Grundlagen der Interpretation von Thoraxröntgen – Teil 2

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unversum
InnereMedizin Vorbereitung zur
7/2009
Österreichische
Gesellschaft
für Innere Medizin
Facharztprüfung
Innere Medizin
Dr.
Helmut Prosch
Prim. Univ.-Prof. Dr.
Bruno Schneeweiß
Institut für Röntgendiagnostik,
Otto-Wagner-Spital,
Wien
Abteilung für
Innere Medizin,
LKH Kirchdorf
Beurteilung der Lungen, der Hili, des Mediastinums und des Herzens
Grundlagen der Interpretation
von Thoraxröntgen – Teil 2
Die Interpretation von Thoraxröntgen erfordert neben klinischen und anamnestischen
Informationen sowie der Kenntnis der normalen Anatomie eine systematische
Analyse der Bilder, um pathologische Veränderungen zu erkennen. Ein etabliertes
Verfahren ist dabei die systematische Interpretation der Bilder von außen nach innen,
bei der die Analyse der Bilder mit den Weichteilschatten beginnt und nacheinander
die knöchernen Strukturen, die Zwerchfellhälften, die Pleura, die Lungen, die Hili, das
Mediastinum und das Herz beurteilt werden. Im diesem zweiten Teil zu den Grundlagen der Interpretation wird auf die Analyse der Lungen, der Hili, des Mediastinums
und des Herzens eingegangen.
Beurteilung der Lungen
Die Beurteilung der Lungen beginnt mit
der Bewertung der Strahlentransparenz
beider Lungen. Beim Lungengesunden ist
in tiefer Inspiration die Strahlentransparenz beider Lungen weitgehend symmetrisch. Finden sich umschriebene oder diffuse Veränderungen der Lungen, so müssen diese anhand ihrer Lokalisation, Dichte und Struktur sowie Größe, Form, Zahl
und Begrenzung beurteilt werden.
Lokalisation von
Erkrankungen der Lunge
Für die Diagnose von Erkrankungen des
Thorax ist eine exakte anatomische
Zuordnung der gefundenen Veränderungen unumgänglich. Röntgenaufnahmen
basieren auf der Darstellung der unterschiedlichen Strahlenabsorption von
Geweben. Die von einer Röntgenquelle
ausgehenden Strahlen durchdringen den
Körper und werden dabei abgeschwächt.
Dadurch entsteht ein Summationsbild, bei
dem sich Objekte, die im selben Strahlengang liegen, übereinander projizieren.
Anhand einer einzigen p. a. Aufnahme
kann daher nicht bestimmt werden, ob
sich eine Veränderung weiter dorsal oder
ventral befindet. Durch die Kombination
der Information der p. a. Aufnahme mit
der Information der Seitaufnahme können
Veränderungen exakt räumlich zugeordnet
werden (> Abb. 1). Aus diesem Grund
werden Thoraxaufnahmen in der Regel in
1
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aneinander grenzen. Da das Herz ventral
liegt, muss sich die Verdichtung daher weiter dorsal, d. h. wahrscheinlich im Unterlappen befinden.
Beurteilung der Dichte
und Struktur
Abb. 1: Projektion der Lungenlappen am Thoraxröntgen: Am p. a. Bild projizieren sich der
rechte Unterlappen und der Mittellappen in der unteren Thoraxhälfte übereinander. In der
oberen Thoraxhälfte überlagern sich die kranialen Anteile des Unterlappens teilweise mit dem
Oberlappen. Analog dazu kommt es links zu einer Überlagerung von Unterlappen und Lingula
sowie von Unterlappen und Oberlappen. Am Seitbild überlagern sich jeweils die beiden
Oberlappen, die Unterlappen sowie Mittellappen und Lingula. Durch eine Kombination der
Bildinformationen aus p. a. Bild und Seitbild lassen sich pulmonale Prozesse meist problemlos
einem Lappen zuordnen (siehe auch > Abb. 3).
Pathologische Prozesse der Lunge können sich als Transparenzerhöhungen (im
Röntgenbild schwärzer als nicht-pathologische Abschnitte) oder als Transparenzminderungen/Verdichtungen (im Röntgenbild weißer als nicht-pathologische
Abschnitte) manifestieren.
