Predigt vom 29.2.2004 Frank Koppelin Was hat Gott in unserer Zeit zu bieten? Was ist es, was den Menschen ausmacht, der mit Gott lebt? Der Text, um den es heute morgen geht, steht in einem Brief, der eine Art Testament ist, der einen Abschluß bildet, den Abschluss des Lebens Paulus. Es sind, so denkt man, die letzten Worte die er seinem Mitarbeiter Timotheus ins Stammbuch schreibt. In seinem zweiten Brief gibt er seinem Mitarbeiter, seinem Kind im Glauben, den er im Glauben gezeugt hat, eine Orientierungsmarke mit. Er möchte deutlich machen, was wirklich zählt und worauf er, als sein Mitarbeiter, als Christ, als Mensch der in Verantwortung steht, als Mensch der in dieser Welt lebt, worauf er sich stützen und verlassen kann. Ich denke, wir haben es in unserer Zeit bitter nötig, daß wir uns Orientierungsmarken suchen. Wir leben in einer Zeit, in der solche Orientierungsmarken immer mehr zerbrechen. Vielleicht geht es uns in unserem Leben manchmal so wie dem Seekadett bei seiner ersten Navigationsaufgabe: Ein Seekadett sollte zum ersten Mal navigieren und der Kapitän schickte ihn in die Kajüte, den Kurs und den Standort des Schiffes zu ermitteln. Nach einiger Zeit kam er aus der Kajüte und brachte die Koordinaten. Er war überzeugt davon die Stelle ermittelt zu haben, an der das Schiff sich befand. Der Kapitän schaute sich die Arbeit an, schüttelte den Kopf und meinte: „Sie sollten jetzt die Mütze abnehmen, wir befinden uns gerade im Kölner Dom“. Wie sind unsere Berechnungen, unsere Orientierungsmarken? Paulus sagt zu Timotheus: Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2.Timotheus 1,7) Die Situation des Paulus war ja nun nicht gerade angenehm. Er war im Gefängnis. Er sah wohl sein nahes Ende. Es war vielleicht innerhalb der Christenverfolgung unter Nero, wo er hingerichtet wurde. Aber gerade darin, in dieser Situation, schreibt Paulus dem Timotheus diesen Satz. Timotheus und auch Paulus haben sicherlich schon eine Menge an römischen Kaisern erlebt, die, je mehr es gegen die Zeit Neros ging, immer verrückter wurden. Aber Paulus macht deutlich, Gott hat uns etwas gegeben, was für unser Leben überaus wichtig ist. Das was Gott uns da gegeben hat, daran müssen wir festhalten und daran sollen wir uns ausrichten. In Vers 6 hatte Paulus Timotheus ermahnt: Entfache die Gabe, laß sie wieder lebendig werden; die Gabe, die mittlerweile schon bei dir einzuschlafen droht. Du hast sie von Gott empfangen durch Auflegung meiner Hände. Worin diese Gabe bestand, steht da nicht. Aber es steht dort, daß Timotheus dabei ist, diese Gabe einschlafen zu lassen. Es steht dort, daß Paulus ihn dringend ermahnt,das rückgängig zu machen. Denn Gott hat uns seinen Geist gegeben und daß ist nicht ein Geist der Furcht, oder Feigheit. Es sind nicht Furcht oder Feigheit, die von dem Geist Gottes ausgehen, sondern Kraft, Liebe und Besonnenheit. Ich habe einmal in einem solchen Gottesdienst die Kinder nach vorne geholt und habe einem dieser Kinder zwei Geschenke vorgehalten. Ich hatte eine Maoamstange gekauft und ein Stück Holz in gleicher Größe bereit gelegt. Meine Frau kann sehr schön einpacken! Das Stück Holz bekam ein ansprechendes schönes Mickymouspapier, die Maoamstange aber wurde unansehnlich in langweiliges Zeitungspapier verpackt. Was glaubt ihr, wo das Kind hingegriffen hat und was glaubt ihr, wie enttäuscht es war, als es das schöne Papier abgemacht hatte und da so eine Holzstange zum Vorschein kam! Natürlich haben die Kinder ihr Maoam dann doch noch bekommen. Wir lächeln verständnisvoll über das kindliche Verhalten. Aber sind wir als Erwachsene wirklich anders? Wir schauen auf die Verpackung, achten auf das