BAUKOMPETENZ FÜR ARCHITEKTEN PLANER UND BAUHERREN HOLZKULTUR 21 AUSGABE 12/16 Zukunft Holzbau Botschaft für Kinder Erdbebensicher bauen Hotelerweiterung Carnitalia - Wettlauf gegen die Zeit Leim- und metallfrei bauen Sky Central - Rekord in England Leben auf dem Campus Zentrum für berufliche Integration HOLZKULTUR 21 BAUSTOFF DES 21. JAHRTHUNDERTS Sky Central London 04 SOS Kinderbotschaft Berlin 08 Fachmarktzentrum Kitzbühel 12 soligno wird holzius 16 Erdbebensicher bauen 20 ARI Marseille 24 Science City Zürich 26 Rubner's Hotel Rudolf Südtirol 30 Carnitalia Lodi 34 Zukunft Holzbau 38 Vorschau 42 2 Holz ist seit Urzeiten ein begehrter Baustoff. Das gilt für die vor 5.500 Jahren am Bodensee errichteten Pfahlbauten, für viele Brücken der Römer und für die Wohnhäuser des Mittelalters, die, waren deren Mauern aus Stein gebaut, zumindest Decken und Dachstühle aus Holz bekamen. Noch vor 50 Jahren wurde Holz meist für minderwertige Aufgaben verwendet - gerade gut genug für Stadel und Baracken. Heute wird es hochwertig eingesetzt und verarbeitet. Für große Gebäude vertraute man in jüngerer Zeit noch auf Stahl und Beton. Jetzt aber entstehen Hochhäuser aus Holz. Das ist zu einem großen Teil den in den vergangenen Jahrzehnten entwickelten Holzprodukten geschuldet. Einer Entwicklung, in die das Familienunternehmen Rubner seit mehr als 80 Jahren mit Leidenschaft involviert ist. Heute ist Holz ein ultramoderner, hochwertiger Baustoff. Das liegt an den Eigenschaften des Werkstoffs, seiner Optik, seiner Haptik, Behaglichkeit und Wärme. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, und der Energieaufwand bei Produktion und Verarbeitung deutlich geringer als bei Stahl oder Beton – bei vergleichbarer Leistungsfähigkeit, aber viel geringerem Eigengewicht. Der hohe Vorfertigungsgrad erlaubt kurze Realisierungszeiten. Holz verhält sich im Brandfall wesentlich einschätzund kontrollierbarer als so mancher seiner unbrennbaren Konkurrenten und jüngste Ereignisse verdeutlichen die Vorzüge von Holzbauten in erdbebengefährdeten Regionen. Da Bäume darüber hinaus CO2 speichern, fällt die Klimabilanz von Holz deutlich besser aus als bei jedem anderen Baustoff. momentanen Mitteln nicht möglich ist. Für die Wissenschaftler wie auch Rubner ist das aber kein Grund, an der grundsätzlichen Vision zu zweifeln. Vielmehr wollen wir das Holz so verarbeiten, dass es auch solchen und anderen Belastungen standhält. Visionen wollen gelebt, die Grenzen des Machbaren überwunden werden. Holz, der Baustoff des 21. Jahrhunderts. Herzlichst, Peter Rubner Präsident der Rubner Gruppe Forscherteams, wie beispielsweise an der Universität Cambridge, gehen diese Entwicklungen allerdings nicht weit genug. Sie wollen in Zukunft hölzerne Wolkenkratzer mit 70 und mehr Stockwerken bauen. Wir wissen, dass das mit den 3 SCHALLDÄMMUNG GROSSGESCHRIEBEN SKY CENTRAL Der Sky Campus in Osterley, West-London (GB), wird derzeit neu gestaltet und weiterentwickelt. Nach der Fertigstellung werden verschiedene Betriebsbereiche zusammengeführt und bis zu 12.000 Arbeitsplätze im Londoner Bezirk Hounslow geschaffen. Wie auch in der ersten Bauphase, „BskyB Believe in Better Building“, war Rubner Holzbau in Zusammenarbeit mit dem britischen Marktpartner B+K Structures maßgeblich in den Holzbau involviert. Bei zweiten Bauabschnitt ‘Sky Central“ handelt es sich um ein Gebäude mit einer Gesamtfläche von ca. 41.000 m², welches neben Büroräumen, Studios und Produktionsstätten auch Forschungs- und Entwicklungsbereiche beherbergt. Das Haupttragwerk besteht aus einem Stahlbetonrahmen mit Trägern und Säulen, die die großen Spannweiten der Dachkonstruktion aufnehmen. Brettschichtholzträger mit Spannweiten bis zu 21 m bilden das Haupttragwerk und sind über Auflager- platten mit der Stahlkonstruktion verbunden um die unterschiedlichen Toleranzen ausgleichen. Dazwischen hängen nicht tragende 3 m breite Nebenpfetten aus Brettschichtholz um die Ästhetik zu erhöhen und eine interessante Dachuntersicht zu bilden. GRÖSSTES PROJEKT MIT HOLZDACHELEMENTEN IN ENGLAND Mehr als 7.500 lfm Brettschichtholzträger und 16.000 m² Dachelemente wurden unter kontrollierten Bedingungen von Rubner Holzbau in Ober-Grafendorf (AT) millimetergenau produziert. Rubner Holzbau verantwortete auch die Konstruktionsplanung der Dachelemente. Sky Central ist das größte Projekt mit Dachelementen aus Holz in England. SCHALLDÄMMUNG Da sich das Gebäude in der Einflugschneise des Flughafens Heathrow befindet, war der Schallschutz eine wesentliche Komponente. Die Verwendung von Holzelementen ermöglicht eine ausgezeichnete Luftschalldämmung. Die Unterseite mit einer Kombination von Akustikvlies und Mineralwolle, abgedeckt durch eine perforierte Metallverkleidung, erzielt eine optimale Schalldämpfung. Die werksseitige Vorfertigung beschleunigte die Montage maßgeblich, so wurden bis zu 600 m² Holz-Dachelemente pro Tag montiert. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang bei produziertem Baustellenabfall; teure Entsorgungskosten konnten so vermieden und das überschüssige Material dem Recyclingprozess zugeführt werden. Die Arbeiten wurden trotz teils widriger Wetterverhältnisse termingerecht fertiggestellt. 6 Fertigstellung: 2016 Bauherr: BSKYB, London (GB) Generalunternehmer: Mace, London (GB) Auftraggeber: B & K Structures, Derby (GB) Architekt: PLP Architecture, London (GB) Statik: Arup Associates, London (GB) Holzbauteile: Rubner Holzbau, Ober-Grafendorf (AT) Dachelemente: 16.000 m2 Brettschichtholz: 260 m3 Bilder: B+K Structures 7 8 GEBÄUDEHÜLLE Rubner Holzbau realisierte sowohl die Fassade als auch die vorgefertigten Wandelemente für die oberen vier der insgesamt sechs Stockwerke. Die Fassade der ersten beiden Etagen wurde aus 800 m² Pfosten-RiegelFassade in Brettschichtholz Fichte realisiert, für die beiden oberen Stockwerke wurden 1.407 m² vorgefertigte Wandelemente mit Robinien-Schalung verbaut, das als härtestes und dauerhaftestes Holz Europas gilt. Mit den 3,90 x 10,60 m großen vorgefertigten Elementen war die Gebäudehülle schnell geschlossen. TEXTILE FASSADE Die hölzerne Gebäudefassade wird von einer optisch anspruchsvollen textilen Membranfassade mit fixen und verschiebbaren Elementen umhüllt. In den unteren Geschossen sorgen große Markisen für Sonnenschutz und farbliche Akzente. Durch die Verwendung von Hölzern, Textilien und Glas entstehen spannende Materialkontraste und charakterisieren so das Ergebnis einer erfolgreichen Hybridbauweise. FASSADE INDIVIDUELL & TRANSPARENT Die neue Kinderbotschaft sollte ein offenes Haus für alle werden, das spiegelt sich auch im Entwurf der Architekten wider. Diese entschieden sich für eine filigrane Holz-Glas-Fassade, damit viel Licht in das für Veranstaltungen nutzbare Foyer durchdringen kann. SOS KINDERBOTSCHAFT Mit der „Botschaft für Kinder“ entstand in Berlin-Moabit ein Bildungsund Begegnungszentrum des SOS-Kinderdorfs. In das Gebäude werden die bisherigen Angebote des SOS-Berufsausbildungsund Tagungszentrums zur beruflichen Orientierung und Qualifizierung von jungen Menschen mit Förderbedarf und neue soziale Projekte für Menschen mit Behinderungen integriert. Ab Frühjahr 2017 werden hier Kinder, Jugendliche, Eltern und Erwachsene von rund 70 erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei ihren individuellen Bedürfnissen beraten, betreut oder ausgebildet. Ein Familiencafé und eine Tagesbetreuung sowie 28 Gästezimmer komplettieren das Angebot. Fertigstellung: 2016 Bauherr: SOS-Kinderdorf e.V., München (DE) Architekt: ludloff + ludloff Architekten BDA, Berlin (DE) Ingenieurbüro: ARUP GmbH, Berlin (DE) Fassade: Rubner Holzbau, Augsburg (DE) Wandelemente: 1.407 m2 in Robinie mit Membranfassade Pfosten-Riegel-Fassade: 800 m2 in Fichte, grau lasiert mit Markisen Bilder: Marc Winkel-Blackmore Nach nur sechseinhalb Monaten Gesamtbauzeit öffnete das neue Fachmarktzentrum mit einer Fläche von 4.750 m2 auf zwei Geschossen im traditionsreichen Tourismusort Kitzbühel (AT) seine Türen. FACHMARKTZENTRUM KLIMASCHUTZ-MARKT IN KITZBÜHEL Das Gebäude in Mischbauweise aus Holz und Stahlbeton wurde auf die Höhe des Straßenniveaus aufgeständert, um die vorhandene Geländetopographie optimal zu nutzen. Die dynami- 12 schen Knicklinien des Baukörpers wirken sich je nach Blickwinkel unterschiedlich auf das Erscheinungsbild aus. Frontal betrachtet wirkt er monolithisch, wie ein lang gezogener, beinahe rechtwinkliger Quaderblock. Ändert sich jedoch der Standort des Betrachters, wirkt das Gebäude durch die abgeschrägte Fassade nicht mehr so massiv, weil ein großer Teil hinter dem Knick verschwindet. Große Auskragungen im Vordachbereich werden durch die abgeknickte Form begünstigt. ZU 95 % AUS HOLZ Das Fachmarktzentrum wurde im Erd- und Obergeschoss zu rund 95 % aus Holz realisiert. Die warm anmutende Dachkonstruktion besteht aus freiliegenden, einheitlich dimensionierten Leimholzträgerrosten sowie Brettsperrholz und Dielendecken. Für die Wandkonstruktion wählte man Holzriegel- und Brettsperrholzelemente (Feuerwiderstandsklasse bis REI 90). Die Außenbeplankung erfolgte mittels Aluverbundplatten und senkrechten, grau lasierten Fichtenbrettern. Schlussendlich wurden auch für die Untersichten im Vordachbereich und teilweise im Innenraum weiße Fichtenbretter verwendet. Der Eurospar ist übrigens der erste Klimaschutz-Markt im Bezirk und setzt unter anderem auf 100 % LED-Beleuchtung, Wärmerückgewinnung und eine Photovoltaikanlage. Montage auch die statische Planung unter Berücksichtigung von zahlreichen Aussteifungs- und Tragstrukturen sowie unterschiedlichen Aufbauten und Materialien. 