lustobjekt buch - Konkursbuch Verlag

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LUSTOBJEKT BUCH
k o n k u r s b u c h V e r l a g C l a u d i a
Ve r l a g s g e s c h i c h t e
G e h r k e
Der Anfang
Angefangen hat alles mit einem Essen.
Claudia Gehrke kochte jeden Mittwoch
für eine Menge Leute aus der Kulturszene
Tübingens, wir diskutierten, lasen uns Texte
vor, aßen und tranken – und mehr – bis in
den Morgen. Dieser „Salon“ fand statt in
Tübingen, Münzgasse 17, in früheren Zeiten
eines der Häuser des Cottaschen Verlages
– (hier wurde z.B. Kleist verlegt.)
Hier entsprang die Idee, eine Zeitschrift
zu machen. Es gab damals „Kursbuch“
- die Zeitschrift der Studentenbewegung.
Die Küche, Münzgasse 17, 1977
„Kursbuch“ schrieb in seinem ersten Vorwort,
13 Jahre vor Gründung des „Konkursbuch“, dass man in ihm (politische) Kurse ablesen könne, wie im
„Kursbuch“ der Bahn: ich will von hier nach dort, wie ich dahin
komme, lese ich im Kursbuch. Doch die politischen Ideale und
lebenspraktischen Ideen der 68er waren so einfach nicht zu
verwirklichen, vieles stand scheinbar unvereinbar nebeneinander...
dazu die beginnende neue Frauenbewegung, dazu der „Herbst
1977“, die Frage des Terrorismus. Wir diskutierten in Richtungen,
die in keiner Publikation thematisiert wurden, doch an die
Möglichkeit der Verwirklichung einer eigenen wollte keine/r so
recht glauben, außer Peter Pörtner (jetzt Leiter des Japan-Zentrums
der Uni München) und C.G. Bereits früher hatten Pörtner und
C.G. zusammen experimentiert (ohne je ein „Paar“ gewesen
zu sein...), eine Theatertruppe als WG, die Literaturzeitschrift
„Exempla“... So luden wir also ein zu „konkursbuch“ – „Konkurs“
im wirtschaftlichen Sinne heißt seit kurzem „Insolvenz“ und
hat andere Wortbedeutungen, die für das Konzept des
Verlages von Bedeutung sind: „konkurrieren“ – kommt von lat.
zusammenlaufen/-treffen, aufeinander stoßen. Und so läuft bei
uns so manches auf den ersten Blick Unvereinbare zusammen...
Unser Motto
Keine Untergangsphilosophie – sondern aus der Konkurs-Masse der Ideen, Träume, Utopien schöpfen
– Keine „Kurse“, sondern Abschweifungen. Theorie neben Sinnlichkeit, schwierige philosophische Texte neben
Tagebuchauszügen und Bildern, Auseinandersetzungen mit der Frauenbewegung, Notizen zur psychischen
Situation in Protestbewegungen neben surreal anmutenden literarischen Texten... Wir luden ein zur ersten
Ausgabe, und erstaunlich viele bekannte und unbekannte AutorInnen reagierten. AutorInnen der ersten
Nummern waren u.v.a. Gisela Dischner, Peter Brückner, Marlies Gerhard (einen vielfach nachgedruckten
Text über den „weißen Fleck auf der feministischen Landkarte“), Ulrich Sonnemann, Rita Bischoff, Gisela v.
Wysocki, Hans-Dieter Bahr, Dietmar Kamper, Berndt Nitzschke, Rita Bischoff, Gerburg Treusch-Dieter, Jean
Baudrillard, Marianne Schuller, Lothar Baier, Gerd Bergfleth, Annie Le Brun. Auch Erstübersetzungen von
Texten von G. Bataille, M. Blanchot und J. Genet (über Giacometti) erschienen. Und im Band „Frauenmacht“
schrieben u.a. Ulrike Ottinger und Elfriede Jelinek (später schrieb sie noch einmal im Band „Frauen und
Pornografie“).
1
Claudia Gehrke, 1978
So gründeten wir den Verlag – bzw. meldeten das
„Gewerbe“ als „Aprilscherz“ an – am ersten April
1978 und konkursbuch Eins mit dem Untertitel:
„Zeitschrift für Vernunftkritik“ erschien im Mai zum
Thema „Vernunft und Emanzipation“.
Das erste Bild in diesem Buch ist ein Auge, in dem
sich ein Theater spiegelt, darunter steht: „Wohin
muss der Blick der Vernunft sich wenden, dass er
eines Tages nicht...“ – dann blättert man um, ein
zweites Bild folgt und darunter der Text: ... „nur
Gefängnisse sieht.“
Die Drucker finanzierten vor. Es gab keinen Pfennig
Geld im Hintergrund.
Peter Pörtner und C.G. reisten durch Deutschland,
exakte 2000 Kilometer, und besuchten vor allem die linken und alternativen Buchläden. Das Buch wurde
angenommen und gut verkauft. Engagierte und ausführliche Rezensionen folgten:
„Ich wüsste nicht, wo gegenwärtig in deutscher Sprache radikaler, verzweifelter, diabolischer, aufregender im
wörtlichen Sinn über Kurse und Konkurse reflektiert würde als in dieser Zeitschrift...“ (WDR)
„Die Herausgeber haben erkannt, das lesende Menschen nicht nur Hirn-, sondern auch Augenmenschen sind:
Fotografien, Zeichnungen, Stiche stehen gleichberechtigt neben den Texten. Dies ist die Zeitschrift einer neuen
Generation. Da kommt der Brief wieder zu seinem Recht, auch das Tagebuch, da stehen Fragmente neben
Aphorismen und Gedichten...“ (Die Zeit)
„... dann markiert dies ein Denken, das einerseits mit äußerster Radikalität bestehende Zustände verwirft,
andererseits in beeindruckender Weise auf letzte Begründungen verzichtet. Was bleibt, ist jene subversive
Kraft, die jedem Denken eigen ist, das sich auf keine Grenzziehungen einlässt...“ (FAZ)
Peter Pörtner vor dem Haus Münzgasse 17
Peter Pörtner ging 1979 nach Japan, anfangs planten wir den Verlag in Kooperation Tokyo/Tübingen – wir
telefonierten auf seltsam rauschenden aber günstigen Leitungen mit Hilfe einer uns bekannten Postbeamtin
– doch die Entfernungen waren zu groß – so dass C.G. alleine weitermachte. (Aber wir schickten Pakete mit
konkursbüchern nach Japan – und eins kam nie an. Dafür aber, so erzählt Peter Pörtner, hingen irgendwann
auf den japanischen Postämtern Plakate mit einem aufgerissenen Überseepaket, aus dem schwarze Bücher
quollen – konkursbücher. Darunter stand: So nicht packen! – Und Jahre später kamen aus Japan große
Pakete mit unseren Büchern zurück, in allen steckten kleine Klebezettel – nahezu auf jeder zweiten Seite - von
Zollbeamten auf all den Seiten angebracht, die in Japan verboten waren (also etwa Bilder mit Schamhaaren)
– und das in je zehn gleichen Büchern!
Wir hatten keine Verlagsausbildung, keine kauffrauliche/männliche oder
kalkulatorische Erfahrung, und so tauchten bald Finanzierungsprobleme auf.
Der erste Gerichtsvollzieher, geschickt von einer Reutlinger Druckerei, stand
in der Wohnung. Unsere einzige Kalkulationsgrundlage am Anfang war:
wir wollten billiger sein als „Kursbuch“, und nahmen darum für die ersten
Nummern 7 Mark 50 – bei über 250 Seiten, vielen schwarzweißen und
einzelnen Farbbildern, spielerischen Beilagen... Mit einigen Mühen gelang es,
ein privates Darlehen aufzunehmen. Gerd Kimmerle gab damit im konkursbuch
Verlag die Reihe „edition diskord“ heraus, mit anspruchsvollen philosophischen
und psychoanalytischen Büchern. C.G. schätzte mehr und mehr, diese Mischung
aus Sinnlichkeit und Theorie, aus Privatem und Politik, aus Literatur und Bildern
zu verlegen – und weniger die als „Fachliteratur“ nutzbare wissenschaftliche
Literatur. So trennte sich „konkursbuch“ nach einigen Jahren wieder von der
„edition diskord“. Zwei im Verlag „geborene“ andere Verlage gibt es bislang:
„edition diskord“ und „el!es Verlag“.
2
Verlagsfest 1979, Friederike Kretzen
Das konkursbuch gibt es noch, Ort der
intellektuellen wie literarischen wie bildnerischen
wie politischen assoziativen Auseinandersetzung mit
den verschiedensten Themen. Die ersten Themen:
Vernunft und Emanzipation – Gesichter der Gewalt
– Erfahrung und Erinnerung – Kunst – Abschied von
der Politik? – Erotik. Vielschichtige Lesebücher, „ganz
angewandte Lebenslust“ ... „freies Denken“
Die zuletzt erschienenen Ausgaben: Nr. 36: Haare
– 37: Schuld – 38: Sehnsucht Berlin – 39: gender
Game – 40: Alter – 41: Haut – 42: Auto – 43: Scham
– 44: Zettelwirtschaft / Schreiben. – 46: Angst – 47:
Der erotische Blick – 48: Familien-Bande – 49:
Heimat
Aus „konkursbuch“ sind die einzelnen Stränge des
Verlages langsam herausgewachsen.
Schon 1979 kamen Manuskripte, die zu lang waren
für die Zeitschrift, 1980 erschienen die ersten Bücher
von einzelnen AutorInnen: Romane und Theorie.
