1324 DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT Nr.42 Tabelle I. InfekNr. weht 40 760 g tionsdosis Tuberkulinempfindlichkeit Tod nach GeGewicht wichtd. b.Tode Muz V,, mg nach 19 Tagen 6'/, Voch. 585 g +++ 18 470 g 445 g 5g zflte Knötchen, Leber u. Muz reichlich Lungen vereinzelt, Leber und Muz hochgradige Kno- '/,,,mg nach 19 Tagen 9 Wochen 390 g 4g Muz . + 10 435g 6/100mg nach 38 Tagen 6 Monaten +++ 325 g 0,4 g 7 465 g I100 mg nach 19 Tagen 3 Monaten ++± 360g 11,7 g 5 345 g 235 g 4,2 g 4 385 g I100 mg nach 19 Tagen 8 Wochen ++ Vice mg nach 19 Tagen 8 Monaten ++ 415 g 3,8 g Aus der Universitäts-I(inderklinik in Hamburg.Eppendorf. Experimentelle Untersuchungen über den Verlauf der Tuberkulose beim neugeborenen und ausgewachsenen Meerschweinchen 2) Von Prof. fi. Klelnschniidt. tenbildung von kleinen Knoten, Leber lind Lungen von reichi. Knoten durchsetzt Genitaltuberkulose, Lungen Iks. großer Käseherd und multiple kleine Knoten Muz, Leber, Lungen massenhaft käsige Herde Große graue Knoten in Leber u. Lungen Genitaltuberkuloae, Leber frei, Lungen v. dichten graugelb. eine große Rolle. Mit ihr erklärt man die ungünstig endenden Tuberkulosefäile der ersten Kinderjàhte, mit ihrbringt man die Entstehung der Phthise des Erwachsenen in Zusammenhang. Das Tatsachenmaterial, das dieser Auffassung zugrundeliegt, ist iur gering. 1< ö f f - I e r gruppierte die von ihm durchuntersuchten Familien nach der Stärke des Sputumbefundes bei den tuberkulosekranken Erwachsenen. Er fand unter 8 Kindern der beiden ersten Lebensjahre in Familien mit reichlicher Infe1ctionsglegenheit 6 tuberkuloseinfiziert und darunter 5 schwer erkrankt, dagegen unter 18 gleichaltrigen Kindern aus Familien mit seltenem oder spärlichem Sputumbefund des Bazillen- husters nur 8 infizert und nur eines mit Zeichen klinischer Tuber- kulose. Aehnlich fand E I i a s b e r g latente Tuberkulose in den ersten drei Lebensjahren nur dann, wenn der lnfektionsvermittler in der Familie an einer nicht tödlich endigenden Lungentuberkulose litt. Anderseits waren in ihrem Material abet auch die Meningitis tuberculosa und die Miliartuherkulose bedeutend häufiger durch Ansteckung von picht tödlichen als von letalen Phthisen entstanden. Für die Bedeutung der massigen Kindheitsinfektion als Grundlage der Erwachsenenphthise wird die Tatsache angeführt, daß die Lungenschwindsucht bei den Abkömmlingen von Phthisikern 21/2mal so häufig ist als bei denjenigen nichttuberkulöser Eltern und daß die Häufig- keit der Erkrankung und die Mortalität an Phthise noch weiter zunimmt, wenn eine Abstammung von zwei tuberkulösen Eltern vorliegt. Nun ist bei allen diesen Feststellungen zu bedenken, daß die Massikeit der Infektion nicht der einzig ausschlaggebende1 Faktor zu sein braucht, vor allem ist eine scharfe Abtrennung von der häufig wiederholten Infektion unmöglich. Es ist unter diesen Umständen wohl verständlich, daß man die Erfahrungen des Tierexperimentes zur Beurteilung der hier vorliegenden Verhältnisse herangezogen hat. Und da zeigt sich nun die Abhängigkeit des Tuberkuloseverlaufs von der Massigkeit der Infektion in der krassesten Form. Läßt man Meerschweinchen nur einige wenige (5) Bazillen inhalieren, so trUt nur eine leichte Organerkrankung ein, die von den Tieren überwunden wird und entweder ausheilt oder in ein latentes Stadium übergeht. Läßt man dagegen reichlich (100) Bazillen