100 VERSCHIEDENE DETAIL-LÖSUNGEN Die aufwendige, verwinkelte und in alle Richtung „schiefe“ Geometrie des Gebäudes sowie die verschiedenen Baustoffe erforderten einen Katalog mit rund 100 unterschiedlichen Detail-Lö- sungen. Die Lieferung der werksseitig vorgefertigten Elemente zur Baustelle erfolgte exakt zum jeweils richtigen Montage-Zeitpunkt. Die Holzbauarbeiten sowie die Errichtung der tragenden Stützen und Fassadenstützen aus Stahl wurden von Rubner Holzbau im vorgegebenen Zeitrahmen von nur drei Monaten abgeschlossen. Rubner Holzbau verantwortete neben der Produktion, Baustellenlogistik und 13 Fertigstellung: 2016 Auftraggeber: FMZ Kitzbühel GmbH, (AT) Architekt: Feuersinger Planung und Projektmanagment GmbH, (AT) Holzbau: Rubner Holzbau, Ober-Grafendorf (AT) und Brixen (IT) Brettschichtholz: 1.105 m3 Wandelemente: 1.020 m2 Brettsperrholz: 70 m2 helios sustainable communication NATURVERBUNDEN WOHNEN SOLIGNO WIRD HOLZIUS Durch das Funktionsprinzip „Verkämmen und Vergraten“ werden die Wände und Decken gänzlich ohne Leim- und Metallverbindungen hergestellt. Der Südtiroler Vollholzbauer gründete sich 2005 mit der Marke soligno und dem Firmennamen Reinverbund GmbH mit der Vision, gesundes Wohnen in ökologischen Einklang mit der Natur zu bringen. Oktober 2016 wurde der Name auf holzius GmbH geändert. PATENTIERT, LEIMUND METALLFREI Mit dem neuen Markenauftritt ist eine neue Geschäftsstrategie entstanden: Als Anbieter patentierter leim- und metallfreier Massivholzelemente gestartet, gehören nun auch fertige Gebäudehüllen aus Vollholz in baubiologischer Ausführung zum umfangreichen Angebot. Die an der Umsetzung beteiligten Partnerbetriebe sind holzius-zertifiziert, somit kann die entsprechende Qualität gewährleistet werden. holzius bleibt der direkte Ansprechpartner für den Kunden bis die fertige Gebäudehülle steht. „Wir wollen gesunde Wohnräume schaffen und intakte Lebensräume erhalten. Auf diese Art und Weise wollen wir Mensch und Natur zusammenbringen“, so Geschäftsführer Herbert Niederfriniger. Ziel ist es, die Vollholzbauweise in die Städte zu bringen und damit auch dort naturverbundenes Wohnen und Leben zu ermöglichen. 17 HOLZIUS holzius besteht aus dem Begriff „Holz“ und der lateinischen Steigerungsform „ius“. holzius geht somit seinen Weg noch entschlossener und überzeugter, also in gesteigerter Form. „ius“ bedeutet auch Gesetz: mit den Gesetzmäßigkeiten des Holzes zu arbeiten und diese bei der Herstellung der Produkte zu nutzen. holzius versinnbildlicht, dass die Reinheit des Holzes als Baustoff gewürdigt und ihr treu geblieben wird. KONSEQUENT ÖKOLOGISCH Mit seinen konsequent ökologischen, nachhaltigen und gesunden Baulösungen auf höchstem technischen Niveau ist die holzius GmbH auf internationalen Märkten zuhause – dazu gehören Italien, Österreich, Deutsch- land und die Schweiz. Das zur Rubner Gruppe gehörende Unternehmen hat mittlerweile für über 300 Einfamilienhäuser sowie öffentliche und gewerbliche Großbauten wohngesunde Bauteile aus reinem Holz gefertigt. 2015, im zehnten Jahr des Firmenbestehens, konnte das Produktionsvolumen um 43 % gesteigert werden. NATURVERBUNDEN WOHNEN Außen- und Innenansicht eines Vollholzhauses von holzius. Die Ästhetik muss nicht zwingend eine Holzoptik sein. Auch Wände mit Lehm- oder Kalkputz lassen sich mit dem Baustoff Massivholz kombinieren. Architektur: Daniel Dolder und Sandra Dolder, Darmstadt (DE) SOLIGNO WIRD HOLZIUS Bio Vital Hotel Theiner’s Garten, Südtirol (IT). Entsprechend der ökologischen und nachhaltigen Ausrichtung des Betriebs entschied man sich unter der Leitung von Rubner Objektbau als Generalunternehmen für die massive Holzbauweise von holzius, weil dadurch auf Vernagelung und Verleimung ganz verzichtet werden konnte. 18 19 2009 beschädigte ein Erdbeben mit der Stärke 6.3 auf der Richterskala tausende Gebäude im italienischen L’Aquila. Die Rubner Gruppe war mit dem Neubau zweier Kindergärten und einem Studentenheim (Bild rechts) am raschen Wiederaufbau beteiligt. Außerdem konzipierte Rubner Wohneinheiten, die bereits ein halbes Jahr nach Baubeginn bezogen werden konnten. LEISTUNGSFÄHIGER BAUSTOFF HOLZ ERDBEBENSICHER BAUEN Als 2012 nach einem Beben in der norditalienischen Provinz Reggio Emilia der Wiederaufbau begann, errichtete Rubner Holzbau im Örtchen Guastalla einen neuen Kindergarten (Bild unten). Hier besteht die Tragstruktur mit Ausnahme der Stahlbetonfundamente komplett aus Brettschichtholzelementen. Diese bieten selbst im Fall höchster seismischer Belastungen eine hohe Stabilität und Sicherheit. 