Unsere ersten drei Bücher zusätzlich zum
„konkursbuch“ waren:
Das viel beachtete und noch heute immer wieder
nachgefragte Buch „Zur Geschichte von Polizei- und
Liebeskunst“ von Erik Grawert-May, ein Text über die Einführung des Zwanges zur Wahrheit in der Liebe –
parallel zur Entwicklung des Kontrollorgans staatlicher Ordnungshüter, der Polizei und der Zentralperspektive
in der Kunst... weitere Bücher „Theatrum Eroticum“ und „Das Drame Krieg“
– das „Tagebuch“ von Gisela Dischner, das von einem Lebensentwurf der 1968er erzählt, von den
uneinlösbaren Hoffnungen und Widersprüchen in einer
Kommune der 60er/70erJahre.
– und der phantastisch-realistische Roman „Mexikanische
Reise“ des Stuttgarter Autors Udo O. Rabsch, der
inzwischen 6 große immer wieder gut besprochene
Romane publizierte, sein siebter Roman, „Maria
Rosenfeld. Ein deutsches Wintermärchen“ über
ein deutsches Dorf der Nachkriegszeit und die
verschwundene schöne Kellnerin aus den „Baracken“
kam in die allerengste Auswahl für den Döblinpreis und
ist 2008 erschienen.
3
Verlagsfest 1979 - oben: Carl G. Hegemann, Hans Peter Duerr
u.a. - Mitte: Carola Bloch - unten Hermann Bausinger u.v.a.
E n t w i c k l u n g der Linien des Verlags
Auch das Thema Reisen tauchte in einem Buch auf: Dietmar
Kamper, Christoph Wulf, Im Schatten der Milchstraße. Fotos
und Gedankensplitter auf dem berühmten Pilgerweg nach
Santiago de Compostela.
Kurz nach diesen ersten Büchern erschien 1981 die erste
Auflage des noch immer dicksten Buchs im Verlag: HansDieter Bahr, Über den Umgang mit Maschinen,
512 Seiten, und mehr als 100 historische Abbildungen
Apropos Maschinen, Computersatz wie heute gab es noch
nicht, bzw. war unbezahlbar und noch im Experimentierstadium,
und Bleisatz war zu teuer. So machten wir Komposersatz: und
die Korrekturen wurden in einzelnen ausgeschnittenen Zeilen
per Hand auf die Umbruchseiten geklebt (und so manch
eine leicht schiefe Zeile, undenkbar im Computersatz, zeugt
davon). Von diesen Umbruchseiten und den Bildern wurden per
Reprokamera Filme hergestellt, die auf Leuchttischen mühsam
montiert wurden. Und davon erst entstanden Druckplatten. Das
erste Buch, das im Computer umbrochen wurde, war1985 das
La-Palma-Buch: C.G. saß neben dem Gestalter Peter Großhaus
vor dem Bildschirm, und bis ein Bild irgendwohin geschoben
wurde, dauerte es jeweils Minuten – oder Stunden.
Auch Hans-Dieter Bahrs Denken beeinflusste unsere Verlagsphilosophie bis heute, ein Denken, das
Zusammenhönge herstellt zwischen Bereichen, die ansonsten in sehr getrennten Schubladen abgehandelt
werden, so zum Beispiel Technik, Mechanik und Philosophie. In diesem „Maschinenbuch“, erfährt man viel
über die Geschichte der Gesellschaft und des menschlichen Denkens von der Antike bis in die Moderne. Und
dazu steigt man ein ins Innere von Mühlen,
Automaten und Autos ...1983 gab es eine zweite
Auflage des Buchs, später erschienen noch:
Sätze ins Nicht. Ein Buch über den Schrecken
- und „Machinationen“ ein kleineres Kunst-Buch
zu beweglichen mechanischen Kunstobjekten.
Der Mensch ist immer Gast, auch „bei sich“– ein
Gedanke des Philosphen, in anderen Büchern
ausgeführt, der dem Verlag wichtig wurde.
Die Fortsetzung des „Mittwochsalons“ waren
jährliche Verlagstreffen mit Diskussionen,
Verlagskatalog aus dem Jahr 1984, noch als Leporello
Hans-Dieter Bahr und Gerburg Treusch-Dieter, im
Tübinger-Italienischen Garten von H.D.Bahr, 2002
Entwicklung von Ideen für Bücher,
Essen, Tanz – so entstanden nach
einer Runde zum Thema „Schrecken“
Udo Rabsch, „Julius“ und H.D.Bahrs
„Sätze ins Nichts“... Jetzt finden diese
Verlagstreffen unregelmäßig statt.
Dazu gibt es Veranstaltungen mit
Lesungen, Performances, Chansons.
Der direkte Kontakt, das Gespräch
der AutorInnen untereinander,
mit der Verlegerin und mit dem
Publikum ist unverändert wichtig für
die Verlagsarbeit. Ideen für Bücher
entwickeln sich im Austausch. Beim
Feiern und Reden, Reisen, unterwegs,
als Gast.
4
EROTIK - Mein heimliches Auge
Mein heimliches Auge erschien 1982 in Folge
von konkursbuch Sechs zum Thema Erotik, erst drei
Jahre später erklärten wir es zur ersten Nummer des
„Jahrbuchs der Erotik“. Das AUGE wurde äußerst
kontrovers aufgenommen. „WIR brauchen SOWAS
nicht“ hieß es in vielen alternativen Buchhandlungen,
und dann wurde empört remittiert ... Die Reaktionen
auf die erste Nummer druckten wir in der Broschüre
„Schweinkram“. Doch auf der Buchmesse – nur
ein Exemplar hing an einer Kette – schauten sich
alle heimlich hinter einer Säule dieses böse Buch
an (leider hatten wir keinen Fotoapparat dabei):
– Hildegard Knef hinter der Säule, Vico Torriani – dass
es dieses Buch aus der Szene der Büchermenschen
(so der eine oder andere noch heute bekannte
Literaturkritiker fand sich in der Nummer Eins des Auges) zu diesem Thema gab, verbreitete sich wie ein Blitz
auf der Messe...
Erotik ist ein wichtiges Thema des Verlages geworden. Es ist eins der größten Genüsse sich zu verlieben, in
einen Menschen, aber auch in Dinge, Ideen, Projekte, Geschichten, Bücher... Dieses Gefühl „Verliebtsein“
bewirkt, dass man nicht anders kann als sich zu dem Objekt hin zu
bewegen, körperlich, im Denken, alles konzentriert sich darauf. Es
bringt uns voran... man vergisst – zumindest für Momente – alles
andere. Das Versinken in Büchern ist vergleichbar.
„Verliebte Aufbrüche“: in exotische Lebensformen, in Menschen, in
Theorien... Die Lust an Aufbrüchen und Verliebtheiten hat C.G. zur
Verlegerei getrieben. Und die Koinzidenzen der Begegnungen...
Es geht in unseren erotischen Büchern (dem heimlichen Auge und
den anderen) weniger um Aufklärung,Techniken oder Bekenntnisse
– obwohl das alles als Einzelbaustein vorkommen kann – es geht
um die brisante Vielfalt der Lust, um ihre imaginären Hintergründe.
Und um Sexualität jenseits der Schubladen: hetero, lesbisch, schwul... Viele unserer erotischen Bücher
erschienen lange vor diversen Modewellen – und sehr viele Fotobücher wurden und werden uns angeboten,
deren Ästhetik uns nicht gefiel, viele dieser Bücher erschienen inzwischen in anderen oder eigens dafür
gegründeten Verlagen. In einem klugen FAZ-Essay von Thomas Hettche (der Autor hatte wie viele andere
auch eine seiner ersten Veröffentlichungen im heimlichen Auge hatte)
wurde vermutet, dass mit der aktuellen kühlen neuen Sex-Literatur von
Frauen das Ende der erotischen Literatur eingeläutet würde: Die Bücher
handeln zwar von Sex, jedoch würde die Lust kalt erzählt, unerotisch,
nicht einmal andeutungsweise erregend. Einer der Gründe, die
Hettche vermutet: eine Überflutung mit Bildern. (Die Bilderschelte hat
Geschichte: vor Jahrhunderten warfen die Protestanten den Katholiken
Bildervergötterung vor...).
In der alltäglichen Realität sind Sich-Verlieben, Liebesdramen, Sex,
Lust & Leidenschaft nie aus der Mode. „Es“ passiert immer – in jeder
Weltlage. Sex, Erotik: Heraustreten aus der Realität, Außersichsein.
Erregung. Oft gibt es kleine Katastrophen, komische Situationen.
Technische Pannen. Eifersucht. Eine schöne Nacht, aber ein Alltagsstreit
danach. Peinlichkeiten beim ersten Rendezvous. Störungen gehören
dazu. Und: Lust an der Lust, aber genauso die Lust, darüber zu
sprechen. Oder darüber zu schreiben, Bilder zu machen... und so
bleibt „Mein heimliches Auge“ ein wichtiges Buch. Und wir plädieren
weiterhin mit unseren erotischen Büchern für die „Wärme“ der Lust...
5
Heutzutage bieten die Medien viele bunte Einblicke in angeblich „authentisches“ Leben und Sexleben, in
„diaries“, in nackte Nachbarn, nackte Jugendliche... Aber Erotik ist auch Theater, Inszenierung von Reizen
– in dem sich natürlich das „Echte“ – Erregung, Unsicherheit, Lachen, Koketterie, Erröten, Liebe – findet...
