Methoden und Disziplinen der Philosophie

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(!)Methoden und Disziplinen der Philosophie.
Überlegungen zur Gegebenheit der Welt. Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion“
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*Husserl, Edmund: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen
Philosophie. Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie. Buch 1. Den Haag: Nijhoff
1950. [Hua III/1]
*Heidegger, Martin: Zur Bestimmung der Philosophie. Frankfurt am Main: Klostermann
1987. [GA 56/57]
*Derrida, Jacques: Limited Inc. Hg. v. Peter Engelmann. Übers. v. Werner Rappl und
Dagmar Travner. Wien: Passagen 2001.
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Flatscher
Überlegungen zur Gegebenheit der Welt.
Zugänge der
Phänomenologie und Dekonstruktion
Ring-Vorlesung WiSem 2009/2010
Methoden und Disziplinen der Philosophie
Dr. Matthias Flatscher
Aufbau der Vorlesung
Aufbau der Vorlesung
I. Phänomenologie als philosophische Strömung
II. Edmund Husserl (1859-1938)
III. Martin Heidegger (1889-1976)
IV. Dekonstruktion als philosophische Strömung
V. Jacques Derrida (1930-2004)
VI. Zusammenfassung
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Flatscher
I. Phänomenologie
I. Phänomenologie als philosophische Strömung
1. Begriffsklärung und Hauptvertreter
• Die Phänomenologie ist eine der maßgeblichen philosophischen
Strömung des 20. Jahrhunderts, die weit über den
philosophischen Diskurs hinaus wirkt.
• Hauptvertreter der klassischen Phänomenologie sind: Edmund
Husserl (1859-1938), Martin Heidegger (1889-1976), Jean-Paul
Sartre (1905-1980), Maurice Merleau-Ponty (1908-1961).
• Phänomenologie heißt übersetzt (von griech. phainomenon [das
Erscheinende] und logos [Lehre]) „Lehre vom Erscheinen“.
3
I. Phänomenologie
• Das Erscheinen ist nicht als bloßer Schein zu
verstehen (Phänomen als bloß subjektiv Erscheinendes
vs. einer an sich seienden Wirklichkeit).
• Vielmehr muss das Erscheinen als Sichzeigen gefasst
werden: wie sich Seiendes für jemanden manifestiert.
• Die Phänomenologie geht den Erscheinungsweisen
(dem Wie der Gegebenheit) von Seiendem nach
(Erfahrung).
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Flatscher
II. Husserl
II. Edmund Husserl (1859-1938)
1. Biographische Eckdaten
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1859 in Proßnitz/Prostjov (Mähren) geboren
1876-86 Studium der Mathematik, Physik,
Astronomie und Philosophie in Leipzig, Berlin und Wien
1887-1901 Privatdozent in Halle
1900 Logische Untersuchungen
1901 Professor in Göttingen
1913 Ideen zu einer reinen Phänomenologie und
phänomenologischen Philosophie (Ideen I)
1916 Professor in Freiburg
1928 Emeritierung
1933-38 Schikanierungen vonseiten des NS-Regimes
1936 Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale
Phänomenologie
1938 in Freiburg gestorben
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II. Husserl
2. Die Intentionalität des Bewusstseins
• Den methodischen Einsatzpunkt bildet der Doppelsinn
des Erscheinens:
• Etwas erscheint mir, d. h. der subjektive Vollzug (das
Erscheinen für mich) und das objektive Vorliegen des
Erscheinens (das Erscheinen von etwas) bilden zwei
voneinander nicht ablösbare Momente einer Einheit
(Korrelationsapriori).
• Welt und Bewusstsein bilden ein Geschehen, das
weder auf die Seite des Subjektivismus noch auf die
Seite des Objektivismus zu reduzieren ist.
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II. Husserl
• Bewusstsein ist stets ein intentionales Bewusstsein,
d.h. Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas.
• Die Vollzugsdimension eines erfahrenden
Bewusstseins ist für die Phänomenologie irreduzibel.
• Das Sichzeigen des Gegenstandes bleibt an die
Gegebenheitsweise für ein Bewusstsein
rückgebunden.
• Jeder Bewusstseinsvollzug ist somit nur als
Gegenstandsbezug denkbar:
- Kein Denken ohne Gedachtes, kein Fühlen ohne Gefühltes etc.
- Kein Gesehenes ohne Sehen, kein Getastetes ohne Tasten etc.