20 Gegen Naturgewalten ist der Mensch machtlos: Sie sind zumeist unvorhersehbar in Zeitpunkt und Intensität und hinterlassen in großen Teilen Verwüstung und Zerstörung. Vor allem Erdbeben, von denen zuletzt auch immer wieder das Zentrum Italiens heimgesucht wurde, zerstören die Bausubstanz ganzer Städte und Ortschaften. Die Bilder der Zerstörungen machen deutlich, dass es sich bei den Beanspruchungen nicht um „normale“ Krafteinwirkungen handelt. Wie sonst kann es passieren, dass Jahrhunderte alte Städte und Dörfer völlig in sich zusammenstürzen? Die Kräfte, die hier auf Gebäude wirken, sind immens. Erdbebensicheres Bauen hat, nicht erst durch die Ereignisse der letzten Zeit, eine besondere Dringlichkeit erlangt und stellt nach wie vor eine Herausforderung für Ingenieure und Architekten dar. Der Holzbauspezialist Rubner realisiert als führendes Unternehmen im europäischen Ingenieurholzbau viele technisch komplexe Projekte – und das auch in Erdbebengebieten: Gerade der von Rubner verbaute Werkstoff Holz ist hier mit seinen positiven Eigenschaften gegenüber den oft aus Stein errichteten, traditionellen Gebäuden im Vorteil. 6,3 AUF DER RICHTERSKALA In L'Aquila wurden 2009 etwa 15.000 Gebäude der Kleinstadt beschädigt: Die großteils aus Stein bestehende alte Gebäudesubstanz hatte den Erdstößen wenig entgegenzusetzen. Jetzt, über sieben Jahre später, bekommt die Innenstadt von L'Aquila langsam wieder ein Gesicht. Viele der Neubauten sind nun Holzkonstruktionen. Denn neben seiner hohen Vorfertigung und damit raschen Montage hat der Holzbau noch einen weiteren bedeutenden Vorteil gegenüber Massiv- oder Steinbau: Der verbaute Werkstoff Holz ist im Verhältnis zu anderen Baustoffen bei vergleichbarer Tragfähigkeit wesentlich leichter. GERINGES EIGENGEWICHT VON HOLZ Unter diesem Aspekt muss man sich vor Augen führen, dass die maßgebenden Kräfte bei einem Erdbeben die hervorgerufenen Horizontalkräfte sind. Ihre Größe hängt von der bewegten Masse des Gebäudes ab. Das im Vergleich zur Massivbauweise niedrige Eigengewicht der Holzbauteile wirkt sich hier also sehr positiv aus. Holzbauweisen sind für das Bauen in Erdbebenregionen geradezu prädestiniert. 21 22 LEISTUNGSFÄHIGER BAUSTOFF HOLZ Ganz oben: Der Mactan Cebu International Airport auf den Philippinen muss extremen Windlasten und Erdbeben standhalten. ERDBEBENSICHER BAUEN Rubner hat unter anderem an der Universität Trient geforscht und am interuniversitären Forschungsprojekt „Series“ mit Rütteltischversuchen im Realmaßstab mitgewirkt. So konnte man eigene Details entwickeln und erproben, auf dessen Basis in erdbebengefährdeten Regionen komplexe und architektonisch ansprechende Holzbauten umgesetzt werden. Beim modernen Ingenieurholzbau geht es in erster Linie darum, ein Gebäude so zu bauen, dass es Erdbeben abfangen kann ohne dabei einzustürzen. Dabei sind vor allem die exakt geplanten Verbindungsmittel von enormer Bedeutung. So ist es im Holzbau üblich, gelenkige Bereiche gezielt zu planen und die Duktilität in den Verbindungsmitteln gezielt anzusetzen. Im besten Fall kommt es dann bei einem Erdbeben nur zu reparablen Schäden am Tragwerk. Damit dies gelingt, muss das Tragwerk die dynamische Bewegungsenergie des Bebens aufnehmen, was in hohem Maße die Verbindungsmittel leisten, zum Beispiel indem sie sich verformen, ohne dabei zu brechen. Diese Vorgehensweise ist zwar auch bei anderen Baustoffen tägliche Praxis, aber z. B. im Falle von Beton aufgrund der schwierigen Vorhersage kritischer bei der Umsetzung. Die Eigenschaften der oft stabförmigen Holzbauteile bringen im Falle eines Erdbebens einen weiteren Vorteil: Die Aussteifung muss schon für häufig auftretende Horizontalkräfte in Form von Windlasten genau geplant werden und macht es dadurch einfacher, auch Erdbebenlasten zu übernehmen. PIONIER IN ASIEN Ein anspruchsvolles Projekt realisiert Rubner Holzbau aktuell auf den Philippinen. Hier entsteht ein ganzes Flughafengebäude aus Brettschichtholz – das erste auf dem asiatischen Markt. Eine große Herausforderung, die weltweit Aufsehen erregt, denn der Bau in Südostasien erfolgt in einer erdbeben- und wirbelsturmreichen Gegend. An der Grenze der Philippinischen und Pazifischen Platte ist vermehrt mit Erdstößen zu rechnen. Dazu sind die Windlasten, die hier auf die Konstruktion wirken, immens. Das duktile Verhalten von Ingenieurholzkonstruktionen, also die elastische oder plastische Verformung unter Last vor dem Versagen, macht die Bauweise hier zur ersten Wahl. Die Erdbebensicherheit von Holzkonstruktionen belegen zahlreiche Gebäude in seismisch aktiven Regionen wie beispielsweise Jahrhunderte alte Holzhäuser in Istanbul oder Holzbauobjekte in Japan. All die positiven Merkmale der Holzbauweisen unter Erdbebenbeanspruchung sind Ergebnis jahrelanger Untersuchungen und wissenschaftlicher Forschung. Rubner hat viel in umfangreiche Versuchsprogramme investiert, um in diesem Bereich technologisch spezialisiert zu bleiben. 