Alexandre Dupouy z.B. führt in Fotobüchern mit handcolorierten erotischen Fotografien dieses Theater auf.
Frauen hatten sich in der neuen Frauenbewegung seit 1970 vor allem damit beschäftigt, die Beschädigungen
durch männliche Lust aufzudecken. Es war und ist ein wichtiger Strang des Feminismus, Gewalt
anzuprangern. Doch bis zur PorNO-Kampagne hieß es, Frauen sei kaum eigene Lust möglich, solange
das Geschlechterverhältnis von männlichen (Gewalt-)Phantasien bestimmt sei. Frauen seien „infiziert“ von
männlichen Bildern, von denen sie sich erst zu „reinigen“ hätten, bevor die eigene wahre weibliche Lust
möglich sei. „Häutungen“ von Verena Stefan oder „Selbstbestimmung und Fremderfahrung“ von Ursula
Krechel prägten die Diskussion seit den 1970ern. Schon 1978, in konkursbuch 1, forderte Marlies Gerhardt
in ihrem Text „Der weiße Fleck auf der feministischen Landkarte“ die Beschäftigung der Frauen mit aktiven,
auch agressiven Seiten ihrer Lust. Anfangs wurde das „Andere“ weiblicher Lust in einer angestrengt sanften
Sprache gesucht, als Gegenreaktion auf dieses Diktat des Sanften versuchten sich Autorinnen in einer
gewaltsamen „Wiederinbesitznahme des eigenen weiblichen Körpers“, mit brutalen Körperpoesien in
Wort und Bild, bis dann der Alltag und seine Paradoxien in die Schilderung der Lust eintrat, eine größere
Leichtigkeit, das Lachen über Pannen und Ungereimtheiten. Es gibt und gab sie die gesamte Geschichte
hindurch, die „Frauen mit Lust“, und diese Lüste zu finden, zu formulieren – auch auf die Gefahr hin, dass
das „Andere“ nicht so einfach zu definieren ist, oder dass es das „andere Weibliche“ als solches nicht gibt,
sondern ein Changieren zwischen den Geschlechtern – wurde ein Anliegen des Verlags. Heute sind „freche
Frauen“ in allen großen Verlagen zu finden... Wie sich der Umgang mit Erotik, mit Lust verändert, auch
das lässt sich in 23 Jahren „Auge“ nachlesen – manche Themen tauchten Jahre bevor sie anderenorts
diskutiert wurden, in den Heimlichen Augen auf, (wie z.B. die Frage des Gendercrossings, der Trans- und
Intersexuealität schon 1989 in Auge 4, lang bevor das Thema in größerem Rahmen theoretisiert und
medialisiert wurde. Auch hatten sehr viele inzwischen bekannte AutorInnen im „Auge“ ihre ersten oder eine
der ersten Veröffentlichungen. 2005 erscheint die runde Nr. 20 des heimlichen Auges, zusätzlich erschienen
bisher 4 lesbische Specials „Mein lesbisches Auge 1-4“, und 2 Ausgaben „Mein schwules Auge“.
„Losgelegt hatte Claudia Gehrke mit einem großen Versprechen: die in unserer christlich determinierten Kultur
gefesselt und geknebelt gehaltenen Ausdrucksformen der körperlichen Sinnlichkeit (wieder ein-) zu üben.
Etwas Erstaunliches sollte geschehen: es ist ihr gelungen, mit Fotografie und Bildender Kunst, Prosa und Lyrik
jedweder sexuellen Inszenierung Raum zu
schaffen, ohne den Eros zu zerstören.“
(Stuttgarter Zeitung)
„‘Mein heimliches Auge‘ ist ein Werk, das
bereits pansexuell war, lange bevor der
Begriff überhaupt in Mode kam, und die
Serie „Mein lesbisches Auge“ ist eine der
progressivsten Veröffentlichungen über
lesbischen Sex, die es im deutschsprachigen
Sprachraum gibt...“ (Siegessäule)
Literatur & Fotografie
Zunehmend mehr junge FotografIinnen
und AutorInnen fühlten sich im Verlag
aufgehoben. Vielleicht auch, weil sie hier
die Möglichkeit haben, sich zu treffen, sich
auszutauschen. Bis hin zur Buchgestaltung
arbeiten sie mit an der Entstehung dieses
Lustobjekts Buch.
D as Buch a l s
s innliches O b j e k t
Bücher sind sinnliche Objekte. Wir spielen mit der Inszenierung des
Blätterns.
6
Das Gefühl, ein Buch zu öffnen und durchzublättern, ist vielleicht vergleichbar mit dem Moment, ein
Geschenk auszupacken und noch nicht genau zu wissen, was darin ist.
„... Ich habe eine an Wahnsinn grenzende Leidenschaft für Bücher. Keine literarischen Werke, ich meine die
imaginären `Bücher´, die noch nicht geschrieben sind, noch nicht gebunden sind, in denen wir im Traum
fortwährend blättern, ohne sie verstehen zu können... Bevor ein Kind das Lesen lernt, lernt es das Blättern...
In meiner Volksschule herrschte einmal die Mode, die Röcke der Mädchen umzuschlagen, wie man die Seiten
in einem Buch umblättert. Wahrscheinlich nicht, um irgend etwas zu sehen, das Umschlagen der Röcke selbst
war das Ziel... Es müsste also Bücher nur zum Blättern geben...“ schrieb Yoko Tawada in ihrem ersten Buch.
Und an dieser Inszenierung des Textes zum Buch arbeiten die AutorInnen mit. So dass die Bücher nicht alle
gleich aussehen, sondern mit jeder Autorin, jedem Autor entwickelt sich ein eigener Stil. Am Anfang war es
darum schwierig, den Verlag im Buchhandel zu finden. Als wir jedoch in letzter Zeit einmal alle literarischen
Bücher von einem künstlerischen Buchgestalter machen ließ, gefielen sie zwar sehr, aber als erstes hörten wir
von den Autorinnen fast enttäuscht: die Bücher sehen ja gar nicht mehr aus wie aus Claudias Verlag... also
scheint’s doch so etwas wie ein “Verlagsgesicht“ zu geben, in all der Verschiedenheit...
D i e
w e i t e r e
E n t w i c k l u n g
Auf vielen verschlungenen und direkten Wegen kamen mehr und mehr
AutorInnen und kleine Buchreihen zum Verlag – wie „Tübingen Rive Gauche“
– beginnend mit dem Gespräch mit E. M. Cioran, in Folge zehn essayistische
Originaltexte vor allem französischer AutorInnen, u.a. von Alain Robbe-Grillet,
Sarah Kofman, Michel Butor, Hubert Fichte.
1984 erscheint mit „Der Tod der Moderne“ eine Diskussion um den Stand von
Politik, Feminismus und Kunst mit Jean Baudrillard, Gerd Bergfleth, Marlies
Gerhardt, Ute Gerhard, Michael Rutschky, Ulrich Sonnemann u.v.a. Das Buch
erlebte fünf Auflagen... 1984 erscheint auch das „konkursbuch 12“ zum Thema
FrauenMacht, das ebenfalls viele Auflagen hatte, und aus dem einige Texte
immer und immer wieder in einschlägigen frauenpolitischen Sammelbänden
nachgedruckt wurden.
So unterschiedlich sie schreiben oder ihre Bilder gestalten, die AutorInnen
des Verlages verbindet vielleicht ein Gespür für Situationskomik und eine
Jean Baudrillard, Paul Virilio, Claudia Gehrke
spezielle Nähe zu den Figuren im Text/auf dem Bild. Es gibt keine, über
1983
die sich die AutorInnen oder FotografInnen erheben, zynisch, wie häufig in neuerer Literatur/oder glatt
objektiviert, wie in vielen „Erotikfotos“. Die Dargestellten werden uns auch in ihren Schwächen sympathisch.
Die Autorinnen benennen Details des sexuellen Spiels, erzählen unverkrampft, „leichtfüßig und tabulos“
(Neue Zürcher Zeitung) von den Fallen der Liebe und den Tücken des Alltags. Sie schildern Ambivalenzen
zwischen Sehnsucht und Realität, zwischen Traum und Erwachen, zwischen den Sprachen und Kulturen. Denn
selbstverständlich geht es nicht in allen der von uns verlegten Bücher in direktem Sinne um Erotik. Doch alle
unsere Bücher spielen mit einem sinnlichen „Zwischen“.
„Es handelt nicht von ‚Europa‘ versus ‚Asien‘, oder umgekehrt. Es ist ein Buch aus dem Niemandsland, da, wo
kein Wort und kein Name und kein Zeichen mehr etwas bedeutet, sondern wo alles in Frage gestellt ist, und
wo nur das Empfinden, das Erfahren, das Sprechen selber zählt. Und dann wird dieser kleine Band plötzlich
so etwas wie ein Modell von utopischem Erzählen und von utopischem Reisen.“
(Wim Wenders über Talisman von Yoko Tawada). „...dazwischen die kleinen Helden, die Looser, die sich
so durchschlagen, auf der Suche nach dem kurzen Rausch des Vergessens. Rabsch bleibt seinen Figuren
mit kritischer Sympathie verbunden.“ (Stuttgarter Zeitung) „Rabsch‘ Sprachmacht ist enorm. Es gelingt ihm
immer wieder, subjektive Wahrnehmungen zu beschreiben, als befänden sich seine Protagonisten in einem
Zustand hohen Fiebers... Seine Sätze wirken wie Laserstrahlen, die das Gedachte, Gefühlte, Wahrgenommene
gleichzeitig beleuchten und zu verbrennen scheinen...“ (Matthias Horx, Die Zeit)
Es gibt keinen Plan. Es ist schwer vorhersagen, welche neuen Projekte wir in einigen Jahren machen werden.
