Allgemeine Psychologie II

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Allgemeine Psychologie II
Prof. Dr. Björn Rasch, Cognitive Biopsychology and Methods
University of Fribourg
1
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR
19.02.15
Allgemeine Psychologie I
2
Woche Datum Thema 1 FQ 20.2.13 Einführung, Verteilung der Termine 1
24.9.13
Einführung und Grundlagen
2
2.10.13
Wahrnehmung
3
9.10.13
Psychophysik
4
16.10.13
Visuelle Wahrnehmung I
5
23.10.13
Visuelle Wahrnehmung II
6
30.10.13
Auditive Wahrnehmung
7
6.11.13
Schmerz, Geruch, Geschmack
8
13.11.13
Aufmerksamkeit
9
20.11.13
Exekutive Kontrolle
27.11.13
---- Fällt aus -----
10
4.12.13
Arbeitsgedächtnis
11
11.12.13
Langzeitgedächtnis I
12
18.12.13
Langzeitgedächtnis II
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Allgemeine Psychologie II
Woche Datum FQ 3
Thema 1 Einführung, Verteilung der Termine 1
19.2.15
Denken I
2
26.2.15
Denken II
3
5.3.15
Sprache I
4
12.3.15
Sprache II
19.3.15
--- fällt aus ---
5
26.3.15
Emotion I
6
2.4.15
Emotion II
7
16.4.15
Emotion III
8
23.4.15
Motivation I
9
30.4.15
Motivation II
10
7.5.15
Volition und Handlungssteuerung
14.5.15
--- Auffahrt ---
11
21.5.15
Bewusstsein
12
28.5.15
Wiederholung und Fragen
Björn Rasch 19.02.15
Literatur Allgemeine Psychologie
Allg. Psychologie I
} 
} 
} 
Spering & Schmidt
2. Auflage, 2012, Beltz Verlag
Lernmaterialien auf
} 
} 
4
http://www.beltz.de/de/
psychologie/fachbuch/titel/
allgemeine-psychologie-1kompakt.html
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Literatur Allgemeine Psychologie
Allg. Psychologie II
} 
} 
} 
Horstmann & Dreisbach
2. Auflage, 2012, Beltz Verlag
Lernmaterialien auf
} 
} 
5
http://www.beltz.de/de/
psychologie/fachbuch/titel/
allgemeine-psychologie-2kompakt.html
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Prüfung
Allgemeine Psychologie ist ein Teil des Propädeutikums
} 
} 
} 
Voraussetzung für das weitere Studium
Prüfung nach 1. Studienjahr
} 
Multiple Choice Fragen und offene Fragen
Prüfungsrelevant ist der Stoff auf den Folien und der gesamte Stoff in den
Büchern Allgemeine I und II kompakt
} 
} 
} 
Ausnahme: Kapitel zu “Lernen”,Vorlesung bei Prof. Schöbi
Die weitere angegebene Literatur dient der Vertiefung
Folien sind 2h vor der Vorlesung auf Gestens verfügbar
} 
} 
} 
Ausnahmen:
} 
Folien, zu denen ich in der Stunde Fragen stellen möchte
} 
Folien, die etwas didaktisch vorwegnehmen würden
Die gesamten Folien sind nach der Vorlesung verfügbar
} 
6
http://gestens.unifr.ch/le/cours/d/as/base.asp?page=1
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Allgemeine Psychologie
} 
Die Allgemeine Psychologie befasst sich mit allgemein gültigen
Gesetzmässigkeiten des Verhaltens und der mentalen Prozesse.
} 
Allgemeine Psychologie befasst sich nicht mit
} 
Unterschieden zwischen Menschen in der Ausprägung bestimmter
Merkmale
} 
} 
Veränderung psychischer Prozesse im Lebenslauf
} 
} 
Differentielle Psychologie
Entwicklungspsychologie
Interaktion zwischen Individuen
} 
Sozialpsychologie
Enge Bezüge zu den kognitiven / affektiven
Neurowissenschaften
} 
7
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Wellenlänge und Amplitude
Die Wellenlänge bestimmt den Farbton (z.B. blau, grün, etc.).
