Vortrag Prof. Bischoff - Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung

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WENN STRESS DAS HERZ ZERREIßT
PROF. DR. K.-O. BISCHOFF
9.BGF-SYMPOSIUM
17.11.2010
KÖLN
WOLKENBURG
Das Herz ist seit Generationen in der abendländischen Gesellschaft zum Sitz der Seele
geworden und als solcher Seismograph all unserer Empfindungen.
Wenn wir Emotionen haben, so spüren wir es im guten wie im schlechten am Herzen.
Enge, Beklemmung- wir nehmen es uns zu Herzen, es liegt wie ein Stein auf dem Herzen.
„ DER KUMMER DER NICHT SPRICHT ,
NAGT LEISE AN DEM HERZEN, BIS ES BRICHT“ so Shakespeare im Macbeth,
(genauer im 4.Aufzug, 3. Szene.)
Andererseits spüren wir auch Freude, Wärme, Liebe usw. am Herzen, indem es freudig
erregt die Brust sprengt oder bis in den Hals klopft.
Sie mögen daraus erkennen, dass es sowohl in der akuten wie in chronischen belastenden
Situationen zu Veränderungen des kardialen Zustandes kommt.
Dauerhaft negative Gefühle können zu zweierlei führen :
1.) zu psychischen Veränderungen wie BURN-OUT oder - am häufigsten Depressionen
,und Angstzuständen oder
2. ) zu körperlichen Veränderungen bis hin zu somatischen Erkrankungen..
Aufgrund des Themas sind aus meiner Sicht zwei Fragen zu beantworten, die in enger
Wechselwirkung stehen :
1. ) Warum werden immer mehr Menschen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten
psychisch anfälliger, so dass sie in Rente gehen müssen bzw. die Krankschreibungsrate
mit dieser Diagnose drastisch zugenommen hat? Hierzu zwei Zahlen :
die Erwerbsminderungsgründe durch psychische Erkrankungen haben von 1993 bis 2004
von 15% auf 31% aller Berentungsverfahren zugenommen.
Im Jahr 2008 waren immerhin 17% aller durchgeführten Rehabilitationsmassnahmen der
Deutschen Rentenversicherungsanstalt Fälle mit psychischen Störungen. ( Intenist :
51,1219 ff (2010)
2.) Welche Auswirkungen hat der chronische unangenehme Stress - und hierüber möchte
ich sprechen-auf die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen ?
Stress an sich ist durchaus etwas physiologisches, ja, ohne Stress wäre unsere Welt grau
und leer , ereignislos und schädlich.
Akuter Stress aktiviert schlagartig körperliche Systeme:
Die Schmerzschwelle sinkt , die Augen sehen besser, die Lunge nimmt mehr Sauerstoff
auf, die Leber produziert mehr Zucker und löst Fettreserven auf. Das Herz schlägt
schneller , der Blutdruck steigt , die Hormondrüsen stoßen mehr Adrenalin und Kortison
aus, das Immunsystem reduziert seine Abwehrfunktion.
Klingt der Stress ab , so kommt es in kurzer Zeit zu einer Entspannung mit verbesserter
Durchblutung und abklingendem Blutdruck , es dominiert nun der Parasympathikus, der
Ruhenerv.
Das Gehirn belohnt sich bei erfolgreicher Anstrengung mit Ausschüttung der Opioide als
Wohlfühlhormon und dem Oxytocin als Freundschafts- bzw. Bindungshormon.
Jetzt ist auch wieder der Weg frei Dopamin auszuschütten , was als Antriebsdroge für
weitere Aktivitäten gilt, es kann auch als Motivationshormon bezeichnet werden.
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Chronischer STRESS im Beruf entsteht -allgemein -gesprochen, durch ein
UNGLEICHGEWICHT zwischen extremen ANFORDERUNGEN und eigenen
KONTROLLMÖGLICHKEITEN ( Karasek ,R. 1979 Admin.Sci.Q. 24 „Demand -Control -Model)
bzw. durch
GRATIFIKATIONSKRISEN mit VERAUSGABUNG und mangelnder MATERIELLER
UND IMMATERIELLER GRATIFIKATION ( Siegrist,J. 1996,J.Occup.Health Psychol.1).
