) seine feste Ursache hat.“ Spinoza Haltung bei Intervention und Behandlung 1. Die Arbeit muss für den Jungen geleistet werden, nicht nur um Opfer zu schützen. Übergriffige Jungen haben selbst ein Anrecht auf bestmögliche Hilfe. 2. Differenzierung zwischen Tat (stoppen) und Person (Respekt) des Jugendlichen. 3. Je weniger motiviert der Jugendliche ist, um so motivierter und kreativer müssen Helfer_innen sein. 4. Soviel Zwangsrahmen wie nötig, aber so wenig wie möglich. Willst du „das mit dem Sex“ so zu lernen, dass niemand ein Problem damit hat, dein Eltern sich keine Sorgen machen müssen, du niemandem einen Schaden zufügst, du nicht dem Gesetz in Konflikt kommen kannst und es dir selbst besser geht? Die Kompensationswirkung der Gewalt „Die meist (...) die nächstliegenden Oper treffende Gewaltausübung gibt ihnen die jederzeit erneuerbare Gewissheit, Dinge geschehen machen zu können. Dadurch erleben sie eine bisher unbekannte Selbstwirksamkeit. Die Gewaltmotive bestätigen sich selbst. Die jugendlichen Gewalttäter erleben die Gewaltausübung als Offenbarung, denn ihre bislang nicht selten erlebten Ohnmachtsgefühle verkehren sich in ihr Gegenteil, sie erfahren den Triumph der Überlegenheit. Der Rollentausch zwischen Opfern und Tätern gleicht einer Coming-outErfahrung als Täter, denn vorher hatten sie nur Macht- und Gewaltphantasien als Trost in ihrer ausgelieferten Situation. Die Gewalt wird selbst zu einem intrinsischen Motiv und beeinflusst das Selbstbild des Täters. Gewaltbereitschaft und Gewalt wird zu einem positiven Wert. Sie halten es für erstrebenswert, für die andere eine leibhaftige Bedrohung zu sein, Gewalt wird zu einem Mythos, weil sie eine vorher ungeahnte, vielleicht die erträumte Größe verleiht.“ F. Sütterly „DIE ZEIT“, 6.4.2006 Bei der Behandlung den Fokus nur auf das sexuell übergriffige Verhalten zu legen, ist völlig unzureichend wirksam bei der Behandlung waren: • • • • korrigierende emotionale Beziehungserfahrungen Verbesserung der sozialen Kompetenz Bearbeitung selbst erlittener Traumatisierungen Hilfe zur Bewältigung emotional bedrängender Zustände Klaus Elsner & Andrej König (2009) Was sexuell übergriffige Jungen brauchen: Zuwendung und Wärme, verlässliche, wertschätzende Beziehung, nachhaltige Anerkennung, die Erfahrung, gleichwürdig zu sein, Ermutigung, Zuversicht und Freude, Empathie und klare Konsequenzen, Verbesserung ihrer Lebensqualität, Förderung persönlichen Ressourcen, positive mittel- und langfristige Perspektiven, Modelle sozial-kompetenter und genussfähiger Männlichkeit und Sexualität in Anlehnung an das Good live Modell von Tony Ward, (2006) Beispiel einer pädagogisch-therapeutische Intervention Ich kenne meine Risiken genau! Kann ich alleine managen Brauche ich noch Hilfe Risikopersonen für mich (Namen): Ich…, wie genau…, Plan B… weil…, welcher Art? wie? vom wem? Risikoorte und Situationen für mich: Mein Risikoverhalten war und würde sein: Risikogedanken und Gefühle für mich: Bedürfnisse von betroffenen und sexuell übergriffigen Jungen und was sie brauchen, um sich „richtig“ zu fühlen Trennendes und Verbindendes Wünsche betroffener und übergriffiger Jungen und ihrer Eltern: Betroffene: Übergriffige: Gemeinsam: ihre Eltern: der Wunsch, • nach Sicherheit, • (oft) nicht alles erzählen zu müssen • Glauben und Recht zu bekommen, • Anerkennung des Leidens, • klare Schuldverteilung, • parteiliche Positionierung der Eltern, • Erhalt der Familie, •… der Wunsch, • nicht verurteilt und angefeindet zu werden, • eine neue Chance zu bekommen, • möglichst wenig Leid beim Opfer angerichtet zu haben, • kein