Transparenzerhöhungen können dabei
durch eine Überblähung ohne Zerstörung
des Lungenparenchyms (z. B. bei Asthma
bronchiale), eine Überblähung mit Zerstörung des Lungenparenchyms (z. B. beim
Emphysem) oder durch eine verminderte
Durchblutung (z. B. bei der Lungenembolie) verursacht werden. Die Überblähung
der Lunge führt zu einer Abflachung der
Zwerchfellhälften sowie zu einer Verbreiterung des Retrosternalraums (Abstand
zwischen Hinterrand des Sternums und
dem Herz/Aorta) (> Abb. 2).
Transparenzminderungen können vereinfacht in Konsolidierungen, Atelektasen
und interstitielle (netzartige oder kleinnoduläre) Verschattungen unterteilt werden.
Konsolidierungen
Abb. 2: Thoraxröntgen p. a. und seitlich bei einer 63 Jahre alten Patientin mit bekannter
COPD GOLD IV: Tief stehende abgeflachte Zwerchfellhälften, erweiterter Retrosternalraum
(*), transparenzerhöhte Lungenfelder, kaliberstarke Pulmonalarterien als Hinweis aus eine
pulmonalarterielle Hypertonie
2 Ebenen (p. a. und seitlich) durchgeführt.
Bei Kinder und jugendlichen Patienten
sollte jedoch aus Gründen des Strahlenschutzes nach Möglichkeit auf die Seitaufnahme verzichtet werden.
Bei Röntgenaufnahmen, die nur in einer
Ebene durchgeführt werden können (z. B.
Bettaufnahmen) kann das so genannte Silhouettenzeichen zur Lokalisationsdiagno2
stik herangezogen werden. Das Silhouettenzeichen beruht auf dem Phänomen,
dass zwischen zwei aneinander liegende
Strukturen, welche dieselbe Röntgendichte aufweisen, keine Grenzlinie sichtbar
wird. Findet sich beispielsweise zwischen
einer Verdichtung parakardial im Unterlappen und dem Herzen eine Grenzlinie,
so können die beiden Strukturen nicht
Konsolidierungen sind die Folge einer
Ansammlung von Wasser (Ödem), Blut
(Hämorrhagie), Eiter (Pneumonie) oder
Zellen (bronchoalveoläres Karzinom,
Lymphom etc.) in den Alveolarräumen.
Im Thoraxröntgen kommen Konsolidierungen als relativ homogene Verschattungen ohne begleitenden Volumenverlust zur
Darstellung. Gefäße, die in Konsolidierungen ziehen, können innerhalb dieser nicht
abgegrenzt werden (Maskierung der
Gefäßzeichnung). Die wichtigsten Ursachen für Konsolidierungen sind Pneumonien, Hämorrhagien, Lungenödeme oder
Neoplasien.
Pneumonien
Pneumonien werden durch eine Infektion der Lunge durch Bakterien, Viren
oder Pilze oder durch eine Aspiration hervorgerufen. Bei Patienten mit klinischem
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Verdacht auf eine Pneumonie liegt die
Aufgabe des Thoraxröntgens in der Diagnosesicherung, dem Ausschluss von
Komplikationen (Abszess, Pleuraempyem), dem Nachweis von Erkrankungen, die mit der Entstehung von Pneumonien in kausalem Zusammenhang stehen können (z. B. bronchogene Tumoren, Bronchiektasien) sowie der Verlaufskontrolle. In Abhängigkeit vom betroffenen Kompartiment (Alveolarraum, pulmonales Interstitium) und der Ausdehnung der Entzündung werden Pneumonien in Lobärpneumonien, Bronchopneumonien und interstitielle Pneumonien unterteilt:
Lobärpneumonie: Bei der Lobärpneumonie betrifft die Entzündung den Alveolarraum und nur eingeschränkt das pulmonale Interstitium oder die Bronchien. Die
Lobärpneumonie nimmt ihren Ursprung
in den Alveolarräumen der Lungenperipherie und kann sich über präformierte
Verbindungen zwischen den Lungenläppchen, den sog. Kohnschen Poren, weiter
ausbreiten, bis große Teile des Lappens
oder der gesamte Lappen betroffen sind
(daher „Lobärpneumonie“). Lobärpneumonien werden häufig von S. pneumoniae,
K. pneumoniae, Legionella pneumophila oder
H. influenzae hervorgerufen. Im Thoraxröntgen findet sich eine homogene
unscharf begrenzte Konsolidierung, die
große Teile eines Lappens oder den gesamten Lappen betreffen kann (> Abb. 3).
