Solare Architektur im Haus- und Objektbau - Forum

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Forum Holz│Bau│Energie Köln 08
Solare Architektur im Haus- und Objektbau|Dr. S. Gamper
Solare Architektur im Haus- und
Objektbau
Dr. Stefan Gamper
Architekt
Architekturbüro Gamper
Klausen, Italien
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Solare Architektur im Haus- und Objektbau|Dr. S. Gamper
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Solare Architektur im Haus- und Objektbau|Dr. S. Gamper
Solare Architektur im Haus- und
Objektbau
1.
Energieoptimiertes und nachhaltiges Bauen mit der
Sonne und Holz an der Südseite der Alpen. Beispiele aus
Südtirol und Oberitalien
Solare Architektur ist ein Überbegriff für das Bauen mit der Sonne, welche in unterschiedlicher Weise genutzt werden kann: zur Gewinnung von elektrischem Strom mittels
auf dem Dach installierten Photovoltaikpaneelen, zur Aufheizung des Brauchwassers
durch eine Solaranlage, zur Erwärmung der Innenräume durch Ausnutzung der passiven
Sonnenenergie, die durch große, nach Süden ausgerichtete Glasflächen in das Hausinnere eintritt.
Aber bereits die Suche nach dem geeigneten Bauplatz und eine optimale Ausrichtung des
Gebäudes nach der Sonne sowie die Auswahl der richtigen Baustoffe und die Bestimmung
der Größe von Fensteröffnungen sind elementare Prinzipien von solarer Architektur, die
weltweit seit jeher praktiziert worden sind. Während in Nordeuropa dunkle Holzbauten
mit größeren Fensteröffnungen und minimalem Vordach vorherrschen, finden sich in den
heißen Zonen Südeuropas ausschließlich massive Steinbauten mit weißen verputzen und
kleinen Fensteröffnungen sowie großen Vordächern, um die Hitze auszusperren und das
Innere des Hauses möglichst kühl zu belassen.
Auch in den Alpen gibt es je nach geografischer Position starke regionale Unterschiede in
der Bautradition, die von reinen Holzbauten (Vorarlberg) bis zu reinen Steinbauten (Tessin) reichen. In Südtirol findet man lokale Unterschiede in allen Tälern: Holzhäuser in den
waldreichen Hochtälern wie dem Schnalstal oder dem Ultental, Mischbauweisen mit gemauertem Sockelgeschoss und aufgesetztem Holzblock- oder Ständerbau im Pustertal,
und Steinbauten in niedrigeren südlicheren Tallagen wie dem Südtiroler Unterland.
Sonne und Holz – das sind auch zwei wichtige Themen meiner planerischen Arbeit, von
der ich nun einige Beispiele zeigen möchte.
Abbildung 1: Haus Breda in Spilimbergo (Friaul, Italien) - Eingangseite
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2.
Haus Breda in Spilimbergo (Friaul, Italien)
Spilimbergo ist eine oberitalienische Kleinstadt mit 11.000 Einwohnern in Friaul, Provinz
Pordenone. Sie liegt westlich des Flusses Tagliamento auf einer Hochebene zu Füßen der
Karnischen Alpen, auf einer Meereshöhe von 130 m.
Die Stadt ist weltberühmt als Stadt der Mosaike und beherbergt die Friaulische MosaikenSchule, in welcher seit Jahrhunderten die alten Techniken gelehrt werden, welche Spilimbergische Handwerker in Venedig erlernt hatten und die ihre Ursprünge in der byzantinischen Baukunst haben (Aquileia, Byzanz, Venedig).
2.1. Bauplatz
Das Wohnhaus soll in Istrago, einem kleinen Vorort nordwestlich der Stadt Spilimbergo,
errichtet werden. Der Ort weist eine lockere niedrige Bebauung auf, die zumeist zweigeschossig ist. Charakteristisch für die lokale Bautradition sind die sehr flachen Sattel- und
Walmdächer, die mit rotbraunen Mönch- und Nonne-Tonziegeln gedeckt sind.
Das ebene Grundstück ist bereits als private Grünzone gestaltet und wird von der nördlich vorbeiführenden Staatsstraße erschlossen.
