Die Epidemiologie psychischer Störungen in Deutschland

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Die Epidemiologie psychischer
Störungen in Deutschland
Hans-Ulrich Wittchen*
Fank Jacobi
Jürgen Hoyer
Das Forschungsvorhaben wurde als
Teilprojekt des
Bundesgesundheitssurveys ´98 des
Robert Koch Instituts durchgeführt
Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie
der Technischen Universität Dresden, AG Epidemiologie und
Gesundheitsberichterstattung
Max-Planck-Institut für Psychiatrie, Klinische Psychologie und
Epidemiologie
Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF)
Förderkennzeichen: BMBF 01 EB 9405/6
und 01 EB 9901/6
Psychische Störungen - weitverbreitete Mythen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
selten
= Geisteskrankheit (= Irrenhäuser)
Chronizität (einmal krank – immer krank)
gefährlich
keine „wirklichen“ Krankheiten
Ausdruck von Schwäche
Einbildung
Befindlichkeitsstörungen
nicht erfolgreich behandelbar
Überblick
•
•
•
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•
•
•
Definition und Spektrum psychischer Störungen
Prävalenz und Komorbidität
Wer ist gesund? Körperliche und psychische Morbidität
Neue und alte Bundesländer
Einschränkungen und Behinderungen
Über- Unter- und Fehlversorgung?
Psychische Gesundheit – ein Mythos?
Definition und Spektrum psychischer Störungen
•
Psychische Störungen sind komplexe, das gesamte
System betreffende Erkrankungen (Neuro-biologie, Kognition,
Affekt, motorisches und soziales Verhalten -„disorders of the brain“)
•
Die diagnostische Klassifikation (ICD-10; DSM-IV) erlaubt:
•
zuverlässige, differenzierte und umfassende Beschreibung
(Kognition, Affekt, Verhalten, Neurobiologie, Risiken und Konsequenzen)
•
Abgrenzung klinisch bedeutsamen Leidens untereinander
•
sowie von Befindlichkeitsstörungen
•
Aussagen zur Ätiologie, Pathogenese, Spontanverlauf, Risiken
und Behinderungen sowie Prädiktion von Therapieverlauf
Häufige Störungsgruppen (ICD-10, DSM-IV)
• Substanzabhängigkeit (Nikotin-,
Alkoholmißbrauch, -abhängigkeit)
• Drogenmißbrauch/-abhängigkeit
(Cannabis, Exstasy, Opiate)
• Psychotische Störungen (z.B.
Schizophrenie, Wahnhafte Störung)
• Eßstörungen (z.B. Bulimie, Anorexia
nervosa)
• Affektive (z.B. Major depression,
Dysthymie, Bipolare)
• Angststörungen (z.B. Panik, GAD,
Agora-, Spezifische-, Soziale Phobie)
• Zwangsstörungen: (z.B.
Zwangsgedanken,- oder handlungen)
• Somatoforme: (z.B. Hypochondrie,
Schmerzstörungen, Dissoziative, u.a.)
• Schlafstörungen (z.B. Insomnien, Dys-.
oder Hypersomnien)
• Stress-/Anpassung (Post-traumatische Belastungsst. (PTSD)
• ADHD und andere Störungen des
Kindes- und Jugendalters
• Persönlichkeitsstörungen (z.B.
borderline, disoziale PS)
Wie häufig sind diese gut definierten
Störungsbilder? Wie belastend sind sie? Wie
werden sie versorgt?