ein- atmen, so finden sich schon nach 5 Wochen deutliche, makroskopisch sichtbare Zeichen einer TuberkuloseeFkrankung, die Meerschweinchen geheii nach wenigen Monaren zugrunde (Selter). Man findet hier also ganz erhebliche Unterschiede auch bei einmaliger Infektion abhängig von der Infektionsdosis. So klar dieses Versuchsergebnis ist, es darf doch nicht übersehen werden, daß der Ablauf der Tuberkuloseerkrankung auch bei gleicher lnfektionsdosis recht verschiedenartig sein kann. Wir hören beispielsweise,. daß nach Inhalation von loo Bazíllen einige Tiere bereits nach 5 oder 6 Wochen an ihrer Tuberkulose zugrundegehen, andere nach 21/2 oder 4 Monaten, ja ein -Versuchstier Seite r s wurde sogar erst nach 9,Monaten getötet und bot einen ausgesprochenen Tuberkulosebefund in der Lunge. Die Ursache für ein so wechselndes Verhalten. könnte in technischen Schwierigkeiten der infektionsrnethode ge- sucht werden, es stellt sich jedoch heraus, daß audi bei intraperitonealer und subkutaner Einverleibung gleicher Tuberkelbazillenmengen dieselbe Beobachtung gemacht werden kann. Ich infizierte am 20. V. 1922 7 ausgewachsene Meerschweinchen nach deth Körpergewicht mit '/sofio mg Tuberkelbazillen von einer üppig gewachsenen Kultur des Typus hum anus. Das Resultat ist in Tabelle zusammengestellt: ') Siehe Rosenstein, D. ni.W. 1921 Nr: 44 S. 1320, und B. kI. W. 1921 Nr. 52 Karbunkel, Scliweißdrüsenabszesse, Mastitis;. llaertel und Kislebrecht und halmy, D. m.W. 1921 Nr. 48 (Staphylokokkenabszesse, Mastitis); Ulhelyl, D. m. W. 1922 Nr. 15 S 481 (Furunkel. Karbunkel, Mastitis). Wenig günstig fiber Mastitis urteilt Baecker, Zbl.f. Gyn. 1922 Nr. 31 S. 1262, dem Rosenstein, Nr. 2 S. 86 erwidert. lieber einen sehr bemerkenswerten Fail von ZbI. f. Gyn. 19 S. 1538 (Furunkel, 1) Mit Unter- Während bei 4 Tieren der tödliche Ausgang der Erkrankung in den verhältnismäßig kleinen Zeitraum von 6'/29 Wochen fällt, ergehen sich im tanzen recht erhebliche Differenzen. Von zwei mit gleicher Dosis infizierten Tieren. stirbt das eine nach 8 Wochen, das andere nach 8 Monaten. Freilich können auch noch bei dieser Infeltionemethode technische Mängel bestehen, die das Ergebnis beeinflussen. S e 1 te r zählt die verwandte Bazillenaufschwemmung jedesmal unter dem Mikroskop aus, und man muß ihm recht geben, wenn er 'sagt, daß dies der einzige Weg ist, um zu vergleichbaren und genau bestimmten In- jektionsmengen zu kommen. Benutzt man Bruchteile eines Milligramms, so stellt die in der Kulturmasse enthaltene Flüssigkeit eine zu große Fehlerquelle dar. Dies gilt jedoch nur für vergleichende Infektionen mit verschiedenen Stämmen oder zu verschiedenen Zeiten. In dem angeführten Versuch handelt es sich jedoch um eine zu gleicher Zeit mit derselbçn Bakterienaufschwemmung vorgenommene Infektion. Die Aufschwemmung wurde von festem Nährboden (mit Eigelbzusatz) in der üblichen Weise nach dem Vorgange P. H. R ö mers hergestellt, indem 0,01 g auf der chemischen Wage abgewogen, im Achatmörser auf das sorgfältigste verrieben und physiologische Kochsalziösung (bis zu 100 ccm) zugegeben wurde. Die einzige Fehlerquelle, die hierbei in Betracht komtht, ist durch mangelhafte Verreibung gegeben, da dann keine Emulsion mit einzelnen Bazillen entsteht. Sie darf in meinen Versuchen ausgeschlossen werden. Die Durchsicht der Literatur zeigt denn. auch, daB unser Ver- su chsergebnis