01|ÜberdenAutor FlorianFreistetter FlorianFreistetterpromovierteamInstitutfürAstronomieder UniversitätWienundhatdanachanderSternwartederUniversität JenaunddemAstronomischenRechen-InstitutinHeidelbergals Astronomgearbeitet.ZurZeitlebterinJena,bloggtüber WissenschaftundschreibtmanchmalBücher. http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/ 02|Inhalt 01 02 ÜBERDENAUTOR INHALT 03 POLARLICHT LichterderToten? 04 05 WEITERESTERNENGESCHICHTEN 01 Swing-by–RaumfahrtmitderKraftderPlaneten 02 DerLaplacescheDämon 03 DerroteRieseBeteigeuze 04 DieInternationaleRaumstation IMPRESSUM 03|Polarlicht LichterderToten? VONFLORIANFREISTÄTTER DasPolarlichtgehörtzudengroßenAttraktionendeshohen Nordens.WiediebuntenLichtschleieramdunklenHimmelentstehen können,warlangeZeitunklar.HeuteweißmanzumGlückmehr– undhatsogarherausgefunden,warumdasLichtinderNachtnicht nurleuchten,sondernauchGeräuschemachenkann. DASPOLARLICHT D asPolarlichtgehörtzudengroßenAttraktionendes hohenNordens.WiediebuntenLichtschleieramdunklen Himmelentstehenkönnen,warlangeZeitunklar.Heute weißmanzumGlückmehr–undhatsogar herausgefunden,warumdasLichtinderNachtnichtnurleuchten, sondernauchGeräuschemachenkann. UrlauberdiedenNordenSkandinaviensbesuchensindmeistens besondersbegeistert,wennsiedasNordlichtbeobachtenkönnen. PlöztlichtauchtamdunklenHimmeleineLeuchterscheinungauf. Grüneundrote“Wolken”jagendurchdieNacht,verändernsich ständigundzieheningespentischenSchleiernandenSternen vorbei.EsistkeinWunder,dassdieseErscheinungfrüheralsZeichen derGöttergedeutetwurdeoderalsVorbotefürKrieg,Krankheit oderandereKatastrophen. DieLichtersolltenvondenTotenverursachtwerdenundwennesam Himmelzusehenwar,solltemansichbessernichtnachdraußen wagen.DieWikingersahendieNordlichteralsZeichendafüran,dass irgendwoaufderWelteineSchlachtstattfindet.WenndieWalküren, diegeisterhaftenFrauenausdemGefolgedeshöchstennordischen GottesOdinunterdenGefallendieEhrenvollstenauswähltenumsie nachWalhallazubegleiten,würdesichdasLichtdesMondesauf ihrenRüstungenspiegelnundsodiebuntenFarbschleier verursachen. Polarlichter!(Bild:Alderamin) Späterversuchtemansichdannnatürlichauchanweniger mythologischenErklärungendesPhänomens.Anfangsdachteman, eswürdesichumdieReflexionendesSonnenlichtsandenWolken oderanEiskristalleninderLufthandeln.EdmondHalley,der englischeAstronomundZeitgenosseIsaacNewtonskamim17. JahrhundertwahrscheinlichalsersteraufdieIdee,dassdas MagnetfeldderErdeirgendwieeineRollespielenkönnte–aber welche,daswussteerauchernicht. Erst1867konntederschwedischeAstronomAndersJonasÅngström nachweisen,dassessichbeidenPolarlichternumleuchtendeGase handelt;einpaarJahrespäterfanddernorwegischePhysikerKristian BirkelanddannauchdieUrsache:TeilchenvonderSonnedieaufdie AtmosphärederErdetreffenregendieGasederLuftzumLeuchten an.DaswarzwarimWesentlichenrichtig,seineKollegenkonnte Birkelanddavonabervorerstnichtüberzeugen.Dennmanwusste zwar,dassdieSonneihrLichtzurErdeschickt.Vonirgendwelchen Teilchenwarabernichtsbekannt. DazumusstemanerstdieSonnebesserverstehenunddasgeschah erstimVerlaufdes20.Jahrhunderts.Dawurdediesogenannte “Sonnenaktivität”intensiverforschtundauchder“Sonnenwind” entdeckt.ÜberbeidePhänomenehabeichschoninFolge10der Sternengeschichtenausführlichberichtet.Kurzgesagtschicktdie SonnenichtnurLichtinsAll,sondernaucheinenStromaus elektrischgeladenenTeilchenihrereigenenAtmosphäre.Die magnetischenundelektrischenVorgängeimPlasma,alsoden TeilchenausdenendieSonnebestehtführendazu,dassesdort immerwiederzuEruptionenkommt.Immerwiedergibtesgroßeund kleineExplosionenundsowieeinbrodelnderTopfvollWasserkleine TropfendurchdieGegendschleudert,schleudertauchdieSonne TeilcheninsAll. WenndieseTeilchendannaufdieAtmosphärederErdetreffen,wird esinteressant.DieLufthülleunseresPlanetenbestehtvorallemaus SauerstoffundStickstoff.WenndieTeilchenvonderSonne– hauptsächlichElektronen–aufdieAtomederLufttreffen,können dieseionisiertwerden. DiehochenergetischenTeilchenderSonneschlagenquasieinpaar ElektronenausderHüllederAtomeheraus.DieAtomeholensichdie fehlendeElektronenschnellwiederausderUmgebungzurückund wennsiedannwiederindieHülleeingebundenwerden,gebensie dabeiEnergieab.Energie,dieinFormvonLichtabgestrahltwird. DaserklärtauchdieFarbendesPolarlichts.DasgrüneLichtkommt vomSauerstoff.Etwa100KilometerüberdemErdbodentreffendie TeilchenderSonneaufdenSauerstoffderbeiderAnregunggrün leuchtet.DiegenaueFarbehängtaberauchdavonab,wiedichtdie AtmosphäreistundwievieleTeilcheninderNähesind,mitdenenein ionisiertesAtomwechselwirkenkann.InderdünnenLuftinetwa200 KilometeristdasvondenSauerstoffatomenproduzierteLichteher rötlich.DerStickstoffdagegenleuchtetviolettundblau,abernur selten.UmStickstoffzumLeuchtenanzuregenistvielEnergienötig unddiegibtesnur,wenndieSonnegeradebesondersaktivist. WarumsiehtmandasPolarlichtabernurimhohenNorden? SauerstoffundStickstoffgibtesjaüberallindergesamten