1/2016 –7– Architektur Hörsaalpavillon in Holzbauweise Um dem Ansturm an Studenten gerecht zu werden, expandiert die Hochschule RheinMain. Räumlich platzte diese aus allen Nähten. Durch die Einführung des neuen Studienganges „Immobilienmanagement“ musste die Hochschule sogar extern Räume in den Rhein-Main-Hallen anmieten. Autorin: Kristin Kurczinski Fotos: Dieter Müller Damit die Hochschule auch räumlich sichtbarer wird, hat man deshalb einen Hörsaalpavillon in Holzbauweise direkt an die Straße gebaut. Dieser Pavillon bietet Raum für zwei Hörsäle mit knapp 300 Plätzen. Der Baukörper rückt den Campus der Hochschule durch seine Lage fast direkt an den 2. Ring von Wiesbaden und die Klarenthaler Straße heran. Er wird damit zum signifikanten Aushängeschild der Universität. Der Hörsaalpavillon ist als schlichter Baukörper konzipiert. Seine prägenden, opaken Längsseiten reflektieren mit rasterbedruckten, hinterlüfteten Glaspaneelen das Logo der Hochschule. Diese Gestaltung unterstützt die für den Hochschulcampus wichtige Signalwirkung. Die Höhenentwicklung des Außengeländes wird durch eine neue, behindertengerechte Erschließung sowie eine nach Osten gerichtete Außentreppe mit Sitzstufen aufgenommen. Der neue Außenbereich verleiht dem Zugangsbereich eine hohe Aufenthaltsqualität. Die barrierefreie Erschließung wird durch dynamisch gestaltete Treppen und Rampen sichergestellt. Ein rechteckiger Grundriss organisiert zwei Hörsäle, die durch einen gemeinsamen Vorbereich getrennt werden. Der Eingangsbereich ist dem Foyer vorgelagert und hat einen kommunikativen Charakter. Ein Würfel aus Stahlbeton, welcher im Mittelbereich als Foyer eingestellt ist, dient als aussteifender Kern. Eine Treppe und ein Lift führen in untergeordnete Nebenräume im Untergeschoss. Die eigentliche Holzbauweise des Pavillons offenbart sich an der Ost- und Westfassade. Beide Hörsäle erhalten mit 5,40 m eine angenehme lichte Raumhöhe. Mit einer raumhohen Wand- und Deckenverkleidung aus naturbelassener Weißtanne prägt sie maßgeblich die Atmosphäre der Innenräume. Die Ost- und Westfassaden sind raumhoch mit einer Pfosten-Riegel-Fassade aus HolzAluminiumelementen versehen. Mit einer Dreifachverglasung und integrierten, motorisch gesteuerten Sonnenschutz-Lamellen im Scheibenzwischenraum übernimmt das Fenster auch die Verdunkelungsfunktion. Das Haupttragwerk besteht aus einem Holzbau in Holztafelbauweise. Die Ständer sind aus Konstruktionsvollholz mit einer Gesamtstärke Architektur –8– 1/2016 1/2016 –9– Architektur Architektur Dachaufsicht Grundriss – 10 – 1/2016 von 30 cm. Das Dach wurde aus einer Holztafeldecke mit einer Höhe von 55 cm konstruiert. Eine Gefälledämmung und eine Abdichtung aus Kunststoffbahnen bilden die Dachhaut. Eine Begrünung des Daches wurde ebenso ausgeführt. Das Dach ist raumseitig mit einer Holzleistenverkleidung mit schallabsorbierender Wirkung bekleidet. Die Böden der Hörsäle sind auf Hohlraumböden verlegt. Das Foyer erhielt einen Kautschukboden. Das Gebäude ist an die Nahwärmeversorgung des Campus angeschlossen. Eine PV-Anlage ist auf dem Dach mit 13 kWp errichtet. Diese deckt etwa die Hälfte des Stromverbrauchs des Pavillons. Das Gebäude unterschreitet hinsichtlich der Transmissi- 1/2016 – 11 – Architektur onswärmeverluste die Anforderungen der EnEV 2014 um 70 %. Die Anforderungen der EnEV für Qp werden um ca. 50 % unterschritten. Das Foyer wird über eine Fußbodenheizung erwärmt. Eine zentrale Raumlufttechnikanlage versorgt die Hörsäle mit Frischluft. Eine Grundlüftung erfolgt saisonabhängig über die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Jeder Hörsaal erhält hier sein eigenes Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung, Nachheizung und adiabatischer Kühlung. Die Zuluftverteilung wird mittels eine Druckbodens im Hohlraumboden realisiert. An den Stirnwänden zum Foyer wird die Abluft abgesaugt. 쐽 Fassade Nord Ausschnitt der Glasfassade mit Druck des Logos der Universität Architektur – 12 – Bautafel Adresse: Hochschule RheinMain, Kurt-Schumacher-Ring 18, Wiesbaden Gebäudeklasse: 3 / Sonderbau Schnitt Bauherr: Land Hessen / Hochschule RheinMain Vertreten durch Hessische Baumanagement Regionalniederlassung West, Wiesbaden Planung: Müller & Münch Architekten, Wiesbaden Tragwerk: Wagner Zeitter Ingenieure, Wiesbaden 1/2016