Einleitung zur Gesamtedition

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Einleitung zur Gesamtedition 1. Charakter, Authentizität und Wert der Quelle Mit diesen 29 Textbänden und den drei Erschließungsbänden wird die seit Jahren im Institut für Zeitgeschichte (IfZ) vorbereitete Gesamtedition der Tagebücher von Joseph Goebbels vorgelegt. Sie umfaßt die Transkription sämtlicher eigenhändiger (handschrift‐
licher) Tagebuch‐Aufzeichnungen, die Goebbels in den 18 Jahren zwischen dem 17. Oktober 1923 und dem 8. Juli 1941 in insgesamt 23 schwarze oder rote Wachstuch‐Kladden1 niederschrieb, und den zweiten, umfangreicheren Teil der Tagebuch‐Diktate2, die Goebbels in den drei und dreiviertel Jahren zwischen dem 9. Juli 1941 und dem 9. April 1945 regelmäßig formulierte und die sein Stenograph anschließend in Maschinenschrift brachte. Die beiden Teile des Tagebuchs, das eigenhändig geschriebene und das diktierte, unterscheiden sich nicht nur durch diese Äußerlichkeit, sondern in erheblichem Maße auch durch den Umfang, die Ausführlichkeit der jeweiligen Eintragungen und die Schreibhaltung des Autors. In den handschriftlichen Kladden, die bis zum Juli 1941 reichen, umfassen die in allerdings kleiner Schrift eng zusammengedrängten Eintragungen pro Tag meist nicht mehr als ein bis zwei Seiten (DIN A5), häufig nur eine dreiviertel oder eine halbe Seite und nur selten (ab 1939 häufiger) drei, vier oder (maximal) gar fünf Seiten. Goebbels’ Tagebuch‐
Diktate aus den Jahren 1941 bis 1945, die anschließend nach der Aussage des Steno‐
graphen Richard Otte in zwei Ausfertigungen auf qualitätsvollem, festem Schreib‐
maschinenpapier (DIN A4) in die Form einer preziösen Schreibmaschinenschrift in Großformat (sogenannte Führertype) mit großem Zeilenabstand und breitem Seitenrand gebracht wurden (durchschnittlich pro Blatt nur 14 Zeilen mit je 50 Anschlägen), füllen dagegen pro Eintragung meist zwischen 20 und 30 Blatt, manchmal sogar über 30 Blatt und nach einem Besuch bei Adolf Hitler das Dreifache und mehr. Auch wenn man die gewollte Preziosität und die sich daraus ergebende Aufblähung der Blattanzahl in Rechnung stellt, bleibt doch, daß der Umfang der jeweiligen Eintragungen in den maschinen‐
schriftlichen Tagebüchern (ab Juli 1941) das Mehrfache von denjenigen in den handschriftlichen Tagebüchern ausmacht. Aufzeichnungen und Diktate stehen im Verhält‐
nis von etwa einem guten Drittel zu knapp zwei Dritteln gedruckter Seiten oder von 1 : 6 originaler Blätter. In Moskau liegen 12 schwarze Kladden und eine rote Kladde in unterschiedlichen Maßen zwischen 15,5 cm × 22 cm und 17,5 cm × 21,5 cm, siehe im Anhang die Liste über die Maße der Kladden‐Überlieferungen und die Fotos von den Kladden sowie die verschiedenen Faksimile von handschriftlichen Seiten aus dem Goebbels‐
Tagebuch. Diese Original‐Tagebücher werden im ZAS (Zentr chranenija istoriko‐dokumentalnych kollekzij, zu deutsch: Zentrum für die Aufbewahrung historisch‐dokumentarischer Sammlungen, heute beim Russischen Staatlichen Militärarchiv, Moskau, hier „Sonderarchiv“ genannt) aufbewahrt. Es handelt sich um das von deutschen Kriegsgefangenen gebaute sogenannte Trophäenarchiv, in dem ein großer Teil der Siegerbeute an Schriftstücken und Archivalien konzentriert ist. Dieses Archiv (Osobyi Archiv) war bis zum Zusammenbruch des kommunistischen Systems auch für Sowjetbürger nicht zugänglich.
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Siehe im Anhang die Faksimile von zwei Blatt aus dem diktierten Tagebuch.
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Schon in den ersten Kriegsjahren, als Goebbels seine Tagebuchnotizen noch eigenhändig niederschrieb, war er dazu übergegangen, genauer und vollständiger alles ihm wichtig Erscheinende festzuhalten. Der seit der Jugendzeit entwickelten Leidenschaft für das Tage‐
buchschreiben war Goebbels, soviel wir wissen, mit scheinbar pubertären literarischen Zielsetzungen bis 1922 nur sporadisch nachgekommen. Aber auch nach der Eröffnung seines eigentlichen Tagebuches (1923) folgte er ihr anfangs nicht immer pedantisch täglich, sondern pro Monat manchmal nur mit zehn bis fünfzehn Eintragungen. Mit dem Beginn seiner politischen Karriere nahm er seine Einträge in das Tagebuch systematischer wahr. Aber erst bei der Übernahme des Ministeramtes und endgültig mit Beginn des Krieges verwandelte sich sein Tagebuchschreiben allmählich auch in eine regelmäßige, tägliche Chronistenpflicht, deren Bewältigung täglich rund eine Stunde verschlang. Zur Zeit der Rußlandoffensive stöhnte selbst Goebbels, der als unermüdlicher Arbeiter bekannt und in seinem Ministerium als solcher gefürchtet war, über das atemberaubende Tempo der Ereignisse, so daß er sich die Zeit für seine Tagebucheintragungen „direkt stehlen“ müsse3. Das mag ein Grund gewesen sein, daß Goebbels ab Juli 1941 zum Diktat überging, welches ihm erlaubte, seine Aktivitäten und die Ereignisse des Tages in derselben Zeit sehr viel detaillierter und vollständiger wiederzugeben. Ein anderes Motiv für das extensivere Diktat mag in seinem Plan, ein Buch über Hitlers „Erfolge“ als Kriegsherr zu schreiben, gelegen haben.4 Goebbels veranlaßte außerdem, daß nun, seit Juli 1941, seinem eigenen Diktat jeweils ein von einem Verbindungsoffizier der Wehrmacht stammender Bericht über die tägliche militärische Lage vorangestellt wurde. Aus alledem ergibt sich ab Juli 1941 sowohl formal wie inhaltlich und umfangmäßig ein anderer Charakter des Tagebuches. Daß das Institut für Zeitgeschichte sich entschloß, die Gesamtedition der Goebbels‐Tagebücher in zwei Teilen nacheinander herauszubringen, hatte mithin nicht nur arbeitstechnische Gründe. Der Zweiteilung der Edition (I. Aufzeichnungen, II. Diktate) entspricht eine kategoriale Zweiteilung der Quelle. Die beiden Teile werfen infolge ihrer unterschiedlichen Beschaffenheit (Handschrift – Maschinen‐
schrift) und Überlieferungsgeschichte auch andere Probleme der Bearbeitung auf. Der Umfang der Quelle und der Arbeitsaufwand der Edition entsprechen sich bei beiden Teilen nicht, sondern stehen eher in auffallend umgekehrtem Verhältnis. Die dem zweiten Teil der Edition zugrundeliegenden maschinenschriftlichen Tagebücher sind, obwohl sie weniger als ein Viertel des Zeitumfangs der handschriftlichen Tagebücher abdecken, wie gesagt, erheblich umfangreicher als erstere, bieten aber weniger große Probleme der editorischen Bearbeitung. Die Entzifferung der zum Teil vertrackten Handschrift und die Identifizierung zahlreicher Personen, insbesondere aus der Frühzeit des Tagebuchs forderten einen ungleich höheren Arbeitsaufwand als die diktierten Teile. Das handschriftliche Tagebuch liegt komplett vor. Die 6 783 von Hand beschriebenen Seiten wurden in neun Bänden bzw. 14 Teilbänden veröffentlicht. Die Unterteilung in Teilbände geschah auf Wunsch des Verlages, der eine Reduzierung des Bandumfanges auf 400 Seiten pro Band zu einem Zeitpunkt avisierte, als die bis dahin gültige Bandeinteilung des Teiles II 3
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Tagebuch vom 30.6.1941. Tagebuch vom 31.8.1941.
für den folgenden Teil I bereits im Editionsteam festgelegt und in Bearbeitung war. Da die Reihe der Veröffentlichung sozusagen rückwärts, d. h. antichronologisch, vorgenommen wurde, konnten die zeitlich zuerst erschienenen Bände (die Bände neun bis vier) noch als Bände mit der üblichen Bandbezifferung erscheinen, bei den letzten, drei bis eins, mußten die unübersichtlichen, ästhetisch unschönen Unterteilungen vorgenommen werden (1/I, 1/II, 1/III, 2/I, 2/II, 2/III und 3/I, 3/II). Diesen vollständig erhalten gebliebenen handschriftlichen Tagebüchern stehen circa 36 000 von Joseph Goebbels diktierte, maschinenschriftliche Blätter (DIN A4) gegenüber, wovon 34 906 Blatt überliefert und veröffentlicht sind. Nachweislich waren ursprünglich 35 499 Blatt Diktate vorhanden, dazu kann noch eine Reihe von Tageseinträgen gezählt werden, von denen wir nicht wissen, ob Goebbels an diesen Tagen seine an sich täglichen Diktate vorgenommen hat. Gehen wir davon aus, daß er an sämtlichen Tagen Einträge diktiert hatte, so fehlten für den zweiten Teil maximal 2 400 Blatt, die entweder nicht überliefert sind oder bis heute noch nicht aufgefunden werden konnten bzw. auch heute, nach mehr als 60 Jahren, immer noch nicht zugänglich sind. Die nachweislich fehlenden Seiten von vorhandenen Teileinträgen (Anfang und/oder Ende eines Eintrages und/oder dazwischenliegende Seiten sind verschollen oder überlieferungsgestört) belaufen sich hingegen nur auf ziemlich genau 600 Blatt. In den 29 Editionsbänden sind 41 703 originale oder originaläquivalente Blatt Tagebuch auf insgesamt 13 720 Druckseiten reinen Tagebuchtextes (inklusive der militärischen Lage) abgebildet. Davon entfallen 5 198 Druckseiten auf die Aufzeichnungen und 8 522 Druckseiten auf die Diktate. Ziel der Edition war es, sämtliche erhalten gebliebenen Teile der Goebbels‐Tagebücher, sofern sie dem Institut für Zeitgeschichte zugänglich geworden sind, einschließlich derjenigen, die schon zu einem früheren Zeitpunkt veröffentlicht wurden, zusammen‐
zuführen.5 Damit soll erreicht werden, daß endlich der vollständige und quellenkritisch Louis P. Lochner (Hrsg.), Goebbels Tagebücher aus den Jahren 1942–43. Mit anderen Dokumenten, Zürich 1948; Helmut Heiber (Hrsg.), Das Tagebuch von Joseph Goebbels 1925/26, Stuttgart 1960; Joseph Goebbels, Tagebücher 1945. Die letzten Aufzeichnungen, Einführung Rolf Hochhuth, Hamburg 1977; Fred Taylor (Hrsg. u. Übers.), The Goebbels Diaries 1939–1941, London 1982; Elke Fröhlich (Hrsg.), Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und in Verbindung mit dem Bundesarchiv, Teil I, Aufzeichnungen 1924–1941, 4 Bde. und 1 Bd. Interimsregister, München 1987. Auf der Grundlage dieser Edition traf Ralf Georg Reuth im Wesentlichen seine Auswahl: Ralf Georg Reuth (Hrsg.), Joseph Goebbels. Tagebücher 1924–1945, 5 Bde., München 1992; Joseph Goebbels Diario 1938. Edizione italiana a cura di Marina Bistolfi, Milano 1994; Elke Fröhlich (Hrsg.), Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und mit Unterstützung des Staatlichen Archivdienstes Rußlands, Teil I, Aufzeichnungen 1923–1941, 9 Bände in 14 Teilbänden, München 1998–2006; Teil II, Diktate 1941–1945, 15 Bände, München 1993–1996. Aus dieser Edition wurde eine an französischen Interessen orientierte Auswahl getroffen: Joseph Goebbels: Journal 1943–1945. Traduit de l’allemand par Dominique Viollet, Gaël Cheptou et Éric Paunowitsch. Introduction de Horst Möller. Établissement et annotation du texte français par Pierre Ayçoberry. Conseiller éditorial: Denis Pechanski, Paris 2005; Joseph Goebbels: Journal 1923–1933. Traduit de l’allemand par Denis‐Armand Canal, Hélène Thiérard et Dominique Viollet. Texte présenté par Elke Fröhlich et Horst Möller, établi e commenté par Pierre Ayçoberry. Conseiller éditorial: Denis Pechanski, Paris 2006; Joseph Goebbels: Journal 1933–1939. Traduit de l’allemand par Denis‐Armand Canal. Texte présenté par Elke Fröhlich, Horst Möller et Pierre Ayçoberry, édité et commenté par Pierre Ayçoberry et Barbara Lambauer, édité avec le concours de l’Institut für Zeitgeschichte. Conseiller éditorial: Denis Pechanski, Paris 2007.
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gesicherte, authentische Text dieser bedeutenden zeitgeschichtlichen Quelle als verläßliche Grundlage für alle diejenigen vorliegt, die sich als Forscher und Studierende oder als zeitgeschichtlich interessierte Laien mit der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Herrschaft befassen. Auch wenn zugegebenermaßen noch ein winziger Bruchteil fehlt, so kann zugleich hinzugefügt werden, daß erst durch diese Edition das bisher nur Bruchstück‐
hafte der Überlieferung der Goebbels‐Tagebücher in substantieller Weise überwunden wird und nun erstmals eine vollständige Überlieferung dargeboten werden kann. Interessantheit und Bruchstückcharakter der Quelle standen bisher in besonders mißlichem Verhältnis. Schon das erste aufgetauchte Stück des Tagebuches (von Januar 1932 bis zum Mai 1933), das Goebbels selbst 1934 unter dem Titel „Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei“6 veröffentlichte, ließ ahnen, wie aufschlußreich diese Quelle ist. Als Zeugnis aus dem engsten Führungszirkel der NSDAP hatte das Buch unter den Nazi‐Dokumenten und ‐Memoiren nicht seinesgleichen.7 In bezug auf die Vorgeschichte der national‐
sozialistischen Machtübernahme ist es auch für die Zeitgeschichtswissenschaft nach 1945 angesichts der schlechten Überlieferung von internen Dokumenten der NSDAP bis 1933 lange Zeit ein von den Historikern viel zitiertes Schlüsseldokument gewesen.8 Nicht minder eindrucksvoll war das zweite große Fragment des Tagebuches aus den Jahren 1942/43, das der amerikanische Deutschlandkorrespondent Louis P. Lochner 1946 in der ehemaligen Reichshauptstadt infolge der Ausplünderung herrenlos gewordener Dokumente der NS‐
Prominenz in die Hände bekommen hatte (näheres darüber weiter unten in Teil 2) und schon 1948 auszugsweise veröffentlichte. Lange Zeit bildeten diese von Lochner publi‐
zierten Fragmente des Goebbels‐Tagebuches das wohl bedeutendste interne Dokument der NS‐Führung auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges. Zwölf Jahre nach der Lochner‐
Veröffentlichung brachte das Institut für Zeitgeschichte durch Helmut Heiber die einzige bis dahin bekannte, von der Hoover Institution verwahrte handschriftliche Tagebuch‐Kladde heraus: das sogenannte Elberfelder Tagebuch über einige Monate aus den Jahren 1925/26 (Goebbels war damals Redakteur und Gaugeschäftsführer der wiedergegründeten NSDAP in Elberfeld). Lochner hatte aus diesem Elberfelder Tagebuch schon vieles zitiert, dennoch wurde diese IfZ‐Publikation, die in zahlreiche Sprachen übersetzt werden sollte, schnell zu Joseph Goebbels (Hrsg.), Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei. Eine historische Darstellung in Tagebuchblättern. (Vom 1. Januar 1932 bis zum 1. Mai 1933), 1. Auflage München 1934, 42. Auflage München 1944.
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Vergleiche dazu die mit derselben Absicht und zum gleichen Zeitpunkt erschienene Publikation des ansonsten erfolgreichen Goebbels‐Konkurrenten Otto Dietrich, Mit Hitler in die Macht. Persönliche Erlebnisse mit meinem Führer, München 1934, oder die schmalbrüstige Broschüre des Goebbelsschen Erzrivalen Hermann Göring, die nur eine Rede umfaßt: Der Geist des neuen Staates. Die Erhebung. Dokumente zur Zeitgeschichte. Rede des Ministerpräsidenten Hermann Göring, gehalten am 18. Mai 1933 im Preußischen Landtag, Berlin 1933.
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Hier nur einige wenige prominente Beispiele: Karl Dietrich Bracher, Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie, 1. Auflage Stuttgart 1955, 5. Auflage. Königstein/Ts. 1978; Karl Dietrich Bracher, Wolfgang Sauer, Gerhard Schulz, Die nationalsozialistische Machtergreifung. Studien zur Errichtung des totalitären Herrschaftssystems in Deutschland 1933/34, Köln 1960; Joachim C. Fest, Hitler. Eine Biographie. Frankfurt am Main 1973; Ders., Joseph Goebbels oder „Canaille Mensch“, in: Ders., Das Gesicht des Dritten Reiches. Profile einer totalitären Herrschaft. München 1963, Neuausgabe München 1980, 2. Auflage München 1986, S. 119‐138; Helmut Heiber, Joseph Goebbels. Berlin 1962; Gerhard Schulz, Aufstieg des Nationalsozialismus. Krise und Revolution in Deutschland, Frankfurt am Main 1975.
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einem vielbenutzten Schlüsseldokument zur Geschichte der frühen NSDAP. Und kaum geringeres Interesse rief schließlich die vor dreißig Jahren (1977) vom Hoffmann und Campe Verlag herausgebrachte Publikation der Tagebücher aus der letzten Kriegsphase (der sechs Wochen vom 28. Februar bis zum 10. April 1945) hervor. Alle diese bisherigen, in Schüben mit größerem zeitlichen Abstand erfolgten Veröffent‐
lichungen von Teilstücken des ursprünglichen Tagebuches erbrachten gewiß eine additive Bereicherung unserer Kenntnis, vermochten aber nur mehr oder weniger große Schneisen in die terra incognita dieser immensen Quelle zu schlagen. Bereits mit der Edition der 1987 vorhandenen handschriftlichen Fragmente wurde begonnen, das Verhältnis von Bekanntem und Unbekanntem zugunsten ersterem entscheidend zu verändern, denn die damals erschienenen vier Bände des ersten Teiles der Edition enthielten etwa zwei Drittel der ursprünglichen handschriftlichen Tagebücher und brachten erstaunlich viel neues Detail‐
wissen zur NS‐Geschichte zutage. Dennoch wußten sich sämtliche Kenner der Materie in der Beurteilung einig, die NS‐Geschichte müsse trotz der Materialmasse dieser persönlichen Quelle nicht umgeschrieben werden. Doch jetzt, in Kenntnis der gesamten Quelle, kann diese Annahme kaum noch aufrechterhalten werden. Es wird der ungewöhnliche Charakter dieser riesigen Tagebuchquelle, die fast die ganze Geschichte des Nationalsozialismus von seinen Anfängen bis zu seinem katastrophalen Ende abdeckt, in seiner überraschend neuartigen Dimension evident. Bevor auf die Gesamtedition näher eingegangen wird, scheinen einige Worte zur vorangegangenen Edition sämtlicher bis 1987 vorhandener Fragmente angebracht. Nach der Bruchstückhaftigkeit der damaligen Überlieferung, der zum Teil nur gekürzten Wiedergabe der aufgefundenen Fragmente (Lochner), mußte das Ziel der vollständigen Wiedergabe vorerst aller erreichbaren Fragmente der Goebbels‐Tagebücher in einer großen wissenschaftlichen Edition um so mehr Bedeutung gewinnen, als seit 1972 vordem unbekannte, sehr umfangreiche Fragmente sowohl des handschriftlichen wie des maschi‐
nenschriftlichen Tagebuches auftauchten, die vorrangig in Form von Mikrofilmen zunächst zum Hoffmann und Campe Verlag (Hamburg) gelangten, und 1980 vom Bundesarchiv (Koblenz) und Institut für Zeitgeschichte (München) erworben werden konnten. Daraus entwickelte sich auch die im Titel der alten Edition von 1987 festgehaltene ständige „Verbindung mit dem Bundesarchiv“. Sie bezog sich vor allem auf die kritische Erörterung der Editionsprinzipien wie auf die Schaffung optimaler technischer Voraussetzungen für die Entzifferung und Transkription des Tagebuchtextes. Für die vorliegende Gesamtedition spielten solcherlei Bezüge keine Rolle mehr, konnte doch das Institut für Zeitgeschichte allein aus eigener Kraft und Findigkeit die flächen‐
deckende originaläquivalente Glasplattenüberlieferung9 aus Moskau besorgen. Die Heraus‐
geberin entdeckte die Glasplatten im Sonderarchiv im März 1992. Nach schwierigen Verhandlungen, die der Direktor des IfZ, Professor Dr. Dr. h. c. mult. Horst Möller, in Siehe im Anhang Fotos von Mikrofiches (Glasplatten) und von den Originalschachteln, in denen sie aufbewahrt werden. S. a. „Liste der Tagebücher auf ZAS‐Mikrofiches (Glasplatten)“ und „Auflistung der Schachteln und ihrer Inhalte (Glasplatten)“.
