1 Einleitung Das Bauen muß als konstruktive Einheit ganzheitlich gesehen und vollzogen werden und dabei die Belange der Bewohner in den Mittelpunkt stellen – andere Optionen sind zweitrangig. Allzu leichtfertig unterwerfen sich Politik und Wissenschaft den Wünschen der Industrie. Dies hat negative Folgen für den Kunden. Bei den Konstruktionen führen bautechnische Trends zu Fehlern. Deshalb muß beim "Richtig bauen" Fehlerhaftes bekannt und erkannt werden – sofern daran überhaupt ein Interesse besteht – Zweifel sind hier angebracht. "Heute sind drei Werte im allgemeinen Bewußtsein führend, deren mythische Vereinseitigung zugleich die Gefährdung der moralischen Vernunft im Heute darstellt. Diese ... sind Fortschritt, Wissenschaft, Freiheit" [Ratzinger 05]. Eine zwielichtige Bauphysik forciert den Trend zum falschen Bauen – und bezeichnet ihn dann als technischen Fortschritt. Wissenschaft muß endlich entmythologisiert werden, denn der Mißbrauch der Begriffe wird immer mehr zum Normalfall. ”Wissenschaft ist ein hohes Gut. Aber es gibt auch Pathologien der Wissenschaft. Verzwecklichung des Könnens für die Macht, in denen zugleich der Mensch entehrt wird" [Ratzinger 05]. Wissenschaft als pathologisches Phänomen; wie wahr ist diese Analyse; dem muß im Interesse der Menschen uneingeschränkt zugestimmt werden. Die bauphysikalischen Überlegungen konzentrieren sich einseitig auf die Forderung nach Energieeinsparung, wobei der Wärmedämmung fälschlicherweise ein wesentlicher Part zugewiesen wird. Das schadensträchtige, chemiedurchsetzte "Niedrigenergiehaus" soll als Standard künftigen Bauens gelten. Da es vernünftige Alternativen gibt, muß dieses falsch gesetzte Ziel kritisch hinterfragt werden. Für die behagliche Nutzung von Gebäuden sind wichtige bauphysikalische Forderungen zu berücksichtigen. Eine strahlungsorientierte Heiztechnik, ein für unser Klima zwischen Dämmung und Speicherung günstig abgestimmter Wärmeschutz, ein Bauschäden vermeidender Feuchteschutz, ein günstiger Schallschutz; all dies sind bei Vermeidung gesundheitsgefährdender Stoffe unverzichtbare Bestandteile ganzheitlicher Überlegungen. Die daraus resultierenden konstruktiven Lösungen sollen und müssen aber auch effizient sein, eben dem Wirtschaftlichkeitsgebot genügen. All diese Faktoren jedoch bleiben unberücksichtigt. Bei den forcierten bautechnischen Entwicklungen treten viele methodische und inhaltliche Widersprüche auf, die auch zu Bauschäden führen: Durchfeuchtungen von Außenkonstruktionen sowie Schimmelpilz- und Algenbildungen an den Wänden; auch ist der sommerliche und winterliche Wärmeschutz auf einen gemeinsamen konstruktiven Nenner zu bringen; Gesundheitsgefahren für die Bewohner sind durch "richtiges Bauen" zu vermeiden, werden aber meist erst durch fehlerhafte Verordnungen hervorgerufen. 1 Für diese bautechnischen Fehlentwicklungen sind bauphysikalische Irrtümer und Trugschlüsse die Ursachen. In der proklamierten Bauphysik steckt viel Naivität und Einfalt, der Realität wird der virtuelle Schein vorgezogen – bei der Bauphysik muß unmißverständlich von einer leider weit verbreiteten Pseudowissenschaft gesprochen werden. Hier sind besonders zu nennen: • • • • • • • • Das Kostenminimum wird als wirtschaftlichste Lösung angesehen – falsch, Strahlung wird wie die Konvektion behandelt – falsch, Beim Energiebedarf wird stationär gerechnet – falsch, Die Superdämmung wird als effizient bezeichnet – falsch, Beim Feuchteschutz wird die so wichtige Sorption unterschlagen – falsch, Energiesparende