keineswegs einzig dastehend ist. Wir finden die. gleiche Beobachtung auch bei andern Tuberkuloseexperimentatoren. Nur wurde sie von ihnen nicht entsprechend gewürdigt. Vielfach wurden áuch die Tiere vorzeitig getötet, oder es findet sich in der Publikation die Angabe, daß dieses oder jenes Tier noch lebt, man hat also auf die vergleichende Beobachtung des Tuber- kuloseverlaufs nicht so großes Gewicht gelegt, da den Experimentator gewöhnlich andere Fragen intei'essierten. Jedenfalls berichtet S e I t e r, daß subkutan oder intraperitoneal mit 100 Bazillen infizierte Meerschweinchen ganz unregelmäßig, zwischen 3 Und 8 Monaten zugrundegingen. Aehnlich sah P. H. Römer (Brauers Beitr. 17 S.378) Schafe nach ccm Bovovakzineeinulsion in einem Intervall von zwei Monaten zugrundegehen, ja ein Tier lebte noch inger. Bei massiver infektionsdosis allerdings von 1, 10 oder 20 mg sterben Meerschweinehen in der Regel innerhalb eines scharf umschriebenen Zeitraums (etwa I Monat), doch gibt es selbst hier noch Ausnähmen, wie die Versuche von W ak u s h i m a lehren, in denen einzelne Meerschwein- chen bei gleicher lnfektionsdosis mindestens doppelt so lange lebten wie die große Masse der Versuchstiere. Ohne die große Bedeutung der Infektionsdosis anzutasten, zeigen all diese Versuche klar, daß es nicht berechtigt ist, die Infektionsdosis einseitig zu bewerten, wie es von manchen Seiten geschieht. Eine. ebenso wichtige Rolle spielt die Abwehrfähigkeit des Organismus, und zwar ergebèn sich hier schon Differenzen bei scheinbar gesunden Meerschweinchen, um wieviel mehr beim Menschen, wo wir mit zahlreichen interkurrenten Schädigungen iach der Tuberkuloseinfektion zu rechnen haben. Hinweise auf die Ursachen der wechselnden Abwehrfähigkeit des Organismus erhielten wir im Tierversuch nur vereinzelt. Einmal erfolgte der Tod außergewöhnlich früh bei ausgedehnter Tuberkulose, 5 Tage post parturn, in einem andern Versuch 2 Tage nach intrakutaner diagnostischer Tuberkulininjektion. Bemerkenswert ist die wechselnde Lokalisation der tuberkulösen Verãnderungen. Schon das in Tabelle I angegthene verschiedene Milzgewicht (zwischen 0,4 und 11,7 g schwankend) bringt dies klar zum Ausdruck. Bei den meisten Tieren bestând eine über beide Lungen disseminierte Tuberkulose, bei einzelnen umschriebene käsige Pneumonie, die letztere Veräiderung ist mit einem längeren Leben vereinbar. Auffallend langsam war der Verlauf in Fällen, bei denen eine Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. pKnoten durchsetzt Die m a s s j g e Kinclheitsinfektion spielt in der Tuberkuloseliteratur Staphylokokkensepsis berichtet y. D eibrück, M. Kl. 1923 Nr. 18 S. 606. tufzung der Robert Koch-Stiftung zur Bekainpfung der Tuberkulose. Lungen nur verein- 310 g °/,,,mg nach 19 Tagen 7 Wochen +++ 16 5,8 g Pathologischanatomische Ver2nderungen 1325 DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT Tuberkulose der Genitalorgane gefunden wurde. Es ist bekannt, wie sehr beim Menschen die Prognose der Tuberkulose von ihrer Lokalisation abhingig ist. gekehrt. Ein Teil der erwachsenen Tiere ging erst Monite nach der Mehrzahl der erwachsenen und auch dem neugeborenen Tier zugrunde. Auffallend ist die absolut ' und im Verhältnis zum Körper- speziell im Säuglingsalter gestalten. Das ist aber die Haupt- gleicher Infektionsdosis (3/100mg). Infiziert wurde' wiederum Der Tuberkuloseverlauf