AtmosphäreundnichtnurinSkandinavien.Hierkommtnundas MagnetfeldderErdeinsSpiel.UnserPlanethateinenmagnetischen NordpolundeinenmagnetischenSüdpolunddazwischenbildetsich einmagnetischenFeldaus.DieFeldlinienlaufenvoneinemPolzum anderen–dasFeldistabernichtsymmetrisch.DennderSonnenwind bestehtjaauselektrischgeladenenTeilchendiemitdemMagnetfeld derErdewechselwirken. MankannsichdaswieeineStoßwellevorstellen,diedasMagnetfeld aufdereinenSeiteaufdiesieauftrifft(dergeradezurSonne gewandtenSeiteaufderTagherrscht)eindellt.DasMagnetfeldlenkt dieTeilchendesSonnenwindsabundaufderderSonne abgewandtenSeitebildetsichdahereineArt“Magnetfeldschweif” aus,alsoeinBereich,indemdasMagnetfeldlanghinausinsAll gestrecktwird.DiegenauenVorgängebeimAufeinandertreffenvon MagnetfeldundSonnenwindsindenormkomplex.Einwenig vereinfachtläuftesdaraufhinaus,dasseinigeTeilchendes SonnenwindsimMagnetfeldderErdeeingefangenwerdenkönnen. SoentstehenauchdieStrahlungsgürtelderErde. WennderSonnenwindbesondersstarkist,kannerdasMagnetfeld unddieinihmeingefangenenTeilcheneinwenigherumschieben;es kannzuEntladungenkommenunddiegefangenenTeilchenkönnen aufdieAtmosphärederErdetreffen.Dasklapptbesondersgutin derNähedermagnetischenPoleunddiebefindensichinderNähe dergeografischenPole. Darumsiehtmandas PolarlichtimhohenNorden– aberauchimSüdenistes sichtbar.Dortlebennurnicht sovieleMenschen;die AntarktiswarlangeZeit komplettmenschenleerund darumdas“Südlicht”oderdie “Auroraaustralis”auch (Bild:Alderamin) wenigerpopuläralsdas “Nordlicht”oderdie“Auroraborealis”.WenndieSonnenaktivität besondersstarkist,kannmandiePolarlichteraberauchin gemäßigterenBreitensehen;sogarinMitteleuropa.InÖsterreich, DeutschlandundderSchweizsinddiePolarlichterzwarseltenso spektakulärwieinSkandinavienunddiehellenLichterderStädte machensieauchsogutwieunsichtbar.Abermanchmalkannmanan besondesdunklenOrteneinenzartenrosaSchleierinderNacht sehen,derdurchdenSonnenwinderzeugtwird. KomplettverstandenistderProzessderdiePolarlichtererzeugt allerdingsimmernochnicht.WasnichtsanihrerSchönheitändert! Siesehenwunderbaraus–abernichtnurdas!LangeZeithieltsich dasGerücht,dassPolarlichternichtnursichtbar,sondernauch hörbarsind.BeobachterberichtetenvoneinemDröhnen,einem Knallen,einemKnackendaszuhörensei,wenndiePolarlichteram HimmelihrSchauspielaufführen.Daserschienunwahrscheinlich, denndieVorgängediedieLichtererzeugenspielensichhochoben inderAtmosphäreab;vielzuhochumamErdbodengehörtwerden zukönnen.2012konntenWissenschaftlerdannabertatsächlich nachweisen,dassdieGeräuscherealsind.Siestammenallerdings nichtauseinpaarhundertKilometerHöhesondernentstehenviel näheramBoden;nureinpaarDutzendMeterüberden Beobachtern.Undseit2016hatmanaucheinehalbwegsvernünftige Idee,wasdieGeräuscheerzeugt.FinnischeForscherbrachtendie GeräuschemiteinerInversionsschichtzusammen. NormalerweisesinktdieLufttemperaturjamitderEntfernungvom Erdboden.Manchmalkommtesaberauchvor,dasshöhere Luftschichtenwärmersindalsdiedarunter.ZumBeispielnach windstillen,sonnigenTagenwennnachSonnenuntergangdiewarme LuftausBodennäheaufsteigtunddiebodennahenSchichten abkühlenundsichdabeinichtvermischen.SoeineInversionsschicht kannwieeineArtDeckelwirken,diedafürsorgt,dasssichelektrisch geladeneTeilchennichtsofreiinderAtmosphäreverteilenkönnen wiesonst.ElektrischnegativgeladeneTeilchenbleibendannin Bodennähe;elektrischpositivgeladeneweiteroben. EinSonnensturmunddersoausgelösteEinflussaufdieAtmosphäre unddasMagnetfeldderErdekanndiesen“Deckel”aberquasi öffnen;dieunterschiedlichgeladenenTeilchentreffenaufeinander, entladensichunddabeiwirddasGeräuscherzeugt.DieModelleder Forscherzeigen,dassdasgenauindenHöhenpassiert,indenen mandieQuelledesGeräuschesschonvorhervermutethat. WerdasPolarlichtselbsteinmalsehen–oderhörenwill–solltesich ambestenimhohenNorden(oderaberinderAntarktis)aufhalten undsichdorteinendunklenOrtsuchen.UndvielZeitmitbringen!Die SonnenaktivitätlässtsichzwaringewissemMaßvorhersagenund mankannauchPrognosenabgeben,wannmitPolarlichternzu rechnenseinkönnte.AberdieProzessesindkomplexunddie Vorhersagenleidernochnichtpräzise.UnddannmussdasWetterja auchnochmitspielen.AberdasWartenlohntsich!Werdie PolarlichtereinmalinallihrerPrachtgesehenhat,wirddenAnblick soschnellnichtvergessen. 