Leichtbauweise erfülle Schallschutzanforderungen – falsch, DIN-Normen werden als Regeln der Technik angesehen – falsch, Energiesparhäuser seien die Bauweise der Zukunft – falsch. Diese fehlerhaften Vorstellungen bilden die Basis "fortschrittlichen und modernen" Bauens. Das Fehlerhafte wird jedoch nur erkannt, wenn die Grundlagen der bauphysikalisch-funktionalen Zusammenhänge unter Berücksichtigung naturgesetzlicher Prämissen bekannt sind. Bei der wohnhygienischen, wärmetechnischen und schadensfreien Konzeption eines Gebäudes dürfen allein nur fachund sachgerechte sowie wirtschaftlich effiziente Lösungen ausschlaggebend sein. Bauphysik ist eine ernste Sache, doch muß hier im Sinne und im Interesse des Kunden gedacht und gehandelt werden. Der Desinformation muß endlich die Aufklärung entgegengesetzt werden. Diese Freiheit muß man sich nehmen. Die repressiven Mechanismen in der Bautechnik sind schonungslos zu entlarven. In der Bauphysik scheint Täuschung und Betrug zum Standard und das Banale zum Prinzip erhoben worden zu sein. Inhaltsleere und phrasenhafte Bekenntnisse ersetzen Erkenntnisse, Logik sucht man vergebens, Freiheit wird mißbraucht. Fragt man nach den Hintergründen dieser nicht gut zu heißenden Entwicklung, so ist neben dem exorbitanten Gewinnstreben auch eine allgemein anzutreffende Oberflächlichkeit und Laxheit im Denken und Handeln festzustellen. Traditionelle Werte wie Geradlinigkeit, Lauterkeit, Integrität, Fleiß, Können und Wahrheitsliebe müssen wieder Oberwasser gewinnen, die Zeit der substanzlosen Blender und Hallodris muß endlich vorbei sein. Redlichkeit muß wider die Oberhand gewinnen. Allerdings hinterläßt jahrzehntelange Hegemonie der Showleute ihre ureigensten Spuren – die Desinformation dominiert. Mit dem gelegentlichen Korrigieren einzelner Aussagen und Thesen offizieller Bauphysik wird jedoch keineswegs der Trend dieser Zeit gestoppt – dieser wird nur verschleiert und vernebelt. Das bautechnische Denkgebäude muß deshalb von Grund auf neu errichtet werden, all die bisher gemachten bautechnischen Erfahrungen müssen beachtet werden, bautechnische Traditionen sind zu berücksichtigen. Den geschilderten Negativ-Tendenzen werden das Kapitel "2 Grundsatzüberlegungen" und als juristische Konsequenz dann das Kapitel "3 Rechtliche Randbedingungen" dem Buch vorangestellt. Will der Leser jedoch sofort in die fachlich-technischen Belange des Bauens und die damit verbundenen Irrungen und Wirrungen einsteigen, so kann er sich diese beiden Kapitel für später vorbehalten. 2 2 Grundsatzüberlegungen Bevor in die Materie eingestiegen werden kann, müssen einige grundsätzliche Anmerkungen zum Umgang mit dem Thema gemacht werden. Widersprüchliche Argumentationen, nicht nachvollziehbare Schlußfolgerungen und administrativdoktrinäre Anordnungen belasten in fataler Weise das Bauen. Wie kann diesen Negativerscheinungen wirksam entgegengesteuert werden? [Austeda], [Elser 92], [Enzy 92], [Metzler 95], [Meyers 78], [Seifert 69]. 2.1 Begriffe Unser verstandesmäßiges Denken vollzieht sich in Begriffen. Die Logik ist als Regelsystem dafür entwickelt worden, um Formen und Methoden des richtigen Denkens zu klären. Nicht was gedacht werden soll, sondern wie gedacht werden soll, ist Gegenstand der Logik. Wie muß man denkend fortschreiten, um zu richtigen Ergebnissen zu gelangen? Die Bestandteile der klassischen logischen Elementarlehre sind seit Aristoteles der Begriff, das Urteil und der Schluß. Wie gewinnen wir klare, für das wissenschaftliche Denken