Das Faint Young Sun Paradoxon Jan Kristoffer Appel, Jan Gieseler, Stephan Harms, Hannes Labrenz, Christoph Moll, Lauri Panitzsch, Tomek Pazera Inhalt • • • • • • Motivation (Labrenz) Treibhauseffekte (Appel, Gieseler) Entwicklung der Venus (Panitzsch) Entwicklung der Erde (Harms, Moll) Entwicklung des Mars (Pazera) Continuously Habitable Zones (Labrenz) Motivation Entwicklung der Luminosität der Sonne im Standardmodell (schwarz) Effektivtemperatur der Erde (rot) gegenüber empirisch ermittelten Werten (grün) Entwicklung der Sonnenleuchtkraft im Standardmodell: S(t) = (1 - (0,38 t / t0)-1 S0 Das Faint Young Sun Paradoxon beschreibt die Diskrepanz zwischen erwarteter und tatsächlich gemesser Temperatur in der Frühzeit der Planeten. Oberflächentemperatur • Bestimmung der Oberflächentemperatur eines Planeten aus Effektivtemperatur und atmosphärischem Einfluß: Ts = Teq + δT • In die Atmosphäre ein- und austretender Strahlenfluß: Fin = (1 - α) S π re² Fout=4 π re² ε σ T4 • Bestimmung der Effektivtemperatur durch Gleichgewicht zwischen ein- und austretender Strahlung: Fin = Fout Æ σ Te4 = S / (4 ε) (1 - α) • α – Albedo ε – Emissionsvermögen σ – Stefan-Boltzmann-Konstante Ursachen des Treibhauseffekts • Wichtigste Treibhausgase: H2O, CO2, CH4 • Merkmale: kaum Absorption im Visuellen, starke Absorption im IR Spektrum der einfallenden Sonnenstrahlung oberhalb der Atmosphäre (blau) sowie am Boden (orange). Man beachte die breiten Absorptionsbänder von H2O und CO2 im Infrarot gegenüber den schmalen Bändern im visuellen Licht. Strahlungstransport in Atmosphären • Definition der Strahlungstransportgleichung: µ dIν / dτ = Sν – Iν • µ = cos θ • Iν = Iν+ - Iν- Zur Berechnung verwendete Geometrie • Definition des Strahlungsflusses: Fν dν = ∫ dΩ dν Iν µ (Integration über Kugel) Æ Fν = 4 π (Iν+ - Iν-) • dFν / dτ = 0 (Strahlungsfluss ist Erhaltungsgröße) und Randbedingungen am Boden sowie an der Obergrenze der Atmosphäre (definiert durch τ = 0) Æ Ts4(τ) = Te4 (1+ 3/4 τ) • ν - Frequenz der Strahlung τ - optische Tiefe Schema des Treibhauseffekts Schematische Darstellung des Treibhauseffekts Man nimmt Sonne und Planet als schwarze Strahler an. Die einfallende Strahlung der Sonne ist hauptsächlich im sichtbaren Wellenlängenbereich. Der Planet dagegen emittiert die Strahlung nach dem Wienschen Verschiebungsgesetz bei deutlich größeren Wellenlängen, also im Infraroten. Diese Strahlung kann aber, anders als sichtbares Licht, effektiv von Molekülen in der Atmosphäre absorbiert und isotrop reemittiert werden, wodurch ein Teil dieser Strahlung wieder zurück auf den Planeten fällt. Varianten des Treibhauseffekts • CO2 wichtigstes Treibhausgas • CO2- Gasanteil abhängig vom Carbonat- SilikatZyklus • Zyklus benötigt flüssiges Wasser zur Bindung von CO2 • 2 mögliche Varianten: • Runaway Greenhouse • Runaway Glaciation • Runaway Greenhouse: • Photodissoziation von H2O Î CO2- Anteil steigt Î Erwärmung • Runaway Glaciation: • Verhinderte Freisetzung von CO2- Gas Î Abkühlung Die Venus Der sonnennähere Schwesterplanet der Erde Daten zur Venus • 2. Planet des Sonnensystems, Nachbarplanet der Erde • Abstand zur Sonne: 108mio km (0,72AU) • Masse: 4.9 x 1024 kg (0,81me) • Volumen: 9.3 x 1011 