Hintergrundinformationen Depression

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Hintergrundinformationen Depression
Inhaltsübersicht
Wer ist von Depressionen betroffen? .............................................................................................2
Wie äussert sich eine Depression? ................................................................................................2
Eine Depression hat viele Gesichter ..............................................................................................2
Was sind die Ursachen von Depressionen?...................................................................................5
Kann man Depressionen heilen? ...................................................................................................6
Einer Depression vorbeugen ..........................................................................................................7
Unterstützungsmöglichkeiten für Angehörige .................................................................................7
Mai 2012
Lean on Me, eine Initiative von Lundbeck, unterstützt durch Equilibrium, IPSILON, SGAM, SGPP
und European Depression Association. www.leanonme.ch.
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Wer ist von Depressionen betroffen?
Jeder hat Verwandte, Bekannte oder Freunde, die depressiv sind. Denn zirka 15 bis 20% der
Bevölkerung leiden an Depressionen. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.
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Auftreten kann die Erkrankung in jedem Lebensalter . Nach Bluthochdruck, Allergien und Arthrose
ist die Depression die vierthäufigste chronische Krankheit, wegen der Menschen hierzulande in
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ärztlicher Behandlung sind .
Wie äussert sich eine Depression?
Jeder fühlt sich einmal niedergeschlagen oder ist traurig, das ist ganz normal. Dauert dieser
Zustand aber über zwei Wochen oder länger an, liegt möglicherweise eine Depression vor.
Typische Anzeichen für diese Krankheit sind: eine gedrückte Stimmung, ein Gefühl der innerlichen
Leere, Energielosigkeit, Reizbarkeit, Interessensverlust und Freudlosigkeit am täglichen Leben.
Diese Symptome werden oft von körperlichen Beschwerden begleitet, wie Müdigkeit, verminderter
Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen oder Appetit- und
Gewichtsveränderungen. Nicht selten treten zusätzlich Konzentrationsschwäche, Unruhe- und
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Angstzustände sowie geringes Selbstwertgefühl bis hin zu Selbstmordgedanken auf .
Eine Depression hat viele Gesichter
Von bestimmten Sonderformen der Depression sind nur ältere Menschen (Altersdepression) oder
nur Frauen (Wochenbettdepression) betroffen. Es bestehen weitere Sonderformen, die durch
bestimmte Ursachen ausgelöst oder aufgrund bestimmter Symptome erkannt werden, wie die
Saisonale Depression oder das Burn-Out-Syndrom.
1 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 11.
2 vgl. Bundesamt für Statistik, Gesundheitszustand und Krankheiten – Daten, Indikatoren
(http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/14/02/01/key/02.html)
3 vgl. Kriterien der Depression der Weltgesundheitsorganisation WHO (ICD-10).
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Altersdepression
Von einer Altersdepression wird bei der Erkrankung ab 65 Jahren gesprochen. Häufige Ursachen
sind Demenz, Krebs oder Herz-Kreislauf-Krankheiten (Depression als Begleiterkrankung) sowie der
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veränderte Hirnstoffwechsel und Nährstoffmängel . Insgesamt treten Depressionen bei älteren
Menschen nicht häufiger auf als bei Jungen. Betroffen sind 10 bis 45%, vor allem Menschen in
Heimen und Spitälern. Altersdepressionen werden häufig nicht erkannt, da die körperlichen
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Symptome im Vordergrund stehen und nur diese behandelt werden .
Wochenbettdepression
Die postnatale Depression tritt bei 10 bis 15% der Frauen in der ersten oder zweiten Woche nach
der Entbindung auf, sie kann Wochen bis Monate dauern. Bis heute weiss man nicht, weshalb die
hormonellen Veränderungen nach der Geburt bei gewissen Frauen zu Depressionen führen.
Saisonale Depression
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Drei Viertel der Bevölkerung leidet unter einer Winterdepression . Ursache für diese Sonderform
sind die dunklen und nebligen Wintertage. Der verminderte Lichteinfall durch das Auge hat eine
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Störung des Gehirnstoffwechsels zur Folge .
4 vgl. depression.ch, zitiert nach C.G. Gottfries und I. Karlsson: Depressionen im Alter; 1997.