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Moskau und München mit den Vertretern der Russischen Archivverwaltung führte, konnte schließlich eine Unterstützung des IfZ‐Projekts erreicht werden, die auch eine „Spezial‐
behandlung“ der Quelle mit einbezog. Von einer „Spezialbehandlung“ zu sprechen, ist aus folgenden Gründen gerechtfertigt: Unter den damaligen politischen Konditionen und im Hinblick auf die sowjetische Siegermentalität schien es völlig ausgeschlossen, eine Quelle von solch nahezu ikonenhaftem Rang, welche die Russen als Siegerbeute, als Trophäe und Symbol für den blutig erkämpften Sieg im „Vaterländischen Krieg“ begriffen, aus den damals langsam einsetzenden Verhandlungen um die Rückführung deutschen Kulturgutes, das Archivgut selbstverständlich inkludierte, herauszunehmen und sie davon separat zu behandeln. Doch genau das ließ sich letzten Endes verwirklichen. Es wurden gesonderte Regeln und eine besondere Verfahrensweise für den Transfer in das Institut für Zeitgeschichte entwickelt. Aus dem Rückblick betrachtet und angesichts des Scheiterns jener Rückführungsbestrebungen der deutschen Regierung kann dies nur als Glück gepriesen werden, denn eine Edition ausschließlich auf der Grundlage der 1990 im Westen befindlichen Tagebuchüberlieferungen, wie in den Jahren 1990/91 geplant, wäre aufgrund ihres in weiten Teilen schlechten und lückenhaften Zustandes zum Scheitern verurteilt gewesen. Des weiteren wird mit der Bezeichnung „Spezialbehandlung“ auf die außer‐
gewöhnlichen Umstände angespielt, unter denen die Reproduktion der in Moskau verwahrten Glasplatten ablief. Es gab dort keine Möglichkeit, die Glasplatten zu verviel‐
fältigen. Ihre Kopierung stellte sich auch in Deutschland als Problem dar. Das IfZ mußte zu diesem Zweck in München erst ein spezielles Gerät für die Duplizierung der Glasplatten entwickeln lassen und die Erlaubnis bei den einschlägigen Behörden erwirken, mit diesem einreisen zu können. Im Juni 1992 war sowohl die Duplizierung der Tagebücher auf Fiches als auch deren Transfer nach München abgeschlossen. Die Arbeiten an der neuen Edition konnten beginnen. Unabhängig davon hatte das Editionsteam bereits zwei Jahre zuvor eine andere Tagebuchüberlieferung in das IfZ gebracht. Im Jahre 1985 war es ihm gelungen, Kontakte zum Dokumentationszentrum der staatlichen Archivverwaltung der damaligen DDR herzustellen und Absprachen zu treffen, die dem Ziel dienten, dort verwahrte weitere umfangreiche Papier‐Originale des maschinenschriftlichen Tagebuches aus den Jahren 1941–1945 in den zweiten Teil der Edition aufzunehmen. Um die 1971 in Ost‐Berlin entdeckten Tagebuchteile, vor allem um die bis dahin gänzlich fehlende Teilüberlieferung aus dem Jahre 1944 war in den achtziger Jahren ein regelrechter Kampf entbrannt. Daß sich im Verhältnis zu den dafür verantwortlichen und zuständigen Personen und Dienststellen in der ehemaligen DDR vorherige Interessenskollisionen in Kooperationsbereitschaft verwandelten, war eine der ganz wesentlichen Voraussetzungen für das Gelingen dieser Gesamtedition, vor allem für die aus wissenschaftlichen Gründen unbedingt erwünschte Ergänzung und Überprüfung der Edition mit Hilfe der damals in Ost‐Berlin verwahrten Originalfragmente aus den Jahren 1941–1945. Über das Prozedere und den Erfolg dieser Kooperation wird an anderer Stelle ausführlich zu berichten sein. Der Plan einer wissenschaftlichen Gesamtedition war schließlich auch begründet in dem Ziel, die hochgradige Unsicherheit über die authentische Textversion, die infolge der bisherigen Herausgabe teils wissenschaftlicher, teils unwissenschaftlicher Publikationen von Fragmenten des Tagebuches entstanden war, zu überwinden. Die Unsicherheit erreichte einen ihrer Höhepunkte, als 1982 der Hamish Hamilton Verlag (London) mit einem Raub‐
druck von Teilen der Tagebücher aus den Jahren 1939 bis 1941 herauskam.10 Dieser fußt ersichtlich auf unfertigen und nur partiellen Transkriptionen der handschriftlichen Tagebuchtexte, die schon im Auftrag des Hoffmann und Campe Verlages vor 1980 angefertigt worden waren. Weder die räuberischen Zulieferer noch der hehlerische britische Verlag geben Rechenschaft darüber, daß sie für den Zeitraum ihrer Publikation (Januar 1939 bis Juli 1941) nur knapp die Hälfte der damals tatsächlich vorhandenen Fragmente besaßen und diese fälschlich als die Überlieferung der Tagebücher ausgaben; ganz zu schweigen von den zahlreichen peinlichen Entzifferungsfehlern, in die Irre führen‐
den Datierungen und zum Teil abenteuerlichen „Glättungen“, die der Herausgeber zur Kaschierung offensichtlicher Ungereimtheiten vornahm. Diese verfälschende englische Ausgabe wurde auch in eine amerikanische Tagebuchausgabe des Putnam’s Verlages über‐
nommen. Ähnlich gelagert ist der Fall bei dem 1994 im Mondadori Verlag erschienenen Goebbels‐Tagebuch‐Fragment von 1938.11 Die Verfasser des Vorwortes und der Einleitung schweigen sich sowohl über die Herkunft ihres Tagebuch‐Bruchstücks als auch über die Schwierigkeiten aus, die sie ganz offensichtlich mit der Entzifferung und Einordnung der Texte gehabt haben müssen. Deren ganze Fatalität kam in der deutschen Ausgabe zum Vorschein, die der Transkripteur im Eigenverlag herausbrachte. Die Beispiele zeigen aber auch, wie groß bei den zum Teil schlecht überlieferten und schwer entzifferbaren Texten der handschriftlichen Tagebücher die Gefahr von Fehldeutungen ist. Diese Lage wurde zwar durch das Auffinden von Originalen und originaläquivalenten Überlieferungen für das IfZ grundlegend verbessert. Dennoch mußte bei der Vorbereitung dieser Edition größter Wert darauf gelegt werden, ein Maximum akribischer Sorgfalt bei der Entzifferung und Transkription einzusetzen. Auf die Probleme, die dabei zu lösen waren, wird am Ende dieser Einleitung kursorisch eingegangen. Der Weg zu einer Gesamtedition war schließlich auch gepflastert mit juristischen Problemen und rechtlichen Auseinandersetzungen. Durfte der Hoffmann und Campe Verlag die Dokumente an das Bundesarchiv und das Institut für Zeitgeschichte verkaufen, und durften diese beiden Institutionen sie erwerben? Waren dadurch originäre Besitz‐ und Verfügungsrechte verletzt worden, die der von den Ost‐Berliner Auftraggebern bevoll‐
mächtigte Materiallieferant des Hoffmann und Campe Verlages, der Journalist Erwin Fischer, hatte oder zu haben glaubte? In einer Reihe von Prozessen in Hamburg, die erst 1986 abgeschlossen wurden, sind diese Rechtsfragen jahrelang bis zur zweiten Instanz ausgefochten worden. Das Ergebnis war schließlich, daß dem Bundesarchiv und dem Institut für Zeitgeschichte der gutgläubige Erwerb und damit die Gültigkeit dieses Fred Taylor, a. a. O.; Elke Fröhlich, Goebbels auf dem grauen Markt, in: „Süddeutsche Zeitung“ vom 4.3.1983 und Rezension in: Bulletin of the German Historical Institute London, Autumn 1983, Issue 14; s. a. die kritische Besprechung von John P. Fox in: International Affairs, Nr. 3, Vol. 59, Summer 1983 und „Der Spiegel“ vom 7.11.1983. Genau zwanzig Jahre nach der Hamish‐Hamilton‐Publikation und neun Jahre nach der mysteriösen Mondadori‐Veröffentlichung wurde wieder ein Raubdruck bekannt: Dnevniki Jozefa Gebbel’sa, Preljudija „Barbarossy“ / Perevod s nem. Sostavitel’ A. B. Agapow, Moskwa, Paleotip Marketing, 2002, der inzwischen in der 2. Auflage, Moskau 2004, erschienen ist.
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Joseph Goebbels, Diario 1938, a. a. O.
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Materialbesitzes und ihre wissenschaftliche Dispositionsfreiheit bestätigt wurden. Durch die eigenen Funde von Original‐Tagebuchteilen in der damaligen DDR in den achtziger Jahren und den Original‐Kladden sowie Glasplatten in der damaligen UdSSR in den neunziger Jahren sind diese Fragen ohnehin obsolet geworden. Auf einer anderen Ebene lagen die strittigen Fragen des Urheber‐ und Verwertungsrechts.12 Dem Institut für Zeitgeschichte war schon seit der 1960 in seinem Auftrag von Helmut Heiber herausgebrachten Edition des Elberfelder Tagebuches wohl bekannt, daß der Lausanner „Bankier“ François Genoud die alleinigen Verwertungsrechte beanspruchte. Er konnte sich dabei auf die Bevollmächtigung durch die Goebbels‐Erben sowie darauf berufen, daß der seinerzeit in Berlin als Treuhänder des Goebbels‐Nachlasses von Gerichts wegen eingesetzte Nachlaßverwalter Kurt Leyke im Jahre 1954 ihm (Genoud) die literarischen Urheber‐ und Verwertungsrechte von Goebbels förmlich vertraglich über‐
lassen hatte. Letzte rechtliche Klarheit über die Validität dieses Anspruches konnte bis heute nicht erzielt werden, ja es blieben erhebliche Zweifel:13 War der Berliner Nachlaß‐
verwalter zu der Übertragung überhaupt befugt gewesen, oder verstieß diese gegen besatzungsrechtliche Grundsätze der Beschlagnahme von NS‐Vermögen? Fehlte dieser Übertragung nicht auch deshalb die Grundlage, weil Goebbels selbst schon zu Lebzeiten das Verwertungsrecht an seinem Tagebuch vertraglich dem Zentralverlag der NSDAP (Eher Verlag) überlassen und dafür auch nachweislich schon kassiert hatte, so daß sich die Verwertungsrechte 1954 gar nicht mehr beim Goebbels‐Nachlaß befanden, sondern beim Eher Verlag, dessen Gesamtvermögen, einschließlich der Verlagsrechte, nach 1945 an den bayerischen Staat übergingen? Des weiteren: Sind auch diejenigen Teile des maschinen‐
schriftlichen Tagebuches, die Goebbels als Propagandaminister täglich einem Stenographen des Ministeriums diktierte und die unter erheblichem Amtsaufwand in Maschinen‐
reinschrift gebracht und im Ministerium verwahrt wurden, in Gänze als persönliches Tagebuch und ehemaliges Privateigentum von Goebbels anzusehen? Oder handelt es sich hier um eine Art Diensttagebuch, das ähnlich wie dienstliche Denkschriften von hohen Staatsbeamten als Teil des behördlichen Schriftgutes gelten und wie andere Behördenakten auch der Forschung ohne Einschränkung durch urheberrechtliche Privatansprüche zur Verfügung stehen? Und schließlich: Wie steht es in diesem spektakulären Fall der Tage‐
bücher des Chefpropagandisten des Nationalsozialismus überhaupt mit dem Verhältnis zwischen privatem Verfügungsrecht (der Erben) und dem öffentlichen (wissenschaftlichen) Zur Rechtsproblematik der Publikation siehe vor allem: Horst Möller, Die Tagebücher von Joseph Goebbels – Quelle, Überlieferung, Edition –, in: Archiv und Geschichte. Festschrift für Friedrich P. Kahlenberg, Düsseldorf 2000, S. 673‐683, hier bes. S. 679‐681; grundsätzlich zum Wert der Edition, Ders., Wie sinnvoll sind zeitgeschichtliche Editionen heute? Beispiele aus der Arbeit des Instituts für Zeitgeschichte, in: HZ, Quelleneditionen und kein Ende? Symposium der Monumenta Germaniae Historica und der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München, 22./23. Mai 1998, Beiheft 28, München 1999, S. 93‐112, hier S. 102‐104; allgemein zur vorliegenden Edition, Hans Günter Hockerts, Die Edition der Goebbels‐Tagebücher, in: 50 Jahre Institut für Zeitgeschichte. Eine Bilanz, hrsg. von Horst Möller und Udo Wengst, München 1999, S. 251‐264.
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Um diese Fragen beantworten zu können, bedarf es einiger forscherischer Anstrengung. Aufschlußreiche Einblicke bieten die Akten des Nachlaßverwalters Dr. Kurt Leyke im Bundesarchiv Koblenz. Der juristisch komplizierte Komplex des Urheber‐ und Verwertungsrechts, der von den üblichen Rechtsansprüchen an zeitgeschichtlichen Dokumenten abweicht, ist bis heute ein Desiderat der Goebbels‐Forschung geblieben.
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Anspruch auf Information und Forschungsfreiheit? Muß nicht gerade in diesem Fall, auch wenn man keinen Zugriff auf NS‐Vermögen auf der Basis von Besatzungs‐ und Entnazifizie‐
rungsrecht mehr zu bejahen vermag, die grundgesetzliche Norm der Gemeinschafts‐
dienlichkeit privaten Eigentums gelten? Kein Historiker, kein Verlag und kein Institut, so behauptete die Herausgeberin 1987, und das gilt über zwanzig Jahre danach unverändert, hat es vermocht, diese Fragen zu klären bzw. die Zeit und Kosten aufzubringen, die erforderlich wären, um zu einer vermutlich erst in letzter Instanz (beim BGH) zu erlangenden, abschließenden gerichtlichen Klärung zu kommen. Auch der Stiftungsrat des Instituts für Zeitgeschichte sah sich dazu außerstande, nachdem vom Landgericht München beiden Parteien zum Vergleich geraten worden war, und begab sich auf den Weg des praktischen Kompromisses. Dieser führte 1985 schließlich zu einer Vereinbarung zwischen dem Institut für Zeitgeschichte und dem Bundesarchiv einerseits und François Genoud andererseits.14 In dieser Vereinbarung hat François Genoud der Herausgabe einer wissenschaftlichen Gesamtedition der Goebbels‐Tagebücher durch das Institut für Zeitgeschichte zugestimmt. Dieses verzichtete seinerseits, zugunsten von F. Genoud, auf jede weitergehende kommerzielle Auswertung (Taschenbuch‐Ausgaben, Vor‐
abdrucke in Zeitschriften und Zeitungen u. a.). F. Genoud räumte in dem Vertrag auch ein, daß der im Bundesarchiv und im Institut für Zeitgeschichte verwahrte Bestand der Goebbels‐Tagebücher wissenschaftlichen Benutzern jederzeit zugänglich bleibt und damit auch Transparenz und Kontrollmöglichkeit der vom Institut herausgebrachten Edition gewährleistet sind. Mit diesem Kompromiß konnte das Institut nicht gerade glücklich, aber doch halbwegs zufrieden sein.15 Er sicherte jedenfalls den Hauptzweck seiner langwierigen Bemühungen: die wissenschaftliche Gesamtedition der damals zugänglichen Goebbels‐
Tagebücher. Von einer wirklichen Gesamtedition konnte trotz aller zeitraubenden Bemühungen zur weiteren Beschaffung fehlender Tagebücher erst die Rede sein nach dem erwähnten Glasplatten‐Fund in Moskau. Bei den Glasplatten mit lichtempfindlicher Beschichtung, einer frühen Form der Mikrofichierung, handelt es sich um eine absolute Rarität in den Quellen‐
überlieferungen, von der weiter unten mehr berichtet wird. Dieser weit über den Bestand von 1987 hinaus reichende Fund machte eine weitere Vereinbarung über das wissen‐
schaftliche Publikationsrecht notwendig, die der Direktor des Instituts, Horst Möller, mit François Genoud im August 1992 abschloß. Niemand aus dem Führungskreis der nationalsozialistischen Bewegung und des Dritten Reiches hat zeitgenössische Tagebücher oder auch nur nachträgliche Niederschriften ähnlichen Umfangs und vergleichbarer Bedeutung hinterlassen. Die rund 10 000 Seiten des Der Text dieser Vereinbarung ist abgedruckt bei Siegfried Becker, Ein Nachlaß im Streit. Anmerkungen zu den Prozessen über die Tagebücher von Joseph Goebbels, in: Friedrich P. Kahlenberg (Hrsg.), Aus der Arbeit der Archive. Beiträge zum Archivwesen, zur Quellenkunde und zur Geschichte. Festschrift für Hans Booms, Boppard 1989, S. 270‐286, hier S. 285 f.
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Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch der genannte langjährige Mitarbeiter des Bundesarchivs Siegfried Becker, a. a. O.
14
Diensttagebuches des ehemaligen Generalgouverneurs im besetzten Polen, Hans Frank16, das sich nur auf die Kriegsjahre bezieht, verdeutlicht den Bedeutungsabstand zu den Goebbels‐Tagebüchern ebenso wie der Dienstkalender Heinrich Himmlers, der nur zwei Jahre umfaßt.17 Auch die wenigen privaten Tagebücher Hans Franks18 wie die schmalen Tagebuch‐Fragmente Alfred Rosenbergs19 und Heinrich Himmlers20 oder die wenigen Kalenderkladden, die von Hermann Göring21 überliefert sind, beweisen diesen Bedeutungs‐
unterschied. Aus der militärischen Provenienz des Dritten Reiches liegt entfernt Vergleich‐
bares allenfalls in den Diensttagebüchern von Franz Halder22 und Alfred Jodl23 vor. Bezieht man in den Vergleich auch die Memoiren ein, hätten Publikationen von Albert Speer24 einen ähnlichen Rang beanspruchen können, wenn nicht gerade hier die nachträgliche, durch kluge, aber allzu beflissene Freunde und Lektoren erfolgte Stilisierung die ursprüngliche Schicht ungeschönter Erinnerung so sehr überlagern würde, daß der authentische Zeugnis‐
kern dieser Memoiren kaum noch herausdestilliert werden kann. Im Vergleich dazu hat weder Goebbels seine eigenen Tagebücher nochmals durchgesehen oder gar redigiert noch haben irgendwelche anderen Personen diese korrigiert. Die vorliegende Edition enthält somit ausschließlich unbearbeitete Texte. Nach Abwägung aller den Wert einer Quelle bestimmenden Kriterien kann mit Nachdruck behauptet werden: Innerhalb der Kategorie subjektiver Zeugnisse aus dem Führungskreis des Nationalsozialismus stellen die Goebbels‐Tagebücher mit Abstand die bedeutendste Quelle dar. Im Gegensatz zu früheren Bewertungen muß in Kenntnis des gesamten Tage‐
Eine umfangreiche, aber selektive Fassung wurde im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte von Werner Präg und Wolfgang Jacobmeyer herausgebracht unter dem Titel: Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Bd. 20, Stuttgart 1975.
17
Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/1942. Im Auftrag der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Bearbeitet, kommentiert und eingeleitet von Peter Witte, Michael Wildt, Martina Voigt, Dieter Pohl, Peter Klein, Christian Gerlach, Christoph Dieckmann und Andrej Angrick mit einem Vorwort von Uwe Lohhalm und Wolfgang Scheffler, Hamburger Beiträge zur Sozial‐ und Zeitgeschichte, Quellen, Bd. 3, Hamburg 1999.
18
Tagebuch Hans Frank, Bd. I: 4.12.1918–17.6.1920; Bd. II: 22.6.1920–24.1.1926 und 3 einzelne Eintragungen, BArch Koblenz, N 1110/2.
19
Hans‐Günther Seraphim (Hrsg.), Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs 1934/35 und 1939/40. Göttingen 1956.
20
Tagebücher von Heinrich Himmler 1914–1922, Hoover Institution, Stanford University. Kleine Auszüge sind veröffentlicht in: Bradley F. Smith, Heinrich Himmler 1900–1926. Sein Weg in den Faschismus, München 1979.
21
Notiz‐ und Terminkalender von Hermann Göring 1933, 1941, 1943, 1944, Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, ED 180.
22
Franz Halder, Kriegstagebuch. Tägliche Aufzeichnungen des Chefs des Generalstabes des Heeres 1939–
1942. Bearbeitet von Hans‐Adolf Jacobsen. 3 Bde., Stuttgart 1962–1964.
23
Tagebuch Alfred Jodl, IfZ‐Archiv, ED 115, Bd. 2‐4: hdschr. Tagebuch vom 4.1.1937–25.8.1939, IMT, Kopie PS 1780; hdschr. Tagebuch vom 13.10.1939–30.1.1940, IMT, Kopie von PS 1811; Typoskript von Tagebuch vom 1.2.‐26.5.1940, IMT, Kopie von PS 1809; Typoskript von Tagebuch vom 1.4.‐30.6.1942, IMT, Kopie von PS 1807; Transkription von Tagebuch vom 13.12.1943–22.5.1945, Historical Division, Headquarters US Army, Europe, Neue Übertragung; Transkription von Tagebuch vom 6.1.1943–21.5.1945, Historical Division, Headquarters US‐Army, Europe; alte Übertragung.
24
Albert Speer, Erinnerungen, Berlin 1969; Ders., Spandauer Tagebücher, Frankfurt 1975.