Als wichtiges diagnostisches Merkmal
bleiben Bronchien innerhalb der Konsolidierung meist als tubuläre Luftaufhellungen sichtbar (positives Bronchogramm).
Bronchopneumonie: Bei Bronchopneumonien (lobuläre Pneumonien) beginnt
der entzündliche Prozess in den terminalen Atemwegen und breitet sich von dort
in die umliegenden Alveolarräume aus.
Häufigste Erreger sind hier S. aureus, H.
influenzae und Pseudomonas aeruginosa.
Im Thoraxröntgen finden sich fleckförmige Verdichtungen, die auch zu etwas größeren Verdichtungen konfluieren können
(> Abb. 4). Auf Grund der begleitenden
Exsudation in die Atemwege kommt es
häufig zu einer Minderbelüftung der nachgeschalteten Lungenanteile, was sich
durch streifige Verdichtungen und eine
Volumenreduktion bemerkbar macht.
Abb. 3: Thoraxröntgen p. a. und seitlich bei einem 48 Jahre alten Patienten mit Fieber seit
einer Woche und ausgeprägtem Husten: Am p. a. Bild erkennt man eine weitgehend homogene Verschattung der linken Lunge mit Betonung des Mittelfeldes ohne Volumenreduktion (*).
Anhand der p. a. Aufnahme kann nicht sicher bestimmt werden, ob sich diese Verdichtung im
Unterlappe oder Oberlappen befindet, da sich beide Lappen übereinander projizieren. Anhand
der Seitaufnahme kann man erkennen, dass der größte Teil der Veränderung dem linken
Unterlappen und nur ein geringer Teil dem linken Oberlappen zuzuordnen ist. In Korrelation
mit der Klinik ist der Befund vereinbar mit einer ausgeprägten Lobärpneumonie im linken
Unterlappen und einer geringer ausgeprägten Lobärpneumonie im linken Oberlappen.
Abb. 4: Thoraxröntgen p. a. und seitlich bei einer 24 Jahre alten HIV-positiven Patientin mit
Fieber und Husten: Bild einer Bronchopneumonie mit fleckig konfluierenden Verdichtungen im
Mittellappen (*).
Interstitielle Pneumonie: Bei interstitiellen Pneumonien betrifft die Entzündung vorwiegend das pulmonale Interstitium, was im Thoraxröntgen zu einem
netzartigen (retikulären) Verschattungsmuster führt. Durch eine Exsudation in die
Alveolarräume finden sich meist aber
auch begleitende fleckig konfluierende
Verdichtungen. Interstitielle Pneumonien
werden meist durch eine Infektion mit
Viren oder Mykoplasmen hervorgerufen.
Pulmonale Neoplasie
Pulmonale Neoplasien sind zum allergrößten Teil epitheliale Tumoren, die von
der Bronchialwand ausgehen (Bronchialkarzinome). Häufig führen Bronchialkarzi3
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nome daher zu einer Obstruktion der
Bronchien, was zu einer Teilatelektase
oder vollständigen Atelektase der nachgeschalteten Lungenanteile oder zu einer
poststenotischen Pneumonie führen kann.