brauchbare Begriffe? Nur durch Definition. Logisches Denken fordert also eine klare Definition der Begriffe. Karl Steinbuch sagt hierzu: "Das rationale Wissen von unserer Welt kann man sich als ein zusammenhängendes Erklärungsgitter aus Begriffen und ihren Relationen vorstellen, das sich der Erfahrung immer besser anpaßt" [Steinbuch 79]. Wenn jedoch bereits Begriffe mißbraucht werden, dann werden auch die Urteile und die Schlußfolgerungen nur zu einem diffusen Wahrheitsgehalt kommen können (4). Deshalb ist immer die Frage zu stellen: "Was ist darunter zu verstehen?". Koordinierte Aktionen von Wirtschaft, Wissenschaft und Administration, die in einträchtiger Symbiose bestimmte Vorstellungen zu realisieren versuchen, werden oft mit zwar gut erscheinenden, jedoch mißbräuchlich verwendeten und fehlerhaften Argumenten begleitet – die Folge einer Begriffsverwirrung (4). Die Behauptung triumphiert, der Beweis bleibt aus, Richtigkeit wird nur vorgetäuscht. Ein typisches Beispiel für solch ein unlauteres Geflecht ist der Gebäudewärmeschutz, der das Bauen zu dominieren scheint. Karl Steinbuch sagt: "Die meisten politischen Entscheidungen – besonders demokratisch legitimierte Entscheidungen – beruhen auf intuitiven Urteilen und sind deshalb häufig falsch". Er kommt zu dem Schluß: "Wo Begriffe und Strukturen verflüssigt werden, versinkt man im Sumpf" [Steinbuch 79]. Dem zu entgehen, bedarf es auch eindeutiger und klarer Begriffsklärungen. 3 2.1.1 Wissen, Meinung, Glaube Einleitend kann hier ein Artikel hilfreich sein, aus dem Nachfolgendes wiedergegeben wird [Meier, 89c]: Wissen ist im philosophischen und wissenschaftlichen Sinne die auf Begründungen bezogene und strengen Überprüfungspostulaten unterliegende Kenntnis – institutionalisiert in den Wissenschaften; Wissen ist allgemeinverbindlich. Meinung ist im Unterschied zu begründetem Wissen ein Behauptungszusammenhang, der keinem strengen Überprüfbarkeitspostulat unterliegt. Meinung ist unverbindlich, Meinung ist auch produzierbar, sogar manipulierbar. Glaube ist im Gegensatz zu Wissen nur subjektives Fürwahrhalten ohne methodische Begründungen. Glaube ist individuell. Aussagen, die auf Wissen und nicht auf Meinungen beruhen, sind generell die besseren, doch werden oft Suggestiv-Meinungen erzeugt, die dann als "gesichertes Wissen" präsentiert werden. Der Mißbrauch feiert Triumphe. Es gibt genügend Beispiele, die für den interessierten Laien und selbst für Fachleute nur deshalb vielleicht überraschend erscheinen, weil Massensuggestion und Meinungsterror in Medien und Fachzeitschriften gezielte, jedoch falsche Vorstellungen über die naturgesetzlichen und logisch nachvollziehbaren Sachzusammenhänge verbreiten (3). Karl Steinbuch sieht folgende Gefahr: "Man übersieht aber leicht die viel schlimmere Entfremdung des Menschen von ’seiner’ Meinung, die tatsächlich nicht mehr seine Meinung ist, sondern von anderen professionell produziert wird" [Steinbuch 79]. Hier sei an ein Wort von Bertrand Russell erinnert: "Selbst wenn alle Fachleute einer Meinung sind, können sie sehr wohl im Irrtum sein". Meinung ist eben nicht Wissen und neigt im Gegensatz zum Wissen zu eigenartigen und sogar zu falschen Interpretationen, ganz abgesehen vom Glauben. Was wird nicht heute, eben auch in der rational orientierten, aber oft nur als solche erscheinenden Technik, alles geglaubt. Hier muß Kant erwähnt werden, der Wissen zur Grundlage vernünftigen Handelns macht. Dies sollten wir beherzigen. 