Allgemeine Didaktik SEK II

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Modul Allgemeine Didaktik BEAD
Didaktische Theorien
Das Seminar zielt auf den Aufbau didaktischer Handlungskompetenzen. Die einzelnen Themen
werden vor dem theoretischen Hintergrund einer integrierten didaktischen Position des Lehrens
und Lernens erörtert: Die individuelle Wirklichkeitskonstruktion der Lernenden (subjektivaneignendes Lernen / konstrukti-vistische Ansätze) wird unterstützt durch sachlogisch
angemessene Instruktion (lernanregende Lehre / kognitivistische Ansätze): „Im Rahmen einer
solchermassen pragmatischen Position werden Lernum-gebungen so gestaltet, dass aktivkonstruktive, situative, selbstgesteuerte und soziale Prozesse des Lernens angeregt und
gefördert werden, ohne dabei auf instruktionale Unterrichtsanteile wie Anleiten, Darbieten und
Erklären zu verzichten“ (Reinmann-Rothmeier & Mandl, 2001, S. 645). Dabei geht es nicht um
eine „schlichte Kompromissposition“ zwischen Konstruktion und Instruktion. Vielmehr wird im
Sinne von Wahl (2006) die subjektive Aneignung durch eine innovativen Lernumgebung
(„Sandwich-Prinzip“) ein Rahmen gesetzt und Orientierungshilfe gegeben. Diese didaktische
Konzeption will dazu beitragen, dass Lernende sich „in Richtung höherer Reflexivitätsfähigkeit,
höherer Autonomiefähigkeit, höherer Kommu-nikationsfähigkeit und höherer Handlungsfähigkeit
entwickeln“ (S. 39). Es geht um die Entwicklung und Entfaltung des Menschen als Persönlichkeit
und handelndes Subjekt.
Die didaktischen Theorien dienen den Studierenden bei ihrer Auseinandersetzung mit den
einzelnen Themen des Seminars als konzeptionelle Einordnungsmatrix und methodische
Reflexionsfolie.
Reinmann-Rothmeier, Gabi & Mandl, Heinz (2001): Unterrichten und Lernumgebungen gestalten. In: Krapp, Andreas
& Weidenmann, Bernd (Hrsg.): Pädagogische Psychologie, 4. Aufl., S. 601-646, Weinheim: Beltz
Wahl, Diethelm (2006): Lernumgebungen erfolgreich gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln, 2.,
erw. Aufl., Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt
Das erste Semester
Im Zentrum des ersten Semesters steht der Aufbau didaktischer und pädagogischer
Grundkompetenzen für den Unterricht mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Rahmen
von Teilen einer Lektion, einer Lektion und ganzer Unterrichtseinheiten, die sich über mehrere
Lektionen erstrecken und thematisch eine Einheit bilden. Handlungsorientierte didaktische
Instrumente befähigen die Studierenden Lernprozesse anzuregen und zu begleiten. Sie
rhythmisieren eine Lektion mittels Phasen des Darbietens und Entdeckenlassens. Sie erkennen
die Intentionalität von Unterricht und anerkennen die Bedeutung vielfältiger Formen des Übens.
Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung in der Lehrerrolle sowie ein bewusstes Einnehmen
der Schülerperspektive eröffnen eine Metaebene fachlicher, didaktischer und persönlicher
Reflexion.
Gleichzeitig lernen die Studierenden auf der Basis des Angebot-Nutzungsmodells die Adaptivität
von Unterricht kennen, um das Lehrangebot bestmöglich auf die Lernvoraussetzungen der
Schülerinnen und Schüler abzustimmen (Passung). Die Studierenden erproben Instrumente der
Unterrichtsbeobachtung und -analyse und verstehen individuelle und kooperative Lernvorgänge
von Schülerinnen und Schülern vertieft, indem sie Lernvoraussetzungen klären und die
Interaktionen bei kooperativen Lernphasen bewusst betrachten. Sie bauen durch die Gestaltung
von
Lernsituationen
Brücken
zwischen
curricularen
Inhalten
und
heterogenen
Schülerbedürfnissen, indem sie den Unterricht differenzieren sowie Lernstrategien, Lernhilfen
und Fördermassnahmen anbieten. Unterstützend im Sinne einer Rahmung des Lernprozesses
wirken dabei flankierende Massnahmen der Klassenführung und Disziplin sowie die Förderung
eines lernfreundlichen, sozial integrativen Klassenklimas. Die Betrachtung der Klasse als
soziales System eröffnet der Lehrperson individuell und überindividuell ausgerichtete
Einflussmöglichkeiten. Dazu gehören die bewusste Gestaltung der Lern- und Arbeitsatmosphäre,
die Etablierung schulischer Rituale und organisatorischer Abläufe, der Umgang mit
Unterrichtstörungen, die Bearbeitung sozialer Konflikte und die Praxis einer vertrauensvollen
Feedback-Kultur.
