AKTUELLE NACHRICHTEN KANAREN EXPRESS 225 Contergan-Kongress auf Teneriffa Foto: Ashotel Noch bis zum 11. Juli findet im Hotel Mar y Sol im Süden von Teneriffa der zweite internationale Contergan-Kongress statt. Rund 200 Betroffene aus Australien, Irland, Großbritannien, Schweden, Norwegen, Dänemark, Italien, Österreich, Niederlande, Lateinamerika, Spanien und den USA werden erwartet. Bei dem Kongress, der erstmals 1995 in Schweden stattfand, geht es um den Austausch von Betroffenen. Er wird aber auch einfach gemeinsam Urlaub gemacht. Das Medikament Contergan, das von der deutschen Firma Grünenthal von 1958 bis 1963 gegen Schwangerschaftsübelkeit und Nervosität verschrieben wurde, schädigte die Föten. Die Babys der Mütter, die auf das Medikament vertrauten, kamen mit fehlenden oder missgebildeten Extremitäten auf die Welt. Weltweit sind etwa 20.000 Menschen betroffen. In Spanien waren es etwa 3.000 Opfer. Besondere Aktualität hat die Diskussion, weil der Gerichtshof in Madrid im Oktober letzten Jahres ein Urteil aufhob, bei dem Grünenthal zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 204 Millionen Euro an die spanischen Opfer verurteilt worden war. Die Richter in Madrid erklärten den Fall für verjährt und damit das Urteil für nichtig. Der Verein der Contergan-Opfer in Spanien, „Avite“, hat gegen die Annullierung Einspruch erhoben. Seit dem 23. Juni beraten fünf Richter des zivilen Obersten Gerichts über die Rechtmäßigkeit der Annullierung und die weitere Vorgehensweise. Eine Entscheidung steht noch aus. n Das Hotel Mar y Sol im Süden von Teneriffa ist auf Gäste mit Behinderungen spezialisiert. Wie ein Schwarzes Loch ein Planetenstück verschluckt Mitte Juni begann ein außergewöhnlicher Prozess, den Wissenschaftler des Astrophysikalischen Instituts der Kanaren, IAC, vom Observatorium auf dem Roque de los Muchachos auf La Palma beobachtet haben. Es handelt sich um den Doppelstern V404 Cygni, der aus einem Schwarzen Loch und einem Stern im Sternbild des Schwans besteht. Er ist fast 8.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Von La Palma aus wurden die Forscher Zeugen einer außergewöhnlichen Aktivität, die nur etwa alle 20 bis 30 Jahre in diesem System vorkommt. Die Oberfläche des Himmelskörpers zeigt sich bei einem solch binären System mehr von dem Schwarzen Loch angezogen, als von dem eigenen Planeten. Das heißt, auf der Oberfläche des Planeten entsteht eine Art „Beule“ oder Scheibe die irgendwann so dicht und unter Spannung ist, dass sie aufplatzt und das angehäufte Foto: IAC 09.07.2015 – 22.07.2015 Langsam wächst die „Beule“ heran und bricht dann aus, um sich von dem Schwarzen Loch verschlingen zu lassen. Material in das Schwarze Loch wirft, wo es dann verschwindet. Das schwarze Loch „frisst“ diese Eruption praktisch auf. „Nach einer langen Ruhephase kommt es dann zum Verschlingen der Materie. In diesem Moment ist die Umgebung äußerst energiegeladen und es entstehen Röntgenstrahlen. Ein Teil der Materie verwandelt sich ebenfalls in Energie. Wir erkennen an einem plötzlichen viel helleren Strahlen, dass dort ein Energiebündel freigesetzt wurde und Aktivitäten stattfinden“, erklärte der kanarische Forscher Teo Muñoz-Darias, der das Geschehen dokumentiert hat. Seit dem 17. Juni hat er mit seinen Kollegen Jorge Casares und Daniel Mata Sánchez die Aktivitäten beobachtet und sich von der einzigartigen Explosion faszinieren lassen. Das große Teleskop der Kanaren liefert durch seinen breiten Spiegel klare Bilder und das alle 100 Sekunden. Die Astrophysiker konnten eindeutige Linien erkennen, die typisch für Aktivitäten sind und außerdem festhalten, dass sich diese Linien sehr schnell veränderten. Der Planet V 404 Cygni konnte aufgrund seiner letzten großen Eruption, die 1989 stattfand, charakterisiert und seine Masse erfasst werden. Bis dahin wurde er für einen variablen Stern des Typs Nova gehalten. Schon damals entdeckte Jorge Casares das Schwarze Loch und beschrieb seine Beobachtungen 1992 in der Fachzeitschrift „Nature“. Nur wenige solcher Doppelsterne (Stern – Schwarzes Loch) zeigen Eruptionen innerhalb weniger Jahre. Die meisten versinken nach einer Eruption über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte in einen „Winterschlaf“. So hat auch V4040 Cygni seit 1989 keinerlei Aktivitäten mehr gezeigt. Offenbar wird er in Intervallen von 20 bis 30 Jahren aktiv. Auf Fotoplatten sind Eruptionen in den 30erund Ende der 50er-Jahre registriert. Das nächste Mal wird er demnach voraussichtlich Mitte dieses Jahrhunderts aktiv. n