2.1.2 Definitionen Zum einen werden Begriffe erläutert, die sich vor allem aus einer soliden und nachweisbar positiv zu sehenden wissenschaftlichen Vorgehensweise ergeben, Begriffe, die für das Verständnis und die Erkenntnis von Aussagen von Wichtigkeit sind und die das Fundament sachgerechten Handelns bilden. Verstärkt wahrzunehmende marktorientierte Denk- und Handlungsweisen, die sich immer dominanter durchzusetzen versuchen, machen Begriffserläuterungen auch der Kehrseite notwendig. Gewinnorientierung verläßt oft die Basis vernünftiger und wissenschaftlich nachvollziehbarer Grundlagen. Bei dieser Doppelgleisigkeit wissenschaftlichen Handelns werden für den Kunden, für den Verbrau4 cher, aber auch für den sachorientierten Fachmann viele Aktivitäten und Maßnahmen unverständlich und nicht nachvollziehbar. Aussage In der Logik ist dies ein Behauptungssatz (Urteil). Erlaubt das Argumentationsverfahren eine Gewinnstrategie für den Behauptenden, so gilt: "Die Aussage ist wahr". Erlaubt es eine Gewinnstrategie für den Bestreitenden, so gilt: "Die Aussage ist falsch". Die Möglichkeit von wahren und unwahren Aussagen beschränkt sich allerdings nur auf induktiv gewonnene, auf empirische Aussagen. Eine Aussage gilt nach Raimund Popper nur so lange als wahr, bis sie widerlegt ist. Rational gesehen eine einfache Sache, doch kann der Nachweis einer unwahren Aussage bei den Betroffenen zu emotionalen und unwirschen Reaktionen führen (8). Axiom Als Axiomensystem bezeichnet man ein System von Sätzen, aus denen alle übrigen Sätze durch logische Deduktion ableitbar sind. In diesem Sinne muß das Axiomensystem vollständig und auch in sich schlüssig sein. Ein System von Aussagen, das aus Axiomen abgeleitet wurde, ist durch das deduktive Vorgehen von vornherein widerspruchsfrei, das heißt unwiderlegbar. Bekenntnis Ein Bekenntnis ist etwas völlig Unwissenschaftliches, ist die prägnante Formulierung einer zentralen Gewißheit in einer Religion. Ein Bekenntnis ist also ausschließlich eine Glaubensfrage. Gerade in der Produktion von technischen (und leider auch wissenschaftlichen) Aussagen sind Bekenntnisse an der Tagesordnung. Der Glaube versetzt Berge, heißt es – und so werden Sachverhalte postuliert, die einfach unsinnig sind. Was heute in der Bautechnik alles geglaubt wird, kann schon als ein Bekenntnis zu einem mörderischen Fortschrittsglauben bezeichnet werden. Wissen wird in diesem Zusammenhang als überflüssig erachtet. Beweis Ein Beweis ist die Begründung für eine aufgestellte Behauptung oder Aussage. Die Lehre vom Beweis gehört, zusammen mit der Lehre von der Definition, seit jeher zur Logik und Wissenschaftstheorie, zur Methodenlehre. Man unterscheidet traditionell die deduktiven, vom Allgemeinen zum Besonderen führenden, unwiderlegbaren Beweise und die induktiven, vom Besonderen zum Allgemeinen führenden "Beweise", bei denen eine generelle Aussage über einen im allgemeinen unendlichen Bereich von Gegenständen nur aus der Gültigkeit aller zugehörigen Einzelaussagen erschlossen wird (Regel der unendlichen Induktion). Da es eine solche Allaussage in der Empirie nicht geben kann, ist solch ein "Beweis" widerlegbar. Man denke nur an die lange "Gültigkeit" des geozentrischen Systems, bis Kopernikus das heliozentrische System formulierte. 