Lernen fördern:
Didaktische Theorien, Grundkompetenzen des Unterrichtens, Lernprozesse planen
Didaktische Theorien, Konstruktion und Instruktion, Sandwich-Prinzip, Planung von
Unterrichtslektionen und –Reihen, Lernzielformulierung, zeitgemässe Formen darbietenden
Unterrichts, Gesprächsformen im Unterricht, Lernaufgaben, Hausaufgaben, Gestaltung von
Gruppenarbeiten,
entdeckendes
Lernen,
PADUA/Üben,
pädagogische
Diagnostik,
Lernvoraussetzungen,
didaktische
Aufgabenanalyse,
Diagnose
von
Lernverhalten,
Lernstrategien, Lernhilfen, situiertes Lernen, kooperatives Lernen, Lehrpläne, didaktische
Prinzipien, Sachanalyse, Begründungsanalyse
Interaktion gestalten:
Lehrer-Schülerperspektiven(wechsel), Schülerorientierung, die Klasse als soziales
System:
Selbstwahrnehmung
und
Perspektivenwechsel,
Metakognition,
Klassenführung/Disziplin, Klassenklima, Unterrichtsstörungen und Konflikte, Feedback-Kultur,
Interaktion in Lerngruppen.
Zielsetzung
• Die Studierenden kennen ausgewählte didaktische Theorien und nutzen sie als
Orientierungs- und Reflexionsfolie für ihr Handeln.
• Die Studierenden berücksichtigen bei der Unterrichtsplanung Lehrplan, Sachstruktur,
Lernvoraussetzungen und Bedeutungszusammenhang.
• Die Studierenden planen Unterrichtslektionen nach didaktischen Gesichtspunkten, die den
Schülerinnen Sachverhalte anschaulich verständlich machen und sie zur selbständigen
Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand anregen.
• Die Studierenden sind fähig durch Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung ihre
Ressourcen zu nutzen, die Perspektiven zu wechseln, um die Lernenden und ihre
unterschiedlichen Motivationen zu verstehen oder durch Distanz die Abläufe und
Interaktionen zu objektivieren und eine Klasse zu führen.
• Die Studierenden sind fähig individuelles Lernen sowie soziale Prozesse von Schülerinnen
und Schülern kriterienorientiert zu beobachten, zu analysieren und darauf abgestimmte
differenzierte Lernangebote und Fördermassnahmen für Einzelne und Gruppen zu gestalten.
• Die Studierenden übernehmen im System der Klasse Führungsverantwortung, setzten klare
Ziele, zeigen Grenzen auf und schaffen Freiräume, die der Selbstbestimmung der einzelnen
Lernenden dienen. Sie bringen den Schülerinnen und Schülern Wertschätzung entgegen.
• Die Studierenden können auf die Gestaltung eines lernförderlichen, sozial integrativen
Klassenklimas aktiv Einfluss nehmen. Sie reagieren bei Unterrichtsstörungen und sozialen
Konflikten konzeptgeleitet und authentisch. Sie etablieren eine Feedback-Kultur und Rituale.
Das zweite Semester
Das zweite Semester ist dem Aufbau erweiterter Planungskompetenzen, der Generierung einer
differenzierten und erweiterten Beurteilungs- und Rückmeldekompetenz sowie dem Arbeitsplatz
Schule gewidmet.
Im Zentrum stehen die Vermittlung eines didaktischen Handlungsrepertoires im Bereich
selbständiger, Eigenverantwortung fördernder Unterrichtsformen (erweiterte Lehrformen), die
Leistungsbeurteilung und die Auseinandersetzung mit der Institution Schule. Mittelschulen sind in
ihrer vorbereitenden Funktion bezüglich eines Hochschulstudiums in besonderem Masse
gefordert, Schülerinnen und Schülern zu selbständigem, eigenverantwortlichem Lernen
anzuregen. Dazu stellt die Didaktik eine ganze Reihe bewährter oder neu entwickelter
Unterrichtsformen zur Verfügung. Zudem sehen auch die strukturellen Rahmenbedingungen an
Mittelschulen z. B. in Form von Projektwochen, Studienreisen und Maturaarbeit entsprechende
Zeitgefässe für selbstgesteuertes Lernen explizit vor. Die Auseinandersetzung mit der Schule als
Institution bereitet Studierende darauf vor, als Unterrichtende, als Klassenlehrpersonen, als
Mitglieder eines Schulteams unterschiedliche Rollen im Rahmen einer geleiteten Schule zu
übernehmen.
