top Ackerbau Durch die Saatbettbereitung schaffen Sie die Voraussetzung für eine störungsfreie Aussaat. Fotos: Heil, Dr. Möller (2) Damit Ihre Rüben gleich „locker“ loslegen Schlecht abgestorbene Zwischenfrüchte, teurer Diesel, P- und K-verarmte Böden – wie Sie Ihren Rüben dennoch zu einem glänzenden Start verhelfen, verraten Dr. Ulrich Lehrke und Dr. Karsten Möller, LWK Hannover. D ie Struktur der Böden ist nach der trockenen Ernte 2004 in diesem Jahr meist wenig gestört. Dennoch sollten Sie die Frühjahrsbestellung möglichst bodenschonend durchführen. Am besten bearbeiten Sie Ihre Böden erst, wenn sie ausreichend abgetrocknet sind. Hier einige Tipps dazu, wie Sie Ihren 52 top agrar 3/2005 Rüben mit vertretbarem Aufwand einen günstigen Start und eine optimale Jugendentwicklung verschaffen: 1 Nicht abgestorbene Zwischenfrüchte häckseln In diesem Winter sind in den meisten Anbauregionen nur geringe Fröste aufgetreten. Daher sind vielerorts die Zwi- schenfruchtbestände nicht vollständig abgestorben. Am wenigsten frostempfindlich sind Ölrettichbestände. In diesem Jahr sind aber auch etliche Phacelia- und Senfbestände noch nicht völlig abgestorben. Für die Mulchsaat von Rüben kann dies problematisch werden. Denn viel frische Zwischenfruchtreste mindern den Feldaufgang. Hinzu kommt, dass einzelne Zwischenfruchtpflanzen „überleben“ und den jungen Rüben Konkurrenz machen. Um diese Probleme zu vermeiden, sollten Sie sehr massige Bestände häckseln. Dies darf nur unter trockenen Bedingungen oder bei tragendem Frost erfolgen. Auf Standorten, die im Frühjahr schnell abtrocknen, können Sie die Zwischenfrüchte auch mechanisch einarbeiten. Hierzu eignen sich vor allem Scheibeneggen. Schwächere Bestände können Sie auch mit einem nicht selektiven Herbizid abtöten. Bei Beständen, die bereits mit der Blüte begonnen haben, kann die Wirkung allerdings 2 Sparen durch Verzicht auf zusätzliches Lockern? Ist jeder bisher gewohnte Arbeitsgang zur Rübenbestellung wirklich nötig? Die hohen Dieselkosten und der Druck, die Arbeitserledigungskosten zu senken, zwingen dazu, dies erneut zu prüfen. Ob ein Lockern nötig ist, hängt in erster Linie vom Boden ab. Dichtlagernde Sand- und Schluffböden haben einen höheren Lockerungsbedarf. Verzichten können Sie auf das Lockern im Frühjahr: ■ auf tonhaltigen Böden, da dabei sehr leicht Strukturschäden entstehen. ■ auf Flächen, die bereits im Herbst tief gelockert wurden, z. B. durch Pflügen zur Zwischenfruchtssaat oder durch tiefes (18 bis 20 cm) Grubbern mit Schmalscharen. ■ in Regionen mit wenig Niederschlag im Frühjahr, da jede Bearbeitung Wasser kostet. Das Lockern ist aber durchaus sinnvoll bei der Mulchsaat. Denn durch tiefes Lockern im Frühjahr vor der Aussaat lässt sich auch bei pflugloser Bearbeitung ein schnelles Erwärmen der Böden erreichen, wie Erfahrungen in der Praxis zeigen. Oft reicht bereits ein zusätzliches flaches Lockern zum Abtrocknen und Erwärmen des Oberbodens. Hierzu eignen sich Spatenroll- und Scheibeneggen. Bei Strohmulch und Herbstfurche kann ein flaches Vorlockern auch mit einem Feingrubber (u.a. Allrounder, Kultiegge) erfolgen. Vorteilhaft ist ein tiefes Lockern mit dem Grubber vor allem auf sehr kalten, schluffigen 3 deutlich