Institut für Psychologie Innsbruck Barbara Juen Depression Die Besonderheit bei Depressionen bei jungen Menschen ist, dass häufig altersbedingt sichtbare Auffälligkeiten die klassischen Symptome einer Depression überlagern. Dies hat mit den zahlreichen reifungsbedingten neuen Erfahrungen zu tun, die häufig eine große Unsicherheit mit sich bringen. Diese Verunsicherung unterscheidet sich vor allem quantitativ von depressiver Symptomatik und kann diese bei gesteigerter Erlebensintensität bedingen. Erschwerend kommt hinzu, dass vor allem jüngere Kinder noch nicht in so ausgeprägtem Maße die Fähigkeit besitzen ihre Niedergeschlagenheit zu spüren und zu benennen, was in weiterer Folge zu somatischem Ausdruck (Kopfweh, Bauchweh) oder aggressivem Verhalten führt. Depressionen treten im Jugendalter zudem sehr selten in Reinform auf, sondern sind begleitet von Suchterkrankungen, Psychosen, Zwangsstörungen und Essstörungen. Ein weiterer begleitender Bereich ist die Suizidalität, die allerdings in einem anderen Kapitel gesondert behandelt wird. Diese komplexen psychischen Phänomene sind meist ein Ergebnis länger andauernder schwieriger Entwicklungen. Depressive Stimmung kann dann als Störung betrachten werden, wenn diese über einen längeren Zeitraum und mit großer Intensität zu beobachten ist. Dabei sollte eine Veränderung bei den Verhaltensweisen, sowie Gefühlen und Gedanken zu beobachten sein, welche sich in verschiedenen Lebensbereichen niederschlagen (Familie, Freunde, Schule). Depressionen im Jugendalter sind wohl das Phänomen mit der größten Diskrepanz zwischen Auftretenshäufigkeit (von bis zu 8%) und Behandlungshäufigkeit (von max. 2%). Kennzeichen von Depression im Jugendalter Kennzeichen einer Depression sind ausgeprägte Antriebsminderung, kognitive Beeinträchtigungen und körperliche Symptomatik. Die depressive Grunderkrankung bei Kindern und Jugendlichen wird auch deshalb häufig übersehen, weil Kinder vermehrt dem Erscheinungsbild entgegenlaufende Verhaltensweisen (aggressives Verhalten, Konfliktsuche,…) zeigen. Außerdem wird für die Symptomatik häufiger die Pubertät verantwortlich gemacht als die zugrundeliegende psychische Erkrankung. Die häufigsten Symptome bei Jugendlichen sind ein stark verringertes Selbstvertrauen, Teilnahmslosigkeit und Ängstlichkeit, Konzentrationsprobleme, Abnahme schulischer Leistungen, Schlaf- und Appetitstörungen, Selbstverletzung und Suizidgedanken. Die Behandlungsbedürftigkeit von Depressionen wird auch dadurch ersichtlich, dass die Rückfallsquote mit 70% innerhalb von etwa 5 Jahren extrem hoch ist und noch weiter ansteigt, wenn der Jugendliche in angespanntem Familienklima lebt. Auslösemomente sind vor allem wiederkehrende negative Erfahrungen wie Verlust und Trennung. Natürlich können auch genetische Faktoren eine Depression mit bedingen, ausgelöst werden sie aber meist von einer Kumulation kurzer Belastungen oder Dauerbelastungen wie sie häufig in familiären Krisen auftreten. Risikomindernd wirken sich gute soziale Bindungen zu Erwachsenen aber auch zu Gleichaltrigen aus. Immer als Indikation für eine Behandlung sind auffallender Rückzug, Suizidgedanken oder starkes Nachlassen bereits vorhandener Interessen. Was kann getan werden? 582661016