23 INTEGRATION IN PERFEKTION BETREUTES WOHNEN Fertigstellung: 2016 Auftraggeber: ARI - Association Régionale pour l’Insertion, Marseille (FR) Architekt: ACTOM Architecture à Sophia Antipolis - France BALLIOT Holzbau: TECKICEA, Pontarlier (FR) Tragrahmen Brettschichtholz: 20 m3 Brettsperrholz für Fußböden und Decken: 3.400 m² Brettsperrholz für Innenwände: 1.372 m² Holzrahmen für Außenwände: 1.780m² Wandverkleidung Verbundplatte: 405 m² Außenlattung in vorgegrauter Lärche: 1.100m² Fotos: Caroline Hérard Rendering: Asylum 24 Das neue Projekt für Betreutes Wohnen von ARI (Association Régionale pour l’Intégration) einer Einrichtung zur Integration behinderter Menschen, sieht vor, 42 Jugendliche und Erwachsene in dieser Unterkunft aufzunehmen. Das Bauobjekt befindet sich im neuen Viertel Sainte Marthe, im 14. Arrondissement von Marseille. Auf einer Nutzfläche von 2.700 m² beinhaltet das Zentrum den Wohnbereich für die dauerhafte Unterbringung der behinderten Bewohner, Gemeinschaftsräume, eine Dienstwohnung und gemeinsame Einrichtungen für Verwaltungsdienste, paramedizinische und allgemeine Dienste. Die Wahl der Architekten die Tragstruktur des Gebäudes in Holz auszuführen, wurde durch eine große Mehrheit des Verwaltungsrates befürwortet, der sich aus den Eltern der Heimbewohner zusammensetzt. Das Hauptaugenmerk bei diesem Projekt lag darin: 1) Eine harmonische Integration des Baukörpers in die umliegende Landschaft. 2 ) Ein Bauwerk hoher ökologischer Qualität zu realisieren, das dem Leitbild des neuen Stadtteils von Sainte Marthe gerecht wird. 3) Mit der Verwendung von Holz als Baumaterial für die Bewohner ein von der Größe her überschaubares und gleichzeitig beruhigendes Wohnumfeld zu schaffen, sprich ein heimeliges Wohngefühl zu vermitteln und die nüchterne Atmosphäre eines Gesundheitszentrums oder Krankenhauses zu vermeiden. OPTIMIERTES HOLZBAUWERK A) Ein in Brettschichtholz und feuerbeständiger Leichtbauweise ausgeführtes Tragskelett, das auch nach der Fertigstellung des Gebäudes sichtbar bleibt. B) Außenwandelemente in Holzrahmenbauweise. Diese stellen die beste Kombination von Tragfähigkeit und Wärmedämmung dar und ermöglichen einen hohen Vorfertigungsgrad. C) Sichtbar belassene Decken und tragende Innenwände aus massivem Brettsperrholz. Diese unbekleideten Massivholzelemente verleihen dem Bau eine warme und gemütliche Raumwirkung. Aufgrund der werksseitigen Vorfertigung der Teile wird höchste Präzision beim Einbau erzielt. Mit drei verschiedenen Holzbausystemen hat das Rubner Team eine optimale Umsetzung der Bauaufgabe gewährleistet: 25 Die drei optisch ineinandergreifenden HWO-Gebäude beinhalten 498 Zimmer, davon 12 Einzel-Studios und 64 Einheiten für 6 bis 10 Zimmer-Wohngemeinschaften. Ein begrünter Innenhof sowie diverse Gemeinschaftsräume sorgen für hohe Wohnqualität und schaffen Platz für Begegnungen. Im Erdgeschoss befinden sich Arbeitsplätze für Studierende sowie eine Kindertagesstätte, im Untergeschoss das Archiv 26 VORGEFERTIGTE WANDELEMENTE MIT FENSTERN Rubner Holzbau fertigte und montierte rund 7.770 m2 Außenwandelemente aus Holz für die Stahlbeton-Skelett-Konstruktion. Die 410 vorgefertigten, zum Teil in verschiedenen Radien gekrümmten Elemente sind bis zu 12 m lang, 3 t schwer. Alle beinhalten werksseitig eingebaute, geschosshohe, dreifach verglaste Fenster (750 Stück). Die Herausforderung bei der statischen Dimensionierung der Gebäudehülle lag bei den hohen Windlasten und dem Gewicht (90 kg/m²) der vorgehängten Verkleidung aus stranggepresster Keramik. ENERGIEEFFIZIENT UND ZERTIFIZIERT Als Besonderheit ist die Zertifizierung nach MINERGIE-P-ECO® und GI GUTES INNENRAUMKLIMA® hervorzuheben. Diese Labels vereinen Ziele für energieeffiziente Bauweise und Gesundheitsschutz. Im Vordergrund stehen dabei die Vermeidung schädlicher Baustoffe, ein gutes Raumklima und ökologische Aspekte wie beispielsweise die Wiederverwendbarkeit der Materialien. Die Wärmeenergie stammt vom Energienetz der ETH Zürich sowie von rund 230 Erdsonden mit einer Gesamtlänge von rund 11 km. WOHNEN AUF DEM CAMPUS LERNEN, WOHNEN UND LEBEN für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH. Darüber hinaus verfügen die Wohnobjekte auch über Ladenflächen für Geschäfte. SCIENCE CITY ZÜRICH Günstige Wohnungen in Zürich (CH) sind rar. Die ETH-Hönggerberg hat sich deshalb dazu entschlossen, Wohnraum für Studierende zu schaffen. Anfang September 2016 bezogen rund 900 Studierende ihr Zuhause in den Neubauten HWW und HWO in unmittelbarer Nähe von Hörsälen und Laboren. 