Sanfte Kur für spezielle Klinik

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PRAXIS
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Schon bei den ersten
Planungsschritten war
die Terminierung eines
der wichtigsten
Elemente.
»
war dies der Umbau der Infusionsstation. Bei dieser Zusammenarbeit habe man geBruno Achermann, Architekt
merkt, dass das Altdorfer Büro
ein idealer Partner für die
Sanierung sei, denn die Verbindung von bestehender mit neuer Substanz erschliessung mit Treppe und zwei Bettenliften über
sei bei diesem Kleinprojekt ideal gelungen, sagt alle acht Geschosse. Der Haupteingang wird von
der West- auf die Ostseite verlegt. Momentan wird
der Klinikdirektor.
Ansatzpunkt des Umbaus ist die umfassende ein Teil der Ostfassade abgebrochen.
­Renovation des bestehenden Gebäudes. Die Fassade wird saniert und in gewissen Abschnitten
Baumonster und Mammutbaum
rekonstruiert. Anbauten aus den 60ern verschwinden. So wird zum Beispiel das Sitzungszimmer Eine Voraussetzung für die Arbeiten an der achtzurückgebaut und der Turm der ehemaligen Villa stöckigen Fassade war ein 43 Meter hoher Sperekonstruiert. Vergrössert wird das Gebäude- zialkran, der sich über dem Dach drehen kann. Er
ensemble durch einen Anbau auf der Ostseite (siehe überragt um einige Meter den nahen MammutVisualisierung links). Er dient in erster Linie zur baum, der für die Klinik von grosser Bedeutung
Aufnahme einer neuen leistungsfähigen Vertikal- ist und deshalb auch eine spezielle Behandlung
-
Sanfte Kur für spezielle Klinik
Der Haupteingang wird auf die
Ostseite mit dem neuen Anbau
verlegt. Dieser vergrössert das
Raumangebot um 30 Prozent.
Eine historische Villa verwandelt sich in ein Hotel und später in eine Klinik. Diese ist nun selbst zur
Patientin geworden und muss saniert werden. Das tun die Architekten Germann & Achermann mit dem
Rückbau einiger Elemente, mit der Renovation des Haupthauses und mit einem neuen Anbau. So wird
das Innenleben grosszügig modern und die Erscheinung des Gebäudes klarer.
Von Katrin Ambühl
D
ie harmonische Verbindung von Schulund Komplementärmedizin ist die Stärke
der Aeskulap-Klinik. Harmonisch soll auch
die Verbindung zwischen Alt und Neu werden
beim umfangreichen Sanierungsprojekt, das
­Anfang 2012 begonnen hat und bis Mitte des
Jahres 2014 dauern wird. Für die private Träger­
schaft der Klinik ein Grossprojekt, das zwischen
20 und 25 Millionen Franken verschlingen wird.
Doch die Begriffe Alt und Neu sind in diesem Fall
20 baublatt
nicht so einfach zu definieren. Denn die Anfänge
des Gebäudekomplexes reichen 160 Jahre zurück
(siehe «Hintergrund»). Das Haus erlebte zahlreiche
bauliche Eingriffe und zeigt heute kaum noch
Spuren aus der Belle Époque. «Es wurde über die
Jahrzehnte moderat verschandelt», bringt Hans
Schwendeler, CEO der Aeskulap-Klinik, den heutigen Zustand auf den Punkt. Bald schon soll das
Spital, das Patienten mit chronischen Erkrankungen, Krebs, Schmerzen und Burn-out betreut, im
linktipp
Auf baublatt.ch/aeskulap finden Sie ein
ausführliches Interview mit dem Architekten sowie weitere Infos und Bilder.
Nr. 6, Freitag, 10. Februar 2012
neuen Kleid erstrahlen. Im Dezember 2011
sind Kran und Bagger aufgefahren auf dem
Hügel in Brunnen mit wunderschönem Blick
auf Vierwaldstättersee und Mythen. Die Arbeiten beinhalten einerseits die Renovation
des bestehenden Gebäudes und andererseits einen neuen Anbau. So entsteht 30 Prozent mehr Platz und eine Klinik mit grossen,
hellen Räumlichkeiten. Eine dringende Notwendigkeit, betont der Klinikdirektor (siehe
auch «Nachgefragt», Seite 22).
