© Landesmuseum für Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at WISSENSCHAFTLICHE ARBEITEN AUS DEM BURGENLAND, Bd. 71 Eisenstadt 1985 Seite 275—280 Amt d. Bgld. Landesregierung Abt. XII/3 — Landesmuseum ROHSTOFF-FORSCHUNG IM BURGENLAND Hanns SCHMID M it der Konstituierung des Koordinationskom itees Bund — Bundesland Burgenland zur gegenseitigen Abstimmung der Interessen, Planung und Durchführung der M ineralrohstofforschung und M ineralrohstoffversorgungssicherung im Jahre 1978 und die spätere Ausweitung auch auf Energieforschung wurde das Burgenland neben allen übrigen Bundesländern in ein österreichweite K ooperation eingebunden. Dabei hatte das Land Burgenland sicherlich keine optimalen Startbedingungen, wird es doch aus gesamtösterreichischer Sicht allgemein als lagerstättenarm bezeichnet. Diese zunächst recht oberflächliche Festellung wird teils im geologischen Werdegang — eine junge Senkungszone im Übergang des Alpen-Karpatenbogens zur Kleinen Ungarischen Tiefebene — teils in der relativen A rm ut an bekannten, überwiegend als historisch einzustufende Vorkommen begründet. U nter der Federführung der G rundlagenforschung bei der Abt. X II/3 — Landesmuseum in V erbindung m it dem Referat V I / 1 — Erschließung von Bodenschätzen beim Amte der Burgenländischen Landesregierung und unter wesentlicher finanzieller Beteiligung von Bund und Land muß nach einer 5-jährigen angewandten und zielgerichteten Forschung diese allgemeine Feststellung revidiert werden: Das Burgenland besitzt ausgewählte mineralische Rohstoffe, Energieträger und Wasser, die unter dem Gesichtspunkt einer Vorsorge von überregionaler Bedeutung sind. Bestimmend dabei ist einerseits der Zeitfaktor — wie dringend werden die vorhandenen Ressour­ cen benötigt, wie ist ihre Verfügbarkeit und wie können sie bei kurzfristigem Bedarf (nicht nur in Krisenzeiten) gewonnen werden. Das übergeordnete Ziel dieser Bund-Landeskooperation sollte allerdings neben der Vertiefung um das Wissen der geologischen Beschaffenheit dieses Grenzraumes auch die Erarbeitung bestmöglicher Entscheidungsgrundlagen für die Nutzung der Landschaft, insbesondere der Gesteine, der Böden und des Grundwassers sein. Es wird künftig von ganz entscheidender Frage sein, in welchen ökonomisch-ökologischen G renzbereichen die mit der Nutzung von Rohstoffen verbundenen Eingriffe in die N atur letztlich noch verantwortet werden können. Der auch im Burgenland in den letzten Jahren immer stärker auftretende Nutzungskonflikt bei der Umsetzung von volkswirtschaftlich notwendigen M aßnahmen (Rohstoff-Energie-Müll) verlangt ein ausgewogenes Gleichgewicht gegenüber den Faktoren N atur- und Landschaftsschutz bzw. Gewässerund Luftreinhaltung. Das dabei notwendige Ordnungsinstrum ent muß andererseits im Falle der Rohstoffgewinnung und -nutzung von der Tatsache der Standortgebundenheit und der prinzipiellen Erschöpfbarkeit von Lagerstätten ausgehen. In weltwirtschaftlichen Krisen- und Notzeiten, die niemand heraufbeschwören will, die uns allerdings gerade die Erfahrung unseres Jahrhunderts deutlich vor Augen geführt hat, ist die Frage nach den Kosten — was die Gewinnung eines Rohstoffes betrifft — unbedeutend. Vorrangig und sehr kurzfristig wird dann die Frage auftauchen, ob entsprechende Resourcen an Rohstoff und Energie in einem Land vorhanden sind. D aher ist die zielgerichtete Bund-Länderkooperation auf dem Gebiet der Rohstoff- und Energieforschung auch unter dem Aspekt einer wirtschaftspolitischen und staatspolitischen Landesverteidigung zu sehen. Das oben angeführte überregionale Ziel dieser Forschung, dessen