Die berufliche Stressbelastung trifft vor allem Männer durch Monotonie und mangelnde
Entscheidungsbefugnis am Arbeitsplatz , während Frauen durch die Mehrfachbelastung
wie häuslicher Stress , partnerschaftliche Konflikte, Familie und Beruf betroffen sind.
Auch hier gilt,dass gering qualifizierte am stärksten die negativen Folgen des Arbeitstress
erleiden.
Erstaunlich ist , dass nach dem 2. WK nicht nur die sog. Zivilisationskrankheiten wie
Herzinfarkte massiv zugenommen haben, sondern auch die psychischen Störungen von
Arbeitnehmern.
So geht aus Daten der DAK hervor,dass die Tage der Arbeitsunfähigkeit wegen
psychischer Erkrankungen von 1997 bis 2004 um nahezu 70% zugenommen haben,.
Nach vorliegenden Studien tritt im Laufe des Lebens bei Männern mit einer
Wahrscheinlichkeit von 12- 17% eine Depression auf , bei Frauen liegt dieses Risiko dtl.
höher, etwa bei 25 - 30%.
Nach Durchsicht verschiedener Metaanalysen sind ca. 25% aller Depressionen durch
beruflichen Dauerstress ausgelöst.(nach Sigrist,J. Die Motivation zu gesundem Verhalten im
Betrieb.VI,in Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz im Betrieb .Haarfeld Verlag2008 )
In der Entstehung der Herz-Kreislauferkrankungen spielen sog. Risikofaktoren eine
dominante Rolle.
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Wir können sie unterteilen in unbeeinflussbare RF wie Alter ,Geschlecht und
Genausstattung und beeinflussbare bzw. vermeidbare RF, die hier aufgelistet sind .
Unter einer Koronaren Herzerkrankung verstehen wir die Folgen der
Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße, die das Herz mit sauerstoffreichem Blut
versorgen. Kommt es zu einem Verschluss der Herzkranzgefäße so sprechen wir von
einem Herzinfarkt.
Uns interessiert zuerst einmal der krankmachende Stress, der Disstress und die eng mit
ihm verknüpfte Depression.
Eine Depression lässt sich hinsichtlich des herzkranzgefäßschädigenden Effektes dem
Aktivrauchen und eine unterschwellige depressive Störung dem Passivrauchen
gleichsetzen.
Zwei Metaanalysen beschreiben übereinstimmend, dass Depressivität mit einem 60 % igen
Anstieg des Risikos eine Koronare Herzerkrankung zu bekommen, einhergeht.
Dabei verdoppelt eine Major-Depression das Risiko, während schon eine leichtere
depressive Verstimmung ,also eine Minor -Depression eine fast 50%ige Risikoerhöhung
verursacht. ( Anda R et al. Epidemiology 1993;4:285-294 ;Frasure-Smith N.et al Canadian L.of
Psychiatry 2006;51:730-737)
Viele durch chronischen Stress psychisch angeschlagene Personen reagieren somatisch,
d.h. körperlich auf die depressive Verstimmung: sie entwickeln chronische
Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Nervenschmerzen, Herzstolpern etc.
Dies erklärt auch die relativ lange Krankschreibungszeit:
sie gehen mit ihren Schmerzsymptomen zuerst zu ihrem Hausarzt, der schaltet somatische
Ursachen durch verschiedene, zeitlich nicht immer optimal abgestimmte Untersuchungen
aus und am Ende steht dann die Diagnose :
Depression mit Weiterleitung an einen Facharzt, der aber auch wieder relativ lange
Wartezeiten hat.
Eine Depressive Verstimmung führt zu Verlust des Interesses , der Freude sowie zu einer
deutlich Antriebsminderung, zur Traurigkeit bis hin zum „ Nichts mehr Fühlen“. Alles
wird zuviel, dieArbeit , die Familie, der Freundeskreis, es schleicht sich
Konzentrationsschwäche ein , Versagensängste entstehen gepaart mit Schuldgefühlen,
innerer Unruhe und Schlafstörungen.