16
buchs Abschied von manchem Vorurteil in der Goebbels‐Forschung genommen werden. Will die Forschung die autobiographische Quelle ernst nehmen, so wird sie bei zahlreichen darin enthaltenen Hinweisen nicht umhinkommen, zeitintensive Recherchen einzuleiten. In der Kenntnis beider Quellengattungen, der subjektiven und der objektiven, müssen Goebbels’ Charakter und Rolle im Nationalsozialismus, selbst seine weltweit berüchtigte Propaganda einer Neubewertung unterzogen werden. Einzuräumen ist allein: Goebbels bleibt wie jeder Tagebuchschreiber auf die ihm zugänglichen Informationen angewiesen und seiner spezifischen Wahrnehmung von Ereignissen und Personen verhaftet. Seine Notizen über Tagesaktualitäten, Begegnungen, Aktivitäten, Personen und Stimmungen sind fast immer durch die Emphase hitziger Aggressionen und Utopien getrieben, fast nirgends Resultat und Ausdruck gelassenen, ruhigen Nachdenkens. Doch gerade dieser deutlich erkennbare, innere Antrieb, auch das Getriebensein bei der Niederschrift vermittelt dem Leser den Eindruck, einem, der die Geschichte des Nationalsozialismus in führender Position mitbe‐
stimmte, unmittelbar über die Schulter zu blicken. Was Goebbels von früh bis abends machte, mit wem er sich traf, was er hörte und von welchen Stimmungen er heimgesucht und gelenkt wurde – das ganze 22jährige Itinerar dieses Nazi‐Politikerlebens ist hier fein säu‐
berlich aufgezeichnet. Die besessene Umtriebigkeit und Anschlägigkeit seines Agierens ebenso wie die psychischen Dispositionen, die ihn dazu trieben, werden unmittelbar evident. Im Stakkato diktiert das hic et nunc die Feder. Solche Schreibhaltung duldet keine retrospektiven Glättungen oder Beschönigungen. Die Interessantheit speist sich aus der Spontaneität des Niedergeschriebenen, analysierende Ausführungen über Pläne oder Strategien, Innehalten oder Nachdenken dürfen ebenso wenig erwartet werden wie problembewußtes inhaltsorientiertes Notieren zahlreicher Besprechungen, Tagungen, Veranstaltungen und ähnlichem, auch selbstreflektierende Schilderungen menschlicher Begegnungen verlieren sich mit wachsender Hektik im politischen Leben. Gleich allen narzißtischen Personen ist auch sein Blick im wesentlichen auf die eigene Befindlichkeit gerichtet, allenfalls noch auf solche Elemente, welche die persönliche Stimmung heben oder senken wie das Wetter, die Wohnung oder die Landschaft, und auf die Ereignisse, ins‐
besondere seine eigenen Taten, Aktionen oder wie auch immer gearteten Unternehmungen, kurzum: wir haben es mit einem authentischen Ego‐Dokument zu tun. Eine Ausnahme bildet sein Abgott Hitler, dessen Taten, Pläne und Gemütslagen er seismographisch verzeichnet. Das Tagebuch ist aber auch eine über zwei Jahrzehnte hinweg sprudelnde Quelle, die aus NS‐Sicht Stimmungen und Meinungen im deutschen Volk demoskopisch dokumentiert. Darüber hinaus gibt sie wie wohl kein weiteres Großdokument Aufschluß über Ein‐
schätzungen und Bewertungen der NS‐Führungsmannschaft zur innen‐ und außenpoli‐
tischen Lage, ebenso über deren interne kleinkarierte Querelen, bedeutende Dauer‐
rivalitäten und lähmende Machtkämpfe. Das Tagebuch ist ein einziger, perpetuierender Beweis für Hitlers zentrale Rolle im Nationalsozialismus: danach war er dessen Agens, Movens und Prinzeps. Ihm hatte sich Goebbels seit 1926 trotz mancher wiederkehrender Enttäuschungen auf Gedeih und Verderb unterworfen und ihm konnte er seit der ehelichen Verbindung mit der von Hitler verehrten Magda Quandt (1931) in Berlin auch eine Art Heim und familiäre Bindung bieten. Ohne allzu große Übertreibung kann man sagen, der Tagebuchschreiber Goebbels ist für die 20 Jahre zwischen 1926 und 1945 auch der wichtigste Kronzeuge für Hitler, als dessen Sprachrohr und Werkzeug er (Goebbels) sich ja auch meist begriff. In keiner anderen zeitgenössischen Quelle finden sich so zahlreiche, aus der Nähe des Tageserlebnisses stammende Informationen über Hitler, seinen Umgangs‐ und Führungsstil, den unentschlossenen Zauderer und den ungeduldigen Antreiber. Selbst Passagen des Tagebuches, die lediglich von einem entspannten Zusammensein mit Hitler in vertrauter Unterhaltung berichten, enthalten mitunter hochinteressante Informationen. Mögen Enthüllungen, die geeignet sind, wichtige Zweifelsfragen der Geschichte des Natio‐
nalsozialismus wie z. B. den sogenannten Reichstagsbrand oder die sogenannte Reichs‐
kristallnacht klären zu helfen, auch nicht allzu häufig sein, so ist die Fülle der Fakten‐
informationen, die in den Tagebüchern enthalten ist, doch immens. Sie und die Kenntnis der Intimsphäre und Atmosphäre des Entscheidungshandelns in der NS‐Bewegung und im Dritten Reich, welche die Goebbels‐Tagebücher vermitteln, machen ihren besonderen Quellenwert aus. Es ist ein Jahrhundertprotokoll über das Versagen des deutschen Idealis‐
mus und über den Triumph ideologisch fundierter Menschenverachtung. Ansonsten birgt das Tagebuch keine großen Geheimnisse, die etwa irgendwelche Ve‐
rschwörungstheorien bedienen könnten. In ihm wird nicht dezidiert offengelegt, was das Innere der nationalsozialistischen Welt zusammenhält. Es gibt aber kontinuierlich und frappierend verläßlich Auskunft über Bekanntes und vor allem Unbekanntes aus seinem privaten und öffentlichen Leben. Das Tagebuch legt ein für allemal die Einheit des darin Gedachten bzw. Geschriebenen mit den andernorts mündlich oder schriftlich Geäußerten dar; es gibt keine Diskrepanz zwischen einem für die Öffentlichkeit inszenierten Goebbels und einem authentischen, der sich nur in seinem Journal offenbart. Goebbels legte ganz schlicht Zeugnis ab von seinem, aus nationalsozialistischer Sicht gesehen, erfolgreichen und schönen Leben. Das Frappierende daran ist, wie der gläubige Ideologe und Eiferer beinahe gebetsmühlenartig und einfältig seinen Glaubensfundamentalismus in vielen Variationen niederschrieb. Das hat so manchen Leser zu der überraschenden Reaktion veranlaßt, das Tagebuch sei ja enttäuschend „geistloser Text“. Die Gegenfrage muß erlaubt sein: Was hatten die Leser denn eigentlich von einem nationalsozialistischen Volksaufklärer erwartet? Das Zutagetreten unbekannter Teile der Goebbels‐Tagebücher, das seit der Lochner‐Publi‐
kation von 1948 jeweils in Schüben vor sich ging, hat immer wieder auch Schübe der Goebbels‐Forschung ausgelöst. Aufgrund neuer Einblicke in bisher verborgene Ströme dieser immensen Quelle kam es auch zu Akzentverschiebungen in der Goebbels‐Bewertung. Dabei spielte sicher mit, daß Goebbels ohnehin schon zu Lebzeiten eine durch sein Wesen und Wirken besonders provozierende Führungsfigur des Dritten Reiches gewesen war. Der kleine, hinkende Mann mit den Fähigkeiten des großen Demagogen, Krüppel, Frauenheld und Star unter Künstlern, einer der wenigen Intellektuellen an der Spitze des NS‐Regimes und doch zugleich Hauptpromotor des Hitler‐Mythos, der sich auch persönlich dem „Führer“ gänzlich unterwarf, schließlich noch im schauerlichen Morden der ganzen Goebbels‐Familie am 1. Mai 1945 – diese irritierenden und schwer zu vereinbarenden Züge trugen gewiß zur Widersprüchlichkeit auch mancher Deutung bei. Am wenigsten Beach‐
tung verdienen dabei unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten die Goebbels‐Porträts, die einige Mitarbeiter seiner engsten Umgebung – noch ganz im Banne der Faszinationskraft ihres ehemaligen Chefs – schon bald nach 1945 entwarfen (zum Beispiel sein früherer aus dem Hochadel stammender Adjutant Prinz zu Schaumburg und Lippe und sein späterer Pressereferent Wilfred von Oven)25. Ihr Hauptanliegen war es, zu zeigen, daß ihr bewun‐
derter Minister an seiner Siegfriedtreue zu Hitler scheitern mußte und infolgedessen zum Untergang verdammt war. Auch manche im scharfen Kontrast hierzu stehenden frühen Veröffentlichungen über Goebbels, die im weitesten Sinne der Gattung „Doku‐Fiktion“ zugeordnet werden müssen, verfuhren überwiegend moralisierend und überboten sich darin, Goebbels als Inkarnation des Bösen hinzustellen. Ihr Ziel war es, unter dem Deck‐
mantel angeblicher Quellengrundlage, die historische Figur der Lächerlichkeit preiszugeben und zu einem elenden Haufen menschlicher Niedertracht schrumpfen zu lassen (zum Beispiel Boris von Borresholm, Curt Riess, Hans Fritzsche und vor allem Werner Stephan, der seinem Minister Goebbels zwölf volle Jahre zur vollsten Zufriedenheit gedient hatte, um sich dann als Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte zu empfehlen).26 Die Lochner‐
Publikation von 1948, die in den Tagebuchfragmenten von 1942/43 Goebbels auf dem Höhepunkt propagandistischen Großeinsatzes im Rahmen der zunehmend totalen Krieg‐
führung zeigte, war sicher dazu geeignet, dieser damals vorherrschenden, im Zug der Zeit liegenden Dämonisierung des Nazi‐Ministers Nahrung zu geben. Diese allgemeine Tendenz änderte sich Anfang der sechziger Jahre, als die zeitgenössischen Quellen üppiger zu fließen begannen und der empirischen Forschung Auftrieb gaben. In bezug auf Goebbels lieferte vor allem das in den fünfziger Jahren noch nicht publizierte, aber zugängliche Elberfelder Tagebuch von 1925/26 wichtige neue Aufschlüsse über ihren Verfasser und seine politischen Anfänge. Auf der Grundlage dieses frühen Tagebuch‐
Teilstückes, das sie als Schlüsseldokument bewerteten, zeichneten die Goebbels‐Bio‐
graphen Heinrich Fraenkel und Roger Manvell27 1960 die ersten Konturen eines neuen Bildes: Goebbels als der zutiefst Frustrierte, der in der Weltanschauungs‐ und Führer‐
gläubigkeit sentimentale Kompensation und Überkompensation für körperliche und sonstige Defizite suchte und fand. Helmut Heiber28, der das Elberfelder Tagebuch zeitgleich herausgab, folgte dieser psychologischen Porträtierung, fügte ihr aber einige neue kräftige Striche hinzu, vor allem in seiner späteren Goebbels‐Biographie, die bis heute rezeptions‐
Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg‐Lippe, Dr. G. Ein Portrait des Propagandaministers, Wiesbaden 1963; Wilfred von Oven, Mit Goebbels bis zum Ende, 2 Bde., Buenos Aires 1949/1950.
26
„Hier spricht Hans Fritzsche“, Zürich 1948 bzw. Hildegard Springer, Es sprach Hans Fritzsche. Nach Gesprächen, Briefen und Dokumenten, Stuttgart 1949; Dr. Goebbels. Nach Aufzeichnungen aus seiner Umgebung, hrsg. unter Mitarbeit von Karena Niehoff von Boris von Borresholm, Berlin 1949 (der Herausgeber behauptet schlicht, Hitler sei ein Produkt des durchtriebenen Goebbels gewesen, siehe S. 226); Werner Stephan, Joseph Goebbels. Dämon einer Diktatur, Stuttgart 1949. Die fälligen Korrekturen sind bislang nur im Falle Fritzsches angebracht worden, siehe Max Bonacker, Goebbels’ Mann beim Radio. Der NS‐Propagandist Hans Fritzsche (1900–1953), Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Bd. 94, München 2007; im Falle von Karena Niehoff nur ansatzweise, aber korrekt durch Jörg Becker geschehen: Karena Niehoff. Feuilletonistin und Kritikerin. Mit Aufsätzen und Kritiken von Karena Niehoff und einem Essay von Jörg Becker, München 2006, S. 34 f. Im Gegensatz dazu nicht absichtsvoll verfälschend, aber vielen Falschdarstellungen noch damals lebender Zeitgenossen unkritisch vertrauend: Curt Riess, Joseph Goebbels. Eine Biographie, Baden‐Baden 1950.
27
Heinrich Fraenkel, Roger Manvell, Goebbels. Eine Biographie, Köln 1960.
28
Helmut Heiber, Joseph Goebbels, Berlin 1962, 3. Auflage München 1988.
25
geschichtlich von nachhaltigster Wirkung blieb. Heiber blickte vor allem schärfer hin, als Manvell/Fraenkel dies taten. Die Frustrationsdeutung allein überzeugte ihn nicht; er relativierte sie mit dem treffenden Hinweis auf die gerade auch in den frühen Tagebüchern ausschweifende, gleichsam pubertäre Emphase, mit der Goebbels unterschiedslos Heiliges und Banales an sein Herz drücken konnte. In diesem Kitsch‐Goebbels sah er das eigentliche Wesen des, wie er glaubte, auch sich selbst belügenden Lügners, eines leidenschaftlichen Agitators, der sich selbst zum Opfer fiel, zeitlebens unfähig zur Selbsterkenntnis. Das Diabo‐
lische, so Heiber, war nur Schein, dahinter stand ein überzeugungsloser Opportunist und „wildgewordener Kleinbürger“, wodurch Heiber sich von seinem Interpretationsvorbild Werner Stephan unterschied. Anfang der siebziger Jahre setzte sich in der allgemeinen zeitgeschichtlichen Literatur über den Nationalsozialismus die Tendenz durch, Goebbels als vergleichsweise rationalen Macher zu begreifen, als einen seine Methoden kühl kalkulierenden Propagandaminister, z. B. auch als bewußten „Erfinder des Führermythos“, so vor allem Viktor Reimann29. Dieser Deutung stellte 1977 der Dramatiker Rolf Hochhuth nach Kenntnisnahme wenigs‐
tens einiger Teile der neuen umfangreichen Fragmente der Goebbels‐Tagebücher in seiner Einführung zu den vom Hoffmann und Campe Verlag herausgebrachten letzten Goebbels‐
Diktaten (März/April 1945) das Bild des glühend Gläubigen gegenüber. Diese bei Hochhuth erst tastend vorgetragene Interpretation ist durch die 1987 erschienene Studie, die sich bereits auf die Kenntnis eines gewissen Teils der neuen Edition der Fragmente stützen konnte, von Claus‐Ekkehard Bärsch30 in pointierter Form wiederholt und verstärkt worden. Bärsch entwarf von Goebbels das Bild eines Gottsuchers, der aufgrund seiner narzißtischen Persönlichkeit, von Erlösungssehnsucht und aggressivem Vernichtungswillen gleicher‐
maßen gepeitscht, in Hitler seine Heilserwartung erfüllt sah und dessen Prophet wurde, in unablässiger Predigt die Lehre vom heiligen Deutschland verkündend, dessen Schmach getilgt und dessen einstige blendende Größe wiederhergestellt werden müsse, wofür es der vollen Hingabe‐ und Opferbereitschaft bedürfe. Bärsch stützte sich vor allem auf die frühen Schriften von Goebbels und wertete als erster Autor die in der Edition von 1987 enthaltenen Erinnerungsblätter31 und die damals neuen, frühen Tagebuchfragmente von 1924/25 für seine Interpretation systematisch aus. Vieles an dieser Deutung ist bestechend. Gerade auch die Anfangsmotivation des Tagebuchschreibers Goebbels zeigt, wie noch darzulegen sein wird, in aller Deutlichkeit die religiösen Ursprünge, die Bärsch im folgen‐
den Jahrzehnt weiter analysierte und in seine Studien über den Nationalsozialismus als politische Religion integrierte.32 Da Bärsch sich bei seinen Thesen ausschließlich auf die frühen Schriften und Tagebücher von Goebbels stützte, mußte ihm aber vieles von dem entgehen, was später an Beweggründen hinzukam und sowohl den Politiker wie den Tage‐
buchschreiber bestimmte. Viktor Reimann, Dr. Joseph Goebbels, Wien 1971.
Claus‐Ekkehard Barsch, Erlösung und Vernichtung, Dr. phil. Joseph Goebbels, München 1987, 3. überarb. Neuauflage, Der junge Goebbels. Erlösung und Vernichtung, München 2004.
31
Die Erinnerungsblätter sind nur in der alten Edition enthalten: Elke Fröhlich (Hrsg.), Die Tagebücher, (1987), a. a. O., Bd. 1, S. 1‐29.
32
Claus‐Ekkehard Barsch, Die politische Religion des Nationalsozialismus, München 1998.
29
30
Der Journalist Ralf Georg Reuth brachte im Jahre 1990 in Kenntnis der vier von der Herausgeberin publizierten Bände Goebbels‐Tagebuch‐Fragmente von 1987 und von Teilen des bereits in das IfZ hereingeholten Tagebuchs aus der DDR (letzteres vom IfZ großzügig gewährt) eine umfassende Biographie auf den Markt, die er auch im Jahre 2005 in vierter Auflage ohne jegliche Überarbeitung erscheinen ließ – ungeachtet der bis zu diesem Jahr inzwischen erschienenen 28 Bände aus der neuen Edition der Goebbels‐Tagebücher.33 Dieser ordentlich recherchierten und detailreichen Biographie liegt im wesentlichen das Goebbels‐Bild von Helmut Heiber zugrunde, wenngleich in so mancher biographischen Facette moderater und differenzierter. Die von ihm gestellte Frage, ob Goebbels ein Gläubiger (nach der Charakterisierung von Rolf Hochhuth) oder ein Machiavellist (laut Be‐
wertung von Joachim Fest) gewesen sei, beantwortet Reuth über die zahllosen Beweise für die Goebbelssche Hitler‐Hörigkeit mehr im Sinne des Ersteren. Neue spezifische Akzente zur Person Goebbels konnte der Autor den damals vorhandenen Tagebüchern offenbar nicht abgewinnen. Mit dem herkömmlichen Bild von Goebbels als „prinzipienlosen Opportunisten“, dem ehr‐
geizzerfressen politische Überzeugungen wenig oder nichts bedeuteten und die er infolge‐
dessen leicht verraten konnte, setzte sich Ulrich Höver in seiner 1990/91 beendeten Arbeit auseinander und verbannte es endgültig in die Abstellkammer überholter Interpretationen. Auf der Basis neuer Quelleninformationen, vor allem der Tagebuchfragmente, wies er überzeugend nach, wie Goebbels entgegen landläufiger Meinung in seinem Selbstverständ‐
nis als Revolutionär an seinen einmal gefaßten weltanschaulichen Grundsätzen über die Jahre festhielt, selbst dann noch, als sie im Dissens zum adorierten Adolf Hitler standen. Zeit seines Lebens haßte er Kapitalismus und Bourgeoisie, die es seiner Meinung nach in einem revolutionären Gewaltakt zu überwinden galt zugunsten einer „kollektivistischen Utopie“. Dieses weltanschauliche Konstrukt eines „nationalen Sozialismus“ wurde, so Höver, zur Idée fixe im politischen Leben von Joseph Goebbels. Etwa zur gleichen Zeit untersuchte Helmut Michels Ideologie und Propaganda in der Goebbelsschen Außenpolitik. Er attestierte dem Propagandaminister, in seiner Auslands‐
propaganda vollkommen versagt zu haben. Durch seine ideologische Brille für politische Erfordernisse blind geworden oder, besser gesagt, blind geblieben, mangelte es ihm zeitle‐
bens an einem eigenständigen außenpolitischen Konzept, und so blieb er ohne nennens‐
werten Einfluß auf Hitler und dessen weitreichenden Entscheidungen in der Politik. Michels begutachtete das beliebte und gern kolportierte Bild eines machiavellistischen Manipulators als Fälschung und zeichnete Goebbels vor allem auf der Grundlage seiner Selbstzeugnisse als einen in wesentlichen Aufgaben komplett Gescheiterten. Zuletzt korrigierte Christian T. Barth die These der älteren Forschung, Goebbels’ Antisemitismus sei opportunistischen Überlegungen entsprungen. Er stellt diesen als Konglomerat von fanatisch verfochtener Ideologie und politischen Pragmatismus dar, weshalb Goebbels auch zeit seines politischen Lebens an die integrierende Wirkung von Antisemitismus glaubte und entsprechend radikale Aktionen unternahm. Der überzeugte 33
Ralf Georg Reuth, Goebbels. Eine Biographie, München 1990, 4. unveränderte Auflage, München 2005.
Antisemit mußte sich aber auch auf diesem Felde stets Hitlers Dominanz beugen, was ihn zu „vorauseilendem Gehorsam“ in der Judenfrage anspornte, wenngleich ihm Entschei‐
dungsbeeinflussung in der Frage der „Endlösung“ verwehrt blieb. Dennoch müsse Goebbels als „uneingeschränkter Befürworter beziehungsweise in mancher Hinsicht auch als Bahn‐
brecher“34 der Judenvernichtung gelten. Aufgabe der Herausgeberin ist es nicht, den vorliegenden Goebbels‐Deutungen an dieser Stelle eine eigene Interpretation hinzuzufügen. Sie ist aber sicher, daß diese Edition geeignet ist, der Forschung neue Anstöße zu geben. Diese liefert genügend Stoff keineswegs nur zur besseren Erkenntnis von Goebbels, sondern überhaupt zum besseren Begreifen der Mentalität und des Bewußtseinszustandes zahlreicher Führer und Antreiber des National‐
sozialismus. Auch auf Hitler wird neues Licht geworfen, wenn er so gar nicht als willens‐
starker „Führer“ erscheint, sondern als Kunktator und Rückwärtsgewandter, der noch kurz vor der Regierungsbeteiligung 1933 den Gedanken an die Wiedereinführung der Monarchie hegte. Ein großer Teil des Tagebuchs kann als Protokoll zu Hitler gewertet werden. Auch Hindenburgs Verhältnis zum Nationalsozialismus muß einer Neubewertung unterzogen werden. Zur Geschichte der NSDAP im allgemeinen und der in der Reichshauptstadt im besonderen liefert das Tagebuch über zwanzig Jahre breites Material.35 Das Tagebuch ist auch ein aufschlußreiches „document humaine“ deutschen Lebens während der Weimarer Republik und des nationalsozialistischen Regimes. Darüber hinaus birgt das Gesamttagebuch selbstverständlich eine Fülle von Informationen zur Revision der bisher üblichen Beur‐
teilung von Funktion und Wirkung nationalsozialistischer Propaganda. Einige forscherische Neuansätze zu unbekannten oder bisher nicht beachteten Rollen von Goebbels sind auf‐
grund des Tagebuchs bereits geleistet worden, z. B. arbeitete Katja Klee Goebbels’ Funktion als „Evakuierungsminister“ heraus36, Dietmar Süß seine Rolle als Kommissar für die Reichsverteidigung37 oder Daniel Mühlenfeld seine fiskalische Abhängigkeit in der Rund‐
funkpolitik38. Angela Hermann schloß soeben eine Dissertation über Authentizität und Erkenntniswert der Tagebücher ab.39 Christian T. Barth, Goebbels und die Juden, Paderborn 2003, S. 265.
Das läßt sich z. B. gut an der Publikation von Thomas Friedrich erkennen: Die missbrauchte Hauptstadt. Hitler und Berlin, Berlin 2007.
36
Katja Klee, Im „Luftschutzkeller des Reiches“, Evakuierte in Bayern 1939–1953: Politik, soziale Lage, Erfahrungen, Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Bd. 78, München 1999.
37
Dietmar Süß, Steuerung durch Information? Joseph Goebbels als „Kommissar der Heimatfront“ und Reichsinspekteur für den zivilen Luftschutz, in: Rüdiger Hachtmann, Winfried Süß (Hrsg.), Hitlers Kommissare. Sondergewalten in der nationalsozialistischen Diktatur, Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 22, Göttingen 2006, S. 125‐145.
38
Daniel Mühlenfeld, Joseph Goebbels und die Grundlagen der NS‐Rundfunkpolitik, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 54 (2006), S. 442‐467; Ders., Vom Kommissariat zum Ministerium. Zur Gründungsgeschichte des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda, in: Rüdiger Hachtmann, a. a. O., S. 72‐92.