5 Demagoge Im historisch-politischem Sinn ist ein Demagoge ein Volksverführer, der in verantwortungsloser Ausnutzung von Gefühlen, Ressentiments, Vorurteilen und Unwissenheit durch Hetze, Lügen und inhaltsleeren Phrasen sich Gehör zu verschaffen versucht. Schutz vor Demagogen wird nur durch Wissen erlangt, nur dann können Phrasen entlarvt und Lügen entzaubert werden – auch in der Technik. Denkökonomie Denken ist die Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens, des Strebens nach Wahrheit. Denkpsychologisch konnte nachgewiesen werden, daß Denken durch determinierende Tendenzen gesteuert wird. Denkökonomisches Vorgehen zielt darauf ab, Gegenstände möglichst vollständig auf einfachste Weise mit einem geringstmöglichen Aufwand an Denkvorgängen zu erfassen und darzustellen. Die Forderung nach größtmöglicher Einfachheit geht zurück bis auf Galilei, Kepler und Newton, von zentraler Bedeutung bei Ernst Mach (Ausschaltung zweckloser Tätigkeit). Wahrheit kann es sich leisten, sich einfach und klar auszudrücken. Semantisches Kauderwelsch deutet auf Täuschungsmanöver hin. Dogma Ein Dogma wird zunächst im Sinne von Meinung, veröffentlichtem Beschluß und religiöser Lehre gebraucht. Weithin versteht man heute unter Dogma eine gutgläubige und ungeprüft übernommene bzw. eine uneinsichtig und hartnäckig verteidigte Lehrmeinung. Dieser Dogmatismus bleibt Begründungen von Behauptungen schuldig und bestreitet sogar eine Begründungspflicht. Es handelt sich um eine von Vorurteilen gekennzeichnete Einstellung, vereint mit starker Autoritätsgläubigkeit. Hierbei bezeichnet Dogmatismus den unbedingten Glauben an die Wahrheit bestimmter Aussagen, der gleichzeitig deren kritische Überprüfung verhindert und sie damit gegen neue, ihnen gegenüber inkonsistente Informationen abschirmt. Es handelt sich um abstrakte Denkweisen, ohne nun konkrete Bedingungen und praktische Erfahrungen zu berücksichtigen. Die Bauphysik existiert weitgehend von Dogmen, die verbissen verteidigt werden, obgleich wissenschaftliche Falsifikationen bereits die Unhaltbarkeit vieler Aussagen bewiesen haben. Doktrin Eine Doktrin bezeichnet allgemein eine Lehre, einen Lehrsatz, eine Theorie. Entscheidender ist die Bedeutung des Wortes doktrinär; hierbei handelt es sich um eine einseitige, auf einen bestimmten Standpunkt festgelegte Aussage, die in dogmatischer Form vorgetragen und beibehalten wird. Infolge der Verzahnung von Wissenschaft und Industrie werden wegen Primats zielorientierter Gewinnmaximierung in der Mehrzahl doktrinäre Standpunkte verbreitet, die sachfremde Argumente und Aussagen in den Vordergrund stellen. Effizienz Als Effizienz werden der Wirkungsgrad, die Wirksamkeit und der Grad der Eignung (Berechnung zwischen Ertrag und Aufwand) von Handlungen und Vorrich6 tungen im Hinblick auf vorgegebene Ziele, besonders im Sinne von Produktivität und Wirtschaftlichkeit, bezeichnet. Auch dieser Begriff wird arg mißbraucht, wenn von effizienten Lösungen gesprochen wird, die jedoch unwirtschaftlich sind. Empirie Empirie oder Erfahrung bedeutet die erworbene Fähigkeit sicherer Orientierungen, das Vertrautsein mit bestimmten Handlungs- und Sachzusammenhängen ohne Rückgriff auf ein hiervon unabhängiges theoretisches Wissen. Empirie führt exemplarisch, sich auf viele Beispiele in der Anschauung stützend, zu einem elementaren Wissen, auf das nun natürlich auch jedes theoretische Wissen bezogen bleibt. Bei Francis Bacon, dem Vater des Empirismus, wurde ein induktiver Begriff der Erfahrung zum erstenmal methodisch gegen die deduktiven Methoden zur Gewinnung genereller Sätze herangezogen. Empirie sollte der Naturbeherrschung dienen. Empirie enthält natürlich auch Gefahren. Es ist sicher recht aufschlußreich, daß Bacons Karriere nach einer Verurteilung wegen Bestechlichkeit mit der