Erfüllung nur schwer meßbar ist, kann grundsätzlich in zwei Teilziele aufgegliedert werden: 1. — Ausnützung des allgemeinen Inform ationsbedarfes unter der geologischen Gegebenheit des Burgenlandes. Dabei ist das Arbeitsgebiet der Landeskartierung und entsprechende Lagerstättendokum entationen vorrangig zu sehen. Die Ergebnisse werden für verschiedenartige Zwecke benötigt. Der Faktor der Unsicherheit über die Benützung dieser Ergebnisse wird dabei niemals ganz auszuräumen sein. 2. — Auffindung von ausbeutbaren Lagerstätten mineralischer Stoffe einschließlich Wasser und Nutzung von verschiedenen Energieträgern. 275 Landesmuseum für eine Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at Das Wissen, daß es in ©Burgenland Reihe von „historischen“, daher dem heutigen Stand der Untersuchungsm ethodik nach nicht genügend untersuchte Lagerstättenbereiche auf verschiedenartig­ ste Rohstoffe gibt, rechtfertigt es letztlich dementsprechend verstärkt wissenschaftliche Aktivitäten zu entfalten. Das Ergebnis dieser 5-jährigen Forschungstätigkeit soll im Anhang entsprechend der einzelnen Projekte in einer ersten zusammenfassenden Darstellung vorgelegt werden. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. — — — — — — — Kohleexploration im Burgenland Antim onerze/Schlaining Erfassung und Beurteilung der Lockersedimente Wasserhöffigkeitskarte Südliches Burgenland Wasserhöffigkeitskarte Nördliches Burgenland Geothermie — Burgenland Rohstoffprogram m Rechnitzer Schieferinsel Kohleexploration im Burgenland Im Zuge der Untersuchung des Bundesgebiets auf feste mineralische Brennstoffe hat das U nter­ nehmen Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft bereits in den Jahren 1977-78 im S ü d b u r g e n l a n d Kohlenexploration betrieben. Dabei wurden zunächst in der Lagerstätte Höll-Deutsch Schützen-Eberau 36,0 Mio t bergbauliche Vorräte an lignitischer Braunkohle (Kraftwerkskohle) nachgewiesen. Davon sind rund 5,0 Mio t im Bereich Höll-Deutsch Schützen tagbaum äßig gewinnbar und 1,0 Mio t grubenmäßig gewinnbar. Im Eberauer Sporn sind 30,0 Mio t tiefbaumäßig gewinnbar. Die oberpannone W eichbraunkohle ist heizwertarm, aber als M onoprodukt zur Verfeuerung als Kraftwerkskohle geeignet. Die Heizwerte werden im Tagbaubereich durchschnittlich 7.533 k J/k g (1800 kcal/kg) und im Grubenbau 6.700 k J/k g (1600 kcal/kg) betragen. Auch an der W estabdachung der südburgenländischen Schwelle herrschten günstige Bedingungen für die Bildung von Kohle. So ließen sich im Raume Bachselten zwei weitere Flözgruppen mit einer prognostischen Reserve von 120 Mio t nach weisen. Die Kohle wird etwa die gleichen Eigenschaften haben wie die oben genannten Vorkommen am Ostrand des Pannonischen Beckens. Die Kohlensuche im Raume Rechnitz blieb erfolglos, da nur Kohleschmitzen angefahren wurden. D er Südteil der Lagerstätte von Eberau bis M oschendorf zeigte abermals abnehmende Kohleführung bei zunehmender Teufenlage. Im M i t t e l b u r g e n l a n d konnten 3 Sedimentationszyklen betreffend die Kohlebildung ausgeschieden werden: Brennberger-, Auwälder- und Tauchener Zyklus. Besonders wertvoll ist die Kohle des Brennberger Sedimentationszyklus mit einem Heizwert von 4500 — 5000 kcal/kg. Indessen kom m t auch dem Lignit des Tauchener Sedimentationszyklus (Heiz­ wert 3200 — 4000 kcal/K g) eine wirtschaftliche Bedeutung zu. Für den W estrand des Pannonischen Beckens wurden im M ittelburgenland bisher keine Lignitin­ dikationen bekannt. Im N o r d b u r g e n l a n d wurde die Randsenke im Westen des Eisenstädter Beckens koh­ lengeologisch untersucht. Das Braunkohlenvorkom