04|WeitereSternengeschichten SWING-BY–RAUMFAHRTMITDERKRAFTDERPLANETEN W ennwirRaumsondenzuanderenHimmelskörpernin unseremSonnensystemschicken,dannnutzenwir dabeifastimmersogenannte“Swing-by”-Manöver. Dabeihandeltessichumeineäußerstelegante Methode,GeschwindigkeitundBahnvonFlugkörpernzuverändern diekeinenodernursehrwenigTreibstoffbenötigt.Dennder Treibstoffistjanormalerweisedas,wasdieRaumfahrtsokompliziert macht. AlleRaumsondenmüssenmitRaketenvonderOberflächederErde insWeltallgebrachtwerden.DafürmussdasGravitationsfeld unseresPlanetenüberwundenwerdenunddasbrauchtEnergie.Mit demVerlassendesSchwerefeldsderErdeistesabernochlange nichtgetan.WenndieRaumsondeeinenanderenHimmelskörper erreichenwill,dannbrauchtmandazuebenfallsTreibstoff.Wieviel, dashängtvondenkonkretenGegebenheitenab.Manchmalsolleine RaumsondeeinsehrfernesZielerreichen.ImPrinzipistdas eigentlichkeinProblem.DasersteNewtonscheAxiom,das grundlegendePrinzipderklassischenPhysikbesagt,dasssichein KörperdersichmiteinergewissenGeschwindigkeitbewegtauch weiterhinimmermitdieserGeschwindigkeitbewegenwird,solange keineäußereKraftaufihneinwirkt.AufderErdesindes ReibungskräftemitdemUntergrundoderderLuftdiedafürsorgen, dasseinbewegterKörperimmerlangsamerwirdundirgendwann stillsteht.ImAllgibtesdasabernichtundeineRaumsonde,diedie ErdemiteinergewissenGeschwindigkeitverlässtwirdsichmitdieser Geschwindigkeitauchweiterhinbewegen.Undirgendwannanihrem Zielankommen. FlugbahnderVoyager-Sonden(Bild:PublicDomain) Das“irgendwann”istdasProblem.DennmanmöchtedasZielja möglichstschnellerreichen–unddieDistanzenimSonnensystem sindenormgroß.UmdieriesigenEntfernungeninhalbwegs überschaubarenZeiträumenüberwindenzukönnenmüssendie Raumsondenausreichendschnellsein.Daskannmanerreichen,in demmansieschonmöglichstschnellvonderErdeausinden Weltraumschießt.Dannbrauchtmanaberauchentsprechend schnelleRaketen,dieentsprechendvielTreibstoffhabenmüssenund entsprechendgroßundteuerwerden.Oderabermanstattetdie RaumsondeselbstmiteinemAntriebundTreibstoffaus,damitsie auseigenerKraftschnellerwerdenkann.Jeschnellersiewerdensoll, destomehrTreibstoffbenötigtmanunddestoschwererwirdsie. UndjemehrMassesiehat,destogrößermusswiederumdieRakete seinunddestomehrTreibstoffbrauchtauchsie. EineRaumsondediesicheinfachohneAntriebdurchsAllbewegt kannauchnichtgesteuertwerden.JedeVeränderungihrerBahn mussdurcheineKraftausgelöstwerden;unddafürbrauchtes TriebwerkediewiederumTreibstoffbenötigen.Wennmanallesganz exaktberechnetunddieSondeimrichtigenMomentundinder richtigenRichtungmitderrichtigenGeschwindigkeitinsAllschießt, dannkannsieihrZielauchohneKurskorrekturenerreichen.Aberso exaktlaufendieDingeselten,kleineKorrekturensindfastimmer nötig.Undoftauchgrößere,wennmanzumBeispieleinen Himmelskörpererreichenwill,dessenBahngegenüberderErdbahn starkgeneigtist.DannmussmanauchdieRaumsondeaufeine ebensogeneigteUmlaufbahnbringen,waswiederumeinenAntrieb undTreibstoffbenötigt. UndwenndieRaumsondedannamZielangekommenist?Dannwill manjaimAllgemeinennichteinfachdaranvorbeifliegensondernin eineUmlaufbahnumdenHimmelskörpereinschwenkenoder vielleichtsogarlanden.UndauchdasbrauchtwiederTreibstoff. OhneTreibstoffscheintesalsonichtzugehen. Esseidenn,mannutztdasSwing-By-Manöver!DasPrinzipdahinter isteigentlichrechtsimpel.NewtonsAxiombesagtjanur,dasseine Kraftnötigist,umdieBewegungeinesObjektszuverändern.Aber nicht,dassdieseKraftdurcheinTriebwerkverursachtwerdenmuss. EsgibtauchnochandereKräfte,diemannutzenkann.ZumBeispiel dieGravitationskraftderPlaneteninunseremSonnensystem.Genau sowiedieErdedieRaketeundRaumsondebeimStartanziehtund denWegindenWeltraumsoaufwendigmacht,ziehenauchdie anderenPlanetendieRaumsondean,wennsiederen Gravitationsfeldausreichendnahekommt.Wennsiebeispielsweise sehrnaheamJupitervorbeifliegt,wirdsiedasnichteinfach unbeeinflussttun–ihreBahnwirdverändertwerden.AusSichtdes JupitersfindetdabeitatsächlichnureineAblenkungstatt.Die RaumsondefliegtnachdemVorbeiflugineineandereRichtungals vorher,aberimmernochmitdergleichenGeschwindigkeit.Der Jupiterselbststehtabernichtstillsondernbewegtsichselbstumdie Sonne.UndwennmandasganzeausderSichtderSonne betrachtet,hatsichnachdemVorbeiflugamPlanetennichtnurdie FlugrichtungderSondeverändertsondernauchihre Geschwindigkeit. MankanndasmiteinemBeispielvonderErdevergleichen.Stellen wirunseinenZugvor,deraufseinenGleisenmiteiner Geschwindigkeitvon100km/hfährt.NebendenGleisenstehteine PersonundwirfteinenBallinRichtungdesZuges(kurzerHinweis: DasistnureinBeispiel!Bittenichtnachmachen!).WennderBalldes WerferseineGeschwindigkeitvon20km/hhat,dannwirdder LokführerdiesenBallmiteinerGeschwindigkeitvon120km/hauf sichzukommensehen.WennderBalldannaufdasFührerhausder Lokomotivetrifft,prallterdortabunderändertseineRichtung.Nach demAufprallwirdersichaberschnellerbewegenalsvorher.Zuden 20km/hdieervonAnfanganhattekommennunnochdie100 km/h,mitdenenervomZugzusätzlich“angeschoben”wird.Er bewegtsichnunalsomit120km/h.AusSichtdessichbewegenden LokführershatsichnurdieRichtunggeändert;dieGeschwindigkeit desBallswarvorundnachdemAufprallidentisch.AusSichtdes WerferswurdederBallaberauchvon20km/hauf220km/h beschleunigt. GenausoläuftesimPrinzipauchbeieinemSwing-ByimWeltall.Nur istesebenhierkeinZugsonderneinPlanet,derdieKraftausübt. UnddieKraftwirdnichtdurcheinenmechanischenAktübertragen sonderndurchdiegravitativeWechselwirkung.DieGeschwindigkeit kanndabeiabernichtnurgrößerwerdensondernauchkleiner,je nachdemobdieSondedieUmlaufbahndesPlanetenhinterodervor demPlanetenüberquert.DieEnergie,diefürdieVeränderungvon BahnundGeschwindigkeitverantwortlichistkommtdabeinatürlich