Aberkennung seiner Ämter und Würden endete. Empirismus In der Philosophie ist methodisch der Empirismus eine an naturwissenschaftlicher Theorienbildung orientierte erkenntnistheoretische Position, die im Gegensatz zum Rationalismus die generelle Abhängigkeit des Wissens von der Erfahrung behauptet. Danach nimmt jedes Wissen seinen Anfang in der Erfahrung und unterliegt ihrer Kontrolle. Dies jedoch hat sich als undurchführbar erwiesen, denn ohne a priori Sätze kann auch der Empirismus nicht auskommen. Erkenntnis Mit Erkenntnis wird die Erlangung von Wissen bezeichnet, es bedeutet das begründete Wissen über einen Sachverhalt. Der Vernunftsanspruch führt zur Verpflichtung auf Wahrheit. Zwar unterscheidet man zwischen diskursiver und intuitiver Erkenntnis, je nachdem, ob es sich um ein methodisch und begrifflich ausgebautes Wissen oder um ein in diesem Sinne unvermitteltes Wissen (Wissen durch Anschauung) handelt, doch sollte beim Bauen die Intuition wirklich zweitrangig bleiben. Anschauungen sind keineswegs Grundlage eines richtigen Bauens. Unbedingte Grundlage muß deshalb die Vernunft, die Logik, die Wahrheit sein. Erkenntnistheorie Erkenntnistheorie ist eine philosophische Disziplin, deren Gegenstand die Frage nach den Bedingungen eines begründeten Wissens ist. Sie umfaßt die Entstehung, das Wesen und die Grenzen der Erkenntnis, die aus den Teilbereichen Logik, Sprachphilosophie, Wissenschaftstheorie und Hermeneutik (Theorie des Verstehens) besteht und als theoretische Fundamentaldisziplin an die Stelle der Metaphysik tritt. Allerdings sind in der "praktizierenden Bauphysik" wieder metaphysische Gedankengänge erkennbar. Auf diese Art und Weise wird versucht, den erkenntnistheo7 retisch totalen Niedergang der Bauphysik dadurch aufzuhalten, daß sie bei nachweisbar unwiderlegbarer Falsifikation dieses Wissen dann als "Mystik" diffamiert. Selbst davor schrecken diese Dogmatiker nicht zurück. Ethik Als philosophische (werttheoretische) Grunddisziplin, begründet durch Sokrates, Plato und Aristoteles, ist Ethik die Lehre von den Normen menschlichen Handelns. Es werden unter anderem folgende Fragen beantwortet: Wie soll der Mensch sein Leben gestalten? Wie soll er sich seinen Mitmenschen gegenüber verhalten? Welchem Ziel soll sein sittliches Handeln dienen? Welchen Motiven soll sein moralisches Verhalten entspringen?. Alternativ zum Religionsunterricht wird in den Schulen Ethikunterricht angeboten. Die Bedeutsamkeit und Notwendigkeit ethischen Verhaltens wird damit eindrucksvoll unterstrichen. Ethikauffassungen sind aber auch wandelbar, Konsens ist deshalb gefragt; ein Verhaltenskodex kann deshalb nicht administrativ verordnet werden. Der Ruf nach der "Wertediskussion" erfolgt nicht unbegründet. Die Vorherrschaft "pragmatischen" Denkens und Handelns unter dem Diktat plutokratischer Ziele induziert förmlich die Frage nach der ethisch-sozialen Verantwortung des einzelnen und der Gemeinschaft. Eine allzu oft anzutreffende "kriminelle Energie" und ihre tatkräftige Umsetzung mit negativen Auswirkungen fordern automatisch den Gegenpol eines sittlichen Verhaltens. Wenn erst seismografisch zu wertende Bücher wie "Der Ehrliche ist der Dumme" zum Allgemeingut werden, kann dies entweder den Niedergang ethischen Verhaltens einläuten, oder aber die Gesellschaft aufrütteln und den Vorrang ethischen Verhaltens bekräftigen. Verantwortung für die Gemeinschaft muß wieder Vorrang haben – nicht nur verbal, sondern im täglichen Handeln. Die Gesellschaft steht hier am