Inhaltsverzeichnis: Seite 4 Warum ich Sie verstehe 9 Was eine

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Inhaltsverzeichnis:
Seite
4 Warum ich Sie verstehe
9 Was eine Depression wirklich ist und wie sie entstehen kann
11 Die verschiedenen Stufen von Bedrückung bis hin zur Suizidgefahr
16 Was bedeutet Burn Out, woher kommt Burn Out?
21 Unrettbar ausgebrannt oder neu entflammbar
23 Was unterscheidet Burn Out von der Depression und was verbindet
beide?
26 Leide ich unter einer Depression oder unter Burn Out? – Tests
28 Wohin wende ich mich?
30 Aus Schwächen Stärken machen – vom Überdruck zu Einklang
32 50 Tipps gegen Depressionen und Burn Out – Selbsthilfe,
Glückstipps und Sofortverbesserung
101 Literatur und Webseiten zu Depression und Burn Out
Warum ich Sie verstehe
Obwohl ich mich von ganz klein auf daran erinnern kann, dass ich statt einer bunten
Welt viel grau in grau gesehen habe und mich schon als Winzling gefragt habe, was
„die Menschen“ da machen, wer ich bin und warum ich so anders fühle, weshalb
mich das ganze Weltelend bedrückt, hat sich eine „ärztlich diagnostizierte AnfangsDepression“ erst mit dreiundzwanzig Jahren schulmedizinisch bestätigt.
Schon viel früher war ich zwar sportlich sehr leistungsfähig, gerne aktiv und war nie
eine Stubenhockerin, aber schon ab circa dem zehnten Lebensjahr verspürte ich an
vielen Tagen, dass mir der Schulranzen und das Fahrrad den Berg hinaufschieben zu
schwer fiel, dass ich mich nach Treppen oft setzen wollte oder musste und dass mich
meine reichhaltige Gefühlswelt eher belastete als bereicherte.
Neben meinen ferner auftretenden und zum Teil viel zu spät erkannten weiteren
„Syndromen“ wie ADS/ADHS
(Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom/Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom
mit Hyperaktivität), MCS (multiple Chemische Sensibilität, in meinem
Fall eine relative Unverträglichkeit für Narkosen, Antidepressiva und Antibiotika), HPS
(Highly Sensitive Person), sowie einem bis heute nicht ärztlich behandelten Burn Out
kamen recht früh depressive Verstimmungen, die man bei einem im Sternzeichen
Löwe geborenen Kind allgemein damals gerne als „ von himmelhochjauchzend bis zu
Tode betrübt“ verallgemeinerte und herunterspielte.
Schon zu Kindergartenzeiten erinnere ich mich, dass ich die Welt oft tatsächlich nur
schwarz-weiß oder grau wahrnehmen konnte und das ganze Weltelend spüren
konnte. Sich in diesen Phasen als normaler Mitmensch zu fühlen, war fast gänzlich
unmöglich. Ich fühlte mich eher außerirdisch, nicht dazugehörig und hatte oft
Gedanken, was „die Menschen“ denn da so machen, ich fühlte mich jedoch zu
sensibel, um solch ein Mensch wie all die anderen Großen und Kleinen, die ich alle
für sicher und selbstbewusst in deren Körper und in ihren Handlungen und
Äußerungen ansah, sein zu können. Nicht einmal ansatzweise ähnlich ihrer Art fühlte
ich mich, wenn meine Laune auf den Tiefpunkt sank und ich mit der nackten Realität
meines Umfeldes nichts anfangen konnte. Lediglich Natur und Tiere, Reiten, Katzen,
Pferde und Hunde sowie einsame Spaziergänge zu Froschtümpeln und durch hohe
Maisfelder gaben mir eine Art Lebensgefühl.
Wie gesagt, kamen und kommen bei mir bis heute vielerlei Dinge zusammen neben
einer nun wirklich nicht unkomplizierten Biografie, bei der mir fast wöchentlich stets
irgendetwas nervlich und/oder emotional heftig zusetzte. Von daher möchte ich hier
von meinen individuellen „Frühmemoiren“ wegkommen und auf die Themen
Depression und Burn Out abzielen.