39
Daraus entstand ein Artikel, der bereits veröffentlicht ist: Angela Hermann, „In 2 Tagen wurde Geschichte gemacht.“ Über den Charakter und Erkenntniswert der Goebbels‐Tagebücher, Stiftung Bundespräsident‐
Theodor‐Heuss‐Haus, Kleine Reihe 20, Stuttgart 2008.
34
35
Bei der gebotenen Kürze einer Einleitung muß es mit diesen wenigen bibliographischen Hinweisen sein Bewenden haben. Die bisherige Nutzung und Bewertung der Goebbels‐
Tagebücher kann hier nicht historiographisch aufgearbeitet werden. Nur so viel sei angedeutet: Die Reihe namhafter Historiker und Publizisten ist lang, die im letzten halben Jahrhundert aus den Tagebüchern von Joseph Goebbels zitiert haben. Um nur einige wenige namentlich zu nennen, von Götz Aly über Karl‐Dietrich Bracher, Martin Broszat, Alan Bullock, Richard J. Evans, Joachim C. Fest, Norbert Frei, Hans Günter Hockerts, Eberhard Jäckel, Ian Kershaw, Peter Longerich, Horst Möller, Hans Mommsen, Gitta Sereny bis zu Rainer Zitelmann, sie alle und – unnötig zu sagen – sämtliche Goebbels‐Biographen haben sich des Tagebuches bedient und soweit man sehen kann, dessen Echtheit nicht in Zweifel gezogen. Auch die von Goebbels selbst herausgegebene Tagebuch‐Publikation „Vom Kaiser‐
hof zur Reichskanzlei“ von 1934 ist in einer früheren Phase der NS‐Geschichtsschreibung wohl auch in Ermangelung anderer Quellen gern herangezogen worden. Dies ist dennoch um so erstaunlicher, weil man von dieser nicht wissen konnte, ob und in welchem Ausmaße Goebbels seine ursprünglichen Tagebucheintragungen redigiert oder womöglich auch Teile weggelassen bzw. neu hinzugeschrieben hatte. Allein schon der von Goebbels gewählte Untertitel „Eine historische Darstellung in Tagebuchblättern“, der auf eine literarische Kunstform hindeutet, hätte einem aufmerksamen Benutzer den Hinweis geliefert, daß es sich nicht um ein unbearbeitetes Diarium handeln konnte. Die vorliegende Edition bringt erstmals sämtliche Original‐Tagebucheintragungen, die Goebbels als Vorlage für seine hagiographische Verherrlichung des „Führers“ und seiner „Machtergreifung“ dienten. Der Vergleich zeigt zum Beispiel recht anschaulich, wie Goebbels den immer wieder zögernden und zögerlichen Hitler des authentischen Tagebuches geschickt zum „traumwandlerisch sicheren“ „Führer“ in den redigierten Notaten stilisierte, der „unbeirrt und zäh“ die Bewegung zur Macht führte. Hier ist vor allem der Frage nach den Motiven, die Goebbels zum Tagebuchschreiben veranlaßten, und überhaupt nach der Art und Veränderung seines Tagebuchschreibens aufzugreifen. Verändert hat sich in den 22 Jahren von 1923 bis 1945, wie der Leser schnell feststellen wird, der Charakter der Tagebücher. Obwohl ihre Wichtigkeit für den Verfasser, wie schon die wachsende Länge und Regelmäßigkeit der Eintragungen zeigt, nicht ab‐, sondern zunahm, verschob sich doch die Bedeutung dieser „heilig“ gehaltenen Kladden für Goebbels. Hervorgehoben werden muß dabei zunächst die ungewöhnliche Beharrlichkeit, mit der Goebbels ab 1923 bis zu seinem Ende an der selbstauferlegten Pflicht des Tage‐
buchschreibens festgehalten hat, die viele zeitgenössische Tagebuchautoren von Heinrich Himmler40 bis zu Ernst von Weizsäcker41 nicht aufbrachten. Ihr ist das Entstehen dieser exzeptionellen Quelle zu verdanken. Diese Pflichterfüllung setzt voraus, daß Goebbels, wenn auch vielleicht mit sich verändernder Zielsetzung und Motivation, so doch in außerordentlich hohem Maße vom Tagebuchschreiben gleich einer Sucht abhängig war und an dem niedergeschriebenen Produkt hing. Die pedantische Pünktlichkeit und Unbeirr‐
Tagebuch von Heinrich Himmler vom 28.3.1922: „Ich bin ein so willensschwacher Mensch, daß ich nicht einmal mein Tagebuch schreibe.“ Bradley F. Smith, a. a. O., S. 269.
41
Aufzeichnung von Ernst von Weizsäcker vom 26.3.1938: „Aus Zeitmangel habe ich die Ereignisse seit dem 10. III. nicht sofort niederlegen können. Einiges sei heute nachgetragen.“ Leonidas E. Hill (Hrsg.), Die Weizsäcker‐Papiere 1933–1950, Berlin 1974.
40
barkeit, mit der er diese Notizen täglich entweder abends (so meist in den ersten Jahren 1923–1926) oder morgens (so regelmäßig spätestens seit 1928) machte, wie auch die vielfältigen Vorkehrungen, die er vor dem Zusammenbruch des Dritten Reiches traf, um seine Tagebücher über den eigenen Tod hinaus der Nachwelt zu erhalten, bestätigen diese Wertschätzung ebenso wie eine Reihe von Goebbels‐Aussagen, die im Tagebuch selbst oder von Zeugen überliefert worden sind. In der ersten Eintragung des Tagebuchs vom 17. Oktober 1923 hält er eher nebenbei fest, daß dieses Tagebuchheft, das ihm seine damalige Geliebte geschenkt hatte, eine Milliarde Mark gekostet habe, und kommentiert das mit der Bemerkung: „dafür konnte man sich früher die halbe Welt kaufen. Ich kaufe mir die ganze Welt im Geiste damit.“ Hier spricht noch der realitätsferne Romantiker, aber es kündigt sich schon der politisch gläubige Utopist an, der, wie sich bald herausstellen sollte, mit seinen ideologischen Überzeugungen in Wort und Schrift halb Deutschland und dann halb Europa „kaufen“ respektive gewinnen konnte. Anfangs, das läßt sich inzwischen ganz eindeutig bezeugen, war das Tagebuch für Goebbels aber auch eine Art Beichtstuhlersatz. In den aus dem Jahre 1923 stammenden Aufzeichnungen für Else Janke „Aus meinem Tagebuch“ finden sich dafür zwei bezeichnende Stellen. Die Aufzeichnung des damals 26jährigen beginnt mit folgenden Bemerkungen: „Ich fühle das Bedürfnis, Rechenschaft über mein Leben abzulegen. Das kann auf keine Weise besser und eindringlicher geschehen, als wenn ich jeden Abend Gerichtstag über mich selbst halte. In diesem Sinne sind meine Worte zu verstehen. Sie zeichnen den Weg, den ich gehe. Mein Ziel ist Gott. Und meine höchste Freude ist, die Wahrheit zu suchen.“42 Und an einer anderen Stelle derselben Aufzeichnung heißt es: „Ich schreibe nicht zu meinem Vergnügen, sondern weil mir mein Denken eine Qual und eine Lust ist. Früher, wenn es Samstag war und der Nachmittag weiter ging, dann hatte ich keine Ruhe mehr. Dann lastete die ganze Woche mit ihrer kindlichen Qual auf meiner Seele. Ich half mir immer am besten dadurch, daß ich mein Gebetbuch nahm und zur Kirche ging. Ich dachte über alles nach, was die Woche mir Gutes und Böses gebracht hatte und dann ging ich zu dem Priester und beichtete mir alles von der Seele herunter. Wenn ich jetzt schreibe, dann habe ich ein gleiches Gefühl. Es ist mir, als müßte ich beichten gehen. Ich will mir das Letzte von meiner Seele herunterbeichten.“43 Noch in den Eintragungen von 1924/25 nannte er das Tagebuch seinen „Beichtvater“, sein „liebes Buch“, das er gelegentlich sogar wie ein lebendiges Wesen ansprach: „Bis morgen, mein lieber Gewissensarzt! Zu Dir komm ich am liebsten“44. Oder an einer anderen Stelle: „Gute Nacht, Du mein liebes Buch, mein sorgsamer Beichtvater. Dir sage ich Alles! Alles! Hier bin ich Mensch. Hier darf ich’s sein! Gute Nacht“.45 Daß die Ehrlichkeit dieses BArch Koblenz, NL 1118, Joseph Goebbels, Bd. 126.
Ebenda.
44
Tagebuch vom 23.9.1924.
45
Tagebuch vom 23.3.1925.
42
43
Bekenntnisses zur Gewissenserforschung als dem Hauptmotor des Tagebuchschreibens durch Allerweltsphrasen („Hier bin ich Mensch...“) sich selbst wieder zum Teil unglaub‐
würdig macht und als Verkitschung halbreligiöser Gefühle daherkommt, wird in dieser zuletzt zitierten Notiz allerdings auch erkennbar. Von Beginn an betrachtete er das im Oktober 1923 begonnene Tagebuch als seinen besten Freund, dem er alles anvertrauen konnte46, und sein Bedürfnis, sich seelisch zu entlasten, war beträchtlich, so daß sein Tagebuch mitunter zur psychischen Endlagerungsstätte wurde47. Als Goebbels im Juni 1924 die zweite Kladde seiner im Oktober 1923 begonnenen Tagebücher anfing, schrieb er eingangs: „Möge dieses Buch dazu beitragen, daß ich klarer werde im Geiste, einfacher im Denken, größer in der Liebe, vertrauender in der Hoffnung, glühender im Glauben und bescheidener im Reden“48. Sympathisch anmutende Ziele, von denen keines erreicht wurde außer vielleicht der Glaube, den er auch in einer Art autogenen Trainings durch das permanente Schreiben pflegte und wach hielt. Auch 13 Jahre später, noch als 40jähriger, bezeichnete er die Tagebücher als seine „Zufluchts‐
stätten“49. Die relativ große subjektive Ehrlichkeit und kritische Selbstreflexion, mit der Goebbels anfangs an seine Tagebücher herangegangen war, hatte sich inzwischen aber etwas verloren. Mit dem festen und mehr und mehr erfolgreichen Engagement für die nationalsozialistische Bewegung hörte das Gottsuchertum in Goebbels auf, hatte er doch in Hitler seinen Erlöser und Heilsbringer gefunden. Aber in abgewandelter Form blieb etwas von der ursprüng‐
lichen Beichtstuhlfunktion erhalten. Goebbels brauchte das Tagebuch weiter, um sich selbst Absolution zu erteilen für den vergangenen Tag und um sich in Form zu bringen für den neuen Tag. Es ging nicht mehr oder kaum noch um das Gewissen, um so mehr um das Gelingen des äußeren Tuns, um die Selbstverpflichtung zu täglich neuer fast nur noch poli‐
tischer Aktivität. Vielleicht auch deshalb wurden die Tagebuchnotizen ab 1928 eigentlich immer am Morgen, nicht mehr am Abend, geschrieben. Aber es kamen noch andere Motive hinzu. Nach der nationalsozialistischen „Machter‐
greifung“ nahm Goebbels das Tagebuch zum ersten Mal zur Grundlage für eine Veröffent‐
lichung. Als das Buch („Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei“) im Jahre 1934 erschien, löste es innerhalb der NS‐Führung keineswegs nur Begeisterung aus. Vielmehr wurde es, wie Alfred Rosenberg berichtete, auf einer Gauleitertagung der NSDAP als ein Dokument typischer Goebbelsscher Selbstüberheblichkeit bissig kommentiert50, gleichwohl ist das Buch inner‐
halb der historischen NS‐Literatur mit 42 Auflagen (1944) ein Bestseller geworden, der sich auch pekuniär niederschlug. Mit den Einnahmen, die ihm das Buch bescherte, kaufte Goebbels sich 1934 auf Schwanenwerder ein, und im Jahre 1936 arrondierte er mit einer Tagebuch vom 25.1.1924.
Ebenda.
48
Tagebuch vom 27.6.1924.
49
Motto für das Tagebuch von November 1937 bis Februar 1938.
50
Hans‐Günther Seraphim, a. a. O., S. 48.
46
47
Vorauszahlung51 des Eher Verlages für künftige posthume Tagebuchveröffentlichungen das dortige Grundstück beträchtlich und baute standesgemäß. Es mag sein, daß Goebbels wie die meisten Tagebuchschreiber hauptsächlich aus narzißtischen Gründen sich der täglichen Fron des Notates unterzog. Aber das trifft nur für die Anfangszeit zu. Mit Beginn seines ausgeprägten Bewußtseins, historisch bedeutsame Zeiten zu durchleben, ja mitgestalten zu können, wurde sein Interesse zur Wahrung und Konservierung aller erreichbaren Dokumente, die jene für ihn große Zeit dokumentierten, wach. Wäre es nach seinen Plänen, die er vor allem 1937/38 entwickelte, gegangen, dann wären unter seiner ministeriellen Oberleitung sämtliche Dokumente in Schrift, Ton und Bild zentral gesammelt und für die nächsten Hunderte von Jahren konserviert worden. Auch sollten Dokumente aus entlegenen Archiven in sein „Zentralarchiv“ überführt werden. Wenn auch seine gewaltigen Anstrengungen zu nichts Konkretem führten, weil seine Kollegen solch Dokumentaristeneifer rechtzeitig zu unterbinden wußten, so belegen sie gleichwohl, wie sehr er auf historische Sichtung und Sicherung erpicht war. Das Scheitern dieses seines Großprojektes motivierte ihn möglicherweise, das Tagebuchführen vielleicht noch sehr viel wichtiger zu nehmen. Zur alten Funktion des „Sich‐in‐Form‐bringens“, die bestehen blieb, kam eine neue hinzu und gewann wachsende Bedeutung: Goebbels fühlte und verstand sich als der Chronist an der Spitze der NS‐Bewegung und des Dritten Reiches, und er lernte mehr und mehr dieses ideelle und materielle Kapital zu schätzen. Er sei „der einzige Mann in der Umgebung von Hitler“, der mit diesen Tagebüchern „ein Werk von historischer Bedeutung schaffen könnte“, so äußerte er sich nach Kriegsbeginn dem Chef des Eher Verlages Max Amann gegenüber.52 Auch gegenüber dem Leiter der Presseabteilung im Propagandaministerium, Hans Fritzsche, soll Goebbels bezüglich seiner Tagebücher zu dieser Zeit einmal bemerkt haben: „Das ist das Kapital, das ich meinen Kindern vererben kann.“53 Am 30. März 1941, als er im Tagebuch selbst berichtete, daß er 20 umfangreiche Bände zur Sicherheit in die unterirdischen Tresore der Reichsbank habe bringen lassen, schrieb er zur Begründung: „Sie sind doch zu wertvoll, als daß sie einem evtl. Bombenangriff zum Opfer fallen dürften. Sie schildern mein ganzes Leben und unsere Zeit. Läßt das Schicksal mir dafür ein paar Jahre, dann will ich sie für spätere Generationen überarbeiten. Sie werden draußen wohl einiges Interesse finden.“ Goebbels fühlte sich zunehmend als der heimliche Chronist des Nationalsozialismus. Je beunruhigender die politische Gegenwart mit Beginn und im Verlauf des Krieges wurde, Tagebuch vom 22.10.1936: „Ich verkaufe Amann meine Tagebücher. 20 Jahre nach meinem Tode zu veröffentlichen. Gleich 250 000 Mk und jedes Jahr laufend 100 000 Mk. Das ist sehr großzügig. Magda und ich sind glücklich. Amann hat damit eine gute Kapitalanlage.“
52
So der amerikanische Anwalt Dr. Frank Korf, der Amann am 4.5.1948 im Untersuchungsgefängnis Neudeck in München verhört hatte. Korf berichtete weiter dazu: „Es kam zu keinem festen Vertrag. Amann fühlte sich durch seinen Autorenvertrag mit Goebbels gesichert, und für Goebbels lag die Sache noch in weiter Ferne. Trotzdem ließ Goebbels nicht locker und er wollte dann wissen, was Amann als einmalige Ablösung zahlen würde. Amann meinte ‚unverbindlich drei Millionen Mark‘.“ Korf Papers, siehe Anm. 97.
53
Ebenda.
51
desto wichtiger nahm er trotz der neuen großen Herausforderungen, die an ihn gestellt wurden, seine Tagebuch‐Chronistenpflicht. Ihr galt die erste große Anstrengung zu Beginn des Tages vor der Ministerkonferenz. Das war wohl mehr als eine zufällige Einteilung des Tagespensums. Die künftige Historie stand vor der Politik. Mit seinen Tagebüchern suchte Goebbels pedantisch wahr zu machen, was den meisten Nationalsozialisten nur im Kopf herumspukte: das überdimensionale Trachten nach historischer Größe, das Weltanschau‐
ung und Politik der Nationalsozialisten beherrschte. Am Ende des Ferientagebuches hatte Goebbels am 17. Dezember 1935 geschrieben, diese Notizen seien „die Zeugnisse eines unermüdlichen und harten Lebens“, und er hatte hinzugefügt: „In diesem Geiste: weitergehen.“ Von der anfänglichen Gewissensbeichte und Selbstreinigung war noch immer etwas geblieben: Es äußerte sich jetzt aber zunehmend in der Selbstkasteiung zu einem aufopferungsvollen politischen Leben, zu einem persönlich‐
politischen Heroismus der Unterwerfung, vor allem unter Hitler. Aus alledem wird jedenfalls deutlich: Das Tagebuchschreiben war für Goebbels weit mehr als eine private Freizeitbeschäftigung, der man nachgehen, die man aber auch bleiben lassen konnte. Über die damit verbundene Eitelkeit und auch über das damit verknüpfte materielle Interesse hinaus war es für Goebbels eine Beschäftigung von existentieller Bedeutung. Darin gründete letzten Endes die Beharrlichkeit des Schreibers, der sich mit den Tagebüchern, über das Ende des Nationalsozialismus und den eigenen Tod hinaus, Lebensnachwirkung zu verschaffen suchte. Damit hängt es aber wohl auch zusammen, daß die Tagebücher bis zuletzt einen Grundbestand ernst und gewissenhaft genommener chronistischer Berichterstattung bewahrt haben trotz eitler Selbstbespiegelung, wie sie Tagebuchautoren oft zu eigen ist. Der existentielle Grund des Tagebuchschreibens, der rote Faden, der noch die letzten Tagebucheintragungen mit der Beichtstuhlgesinnung des Tagebuchanfangs verbindet, sichert diesem Dokument auch einen Fundus historischen Zeugnischarakters, der von der hochgradigen Egozentrik seines Verfassers nicht aufgezehrt werden konnte. Die Absicht späterer Veröffentlichung – zu allen Zeiten manischen Tagebuchautoren zu eigen – mindert die Valenz der Quelle in den seltensten Fällen, im vorliegenden Fall in keiner Weise, da ein Goebbels‐Dokument mit größter Sicherheit die gebotene Quellenkritik erfahren wird. Abgesehen davon scheint Goebbels dem Drang, alles aufzuschreiben, geradezu ausgeliefert gewesen zu sein. Der Schreibfluß und dessen Intensität vermitteln stark den Eindruck eines unkontrolliert Schreibenden, der immer wieder selbst für ihn Abträgliches, ja Gefährliches notierte, das ihm bei Bekanntwerden zur Freude seiner zahl‐
reichen Feinde die Nazi‐Karriere gekostet hätte. Er kritisiert Hitlers Faulheit und Vorliebe für das Caféhaus, schreibt offen über Hitlers miese Entourage, seinen Hang, die Dinge schleifen zu lassen, ja sogar, daß dieser sich als Verräter erwiesen habe. So schreibt einer, der aus Schreibmanie Kopf und Kragen riskiert, und nicht einer, der den Blick auf die Nachwelt gerichtet hat. Es unterläuft ihm beispielsweise zum sogenannten Hitler‐Putsch in München, der in den Annalen der Parteigeschichte einen herausragenden Platz erhalten sollte, folgender Schnitzer: „In Bayern Nationalistenputsch. Ludendorff ist wieder einmal zufällig spazierengegangen.“54 Hitler nicht einmal erwähnt zu haben, zeugt von einer veritablen Fehleinschätzung, die ihm, wäre sie in der Kampfzeit einem seiner Partei‐
genossen zur Kenntnis gelangt, leicht zum politischen Verhängnis hätte werden können. Die Flapsigkeit des Vermerks ist aber auch ein weiteres Indiz für die Authentizität des Tagebuchs bzw. dessen Nichtbearbeitung in späteren Jahren. Ein anderes beliebig herausgegriffenes Beispiel ist Goebbels’ zweifacher Kommentar auf die brillantpräzise Auseinandersetzung von Theodor Heuss mit dem Nationalsozialismus.55 Goebbels bewer‐
tete die Schrift in seinem unveröffentlichten Tagebuch anerkennend positiv, wenn auch natürlich politisch ablehnend. In seinem redigierten, nach der Machtübernahme von ihm selbst publizierten Tagebuch bezeichnete er sie schlichtweg als dumm: „Ich lese eine Broschüre, die ein Demokrat über ‚Hitlers Weg‘ geschrieben hat. Das ist alles so dumm, daß es kaum einer Beachtung wert erscheint. Die bürgerliche Welt versteht uns nicht und kann uns wohl auch nicht verstehen. Ihre Argumente gehen haarscharf an den eigentlichen Wesenheiten unserer Bewegung vorbei.“56 Im unbearbeiteten Tagebuch vom 25.1.1932 (er nahm seine Eintragungen in der Regel am folgenden Tag vor) findet sich eine mit dem Nationalsozialismus im allgemeinen nicht kompatible Bemerkung über den politischen Gegner: „Spät noch Broschüre gelesen von Theodor Heuß: ‚Hitlers Weg‘. Nicht ganz dumm. Weiß sehr viel von uns. Nutzt das etwas gemein aus. Aber immerhin eine Kritik, die sich sehen lassen kann.“ Eine solche positive Einschätzung einer gegnerischen Kritik hätte Goebbels bei Bekanntwerden durchaus gefährlich werden können und ist somit ein Beweis für die Echtheit des unbearbeiteten Tagebuchs. Das Tagebuch bietet eine Fülle solcher indirekten Echtheitsbeweise. Es ist vor allem auch die Rolle, die er selbst darin spielt, die eines Muttersöhnchens, das selbst noch in den besten Mannesjahren bei Liebeskummer sich an die Rockschöße der Mutter hängt, oder die Rolle des gehörnten Ehemannes, die kein Mann und erst recht kein in der Wolle gefärbter Nationalsozialist preisgab, beide Beispiele zeigen einen ungeschützt und ungekünstelt Schreibenden, dem (noch) eine irgendwie geartete Selbststilisierung fern liegt. Diese hätte er ohne Zweifel vorgenommen, wenn er denn die beabsichtigte Chronik des Dritten Reiches hätte schreiben können. Wie sie ausge‐
fallen wäre, kann an dem vom ihm veröffentlichten Tagebuch exakt abgelesen werden. So aber zeigt das Tagebuch einen strebsamen Mann, der seinem Leben einen Sinn geben will, der seine Eltern ehrt, Frau und Kinder liebt, und sein größtes Glück darin sieht, seinem Chef zuarbeiten zu dürfen und dafür von ihm gelobt zu werden. Die Crux liegt darin, daß Goebbels für die damals virulente totalitäre, rassistische Ideologie prädestiniert war und sein von Natur aus agitatorisch‐populistisches Talent geeignet war, deren unheilvolle (damals modisch‐moderne) Elemente (wie Antisemitismus, Antiparlamentarismus, Anti‐
kapitalismus, Antibolschewismus u. a.) radikal zu akzelerieren. Die inhaltliche Fülle erschwert aber auch eine Sachkommentierung der edierten Quelle, um nicht sagen zu müssen, daß sie jede wirklich Aufschluß bringende, seriöse Kommentie‐
rungsarbeit zum Scheitern verurteilt. Deshalb beschloß das Institut für Zeitgeschichte in Übereinstimmung mit dem Bundesarchiv im Jahre 1987, die Editionsarbeit bereits bei den Tagebuch vom 10.11.1923.