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II. Husserl
• Die Annahme wird zurückgewiesen, dass das
Bewusstsein zunächst leer sei und erst nachträglich mit
weltlichen Inhalten gefüllt werden müsste (Container).
• Die Phänomenologie lehnt den Subjekt-ObjektDualismus ab.
• Das Bewusstsein ist als Bezogenheit zur Welt zu
verstehen und nicht selbst als etwas an sich Seiendes.
• Das Bewusstsein kommt nicht in einem zweiten
Schritt zur Welt, sondern ist immer schon draußen bei
den Dingen.
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Flatscher
II. Husserl
3. Überlegungen zur Wahrnehmung
• Jedes wahrgenommene Seiende ist nur in einem
subjekt-relativen Erscheinen für ein erfahrendes
Bewusstsein gegeben.
• Das bedeutet nicht, dass es sich im intentionalen
Einssein um eine reelle Immanenz (psychologistischer
Idealismus) handelt.
• Der Gegenstand der Wahrnehmung bleibt der
Wahrnehmung transzendent.
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II. Husserl
• Die Differenz zwischen Wahrgenommenen und
Wahrnehmung zeigt sich darin, dass bei
unterschiedlichen Wahrnehmungsakten derselbe
Gegenstand anders wahrgenommen werden kann.
• In der Wahrnehmung ist ein raum-zeitlicher Gegenstand
nie vollends erschlossen, sondern notwendig immer
nur in Abschattungen gegeben.
• Wahrnehmen heißt nichts anderes als das
Wahrnehmungsding perspektivisch sehen.
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II. Husserl
• Raumzeitliche Dinge sind im Wahrnehmungsakt nie
allseitig gegeben.
• Wären sie vollends gegeben, könnte nicht mehr von
Wahrnehmung gesprochen werden.
• Husserl macht hier auf einen prinzipiellen Unterschied
zwischen Wahrnehmung und anderen Arten der
Bezugnahme auf Seiendes aufmerksam (z. B. reflexive
Akte).
• Die perspektivische Gegebenheit und die damit
implizierte Unvollkommenheit zeichnet die
Wahrnehmung als solche aus.
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II. Husserl
• Die Vorstellung einer vollkommenen Gegebenheit des
Wahrgenommenen widerspricht dem Seinssinn des
Vernehmens von raum-zeitlichen Dingen.
• Die Phänomenologie weist die Annahme zurück, der
Wahrnehmung wäre eine bloße Repräsentation des
„echten“ Dinges zugänglich.
• Die Idee eines Ansichseins des Dinges verkennt, dass
das Sich-Geben in Abschattungen zum Gegebensein
des Raumdinges gehört.
• Es gibt keine wahre Welt hinter der phänomenalen!
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II. Husserl
• Dennoch werden nicht bloß Vorderseiten eines Dinges
wahrgenommen.
• Jede Dingwahrnehmung impliziert über das originär
Gegebene eine (transzendierende) Mehr-Meinung.
• Der abgeschattete Gegenstand ist so gegeben, dass
vermeintlich Nichtwahrgenommenes (z. B. Rückseite)
mitgemeint wird.
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II. Husserl
„Gehen wir von einem Beispiel aus. Immerfort diesen Tisch
sehend, dabei um ihn herumgehend, meine Stellung im Raume wie
immer verändernd, habe ich kontinuierlich das Bewußtsein vom
leibhaftigen Dasein dieses einen und selben Tisches, und zwar
desselben, in sich durchaus unverändert bleibenden. Die
Tischwahrnehmung ist aber eine sich beständig verändernde, sie ist
eine Kontinuität wechselnder Wahrnehmungen. Ich schließe die
Augen. Meine übrigen Sinne sind außer Beziehung zum Tische.
Nun habe ich von ihm keine Wahrnehmung. Ich öffne die Augen,
und ich habe die Wahrnehmung wieder. Die Wahrnehmung? Seien
wir genauer. Wiederkehrend ist sie unter keinen Umständen
individuell dieselbe. Nur der Tisch ist derselbe, als identischer
bewußt im synthetischen Bewußtsein, das die neue
Wahrnehmung mit der Erinnerung verknüpft.“ (Hua III/1, 84)
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II. Husserl
• In den unterschiedlichen Gegebenheitsweisen
zeigt sich der Gegenstand als derselbe.
• In der Wahrnehmung vollzieht sich ein Mehr- und
Mitmeinen.
• Diese Synthesis-Leistung ist vom Bewusstsein
immer schon in einer prä-reflexiven Weise
vollzogen.