men Neufeld-Zillingdorf war durch aufgelassene Tagbaue und Tiefbaue im Bereich der Staffelbrüche am O strand bekannt. Mittels einer umfassenden geophysikalischen Untersuchung wurden die U ntergrundstrukturen gegenüber bisherigen Annahmen modifiziert. Geophysikalische und eingehende Bearbeitung alter vorliegender Unterlagen ergaben eine bedeutende räumliche Ausdehnung des Kohlenhoffnungsfeldes. Unter Berücksichtigung der bestehenden Badeseen und Siedlungen, welche am Ostrand eine tagbaum äßige Gewinnung als unwirtschaftlich erscheinen lassen (rd. 14. Mio t wurden seinerzeit als bauwürdig angenommen), wurde unter Bedachtnahme auf Teufenlage und Einschränkung durch Wasserschutz- bzw. Wasserschongebiete ein Explorationsfeld ausgewählt, welches eine Kohlenmenge erwarten läßt, die über die seinerzeit angegebenen Mengen bedeutend hinausgeht. Wegen der positiven Ergebnisse der ersten Kohlenexploration im Burgenland wurden weitere geologische Untersuchungen zwischenzeitlich angestellt, Diese Untersuchungen erbrachten Ergeb­ nisse, die eine zweite Prospektions- und Explorationskam pagne rechtfertigten. Die Graz-K öflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft hat in Zusam m enarbeit m it dem Land Burgenland ein Program m erstellt, das vorsieht, im Burgenland das N aturraum potential auf Kohle in einem M ehrjahresrahm en weiter zu untersuchen. Die Prioritäten wurden durch Größe der in Frage kommenden Bildungsräume für Kohlenvorkomm en und eine abfallende Einschätzung hinsichtlich der Chance, Lagerstätten zu finden, gesetzt. 276 © Landesmuseum Aufgrund der erwähnten P r i o fürr Burgenland, i t ä t eAustria, n r download e i h uunter n www.biologiezentrum.at g wurden folgende Gebiete für Prospek­ tion und Exploration auf Braunkohle ausgewählt: Raum Großpetersdorf-St. Michael Raum Bubendorf Raum Tauchen Raum D raßm arkt Die Untersuchungsarbeiten werden in der Reihenfolge: geologische Bearbeitung, Geophysik, K ernbohrungen sowie Analytik und Auswertung in einem Vierjahresprogram m 1983 — 1986 durchge­ zogen werden. Suchund Schürfarbeiten auf Ant i moner ze n o r d ö s t l i c h des B e r g b a u e s S c h l a i n i n g im Grundgraben Antim on, welches in der Industrie einen weiten Verwendungsbereich findet, ist für das Burgenland deshalb von so großer Bedeutung, zumal sich in Schlaining die einzige bergbaulich betriebene Antim on­ lagerstätte Österreichs befindet. Die Produktion dieses Bergbaues kann den heimischen Bedarf decken; darüber hinaus sind auch Exporte möglich. Die Reserven sind jedoch gering, sodaß eine forcierte Aufsuchung nach weiteren Vererzungen im Nahbereich des derzeitigen Bergbaues notwendig ist, um die heimische Versorgung auch in Zukunft gewährleisten zu können. D aher erfolgte im Jahre 1980 eine neuerliche Aufnahme der Untersuchungen, wobei geologische Detailbearbeitungen, geophysikalische Messungen (Gravimetrie, Magnetik, Eigenpotential) und geo­ chemische Bodenproben in engem Raster durchgeführt wurden. Die Auswertung dieser Untersuchun­ gen führten zur Erkennung einer langgestreckten und scharf begrenzten Antimonanomalie an der Oberfläche. Zur Verifizierung wurden bereits 1982 4 Schurfgräben derart angelegt, um damit die bekannte Anomalie an mehreren Stellen verquerend zu ihrem Streichen anfahren zu können. Aufgrund der geologischen, geochemischen und geophysikalischen Indikationen und letztliche der erschürften oxidischen Antimonerze wurden im Untersuchungsgebiet Grundgraben, ca. 3 km NO des Antim onbergbaues Schlaining seit dem Jahre 1983 folgende Aktivitäten gesetzt: Kernbohrungen (641,1 m), geophysikalische