Die Bücher entstehen aus der Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen, aus politischen Diskussionen
und privaten Vergnügungen, Abschweifungen, Zufällen und Begegnungen.
7
AUSEINAN D E R S E T Z U N G E N
Die PorNO-Debatte
1988 brandete die PorNO-Debatte auf. Die
Bilderflut der herrschenden Pornografie durch
Gesetze einzudämmen, war das Anliegen von
Alice Schwarzer und EMMA. Unser Versuch war
und ist, diese Bilderflut anarchisch und subversiv
zu unterlaufen durch die Produktion „eigener“
Bilder ... Das Buch „Frauen und Pornografie“
erscheint, C.G. wurde als Sachverständige zum
SPD-Hearing und Grünen-Hearing eingeladen
– mit – so schrieb die FAZ – einem „brillanten
Plädoyer gegen die Zementierung einer
weiblichen Opferrolle“, das unter dem Titel
„Anregungen zu einer Politik erotischer Kultur
von Frauen“ abgedruckt wird (in: „Frauen &
Männer und Pornographie“, FischerTB), der
PorNO in Tübingen 1988, CG mit Rechtsanwältin u. EMMA-Redakteurin (Foto: Tagblatt
Spiegel machte ein Titelthema „Frauen und
Pornografie“, kurz nach der Wende veröffentlichte C.G. einen danach häufig zitierten Text in der Ostberliner
Kulturzeitschrift „Sondeur“: Plädoyer für scharfe Schamlippen. Die Medien interessieren sich zunehmend für
„Erotik von Frauen“. Der Verlag wird immer wieder in Fernsehen & Illustrierten unter diesem Gesichtspunkt
porträtiert, Claudia Gehrke in die diversen Talkshows eingeladen, und auf vielen großen Veranstaltungen
quer durchs Land wurde zwischen EMMA-Redakteurinnen und anderen „Fachfrauen“ diskutiert. In Tübingen
gab es ein solches Streitgespräch nach einer von uns organisierten „Sexshow von Frauen für Frauen“ am
Theater, zu der über 600 Frauen gekommen waren. Die Show (ein authentischer SM-angehauchter Akt
eines „ganz normalen“ Frauenliebespaares aus Amsterdam) wurde von einem Teil des Publikums empört
unterbrochen, „zensiert“. Aber das ganze weibliche Tübingen war dort. Noch ein, zwei Jahre danach wurde
C.G. an den überraschendsten Orten darauf angesprochen: von Angestellten bei der Kreissparkasse oder
bei McDonalds, von Buchhändlerinnen und Professorinnen.
Rechtliche Probleme
Juristische Auseinandersetzungen gab es aus Rache, Neid, Eifersucht, aufgrund eines Missverständnisses,
aus Konkurrenz, aufgrund von Verwechslungen, oder von Fehlern bei der Produktion... Es gab
Doppelgängerinnen, die sich auf Bildern wiederzuerkennen glaubten und klagten, obwohl sie nicht drauf
waren, Einsendungen fürs Heimliche Auge, die die AutorInnen hinterher ungeschehen machen wollten
(daher gab es oft Variationen in den Nachauflagen der AUGEn – die erste Auflage gibt es nur auf der
Frankfurter Buchmesse und in der ersten Auslieferung)... Der schlimmste Alptraum in dieser Hinsicht wurde
allerdings die Verfolgung einiger Bücher des Verlages unter dem Aspekt Pornografie oder Kunst.
1996 beginnt diese Auseinandersetzung ums AUGE – initiiert von einem Privatverfolger, der nach den
Comics von Ralph König das AUGE aufs Korn nahm, Textausschnitte und einzelne Bilder, vor allem von
weiblichen Geschlechtern, an die diversen Bundestage, das BKA, die Bundesprüfstelle und Jugendämter
faxte, sie dazu bewegte, ein Indizierungsverfahren einzuleiten. Parallel dazu kamen staatsanwaltliche
Anklagen, eine Durchsuchung der Verlagsräume etc. Die Bundesprüfstelle hat sich jahrelang mit den
Büchern auseinandergesetzt, und diese Auseinandersetzung hat sicher dazu beigetragen, den Jugendschutz
differenzierter anzugehen als noch unter dem vorhergehenden Leiter der BPS, der ein Winkelmesser (bei
Männern) und den Retuschestift bei Frauen (nur unscharfe Schamlippen – da Mann dort sexuelle Erregung ja
nicht eindeutig erkennen kann) zur Grenzziehung zwischen Pornografie und Kunst ansetzte (Pornografie sei,
was „ausschließlich dazu dient, sexuelle Erregung zu erzeugen“ und „sozial zu desorientieren“...). Dennoch
listeten die diversen Staatsanwaltschaften vor allem die Bilder mit „scharfen Schamlippen“ auf... Das AUGE
wurde bislang immer überzeugend als Kunst gewertet – doch die Prozesse bringen den Verlag an seine
– ökonomischen – Grenzen.
8
„Liebe Claudia Gehrke, es tut mir leid für Sie, wenn Schlachten, die nicht nur für die Grundsätze der Ästhetik,
sondern auch diejenigen der modernen Rechtssprechung längst geschlagen sind, immer wieder ausgetragen
werden müssen – nicht etwa auf dem breiten Rücken des grenzüberschreitenden Porno-Vertriebs, sondern
auf dem empfindlichen Rücken eines kleinen Kunst-Verlags, der, in der Tat, auch rechtsirrtümlich und gegen
alle liberale Vernunft ganz leicht gebrochen werden kann – als hätten wir zu viele davon, und als wäre der
ökonomische Zwang der passende Vollstrecker für die sittliche Entrüstung. (...) Ich kenne die Kontexte, die der
konkursbuchverlag herstellt, ein Verlag, der Autorinnen vom Range Yoko Tawadas veröffentlicht; ich verdanke
ihm viel an Einsichten, Anregungen, Provokationen, und unter diesen ist natürlich die erotische nicht die
Geringste – wie alles für die menschliche Existenz Grundlegende.“
schrieb uns Adolf Muschg.
Aus dem Gutachten:
„Das heimliche Auge ist ein dynamisches Kunstwerk, in dem jeder einzelne Beitrag in ein Netz von
Interpretationen einbezogen wird. Bilder und Texte gehen Beziehungen miteinander ein, sie variieren
einander, widersprechen einander, ergänzen, unterminieren oder extrapolieren einander. Abstrakte Kunst
und realistische Fotografie, ernste Darstellungen und ironische Kritik reflektieren
einander und eröffnen neue Horizonte, die über das Einzelne hinausweisen...
Eine solche Verfahrensweise sei als absolutes Gegenteil zu pornografischen
Verfahrensweisen zu betrachten, da diese, um ihres Zieles schnellstmöglicher
Lustbefriedigung willen, auf Eindeutigkeit und Eindimensionalität beharren
müssen, so dass im Falle der Pornografie die Summe der ästhetischen
Erfahrungen um ein Vielfaches geringer sei als die Anzahl der Darstellungen, im
schlechtesten Fall bliebe nur eine einzige Erfahrung, die der ‚Aufreizung‘.
‚Mein heimliches Auge‘ bietet eine multiperspektivische Darstellung von
Sexualität, die gleichzeitig ausnahmslos jedem Rezipienten einen immer neuen
fremden Blick auferlegt, denn er kann auf keiner Seite mit einem Beitrag rechnen,
der seine eigenen sexuellen Bedürfnisse bedient. Durch diese Fokussierung der
Wahrnehmungsstrukturen selber rückt – aller deutlichen Bildlichkeit zum Trotz
– die kulturelle zwischenmenschliche – demokratische, produktive (sozusagen der
Blick von Foucault) – Bedeutung von Sexualität in den Vordergrund.“
„Sie stehen erfreulich quer zum Zeitgeist“
(NDR)
„Eigenwillig, irritierend, intelligent“
(Der Spiegel)
1990 vom japanischen Zoll
zurückgeschickte Bücher, mit den Zetteln
auf den verbotenen Seiten
. . . u n d w i e ka m e n d i e B ü c h e r z u m Ve r l a g ?
Das Auge
1979 lernte C.G. auf der Buchmesse im Atelier Rambow, wo sie aus einem nicht mehr nachvollziehbaren
Grund eine Nacht verbracht hatte, vermutlich nach einem Fest und zuviel Wein – den Schriftsteller und
passionierten Sammler Uve Schmidt kennen. konkursbuch Sechs, Erotik, war gerade in Arbeit. Uve Schmidt
zeigte C.G. seine erotische Sammlung. Zuerst einen Dildo aus schwarzem Holz. Dann Kisten voll mit
„Waschküchenpornografie“: Fotos aus der Frühzeit der Fotografie, die häufig in Waschküchen entwickelt
wurden – Bilder, auf denen die Lust in doppeltem Sinne sichtbar wird: Die Lust an einem neuen Medium,
das alles auf Papier bannen kann, also das Vergnügen daran, sich fotografieren zu lassen, und das
Vergnügen am Sex. Diese alten Fotografien erinnerten an ein erstes „voyeuristisches“ Erlebnis: im Schrank
des Vaters hatten C.G.s Schwester und sie alte Stripteasefilme entdeckt und heimlich angeschaut. Und hatten
Vergnügen an diesen weichfleischigen Frauen, die sich lachend, mit deutlichem Spaß an der Sache und mit
den ruckelnden Bewegungen der alten Stummfilme auszogen. Zur Erotik gehört das Schauen. Doch was
gab es an erotischen Bildern: Werbefotografie mit dümmlich anreizenden Frauengesichtern – die Gesichter
in mancher Werbefotografie oder der Heftchenpornografie, die kaum Lust ausdrücken, sondern: he, du
da draußen, du kannst mich auch noch haben (oder das entsprechende Produkt) – und so entstand im
Gespräch mit Uve Schmidt inmitten der ausgebreiteten lustigen und lustvollen alten Fotos die Idee, ein Buch
parallel zum Konkursbuch „Erotik“ zu machen – ein Bilder- und Textbuch, zu dem C.G. von Anfang an vor
allem Frauen einladen wollte, des aktuellen historischen Ungleichgewichts wegen... und U.S. wollte Künstler
einladen, die Frauen zu gewinnen, war anfangs nicht einfach...