Die Intensität des Lichts (Energiemenge / Amplitude von Lichtwellen)
bestimmt die Leuchtkraft der Farben.
} 
} 
8
Wellenlänge in Nanometer
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Farbwahrnehmung (Korrektur)
Unterscheidung von Licht verschiedener Wellenlängen
} 
} 
primär durch die 3 Zapfentypen mit max. Empfindlichkeit für
verschiedene Wellenlängen
} 
K-Zapfen: kurzwelliges Licht (ca. 420 nm, blau)
¨ 
9
Auch S-Zapfen genannt (engl. „short“)
} 
M-Zapfen: mittelwelliges Licht (ca. 530 nm, grün)
} 
L-Zapfen: langwelligen Licht (ca. 560 nm, rot)
Björn Rasch Vorlesung Allg. Psychologie Uni FR 19.02.15
Denken
} 
Denkpsychologie befasst sich mit den inneren (mentalen)
Prozessen der Verarbeitung von Informationen.
} 
Denken als höhere kognitive Funktion
} 
} 
} 
Umfasst „niedrigere“ kognitive Funktionen (u.a. Aufmerksamkeit,
Mustererkennung, bildhafte Vorstellung)
Setzt Wissen voraus (z.B. Rechenregeln zum Lösen einer Gleichung)
Definitorische Aspekte des Denkens
} 
} 
} 
Mental ablaufender Prozess der Verarbeitung von Informationen
Inhalt und Ablauf abhängig von der denkenden Person und dem Kontext
Denken kann zu einer Handlung führen oder nicht
} 
} 
Denkprozesse können Gegenstand des Denkens sein
} 
10
Mentales Durchspielen von Handlungsalternativen
Metakognition
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Metakognition
} 
} 
Reflexion und Kontrolle von Denkprozessen
Beispiel:Verhaltenstherapie der Depression (Hautzinger, 2003)
} 
Dysfunktionale Denkmuster als Teil der psychischen Störung
} 
} 
} 
} 
Festgefahrene Denkschemata und automatische Gedanken
„Ich bin ein Versager, weil ich nie etwas schaffe“
Selektive Wahrnehmung negativer Ereignisse
Therapeutischer Prozess
} 
Unpassende, fehlerhafte oder unlogische Gedanken identifizieren
¨ 
} 
Kognitive Umstrukturierung
¨ 
¨ 
} 
} 
11
Tagesprotokolle, Tagebucheinträge
Unpassende Gedanken durch funktionale Gedanken ersetzen
Z.B. Gegenargumente herausarbeiten, andere Bewertungen von Situationen lernen
Nachhaltige Verbesserung der „Lebensphilosophie“ des Patienten
Erlernte kognitive Techniken anwenden und üben
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Frühe Ansätze der Denkpsychologie
} 
Behavioristischer Ansatz (1911)
} 
} 
Reiz-Reaktionskopplung durch Versuch und Irrtum
Erfolgreiches / belohntes Verhalten wird verstärkt
} 
Beispiel: Katzen öffnen Käfigverschluss nach mehreren Versuchen
¨ 
} 
} 
Fokus auf Endergebnis des Denk-/ Problemlösevorgangs
Gestaltpsychologie (1920)
} 
} 
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Aha-Erlebnis, Einsicht
} 
Beispiele: Knobelrätsel, intelligenter Werkzeugeinsatz bei Affen (Köhler)
¨ 
} 
http://www.youtube.com/watch?v=cNwk1wvll1Y
http://www.youtube.com/watch?v=9Iza1zUq7VI
Informationstheoretischer Ansatz (1950)
} 
} 
Universelle Problemlösestrategien identifizieren
Computer so programmieren, dass er Probleme löst (z.B. Schach)
} 
12
Nur bei klar definierten Problemen erfolgreich
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Denken
} 
} 
} 
Deduktives Schlussfolgern
Induktives Schlussfolgern
Problemlösen
} 
} 
} 
} 
Einfaches Problemlösen
Komplexes Problemlösen
Planen
Intelligenz und Kreativität
13
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Schlussfolgern
} 
Deduktives Schlussfolgern
} 
Logisches Schlussfolgern auf Basis fest vorgegebener Tatsachen
} 
Logischer Übergang von Aussagen (Prämissen) zu einer neuen Aussage
(Konklusion)
¨ 
} 
} 
Logik: Wenn die Prämissen stimmen, ist das Ergebnis immer formal korrekt
Wie wenden Menschen die Gesetze der Logik an, welche Fehler treten auf?