27 Fertigstellung: 2016 Bauherr: Swiss Life AG, Zürich (CH) Totalunternehmer: BAM Swiss AG, Basel (CH) Architekt: Architektick Tina Arndt & Daniel Fleischmann, Zürich (CH) Holzbau: Rubner Holzbau, Augsburg (DE) Gebäudevolumen: 73.800 m3 Fassadenelemente: 7.770 m2 mit 750 Öffnungselementen Verglasung: 2.250 m2 Brettschichtholz & KVH: 463 m3 Bilder: Achim Birnbaum, ETH Zürich/Alessandro Della Bella TRADITION UND ALPINE ELEGANZ RUBNER’S HOTEL RUDOLF 30 Das Rubner’s Hotel Rudolf befindet sich im exklusiven Ferienort Reischach bei Bruneck in Südtirol (IT). Das 4-Sterne-Hotel am bekannten Skigebiet Kronplatz blickt auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück. Deshalb war es den Gastgebern bei der Neugestaltung besonders wichtig, den für das Haus so charakteristischen Charme beizubehalten und dennoch auf Aktualität und Komfort zu setzen. Mit dieser Zielsetzung wurde das 1979 errichtete Gebäude renoviert, erweitert und auf insgesamt 62 Zimmer mit 120 Betten aufgestockt. Bekannte und zum Verweilen einladende Orte, wie die mit Holz verkleideten Stuben sowie liebevolle Details, wie die Kunstwerke aus der Privatsammlung der Familie Rubner und die Zitate an den Wänden, sind geblieben. Neu entstanden sind 21 neue Wohlfühlsuiten und Zimmer sowie ein erweiterter Restaurantbereich. Der Wellnessbereich wurde mit einem neuen Schwimmbad, externen Whirlpools sowie neuen Saunen und Entspannungsräumen vergrößert. NATÜRLICHE MATERIALIEN Die Neugestaltung der Fassaden mit vorgesetzten Holzlamellen gab dem Hotel ein einheitliches und charakteristisches Erscheinungsbild. Die Holzlamellen funktionieren zudem als Filter und Sonnenschutz und erhöhen die Privatsphäre der dahinter befindlichen Bereiche. Holz und Stein sind die natürlichen, Gestalt gebenden Materialien. Die Flachdächer der Erweiterungsbauten wurden extensiv begrünt. Die Tragstruktur des neu zu errichtenden Obergeschosses mit der Dachkonstruktion ist in Holz-Leichtbauweise ausgeführt. KOMPLETT AUS EINER HAND Das Projekt unter der Leitung von Rubner Objektbau zeigt die Leistungsfähigkeit und Synergien innerhalb der Rubner Gruppe. Vom Rohmaterial bis zum fertigen Objekt werden alle Prozesse und Arbeitsschritte in einer lückenlosen vertikalen Wertschöpfungskette abgedeckt. Schnittholz aus dem eigenen Sägewerk von Rubner Holzindustrie (RHI), Brettschichtholz und Dachelemente von Rubner Holzbau, Naturholzplatten von Nordpan, Wandelemente von holzius sowie Türen und vorgefertigte Innen- und Außenwände von Rubner Türen und Rubner Haus. Der hohe Anteil an Eigenleistungen führt zu ökonomischen Gesamtlösungen und bietet Architekten, Planern und Bauherrn den Vorteil einer einzigen Ansprechperson sowie zeit- und kosteneffizienten Umsetzung. Dies gewährleistet eine hochwertige, anforderungsgerechte Lösung mit klar definierter, zentraler Verantwortlichkeit. Fertigstellung: 2016 Auftraggeber: Rubner‘s Hotel Rudolf, Bruneck/Reischach (IT) Architekt: Comfort Architecten, Bruneck (IT) Kubatur: 11.440 m3 Bilder: Rubner‘s Hotel Rudolf, Andreas Pollok Rubner Objektbau: Generalunternehmen Rubner Haus: 1.060 m2 Innenwände, 775 m2 Außenwände Nordpan: 35 m2 Naturholzplatten holzius: 96 m2 Wandelemente Rubner Fenster: 61 Fenster Rubner Türen: 130 Türen Rubner Holzbau: Brettschichtholz: 49 m3 Stahl: 9.000 kg Die Anforderungen des Auftraggebers an Rubner Holzbau waren im Hinblick auf eine rasche Wiederaufnahme der Produktion extrem hoch: In kürzester Zeit nicht nur ein sicheres, sondern zugleich umweltfreundliches und gleichzeitig ästhetisch ansprechendes Gebäude zu errichten. Eine weitere Herausforderung bei der Planung und Umsetzung war, dass bereits vorhandene Fundamente 34 OPTIMALER FEUERWIDERSTAND Die wesentlichste Neuerung war die Verwendung von Brettschichtholz anstelle von Stahl für die gesamte Dachkonstruktion. Aus Sicht der Architekten und des Auftraggebers war Brettschichtholz das beste Baumaterial für die Anforderungen und die Zeitvorgabe. Einerseits durch den hohen werksseitigen Vorfertigungsgrad, der eine sehr schnelle und genaue Fertigstellung ermöglicht. Andererseits im Hinblick auf Brandschutzanforderungen, weil sich Holzkonstruktionen im Brandfall berechenbar verhalten und kein spontanes Versagen der Tragstruktur zu erwarten ist, wie beispielsweise im Stahlbau. Das Tragwerk des Produktionsbereiches besteht aus Stützen im Achsenabstand von 7,2 m, auf denen die in Form des Tonnendachs gebogenen Hauptträger aus Brettschichtholz mit einer Spannweite von 36 m aufliegen. Die größten Träger haben eine Länge von 43 m und einen Querschnitt von 32/222 cm. An der