2.2. Architektur
Ein Wohnhaus mit Anliegerwohnung, Garage und großzügigem Wellnessbereich im Erdgeschoss und der herrschaftlichen Hauptwohnung im Obergeschoss, ausgeführt in Holzbauweise und im Passivhausstandard – das waren die Vorgaben des Bauherrn.
Der architektonische Entwurf setzt die klare funktionelle Gliederung um in einen zweigeschossigen Baukörper mit lang gestrecktem, rechteckigem Grundriss mit Ost-WestAusrichtung, der direkt an eine gradlinige Umfassungsmauer anschließt, welche das
Rückgrat der Anlage bildet und den halböffentlichen Vorbereich mit Besucherparkplatz
vom Privatgarten trennt. Im Obergeschoss kragt der Baukörper an den beiden Stirnseiten
aus, wodurch an der Westseite ein Wetterschutz für den Haupteingang entsteht und an
der Ostseite ein überdachter, geschützter Freiplatz vor der Wellnesszone. Der aufgesetzte Baukörper besteht aus einer C-förmigen äußeren Schutzhülle, welche die Hauptwohnung mit den übrigen drei offen gestalteten Fassaden mit Glaselementen schützend aufnimmt.
An der östlichen Stirnseite zieht sich die Schutzhülle als auskragendes Dach und Balkonplatte weit nach vorne und schafft so einen weiteren geschützten Freiplatz als Erweiterung des dahinter liegenden Wohnraumes; es entsteht so ein fließender Übergang vom
Hausinneren in die Landschaft. Auf dem ausladenden Flachdach wird eine große Fotovoltaikanlage installiert sowie eine Solaranlage zur Erwärmung des Brauchwassers.
Abbildung 2: Skizze
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Über den Haupteingang an der Westseite betritt man eine weitläufige halboffene Halle,
welche die horizontale und vertikale Erschließung übernimmt. Links des Eingangs betritt
man die große Garage mit drei Stellplätzen, rechts liegt die Anliegerwohnung mit getrenntem Eingang von Außen, und geradeaus erschließt sich der teilweise verglaste Wellnessbereich mit finnischer Sauna, Dampfbad und Whirlpool sowie dem Ruhebereich, von
dem man direkt in den Garten gelangt.
Von der Eingangshalle führen eine Treppe und ein Personenaufzug hinab in die Kellerund Technikräume des Untergeschosses sowie hinauf in die Hauptwohnung im Obergeschoss. Der dortige Tagesbereich mit Essplatz und Wohnecke ist als weitläufiger, offener
Raum geplant mit fließenden Übergängen in die Küche und in ein Büro. Der Nachtbereich
verfügt über zwei Schlafzimmer mit eigenem Bad, eines auch mit direkt angeschlossenem begehbarem Schrankraum. Von beiden Schlafzimmern und vom Wohnraum gelangt
man jeweils auf eigene Terrassen.
Abbildung 3: Lageplan
Abbildung 4: Südseite
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2.3. Konstruktion
Die tragende Struktur des Hauses ist aus Stahlbeton und reicht bis ins Obergeschoss, um
die für diese Gegend gesetzlich vorgeschriebene Aussteifung hinsichtlich Erdbebensicherheit zu garantieren. Das aufgesetzte Obergeschoss wird vollständig in Holzbauweise realisiert.
Für die Verkleidung der C-förmigen Schutzhülle des aufgesetzten Baukörpers wird Corten-Stahl verwendet, der die Robustheit und die Witterungsbeständigkeit zum Ausdruck
bringt und zugleich chromatisch an die rotbraunen Ziegeldächer der Umgebung anknüpft.
Die nach innen versetzten übrigen drei Fassaden dieses Baukörpers sind mit einer Schalung aus Eichenholz versehen; passend dazu sind die Fenster- und Türelemente ebenfalls
aus Eiche gefertigt.
Die Außenwände des erdgeschossigen Sockelbaues und die lange Umfassungsmauer hingegen haben einen Kern aus Stahlbeton und sind außen mit Stampflehm verkleidet, was
ihnen einen erdigen Charakter verleiht. Die Flachdächer erhalten eine extensive Begrünung.
