Mit gutem Gewissen in grüne Technologie investieren

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GELDANLAGE
09.04.11
Mit gutem Gewissen in grüne
Technologie investieren
Von Steffen Preißler
Sonnenaufgang hinter Windrädern Foto: picture alliance / ZB
Die deutsche Atomdiskussion hat die Nachfrage nach
ökologischen Geldanlagen gesteigert. Doch die Auswahl
der Produkte ist schwierig.
Hamburg. Manche Kunden entscheiden sich zu ganz radikalen Schritten.
600 000 Euro hatte ein Anleger in Aktien des Deutschen Aktienindex
(DAX) und damit auch in Atomkraftwerksbetreiber wie RWE und E.on
investiert. Jetzt suchte er Rat bei der GLS Bank, Deutschlands größter
Umweltbank, um sein Depot ökologisch verträglicher auszurichten. "Der
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Kunde war dafür auch bereit, auf Rendite zu verzichten", sagt Christof
Lützel, Sprecher der GLS Bank. Doch das ist oft gar nicht nötig. Laut
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung haben nachhaltige Fonds
seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2007 genauso gut abgeschnitten wie
herkömmliche Anlagen.
Seit in Deutschland wieder die Diskussion um die Nutzung der
Kernenergie entbrannt ist, verzeichnet die GLS Bank ein Drittel mehr
Anfragen zu Konten und Anlageprodukten als sonst. "Im März haben wir
2000 neue Kunden gewonnen", sagt Lützel. Auch die Ethik Bank spürt
seit zwei Wochen eine gestiegene Nachfrage. Auf dem Antragsformular
können die Kunden erklären, warum sie zu diesem Institut wechseln.
Nach den Ereignissen in Japan war eine Kundin der Deutschen Bank so
geschockt, "dass mein Geld auch mit für so etwas verantwortlich sein
kann", schreibt sie. "Da wusste ich: jetzt handeln." Nach Angaben der
Initiative Nuclearbanks, hinter der Umweltorganisationen wie
Greenpeace stehen, hat die Deutsche Bank als weltweit achtgrößter
Finanzierer der Atomwirtschaft auch den japanischen
Kernkraftwerksbetreiber Tepco unterstützt. Die Bank wollte sich dazu
nicht äußern. "Ein Drittel aller Kunden, die ihren Wechsel zu uns
begründen, verweisen auf die Atomkatastrophe in Japan", sagt Sylke
Schröder von der Ethik Bank.
Die Ereignisse in Japan haben der Branche einen neuen Impuls gegeben.
"So wie die Menschen im Bioladen einkaufen, bei Urlaub und
Anschaffungen auf Umweltgesichtspunkte achten, wollen sie auch ihre
Finanzangelegenheiten nach ökologischen, ethischen und sozialen
Gesichtspunkten regeln", sagt Ulrich Hoyer, Partner bei der
Unternehmensberatung ZEB. Jeder zweite Anleger ist mittlerweile an
ökologischen Investments interessiert, jeder vierte an ethischen Anlagen,
ergab eine Umfrage der DZ Bank. Die Anleger können unter 350
nachhaltigen Investmentfonds auswählen. Zum Vergleich: Es gibt 6000
konventionelle Fonds.
Eine klare Definition, in welche Unternehmen ein Ökofonds investieren
darf, gibt es leider nicht. Anleger dürfen sich nicht allein auf den Namen
verlassen. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass sich auch Ölkonzerne
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in diesen Fonds befinden. Wer bestimmte Branchen ausschließen
möchte, muss nach Ausschlusskriterien fragen.
Häufig orientieren sich die Fonds an dem "Best-in-Class-Prinzip". Dabei
werden Firmen selektiert, die in ihrer Branche bei Umwelttechnologien
eine Vorreiterrolle einnehmen, ohne dass sie ausschließlich
umweltfreundlich agieren müssen. "Siemens macht inzwischen 20
Prozent seines Umsatzes mit grünen Technologien", sagt Christian
Zimmermann, Manager des Fonds Global Ecology der Fondsgesellschaft
Pioneer Investments. Der Fonds erfüllt viele ethische Kriterien, indem er
nicht in Rüstungsfirmen investiert oder Unternehmen, die mit Alkohol
oder Glücksspiel zu tun haben.
Ausschlusskriterien in Bezug auf Kernenergie oder Gentechnik gibt es bei
diesem Fonds nicht. Sonst wäre die Aufnahme von zum Beispiel Siemens
nicht erlaubt. Der DAX-Konzern plant zumindest bisher mit einem
russischen Partner ein Gemeinschaftsunternehmen zur Kerntechnik.
Diese Probleme spürt auch Vermögensverwalter Andreas Kalm von
Pruschke & Kalm. "Die Kunden sind für das Thema sehr aufgeschlossen,
aber es ist nicht immer einfach, eine Trennlinie für oder gegen ein
Investment zu ziehen." Als Beispiel führt er die E.on AG an, die zwar
Atommeiler betreibt, aber auch in die erneuerbaren Energien investiert.
Leichter sei es, Rüstungsfirmen auszuschließen "und wir spekulieren
nicht mit Nahrungsmitteln". Viele Anleger wollen auch direkt
Umweltprojekte in ihrer Umgebung unterstützen. "Gefragt sind
Solaranlagen zur Stromerzeugung", sagt Jürgen Schneider von SRQ
FinanzPartner.
Manche Fonds betreiben keine aufwendigen Untersuchungen, sondern
bilden Indizes ab, die sich an ökologischen und nachhaltigen Kriterien
orientieren. So bildet der Öko-DAX zehn Unternehmen aus dem Bereich
der erneuerbaren Energien wie Solarworld oder Nordex ab. Beim Index
Euro Stoxx Sustainabiliy 40 wurden gerade die Kriterien für die Auswahl
der Firmen verschärft. Autobauer wie VW oder BMW mussten ebenso
weichen wie die Versorger E.on und RWE. Nachrücker sind die
Pharmakonzerne Glaxo Smith Kline und Sanofi-Aventis sowie der
Handyhersteller Nokia. "Aber auch damit werden manche Anleger nicht
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glücklich sein, weil bei den Pharmakonzernen wohl Tierversuche nicht
ausgeschlossen werden können", sagt Schneider.
Ausführliche Informationen zu den Öko-Fonds bietet die Internetseite
www.nachhaltiges-investment.org . Hier können Anleger Fonds nach
Kriterien auswählen und auch nach der Rendite beurteilen. Eine gute
Adresse ist nach Einschätzung der Stiftung Warentest die
Fondsgesellschaft Swisscanto. "Wir bieten diese Fonds seit Jahren an",
sagt ein Sprecher der Haspa. Besonders viele Kriterien erfüllen laut
Stiftung Warentest die Fonds Espa WWF Stock und Green Effekts.
Hilfestellung bei der Auswahl geben auch die Umweltbanken. Da sie
strenge Kriterien haben, bieten sie nicht jeden Fonds an, der mit der
Bezeichnung Öko wirbt.
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