Theodor Heuss, Hitlers Weg. Eine historisch‐politische Studie über den Nationalsozialismus, Stuttgart 1932.
56
Goebbels, Kaiserhof, a. a. O., S. 31, Eintrag vom 24.1.1932.
54
55
umfangmäßig viel schmaleren nur vierbändigen Fragmenten auf die mühsame Text‐
rekonstruktion und die dabei anfallenden Editionsvermerke zu beschränken und im übrigen nur eine durchgängige Verifikation und biographische Annotation der in den Tagebüchern aufgeführten Personen vorzunehmen. Eine inhaltliche Kommentierung, wenn auch nur mit dem Ziel, die volle Bedeutung der von Goebbels oft nur angedeuteten Ereignisse und Zusammenhänge genügend zu erläutern, hätte bei der Fülle dieser Bezüge Jahre weiterer Editionsarbeit erfordert, und den Umfang der Edition noch beträchtlich anschwellen lassen. Dies galt für die vierbändige Edition der Fragmente und gilt in weit höherem Maß für die Gesamtedition von 29 Textbänden. Dennoch herrschte im Institut für Zeitgeschichte Einigkeit, die Sachkommentierung für die Zeit nach der Herausgabe des Textkorpus einzuplanen. Aus diesem Grunde wurden Zahlenkolonnen an den Seitenrändern angebracht, um später die jeweiligen Kommentare leichter zuordnen zu können und dem Benutzer das Auffinden der Anmerkungen zu erleichtern. Am Ende der Texteditionsarbeiten mußte der Plan vor allem aus finanziellen Gründen vorerst aufge‐
geben werden. Es gibt im übrigen auch kein klares Kriterium dafür, welches Vorwissen dem Leser und Benutzer dieser Quelle zugemutet werden kann. Ebenso aussichtslos mußte die Absicht erscheinen, Irrtümer oder Fehlbewertungen eines Goebbels richtigstellen zu wollen. Das Wesen dieses umtriebigen Propagandisten, seine Detailversessenheit und seine egozentrische Sichtweise, hätten eine solche Zielsetzung fragwürdig gemacht. Kommentare und Richtigstellungen hätten unangemessen großer Rechercheanstrengungen bedurft. Viele Einzelrecherchen hätten, wie die Erfahrung in der bloßen Namensrecherche lehrte, vor allem in Anbetracht der zeitlichen und finanziellen Ressourcen gänzlich scheitern bzw. sich totlaufen müssen. Statt solchen ins Endlose führenden untauglichen Versuchen der Kommentierung nachzugehen, schien es vordringlicher, die bedeutende Quelle nach der sorgfältigen Rekonstruktion und Transkription aller zugänglichen Teile so schnell und auch so kostensparend wie möglich zu publizieren. 2. Überlieferung und Authentizität Es ist die Überlieferungsgeschichte der Tagebücher selbst, die den wichtigsten Authen‐
tizitätsbeweis bietet. Sie zeigt aber auch, daß die Quelle bereits mit ihrem Bekanntwerden in den USA im Jahr 1948 Verdächtigungen ausgesetzt war, die heute noch virulent sind. Den Manipulationsverdacht verstärkte noch der Materiallieferant des berüchtigten Mikrofilms, den zunächst der Hoffmann und Campe Verlag aufkaufte und daraus die Monate März/April 1945 veröffentlichte. Die im „Osten“ agierenden Materialgeber ließen ihren Mittelsmann lange Jahre mit dem so dringend benötigten Echtheitsbeweis der Tagebücher im Stich. Das machte in den siebziger und achtziger Jahren auch die Runde in den Redaktionsstuben und trug gemeinsam mit den wirklich gefälschten Hitler‐Tagebüchern viel zur vermeintlichen Unglaubwürdigkeit der Quelle bei. Zudem waren das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und der sowjetische Geheimdienst (KGB) mit eingebunden, was der Öffentlichkeit nicht bekannt war, aber Kenner der Materie verunsichern konnte. Heute sind weite Teile der Überlieferungsgeschichte recherchiert. Die verschiedenen Überlieferungsstränge der Tage‐
buchquelle, die völlig zerrissen wurde und deren Teile letztlich in den verschiedensten Ländern verwahrt wurden bzw. werden (USA, ehemalige UdSSR bzw. heute Russische Föderation, ehemalige DDR, Bundesrepublik, Frankreich und Großbritannien), haben eine komplizierte Überlieferungsgeschichte, auf die hier nur kurz eingegangen werden kann. Zuvor wird aber die Geschichte der Glasplatten (freilich auch in der gebotenen Kürze) skizziert, weil ohne diese höchst ungewöhnliche Überlieferungsform die vorliegende Edition nicht zustande gekommen wäre. Mikrofichierung auf Glasplatten, eine Erfindung von Dr. Joseph Goebel Gegen Ende 1944, spätestens im November 1944, begann Goebbels verschiedene Maß‐
nahmen einzuleiten, die angesichts näher rückender Fronten der Zukunftssicherung seiner Tagebücher dienen sollten. Dadurch vermehrten sich die Tagebuch‐Überlieferungen um eine Sonderform, was die ohnehin komplizierte Überlieferungsgeschichte noch komplexer gestaltete. Zunächst erhielt Richard Otte den Auftrag, die handschriftlichen Kladden zu transkribieren. Nach seinen Aussagen begann er mit den Eintragungen, die dem maschinenschriftlichen Tagebuch vorausgegangen waren und transkribierte chronologisch rückwärts etwa 600‐
800 Seiten. Die ersten Indizienbeweise für die Richtigkeit seiner Aussagen fanden sich in den letzten auf Mikrofilm überlieferten Kladden der handschriftlichen Tagebücher (aus der Zeit von November 1940 bis Juli 1941), auf denen gelegentlich Markierungen von schwer zu entziffernden Worten zu sehen sind. Inzwischen konnte die Herausgeberin die von Otte transkribierten Seiten im Sonderarchiv Moskau ausfindig machen. Die Angaben Ottes wurden dadurch vollkommen bestätigt. Er hatte die beiden letzten handschriftlichen Tagebücher vom 21. November 1940 bis zum 23. Mai 1941 und vom 24. Mai bis zum 8. Juli 1941, das heißt etwa das Doppelte dessen, woran er sich erinnern konnte, transkribiert und anschließend auf 37 Glasplatten mit insgesamt 1 457 Blatt mikrofichieren lassen. Während Wilfred von Oven, einer der beiden letzten Pressereferenten des Propagandaministers (der andere namens Dr. Semler57 äußerte sich überhaupt nicht zur Tagebuch‐Überlieferung, obwohl auch er frühzeitig seine Aufzeichnungen herausgab), behauptete, es seien drei mikrokopierte Ausgaben des Tagebuchs hergestellt worden58, bestritt dies Otte59, der in diesem Punkt zweifellos der glaubwürdigere Zeuge war60. Die weitere Transkription mußte laut Otte aufgegeben werden, weil Goebbels im November 1944 den sehr viel vordring‐
licheren Auftrag erteilte, die große Masse der bis dahin vorliegenden maschinen‐
schriftlichen Tagebücher zu kopieren. Der Minister wandte sich dafür an einen „Pionier“ der damals gerade erfundenen Mikrofichierung, der zufällig fast den gleichen Namen trug (Dr. Joseph Goebel) und ließ sich die sogenannte Goebel‐Planfilm‐Kamera vorführen.61 Was hatte es mit dieser Spezialkamera auf sich und wie ist Goebbels auf diese frühe Form der Mikrofichierung gestoßen? Auf diese Fragen näher einzugehen, ist insofern berechtigt, da wie gesagt ohne diese Erfindung es nicht zu der vorliegenden Edition hätte kommen können. Sie ist das Alpha und Omega in der Überlieferung der Goebbels‐Tagebücher. Goebel, der 1935 in Heidelberg von Arnold Bergsträsser promoviert wurde62, beschäftigte sich als Büchernarr mit der Technik des Rollfilms, die ihn aber ebenso wenig zufrieden stellte wie das dazu nötige teure Lesegerät.63 Kurz entschlossen machte er sich an die Rudolf Semmler (richtig Semler), Goebbels – the man next to Hitler, London 1947.
Wilfred von Oven, a. a. O., Bd. 2, S. 305.
59
Schreiben Otte vom 6.6.1977, s. a.: Joseph Goebbels Tagebücher 1945, a. a. O., Nachwort Peter Stadelmayer S. 566 f.
60
Während sich fast alle der mit Bedacht formulierten Aussagen Ottes hinterher oft durch Zufall bestätigten, verfolgte von Oven mit seinen Aussagen ganz konkrete Eigeninteressen. In seinen zahllosen Fernsehinterviews zielte dies häufig ganz allgemein auf eine Glorifizierung oder Verharmlosung des Nationalsozialismus, in unserem Zusammenhang ganz speziell aber auf die Behauptung, es gebe keine Goebbels‐Tagebücher mehr, denn diese, so mußte er fürchten, würden so manchen Fall, den er in seinen Publikationen schief oder in dem er seine eigene Rolle übertreibend dargestellt hatte, wahrheitsgetreu abbilden und ihn bloßstellen. In der Tat überrascht es den Leser nach der Lektüre der Publikationen von Ovens, die seine angeblich so wichtige Rolle in der Umgebung von Goebbels und seinen vertrauten Umgang mit dem Minister, der ihm noch die letzten Geheimnisse angeblich anvertraut habe, stark herausstellen, daß Goebbels diesen selbsternannten Vertrauten und Geheimnisträger von Oven in seinem Tagebuch nicht ein einziges Mal erwähnt. Allein aus diesem Grund, daß die Tagebücher sein Lügengebäude einstürzen lassen würden, behauptete von Oven, diese seien restlos vernichtet worden und er halte es für ausgeschlossen, „daß irgend jemand die Originale der Goebbels‐Tagebücher oder auch nur einen wesentlichen Teil derselben“ besitze, wie er in Buenos Aires am 22.7.1974 eidesstattlich erklärte. In der rechtsextremen „Nationalzeitung“ hatte Wilfred von Oven die beim Verlag Hoffmann und Campe bekannt gewordenen Tagebücher schlichtweg als Fälschung hingestellt.
61
Irene H. Gring, Dr. Joseph Goebel, Portrait of a Pioneer in Microfiche, in: Journal of Information & Image Management, August 1984.
62
Joseph Goebel, Die Geschichte der Industriegegnerschaft. Unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Literatur, Diss. Mainz 1936.
63
Von den zahlreichen Artikeln, Vorträgen und brieflichen Berichten werden nur die folgenden angeführt, die abgesehen von den vielen mündlichen Berichten die hauptsächliche Grundlage für die obige Darstellung bilden: Dr. Joseph Goebel, Die Planfilm‐Mikrokopie, in: Hausmitteilungen Jos. Schneider & Co., Optische Werke, Bd. 6, Doppelheft 3/4, Kreuznach 1954, S. 33‐48; Ders., Die Erfindung der Planfilm‐Mikrokopie. Die Bändigung der Papierflut ermöglicht wieder rationelles Arbeiten und Forschen, in: „Büromarkt“ Nr. 25, S. 17‐20, und Nr. 26, S. 29‐30, 1965, sowie Nr. 1, S. 27‐28, 1966; Ders., Schreiben Goebel vom 5.6.1988 und 7.7.1992.
57
58
Erfindung eines leserfreundlicheren Verfahrens. Nach einigen Irrwegen hatte er 1938 eine neuartige Kamera und ein tragbares Lesegerät erfunden und stellte beide Erfindungen seinem damaligen Chef, Hans Jamin, vor. Dieser machte ihn mit Professor Christian Heinrich Kleukens bekannt, der die Bedeutung von Goebels „Steckenpferd“ besser einschätzen konnte, als es der damals gerade 25jährige Goebel selbst vermochte. Er war es auch, der andere für diese neue Verfilmungsmethode zu begeistern verstand. Als der damalige Oberbürgermeister der Stadt Mainz ihm am 6. Januar 1939 einen Ausstellungs‐ bzw. Aufnahmeraum in dem geplanten Erweiterungsbau des Gutenberg‐Museums anbot, entschlossen sich Goebel und Professor Kleukens zur Gründung des Mikrokopie Verlages Mainz, dem ersten Verlag dieser Art in Europa. Von nun an überschlugen sich die Ereignisse für den jungen Erfinder, der darüber folgendes berichtete: „Am 20. Januar 1939 wurden von mir zwei Patente auf das erste kleine zusammenlegbare Projektionsgerät der Welt angemeldet, das in seiner Art bis heute richtungsweisend ist. Am 22. Juni folgte die Anmeldung einer ‚automatischen Kamera für Reihenaufnahmen’ mit auswechselbaren Bildmasken und Zahnstangen. Das fabrikationsreife Verfahren64 und seine Geräte sollten im September des gleichen Jahres den Vertretern der Wirtschaft und Wissenschaft im Hause der Industrie‐ und Handelskammer in Mainz erstmalig vorgeführt werden. Schon hatte Professor Kleukens die Einladungskarten gedruckt [...], da wurde ich unversehens Fahrer eines Pionierstabes. [...] / Ende 1940 gelang es Professor Kleukens unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit, mich einige Monate vom Militär freizustellen. Aus der Mansarde meines Elternhauses zog die Kamera in schöne Laboratoriumsräume der Staatsschule ein. Hier entstanden im Auftrag des Direktors der Frankfurter Staatsbiblio‐
theken, Professor Dr. Richard Oehler, die ersten mustergültigen Sicherungs‐ und Verlags‐
aufnahmen von kostbaren Handschriften, Wiegendrucken und seltenen Büchern.“65 Allmählich fand die Mikrokopie in der Öffentlichkeit eine gewisse Aufmerksamkeit.66 Zur Sicherung wertvoller Materialien wurde die Kamera im August 1942 laut Auskunft von J. Goebel nach Berlin in das Generalreferat „Archive und Zeitdokumente“ der Deutschen Bücherei transportiert, das dem Reichspropagandaministerium unterstand. Leiter der Dienststelle war Dr. Erich Mehne. Die Erinnerung Goebels läßt sich durch die wenigen einschlägigen Schriftstücke, die sich aus der Registratur des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda erhalten haben67, durchaus stützen. Das „Generalreferat Technik“ pries in seinem Schreiben vom 27. Januar 1942 an Dr. Mehne die Vorzüge des Goebelschen Planfilmverfahrens und hob vor Das Verfahren ist beschrieben in: Joseph Goebel, Schrift/Letter/Mikrokopie, Festvortrag gehalten vor der Generalversammlung der Gutenberg‐Gesellschaft am 26.6.1960 in Mainz, Mikrokopie‐Verlag = Verlag Dr. Joseph Goebel Mainz und Den Haag, o. J. Der Vortrag basierte wohl auf der bereits 1940 gemeinsam mit Kleukens verfaßten Schrift desselben Titels, Mainzer Presse 1940.
65
Büromarkt, Nr. 26, 1965.
66
Auch im Ausland wurde die Mikrokopie wahrgenommen, z. B. von der „Neu Yorker Staatszeitung“ vom 7.4.1940 und von der Witwe des schwedischen Schriftstellers August Strindberg.
67
Folgendes nach BArch Berlin, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (alter Bestand), R 55, 1250.
64
allem gegenüber der Papierüberlieferung die überlegene Haltbarkeit der Glasplatten und das praktische Format hervor. Goebel nannte noch zusätzlich die Kratzfestigkeit der Glas‐
platten und deren Staubfreiheit, was tatsächlich nur ein Material wie Glas garantieren kann. Überdies waren die Glasplatten im Gegensatz zum Kinofilmmaterial nicht explosiv.68 Aus der Tatsache, daß jeder Planfilmabzug zugleich eine Karteikarte darstellte, leiteten Experten den Schluß ab, für die Archivierung und Vervielfältigung großer Dokumenten‐
bestände käme ausschließlich die Photomikrographie, wie sie es nannten, in Frage. Infolge dessen konnte der Leiter des Generalreferats „Archive und Zeitdokumente“, Dr. Erich Mehne, am 4. September 1942 dem Staatssekretär im Reichspropagandaministerium, Leopold Gutterer, berichten, daß in seinem Referat eine photomikrographische Dokumentations‐
stelle eingerichtet worden sei. Als deren Sachbearbeiter hätte man im Hinblick auf die Vorlage vom 5. Februar 1942 Dr. Joseph Goebel eingestellt. Sein mikrographisches Verfahren, bei dem für die Aufnahmen Glasplatten in der Größe von 9 mal 12 cm verwendet würden, garantiere lange Haltbarkeit und käme hauptsächlich zum Einsatz. Das auf‐
genommene Material ließe sich leicht und raumsparend, sozusagen „bombensicher“, unterbringen. Aufzunehmen waren aufgrund des Erlasses von Staatssekretär Gutterer vom 9. September 1942 (wiederholt am 29. Januar 1943 und am 26. Februar 1944) Geheim‐
akten, dokumentarische Unterlagen und sämtliche Schriftstücke, die im Falle eines Verlustes zur Fortführung der Geschäfte vonnöten wären.69 Für das Ministerium wurden drei Aufnahmegeräte zu je 1000 RM und 30 Lesegeräte, für die Herstellungsserie in den nach‐
geordneten Dienststellen, einschließlich der Reichspropagandaämter, wurden 50 Auf‐
nahmegeräte und 80 Lesegeräte bei der Zentralstelle für Optik und Feinmechanik im Reichsministerium für Bewaffnung und Munition beantragt; die gesamte Bestellung belief sich auf einen Betrag in Höhe von 72 000 Reichsmark. Im Mai 1944 wurde der Antrag auf 100 Aufnahmegeräte und 5000 Lesegeräte erweitert, ein Beweis dafür, daß Goebels Verfahren Anklang gefunden hatte. In der Dienststelle arbeiteten außer Goebel, der zum 1. Juli 1943 zur Wehrmacht eingezogen werden sollte, seit Oktober 1942 die Photographin Gertrud Maschke und seit April 1943 die Laborantin Bergmann. Nach der Einberufung Goebels lag die gesamte, ziemlich umfangreiche, in die Zukunft gerichtete Arbeit allein in der Verantwortung dieser beiden jungen Mitarbeiterinnen. Ein Großteil der von ihnen erstellten Glasplatten mit „Geheimdokumenten“ landete letztlich im „Führerbunker“ bzw. im Hof der Reichskanzlei. Ende November 1944 bat Dr. Mehne, die Einstellung einer weiteren „Mikrokopistin“ zu genehmigen, da sich die Aufträge gehäuft hatten und Siche‐
rungskopien möglichst schnell durchgeführt werden müßten. Dazu, so meinte er, käme noch ein Sonderauftrag von Minister Goebbels, der in der Ministerwohnung in der Hermann Göring Straße mit einer gesonderten Anlage in Angriff genommen werden sollte. Inzwischen arbeiteten verschiedene Wehrmachtstellen zur Sicherung ihrer Dokumente mit der Planfilm‐Kamera, und Goebel wurde Ende September 1944 als Obergefreiter in das Rüstungsministerium Albert Speers kommandiert, um dort in der Abteilung „Information“ im Range eines Oberregierungsrates eine Mikrokopiestation mit vier Kameras einzurichten Schreiben Joseph Goebel vom 3.6.1994.
S. a. das Rundschreiben Nr. 61/42 des Leiters der Parteikanzlei Martin Bormann vom 5.5.1942 zum „Schutz der Kulturwerte“, wozu auch „wertvolle Akten“ gezählt wurden. BArch Berlin, R 55, 1250.