Scheidewege. Euphemismus Dies bedeutet soviel wie "Unangenehmes mit angenehmen Worten sagen", die beschönigende Umschreibung von unangenehmen, unheildrohenden, moralisch oder gesellschaftlich anstößigen Sachverhalten, von Tabus. In euphemistischem Sinne werden oft auch Fremdwörter gebraucht. Die "modernen" Kommunikationstechniken bedienen sich oft ganz neuer Wortschöpfungen. Die meisten sind sog. "Euphemismen"; sie vertuschen und beschönigen, sie verschleiern und verharmlosen – die Wahrheit sagen sie selten; Beispiele gibt es zur Genüge. Eine Lüge wird z. B. als "unvollständige Tatsachenbeschreibung", Arbeitsplatzabbau als "Optimierung des Produktionsablaufes" oder sogar als "Sicherung von Arbeitsplätzen" bezeichnet. Auch wird von der "Entlassungsproduktivität" (Unwort des Jahres 2005) gesprochen. Falsifikation Allgemein bedeutet dies die Widerlegung einer wissenschaftlichen Aussage mit der logischen Form eines Allsatzes durch ein Gegenbeispiel. Gegen die Falsifikation gängiger Aussagen, an die viele – zu viele – glauben, wehrt man sich im Kollektiv. Dabei müssen das konsequente Weigern, einem Irrtum zu unterliegen und 8 die damit verbundene Blamage mit in die Würdigung dieser allzu menschlichen Reaktionen einbezogen werden (8). Gewinnstreben In der Betriebswirtschaftslehre wurde das Gewinnstreben, insbesondere in seiner Ausprägung als Streben nach maximalem Gewinn, lange Zeit als alleiniges Ziel eines Unternehmens angesehen. Das Gewinnstreben kann sich als Streben nach absoluten oder nach relativen Gewinngrößen in Form des Rentabilitätsstrebens äußern. Dabei läßt sich das Streben nach optimalen und nach befriedigenden Werten, die lediglich einem bestimmten Anspruchsniveau genügen, unterscheiden. In der neueren betriebswirtschaftlichen Zieldiskussion werden vielfach auch andere Ziele wie Sicherheitsstreben, Unabhängigkeitsstreben oder Machtstreben genannt. Die Übersteigerung des Erwerbssinns auf ein ungewöhnliches, sittlich anstößiges Maß wird als Gewinnsucht bezeichnet. Die gewinnsüchtige Absicht ist teils strafbegründendes, teils straferhöhendes Merkmal. Ein noch über die Gewinnsucht hinaus gesteigertes abstoßendes Gewinnstreben um jeden Preis ist die Habgier. Eine rücksichtslose Gewinnmaximierung im Rahmen des shareholder-value führt zu einer inhumanen Arbeitswelt. Die Überbetonung plutokratischer Gedanken und die Macht des Geldes mit ihrem auf korrumptivem Gebiet recht erfolgreichen Wirken läßt moral-ethische und soziale Gesichtpunkte des Handelns und Agierens in den Hintergrund treten [Dönhoff 97]. In einer pluralistischen Wirtschaftsstruktur ist Gewinnstreben oft auch Motiv von eingeleiteten, administrativ verordneten "Richtlinien" und "Normen", die allein bestimmten Wirtschaftszweigen zugute kommen. Oft wird dies in euphemistischer Weise begleitet und begründet. Hermeneutik Die Hermeneutik behandelt die Kunst der Auslegung, die Interpretation und die Theorie der Auslegung als Reflexion auf die Bedingungen des Verstehens und seiner sprachlichen Fixierung. Historisch gesehen ging es dabei immer um die Auslegung der Schrift (Bibel). Mit der Entstehung des neueren Methoden- und Wissenschaftsbegriffes wird als Auslegungsnorm die Vernunft bestimmt. Es geht darum, den Sinn von Aussagen zu erfassen bzw. Texte zu verstehen. Hermeneutische Bemühungen der "offiziellen Bauphysik" konzentrieren sich bei Darlegung widersprüchlicher Sachverhalte neuerdings auf die "Interpretation" von Aussagen, wobei verstärkt Wert darauf gelegt wird, auf Auslegungen anderer