ƒ Bis 2000 - keine bundesweiten Untersuchungen
ƒ auch international erst in der letzten Dekade besser untersucht
(USA: ECA, NCS; WHO: „Global Burden of Disease“ Studien)
ƒ Häufigkeit (Prävalenz) in der Allgemeinbevölkerung
ƒ Komorbidität
ƒ Assoziierte Einschränkungen und Behinderungen
ƒ Versorgungssituation
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
Ziele und Methoden (Das Gesundheitswesen 1998,S59-S114)
• 1. bundesweiter Morbiditäts- und Gesundheits-Survey (RKI, Berlin, BMG/BMFT)
• Ziel: Diagnosenspezifische und umfassende Gesundheitsberichterstattung (Prävalenz, Risiken, Korrelate)
• Modularer Aufbau: Kernsurvey und vertiefende Module (Umweltsurvey,
Ernährung, Psychische Störungen, etc)
• Ärztlich-medizinische (Labor) und klinisch-psych. Untersuchung
• persönliche Untersuchungen
• Repräsentative bundesweite Einwohnermeldestichprobe
• N=7200 Personen in 120 sample points
• Durchführung von 1/1998-2/1999
Folsäureversorgung
Ziel: Folsäurestatus, Ermittlung von Risikogruppen
mit Folsäuredefiziten, Einflußfaktoren
Instrumente: Diet History, Fragebögen, Folsäure in
den Erythrozyten, Vitamin B12 und Zink im
Serum
Arzneimittelsurvey
Ziele:
Arzneimittelkonsum,
unerwünschte
Wirkungen
Risiken
Instrumente:
Fragebogen,
Interview, Serum
Umwelt-Survey
Ziel: Einfluß von Umweltfaktoren auf die Gesundheit
Instrumente: Fragebogen, umweltmedizinische
Diagnostik (Blut, Urin, Staub im Haushalt,
Trinkwasser)
Kern - Gesundheitssurvey
Ziele: Prävalenz von Risikofaktoren, Krankheiten,
Inanspruchnahme medizinischer Leistungen,
gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen und
Lebensbedingungen
Ernährungssurvey
Ziel:
Ernährungssituation,
Nährstoffaufnahme
inBevölkerung
Instrumente:
Fragebogen, medizin.-physikalische Untersuchung,
ärztliche Befragung zur Morbidität und zur
Gesundheitsvorsorge, Labordiagnostik
Instrumente:
Diet History
Fragebogen
Modul- Psychische Störungen
Ziel:
Psychische Morbidität, Komorbidität, Einschränkungen/Behinderungen,
Behandlungen
Instrumente: Laptop-gestütztes psychiatrisches Interview (CIDI); Fragebögen durch
klinische Interviewer
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
Die psychische und körperliche
Gesundheit der Deutschen
Wieviele Bundesbürger sind eigentlich „gesund“?
Aktuelle (12 Monate) Krankheiten
– psychische Störungen (klinische Interviewer mit
standardisiertem CIDI)
- somatische Störungen ohne metabolische
Syndrome (ärztliche Untersuchung/Arztdiagnose)
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
Psychische und somatische Morbidität:
Nur jeder 4. Bundesbürger war frei von Krankheit!
12-Monats-Diagnose (N=4181)
körperliche Erkrankung
nein
ja
Total
Psychische
Störung
nein
ja
Total
23,3%
44,4%
67,7%
8,2%
24,1%
32,2%
31,5%
68,5%
100,0%
Anteil aller Untersuchten, die in den letzten 12 Monate die Kriterien für eine oder mehrere
Störungsbilder erfüllten – ungeachtet von Dauer, Schwere und Behandlungsstatus!
Mögliche Untersuchungszeitpunkte
Psychische Störungen
haben diagnosenspezifisch
– unterschiedliche
Verläufe
Beispiele:
episodischer Verlauf:
Depression, Bipolare Störung
persistierende Störungen:
Schizophrenie. Generalisierte
Angststörungen, Soziale und
Agoraphobie,
Substanzabhängigkeit
Reine Querschnittsuntersuchungen sind z.B. bei
episodischen und fluktuierenden Störungen nur begrenzt
aussagekräftig!
Wieviel % der Bevölkerung hat jemals (=lifetime) eine oder
mehrere psychische Störung gehabt? Wieviele in den letzten 12
Monaten, bzw den letzten 4 Wochen?