2.4. Energiekonzept
Für das Projekt wurde ein ausgefeiltes Energiekonzept ausgearbeitet, das nachstehend
wiedergegeben wird.
2.4.1. Minimaler Energieverbrauch durch Bauweise und optimale Wärmedämmung
Sehr kompakte Bauform mit optimalen Oberflächen-Volumen-Verhältnis (betreffend beheiztes und gekühltes Volumen) .
Nicht allzu viele Öffnungen da Spilimbergo sehr heiße Sommer aufweist, aber genügend Öffnungen um im Winter trotzdem ausreichend solare Einträge zu ermöglichen.
Optimale Wärmedämmung aller Bauteile von der Bodenplatte über die Außenwände bis hin zu den 3-fach Verglasungen.
2.4.2. Optimale Raumluftqualität durch Hygienelüftung
Luftwechsel mit einem Nettoluftwechsel von rund 0,4 Volumen pro Stunde in allen
Bereichen des Gebäudes, Zuluft in den Aufenthaltsbereichen und Schlafzimmern, Abluft
in den Bädern und in der Küche, sowie im Arbeitszimmer Wäsche.
Im Winter herrschen in Spilimbergo relativ feuchte und nicht sehr kalte Bedingungen. Das bedeutet Luft um rund 0°C bei 90% Luftfeuchtigkeit, die im Normalfall bei einer
Aufheizung auf 20 bis 22 °C nicht befeuchtet werden muss.
Umgekehrt ist jedoch im Sommer in Spilimbergo eine Entfeuchtung notwendig da
sehr heiße Sommer mit hohen Luftfeuchtigkeiten Standart sind. Temperaturen von 35°C
bei bis zu 60% relativer Luftfeuchtigkeit sind keine Seltenheit. Auch die Nachtauskühlung
in Spilimbergo ist relativ gering.
Die Lüftung wird mit einem hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystem ausgestattet, das 90% Wärmerückgewinnung garantiert und auch eine Feuchte-Rückgewinnung
im Winter ermöglicht. Die Frischluft wird über einen Erdkollektor angesaugt, der im Winter die Luft etwas vorwärmt und in der warmen Jahreszeit die Luft etwas abkühlt. Im
Sommer wird eine Kühlbatterie mit Nachheizung eingebaut, die eine Kühlung und Entfeuchtung der Luft ermöglicht.
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2.4.3. Optimale Strahlungswärme durch Deckenheizung
Für ein angenehmes Raumklima und optimalen Komfort sorgt eine Deckenheizung. Aufgrund der hohen Wärmedämmung kommt die Heizung mit extrem geringen
Vorlauftemperaturen aus, was wiederum auch die Regelbarkeit der Anlage verbessert.
Die Regelung ist eine Einzelraumregelung. Die geringe Trägheit der Deckenheizung und die geringen Temperaturen ermöglichen eine optimale Regelbarkeit der Anlage.
2.4.4. Optimale Strahlungskühlung durch Deckenkühlung
Für ein angenehmes Raumklima im Sommer und einer „Softkühlung“ sorgt die Beschickung mit Kühlwasser der Deckenpaneele. Aufgrund der hohen Wärmedämmung der
Masse im Gebäude und die geringen solaren Einträge durch die nicht sehr großen Fensteröffnungen mit baulicher und aktiver außen liegender Verschattung kommt die Kühlung
mit hohen Vorlauftemperaturen aus.
Die Einzelraumregelung wird auch im Sommer funktionieren und eine unabhängige
Tarierung der Anlage ermöglichen.
2.4.5. Energieversorgung durch Erdwärme
Die Heizenergie wird durch eine Wärmepumpenanlage mit Erdkoppelung abgedeckt. Grundwasser aus einem Tiefbrunnen wird die Erdwärme sammeln und eine Wärmepumpe bringt die dem Erdreich indirekt entzogene Wärme auf ein für die Deckenheizung brauchbares Temperaturniveau.
Geringe Temperaturen in der Deckenheizung und der Erdkoppelung der Wärmepumpe führt zu hohen Leistungsziffern der Anlage. Pro kWh elektrische Energie werden
im Schnitt 4 bis 4,5 kWh thermische Energie den Räumen zugeführt.
