Nikotinabhängigkeit – pharmakologische Möglichkeiten zur

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Diplomarbeit
Nikotinabhängigkeit – pharmakologische
Möglichkeiten zur Raucherentwöhnung
eingereicht von
Johannes Michael Habenbacher
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am
Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie
unter der Anleitung von
Univ.-Prof. Dr. med. univ. Josef Donnerer
Graz, 16.2.2017
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne
fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet
habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen
als solche kenntlich gemacht habe.
Graz, am 16.2.2017
Johannes Michael Habenbacher eh
II
Danksagung
Ein besonderer Dank gilt Herrn Univ.-Prof. Dr. Josef Donnerer! Ohne zu zögern
erklärte er sich bereit, mich bei dieser Diplomarbeit zu betreuen und stand mir
jederzeit mit guten Denkanstößen und Antworten zur Seite.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen Personen bedanken, die mir
während meines Studiums und dem Verfassen dieser Diplomarbeit mit
motivierenden Worten und wertvollen Ratschlägen weitergeholfen haben.
Mein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie, insbesondere meinen Eltern,
Brüdern und Großeltern, die es mir erst ermöglicht haben, zu studieren, und mir
jedwede Unterstützung zukommen ließen.
Zu guter Letzt möchte ich meiner Partnerin Laura danken, die mir in all den Jahren
stets eine Stütze war und mir mit ihrem Verständnis Kraft und Energie gab.
III
Zusammenfassung
Tabakrauch mit seinem Hauptinhaltsstoff Nikotin zählt zu einem der weltweit
bedeutendsten Umweltgifte. Den Folgen des Tabakrauches werden weltweit
jährlich 5,4 Millionen Todesopfer zugeschrieben. Aktuell rauchen etwa 1,1
Milliarden Menschen regelmäßig Tabakprodukte, wobei sich die Prävalenz der
rauchenden Männer mit 38% deutlich von der der rauchenden Frauen mit 22%
unterscheidet. Obwohl es zwar im europäischen und nordamerikanischen Raum
bereits zu einem deutlichen Prävalenzrückgang kommt, wird für die sogenannten
Industrie- und Entwicklungsländer von der WHO eine deutliche Zunahme der
Rauchprävalenz bis zum Jahr 2030 mit einer geschätzten Zahl von 8 Millionen
jährlichen tabak-assoziierten Todesfällen prognostiziert.
Chronisches Tabakrauchen ist maßgeblich an der Entstehung der dort 6 häufigsten
Todesursachen (Herzinfarkt, KHK, Herzinsuffizienz, Schlaganfall, COPD und
Lungenkrebs) beteiligt.
Im Rahmen einer Literaturrecherche wurden die Geschichte des Tabaks, die
pharmakologischen Eigenschaften und Wirkungen von Nikotin, die Auswirkungen
des Rauchens auf den menschlichen Körper und die Epidemiologie des
Tabakrauchens ausführlich dargestellt. Der Fokus dieser Diplomarbeit lag auf den
pharmakologischen
Möglichkeiten
zur
Rauchentwöhnung
mittels
Nikotinersatztherapie und den Wirkstoffen Bupropion und Vareniclin. Ein
besonderes
Augenmerk
wurde
dabei
auch
auf
die
pharmakologischen
Eigenschaften und Wirkungen der beiden Wirkstoffe gelegt.
Die klinische Wirksamkeit der 3 Therapieformen wurde anhand von Originalarbeiten
verschiedener Autoren miteinander verglichen und in aufgearbeiteter Form
dargestellt.
Zusammenfassend bieten sich der Medizin also vielfältige Möglichkeiten, die
Rauchabstinenz durch medikamentöse Therapie wirksam zu verbessern und so
Raucherinnen und Rauchern den Ausstieg aus ihrer Sucht zu erleichtern.
IV
Abstract
Tobacco smoke, with its main substance nicotine, is one of the most important
environmental toxins worldwide. 5.4 million annual deaths per year are attributed to
the consequences of tobacco smoke. Currently about 1.1 billion people regularly
smoke tobacco products, whereby the prevalence of smoking men with 38% clearly
differs from the one of smoking women with 22%. Although prevalence is already in
decline in Europe and in North America, a distinct increase of smoking prevalence
in the so-called industrialized and developing countries is predicted by the WHO
until the year 2030, with an estimated number of 8 million annual deaths associated
with tobacco.
Chronic smoking of tobacco substantially contributes to the development of the 6
most common causes of death (heart attack, coronary heart disease, cardiac failure,
stroke, chronical obstructive pulmonary disease and lung cancer).
By means of a literature research, the history of tobacco, the pharmacological
characteristics and effects of nicotine, the effects of smoking on the human body
and epidemiology of smoking tobacco shall be comprehensively depicted. The focus
of this diploma thesis is on the pharmacological possibilities for smoking cessation
by means of nicotine substitute therapy and the active substances bupropion and
varenicline. Special attention shall thereby be paid to the pharmacological
characteristics and effects of these two active substances.
The clinical effectiveness of the 3 types of smoking cessation therapy is compared
by referring to original works of different authors and is presented in reviewed form.
It can be concluded that there are several medical possibilities to effectively improve
abstinence from smoking by means of drug therapy, and in that way to help smokers
quit their addiction.
V
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung ............................................................................................................... IV Abstract................................................................................................................................. V Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................ VI Glossar und Abkürzungen ................................................................................................ VIII Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ IX Tabellenverzeichnis .............................................................................................................. X 1 Einleitung .................................................................................................................. 1 1.1 Geschichte des Nikotins ........................................................................................ 1 1.2 Nikotin ................................................................................................................... 2 1.3 Wirkmechanismus ................................................................................................. 3 1.4 Pharmakokinetik .................................................................................................... 4 1.5 Nikotinabhängigkeit .............................................................................................. 6 1.6 Nikotinsucht: Klassifikation .................................................................................. 7 1.6.1 Biochemische Marker .................................................................................... 9 1.6.2 Fagerström-Test ............................................................................................. 9 1.7 Tabakrauch .......................................................................................................... 11 1.8 Chronische Schädigung durch Tabakrauch ......................................................... 13 1.9 Toxizität ............................................................................................................... 17 1.10 Epidemiologie.................................................................................................. 18 2 Material und Methoden ........................................................................................... 20 3 Ergebnisse – Resultate............................................................................................. 21 3.1 Nikotinersatztherapie ........................................................................................... 21 3.1.1 Nikotinkaugummi ........................................................................................ 22 3.1.2 Nikotin-Lutschtablette ................................................................................. 23 3.1.3 Nikotinpflaster ............................................................................................. 24 VI
3.1.4 Nikotin-Inhaler ............................................................................................ 24 3.1.5 Nikotin-Spray .............................................................................................. 25 3.1.6 Kombinationstherapie.................................................................................. 25 3.2 Bupropion ............................................................................................................ 26 3.2.1 Pharmakologie ............................................................................................. 27 3.2.2 Nebenwirkungen.......................................................................................... 28 3.2.3 Gegenanzeigen / Kontraindikationen .......................................................... 28 3.2.4 Klinische Wirksamkeit ................................................................................ 29 3.3 Vareniclin ............................................................................................................ 33 3.3.1 Pharmakologie ............................................................................................. 34 3.3.2 Nebenwirkungen.......................................................................................... 35 3.3.3 Gegenanzeigen / Kontraindikationen .......................................................... 35 3.3.4 Klinische Wirksamkeit ................................................................................ 36 3.4 Kombinationstherapien........................................................................................ 40 4 Diskussion ............................................................................................................... 41 5 Literaturverzeichnis ................................................................................................. 43 VII
Glossar und Abkürzungen
ZNS
zentrales Nervensystem
WHO
World Health Organisation
ACTH
Adrenocortikotropes Hormon
g
Gramm
kg
Kilogramm
mg
Milligramm
µg
Mikrogramm
ng
Nanogramm
L
Liter
Ml
Milliliter
mol
Mol
ICD-10
Internationale
Krankheiten
statistische
und
Klassifikation
verwandter
der
Gesundheits-
probleme
DSM
Diagnostic and Statistical Manual of Mental
Disorders
cm²
Quadratzentimeter
µm
Mikrometer
h
Stunde
FTZA
Fagerström-Test für Zigarettenabhängigkeit
COPD
Chronische obstruktive Lungenerkrankung
KHK
Koronare Herzerkrankung
CO
Kohlenstoffmonoxid
ppm
parts per million
IUPAC
International Union of Pure and Applied Chemistry
LD50
mittlere letale Dosis
EKG
Elektrokardiogramm
MAO
Monoaminooxidase
NET
Nikotinersatztherapie
EU
Europäische Union
FDA
U.S. Food and Drug Administration
USDHHS
U.S. Department of Health and Human Services
VIII
Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNG 1: 2D-STRUKTURFORMEL NIKOTIN [5] .......................................................................... 2
ABBILDUNG 2: PHARMAKOKINETIK NIKOTIN - VERGLEICH DER BLUTPLASMASPIEGEL DER
VERSCHIEDENEN DARREICHUNGSFORMEN [11] ........................................................................ 5
ABBILDUNG 3: WIRKUNGEN VON NIKOTIN IM GEHIRN - ENTSTEHUNG DER ABHÄNGIGKEIT ........... 7
ABBILDUNG 4: FAGERSTRÖM-TEST FÜR ZIGARETTENABHÄNGIGKEIT [25] .................................... 10
ABBILDUNG 5: SCHEMA TABAKABBRAND [27] ............................................................................... 11
ABBILDUNG 6: WHO GLOBAL REPORT: TABAK-ASSOZIIERTE TODESFÄLLE (IN %) 2012 [30] ....... 13
ABBILDUNG 7: AUSWIRKUNGEN DES TABAKRAUCHES AUF DIE ATEMWEGE UND DIE LUNGE [37] 16
ABBILDUNG 8: EINFLUSS VON ZIGARETTENRAUCHEN AUF GEBURTSGEWICHT [39] ...................... 17
ABBILDUNG 9: VERGLEICH NIKOTIN-PLASMASPIEGEL VON ZIGARETTE UND NICORETTE®KAUGUMMI 4MG [48] .............................................................................................................. 23
ABBILDUNG 10: STRUKTURFORMEL BUPROPION (OBEN: (S)-FORM, UNTEN: (R)-FORM) [53] ........ 26
ABBILDUNG 11: WIRKMECHANISMUS BUPROPION: SELEKTIVE WIEDERAUFNAHMEHEMMUNG VON
NORADRENALIN UND DOPAMIN AM SYNAPTISCHEN SPALT [58] ............................................ 27
ABBILDUNG 12: HURT ET AL. 1997: RAUCHABSTINENZ - BUPROPION IM VERGLEICH MIT PLACEBO
NACH 6 WOCHEN [63] .............................................................................................................. 29
ABBILDUNG 13: JORENBY ET AL. 1999: RAUCHABSTINENZ - BUPROPION IM VERGLEICH WÄHREND
DER BEHANDLUNG UND LANGZEIT FOLLOW-UP [64] .............................................................. 31
ABBILDUNG 14: AHLUWALIA ET AL. 2002: RAUCHABSTINENZ - BUPROPION IM PLACEBOVERGLEICH, WÄHREND BEHANDLUNG UND LANGZEIT FOLLOW-UP [65] ............................... 32
ABBILDUNG 15: STRUKTURFORMEL VARENICLIN [66] .................................................................... 33
ABBILDUNG 16: VEREINFACHTES SCHEMA DES WIRKMECHANISMUS VON VARENICLIN AM
NIKOTINREZEPTOR: [69] .......................................................................................................... 34
ABBILDUNG 17: ONCKEN ET AL. 2006: VERGLEICH UNUNTERBROCHENE, 4-WÖCHIGE