Lebenszeit (lifetime)
Prävalenz: 42,6%
Frauen: 48,9%
Männer: 36,8%
(Quelle: Jacobi et al., 2004)
12-MonatsPrävalenz: 31,1%
1-MonatsPrävalenz: 19,8%
Frauen: 37,0%
Männer: 25,3%
Frauen: 23,9%
Männer: 15,8%
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
Jeder Dritte war im Verlauf der letzten 12 Monate an einer oder mehreren
psychischen Störungen erkrankt! (12-Monatsprävalenz)
12-Monatsprävalenz
Männer
Frauen
Gesamt
50
Die Erkrankungshäufigkeit ist in allen
Altersgruppen ähnlich hoch
Gesamt
40
37
31,1
30
25,3
20
10
0
18-29
30-39
40-49
50+
Total
Altersgruppe
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
12- Monatsprävalenz nach Diagnose (Wittchen & Jacobi, 2001)
In Mill. der
Bevölkerung
DSM-IV Diagnosen
Psychotische
2,6
Drogen
0,6
Alkohol
Substanzstörungen
3,7
Zwangsstörungen
2,11
0,7
Eßstörungen
0,3
Bipolare
1,3
Dysthymie
4,5
5,82
Affektive Störungen
Depression
8,3
Phobien
12,6
GAE
2,5
Panikstörungen
Angststörungen
6,91
2,3
Somatoforme
11
0
2
4
6
8
10
12
14
Prävalenz
(%)
Sind die neuen Bundesländer (Ost) häufiger von psychischen
Störungen betroffen als die alten (West)? (Jacobi et al in press)
12-Monats-Prävalenz
(%)
35
31.9
OR: 1,2*
30
28.1
25
Angststörungen
Depressionen
Somatoforme Stör.
Substanzabhängigk.
Gesamt
20
Nein – im Gegenteil - es
finden sich Hinweise auf
höhere Morbidität im
Westen:
15
12
11.5
10
10
8.3
4.8
5
3.3
- Substanzstör. (Drogen)
- Somatoforme Stör.
- Depressionen
0
Ost
West
* OR kontrolliert nach Geschlecht, Alter, Schicht und körperlicher Morbidität; (Quelle: Jacobi et al., in press)
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
Ost-West Unterschiede?
ƒ Nur marginale Unterschiede zwischen Ost und West
ƒ 1999: Tendenziell, sind die Prävalenzen Ost niedriger (Sucht,
somatoforme, Depression)!
ƒ Dies gilt auch bei Berücksichtigung von Schweregrad, Alter,
Geschlecht, SES, selektiven Ausfällen, sowie möglichem
response bias
ƒ Bemerkenswert angesichts der ätiologisch relevanten und in
den neuen Bundesländern höheren Risikokonstellationen
(Arbeitslosigkeit, Unsicherheiten, Perspektiven, „Hilflosigkeit“)
Versorgungssituation psychischer
Störungen in Deutschland
Von allen Personen mit zumindest einer manifesten 12-MonatsDiagnose einer psychischen Störung, wieviele (%) wurden vom
Versorgungssystem „behandelt“?
-
Berücksichtigt werden alle psychosozialen Einrichtungen oder
Dienste, einschließlich Hausärzte,
-
Ungeachtet Häufigkeit und Dauer sowie Art der Intervention!
(Quelle: Wittchen & Jacobi, 2001)
Von allen Personen mit einer manifesten 12Monatsdiagnose und Hilfesuchverhalten, erhalten .....
Behandlungsraten nach Diagnose:
•
Suchtstörungen:
29,3%
•
Essstörungen
29,9%
•
Angststörungen
36,8%
Panikstörung
58,2%
•
Somatoforme
43,6%
•
Afektive Störunen
50,1%
•
Psychotische St.