-
Eine Heißgaslanze sorgt für die Warmwasserproduktion.
Im Sommer wird das Grundwasser direkt zur Kühlung über die Deckenpaneele
und für die Kühlung der Luft eingesetzt. In diesem Fall ist die Kühlenergie auf die Pumpenergie reduziert und somit handelt es sich um ein System der freien Kühlung mit extrem hohen Leistungsziffern. Erst wenn Kühlwasser auf geringem Temperaturniveau für
die Entfeuchtung benötigt wird schaltet die Wärmepumpe um und produziert Kühlwasser
auf rund 7°C Temperaturniveau.
2.4.6. Thermische Solaranlage für die Versorgung mit Warmwasser
Eine Solaranlage wird einen Grossteil des thermischen Bedarfs an der Warmwasserproduktion decken. Sinnvoll ist die Abdeckung von ca. 70% des Gesamtbedarfs der
Warmwasserproduktion durch die thermische Solaranlage.
2.4.7. Fotovoltaikanlage für die Versorgung mit elektrischer Energie
Eine große Fotovoltaikanlage, die auf dem Flachdach installiert wird, rundet das
Energiekonzept ab und stellt eine ideale Kombination zur Geothermieanlage dar. Die
elektrische Produktion der Solaranlage wird in Summe den Energieverbrauch der Wärmepumpe für Heizung und Kühlung decken und somit ein Heizen und Kühlen mit Null CO2Emissionen ermöglichen.
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Abbildung 5: Fernheizwerk Obereggen (Südtirol, Italien) - Fassadendetail
3.
Fernheizwerk Obereggen (Südtirol, Italien)
Obereggen ist ein bekannter Tourismusort in den Dolomiten zu Füßen des Latemar, nur
20 Minuten von der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen entfernt. Als eines der größten
Skigebiete Südtirols mit 18 Liftanlagen und mehr als 40 km Skipisten verfügt der Ort
über 12 Hotel- und Gastronomiebetriebe, die bisher jeweils eigene heizölbetriebene Heizanlagen hatten. Vor zwei Jahren beschlossen diese die Errichtung eines gemeinsamen
Biomasse-Fernheizwerkes für den gesamten Ort, das nach sechs Monaten Bauzeit im Dezember 2007 rechtzeitig zum Start der Wintersaison seinen Betrieb aufgenommen hat.
Es ist das 52. Fernheizwerk Südtirols und weist eine Leistung von 3,1 MegaWatt auf und
produziert pro Jahr 4 Mio KW, was dem Verbrauch von 500.000 Liter Heizöl pro Jahr entsprechen würde.
3.1. Bauplatz
Der Standort des neuen Fernheizwerkes befindet sich etwas oberhalb des Ortszentrums
in einer Hanglage am Waldrand. Wegen dieser landschaftlich sensiblen Lage ist eine
möglichst harmonische Einfügung des Baukörpers in den Hang ganz besonders wichtig.
3.2. Architektur
Das architektonische Konzept für das Fernheizwerk sieht eine klare funktionelle Gliederung in zwei Baukörper vor: in das talseitige Hauptgebäude mit Kesselhaus und Verwaltungsbüros, und in das überdachte Hackschnitzellager mit Maschinenunterstellplatz, das
sich in den ansteigenden Hang duckt. Zwischen den beiden kubischen Baukörpern befindet sich die Rangierfläche für LKW’s und Maschinen. Daneben wurde besonderes Augenmerk auf eine optimale Einfügung in die Hanglage des Bauplatzes gelegt. Dazu trägt
nicht nur die Gebäudehülle aus Lärchenholz bei, sondern auch die dem Geländeverlauf
angepassten ansteigenden Pultdächer und schrägen Fassaden, in welche wenige Öffnungen eingeschnitten sind. Die Architektursprache ist einfach und folgt einer schlichten,
innovativen Linie unter
Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Aspekte. Eine wichtige Rolle spielen
außerdem die Klarheit des Entwurfs, die Reinheit der Konstruktion und die Transparenz
im Einsatz der Materialien.