Induktives Schlussfolgern
} 
} 
14
Aus empirischen Informationen wird eine allgemeine Aussage abgeleitet.
Wie schlussfolgern und entscheiden Menschen bei Unsicherheit?
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Wissenschaftliches Vorgehen
15
Björn Rasch 19.02.15
Deduktives Schlussfolgern
} 
Aussagenlogik
} 
} 
Logische Verknüpfung von Aussagen
Einfache Aussage (Elementaraussage)
}  Wahrheitswert einer Aussage entweder wahr (W) oder falsch (F)
} 
} 
Keine anderen Werte möglich
Verneinte Aussage (Negation)
} 
Eine Aussage kann nicht gleichzeitig wahr und falsch sein
} 
Wenn eine Aussage wahr ist, ist ihre Verneinung falsch (und umgekehrt).
¨ 
¨ 
¨ 
16
Bsp.: Es trifft zu, dass die Zahl 5 eine ungerade Zahl ist (W).
-> Es trifft nicht zu, dass die Zahl 5 eine ungerade Zahl ist (F).
Wahrheitstafel:
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Deduktives Schlussfolgern
} 
Logische Äquivalenz
} 
} 
Die Aussage A ist äquivalent zu Aussage B
Trifft immer dann zu,
} 
} 
17
wenn sowohl A als auch B wahr sind.
wenn sowohl A als auch B falsch sind.
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Deduktives Schlussfolgern
} 
Und-verknüpfte Aussage (Konjunktion)
} 
Die Aussage „A und B“ ist immer dann (und nur dann) wahr, wenn A und
B wahr sind.
} 
18
Beispiel: Prüfung bestanden, wenn Frage 1 und Frage 2 richtig beantwortet
wurden.
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Deduktives Schlussfolgern
} 
Nicht-ausschließendes Oder (Disjunktion)
} 
Die Aussage A oder B ist immer dann wahr, wenn mindestens eine der
beiden Teilaussagen A oder B wahr ist
} 
19
Beispiel: Die Prüfung ist bestanden, wenn Frage 1 oder Frage 2 richtig
beantwortet wurde.
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Deduktives Schlussfolgern
} 
Materiale Implikation (Konditional)
} 
Verknüpfung zweier Aussagen zu einer neuen Aussage
} 
} 
A ist eine hinreichende Bedingung für B
Beispiele:
¨ 
¨ 
¨ 
} 
Wenn 5 eine ungerade Zahl ist, dann ist 6 eine gerade Zahl.
Wenn 5 eine gerade Zahl ist, dann ist 6 eine gerade Zahl.
Wenn 5 eine ungerade Zahl ist, dann ist 6 eine ungerade Zahl.
Merksätze:
} 
Aus Falschem folgt Beliebiges / aus etwas Wahrem kann nichts Falsches folgen.
} 
Problem: Logische Gültigkeit vs. Inhaltliche Richtigkeit
20
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Deduktives Schlussfolgern
} 
Vier Schlussfolgerungen mit Konditionalen
} 
Name
Modus Ponens
} 
} 
} 
àC
Wenn A, dann C;
¬A
à¬C
Acceptance of Consequent
} 
} 
A
Denial of Antecedent
} 
} 
Wenn A, dann C;
Schlussfigur
Wenn A, dann C;
C
àA
¬C
à¬A
Modus Tollens
} 
21
Wenn A, dann C;
gültig?