Den Zuschlag für das Projekt erhielten die
Architekten Germann & Achermann aus
Altdorf. «Im Vorfeld haben wir mit drei
Architekturbüros aus der Region kleine
Testballone gestartet», erläutert Schwendeler. Jedes der Büros bekam einen kleinen
Auftrag, im Falle Germann & Achermann
Nr. 6, Freitag, 10. Februar 2012
Hintergrund
Die Geschichte des historisch gewachsenen Gebäudekomplexes geht bis ins Jahr 1857 zurück.
Damals baute der Landammann und Ständerat Xaver Auf der Mauer eine Villa auf einer Anhöhe
mit Blick auf Vierwaldstättersee und Mythenregion. Die ursprüngliche Villa ist im Mittelteil des
heutigen Gebäudes teilweise noch vorhanden.
1883 erfolgte der Ausbau zum Hotel Aufdermaur au Park. Als Erstes wurde die Villa westseitig
um fünf Gebäudeabschnitte erweitert. Im dazwischenliegenden Turm wurde nordseitig ein neues
grosszügiges Treppenhaus erstellt und die ehemalige Villa bekam ein steileres Walmdach.
1905 wurde das Gebäude zum Park-Hotel ausgebaut. Es erhielt ostseitig drei neue Gebäude­
abschnitte. 1960 kamen auf der Nord- und der Südseite zweigeschossige Anbauten hinzu, und
1980 schliesslich wurde das gesamte Gebäude um zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss
als überdimensioniertes Walmdach aufgestockt.
Der Umbau vom Hotel zur Klinik erfolgte schliesslich 1988/89. (ka)
baublatt 21 PRAXIS
Baustelle und Kran mussten
um zehn Meter verschoben
werden wegen der Schutzzone des Mammutbaums.
Neuer Haupteingang
Anbau
20 m
Küche
15
Forum
Speisesaal
10
5
Anbau neu
Eine schalldämpfende und
staubdichte Trennwand (rechts)
trennt den Baubereich vom Klinikbetrieb.
Fixpunkt 688695/205660
Bestand
435.00 m ü.M.
Der neue ist Anbau gut proportioniert im Vergleich zum Haupthaus.
während der Bauzeit erfährt. «Der ganze Baumbestand rund um die Aeskulap-Klinik, insbesondere auch das Ulmenwäldchen, ist für uns ein
emotionales Thema», sagt der Institutionsleiter.
Aus denkmalpflegerischer Sicht ist der Bestand
zwar nicht zwingend schützenswert, wohl aber
für das Spital. Zum Beispiel der Mammutbaum
auf der Ostseite des Hauses. Mit seinen 107 Jahren ist er noch jung und hat längst nicht seine
volle Höhe erreicht. Der Baumdoktor Willy Kempf
aus Attinghausen führte eine Wurzelsondierung
durch, worauf eine Schutzzone um den Baum
eingerichtet wurde. In unmittelbarer Nähe des
Baums dürfen weder schweres Material noch
Maschinen stehen, weshalb die ganze Baustelle um rund zehn Meter verschoben werden
musste.
«Die Klinik muss während des Umbaus in Betrieb
bleiben», nennt der Architekt Bruno Achermann
eine der grössten Herausforderungen. «Schon bei
den ersten Planungsschritten war die Terminierung eines der wichtigsten Elemente.» Weil die
Erschliessung in den neuen Anbau kommt, wird
dieser zuerst realisiert. Diese Etappe, die im
Januar begonnen hat, sei an Weihnachten 2012
abgeschlossen, sagt Achermann. Darauf folgt die
Renovation des alten Gebäudes in acht Etappen.
«Durch den Umbau müssen diverse Mitarbeiter
oder ganze Bereiche in Provisorien ausgelagert
werden», sagt Achermann. Zum Beispiel die
Physiotherapie, die bereits in eine grosszügige
Containeranlage im Klinikpark umgezogen ist.