5 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 16.
6 vgl. Suizid-Prävention Schweiz: Zahlen und Fakten (www. suizid-prävention.ch)
7 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 14ff.
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Das Burn Out-Syndrom
Das Burn Out-Syndrom ist eine Erschöpfungsdepression, die aus beruflicher Dauerbelastung
entsteht. Die weit verbreitete Annahme, dass es sich dabei um eine Modeerscheinung der Neuzeit
handelt, wird durch den Psychiater Herbert Freudenberger widerlegt, der bereits Anfang der 1970er
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Jahren die drei Kernaspekte des Burn-Outs erkannt hatte :
•
Emotionale Erschöpfung: Die Betroffenen fühlen sich gefühlsmässig ausgelaugt. Sie sind nicht
mehr in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen oder Mitleid zu zeigen.
•
Depersonalisierung: Die Betroffenen nehmen Menschen im Arbeitsumfeld wie Kunden oder
Mitarbeitende negativ wahr und haben diesen gegenüber negative Gefühle.
•
Reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit: Die Betroffenen fühlen sich in ihrer professionellen
Tätigkeit weniger leistungsfähig und produktiv, was in der Folge oft deren Selbstbewusstsein
schwächt.
Von einem Burn Out-Syndrom sind vor allem ehrgeizige und wettbewerbsorientierte Menschen
betroffen, die stets Kontrolle über ihr privates und berufliches Umfeld haben wollen. Nebst
Persönlichkeitsmerkmalen spielt das Arbeitsumfeld eine wichtige Rolle. Konstant hohe
Arbeitsbelastung und Zeitdruck, wenig Entscheidungskompetenz, fehlende soziale Unterstützung
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sowie intensive Kunden- oder Patientenbeziehung fördern ein Burn Out . Die Betroffenen
durchlaufen verschiedene Phasen: Von den ersten Warnzeichen wie Unkonzentriertheit und
Schlafstörungen, über Abflachen des emotionalen und sozialen Lebens bis hin zu schweren
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Depressionen .
8 vgl. Joachim Leupold: Burn Out, S. 8.
9 vgl. Joachim Leupold: Burn Out, S. 14ff.
10 vgl. Joachim Leupold: Burn Out, S. 10, zitiert nach Matthias Burisch.
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Was sind die Ursachen von Depressionen?
Depressionen haben selten eine einzige Ursache. Meist führt ein Zusammenspiel verschiedener
Faktoren zur Erkrankung. Grundsätzlich trägt jeder Mensch das Risiko in sich, an Depressionen zu
erkranken. Aufgrund genetischer Veranlagung oder erlebten Schicksalsschlägen, weisen
bestimmte Personen ein erhöhtes Risiko auf.
Genetische Veranlagung
Verwandte ersten Grades von Menschen mit einer Depression werden mit einer Wahrscheinlichkeit
von 10 bis 20% selbst krank. Dabei wird nicht die Krankheit selber vererbt, sondern das erhöhte
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Risiko, auf Belastungen mit einer Depression zu reagieren .
Chronischer Stress
Solange Stress nur von kurzer Dauer ist, kann er als durchaus gewinnbringend und stimulierend
empfunden werden. Anhaltender Stress hingegen trägt wesentlich dazu bei, dass die
Nervenzellneubildung in wichtigen Hirnregionen zurückgeht bzw. eingestellt wird. Betroffen sind die
Hirnregionen, die für die Regulation unserer Gefühle zuständig sind. Dies führt zu den typischen
Symptomen wie beispielsweise Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Leeregefühl und
niedergedrückte Stimmung. In der Regel ist jedoch nicht der Stress an sich, sondern dessen
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negative individuelle Bewertung und Verarbeitung krankheitsfördernd .
Stressreiche Ereignisse
Einschneidende, belastende Ereignisse, die individuell negativ verarbeitet werden, können eine
Depression auslösen. Beispiele sind ein Todesfall oder Konflikte in der Familie, berufliche
Probleme wie Arbeitsplatzverlust, das Auseinanderbrechen von Beziehungen sowie psychischer
oder emotionaler Missbrauch. Auch können länger anhaltende schwierige Lebensumstände
Auslöser für die Krankheit sein. Dazu gehören Armut, finanzieller Stress, gesundheitliche
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Probleme, Einsamkeit, fehlende Intimität, langanhaltende Arbeitslosigkeit oder Ruhestand .