Sie werden fragen, warum reagieren in vergleichbaren Stresssituationen die Einen mit
depressiver Verstimmung und die anderen nicht ?
Als Antwort darf ich etwas wage formulieren, dass eine unterschiedliche Reaktion auf
Stress durch ein genetisch unterschiedlich ausgeprägten Dopamin-Serotonin Transport
Mechanismus im Gehirn aber auch durch seine eigene Biografie verursacht werden kann.
Die Forschung läuft hier über auf Hochtouren.
In der Amygdala , dem Mandelkern ist unser Angstzentrum lokalisiert und im
Zusammenspiel mit der Hypophyse , dem Hypothalamus und der Nebenniere kommt es
unter Bewertungskontrolle der Cortex zu einer Ausschüttung von Stresshormonen wie
Glutamat, Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol
Bei dtl. erhöhter Ausschüttung von Acetylcholin
kommt es z.B.zu erheblichen Schlafstörungen mit vor allem frühzeitigem Erwachen.
Allerdings werden Anforderungen inter- und intraindividuell unterschiedlich
wahrgenommen, wir haben es also mit dem Verhältnis von
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KörperGefühls und
Geisteswelt zu tun .
Das individuelle Zusammenspiel von diesen drei Ebenen führt bei Dauerstress zu
Verhaltensänderungen.
Diese drei Welten stehen in enger und sich dauernd verändernden Wechselbeziehungen.
Der Stress wird in der Regel von der Gefühlswelt wahrgenommen und beeinflusst die
Körperwelt ebenso wie die Geisteswelt , also die Gedanken.
Er beeinträchtigt z.B. das Einfühlungsvermögen
und bewirkt eine Depersonalisation mit der Konsequenz von Wut und Hass auf den
Stressor.
Ganz entscheidend ist aber das ,was der Einzelne selbst über die Stresssituation denkt, wie
er mit seinen Gefühlen und Gedanken die Stresssituation interpretiert.
Nicht die Dinge an sich beunruhigen uns ,sondern die Meinungen die wir über sie haben.
Welche Wirkung hat nun der chronische Dysstress auf den Kreislauf ?
Im Einzelnen kommt es vereinfacht gesagt, bei chronischen Stresssituationen zu
physiologischen Veränderungen :
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....HPA:Hypohyse/Hypothalamus/Nebenniere . ..SNS: Sympathicusaus nach H.Faller et al
Depression bei Herzinsuffizienz INTERNIST Band 49 Heft 4 (2008)
der autonom- nervösen Regulation des Herzen- Kreislaufsystems
- -des Blutgerinnungssystem ,das aktiviert wird.
- das Immunsystem wird geschwächt
- Beteiligt sind dabei folgende im Körper vorhandenen Regulationssysteme:
- Der Hypothalamus, also das Althirn
- die Hypophyse also die Zirbeldrüse und
- die Nebenniere mit Aktivierung des Sympathicus durch vermehrte Ausschüttung von
Adrenalin und Noradrenalin mit der Konsequenz der Blutdruckerhöhung und
Pulsbeschleunigung
- sowie von Cortisol.
Über die Aktivierung des Sympathikus kommt es zu einer Erhöhung des Blutdrucks,
nicht bei jedem , also individuell durchaus verschieden. Einschränkend sollte nicht
verschwiegen werden , dass es nicht ganz gesichert ist , ob solche intermittierenden
Blutdrucksteigerungen zu einer dauerhaften Hypertonie führen .
Ärger und Angst -zwei Kernsymptome des Dauerstress-führen zu einer Erhöhung des
Widerstandes in den arteriellen Gefäßen mit der Folge , dass z. B. Arbeitnehmer, die um
ihren Arbeitsplatz fürchten ,häufiger einen hohen Blutdruck entwickeln., das Gleiche gilt
erst recht für die Depression.