nichtausdemNichts.Das,wasdieRaumsondeanGeschwindigkeit dazugewinntverliertderJupiter(undumgekehrt).AberdadieMasse derRaumsondeimVergleichzurMassedesgroßenPlaneten verschwindendgeringist,sindauchdieAuswirkungenaufdie UmlaufbahndesJupitersverschwindendgering. MiteinemSwing-BykannmanalsonichtnurdieBahneines HimmelskörpersverändernsondernauchseineGeschwindigkeit (obwohljedeGeschwindigkeitsänderungimWeltallsowiesoauch immereinerÄnderungderUmlaufbahnentspricht).Unddasalles, ohneTreibstoffzubenötigen–mannutztdieBewegungsenergieder Planeten! DasmanaufdieseArtundWeisedurchdasSonnensystemfliegen kann,hatderamerikanischeMathematikerMichaelMinovitchimJahr 1961entdeckt,alsernocheinStudentanderUniversitätvon Kalifornienwar.ErhattedamalseinenNebenjobamJetPropulsion LaboratorywomanmitderPlanungvonMissionenzudendamals nochkaumerforschtenPlanetenunseresSonnensystemsbeschäftigt war.DiegroßeStundedesSwing-ByskameinpaarJahrespäterals manmitdenPlanungenfürdiebeidenRaumsondenVoyager1und 2(überdieichinFolge152derSternengeschichtenmehrerzählt habe)begann.UrsprünglichsolltendiebeidenSondennuranJupiter undSaturnvorbeifliegen.DannaberentdecktederIngenieurGary Flando,dassJupiter,Saturn,UranusundNeptungegenEndeder 1970erJahregeradesoimSonnensystemangeordnetseinwürden, dassmanmitpassendenSwing-By-ManöverndieBahnender Voyager-Sondensoändernkonnteumnichtnuranzweisondernan allenvierPlanetenvorbeifliegenzukönnen.Nursokonntensieim RahmendesdamaligenBudgetsaufihregroßeTourdurchsäußere SonnensystemgeschicktwerdenundalldiegroßartigenDaten sammeln,diesiegesammelthaben. VorbeiflugvonMESSENGERanderErde Swing-By-ManövergehörenheutezudenStandardmethodeninder interplanetarenRaumfahrt.AlsdieRaumsondeMESSENGERsichim Jahr2004zumMerkuraufmachte,warderWegdorthinzwarnicht weit,abersiemussteordentlichabbremsenumamEndeeine Umlaufbahnerreichenkönnte.Daserreichtemanmitpassenden VorbeiflügenanErde,VenusundauchanMerkurbevorsieimJahr 2011schließlichlangsamgenugwar.AlsdieCassini-Sonde1997auf denWegzumSaturngeschicktwurde,holtesiesichdiedafürnötige GeschwindigkeitdurchVorbeiflügeanVenus,derErdeundJupiter. DieEntdeckungderSwing-By-TechnikwaringewissenSinneine EinladungdesSonnensystemsanuns,esnochintensiverzu erforschenalsbisher.DieHimmelskörper,überdiewiretwas herausfindenwollen,stellenunsselbstdiedafürnötigeEnergiezur Verfügung.WirhabendieEinladungglücklicherweisenichtignoriert– undnutzendieMöglichkeitdieunsdiePlanetenmitihrerEnergie bietenhoffentlichauchinZukunftausgiebig! DERLAPLACESCHEDÄMON D erfranzösischeAstronomPierre-SimonLaplaceschrieb imJahr1814imVorwortseines“PhilosophischenEssays überdieWahrscheinlichkeiten”folgendenText: " Wirmüssenalsoden gegenwärtigenZustanddes UniversumsalsFolgeeines früherenZustandesansehen undalsUrsachedes Zustandes,derdanach kommt.EineIntelligenz,diein einemgegebenenAugenblick alleKräftekennt,mitdenen dieWeltbegabtist,unddie gegenwärtigeLageder Gebilde,diesie zusammensetzen,unddie überdiesumfassendgenug wäre,dieseKenntnisseder Analysezuunterwerfen, würdeindergleichenFormel dieBewegungendergrößten Himmelskörperunddiedes leichtestenAtoms einbegreifen.Nichtswärefür sieungewiss,Zukunftund Vergangenheitlägenklarvor ihrenAugen. " Pierre-SimonLaplace(Bild:PublicDomain) Die“Intelligenz”vonderhierdieRedeist;dieallwissendüberdas gesamteSchicksaldesUniversumsBescheidweißhatnichtsmitGott zutun.MitderklassischenReligionhatteLaplacewenigzutun;wenn, dannneigteereherinRichtungAtheismus.DieIntelligenzvonderer schreibtistderAusdruckseinerÜberzeugung,dassdasUniversum nachabsolutdeterministischenRegelnabläuft.NachNaturgesetzen, diemannurkennenmussum–zumindestimPrinzip–allesüber unserenKosmoswissenzukönnenwaseszuwissengibt.Die IntelligenzdieLaplacebeschreibtwurdespäterals“Laplacescher Dämon”bezeichnetundeslohntsich,einengenauerenBlickdarauf zuwerfen,washinterdieserseltsamenGeschichtesteckt. Allesfängt–wiesooftinderNaturwissenschaft–mitIsaacNewton an.DergenialeWissenschaftlerausEnglandhatteim17.Jahrhundert nebenvielenanderenDingenauchdasgetan,fürdaserheuteam bekanntestenist:DiemathematischeBeschreibungderGravitation. Erkonntenichtnurzeigen,mitwelchenmathematischenGesetzen sichdieAnziehungskraftzwischenObjektenbeschreibenlässt sondernauchdemonstriert,dassdieGravitationuniversalist,also ÜBERALLwirkt;zwischendenPlanetenundHimmelskörperngenau sowiezwischendenalltäglichenObjektenhieraufderErde.Der berühmtefallendeApfelfolgtdengleichenGesetzenwiederMond aufseinemWegumdieErdeoderdiePlanetenaufihrenBahnenum dieSonne. AbersogenialNewtonauchwar;erstdieihmnachfolgenden ForscherkonntendiewahreMachtundBedeutungseiner Gravitationstheoriezeigen.Das,wasNewtonbegonnenhatte musstenanderevollendenundder,derammeistendazu beigetragenhatwarPierre-SimonLaplace.Zwischen1799und1823 schrieberseinfünfbändigesHauptwerk,denTraitédeMécanique Céleste,alsodie“AbhandlungüberdieHimmelsmechanik”.Darin fassteeralleszusammen,wasseitNewtonüberdieBewegungder