beim ausgewachsenen Meerschweinchen. muß als bekannt vorausgesetzt werden, ehe man sich mit der Frage beschäftigt, wie sich dic Verhältnisse in verschiedenem Lebensalter, frage, die uns interessiert. Denn hier ergeben sich beim Menschen die krassesten Differenzen, für die bis heute cine von allen angenommene Erklärung aussteht. Man kann verschiedener Ansicht çlarüber sein, ob es am Platze ist, bei vergleichsweiser Infektion, jedesmal dieselbe Dosis oder eine nach dem Körpergewicht abgestufte Dosis zu verwenden. Denn wir wissen nichts Bestimmtes darüber, ob die lnfektionsmenge durch die Größe der Atmungskapazität bceinflu!3t wird. Ich verlüge über verschiedene Tierserien, die am gleichen Tage bald mit gleicher, bald mit abgestufter Dosis derselben Bakterienaufschwemmung infiziert wurden. Verglichen wurden Tiere von 2-7 Tagen (einmal auch 14 Tagen) mit ausgewachsenen Tieren, die, soweit sie aus cigner Zucht stammten und daher dem Alter nach genau bekannt waren, zwischen 4 und 5 Monaten standen. Ein Teil der Tiere, insbesondere der neugeborenen, ging vorzéitig ohne Tuberkulosebefund, oîtmals schon wenige Tage nach der Infektion zugrunde, sie sind ir! den fol'genden Tabellen nicht berücksichtigt. Die Zahl der Vergleichstiere hat auf diese Weise eine unerwünschte Beschränkung erfahren; immerhin können, wie mir scheint, aus der Gesamtheit der Versuche einige Schlüsse gezogen werden. Tabelle Il. tr. Alter 30 3 Tage 31 3 Tage 32 l4Tage Ge wicit 70g Infek- Tuherkulin(ions- empfindlichkeit dosis 1/, Tod nach mg n. lgTagen 2 Mon. 145 g Sour + n. Tagen + 75g 'I,,, mg n. lgTagen 4'/ M.' Spur + 215 g n.2Tagen +. '/100 mg n.l9Tagen 4'/, M. ++ n.Tagen 6 -- MiIz- Ge- wicht gewicht . 210 go 0,65 g MiIz mehrere Knßtehen Lungen stark durchsetzt 250 g 5.2 g lungen . und ?.iilz zahlreiche verkilste Herde 12 g Große Herde in dei Muz, spärlicher ill Lunge und Leber 660g 8/joo mg n.l9Tagen 2 Mon. 470 g 5 g Leber viele Knoten, Lungen nur verein- 2 Mon. +++ Tagen +++ +++ n,Tagen zeit +++ Man ersieht aus diesem Versuch daß bei nach Gewicht abgestufter Infektionsdosis der Tod beim jungen und ausgewachsenen Tier ungefähr gleichzeitig erfolgen k a n n. Unter Um- ständen können aber die jungen Tiere auch wesentlich länger die Krankheit ertragen als die älteren. In Versuch I, in dem neben den ausgewachsenen auch ein neugeborenes, mit 1/loo mg infiziert, bis zum rode verfolgt werden konnte, lagen die Verhältnisse allerdings uniTabelle Ill. Nir. Alter 42 2 Tage G wit 40 g Tuberkulin- empfi9lich- Mlz G Tod näch nach 18 Tagen 2'/, Mon. 43 g geict 140 g 0,65 g Käsige Pneumonie, MHz wenige KnOt- 155 g 0,55 g Leber und MHz frei, ehen, Leber hei -t' nach 18 Tagen 3 Monaten nach 6Wochen 7 Tage 85 g 45 7 Tage 75 g 44 setzt Muz, si Leber wenig betroffen, Lungen y. reichlichen Kno- nach 18 Tagen 8 Wochen 140 g I g Lungen 125 g 1,25 g 440 'g 2,5 g Lungen mttßig befallen, Muz und Leber desgl. Lungen y. zahlreiehen Knoten durchsetzt, Muz wenig 15 370 g 4,35 g Lungen 430 g 1,2. g MiIz keine Herderkrankung, Lungen von grauen Knoten durchsetzt I.eber einzelne grO- 0 440 g nach 4Wochen + nach 18 Tagen 4'/, Mon. Spur nach4 Wochen 585 g nach 18 Tagen 4 Monaten + , nach 4 Wochen j. .t- + 24 670 g nach 18 Tagen 2 Monaten ++ nach 4 Wochen + -t- + ten durchsetzt fallen disseminierte Herde, Leber wenig, Muz viele . 