Predigt Gemeinschaftsstunde 21.04.2013 – 1Joh 5,1-4 Was macht einen echten Christen aus und was macht das Leben eines echten Christen aus? Und gibt es das überhaupt – einen echten Christen? Dann müsst es ja auch einen unechten geben? Und was macht das Leben des einen wie des anderen Christen aus – oder gibt es da Unterschiede? Müsste nicht eigentlich jeder Christ gleich sein, weil wir doch ein und demselben Herrn folgen? Fragen über Fragen. Ich habe im Internet eine Beschreibung von einem jungen Mädchen (wohl 15 Jahre) gelesen, die sich Gedanken gemacht hat, welche verschiedenen Arten von Christen es gibt. Und die hat sie dann beschrieben. Ich will das mal kurz vorstellen. Wie gesagt, das stammt nicht von mir, sondern von diesem jungen Mädchen. Sie meint: Es gibt den passiven Christen. Sie meint, das wäre jemand, der sich nicht großartig um eine Beziehung zu Jesus bemüht und der auch keine Lust hat, in Gottes Wort zu lesen. Er kommt eben einfach so mal mit zum Gottesdienst, hört sich das ganze mal mit an, weil es eben so Tradition ist, oder vielleicht anderen zu liebe. Aber ihn selber hat es (noch) nicht wirklich gepackt. Den nächsten Christen bezeichnet das junge Mädchen als Namens-Christ. Der ist dem passiven Christen recht ähnlich. Er bezeichnet sich selbst als Christ, gibt sich selbst also den Namen „Christ“, ist es aber nicht wirklich. Sozusagen Etikettenschwindel, da steht was anderes drauf, als drin ist. Dann kommt der prahlerische Christ. Laut der Aussage des Mädchens jemand, der (wörtliches Zitat) „große christliche Reden schwingt, bei denen aber nichts dahintersteckt“. Er sucht Anerkennung bei Menschen und nicht bei Gott, versucht vielleicht auch, seine Mitchristen durch sein Wissen und seine Bibelkenntnis zu beeindrucken. Dann gibt es wohl auch den heuchlerischen Christen. Ganz ähnlich dem Namens-Christen, er bezeichnet sich selbst als gläubig, was aber eine Lüge ist. Zitat des Mädchens: „Ein Wolf im Schafspelz“. Gewagte Charakterisierung, ich kommentiere das nachher ein bisschen. Dann gibt es den religiösen Christen. Fand ich eine sehr interessante Bezeichnung. Laut der Beschreibung des Mädchens ist das jemand, der auf das Äußere, also die religiösen Handlungen viel wert legt, also z.B. in die Kirche oder Gemeinschaftsstunde zu gehen, zu spenden usw. – der aber im Herzen nicht davon berührt ist. Ganz interessant ist auch: der weltliche Christ. Das ist wohl jemand, der sich als Christ bezeichnet, dem man das aber gar nicht anmerkt. Also jemand, der sich genauso „benimmt“ wie ein Nichtchrist. Sie meinte, das wäre jemand, der gerne auf Partys geht und häufig den Partner wechselt. Dann gibt es auch noch den Gefühls-Christen. Das ist jemand, der sich nur von seinen Gefühlen leiten lässt. Deswegen ist der Glaube dieses Christen aber auf Sand gebaut, weil sich Gefühle ja so schnell ändern können. Eine weitere Bezeichnung des Mädchens: der egoistische Christ. Wie der Name schon sagt, jemand, der nur an sich denkt und dem seine Glaubensgeschwister, also seine Mitchristen, ziemlich egal sind. Jemand, der immer nur seine eigene Meinung gelten lassen kann. Eine weitere Art von Christ ist dann der Angst-Christ: Jemand, der sich in seinem Leben immer hinter seinen Ängsten versteckt und deswegen Gott kein Vertrauen schenken kann. Immer und überall erwartet er etwas Böses und geht generell recht pessimistisch durchs Leben. Man kann fast