Sie sprechen unsere Sprache ja gut, Herr Cosar! E Didavi und der VfB in der Defensive Seite 13 E Stuttgart und Region Lügen, Horror, Milbenkäse: Ein Buch über Museen E www.stuttgarter-nachrichten.de · € 1,70 · E 4063 Montag, 11. April 2016 Nummer 83 · 15. Woche · 71. Jahrgang · S Angeklagte mit Geld sind vor Gericht im Vorteil Neues Zuhause Seite 20 Chef-Ermittlerin für Wirtschaftsdelikte: Müssen Ungleichgewicht vermeiden Kultur Von Klaus Köster Jung, laut und ein wenig routiniert: Armin Petras und Die Nerven in Berlin E Seite 12 Bundesliga aktuell FC Schalke 04 – Borussia Dortmund 1. FC Köln – Bayer Leverkusen E 2:2 0:2 Seite 22 Foto: factum/Bach, Rudel, pdesign/ Fotolia, pilaupictures.com, Die Seite Drei Weissach – sind die Porsche-Millionen Segen oder Fluch? E Seite 3 Die Geschichte des Gorilla-Geschwisterpaars Vana und Tebogo hat traurig begonnen: Die Mütter im Wuppertaler Zoo nahmen die Halbgeschwister nicht an. So kamen Gorilla-Mäd- chen Vana und Halbbruder Tebogo vor vier Jahren nach Stuttgart in die Wilhelma. Jetzt mussten die Tierpfleger Lebewohl sagen: Vana und Tebogo sind in den Zoo nach Dublin um- gezogen. Für Fälle wie Vana und Tebogo wurde die Aufzuchtstation der Wilhelma vor über 30 Jahren eingerichtet. Foto: Vollmer ¿Stuttgart und Region Seite 20 Südwest-CDU streitet über Gemeinschaftsschule Exklusiv Stuttgarts Schulbürgermeisterin: Bedarf ist da – Strobl: Kein Rückfahrschein nach Berlin Panorama Erzbischof von Canterbury ist ein Kuckuckskind E Seite 6 nicht nachvollziehen“, sagte sie unserer Zeitung. „Es lassen sich damit auch offensichtlich keine Wahlen gewinnen“, fügte Eisenmann hinzu, die dem Schulausschuss des baden-württembergischen Städtetages vorsitzt. Der Bedarf für eine solche Schulart sei da, die Resonanz sei gut. „Das ist eine Abstimmung mit den Füßen.“ Die Südwest-CDU will den Ausbau der neuen Schulart stoppen, die Grün-Rot zum Schuljahr 2012/2013 eingeführt hat. Derzeit gibt es im Land 271 Gemeinschaftsschulen. In ihrem Programm für die Landtagswahl hatte die CDU geschrieben, dass die Gemeinschaftsschule nicht funktioniere und gescheitert sei. Spitzenkandidat Guido Wolf hatte im Wahlkampf angekündigt, die Gemeinschafts- schulen in eine neue Form von Realschule mit anderem pädagogischem Konzept überführen zu wollen. Momentan verhandelt die CDU mit den Grünen über eine Koalition. Ein Knackpunkt dabei sind unterschiedliche Auffassungen in der Bildungspolitik. Die Grünen wollen die Gemeinschaftsschule erhalten. Der CDU-Landesvorsitzende und Vizechef der Bundespartei, Thomas Strobl, sieht seine politische Zukunft nach dem angekündigten Wechsel in die grün-schwarze Landesregierung ganz im Land. Es sei nicht seine Absicht, nach der Bundestagswahl 2017 auf die Bundesebene zurückzukehren, sagte er unserer Zeitung. E Seite 3 E Landesnachrichten Seite 5 Verletzte bei Demo in Stuttgart Mäht Max Terrorspuren führen nach Ulm STUTTGART (StN/dpa). Bei Kundgebungen und Gegendemonstrationen von Türken und Kurden ist es in mehreren deutschen Großstädten zu Ausschreitungen gekommen. Starke Polizeikräfte hielten die verfeindeten Gruppen am Sonntag getrennt. In Stuttgart wurden nach Polizeiangaben aus den Reihen von Kurden und linker deutscher Aktivisten Steine und Böller geworfen, zwölf Beamte und acht Demonstranten seien verletzt worden. In Köln flogen von beiden Seiten Flaschen oder Feuerwerkskörper, die Polizei nahm mindestens 24 Personen in Gewahrsam. Kleinere Zwischenfälle gab es auch in Hamburg und Frankfurt. Zu den Demons kamen deutlich weniger Menschen als erwartet. Für die größte Veranstaltung in Köln hatte die Gruppe „AYTK“ bis zu 5000 Teilnehmer angemeldet. Es