Ich kann Sie verstehen, wirklich, seit 1993, als man zum ersten Mal nach kleineren
nervlichen Zusammenbrüchen während der Lehrzeit und beruflichen wie
lebensplanungstechnischen Schwierigkeiten sowie einem Nierenversagen (meine
Lehre „ging mir an die Nieren“, wie die Psychosomatiker es nennen) durch eine
schwere bakterielle Infektion, eine Depression diagnostizierte.
Vor dieser Zeit, da ich mich seit den späten 80er Jahren privat stets mit Büchern
über Positives Denken und Erfolgssteuerung beschäftigt hatte, existierte dieser
Begriff „Depression“ für mich nur dadurch, dass ich schon davon gehört hatte. Ernst
nahm ich das nicht; Bekannten und Freunden ging ich, wenn diese einmal in einem
Loch hingen oder psychische Tiefs hatten, mit meinen Positiv-Denken-Tipps früher
oder später auf die Grütze.
Hängenlassen und Jammern nannte ich es, das Phänomen, Schwäche, und Stillstand
bedeutete es für mich, wenn jemand meinte, er sei „depri“.
Ja, es kam für mich einer Kapitulation gleich. Ohne es zu wollen, trat ich
besserwisserisch, überheblich und arrogant auf den Plan und wollte die „Betroffenen“
aus dem negativen Sumpf retten, wollte sie wieder stark, selbstsicher und
fortschrittlich sehen. Gesellschaftsfähig und partylaunig sollten sie wieder sein, sie da
auf der Stelle wieder hinzumanövrieren, sie durch viel Bequatschen vieler Phrasen
aus Büchern und Seminaren wieder „auf Spur und Linie“ zu bekommen, war mein
einziger Trieb, wohl, um mich selbst sicherer zu fühlen, aber damals spürte ich mich
selbst noch nicht wirklich…
Später packten mich wie „die Geister, die ich rief“ und wie zum Fluche selbst heftige
Nervenzusammenbrüche, die, einmal überstanden, nicht wirklich zum Besseren
führten und so folgten Depressionen und aus all den verrückten Katastrophen, die
mich bedauerlicherweise nie – trotz all dem positiven Denken – verließen, sondern
sich Jahr um Jahr zuspitzten (weiß der Herrgott, wofür ich das durchstehen sollte,
möglicherweise, um meine eigene Stärke neben all den tausend Hypersensibilitäten
irgendwann zu spüren), entstand dann schleichend aber sicher eine Art Burn Out.
Lesern, die von Depressionen geplagt sind, muss ich gewiss nicht viel erzählen, wie
es mir allein mit den Depressionen, vor dem Burn Out knapp zehn Jahre später, ging:
Schlappheit, Erschöpfung, miese Stimmung, durch kaum etwas wirklich nachhaltig
aufzumuntern, ein Gefühl, das Lachen wie Timm Thaler aus der 70er-JahreKinderserie verkauft zu haben, Fröstel- und Kälteschübe, ständig das Gefühl, anfällig
und kränklich zu sein, schnelle Überforderung, stark mangelnde Konzentration
(teilweise konnte ich mir überhaupt keinen „Input“ merken), Schwierigkeiten, aus
dem Bett zu kommen, fast ständig begleitende Müdigkeit und Antriebslosigkeit, nur
ab und an – in meinem Fall zumindest – von manischen Schüben der Hyperaktivität
und der neuen Motivation inklusive Weltrettung, sofortigem Reichtum, perfekter
Liebe und anderem unrealistischem Anspruch hochgewirbelt, Schlafstörungen,
Hitzewallungen, Reizbarkeit, Übernervosität, Schwierigkeiten damit, Schwierigkeiten
zu meistern, quälende Sorgen und permanente Unsicherheit, ja, ein mangelndes
Vertrauen in Sicherheit in meinem Leben überhaupt, Wecker und Telefon sowie
andere Pieptöne nervten nur bis zum hohen Puls hin, Regen und Winter war grau,
Sommer und Sonne war zu heiß, zu drückend, zu belastend, Schwindel,
Überforderungsempfinden schon beim Mindestanspruch und so weiter und so fort.