9
Yo ko Ta w a d a
Yoko Tawada, 1987 im Verlag
Als Peter Pörtner 1984 zurück aus Japan war, besuchte C.G. ihn im Hamburg.
Wir planten die JAPAN-Lesebücher. Er las das Gedicht einer Japanerin vor, die
er gerade kennen gelernt hatte. Vielleicht das Gedicht, in dem die Titelzeile
„Nur da wo du bist da ist nichts“ des ersten Buches von Yoko Tawada vorkam.
C.G. war hingerissen. Wollte von diesem Moment an mit dieser Schriftstellerin
ein Buch machen – und kannte nur diesen einen Text aus dem Mund von Peter
Pörtner. Kurz darauf lernte sie Yoko Tawada kennen. Mit ihrem Buch. Sie hatte
es sich selbst gebastelt, ein kleines Kunstwerk zum Blättern in Streichholzschachtelgröße, japanisch und deutsch, gegenläufig zu lesen. Peter Pörtner
übersetzte ihre Texte.
Das inzwischen in der
fünften Auflage gedruckte
Buch sieht diesem kleinen
Spielzeugbuch sehr ähnlich...
Ein Text darin erzählt von einer
Bücherliebhaberin, die im Traum dauernd in Büchern blättert,
die noch nicht geschrieben sind... Dieses Buch erzählt so viel
vom Büchermachen, dass wir es immer wieder zitieren, um
den Verlag in Kurzform zu beschreiben: „Das chinesische
Schriftzeichen für Körper setzt sich zusammen aus den Zeichen
für Mensch und Buch. Heißt das, dass der Körper ein Buch ist,
das nur in der Welt ist, wenn jemand in ihm blättert?... “
Blättern als erotisches Moment – Es geht nicht unbedingt
darum, etwas zu sehen, sondern um den Moment des
Peter Pörtner, ca. 1998
Umschlagens, des Blätterns selbst (klar, Sie wissen es, man sieht auch „was“ in unseren
erotischen Büchern... aber zugleich geht es um das „Dazwischen“, zwischen den deutlichen
und sanften Bildern der Lust, den theoretischen und poetischen Texten) – und insofern war dieses Buch
von Yoko Tawada nicht nur, weil es ihr erstes Buch war, sondern überhaupt für den Verlag und für unser
Verständnis von Erotik wichtig.
„Yoko Tawada beschreibt die Welt so, wie sie aussähe, könnte man gleichzeitig träumen und hellwach sein...“
(die tageszeitung)
Wir publizierten ihre ersten Texte in „Mein heimliches Auge 2“ (1985) und Japan-Lesebuch (1986). 1997
erschien „Nur da wo du bist da ist nichts“ – 1991 begann sie in Japan Bücher zu publizieren, ihren ersten
Text auf deutsch, „Wo Europa anfängt“, schrieb sie 1989 für „konkursbuch Reisen“. Inzwischen ist Yoko
Tawada eine international erfolgreiche Schriftstellerin, mit Literaturpreisen geehrt (zuletzt, März 2005,
Goethemedaille), ihre Bücher wurden ins Englische, Italienische und Französische übersetzt. Sie hatte über
500 Lesungen in aller Welt.
Das Japan-Lesebuch entwickelte sich ebenfalls
zu einer kleinen Reihe, mit essayistischen
Texten zu Kultur, Psychologie, Wirtschaft,
Philosophie in Japan und vielen in Deutschland
erstveröffentlichten Erzählungen und Gedichten.
„Die Japan-Lesebücher gehören wohl
zum Gründlichsten, Kenntnisreichsten und
Kurzweiligsten, was es bei uns zu diesem Thema
gibt“. (Frankfurter Rundschau)
10
La Palma & Canarias
Anfang der 80er Jahre fuhrC.G. auf die Insel Lanzarote und verliebte sich in diese Insel, „floh“ 1982 vor dem
Massentourismus auf die Insel La Palma. Und verliebte sich auch in diesen Ort. Die Folge: 1985 erschien
das erste Reisebuch, das es von dieser Insel gab. Eine Mischung aus Essay, Literatur von Autoren der Insel,
zweisprachig, mit unspektakulären Bildern kleiner Details – keine Postkartenlandschaften, kein Reiseführer.
Es wurde von den inzwischen sicher über 20 erschienenen Reiseführernicht ersetzt und ist in der 8. Auflage.
„Das schönste Reisebuch aller Zeiten“ schrieb die Berliner Zeitschrift „tip“. Später las C.G. auf der Insel
das Manuskript von Harald Körke „Noch ein verdammter Tag im Paradies“. Lernte ihn dann auf dieser
„Aussteigerinsel“ kennen – viele gingen nach Tschernobyl dorthin, manche sogar, weil sie das La-Palma
Buch gelesen hatten – so der Berliner Auslieferer des Verlags oder der Gestalter des La Palma Buchs. Über
La Palma also schrieb Körke diese melancholisch-komischen Geschichten, die sich als Bestseller entpuppten
– seine über 17-jährige Existenz auf der Insel aber beendeten. „Körkes Geschichten sind kleine manchmal
chaplineske aber nie ins pur Lächerliche gehende Balladen über einen Haufen von Missverständnissen und
Desillusionierungen. Sie erinnern in ihrer seltsam distanzierten Üppigkeit an die frühen Geschichten von
Marquez...“, schrieb Matthias Horx in „Die Zeit“. Auch in Udo Oskar Rabsch‘ Romanen „Tazacorte“ und
„Kaiman links“ taucht man in die extremen, beunruhigenden und berauschenden Landschaften dieser Insel.
Irgend jemand, man hat nie herausgefunden wer, jemand, der sich vielleicht zu erkennen glaubte – obwohl
diese Geschichten auf jeder Insel hätten spielen können – setzte Körkes Häuser in Brand, der Autor verließ
die Insel. Aber er schrieb weiter über das Leben auf Inseln. Über La Palma schrieb er noch „Die Kräuter des
langen Lebens“ (Interviews mit Uralten auf der Insel, sowie die Beschreibung der Kräuter – allerdings gab es
auch hier wieder eine (kleine) Katastrophe: Übersetzungsfehler – so wurde der palmesische Spezialausdruck
für eine Heilpflanze ins Deutsche
mit einer äußerst giftigen Pflanze
übersetzt... (wir klebten natürlich eine
Korrektur ein... überhaupt haben
wir diverse hübsche Korrekturzettel
produziert: so schnitten einmal alle
Mitarbeiterinnen
2000 Fische aus
Silberpapier für
ein Buch von Yoko
Tawada aus, in
dem bei einer
Nachauflage durch
eine Korrektur einige
Zeilen am Ende der korrigierten
Seiten verschwunden waren...)
Im Herbst 2005 wird das „Kanarische
Lesebuch“ erscheinen,
wieder zweisprachig,
historische und aktuelle
Texte von kanarischen
und deutschen Autoren
und viele teils historische
Bilder: Kunst & Fotografie.
Liebeserklärungen,
Dokumente einer
Sehnsucht, Beiträge über
das Kommen und Gehen...
11
...Autorinnen,
Autorinnen
Regina Nössler schickte ihre erste
Geschichte über ein erotisches Abenteuer
im Sauriermuseum „...wäre es mir ein
Rätsel wo sie sonst zu veröffentlichen wäre
wenn nicht bei Ihnen.“ C.G. las den Text
erst Monate später – und war begeistert.
Es folgte ein unterhaltsamer Briefwechsel,
damals noch handschriftlich (zunächst per
Post, später als große Neuerung per Fax,
Email gab’s noch nicht), gespannt erwarteten
wir die jeweils neuesten Kapitel des Buches
über das Frauenpaar Henriette und
Hildegard, „Strafe muss sein“. Es handelt
Claudia Gehrke, 2002
von den Ambivalenzen aus Gemeinheit und Lust, die sich in jeder
langen Beziehung aufbauen – ein sehr komisches und zugleich
sehr erotisches Buch, selten in deutscher Literatur. Es folgen
Erzählungen – mit der in vielen Anthologien nachgedruckten
Titelgeschichte „Wie Elvira ihre Sexkrise verlor“ und viel & gut
rezensierte Roman „Wahrheit oder Pflicht“ über die Pubertät.