580 g 2.5 g 2 6 ' 6 5 Bei Infektion nach Gewicht verhalten sich also neugeborene und ausgewachsene Tiere 'gleich, bei derselben lnfcktionsdosis dagegen zeigen die ausgewach- senen Tiere vielfach einen längeren Krankheitsverlauf. Die Literatur enthält einige Angaben, die zu meinen Versuchen Parallele gesetzt werden können. P. H. R ö m e r verglich das Verhalten ausgewachsener Schafe und junger Sauglämmer nach einer auf Gewicht berechneten intravenösen Infektion. Die erwachsenen Schafe verendeten nach dieser Infektion zwischen 53--58 Tägen, von den Sauglämmern starben einige früher, nämlich iach 26, 34, 37 und 43 Tagen, andere später nach 62 und 63 Tagen oder noch später. in DIe Infektion verlief also bei den erwachsenen Schafen im allgemeinen gleichmäßiger, aber nicht milder. Der Wert der Versuche erfährt dadurch eine Einschränkung, daß zwar der benutzte Kulturstamm stets in der gleichen Weise gewachsen und d'as gleiche Alter hatte, aber die vergleichende Infektion nicht mit derselben Emulsion am gleichen Tage erfolgte. ' W a I I g r e n infizierte in analoger Weise Kaninchen nach Gewicht mit hovinen Tuberkelbazillen. Die Krank- heitsdauer, war bei den 21/2_4 Monate alten Tieren (also um die Pubertätszeit) kürzer als bei den jüngeren und, älteren Tieren In einer weiteren Serie überlebten die Impfung am längsten ein Teil der allerjüngsten Tiere, ferner die 2 Monate und 12 Monate alten. Am frühesten starben die 4 Monate alten und die ältesten (über 2 Jahre alten). T i t z e und W e i d a n z fanden, daß junge Hunde denselben hohen Orad von Widerstandsfähigkeit gegen den Tuberkelbazillus besitzen wie alte Hunde. Bezüglich der uns hier besonders interessierenden Meerschweinchen kommt W a k u s h i ni a zu dem Schluß, dalI das junge Meerschweinchen gegen den Tuberkelbazillus nicht empfindlicher, eher weniger empfindlich als das erwachsene ist. fähigkeit der neugeborenen oder jungen Tiere gegenüber dem Tuherkeibazillus ist aber nicht vorhanden. Alle soeben erwähnten Autoren sind daher geneigt, den vielfach im Säuglingsalter des Men- g 460 g nach 18 Tagen 5 Monaten j. bei Infektion nach Gewicht von 3 Neugeborenen von 9 Ausgewachsenen 2. bei gleicher Infektionsdosis von 6 Neugeborenen von 9 Ausgewachsenen disseminierle Herde, Leber und Muz wenig be- 1,4 + 3 erkrankung bei diesem Tiere während der Gravidität abspielte. ' Wir finden in diesem Versuchsergebnis eine Bestätigung früherer Experimente, über die ich im Jahre 1914 berichtet habe. Hier wurden neugeborene und ältere Meerschweinchen subkutan mit 1/ mg einer 26 Tage alten Rindertuberkelbazillenkultur infiziert. Die Erkrankung endete bei den älteren Tieren zwischen 3 und 4 Monaten tödlich, während die neugeborenen Tiere schon ' nach 7 Wochen an ihrer 'Tuberkulose zugrundeginen. Zwei weitere Versuche, die ich nicht tabellarisch anführe, bringen nichts wesentlich Neues. Sie zeigen wiederum, daß von den ausgewachsenen Tieren.'bei gleicher. Illfektionsdosis ein Teil doppelt so lange leben kann wie der andere, und bringen weiterhin die Feststellung, daß das Fehlen eines stärkeren Milztumors nicht als regelmäßige Erscheinung bei der Tuberkulose des jungen Meerschweinchens (siehe oben) betrachtet' werden darf. Es wurde bei einem Tier mit2°/3 Monaten ein Tumor von 4,2 g Gewicht gefunden. In der Gesamtheit ergibt'sich in meinen Versuchen, daß im Vertaufe von mindestens 3 Monaten starben nach der Impfung, während unter 18 jungen (4-8 Tage alten) bis