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und zu leiten. Was häufig geschieht, Erfindungen, die sozusagen in der Luft liegen, werden nahezu zeitgleich von verschiedenen Personen in ähnlicher Art in die Welt gesetzt, das geschah auch im vorliegenden Fall. Der einflußreiche Geheimrat Dr. Hermann Bücher, Chef des mächtigen AEG‐Konzerns, hatte in seiner Freizeit eine Kamera mit Lesegerät erfunden. Eine Prüfung durch das AEG‐Patentbüro ergab aber, daß sie eine große Ähnlichkeit mit der von Joseph Goebel aufwies und daß entsprechende Schutzrechte vorlagen. Der Vorstands‐
vorsitzende der AEG Bücher ließ den Ersterfinder suchen und zu sich kommen. Er bot ihm einen sehr günstigen Lizenzvertrag an, doch Goebel verknüpfte seine Zusage mit der Übernahme einer seiner weiteren Erfindungen, einer Taschen‐Blindenschreibmaschine und seiner Freistellung vom Militärdienst. Ersteres konnte Bücher sofort zusagen, weil die Olympia‐Schreibmaschinenfabrik in Erfurt zu seinem Konzern gehörte, letzteres lag nicht in seiner Macht. Die Erkundigungen, die seine Beamten einholten, ergaben, daß in dieser Sache zu diesem Zeitpunkt nur noch der Minister Goebbels etwas erreichen konnte. Nach der Erinnerung Goebels erhielten sie bei diesem einen Termin für Mitte November. Später urteilte er darüber: „Wenig Hoffnung hatte ich, aber es kam die größte Überraschung meines Lebens heraus.“70 Beide wurden vom Minister sehr freundlich empfangen, Dr. Bücher schien ihm wohlbekannt zu sein. Goebel stellte sein Lesegerät auf der Rückseite des Schreibtisches, wo die besten Lichtverhältnisse herrschten, auf und legte eine seiner vorbildlichsten Verlags‐
ausgaben, die „Kurze Beschreibung der Camera obscurae“, Augsburg 1769 von G. F. Brander mit seinen vollkommen scharf abgelichteten Kupferstichen ein. Während sich Goebel auf die mechanische Vorführung beschränkte, gab Geheimrat Dr. Bücher die nötigen Erläute‐
rungen ab, was dieser auch nach der Aussage von Goebel viel besser beherrschte. Kaum saß Goebbels vor dem Lesegerät, da soll er bereits die Technik und die Vorzüge dieses Verfah‐
rens begriffen haben. Laut Goebel habe er es dreimal als „phantastisch“ bezeichnet und die Bestellung einer solchen Kamera mit höchster Dringlichkeitsstufe bei Fatz & Werner in Auftrag gegeben. In dieser günstigen Atmosphäre konnte Goebel auch noch seine Erfindung der Blindenschreibmaschine vorführen, wofür sich der Minister ebenfalls begeistern ließ. Als er hörte, daß es in Deutschland etwa 300 000 Kriegsblinde gäbe, verfiel er nach Darstel‐
lung Goebels ins Grübeln, faßte sich aber schnell und bestellte kurzerhand 300 000 dieser Schreibmaschinen mit der Maßgabe, die Bezahlung habe aus seinem Privatvermögen zu erfolgen, er wolle diese Maschinen allen Kriegsblinden zum Geschenk machen. Dr. Joseph Goebel konnte mit Dr. Joseph Goebbels zufrieden sein. Für alle seine Patente wurde ein Lizenzvertrag mit den Olympia‐Werken abgeschlossen, seine Kamera im Garderoberaum des Privattheaters von Goebbels in der Hermann Göring Straße aufgestellt und seine u.k.‐
Stellung wurde auch genehmigt. Soweit hatte sich für Joseph Goebel alles gut entwickelt. Als er aber nach Jahrzehnten von der Entdeckung der Goebbels‐Tagebücher erfahren hatte, trieb ihn folgende Frage um, die er dem Bundesarchiv im Juni 1988 stellte: „Warum ist in den Tagebuchaufzeichnungen von Dr. Goebbels, Mitte November ’44, von dieser Begegnung und diesen doch sehr erheblichen Aufträgen nichts vermeldet? [...] Hatte der Minister einen Grund das zu verschweigen, liegt 70
Schreiben Joseph Goebel vom 5.6.1988.
eine Verfälschung vor, weil man keine „humanen Züge“ in den Tagebüchern stehen lassen wollte, oder bin ich ein Phantast, der alles nur geträumt hat.“71 Nichts von alledem traf zu. Die Herausgeberin fand Goebels sehnlichst gesuchte Eintragung, die seine Erinnerungen voll und ganz bestätigt, leider erst nach seinem Tod. Diese Eintragung ist, das sei nur nebenbei vermerkt, wiederum ein Beweis für die Echtheit des Tagebuchs. Unter dem 30. November 1944 diktierte Goebbels die folgenden Zeilen: „Geheimrat Bücher von der AEG führt mir zwei neue Erfindungen vor, einen Mikrokopie‐Apparat, mit dem es möglich ist, wissenschaftliche Werke auf einfachste Weise auf fotografischem Wege zu vervielfältigen, und eine Blinden‐Schreib‐ und Stenographiermaschine. Beide Erfindungen gehen auf einen jungen Erfinder Dr. Goebel aus Mainz zurück und haben zweifellos eine große Zukunft. Ich verspreche Geheimrat Bücher, mich dieser Erfindungen unterstützend anzunehmen.“ Goebel erinnerte sich, daß Goebbels ihm erklärt habe, alles könnte er verlieren, nur seine privaten Aufzeichnungen müßten erhalten bleiben.72 Aus diesem Grunde wurden Kamera und Tagebücher in Goebbels’ Wohnung in der Hermann Göring Straße geschafft. Goebels berichtete des weiteren, daß er die Kamera eigenhändig in der Künstlergarderobe des Privattheaters in Goebbels’ Wohnung aufgestellt habe.73 Fast ein halbes Jahrhundert später, im Dezember 1993, schenkte Goebel genau diese Kamera dem „Museum voor Fotografie“ in Den Haag. Nach Goebels Erinnerungen waren die Leitzordner mit den Tagebuch‐Diktaten in einem gepanzerten Raum, der sich unmittelbar neben der Garderobe befand, unterge‐
bracht.74 Goebel beteiligte sich selbst nicht an den Kopierungsarbeiten, sondern stellte dafür zwei Fotolaborantinnen zur Verfügung, Gertrud Maschke75, die er selbst beim Gene‐
ralreferat „Archive und Zeitdokumente“ eingearbeitet hatte, und Erika Stöcken, die sein ehemaliger Chef Dr. Erich Mehne abtreten mußte. Otte bestätigte diese Aussagen und gab an, daß Goebbels ihm die Leitung und Kontrolle dieser Kopierungsarbeiten übertragen habe, weswegen ein anderer Stenograph, Otto Jacobs76, nun das tägliche Tagebuch‐Diktat entgegenzunehmen hatte. Nach den Angaben Ottes77 wurden sämtliche bis dahin vorlie‐
genden diktierten Tagebücher mikrofichiert. Auch von der Gesamtheit (nicht nur, wie Otte angab, einem Teil) der handschriftlichen Kladden, und sogar von den oben erwähnten Ebenda. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Tagebücher von 1944 noch nicht im Bundesarchiv. Insofern mußte die Frage negativ beschieden werden.
72
Schreiben Joseph Goebel an Dr. Klaus Oldenhage vom 20.9.1984 und Schreiben Oldenhage an Goebel vom 2.11.1984.
73
Schreiben Joseph Goebel an Peter Stadelmayer vom 22.5.1978.
74
Inzwischen war die Bedeutung des Tagebuchs so gewachsen, daß es im Propagandaministerium einen eigenen Raum mit Telefonanschluß erhielt. In einer Telefonliste der Hausanschlüsse vom 1.1.1945 firmiert zwischen „Herr Schwerter“ und „Herr Dr. Taubert“ das „Tagebuch“ mit der Rufnummer 2333. BArch Berlin, R 43 II (Reichskanzlei, neu) 1150.
75
In einem Schreiben Joseph Goebels vom 7.11.1993 führte er den Vornamen „Wiltrut“ (geb. 2.6.1923) an. Richard Otte sprach von „Gertrud“ Maschke.
76
Otto Jacobs wurde im Jahre 1941 vom Deutschen Nachrichtenbüro zeitweilig als Stenograph zum Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda abgestellt, wurde aber nicht wie Otte von diesem übernommen, sondern blieb Angestellter des DNB. Jacobs hatte Otte zwar gelegentlich während eines Urlaubes vertreten, war aber, darauf legte Otte wert (Schreiben vom 6.6.1977), weder sein Vertreter im üblichen Sinne noch sein Nachfolger. Nach Kriegsende arbeitete Jacobs bei der Bürgerschaft von Hamburg bis 1974 als leitender Stenograph.
77
Folgendes nach Befragung von Richard Otte am 4.5.1981.
71
Transkriptionen wurden Mikrofiches angefertigt. Des weiteren wurden von anderen Dokumenten (Korrespondenzen, Denkschriften, Pressekonferenzprotokolle u. a.) Sicher‐
heitskopien angefertigt.78 Die Vergrabung der Glasplatten und ihre Ausgrabung Die Glasplatten vom Format 9 × 12 cm mit jeweils maximal 45 Aufnahmen pro Platte sind nach den Angaben Ottes kurz vor der sowjetischen Besetzung Berlins auf Geheiß von Goebbels in eine metallene Offizierskiste mit Stahlbändern geschachtelt worden. Sie wurde Mitte April von einem Offizier namens Rudolf Balzer bei Potsdam, zwischen Caputh und Michendorf, unweit der Autobahn vergraben. Otte behauptete, bei dieser Vergrabung zuge‐
gen gewesen zu sein. Einen anderen Zeugen für diesen Vorgang gab es nach seiner mehrfach wiederholten Aussage nicht.79 Ein knappes Jahr darauf, am 25. März 1946, grub ein sowjetisch‐französischer Suchtrupp mittels eines amerikanischen Detektors die Glasplatten wieder aus.80 Bereits im November 1945, ein Jahr nach dem Auftrag Goebbels’ zur Sicherung seiner Tagebücher, hatte eine Abteilung des französischen militärischen Nachrichtendienstes in Berlin unter der Leitung des Geheimdienstoffiziers Oberst Régis Eugène Serre durch einen „Beamten des ehemaligen Propagandaministeriums“ von dem Ort, wo die Goebbels‐Aufzeichnungen vergraben waren, erfahren. Obwohl dieser auf sowjetisch besetztem Gebiet lag, versuchten zunächst franzö‐
sische Nachrichtenoffiziere gemeinsam mit amerikanischen Kollegen den Schatz im Allein‐
gang zu heben. Sie kehrten aber mit leeren Händen zurück. Wohl in dem Bewußtsein, welch hohes Risiko sie eingegangen waren, beschlossen sie, sich offiziell an die Sowjets zu wenden. Die Verhandlungen erwiesen sich als kompliziert, wollten sich doch die Ameri‐
kaner einerseits wegen eines bestimmten Vorfalles bedeckt halten, andererseits wollten sie aber verständlicherweise an der zu erwartenden Beute beteiligt werden. Sie forderten indirekt über die französischen Unterhändler Kopien bzw. Zugänglichkeit zu den Tage‐
büchern für alle Besatzungsmächte. Der zuständige sowjetische Nachrichtenoffizier im Kontrollrat genehmigte schließlich für den 12. März 1946 eine Suchaktion für die Franzo‐
sen, die diesmal mit einem amerikanischen Suchgerät anrückten, dennoch wiederum ver‐
geblich, vor allem weil sich der zuständige Offizier der Sowjets weigerte, die genannten eventuell aufzufindenden Materialien allen zugänglich zu machen. So hatten die niederen Siehe „Auflistung der Schachteln und ihrer Inhalte (Glasplatten)“ im Anhang.
Von einem gewissen Curt Casper, der Augenzeuge gewesen sein will, erfuhr David Irving, daß am 21. April oder kurz danach Rudolf Balzer gemeinsam mit Otte die Stenogrammblöcke mit den letzten Diktaten vom April 1945 in einem „5‐Liter‐Einweckglas“ in Ponitz außerhalb von Perleberg (auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg gelegen) gleichfalls in einem Wäldchen vergraben hatten, was Otte auf Befragen bestätigte. Eine im Jahr 1970 erfolgte Suche mit Genehmigung der zuständigen DDR‐Behörden und mit einem Spezialsuchgerät (Proton Magnetometer) blieb ergebnislos. David Irving, Goebbels. Macht und Magie, Kiel 1997, S. 521 und 620, Anm. 35.
80
Näheres hierzu siehe Astrid M. Eckart und Stefan Martens, Glasplatten im märkischen Sand, VfZ 52 (2004), S. 479‐527.
78
79
Chargen weitere Verhandlungen blockiert. Doch als Oberst Serre, der Chef der französischen Delegation einer von sämtlichen vier Besatzungsmächten unterhaltenen Nachrichtenabteilung beim Kontrollrat (Quadripartite Committee for the Study of Intelli‐
gence) von Paris nach Berlin zurückgekehrt war, wendete sich das Blatt innerhalb von wenigen Tagen. Den Amerikanern versprach er einen kompletten Kopiensatz (tatsächlich bekamen sie kein einziges Blatt davon zu sehen) und von den Sowjets erhielt er die Genehmigung zur Expedition in den verdächtigen Birkenwald südlich Berlins.81 In der Nähe von Michendorf, angeblich anderthalb Kilometer süd‐westlich von Potsdam – das müßte dann auf oder kurz hinter dem 83 Meter hohen Saugarten‐Berg gewesen sein –, stieß der Suchtrupp bei seinen Grabungen am 25. März 1946 auf eine mit Vorhänge‐
schlössern gesicherte Metallkiste. Darin sollen 77 Schachteln mit jeweils einem Dutzend Glasplatten enthalten gewesen sein.82 Damit befanden sich die findigen Finder im Besitze von etwa 924 Glasplatten (mit im Höchstfall von 41 580 Einzelaufnahmen). Sie gaben aber eine Gesamtzahl von circa 37 800 Tagebuchblatt an.83 Wie wir wissen, differiert diese an‐
gebliche „total number“ nur um circa 3900 Blatt von der tatsächlichen Gesamtzahl aller Tagebuchblätter (41 703). Die Angabe kann somit als durchaus glaubwürdig gelten, das Rätsel um die Gesamtzahl der sichergestellten Platten besteht aber darin, daß die Russen ebenso glaubwürdig behaupten, sie hätten ungefähr 2000 Glasplatten ausgegraben.84 Nach dem Fund versuchten die beiden Besatzungspartner, sich bei der Verteilung der Beute gegenseitig über den Tisch zu ziehen. Die Russen setzten sich insofern durch, als sie den gesamten „Dokumentenschatz“ für sich reklamierten und den Franzosen einen kleinen Teil zugestanden. Sie sollen zehn Schachteln erhalten haben und die Zusicherung, den ungleich viel größeren anderen Teil Zug um Zug in großen Abschnitten kopieren zu dürfen. Damit begann die sicher unbeabsichtigte aber dennoch systematische Zerstörung der wichtigsten Quelle persönlicher Art aus der NS‐Zeit, die in ihrer vorbildlichen Ordnung die Kriegs‐
Von diesem Hergang berichten auch Dokumente aus dem OMGUS‐Bestand, den das Institut Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre in einer großen Aktion – circa 6 Millionen Blatt in Mikroficheform – aus Washington in sein Archiv holte. Hier besonders IfZ‐Archiv, RG 260, OMGUS, AGTS 55/4. Die von Oberst Serre eingeforderten Listen über seinen Fund des „Achives du Dr. Goebbels“ führten Briefe an Hitler, Pressekonferenz‐Protokolle und „Communiqués de guerre“ u. a. auf, aber keine Tagebücher. Erst später stellte sich heraus, daß die Franzosen letztere nicht als Tagebücher erkannt hatten, weil die Tagebuch‐Diktate mit „Militärische Lage“ begannen.
82
Die Quellen, die allesamt aus der Provenienz militärischer Nachrichtendienste stammen, berichten mitunter verschiedene Versionen (siehe Astrid M. Eckart / Stefan Martens, a. a. O., S. 486). Deshalb folgen wir hier mit Bedacht einem britischen Bericht, da die Briten die einzige Besatzungsmacht waren, die nicht an dieser Suchaktion beteiligt war und insofern vielleicht am neutralsten berichtet hat: Bericht vom 8.3.1954, Public Record Office, FO 370/2377, s. a. Eckart/Martens, a. a. O., S. 483. Die Briten bilden im Kampf um die Goebbels‐
Tagebücher das Schlußlicht unter den Besatzungsmächten. Sie verwahren in ihren Archiven ganze zwei Blatt (aus dem Diktat vom 10. Juli 1942), die ein britischer Militärangehöriger im September 1945 in Bunkernähe fand und mitnahm (Imperial War Museum, ID Number: 10748, Strong Room (Spec Misc M).
83
77 Schachteln zu jeweils zwölf Platten ergeben eine Gesamthöchstzahl von 924 Glasplatten. Angenommen, auf jeder der Platten wäre die Höchstzahl der möglichen Ablichtungen, also 45, ergäbe dies eine Gesamtzahl der einzelnen abgelichteten Tagebuchblätter von 41 580. Diese Anzahl kommt ziemlich genau an die tatsächliche Gesamtzahl von 41 703 heran.
84
Schreiben Wladimir P. Tarasow vom 25.4.2002.
81
wirren an sich unbeschadet überstanden hatte und für die anstehenden Prozesse gegen die Kriegsverbrecher in Nürnberg und anderer NSG‐Verfahren als Beweismaterial hätte dienen können. Statt dessen setzte ein eifersüchtiges Feilschen unter den Alliierten über die Lieferung der einzelnen Tagebuch‐Tranchen ein, und die Rücklieferung schien offen‐
sichtlich völlig aus der Kontrolle geraten zu sein. Festzuhalten bleibt, ein winziger Teil der Glasplatten (vier Schachteln mit insgesamt 60 Platten, davon nur 19 mit abgelichteten Tagebüchern)85 fand den Weg in das Archiv des französischen Außenministeriums, der größere Rest versickerte möglicherweise in dunklen Geheimdienstkanälen. Um den Juli 1948 wurde Colonel Serre aus Deutschland abberufen. Der Löwenanteil der Glasplatten gelangte nach Moskau, wo ein innerrussisches Gerangel um sie durch mindestens drei mit der Dokumentensuche befaßte Dienststellen einsetzte. Im Juli/August 1946 übergab das Innenministerium der UdSSR den Glasplattenbestand der Archivverwaltung des Außen‐
ministeriums. Von dort gelangte das „persönliche Archiv Goebbels“ am 9. Juni 1962 in das sogenannte Sonderarchiv der Hauptarchivverwaltung beim Ministerrat der UdSSR86, wo die Glasplatten so gut wie unberührt verwahrt wurden, bis sie nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems und dank der in diesem Falle vorbildlichen wissenschaftsfreund‐
lichen Einstellung der russischen Behörden ab 1992 zur Grundlage der vorliegenden Edition gemacht werden konnten. Das drückt sich auch in deren Titelei „mit Unterstützung des Staatlichen Archivdienstes Rußlands“ aus. Ihre Bestandsauflistung zum Zeitpunkt der Entdeckung findet sich im Anhang.87 Im folgenden wird ein weiterer Überlieferungsstrang erwähnt, an dessen Vernichtung bzw. Erhaltung wiederum Richard Otte maßgeblichen Anteil besessen hat. Die Papierüberlieferungen kurz vor Kriegsende Nach Ottes Version wurden ferner, kurz bevor Goebbels mit seiner Familie am 22. April 1945 in den Bunker der Reichskanzlei ziehen sollte, die Originalkladden des handschriftlichen Tagebuches und die Erstschriften des maschinenschriftlichen Teils in Aluminiumkisten verpackt und in die Reichskanzlei transportiert. Das Erstexemplar der maschinen‐
schriftlichen Tagebücher hatte Otte gemeinsam mit dem anwesenden Beamten für Drei Schachteln mit der Aufschrift „Goebbels 1“ (15 Platten mit Pressekonferenz‐Protokollen von Oktober 1940 bis Juni 1941), „Goebbels 2“ (13 Platten mit Pressekonferenz‐Protokollen vom 1.7. bis 15.9.1941) und „Goebbels 3“ (13 Platten mit Pressekonferenz‐Protokollen von Januar bis März 1942) enthalten Glasplatten, auf denen ausschließlich Protokolle der Ministerpressekonferenzen abgelichtet sind, und die ganz offensichtlich damals von den Entdeckern fälschlich als Tagebücher angesehen worden sind. In der Schachtel mit der Aufschrift „Goebbels 9“ befinden sich 19 Glasplatten mit Tagebucheinträgen vom 18. August bis zum 21. September 1941 (Die Platte B21 mit dem Rest des Eintrags vom 18. und dem gesamten 19. August 1941 fehlt). So der Stand bei einem Besuch der Herausgeberin im Archiv des französischen Außenministeriums am 10.6.2002.
86
Schreiben Wladimir P. Tarasow vom 25.4.2002. Im Grunde werden diese Angaben, wenn auch leicht abweichend durch Wladimir I. Karatajev, dem Leiter des sogenannten Sonderarchivs und stellvertretenden Direktors des Militärarchivs, durch Schreiben vom 22.11.2005 bestätigt.
87
Siehe die „Liste der Tagebücher auf ZAS‐Mikrofiches (Glasplatten)“ und „Auflistung der Schachteln und ihrer Inhalte (Glasplatten)“ im Anhang.
85
Geheimschutz des Propagandaministeriums aus Gründen der Platzersparnis aus den Leitzordnern genommen und mit Bindfaden, den die beiden Herren durch die Heftlöcher zogen, lose zusammengebunden88. An diesem 22. April, so Otte, habe er schließlich von Goebbels den Auftrag erhalten, die noch im Propagandaministerium verwahrten (min‐
destens 78) Leitzordner mit der Zweitschrift des maschinenschriftlichen Tagebuches vor‐
schriftsmäßig mittels Reißwolf zu vernichten. Diesen Auftrag habe er aber in der Kürze der verbliebenen Zeit nur beginnen, nicht zu Ende führen können. Noch am selben Tage habe Goebbels ihn zu sich zitiert, ihm gedankt und ihn förmlich entlassen. Er, Otte, habe dabei Goebbels versprechen müssen, daß er versuchen würde, sich in Berlin verborgen zu halten. Offensichtlich war Goebbels sehr daran gelegen, daß sein „Tagebuch‐Nachlaß‐Verwalter“ am Leben und in der Nähe der Tagebücher blieb. Nach dieser förmlichen Dienstentlassung habe er, so erinnerte sich Otte, angesichts der chaotischen Verhältnisse im Propagandaministerium nicht mehr viel Zeit verlieren wollen. Statt der vorschriftsmäßigen Vernichtung des Tagebuches (durch Reißwolf) habe er des‐
halb die Tagebuchblätter aus den Leitzordnern genommen und begonnen, sie in ganzen Packen in den Koksofen des Propagandaministeriums zu werfen. Dabei sei er von einem Heizungsangestellten überrascht und auf die Verstopfungsgefahr im Ofen hingewiesen wor‐
den. Er habe sich schließlich auch nicht mehr die Zeit genommen, abzuwarten, ob denn das kostbare, schwer brennbare Papier wirklich von den Flammen erfaßt und verzehrt worden sei, sondern das Angebot eines Wehrmachtsoffiziers, der ihn auf dem schnellsten Wege aus Berlin herausbringen wollte, angenommen. Folgt man dieser Schilderung Ottes, so ist es gut denkbar, daß überhaupt nur ein kleiner Teil der Zweitschrift vernichtet oder verbrannt, der größere Teil unbeschädigt zurückgelassen wurde. Die Papierüberlieferungen nach Kriegsende Das „Goldschwamm“­Fragment – die westdeutsche Überlieferung Nach der Besetzung Berlins entgingen die maschinenschriftlichen Goebbels‐Tagebücher der Aufmerksamkeit der sowjetischen Besatzer. Das herrenlose Material stand längere Zeit der Ausplünderung oder zufälligen „Verramschung“ offen. Im „Führerbunker“ hatten Personen, die dort in den ersten Wochen nach dem Waffenstillstand zu Aufräumungsarbeiten ver‐
pflichtet worden waren, ungehinderten Zugang zu den im April dorthin gebrachten Alumi‐
niumkisten mit den Tagebuch‐Diktaten. Eine von ihnen, Else Goldschwamm, nahm sich, wie sie später berichtete, aus einer der mattgrauen, inzwischen geöffneten Offizierskisten89 ein Bündel (mit 500 Blatt) und überließ es Jahre später dem Institut für Zeitgeschichte. Dieses „Goldschwamm“‐Fragment (umfassend die Erstschrift der maschinenschriftlichen Tage‐
bucheintragungen für die Tage von 23.9.‐30.9.1942 und 15.2.‐23.2.1943 mit einem Befragung Richard Otte am 21.7.1987.