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II. Husserl
4. Der raum-zeitliche Horizont jeder Wahrnehmung
• Die Gerichtetheit des Bewusstseins impliziert, dass
bei der Fokussierung auf ein einzelnes Seiendes
mehr als nur dieses gegeben ist.
• Stets ist der Wahrnehmung mehr mit-gegeben als
das direkt Vorgestellte.
• Etwas zeigt sich nie isoliert, sondern verweist
immer schon auf anderes.
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II. Husserl
„Im eigentlichen Wahrnehmen […] bin ich dem
Gegenstande, z. B. dem Papier zugewendet, ich erfasse
es als dieses hier und jetzt Seiende. Das Erfassen ist
ein Herausfassen, jedes Wahrgenommene hat einen
Erfahrungshintergrund. Rings um das Papier liegen
Bücher, Stifte, Tintenfaß usw., in gewisser Weise auch
‚wahrgenommen‘, perzeptiv da, im
‚Anschauungsfelde‘ […]. Jede Dingwahrnehmung hat so
einen Hof von Hintergrundsanschauungen […].“ (Hua
III/1, 71)
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II. Husserl
• Der vernehmbare Gegenstand ist immer in einem
räumlichen und zeitlichen Horizont eingebettet.
• Der nie restlos gegebene Horizont bildet
Hintergrund für jegliches Seiende.
• These: Ohne die Vorgegebenheit dieses
Kontextes könnte kein Seiendes vernommen
werden.
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II. Husserl
5. Zwischenresümee
• Husserl macht auf ein Mehr- und Mit-Mitmeinen des
synthetischen Bewusstseins aufmerksam.
• Trotz der perspektivischen Rückbindung zeigt sich Seiendes
in einer „ganzheitlichen“ Gegebenheitsweise vor einem
raum-zeitlichen Horizont.
• Die Synthesis-Leistung wird vom Bewusstsein nicht
ausdrücklich und nicht nachträglich, sondern immer schon
und implizit vollzogen.
• „Die äußere Wahrnehmung ist eine beständige Prätention, etwas zu
leisten, was sie ihrem eigenen Wesen nach zu leisten außerstande
ist. Also gewissermaßen ein Widerspruch gehört zu ihrem
Wesen.“ (Hua XI, 3)
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III. Heidegger
III. Martin Heidegger (1889-1976)
1. Biographische Eckdaten
1889 in Meßkirch geboren
1909-1913 Studium der Theologie, Philosophie
und Naturwissenschaften in Freiburg
1919 Privatassistent bei Husserl in Freiburg
1923 Professor in Marburg
1927 Sein und Zeit
1928 Professor in Freiburg
1933-34 Rektor an der Freiburger Universität
1946-1949 Lehrverbot
1950 Holzwege
1976 in Freiburg gestorben
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III. Heidegger
2. Das menschliche Dasein als In-der-Welt-sein
• Das menschliche Dasein ist für ihn dadurch ausgezeichnet,
dass es je schon auf die Welt bezogen ist:
• „Im Sichrichten auf... und Erfassen geht das [menschliche] Dasein
nicht etwa erst aus seiner Innensphäre hinaus, in die es zunächst
verkapselt ist, sondern es ist seiner primären Seinsart nach immer
schon »draußen« bei einem begegnenden Seienden der je schon
entdeckten Welt. Und das bestimmende Sichaufhalten bei dem zu
erkennenden Seienden ist nicht etwa ein Verlassen der inneren
Sphäre, sondern auch in diesem »Draußen-sein« beim
Gegenstand ist das Dasein im rechtverstandenen Sinne »drinnen«,
d. h. es selbst ist es als In-der-Welt-sein, das erkennt.“ (Heidegger,
Sein und Zeit, 62)
21
III. Heidegger
• Die menschliche Seinsweise (Dasein) wird als
„Draußen-sein“ im Sinne eines „Offensein für...“
verstanden.
• Das Selbstverhältnis des menschlichen Daseins
artikuliert sich immer schon als Mit- und
Umweltverhältnis, d.h. als Verständnis von
innerweltlichen Seienden.
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III. Heidegger
3. Abgrenzung von Husserl
• Heidegger ringt darum, die Weltlichkeit des
menschlichen Daseins und seine Endlichkeit dezidierter
zu fassen.
• Das theoretische Welterkennen wird als ein
abkünftiger Modus begriffen.
• Heidegger rekurriert nicht mehr auf
erkenntnistheoretische Fragestellungen im klassischen
Sinne, sondern nimmt dezidiert den praktischen und
vor-theoretischen Umgang mit Seiendem in den Blick.