dahin nut 8 gestorben waren. Als Gesamtergebnis all dieser Versuche an verschieden en Ti e ra r t e n müsseii wir also feststellen, daß be'i Infektion nach Gewicht eine Unterlegenheit neugeborener Tiere gegenüber ausgewachsenen iicht zu bemerken ist. Di'e. Krankheit verläuft z'r 140 g 4 nach 18 Tagen 8 Wochen Wochen bzw. Monate früher als die ausgewachsenen Meerschweinchen. Die Ausnahme findet ihre Erklärung darin, daß sich die Tuberkulose- Unter 18 nach (lewicht subkutan mit der gleichen humanen Kultur nach 18 Tagen 8 Wochen ? 60 g Das Resultat des Versuches ist eindeutig. Mit einer Ausnahme starben die jungen Tiere bei gleicher Infektionsdosis um mehrere Lungen y, zahireiehen Herden durch- O 46 7 Tage Pathologisch- wict nach 6Wochen 43 2 Tage intraperitoneal. mit grauen Knoten durchsetzt 325 g n. Der nächste Versuch (Tabelle III) zeigt die Verhältnisse bei 0,95 g. Leber und Lungen . ++ 5J g '/100 mg n. lgTagen knapp Pathologischanatomiseher Befund gewicht geringe Größe der Muz bei deb bisher erwähnten, unmittelbar nach der Geburt infizierten Tieren. Knoten ßere Herde, Lungen durchsetzt. 5 Tage post parlun. 'f. infizierten erwachsenen Meersc,hweinchen starben 12 binnen 44 Tagen es gibt Ausnahmen nach beiden nicht gerade immer gleichmäßig Richtungen - eine regelmäßig bestehende verminderte Widerstands- schen beobachteten ungünstigen Krankheitsverlauf auf eine besonders massive Infektion zu beziehen. Es ist dabei die Voraussetzung gemacht, al3 das junge Kind unter gewöhnlichen Verhältnissen eine seiner geringen Körpergröße entsprechende, relativ geringe Infektion erwirbt. Eine dem Erwachsenen entsprechende Infektionsdosis würde für das junge Kind bereits eine massive Infektion darstellen. Wir sehen ja in meinen Versuchen, daß, wenn die fungen Meerschweinchen die gleiche fnfektionsdosis erhalten wie die ausgewachsenen, der Verlauf ini frühen Lebensalter schneller ist. Nun sind wir, wie schon oben' erwähnt, tatsächlich nicht çariber unterrichtet, o Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 19. Oktober 1923 DEUTSCHE MEDIZINISC1-1 die infektionsmenge beim Menschen durch die Größe der Atmungskapazität beeinflußt wird. ist das aber nicht der Fall, so bedeutet Kurve 2. nach unseren Versuchen bereits die übliche Infektion für das junge Individuum einen schwerren Schaden als für das alte. .....i. Tode führen (Reich, l-l. Koch, Kleinschmidt, Kaeckell). fl treteu vollständig zurück hinter dem geradezu gegensätzlichen Verhalten, das wir im frühen und späten Kindesálter kennen. 'In den ersten Kinderjahreii genügen scheinbar schon ganz geringfügige Infektionen zur tödlichen Erkrankung, im späteren Kindesalter wird das dauernde Zusammensein mit schwersten Phthisikern vielfach schadlos ertragen (Elias b erg, Polla k). Die Infektionsdosis kann danach nicht das' wirklich Maßgebliche sein, sondern es müssen Aenderungen in der Beschaffenheit des Organismus sein, die dieses wechselnde Verhalten erklären. Daneben, dürfen aber auch im gleichen u...-...... uu'nu. H...UUUUIUU.uu!IUUUU. I. Kontroltt'er. soweit sie bisher einwandfrei studiert kuhn intrakutan nach P. H. R ö me r) zeigt an, daß wir beim neugeborenen Tier mit einer verspätet einsetzenden und schwächeren aber nicht annähernd den normalen Verhältnissen entspricht (Kurve Il). Häufiger sehen wir hier nach kurzem Gewichtsstillstand eine langsam zunehmende Abmagerung eintreten, bis der Tod erfolgt (Kurve Ill)'. Kurve 3. ____ri ---------------t'iwi u 'U .r'........'