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3.3. Konstruktion
Bei der Wahl der für den Bau verwendeten Materialien wurde versucht, so weit wie möglich den zentralen Werkstoff einer solchen Anlage zu verwenden, sodass das gesamte
Gebäude im wesentlichen ein konstruktiver Holzbau ist. Das Material Holz kommt sowohl
für die tragende Struktur zum Einsatz, als auch für die Gebäudehülle.
-
Tragende Struktur der Gebäudehülle in Holzleimbauweise
-
Verkleidung mit vertikaler Holzverschalung aus Lärche
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Dacheindeckung in Uginox
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Mauerwerk aus Stahlbeton, Sichtbeton
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Außenwand: wärmegedämmte, hinterlüftete 2-schalige Fassade
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Holz-Alu Fenster in Lärchenholz
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Außengestaltung mit Trockenmauern aus ortstypischen Natursteinen
Abbildung 6: Verkleidung mit vertikaler Holzverschalung aus Lärche
Abbildung 7: Innen
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Abbildung 8: Aussen
Abbildung 9: Innendetail
Abbildung 10: Aussendetail
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Abbildung 11: Bürogebäude Holz Pichler im Eggental (Südtirol, Italien)
4.
Bürogebäude Holz Pichler im Eggental
(Südtirol, Italien)
Ein neues Verwaltungsgebäude mit zeitgemäßen, hellen Büroräumen für das Holz verarbeitende Unternehmen Holz Pichler, das gleichzeitig ein markantes und im Vorbeifahren
gut sichtbares visuelles Zeichen setzt als Ausdruck für die Innovationskraft des Sägewerkunternehmens – das war die Bauaufgabe. Zugleich sollte das Haus die Tätigkeit des
Unternehmens, den Handel mit Holz und Holzprodukten, manifestieren sowie die Möglichkeiten des Baustoffes Holz aufzeigen.
4.1. Bauplatz
Als Standort für das Gebäude stand ein schmales und leicht abschüssiges Grundstück
neben dem firmeneigenen Sägewerk in Birchabruck im Eggental, einem von Bozen nach
Osten in die Dolomiten abzweigenden alpinen Hochtal, zur Verfügung, das von der
Staatsstraße und rückseitig von einem steilen, bewaldeten Berghang begrenzt wird.
4.2. Architektur
Bei der architektonischen Gestaltung wurden die Umgebung und die Topographie des
Bauplatzes berücksichtigt. Außerdem sollte das neue Gebäude eine klare, aussagestarke
Form erhalten und in gut ablesbare, funktionell gegliederte Bauvolumen gegliedert sein.
Das 11 m breite und 24 m lange Gebäude ruht auf einem massiven Sockel aus Stahlbetonwänden, die außen mit einheimischem Porphyr verkleidet sind und in das Gelände
übergehen. Das Sockelgeschoss trägt einen eingeschossigen, leichten Holzaufbau. Während alle Funktions- und Nebenräume im Erdgeschoss angeordnet sind, befinden sich die
Büroräume im Obergeschoss und werden über eine außen liegende Stahltreppe erschlossen, die als autonome Stahl-Glas-Konstruktion an der Westseite des Gebäudes angedockt
ist.
Das Obergeschoss in Holzbauweise besteht aus einem einzigen Großraumbüro, das durch
frei stehende Wandscheiben, die mit Lehmputz versehen sind und als Raumteiler fungieren, in Funktionsbereich unterteilt wird. Neben den großflächigen Verglasungen, die viel
Licht in den Büroraum hinein lassen, wird der Innenraum vor allem vom Material Holz
beherrscht.
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Abbildung 12: Perspektive
Die Räume im Erdgeschoss dienen der Repräsentation und der Kontaktpflege. Hier befindet sich eine kleine, voll ausgestattete Bar, sowie ein Sitzungssaal, der von einem großen
Sitzungstisch aus massivem Lärchenholz dominiert wird und dessen Wände mit Zirbenholz verkleidet sind.
4.3. Konstruktion
Das Bürogebäude besteht aus einem massiven Sockelgeschoss aus Stahlbeton und einem
aufgesetzten Bürogeschoss in Holzbauweise.