hinzuweisen, die jedoch ebenfalls fehlerhaft sind. Hier zeigt sich wieder einmal der Versuch, mit hermeneutischen Spitzfindigkeiten sich dem Dilemma des permanenten Irrtums zu entziehen, indem man sich rabulistischer Tendenzen bedient. Illusion Illusion ist Täuschung, Selbsttäuschung, Einbildung und bezeichnet die subjektive Verzerrung und Mißdeutung von Sinneseindrücken, denen im Gegensatz zu Halluzinationen objektive Erscheinungen zugrunde liegen. Im übertragenen Sinn bedeutet Illusion die nicht erfüllbare Wunschvorstellung oder Erwartung, die sub9 jektiv als realisierbar erlebt wird. Illusionäre oder illusionistische Vorstellungen sind aufgrund falscher Einschätzung der Istlage nicht zu verwirklichen. Trotz der Täuschungen faszinieren Illusionisten immer wieder, da sie die Grenzen von Schein und Wirklichkeit, von Fakt und Fiktion auflösen. Durch Werbung und Propaganda werden vielfach nur Illusionen geweckt, die dann weitgehend das Geschehen beherrschen. Intuition Intuition ist das unmittelbare, ganzheitliche Erkennen oder Erfahren von Sachverhalten im Gegensatz zu der unter anderem durch Beweis, Erklärung und Definition vermittelten diskursiven, das heißt von einer Vorstellung zu einer anderen mit logischer Notwendigkeit fortschreitenden Erkenntnis. In der Philosophie werden nach Plato die Ideen und nach Aristoteles, Locke und andere die für unbeweisbar und evident gehaltenen "ersten" Sätze der Wissenschaften (Axiome) und auch die angeborenen Ideen durch Intuition erkannt und erfahren. Der menschliche Verstand verfährt nach Kant allerdings nicht intuitiv, sondern diskursiv. Intuitives Denken kann, wenn ganzheitlich vollzogen, wertvoll sein und gibt oft entscheidende gedankliche Anstöße, bedarf aber im Endeffekt doch des Beweises, weil auf den Nachweis der Richtigkeit des Denkens nicht verzichtet werden kann. Ansonsten verbleibt nur eine unbewiesene, ohne Fundament im Raum stehende Behauptung, die, wird sie erst durch die modernen Informationstechniken zu einer "öffentlichen Meinung" verdichtet, verheerende Folgen haben kann. Die Manipulation des Denkens triumphiert dann uneingeschränkt. Intuitionismus Die Intuitionisten oder Irrationalisten halten die Intuition für die wichtigste Erkenntnisquelle. Statt "Intuition" könnte man auch "Einfühlung" oder "Wesensschau" sagen. Die gefühlsmäßig (intuitiv) aufgestellten Behauptungen so zu begründen, daß sie von jedem nachgeprüft werden können, halten die Intuitionisten für überflüssig; ihnen genügt die "Evidenz", das ist das Gefühl der Gewißheit, die Wahrheit unmittelbar erschaut zu haben. Dagegen ist einzuwenden, daß die Intuition wohl neue Einsichten zu gewinnen ermöglicht, jedoch nicht zur Begründung allgemeingültiger Erkenntnisse ausreicht. Alle Intuitionen bedürfen unbedingt einer nachträglichen Kontrolle und Verifikation durch die allgemein zugängliche Erfahrung. Da ein Widerlegen intuitiver Aussagen meist nur durch Erfahrung möglich ist, ein Gegenbeweis dementsprechend also auch erst nach gewisser Zeit erfolgen kann, muß der Intuitionismus, wenn Intuitionisten erst einmal mit Machtfülle ausgestattet werden, durchaus auch als ein Mittel für die Verwirklichung von Willkür und Repression angesehen werden. Auch die Umdeutung und damit der Mißbrauch bereits bestätigter Erfahrungssätze, ja sogar bekannter Naturgesetze kann damit eingeleitet werden. Damit aber wird abgesichertes Wissen wieder verschüttet und aus dem Erfahrungsschatz beseitigt. Eine wissenlose Gesellschaft wird zur gewissenlosen Gesellschaft. 10