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III. Heidegger
4. Etwas als etwas verstehen
• Seiendes ist zunächst nicht als bedeutungsnacktes
Ding erschlossen, sondern aus dem besorgenden
Zutunhaben verständlich.
• Die Seinsweise dieses Seienden nennt Heidegger
„Zeug“, das in einer „Um-zu“-Struktur gegeben ist
(Seinsweise der Zuhandenheit)
• Z. B. Der Bleistift fungiert für mich als Schreibwerkzeug,
um meine Notizen zu machen.
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III. Heidegger
• Seiendes begegnet nie neutral und nie indifferent (als
bloßes Was), sondern aus der Praxis eines bestimmten
Umgangs (spezifisches Wie).
• Dabei haben wir Seiendes immer schon als etwas
verstanden.
• Die Als-Struktur ist vor-prädikativ und prä-reflexiv.
• Seiendes ist dabei stets als bedeutsames in einer
konkret-ganzheitlichen Weise erfahren.
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III. Heidegger
• Gehört werden nicht Schallwellen oder Lautkomplexe,
die nachträglich interpretiert werden müssten, sondern
etwas als etwas, z. B. als Hundegebell auf der Straße.
• Selbst unbekannte Geräusche hören wir als
Unbekanntes.
• Die Als-Struktur ist für Heidegger unumgänglich:
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Flatscher
III. Heidegger
„»Zunächst« hören wir nie und nimmer Geräusche und
Lautkomplexe, sondern den knarrenden Wagen, das
Motorrad. […] Es bedarf schon einer sehr künstlichen und
komplizierten Einstellung, um ein »reines Geräusch« zu
»hören«. Daß wir aber zunächst Motorräder und Wagen
hören, ist der phänomenale Beleg dafür, daß das
[menschliche] Dasein als In-der-Welt-sein je schon beim
innerweltlich Zuhandenen sich aufhält und zunächst gar
nicht bei »Empfindungen«, deren Gewühl zuerst geformt
werden müsste, um das Sprungbrett abzugeben, von dem
das Subjekt abspringt, um schließlich zu einer »Welt« zu
gelangen. Das Dasein ist als wesenhaft verstehendes
zunächst beim Verstandenen.“ (Heidegger, Sein und Zeit,
163f.)
27
III. Heidegger
5. Die tragende Rolle der Bewandtnisganzheit
• Um etwas als etwas erfahren zu können, muss es aus
einem Bewandtniszusammenhang verstanden
werden.
• Es zeigen sich keine isolierten Einzeldinge, sondern
sie kommen in vielfältigen Beziehungen stehend zum
Vorschein.
• Alle erfahrende Begegnung mit Seiendem vollzieht sich
nur vor dem Hintergrund eines Beziehungsganzen.
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III. Heidegger
„In den Hörsaal tretend, sehe ich das Katheder. […] Was sehe
»ich«? Braune Flächen, die sich rechtwinklig schneiden?
Nein, ich sehe etwas anderes. Eine Kiste, und zwar eine
größere, mit einer kleineren daraufgebaut? Keineswegs, ich
sehe das Katheder, an dem ich sprechen soll, Sie sehen das
Katheder, von dem aus zu Ihnen gesprochen wird, an dem ich
schon gesprochen habe. Es liegt im reinen Erlebnis auch kein
– wie man sagt – Fundierungszusammenhang, als sähe ich
zuerst braune, sich schneidende Flächen, die sich mir dann
als Kiste, dann als Pult, weiterhin als akademisches
Sprechpult, als Katheder gäben, so daß ich das
Kathederhafte gleichsam der Kiste aufklebte wie ein Etikett.
All das ist schlechte, mißdeutete Interpretation […].“(GA
56/57, 71)
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III. Heidegger
• Heidegger wendet sich gegen die nachträgliche
Zusammensetzung zunächst isolierter Bestandteile.
• Fundierungszusammenhänge auszumachen ist eine
falsche Inblicknahme des verstehenden
Wahrnehmens.