Detailuntersuchungen und Schürfarbeiten in einem NW gelegenen Anomalien­ feld. Das Programm erbrachte den Nachweis, daß ein hängendes erzführendes Stockwerk vorliegt. Mit den Schürfarbeiten konnte weiters eine lagerförmige Vererzung von 10 — 50 cm Mächtigkeit und einer dzt. Ausdehung von rd. 2000 m2 erkundet werden. Die Planung 1984 versuchte mit einem Bohrprogram m diese lagerförmige Vererzung, geologische Strukturen und die mögliche Erzführung im Liegenden des Schichtpaketes aufzuklären. Erfassung und Beurteilung der Lockersedimente Die Nutzung und das Aufbringen von M assenrohstoffen (Kies, Sand, Ton, Bau- und Bruchsteine) wird vielfach infolge des großen Flächenbedarfes und daraus ableitbaren Konflikten m it der regionalen Raum planung auch im Burgenland zum Problem. Die Verfügbarkeit der Lockersedimente gilt nicht mehr als selbstverständlich, da das Gesamtsystem durch Ausweitung der Besiedlung bzw. der In­ dustriegebiete, der verstärkten Bedeutung der Landschaft als Erholungsfaktor sowie durch M aßnah­ men der Land- und Forstwirtschaft und der intensiven Verkehrserschließung bereits am Rande seiner Belastbarkeit angelangt ist. Ziele des in den Jahren 1978 und 1979 durchgeführten Projektes waren daher einerseits der Nachweis höherwertiger Rohstoffe und die Planung ihrer weiteren Exploration, als auch eine Massen­ rohstoffübersicht für eine kleinregionale Nutzung, die relativ unabhängig von einer Fernversorgung wäre. Es wurde daher versucht eine möglichst vollständige Erfassung aller in- und außer-Betrieb stehenden Abbaue von M assenrohstoffen zu erstellen. Berücksichtigung fanden neben den allgemei­ nen Angaben über Lage, G röße und technische Einrichtungen eines Abbaues, einerseits die geologisch geotechnische Situation, die Qualitäten und Verwendungsmöglichkeiten, andererseits die Stellung des Rohstoffvorkommens im Umraum. Das heißt, es wurde versucht, für die Abwägung von Nutzungskon­ flikten bereits gegebene oder geplante Schutzfunktionen (Naturschutz-, Landschaftsschutz- und Was­ serschutzgebiete), die prinzipielle hydrogeologische Situation und die derzeitigen räumlichen Gege­ benheiten (Besiedlung, Landw irtschaft u. a.) im Auge zu behalten und in die Beurteilung der Vorkom m en einfließen zu lassen. Gesamtziel des Projektes war die Unterlagenerstellung für die örtliche und regionale Rohstoffsiche­ rung. 277 W a s s e r h ö f f i g k e i ©tLandesmuseum s k a r t efür Burgenland, s ü d Austria, l i c download h e s unterBwww.biologiezentrum.at urgenland Noch in den Siebzigerjahren wurde die Versorgungssituation des südlichen Burgenlandes mit Trinkwasser von einwandfreier Güte und ausreichender Menge als äußerst prekär klassifiziert. Daher wurde im Jahre 1978 seitens des burgenländischen Koordinationskomitees die Erstellung einer W asserhöffigkeitskarte für die drei südlichen Bezirke (Oberwart, Güssing, Jennersdorf) unseres Landes als Teil einer Naturraum potentialkarte beauftragt. Diese W asserhöffigkeitskarte soll als Planungsunterlage für künftige wasserbauliche M aßnahmen zur Trinkwasserversorgung des südlichen Burgenlands dienen. Die Projektsleitung (Geolog. Bundesanstalt, Wien, Dr. W. Kollmann und Amt der Burgenländi­ schen Landesregierung Abteilung X II/3, H ofrat Dr. H. Schmid) war seit dem Beginn des Projektes bestrebt, auch durch die Einbindung des Landeswasserbaubezirksamtes Oberwart, Dipl. Ing. F. Schütter, die entsprechenden kommunalen Erfordernisse dabei abzudecken. Aus hydrogeologischen Voruntersuchungen und Erkenntnissen aus früheren Untersuchungen der Burgenländischen Grundlagenforschung wurde zunächst