4.4. Energiekonzept
Hinsichtlich Wärmedämmung und Klimatechnik wurde das neue Verwaltungsgebäude von
Anfang an konsequent als KlimaHaus geplant. Dank hoch dämmender Holzfaserplatten
und Energie sparender technischer Lösungen (Hackschnitzelheizung, kontrollierte Beund Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, Vorwärmung der angesaugten Zuluft mittels
Erdwärme usw.) konnte eine Einstufung als KlimaHaus A+ erreicht werden. Das neue
Gebäude wurde von der Landesverwaltung Südtirols als bestes KlimaHaus 2005 in der
Kategorie „KlimaHaus & Arbeitswelt“ ausgezeichnet.
Abbildung 13: Aussen
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Abbildung 14: Ansicht 1
Abbildung 15: Ansicht 2
Abbildung 16: Ansicht 3
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Abbildung 17: Büro innen
Abbildung 18: Sitzungssaal
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Abbildung 19: Bürogebäude Erlacher Innenausbau in Waidbruck (Südtirol, Italien) - Innen
5.
Bürogebäude Erlacher Innenausbau in Waidbruck
(Südtirol, Italien)
Waidbruck ist ein kleiner Ort im Eisacktal, eingezwängt zwischen steilen Bergflanken und
durchzogen von Eisackfluss, Brenner-Staatsstraße, Eisenbahn und – etwas höher am
Hang – von der Brennerautobahn. Von hier aus zweigt das Grödnertal ab, das sich nach
Osten bis in das Herz der Dolomiten erstreckt. Das Eisacktal ist seit jeher eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Mitteleuropas zwischen dem italienischen und dem deutschen Sprachraum. Davon zeugen die vielen Burganlagen, von welchen aus im Mittelalter
die Verkehrs- und Handelswege überwacht wurden. Dazu gehört auch die imposante
Burganlage der Trostburg, welche weithin sichtbar über dem Ort Waidbruck thront.
5.1. Bauplatz
Das schmale, Nord-Süd ausgerichtete Grundstück befindet sich direkt an der viel befahrenen Brenner-Staatsstraße. Der Bauplatz wird östlich von der Staatsstraße und westlich
von der ansteigenden Zufahrtsstraße zu den etwas höher gelegenen Produktionshallen
der Tischlerei begrenzt. Früher stand hier der Gasthof „Alte Post“.
5.2. Architektur
Der neue Baukörper für das Verwaltungsgebäude sollte die Innovation, die Dynamik und
die Kreativität des Betriebes nach außen hin repräsentieren. Durch eine klare Formensprache und eine saubere Linienführung kommen diese betrieblichen Prinzipien zum Ausdruck. So entstand ein klar strukturierter Gebäudekörper, dessen trapezförmige Frontseite einen leichten Neigungswinkel aufweist und mit der ebenfalls ein wenig geneigten
Dachfläche zu einer Einheit verschmilzt: Das Spiel der Schrägfassade und Dachfläche erscheint als homogenes Ganzes in Form einer Klammerstruktur.
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Gleichzeitig wird der Schrägfassade an Höhe genommen und dem Gebäudekörper ein
dynamisches und innovatives Erscheinungsbild verliehen. Außerdem wurde durch diese
architektonische Gestaltung eines der Grundanliegen des Gebäudes erfüllt: ein Bauwerk,
das sich einerseits als Begrenzung zur Straßenflucht behauptet, sich aber gleichzeitig
dem aufsteigenden Hang entgegenstemmt.
Da von der vorbeilaufenden Staatsstraße eine große Lärm- und Staubbelastung ausgeht,
wurde die Frontfassade relativ geschlossen gestaltet und weist nur drei lange Fensterbänder auf. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem detailliebenden Bauherrn wurden
die jeweiligen Planungsstufen abgewickelt und Sachbereiche wie Schallschutz, Akustik,
Lichttechnik, Raum-Klima, Behaglichkeit, energietechnische Optimierung und Materialwahl optimal aufeinander abgestimmt. Das Gesamtkonzept des Gebäudes fußt auf einer
offenen Struktur und einem möglichst hohen natürlichen Lichteinfall. Die Geschlossenheit
der straßenbegleitenden Frontfassade bewirkt eine Abschottung und Beruhigung des
Rauminneren.