Dachkonstruktion wurden zwei Holzdecken, die sich in einem auskragenden Bereich befinden, abgehängt. Eine sekundäre Pfettenkonstruktion im Abstand von 2 m und Brettschichtholzpaneele komplettieren die Dachkonstruktion. SICHERHEIT MIT BRETTSCHCIHTHOLZ WETTLAUF GEGEN DIE ZEIT wieder genutzt werden sollten. Einzig die Grundfläche des neuen Objekts entspricht mit 190 x 55 m noch dem alten Gebäude, alles andere wurde komplett neu konzipiert. VIELSEITIGES BRETTSCHICHTHOLZ Die Fassaden auf einem Untergestell aus Brettschichtholz wurden mit Dreischichtplatten verkleidet. Der Bürobereich wird von einer Bogenbinderkonstruktion mit einer maximalen Spannweite von 36 m gehalten, die sich auf bereits vorhandene Zementpfeiler und auf einen Parallelträger mit einer Spannweite von 30 m stützen. CARNITALIA Carnitalia zählt zu den größten fleischverarbeitenden Betrieben in Norditalien. Ein Großbrand zerstörte Anfang 2015 die Produktionsstätte mit über 7.000 m2 Lagerund Produktionsflächen, Kühlräumen und Büros in der Provinz Lodi (IT). Rubner Holzbau erhielt den Auftrag für den Wiederaufbau des Produktionsbereiches sowie für die Überdachung des Bürogebäudes. 35 Fertigstellung: 2015 Auftraggeber: Carnitalia s.r.l., Ospedaletto Lodigiano (IT) Architekt: Studio Castiglioni & Nardi Architetti Associati, Varese (IT) Holzbau: Rubner Holzbau, Brixen (IT) Brettschichtholz: 2.650 m3 Holz-Fassaden: 3.500 m2 Dachfläche: 10.200 m2 Stahl: 42 t Rubner Holzbau verantwortete neben der Produktion und Montage auch die Planung, die Anlieferung der Bauteile just-in-time. 36 37 Allein im Alpenraum wächst in jeder Sekunde ein Kubikmeter Holz nach: Täglich wäre das Holz für ca. 2.160 und pro Jahr für ca. 788.400 Häuser. 38 BAUSTOFF DES 21. JAHRHUNDERTS WALDFLÄCHE WÄCHST ZUKUNFT HOLZBAU Jeder Baum entzieht der Atmosphäre pro Tag im Durchschnitt 6 kg CO2. Allein in Deutschland wird durch die Verwendung von Holzprodukten die Atmosphäre jedes Jahr um mehr als 120 Millionen Tonnen CO2 entlastet. Zum Vergleich: Das entspricht mehr als 10 % der deutschen Treibhausgasemissionen. Holz als Baumaterial wird immer beliebter. Es punktet mit vielen Vorteilen hinsichtlich Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Wohlbefinden und wird als Werkstoff der Zukunft gehandelt. Der wichtigste Aspekt, der für Holz als Baustoff für hochwertige Gebäudekonstruktionen spricht, ist die Nachhaltigkeit. Holz muss nicht erst mit hohem Energieaufwand produziert werden: Es regeneriert sich selbst. Gegenwärtig nimmt die Waldfläche in den Wäldern Europas wieder zu, denn es wird erheblich weniger Holz geschlagen, als nachwächst. KLIMASCHUTZ Werden heimische Hölzer verwendet und damit weite, energieintensive Wege vermieden, ist das ein enormer Beitrag zum Klimaschutz – speziell im Hinblick auf die Reduzierung des Treibhauseffekts. Das zu den Treibhausgasen zählende CO2 wird in den Wäldern gebunden. Und ist das Holz erst einmal verbaut, bleibt nicht nur der Kohlenstoff gespeichert, das Holz überzeugt mit seinen ausgezeichneten Energiewerten. Denn es dämmt genauso gut gegen Hitze wie gegen Kälte und ist aufgrund seiner geringen Wärmeleitfähigkeit und den guten Isolationseigenschaften in besonderem Maße für den Bau von Niedrigenergie- und Passivhäusern geeignet. Zugleich wirkt Holz regulierend auf das Raumklima und hat somit einen schonenden Einfluss auf das Immunsystem. SCHÜTZENDES HOLZ Auch in bautechnischen Belangen wie Schall-, Wärme- und auch Brandschutz gewährleistet Holz Sicherheit. Holz hat einen sehr hohen natürlichen Feuerwiderstand: ein hoher Sicherheitsaspekt bei der Planung von Holzkonstruktionen, denn Holz brennt berechenbar und zeigt kein Spontanversagen. URBANER HOLZBAU Schon seit jeher wird Holz zum Bauen eingesetzt. Wo immer es auf der Erde verfügbar war, haben die Menschen damit gearbeitet. Es ist heute nicht mehr die Frage, ob Holz in der Bauwerksplanung eingesetzt werden kann, sondern wie es bestmöglich angewendet wird. Für das Familienunternehmen Rubner stehen Holz und natürliche Lebensräume seit mehr als 80 Jahren im Mittelpunkt der Vision. Aber nicht nur bei den Unternehmen der Rubner-Gruppe nimmt der urbane Holzbau einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Lebenswerte Wohnräume im städtischen Milieu zu schaffen, ist eine der Hauptaufgaben von Architekten und Investoren in Zeiten fortschreitender Urbanisierung. Dabei greifen sie in ihren Planungen vermehrt auf Holz zurück. 