sagen, das waren jetzt nach Einschätzung des Mädchens die „negativen“ Arten von Christen, jetzt kommt mal ein „positiver“: der wahrhaftige Christ: das ist jemand, der mit Jesus eine lebendige Beziehung führt und gerne in Gottes Wort liest. Er will Jesus ähnlicher werden und im Glauben wachsen. Er will gerne Gott gefallen und lässt sich von ihm verändern. Er hat Jesus als Vorbild. Eine interessante, aber auch sehr gewagte Einteilung. Wo haben wir uns vielleicht wiedergefunden oder würden wir vielleicht sagen: So eine Einteilung gibt es gar nicht? Es ist ja auffallend, das sie sozusagen 9 Arten von Christen genannt hat, die eher negativ wegkommen, ja fast schon als „falsch“ dargestellt werden. Und nur eine Art von Christ, die richtig oder wahrhaftig ist. Die Frage, die ich mir gestellt habe: Können wir das überhaupt beurteilen? Natürlich, jeder Mensch hat verschiedene Charakterzüge und deswegen hat auch jeder Christ verschiedene Charakterzüge, es sind nicht alle gleich – kann man dann einen als besser oder schlechter als den anderen bezeichnen? Ich habe da so meine Zweifel. Auch wenn ich mich selbst anschaue: Ich habe auch manchmal keine Lust in Gottes Wort zu lesen: bin ich deswegen ein passiver Christ? Ja, ich lasse mich auch manchmal von meinen Gefühlen leiten – bin ich deswegen ein Gefühls-Christ? Kann man das so einteilen und einschätzen? Natürlich gibt es Christen, die sich als solche bezeichnen, es aber gar nicht sind. Und es gibt solche, die es ernst meinen, die von Herzen Jesus nachfolgen. Die Frage ist nur: Kann man die unterscheiden? Die haben ja nicht auf die Stirn geschrieben: „Scheinchrist“ oder „wahrhaftiger Christ“. Wir machen das sicherlich manchmal unbewusst, dass wir die Menschen, die Christen so einteilen, aber liegen mit unserem Urteil bestimmt auch manchmal völlig daneben und tun mit unserem Urteil, das wir uns gebildet haben, dem Menschen unrecht. Ein Beispiel: da sind die zwei Männer, die mit Jesus gekreuzigt werden. Und zu dem einen sagt Jesus: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein. Was werden wohl die umstehenden Leute über diesen Mann gedacht haben? Wenn es dort einen Reporter gegeben hätte und er hätte vielleicht die Familie des Mannes interviewt und die Mutter gefragt: „War Ihr Sohn ein gottesfürchtiger Mann? Glauben Sie, dass Gott ihn in sein ewiges Reich aufnehmen wird?“ – sie hätte vielleicht geantwortet: „Leider nein, er war kein gottesfürchtiger Mensch, er war ein Verbrecher. Ich glaube nicht, das Gott für so einen Platz hat.“ Und doch hat Jesus zu ihm gesagt: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. An diesem Beispiel sieht man, dass wir uns hüten sollten, den Glauben eines anderen als positiv oder negativ zu bewerten oder gar ein Prognose abzugeben, ob jemand einmal im Paradies sein wird oder nicht. Und doch muss es doch irgendwie möglich sein, einen Christen als solchen zu erkennen. Was macht einen Christen aus? Was macht das Leben eines Christen aus? Um diese Frage geht es auch heute im Predigttext. --- Text lesen 1Joh 5,1-4 --- Zugegebenermaßen ein extrem schwieriger Text. Besonders zu Beginn. Was hat der Johannes sich dabei wohl gedacht? Der erste Satz ist ja so kompliziert formuliert, den kann man fast gar nicht verstehen. Ich les noch mal: „Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist.“ Alles klar? Was für ein Kuddelmuddel und Kauderwelsch. Ganz vieles, was aufeinander aufbaut. Aber wenn man den Satz ein wenig auseinanderklamüsiert, macht es durchaus Sinn. Wir wollen es einmal probieren. Zu Beginn da heißt es: „Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren.“ Das kann man natürlich gehörig missverstehen, wenn man denkt, „der ist von Gott geboren“ beziehe sich auf Jesus. Das wäre grammatikalisch möglich, macht aber gar keinen Sinn. Vielmehr bezieht sich das auf den, der glaubt. Also man könnte den Satz umformulieren, damit man ihn besser versteht: wenn jemand glaubt, dass Jesus der Christus ist, dann ist er von Gott geboren. Von Gott geboren – bedeutet sozusagen wiedergeboren, von Neuem geboren. Es gibt ja auch die Bezeichnung: wiedergeborener Christ. Auch wenn die in der Liste vorhin gar nicht aufgetaucht ist. Wiedergeboren – davon redet Jesus, als er sich mit Nikodemus unterhält – mitten in der Nacht. Und da sagt Jesus: es sei denn, dass jemand von Neuem geboren werden, so kann er das Reich Gottes nicht sehen! Das also ist die Eintrittsbedingung in Gottes neue Welt, in seine Ewigkeit: wir müssen von neuem geboren werden. Unser altes, irdisches Leben, das passt mit der Ewigkeit Gottes überhaupt nicht zusammen, aber das neue Leben, das Jesus uns schenken möchte, das passt mit Gottes ewigem Reich zusammen. Und nur wer zusammen mit Jesus dieses neue Leben begonnen hat, der wird das Reich Gottes sehen. Aber das sieht man einem Menschen auch nicht an, ob er von neuem geboren ist oder nicht. Paulus sagt im 2Kor „Das was sichtbar ist, das ist zeitlich, aber was unsichtbar ist, das ist ewig.“ (2Kor 4,18) Deswegen können wir das nicht beurteilen. Und doch steht hier ein Hinweis, wodurch das geschieht, dass man von neuem geboren wird. „Wenn jemand glaubt, dass Jesus der Christus ist, dann wird er von neuem geboren“. Also: wenn jemand glaubt, dass Jesus nicht irgendein Mensch, sondern der Christus ist. Nur was bedeutet das, zu glauben, dass Jesus der Christus ist. Christus – im griechischen Christos. Das ist eine Übertragung des hebräischen Begriffes meschiach – der Messias – bedeutet: der Gesalbte. Der Auserwählte. Gesalbt wurden im alten Testament Priester und Könige. Gesalbt bedeutet eigentlich: von Gott eingesetzt, auserwählt und bevollmächtigt. Und im alten Testament wird schon der eine, der eigentliche, der endzeitliche Retter angekündigt. In vielen Prophetenbüchern kann man davon lesen. Und hier im Predigttext wird sozusagen deutlich gemacht: Wer glaubt, dass Jesus dieser eine angekündigte, endgültige Retter ist, wer vor allem sagen kann „Ich glaube, dass er mein persönlicher Retter ist“, der ist von neuem geboren. Nun ist auch sehr wichtig, dass hier steht „wer glaubt“ und nicht „wer sagt“. Petrus hat einmal auf die Frage Jesu, was er denn denkt, wer er sei, geantwortet: Du bist der Christus! Wie es hier steht: Jesus der Christus. Aber ein paar Verse später sagt Jesus zu Petrus: Geh weg von mir Satan, denn du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist. Da nennt ihn Petrus „Christus“, aber verstanden, begriffen, geglaubt hat er es noch nicht. Es kommt nicht auf Worte, nicht auf die Äußerlichkeiten an, sondern auch das Glauben, auf das Innere. Jesus sagt ja auch einmal: nicht jeder, der zu mir „Herr, Herr“ sagt, kommt ins Himmelreich. Das ist die Aussage von dem ersten Teilsatz: Wer glaubt, wer es in seinem Herzen annimmt, dass Jesus der Christus ist, dass er der