Auch die Küche, ein Herzstück der Klinik, ist vom
Beteiligte
n Bauherr
Aeskulap-Klinik, Brunnen SZ
n Architektur
Germann & Achermann AG, Altdorf UR
n Bauleitung
Güttinger Planung + Bauleitung AG, Glarus
n Bauingenieur
Synaxis AG Uri, Altdorf UR
➣
Rekonstruktion
Fassade
Was ist das Besondere
an der Sanierung der Klinik?
Erstens, dass der Umbau während des normal
­laufenden Betriebs stattfindet. Das stellt die Klinik
vor grosse Herausforderungen. Zweitens wollen wir
den Charakter der Klinik nicht verändern, sondern
wir streben eine Integration von Neu und Alt an.
Wie ist der Stand der Dinge vor dem Umbau?
Es gibt funktionale Einschränkungen, zum Beispiel
Türen und Gänge, die schmal und nicht rollstuhlgängig sind, auch die Nasszellen sind zu klein.
Allgemein ist der Lack ab beim Haus, das seit
­seinem Umbau zur Klinik vor 22 Jahren nicht mehr
gross verändert wurde.
Es geht also nicht nur um funktionale
Verbesserungen?
Im Gesundheitswesen ist heute auch der Lifestyle
eingezogen. Das hat mich etwas gewundert, als
ich in diese Branche kam. Aber scheinbar ist es
wichtig, dass man auch eine schöne Bar oder
Lounge hat. Medizinisch hingegen sind die Leistungen gleich für alle Tarifklassen, abgesehen von
der freien Arztwahl. Der einzig wirkliche Unter-
22 baublatt
440.85
0
5
10
15
20 m
In der Schnittmenge (rot) von Anbau und einem Teil des Bestandes ist die Erschliessung untergebracht.
Jede Etage beinhaltet Lifte, Treppenhaus, WCs, eine Wartezone und diverse Therapieräume und Büros.
Umbau betroffen. Seit 20 Jahren setzt die
­Aeskulap-Klinik auf biologische, vegetarische
Vollwertkost. Davon profitieren nicht nur die
Patienten, sondern auch die externen Gäste des
klinikeigenen Park Restaurants, gemäss Schwendeler eines der wenigen vegetarischen Lokale in
der Innerschweiz. Während des Umbaus wird die
Küche samt Personal aus dem Erdgeschoss in
ein Provisorium verlegt. «Sie kommt in zwei voll
ausgerüstete Container, die auf Stelzen einen
Stock höher gestellt werden», sagt der Klinik­
Nachgefragt Blick vom etwas
verwilderten Park,
der aber ein eigentliches Bijou ist,
auf die Klinik.
C
0
direktor. Auch das Restaurant kommt ins erste
Obergeschoss. Wenn der Erdgeschoss-Umbau
abgeschlossen ist, ziehen Speisesaal und Küche
wieder an ihren alten Standort zurück. So wird
jedes Stockwerk, jeder Raum geräumt, umgebaut
und wieder bezogen. Ein Vorgehen, das bei
weiterhin voller Belegung eine genaue Planung
erfordert. «Minutiös wird jeder Winkel durch­
geplant», sagt Schwendeler. Er ist sicher, dass
das alte Haus nach den diversen chirurgischen
Eingriffen vor Gesundheit und Glanz strotzt. n
… bei Hans Schwendeler
schied ist der Komfort. Neu wollen wir unsere
­Leistungen klarer unterscheiden für allgemein
oder eben für privat oder halbprivat Versicherte.
Gibt es im Innern noch ursprüngliche
Elemente, und wie gehen Sie damit um?
Die Räume wurden über die Jahrzehnte nicht
­artenrein erhalten. Aber es gibt die beiden Räume
Forum und Speisesaal, die einen sehr speziellen
Charakter haben im Stil der 50er-Jahre. Für diese
Räume werden wir diesen Frühling ein ­Konzept
erarbeiten, wie wir den alten Glanz in diese ­Zonen
zurückbringen können. Was wir bereits gemacht
haben, ist die Instandstellung des Treppenhauses. Das Geländer wurde sanft renoviert, und
auf der Holztreppe kam ein Teppich zum Einsatz,
der an die klassischen Läufer erinnert.