Jede länger bestehende Atelektase oder
therapieresistente Pneumonie muss daher
weiterführend abgeklärt werden. In vielen Fällen können Bronchialkarzinome
auch direkt als Konsolidierung abgegrenzt
werden. Rundliche Konsolidierungen mit
einem Durchmesser kleiner als 3 cm werden dabei als Rundherde bezeichnet, größere Konsolidierungen als Raumforderungen (> Abb. 5). Die Begrenzung von
Rundherden kann scharf oder unscharf
sein. In vielen Fällen ziehen feine streifige Verdichtungen vom Tumor in die Lungenperipherie („Corona radiata“). Hilusnahe Bronchialkarzinome führen radiologisch meist zu einer „Verplumpung“ des
Hilus mit Maskierung der hilären Strukturen.
Abb. 5: Thoraxröntgen p. a. und seitlich bei einem 64 Jahre alten Patienten mit Dyspnoe mit
einem bekannten N. bronchi paravertebral im rechten Oberlappen (*).
Abb. 6: Thoraxröntgen p. a. bei einem 45 Jahre alten Patienten mit kardialer Dekompensation und einer Stauung Grad 2: Der Herzschatten ist deutlich vergrößert (Durchmesser des
Herzens [b] ist größer als die Hälfte der Thorax-Innendurchmessers [a]). Perihiläre Gefäßunschärfe und Verbreiterung der Bronchialwände („peribronchial cuffing“) sowie feine horizontal
verlaufende lineare Verdichtungen subpleural basal bds. („Kerley-B-Linien“, Pfeil)
4
Interstitielle
Verschattungsmuster
Interstitielle Verschattungsmuster sind,
wie der Name bereits impliziert, meist die
Folge von pathologischen Prozessen, die
sich im pulmonalen Interstitium abspielen. Das pulmonale Interstitium besteht
grob zusammengefasst aus dem Interstitium um das bronchovaskuläre Bündel,
dem subpleuralen Interstitium, dem interlobulären Interstitium, das die Lungenlappen weiter in kleine anatomisch definierte
Lobuli unterteilt, und einem feinem Faserwerk, welches diese kleinen Lobuli durchsetzt, dem intralobulären Interstitium. Zu
einer Verbreiterung des pulmonalen Interstitiums kann es daher bei Prozessen kommen, die die Gefäße, die Atemwege, die
Lymphgefäße oder direkt die Fasern des
Interstitiums betreffen. Radiologisch
unterscheiden wir ein feinretikuläres von
einem grobretikulären Verschattungsmuster sowie mikro- und makronoduläre Verschattungsmuster, die häufig die Folge
eines Summationseffektes sind.
Wichtige mögliche Ursachen für ein
retikuläres Verschattungsmuster sind die
Lungenstauung, die Lymphangiosis carcinomatosa sowie die Sarkoidose. Seltener
sind eine pulmonale Fibrose oder eine
Pneumokoniose Ursache eines retikulären
Verschattungsmusters.
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Noduläre Verschattungsmuster finden wir
bei der Sarkoidose, bei einer diffusen Metastasierung sowie der Miliartuberkulose.
Lungenstauung: Die Lungenstauung ist
die Folge eines erhöhten pulmonalvenösen Druckes bei Linksherzinsuffizienz.
Radiologisch zeigt die Lungenstauung
einen stadienhaften Verlauf.
Bei nur gering erhöhtem pulmonalvenösen Druck kommt es auf Grund einer
reflektorischen Konstriktion der interstitiellen Gefäße zu einer Durchblutungsumverteilung. Während bei Lungengesunden
die basalen Lungenanteile stärker durchblutet sind als die kranialen, kommt es bei
der Lungenstauung zu einer Umkehr dieses
Verhältnisses. Die apikal gelegenen Lungenvenen kommen daher im Lungenröntgen bei Patienten mit einer Stauung Grad
1 gleich breit oder breiter zur Darstellung
als die basal gelegenen.
Nimmt der pulmonalvenöse Druck
noch weiter zu, kommt es zum Übertritt
von Flüssigkeit ins pulmonale Interstitium
(Stauung Grad 2). Im Thoraxröntgen
führt dies zu einer Verbreiterung der Bronchialwände („peribronchial cuffing“) und
zu einer perihilären Gefäßunschärfe. In
den Lungenunterfeldern werden unmittelbar subpleural etwa 1 cm lange, horizontal
verlaufende feine Linien sichtbar, die so
genannten Kerley-B-Linien. Diese entsprechen den verbreiterten interlobulären
Septen (> Abb. 6).