72,3%
Behandlungsraten zumeist am
niedrigsten bei Jüngeren
keinerlei
Intervention
63,6%
irgendeine
Intervention
36,4%
Markanter Ost-West Unterschied:
Behandlungsrate West: 39,1 versus Ost: 21%
Diagnostische Prävalenz = Behandlungsdarf?
Obwohl die Vergabe einer jeden CIDI/DSM-IV Diagnose
ƒ Klinisch bedeutsames Leiden
ƒ Symptombedingte Einschränkungen und Behinderungen
ƒ und/oder aktives professionelles Hilfesuchverhalten
ƒ zusätzlich zu den definierten Symptomkriterien sowie
ƒ den Dauer, Schwere, Frequenz-Merkmalen voraussetzt
ist eine derartige Gleichsetzung höchst problematisch!
ƒ Weitere Faktoren: Motivationales Stadium des Patienten, psychosoziale
Rahmenbedingungen, Verfügbarkeit von „first-line treatments“, Merkmale des
Therapeuten/Dienstes, Wirtschaftlichkeitskriterien, etc
ƒ Trotzdem kann wissenschaftlich begründet bei jeder der Diagnosen von
einem zumindest „niederschwelligen“ Interventionsbedarf in bestimten
Phaen der Erkrankung ausgegangen werden.
36% mit Intervention: Welche Institutionen
versorgen psychische Störungen vorrangig?
Andere, z.B.
Beratungsstellen
21%
(teil-)stationär
15%
Auch einmalige Kontakte zählen!
nur Hausarzt
9%
Ambulanz
5%
Psychol.
Psychoth.
Nervenarzt
21%
18%
ärztl.
Psychoth.
11%
Mehrfachbehandlungen möglich! In
diesen Fällen wurde der hierarchisch
höhere gezählt! Dies reduziert vor
allem den wahren Versorgungsanteil
der Hausärzte (48%!)
Markante Ost-West Unterschiede:
Höhere Versorgungsanteile-Ost:
- Nervenarzt:
31 : 19%
- nur Hausarzt
17 : 8%
Niedrigere Anteile Ost für:
- Psychotherapeut: 25 : 38%
- Andere:
12 : 21%
Häufige Gründe/Faktoren für Nicht-Behandlung
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Trotz Hilfesuchverhalten erfolgt keine Intervention (EDSP 1998)
Nicht-Kennen, bzw Nicht-Erkennen der Diagnose (GAD-P, 2001)
Art der Diagnose und Komorbidität (Jacobi et al 2002)
Alter, bzw Erkrankungsdauer (Wittchen et al 2000)
ƒ Beginn Diagnose bis 1. Intervention vergehen im Mittel 7,4 Jahre
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Trotz Über-/Zuweisung wird die Therapie nicht aufgenommen
Ablehnung fachspezifischer Dienste (EDSP 1998)
Mangelnde Versorgungsdichte und Wartezeiten (Jacobi 2001)
Fehlende psychotherapeutische und psychiatrische Dienste...