Deduktives Schlussfolgern
} 
Formale Aussagenlogik
} 
} 
} 
Regelwerk konditionaler Schlüsse (im Alltag sehr häufig)
Syllogismen: Aussagen mit 2 Prämissen und einer Konklusion
Modus Ponens
} 
Aus zwei Prämissen wird eine positive Konklusion abgeleitet:
} 
Wenn es regnet, ist die Strasse nass (Prämisse 1).
} 
Es regnet (Prämisse 2).
Also ist die Strasse nass (positive Konklusion)
} 
¨ 
} 
Formal: Wenn A, dann C. Gegeben A. Dann C.
Modus Tollens
} 
Aus zwei Prämissen wird eine negative Konklusion abgeleitet:
} 
Wenn es regnet, ist die Strasse nass (Prämisse 1).
} 
Die Strasse ist nicht nass. (Prämisse 2)
Also regnet es nicht (negative Konklusion)
} 
¨ 
23
Formal: Wenn A, dann C, Nicht C. Dann nicht A.
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Übung
} 
Ordnen Sie die Aufgaben den Schlussformen zu!
} 
Wenn Zündschlüssel gedreht, dann startet
Auto. Auto startet nicht. Also wurde Z. nicht
gedreht.
Modus Ponens
Acceptance of the
Consequent
} 
Wenn Z. gedreht, dann startet Auto. Z. wird
gedreht. Also startet Auto.
} 
Wenn Z. gedreht, dann startet Auto. Z. wird
nicht gedreht. Also startet Auto nicht.
Denial of the
Antecedent
} 
Wenn Z. gedreht, dann startet Auto. Auto
startet. Also wurde Z. gedreht.
Modus Tollens
24
Deduktives Schlussfolgern
} 
Auswahlaufgabe nach Wason (1966)
} 
Drehe diejenigen Karten um, die zeigen können, ob die folgende Aussage
korrekt ist (sie dürfen nur zwei Karten umdrehen)
} 
26
Wenn auf der Vorderseite ein Vokal zu sehen ist, dann ist auf ihrer Rückseite
eine gerade Zahl.
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Deduktives Schlussfolgern
} 
Auswahlaufgabe von Wason (1966)
} 
} 
Menschen haben Schwierigkeiten mit formaler Logik (z.B. Modus Tollens)
Aufgabe besser gelöst mit alltagsrelevanten Inhalten
} 
} 
Beispiel: Wenn der Briefumschlag geschlossen ist, dann ist er mit einer 50
Cent Marke frankiert.
Aufgabe wird in bestimmten Domänen besser gelöst
} 
Wenn eine Person Alkohol trinkt, muss sie älter als 18 Jahre alt sein.
¨ 
} 
} 
Theorie der sozialen Konstrukte: Identifikation von „Betrügern“ in einigen
sozialen Domänen evolutionär wichtig.
Heuristiken
} 
Menschen verwenden eher Heuristiken (einfache Faustregeln) anstatt formale
Logik
¨ 
28
Prüfung vor allem bei Leuten, die jünger als 18 Jahre sind (Modus Tollens)
Induktives Schlussfolgern
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Deduktives Schlussfolgern
} 
Prädikatenlogik
} 
} 
} 
Interne Struktur von Aussagen mit Prädikaten (z.B. ...ist grösser als...)
Verwendung von Quantoren (z.B. alle, keine, einige)
Beispiele
} 
Karl ist grösser als Thomas (Prämisse 1).
} 
Thomas ist grösser als Miriam (Prämisse 2).
Also ist Karl grösser als Miriam (Konklusion).
} 
} 
Alle Menschen sind sterblich (Prämisse 1).
Sokrates ist ein Mensch (Prämisse 2).
} 
Also ist Sokrates sterblich (Konklusion).