Die Stauung Grad 3 ist durch einen
Übertritt der Flüssigkeit in die Alveolarräume gekennzeichnet. Im Thoraxröntgen
finden sich symmetrische perihiläre fleckige Verdichtungen (Schmetterlingsödem).
Wichtig ist festzuhalten, dass die Diagnose
eines Lungenödems anhand klinischer
Merkmale zu erfolgen hat. Bei einer Diskrepanz zwischen Klinik und Thoraxröntgen
muss an das Vorliegen anderer Erkrankungen
wie z. B. einer Lungenfibrose gedacht werden, die zu einem ähnlichen radiologischen
Bild führen können. Vor allem bei einer fehlenden Vergrößerung des Herzschattens sollte bei Patienten mit einer interstitiellen
Strukturvermehrung die Diagnose einer
Lungenstauung hinterfragt werden.
Abb. 7: Oberlappenatelektase rechts bei einer 57 Jahre alten Patientin mit bekanntem rechtszentralen N. bronchi: Homogene Verdichtung des rechten Oberlappens (*) mit deutlicher
Volumenreduktion und begleitendem Zwerchfellhochstand rechts sowie geringer Mediastinalverlagerung nach rechts
Atelektasen
Als Atelektase wird eine verminderte
Belüftung von Teilen der Lunge oder der
Abb. 8: Lappenzuordnung von Totalatelektasen
5
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Abb. 9: 27 Jahre alte Patientin mit einer Sarkoidose I: Plumpe polyzyklisch begrenzte Hili
bds. bei ausgeprägter bihilärer Lymphadenopathie
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gesamten Lunge bezeichnet. Häufigste
Ursache einer Atelektase ist ein Verschluss eines Atemwegs mit Resorption
der Luft aus den nachgeschalteten Lungenanteilen (Obstruktionsatelektase,
Resorptionsatelektase). Das Resultat ist
ein kollabierter, luftleerer Lungenabschnitt, was sich im Lungenröntgen als
Verschattung (Transparenzminderung)
mit Volumenreduktion manifestiert (>
Abb. 7). Je nach Ausmaß der Atelektase führt die damit verbundene Volumenreduktion zu einer Verlagerung der
Interlobärsepten, einem Höhertreten
des Zwerchfells, einer Verlagerung es
Mediastinums in Richtung der volumenreduzierten Lunge oder zu einer
kompensatorischen Überblähung der
nicht befallenen Lungenlappen. Für die
Zuordnung einer Atelektase zu einem
Lappen werden sowohl die p. a. Aufnahme als auch die Seitaufnahme benötigt
(> Abb. 8).
Beurteilung
der Hili
Abb. 10: Routine-Thoraxröntgen bei einem 74-jährigen Patienten: 6 cm haltende Hiatushernie (rote Pfeile ) mit Luft-Flüssigkeits-Spiegel (grüne Pfeile)
Abb. 11: Veränderung der Herzkontur bei Vergrößerung einzelner Herzkammern
6
Die Hili werden bezüglich ihrer Lage,
Größe und Form beurteilt. Der rechte
Hilus liegt in der Regel etwa 2 cm höher
als der linke Hilus. Zu einer Verlagerung
der Hili kann es im Rahmen narbigschrumpfender Prozessen kommen. Eine
Beurteilung der Größe der Hili ist häufig
schwierig. Als Maß wird in der Literatur
eine maximale Breite der rechten Unterlappenarterie von 1,5 cm angegeben.
Eine einseitige Vergrößerung eines Hilus
ist immer malignomverdächtig und
erfordert eine weiterführende Abklärung. Eine beidseitige Vergrößerung der
Hili kann entweder vaskulär bedingt
oder die Folge einer Lymphadenopathie
sein. Eine durch eine Lymphadenopathie
bedingte Hilusvergrößerung ist durch
eine polyzyklische Verbreiterung der
Hili gekennzeichnet. Die Differenzialdiagnose beinhaltet vor allem die Sarkoidose (> Abb. 9) oder das maligne Lymphom. Eine vaskulär bedingte Vergrößerung der Hili ist dadurch gekennzeichnet, dass die Hili ihre eigentliche Form
behalten (> Abb. 2). Ursachen für eine
vaskulär bedingte Vergrößerung der Hili
ist meist eine pulmonalarterielle Hypertonie oder ein vermehrtes zirkulierendes
Blutvolumen.