km3 (0,88Ve) • Dichte: 5.3 g/cm3 (0,95ςe) • Beschleunigung an der Oberfläche: 8.87 m/s2 (0,91ae) • Fluchtgeschwindigkeit: 10,4 km/s ÎVenus und Erde haben physikalische Gemeinsamkeiten! (0,93vFe) Die Venus früher Entstehung von Venus und Erde ungefähr zur selben Zeit unter ähnlichen Umständen Î Ähnlichkeiten: • flüssiger Kern gleicher Mächtigkeit (≈3000 km), umgeben von einem erstarrten Mantel gleicher Mächtigkeit • relativ dünne Kruste (≈30-100 km) • gleiche Konzentration an H2O und CO2 auf den Planeten ÎVenus und Erde waren sich früher ähnlich. Dennoch muss ihre Entwicklung grundlegend unterschiedlich verlaufen sein. Theorien zur Entwicklung des Planeten • Ohne Atmosphäre ist T4~S(r), genauer Mit T = (S (1 - α) / (4 σ))¼. S = Solarkonstante = 2620 Wm-2 α = Albedo = 76 % σ = Stefan-Boltzmann-Konstante ergibt sich: T= 229 K. Die Temperatur beträgt jedoch 750 K. Æ δT= 521 K Wie kommt es zu dieser zusätzlichen Energie? • Zusammensetzung der Atmosphäre der Venus heute: 96 % CO2 3,5 % N2 H 2O 0,004 % • Es herrscht ein Druck von 90 bar. • Masse der Atmosphäre ca 90 mal größer als die der Erde. Î Vermutung: δT durch Treibhauseffekt (pCO2, cCO2) hervorgerufen. Î Doch wie und warum kam es zu diesem Effekt? Hierzu gibt es zwei Theorien. 1. Moist-Greenhouse-Effect • Anfangs gleiche Bedingungen auf Erde und Venus, Atmosphäre aus Wasserdampf und CO2, Ozeane vorhanden. • Nähe zur Sonne erhitzt Ozeane bis zum Sieden, Wasserdampfanteil der Atmosphäre steigt (≥20 %). • Wasserdampf verteilt sich relativ homogen mit der Höhe. • Kältefalle kann Wasserdampf nicht mehr am Aufsteigen in die obere Atmosphäre hindern. 1. Moist-Greenhouse-Effect • Photodissoziation: Starke UV-Strahlen spalten Wassermoleküle Î Wasserstoffmoleküle entstehen in großer Höhe • kleine Masse Î große mittlere • thermische Geschwindigkeit • Ekin= 1,5kT = ½ mv2 Î v = (3kT/m)½ • ergibt für die Venus: v = 3040 m/s • Fluchtgeschwindigkeit vF = 10400 m/s • Maxwell-Boltzmann-Geschwindigkeits-Verteilung für vF: f(vF)dv = (2 / π )½ (m / kT)3/2 vF2 exp(-mvF2 / 2kT) dv ≈ 3% Temperaturverlauf der Venusatmosphäre 1. Moist-Greenhouse-Effect Î Die H2O-Konzenration bleibt konstant, solange Wasser aus den Ozeanen verdampft. Danach sinkt sie (bisher auf 0,004%). • Gleichzeitig verstärkter (Treibhaus-) Effekt Î große Temperaturen (750 K). • hohe Temperaturen von Beginn an verhindern Niederschlag, der das CO2 aus der Atmosphäre hätte auswaschen können. Ausserdem keine Plattentektonik • Î Massenanteil von CO2 in der Atmosphäre relativ konstant. 2. Runaway-GreenhouseEffect • Ausgangspunkt: eine viel heißere Atmosphäre ohne flüssiges Wasser, keine Ozeane. • Untere Atmosphäre ist ungesättigt, die obere gesättigt. • Wasserstoff entweicht auch hier in der oberen Atmosphäre durch Photodissoziation, Verlauf ist der anderen Theorie ähnlich. Die Venus heute Resultat in beiden Fällen: Die heutige Venus, ein lebensfeindlicher Planet mit einer Oberflächentemperatur von 750 K, einer Atmosphäre bestehend zu 96 % aus CO2 und Schwefelsäurewolken. Radarkarte der Venusoberfläche Die Erde Daten zur Erde • • • • • Durchmesser: Masse: Umlaufzeit: Temperatur: Atmosphäre: 12756 km 6*1024 kg 365d 6h 9min 15 °C 200 km mächtig 78% N2, 21% O2 • Entfernung zur Sonne: 149,6*106 km (1AE) • 1Mond Entstehung der Erdoberfläche • ältestes Gestein 4,1 Gyr • Zirkone gefunden die 4,4 Gyr alt sind Æ Alter der Kruste mindestens 4,4 Gyr Zirkon • Bildung von Treibhausgasen (H20, CO2, N3O, H2S) • erste Ozeane 3,8 Gyr • erstes Leben 3,5 Gyr Gaia- Hypothese • Lovelock & Margulis 1974 • griechische Göttin der Erde • Hypothese: Das Erdsystem verhält sich wie ein Makroökosystem, also ein System bestehend aus abiotischen und biotischen Komponenten, das bis zu einem gewissen Grade zur Selbstregulation fähig ist. • Homöostase: Bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, sich durch Rückkopplung selbst innerhalb gewisser Grenzen in einem stabilen Zustand zu halten. Gaia Treibhauseffekt auf der Erde • Gegenwart: • 62% durch H2O • 22% durch CO2 • 16% durch O3, N2O, CH4, FCKW Î Erhöhung der Oberflächentemperatur um 33 K • S/S0 = 0,7 Æ Ts ≈ -10 °C Î andere atmosphärische Zusammensetzung Carbonat-Silikat-Zyklus Schematischer Verlauf des Carbonat- Silikat- Zyklus • konstanter Ausstoß von CO2 • Bindung atmosphärischen CO2 durch temperaturbedingten Niederschlag Î Rückkopplung • geringere Sonneneinstrahlung durch starken Treibhauseffekt ausgeglichen Der Mars Der rote Planet Daten zum Mars Parameter Mars Erde absolut relativ absolut Masse 0,64185 · 1024 kg 0,107 5,9737 · 1024 kg Volumen 16,318 · 1010 km3 0,151 108,321 · 1010 km3 mittl. Radius 3390 km 0,532 6371 km mittl. Dichte 3,933 g/cm3 0,713 5,515 g/cm3 Oberflächenbeschleunigung 3,69 m/s2 0,377 9,78 m/s2 Tageslänge 24 h 40 min (=1 sol) 1,027 24 h Jahreslänge 686,98 d (=669 sol) 1,881 365,256 Fluchtgeschwindigkeit 5 km/s 0,45 11 km/s mittl. Sonnenentfernung 227,94 · 106 km 1,524 149,6 · 106 km atmosphärischer Druck 0,006 atm 0,006 1 atm Oberflächentemperatur -63°C +15°C Effektivtemperatur -71°C -18°C Geologische Erkenntnisse Gegenwart Vergangenheit Platten- nicht tektonik vorhanden unwahrscheinlich Vulka- nicht nismus vorhanden vorhanden Die nicht vorhandene Plattentektonik verhindert das Freisetzen von CO2 und damit die Regulierung des Klimas über den Carbonat-Silikat-Zyklus. Ergebnis • Carbonat- Silikat- Zyklus wie auf der Erde nicht möglich • Î White Earth Catastrophe • bis jetzt folgende Beobachtungen nicht erklärbar: Kanäle auf dem Mars Die Kanäle auf dem Mars sind durch das Vorhandensein von flüssigem Wasser erklärbar, das heute jedoch nicht vorhanden zu sein scheint. Erklärungsmöglichkeiten • 1. andere Treibhausgase (CH4, NH3) • 2. anderer CO2- Kreislauf: Unter den Lavaauswürfen der Vulkane können Druck und Temperatur stark genug ansteigen, um die Freisetzung von gebundenem CO2 zu ermöglichen. • 1 Gyr nach der Entstehung des Mars sind Temperaturen möglich gewesen, bei denen flüssiges Wasser noch hätte existieren können. Continuously Habitable Zones • • • • • Regionen um Sterne, die nicht zu heiß und nicht zu kalt für die Entstehung von Leben sind. Hart (1979): CHZ der Sonne reicht von 0,95 AU bis 1,01 AU. Kasting (1993): CHZ reicht von 0,95 AU bis 1,15 AU für 4,6 Milliarden Jahre. Die von Kasting berechneten CHZ´s (für Sterne von 0,5-1,5 MS) sind 4-20 mal größer als Hart´s Zonen. Die Größe der CHZ der Sonne hatte Auswirkungen auf SETI. Die CHZ der Sonne