ABSTINENZRATE VON VARENICLIN IN UNTERSCHIEDLICHEN DOSIERUNGEN UND PLACEBO IN
DER MEDIKAMENTÖSEN RAUCHERINNENENTWÖHNUNG [75]................................................. 37
ABBILDUNG 18: RIGOTTI ET AL. 2010: VERGLEICH RAUCHABSTINENZ VARENICLIN 2MG GEGEN
PLACEBO, WÄHREND DES BEHANDLUNGSZEITRAUMES VON 12 WOCHEN UND LANGZEIT
FOLLOW-UP [76] ...................................................................................................................... 38
ABBILDUNG 19: TASHKIN ET AL. 2011: VERGLEICH RAUCHABSTINENZ VARENICLIN GEGEN
PLACEBO [77] .......................................................................................................................... 39
IX
Tabellenverzeichnis
TABELLE 1: AUSWERTUNG SUMMENWERT FAGERSTRÖM-TEST FÜR ZIGARETTENABHÄNGIGKEIT 11
TABELLE 2: ERHÖHTES MORTALITÄTSRISIKO (RELATIVE RISIKOERHÖHUNG) VON RAUCHERINNEN
IM VERGLEICH [34] .................................................................................................................. 14
TABELLE 3: RAUCHVERHALTEN DER ÖSTERR. BEVÖLKERUNG >15 JAHRE, STATISTIK AUSTRIA –
GESUNDHEITSBEFRAGUNG 2014 ............................................................................................. 19
TABELLE 4: LANGZEITRAUCHABSTINENZ - BUPROPION IM VERGLEICH MIT PLACEBO, NACH HURT
ET AL. 1997 [63]....................................................................................................................... 30
TABELLE 5: LANGZEITRAUCHABSTINENZ - BUPROPION IM VERGLEICH MIT PLACEBO, NIKOTINPATCH UND BUPROPION + NIKOTIN-PATCH, NACH JORENBY ET AL. 1999 [64] ...................... 31
TABELLE 6: LANGZEITRAUCHABSTINENZ - BUPROPION 300MG IM VERGLEICH MIT PLACEBO, NACH
AHLUWALIA ET AL. 2002 [65] ................................................................................................. 33
TABELLE 7: AUFTRETEN VON PSYCHIATRISCHEN NEBENWIRKUNGEN – VARENICLIN IM VERGLEICH
ZU PLACEBO, NACH TASHKIN ET AL. 2011 [77] ....................................................................... 39
TABELLE 8: RAUCHABSTINENZRATEN DER GRUPPEN VARENICLIN + BUPROPION (N=249) UND
VARENICLIN + PLACEBO (N=257), NACH EBBERT ET AL. 2014 [78] ....................................... 41
X
1 Einleitung
Tabak mit seinem Hauptwirkstoff Nikotin nimmt unter den zahlreichen Umweltgiften,
von denen der menschliche Körper belastet wird, gemessen an seinen nachweislich
erzeugten Schäden, eine sehr wichtige Rolle ein.
1.1 Geschichte des Nikotins
Die
Tabakpflanze
der
Pflanzengattung
Nicotiana
ist
ein
Vertreter
der
Nachtschattengewächse. Sie ist auf dem amerikanischen Kontinent heimisch und
wird dort seit mehr als 10.000 Jahren von den Eingeborenen zu kultischen Zwecken
konsumiert.
Zu Zeiten der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus sahen Europäer
zum ersten Mal Tabakkonsum zu kultischen Zwecken bei den Eingeborenen,
woraufhin Tabak bald aus der neuen Welt nach Europa gebracht wurde.
Da der Tabakpflanze anfangs besonders große Heilkräfte, vor allem in der
Behandlung von Geschwüren und Kopfschmerzen, zugeschrieben wurden, führte
sie der französische Arzt und Medici-Gesandter Jean Nicot de Villemain um 1560
in Frankreich als Heilpflanze ein. [1]
Tabak galt um 1600 als eines der bestwirksamen Heilmittel und wurde in
verschiedensten Darreichungsformen (Lösungen, Tinkturen, Salben, Pasten, etc.)
als Arzneimittel verwendet. Besonders geschätzt waren auch seine beschriebenen
Wirkungen auf Psyche und Geist, wie etwa Erfrischung der Sinne, Aktivierung der
Lebenskräfte und Zunahme der Konzentrationsfähigkeit.
Zu Genusszwecken war in Europa bis vor ungefähr 150 Jahren überwiegend das
Tabakschnupfen gebräuchlich. Europäische Soldaten brachten den Gebrauch
türkischer und russischer Soldaten, Tabak als Genussmittel in Zigarettenform zu
rauchen, zu Zeiten des Krimkrieges um etwa 1850 nach Zentraleuropa.[2] [3]
Der Hauptwirkstoff der Tabakpflanze wurde erstmals 1828 aus den Blättern der
Pflanze Nicotiana tabacum von Christian Wilhelm Posselt und Karl Ludwig Reimann
isoliert und zu Ehren Jean Nicots „Nikotin“ genannt. [4]
1
1.2 Nikotin
Abbildung 1: 2d-Strukturformel Nikotin [5]
Nikotin ist ein Alkaloid, das vorwiegend in der Tabakpflanze (Pflanzengattung
Nicotiana), aber auch in anderen Nachtschattengewächsen vorkommt.
Tabakpflanzen erzeugen das Nicotin in ihren Wurzeln. Beim Reifungsprozess
wandert der Stoff dann schließlich in die Blätter und dient dort der Abwehr von
Fressfeinden der Pflanze. Nicotin und nikotinähnliche Stoffe, sogenannte
Nicotinoide, sind naturgemäß also starke Insektizide.
Alkaloide sind natürlich vorkommende, stickstoffhaltige organische Verbindungen.
Die chemische Struktur des Nikotins basiert auf 2 verbundenen Ringen aus Pyridin
und Pyrrolidin. Die daraus resultierende Summenformel lautet C10H14N2, der
chemische Stoffname lautet 3-(1-Methyl- 2-pyrrolidinyl) -pyridin und das molekulare
Stoffgewicht beträgt 162.23 g/mol [6].
Als nikotin-ähnliche Alkaloide sind außerdem noch Coniin, das in Europa im
Schierling (Conium maculatum) zu finden ist und wodurch niemand geringerer als
Sokrates den Tod fand, Cytisin, aus dem als Zimmerpflanze beliebten Goldregen
(Laburnum anagyroides) und Lobelin, aus dem Indianertabak (Lobelia inflata), einer
Pflanze aus der Gattung der Glockenblumengewächse.
Reines Nikotin kann bei Zimmertemperatur als ölige, farblose Flüssigkeit mit
tabakartigem, pyridinartigem Geruch beschrieben werden.
2
Der pKa-Wert von Nikotin beträgt 7,9, somit liegt der Wirkstoff im Blut zu etwa 25%
in lipidlöslicher, nicht-ionisierte freier Basenform vor. [7] [8]
1.3 Wirkmechanismus
Die pharmakologische Wirkung von Nikotin ist ziemlich komplex. Nikotin wirkt wie
Acetylcholin als Agonist am Nikotinrezeptor. Nikotinische Acetylcholinrezeptoren,
kurz Nikotinrezeptoren genannt, sind membranständige Rezeptoren, die in
verschiedenen Nervenzellen, in Muskelfasern und in der neuromuskulären
Endplatte vorkommen.
Sie binden als Substrat den Neurotransmitter Acetylcholin, können jedoch auch
direkt durch Nikotin oder ähnliche nikotinerge Substanzen aktiviert werden.
Neuronale Nikotinrezeptoren finden sich im menschlichen Körper auf autonomen
Ganglienzellen, auf afferenten und efferenten peripheren Nervenendigungen, auf
Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark und sympathischen Ganglienzellen des
Nebennierenmarks. Außerdem kann Nikotin die Blut-Hirn-Schranke passieren und
ist somit ZNS-gängig. [7]
Herz-Kreislaufsystem:
Nikotin kann über mehrere Wirkmechanismen den Herzschlag beschleunigen, etwa
über Stimulation sympathischer Ganglien, Blockade parasympathischer Ganglien
oder durch Ausschüttung von Katecholaminen aus dem Nebennierenmark.
Nikotin kann den Herzschlag aber auch durch Stimulation an parasympathischen
Ganglien oder durch Blockade sympathischer Ganglien verlangsamen.
Welcher kardiale Effekt sich schlussendlich wirklich darstellt, hängt maßgeblich von
der Art der Nikotinapplikation und der verabreichten Dosis ab.
Niedrige Nikotindosen, wie sie dem Körper bei mäßigem Zigarettenrauchen
zugeführt werden, führen zu einer Steigerung der Herzfrequenz und zu einer
Erhöhung des Blutdrucks.
Magen-Darmtrakt:
Die Nikotinwirkung auf den Magen-Darmtrakt wird zusätzlich durch die Wirkung von
Peptidhormonen, Katecholaminen und Acetylcholin verstärkt. Es kommt zu einer
Anregung der Peristaltik des Darmtraktes, zur Folge stehen vermehrter Stuhldrang
und häufigere Defäkation.
3
Zusätzlich bewirkt Nikotin eine (unregelmäßig) erhöhte Sekretion von Magensaft
und eine Tonusabnahme im unteren Ösophagussphinkter.
Es kann also von einer indirekten ulzerogenen Wirkung ausgegangen werden, die
zusätzlich durch eine Verminderung der Schleimhautdurchblutung verstärkt wird.
Außerdem wird dadurch die Entstehung eines gastroösophagealen Refluxes
begünstigt.
ZNS:
In kleinen Dosen wirkt Nikotin auf das Zentralnervensystem stimulierend.
Nikotin bewirkt außerdem eine Freisetzung von Dopamin im mesolimbischen
Dopaminsystem und führt so zu seiner Abhängigkeit erzeugenden Wirkung. Das
Thema Nikotinsucht soll aber noch genauer in einem späteren Kapitel dargestellt
werden.
Über die Aktivierung von Nikotinrezeptoren in den Glomera aortica und den
Glomera carotica, in welchen über Chemorezeptoren der Sauerstoffpartialdruck im
Blut überwacht wird, kommt es zu einer Anregung der Atmung.
Ein häufiges Symptom der Nikotinwirkung ist Tremor, außerdem wird das so
genannte Brechzentrum, eine funktionelle Zusammenfassung von Kerngebieten im
Hirnstamm, stimuliert.
Zu guter Letzt greift Nikotin über das ZNS in die Sekretion von Hormonen ein und
begünstigt
so
die
Hypophysenhinterlappen,
Ausschüttung
ACTH
von
Vasopressin
(adrenocortikotropes
Hormon)
aus
aus
dem
dem
Hypophysenvorderlappen und β-Endorphin aus dem Hypothalamus.
Höhere Dosen des Wirkstoffes wirken krampfauslösend. [7] [9]
1.4 Pharmakokinetik
Die Resorption von Nikotin ist bei den unterschiedlichen Möglichkeiten des
Tabakkonsums sehr unterschiedlich.
Beim Tabakkauen oder -schnupfen werden große Mengen Nikotin langsam und
gleichmäßig über die Schleimhäute des Verdauungstraktes, vorwiegend über
Mund- und Magenschleimhaut, bzw. über die Nasenschleimhaut, resorbiert. Beim
4
Paffen von Zigarren- oder Pfeifenrauch kommt es ebenfalls zu einer Resorption von
Nikotin über die Schleimhäute von Mund- und Nasenhöhle.
Beim inhalativen Rauchen von Zigaretten wird quasi das gesamte angebotene
Nikotin über die Alveolarwände resorbiert, es kommt unter den verschiedenen
Darreichungsformen außerdem zum schnellsten Plasmaspiegelanstieg.
Zusätzlich zur fast vollständigen Aufnahme des zugeführten Nikotins erreicht dieses
über die alveoläre Aufnahme das linke Herz und das ZNS unter Umgehung des
Leberkreislaufes.
Diese Umstände führen zu einer intermittierenden Anflutung der Nikotinrezeptoren
mit relativ hohen Wirkstoffdosen. [3]
Genauso wie bei den unterschiedlichen Tabakprodukten kommt es bei
pharmakologischen Nikotinprodukten zu unterschiedlich schneller bzw. guter
Resorption, wobei keineswegs der „explosive“ Nikotinplasmaspiegelanstieg wie
beim inhalativen Zigarettenrauchen erreicht werden kann.
Abbildung 2: Pharmakokinetik Nikotin - Vergleich der Blutplasmaspiegel der verschiedenen Darreichungsformen [9]
(Nikotin-Nasalspray 1mg, Zigarette, Nikotin-Inhaler 1mg, Nikotin-Kaugummi 2mg)
Nikotin wird mit einer Halbwertszeit von 2 Stunden rasch in der Leber oxidativ über
die Cytochrome P450 2 A6 (CYP2A6) und 2 D6 (CYP2D6) metabolisiert. Der
oxidative Abbau erfolgt am C5 des Pyrrolidinrings.
5
Die Hauptmetaboliten des Nikotinabbaus im menschlichen Körper, Kotinin, NikotinN-Oxid und Pyridylmethylaminobuttersäure sind pharmakologisch unwirksam.
Sie verweilen mit einer Halbwertszeit von etwa 20-30h im Organismus und werden
dann langsam renal ausgeschieden. [9] Nur höchstens 10% des resorbierten
Nikotins werden unverändert renal eliminiert.
1.5 Nikotinabhängigkeit
Die
Nikotinabhängigkeit
beinhaltet
eine
psychische
und
eine
physische
Komponente und entsteht durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren.
Physische Abhängigkeit:
Nikotin
bindet
an
nikotinerge
Acetylcholin-Rezeptoren
auf
dopaminergen
Nervenzellen im ZNS, unter anderem im ventralen tegmentalen Areal, einem
Bestandteil des mesolimbischen Dopaminsystems, und stimuliert dadurch die
Freisetzung
von
Dopamin
im
Nucleus
accumbens,
dem
sogenannten
Belohnungszentrum des Gehirns. Durch den erhöhten Dopaminausstoß wird ein
subjektives Wohlgefühl ausgelöst. [10]
Zusätzlich wird dieser Effekt durch die nikotinbedingte Freisetzung der
Neurotransmitter GABA (Gammma-Aminobuttersäure) und Glutamat unterstützt.
Glutamat erleichtert nämlich ebenso wie GABA die Dopaminausschüttung im
Gehirn. [11]
Bei wiederholtem Nikotinkonsum stellt sich ein Gewöhnungseffekt des Gehirns ein,
da
durch
die
chronische
Zuführung
des
Wirkstoffes
die
bestehenden
Nikotinrezeptoren desensibilisiert werden und es zusätzlich zu einer höheren
Rezeptorexpression kommt. Es werden also immer höhere Nikotindosen benötigt,
um das Belohnungszentrum zu stimulieren. [12]
Psychische Abhängigkeit:
Durch die Nikotin-induzierte Dopaminausschüttung im Belohnungszentrum wird
über dopaminerge Leitungsbahnen ein Bereich im präfrontalen Kortex angeregt, der
an Lernvorgängen beteiligt ist.
6
Hier werden die positiv wahrgenommenen Wirkungen des Rauchens mit
Sinneswahrnehmungen, Handlungen, Situationen oder affektiven Zuständen in
Verbindung gebracht.
Es kommt, durch Wiederholung, zur Veränderung neuronaler Verbindungen im
Gehirn, was eine starke und langanhaltende Konditionierung auf diese Reize
entstehen lässt. [11] [13] [14]
Abbildung 3: Wirkungen von Nikotin im Gehirn - Entstehung der Abhängigkeit
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg [15]
1.6 Nikotinsucht: Klassifikation
In beiden weltweit gebräuchlichen diagnostischen Klassifikationssystemen, ICD-10
der
WHO
und
DSM-IV
der
American
Psychiatric
Association
ist
die
Tabakabhängigkeit, bzw. die Nikotinabhängigkeit als Krankheit angeführt.
Nach ICD-10, welches in Deutschland und Österreich das gebräuchliche
Klassifikationsinstrument
darstellt,
ist
die
Diagnose
Tabakabhängigkeit
7
(Tabakabhängigkeitssyndrom F17.2) in der Rubrik F17, Psychische und
Verhaltensstörungen durch Tabak, klassifiziert und kann gestellt werden, wenn in
einem Zeitraum von 12 Monaten 3 der folgenden Symptome bestanden haben:

Starker Wunsch/Zwang nach Tabakkonsum

Toleranzentwicklung

Anhaltender Substanzkonsum trotz schädlicher Folgen

Entzugserscheinungen bei Verringern oder Absetzen des Tabakkonsums

Eingeschränkte Kontrolle über Tabakgebrauch

Vernachlässigung
anderer
Aktivitäten/Interessen,
zugunsten
des
Tabakkonsums
[16] [17] [18]
Die Kategorie F10-F19 des ICD-10 kodiert für Psychische und Verhaltensstörungen
durch psychotrope Substanzen. Unter anderem sind hier die Abhängigkeiten durch
Substanzklassen
wie
Opioide,
Cannabinoide,
Hypnotika
oder
Sedativa,
Halluzinogene und Alkohol klassifiziert.
Aus der PatientInnen-Anamnese können sich außerdem noch weitere Hinweise auf
eine mögliche Nikotinabhängigkeit ergeben:
starkes Rauchen (>20 Zigaretten/Tag), bereits gescheiterte Ausstiegsversuche und
morgendliches Rauchen sind üblicherweise typisch für eine Nikotinsucht. [16]
Schädlicher Gebrauch F17.1:
Hier
wird
von
einem
gelegentlichen
Nikotinkonsum
ohne
Abhängigkeit
ausgegangen, bei dem es trotzdem zu einer schädigenden Wirkung der Gesundheit
kommt.
Es handelt sich quasi um eine Vorstufe zur Tabakabhängigkeit.
Generell ist der schädliche Gebrauch als Konsummuster von psychotropen
Substanzen, die zu einer Gesundheitsschädigung führen, zusammengefasst. [17]
[19]
Nikotinentzug F17.3:
Nikotinentzugssymptomatik ist hauptsächlich bei starker Nikotinabhängigkeit mit
einem Tageszigarettenkonsum von 30 Zigaretten und mehr zu beobachten.
8
In der Regel können hierbei vor allem heftiges Verlangen nach Zigaretten, das
sogenannte Craving, Konzentrationsschwächen, Ruhelosigkeit, leichte Erregbarkeit
und Angstgefühle beobachtet werden.
Zusätzlich kann die Symptomatik durch das Fehlen einer manuellen Beschäftigung,
die Zigarettenrauchen für die meisten Raucherinnen und Raucher darstellt, oder
durch geringste Anlässe, die über die bereits in Punkt 1.5 erwähnte Konditionierung
Rauchverlangen verursachen können, verstärkt werden. [9]
Das Spektrum an Entzugserscheinungen kann Wochen bis Monate andauern und
ist individuell stark ausgeprägt.
1.6.1 Biochemische Marker
Als biochemische Marker für ein Maß der Zigarettensucht stehen die Messung des
Nikotin-Plasmaspiegels, des Kotinin-Spiegels in Speichel, Blutplasma oder Urin
oder die Messung der CO-Konzentration in der Ausatemluft zur Verfügung.
RaucherInnen mit einem Konsum von 20 Zigaretten / Tag weisen hierbei einen
Kohlenmonoxid-Wert von 15-30 ppm auf, bei einem täglichen Konsum von 25 oder
mehr Zigaretten / Tag kann von CO-Werten von 40 ppm und mehr ausgegangen
werden. [16]
1.6.2 Fagerström-Test
Genauso wie die Definition der Abhängigkeit mittels verschiedener Kriterien muss
auch
die
Stärke
der
Abhängigkeit
ermittelt
werden.
Die
Stärke
der
Nikotinabhängigkeit kann mit dem Fagerström-Test für Zigarettenabhängigkeit, kurz
FTZA, bestimmt werden. Hierbei kann mittels gezielter Fragen auf das
Rauchverhalten der PatientIn eine zuverlässige Prognose für den Erfolg der
Zigarettenentwöhnung
nach
12
Monaten
und
eine
Klassifizierung
der
Zigarettensucht getroffen werden. Außerdem stellt der ermittelte Schweregrad der
Abhängigkeit weitere Hilfestellungen für die Ermittlung der Dosierung und Dauer
von geplanten medikamentösen Therapien sowie zusätzlichen, unterstützenden
psychotherapeutischen Maßnahmen dar.
Die
Testergebnisse
korrelieren
mit
biometrischen
Markern,
die
beim
laborchemischen Erfassen und Quantifizieren der Nikotinsucht zur Verfügung
stehen, wie zum Beispiel dem Kotininspiegel in Blut und Urin oder dem
Kohlenmonoxidgehalt in der Ausatemluft. [20]
9
Besondere Nutzung findet der Test vor allem bei der Planung einer Suchttherapie
bei Jugendlichen und Erwachsenen und in der Forschung.
Der FTZA ist leicht verständlich und schnell durchführbar. Bei insgesamt 6 Fragen
mit jeweils 2-4 Antwortmöglichkeiten kann eine Gesamtpunktezahl von höchstens
10 Punkten erreicht werden.
Ein hoher Summenwert im FTZA bedeutet zwar einen hohen Grad der
Abhängigkeit, jedoch nicht automatisch abstinenzunfähig zu sein oder an den
stärksten Entzugserscheinungen leiden zu müssen. Vielmehr werden gescheiterte
Aufhörversuche der RaucherInnen verständlicher.
In Deutschland erreicht etwa die Hälfte der Rauchenden einen FTZA-Score von 3,
ein Drittel sogar einen Wert von 4 und höher. [16]
In Abbildung 4 sind die Fragen- und Antwortmöglichkeiten des Fagerström-Tests
für Zigarettenabhängigkeit inklusive der zu ermittelnden Punktzahl dargestellt,
Tabelle 1 zeigt die dazugehörigen Abhängigkeitskategorien.
Abbildung 4: Fagerström-Test für Zigarettenabhängigkeit [9]
10
Tabelle 1: Auswertung Summenwert Fagerström-Test für Zigarettenabhängigkeit
Quelle: Wiener klinische Wochenschrift - Richtlinien der Tabakentwöhnung Stand 2010 [21]
Auswertung Summenwert Fagerström-Test für Zigarettenabhängigkeit
Punktezahl
Abhängigkeitsgrad
0-2
sehr niedrig
3-4
niedrig
5
mittel
6-7
hoch
8-10
sehr hoch
Bei Testergebnissen von 0-2 Punkten oder 3-4 Punkten kann von einem sehr
niedrigen
beziehungsweise
niedrigen
Abhängigkeitsgrad
der
RaucherIn
ausgegangen werden, wohingegen 5 Punkte eine mittelstarke Abhängigkeit
anzeigen und Testergebnisse von 6-7 Punkten oder sogar 8-10 Punkten mit einem
hohen beziehungsweise sehr hohen Abhängigkeitsgrad korrelieren. [21]
1.7 Tabakrauch
In diesem Kapitel sollen die chemischen und physikalischen Vorgänge des
Zigarettenrauchens,
welches
heutzutage
die
gängigste
Variante
des
Tabakkonsums darstellt, erläutert werden.
Abbildung 5: Schema Tabakabbrand [3]
Tabak und Zigarettenpapier werden in der Glutzone, in der durch Sog am
Mundstück der Zigarette Temperaturen bis um 900°C erreicht werden, unter
reduktiven Bedingungen verbrannt, wobei ein Gemisch aus gasförmigen
Reaktionsprodukten entsteht. Es folgt die Destillationszone, in der durch den
11
entstehenden Wasserdampf Nikotin und weitere Inhaltsstoffe des Tabaks destilliert
werden.
Die freigesetzten Stoffe vermischen sich zu einem Aerosol. Teile dieses Aerosols
schlagen sich in der so genannten Kondensationszone, also dem unverbrannten
Restteil der Zigarette, nieder, weswegen es mit fortschreitendem Abbrand zu einer
stetigen (Neu-)Anreicherung des Destillats kommt. Aus diesem Grund ist es
außerdem förderlich, eine Zigarette nie weiter als bis zu zwei Drittel abzurauchen:
das letzte Drittel fungiert als natürlicher Filter und enthält außerdem die stärkste
Schadstoffkonzentration. [22]
Der Hauptstromrauch wird von der RaucherIn über das Mundstück oder den
Zigarettenfilter inhaliert, der Nebenstromrauch verdünnt sich, von der RaucherIn
„ungenutzt“, in der Umgebungsluft. Da beim Entstehen des Nebenstromrauches in
den Zugpausen, beim so genannten Glimmen der Zigarette, niedrigere
Temperaturen von nur 500-600°C vorherrschen, findet der Verbrennungsprozess
hier
unvollständiger
Nebenstromrauches
ist
statt.
Die
Kohlenmonoxid-Konzentration
dementsprechend
2,5-fach
höher
als
die
des
des
Hauptstromrauches, zusätzlich ist die Schadstoffkonzentration höher. Die
enthaltenen
Schadstoffpartikel,
welche
bereits
im
Hauptstromrauch
eine
Partikelgröße von nur 0,2-1 µm aufweisen und als Feinstaub klassifiziert werden
können, weisen nun eine noch geringere Größe auf. So können sie tiefer ins
Alveolargewebe vordringen, wo sie dann haften bleiben. Dies stellt die besondere
Belastung
und
Gefährdung,
vor
allem
in
geschlossenen
Räumen,
des
Passivrauchens dar. [23]
Neben Nikotin sind vor allem Kohlenmonoxid (CO), Stickstoffmonoxid (NO),
Stickstoffdioxid (NO2) im Tabakrauch von Bedeutung.
Zusätzlich konnten im Tabakrauch bis jetzt mehrere 1000 Substanzen, unzählige
davon toxisch oder kanzerogen, identifiziert werden.
Vor allem die kanzerogenen Stoffgruppen der polyzyklischen, aromatischen
Kohlenwasserstoffe, Nitrosamine und aromatischen Amine spielen hierbei eine
bedeutsame Rolle. Außerdem konnten im Tabakrauch Schwermetalle wie Chrom,
Arsen, Cadmium und Vanadium nachgewiesen werden. [3]
12
1.8 Chronische Schädigung durch Tabakrauch
Im „WHO global report: mortality attributable to tobacco“ aus dem Jahr 2012 werden
12% der weltweiten Todesfälle (16% Männer, 7% Frauen) von über 30-Jährigen den
Folgen von Tabakrauch zugeschrieben.[24] Die folgende Abbildung 6 soll einen
Überblick über die geografischen Unterschiede hinsichtlich der Tabak-assoziierten
Mortalitätsraten liefern.
Abbildung 6: WHO global report: Tabak-assoziierte Todesfälle (in %) 2012 [24]
Jährlich sterben weltweit rund 5,4 Millionen Menschen an den Folgen von
chronischem Tabakkonsum, mehr als ein Drittel davon in sogenannten
Industrieländern. Bei gleichbleibender Entwicklung der Rauchprävalenz wird im
Jahr 2030 von der WHO sogar von etwa 8 Millionen Todesfällen pro Jahr
ausgegangen. [25]
Die 6 dort häufigsten Todesursachen (Herzinfarkt, KHK, Herzinsuffizienz,
Schlaganfall, COPD und Lungenkrebs) sind allesamt bedeutend durch chronischen
Tabakkonsum bedingt.
Man spricht bei Krankheiten, die bei TabakkonsumentInnen oder RaucherInnen
häufiger auftreten als bei NichtraucherInnen, von tabak-assoziierten Erkrankungen.
Etwa
ein
Drittel
der
tabak-assoziierten
Todesfälle
wird
durch
Karzinomerkrankungen verursacht, ein weiteres Drittel durch kardiovaskuläre
Erkrankungen und rund 25% durch chronisch obstruktive Lungenerkrankungen.
Die
schwerwiegenden
Gesundheitsschäden,
die
durch
chronischen
Zigarettenkonsum verursacht werden, treten in der Regel erst mit einer Latenz von
Jahren oder Jahrzehnten auf. Aus diesem Grund sind RaucherInnen lange nicht zur
13
Abstinenz bereit und können das entstandene Gesundheitsrisiko lange Zeit
denunzieren. [26] [27]
Tabelle 2: Erhöhtes Mortalitätsrisiko (relative Risikoerhöhung) von RaucherInnen im Vergleich [3]
RaucherInnen
Alle Krebserkrankungen
RaucherInnen
(>25 Zig. / Tag)
Ex-RaucherInnen
2,2
3,1
1,3