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Beurteilung
des Mediastinums
des Herzens im Thoraxröntgen führt (> Abb. 11).
Eine Vergrößerung des
rechten Vorhofs, wie wir
Die Beurteilung des Mediastisie z. B. bei der Trikuspidanums bedarf einer besonderen
linsuffizienz finden, führt
Aufmerksamkeit, da mediastinale
am p. a. Bild zu einer nach
Prozesse meist erst sehr spät symprechts konvexbogigen Vertomatisch werden.
breiterung des rechten
Das Mediastinum lässt sich im
Herzrandes und zu einer
Thoraxröntgen grob in ein vordeAnhebung der Herzspitze.
res, ein mittleres und ein hinteres
Am Seitbild findet sich
Mediastinum unterteilen.
eine Verkleinerung des
Das vordere Mediastinum (der
Retrosternalraums.
Retrosternalraum) beschreibt den
Eine Vergrößerung des
Raum zwischen der dorsalen
rechten Ventrikels führt
Begrenzung des Sternums und der
erst in weiter fortgeschritventralen Begrenzung des Herzens
tenen Stadien zu einer am
und der großen Gefäße. Häufige
Thoraxröntgen abgrenzbaPathologien des vorderen Mediaren Formänderung des Herstinums sind Thymome, Teratome,
zens. Am p. a. Bild findet
maligne Lymphome sowie Pathosich eine Verbreiterung der
logien der Schilddrüse wie die
Herzkontur nach links
Struma.
sowie eine Anhebung der
Das mittlere Mediastinum
Herzspitze. Am Seitbild ist
schließt nach dorsal an das vordere
der Retrosternalraum deutMediastinum an und wird ventral
lich verkleinert, wobei die
von der vorderen Begrenzung des
Vorderfläche des Herzens
Herzens und der großen Gefäße
der Hinterwand des Sterund dorsal vom Vorderrand der Abb. 12: Thoraxröntgen p. a. bei einem Patienten mit bekannter
Wirbelsäule begrenzt. Häufige Aortenstenose: Vergrößerung des linken Ventrikels mit Verlagerung der nums über mehr als ein
Drittel der Länge anliegt.
Pathologien im mittleren Media- Herzspitze nach links und kaudal
Ein vergrößerter linker
stinum sind Lymphadenopathien,
Vorhof führt im p. a. Bild
bronchogene Zysten, Aortenaneuzu einer konvexbogigen
rysmen sowie ösophageale RaumVorwölbung
im
Bereich der Herzohren.
forderungen. Besonders erwähnenswert ist
Beurteilung
Am
Seitbild
kommt
es zu einer Verlagean dieser Stelle die Hiatushernie, die gerades Herzens
rung des Ösophagus nach dorsal, dies ist
de am p. a. Bild als Raumforderung zur
aber meist nur im KontrastmittelbreiDarstellung gelangt. In vielen Fällen finDie Rolle des Thoraxröntgens zur BeurSchluck abgrenzbar.
det sich innerhalb der Zwerchfellhernie
teilung von Erkrankungen des Herzens ist
Eine Vergrößerung des linken Ventrikels
ein Luft-Flüssigkeits-Spiegel, der die Diaauf Grund der geringen Sensitivität und
führt am p. a. Bild zu einer Verlagerung der
gnose erleichtert (> Abb. 10). Durch
Spezifität der Methode sehr limitiert. DenHerzspitze nach links und kaudal. Am
einen Kontrastmittelbrei-Schluck kann
noch können sich aus dem Thoraxröntgen
Seitbild wird die hintere Herzkontur weidie Diagnose gesichert werden.
oft wichtige Hinweise auf Pathologien des
ter nach dorsal verlagert (> Abb. 12).