Mit allen möglichen Mitteln kämpfte ich gegen an, allerdings ließ ich Psychopharmaka
verschiedener Art wegen Unverträglichkeit nach jeweils zwei bis drei Monaten
„Testphase“ hinter mir. Psychoanalyse, Psychotherapie und Besuche in zwei
psychosomatischen Kliniken blieben auch jeweils von relativ kurzer Dauer, da ich
mich damit und währenddessen eher schlechter als besser fühlte. Immer wieder
stellte ich fest, dass meine eigens entwickelten Methoden mich mehr beflügelten,
mich eher von Druck und Last befreiten und so probierte ich so einiges aus:
Tai Chi, Mischung aus Joggen, Walken, Spazieren gehen und Muskeltraining über
Baumwurzeln steigend, Mentales Training, Meditation, Vergangenheitsbewältigung
über diverse spirituelle und psychologische Formen sowie biografisches Aufschreiben,
Sport, Reiten, Tanzen, Arbeitsbücher zur Selbsttherapie, Austausch mit anderen
Betroffenen, Selbsthilfe durch Unterstützung Anderer, esoterische, schamanische und
indianische Waldrituale, Selbstüberwindungsaktionen, Ins-Kalte-Wasser springen in
jeglichen Lebenslagen, Jobwechsel, Umzüge, unförderliche Beziehungen und
Freundschaften beenden, Kampfsport, immer wieder Selbstständig machen,
Selbstbewusstseinstraining und Selbstmotivation durch Erfolgsbücher, Arbeiten mit
Düften, Steinen, Essenzen, Licht- und Tontherapie, Mitbegründung eines Instituts für
Emotionale Entwicklung, Suggestion, Autosuggestion, Affirmationen, Autogenes
Training, Tiefenhypnose, Traumdeutung, Traumabewältigungsstrategien, Regression
in Trance (Rückführung), Workshopbesuche, Entwicklung und Erarbeitung eigener
Methoden und vieles mehr.
Nichts davon habe ich allerdings bis zum bitteren Ende durchgehalten, weil mir stets
eine neue, bessere Idee einfiel (dies nennt man übrigens Ideenflucht, gehört zu den
manischen Seiten einer Depression, in meinem Fall jedoch gab es schon zeitlebens
und bis heute eine Flut an unkonventionellen Ideen für mich und Gott und die Welt)
und weil ich Methoden, die mir nicht gut taten, auch kaum aushielt (wie z.B. geführte
Atmungstherapie, dies führte bei mir lediglich zu Schnappatmung, Wut und
Frustration).
Aus all diesem Wust und durch meine Übereifrigkeit ließ sich natürlich erst nach
etlichen Jahren einigermaßen feststellen, was davon gut für mich war, was in
Kombination funktionierte oder auch nicht. Von Ärzten und der Klinikleitung erntete
ich hohes Lob („solche Patienten, die so viel für sich selber tun und so positiv
kämpfen, hätten wir gerne öfter“), bekam aber lediglich eine hilflose „emotionale
Instabilität“ diagnostiziert, damals wohl eine Art Verlegenheitsdiagnose. Durch
meinen Kampfgeist und meine Eifrigkeit sowie wegen meiner großen Plapperklappe
konnte man eine Depression bei mir nicht länger sehen. Zum Zeitpunkt des
Aufenthaltes in der Psychosomatischen Fachklinik in Bad Dürkheim war ich aber auch
durch Erfolgsbücher so gepusht, dass ich mir auf keinen Fall eingestanden hätte,
dass ich immer noch was mit Depressionen zu tun haben könnte. Vermutlich habe
ich unterbewusst sogar die ärztlichen Aufnahmeformulare etwas „geschönt“
beziehungsweise meine Antworten auf brisante Fragen verharmlost.
So sah man mich übrigens auch für das tägliche Sportprogramm völlig geeignet an
und wunderte sich, warum ich ständig über Schmerzen und keinerlei Kondition (trotz
jahrelangem fast täglichen forschen Gehen und Laufen in der Natur) klagte, weinte
und heulte, weil ich weder Arme noch Beine länger als ein paar Sekunden heben
konnte; meine Mitkolleginnen mit gut fünfzig Pfund mehr auf den Rippen und völlig
untrainiert hingegen schon – da soll man nicht ins Wehklagen kommen. Schon erst
recht, wenn man daran fast verzweifelt und nicht einmal Ärzte das erklären konnten.