Ein hoher Blutdruck ist ein dominanter Risikofaktor für die Entwicklung von
Herzerkrankungen wie Herzinfarkt , Herzleistungsschwäche, Schlaganfall.
- Cortisol aus der Nebenniere erhöht das Hungergefühl , den Blutzuckerspiegel und
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langfristig kommt es zu einer neurohumoralen Regulationsstörung mit
- Entwicklung eines Bluthochdrucks
- eines Diabetes
- zu Übergewicht
- zur Erhöhung der Blutfette ( Cholesterin und Neutralfette)
- und bereits mehrfach erwähnt zu Herz.Kreislauferkrankungen mit Zunahme der Infarkte,
- Es kommt zu einer Zunahme der Symptome der Koronaren Herzerkrankungen und zu
einer Zunahme
- der sog. Entzündungsmediatoren.
- All diese Veränderungen im menschlichen Körper können klinische Folgen wie Zunahme
der kardiovaskulären Ereignisse wie Infarkt oder Schlaganfall oder
Herzrhythmusstörungen oder eine Herzleistungsschwäche haben.
- Wenn jemand wissen will , ob er unter chronischem Dysstress leidet , so hat er
heutzutage die Möglichkeit den Cortisolgehalt in den Haarspitzen nachweisen zu lassen,
dessen Konzentration direkt mit der Dystress -Situation des Einzelnen korrelieren soll.
Kommen mehrere dieser durch chronischen Stress induzierbaren Erkrankungen mit dem
Übergewicht zusammen , so sprechen wir vom
metabolischen Syndrom. Hierunter versteht man ein tödliches Quartett aus
Adipositas Fettstoffwechselstötung Bluthochdruck und verminderter
Glucosetoleranz.(Kaplan NM hypertension Res. 1996;Suppl.I :S9-11).Neben älteren
Patienten sind es vor allem Personen in sozial unterpriveligierter Stellung, vor
allem, wenn sie über lange Zeit beruflichem chronischem Stress ausgesetzt
sind.
Sie entwickeln mehr als doppelt so häufig wie andere ein Metabolisches
Syndrom. ( Chandola ,T. et al Chronic Stress at work and metabolic Syndrom BMJ 332 ,521-5252006 ) .
Das Metabolische Syndrom ist ein potenzierender Risikofaktor in der Entstehung
der Herzerkrankungen.
In einer 2004 publizierten Studie mit 30000 Teilnehmern, der INTERHEARTSTUDIE,
wurde Stress sogar weltweit nach der Fettstoffwechselstörung und dem Rauchen als
drittwichtigster Infarktrisikofaktor beschrieben (Yusuf et al. 2004, Lancet 364).
Nach einer 2005 von Cukic publizierten Metaanalyse stellt emotionaler SRESS bei Frauen
sogar den häufigsten und bei Männern den zweithäufigsten identifizierbaren
Infarktauslöser dar. ( Culic,V. et al. 2005, Int. J. Cardiol. 99).
Nebenbei: wir rechnen in der Kardiologie damit, dass ca.
20 % aller Herzinfarkte durch Stress ausgelöst werden, aber nicht nur der Infarkt kann
durch Stress ausgelöst werden, fast wichtiger ist die Induktion von Risikofaktoren durch
Verhaltensänderungen, die durch chronischen Stress induziert werden.
Aufgrund einer Krankenhausstatistik ( Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 33
2006) aus dem Jahr 2006
können sie erkennen ,das arbeitslose Frauen in einer wesentlich höheren Anzahl mit
psychischen Störungen im Krankenhaus liegen. Daten belegen, dass arbeitslose Frauendies trifft auch für Männer zu- mit nahezu dem Faktor 3 häufiger mit psychischen
Erkrankungen ins Krankenhaus eingeliefert werden als andere Frauen. Einschränkend
muss hinzugefügt werden, dass über die Ursache der Arbeitslosigkeit nichts ausgesagt
wird, theoretisch könnten natürlich psychische Erkrankungen die Arbeitslosigkeit
herbeigeführt haben- aber um den Faktor 3?