HimmelskörperundihregravitativeWechselwirkungerforschtwurde. Darinveröffentlichteeraberauchvorallemseineeigene mathematischeForschungüberdieDynamikderPlanetenim Sonnensystem. NewtonsGleichungzurBerechnungderGravitationskraftzwischen zweiHimmelskörpernistjavergleichsweiseeinfach.Kenntmandie MassenderbeteiligtenObjekteundihrenAbstand,dannkannman darausmitsimpelsterMathematikdiezwischenihnenwirkende Anziehungskraftberechnen.AberwennmaneinenSchrittweiter geht,wirdesschonkomplizierter.Ersteinmaländertsichjaalles ständig.DieAnziehungskraftzwischendenPlanetenverändertihre PositionunddieverändertePositionführtzueinerveränderten AnziehungskraftdiewiederzueinerverändertenPositionführt,und soweiter.SolangemannurzweiObjektebetrachtet,zumBeispiel einenPlanetenunddieSonne,lässtsichdieAngelegenheitnoch halbwegseinfachlösenundmankommtzudemErgebnis,dassder PlanetdieSonnefüralleZeitenaufeinerelliptischenBahn umkreisenwird.AberesgibtebennichtnureinenPlanetenunddie Sonne.EsgibtachtPlaneten(obwohlNeptunzuLaplacesZeitnoch nichtentdecktwar)unddazunochjedeMengekleinereMonde, AsteroidenundKometen.UndALLEbeeinflussensichständig gegenseitigüberihreGravitationskraft. DiesesvielkomplexereProblemmathematischindenGriffzu bekommenistfastunmöglich.Undsoüberzeugtmanim17.und18. JahrhundertauchvonNewtonsLeistungwar,warmansichdennoch auchbewusst,dassdieausseinerTheoriegewonnenenVorhersagen nichtimmerganzkorrektwaren.JupiterundSaturnbeispielsweise wichenaufihrenbeobachtetenBahnenimmerwiedervonden berechnetenab.GenauhierkonnteLaplaceaberzeigen,wiegutdie vonNewtongefundenenGesetzetatsächlichsind.ErfandeinenWeg, diekomplexeWechselwirkungzwischendenbeidenPlaneten einerseitsundderenjeweiligerWechselwirkungmitderSonnezu beschreibenundentdecktediesogenannte“großeUngleichheit”. DamitwirddieTatsachebezeichnet,dasszweiUmläufevonSaturn umdieSonnefastsolangedauernwiefünfUmläufedesJupiters. DieseResonanzinderBewegungderbeidenPlanetenführtzueiner periodischenStörung;diegravitativeWechselwirkungkannstärker werdenalssieesnormalerweiseistunddieBahnenverändernsich ebenfallsstärkeralserwartet. Laplacestellteaberebenfalls fest,dassdieStörungenzwar vorhandensind,abernicht überalleGrenzenhinaus wachsenkönnen.DieBahnen vonJupiterundSaturn verändernsichzwarständig, genausowieesdieBahnen deranderenPlaneten DasUniversumeinUhrwerk?(Bild:Public Domain) aufgrundihrer wechselseitigenStörungentun.AberesgibtGrenzenunddie Störungenkönnennichtbeliebiggroßwerden.Dasheißtabernichts anderes,alsdassunserSonnensystemtatsächlichstabilist!Vor diesemErgebnisvonLaplace–undeswareinenormwichtiges ErgebnisundeinemathematischeMeisterleistungdiesekomplexen Berechnungenanzustellen!–warmansichnichtsicher,obdie PlanetendesSonnensystemsvielleichtnichtdocheinfach irgendwanninfernerZukunftvielleichtmiteinanderkollidierenoder indieSonnestürzenkönnen.Jetztwussteman:Allesverändertsich zwarständig,aberallesbleibtauchstabil!Undvorallem:Alleskann durchmathematischeGleichungenbeschriebenwerden;allesfolgt strengdenNaturgesetzen. DasUniversumwarwieeinUhrwerk.Estickteimmerweitervorsich hinundwennmanwusste,wieesfunktionierte,dannwussteman auch,wasesinZukunfttunwürdeundwasesinderVergangenheit getanhatte.AlleswardeterministischundLaplacewarvondieser Vorstellungsobeeindruckt,dasserdenanfangszitiertenAbschnitt überdie“Intelligenz”aufschrieb,diegenaualldaswissenkönnte. DenndieGesetze,diedasUniversumbeschreibenwarenja,so dachtezumindestLaplace,bekannt.Wennmanjetztauchnochdie Datenkennenwürde,diemanindieseGesetzesteckenmüssteum dieBerechnungendurchführenzukönnen,alsodiePositionenund GeschwindigkeitenallerObjekteimKosmos,dannmüssteman einfachnurnochrechnenundwüsstealles. Mittlerweilewissenwirallerdings,dassdieSachenichtganzsosimpel istwieLaplaceessichdachte.EinpaarJahrzehntespäterstellteman fest,dassmanebennicht“einfachnurnochrechnen”muss.Der französischeMathematikerHenriPoincarézeigte,dasses mathematischunmöglichist,diegegenseitigeWechselwirkungvon mehralszweiHimmelskörpernzuberechnen.Selbstwennerwollte: DerLaplacescheDämonkönnteseineBerechnungengarnicht anstellen.NocheinpaarJahrzehntespäterkamAlbertEinsteinund zeigtemitseinerRelativitätstheorie,dasssichInformationniemals schnelleralsmitLichtgeschwindigkeitausbreitenkann.DerDämon kannalsoauchnichtüberALLEObjekteimUniversumBescheid wissen,weilmanchedavonsoweitentferntsind,dassdie InformationendavonnochnichtgenugZeithatten,umbiszuihmzu gelangen.UndschließlichistdanochdieQuantenmechanik:Sie besagt,dassmanauchvondenObjektendiemankennt,nichtalle Informationenbeliebiggenaukennenkann.MankannPositionund GeschwindigkeitvonElementarteilchenbeispielsweisenichtbeide exaktkennen;essindgenerellnurWahrscheinlichkeitsaussagen möglich.DerDeterminismusderLaplacesobeeindruckthatte,war aufeinerfundamentalenphysikalischenEbenefalsch. Dasändertabernichtsdaran,dassLaplaceunsmitseiner himmelsmechanischenArbeitenormvielüberdasSonnensystem