... verbleiben auch Schwerstkranker im primärärztlichen Sektor
(ländliche Regionen der neuen Bundesländer)
1. Zusammenfassung
Psychische Störungen in Deutschland
ƒ 31% der Bevölkerung hat aktuell psychische Störungen
ƒ Das Lebenszeitrisiko beträgt 48%
ƒ Frauen (37%) häufiger als Männer (25%) - Ausnahme Sucht
ƒ Ausgeprägte Lebenszeit- und Querschnittskomorbidität
psychischer Störungen sowie mit körperlichen Erkrankungen
ƒ Ersterkrankungsrisiko: diagnostisch unterschiedlich, am
höchsten in den ersten 3 Dekaden,
ƒ Markante Defizite in der Versorgung:
– Nur 36% erhalten üerhaupt irgendeine Intervention (mind. 1 Kontakt)
– Nur weniger als 10% eine „grob adäquate“ Intervention (> 3 Kontakte; Kessler et al,
Health Affairs 2002)
Wie beeinträchtigend und behindernd
(und kostenintensiv) sind psychische
Störungen? (Jacobi et al 2003, Psychological Medicine)
-
Indikator 1: Anzahl von Tagen (letzte 4 Wochen), an denen der/die
Betroffene mit psychischer Störung nicht in der Lage war, den
beruflichen bzw. sozialen Kernaufgaben nachzugehen
(Arbeitsunfähigkeittage, Harvard – WHO Index)
-
Analoge Erfassung für körperliche Erkrankungen
-
Indikator 2: Häufigkeit ambulanter Arztbesuche in den letzten 12
Monaten
Beispiel: Mittlere Anzahl von störungsbedingten
Arbeitsunfähigkeitstagen bei reinen und mit Depression komorbiden
Angststörungen
10
komorbid (MD)
reine Angststörung
8
Mittelwert
AU-Tage
6
4
2
0
Panikst.
komorbid (MD)
8.9
reine Angststörung
2.1
Agoraph.
GAE
Soziale
(0.17)
6.4 (0.11)
5.4 (0.14)
6.1 (0.12)
(0.04)
1.9 (0.06)
3.4 (0.06)
3.1 (0.05)
Spezifische Zwangsst.
5.9 (0.25)
1
(0.09)
6.5 (0.09)
3.2 (0.03)
Werte in Klammern geben die populationsbezogenen AF-Anteile kontrolliert nach Alter, geschlecht und somatischer Morbidität an!
Arbeitsunfähigkeits-Tage
Anzahl und Anteil (PAF)
der auf psychische
Störungen rückführbaren
Arbeitsausfall-Tagen in
den letzten 4 Wochen
nach Diagnose
(Quelle: Size and Burden of
mental disorders; EUEuropean Brain Council
report)
Prev.%
Mean
dis. days
Mean
ratio
AF
No mental disorder
60.8
0.1
ref
ref
Major depression
8.3
5.2
12.1
0.47
1
Dysthymia
4.5
4.6
15,8
0.40
2
ANY ANXIETY DIS.
14.5
4.1
10.9
0.47
(1)
Panic disorder
2.3
4.8
11.9
0.20
6
Agoraphobia
3.2
3.3
7,1
0.17
8
GAD
2.5
4.6
11.2
0.21
5
2
4.7
11.9
0.18
7
Specific phobia
7.6
2.1
6.1
0.35
3
Any psychotic dis.
2.6
3.3
10.9
0.20
6
Social phobia
Rank
AF
AF=attributable fraction, AF=(MR-1)/Nwnot aff/Nwaff+MR).
PAF=Population attributable fraction, PAF= (MR-1)/Nwnot aff/Nwaff+MR); Nnot aff, Naff: number of affected, unaffected subjects
Rangreihe der 10
einschränkendsten
psychischen und
körperlichen Störungen
in der Bevölkerung:
Welcher Anteil aller
Arbeitsunfähigkeits-Tage
können durch
psychische und
somatische Störungen
erklärt werden?
(Quelle: Size and Burden of
mental disorders; EUEuropean Brain Council
report)
Mental disorders
AF
Somatic disorders AF
Specific phobias
0.19
Musc.-scell. dis
0.20
Any somatoform dis
0.15
Neurological dis
0.12
Nicotine dep.
0.14
Ulcer/ gastritis
0.10
Dysthymia
0.13
Allergies
0.05
Major depression
0.07
Gold bladder
0.04
Agoraphobia
0.07
Endocrine dis
0.03
Any psychotic dis
0.06
COP
0.03
Social phobia
0.04
Hypertension
0.02
GAD
0.03
Cerebrovascular
0.02
OCD
0.01
Cardiac dis
0.01
AF=attributable fraction, AF=(MR-1)/Nwnot aff/Nwaff+MR).