Im Rahmen einer erweiterten Unterrichtsplanung gilt es, dem Bedürfnis von Jugendlichen und
jungen Erwachsenen nach mehr Autonomie, Selbst- und Mitbestimmung auch erweiterte Lehrund Lernformen zu planen und durchzuführen. Dabei bewegt sich die Lehrperson im
Spannungsfeld
der
Lehrplanvorgaben,
der
Sachstruktur
der
Lerninhalte,
der
Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und des Anspruchs, geforderte
Lernanstrengungen von der Bedeutung der Lerninhalte her legitimieren zu können und den
Interessen der Lernenden gegenüber Rechnung zu tragen. Die Beurteilung und Benotung von
Schülerleistungen stellt hohe Anforderungen an die Lehrperson. Diese soll unterscheiden
zwischen formativer und summativer Beurteilung, unterschiedliche Beurteilungsmethoden
angemessen einsetzen und Beurteilungsnormen kennen. Sie soll dem hohen Bedürfnis von
Schülerinnen und Schülern nach einer gerechten Beurteilung Rechnung tragen. Auch soll sie die
Kommunikation von Rückmeldungen den Lernenden gegenüber transparent und partizipativ
gestalten, so dass deren Selbstbeurteilungskompetenz gefördert wird. Die Lernberatung,
verstanden als Anleitung/Begleitung der einzelnen Schülerin, des einzelnen Schülers im
Lernprozess, erfolgt in Phasen und kann verschiedene Formen annehmen (Modelling,
Scaffolding, Mentoring, Reflection). Dabei sollen Fehler als Lernchancen genutzt und emotionale
Hemmnisse des Lernens (Prüfungsangst) einbezogen werden.
Lernen fördern:
Lernprozesse planen und beurteilen – Lernumgebungen und erweiterte Lehrformen
Werkstattunterricht, Planarbeit, Lernatelier, Lehrstückunterricht, Problemorientiertes Lernen,
Wechselseiti-ges Lehren und Lernen (WELL), Projektarbeit, Portfolio, Lernstrategien,
Maturaarbeit
Beurteilungsformen,
Normen,
erweiterte
Beurteilung,
Lernkontrollen,
Notengebung,
Rückmeldung
Interaktion gestalten:
Lernberatung –Arbeit im Schulteam: Metakognition, Umgang mit Fehlern, Fehlerkultur,
Prüfungsangst, Lernberatung, Schule als Institution, geleitete Schulen, Teamarbeit, Schulkultur
Zielsetzung
• Die Studierenden verfügen über ein differenziertes didaktisches Handlungsrepertoire im
Bereich selbständiger, Eigenverantwortung fördernder Unterrichtsformen und setzten dieses
unter den strukturellen Rahmenbedingungen der Mittelschule gezielt ein.
• Die Studierenden sind fähig, Lernkontrollen didaktisch reflektiert zu konzipieren,
unterschiedliche Formen der Leistungsbeurteilung angemessen anzuwenden und deren
Ergebnisse transparent und partizipativ rückzumelden.
• Die Studierenden können eine Lernberatung initiieren, planen und durchführen. Sie
berücksichtigen dabei die Phasen des Lernberatungsprozesses, das Lernpotential von
Fehlern und Hilfestellungen bei Prüfungsangst.
• Die Studierenden sind fähig, im Rahmen der komplexen Organisation einer geleiteten Schule
zu partizipieren, ihre Rollen als Unterrichtende, Klassenlehrpersonen und Teammitglieder
angemessen wahrzunehmen und die Schulkultur bewusst mitzugestalten.
Organisation und Vernetzung
Das Seminar zur allgemeinen Didaktik erstreckt sich über zwei Semester des
Masterstudiengangs. Es erfolgt in personeller und inhaltlicher Koordination mit der Fachdidaktik.
Es stellt entwicklungs-psychologische, lernpsychologische und pädagogische Rückbezüge zum
Seminar über Pädagogik/ Psychologie her und ist eng vernetzt mit der berufspraktischen
Ausbildung, bei der erfahrene Lehrpersonen als Schulmentorinnen, Schulmentoren einbezogen
werden. Diese knüpfen zusammen mit den Studierenden bei der Vorbereitung, Durchführung und
Auswertung der Praktika an die Lerninhalte des Seminars zur allgemeinen Didaktik an.
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