} 
} 
Häufige Fehler bei
} 
} 
29
Alle A sind B (bedeutet nicht: Alle B sind A)
Einige A sind nicht B (bedeutet nicht: Einige B sind nicht A)
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Induktives Schlussfolgern
} 
Menschen treffen oft keine rationalen Entscheidungen.
} 
} 
Zusätzlich liegen oft nicht genügend Informationen vor.
Entscheidungen müssen oft schnell getroffen werden.
} 
} 
} 
Bsp: Arzt bei einem medizinischen Notfall
Zeitdruck, Unsicherheit, hohes Risiko
Heuristiken
} 
Einfache Faustregeln, die ohne logische Schlüsse zur
Entscheidung führen
} 
} 
Tversky & Kahnemann: kognitive Täuschungen
} 
30
Effiziente Problemlösestrategie, die fehleranfällig ist
Kahnemann: 2002 Nobelpreisträger in
Wirtschaftswissenschaften
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Zwei Denksysteme
} 
System 1
} 
Schnell, automatisch, immer aktiv, emotional,
stereotypisierend, unbewusst
} 
Kognitive Leichtigkeit fördert bestimmte
unrealistische Denkweisen
} 
Reagiert auf Reizwörter (Priming)
Denkergebnisse aus System 1 erscheinen uns oft
sehr logisch
} 
¨ 
} 
Wir sind von ihrer Richtigkeit oft überzeugt
System 2
} 
Langsam, anstrengend, selten aktiv, logisch,
berechnend, bewusst
} 
} 
System 2 ist “faul” und “schnell erschöpft”
Wird nur selten angewendet
¨ 
31
Bewusste Entscheidung des “langsamen Denkens”
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Induktives Schlussfolgern
} 
Verfügbarkeitsheuristik
} 
Sterben mehr Menschen durch Flugzeugunfälle oder Autounfälle?
} 
} 
Auftretenshäufigkeit von schwerwiegenden Ereignissen wird überschätzt
Entscheidung basiert auf Information, die einem am leichtesten in den
Sinn kommt
} 
Beispiel: Famous-Name Effect (Tversky & Kahnemann)
¨ 
¨ 
} 
Hausarbeit in WG / Partnerschaft: Überschätzung der eigenen Mitarbeit
¨ 
32
Namensliste mit 19 berühmten Männern und 20 weniger berühmten Frauen
Frage: Mehr Männernamen oder mehr Frauennamen?
Addition der geschätzten Anteile weit über 100%
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Induktives Schlussfolgern
} 
Repräsentationsheuristik
} 
} 
Kauft ein Herr im Anzug und Aktenkoffer eher NZZ oder den Blick?
Repräsentativität als Entscheidungskriterium
} 
} 
} 
Einfluss von Stereotypen und repräsentativen Attributen
Einfach und schnell, aber sehr fehleranfällig
Anker und Anpassungsheuristik
} 
} 
Schätzen Sie das Produkt aus 9*8*7*6*5*4*3*2*1.
Anker liefert Ausgangspunkt / Startwert für Urteil
} 
} 
Wieviel Geld möchten spenden? Wären Sie z.B. bereit, 5 $ zu spenden?
Erst letzte 4 Ziffern der Telefonnummer lernen, dann Grösse von
Mammutbäumen schätzen
¨ 
} 
} 
33
Positive Korrelationen
Listenpreise bei Immobilienangeboten
...
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Induktives Schlussfolgern
} 
Beispiel
} 
} 
Linda ist 31 Jahre alt, sie lebt allein, redet oft freimütig und ist sehr klug.
Sie hat Philosophie studiert und war als Studentin in Fragen der sozialen
Benachteiligung ausserordentlich engagiert, ausserdem nahm sie an AntiKernkraft-Demonstrationen teil.
Frage: Welche Aussage ist wahrscheinlicher?
} 
} 
} 
Linda ist Bankangestellte.
Linda ist Bankangestellte und in der Frauenbewegung aktiv.