„Goldschwamm“‐Fragment, Original‐Tagebuch von Joseph Goebbels aus den Jahren 1942/1943, IfZ‐Archiv, ED 83/1‐2.
88
89
größeren Fragment von 62 Blatt vom 25.6.1943), seit 1961 im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, gehört zu den wichtigsten Beweisstücken, auf denen die Rekonstruktion der Überlieferungsgeschichte fußt. Hier ist zunächst festzuhalten, daß es sich um drei Frag‐
mente aus sehr verschiedenen Zeiträumen handelt, das heißt sie mußten aufgrund entsprechender Umfangberechnungen90 in verschiedenen Offizierskisten gelegen haben, wenngleich sich Else Goldschwamm nur an eine geöffnete Kiste erinnern konnte, wie sie es auch in ihrem Angebotsschreiben an das Institut für Zeitgeschichte schilderte: „Ich selbst bin seit 1945 im Besitz eines kleinen Teiles des Original‐Kriegstagebuches von Joseph Goebbels [...]. Ich bin auf abenteuerliche Weise dazu gekommen, indem ich als Berlinerin, die den ganzen Krieg und also auch das Kriegsende hier erlebt hat, nach Beendigung der Kampfhandlungen zu Aufräumungsarbeiten im sogenannten Führerbunker auf dem Gelände der Reichskanzlei eingesetzt war. Dort lagerte – was inzwischen sicherlich erwiesen ist – das Gesamtmaterial dieses Tagebuches in ca. 12 großen Kisten, seinerzeit wohl noch nicht richtig von den Russen erkannt. Eine Kiste war erbrochen, und wir, die wir täglich zum Einsatz dorthin mußten, haben uns Bruchstücke im Rucksack, versteckt unter Brennholz, mit nach Haus genommen, zumal wir ja beim Betreten und Verlassen des Geländes von den Russen kontrolliert wurden.“91 Daraus läßt sich unschwer der Schluß ziehen: So wie Frau Goldschwamm zumindest dreimal einen Teil des Tagebuch‐Originals wegtrug, denn nur so lassen sich die zeitlich dispersen Fragmente erklären, so taten es ihr vermutlich andere gleich. Kurz: das maschinenschriftliche Tagebuch von Goebbels aus den Jahren 1941–1945 wurde unter der Aufsicht und Kontrolle der russischen Besatzungsmacht, die andernorts die größten Anstrengungen unternahm, um in den Besitz von Beweismaterial für die Pro‐
zesse gegen die Naziverbrecher zu gelangen, zerstückelt und in einzelne Wohnungen bzw. Orte der Verwahrung fortgetragen. Else Goldschwamm berichtete dem Institut, daß zu den Aufräumungsarbeiten im „Führerbunker“ der Reichskanzlei damals eine bunt zusammen‐
gewürfelte Gruppe von Personen herangezogen worden sei, die sich danach „wieder in alle Winde zerstreut“ hätten,92 und mit ihnen, so läßt sich hinzufügen, das diktierte Tagebuch von Joseph Goebbels.93 Nach Aussage von Richard Otte schichtete er in eine Offizierskiste den Inhalt von jeweils vier Leitzordnern á 500 Blatt, so daß eine Kiste jeweils etwa 2000 Blatt enthielt. Die Leitzordner hätten nicht hineingepaßt, deshalb entnahm Otte, wie er berichtete, die Blätter den Aktenordnern und bündelte sie mit einem durch die Lochungen gezogenen Bindfaden.
91
Schreiben Else Goldschwamm vom 28.3.1961. Sie hatte seinerzeit das Angebot an das Institut für Zeitgeschichte gerichtet, weil sie von der IfZ‐Veröffentlichung des Goebbels‐Tagebuch‐Fragmentes von 1925/26 aus der „Welt“ vom 22.3.1961 erfahren hatte.
92
Schreiben Else Goldschwamm vom 13.7.1961.
93
Else Goldschwamm, die viele Jahre als Vorstandssekretärin beim Ullstein Verlag tätig war (Schreiben vom 16.11.1987), teilte mit, daß man auch Bücher, vor allem mit Autorenwidmungen mitnahm, denn „in dem Bunkerchaos fanden sich u. a. auch Berge von Büchern und Briefe ‚an den Führer’ von Prominenten aus der Politik, von Künstlern, Schriftstellern etc. Leider war es unmöglich, sich damit näher zu befassen. Es gab ja kein Licht außer Kerzen, die auch nur spärlich zur Verfügung standen.“ (Schreiben vom 5.9.1988). In demselben Schreiben resümierte Else Goldschwamm über ihre Rolle wie folgt: „Was ich bis heute aufs tiefste bedaure ist, daß man als ganz kleines unbedeutendes Rädchen durch einen puren Zufall so nahe an einer außerordentlichen Quelle für die Geschichtsfindung war und so wenig daraus machen konnte.“
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13 handschriftliche Kladden – eine russische Überlieferung 1 handschriftliche Kladde – eine amerikanische Überlieferung Ein untrügliches Indiz für die Auffindung großer Teile der handschriftlichen Tagebücher liefert schon in den sechziger Jahren ein Bericht der sowjetischen Publizistin Jelena Rshewskaja, die 1945 mit einem Team nach Berlin geschickt worden war, um die Überreste der Leichen von Hitler und Goebbels im „Führerbunker“ zu identifizieren und sicher‐
zustellen. Sie stieß unmittelbar nach Kriegsende auf eine Menge von Dokumenten und berichtete in ihrem in Ost‐Berlin erschienenen Buch darüber: „Einer unserer bedeut‐
samsten Funde waren die Goebbels‐Tagebücher, ein Dutzend dicke Hefte, gedrängt mit steilen Buchstaben beschrieben, die eng aufeinandersitzen – schwer zu lesen. Die ersten Hefte bezogen sich auf das Jahr 1932, als die Faschisten noch nicht an der Macht waren, das letzte endete Mitte 1941. Es verdroß mich, daß ich mir nicht gleich diese schwer lesbaren Tagebücher vornehmen konnte [...]. Uns aber fehlte jede Minute, denn vor uns stand unaufschiebbar die Aufgabe, herauszufinden, was mit Hitler geschehen war, und ihn zu suchen. Wir sichteten die Dokumente, ich schrieb eine kurze Inhaltsangabe, und dann wurden sie weggeschickt, an den Stab der Front.“94 In Goebbels’ Zimmer im „Führerbunker“ seien außer den Tagebüchern auch noch zahlreiche persönliche Papiere seiner Frau, Dreh‐
bücher verschiedener Autoren, eine Mappe mit Schriftstücken etc. geschrieben auf einer Schreibmaschine mit großen Buchstaben, gefunden worden. Sie sei schier erstickt in der Unmenge von Dokumenten schrieb Rshewskaja, sie verlor jedoch kein Wort über maschinenschriftliche Tagebücher oder Glasplatten. Ihr Bericht spiegelt aber ziemlich deut‐
lich die wenig professionelle Improvisation bei der Sichtung der Materialien. Da es sich als beschwerlich herausgestellt habe, in dem Bunker zu arbeiten, habe man die Sortierung in einen Saal der Reichskanzlei verlegt. Dorthin schleppten sowjetische „Aufklärer“ die in Säcken zusammengesammelten losen Schriftstücke und „schütteten sie aus den Säcken auf den Prunkboden“ der Reichskanzlei. Allein schon die Angabe Jelena Rshewskajas, das letzte der handschriftlichen Tagebücher ende Mitte 1941, das wußte im Jahre 1967 sonst niemand im Lager der ehemaligen Kriegs‐
gegner Deutschlands, sichert ihrer Darstellung den Ausweis der Authentizität. Was sie über den weiteren Verbleib der aufgefundenen Kladden schreibt („und dann wurden sie weg‐
geschickt an den Stab der Front“), war buchstäblich das letzte, was wir über lange Zeit hinweg darüber wußten. Aufgrund dieses an den Frontstab gerichteten Berichts Rshewskajas dürften schnell auch hochgestellte sowjetische Organe und Amtspersonen mit historischem Bewußtsein auf diese exzeptionelle Quelle aufmerksam gemacht worden sein. Die interessantesten Passagen wurden für Stalin übersetzt, der sich aber, wie Lew Besymenskij zu berichten wußte, von ihr enttäuscht zeigte. Im September 1947 übergab das Ministerium für Staatssicherheit der UdSSR die 13 Tagebücher von Joseph Goebbels der Archivverwaltung des Außen‐
ministeriums der UdSSR. Von dort gelangten sie am 31. Juli 1992 an das sogenannte 94
Jelena Rshewskaja, Hitlers Ende ohne Mythos, Ost‐Berlin 1967, S. 28.
Sonderarchiv des Rosarchivs (den Staatlichen Archivdienst Rußlands).95 Am Tag der tat‐
sächlichen Übergabe konnten sie von der Herausgeberin eingesehen werden. Sie werden heute noch dort verwahrt und sind in dem einschlägigen Repertorium verzeichnet. Zumindest eine Tagebuch‐Kladde muß Jelena Rshewskajas Aufmerksamkeit entgangen sein, denn nach der sowjetischen Beschlagnahme konnte noch eine der insgesamt 23 Kladden, das Elberfelder Tagebuch von 1925/26, in amerikanische Hände fallen. Der Anwalt bei der „Overseas Mission“ des amerikanischen Justizministeriums, Dr. Kurt Frank Korf, der im Februar 1948 zur Aufklärung der Herkunft und der Verwertungsrechte der von Lochner bearbeiteten Goebbels‐Tagebücher vom Pentagon nach Berlin entsandt worden war, berichtete darüber in einem Schreiben an die Herausgeberin: „Ich erfuhr zum ersten Mal von dieser Art Tagebüchern von Daniel W. Montenegro, amerikanischer Vize‐Konsul in Berlin, als ich mit ihm am 3. März 1948 in Berlin sprach. Er sagte mir, daß er im November 1945, als er noch im amerikanischen Heer diente, dicht am Führerbunker zwei Büchlein fand. Die Bücher waren feucht von der Erde und dem Wetter. Er öffnete sie und fand hand‐
geschriebene Einträge, die fast unleserlich waren. Er gab sie Hauptmann Schepsis für die Dokumentensammlung der Abteilung G‐2, Berlin Command, der ich zufällig zur gleichen Zeit zugestellt war. Soweit ich 1948 feststellen konnte, wurde eines der beiden Büchlein, zusammen mit den maschinenschriftlichen Seiten, 1947 an die Hoover Institution weiter‐
gegeben. Was aus dem zweiten Buch geworden ist, weiß ich nicht.“96 Bevor die eine Kladde, das sogenannte Elberfelder Tagebuch, dorthin gelangte, war sie in die Hände eines CIC‐Agenten, William F. Heimlich, gefallen. Dieser versuchte zunächst ganz offensichtlich, kommerziellen Gewinn aus dem Goebbels‐Tagebuch zu schlagen, was sich unschwer aus seinen widersprüchlichen Aussagen ergibt. Er behauptete nämlich, dieses handschriftliche Tagebuch und eine ganze Reihe anderer Goebbels‐Papiere an den verschie‐
densten Orten unter anderen auch im „Führerbunker“ persönlich gefunden zu haben. Dieses Tagebuch von 1925/26, so wußte er zu berichten, soll einem Journalisten gegeben worden sein, an dessen Namen er sich nicht erinnern könne. Er stellte in strikte Abrede, dies selbst getan zu haben. Er habe es auch nicht, wie er betonte, an den bekannten Journa‐
listen und Freund Louis P. Lochner weitergereicht. Sein Chef, Colonel Peter P. Rodes, Director of Intelligence, OMGUS, der Heimlich vom ersten Augenblick an nicht über den Weg getraut hatte, berichtete hingegen, von Heimlich höchstpersönlich informiert worden zu sein, daß er das handschriftliche Tagebuch 1925/26 Expräsident Hoover im Februar 1947 übergeben habe. Zum gleichen Zeitpunkt habe er einem Begleiter von Hoover, Frank P. Mason, noch weitere Tagebuchblätter überreicht. Sie seien aber allesamt ohne Bedeutung und er könne ihm gelegentlich eine Kopie davon geben. Doch eine Kopie, bemerkte der Geheimdienstchef lapidar, traf nie ein.97 Schreiben Wladimir P. Tarasow vom 25.4.2002. In groben Zügen bestätigt durch Schreiben von Wladimir I. Karatajev vom 22.11.2005.
96
Bericht Dr. Kurt Frank Korf „Die zweierlei Tagebücher von Paul Joseph Goebbels“ vom 11.7.1987.
97
Hier v. a. Korf Papers, von Frank Korf persönlich für das Projekt erhalten am 5.10.1988; Befragung William F. Heimlich GD 23, S. 22‐27; Befragung Daniel W. Montenegro GD 24; Befragung Peter P. Rodes vom 95
Unabhängig von solch irreführenden Aussagen bleibt die Tatsache unverrückbar, daß die beiden unterschiedlichen Teile des Tagebuchs, das handgeschriebene aus den Jahren 1925/26 und das diktierte aus den Jahren 1942/43, letztlich mit demselben Flugzeug im Februar 1947 die USA erreichten, dort aber vorerst verschiedene Wege nahmen, um schließlich in demselben Archiv der Hoover Institution zu landen. Auf die Überlieferungs‐
geschichte des letztgenannten Tagebuchteiles soll im folgenden ausnahmsweise ein näherer Blick geworfen werden, um wenigstens an einem einzigen Beispiel sozusagen pars pro toto zu zeigen, wie kompliziert und mitunter verworren die Überlieferungs‐ und Beschaffungsgeschichte eines Teils des in der gesamten Welt verstreuten Tagebuchs ver‐
laufen ist. Diese zeigt auch auf exemplarische Weise, wie diejenigen, die eine Chance sahen, an Goebbels‐Tagebücher heranzukommen, dazu neigten, normabweichendes Verhalten an den Tag zu legen. Das „Altpapier“ – eine amerikanische Überlieferung Ein Teil der Tagebuch‐Überlieferung, 6 903 Blatt, fand sich Ende 1946 in einem Berg von Altpapier im ehemaligen Reichsverkehrsministerium und wurde, wie noch zu schildern sein wird, von einem deutschen Altpapierhändler einem Amerikaner übergeben. Das war die erste und umfänglichste Entdeckung von Goebbels‐Tagebüchern, die schon bald nach Kriegsende bekannt wurde. Die damals aufgefundenen Papiere liegen heute in der Hoover Institution on War, Revolution and Peace, Stanford University, in den USA und bildeten die Grundlage der 1948 im Doubleday Verlag (USA) von Louis P. Lochner herausgebrachten Auszugsedition. Über die Herkunft des Materials aus den Jahren 1942/43 haben der Herausgeber und der Doubleday Verlag seiner Zeit eher irreführende und vernebelnde als exakte Angaben gemacht.98 Aufschlußreicher sind die Befragungen und der abschließende Bericht über die Untersuchung des Vorganges, der aus Anlaß der unautorisierten Doubleday‐Veröffent‐
lichung 1948 von einer deswegen nach Berlin entsandten Kommission verfaßt wurde.99 Sie fand heraus: Was sich anfangs wie eine Burleske abspielte, endete bald in zähem Kampf um vermeintlich schnelles Geld und schnellen Ruhm in einer Tragödie. Letztlich gingen alle Protagonisten leer aus, bedauerlich bleibt, daß keiner der Beteiligten den Wert der Quelle wirklich erkannt hatte. 10.11.1947, GD 5. Ein Großteil der Korf Papers liegt auch in der Hoover Institution, Stanford University, Palo Alto, und in den National Archives (NA), College Park.
98
Louis P. Lochner, a. a. O., Vorwort des Verlegers und Einleitung des Herausgebers.
99
Telegramme McGrath Berlin an Alprop Washington vom 21. u. 25.2.1948, NA, RG 165, CAD 073 und RG 260/OMGUS, B 27, 213‐1, Februar/März 1948. Diese Bestände sind inzwischen umsigniert worden. Ein Versuch, die Akten in den National Archives mit der neuen Signatur zu finden, scheiterte, obwohl das zuständige Personal sich redlich Mühe gegeben hat. Im folgenden generell NA, NNO 160/83, RG 165, CAD 073; Herbert Hoover Institution, Stanford University, Palo Alto; Herbert Hoover Presidential Library, West Branch (vor allem die Frank Mason Papers: Goebbels Diaries, Correspondence) und die „Korf Papers“ aus dem Privatbesitz von Kurt Frank Korf, hier v. a. Office Memorandum, United States Government vom 21.9.1948.
Wie oben im Falle von Else Goldschwamm erwähnt, überließen die Russen Aufräum‐
arbeiten in ihrem Sektor den Deutschen. Im Berliner Regierungsviertel mußten Tonnen von Akten beseitigt werden. Im Zuge solcher Räumungsaktionen kaufte der Berliner Altpapier‐
händler Robert Breier (in den Akten manchmal auch Breyer geschrieben) im Oktober 1946 von einem deutschen Beamten im ehemaligen Reichsverkehrsministerium 6420 Kilogramm dort herumliegende Akten nach einer Rechnung vom 1. November 1946 für 176 Reichs‐
mark und 28 Pfennig. In dem Altpapier, das zur Papiermühle transportiert werden sollte, fielen dem Händler Blätter wertvollen Papiers auf. Er sortierte diese etwa 7000 mit Maschine beschriebenen Blätter aus dem Papiermüll heraus und zeigte sie seinen Ver‐
wandten Erwin Richter und Paul Hermann. Diese schöpften den Verdacht, die Dokumente könnten aus dem Goebbels‐Tagebuch stammen und entschieden, sie irgendwelchen Ameri‐
kanern anzubieten. Unter Erwin Richters Bekannten befand sich Alice Kapp, die mit einem amerikanischen Sergeanten namens Harry H. Janssen verlobt war und infolgedessen für eine Vermittlung geeignet schien. In der Wohnung ihres Vaters Georg Kapp zeigte sie ihrem Verlobten einige Blatt aus dem Tagebuch. Janssen, der als Untergebener von dem oben genannten CIC‐Angehörigen William F. Heimlich politische Befragungen durchführte und durch ihn bereits von der Existenz eines Goebbels‐Tagebuches erfahren hatte, fand die nötigen Kriterien – lose großformatige Blätter aus bestem Papier, beschrieben mit großen Lettern – bei den Papieren, die Alice Kapp ihm vorlegte, erfüllt. Er berichtete umgehend W. Heimlich über seine Entdeckung. Dieser veranlaßte sofort ein Treffen, das in Erwin Richters Wohnung stattfand. Der Wichtigkeit des Verhandlungsgegenstandes angemessen, trafen sich an einem Novembertag des Jahres 1946 sämtliche Beteiligten mit Ausnahme des Alt‐
papierhändlers Breier. Janssen fungierte als Dolmetscher zwischen Heimlich und den Deut‐
schen. Wenn diese in ihren späteren Befragungen den Gedanken an Geschäftemacherei mit dem Tagebuch auch weit von sich wiesen, so wurde doch klar, daß sie ihre Dienste anfänglich vergolten wissen wollten. Die Rede war von angeblich 150 000 Mark. Der Betrag erschien Heimlich so unverschämt hoch, daß er den Deutschen drohte, die Militärpolizei einzuschalten. Unter diesen Bedingungen einigte man sich schnell auf Zigaretten, der damals zweiten gültigen Währung; eine Stange kostete 1 000 Reichsmark. Ein, zwei Tage später brachte Paul Hermann und nicht Robert Breier die Tagebücher in das Büro von Heimlich, der ihn allein – ohne Augenzeugen – empfing. Nach Prüfung des Materials händigte Heimlich ihm zwei große Umschläge aus, die vier bis acht Stangen und mehrere Packungen Zigaretten enthielten. Davon sollte jeder der Beteiligten abschließend seinen Anteil erhalten. Heimlich wünschte eine Bestätigung von Breier über die Rechtmäßigkeit des Ankaufs, die Erwin Richter beibrachte. So hatte jeder seinen Teil zu dem Deal geleistet. Die einzelnen, voneinander unabhängigen Befragungen der Deutschen und Janssens waren in sich stimmig. Aus ihnen ergab sich mit nur kleinen Abweichungen der oben geschilderte Vorgang. Ganz anders lag der Fall bei den verschiedenen Befragungen Heimlichs. Ihm zufolge unterschrieb Breier am 25. November 1946 in seinem Büro eine Erklärung, daß er die Papiere rechtmäßig als Altpapier erworben und wegen ihrer offensichtlichen Bedeu‐
tung der amerikanischen Dienststelle zur Verfügung gestellt habe.100 Heimlich versuchte 100
NA, RG 260/OMGUS, B 27, 213‐1, 31, Februar/März 1948; inzwischen umsigniert, siehe vorstehende Anm.
anfänglich, die Situation so darzustellen, als hätte er nur mit Breier zu tun gehabt, der ihm die Tagebücher mehr oder weniger als Geschenk vermacht hätte. Infolgedessen versuchte er den Eindruck zu erwecken als befänden sich die Tagebücher in seinem privaten Besitz. Anfangs gab er folgende Geschichte zum besten: Nachts habe er einen Anruf von einer seiner „Quellen“ erhalten. Er sei sofort mitten in der Nacht dem Hinweis gefolgt und zu einer Papiermühle gefahren. Dort habe er Tonnen von Material vorgefunden, das zur Vernichtung bereitstand. Er aber habe darin die Tagebücher erkannt und gerade noch rechtzeitig herausgeholt und in Sicherheit, das heißt in sein Büro, gebracht. Diese Ge‐
schichte erzählte er verschiedenen Personen, ließ aber niemals ein Wort über Janssen fallen, der die Tagebücher identifiziert und ihn, quasi auf dem Dienstweg, benachrichtigt hatte. Es fiel auch kein Wort über die anderen Beteiligten. In späteren Befragungen und auf Vorhaltungen hin änderte er seine Aussagen, wodurch sich das Bild über den Hergang zwangsläufig modifizierte. In den ersten Befragungen behauptete Heimlich ferner, er habe sich damals an den Direktor des Berlin Document Centers, Hans Heim, gewandt. In Abwesenheit Heims soll dessen Stell‐
vertreter einen Mitarbeiter zu Heimlich geschickt haben, der die Papiere geprüft haben soll. Dieser habe nach kurzer Einsicht sein Desinteresse erklärt. Doch es stellte sich später heraus, daß das Berlin Document Center in der fraglichen Zeit über seine hauptsächliche Aufgabe, die Beschaffung von Nazi‐Dokumenten, ein Tagebuch geführt hatte. Es enthielt keinen Eintrag über Goebbels‐Tagebücher.101 Die Befragungskommission stellte fest, entweder habe Heimlich ein schlechtes Gedächtnis oder gute Gründe, nicht die volle Wahr‐
heit über die Beschaffung der Tagebücher zu sagen.102 Sämtliche Retuschen, die er an der Rekonstruktion des Ablaufs, wie er die Tagebücher in die Hände bekommen haben wollte, dienten ausschließlich dem Zweck, den Eindruck zu erwecken, sie seien in seine privaten Hände gelangt. Einige der Schritte, die er nach dem Erwerb der Tagebücher unternahm, deuten darauf hin, daß er inzwischen die Tagebücher tatsächlich als seinen persönlichen Besitz betrachtete. Dafür spricht unter anderem, daß Heimlich das Nächstliegende unterließ, nämlich die Tage‐
bücher der amerikanischen Militärregierung zu übergeben. Er bot sie auch nicht, was der direkte Weg gewesen wäre, dem regulären EUCOM (U.S. European Command) Document Center in Frankfurt an. Wie seine Aussagen belegen, hatte er nicht im Entferntesten daran gedacht. Er behauptete in einem Interview vom Februar 1948, die Papiere hätten drei Mo‐
nate lang auf seinem Schreibtisch gelegen und Staub angesetzt, keine der mindestens 50 Personen, die sich die Tagebücher angesehen hätten, habe aber auch nur das mindeste Interesse gezeigt.103 Die Untersuchungskommission fand aber heraus, daß unter den vielen dort ein‐ und ausgehenden Amtspersonen keine einzige herumliegende Goebbels‐Tage‐
bücher gesehen hatte. Befragung Kurt Rosenow vom 5.3.1948. Das Tagebuch, das sie „target Journal“ nannten, umfaßt die Zeit vom 27.8.1945 bis 5.2.1947.