abfallen. Mechanisches Einarbeiten ist auch hier besser. Vor der Saat ist auch dann ein Totalherbizideinsatz in der Regel sinnvoll. Böden. Hierzu sollten nur Grubber mit Schmalscharen eingesetzt werden. Denn Flügelschargrubber bilden sehr leicht einen Verdichtungshorizont aus, vor allem wenn die Böden noch nicht ausreichend abgetrocknet sind. Der Vorteil des tieferen Lockerns (12 bis 15 cm) besteht auch darin, dass flach eingearbeitete Strohreste nochmals aufgerissen und verteilt werden. Gerade nach der sehr strohreichen Ernte 2004 kann dies von Vorteil sein, denn Strohmatten im Bereich der Krume führen immer wieder zu Störungen des Wurzelwachstums (beinige Rüben). Dies ist sehr oft nach der Stoppelbearbeitung mit einem Flügelschargrubber zu beobachten, da dieser das Stroh schwadförmig einarbeitet. Deshalb sollte der Flügelschargrubber möglichst auch im Herbst durch moderne, mehrbalkige Grubber mit Schmalscharen ersetzt werden. Als Kompromiss sollten Lockerungsmaßnahmen ohne die Flügel vorgenommen werden. Dies ist zumindest auf schweren Böden möglich. Auf Sandböden sind aufgrund des Fließverhaltens des Bodens engere Zinkenabstände erforderlich. Intensives Lockern erhöht zudem die Nährstoffmineralisation. In erosionsgefährdeten Lagen ist allerdings zu bedenken, dass jedes zusätzliche Bearbeiten die Strohauflage reduziert und den Erosionsschutz vermindert. Das Saatbett mit weniger Aufwand bereiten Durch die Saatbettbereitung schaffen Sie die Voraussetzungen für eine störungsfreie Aussaat. Bei Mulchsaatgeräten sind die Ansprüche aber nicht so hoch wie bei konventionellen Sageräten. Zur Saatbettbereitung wer- den Saatbettkombinationen, zapfwellengetriebene Geräte (Kreiselgrubber) und zunehmend auch bei Zuckerrüben Universaldrillmaschinen, z. B die Rapid (Väderstadt) oder die Pronto (Horsch), eingesetzt. Durch den Einsatz die- top agrar 3/2005 53 ser Geräte lassen sich Maschinenkosten einsparen. Da die Drillmaschinen heute in der Regel mit Scheibeneggenvorsätzen ausgerüstet sind, treten auch bei Mulchsaaten mit Zwischenfrucht keine Störungen auf. Vor allem die integrierten Reifenpacker gewährleisten ein flaches Bearbeiten und schaffen eine ideale Rückverfestigung des Saatbetts. Dies wird leider bei einigen Saatbettkombinationen (z. B. beim Germinator) nicht immer ausreichend sichergestellt. Viele Betriebe, die auf sehr lockeren, humosen Böden wirtschaften, haben daher zusätzliche Packer angeschafft, um zweifache Überfahrten zu vermeiden. Eine häufig praktizierte Lösung ist ein Frontpacker, z. B. von der Firma Güttler, oder ein Frontreihenpacker. Einige Betriebe haben auch erste Erfahrungen mit Kurzscheibeneggen zur Saatbettbereitung gesammelt. Bei ihrem Einsatz besteht jedoch die Gefahr, dass die Scheiben zu tief lockern und die nachlaufende Packerwalze es nicht schafft, den Boden ausreichend rückzuverfestigen. Folge: Die Rüben sitzen sehr tief im Boden, so dass es bei der Ernte zu Störungen kommt. Auf die Saatbettbereitung eventuell verzichten sollten Sie nur auf sehr warmen Standorten. Hier kommen vornehmlich die schweren Tonböden in Frage, die zudem jedes Befahren im Frühjahr übel nehmen. Voraussetzung ist jedoch, dass eine gute Struktur der Böden vorhanden ist. Auf allen anderen Standorten sollte zumindest eine flache Bearbeitung eingeplant werden. 