R EISE M A G A Z IN Im Land der Schneemonster Was im Sommer ein harmloser alpiner Wald ist, wird im Winter zum Tummelplatz für urige Eisgestalten, die die Wintersportler abseits der Piste locken. Die Schneemonster sind ein Naturschauspiel besonderer Art, dass es so nur in den ZaoBergen gibt. Von Alena Eckelmann D ie vulkanische Landschaft von Zao, die sich über 400 Quadratkilometer zwischen den Präfekturen Yamagata und Miyagi im Norden Japans erstreckt, wurde im Jahre 1963 zum Quasi-Nationalpark Zao zusammengefaßt. Von Frühjahr bis Herbst sind die Berge ein Mekka für Wanderfreunde und Naturliebhaber. Im Winter sind es die Ski- und Snowboardbegeisterten, die sich nach Zao Onsen, dem kleinen Thermalbadeort am Fuße der Berge, aufmachen. Von dort aus tragen zwei Seilbahnen Wintersportler und Schneemonsterjäger zum Berggipfel auf 1.600 Meter Höhe. Dort oben wacht einsam ein übergroßer Jizo, ein steinerner Buddha, als Beschützer von Reisenden, Kindern, Pilgern und nicht zuletzt von wagemutigen Wintersportlern, die in der kalten Jahreszeit die zahlreichen Pisten im Skigebiet unsicher machen. 36 J A PA N M A R K T März 2012 Auf Monsterpirsch Ab der zweiten Hälfte der Seilbahnstrecke schwebt man regelrecht über tausende Schneemonster hinweg. Wer die Ungetüme näher betrachten will, kann das von den Aussichtssplattformen an der Bergstation tun. Von Dezember bis Mitte März kann man hier täglich auf „Monsterjagd“ gehen. In den eingeschneiten Nadelbäumen kann man tat- 7 Nachts erzeugen die beleuchtten Juhyo eine gespenstische Stimmung sächlich Gestalten und Gesichter ausmachen, die gruseligen Gestalten ähneln: ier ein Dinosaurier, dort ein Godzilla. In der glitzernden Mittagssonne sehen sie gar nicht so furchterregend aus und laden zum Fotografieren ein. Im Januar and Februar aber werden die „Juhyo“ abends mit farbigem Licht bestrahlt, was eine gespenstische Stimmung in der ansonsten kohlrabenschwarzen, eisigen Bergnacht erzeugt. Wintersportabenteuer für jeden Geschmack Das Skigebiet ist bestens ausgestattet für einen abwechslungsreichen Wintersportaufenthalt für jeden Geschmack. Vier Seilbahnen und 37 Sessellifte bieten bequemen und schnellen Zugang zu allen Pisten. Auf dem Family Snow Park auf der Yokokura-Piste tummeln sich Familien mit Kindern. Neben dem Snowboardpark auf der Nakamori-Piste können Boarder einen 40 oder einen 70 Meter-Sprung auf der Snow Jump-Piste wagen. Auf dem zehn Kilometer langen Abfahrtskurssegelt man durch die eisige Winterlandschaft oder saust auf dem Juhyogen-Kurs an den Schneemonstern vorbei. Einen Adrenalinkick halten die Omori- und Yokokura-„Wände“ bereit, die mit 30 und 38 Grad Gefälle nur erfahrenen Skiläufern zu empfehlen sind. Ein besonderes Erlebnis ist das Night-Skiing, das bis Mitte März auf der Uwanodai- und der Yokokura-Piste stattfindet. Ebenfalls bis Mitte März kann man sich auf Snowshoeing-Tour begeben, wahlweise mit erfahrenem Bergführeroder auf eigene Faust die ausgeschilderte Kanjiki-Strecke entlang stiefelnd. Stinkewasser für die Gesundheit Beim Spaziergang durch das gemütliche Bergstädtchen steigen vielerorts Dampfwolken von den zahlreichen heißen Quellen auf und ein übler Geruch von fauligen Eiern hängt in der Luft, ein 5 Allein oder mit Tourguide: Snowshoeing bietet entspanntes Wandern 1 Für seine heißen Quellen berühmt: „Après Ski“ im Zao Onsen Hallo Tirol Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten im Resort ist reichhaltig und bietet japanisch-traditionelle Herbergen, kleine und große Hotels, Pensionen im westlichen Stil, sowie typische Skihütten. Deutschsprachige Besucher stellen bald fest, dass viele Einrichtungen bekannt klingende Namen tragen, wie Hotel Sonne, Pension Tirol oder das Restaurant „Fressgasse“ – Zao Onsen ist stolz auf seine Städtepartnerschaft mit Tirol. Gleiches gilt für drei der acht Skischulen: Bei „Austria“, „Zao Heim“ und „Zao Freizeit“ fühlt man sich fast wie zu Hause. Da ist es auch nicht mehr verwunderlich, dass in luftiger Höhe ein Toni Sailer Gedenkstein die Landschaft ziert. Eine Skipiste – der „Sailer Course“ – ist gar nach ihm benannt. Na dann, Ski heil! n Hauptsaison Bis 20. März 2012, Nachsaison bis Ende April/Anfang Mai, je nach Schneelage. Anreise: Yamagata Shinkansen von Tokyo bis Yamagata Station; danach 40 Minuten per Bus bis weiter bis Zao Onsen Skipass: Pässe ab 4 Stunden bis zu Tages- und Viertagespassen, für Kinder und Senioren und in der Nebensaison reduziert. Übernachtung: Hotel Largen Zao im Schweizer Stil mit Freiluft-Thermalbad. Eine Übersicht bietet eine Broschüre der Zao Onsen Tourism Association (Tel. +81-23-694-9328; www.zao-spa.or.jp/english/index. html) 5 Extrem gut erschlossen: Vier Seilbahnen und 37 Sessellifte bringen Skifreunde zur Bergstation Fotos: Zao Onsen Tourism Association unverkennbares Zeichen für den Schwefelgehalt des Wassers. Das ist nicht jedermanns Geschmack, dafür sind die Quellwasser aber zu hundert Prozent echt und nicht wie anderswo „bereinigt“. Zao Onsen soll eines der ältesten Thermalbäder in der Tohoku-Region sein. Die Legende besagt, dass ein verletzter Krieger die heißen Quellen von Zao vor 1.900 Jahren entdeckte. Er reinigte seine Wunden im Quellwasser und stellte eine ungewöhnlich schnelle Genesung fest. So soll der hohe Schwefelgehalt der Quellen einen günstigen Einfluss auf die Heilung von Hautkrankheiten, Frauenleiden, Magenproblemen und Prellungen haben, die man sich auf der Piste geholt hat.. Die Ortsansässigen fügen schmunzelnd hinzu, dass das merkwürdig duftende Wasser auch die weibliche Schönheit fördern und zur Geburt von starken und gesunden Kindern beitragen soll – sie müssen es schließlich wissen. Im Ortsbereich gibt es mehrere öffentliche Thermalbäder. Wem ein heißes Fußbad bereits reicht, der kann die kalten Füße einfach kurz in ein heißes „Ashi-yu“ stecken. Für etwas mehr Komfort besucht man die zahlreichen privaten Onsen, einige sogar mit Freiluftbad, wie zum Beispiel das Shinzaemon-no-yu oder das Yuyu, beide in der Nähe der Seilbahn im Zentrum des Ortes gelegen. Die Einrichtung und Ausstattung der Thermalbäder reicht von einfach bis anspruchsvoll. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Eintrittspreise. Reisetipp März 2012 J A PA N M A R K T 37