Dagmar Fedderke, Regina Nössler und Yoko Tawada 2002
Sie schildert mit detailgenauem Blick die Fallen des Alltags und
in Beziehungen. Über Nösslers zuletzt erschienenen Roman
„Eifersüchtig durch den Winter“ schreibt das „magdeburger citymagazin“: „...gehört zum Komischsten und
gleichzeitig Ehrlichstem, das die deutsche Literatur in letzter Zeit hervorgebracht hat. Weitab vom Geschwafel
sogenannter Popliteraten ist ihr ein unglaublich unterhaltsames und vielschichtiges Buch gelungen, das vielleicht
gerade deshalb heraussticht, weil es eigentlich nichts Besonderes sein will.“ Regina Nössler gibt außerdem
„Mein lesbisches Auge“ mit heraus, und sie hat Konkursbuch-Themen vorgeschlagen und herausgegeben, so
konkursbuch 33, „Blut“, 36, „Haare“, 41, „Haut“, 44: „Schreiben“.
Von Annette Berr las C.G. vor vielen Jahren mit großer Begeisterung „Nachts sind
alle Katzen breit“ und versuchte daraufhin jahrelang vergeblich, sie zum heimlichen
Auge einzuladen – vergeblich deswegen, weil sie eine Zeitlang nur Musik machte. Der
Verlag, in dem ihre ersten Bücher erschienen, existiert nicht mehr – und als sie wieder zu
schreiben begann, kam sie mit der „Orgasmusmaschine“ zu uns. Zuletzt erschienen ihre
gesammelten Lieder & Gedichte „Ein Wimpernschlag, der Fallbeil ist“.
Sigrun Casper, 2002
Annette Berr, 2001
Ein Manuskript wurde C.G. von Andreas Meyer vom Merlin Verlag weitergereicht: Dagmar Fedderke, Die
Geschichte mit A. Sie las es im Zug, auf der Strecke Stuttgart-Berlin, in einem Atemzug,fasziniert von der
schnörkellosen Sprache, die scheinbar auf der Oberfläche der Ereignisse bleibt, und damit die Paradoxien
des sexuellen Lebens, und auch die Gefühlstiefen viel besser einfing als
jene schwülstigen gefühlsbeladenen Texte, die man zu der Zeit vor allem
zu lesen bekam. (Später vermissten besonders männliche Rezensenten die
„Gefühle“). Dieses Buch wurde einer unserer „Bestseller“, ein literarischer
„Frauenporno“, ein erotischer Klassiker, der sich auch heute noch in achter
Auflage verkauft – erschienen 1993 lang vor den immer wieder auftauchenden
medialen Begeisterungsstürmen für DIE neuen erotischen
Autorinnen aus Frankreich und dem Rest der Welt.
Auch Fedderkes zweites Buch, „Notre Dame von hinten.
Liebesgeschichten aus Paris“ ist inzwischen in der sechsten
Auflage, zuletzt erschien, „Rendez-Vous de Charme“.
Ein anderes Manuskript kam von auf Empfehlung des
Autors Mario Wirz: Sigrun Caspers Geschichte einer
unmöglichen Liebe, Handschrift eines Mordes... Wieder
fesselte das Buch sofort, wieder im Zug,: „Ein ausgefeiltes
Dramolett“ (Magazin). Weitere Bücher: „Bleib Vogel“
(Liebesgeschichten, zwischen Freiheitsanspruch &
Sehnsucht nach Gebundenheit)
12
Krista Beinstein & Cléo Uebelmann
Claude Alexandre und Veronika Nadj
Claire Garoutte, alle Verlagsfest 1996
Roman„Salz und
Schmetterling“ (zarte
Geschichte einer
Urlaubsliebe, „herzhaft,
echt und unsentimental“),
die Miniaturgeschichten
„Zweisamkeit“ („Ihr
gelingt es, an der
Imagination zu zündeln“
(Badische Ztg.). Herbst
2005 ein Roman mit
ungewöhnlichem Thema:
„Eine andere Katze“.
Phoebe Müller (1999), Sonja Ruf 2001), Brigitte M.Mayer (1995), Udo O. Rabsch (1981)
C.G. hätte nicht gedacht,
dass ein „nicht-menschliches“ Thema so fasziniert, und las das Manuskript zunächst „privat“, nicht unter dem
Aspekt der Veröffentlichung – und konnte nicht mehr aufhören zu lesen: was könnte es heißen, in einer von
festen Regeln der Natur (oder der Kultur) bestimmten Welt anders zu sein. Spannend wie ein Krimi...
Sonja Ruf schickte immer wieder Beiträge für „Mein heimliches Auge“, „Gerne hängt sie ihren Träumen
und Fantasien nach, und ebenso gern folgt man ihnen, weil sie so leicht und schön hingetupft sind.“ schrieb
DIE ZEIT zu ihrem ersten bei uns erschienenen Roman „Sprungturm“. Andere
Autorinnen wurden mir von meinen meist sehr jungen Lektorinnen vorgeschlagen...
So verlegten wir die ersten Bücher der inzwischen recht bekannten Karen-Susan
Fessel, ihr erstes hieß „Abends mit Beleuchtung“, entdeckt und lektoriert von
Ursula Hepp. Phoebe Müllers weiblicher Western „Fernes Feuer“ wurde von Kim
Riemann gefunden – zu ihrem zweiten Buch „Schlachthof der Lüste“ schrieben die
Schlagzeilen: „Ein Beweis, dass geile Geschichten auch künstlerisch hervorragend
geschrieben sein können.“ Die „Kurgänger“ von
Elisabeth Göbel, ein mit zarter Ironie gespickter
Text über ein „mittelaltes Ehepaar“ wurde begeistert
von einem 19-jährigen Praktikanten aus den
Manuskriptkisten gefischt. Stephanie Selliers
köstliche Kurzgeschichten las Anja Hansen-Schmidt.
„Sie bringt das Zwerchfell zum Beben. Mit viel Liebe
Daijna Roos
zu Peinlichkeiten, absurden Zwischenfällen und Situationskomik skizziert
sie die Leidenschaften des Lesbenalltags“, schrieb das Schwäb.Tagblatt zu
„Frisch aus der Hölle“. Herbst 2005 erscheint ihr drittes Buch.
Geschlechterverwirrungen in Paris – die Fotografin Daijna Roos mit ihrem
Thema „Androgyn“ lernte C.G. bei Claude Alexandre kennen, Claire
Garouttes Buch war für französische Verlage zu schwierig, Alexandre
Dupouy regten die AUGEn zu seinen colorierten Szenen an. Und als
Claude Alexandre uns Bilder zuschickte, hielten wir sie für einen Mann
– und wollten nur darum kein Buch mit ihr machen – weil wir anfangs
ausschließlich Fotobücher von Frauen zu verlegen vorhatten. „Sublime
Mutations“, so der Titel des Fotobuchs von Del LaGrace Volcano – in
dem sie/er sich mit Körpern zwischen alt und jung, gesund und verletzt,
männlich und weiblich, mit der Erotik der Verwandlungen beschäftigt. Wir
verlegen inzwischen also auch Bücher von männlichen Fotografen, deren
Ästhetik sich von der gängigen „Herrenmagazin“- Bilderwelt unterscheidet
– etwa die Aktportraits von Thomas Karsten. „Karsten liefert ehrliche Akte
und einen fast femininen Blick.“ (Fotomagazin) oder die colorierten Szenen
von Alexandre Dupouy. „Zwischen den Geschlechtern“ bewegen sich auch
der spanische Fotograf César Saldívar („Juegos de luces“, „Spiegelungen
des Weiblichen“ und „Reflexionen des Männlichen“, eine Formensprache
der Körper, fast im Stile vonMan Ray) und die Ostberliner Fotografin Anja
Müller, die Männer und Frauen in zarter Sinnlichkeit inszeniert, beim Sex
fotografiert. Bekannt wurde ihr Buch „Sechzig plus“: „Sie zeigt, dass Erotik
alterslos ist... Verschämtheit und Aufbegehren, Zweifel, sich auf die
13
Situation eingelassen zu haben und spitzbübische Lust, sich zu zeigen... Humor, Schalk, Selbstironie,
Mädchen- und Jungenhaftigkeit fliegen mich an.“ Bridge Markland sprach C.G.nach einer Veranstaltung
an und zeigte Bilder. Später sprang sie bei einer der ersten Love-Bites-Shows für eine krank gewordene
Künstlerin ein, und ist seitdem mit ihren Performances auf fast allen unseren Love-Bites-Veranstaltungen
dabei – und publizierte ihre Bücher „Portraits“ und „Stripped“. Die Fotografin/Filmemacherin Cléo
Uebelmann traf C.G. Mitte der 1980er auf dem berühmten „Secred Minds Festival “ in Köln, auf dem
ihr Film „Mano Destra The Dominas“ vorgeführt und heftigst mit Alice Schwarzer diskutiert wurde. Diesen
„Klassiker“ gibt es bei uns auf Video, und dazu das Buch mit Stills und anderen Fotos. Krista Beinstein
sah das Buch von Cléo Uebelmann und schickte mir dann ihren „Rausch der Triebe“. „Seit Jahren
beschäftigt sie sich in ihrer Kunst unbeirrbar mit Grenzüberschreitungen in der weiblichen Sexualität. Ein
wahres bad girl.“ (O) Inzwischen sind 7 Fotobücher von ihr im Verlag erschienen.
Gerburg Treusch-Dieter lud mich 1984 zum Seminar „Frauen und Macht“ nach Berlin ein – seitdem
entwickeln wir immer wieder einmal in „becircenden“ Gesprächen konkursbuch-Themen und Texte für die
konkursbücher und die heimlichen Augen – die „heimlich“ unter verschiedenen Pseudonymen erscheinen...