Heutzutage weiß man, zumindest in den Vereinigten Staaten und anderen
medizinisch fortschrittlicheren Ländern, dass es eine Art Adrenal Burn Out gibt. Zu
dieser Zeit, um die Jahrtausendwende, in meinem Fall war allerdings noch nicht
einmal der Begriff Burn Out – Ausgebranntsein im schulmedizinischen Alltag
gebräuchlich. Kurz gesagt ist bei Adrenal Burn Out eine Art Vergiftung und
Übersäuerung der Muskulatur durch Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und
(wie ich heute weiß) wohl auch durch Cortisol die Ursache für Steifheiten, Schmerzen
und Konditionsverlust trotz möglicherweise gleichem Pegel an fast täglichem
Konditionstraining. So.
Von der anderen Klinik aus Baden-Baden vor Bad Dürkheim möchte und kann ich
nicht viel berichten, da ich dort nach einer Woche geflüchtet bin. Es wuchs Efeu in
ein schimmeliges Gemeinschaftsbad (mit einer sanitären Ausstattung aus den
Sechzigern – und das in einer renommierten Villenanlage), welches über zwanzig
Patientinnen und Patienten benutzen mussten; nach Aufnahme etlicher Beweisfotos
checkte ich aus. Was ich hiervon jedoch positiv mitnehmen konnte, war die
Erläuterung einer jungen Ärztin, die meinte, bei mir hätte sich (statt wie bei anderen
Kindern im Alter von fünf bis sechs Jahren üblich) kein Reizfilter ausgebildet. Dies
wäre durch Traumatisierungen entstanden (ich hatte unzählige KrankenhausAufenthalte von null bis sechs Jahren, danach eine schlimme Kinderkur im Allgäu in
einem Nonnenkloster, hierfür soll es sogar eine Selbsthilfegruppe geben, kann mich
nur an wenig Getränke und nächtliches Wecken durch Nonnenschwestern mit
brutalen Spritzengaben erinnern, der Rest fehlt meinem Gedächtnis).
Durch einen defekten oder nicht ausgebildeten Reizfilter würde ich schwer innerlich
sortieren und mich schwerer konzentrieren können, würde Reize (Töne, Gerüche,
optische Eindrücke, Emotionen, Umgebungsverhalten anderer Menschen,
Problematiken etc.) von außen ungefiltert in mein Nervensystem bekommen, daher
auch hypersensibel sein (was ich allerdings schon als Kleinkind war, kalte
Gegenstände zum Beispiel schmerzten mich fast zur Ohnmacht, schrille Türklingeloder
Weckergeräusche jagten mir für bis zu einer Stunde den Puls heftig hoch) und
sensitiv. Das gruselte mich doch sehr; schließlich informierte mich auch niemand,
dass dieses „Syndrom“ vielleicht auch positive Seite haben könnte (siehe HSP –
Hypersensitive Persons, im Internet und im Buchhandel), nämlich eine feine
Wahrnehmung, nicht zu verwechseln mit anfänglich guter Menschenkenntnis (leider,
in meinem Fall stand mir viele Jahrzehnte meines Lebens meine Naivität und
Gutgläubigkeit im Weg).
Hypersensible Menschen sind deshalb nicht zwingend schwächer oder empfindlicher
als „normale“ Menschen, oft sogar im Gegenteil; sie müssen viel Willensstärke,
Durchhaltevermögen und Energie aufbringen, um den ständig erhöhten Stresslevel
körperlich und nervlich zu absorbieren. Außerdem kostet es viel Kraft, dem Großteil
der normalen Gesellschaft zu vermitteln, dass deren übliche Genüsse wie
Gesellschaft, Feiern, Parties, Treffen, Durcheinanderreden, laute Musik, viele
verschiedene Energien, Frequenzen und Schwingungen in Raum, Funk- und
Elektrowellen, für einen selber einen kleinen Albtraum darstellen und man dadurch
so schnell überfordert sein kann, dass man nur noch weglaufen möchte.
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