4 Bei P und K nicht von der Boden-Sparkasse leben! Bremst kühle Witterung im Frühjahr die Jugendentwicklung der Rüben, kann es durch Phosphormangel zu deutlicher Wuchsdepression bei rot-violetter Blattfärbung kommen. Dies war im Frühjahr 2004 in Grunddüngungsversuchen vor allem dann zu beobachten, wenn wenig Phosphor im Boden pflanzenverfügbar war. Diese starke Reaktion ist in warmen Jahren, wie z. B. im Jahr 2003, nicht sichtbar. Die Rüben bauen dann sehr schnell ein tiefes Wurzelwerk auf. Hohe Erträge lassen sich im Rübenanbau nur erreichen, wenn eine ausreichende Nährstoffversorgung gewährleistet ist. Bei Bodengehaltsklasse C sollten zu den Rüben mindestens 50 kg P2O5/ha, am besten in wasserlöslicher Form (z. B. als Triplesuperphosphat oder als Mono- bzw. Diammonphosphat), gedüngt werden. Dagegen tragen Rohphosphate sowie Knochen- und Fleischknochenmehle kurzfristig nur wenig zur P-Ernährung der Rübe bei, da dieses Phosphat nur wenig löslich ist im Boden. Die Knochen- und Fleisch- 54 top agrar 3/2005 Bei Mulchsaat ist Lockern durchaus sinnvoll. Denn tiefes Lockern im Frühjahr vor der Aussaat führt bei pflugloser Bearbeitung zum schnelleren Erwärmen der Böden. Allerdings vermindert dies den Erosionsschutz. Bei kühler Frühjahrswitterung kann es durch Phosphatmangel zu deutlichen Wuchsdepressionen und rot-violetter Blattfärbung kommen. knochenmehle sind aufgrund der Knochensplitterfunde in Rübenschnitzeln in Verruf geraten. Ihr Einsatz wird aus Vorsorge von den Zuckerunternehmen nach derzeitigem Stand ausgeschlossen. Phosphat ist im Boden sehr unbeweglich. Die Frühjahrsgabe muss daher wenigstens flach eingearbeitet werden, um die Wirkung zu gewährleisten. Der Kaliumgehalt der Rüben war bei der Ernte in vielen Betrieben sehr niedrig. Zwar ist es den Züchtern in den letzten Jahren gelungen, die Kaligehalte der neueren Sorten zu reduzieren. Die Kaligehalte in den Rüben sollten dennoch nicht unter 30 bis 35 mmol/1000 g Rübe absinken. Oft lagen die Gehalte jedoch deutlich unter 30 mmol. Folgen: Die Rüben werden empfindlicher gegenüber Trockenheit und weisen niedrigere Zuckergehalte auf. Die Zuckerrübe kann sehr viel Kalium im Blatt ansammeln. Weist der Boden die Gehaltsklasse C auf, sollten mindestens 200 kg K2O/ha gedüngt werden. Auf sorp- tionsstarken Böden können Sie die Menge durchaus zur Saat ausbringen. Doch Vorsicht auf leichten Sandböden bei Mulchsaat! Die Salzkonzentration lässt sich durch das Einarbeiten des Kalidüngers mit der Saatbettbereitung mindern. Um die Menge zur Saat zu begrenzen, können Sie auch einen Teil der Kali-Düngung im 6- bis 8-Blattstadium geben. Als Düngerform hat sich im Frühjahr Kornkali bewährt, da er neben Kali (40 %) auch Natrium (3 %), Schwefel (4 %) und Magnesium (6 %) enthält. Die Magnesiumversorgung vieler Böden hat sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Der Mg-Bedarf der Fruchtfolge wird oft nicht über Kalk und Kornkali abgedeckt. Eine Erhaltungsdüngung in der Fruchtfolge sollte nach Möglichkeit zur Rübe erfolgen. Als zusätzlicher Dünger kann Kieserit gedüngt werden (2 dt/ha = 50 kg MgO/ha). Kieserit deckt auch den Schwefelbedarf der Rüben. 