Zuletzt hat Gerburg Treusch-Dieter konkursbuch 42, Auto, mitherausgegeben. Andere traf C.G.auf der
Buchmesse – in einem Zustand nachproduktiver Leere. Thomas Karsten stellte zusammen mit HoldeBarbara Ulrich sein erstes Buch „Transsexuelle in Deutschland“ vor – inzwischen gibt es 5 großformatige
Fotobände, und einen kleineren, „Days of Intimacy“ – eine Liebesgeschichte mit der Kamera, „...ein Rausch
auf Zelluloid, fast wie in einem Roman von Henry Miller“ oder „...kann man einen Menschen mit der Kamera
lieben? Man kann...“ schrieben die Rezensenten. Karin Rick kam einst mit dem Projekt „Das Sexuelle, die
Frauen und die Kunst“: es wurde konkursbuch 20. Frühjahr 2005 erscheint ihr viertes Buch bei uns, der
Roman „Wilde Liebe“:„...wie durch ein Brennglas analysiert sie die Feinmechanik menschlicher Beziehungen“
(Dr. Matt, Direktor der Kunsthalle Wien). „Sie kann die Ambivalenzen der Lust messerscharf erkennen“
(lespress), und „geil ja, für Voyeure nein“ (Buchkultur, zu dem Roman „Sex ist die Antwort“). Brigitte Maria
Mayer kam mit Ina & Asteris Kutulas (von ihnen waren Übersetzungen von Ritsos, und eigene Texte zu
Griechenland bei uns erschienen) – und zeigte „perfext sister“: „Ein intimes und höchst sensibles visuelles
Angebot an Männer und Frauen, für die ein entblößter Körper alleine nicht reicht.“(Photonews). Wir druckten
für dieses Buch Lichtdrucke als ersten Auftrag nach der Wende 1990 in der Leipziger Lichtdruckerei (und
bereiten im Moment eine broschierte neue Auflage vor). Als das Buch ein Jahr später erschien, lernte sie
auf der Buchmesse Heiner Müller kennen... Manche Bücher wurden in der Produktion immer teurer – die
Verführung durch zauberhafter Gestaltungsideen – Lichtdrucke hinter handeingebundenem Seidenpapier,
Zwiebelpapier, Golddruck, Job-Parilux-Papier, auf dem Lack gebraucht wird, damit die Druckfarbe nicht
abfärbt, speziell gefaltete Schutzumschläge, transparente Schablonen... diese Verführbarkeit brachte uns
immer wieder einmal in große ökonomische Schwierigkeiten....
Doch mit das Schönste an der Verlagsarbeit ist sie immer noch: die Druckvorstufe, das Selber-Basteln:
Fotosession für „Mein heimliches Auge“ im Garten von Hans-Dieter Bahr
14
Titelbildproduktionen „Mein heimliches Auge“, Nr. VIII, X und IV
Produktionsgeschichten
Vor der Frankfurter Messe verbachte C.G. (& Praktikantinnen) bis vor zwei Jahren immer ein bis zwei Wochen
in der Druckerei. Und bei Günter Seidel, dem Maler, Grafiker und Layouter des Heimlichen Auges, das
jedes Jahr vor der Frankfurter Buchmesse produziert wird. Auf dem Fußboden die von Seidel liebevoll per
Klebeumbruch nach C.G.s Kombinationsideen zusammengebauten Seiten, dazwischen kriechend C.G., eine
PRaktikantin und manchmal Uve Schmidt als „männlicher“ Blick. Wir schieben das ganze hin und her, bauen
noch etwas ein, und zum Schluss irgendwann funktioniert die Anordnung, die Collage aus kontrapunktisch
spielenden Seiten. Inzwischen entsehen auch die „Augen“ und die „konkursbücher“ am PC in Hagelloch,
die Mitherausgeberinnen oder der inzwischen 80-jährige Layouter G.Seidel sitzen neben C.G. Manchmal
möchte G. Seidel auf den Bildschirm zeichnen, so wie er früher in die Leerräume des Klebeumbruchs
gezeichnet hat, um zu verdeutlichen, welches Bild er sich da vorstellen könnte. Manchmal haben wir einfach
seine Originalskizzen gelassen. Fast alle Bücher werden mit den Autorinnen zusammen gestaltet, es werden
Farben ausgewählt, Schriften diskutiert und Titelbilder gefunden. Viele Bücher sind auf dem Fußboden der
Verlagsräume entstanden, aus einer großen Menge Kisten mit eingegangenen Beiträgen: da sitzen die
zwei bis drei Herausgeberinnen in Hagelloch und „basteln“ Bücher... Manchmal erfinden sie im letzten
Moment kleine Gemeinschafts-Gedichte, um eine Lücke im Layout zu füllen, oder fotografieren, was fehlt...
Titelbildideen mit Aufklappeffekt entstehen und werden von professionellen Fotostudios verwirklicht – oder
auch mal „privat“. Und wenn wir dann mit jener leicht depressiven Leere nach dem produktiven Rausch auf
der Messe sitzen, finden wir dort natürlich in jedem ersten Exemplar Druckfehler, die vorher keiner gesehen
hatte, oder ein Bild, das auf dem Kopf steht...
Titelbildproduktion von Regina Nössler, „Eifersüchtig durch den Winter“
Titelbildproduktion Auge XVII, 2002, Fotografin: Anja Weber
15
Alltag
Bisher klingt es so, als würde die Verlegerin sich permanent in Autorinnen
oder Texte verlieben und dann einfach Bücher machen... Nun noch etwas
zum Alltag.
In den ersten Verlagsjahren – als der Verlagsraum in besagtem
Altstadthaus war – schleppten wir die Bücher in den dritten Stock
und machten von dort die Auslieferung selber, bis wir etwa 1982 zur
SOVA gingen. Wir, das heißt wechselnde FreundInnen und C.G. Vor
dem Gang zur Auslieferung versuchte sich kurze Zeit der Vater und
dann der Bruder nach dem Abitur mit der Auslieferung aus Frankfurt,
mit handgeschriebenen Rechnungen... und in der Münzgasse lebte
der Verlag inmitten von
Praktikantin Kerstin Mächler bei der Assistenz zum
Umbruch „Auge“ in der Wohnung des Layouters.
Bücherkisten, sogar unsere
Betten waren auf Bücherkisten
gebaut, und zwischendrin der
„Mittwochssalon“.
Günter H. Seidel, der Layouter des „Auges“ auf der
Buchmesse, mit der Tänzerin und Puppenspielerin
1982 zog C.G. samt Verlag
Carola Pander, die uns auf Love Bites und
um nach Hagelloch, ein
Buchmessen mit ihren Darstellungen als lebendige
idyllisches Dorf auf einer der
Puppe oder erwachende Venus begleitet.
vielen Anhöhen Tübingens am
Schönbuchrand. Eigentlich planten wir, nach Westberlin zu ziehen
– uns schreckte jedoch die Insellage ab – so wurde es Hagelloch
– in der Mitte zwischen Paris, Wien, Berlin, München, London,
Mailand, Madrid – die
Städte, in denen die
BuchautorInnen des
Verlags leben – seit
der Wende immer
mehr in Berlin. Auch
der Verlag hat dort
bei einer Autorin ein
Gastzimmer...
Also: Hagelloch,
ein kleines Haus
am Friedhof, unten
wohnen Schwester
& Nichte, Hund &
Katze, oben im Dach
die Verlegerin &
Autorinnen auf Reisen,
und in der Mitte
der Verlag. Ganz
im Sinne des ersten
Layouts der Bücher:
schwarzer Kater
mit weißem Fleck,
schwarze Hündin mit
weißem Fleck, und
ein schwarzes Auto
mit Beulen... und
permanent unterwegs.
Layout von Anja Müllers Fotobuch „Männer“ im
Hagellocher Dachstock mit Silvy Chakkalakal,
Ruth Stützle, Anja Müller...
Thomas Karsten in der Druckerei
Jocelyne u.Alexandre Dupouy in der
Druckereimit Druckereimitarbeitern
16
Seit etwa Mitte der 80er Jahre beschäftigt der Verlag
ein oder zwei MitarbeiterInnen, stundenweise. Die Zahl
der Bücher pro Jahr wuchs auf 12 bis16. In Hagelloch
ist es sehr eng, drei kleine Lagerräume in den Garagen
am Haus und bei der Nachbarin. Von Anfang an gab
es ein kleines Mailorder-Versandgeschäft, das unsere
Bücher neben dem Verkauf über Verlagsvertreter und
Buchhandel verkauft. Da saßen also in der VerlagsWohnung: eine stundenweise bezahlte Mitarbeiterin
auf dem Sofa, die sich in Pressearbeit und im Lektorat
versuchte, eine Praktikantin am PC, oder auch auf dem
Sofa, Korrekturen lesend, eine dritte machte einmal in
der Woche die Buchhaltung, C.G. bastelte Bücher und
telefonierte, einer packte die Pakete – und übernahm
dann für einige Jahre den Mailorder-Versand. Bis sie
geschlossen wurde, überfüllten die Paketberge aus
unserem Versand regelmäßig die Minipost des Dorfes.