Das hintere Mediastinum schließlich
Herzens ergeben, die durch eine weiterEine wichtige Differenzialdiagnose einer
reicht von der vorderen Begrenzung der
führende Diagnostik abgeklärt werden
Vergrößerung des Herzschattens im ThoWirbelsäule bis zur Thoraxhinterwand.
müssen.
raxröntgen ist der Perikarderguss. Bereits
Hier finden sich als wichtige Pathologien
Die Beurteilung des Herzens erfolgt
ein Perikarderguss von 200 ml führt zu einer
neurogene Tumoren, Aneurysmen der
bezüglich seiner Größe und Form. Als Maß
am Thoraxröntgen abgrenzbaren VergrößeAorta und Pathologien, die von der Wirfür die Größe des Herzens gilt als Faustrerung der Herzkontur. Die in vor allem ältebelsäule ausgehen.
gel, dass am p. a. Bild der Durchmesser
ren Lehrbüchern angegebenen Kriterien zur
Abgesehen von der Hiatushernie, die
des Herzens maximal halb so groß sein
Diagnose eines Perikardergusses haben sich
durch einen Kontrastmittelbrei-Schluck
darf wie der Innendurchmesser des Thorax
jedoch als unzuverlässig herausgestellt.
abgeklärt werden kann, sollte bei jedem
(> Abb. 6).
Verdacht auf eine mediastinale RaumforAngeborene oder erworbene ErkrankunWeiterführende Literatur:
derung eine Computertomographie als
gen sind häufig mit der Vergrößerung einer
- Erich Voegeli , Praktische Thoraxradiologie, 5. Auflage 2009,
Huber Verlag
erstes weiterführendes diagnostisches Veroder mehrerer Kammern des Herzens ver- Sebastian Lange, Radiologische Diagnostik der Thoraxerkrankungen,
3. Auflage 2005, Thieme Verlag
fahren durchgeführt werden.
bunden, was zu einer Änderung der Form
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Musterfragen zum Thema „Thoraxröntgen“
A. Was ist das typische Zeichen einer Lobärpneumonie im Thoraxröntgen?
1. Eine homogene Verschattung eines Lappens
2. Ein ausgedehnter Pleuraerguss
3. Ein homogene Verschattung mit Volumenreduktion
4. Eine Vergrößerung des Herzschattens
5. Antworten A–D sind richtig
B. Welche Veränderungen finden sich im Thoraxröntgen bei einer Stauung Grad 3?
1.
2.
3.
4.
5.
Eine Durchblutungsumverteilung
Eine Verbreiterung der Bronchialwände
Eine perihiläre Gefäßunschärfe
Fleckig konfluierende Verdichtungen
Netzige Verdichtungen
C. Was sind die radiologischen Kennzeichen einer Vergrößerung des linken Ventrikels?
1.
2.
3.
4.
5.
Am p. a. Bild Verlagerung der Herzspitze nach links und kaudal, am Seitbild Verlagerung der Herzspitze nach dorsal
Am p. a. Bild Verlagerung der Herzspitze nach kranial, am Seitbild Verlagerung der Herzspitze nach dorsal
Einengung des Retrosternalraumes
Konvexbogige Vorwölbung im Bereich der Herzohren
Globale Vergrößerung des Herzschattens
D. Was ist im Thoraxröntgen das wichtigste Merkmal einer Atelektase?
1.
2.
3.
4.
5.
Ein obstruierender Prozess
Eine Transparenzminderung mit Volumenreduktion
Fleckig-konfluierende Verdichtungen
Netzige Verdichtungen
Eine Hilusvergrößerung
E. Wie ist eine vaskulär bedingte Vergrößerung der Hili im Thoraxröntgen gekennzeichnet?
1.
2.
3.
4.
5.
Durch eine polyzyklische Verbreiterung der Hili
Durch eine einseitige Verbreiterung eines Hilus
Durch eine Verbreiterung der Hili unter Beibehaltung der ursprünglichen Form
Durch eine Vergrößerung des linken Ventrikels
Antworten A und B sind richtig
Richtige Antworten: A5, B4, C1, D2, E3
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