Äußere, lassen uns von der Show beeindrucken und setzen sie so in den Mittelpunkt. Paulus sagt: Das ist nicht das, worum es geht. Die Gemeinde der damaligen Zeit schien angesichts der Herausforderungen, in der sie stand, kraftlos. Sie wehrten sich nicht- oder zu wenig. Da war keine wirksame Öffentlichkeitsarbeit. Jesus hatte keine Armee in die Welt gesetzt. Als er ins Gefängnis kam, als er vor dem Hohenpriester stand, da rief er nicht zwölf Legionen Engel. Gott hätte sie ihm mit Sicherheit bereitstellen lassen. Aber Gott hat uns nicht den Geist der Feigheit gegeben. Gott hat uns nicht eine schöne Verpackung gegeben, deren Inhalt wertlos ist. Der Geist Gottes ist von ganz anderer Art. Dieser Geist Gottes zeigt sich z.B. als die zwölf Kundschafter aus dem Land Kanaan kamen. Sie erzählten: das Land ist wunderbar, es ist ein hervorragendes Land. Wir haben Früchte mitgebracht. Das ist ein Land, das schon von den Ägyptern beschrieben wurde als ein Land, in dem Milch und Honig fließt. Es ist ein ganz außergewöhnliches Land. Fruchtbar, reich an Wachstum, reich an Früchten, reich an Menschen darin. Aber diese Menschen sind Riesen. Wir kamen uns vor wie Heuschrecken. Wir können dieses Land unmöglich einnehmen. Zwei der Kundschafter, nur zwei, hatten einen anderen Geist. Sie hatten Gottes Geist und sie sahen die Möglichkeiten, die Gott bereitet hatte. Sie hatten diese Möglichkeiten nicht, weil sie etwa wehrkundige Männer gewesen wären. Sie waren nur freigelassene Sklaven. Aber zwei von diesen freigelassenen Sklaven sahen die Möglichkeiten, die Gott hat, die der Geist Gottes hat. Sie hatten den Geist des Glaubens, während andere die Realität vor Augen hatten, dass die Menschen dort Riesen waren. Gegen die haben wir keine Chance, das Land frißt seine Kinder. Diese Riesen haben sich übrigens später nicht gerade als große Helden erwiesen! Josua und Kaleb konnten auf das Unsichtbare sehen und auf die Möglichkeiten Gottes. Unsere Sicht auf das Sichtbare, wenn wir allein nur auf das Sichtbare schauen, ist immer nur die halbe Wahrheit und deshalb eine ganze Lüge. Der Mensch, der nicht mit dem Unsichtbaren rechnet, rechnet nicht mit dem Eigentlichen. Wir sollten beginnen neu zu rechnen, neu Orientierungsmarken zu setzen. Die Wirklichkeit ist: Gott und seine Engel leben und sind da. Die Wirklichkeit ist: Gott spricht zu den Menschen. Die Wirklichkeit ist: Alles ist möglich, dem der da glaubt. Eine zweite Möglichkeit mit der wir rechnen müssen ist, daß es einen Teufel gibt. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen Mächte und Gewalten, die in der Luft herrschen. Diese Mächte bemühen sich Gemeinde zu zerstören. Wir haben es in dieser Woche ja als Wochenspruch mitbekommen: Christus ist gekommen, die Werke des Teufels zu zerstören. Wir wissen, daß Christus stärker ist. Er hat die Zusage gegeben, daß er Gemeinde bauen möchte, die die Pforten der Hölle nicht überwinden werden. Wir haben die Zusage des Geistes Gottes der in uns wohnt. Und so klingt unser Text auch an Römer 8,15 an, wo Paulus den Römern zuruft: Ihr habt einen kindlichen, nicht einen knechtischen Geist empfangen. Wenn es ein knechtischer Geist wäre, müßtet ihr euch wieder fürchten, Angst haben vor der Sklaverei durch diesen Geist, durch Gott. Knechtschaft bedeutet Furcht. Aber Furcht ist nicht in der Liebe und Gott ist Liebe! Wir haben einen kindlichen Geist empfangen! Wir dürfen rufen: Abba, lieber Vater! Um diesen Geist geht es Paulus. Er beschreibt ihn mit den Worten: Kraft, Liebe und Besonnenheit. Von dem Wort, daß hier für Kraft steht, kommt das Wort Dynamit. Es ist ein Geist der kraftvoll ist, der eine explosive Wirkung hat. Es ist kein schwacher Geist, sondern ein Geist, der Veränderung wirkt. Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied zu Dynamit. Wenn Dynamit gezündet wird, entfaltet er seine Sprengkraft sofort ohne Rücksichtnahme. Gottes Geist aber fragt, ob wir uns von ihm gebrauchen lassen wollen, ob wir uns seiner Sprengkraft aussetzen möchten, ob wir bereit sind, auf sein Wirken einzugehen und ihn in uns wirken zu lassen. Als die Bundeslade transportiert wurde, tanzte David vor dieser Bundeslade her. Das Volk fragte: Ist David unter die Propheten gegangen? Auch bei Saul, dem das Gleiche passierte fragten sie so. Saul und David tanzten vor Gott. Sie waren erfüllt von Gottes Geist. Michal, die Frau Davids, verstand das überhaupt nicht und meinte, David würde sich nur lächerlich machen. Paulus macht deutlich: es ist Gottes Geist, der in mir weckt, was mich wirklich vorwärts bringt. Es ist Gottes Geist, der unser Leben neu machen will. Wir haben uns kürzlich in der Bibelstunde am Mittwoch mit der Umkehr des Paulus beschäftigt. Wir haben darüber gehört und gelesen, wie der Geist Gottes, wie Jesus selbst Saulus begegnete und ihn neu machte, wie es zu seiner Umkehr kommt. Die Frage an uns ist: Wollen wir das neue Leben, das Gott schenkt? Der Heilige Geist zwingt uns nicht in ein neues Leben. Er fragt. Da, wo er eingelassen wird, wirkt er Neues, das sich lohnt, gibt er Orientierungsmarken, die wirkliche Veränderungen ermöglichen. Er ist ein Geist der Liebe. Er ist ein Geist der unbesiegbaren Güte, des uneingeschränkten Wohlwollens. Er ist Gottes Geist und ist das Höchste, das Wertvollste und Wichtigste, was ein Mensch auf dieser Erde bekommen kann. Wer Gottes Geist hat, ist Erbe der himmlischen Berufung. Wollen wir das? Oder sind wir zu sehr auf uns selbst gerichtet? Erstickt uns Egoismus und das Drehen um uns selbst? Liebe scheint Mangelware geworden zu sein. Zwar will jeder geliebt werden und sucht jeder nach Liebe, aber keiner will Liebe geben. Und Gottes Geist würde und u.a. genau dazu anhalten. Das Geheimnis der Liebe ist, daß sie erst im Geben einen Wert bekommt. Wer Liebe nicht gibt, der wird auch keine Liebe empfangen. Wer meint Liebe in sich zu haben, sie aber nicht weiter gibt, wird feststellen, dass er in Wirklichkeit leer ist. Der Geist Gottes möchte uns zu Kanälen der Liebe machen. Liebe läßt sich nicht aufstauen und irgendwann abgeben, wann es uns geschickt erscheint. Sie entfaltet sich im Geben und wächst durch Weitergabe. Gott ist Liebe. Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben in Ewigkeit, wobei die Liebe das Größte ist. Denn Glaube und Hoffnung finden in ihr Erfüllung. Der Glaube wird sich erfüllen im Schauen. Wir werden einmal bei Gott sein und ihn sehen wie er ist. Dann brauchen wir nicht mehr glauben, sondern stehen vor ihm sehen die ganze Realität. Dann wird unsere Hoffnung Wirklichkeit geworden sein. Aber die Liebe liegt im Wesen Gottes selbst. Gott ist Liebe. Deshalb möchte sein Geist uns diese Liebe schenken. Aber er zwingt uns nicht, sie anzunehmen. Er zwingt sich uns nicht auf. Er fragt. Dein JA wird sich lohnen! Leute wie Cäsar, Napoleon oder auch Hitler, waren so etwas wie Herren dieser Welt. Sie waren es durch Gewalt. Unser Herr, Christus, ist wirklich Herr der Welt. Er ist Herr des gesamten Kosmos. Seine Herrschaft ist eine Herrschaft der Liebe, er herrscht durch grenzenlose Liebe. Kann es sein, dass wir uns an dem Maßstab dieser Liebe Gottes immer wieder vermessen? Kann es sein, daß der Grund für manche Enttäuschung darin liegt, dass wir eben die Liebe, die Jesus uns geben möchte nicht erkennen, nicht annehmen und nicht weitergeben? Was bedeutet Liebe in deinem Leben? Welche