ein nördliches Hoffnungsgebiet (Raum Neu­ stift an der Lafnitz — Grafenschachen — Unterwaldbauern — Pinkafeld) durch geophysikalische Sondierungen und Probebohrungen erkundet. Dabei wurden in der grobklastischen V orlandschüttung, am Südfuße des Wechsels, sowohl oberflächennahe, aber vor allem tiefliegende, artesische Grundwasserträger nachgewiesen. In diesem Zusammenhang muß in erster Linie der Raum um Grafenschachen als äußerst höffig bezeichnet werden. Die Lage der Damm trasse der Südautobahn, im Bereich Pinkafeld — Grafenschachen, führt allerdings im Raume des nördl. Hoffnungsgebietes bereits heute schon zu spürbaren Interessenskon­ flikten (Abbau von Schüttmaterial, Versickerung von Schadstoffen etc.) Die rechtliche Grundlage zur Sicherung dieses überregionalen, potentiellen Grundwasserhoffnungsgebietes, in Form von Schutz- und Schonmaßnahmen, erscheint daher vordringlich. Ein weiterer Schwerpunkt der Explorationstätigkeit wurde im Gebiet um Wiesfleck — Schreibers­ d o rf— Oberschützen, im Sinne einer östlich anschließenden Fortsetzung des nördl. Hoffnungsgebietes gesetzt. Auch hier konnten in den diskordant über den Grobgneisen bzw. grobklastischen Sinnersdorfer Konglom eraten liegenden Riffkalkbildungen des Baden in Tiefen bis zu 150 m, infolge ihrer guten Porosität und Verkarstung, äußerst günstige Gewässerhorizonte nachgewiesen werden. Mit den nachgewiesenen Grundwasserlagerstätten im Gebiet des mittleren und unteren Pinkatales, im Strembachtal zwischen Litzelsdorf und Stegersbach, ferner im Bereich des Lafnitztales zwischen Königsdorf und Heiligenkreuz, stehen heute in den 3 Bezirken des südlichen Burgenlandes rund 3000 1/sec. zusätzliche Wassermenge zur Verfügung. Wenn auch noch das Problem der Mischbarkeit der chemisch verschiedenartig ausgelegten Wässer in Hinblick auf ihre Transportm öglichkeit zu lösen sein wird, so kann heute bereits als wesentliches Ergebnis des Projektes „Wasserhöffigkeit südliches Burgenland“ zusammenfassend festgestellt werden, daß dieser Raum keinesfalls als W assernotstandsgebiet zu bezeichnen ist, sondern daß die Versorgung mit einwandfreiem und ausreichendem Trinkwasser von der Substanz her gelöst ist. Wasserhöffigkeitskarte nördliches Burgenland Das nördliche Burgenland wird zu über 70 % aus dem Brunnenfeld des Wasserleitungsverbandes Nördliches Burgenland versorgt. Dieses Brunnenfeld liegt gerade noch im Randbereich der M itterndorfer Senke, einem überregionalen Grundwasservorkom men im Einzugsbereich des Ballungsraumes Wr. N eustadt — Wien. Sollte die M itterndorfer Senke in quantitativer, vor allem aber in qualitativer Hinsicht Schaden erleiden, so ist dam it auch Neudörfl als H auptlieferant für das nördliche Burgenland in Mitleidenschaft gezogen. Es wurden daher bereits entsprechende M aßnahm en getroffen, um im Falle einer Schließung von Neudörfl die Wasserversorgung für den Norden des Landes dennoch gewährleisten zu können. Zunächst könnten einige bereits bestehende, weit außerhalb der M itterndorfer Senke gelegene Brunnen für eine Versorgung herangezogen werden. Es wären dies die Brunnen GroßhöfleinMüllendorf, Purbach, Winden, Neusiedl-Gols-Mönchhof, H albturn, Frauenkirchen. Eine Prospektion auf größere Grundwasservorkom m en bzw. deren Erschließung erwies sich im Raume Kittsee als erfolgreich. Ebenso erscheint der Bereich Leithaprodersdorf-W im passing, unter Umständen auch Klingenbach-Schattendorf, ein untersuchungswürdiges Hoffnungsgebiet zu sein. Im Bereich Kittsee wurde im Jahre 1983 mit geoelektischen Bodensondierungen zur Erkundung potentieller Grundwasserentnahm em öglichkeiten