unddieBewegungderHimmelskörpergesagthat.DiePhysikunddie AstronomiesindheuteimmernochvondenErgebnissenseiner ForschungdurchdrungenundseinEinflussistkaumzu überschätzen.DieMathematikvonPierre-SimonLaplacehatesuns ermöglicht,dieDynamikdesUniverumsaufeinervölligneuenEbene undmiteinerganzneuenGenauigkeitzuverstehen.Unddasbleibt so,auchwennseinDämonnureineFiktionwar. DERROTERIESEBETEIGEUZE V orallemamwinterlichenHimmelistdasSternbildOrion vonEuropaauskaumzuübersehen.Nebendemgroßen Wagengehörteszudenmarkantestenundbekanntesten KonstellationenamNachthimmel. Esfällttatsächlichnichtschwer,indenSternendesOriondasBild desJägersausdergriechischenMythologiezuerkennen. DiedreiSterne,dieseinenGürtelausmachenfallenbesondersstark insAuge.GenausoaberauchdereineStern,derdielinkeSchulter derFigurbildet.DieserSternleuchtethellunddeutlichrot. SeinNameistBeteigeuze. DerNamestammtausdemarabischenundbedeutetsovielwie “HandderRiesin”undmitRiesenliegtmanbeiBeteigeuzegarnicht schlecht.DerSternistimmerhinfast640LichtjahrevonderErde entferntundtrotzdemderzehnthellsteSternanunserem Nachthimmel.Dasliegtdaran,dasserwirklichgroßist.SeineMasse istzwanzigMalgrößeralsdieunsererSonne,seinRadiussogar mehrals1000Malgrößer. UndseineLeuchtkraft entsprichtdem55.000fachen unseresSterns.Dabeiist Beteigeuzeaberdeutlich kühlerundhatmiteiner Oberflächentemperaturvon 3450Kelvinnuretwadie HälftederTemperatur unsererSonne. Beteigeuzeistein sogenannterRoterÜberriese. Sonenntmanbestimmte Sterne,dieschonamEnde ihrerEntwicklung angekommensind.Wie Beteigeuzeausgesehenhat, alserseinLebenalsStern begonnenhat,istheute BeteigeuzeimSternbildOrion(Bild: gemeinfrei schwerzusagen.EsmusssichaufjedenFallumeinengroßenund massereichen,sehrheißenSterngehandelthaben.Vermutlicheinen SternvomSpektraltypO,alsoeinenblauleuchtendenRiesenstern derTemperaturenvoneinigen10.000GradanderOberfläche erreicht.SoeinSternverbrenntdenWasserstoffinseinemKern enormschnell;O-Sternewerdennichtalt. AuchBeteigeuzeistgerademal10MillionenJahrealtunddamitnoch enormjungverglichenmitden4,5MilliardenJahredieunsereSonne schonexistiert.DieletztenpaarzehntausendJahreseinesLebenshat BeteigeuzeabernichtalsO-SternsondernalsroterÜberriese verbracht.AlsderWasserstoffinseinemKernaufgebrauchtwar,fiel derSternunterseinemeigenenGewichtinsichzusammen.Dadurch wurdederDruckimKernenormhochundauchdieTemperaturdort stiegstarkan.Sostark,dassderSternnunauchinderLagewar, Helium-undKohlenstoffatomezufusionieren.Durchdieseneue Energiequellebegannersichwiederauszudehenundzwarstärker alszuvor.Beteigeuzeblähtesichweiterundweiterauf.WirklichWEIT. WürdemandieSonnedurchBeteigeuzeersetzen,dannwürdeder SterndengesamtenRaumbisfastzurUmlaufbahndesJupiters ausfüllen.NatürlichistdasGasausdemBeteigeuzebestehtviel wenigerdichtalsdasderSonne.UndimLaufederZeitwürdeer auchwiederschrumpfen.DiehohenTemperaturendesSterns erzeugeneinenenormstarkenSternwind.DieGravitationskraft seinereigenenMassereichtnichtumderausdemheißenKern entweichendenStrahlungetwasentgegenzusetzen.DerSternbläst ständiggroßeMengenanMaterialhinausinsAll. KünstlerischeDarstellungvonBeteigeuzeunddenSchichtenseinerAtmosphäre(Bild:ESO/L. Calçada) UnderverändertseineHelligkeit.MiteinerPeriodevonetwa2070 Tagenwirdereinwenighellerunddunkler.Nochkannmanihnam HimmelbeobachtenaberinnaherZukunftkönnteBeteigeuzevöllig verschwinden.EinroterÜberriesekannnichtdauerhaftüberleben. InseinemKerngibtesnichtgenugHelium,Kohlenstoffundandere Atomedieerfusionierenkann.Irgendwannistallesverbrauchtund dannhörtdieEnergieproduktiondortauf.DannwirdBeteigeuze tatsächlichunterseinereigenenGravitationskraftkollabierenund wegenseinergewaltigenMassewirddasaucheingewaltigesEreignis werden.EinederkosmischenExplosionendieman“Supernova” nennt. Wenndaspassiert,wirdderSchultersterndesOrionsdefinitiv unübersehbarsein.EristjetztschoneinerderhellstenSterneam Himmel,aberwennzurSupernovawird,wirderfüreinigeZeitsohell leuchtenwiederMond!ManwirdihnnichtnurinderNachtsehen können,sondernauchamTag.DieExplosionwirdsogewaltigsein, dasstheoretischauchdieErdeinMitleidenschaftgezogenwerden könnte.StrahlungdiebeiderExplosionfreiwirdkönnteaufdie AtmosphäreunseresPlanetentreffenunddortdieOzonschicht zerstören,mitalldenunangenehmenFolgenfürdasLebenaufder Erdediedasmitsichbringt.BissichdieOzonschichtneugebildet hat,wärenwirderkosmischenStrahlungausdemAllschutzlos ausgeliefertundmüsstenzumBeispielmiterhöhtenKrebsraten rechnen.Abernurtheoretisch,denninderRealitätwirddasnicht passieren.DieStrahlungbeisoeinerExplosionwirdnichtinalle Richtungengleichmäßigabgegebensondernhauptsächlichentlang derRotationsachseumdiesichBeteigeuzedreht.DieseAchsezeigt abernichtaufdieErdesodasshierkeineGefahrbesteht. Esistauchnochlangenichtklar,wannBeteigeuzegenau explodierenwird.DerSternstehtkurzvordemEndeaber“kurz” kanninderAstronomiedurchausaucheinweniglängerdauern.Es könntetheoretischmorgenpassieren,aberaucherstintausend