Zum Hang, also zum betrieblichen Stammhaus des Unternehmens hin, wird die Fassade
entmaterialisiert und erscheint größtenteils transparent; das Innere geht fließend in das
Grün der Landschaft über.Der Haupteingang erfolgt von der untersten Platzebene aus.
Parkmöglichkeiten bestehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Zudem ist der
neue Baukörper mit den höher gelegenen Werkhallen über einen Brückenbaukörper verbunden. Diese Verbindungsachse war aus betriebswirtschaftlichen Gründen notwendig,
um Materialien und Möbelstücke direkt zur Ausstellungsfläche zu befördern. Die vertikale
Erschließung des Verwaltungsgebäudes erfolgt über eine stählerne Treppe und einen Personenaufzug.
Abbildung 20: Aussen
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Bezüglich der Raumeinteilung wurde des Erdgeschoss als neutral ausgestalteter Mehrzweckraum konzipiert. Dort sollen vor allem Möbel und Detaillösungen den Kunden präsentiert und verkauft werden. Der Raum wurde aber flexibel gestaltet, um auch eine andere Nutzung zu ermöglichen: So können darin Events wie Künstlerperformances, Vernissagen, Ausstellungen und andere Veranstaltungen stattfinden. Vor dem Gebäude befindet sich ein Platz für Anlieferungen. In den darüber liegenden Stockwerken sind Ausstellungsflächen, Büros für Verkauf und Technik, Sitzungsräume usw. untergebracht. Das
dritte Obergeschoss beherbergt einen Mediensaal, in dem die erdachten Ideen und Lösungen den Kunden virtuell präsentiert werden können. Dieser Raum kann auch zum
Schulungsraum umfunktioniert werden.
Abbildung 21: Fassade Glas
Abbildung 22: Fassade Titanzinkblech
5.3. Konstruktion
Das Gebäude wurde mit einer tragenden Struktur aus Stahlbeton ausgeführt und an der
Süd- und Westseite großflächig verglast. Die Außenschale an der geschlossenen Ostfassade wurde in Blech und die Außenhaut sowie die Dacheindeckung in vorbewittertem Titanzink als Doppelstehfalzdeckung ausgeführt. Nachstehend die Ausführungsdetails:
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Das Gebäude wird in Stahlbeton-, bzw. Holzskelettbauweise errichtet.
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Die Fassaden werden großflächig verglast mit Glaspfosten (absolute Durchsichtigkeit).
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Das Erdgeschoss springt von der Straßenflucht 1,50m zurück; darüber kragt der
Baukörper aus.
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Ausfachungselemente in Ganzglas (Fassade und Vertikalpfosten).
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Darüber hinaus werden die großen Verglasungsflächen an der Südseite mit entsprechendem Reflexionsfaktor ausgestattet.
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Die einzelnen Etagen sind nach der betrieblichen Notwendigkeit ausgelegt sowie
auf eine entsprechende Variabilität und Flexibilität; dementsprechend wurden
sämtliche Trennwände im Trockenbau (Aluminiumstruktur mit Gipskartonbeplankung) realisiert.
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Besonderer Wert wurde auf die Akustik gelegt, alle Decken wurden entsprechend
als perforierte, mit Dämmstoff hinterlegte abgehängte Gipskartondecken ausgelegt.
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In der Decke integrierter intelligenter Beleuchtungskanal mit unterschiedlicher Bestückung von Leuchtmitteln und Beleuchtungssystemen möglich.
Abbildung 23: Treppe
Abbildung 24: Detail 1
Abbildung 25: Detail 2
5.4. Energiekonzept
Der gesamte Baukörper ist als Klimahaus A-Gebäudehülle ausgelegt worden, mit kontrollierter Be-und Entlüftung, Bodenheizung und Kühlung mit stufenloser Steuerung in fünf
autonomen Kreisen. Großer Wert wurde auf eine möglichst elegante Integration der Auslässe für die Be- und Entlüftung in die Innenraumgestaltung gelegt, so dass sie auf den
ersten Blick nicht erkennbar sind.
Installationstechnisch werden die einzelnen Geschosse über einen vertikalen vordefinierten Strang angefahren, WC-Anlagen sind direkt positioniert worden.
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