Larynx, Pharynx, Mundhöhle
24
48
3

Lunge
15
25
4,1

Ösophagus
7,5
11,2
4,7

Harnblase
1,6
2,2
3,6

Pankreas
1,4
1,9
3,1

Nieren
1,4
1,3
1,2
COPD
12,7
22,5
5,7
Alle kardiovaskulären Erkrankungen
1,6
1,9
1,2


Herzinfarkt
1,6
1,8
1,2

Arteriosklerose
1,8
3,3
0,8

Aortenaneurysma
4,1
5,4
2,2
Kardiovaskuläre Erkrankungen:
Durch die direkte atherogene Gefäßwirkung von Tabakrauch steigt die Inzidenz und
Mortalität aller wichtigen kardiovaskulären Erkrankungen (KHK, Herzinfarkt,
Apoplex, Aorten-aneurysma, periphere obstruktive Gefäßerkrankungen) mit dem
Zigarettenrauchen an. Die relative Risikoerhöhung zur Erkrankung an einer
kardiovaskulären
Erkrankung
liegt
für
RaucherInnen
im
Vergleich
zu
NichtraucherInnen bei 1,6 (vgl. Tabelle 2).
Außerdem dürfen arterielle Erkrankungen der unteren Extremitäten, wie zum
Beispiel Arteriosklerose oder Thrombangiitis obliterans, die mit dem Ausmaß des
Tabakkonsums korrelieren, nicht unerwähnt bleiben. Durch Nikotinwirkungen
möglicherweise verursacht oder verstärkt, führen sie zwar nicht zum Tod, machen
jedoch mit ihrem Endstadium „Raucherbein“ eine Amputation der betroffenen
Extremität oft unumgänglich. [3]
14

Krebserkrankungen:
Die relative Risikoerhöhung für RaucherInnen, an einer Krebserkrankung zu
versterben, beträgt 2,2. Unter den Tabak-assoziierten Krebserkrankungen stehen
Tumoren der Lunge und im Bereich der Mundhöhle oder der oberen Atemwege an
1. Stelle. Bösartige Lungentumore weltweit sind bei Männern zu 90%, bei Frauen
zu 75% die Folge von chronischem Tabakkonsum. [28]
Bei Tumoren der Mundhöhle sowie der oberen und unteren Atemwege kann auf
Grund der chronischen, direkten Schadstoffexposition eine höhere relative
Risikoerhöhung beobachtet werden als bei Tumoren von Harnblase, Nieren oder
Pankreas, die über den Metabolismus nur einer geringeren Schadstoffbelastung
ausgesetzt sind. In Tabelle 2 wird die relative Risikoerhöhung von RaucherInnen im
Vergleich zu NichtraucherInnen in Bezug auf tabak-assoziierte Krebserkrankungen
dargestellt. [3]

Pulmonale Erkrankungen:
Tabakrauch enthält zahlreiche Schadstoffe, die lokal inflammatorisch wirken,
Lungengewebe schädigen und eine erhöhte Produktion von Bronchialschleim
bewirken. Zusätzlich wird durch Tabakrauch der Selbstreinigungsmechanismus der
Atemwege zerstört: durch die Destruktion der Flimmerhärchen des respiratorischen
Flimmerepithels,
die
über
oralwärts
gerichtete
Zilienschläge
Fremdstoffe
gemeinsam mit Bronchialschleim aus den Atemwegen abtransportieren sollen, und
einer erhöhten Viskosität des Bronchialschleims kommt es zu einem Sekretstau.
Außerdem kommt es durch freie Sauerstoffradikale zu einer Überaktivierung der
Immunabwehr, einer Destruktion von Alveolargewebe und einer vermehrten
Ausbildung von glatter Muskulatur.
In Abbildung 7 ist die Pathophysiologie der schädigenden Wirkung des
Tabakrauches auf das Lungengewebe schematisch dargestellt.
Durch eine Festsetzung von Teerpartikeln kommt es im Bereich der oberen
Atemwege zu lokalen Schleimhautreizungen. Folgen sind vor allem chronische
Entzündungen im Bereich von Pharynx und Larynx. Außerdem werden chronische
Bronchitiden und COPD fast ausschließlich von Rauchen verursacht.
Jeder 4.-5. RaucherIn entwickelt irgendwann eine COPD, die Krankheitsursache ist
in Deutschland zu etwa 90% chronisches Tabakrauchen. [29]
15
Abbildung 7: Auswirkungen des Tabakrauches auf die Atemwege und die Lunge [29]

Weitere Gesundheitsschädigungen:
Durch die Wirkung von Nikotin auf das sympathoadrenale System haben
RaucherInnen auf Grund erhöhter Stoffwechselaktivität und einem höheren
Grundumsatz ein geringeres Körpergewicht als NichtraucherInnen. Abmagerung,
so genannte „Raucherkachexie“, stellt den Extremfall dieses Phänomens bei
exzessivem Rauchen und gleichzeitig verminderter Nahrungsaufnahme dar.
Durch ein Zusammenspiel von gesteigerter Magensaftproduktion, verminderter
Schleimhautdurchblutung,
gesteigerter
gastrointestinaler
Motilität
und
vermindertem Pylorustonus finden sich bei RaucherInnen häufiger Geschwüre im
Bereich des Magens und des Zwölffingerdarmes als bei NichtraucherInnen.
Zusätzlich kann es durch chronische Reizung durch Teerbestandteile der
Schleimhäute im Bereich von Mund- und Nasenhöhle zu vermindertem
Geschmacks- und Geruchsinn oder zu chronischen Zahnfleischentzündungen
kommen.
Chronisches
Rauchen
kann
auch
zur
Entstehung
von
Augenerkrankungen wie zum Beispiel Katarakt oder Retinadegeneration beitragen,
die im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung führen können. Als verantwortliche
Ursachen müssen hier vor allem lokale Ischämie, Vitaminmangel (Folsäure, Vitamin
B12) und erhöhte oxidative Schädigung aufgeführt werden. [3]
16