...... ...cm. ...w ........u.. lu...... ...i. .....i .._J.. . ...ít..'............ u...uu. uN...... ..rrn...u...:...u.uuSuuuuuUu' 'UPJ.. .i...... ...ru:.........uuu IUum.... UUUN!UUU immum.. uu...uuu.uuu.I.u... ... I..m..IU..UuI......I.a.........UU 4 U'UUUdU .....' ...i.ua iU :::i::::::::I::::Ir:!:: ::p:: ..rn..... ..u4.. u... .. i.r,ruu U..m....'.....r Uu.....0 .aUuU UUduIUuuu:Iuu..; UUU ...it.0 UUUUU.UU4WU.Uu.. ..... ..rz.s..... .rr....uli..uu uuUu.'hu.....I.....' PuFu:UuU. ...I u.n........ir,.... .... .. u..... ÍuUUi 4r1uUU .... UUuuuu'Su urt.u.u.,.rA............. u.re.. uuUUV4.UUuU.... U..[zU..AurÑ. ......I..u.. u..u...... lnuUVjW&uUuu.0 UU..'uuu..uu.. ..n__u...__.. _._...._..... 1. Kontrolltier. 11. Tuberkuloseinfiziertes Neugeborene. - u ..uu........,...... u..... ............. u..... ......'.._.._....._...... ....._..N...... uuuuuuuu:uuuu u..... ......i........... UUU UUUUUUU uuuuu .......u....... .:...........,............ UNUUIIUI Tuberkuloseinfiziertes Meerschweinchen. Auch beim älteren Tiere ist noch ein Gewichtsanstieg möglich, der lnkuhationsdauer der Tuberkuhinempfindlichkeit vollständig mit derjenigen bei älteren Kindern übereinstimmen kann, es ist aber auch eine Reihe von Ausnahmen bekannt geworden. Sthließlich erscheint ein Hinweis auf die O e wich f s k u r ve n der infizierten Meerschweinchen angezeigt. Die neugeborenen Meerschweinchen bieten nach der u..... II. tiere; erst kurz vor dem 'Tode kommt es zum Oewichtssturz (Kurve' I). wurde bereits früher von mir beobachtet und mitgeteilt. Es ist notwendig, sich ihrer zu erinnern, wenn beim menschlichen Säugling' dic lnkubationsdauer der Tuberkuhinempfindlichkeit studiert und als Maßstab für den seit der Infektion verflossenen Zeitraum betrachtet wird. Wir wissen, daß beim menschlichen Säugling die Stärke .und Kurve 1. UU.. Tuherkuloseinfektion durch Wochen und Monate einen ähnlichen oder sogar gleich schönen Gewichtsanstieg wie beliebige Kontroll- Tuberkulinempfindlichkeit zu rechnen haben. Diese Eigentümlichkeit s. at I uuuu.. ..íuuu... .auu.....au u.u... u...u:..... i.......... .... ..r......u.. ..... u..... .... u..... u.uuu u un.U....uuMuu tUUu ..uu.0 wt.. uuuu u*. ..u.u.i...u. uuu .pirn.0 nicht außeracht- merkte Prüfung der Tuberkulinempfindlichkeit (0,02 Tuber- p.4a .u....Uu.U.uUSu.U. UUURU ........uuu.......UU. uue;l. gelassen werden, wie sie schon das Tierexperiment anzeigt und die tägliche Beobachtung am Menschen erkennen läßt. Es ist gar nicht einmal ausgeschlossen, daß die lnfektionsdosis beim Menschen in dr .weitaus größten Zahl der Fälle überhaupt ungefähr gleich ist. In diesem Sinne spricht die Tatsache, daß die Inkubationszeit der werden konnte, auffallend gleichmäßig ist. Hierauf wird noch an anderer Stelle zurückzukommen sein. Im Augenblick, wo wir nur über die Ergebnisse unserer Tierexperimente berichten wollen, erscheint es mir noch angezeigt, auf zwei wichtige Punkte aufmerksam zu machen. Die in, den Tabellen ver- - UP,d uuuu u......w.i. .uu m..u...u..... un.. UUuUuI.UI..u UUrI UuU* .UU....0 .m.uuI.u...Iauuu u,rn.. u..... IU UUUUI.U.u.U1U.. ..nu....... 