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III. Heidegger
• „Ich sehe das Katheder gleichsam in einem Schlag; ich
sehe es nicht nur isoliert, ich sehe das Pult als für
mich zu hoch gestellt. Ich sehe ein Buch darauf
liegend, unmittelbar als mich störend (ein Buch, nicht
etwa eine Anzahl geschichteter Blätter mit schwarzen
Flecken bestreut), ich sehe das Katheder in einer
Orientierung, Beleuchtung, einem Hintergrund.“ (GA
56/57, 71)
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III. Heidegger
a) Schlagartig und unmittelbar, d. h. nicht aus irgendwelchen
Prozessen – etwa theoretischen Reflexionsvorgängen –
resultierend, zeigt sich das Katheder als Katheder.
b) Diese Unmittelbarkeit ist in einen Gesamtzusammenhang
eingebettet (vgl. akademisches Umfeld), von woher das Pult
allererst seine Bedeutung (vgl. Ort für den Vortragenden) erhält.
c) Im Vordergrund steht nicht ein theoretisches Erfassen, sondern
der praktische Umgang. Das Zutunhaben ist dabei an
lebensweltliche Vollzüge des menschlichen Daseins (vgl.
Wiederholung von „ich“) rückgebunden.
d) Selbst diejenigen, die den akademischen Kontext nicht kennen,
werden dem Katheder eine bestimmte Bedeutung vor einem
bestimmten Hintergrund zuschreiben.
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III. Heidegger
6. Zwischenresümee
• Verstehen heißt etwas als etwas zu verstehen.
• Die hermeneutische Als-Struktur ist immer schon
vollzogen.
• Etwas erscheint daher nie bedeutungsnackt und auch
nie isoliert.
• Um etwas als etwas zu verstehen, muss es aus einer
Bedeutungsganzheit erfahren werden.
• Dieser Gesamtkontext ist an den Vollzug des
erfahrenden Selbst rückgebunden.
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IV. Dekonstruktion
IV. Dekonstruktion als philosophische Strömung
1. Einsatzpunkt der Dekonstruktion
• Als Hauptvertreter der Dekonstruktion gilt Jacques Derrida.
• Im Gegensatz zu einer (negativ konnotierten) Zerschlagung
der Tradition möchte die De-kon-struktion eine
Auseinandersetzung mit der Überlieferung betonen.
• „Die Bewegungen dieser Dekonstruktion rühren nicht von außen an
die Strukturen. Sie sind nur möglich und wirksam, können nur etwas
ausrichten, indem sie diese Strukturen bewohnen [...]. Die
Dekonstruktion hat notwendigerweise von innen her zu operieren,
sich aller subversiven, strategischen und ökonomischen Mitteln der
alten Struktur zu bedienen [...].“ (Derrida, Grammatologie, 45)
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IV. Dekonstruktion
• Derrida unterstellt der Metaphysikgeschichte den
Rückgriff auf ein regulierendes Zentrum und die
Inanspruchnahme einer Geschlossenheit der Systeme.
• Er überprüft die überkommenen Fundierungsverhältnisse
auf ihre Stringenz und zeigt, inwiefern die scheinbar
sicheren Fundamente aufgrund interner Widersprüche
ins Wanken geraten.
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V. Derrida
V. Jacques Derrida (1930-2004)
1. Biographische Eckdaten
1930 in El-Biar (Algerien) geboren
1952–54 Studium an der École
Normale Supérieure in Paris
1960-64 Wissenschaftlicher Assistent
an der Sorbonne
1965-84 Maître-Assistant an der École Normale Supérieure
1967 De la grammatologie
1972 Marges de la philosophie
Ab Mitte der 1980er Jahre wendet sich D. explizit Fragen des
Ethischen und Politischen zu.
2004 in Paris gestorben
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V. Derrida
3. Thesen Derridas
• Es gibt keine ungeteilte Unmittelbarkeit oder ein
reines Ereignis.
• Alles, was uns gegeben ist, ist in
Wiederholungszusammenhängen gegeben.
• Singuläres Sichereignen und wiederholte
Bezugnahmen schließen sich nicht aus, sondern
bedingen sich gegenseitig.
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V. Derrida
4. Derridas Konzeption der Iterabilität (Wiederholbarkeit)
• Das Wie der Wiederholung ist weder von einem vollziehenden
Ich noch von einem Kontext restlos zu kontrollieren oder
vollends abzuschließen.
• In der Wiederholung wird nicht ein selbst-identischer Kern
repetiert, sondern durch die Iteration konstituiert sich erst eine
(Quasi-)Identität.
• Die Als-Struktur wird sich dabei stets als prekäre erweisen.
• Stets wird das „Etwas-als-etwas-Verstehen“ auch anders
verstanden werden können.