Rauchen in der Schwangerschaft:
Nikotin ist plazentagängig, weswegen der Fötus von allen Wirkmechanismen
gleichermaßen
wie
die
Mutter
betroffen
ist.
Auf
Grund
verminderter
Plazentadurchblutung und erhöhter Kohlenmonoxid-Konzentration im Blut erleidet
der Fötus chronischen Sauerstoffmangel. Die verringerte plazentare Durchblutung
führt
außerdem
zu
Wachstumsretardierung
einer
schlechteren
mit
Nährstoffversorgung:
vermindertem
intrauterine
Längenwachstum
und
Geburtsgewichtdefiziten sind die Folge. In Abbildung 8 ist der Einfluss von Rauchen
in der Schwangerschaft auf das Geburtsgewicht dargestellt.
Bei Föten rauchender Spätschwangerer kann außerdem eine Steigerung der
Herzfrequenz beobachtet werden. Durch eine erhöhte Reagibilität im Uterus ist die
Frühgeburtenrate unter rauchenden Schwangeren fast doppelt so hoch wie bei
NichtraucherInnen, das Risiko für SIDS, plötzlicher Säuglingstod, ist beim Rauchen
von 10 Zigaretten täglich um das Siebenfache erhöht. [30] [3]
Abbildung 8: Einfluss von Zigarettenrauchen auf Geburtsgewicht [3]
1.9 Toxizität
Nikotin ist, neben seinen vielfach stimulierenden, von Rauchern geschätzten
Wirkungen, auch ein starkes Gift.
Die akute orale Letaldosis beträgt circa 0.5 bis 0.75 mg/kg Körpergewicht, was etwa
40-60mg Nikotin bei einem Erwachsenen entspricht. [31]
17
Obwohl diese tödliche Nikotindosis bereits in 5 Zigaretten oder 1 Zigarre enthalten
ist, sind akute Nikotinvergiftungen durch Tabakrauchen sehr selten. Ein Großteil
des
enthaltenen
Nikotins
verpufft
meistens
„wirkungslos“
über
den
Nebenstromrauch der Zigarette in der Umgebungsluft, ohne eingeatmet zu werden.
Bereits höhere Dosen von Nikotin können Krämpfe auslösen.
Leichte Nikotinvergiftungen zeigen Symptome wie Kopfschmerzen, Erbrechen,
Übelkeit, Tremor der Hände und Durchfall. Bei schweren Vergiftungen kommt es
zusätzlich
noch
Muskelschwäche,
zu
cholinergen
gastrointestinale
Symptomen
Krämpfe,
etc.),
(z.B.
Hypersalivation,
zentralen
Krämpfen,
Kreislaufversagen, Erregtheit und schließlich dem Tod durch Atemlähmung und
Herzstillstand.
Die Therapie der Nikotinvergiftung ist, je nach Schwere der Symptomatik, in erster
Linie symptomatisch. Krämpfe werden mit Benzodiazepinen behandelt, außerdem
wird die Gabe von medizinischer Kohle, Carbo medicinalis, zur weiteren
Resorptionsverhinderung empfohlen. Bei Nikotinvergiftungen über die Haut ist
zusätzlich die gründliche Reinigung mit viel Wasser und Seife notwendig. [22] [32]
Schwere Nikotinvergiftungen können neben der symptomatischen Therapie auch
eine Antagonisierung mit Atropin oder Biperiden erforderlich machen. [33] [34]
1.10 Epidemiologie
Laut einem Bericht der WHO haben weltweit im Jahr 2015 mehr als 1,1 Milliarden
Menschen regelmäßig Tabak geraucht. Die weltweite Prävalenz für das Rauchen
liegt bei 38% der Männer und 22% der Frauen.
Obwohl die Prävalenz des Tabakrauchens in vielen Ländern rückläufig ist, zeigt sich
ein Anstieg in den WHO Regionen Naher Osten, Asien und Afrika. [35]
Insgesamt starben laut dem WHO Bericht „Report on the global tobacco epidemic“
aus dem Jahr 2008 im 20. Jahrhundert 100 Millionen Menschen an den Folgen von
Tabak, für das 21. Jahrhundert wird sogar insgesamt von ungefähr 1 Milliarde
Todesfällen ausgegangen. Aktuell werden den Folgen von Tabak jährlich 5,4
Millionen Todesfälle zugesprochen. Für das Jahr 2030 soll sich die Anzahl sogar
auf über 8 Millionen erhöhen, mit über 80% der Todesfälle aus sogenannten
Entwicklungsländern. [25]
18
In Österreich haben im Jahr 2014 laut einem Bericht der Statistik Austria etwa 1,8
Millionen Menschen mit einem Alter über 15 Jahren täglich geraucht, wobei hier der
Anteil der rauchenden Männer, im Gegensatz zur weltweiten Prävalenz, mit 26,5%
nur geringfügig höher ausfällt als der der Frauen (22,1%).
In einer Gesundheitsbefragung im Jahre 2014 in Österreich zeigte sich ein Gipfel
der täglich rauchenden Menschen in den Altersklassen von 15-30 Jahren (32,2%
Männer, 27,8% Frauen) und 30-45 Jahren (33,2 Männer, 27,9% Frauen). Ab einem
Alter von 45 Jahren nimmt der Anteil der täglich rauchenden Menschen wieder ab
(29,8% Männer, 26,9% Frauen).
Vor allem in den Altersklassen 60-75 Jahren (13,6% RaucherInnen) und >75 Jahren
(3,6% RaucherInnen) ist Rauchen weniger attraktiv.
Tabelle 3: Rauchverhalten der österr. Bevölkerung >15 Jahre, Statistik Austria – Gesundheitsbefragung 2014
Quelle: Statistik Austria – Gesundheitsbefragung 2014: aktueller Raucherstatus [36]
Merkmale
Raucher täglich
gesamt (%)
Raucher täglich
Männer (%)
Raucher täglich
Frauen (%)
Gesamt
24,3
26,5
22,1
Alter
(in vollendeten Jahren)
15-30
30,1
32,2
27,8
30-45
30,6
33,2
27,9
45-60
28,4
29,8
26,9
60-75
13,6
13,8
13,4
>75
3,6
5,5
2,4
Neben dem Geschlechter- und Altersunterschied zeigt sich auch ein starkes
sozioökonomisches Gefälle: die Anzahl der RaucherInnen nimmt mit zunehmender
Höhe des Bildungsgrades ab. Ebenso kann ein starker Zusammenhang in Bezug
auf die Erwerbstätigkeit erkannt werden: Der Anteil der erwerbstätigen
RaucherInnen ist erheblich niedriger als der der Arbeitslosen. [37]
19
2 Material und Methoden
Bei dieser Diplomarbeit handelt es sich um eine Literaturrecherche zum Thema
medikamentöse Therapiemöglichkeiten zur RaucherInnenentwöhnung.
Für den allgemeinen Teil der Einleitung wurde hauptsächlich in pharmakologischen
und auch suchtmedizinischen Lehrbüchern und darin empfohlenen spezifischen,
weiterführenden
Fachbüchern
sowie
Fachzeitschriften
recherchiert
und
Informationen aus Stoffdatenbanken sowie Fachinformationen und Leitlinien
ergänzt.
Der spezielle Teil der Ergebnisse basiert vor allem auf englischsprachigen
Originalarbeiten und auch Reviews aus der medizinischen Datenbank PubMed, zu
denen ich über den Account der Bibliothek der Medizinischen Universität Graz
Zugang erhielt.
Als Suchbegriffe kamen hierbei „nicotine dependence“, „smoking cessation“,
„smoking“, „cigarette smoking“, „tobacco“, „varenicline“, „bupropion“, „nicotine
replacement therapy“, „efficacy“, „safety“, „adverse effects“ oder Kombinationen aus
diesen Suchbegriffen zum Einsatz.
Außerdem verwendete ich zur weiteren Recherche noch die Suchmaschine Google
Scholar, die Datenbank DrugBank und Websites diverser Gesundheits- und
Statistikorganisationen.
20
3 Ergebnisse – Resultate
In den „Richtlinien der Tabakentwöhnung Stand 2010“ der Österreichischen
Gesellschaft für Pneumologie werden als medikamentöse first-line Therapie zur
Raucherentwöhnung
mit
zuverlässiger
Langzeitabstinenz
neben
den
unterschiedlichsten Verabreichungsformen der Nikotinersatztherapie die Wirkstoffe
Bupropion und Vareniclin gelistet. Zusätzlich zur medikamentösen Therapie
empfiehlt sich auch dringend die Beratung der PatientInnen, da sie nachweislich die
Erfolgsrate in der für die Langzeitabstinenz in der Tabakentwöhnung verbessert.
Medikamentöse Entwöhnungstherapie ohne vorherige Beratung wird nicht
empfohlen.
Die oben angeführte Richtlinie besagt, dass Ärztinnen und Ärzte jedem
Raucher/jeder Raucherin in Kurzinterventionen zum Aufgeben des Rauchens raten
sollen. Bereits kurze Beratungen mit einer Dauer von weniger als 3 Minuten
vergrößern die Abstinenzraten. [21]
3.1 Nikotinersatztherapie
Unter
Nikotinersatztherapie
versteht
man
die
kontrollierte
Substitution
pharmakologischer Nikotinpräparate während der RaucherInnenentwöhnung.
Auf Grund des schnellen Metabolismus von Nikotin im menschlichen Körper können
Rauchverlangen und erste Anzeichen von Entzugssymptomatik bei starken
Raucherinnen und Rauchern bereits nach 90-120 Minuten nach der letzten
Zigarette auftreten. Stündliches Rauchen liefert einen Nikotin-Plasmaspiegel von
etwa 25-30 ng/ml. [38]
Durch das Aufrechterhalten eines konstanten, jedoch niedrigeren NikotinPlasmaspiegels als beim Rauchen sollen die Entzugssymptomatik während der
Rauchentwöhnung minimiert und das Rauchverlangen, das sogenannte Craving,
gesenkt werden.
Medizinisches Nikotin verfügt über die gleiche Pharmakologie wie Nikotin aus
Tabakprodukten, auf Grund der verlangsamten Resorption über die verschiedenen
Darreichungsformen ist jedoch der stimulatorische Effekt viel geringer. Aus diesem
Grund
ergibt
sich
nur
ein
sehr
niedriges
Abhängigkeitspotential
für
Nikotinersatzprodukte.
So soll die Raucherentwöhnungstherapie unterstützt und gefördert werden. [38]
21
Metabolismus und Elimination von Nikotin im menschlichen Körper sind unabhängig
von der pharmakologischen Darreichungsform und müssen daher bei der
Nikotinersatztherapie nicht extra behandelt werden.
Als absolute Kontraindikation nikotinhaltiger Arzneimittel ist die Anwendung bei
Kindern unter 12 Jahren gelistet, eine relative Kontraindikation wird für Schwangere
ausgesprochen.
Der
Wirkstoff
ist
plazentagängig,
reproduktionstoxikologische
Studien
an
verschiedenen Tierspezies haben unterschiedliche schädigende Wirkungen von
Nikotin auf Feten gezeigt (Wachstumsretardierung, verlängerte Trächtigkeitsphase,
Fertilitätseinschränkung, Verhaltensanomalien).
Zusätzlich geht Nikotin in die Muttermilch über, weswegen die Anwendung bei
Stillenden gar nicht, bzw. nur nach 2-stündiger Wirkstoffkarenz vor dem Stillen
empfohlen wird. [8] [39]
Die klinische Wirksamkeit von Nikotinersatzprodukten bei der Rauchentwöhnung ist
wissenschaftlich bewiesen. [21]
In den nachfolgenden Kapiteln werden die Nikotinersatztherapie und ihre
unterschiedlichen Darreichungsformen anhand der in Österreich erhältlichen
Nicorette® Produktpalette erläutert.
3.1.1 Nikotinkaugummi
Nicorette® Nikotinkaugummis sind in der Dosierung 2mg oder 4mg pro Einheit
erhältlich. Bei der Anwendung kommt es zu einer pH-Wert abhängigen Resorption
von Nikotin über die Mund- und Zungenschleimhaut. Für ein besseres
Resorptionsergebnis
enthalten
Nicorette®
Kaugummis
einen
Puffer
aus
Natriumhydrogencarbonat-Natriumcarbonat, um den pH-Wert des Speichels auf 8,5
einstellen zu können.
Nach ungefähr 20-30 Minuten stellt sich die maximale
Wirkstoffkonzentration ein. Je nach Stärke der Tabaksucht sollen pro Tag als
Richtwert 8-12 Stück der 2mg oder 4mg Kaugummis eingenommen werden. Die
maximale Tagesdosis ist mit 16 Stück 4mg Kaugummis beschrieben, was einem
Gesamtwert
von
64mg
Nikotin
entspricht.
In
Abbildung
9
ist
die
22
Resorptionsgeschwindigkeit von 4mg Nicorette®-Kaugummi im Vergleich mit einer
Zigarette dargestellt.
Abbildung 9: Vergleich Nikotin-Plasmaspiegel von Zigarette und Nicorette®-Kaugummi 4mg [39]
Die Behandlungsdauer sollte mindestens 3 Monate betragen und einen maximalen