oderhunderttausendJahren.Sooderso:AmEndewirdvondem rotenRiesenkaumetwasübrigbleiben.Vermutlicheinnurwenige KilometergroßerNeutronenstern,alsodieseltsamenObjekteüber dieichschoninFolge142derSternengeschichtengesprochenhabe. OderabervielleichtaucheinschwarzesLoch. Bisessoweitist,solltenwirdieGelegenheitnutzenundsoein interessantesObjektwieBeteigeuzenochausführlicherforschen. BeteigeuzegehörtzudenganzwenigenSternen,beidenenwirvon derErdeausmehralsnureinensimplenLichtpunktsehenkönnen. WirkönnenBeteigeuzeaufgelöstdarstellen,alsodenStern tatsächlichalskleinesScheibchensehen.SogareinigeStrukturenhat mandortschonbeobachtet,Bereichediehellersindalsihre Umgebungundbeidenenmandavonausgeht,dassessichumsehr großeKonvektionszellenhandelt,alsoRegionenindenenheißes MaterialausdemInnerendesSternsandieOberflächesteigt. Langzeitbeobachtungenhabenaußerdemgezeigt,dassderStern zwischen1993und2009um15Prozentgeschrumpftist,ohnedabei aberseineHelligkeitmerkbarzuverändern. AuchdiewenigerdichtenäußerenSchichtenderSternatmosphäre werdenimmerintensivererforscht.Beteigeuzeistineinegasförmige SphäreausKohlenmonoxidgehüllt;weiterdraußenexistieren SchichtenindenenmanSauerstoff-undStickstoffatome nachgewiesenhat. DerrotleuchtendeSchultersternimSternbildOrionwirdmit SicherheitnochAnlasszuweitereninteressantenEntdeckungen bieten.Wirkönnendorterforschen,wiesichgroßeSterneentwickeln undihrLebenbeenden.UndwennwireinbisschenGlückhaben, könnenwirdiesesEndevielleichtsogarlivemiterleben.Obwohles irgendwieaucheinkleinwenigschade wäre,wenneinsoschönesSternbildwie derOrioneinenseinermarkantesten Sterneverlierenwürde. EinBildvonBeteigeuzemit demVLT(Bild:ESOandP. Kervella) DIEINTERNATIONALERAUMSTATION D ieInternationaleRaumstationISSistderbishergrößte undbesterVersuchderMenschheitimWeltallzuleben undzuerforschen.DieISSistvielleichtnichtdas,wassich diePionierederRaumfahrtzuBeginndesletzten Jahrhundertserträumthaben.AberaufihreganzeigeneArtistsie mindestenssobeeindruckendwiediegroßenVisionender Vergangenheit. ImGegensatzzudenRaumstationenderVergangenheitwiedem SkylaboderderMirwardieISSvonAnfanganalsinternationales Projektgedacht.BegonnenhatdieGeschichteaberauchhiernoch währenddeskaltenKriegeszwischenderUSAundderSowjetunion alsnationalesProjektderAmerikaner.NachdemdieNASAzuBeginn der1980erJahreerfolgreichihreSpaceShuttlesinsWeltallfliegen konnte,warderBaueinerRaumstationdernächstelogischeSchritt. 1984verkündetederdamaligePräsidentderUSARonaldReagan, innerhalbdesnächstenJahrzehntseineständigbewohnbareStation imAllzubauen. 1985entschiedmansich,dieStationnichtalleinezubauenund Kanada,JapanunddieEuropäischeRaumfahrtagenturESAhaben sichdemProjektangeschlossen.DieRaumstationsolltedenNamen Freedom,also“Freiheit”tragen. DannendeteimJahr1989derkalteKriegundauchRussland beteiligtesichanderKooperation.“Freedom”wurdenunSpace StationAlphagenanntundRusslandunddieESAplantendas “Shuttle-Mir-Programm”zumAufbauundderVorbereitungaufdas gemeinsameProjekt.1993wardasProgrammaberwiedereinwenig eingeschlafenundUS-PräsidentBillClintonversuchteeswiederein wenigintensiverzubetreiben.JetztwolltemandieStationeinfachnur noch“Alpha”nennen,wasRusslandabernichtwollte–immerhin hattensieinderVergangenheitschonvieleStationengebautunddie neuewärenichtihreerste.Bis1998schlossensichnebenRussland, denUSA,JapanundKanadainsgesamt11europäischeLänderdem ProjektanundauchBrasilienwolltesichbeteiligen.1998begann dannschließlichderBauderStationdienundenNamentrug,der tatsächlichbleibensollte:InternationalSpaceStation. DerBeginnimJahr1998:SarjaundUnity(Bild:NASA,gemeinfrei) Am20.November1998wurdedasersteBauteilderISSinsAll gebracht.DemFracht-undAntriebsmodulSarjadassRusslandinden WeltraumschicktefolgtezweiWochenspäterdervondenUSA gebauteVerbindungsknotenUnity,derdenamerikanischenmitdem russischenTeilverbindensollte.ImJahr2000schicktendieRussen dasWohnmodulSwesdazurBaustelleimAllundeinSpaceShuttle lieferteAusrüstungundLebensmittel.ImNovember2001flogdann schließlichdieersteLangzeitbesatzungzurStation.DieMannschaft derISS-Expedition1bestandausdemAmerikanerWilliamMcMichael ShepherdunddenRussenJuriPawlowitschGidsenkoundSergei KonstaninowitschKrikaljow.SienahmendieISSinBetrieb,testenalle Systemeundführtendiversemedizinischeundbiologische Experimentedurch.AußerdembetriebdieCrewerste ForschungsarbeitenzurErdbeobachtungunduntersuchteunter anderemdasWetterphänomenElNino.Nach140Tagenflogendie AstronautenzurückzurErdeundderKommandantfasstedie MissionmitdiesenWortenzusammen: " Wirbezogeneinen unbewohntenAußenposten undbesitzenjetzteinevoll funktionsfähigeStation,inder dienächsteBesatzung Forschungbetreibenkann. " DieISSwarnunzwarfunktionstüchtig,abernochlangenichtfertig. IndenfolgendenJahrenwurdenweitereModuleinsAllgebrachtund dieStationimmergrößer.DieUSAbrachtenimFebruar2001zum BeispielDestinyzurISS,ein8,5Meterlangesund4,3Meter durchmessendesLabormodul.DortkönneneineVielzahl