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Flatscher
V. Derrida
• Jede vermeintliche Unmittelbarkeit oder jedes singuläre
Ereignis ist gespalten, von einer Wiederholbarkeit
durchzogen:
• „Die Zeit und der Ort des anderen Mals (the other time)
arbeiten und verändern schon at once, sogleich, das erste
Mal, den ersten Schlag und das at once. Solcherart sind
die Tücken, die mich interessieren: das andere Mal im
ersten Mal, mit einem Schlag, at once.“ (Derrida, Limited
Inc., 103; Übers. mod.)
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V. Derrida
• Jeder Moment ist zugleich konstituiert und gespalten durch
die Wiederholbarkeit dessen, was sich darin als Singuläres
ereignet.
• Identitäten (etwas als etwas) liegen nicht fertig vor, sondern sie
generieren sich nur und immer wieder (anders) in der Zeit aus
diesen Akten der Wiederholung.
• Die Differenz fungiert somit als inhärentes Moment der
Identität, indem sie für Veränderungen stets schon geöffnet ist,
um (anders) zu bleiben.
• Die Iterabilität ist dabei zugleich Bedingung der Möglichkeit
und Bedingung der Unmöglichkeit jeder Identität und damit
jedes Verstehens von etwas als etwas.
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Flatscher
VI. Zusammenfassung
VI. Zusammenfassung
• Die Phänomenologie konterkariert einen Subjekt-ObjektDualismus, indem sie die Gerichtetheit des Daseins zur Welt
herausstreicht.
• Husserl macht auf ein Mehr- und Mit-Mitmeinen des
synthetischen Bewusstseins aufmerksam.
• Trotz der perspektivischen Rückbindung zeigt sich Seiendes in
einer „ganzheitlichen“ Gegebenheitsweise vor einem raumzeitlichen Horizont.
• Die Synthesis-Leistung wird vom Bewusstsein nicht
ausdrücklich und nicht nachträglich, sondern immer schon
und implizit vollzogen.
41
VI. Zusammenfassung
• Verstehen heißt für Heidegger stets etwas als etwas zu
verstehen.
• Die hermeneutische Als-Struktur ist immer schon vollzogen.
• Etwas erscheint daher nie bedeutungsnackt und auch nie
isoliert.
• Um etwas als etwas zu verstehen, muss es aus einer
Bedeutungsganzheit erfahren werden.
• Dieser Gesamtkontext ist an den Vollzug des erfahrenden
Ich rückgebunden.
• Derrida konterkariert eine vermeintlich stabile Als-Struktur,
indem er die Rückbindung aller singulären Ereignisse an
Wiederholungspraktiken aufzeigt.
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Literatur
Literatur
• Derrida, Jacques: Grammatologie. Übers. v. Hans-Jörg Rheinberger
und Hanns Zischler. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1974.
• Derrida, Jacques: Limited Inc. Hg. v. Peter Engelmann. Übers. v.
Werner Rappl und Dagmar Travner. Wien: Passagen 2001.
• Heidegger, Martin: Sein und Zeit. Tübingen: Niemeyer 161986. [SZ]
• Heidegger, Martin: Zur Bestimmung der Philosophie. Frankfurt am
Main: Klostermann 1987. [GA 56/57]
• Husserl, Edmund: Analysen zur passiven Synthesis. Den Haag:
Nijhoff 1966. [Hua XI]
• Husserl, Edmund: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und
phänomenologischen Philosophie. Allgemeine Einführung in die reine
Phänomenologie. Buch 1. Den Haag: Nijhoff 1950. [Hua III/1]
43
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70
Analyse der Erlebnisstruktur
deres, das »Etwas«, angehängt wurde. pas Erleben und das
}?Elebte als solches sind nicht wie seiende Gegenstände zusammengestückt~
Die Nicht-Sachartigkeit des Erlebnisses und jedes Erlebnisses
überhaupt ließe sich prinzipiell schon an diesem einzigen Erlebnis zum absoluten, schauenden Verständnis bringen.
§ 14. Das Umwelterlebnis
Wir wollen aber, nicht lediglich zum Zweck der Verständniserleichterung, ein zweites Erlebnis uns vergegenwärtigen, das
zum ersten in einem gewissen Kontrast steht, das uns zugleich
mit der Sichtbarmachung dieses Kontrastes in der Problemrichtung fördert.