Behandlungszeitraum von 12 Monaten nicht überschreiten.
Neben den üblichen Nikotinwirkungen kommt es hauptsächlich zu Nebenwirkungen
im Bereich des Gastrointestinaltraktes (Übelkeit, Diarrhö, Flatulenz, Dyspepsie,
etc.) sowie im Bereich der Mundhöhle (Brennen).
Um eine gleichmäßige Wirkstoffresorption zu erreichen, wird in der Fachinformation
langsames, gleichmäßiges Kauen mit regelmäßigen Kaupausen empfohlen.
[39] [38]
3.1.2 Nikotin-Lutschtablette
Nicorette®-Lutschtabletten sind in den Dosierungen 2mg oder 4mg pro Einheit
erhältlich.
Die
enthaltene
Nikotinmenge
kann
über
die
Mund-
und
Zungenschleimhaut vollständig resorbiert werden, die Lutschtablette ist nach etwa
16-19 Minuten Verweildauer im Mundraum vollständig aufgelöst.
Durch gleichzeitigen Konsum von Lebensmitteln, die den pH-Wert im Mund senken
(Kaffee,
Kohlensäurehaltige
Getränke,
Fruchtsäfte,
etc.),
kann
die
Resorptionsmenge herabgesetzt werden, da Nikotin am besten, wie bereits in Punkt
3.1.1 erwähnt, in leicht basischem Milieu resorbiert werden kann.
23
Die maximale Nikotin-Plasmakonzentration nach einer Einzeldosis von 2mg beträgt
in etwa 5ng/ml, die maximale Tageseinnahmeempfehlung beläuft sich auf 30mg.
Ebenso
wie
bei
den
anderen
Nikotinpräparaten
sollte
die
minimale
Anwendungsdauer 3 Monate betragen und eine maximale Behandlungsdauer von
9 Monaten nicht überschritten werden.
Das
Nebenwirkungsspektrum
(Schwindel,
Kopfschmerz,
gastrointestinale
Nebenwirkungen, lokale Reizungen) ähnelt dem der Nikotinkaugummis.
[40] [38]
3.1.3 Nikotinpflaster
Transdermale Nicorette® Nikotinpflaster sind in den Dosisstärken 10mg, 15mg und
25mg erhältlich. Der Wirkstoff ist auf Matrixpflastern im Verhältnis 1,75 mg/cm²
aufgebracht, die Wirkstoffresorption erfolgt über einen Zeitraum von 16h, was
gleichzeitig auch der längsten empfohlenen Klebedauer der Pflaster entspricht.
Über Diffusion gelangt Nikotin in die Kapillaren der Oberhaut und weiter in das
Kreislaufsystem. Bei dieser Applikationsart liegt das Hauptaugenmerk auf einer
gleichmäßigen
Wirkstoffversorgung
des
Körpers.
Ebenso
wie
bei
den
Nikotinkaugummis ist eine maximale Tagesdosis von 64mg Nikotin beschrieben, die
maximale, ununterbrochene Behandlungsdauer wird mit 6 Monaten angeben.
Als Nebenwirkung dieser Darreichungsform werden die üblichen Nikotinwirkungen
sowie lokale Hautunverträglichkeiten (Pruritus, Hautrötung, Urtikaria) angegeben.
[41] [38]
3.1.4 Nikotin-Inhaler
Nicorette®-Inhaler verfügen über eine austauschbare Wirkstoffkapsel mit 15mg
Nikotin. Über diese Darreichungsform wird vor allem die Rauchsensorik und -gestik
von Zigaretten nachgeahmt.
Über einen Inhalationsstift mit einer aufgesetzten Wirkstoffpatrone wird Nikotin
verdampft, welches dann durch Ansaugen von Luft über die Mund- und
Rachenschleimhäute resorbiert werden kann. Eine Anwendung sollte ungefähr 20
Minuten dauern, aus ca. 600 paffenden Zügen oder 80 tiefen bestehen, und führt
zu einer durchschnittlichen Nikotinfreisetzung von 2mg.
24
Maximale Nikotin-Plasmaspiegel werden ungefähr 25 Minuten nach der
Anwendung erreicht. Eine Patrone mit 15mg Nikotin reicht für 7 Anwendungen. Für
starke Raucherinnen und Raucher mit einem Tageskonsum von mehr als 20
Zigaretten pro Tag gilt die Empfehlung von 4 bis maximal 6 Patronen pro Tag.
Die
empfohlene
Behandlungsdauer
beträgt
3
Monate,
wobei
ein
Behandlungszeitraum von 9 Monaten nicht überschritten werden sollte.
Als Nebenwirkungen werden bei dieser Darreichungsform vor allem Übelkeit,
Schwindel, Geschmacksstörungen, Husten, Schluckauf und Reizung im Rachen
angegeben.
[42] [38]
3.1.5 Nikotin-Spray
Nicorette®-Spray ist in der Dosierung 1mg Nikotin/Sprühstoß erhältlich und zur
oralen Anwendung konzipiert. Die maximal empfohlene Tagesdosis liegt bei 64mg
Nikotin (bis 4 Sprühstöße/h, max. 16h/Tag).
Da über diese Applikationsart sehr schnell Nikotin über die Mund- und
Rachenschleimhaut zugeführt und resorbiert werden kann, ist Nikotin-Spray vor
allem als zusätzliche Hilfe zur Rauchentwöhnung in kritischen Situationen, also
beim akuten Zigarettenverlangen, angedacht. Nach der Anwendung einer 2mg
Dosis kommt es bereits nach 13 Minuten zu einer maximalen NikotinPlasmakonzentration von etwa 5,3 ng/ml.
Bei dieser Art der Anwendung zeigen sich Nebenwirkungen vor allem im
Gastrointestinaltrakt sowie lokal am Applikationsort (Brennen, Fatigue). [43] [38]
3.1.6 Kombinationstherapie
Die
Kombination
von
first-line
Medikamenten
wie
zum
Beispiel
den
unterschiedlichen Nikotinersatzprodukten ist in der Tabakentwöhnung wirksam und
empfohlen, da es hierbei durch die unterschiedlichen pharmakokinetischen
Eigenschaften
der
Präparate
zu
einer
wirksameren
Unterdrückung
von
Entzugserscheinungen als bei einer Einzeltherapie kommt. [21]
In einer Metaanalyse des USDHHS aus dem Jahr 2008 wird die klinische
Wirksamkeit für verschiedene Kombinationstherapien mit Nikotinersatztherapeutika
im
Placebovergleich
beschrieben:
die
Abstinenzraten
nach
6
Monaten
25
Behandlungsdauer liegen für Nikotinpflaster + Nikotin-Inhaler bei 25,8% im
Gegensatz zu 13,8% beim Placebovergleich. Für die Kombinationstherapie von
Nikotinpflastern und ad libitum Nikotinkaugummi oder Nikotin-Nasalspray werden
sogar Abstinenzraten von 36,5% angegeben. [21]
3.2 Bupropion
Abbildung 10: Strukturformel Bupropion (oben: (S)-Form, unten: (R)-Form) [44]
Bupropion ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Amphetamine und wird als
Antidepressivum bei schweren depressiven Episoden sowie zur medikamentösen
RaucherInnenentwöhnung
verwendet.
Die
Summenformel
für
Bupropion-
Hydrochlorid (im weiteren Text nur noch Bupropion genannt) lautet C13H18ClNOHCl, der daraus resultierende Stoffname laut IUPAC (RS)-1-(3-Chlorphenyl)-2-tertbutylamino-propan-1-on.[45] Das Stoffgewicht beträgt 276,20 g/mol. [46]
Chemisch gesehen ist Bupropion ein β-Ketoamphetamin-Derivat aus der Gruppe
der Cathinone und eng verwandt mit den Katecholaminen, besitzt im Gegensatz zu
ihnen aber als funktionelle Gruppe eine Ketongruppe. Es existiert als chirales
Enantiomer in 2 spiegelbildlichen Varianten ((S)-Enantiomer, (R)-Enantiomer) und
kommt als Racemat zur Anwendung. [47]
In den USA ist das Medikament seit 1988 als Antidepressivum zugelassen und
wurde als solches auch 2007 in den meisten europäischen Ländern eingeführt.
1997 begann in den USA die Ausdehnung der Zulassung auf die medikamentöse
26
Tabakentwöhnung, da bei depressiven PatientInnen, die mit Bupropion behandelt
wurden, ein allgemeiner Rückgang des Rauchverlangens beobachtet werden
konnte. [48]
Bupropion hemmt selektiv die zentrale, neuronale Wiederaufnahme von
Katecholaminen wie Dopamin und Noradrenalin, außerdem die Wiederaufnahme
von Serotonin (Abbildung 11: schematische Darstellung des Wirkmechanismus von
Bupropion am synaptischen Spalt).
Abbildung 11: Wirkmechanismus Bupropion: selektive Wiederaufnahmehemmung von Noradrenalin und Dopamin am
synaptischen Spalt [49]
Der antidepressive Wirkmechanismus ist nach heutiger Studienlage nicht
hinlänglich bekannt, jedoch wird vermutet, dass diese Wirkung über dopaminerge
oder
noradrenerge
Mechanismen
Raucherentwöhnungstherapie
soll
verläuft.
[50]
Bupropion
In
durch
der
medikamentösen
seine
dopaminergen
Eigenschaften vor allem die Entzugserscheinung lindern.
3.2.1 Pharmakologie
Die maximale Plasmakonzentration nach oraler Einnahme von Bupropion stellt sich
nach 5 Stunden mit einer absoluten Bioverfügbarkeit von ungefähr 87% ein. Der
Wirkstoff
ist
ZNS-gängig
und
bindet
an
den
striatalen
Dopamin-
Wiederaufnahmetransportern. Bupropion wird in der Leber über das Isoenzym
27
Cytochrom
P450
2B6
metabolisiert
und
seine
drei
Hauptmetaboliten
Hydroxybupropion, Threohydrobupropion und Erythrohydrobupropion renal mit
einer Halbwertszeit von 20 Stunden, 37 Stunden und 33 Stunden eliminiert. Nur
etwa 0,5% des Wirkstoffes werden unverändert ausgeschieden. [50] [51]
3.2.2 Nebenwirkungen
Durch die chemische Verwandtschaft zu den Katecholaminen unterscheidet sich
das Nebenwirkungsspektrum von Bupropion deutlich von dem der Antidepressiva
und
ähnelt
eher
dem
der
Psychostimulanzien.
So
sind
als
häufigste
Nebenwirkungen Mundtrockenheit und Schlaflosigkeit beschrieben, weswegen das
Medikament auch nicht abends eingenommen werden sollte. Weitere häufige
Nebenwirkungen sind Urtikaria mit Juckreiz, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust,
Angst, Agitiertheit, Zittern, Kopfschmerzen, Schwindel, Geschmacksstörungen,
Tinnitus,
Sehstörungen,
Tinnitus,
Gesichtsröte,
Blutdruckerhöhungen,
gastrointestinale Nebenwirkungen oder Asthenie.
Als seltene Nebenwirkung mit einer Häufigkeit von 0,1% wird außerdem noch das
Auftreten von Krampfanfällen im Sinne von generalisierten, tonisch-klonischen
Anfällen, beziehungsweise ein Herabsetzen der Krampfschwelle angegeben. [52]
[53] [50]
Akute Überdosierungen beim Menschen mit der 10-fach therapeutischen Dosis
verursachen, neben dem oben angeführten Nebenwirkungsspektrum, außerdem
Schläfrigkeit, Bewusstseinsverlust und kardiale Nebenwirkungen. Zusätzlich zu
Arrhythmien und Tachykardien konnten vor allem Veränderungen im EKG
(Verbreiterungen
QRS-Komplex,
QTc-Zeit-Verlängerungen)
nachgewiesen
werden. [50]
3.2.3 Gegenanzeigen / Kontraindikationen
Die Einnahme von Bupropion ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie
für Schwangere kontraindiziert. Gleichzeitiger Gebrauch von MAO-Hemmern und
Bupropion ist nicht empfohlen. Zusätzlich besteht eine Kontraindikation bei
bekannter
Überempfindlichkeit,
Essstörungen,
schweren
Leber-
oder
Nierenschäden, Alkohol- oder Benzodiazepinentzug oder bekannter ZNSTumorerkrankung. Auf Grund der erhöhten Krampfneigung darf Bupropion nicht bei
28
einem anamnestischen Krampfleiden oder der gleichzeitigen Verwendung von
Medikamenten,
die
die
Krampfschwelle
Antipsychotika,
Antimalariamittel,
herabsetzen
sedierenden
(Antidepressiva,
Antihistaminika,
Tramadol,
systemische Steroide, Theophyllin) eingenommen werden. [48] [21]
3.2.4 Klinische Wirksamkeit
Hurt. et al. verglichen 1997 die Wirksamkeit von Bupropion in der Studie „A
Comparison of Sustained-Release Bupropion and Placebo for Smoking Cessation“
mittels einer randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 615
StudienteilnehmerInnen. Nach einer 7-tägigen Bupropion- oder Placeboeinnahme
(Dosierung Bupropion: 100mg/150mg/300mg pro Tag) erfolgte der Rauchstopp mit
einer anschließenden 6-wöchigen Medikamenteneinnahme.