An Versandtagen standen wir alle jahrelang in Hagelloch
bei schönem Wetter vor dem Haus und packten und
brachten Berge von Paketen in die winzige Hagellocher
Post. Am Tag, an dem die Post geschlossen wurde, luden
sie die Postmitarbeiterin, Frau B., zu einem Sekt in den
Verlag. Und Frau B. berichtete von den Gesprächen
mit den Hagellochern über die Paketberge... Wenn die
ganze Nacht das Licht brennt, sagt eine der netten alten
Nachbarinnen nur: oh, Sie haben wieder die ganze Nacht
geschafft – was meistens auch stimmt. Wenn kein Licht
brennt, macht sie sich Sorgen. Um den Verlag herum
leben, bzw. lebten viele alte Frauen. Eines der erotischsten
Landgedichte hörte C.G. an einem ihrer ersten Tage in Hagelloch von einer dieser Frauen, die schon lange
nicht mehr lebt – auf einem Straßenfest. Irgendwas über Rüben und Bauern, die nach der Arbeit zu müde
waren... Der erste Versandmitarbeiter in Hagelloch, ein ehemaliger Verlagsvertreter, schrieb die Rechnungen
und Mahnungen noch per Hand - in gedruckte Formulare, bis er C.G. 1993 – mit Mühe – zu einem Computer
überredete.
Mitte der 90er Jahre eröffnete Berndt Milde das Mailordergeschäft – aus der DDR, mit allen positiven
Eigenschaften von dort: dass man z.B. Kartons nicht unbedingt immer kauft, sondern irgendwo „besorgt“. In
Halle an der Saale war er Handwerker und Requisiteur, beides sehr sinnvoll. So findet er auch für uns manche
Requisiten für Titelbilder ... Im seinem Versandbuchhandel half ihm
fast 10 Jahre, (bis 2004) der Philosoph Gerd Bergfleth – der schon
bei den gründenden Mittwochssalons mitdiskutierte und schrieb.
Jetzt lernte er die abenteuerliche Welt der Bürogegenstände kennen
– Neue Gegenstände sorgten regelmäßig für Unterhaltung. Als wir
die ersten Videos unserer Fotografinnen in den Versand aufnahmen,
schaute der Philosoph mit fragenden Augen auf eine Kassette – ohne
Hülle – und sagte, dass er sich jetzt endlich an den Versand der
Kassette heranwagen würde und die verschicken wolle: doch wie geht
die auf? Er dachte er müsse das Band als solches herauslösen und
dieses Plastik drumherum sei Abfall. Vom Tesafilmabroller bis zum
Heftklammerentferner – wie wir bei Yoko Tawada später in Talisman
nachlesen konnten, ist die Welt der Gegenstände sehr sinnlich und
lebendig und in jeder Sprache eine andere...
Und immer gab es diese begeisterten und engagierten junge
PraktikantInnen, die später irgendwo Lektorinnen oder Pressefrauen
wurden ... Sie kamen oft von weit her, nur um bei uns ein Praktikum
zu machen – aus Paris und Berlin, Kiel und München. Manche
machten auch mehrmals ein Praktikum bei uns. Der Blick aus ihren
Augen war auch für manche Bildauswahl in den Jahrbüchern wichtig,
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oder bei der Entdeckung neuer Autorinnen.
1989, direkt nach der Wende schrieb
C.G. in der jungen Ostberliner Zeitschrift
Sondeur in der ersten Nummer ein
„Plädoyer für scharfe Schamlippen“ und
in der zweiten über den Verlag – so kam
es schnell zu LeserInnen und vielen Briefen
aus dem „Osten“. Eine bestellte gleich
mutig Krista Beinstein, unsere Fotografin
mit extrem harter lesbischer Fotografie
– und schickte sie zurück – entsetzt.
Trotzdem lud sie C.G. zu einem Vortrag
in ein Ostberliner Frauenzentrum ein, und
anschließend kam sie zu mehreren langen
Praktika nach Tübingen und machte dort
ihre Erfahrungen mit dem realen „Westen“
der Kleinstbetriebe – und publizierte
ihren Erstling
„Ansterdamer Clit
Clip“ – jetzt ist
Cornelia Saxe
Journalistin in Berlin.
Für Lektorat,
Presse und die
Organisation von
Veranstaltungen
arbeitetet im
Moment Marion
Malinowski.
Nachdem 1996
dort eins der
großen Verlagsfeste
stattfand, mieteten
wir 1997 einen
zusätzlichen
Verlagsraum im
Sudhaus, einer
ehemaligen
Bierbrauerei
und jetzt ein
VeranstaltungsSudhaus, 1997, 1998 mit Yoko Tawada
zentrum. Und wir konnten uns schon bald nicht mehr vorstellen, wie das alles, was darin passiert, früher
hier, in der kleinen Verlags-Wohnung passiert ist – die natürlich weiterhin zur Produktion und Pressearbeit
„in Betrieb“ ist. Eigentlich funktioniert der Verlag wie eine Familie, auch wenn diese „Family“ aus AutorInnen
& MitarbeiterInnen nichts mit Ehe und Verwandtschaftsbesuchen zu tun hat – mit Streit und Tränen, Spaß
und Vergnügen und solidarischer gegenseitiger
Unterstützung...
Schutzumschlag um legen mit Praktikant Philipp &
Pressemitarbeiterin Sylvy & Philosoph Gerd Bergfleth &
Verlegerin, nachdem das Original ohne Schutzumschlag mit
der damaligen Modefarbe „grausliges grasgrün“ der Autorin &
auch der Verlegerin nicht geliel...
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Blixa Bargeld & Kain Karawahn nach der Zensurfeueraktion 1998 im Sudhaus
Karin Rick & CG,
Del LaGrace Volcano, Freundin,CG,
Der Raum im Sudhaus, in dem das Mailordergeschäft ist, quillt über
vor Büchern und Bildern wechselnder Foto/Kunst-Ausstellungen und
einer Buch-Ausstellung. Über Besucher freuen sich B. Milde. Die
Öffnungszeiten erfahren Sie über: Tel. 07071 78779
Ein bis zwei Mal im Jahr machen wir im Sudhaus auch große
Veranstaltungen, so die „Love Bites“-Nächte mit Autorinnen,
Performancekünstlerinnen und Tänzerinnen, Musikerinnen, mit Bridge
Markland, Annette Berr, dem Duo Caprice oder Miss Kenichi, Carola,
Katharina oder den Tänzerinnen (vor allem Anelia) der kleinen
Nachtrevue, auch mal mit dem Feuerkünstler Kain Karawahn, der
inzwischen zwei Feuerbücher im Verlag veröffentlichte. Nicht nur in
Tübingen, in vielen anderen Städten von Berlin bis Basel treten die
Autorinnen und Künstlerinnen auf.
Yoko Tawada hatte inzwischen um die 500 Lesungen und Auftritte mit
der Jazzpianistin Aki Takase.
Die literarischen und fotografischen Autorinnen und Autoren des
Verlags publizierten – fast immer – ihre ersten Bücher bei uns, und sie
waren vorher im heimlichen Auge oder im konkursbuch – So wuchs
und wächst der Verlag wie ein Baum, eines kommt aus dem anderen
und verzweigt sich unvorhersehbar und unbeschnitten.
Unser Prinzip ist: die Bücher der „festen“ Verlags-AutorInnen soweit
wie möglich in immer wieder neuen Auflagen lieferbar zu halten – und
so verkaufen wir als kleiner Verlag von manchen
Titeln über einen längeren Zeitraum so viele (oder
mehr ?! ) Exemplare wie große Verlage vielleicht
in sehr kurzen Zeiträumen verkaufen können.
Diese eher langsame „Verkaufsgeschwindigkeit“
vieler Titel ist in größeren Verlagen undenkbar.
Da der Verlag nicht endlos wachsen kann, wurde
es immer schwerer, neue „feste“ AutorInnen
aufzunehmen. Eine Zeitlang erschien bei
uns als Reihe „el!es“ (erfolgreiche lesbische
Unterhaltungsliteratur, inzwischen selbstständig
als Verlag.) Um mehr Texte, die wirklich gut
sind, veröffentlichen zu können, erfanden wir
die neue Buchreihe „Liebesleben“. Seit Ende
Aki Takase & Yoko Tawada
2004 erscheinen kleine handliche schöne
Bücher, Klappenbroschur mit Fadenheftung: Romane & Erzählungen,
romantisch, überraschend, doppelbödig und erotisch. Es geht um
Untiefen der Sexualität und der Liebe. Claudia Wessels “Zu dritt”
(bereits in 2. Auflage) und “Affäre”, Karin Ricks “Wilde Liebe”, Ina
Pauls “Auf und davon”, Andrea Karimés “Die Briefträgerin”, Paulina
Schulz’ “Wasserwelt” und Regina Nösslers “Dienstagsgefühl”.
Außerdem längere Essays in einer kleinen Serie z.B. “Schillers Spieler
und Schurken” von Jürgen Wertheimer...
„Warum ich Verlegerin bin: das sind wahrscheinlich einfach diese
durch nichts zu ersetzenden Glücksgefühle, wenn sich aus vielen
Einzelteilen ein Ganzes fügt, das man immer wieder neu lesen
und anschauen kann. Wenn sich im Gespräch mit AutorInnen,
MitarbeiterInnen, FreundInnen eine vage Idee entwickelt, die sich in
einem Buch materialisiert. Und: dieses frisch gedruckte Buch aus der
Druckerei zu holen und durchzublättern und anderen beim Durchblättern
zuzusehen...“
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backstage
Titelbildproduktion von „Mein heimliches Auge X
Verlagsveranstaltungen: mit Marlon Shy, 1998, Krista Beinstein, Regina Nössler, 1998, Olivia Wallner, Nicola Gehrke, Praktikant, 1997, Bridge Markland 2001
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25 Jahre Verlag
Verlagsfest 2003
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konkursbuch Verlag Claudia Gehrke
Hechinger Str. 203 (Atelier im Sudhaus)
D-72072 Tübingen
PF 1621 - D-72006 Tübingen
Tel. 0049 (0) 7071 66551
Fax 0049 (0) 7071 63539
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