persönliche Retter ist, der ist von neuem geboren, für den hat ein neues Leben begonnen. Und nun heißt es als nächstes: „wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist“. Das ist ja so furchtbar unpräzise. Aber man kann auch diesen Satz ein wenig umformulieren, dann wird er besser verständlich. „Wer den liebt, der ihn geboren hat…“ – das heißt übersetzt eigentlich „Wer Gott liebt…“. Denn es heißt ja vorher „der ist von Gott geboren“. Also dieses neue Leben, das kommt nicht von Menschen, das kommt von Gott. Deswegen: von Gott geboren. Also: wer Gott liebt… „Der liebt auch den, der von ihm geboren ist.“ Wer von ihm geboren ist, der ist ein Kind Gottes. Also heißt dieser Satz eigentlich, wenn man ihn vereinfacht: wer Gott liebt, der liebt auch die Kinder Gottes. Die Kinder Gottes lieben? So heißt es ja auch im nächsten Vers: Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben… Man kann sagen, in dem ersten Vers wird sehr abstrakt und schwer verständlich etwas dargestellt, was in den nächsten Versen näher erläutert wird. Und es sind hier 3 Dinge, die wichtig sind und die zusammen gehören: Gott lieben, die Kinder Gottes lieben und die Gebote halten. Ich glaube, dieses 3 Dinge machen das Leben eines Christen aus. Also sie machen nicht einen Christen aus, aber sein Leben, oder seinen Lebenswandel. Einen Christen macht aus, dass er von neuem geboren ist, wie wir gerade gesehen haben. Dass er erkannt hat, dass Jesus kein Religionsgründer gewesen ist, sondern der eine Retter, der auch mein persönlicher Retter ist – wer das erkennt, der bekommt ein neues Leben, da entsteht neues Leben – von neuem geboren. Das macht einen Christen, ein Kind Gottes aus, und das ist etwas, was wir nicht überprüfen und auch nicht beurteilen können. Aber das Leben eines Christen macht aus: Gott lieben, die Kinder Gottes lieben und die Gebote halten. Und diese 3 Dinge, die gehören ganz eng zusammen. Man kann nicht das eine tun und das andere lassen. Deswegen baut das hier in Vers 2 und 3 auch immer aufeinander auf. Gott lieben? Das klingt furchtbar schwer. Wie sollen wir Gott lieben, wie äußert sich das? Es ist gut, dass hier 2 praktische Dinge stehen, in denen sich die Liebe zu Gott äußert: die Kinder Gottes lieben und die Gebote halten. Die Kinder Gottes lieben? Also wenn wir ein Kind Gottes sind und andere auch, dann sind wir Geschwister. Wir sollen die Glaubensgeschwister lieben. Und das ist eine große Herausforderung. Was bedeutet das praktisch? Es bedeutet zum Beispiel: den anderen Christen in seiner Andersartigkeit akzeptieren. Denken wir nicht manchmal unbewusst: es müssten eigentlich alle so sein wie wir? Wir sind als Christen alle verschieden. Jeder Mensch ist anders und auch jeder Christ ist anders. Jeder Mensch hat seinen eigenen Charakter, seine Eigenarten, seine Ecken und Kanten. Natürlich, wir singen ja z.B. „Jesus, bei dir muss ich nicht bleiben wie ich bin, nimm fort, was mich und andere zerstört“ – ja, Jesus will uns auch dabei helfen, manche Eigenarten abzulegen, die nicht gut sind für uns. Aber trotzdem macht er uns nicht zu einer Kopie von einem Musterchristen, sondern wir sind alle Originale. Und wir sind auch als Kinder Gottes alles Originale. Da ist nicht einer wie der andere. Und das anzunehmen und zu akzeptieren, das ist ne wirkliche Herausforderung. Mir hat neulich ein Predigerkollege erzählt, dass sie bei sich „ProChrist“ nicht