Abbildung 12: Hurt et al. 1997: Rauchabstinenz - Bupropion im Vergleich mit Placebo nach 6 Wochen [54]
6 Wochen nach dem Rauchstopp gab es in der Placebogruppe eine
ununterbrochene Abstinenzrate von nur 10,5%, in der Gruppe mit 100mg Bupropion
hingegen eine Abstinenzrate von 13,7%, in der Gruppe mit 150mg Bupropion eine
Abstinenzrate von 18,3% und in der Gruppe mit 300mg Bupropion eine
Abstinenzrate von sogar 24,4% (siehe Abbildung 12). [54]
In Tabelle 4 ist der Vergleich der biochemisch verifizierten (KohlenstoffmonoxidGehalt der Ausatemluft: <10 ppm) Langzeitabstinenzrate der verschiedenen
Gruppen dargestellt: Während sie in der Placebogruppe zum Zeitpunkt 6 Wochen
nach Rauchstopp und 12 Monate nach Rauchstopp 19,0% und 12,4% betrugen,
29
fanden sich in der Bupropiongruppe mit 300mg 6 Wochen und 12 Monate nach
Rauchstopp 44,2% respektive 23,1% NichtraucherInnen. [54]
Bupropion zeigt also in der Behandlung der RaucherInnenentwöhnung einen
deutlichen Benefit durch eine höhere Langzeitsabstinenzrate.
Tabelle 4: Langzeitrauchabstinenz - Bupropion im Vergleich mit Placebo, nach Hurt et al. 1997 [54]
Zeit nach
Rauchstopp
Anzahl der NichtraucherInnen (in %)
6 Wochen
Placebo
(n = 153)
19,0
100mg Bupropion
(n = 153)
28,8
150mg Bupropion
(n = 153)
38,6
300mg Bupropion
(n = 156)
44,2
3 Monate
14,4
24,2
26,1
29,5
6 Monate
15,7
24,2
27,5
26,9
12 Monate
12,4
19,6
22,9
23,1
Jorenby et al. validierten 1999 die Wirksamkeit von Bupropion in der Studie „A
controlled trial of sustained-release bupropion, a nicotine patch, or both for smoking
cessation.“ In einer randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit
893 ProbandInnen wurde die Wirksamkeit in Bezug auf die Rauchabstinenz von
Bupropion (300mg) im Vergleich zu Placebo, Nikotinpflastern (21mg) und einer
Kombination (Bupropion 300mg, Nikotinpflaster 21mg) mit einer Behandlungsdauer
von insgesamt 9 Wochen überprüft.
Bupropion wurde an den ersten 3 Tagen mit 150mg auftitriert, die Einnahme von
300mg erfolgte ab dem 4. Tag der Studie. Nikotinpflaster wurden ab dem
Rauchstopp am 8. Tag mit 21mg täglich appliziert und in Woche 8 mit 14mg und
Woche 9 mit 7 mg täglich ausgeschlichen. Am 8. Tag der medikamentösen
Behandlung
erfolgte
der
Rauchstopp,
gefolgt
von
einer
8-wöchigen
medikamentösen Therapie.
In Tabelle 5 und Abbildung 13 ist der Vergleich der biochemisch verifizierten
(Kohlenstoffmonoxid-Gehalt Ausatemluft: <10 ppm) Langzeitabstinenzrate der
verschiedenen Gruppen dargestellt:
30
Tabelle 5: Langzeitrauchabstinenz - Bupropion im Vergleich mit Placebo, Nikotin-Patch und Bupropion + NikotinPatch, nach Jorenby et al. 1999 [55]
Zeit nach
Rauchstopp
Anzahl der NichtraucherInnen (in %)
Placebo
(n = 160)
Nicotine patch
(n = 244)
Bupropion
(n = 244)
Bupropion + Nicotine
patch (n = 245)
4 Wochen
33,8
48,0
60,2
66,5
6 Monate
18,8
21,3
34,8
38,8
12 Monate
15,6
16,4
30,3
35,5
Während sie in der Placebogruppe zum Zeitpunkt 4 Wochen, 6 Monate und 12
Monate nach Rauchstopp 33,8%, 18,8% und 15,6% betrug, fand sich in der
Bupropiongruppe eine Abstinenzrate von 60,2%, 34,8% und 30,3%. In der Gruppe
Bupropion + Nicotine patch war sie mit 66,5%, 38,8% und 35,5% sogar noch höher
[55]. Bupropion bewirkte als Monotherapie oder in Kombination mit NET eine
deutliche Besserung der Langzeitsabstinenzrate bei der Tabakentwöhnung im
Vergleich mit NET oder Placebo (siehe Abbildung 13).
Abbildung 13: Jorenby et al. 1999: Rauchabstinenz - Bupropion im Vergleich während der Behandlung und Langzeit
follow-up [55]
31
Ahluwalia et al. überprüften 2002 in der Studie „Sustained-release bupropion for
smoking cessation in African Americans: a randomized controlled trial.“ ebenfalls
die Wirksamkeit von Bupropion bei AfroamerikanerInnen in Bezug auf die
Rauchentwöhnung
in
einer
randomisierten,
placebo-kontrollierten
Doppelblindstudie mit 600 StudienteilnehmerInnen. Nach einer initialen Einnahme
von Bupropion 300mg über 1 Woche (Tag 1-3: 150mg) folgten der Rauchstopp und
eine weitere Einnahme von 300mg Bupropion für die Dauer von 6 weiteren Wochen.
Die Rate der kontinuierlichen Rauchabstinenz, wie in Abbildung 14 dargestellt, war
zum Zeitpunkt 1 Woche, 3 Wochen und 6 Wochen nach dem Rauchstopp in der
Bupropiongruppe mit einem Signifikanzwert von p<0,001 höher als in der
Placebogruppe, zum Zeitpunkt 26 Wochen nach Rauchstopp noch mit einem
Signifikanzwert von p<0,01 höher als in der Placebogruppe. [56]
Abbildung 14: Ahluwalia et al. 2002: Rauchabstinenz - Bupropion im Placebo-Vergleich, während Behandlung und
Langzeit follow-up [56]
Die
biochemisch
verifizierte
Abstinenzrate
(Kohlenstoffmonoxid-Gehalt
der
Ausatemluft <10 ppm), wie in Tabelle 6 dargestellt, betrug für die Bupropiongruppe
zu den Zeitpunkten 1 Woche, 3 Wochen, 6 Wochen und 26 Wochen nach
Rauchstopp 36,3%, 30,7% 36,0% und 21,0%. Die der Placebogruppe zu denselben
Zeitpunkten nur 15,7%, 13,7%, 19,0% und 13,7%.
32
Tabelle 6: Langzeitrauchabstinenz - Bupropion 300mg im Vergleich mit Placebo, nach Ahluwalia et al. 2002 [56]
Zeit nach Rauchstopp
Anzahl der NichtraucherInnen (in %)
Bupropion 300mg
(n = 300)
Placebo
(n = 300)
1 Woche
36,3
15,7
3 Wochen
30,7
13,7
6 Wochen
36,0
19,0
26 Wochen
21,0
13,7
Auch hier zeigt sich die deutliche Wirkung von Bupropion bei der medikamentösen
Rauchentwöhnung, sowohl während der medikamentösen Behandlung als auch im
Langzeit follow-up.
3.3 Vareniclin
Abbildung 15: Strukturformel Vareniclin [57]
Vareniclin ist ein selektiver, partieller Agonist am Nikotinrezeptor und wird zur
medikamentösen RaucherInnenentwöhnung eingesetzt. Chemisch gesehen ist es
ein Derivat des Alkaloids Cytisin, welches im Goldregen vorkommt. Die
Summenformel von Vareniclin lautet C13H13N3, der daraus resultierende
Stoffname
laut
IUPAC
(6R,10S)-7,8,9,10-Tetrahydro-6,10-methano-6H-
pyrazino[2,3-h]-[3]benzazepin. Das molekulare Stoffgewicht beträgt 211,26 g/mol
[58].
Vareniclin wurde 2006 in der EU als RaucherInnenentwöhnungsmittel zugelassen
und wird in Deutschland und Österreich vom Pharmakonzern Pfizer unter dem
Namen Champix® vertrieben. [59]
33
Die Wirkung von Vareniclin als Entwöhnungsmittel bei der Nikotinsucht beruht auf
seinem selektiven Agonismus an der α4β2-Untereinheit des nikotinischen
Acetylcholinrezeptors. Vareniclin bindet mit höherer Affinität, jedoch niedrigerer
intrinsischer Aktivität als Nikotin an den Nikotinrezeptor und führt durch seine
agonistische Wirkung zu einer Dopaminfreisetzung im Nucleus accumbens, dem
Belohnungszentrum des Gehirns [22]. Dadurch werden Entzugserscheinungen und
craving bei der Tabakentwöhnung gelindert werden (Siehe Abbildung 16).
Zusätzlich wird dadurch verhindert, dass gleichzeitig zugeführtes Nikotin am selben
Rezeptor seine Wirkung entfalten kann. [48]
Somit ist Vareniclin der erste Wirkstoff zur RaucherInnenentwöhnung, der mit seiner
Wirkung die neurobiologische Komponente der Nikotinsucht angreifen und
unterbinden soll. [60] [61]
Abbildung 16: Vereinfachtes Schema des Wirkmechanismus von Vareniclin am Nikotinrezeptor [60]:
A: Freisetzung von Dopamin im Nucleus accumbens durch Nikotinwirkung am Nikotin-Rezeptor, B: Verminderte
Dopaminausschüttung durch Nikotinentzug C: Blockade des Nikotinrezeptors durch Vareniclin: als selektiver, partieller
Agonist belegt es zwar die N-Rezeptoren, durch induzierte, moderate Dopaminausschüttung werden aber
Entzugserscheinungen und Craving herabgesetzt. [60]
3.3.1 Pharmakologie
Vareniclin wird bei der oralen Einnahme rasch und fast vollständig resorbiert,
maximale Plasmakonzentrationen liegen nach etwa 3-4 Stunden vor. Vareniclin
wird nur in geringem Maß metabolisiert, Cytochrom-P450-Enzyme werden nicht
gehemmt. Im Kreislauf liegt die Substanz nahezu in unveränderter Form vor, nur
34
circa 10% zirkulieren als Metaboliten (Vareniclin-N-Carbamoylglukuronid, NGlukosylvareniclin). Ungefähr 92% des Wirkstoffes werden mit einer Halbwertszeit
von 24 Stunden unverändert renal über die glomeruläre Filtration und aktive
tubuläre Sekretion eliminiert. [61] [58]
3.3.2 Nebenwirkungen
Als häufige Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Vareniclin werden häufig
Entzündungen
der
Atemwege
(Nasopharynx,
Sinus,
Bronchien),
Gewichtszunahme, verändertes Appetitgefühl, Schlaflosigkeit, abnorme Träume,
Kopfschmerzen, Somnolenz, Schwindel, Dysgeusie, Dyspnoe, Husten, Übelkeit
und gastrointestinale Nebenwirkungen, Hautausschlag mit Juckreiz, Arthralgien,
Myalgien,
Rückenschmerzen,
Thoraxschmerzen,
Müdigkeit
und
abnorme
Leberfunktionstests genannt. [61]
Im Jahr 2009 erstellte die FDA im „Drug Safety Newsletter Volume 2, Number 1“
einen Warnhinweis für die Substanz Vareniclin auf Grund 153 Meldungen von
Nebenwirkungen
suizidaler
Art
(Suizidgedanken:
116,
Suizide:
37)
von
überwiegend psychiatrischen PatientInnen, die in Zusammenhang mit der
medikamentösen Therapie mit Vareniclin gebracht werden konnten [62]. Im
systematischen Review „Varenicline as a Cause of Suicidal Outcomes“ von Hughes
aus dem Jahr 2015 konnte beim Vergleich 27 placebokontrollierter klinischer
Studien mit Vareniclin jedoch kein Zusammenhang zwischen dem erhöhten
Auftreten von Nebenwirkungen suizidaler Art und dem Wirkstoff selbst gefunden
werden. [63]
Durch das breite Nebenwirkungsspektrum kann Vareniclin die Verkehrstüchtigkeit
und die Fähigkeit, schwere Maschinen zu bedienen, beeinflussen. [61]
3.3.3 Gegenanzeigen / Kontraindikationen
Die Einnahme von Vareniclin ist bei PatienInnen mit schwerer oder terminaler
Niereninsuffizienz
auf
Grund
der
hohen
renalen
Eliminationsrate
nicht
beziehungsweise nur dosisreduziert empfohlen. Auf Grund der unzureichenden
Studienlage der Wirkung von Vareniclin in der Schwangerschaft und bei Kindern
und Jugendlichen unter 18 Jahren wird die Einnahme des Wirkstoffes hierbei nicht
35
empfohlen [64]. Zusätzlich kann es bei gleichzeitiger Einnahme mit dem Wirkstoff
Cimetidin, einem Wirkstoff der Gruppe H2-Antihistaminika, zu stark erhöhten
Blutplasmakonzentrationen
von
Vareniclin
kommen
und
ist
deswegen
kontraindiziert [61]. Eine Einnahme bei PatientInnen mit neuropsychiatrischen
Erkrankungen oder anamnestischen Krampfgeschehen ist nur unter ärztlicher
Observanz empfohlen oder kontraindiziert. [65]
3.3.4 Klinische Wirksamkeit
Oncken et al. stellten 2006 die Wirksamkeit von bei der medikamentösen
RaucherInnenentwöhnung in der Studie „Efficacy and Safety of the Novel Selective
Nicotinic Acetylcholine Receptor Partial Agonist, Varenicline, for Smoking
Cessation“ fest. In einer randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindstudie
wurden verschiedene Dosierungen (Tagesdosierung 1mg oder 2mg, titriert oder
nicht titriert) von Vareniclin an 647 StudienteilnehmerInnen über einen
Behandlungsraum von 12 Wochen getestet.
Die ununterbrochene Abstinenzrate über einen Zeitraum von 4 Wochen (Woche 47) betrug für die Vareniclingruppen mit 1mg 36,3%, für die Vareniclingruppen mit
2mg 39,8% und für die Placebogruppe nur 10,9%. Die ununterbrochenen 4wöchigen Abstinenzraten (Woche 9-12) zum Ende der medikamentösen
Behandlung betrugen für die verschiedenen Gruppen 44,0%, 49,4% und 11,6%
(Siehe Abbildung 17).
Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass durch anfängliche Auftitration des
Wirkstoffes über den Zeitraum der ersten Behandlungswoche das Auftreten der
häufigsten Nebenwirkung Übelkeit deutlich reduziert werden konnte. In der Gruppe
Vareniclin 2mg, nicht titriert und titriert, wurde Übelkeit von 41,9% und 34,9% der
ProbandInnen angegeben und lag somit deutlich über dem Auftreten in der
Placebogruppe (14,9%). Die Gruppen Vareniclin 1mg nicht titriert und titriert gaben
nur in 22,6% beziehungsweise 16,3% der Fälle Übelkeit als Nebenwirkung an,
womit das Auftreten in diesen beiden Gruppen, besonders in der Gruppe mit der
titrierten Wirkstoffgabe, mit der Placebogruppe (14,9%) zu vergleichen ist. [66]
36
Abbildung 17: Oncken et al. 2006: Vergleich ununterbrochene, 4-wöchige Abstinenzrate von Vareniclin in
unterschiedlichen Dosierungen und Placebo in der medikamentösen RaucherInnenentwöhnung [66]
Rigotti et al. publizierten im 2010 die Studie „Efficacy and Safety of Varenicline for
Smoking Cessation in Patients With Cardiovascular Disease“. In einer
randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindstudie wurde die klinische
Wirksamkeit und Sicherheit von Vareniclin bei der RaucherInnenentwöhnung bei
714 ProbandInnen mit stabilen, kardiovaskulären Erkrankungen überprüft. Die
Behandlung erfolgte über einen Zeitraum von 12 Wochen mit einer Tagesdosis von
2mg Vareniclin im Placebovergleich. Nach Ende der medikamentösen Behandlung
über 12 Wochen stellte sich in der Vareniclingruppe eine fast dreifach erhöhte
Erfolgsrate von 54,1% im Vergleich zur Placebogruppe mit 18,1% Rauchabstinenz
dar (biochemisch verifiziert: CO-Gehalt der Ausatemluft <10 ppm). In Woche 24 und
Woche 52 betrug sie in der Vareniclingruppe immer noch 34,9% und 27,9%, in der
Placebogruppe nur noch 15,9% und 15,9%. Zusätzlich zeigte sich, dass neben der
Verbesserung der Rauchabstinenz Vareniclin von PatientInnen mit stabilen
kardiovaskulären Erkrankungen gut vertragen wurde und es zu keinem vermehrten
Auftreten von kardiovaskulären Nebenwirkungen oder Ereignissen (Veränderung
Blutdruck, Herzfrequenz, Tod durch Myokardinfarkt) oder psychiatrischen
Nebenwirkungen in der Vareniclingruppe im Vergleich zur Placebogruppe kam. [67]
37
Abbildung 18: Rigotti et al. 2010: Vergleich Rauchabstinenz Vareniclin 2mg gegen Placebo, während des
Behandlungszeitraumes von 12 Wochen und Langzeit follow-up [67]
Tashkin et al. untersuchten 2011 in der Studie „Effects of Varenicline on Smoking
Cessation in Patients With Mild to Moderate COPD“ die Wirksamkeit von Vareniclin
in Bezug auf den Erfolg der medikamentösen RaucherInnenentwöhnung bei
ProbandInnen mit milder bis moderater COPD (Einschlusskriterien: Schwere der
COPD Gold Grad I+II). Die Studie wurde als randomisierte, placebo-kontrollierte
Doppelblindstudie mit 504 StudienteilnehmerInnen (Vareniclin N=248, Placebo
N=254) über einen Behandlungszeitraum von 12 Wochen (Tagesdosis von 1mg
Vareniclin oder Placebo) und nachfolgender 40-wöchiger Langzeitkontrolle ohne
Behandlung durchgeführt. Die klinische Wirksamkeit von Vareniclin im Vergleich zu
Placebo konnte auch mittels dieser Studie belegt werden: Die Rate der
ununterbrochenen Rauchabstinenz (Kriterien: Rauchabstinenz gemeldet von
ProbandIn, biochemisch verifiziert durch einen CO-Gehalt der Ausatemluft <10
ppm) über den Zeitraum der letzten 4 Behandlungswochen (Woche 9 – Woche 12),
das Zeitintervall Woche 9 – Woche 24 und das Langzeit follow-up (Woche 9 –
Woche 52) betrugen in der Vareniclingruppe 42,3%, 25,8% und 18,6%, in der
Placebogruppe nur 8,8%, 7,2% und 5,6%. [68]
38
Abbildung 19: Tashkin et al. 2011: Vergleich Rauchabstinenz Vareniclin gegen Placebo [68]
Bezugnehmend auf das gehäufte Vorkommen suizidaler Nebenwirkungen
(aufgeführt unter Punkt 3.3.2: Nebenwirkungen) konnten bei der Studie von Tashkin
et al. keine Auffälligkeiten im Nebenwirkungsprofil des Wirkstoff Vareniclin gefunden
werden. Außer den bekannten Vareniclin-Nebenwirkungen Schlafstörungen und
dem Auftreten von abnormen Träumen, kam es zu einer annähernd gleichmäßigen
Aufteilung psychiatrischer Nebenwirkungen wie Angststörungen, Depressionen
oder Dysthymie, Aggressionen, Anpassungsstörungen oder sexuelle Dysfunktion
(siehe Tabelle 7). [68]
Tabelle 7: Auftreten von psychiatrischen Nebenwirkungen – Vareniclin im Vergleich zu Placebo, nach Tashkin et al.
2011 [68]
Art der psychiatr. Nebenwirkungen
Vareniclin 1mg
(in %)
Placebo
(in %)
20,6
9,2
4,4
4,8
Schlafstörungen
(abnorme Träume, Schlaflosigkeit, Albträume,
Schlafstörungen)
Angststörungen, -symptome
(Agitiertheit, Angst, Nervosität, obsessives
Gedankengut, Stress)
39
Depressive Verstimmungen
(Depression, depressive Stimmung, depressive
Symptome, Dysthymie)
2,8
2,8
2,2
0,8
0
0,4
0
0,4
0,4
0,4
0,4
0
Stimmungsschwankungen
(Ärger, Affektlosigkeit,
Stimmungsveränderungen)
Suizidales und selbstverletzendes Benehmen
(Suizid, Suizidgedanken)
Anpassungsstörungen
Sexuelle Dysfunktion
(erhöhte/verringerte Libido)
Verhaltensstörungen
(Aggression)
3.4 Kombinationstherapien
Ebbert et al. publizierten 2014 die Studie „Combination Varenicline and Bupropion
SR for Tobacco-Dependence Treatment in Cigarette Smokers“, in welcher sie die
klinische Wirksamkeit einer Kombinationstherapie (Bupropion und Vareniclin) im
Vergleich zu einer Monotherapie (Vareniclin und Placebo) im Zuge der
medikamentösen RaucherInnenentwöhnung überprüften. Es erfolgte über einen
Behandlungszeitraum von 12 Wochen eine medikamentöse Behandlung mit einer
Tagesdosis von 300mg Bupropion und 2mg Vareniclin im Vergleich zu 2mg
Vareniclin und Placebo. Die Studiengruppe mit der Kombinationstherapie zeigte
zwar zu den Zeitpunkten 12 Wochen, 26 Wochen und 52 Wochen nach
Behandlungsbeginn mit 56,2%, 38,2% und 36,6% höhere Rauchabstinenzraten
(biochemisch verifiziert: CO-Ausatemluft <8 ppm, ≥7 Tage Abstinenz vor Messung)
im Gegensatz zur Vergleichsgruppe mit der Vareniclin-Monotherapie (48,6%,
31,9% und 29,2%), jedoch war keines dieser Resultate statistisch gesehen
signifikant. Nur bei der längerfristigen Rauchabstinenzrate (biochemisch verifiziert
und Abstinenz ab Woche 2) für die Zeitpunkte Woche 12 (Kombinationstherapie:
53,0%, Monotherapie: 43,2%, p=0,03) und Woche 26 (Kombinationstherapie
36,6%, Monotherapie: 27,6%, p=0,03) konnten sich statistisch signifikante Vorteile
für die Kombinationstherapie finden lassen (siehe Tabelle 8). [69]
40
Tabelle 8: Rauchabstinenzraten der Gruppen Vareniclin + Bupropion (N=249) und Vareniclin + Placebo (N=257), nach
Ebbert et al. 2014 [69]
7-Day Point-Prevalence
Smoking Abstinence (%)
Prolonged Smoking
Abstinence (%)
Vareniclin + Bupropion
56,2
53,0
Vareniclin + Placebo
48,6
43,2
Vareniclin + Bupropion
38,2
36,6
Vareniclin + Placebo
31,9
27,6
Vareniclin + Bupropion
36,6
30,9
Vareniclin + Placebo
29,2
24,5
Woche 12
Woche 26
Woche 52
4 Diskussion
Tabaksucht ist unter dem Begriff Tabakabhängigkeitssyndrom im ICD-10 Katalog
als Krankheit klassifiziert. Jährlich sterben aktuell weltweit 5,4 Millionen Menschen
an den Folgen des Tabaks [25]. Die 6 häufigsten Todesursachen in den
sogenannten Industrieländern (Herzinfarkt, KHK, Herzinsuffizienz, Schlaganfall,
COPD
und
Lungenkrebs)
sind
allesamt
bedeutend
durch
chronischen
Tabakkonsum bedingt und als tabak-assoziierte Erkrankungen bekannt.
Die relative Risikoerhöhung zur Entstehung einer Krebserkrankung beträgt bei
starken RaucherInnen mit > 25 Zigaretten/Tag 3,1, bei Ex-RaucherInnen immer
noch 1,3. Karzinome im Bereich des Pharynx, Larynx oder der Mundhöhle
entstehen bei starken RaucherInnen 48-mal häufiger, im Bereich der Lunge 25-mal
häufiger
und
im
Bereich
des
Ösophagus
11,2-mal
häufiger
als
bei
NichtraucherInnen. Jährlich fügen Tabakprodukte der Weltwirtschaft einen Schaden
von ungefähr 1 Milliarde US-Dollar zu. [70]
Tabaksucht mit ihren vielfältigen schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen ist eine
Krankheit, die ebenso wie andere Krankheiten nach speziellen Schemata behandelt
werden muss oder zumindest sollte. Wie der Ergebnisteil zeigt, stehen der Medizin
hierfür mit NET, Bupropion und Vareniclin bereits gut erforschte, gut wirksame und
vor Allem sichere und meistens gut verträgliche Möglichkeiten zur Verfügung. Dies
41
stellt eine gute Basis dar, um als Ärztin oder Arzt, gemeinsam mit der Patientin oder
dem
Patienten
eine
gut
verträgliche,
wirkungsvolle
medikamentöse
Entwöhnungstherapie erstellen zu können.
Neben der medikamentösen Therapie ist ebenso die gute Beratung und Motivation
zum Rauchstopp und vor allem das Sensibilisieren bezüglich der großen
gesundheitsschädlichen Wirkung des Rauchens von großer Bedeutung.
Das Ziel der medikamentösen RaucherInnenentwöhnung ist die wirkungsvolle
Verbesserung der Rauchabstinenzraten, welches bereits als Monotherapie mit
NET, Bupropion oder Vareniclin oder in Kombination gut erreicht werden kann.
Ein weiteres Problem dieser Thematik ist die tiefe, langjährige gesellschaftliche
Verankerung des Rauchens und auch die generelle Akzeptanz gegenüber
Tabakprodukten und deren wichtigsten Schadstoff „Tabakrauch“. Präventive
Maßnahmen vieler gesundheitspolitischer Organisationen werden dadurch in ihren
Effekten abgeschwächt oder fast ganz außer Kraft gesetzt.
Ein interessanter epidemiologischer Aspekt wird außerdem die weltweite
Entwicklung des Rauchverhaltens in den unterschiedlichen geografischen und
wirtschaftlich entwickelten Regionen darstellen. Ausgehend von statistischen
Vorhersagen der WHO wird es zu einer starken Zunahme der Rauchprävalenz in
den Regionen Naher Osten, Asien und Afrika [35] [25] kommen.
Es bleibt also abzuwarten, wie die tatsächliche Entwicklung der Prävalenz in Zukunft
stattfinden und vor welche Probleme die Gesellschaft dadurch noch gestellt werden
wird.
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