Tiefgreifende sich beschleunigende Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft
führen zu einer zu nehmenden Erschöpfung, da die Veränderungsbereitschaft individuell
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und in Abhängigkeit vom sozio-ökonomischen Status unterschiedlich ausgeprägt ist.
Um in der modernen Evolutionssprache zu bleiben :
Die Anzahl der stressbedingten Meme nimmt rasant zu.
Die Hauptbetroffenen sind Menschen aus den unteren sozio-ökonomischen Schichten,
oder Menschen in sozialer Isolation, die z.B.mit einer dreifach so hohen
Wahrscheinlichkeit eine Koronare Herzerkrankung (KHK) erleiden.
Möglicherweise sind besser gestellte Schichten besser aufgeklärt, sie rauchen weniger,
bewegen sich mehr und sind nicht so übergewichtig, wie gerade die OECD veröffentlicht
hat.
( Rozanski,A. et al. 2005, J.Am.Coll. Cardiol.45 ; Wamala SP et al. The Stockholm Female Coronary Risk Study Social
Science &Medicine 2000;51:481-489; Buchner B et al. Stress und Herzkrankheiten bei Frauen. Herz 2005;30: 416-428)
Soziale Zurückweisung kann zu einer Zunahme von Entzündungsmediatoren wie
Interleucin - 6 , CRP oder anderen Zytokininen im Körper führen .
Entzündungsmediatoren erhöhen das Risiko der ENDOTHELIALEN DYSFUNKTION
als den Startschuss der Arteriosklerose bzw. Gefäßverkalkung , in deren Folge es dann zur
KHK bzw. zum Schlaganfall kommt (Miller GE et al. Clinical depression and infammatory risk
markers for coronary heart disease Am.J.of Cardiol. 2002;90:1279-1283
Hafner S.et al J.of PsychatryRes. 2008; v42:163-165)
.( s.Taylor , LA)
In einem Experiment nach einer für die Probanden unangenehm längeren Stresssituation
unter Zeitdruck waren die Entzündungsmarker z.B. im Speichel dieser Studienteilnehmer
dtl. gesteigert.
Gleichzeitig konnte eine gesteigerte Aktivität in zwei Hirnregionen , die bei der
Verarbeitung von sozialem Stress eine Rolle spielen, nachgewiesen werden.
Auch für MOBBING lassen sich solche negativen Reaktionen bei den Opfern mit
Zunahme der entzündungsbedingten Erkrankungen nachweisen.
Wir hören immer häufiger vom sog. BURN OUT SYNDROM,
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gemeint ist damit eine durch Verausgabung in der Arbeitswelt entstehende vitale
Erschöpfung mit deutlich depressiven Zügen. Wer unter einem Burn Out leidet ist
resigniert, ist erschöpft, findet seine Arbeit sinnlos macht aber bis zum bitteren Ende
weiter., vor allem wenn er ein Mann ist, der nicht gelernt hat über seine Gefühle zu
sprechen.
Die Betriebskrankenkassen gehen von neun Millionen Betroffenen aus, also jeder 4.
Arbeitnehmer sei hiervon betroffen.
Der Begriff leitet sich aus der Arbeitswelt her , man versteht darunter einen Zustand aus
arbeitsbedingter Erschöpfung, Selbstentfremdung und verminderter Leistungsfähigkeit.
Als häufige Ursachen werden gesteigerte Verantwortung ohne adäquate Belohnung
angesehen.
Es gehören vermehrte Anspannung, Schlafstörungen,Unruhe , Konzentrationsschwäche ,
Motivationsverlust und reduzierte Arbeitsleistung dazu.
Die Abgrenzung zur Depression bzw. Angststörung fällt insofern schwer als das BURN
OUT SYNDROM medizinisch nicht exakt definiert ist, eine inflationäre Verwendung des
Begriffes auch seitens der Ärzteschaft ist anzunehmen,allerdings bestehen fließende
Übergänge zur Depression.
Nehmen wir exemplarisch den Beruf des Lehrers,
der am meisten belasteten und verleumdeten Berufsgruppe.