11 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 28.
12 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 21ff.
13 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 24.
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Kann man Depressionen heilen?
Grundsätzlich ist eine Depression heilbar, sofern sie rechtzeitig erkannt und richtig behandelt wird.
Die Entscheidung, ob und welche Therapie eingesetzt wird, ist stets individuell und muss vom
betroffenen Patienten gemeinsam mit dem erfahrenen Facharzt getroffen werden.
Der erste Schritt: Eine Depression erkennen
Depressionen bleiben häufig unentdeckt und werden nicht oder nur unzureichend behandelt. Dafür
gibt es verschiedene Erklärungen: Eine Depression verursacht keine akuten Schmerzen wie
beispielsweise ein Blinddarm, weshalb das Handeln hinausgezögert werden kann. Teilweise stehen
die körperlichen Beschwerden derart im Vordergrund, dass die dahinter liegende seelische
Erkrankung nur schwer erkannt wird. Und nicht selten wird die Krankheit oder deren Stärke
unterschätzt. Einige Betroffenen begeben sich nicht in Behandlung, weil sie es als persönliches
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Versagen ansehen, Hilfe in Anspruch zu nehmen .
Eine Nichtbehandlung bringt grosses Leid und Verlust an Lebensqualität für die Betroffenen und
ihre Angehörigen. Sie ist zudem ein Risikofaktor für andere schwerwiegende Volkskrankheiten wie
Herz-Kreislaufstörungen oder Diabetes. Ausserdem kann die Krankheit, wird sie nicht behandelt,
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einen chronischen Verlauf entwickeln .
Ganzheitliches Behandlungskonzept
Zur Behandlung stehen verschiedene bewährte Formen der Psychotherapie, moderne
stimmungsaufhellende Medikamente (Antidepressiva), Stressbewältigungsverfahren,
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Entspannungstechniken und ergänzend komplementärmedizinische Ansätze zur Verfügung .
Antidepressiva wirken unterstützend und bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Sie fördern die Neubildung der
Nervenzellen ohne abhängig zu machen oder die Persönlichkeit zu verändern. Bedingung für eine
erfolgreiche medikamentöse Therapie ist, dass die Betroffenen diese lange genug einhalten und
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die Anweisungen befolgen .
14 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 30f.
15 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 20.
16 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 34.
17 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 39ff.
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Einer Depression vorbeugen
Das Wissen um erhöhte Anfälligkeit kann genutzt werden, um rechtzeitig zu handeln, d.h. den
Umgang mit Stress zu optimieren und in schwierigen Lebenssituationen frühzeitige therapeutische
Hilfe in Anspruch zu nehmen. Um einem Burn Out vorzubeugen ist zudem wichtig, im Alltag einen
Ausgleich für die berufliche Tätigkeit zu schaffen: auf Beziehungsebene mittels sozialer Aktivitäten,
auf der körperlichen Ebene mittels moderatem Ausdauersport und auf der geistig-emotionalen
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Ebene mittels kulturellem Engagement .
Unterstützungsmöglichkeiten für Angehörige
Familie und Freunde von Betroffenen können helfen, indem sie diese ermutigen, professionelle
Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zudem können sie diese unterstützen, indem sie sich Zeit für
gemeinsame Aktivitäten nehmen. Von zentraler Bedeutung ist ausserdem, die Betroffenen spüren
zu lassen, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind und sich dafür nicht schämen müssen.
Eine Depression ist kein Versagen oder keine Willensschwäche, sondern eine schwere, in
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gewissen Fällen sogar lebensbedrohliche Krankheit .
Kontakt
Lean on Me
c/o Farner, Oberdorfstrasse 28, 8001 Zürich, Tel 044 266 67 67, [email protected]
18 vgl. Joachim Leupold: Burn Out, S. 23ff.
19 vgl. Martin E. Keck: Depressionen, S. 50ff.
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