Das erste, das Frageerlebnis »Gibt es etwas?« ergab sich uns
seinem Gehalt nach aus dem Verfolg der Annahme eines einzigen und ausschließlichen Sachzusammenhangs als existentem
(Verabsolutierung der Sachartigkeit). Das möchte den Anschein erwecken, als wäre uns beim jetzigen Stand unserer Problematik die Wahl eines anderen Erlebnisses zu Zwecken der
Analyse vorgeschrieben. Das ist nicht der Fall; und daß es nicht
der Fall zu sein braucht, daß vielmehr eine bestimmt faßbare
Möglichkeit besteht, jedes Erlebnis in die Analyse einzubeziehen und es als Exempel zu nehmen, läßt sich evident machen.
Aber dieser Bereich der Auswahlmöglichkeit erstreckt sich doch
nur auf meine Erlebnisse, die ich habe, die ich gehabt habe.
Geben wir das zu, steigern wir die >Voraussetzungen< noch
um eine ganz grobe. Ich bringe mir selbst nicht nur für mich
ein neues Erlebnis zur Gegebenheit, sondern bitte Sie alle, jedes vereinzelte Ich-Selbst, das hier sitzt, dasselbe zu tun. Und
zwar wollen wir uns in ein bis zu einem gewissen Grade einheitliches Erlebnis versetzen. Sie kommen wie gewöhnlich in
diesen Hörsaal um die gewohnte Stunde und gehen auf Ihren
gewohnten Platz zu. Dieses Erlebnis des »Sehens Ihres Platzes«
§ 14. Das Umwelterlebnis
71
halten Sie fest, oder Sie können meine eigene Einstellung ebenfalls vollziehen: In den Hörsaal tretend, sehe ich das Katheder~. Wir nehmen ganz davon Abstand, das Erlebnis sprachlich
zu formulieren. Was sehe »ich«? Braune Flächen, die sich
rechtwinklig schneiden? Nein, ich sehe etwas anderes. Eine
Kiste, und zwar eine größere, mit einer kleineren daraufgebaut?
Keineswegs, ich sehe das Katheder, an dem ich sprechen soll,
Sie sehen das Katheder, von dem aus zu Ihnen gesprochen wird,
an dem ich schon gesprochen habe. Es liegt im reinen Erlebnis
auch kein - wie man sagt - Fundierungszusammenhang, als
sähe ich zuerst braune, sich schneidende Flächen, die sich mir
dann als Kiste, dann als Pult, weiterhin als akademisches
Sprechpult, als Katheder gäben, so daß ich das Kathederhafte
gJeichsam der Kiste aufklebte wie ein Etikett. All das ist
schlechte, mißdeutete Interpretation, Abbiegung vom reinen
Hineinschauen in das Erlebnis. Ich sehe das Kathege:rgleich,~
sa.:gI..in einem Schlag; ich sehe es nicht nur isoliert, ich sehe das
Pult als für mich zu hoch gestellt. Ich sehe ein Buch darauf
liegend, unmittelbar als mich störend (ein Buch, nicht etwa
eine Anzahl geschichteter Blätter mit schwarzen Flecken bestreut), ich sehe das Katheder in einer Orientierung, Beleuchtung, einem Hintergrund.
Gewiß werden Sie sagen, das mag im Erlebnis unmittelbar
vorfindlich sein, für mich, in gewisser Weise auch für Sie, denn
auch Sie sehen diese Holz- und Bretter-Anordnung als Katheder. Dieser Gegenstand, den wir alle hier wahrnehmen, hat
lt:gendwie die bestimmte Bedeutung »Kathede~«. Anders ist es
schon, wenn wir einen Bauern vom hohen Schwarzwald in den
Hörsaal führen. Sieht der das Katheder, oder sieht er eine Kiste,
einen Bretterverschlag?ßr sieht »den Platz für den Lehrer«,
er sieht den Gegenstand als mit einer Bedeutung behaftet. Ge§etzt den Fall, jemand sähe eine Kiste, so sähe er nicht ein
Stück Holz, eine Sache, einen Naturgegenstand. Aber denken
wir uns einen Senegalneger als plötzlich aus seiner Hütte hier
herein verpflanzt. Was er, diesen Gegenstand anstarrend, sähe,
Analyse der Erlebnisstruktur
§ 15. Vorgang und Ereignis
wird im einzelnen schwer zu sagen sein, vielleicht etwas, was
mit~auberei zu tun hat, oder etwas, hinter dem man guten
Schutz gegen Pfeile und Steinwürfe fände, oder aber, was das
vVahrscheinlichste ist, er wüßte damit nichts anzufangen,ßlso
~~jilI~ bloß Farbenkomplexe und Flächen, eine bloße Sache,
~n Etwas, das es einfachhin gibt? Also mein Sehen und das
des Senegalnegers sind doch grundverschieden. Sie haben nur
noch das Gemeinsame, daß in beiden Fällen etwas gesehen
wird. Mein Sehen ist ein im höchsten Grade individuelles, das
ich keinesfalls ohne weiteres der Erlebnisanalyse zugrundelegen darf, denn die Analyse soll doch am Ende im Zusammenhang einer Problembearbeitung allgemeingültige, wissenschaftliche Resultate liefern.