5 N-Düngung eher knapp halten Die Rübe reagiert mit starken Qualitätseinbußen auf zu hohe N-Mengen. Die Rübe hat – ähnlich wie Mais – ihren Hauptnährstoffbedarf im Juli/August, wenn der Boden warm und sehr umsetzungsaktiv ist und viele Nährstoffe mineralisiert. Diese N-Nachlieferung lässt sich nur grob schätzen, da sie neben den Bodengegebenheiten stark von der Temperatur und Durchfeuchtung des Bodens abhängt. In vielen N-Steigerungsversuchen der letzten Jahre hat sich gezeigt, dass ein Sollwert von 160 kg/ha (inkl. Nmin , Probenahmetiefe 0 bis 90 cm) optimal ist. Je nach Standort und Jahr ergibt sich daraus eine N-Düngung von 80 bis 130 kg/ha. Sandige Böden ohne Beregnung erhalten die höheren Mengen, während tiefgründige Lössböden mit höherer N-Nachlieferung mit den geringen Mengen auskommen. Wird beregnet, sollte die N-Düngung knapper ausfallen, da die N-Nachlieferung hierdurch sicherer in Gang kommt. Auch bei regelmäßigem Wirtschaftsdüngereinsatz oder einer vorgeschalteten Zwischenfrucht sollten Sie die N-Menge um 20 bis 30 kg/ha kürzen, da die N-Nachlieferung auf diesen Schlägen erfahrungsgemäß deutlich höher ist. Bei der Verteilung des Düngers gibt es keinen Königsweg. Arbeitswirtschaftlich ist es sinnvoll, den Dünger vor der Aussaat zu geben und ihn mit der Saatbettbereitung einzuarbeiten. Eine Teilung der Menge hat den Vorteil, dass Sie die zweite Gabe im 4- bis 6-Blattstadium (keine NDüngung nach dem 8-Blattstadium!) an der tatsächlich vorhandenen Bestandesdichte ausrichten können. Aus Versuchen und Praxisbeobachtungen lässt sich ableiten, dass bei Bestandesdichten von unter 75 000 Pfl./m2 die NDüngung zurückgenommen werden sollte. Bei dünneren Beständen steht den Einzelpflanzen anteilig mehr Stickstoff aus dem Boden zur Verfügung. Dieser vermindert zur Ernte in den meisten Fällen über erhöhte Amino-N-Gehalte, kombiniert mit höheren K- und Na-Gehalten, stark die Qualität. Die N-Form spielt bei der Rübendüngung keine Rolle. Allerdings sollten Sie nach der Aussaat möglichst keine großen Mengen versauernde Dünger, wie z. B. Harnstoff oder AHL, geben. Denn sie setzen die Aggregatstabilität herab und för- dern so das Verschlämmungs- bzw. Verkrustungsrisiko. 6 Bor und Schwefel nicht vergessen! Rüben reagieren extrem empfindlich auf Bor-Mangel. Es kommt zur Herz- und Trockenfäule. Folgen: Minderertrag sowie schlechtere Qualität und Lagerfähigkeit. Auf Schlägen in Trockengebieten, die dazu noch hohe pH-Werte aufweisen, sollte eine Bordüngung zum Standard gehören. Nur wenn eine Bodenanalyse anzeigt, dass der Standort ausreichend Bor enthält, ist dies nicht unbedingt notwendig. Größere Bormengen lassen sich z. B. mit ASS + Bor kurz vor der Saat (Näheres dazu in top agrar 2/2005, S. 54) ausbringen. Vorteil: Den Rüben wird damit auch frischer Schwefel zur Verfügung gestellt. Wegen der verbesserten Reinhaltung der Luft ist der Schwefeleintrag in den letzten Jahren stark gesunken. Kann der Standort nur wenig Schwefel nachliefern, weil das Mineralisationspotenzial (Gesamtgehalt im Boden) sehr gering ist, sollten Sie 15 bis 20 kg/ha Schwefel kombiniert mit der N-Düngung zur Absicherung geben. Die Form spielt dabei keine Rolle. top agrar 3/2005 55