verschiedenerwissenschaftlicherExperimentedurchgeführtwerden, ebensowieinColumbus,EuropasgrößtemBeitragzurISS. ColumbusisteinRaumlabormitfast7MeterLängeund4,5Meter Durchmesser,dasimFebruar2008andieStationgekoppeltwurde. AuchJapanhateineigeneswissenschaftlichesLaborzurISS geschickt:“Kibo”,dasimMärz2008angebautwurde. EinebesondersinteressanteErweiterunggabesimJahr2010.Da brachtedasSpaceShuttleEndeavourCupolazurStation.Cupolaist eigentlichnichtsanderesalseinegroßeAussichtsplattform.Diefast3 Meterdurchmessendeund1,5MeterhoheKuppelbesitztsechs FensterunddazunocheingroßesFensterobenamDach.Das ModulbietetPlatzfürzweiPersonendievondorteinenRundumblick insWeltallgenießenkönnen.Cupoladientallerdingsnichtnurzur EntspannungderCrewsondernvorallemderBeobachtungvonErde undWeltraum.EinGroßteilderbeeindruckendenBilderdiewirvon denMissionenderISS-Astronautenzusehenbekommen,wurden vonCupolaausgemacht. ModulederISS(Bild:gemeinfrei DieISShatabernochmehrsehrspezielleBauteile.DenRoboterarm Canadarm2zumBeispiel,dervomDestiny-Laborausgesteuertund mehrals100TonnenMassebewegenkann.OderAMS,dasAlphaMagnet-Spektrometer:EinTeilchendetektorderdirektimAlldie kosmischeStrahlunguntersuchenkann.ImApril2016wurdeauch BEAMandieISSgekoppelt.Dasstehtfür“BigelowExpandable ActivityModule”undistimWesentlicheneineaufblasbare ErweiterungderStation.VerpacktistBEAMnurwenigmehrals2 Meterlangundbreit;mitDruckluftaufgeblasenistes4Meterlang und3MeterimDurchmesser.BEAMwurdeanderISSimMai2016 erfolgreichinstalliertundaufgeblasenundsolldortnunzweiJahre langaktivundbenutzbarsein.WennsichdieseTechnikals erfolgreicherweist,stehenunsinZukunftganzneueMöglichkeiten fürdenBauvonRaumstationenzurVerfügung.Dannkönnten vielleichtirgendwanneinmalganzeStationenimWeltall “aufgeblasen”werden. AbernochistdieISSdieeinzigegroßeStationdiewirhaben.Und großist–aufjedenFallimVergleichmitdenfrüherenStationen– einedurchausangemesseneBeschreibung.SiehateineSpannweite von109Metern,ist98Meterlangund30Meterbreit.Siehateine Massevon455TonnenundbietetdenAstronauteneinVolumenvon 910Kubikmetern.SeitsieihreendgültigeGrößeerreichthat,gehört dieISSzudenhellstenObjektenamNachthimmelundistauchmit freiemAugemehralsdeutlichsichtbar.Manmussallerdingsim richtigenMomenthinsehen:FüreineRundeumdieErdebrauchtdie durchschnittlich400KilometerhochfliegendeStationnurwenig mehrals90Minuten.SiesaustalsoregelrechtüberdenHimmelund istbeijedemÜberflugimmernurkurzzusehen. Seitdem2.November2000istdieISSpermanentvonMenschen bewohnt.Über200Menschenaus18NationenhabendieStation schonbesucht.WievieleesamEndeseinwerden,istungewiss.Ob undwielangedieRaumstationnochbetriebenwird,hängtvorallem vomWillendersiefinanzierendenNationenab.Wennmansie weiterhinausbaut,renoviertundmitAusrüstungversorgtspricht nichtsdagegensienochlangealsAußenstationderMenschheitim Weltraumzunutzen.UndwennmaninZukunftirgendwelche anderengroßenProjekteimAlldurchführenwill,istdasauch dringendnötig.Zumindestdann,wennandiesenProjekten Menschenbeteiligtseinsollen.Umzuwissen,obMenschendie physischenundpsychischenStrapazenbeispielsweiseeinerMission zumMarsüberstehen,brauchtesentsprechendemedizinischeund biologischeLangzeitforschungdienichtaufderErdedurchgeführt werdenkann.WennwirHabitateaufanderenHimmelskörpern bauenwollenoderneueRaumsondendiezuneuenZielenfliegen sollen,müssenwirMaterialundTechnikimWeltalltestenkönnen. WennwirMenschenauchinZukunftim Weltallaktivseinwollen,brauchenwir einenAußenpostenwiedieISS.Wir könnenunsnurSchrittfürSchrittins Sonnensystemvorarbeitenundfürden erstenSchrittbrauchenwireine RaumstationinderUmlaufbahnunseres DieISSimJahr2010(Bild: Planeten.DieISSistbeiweitemnicht NASA,gemeinfrei) das,wassichdiePionierederRaumfahrt zuBeginndesletztenJahrhundertsvorgestellthaben.Sieistkeine dergrandiosenScience-Fiction-Weltendiehundertenoder tausendenMenscheneinedauerhafteHeimatbietenkann,keine künstlicheWeltmitkünstlicherGravitation.Abersieisteinerster Schritt.UndaufihreganzeigeneArtnichtwenigerbeeindruckendals das,wasmansichfrühererträumthat. 05|Impressum scienceblogs.deeMagazine KonradinMedienGmbH Ernst-Mey-Straße8 70771Leinfelden-Echterdingen Geschäftsführer:PeterDilger Geschäftsleitung:KostaPoulios,+49(0)711/7594-0 AmtsgerichtStuttgart,HRB220398 UST.-Idnr.DE811236132 Bezugspreise EinzelpreiseMagazine:1,99EURinkl.MwSt. Leserservice Leserservicescienceblogs.deeMagazine,Ernst-Mey-Str.8,70771 Leinfelden-Echterdingen E-Mail:[email protected] Phone:+497117594–302 GekennzeichneteArtikelstellendieMeinungdesAutors,nicht unbedingtdiederRedaktiondar.Fürunverlangteingesandte ManuskriptekeineGewähr.Alleinwissen.deeMagazines erscheinendenBeiträgesindurheberrechtlichgeschützt.AlleRechte, auchÜbersetzungen,vorbehalten.Reproduktionen,gleichwelcher Art,nurmitschriftlicher GenehmigungdesVerlages.ErfüllungsortundGerichtsstandist Stuttgart. 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