Wie machen Sie das konkret?
Bisher gab es nur 1- oder 2-Bett-Zimmer. Die ­einen
hatten Blick auf die Mythen, die andern auf den
See, das war quasi der einzige Unterschied. Neu
bieten wir auch 3er-Zimmer an, die zwar räumlich
grosszügig sind und die auch abgetrennte Zonen
haben, aber doch Mehrbettzimmer für allgemein
Versicherte darstellen. Dies ist nun ein deutlicher
Unterschied zu den Doppel- und Einzelzimmern.
Das heisst, es gibt mehr Komfort für die höheren
Prämien der Zusatzversicherten.
Welches sind im Innern die grössten
Herausforderungen?
Die Höhendifferenz auf den unteren Ebenen. Die
Seitenflügel, die später zum Kern des Hauses
hinzukamen, wurden nicht auf demselben Niveau
gebaut. Das hatte unter anderem mit dem Felsgrund zu tun. Das heisst, auf den untersten zwei
Stockwerken gibt es heute Treppen mit Rollstuhlliften, was sehr umständlich ist. Deshalb werden
diese Ebenen ausnivelliert. Das ist der grösste
Aufwand im Umbau des bestehenden Hauses.
Hans Schwendeler
arbeitet seit 2005 bei der
Aeskulap-Klinik und ist
seit 2007 deren CEO.
Nr. 6, Freitag, 10. Februar 2012
Nr. 6, Freitag, 10. Februar 2012
Wie schützen Sie die Patienten
vor den Unannehmlichkeiten der
Bauarbeiten?
Einerseits wurden auf allen sechs Stockwerken lärm-, wärme- und staubisolierende Bauwände eingebaut. Diese trennen die Baustelle
vom Betrieb. Zurzeit wird hinter der Wand der
Neubau gefertigt, und danach kommt die Baustelle auf die andere Seite der Wand. Wichtig
ist die Aufklärung der Patienten. Das machen
wir einerseits über die interne Publikation
«Baunews», wo man genau sieht, wo gearbeitet wird. Dort ist auch eine Lärmskala auf­
geführt. Weiter versuchen wir die Patienten
während der lärmintensiven Bauarbeiten, die
zwischen 9 und 12 sowie zwischen 13.30 und
17 Uhr stattfinden, an den entferntesten Punkt
von der Baustelle zu bewegen. Mit ­mobilen
­Patienten gehen Angestellte spazieren oder in
den Aufenthaltsraum.
Ist das nicht ein enormer Mehraufwand?
Ja, auf jeden Fall.
Welche Bauphase ist die schwierigste?
Der Anbau, der zurzeit entsteht, stellt den
­einfacheren Teil dar. Dabei sind eine saubere
Abtrennung und die Information von grosser
Bedeutung. Aber danach wird nochmals eineinhalb Jahre das Haupthaus umgebaut. Das
ist dann die wahre Herausforderung für die
Aeskulap-Klinik. Dann wird Zimmer für Zimmer, Stock um Stock umgebaut, immer mit
dem Motto: Patienten und Baustelle kreuzen
sich nicht. Die Patienten sehen vom Bau lediglich die Wand, werden aber nicht tangiert von
der Bautätigkeit. Die Planung der Etappen ist
hoch kompliziert. Wir haben ein Jahr lang
einen minutiösen Zügelplan ausgearbeitet, auf
dem steht, was wann wohin kommt. Das gilt
für Büros, Patientenzimmer und Behandlungsräume.
Worauf freuen Sie sich am meisten
im neuen Haus?
Ich freue mich nicht nur auf den Endzustand,
sondern auch auf den Bau! Aber wichtig ist, dass
wir endlich die Platzprobleme los sind, dass
­­wir mehr Luft haben und eine Klinik mit dem
modernen Touch einer Privatklinik.
(ka)
baublatt 23 
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