Abwendung der Eltern zu erleiden, • (eventuell) das nicht alles rauskommt, •… der Wunsch, • die Familie zu erhalten, • dass „es“ unter Alterdgleichen nicht bekannt wird, • keine Schuld zu haben, • möglichst wenig • belastet und gefordert zu werden, • dass es wieder so wird, wie es vorher war, • …. der Wunsch, • das es nicht so schlimm gewesen ist, • Im Fall von Missbrauch unter Geschwistern: beide Kinder gleich lieben dürfen, • nach Entlastung von Schuldgefühlen, • es soll bald vorbei und wie vorher sein, • ihr guter Ruf als Eltern/Familie bleibt erhalten, •… Was sowohl betroffene und sexuell übergriffige Jungen brauchen: Unterstützung beim Umgang mit Nähe: • wahrnehmen und achten eigener und fremder (körperlicher) Grenzen, • Beachtung und Stärkung der Autonomie, • Respekt vor- und Wiederherstellung der Würde, • korrigierende Erfahrungen in Beziehungen. Umgang mit Emotionen: • Training der Gefühlswahrnehmung, • Gefühle als Schlüssel für erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse erkennen lernen, • Vokabeltraining und Kommunikationstraining, • Training der Kontakt- und Konfliktfähigkeit. Was sowohl betroffene und sexuell übergriffige Jungen brauchen: Umgang mit Männlichkeit: • Akzeptanz eigener Grenzen (z. B. Angst) und Bedürfnisse, • Kompetenz, Hilfe in Anspruch zu nehmen, • Zivilcourage bei der Wahrnehmung von Grenzverletzungen, • Verantwortungsübernahme, • Absage an das „Macho-Gehabe“, wie Leistung, Kampf, Sieg oder Niederlage und Konkurrenz um jeden Preis. Umgang mit eigenen Leiderfahrungen: • viel Zeit, Geduld, Zuwendung und Zuversicht, • Anerkennung, Linderung, Zugehörigkeit, • Zu- und Vertrauen durch Erwachsene, • Sozial kompatible Selbstwirksamkeitserwartungen stärken und Erfahrungslernen ermöglichen. Was sowohl betroffene und sexuell übergriffige Jungen brauchen: • Geschlechtsreflektierte (sexual)pädagogische Bildung • bedarfsorientierte, geschlechterdifferenzierte Hilfen • mehr zugehende, sich anbietende Ansprache (von der „Komm-Struktur“ der Hilfeangebote, hin zu mehr „GehStruktur“) und nicht zuletzt: • Die konsequente Durchsetzung des Rechts auf gewaltfreies Aufwachsen in allen Räumen Was betroffene und übergriffige Jungen verstehen sollten: Den Unterscheid zwischen Sexualität und sexualisierter Gewalt • Sexualität ist Teil der persönlichen Identität, • gibt Lebensfreude, Freude am Körper, gestaltet Beziehungen etc. • Sexualität umfasst körperliche, biologische, psycho-soziale und emotionale Aspekte • Sexualisierte Gewalt ist keine Form der Sexualität, sondern eine Form von Gewalt, • ist sexuelles Verhalten im Dienste nicht-sexueller (oder nicht ausschließlich sexueller) Bedürfnisse. Quelle: Was betroffene Jungen und übergriffige Jungen keinesfalls brauchen: Defizitorientierte Haltungen und Interventionen (Pathogenese) „Jungen haben Probleme Jungen machen Probleme!“ „ „Jungen als Opfer werden Täter!“ „Das Halbwissen ist siegreicher als das Wissen. Es kennt die Dinge einfacher als sie sind und macht daher seine Meinung fasslicher und überzeugender.“ Nitsche, 1878 Erzieherische Hilfen und Therapie von betroffenen und übergriffigen Jungen im Rahmen Casemanager des Jugendamtes U G Opfer Täter N TherapeutIn TherapeutIn D A „systemischer Mehrspurenhilfe“ bei E M T TherapeutIn Eltern Grafik: Ruud Bullens TherapeutIn Geschwister gegebenenfalls: gerichtlicher Rahmen Bei Ihrer verantwortungsvollen Arbeit mit betroffenen und/oder übergriffigen Jungen… …wünsche ich Ihnen herzlich viel Freude, Energie, und Kreativität! Vielen Dank für ihre geschätzte Aufmerksamkeit! meine Empfehlung Info über: www.dgfpi.de