PAF=Population attributable fraction, PAF= (MR-1)/Nwnot aff/Nwaff+MR); Nnot aff, Naff: number of affected, unaffected subjects
Gesamtzahl Arbeitsunfähigkeitstage in der Bevölkerung in den
vergangenen 4 Wochen: Populationsbezogene „attributable
fraction AF“von psychischen und somatischen Störungen
psychische
Störungen ohne
Angststörungen
16%
somatische
Erkrankungen
56%
41% aller
Arbeitsunfähigkeits-Tage
der Bevölkerung (letzte 4
Wochen) können auf
psychische Störungen
zurück geführt werden!
Angststörungen
und Depression
25%
other
3%
AF controlliert hinsichtlich des
Vorliegens anderer Störungen
2. Beispiel: Insbesondere Angst- und somatoforme Störungen sind
“high utilizer” des Versorgungssystems
(kontrolliert nach körperlicher Morbidität, Alter und Geschlecht)
6,9
keine psychische St.
10,0
irgendeine psychische
18,8
OCD
12,1
Spezifische Phobien
15,4
Soziale Phobie
14,6
GAE
16,1
Agoraphobie
19,1
Panikstörung
5
9
13
17
Anzahl von Arztbesuchen in den letzten 12 Monaten
18% aller ambulanten Arztbesuche (ohne psychiatr./psychoth.
Sektor) lassen sich auf psychische Störungen
zurückführen
Anteil ambulanter
Arztbesuche
aufgrund körperlicher
Erkrankungen
erwarteter Anteil
5%
andere Anlässe
4%
medizinisch
ungeklärter
Anteil 9%
Die durch psychische Störung verursachte gesundheitsökonomische Hauptlast
besteht in hohen indirekten Kosten (Arbeitsausfalltage und Fehl-Inanspruchnahme
ambulanter ärztlicher Dienste)
In Millionen
US $ (1990)
50000
Angststörungen
Affektive Störungen
40000
Schizophrenie
Andere Störungen
30000
Direkte Kosten:
z.B. Therapiekosten
Indirekte Kosten:
z.B. Ausfalltage
Andere Kosten:
z.B. Arbeitslosengeld
20000
10000
0
Direkte
* Costs of mental disorder in the US
in 1990 (Rice & Miller, 1995)
Indirekte
andere
Kostensektor
Total
Abschätzung der Gesamtkosten für Angststörungen
(Greenberg et al 2002, US-NCS Daten)
Einschränkungsund AU-Kosten
(Arbeitssektor)
29%
direkte allgemeinmedizinische
Kosten (54%)
Allgemeinmedzinische Kosten:
-z.B. Allgemeinarzt besuche,
Diagnostik
Psychiatr./psychosoziale Kosten
z.B. Medikamente, Kur- und
Klinikaufenthalte
Psychotherapie-Kosten:
Therapiestunden, Antragswesen
Mortalitätskosten
z.B. Suizid
PsychotherapieKosten 2%
Medikamente
3%
direkte
Behandlungskosten 10%
Mortalitäts-Kosten
3%
Zusammenfassung
9 Die Größenordnung psychischer Störungen wurde bislang
gravierend unterschätzt
9 Ein Charakteristikum ist das hohe Ausmaß von Komorbidität
mit bedeutsamen Folgen für Verlauf und Schweregrad
9 Assoziierte Einschränkungen/Behinderungen sowie
gesundheits- und volkswirtschaftliche Folgen sind offensichtlich
höher als die anderer somatischer Erkrankungen
9 Die Versorgungssituation ist in vielen Bereichen sehr
unbefriedigend
9 Schlechte Erkennens- und Kontaktraten („Minimal“-intervention)
9 Geringe fachspezifische Behandlungsraten (Angebotsmängel?)
9 Erklärung für hohe indirekte Kosten?
9 Erklärung für hohe Komorbidität und komplikationsreicheren Verlauf ?
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