beteiligten sich aber nur einige hundert Menschen. E Lokales Seite 15 Monatelang musste der Deutsche sich damit begnügen, das Gras wachsen zu hören. Jetzt kann er endlich wieder das Gras wachsen sehen! Es ist Frühling, der Deutsche zieht seine Stahlkappenschuhe an und startet den Motor. Die Saison des Rasenmähens hat begonnen. Endlich kann man wieder über Schnitthöhen diskutieren – und auch darüber, wann genau Mittagsruhe ist. Verrückte Szenen spielen sich ab: Missgünstige Nachbarn legen sich gegenseitig Steine unters Messer. Macht aber nichts: Wenn der Rasenmäher mittendrin den Geist aufgibt, trägt der Garten eben vorne kurz und hinten lang. Am Ende der Saison bringt der Deutsche schnaufend seinen Rasenmäher in den Keller – und holt grinsend den Laubbläser hoch. (rai) BRÜSSEL/ULM (AFP/dpa/StN). Nach und nach enttarnen Belgiens Ermittler das Terrornetzwerk von Brüssel. Die Attentäter wollten eigentlich einen neuen Terroranschlag in Frankreich verüben. Die Islamisten kamen aber wegen intensiver Polizeiermittlungen unter Zeitdruck und wichen auf Brüssel als Anschlagsziel aus. Dies teilte die Staatsanwaltschaft in Belgien mit. Die belgische Justiz identifizierte zudem den gesuchten „Mann mit Hut“, den dritten mutmaßlichen Terroristen vom Brüsseler Flughafen: Es ist der Freitag gefasste 31-jährige Belgier Mohamed Abrini. Gegen ihn wurde am Sonntag Haftbefehl wegen terroristischer Aktivitäten in Brüssel erlassen. Extremisten aus dem Brüsseler Brennpunktviertel Molenbeek gehörten zu den Attentätern der Anschläge von Paris und Brüssel. Elternvertreter haben vor einem Kahlschlag bei den Gemeinschaftsschulen als Folge einer grün-schwarzen Koalition gewarnt – nun bekommen sie Unterstützung aus den Reihen der CDU. Von Rainer Wehaus und Frank Krause Warum der Kuckuck Probleme beim Eierlegen bekommt E STUTTGART. Stuttgarts langjährige Schulbürgermeisterin Suanne Eisenmann (CDU) kritisiert die Haltung ihrer Partei zur Gemeinschaftsschule. „Die ideologische Verdammung der Gemeinschaftsschule kann ich persönlich aufgrund meiner Erfahrung Seite 16 Inhalt Politik Landesnachrichten Panorama Wirtschaft Veranstaltungen Notdienste Familienseite Unsere Leser und wir Fernsehprogramm Kultur Wissenswert Stuttgart und Region Impressum Sport Gewinnzahlen 2–4 5 6 7–8 9 9 10 11 11 12 – 13 14 15 – 20 19 21 – 28 26 Wetter Mittags 20° Nachts 6° Nach Nebelauflösung wird es freundlich E Seite 18 07 11 / 72 05 - 0 07 11 / 72 05 - 61 61 16015 4 190406 301705 E Seite 2 STUTTGART. Die neue Chefin der Stuttgarter Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität, Beate Weik, sieht Angeklagte, die sich teure Anwaltskanzleien leisten können, vor Gericht im Vorteil gegenüber denen, die ohne solche Unterstützung auskommen müssen. Die Befürchtung, dass es im Verfahren eine Zwei-Klassen-Täterschaft gibt, sei „nicht ganz von der Hand zu weisen“ , sagte sie unserer Zeitung. Große Kanzleien hätten Mitarbeiter, die sich stark spezialisieren und auch im Verlauf eines Verfahrens aufkommende Fragen besonders intensiv bearbeiten könnten. Der Anspruch der Staatsanwaltschaft sei aber, ein Ungleichgewicht zu vermeiden. „Und in der Regel gelingt uns das auch.