'LiUU im Tierexperiment zwischen jungen und älteren Individuen beobachten, Tuberkulinempfindlichkeit, - .p.. Wir glauben gleichwohl nicht alles, was wir im Tierexperiment sehen, auf die Verhältnisse beim Menschen übertragen zu können. Die relativ geringen Unterschiede des Krankheitsverlaufes, die wir individuelle Differenzen . lurAII dem wir im Tierversuch unter sehr groben Bedingungen arbeiten und nicht einmal den gewöhnlichen Infektionsmodtis nachgeahmt haben. Demgegenüber ist jedoch zu sagen, daß Tuberkuloseinfektionen bald nach der Geburt beim Menschen, ganz dn Bedingungen unserer Tierexperimente entsprechend, meist in 3-6 Monaten zum bestehende IUI umauiu.uuu:..u.uu. UurAINUISUU U..WaI..u I..... NUUIUUUIUu ...... UaI...u.U:U uup.iuuu.uuuu .:m..u....:u...Iu..u. :u.u.0 w.....uu.Iuu.0 ..r..Iu..u uunuu uuU..j .riuuu..uu uu.. VIU R... ..in.. ..:n......uI..... I..... uudIILuuuuu u.wa.rg.uIuuuuuuuu.. uumuiuuuu.0 ..rn..u...r:P4u.u. Es könnte der Einwand erhoben werden, daß wir nicht die Berechtigung haben, von der ,,üblichen" Infektion zu sprechen, nach- Lebensalter Nr.42 WOCL-IENSCHRIFT 'u.. lu um.uum .......i...... 'UPUflJU .-uu IUSU'IUU u.. Diese Verhä tnisse entsprechen durchaus den Beobachtungen beim Menschen, von denen es zwar Ausnahmen gibt, die sich aber leicht erklären lassen (interkurrente Infekte, Ernährungsstörungen, neurogene Appetitlosigkeit usw.). Nun ist man vielfach geneigt, diese Eigentümlichkeiten dec Oewichtsverhältnisse auf die Form der vorliegenden Tuberkuloseerkran.kung u beziehen. Im Tierexperiment haben wir die gleiche Form, das gleiche Stadium der Erkrankung und gleichwohl abhängig vom Alter ein ganz entgegengesetztes Verhalten des Gewichtes. Man erkennt daraus die Bedeutung des Wachstumstriebes; er ist offenbar bei der Tuherkuloseerkrankung ein sehr wichtiger Faktor für die Gestaltung der Oewichtskurve. Daneben ist abèr auch zu erwägen, ob nicht die Tuberkuloseerkrankung auf das jugendliche Individuum eine andere Wirkung ausübt als auf das ältere, wobei ntürIich individuellen Besonderheiten Rechnung getragen werden muß Zusammenfassung. 1. Der Verlauf der Tuberkuioseerkrankung - bei künstlich infizierten Meerschweinchen ist trotz gleicher lnfektionsdosis keineswegs immer einheitlich. Bei Infektion nach Gewicht verhalten sich neugeborene und ausgewachsene Tiere gleich, bei derselben lnfektionsdosis dagegen zeigen die ausgewachsenen Tiere vielfach einen 'längeren Krankheits- verlauf. Bei dem alsbald nach der Geburt infizierten Meerschweinchen ist mit einer verspäteten und unvollkommenen Entwicklung der Tuberkuhinempfindlichkeit zu reclinen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 1326 19. Oktober 1923 DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT 1327 4. Die Tuberkuloseinfektion pflegt beim neugeborenen Meersciiweinchen den Ciewichtsanstieg lange Zeit kaum oder gar nicht zu beeinträchtigen, während beim ausgewachsenen Tier mit gleicher Erkrankungsform frühzeitig Abmagerung eintritt. Eliasberg,Jb.f. Kindhik.89. - Kaeckell, BrauersBeitr. 52. Kleinschmidt, H. Koch, Erg. d inn. M. 14. - Köffler, Mm, W. 1922 Nr.6. - Pollak, Brauers D. m. W. 1914 Nr. 22; Mschr. f. Kindhlk. 13; Tuberkulose der Kinder. Leipzig 1923. - 8eitr. 19. R elch, R. KIW. 1878 Nr. 37. - P. 1-1. R 6m e rjUeber Tuberkelbazillenst8rnme verschiedener l-lerkunft. Marburg 1903; Brauers Beitr, 17. - Seite r, Voff. Koch Stiltg Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. l-i. 11/12. - Titze und Weidanz, To.Arb.d.Kals.Ges.A. 1908 H.9. - Wakushima, Arb, path. lnst.Tübing. 7. - Waligren, Svenska Lákartidn. 18.