Bedeutung hat sie wirklich? Ist sie der Sahnetupfer auf dem Obstkuchen? Wäre das nicht ein erstrebenswertes Ziel für Gemeinde, die Liebe Gottes rückhaltlos in das eigene Herz aufzunehmen und ebenfalls rückhaltlos weiterzugeben? Hier geht es um die ganze Person. Hier geht es um jeden Einzelnen mit seinem ganzen Sein und Haben. Als Gemeinde und als Einzelner sind wir aufgerufen. Der Geist ist da. Er fragt und es lohnt sich, aber willst du? Gottes Geist ist ein Geist der Besonnenheit. Andere übersetzen hier mit Zucht. Gemeint ist Selbstdisziplin, Selbstbeherrschung. Muß zu diesem Begriff wirklich noch viel gesagt werden? Jeder versteht ihn, aber ihn zu leben ist eigentlich unendlich schwer. Seht mal, ich z.B. weiß von mir, dass ich sehr jähzornig sein kann. Wenn Dinge mich nerven, dann bricht das u.U. wie ein Feuer aus mir heraus, - oder wie Mehlstaub. Wenn der in bestimmte Temperaturen und in bestimmte Verteilung mit Sauerstoff kommt, dann gibt es so eine richtige Verpuffung. So etwa ist Jähzorn. Ich weiß sehr genau wann das passiert könnte. Es ist die Frage ob ich das so zulasse. Ob ich mich dann wirklich in so ein Hamsterrad hineinbegebe, aus dem ich kaum herauskomme. Bin ich diszipliniert genug, rechtzeitig auszusteigen? Lasse ich mich von meinem Jähzorn beherrschen oder möchte ich, daß der Geist Gottes auch das unter seine Gewalt nimmt, so daß ich besonnen reagieren kann? Lasse ich mich von meinem Jähzorn, oder von welcher Charaktereigenschaft auch immer, in den Griff kriegen? Oder möchte ich dem Geist Gottes Raum geben? Ich wünsche mir immer mehr, daß Gott daß mit seinem Geist in meinem Leben Raum gewinnt. Jesus hat uns seinen Geist gesandt, damit wir das wirkliche Leben haben. Jähzorn z.B.beschreibt die Bibel als Teil der Sünde. So bin ich, so ist der Mensch. Ein Sünder! Nur, er muß doch nicht so bleiben. Wir schaffen nicht das Paradies auf Erden, aber ich will mich auf den Weg machen in ein himmlisches Paradies und darum möchte ich mich verändern. Durch Gewalt und Zorn und andere sündhafte Eigenschaften hat sich noch nie etwas wirklich verändert. Druck erzeugt nur Gegendruck. Ich war einmal mit meinem Auto zu einer Herbsttagung unterwegs und hatte eine Flasche Sprudel dabei. Am Tagungsort angekommen ließ ich sie im Auto liegen. Es war nicht mehr viel darin. Ich ging nicht davon aus, daß die Nächte so kalt sein würden. Als ich am nächsten Tag zum Auto kam, lag die Flasche zerbrochen auf dem Rücksitz. Es war doch kalt geworden und es war noch immer genug Wasser in der Flasche, daß sie durch das Eis brechen konnte. Druck erzeugt Gegendruck. Druck führt zu Zerstörung. Gewalt und Zorn, führen dazu, daß Dinge und Menschen letztlich kaputt gehen, dass u.U. auch Gemeinden zerstört werden, sogar ganze Völker zerstört werden. Besonnenheit, Selbstbeherrschung gepaart mit Liebe, führen zum Ziel. Werden wir hier zu Leistung aufgefordert? Muß ich hier wieder etwas tun? Es ist oftmals unser Problem, daß wir in der Religion der drei Buchstaben leben. Tun! Tun! Tun! Aber Jesus hat uns eine Religion verkündet, die fünf Buchstaben hat: Getan! Getan! Getan! Es ist alles getan. Jesus hat alles für mich getan. Er hat er mir seinen Geist gegeben, damit ich durch seine Gnade das Leben habe. Wir dürfen ihn selbst als Orientierungsmarke bekommen und darum dürfen wir leben. Wer führt nun mein Leben? Der Geist Gottes ist uns als Geschenk gegeben. Paulus hat ihn hier beschrieben. Es ist ein Geist, der kraftvoll ist, der Mut verleiht, der nicht feige ist. Es ist ein Geist, der das Leben will. Wir sind gefragt und gefordert in dem diesem Punkt. Wollen wir das Leben aus Gottes Geist, oder wollen wir es nicht? Frank Coppelin