gestartet. Ziel der Untersuchungen war es, über die spezifischen elektrischen W iderstände Hinweise auf ihre korngrößenmäßige Zusammensetzung und 278 © Landesmuseum für Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at die Geometrie der sedimentären Talkörper im Austria, Untersuchungsgebiet zu erhalten, um dam it verbesserte Möglichkeiten zur Situierung von Aufschlußbohrungen bzw. von eventuellen Brunnenanlagen aufzuzeigen. Die Untersuchungen wurden mit dem Schwerpunkt der geoelektrischen Erkundung des oberflächennahen Grundwasserleiters, den D onaualluvionen, durchgeführt. Die Untersuchungen konnten 4 Bereiche als besonders höffig herausarbeiten. Der am nördlichsten von Kittsee gelegene Abschnitt, in ausgedehnten G robkornsedim enten, schien in Hinblick auf eine direkte Einspeisung von Grundwasser aus dem Grundwasserbegleitstrom der D onau für eine Erschließung besonders relevant zu sein. Die NO und NW von Kittsee befindlichen Punkte sind zwar in feinkörnigem Material situiert, doch sind die Filtereigenschaften der Sedimente entsprechend gut sowie der Einzugsbereich überschaubarer als im unm ittelbaren Grenzgebiet zur CSSR. Der Bereich westlich von Kittsee wird unm ittelbar vom Begleitstrom der D onau gespeist und seitens des Kornaufbaues und der Mächtigkeiten der Sedimente waren hier hydrogeologisch besonders günstige Voraussetzungen gegeben. Ohne den Ergebnissen der kom m enden Arbeiten vorgreifen zu wollen, erscheint es aber nach dem heutigen Erkenntnisstand durchaus gerechtfertigt, künftig aus dem Raum Kittsee Trinkwassermengen in der G rößenordnung zwischen 60 — 100 1/sec. fördern zu können. Geothermie — Burgenland Die im südlichen Burgenland in den Jahren 1978 bis 1980 durchgeführten Studien über die geothermischen Verhältnisse im m ittleren und südlichen Burgenland waren grundsätzlich nach 3 Zielreichtungen ausgerichtet: 1. — Untersuchungen der Möglichkeit eines positiven geothermischen Gradienten 2. — Erhebung über mögliche nutzbare Aquifere 3. — Feststellung möglicher Erschließungspunkte Die Arbeiten wurden in Zusam m enarbeit mit dem Land Burgenland durch das Institut für Geothermie und Hydrogeologie, Forschungszentrum Graz, durchgeführt. „Die Geotherm iestudie mittleres Burgenland“ sollte in einer zweijährigen Laufzeit (1979, 1980) aufgrund vorhandener Unterlagen und durchgeführter Feldarbeiten so weit als möglich die geothermi­ schen Verhältnisse darlegen und somit A nhaltspunkte für die Erschließung von Thermal wässern bieten. Die dabei durchzuführenden Arbeiten bestanden in der Erfassung der geologischen Gegebenhei­ ten, der Berechnung der geothermischen Gradienten und der Erkundung eventuell nutzbarer Aquifere. Die gemeinsame Betrachtung aller Untersuchungsergebnisse zeigt, daß für den tieferen Teil des Oberpullendorfer Beckens geothermische Tiefenstufen zwischen 22 und 23 m /G rad C charakteristisch sind. Extrem günstige geothermische Tiefenstufen treten in den östlichen Gebieten dieses Beckens auf. Auch im südlichen Burgenland erfolgte im Zuge der „Geothermiestudie Südliches Burgenland“ eine flächenhafte Darstellung des Tem peraturgradienten. Hiefür bildeten nicht nur die Tem peratur­ messungen an den Tiefbohrungen, sondern vor allem die Messungen an einer Vielzahl von Bohrungen nach artesischem Wasser die wichtigste Grundlage. Als bedeutendstes geothermisches Gunstgebiet im südlichen Landesteil konnte der Raum Stegersbach-Bocksdorf mit einer geothermischen Tiefenstufe zwischen 15 und 17 m /G rad C ermittelt werden. Diese Werte können auch durch Tem peraturm essungen am 1980 gebohrten Tiefbrunnen Stegersbach, der