veranstaltet haben, weil er das Gefühl hat, dass sie als Gemeinde einfach nicht offen sind für andere. Also in der Theorie schon, aber nicht in der Praxis. Sie hätten das schon organisiert etc., aber im Hintergrund wäre da so die unbewusste Erwartung: wenn jemand neues kommt – über kurz oder lang müsste sie/er so werden wie sie. Aber jeder Mensch ist ja anders. Natürlich gibt es Dinge in unserem Glauben, die unseren Glauben ausmachen, wo wir nicht sagen können: Na- ja, da ist eben jeder anders und da hat eben jeder seine eigenen Ansichten. Das haben wir ja jetzt gerade gehört: einen Christen macht aus, dass er von Herzen erkannt hat und sagen kann: Jesus ist mein Retter, weil ich mit ihm gehe, hat für mich ein neues Leben begonnen. Daran können wir nicht rütteln. Oder wenn jemand sagt: „Naja, das mit der Auferstehung, weiß auch nicht so recht. Das kann ich nicht glauben. Das wichtigste ist doch, dass man irgendwie dazugehört.“ Dann müssen wir natürlich sagen: Christsein heißt nicht, irgendwo dazuzugehören, sondern Christsein heißt: von neuem geboren sein! Ja, solche zentralen Punkte gibt es, wo man nicht unterschiedlicher Meinung sein kann als Kind Gottes. Aber bei so vielen anderen Dingen, die es gibt, an Ansichten vielleicht, an Arten, den Glauben zu leben, an Temperament usw. – da sind wir ja nicht gleichgeschaltet, sondern jeder ist anders, jeder ist ein Original. Die Kinder Gottes lieben – auch in ihrer Andersartigkeit. Wenn die anderen in anderen Gemeinden sind, dann fällt uns das sicherlich noch recht leicht. Aber wenn sie zu uns kommen sollten – was dann? Den anderen in seiner Andersartigkeit annehmen – eine echte Herausforderung, aber auch eine große Chance. Denn dadurch wird die Gemeinde bunt und interessant. Und auch den anderen Christen in unserer Gemeinde zu lieben der uns ganz ähnlich ist, zu lieben, auch dann, wenn er mal ne andere Meinung hat, auch dann, wenn er mal nen Fehler gemacht hat – auch das ist unsere Aufgabe. Eine wichtige Aufgabe, denn darin zeigt sich, dass wir Gott lieben. Und dann steht hier noch: wir sollen die Geboten halten, auch darin äußert sich unsere Liebe zu Gott. Und dann dieser provokante Satz: denn seine Gebote sind leicht. Die Gebote sind leicht? Könnten wir das unterschreiben? Wenn wir uns die Bergpredigt durchlesen, wo Jesus die Gebote ja fast noch verschärft. Da heißt es: Zu den Alten ist gesagt, du sollst nicht ehebrechen, ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht und ihrer begehrt, der hat im Herzen mit ihr die Ehe gebrochen. Jesus sagt also: die Gebote meinen nicht nur die falsche Tat, sondern auch schon den falschen Gedanken. Und dann heißt es auch noch: wenn dich eine schlägt, dem halte auch noch die andere Wange hin. Wie soll man es denn schaffen, dem gerecht zu werden? Und dann heißt es hier im Predigttext auch noch: die Gebote sind leicht. Schön wär’s, aber manchmal fällt es gar nicht leicht, die Gebote zu halten. „Seine Gebote sind nicht schwer…“ Ich habe einmal im Griechischen nachgesehen, was da steht, weil ich mir auch keinen Reim drauf machen konnte. Da wird für schwer ein Begriff verwendet, der meistens für „schwere Lasten“ gebraucht wird. Und daran sieht man, was hier gemeint ist. Es ist nicht die Frage, ob die Gebote leicht oder schwer zu erfüllen sind, sondern vielmehr die Frage, wie ich an die Gebote rangehe. Was sind die Gebote für mich? Sind sie eine schwere