“ Weik nahm zugleich die Staatsanwälte, die im Verfahren gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking die Anklage vertraten, gegen Kritik in Schutz. Das Verfahren hatte mit einem Freispruch und deutlicher Kritik an der Staatsanwaltschaft geendet. E Wirtschaft Seite 7 Kommentar Keim-Alarm Neue Wege der Hygiene müssen nicht unbedingt viel Geld kosten Von Willi Reiners Jeder, der sich im Krankenhaus behandeln lassen muss, kann sich dort eine Infektion einfangen. Vorerkrankungen können eine Rolle spielen oder Unwägbarkeiten, wie sie etwa bei schwierigen Operationen am Darm auftreten können. Keine Klinik ist dagegen gefeit, auch wenn sie einen noch so großen Aufwand in Sachen Hygiene treiben würde. Aber mitunter ist auch Schlamperei im Spiel. Wenn das OP-Besteck nicht ordnungsgemäß desinfiziert ist, gibt es keine Entschuldigung. Überforderung des Personals gehört ebenfalls zu möglichen Ursachen. Da ist es mit der Schuldzuweisung schon nicht mehr so einfach. Wer wollte einer Pflegekraft, die sich nachts um Dutzende Patienten kümmern muss, vorwerfen, dass sie sich die Hände nicht ordentlich desinfiziert? Oder eine Reinigungskraft anklagen, die im Akkord wischen muss und deshalb unmöglich in jede Ecke kommen kann? Das ist auch ein Stück Systemversagen. Die Ökonomisierung im stationären Sektor, die soeben vom Deutschen Ethikrat kritisiert wurde, setzt die Kliniken unter Druck. Die Häuser unternehmen enorme Sparanstrengungen – und kommen doch auf keinen grünen Zweig. Aber das ist eine politische Baustelle. Wenn die Politik nicht den Mut aufbringt, für weniger Kliniken zu sorgen, um diese mit den vorhandenen, begrenzten Geldmitteln besser auszustatten, dann sollte sie die bestehenden Häuser auf Dauer auskömmlich finanzieren. Zu guter Letzt: Auch Patienten können einen Beitrag leisten in Sachen Infektionsvermeidung, indem sie etwa im Doppelzimmer ihre Toilettenartikel stets einschließen. Ein simples Beispiel, das zeigt, dass neue Wege im Kampf gegen gefährliche Keime möglich sind – und nicht unbedingt viel Geld kosten müssen. [email protected] Experten: Hygiene in Kliniken muss besser werden Im Südwesten geht die Zahl der MRSA-Infektionen zurück – Andere Keime sind im Kommen Von Willi Reiners Kontakt Redaktion: Leserservice (Abo): Seite 21 STUTTGART/BERLIN. Deutsche Krankenhäuser müssen mehr tun im Kampf gegen gefährliche Erreger. Mehr Personal für Pflege und Reinigung könnte Patienten besser schützen. In Krankenhäusern erleiden jährlich etwa fünf Prozent aller Patienten eine Infektion. Das sind knapp eine Million Menschen, sagte Peter Walger, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, unserer Zeitung. Mit rund 30 000 Todesfällen sei aufgrund der Infektionen zu rechnen. Schätzungen mit deutlich niedrigeren Zahlen, wie sie auch das Bundesgesundheitsministerium verwendet, nannte er „irreführend“. Walger, dessen Gesellschaft derzeit in Berlin ihren Jahreskongress abhält, forderte bessere Hygienestrategien zum Schutz der Patienten, auch wenn niemals alle Infektionen zu vermeiden seien. So bräuchten Kliniken dringend mehr Pflegepersonal. Einer Pflegekraft, die im Nachtdienst 30 Patienten versorgen müsse, bleibe keine Zeit, die Hände ausreichend zu desinfizieren. Der Bonner Infektiologe forderte die Kliniken auf, die Reinigung in den Krankenzimmern zu verbessern, gerade an Wochenenden. „Die Häuser sparen dort, weil sie unter hohem ökonomischem Druck stehen“, sagte Walger. Deshalb stehe wie beim Personal letztlich die Politik in der Pflicht, finanzielle Abhilfe zu schaffen. Der Patientenschützer Wolf-Dietrich Trenner fordert mehr Transparenz in Sachen Hygiene. Patienten müssten sich infor- mieren können, wie hoch die Infektionsraten in jeder einzelnen Klinik sind. Im Kampf gegen Keime wie den MRSA gibt es gute Nachrichten. Seit 2010 hat sich die Zahl der stationär erworbenen Infektionen im Land halbiert. Im ersten Halbjahr 2015 waren es laut der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft noch 362 Fälle bei einer Million Patienten. Dafür seien aber andere Erreger auf dem Vormarsch. E Kommentar E Wissenswert Seite 14