Gesetzt, die Erlebnisse wären grundverschieden, es gäbe
überhaupt nur meine Erlebnisse, so behaupte ich, sind doch
allgemeingültige Sätze möglich. Darin liegt, daß diese Sätze
auch von dem Erlebnis des Senegalnegers gälten. Sehen wir
nochmal von dieser Behauptung ab, und bringen wir uns das
Erlebnis des Senegalnegers nochmal zur Gegebenheit. Selbst
wenn er das Katheder als bloßes Etwas, das da ist, sähe, hätte
es für ihn eine Bedeutung, ein bedeutungshaftes Moment. Es
besteht aber die Möglichkeit, zur Evidenz zu bringen, daß die
Annahme, der plötzlich hierher verpflanzte nichtwissenschaftliehe (nicht: kulturlose) Senegalneger sähe das Katheder als
bloßes Etwas, das existiert, widersinnig, nicht widersprechend,
d. h. logisch-formal unmöglich ist. Vielmehr wird der Neger
Qas Katheder sehen als ein Etwas, »mit dem er nichts anzufangen weiß«. Das Bedeutungshafte des »zeuglichen Fremdseins«
und das Bedeutungshafte »Katheder« sind ihrem Wesenskern
nach absolut identisch.
In dem Erlebnis des Kathedersehens gibt sich mir etwas aus
einer unmittelbaren Umwelt. Dieses Umweltliche (Katheder,
Buch, Tafel, Kollegheft, Füllfeder, Pedell, Korpsstudent, Straßenbahn, Automobil usf. usf.) sind nicht Sachen mit einern
bestimmten Bedeutungscharakter, Gegenstände, und dazu
noch. aufgefaßt als das und das bedeutend, sondern das Bedeutsame ist das Primäre, gibt sich mir unmittelbar, ohne
I~den gedanklichen Umweg über ein Sacherfassen. In einer
-Umwelt lebend, bedeutet es mir überall und immer, es ist alles
~h.aft, »es weltet«, was nicht zusammenfällt mit dem »es
·wertet«. (Das Problem des Zusammenhangs bei der gehört zur
Idee der eidetischen Genealogie der primären Motivationen
und führt in schwierige Problemsphären. )
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§ 15. Vergleich der Erlebnisstrukturen.
Vorgang und Ereignis
Vergegenwärtigen wir uns wieder das Umwelterlebnis, mein
Kathedersehen. Finde ich im reinen Sinn des Erlebnisses, hinschauend auf mein sehendes Verhalten zu dem umwelthaft sich
gebenden Katheder, so etwas wie ein Ich? In diesem Erleben, in
diesem Hinleben zu, liegt etwas von mir: Es geht mein Ich voll
_~us sich heraus und schwingt mit in diesem >Sehen<, ebenso wie
das Eigene des betreffenden Negers in seinem Erleben des »Etwas, womit er nichts anfangen kann« mitanklingt. Genauer:
NU_Tin dem Mitanklingen des jeweiligen eigenen Ich erlebt es
~in Umweltliches, weltet es, und wo und wenn es für mich wel_tet, bin ich irgendwie ganz dabei. Halten wir daneben das
Frageerlebnis. Darin finde ich mich selbst nicht vor. Das Etwas
überhaupt, nach dessen »es geben« gefragt ist, weltet nicht.
Das Welthafte ist hier ausgelöscht, fassen wir jedes mögliche
Umweltliehe als Etwas überhaupt. Dieses Fassen, Fest-stellen
als Gegenstand überhaupt, lebt auf Kosten der Zurückdrängung meines eigenen Ichs. Es liegt im Sinne des Etwas überhaupt, daß ich nicht in der Fest-stellung seiner als solchen mitschwinge, sondern dieses Mitschwingen, dieses Mitherausgehen
meiner ist unterbunden. Das Gegenstand-, das Objektsein als
solches berührt mich nicht. Das Ich, das fest-stellt, bin ich gar
~J~t.~~hr. Das Feststellen als Erlebnis ist nur noch ein Rudi-
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