Last für mich, eine lästige Pflicht, die ich erfüllen muss, weil ich sonst bei Gott nicht wertgeachtet bin – oder sind die für mich eine Freude? Hier steht: sie sind nicht schwer – also: sie sollen für uns keine Last sein! Meine Liebe zu Gott zeigt sich darin, dass ich die Gebote halte bzw. versuche zu halten und wenn sie für mich keine Last sind, sondern eine Freude. Wenn ich sehe und erkenne, Gott hat uns die Gebote nicht gegeben, um uns an die Kette zu nehmen, sondern um uns in unserem Leben zu helfen, um Schaden von uns fernzuhalten. Letzte Woche haben wir schon gehört, dass wir in unserem Leben immer wieder an Kreuzungen stehen, wo wir uns entscheiden müssen. Und da ist es nicht immer so leicht zu wissen, was gut für uns ist und was nicht. Und heute gibt es so viele Dinge, zwischen denen wir uns entscheiden müssen. Wenn man in einen Tante-Emma-Laden geht und sagt: Ich brauch ein Stück Butter, dann bekommt man ein Stück Butter. Aber wenn man in einen riesengroßen Supermarkt geht, wenn man denn dann mal die Butter gefunden hat, weil man dort mal wie- der umgeräumt hat, dann hat man die Wahl zwischen vielleicht 15 verschiedenen Buttersorten. Und das ist bei allen Produkten so. Und jede Woche ist was anderes im Angebot. Und so ist das in unserem Leben auch: so viele Dinge wo wir die Wahl zwischen so vielen Dingen haben. Und hier sieht man, dass Gottes Wort und auch seine Gebote uns in unserem Leben eine Hilfe sein sollen. Bei so manchen Fragen, die uns das Leben stellt, da können wir in Gottes Wort schauen, seine Gebote lesen, und da wird uns die Entscheidung abgenommen, weil wir dort lesen können, was gut für uns ist. Gottes Wort zeigt uns nicht immer den leichteren, aber immer den besseren Weg. Und wenn man sieht und erkennt und erlebt, dann kann man sich wirklich über die Gebote freuen und sagen: sie sind dazu da, um Schaden von meinen Leben fernzuhalten! Wie so eine Leitplanke. Da stößt man sich vielleicht manchmal dran und das tut weh, aber es bewahrt davor, den Abhang runterzufahren. Und dann wird uns hier am Ende noch eine gewaltige Zusage gemacht: Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; denn unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ein Kind Gottes ist, der überwindet die Welt. Hier steht nicht: der soll sie überwinden… als müssten wir das machen, als wäre es unsere Aufgabe. Sondern: unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Diese Zusage ist unglaublich. Der Glaube ist der Sieg… also wenn ich an Jesus Glaube, wenn ich es annehme und in meinem Herzen festmache, dass er der Retter ist, dass er mein Retter ist, dann ist das der Sieg. In dem Moment, wo ich Jesus die Tür meines Lebens öffne, dann macht er mich zum Sieger. Ich muss nicht weiter kämpfen, nicht weiter suchen, mich nicht weiter abrackern – Jesus macht mich zum Sieger. Weil ich zu ihm gehöre und weil ich an seinem Sieg anteil haben darf. Und wie das so ist, wenn eine Mannschaft im Fußball z.B. Meister geworden ist, der große Sieger ist, da wird gejubelt und gefeiert, das ist eine freudige Sache. Und so soll es bei uns auch sein. Unser Leben als Christ soll eine freudige Sache sein. Und das was es ausmacht, z.B. die Kinder Gottes, unsere Geschwister, lieben und die Gebote halten, das sollte für uns auch eine freudige Sache sein, weil wir wissen dürfen: den Sieg, den haben wir schon sicher, den kann uns keiner mehr nehmen. Amen!