39 OPTIMALE FLÄCHENNUTZUNG Das 73 Meter hohe Holzhaus "HAUT" wird im Amstelkwartier, einem neuen Stadtteil Amsterdams, stehen und 55 Appartements auf einer Bruttofläche von 14.500 m2 beherbergen. Das im Gebäude verbaute Holz speichert 3.000 t CO2. Dazu soll es 1.250 m2 Photovoltaikfläche bekommen sowie eine Abwasseraufbereitung auf dem begrünten Dach. Baubeginn soll 2017 sein. ZUKUNFT HOLZBAU VON DER VISION ZUR WIRKLICHKEIT Kein Wunder, denn neben den positiven, wohngesunden Eigenschaften hat Holz gegenüber den herkömmlichen Materialien auch jede Menge technische Vorteile. Mit ihm können Lücken im öffentlichen und privaten Raum schnell geschlossen werden. Auch für das Aufstocken ist Holz bestens geeignet, ist es doch wesentlich leichter als Stahl oder Beton. So können teure oder eingeschränkt zur Verfügung stehende Flächen optimal genutzt werden. Der geradezu revolutionäre technische Fortschritt wurde von Rubner Holzbau mitgeprägt und kam bei diversen Projekten erfolgreich zum Tragen, wie beispielsweise beim weltweit höchsten Holzaussichtsturm am Pyramidenkogel (AT). Während Rubner mit BSKYB an der Realisierung des höchsten Bürohauses in Holz in Großbritannien beteiligt war, schießen die Holzbauprojekte in anderen Ländern in ungeahnte Höhen. Ob in Wien oder Amsterdam, Zürich oder London – überall nehmen die Pläne zu extravaganten Holzhochhäusern neue Dimensionen an. In Österreichs Hauptstadt entsteht auf einer rund 4.000 m2 großen Grundstücksfläche das erste 24-stöckige Hochhaus in Hybridbauweise und soll nach Fertigstellung rund 84 m hoch sein. GRENZENLOSER HOLZBAU Bestehende Wolkenkratzer aus Holz umfassen aktuell „nur“ etwa 30 - 40 Etagen. Unvorstellbare Dimensionen – wobei es zumindest im Falle des Towers in Chicago zunächst einmal darum geht, die Grenzen des Machbaren auszuloten. Ziel der Architekten ist es, gemeinsam mit Ingenieuren und Forschern herauszuarbeiten, wie große Holzbauten grundsätzlich geplant werden müssen. Die Realisierung von Holzprojekten dieser Größe scheint jedoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Geht es noch höher? Die Planungen des Architekturbüros Perkins + Will's sehen vor, in Chicago einen 80-stöckigen Holzturm zu errichten, der am Ende fast 280 m hoch wäre. Von der Vision zur Wirklichkeit: Der mit 100 m weltweit höchste Holzaussichtsturm am Pyramidenkogel. 41 PHILIPPINEN Im neuen Luxusviertel „Katara“ in der Hauptstadt Doha entsteht ein neues Luxus-Restaurant mit Bungalows, einer Zugangsbrücke, und einem befahrbaren Steg: „The Jetty Dining – The Marine Restaurant“. Das Projekt unter der Leitung von Rubner Holzbau Sud umfasst neben der Projektierung und Lieferung auch die Montage der Bauteile vor Ort. Die Wahl auf den Baustoff Holz fiel neben den gestalterischen Möglichkeiten auch aufgrund der klimatischen Gegebenheiten mit feuchter und stark salzhaltiger Luft. Das Projekt bildet den Grundstein für die Weiterentwicklung des Holzbaus in Katar und der Golfregion. Hierbei kooperiert Rubner Holzbau Sud mit der örtlichen Al Jaber Group, dem führenden Unternehmen für Bau- und Umweltprojekte in Katar. 42 VORSCHAU KATAR IN BAU UND FERTIGSTELLUNG Rubner Holzbau produziert, verschifft und montiert 4.500 m3 Brettschichtholz für den neuen Mactan Cebu International Airport mit einer Terminalfläche von 65.000 m2. Dies ist in der Unternehmensgeschichte von Rubner Holzbau Ober-Grafendorf der größte Auftrag für eine Konstruktion aus Brettschichtholz. Gleichzeitig gibt es in ganz Asien kein weiteres Flughafengebäude, das komplett aus Brettschichtholz gefertigt wurde. Im März 2017 soll der Holzbau fertig sein, 2018 folgt die Inbetriebnahme. DEUTSCHLAND Im Südbayerischen Oberjettenberg entsteht eine neue Halle zur Erprobung elektronischer Geräte. Die besondere Anforderung aus der späteren Nutzung ist, dass die gesamte Konstruktion aus Baustoffen oder Bauteilen hergestellt wird, die metallfrei, nicht magnetisierbar oder elektrisch leitendend sind. Der Holzbauarbeiten von Rubner Holzbau Augsburg wurden im November 2016 abgeschlossen. 43 Österreich Rubner Holzbau GmbH Rennersdorf 62 3200 Ober-Grafendorf, Österreich Tel.: +43 2747 2251-0 [email protected] Deutschland Rubner Holzbau GmbH Am Mittleren Moos 53 86167 Augsburg, Deutschland Tel.: +49 821 710 6410 [email protected] Italien Rubner Holzbau S.p.A. Alfred Ammon Str. 12 39042 Brixen (BZ), Italien Tel.: +39 0472 822 666 [email protected] Filiale Villach Kanzianibergweg 14 9584 Finkenstein, Österreich Tel.: +43 4254 50 444-0 [email protected] Frankreich Rubner SAS 36 avenue des Frères Montgolfier 69680 Chassieu, Frankreich Tel.: +33 472 790 630 [email protected] Rubner Holzbau Sud S.p.A. Zona Industriale 83045 Calitri (AV), Italien Tel.: +39 0827 308 64 [email protected] Impressum: Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: Rubner Ingenieurholzbau AG, [email protected], www.holzbau.rubner.com. Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. 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