Lediglich 15-20 % der Lehrer werden als Gesund betrachtet aber 30 % befinden sich im
Burn OUT, 1/3 hat die innere Kündigung ausgesprochen und befindet sich in einer
Schonhaltung, 20% sind angestrengt also in der Vorstufe zum BURN OUT.( J.Bauer 2007,
Uni Freiburg)
Zweifelsohne gilt es auch persönliche Veranlagungen anzuschuldigen. wie
Aufopferungsbereitschaft oder Perfektionismus .In den Sozialberufen resultiert hieraus das
sog. Helfersyndrom.
Viele Menschen sind offensichtlich nicht mehr in der Lage , belastende Arbeits- und
Lebensumstände selbst zu entschärfen, ihre Resilienz ist geschwächt.
In einer 2000 durchgeführten Mitarbeiterbefragung gaben als Stressoren 54% die ständige
Konzentration am Arbeitsplatz mit hoher Verantwortung
51% den Zeitdruck,
49% die Arbeitsverdichtung bzw. Mehrarbeit und
41 % eine Störung der Arbeitsabläufe an, die sie als Dauerstress empfinden.
Ungerechtigkeit – selbst erfahren oder über die sog. „ Spiegelneurone“
empathisch miterlebt- macht krank.
Nehmen sie den Risikofaktor Diabetes Mellitus Typ II, der im engen Zusammenhang mit
der Entstehung des Übergewichtes auch infolge des Dauerstress auftritt.
Hochrechnungen hinsichtlich der rasanten Zunahme der Diabeteshäufigkeit in
der Welt lassen uns bei wachsendem Wohlstand erschauern:
In Europa wird die Häufigkeit der Zuckererkrankung um 23 % bis zum Jahr 2025
ansteigen, in Asien werden es 85%, im Weltmittel ca. 76% sein.
Dies bedeutet dass statt 159 Mill. Menschen im Jahr 2000
280 Millionen Menschen im Jahr 2025 behandelt werden müssen, was das
Gesundheitsbudget vieler Staaten sprengen wird.(Zimmet et al.;Nature 414:2001)
Diabetes entsteht in den meisten Fällen durch Fehlverhalten, z. B.
Bewegungsmangel und Übergewicht. Sie erkennen aus dem Zusammenspiel der
Risikofaktoren die vor uns stehende Brisanz.
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All diese Erkrankungen sind schwerwiegende Risikofaktoren nicht nur für die
Entwicklung der Herz-Kreislauferkrankungen .
Mehrere gleichzeitig vorhandene Risikofaktoren potenzieren ihre negativen Effekte.
Wenn die Risikofaktoren Rauchen , Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörung
zusammenkommen erhöht sich beispielweise das Risiko von Männern zwischen 30-59
Jahren einen Herzinfarkt in den nächsten 10 Jahren zu bekommen um den Faktor 10
(Frangingham Studie)
Um dem Stress gewachsen zu sein ,greifen viele zu Kompensationsmechanismen ,deren
Gefährlichkeit dem Einzelnen nicht bewusst zu sein scheint. Sie verändern sukzessive ihr
Verhalten, greifen
- zur Zigarette, steigern das Essverhalten und vernachlässigen
- körperliche Bewegung. DerAlkoholkonsum steigt ,
das Schlafmuster verschlechtert sich, Aggressionen werden stärker ausgelebt.
Rauchen , Alkohol und Frustessen werden antidepressive Eigenschaften zugesprochen.
Nehmen wir durch entsprechende Interventionen die Zigaretten weg oder dämpfen ihr
Frustessen so kommt es nicht selten zu einer Zunahme der depressiven Symptome., da das
körperliche Belohnungssystem mit Entzug der „Ersatzdrogen Rauchen , Alkohol oder
Essen“ geschwächt wird. Sie erkennen hieraus die Schwierigkeit des therapeutischen
Ansatzes.
Um es an einem Beispiel klarzumachen : Stark übergewichtige Menschen
sterben - genauso übrigens wie Raucher - acht bis zehn Jahre früher als normalgewichtige
Personen.