Konjunktionsfehler (conjunction error)
34
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Induktives Schlussfolgern
} 
Die Wahrscheinlichkeit einer Virusinfektion ist p = 0.001. Der
Test der Firma Rosartis zur Detektion der Virusinfektion hat
folgende Wahrscheinlichkeiten:
} 
} 
} 
p (false-negative) = 0 (negatives Testergebnis bei Infektion)
P(false-positive) = 0.05 (positives Testergebnis ohne Infektion)
Petra hat ein positives Ergebnis. Wie gross ist die
Wahrscheinlichkeit, dass sie infiziert ist?
35
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Induktives Schlussfolgern
} 
Von 1‘000 Personen ist Eine infiziert.Von 1‘000 NichtInfizierten werden 50 positiv getestet. 100 Personen wurden
positiv getestet. Wie viele von ihnen sind vermutlich infiziert?
36
Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 19.02.15
Induktives Schlussfolgern
} 
Fehler bei der Verwendung von Heuristiken
} 
Konjunktionsfehler (conjunction error)
} 
} 
Wahrscheinlichkeit der Konjunktion zweier Ereignisse ist immer kleiner als
die Wahrscheinlichkeit eines Einzelereignisses
Basisraten Missachtung (base-rate fallacy)
} 
A-priori Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Ereignisses wird missachtet
¨ 
} 
Hohe Sicherheit (over-onfidence)
} 
Güte des Wissens wird häufig überschätzt
¨ 
¨ 
37
Bsp.: Autounfälle viel häufiger als Flugzeugunfälle
Welche Stadt ist grösser, Islamabad oder Hyderabad?
Obwohl Personen sich 100% sicher sind, ist Entscheidung nicht immer richtig.
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Induktives Schliessen
} 
Vorteile von Heuristiken
} 
} 
Heuristiken als mentale Werkzeugkiste
} 
} 
Entscheidung über Heuristiken sind schnell, sparsam, und brauchen nur
wenige Informationen.
Heuristische Prinzipien
} 
} 
} 
} 
Forschungsprogramm: Einfache Heuristiken (Gigerenzer, 1999)
Suchregeln: Reihenfolge der Informationssuche (zufällig? Rangfolge?)
Abbruchregeln: Kriterium des Abbruchs der Suche
Entscheidungsregeln: Wie wird auf Grund der Information entschieden?
Rekognitionsheuristik
} 
Entscheidung auf Basis der Bekanntheit der Information
¨ 
} 
Take-the-Best(TBT) Heuristik
} 
Entscheidung nach erfolgreicher Suche weniger Prädiktoren
¨ 
38
Führt häufig zu korrekten Urteilen (z.B. Bekanntheit / Stadtgrösse, Aktienkauf)
Hamburg oder München grösser?
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Take-Home Messages
} 
Denkpsychologie befasst sich mit den inneren (mentalen) Prozessen der
Verarbeitung von Informationen.
} 
} 
Denken als höherer kognitiver Prozess, umfasst “niedrigere” kognitive Prozesse.
Deduktives Schlussfolgern
} 
Logisches Schlussfolgern auf Basis fest vorgegebener Tatsachen
} 
} 
Formale Aussagenlogik und Syllogismen
} 
} 
} 
Aussagenlogik, Wahrheitswert und Wahrheitstafeln
Modus Ponens, Modus Tollens, Acceptance of Consequent, Denial of Antecedent
Anwendung der formalen Logik im Alltag (aber auch von Experten) oft schwierig
Induktives Schlussfolgern
} 
Menschen entscheiden oft nicht rational, sondern verwenden Heuristiken
} 
} 
} 
Verfügbarkeitsheuristik, Repräsentationsheuristik, Ankerheuristik
} 
} 
39
Entscheiden oft mit Unsicherheit, Zeitdruck, hohem Risiko
Entscheidungen mit Heuristiken sind effizient, schnell, benötigen wenige Informationen
Fehler: Conjunction error, base-rate fallacy, overconfidence
Rekognitionsheuristik, Take-the-Best (TBT) Heuristik
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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
40
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19.02.15
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