eine Schüttung von ca. 30 1/s aufweist, bestätigt werden. W ären zwar von der Tem peratur die besten Voraussetzungen für die Erschließung von Thermal­ wasser gegeben, so muß einschränkend bem erkt werden, daß die Frage nach einem vorhandenen Aquifer nicht geklärt werden konnte. Die Chancen für die Erschließung von Heißwasser dürften aber gleich zu beurteilen sein wie im Zentralen Fürstenfelder Becken. Rohstoffprogramm Rechnitzer Schieferinsel A ufgrund des komplizierten geologischen Aufbaues des Rechnitzer Schiefergebirges gibt es noch eine Reihe offener Fragen, die durch die D urchführung des gegenständlichen Projekts beantwortet werden sollen. Die geologische Aufnahme des Rechnitzer Schiefergebirges ist für die geowissenschaftliche Forschung des Burgenlandes von großer Bedeutung und bildet auch eine wichtige Grundlage für die Auffindung von Rohstoffvorkommen. 279 Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at Im Rahm en dieses© Landesmuseum Projektesfürkonnte zunächst die geologische M anuskriptkarte 1:25.000 der ÖK 138 Rechnitz beschleunigt werden. Der endgültige Abschluß der Geländearbeiten ist bis Ende 1984 vorgesehen, die Drucklegung des Kartenblattes im M aßstab 1:50.000 soll 1985/86 erfolgen. Diese geologische Kartierung, sowie die bereits abgeschlossene Hubschraubergeophysik, bilden die Basis für das Projekt „Rohstoffpotential ausgewählter Gebiete des Burgenlandes: Rechnitzer Schieferinsel und V orland“. Die Ziele dieses Projektes sind die Zusammenfassung und Interpretation aller Inform ationen der Basisaufnahmen (Aerogeophysik, Geochemie, geologische Landesaufnahme, Erfassung der Lockerse­ dimente). In weiterer Folge wird eine Ausarbeitung von Vorschlägen für gezielte D etailprospektions­ möglichkeiten und eine Darstellung der R ohstoffsituation (Rohstoffgebiete, Unterlagen für die Raum ­ planung) der Bereiche ÖK 137, 138 erfolgen. Bezug zu umfassenden Zielsetzungen: Teilerhebung ^es Naturraum potentiales, Schließen der Bearbeitungslücke zwischen den regionalen Basisaufnahmen und gezielter Detailprospektion. Mögli­ che positive Impulse in einem entwicklungspolitischen Problemgebiet. M ethodischer Ansatz und Erfolgswahrscheinlichkeit: Bewertung der Ergebnisse der einzelnen Basisaufnahmen in einer Arbeitsgruppe (Geologen, Geophysiker, Geochemiker) und erst Anomaliebe­ sichtigung und -bewertung. Verfizierung und Einengung von Anomaliebereichen durch zusätzliche Probenahmen (Geoche­ mie), Verdichtungsmessungen (terrestrische Geophysik) und geologische Detailaufnahme. Einarbeitung der vorhandenen Detailprojektergebnisse. Es mag ungewöhnlich sein, dem Jubilar als Festgabe einen sehr praxisbezogenen Artikel aus dem Arbeitsbereich der Grundlagenforschung am Burgenländischen Landesmuseum zu widmen. Abschließend wollten dam it aber sehr bewußt 2 G esichtpunkte verfolgt werden. Zunächst ging so mancher D enkanstoß zur vorliegenden Arbeit vom Jubilar und früheren Vorstand der Abteilung X II/3 des Amtes des Burgenländischen Landesregierung, wirkl. H ofrat Dr. A. J. Ohrenberger, aus. Seine überreiche Kenntnis auf dem Gebiet der burgenl. Landeskunde befruchtete immer wieder eine ganze Reihe von tief in die wirtschaftliche Praxis reichende Forschungsarbeiten. Vor allem aber hielt es der Jubilar während seiner jahrzehntelangen Berufung am Burgenländischen Landesmuseum für seine vornehmliche Pflicht, dem Burgenland und seiner Bevölkerung zu dienen. D arüber hinaus darf ich aber allen M itarbeitern meinen herzlichen D ank für das Zustandekom ­ men dieser Festschrift aussprechen. 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