- Jeweils 15kg zusätzliches Gewicht erhöht das Risiko früher zu versterben um 30 %.
Sie sehen hier die Folgen des Übergewichtes,:
- Bluthochdruck, Diabetes Typ II, Bewegungsmangel etc.
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Nach einer Erhebung der OECD , kürzlich in der FAZ vorgestellt ( FAZ vom 24.9.2010)
leiden 45 % der deutschen Frauen und 60% der Männer an Übergewicht , 16 % in beiden
Gruppen an Fettleibigkeit.
In den USA ist dieser Anteil noch höher.
Auch hier sind es die weniger gebildeten Frauen die an Übergewicht und Fettleibigkeit
leiden. Sie haben ein zwei bis drei mal so hohe Wahrscheinlichkeit übergewichtig zu
werden., bei Männern sind diese Unterschiede nicht so eindeutig.
Menschen entwickeln ja in der Regel ihr Risikoverhalten nicht mit bewusstem Vorsatz,
ihren Körper zu schädigen, weshalb rein kognitive Appelle wenig bewirken. Hinzu
kommen Gruppennormen und soziale Vorbilder, die zum Kontakt mit Suchtmitteln wie
Nikotin, Alkohol und übermäßige Nahrungsaufnahme führen.
Das gesundheitsrelevante Verhalten von Menschen wird maßgeblich von dem beeinflusst,
was andere Personen in vergleichbarer Situation tun. ( M.Sieverding : Psychological Sci. 21(7), 2010
und in Health Psychology 29(1) , 2010 )
Sie sehen , dass diese Dinge ineinandergreifen, sich gegenseitig bedingen bzw. verstärken.
Durch die Macht der Gewohnheit und negative Vorbilder aber auch aus Gründen der lieb
gewordenen „Belohnung“ sind Verhaltensänderungen nur schwer erreichbar.
Die Basis für Verhaltensänderungen ist nur durch Vertrauen und verständliche
Informationen
zu erreichen- nicht durch permanente Kontrolle und nur bedingt durch kognitive Appelle.
Dies kann z.B. im Schutzraum der Selbsthilfegruppen unter Anleitung eines
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Gesundheitscoaches oder in Begegnungsgruppen , in denen das empathische Miteinander
und das daraus entstehende Vertrauen der Schlüssel zur Verhaltensänderung ist, erreicht
werden. In den Selbsthilfegruppen wird sehr viel über die Spiegelneurone angesprochen
und verstanden.
Als Mittel des individuellen Stressabbaus
sollten individuelle Gespräche geführt und durch entsprechende Kurse vertieft
werden.
Hilfreich sind Gruppenangebote mit Sport und Gespräch, mit
Entspannungsverfahren, was durch die dabei entstehende Geborgenheit zur
Öffnung seiner Probleme und damit zur Enttabuisierung führt und eine
langfristige Verhaltensänderung ermöglicht.
Das menschliche Gehirn ist auf zwischenmenschliche Beziehungen angelegt,
denn neurobiologische Belohnungssysteme reagieren auf zwischenmenschliche
Zuwendung und umgekehrt.
Die Motivation hierzu steht immer im Zusammenhang mit Beziehungen zu
Menschen.
Besteht keine Beziehung kann es auch keine Motivation geben.
Als stärkster protektiver Faktor gegen beruflichen Stress ist die soziale Unterstützung und
die kollegiale Zusammenarbeit anzusehen.
Ich komme zum Schluss:
Massnahmen zum Arbeitsschutz und zur Arbeitsorganisation sowie
Personalentwicklung sind bei der multifaktoriellen Ursache der beschriebenen
durch Arbeitsstress ausgelösten oder verstärkten Erkrankungen ebenso
unterstützend wichtig, wie individuelle Analyse und Beratung bzw. Schulung
durch entsprechende Fachkräfte.
Nur wenn wir gemeinsam den Werkzeugkasten aufmachen und die entsprechenden
Werkzeuge zur Verfügung stellen wird aus einem Schuh ein Paar Schuhe mit denen
man die lange Strecke zur Verbesserung der Situation zurücklegen kann.
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