102
Korf Papers, Office Memorandum, United States Government, 21.9.1948, p. 9.
103
Korf Papers, Interview William Heimlich vom 16.3.1948.
101
Wahrscheinlich hatten die Tagebücher aber auch gar nicht so leicht einsehbar auf Heimlichs Schreibtisch gelegen. Will man einer Sekretärin namens Eva Maria Boas glauben, so hatte sie zwei Monate lang auf Wunsch von Heimlich außerhalb ihrer normalen Dienstzeit, abends und sonntags, begonnen, Tagebucheintragungen zu übersetzen.104 Nach circa 30 übersetzten Einträgen beendete Heimlich den Auftrag mit dem Bemerken, er habe jetzt eine gute Gelegenheit, die Tagebücher sicher in die Vereinigten Staaten zu bringen und ent‐
lohnte sie mit 800 Mark und ein paar Päckchen Zigaretten. Die Schlußfolgerung liegt auf der Hand: Hätte Heimlich die Tagebücher als Eigentum der Regierung betrachtet, hätte er die Arbeit des Sortierens und Übersetzens Regierungsangestellte in ihrer regulären Arbeitszeit machen lassen anstelle außerhalb der Bürozeiten ein Arrangement zu treffen und die Arbeit aus eigener Tasche zu zahlen. Kurz darauf, im Februar 1947, traf die „Presidential Food Investigation Mission“ unter Füh‐
rung von Expräsident Herbert Hoover in Berlin ein. In Hoovers Begleitung befanden sich der Eigentümer eines kleines Verlages, der ehemals der US‐Botschaft in Berlin angehört hatte, Frank Mason, sowie Louis P. Lochner, der ehemalige Chef des Nachrichtenbüros Associated Press in Berlin, und Hugh Gibson vom renommierten Verlag Doubleday & Company. Nach ihrer Ankunft am 6. Februar 1947 wurden sie im Gästehaus von General Lucius D. Clay „Am Hirschsprung“ untergebracht. Noch an demselben Abend suchte Mason William Heimlich auf, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband. Sie hatten an derselben Universität studiert und gemeinsame Jahre sowohl in der National Broadcasting Company als auch im Geheimdienst der US‐Armee verbracht. Mason wurde nach dem Ersten Weltkrieg Chef des Geheimdienstes (Head of Intelligence) in Berlin, und Heimlich folgte ihm in eine vergleichbare Position nach dem Zweiten Weltkrieg. Heimlich erzählte seine persönliche Version, wie er in den Besitz der Goebbels‐Papiere gekommen sei, und Mason überlegte, ob man aufgrund dessen eine kleine Geschichte für ein Magazin oder viel‐
leicht sogar ein ganzes Buch in seinem eigenen Verlag „Fireside Press“ herausbringen könnte. Zwei Tage vor der Abreise der Hoover‐Mission besuchte Mason nochmals seinen Freund Heimlich, wobei sie wieder auf die Tagebücher zu sprechen kamen. Mason riet zu einer persönlichen Übergabe an H. Hoover,105 da die Hoover Library, wie allgemein be‐
kannt, Dokumente mit besonderen Publikationsrechten übernehmen würde. Dies bestätigte auch Daniel Lerner, Repräsentant der Hoover Library in Deutschland. Mason ließ H. Hoover wissen, daß der ehemalige CIC‐Agent und jetzige Zivilbeamte in der Militärregierung William Heimlich im Besitz von Goebbels‐Tagebüchern sei. Tags darauf, am 19. Februar 1947, wurde Heimlich zum Lunch in das Gästehaus von General Clay „Am Hirschsprung“ gebeten, wo er Hoover seinen Fund präsentierte. Dies geschah im Beisein Korf Papers, Interrogation Eva Maria Boas vom 9.3.1948.
Wie erwähnt hatte Frank Korf von seinem Justizministerium den Auftrag erhalten, die Urheberrechtsfrage an den Lochner‐Goebbels‐Tagebüchern zu klären. Das Pikante lag darin, daß Korf im Laufe seiner Untersuchungen auf seinen früheren Chef, Oberst William F. Heimlich, stieß. Aufgrund ihrer früheren Bekanntschaft (Oktober bis November 1945 in Berlin) soll Heimlich ihm erzählt haben, wie er versucht habe, die Tagebücher in schmutziger Unterwäsche in die USA zu schleusen, die Sendung sei aber abgefangen worden. So soll die Idee entstanden sein, die Tagebücher anläßlich eines offiziellen Dinners Herbert Hoover als Donation zu überreichen. So konnten die Tagebücher im Diplomatengepäck in die USA gelangen.
104
105
weiterer Gäste, darunter Generalmajor Burress, Hugh Gibson, Louis P. Lochner und Daniel Lerner. Nach Darstellung Hoovers habe er bewußt danach gefragt, ob bei der Aneignung der Goebbels‐Tagebücher alles mit rechten Dingen zugegangen sei, was Heimlich mit aller Bestimmtheit versicherte. Hoover fügte bei seiner Vernehmung erklärend hinzu, er habe diese Frage gestellt, weil er sich von den anwesenden Offizieren sofortige Klärung eventuell auftauchender Probleme versprochen habe. Überdies hätte bei juristischen Zweifelsfragen die mit deutschen Handbüchern gut bestückte Bibliothek des Gästehauses von General Clay gleich zu Rate gezogen werden können. Das alles schien ihnen aber nicht nötig zu sein, und Heimlich überließ Hoover das Goebbels‐Tagebuch zu Studienzwecken für die Hoover Library, wie er in einer seiner Befragungen betonte. Doch so selbstlos und wissenschafts‐
dienlich, wie es den Anschein erwecken sollte, war dieses Geschenk nicht. Herbert Hoover diktierte noch am darauf folgenden Tag, dem 20. Februar 1947, nach Absprache mit Daniel Lerner einen Brief an Heimlich, in dem er ihm nicht nur dankte, sondern ihm die Publi‐
kationsrechte an den Goebbels‐Tagebüchern für volle drei Jahre, vom Datum dieses Briefes an, zusicherte. Ohne schriftliche Erlaubnis des CIC‐Agenten Heimlich, so betonte Hoover in dem Schreiben, würde niemand in dieser Periode Zugang zu den Materialien erhalten.106 Am 20. Februar 1947 verließ die Hoover‐Delegation „Food Commission“ Berlin mit dem Flugzeug. Mit ihr an Bord befanden sich die 6903 Originalblatt aus dem maschinen‐
schriftlichen Tagebuch des Joseph Goebbels von 1942 und 1943 sowie sein handschriftlich geführtes Tagebuch von 1925/1926, das sogenannte Elberfelder Tagebuch. Die Goebbels‐
Tagebücher, die im Beisein General Clays in Hoovers Flugzeug verbracht wurden, sollten bald beiden noch Kopfschmerzen bereiten. Wenn auch nicht so recht verständlich ist, was Publizisten und Journalisten mit großen Deutschland‐Kenntnissen und noch größerem Interesse an deutschen Dokumenten aus‐
gerechnet in einer „Food Investigation Mission“ zu suchen haben, so lag der Fall bei Daniel Lerner, Mitglied der „Library of Congress Mission, S‐2, Berlin Command“, anders.107 Er besaß die ausdrückliche Erlaubnis der Militärregierung, nach Dokumenten der Besiegten, den sogenannten Trophäen, Ausschau zu halten. Seine Berichte geben einen guten Einblick, wonach hauptsächlich gesucht wurde. So existierten unter anderem Prioritätenlisten, anhand derer Daniel Lerner eine eifrige Reisetätigkeit entfaltete. Er eilte in schneller Folge nach Greifswald, Hamburg, Stuttgart, Wien, Rom, Paris, London und Berlin. Die erworbenen oder, wie er schrieb, „erbeuteten“ Dokumente umfaßten komplette Aktenbestände wie zum Beispiel den der Reichskulturkammer von Hans Hinkel (aus Berlin) bis zur vollständigen Sammlung der Berichte vom Komitee Freies Deutschland in Moskau (aus Heidelberg). Zur Übergabe der Goebbels‐Tagebücher an seinen Chef Herbert Hoover notierte er, die darin fehlenden Einträge besitze einer seiner Freunde, der sich in London aufhalte.108 Nun besitze er ein gutes Argument, ihn zur Überlassung dieses Goebbels‐Tagebuch‐Teils zu drängen, zumal sowohl Hugh Gibson als auch Frank Mason daran interessiert seien. Mit Schreiben vom 21. Februar 1947 signalisierte ihm sein „Chairman“ Professor H. H. Fischer, er möge Herbert Hoover Institution, Palo Alto, Schreiben Herbert Hoover vom 20.2.1947.
Folgendes nach Herbert Hoover Presidential Library, West Branch, Collection Lerner.
108
Herbert Hoover Presidential Library, West Branch, Collection Lerner, Report 19, 9.2.1947, p. 4.
106
107
seinem „Freund“ für die Goebbels‐Tagebücher 200 Dollar offerieren. Dieses finanzielle Angebot erreichte Lerner vor der jetzt zu schildernden Aktion nicht mehr, weil er mit seinem Chef Herbert Hoover nach der Übergabe der 6903 Blatt Tagebuch durch Heimlich noch an demselben Tag nach London geflogen war. Zur Übergabe unter dem Vorbehalt der kommerziellen Auswertung bemerkte Lerner inte‐
ressanterweise in seinem 21. Bericht vom 23. Februar 1947, daß Mason ihn über die stillschweigende Übereinkunft in Kenntnis gesetzt hatte, er werde zunächst versuchen, die Tagebücher bei einem gut zahlenden Magazin, wie zum Beispiel Hearst, unterzubringen und sie danach der Hoover Library überreichen. In London hatte er als Unterkunft das vornehme „Claridge Hotel“ gewählt, weil er so, wie er naiv offen oder jungenhaft frisch berichtete, seine Rolle als lässige VIP‐Person leichter spielen konnte. Diese Taktik, so Lerner bedeutungsvoll erklärend, habe sich reichlich gelohnt, habe sie doch entscheidend dazu beigetragen, den Rest der Goebbels‐Tagebücher und weiteres Dokumentenmaterial kostenlos zu erwerben. Die nun folgende Geschichte „seiner“ Erwerbung fiel überaus wortreich aus, wofür er sogar um Nachsicht bat, aber er glaubte, das sei der beste Schutz, irgendwelchen Mißverständ‐
nissen vorzubeugen. Am Tag seiner Ankunft also, am 20. Februar abends, bat Lerner seinen Freund E. G. Kingsley telefonisch, am nächsten Morgen mit den Unterlagen ins „Claridge“ zu kommen, er habe ihm in bezug auf die Goebbels‐Tagebücher einen Vorschlag zu machen, der allen interessierten Parteien von Nutzen sein könnte. Anschließend besprach er die Sache mit Mason und bedeutete ihm, er beabsichtige mit seinem Freund Kingsley dasselbe Arrangement zu treffen, wie er es bei seinem Freund Heimlich erreicht habe. Umständlich erklärte er, es sei ihm klar, er habe das Arrangement zu aller Zufriedenheit zu treffen, vor allem auch im Hinblick auf weitere Geschäfte mit Mason. Als am folgenden Morgen sein Freund Kingsley mit den Goebbels‐Tagebuchblättern im „Claridge“ erschien, teilte er mit, er habe diese eben von der Nachrichtenagentur Reuters abgeholt, die ihm 100 Pfund für die Exklusivrechte zur Publikation angeboten hätten. Lerner war völlig überrascht. Kingsley hatte seiner Ansicht nach vorher nie versucht, das Goebbels‐Tagebuch zu verkaufen, und Lerner erwiderte, Kingsley solle es sofort zurückbringen, weil er an Maschinegeschrie‐
benem kein Interesse hätte, was demnächst in der Zeitung zu lesen sei. Kingsley bedauerte, dies ginge nicht, Reuters sei über seinen Rückgabewunsch so verärgert gewesen, daß Reuters mit ihm nichts mehr zu tun haben wolle. Hier spürte wohl auch Lerner, daß die Geschichte seines „Freundes“ sich am Rande jeglicher Glaubwürdigkeit bewegte, und er schob in Klammern dazwischen, er sei überzeugt, und sein Briefpartner werde es auch sein, wenn er deren Ausgang gelesen haben werde, daß die Geschichte wahr sei. Lerner betonte, er könnte nicht die Verantwortung übernehmen, daß sein Freund um seinen Gewinn ge‐
bracht werde, insbesondere weil er keine Möglichkeit habe, ihm einen finanziellen Aus‐
gleich anzubieten. Kingsleys Antwort besaß Schillersches Format: Er und Lerner, sie beide seien nun mal jene Art Mensch, die sich um Geld wenig kümmerten, dafür Abenteuerlust und Fortschritt auf ihre Fahnen geschrieben hätten. Daher würde er ihm das Tagebuch zu Lerners Bedingungen überlassen. Damit war die Übergabe besiegelt. Noch an demselben Tag ließ Lerner durch einen Mittelsmann vier Dokumentenpakete zu Perrin C. Galpin, dem Präsidenten der New Yorker Abteilung der Hoover Library, trans‐
portieren, darunter die geschenkten Goebbels‐Tagebucheintragungen von Juli‐August 1942, vom 20. Juli und 31. Dezember 1942 sowie vom 2. Januar 1943 und einige undatierte Blätter, mit der Bemerkung: falls Mason dies Material nutzen wollte, müßte er seinem Geber dieselben Bedingungen garantieren wie W. Heimlich, das hieß, Mason sollte ihm denselben Prozentsatz vom Gewinn anbieten. Dies sei um so wichtiger als es sich um eine Bedingung des Geschenkes handele. In jedem Fall aber gehörten die Originale der Hoover Library. Mason reagierte nicht auf das Angebot, den winzigen Teil noch in den großen zu integrieren. Im Oktober 1947 erfuhr die Hoover Library, Lochner habe kein Interesse daran, dieser werde für seine Edition keines der 40 Blätter verwenden. Gegen Ende März 1947 fragte Mason bei Hoover an, ob er etwas einzuwenden hätte, wenn er gewisse Publikationsmöglichkeiten für das Tagebuch, so wie er es William Heimlich versprochen hatte, ausloten würde.109 Hoover machte später geltend, er habe dies selbst‐
verständlich befürwortet in der Annahme, damit der Öffentlichkeit einen Dienst zu erwei‐
sen. Daraufhin befaßte sich Mason erstmals inhaltlich mit den Tagebüchern und fiel in bodenlose Enttäuschung. Staubtrockene Berichte über die militärische Lage und unzu‐
sammenhängende Notate über das, was Goebbels so gerade im Laufe eines Tages in den Sinn gekommen sei, lautete sein Urteil. Dennoch entschloß er sich, dem Beispiel der „New York Herald Tribune“ zu folgen, die Teile des handschriftlichen Notizbuches von Hermann Göring (vom 6. bis einschließlich 14. Juli 1945) veröffentlicht hatte. Von unternehmerischen Dilettantismus bestimmt, plante er, das Material selbst zu übersetzen und für ein oder zwei kleinere Dokumentationen persönlich zusammenzustellen. Er war der festen Überzeugung, die privaten Tagebücher eines der bekanntesten Nazis müßten auf den Markt wie eine Droge wirken. Binnen kurzem wurde er aber eines besseren belehrt. Der Herausgeber Arthur Gordon des „Cosmopolitan Magazine“, dem er das Goebbels‐Tagebuch für 1000 Dollar angeboten hatte, lehnte glatt ab mit dem saloppen Hinweis, das Interesse an solchem Kriegszeug sei erstorben. Dennoch bot Mason die Tagebücher weiterhin feil, doch niemand interessierte sich dafür. Die Übersetzungsarbeit erforderte notgedrungen eine nähere Beschäftigung mit den Texten, was Mason zu der Erkenntnis gelangen ließ, eine nur halbwegs intelligente Über‐
setzung verlange spezielle Kenntnisse des zeitlichen Hintergrundes, alles andere sei eine Illusion. Just in dem Moment, als Mason aufgegeben hatte, erhielt er von einer Zeitung einen Scheck über 250 Dollar, verbunden mit der Erwartung, dafür – wie angeboten – eine Auswahl von Kopien aus dem Tagebuch zugesandt zu bekommen. Frank Mason eilte in einen Copy‐Shop. Bei der Vervielfältigung der Blätter stellte sich aber schnell heraus, daß er bei vier Cents pro Mikrofilmaufnahme und 30 Cents pro Abzug auf eine Summe von 2416,04 Dollar – ohne „city tax“ – gekommen wäre. So hatte sich der Amerikaner das Geschäft nicht vorgestellt. Mason rief den „Sunday Editor“ von der „Chicago Tribune“, A. M. Kennedy, an und erklärte 109
Das folgende basiert auf Korf Papers, Memorandum Frank Mason for Mr. Hoover vom 19.3.1948.
diesem seine heillose Unterschätzung der Kopierungskosten. Mason teilte ihm des weiteren mit, er würde den Scheck zurücksenden, denn er habe sich entschlossen, nicht, wie Kennedy empfohlen hatte, an Kurt G. W. Lüdecke110 als Übersetzer und Herausgeber heranzutreten, sondern Louis P. Lochner um ein paar Seiten Übersetzung zu bitten. Unter der Voraus‐
setzung, daß Lochner einverstanden sei, würde er dann das Lochner‐Manuskript anstelle der Fotokopien schicken. Der Verbindungsmann, der sich erst bei seiner Zeitung rück‐
versichern mußte, signalisierte aber umgehend das Einverständnis der „Chicago Tribune“. Mason sprach in der Sache erstmals am 8. Mai 1947 mit Louis P. Lochner, einem persön‐
lichen Freund, mit dem er in Berlin 1945 beruflich zu tun gehabt hatte. Dieser war mit zahlreichen Aufträgen und Buch‐Projekten beschäftigt und ließ das Tagebuch von Goebbels erst einmal liegen. Als er dann Ende Mai endlich einen Blick in die Tagebücher geworfen hatte, fragte er sich ernsthaft, ob es denn überhaupt möglich sei, Langeweile und Längen aus dem Tagebuch zu eliminieren. Ihm war das Projekt, das ihn unter den NS‐Forschern so berühmt machen sollte, vorerst noch suspekter geworden. Frank Mason verstand es aber, ihn zu überreden. Er lockte ihn mit einigen Angeboten. Zum Beispiel bot er ihm sein Büro von Fireside Press an, auch seine Sekretärin, Fräulein Lucas, die seine Übersetzung sofort in die Schreibmaschine tippen konnte. Für die Unkosten, die bei der Herstellung der Übersetzung entstünden, wollte Mason ebenfalls aufkommen. Mason beteuerte, er habe von William Heimlich Vollmacht erhalten, alles tun zu können, was zu einer Veröffentlichung führe. Er versicherte ihm, einige Zeitschriften‐Artikel würden bei der Sache gewiß heraus‐
springen, den Gewinn würden sie, Lochner als Autor, Heimlich als Rechteinhaber und Mason als Verleger von Fireside Press, untereinander fair aufteilen. Lochner zeigte sich einver‐
standen. Das alles wurde mündlich vereinbart, ein Vertrag über die Goebbels‐Tagebücher zwischen diesen drei Personen hat nie existiert. Inmitten der Sommerhitze stürzte sich Lochner in die Arbeit. Er arbeitete die nächsten nahezu sechs Monate 14 bis 16 Stunden täglich. Tagsüber diktierte er Fräulein Lucas seine Übersetzung in die Schreibmaschine, ohne Pause und so schnell, wie sie eben tippen konnte, nachts traf er die Auswahl aus dem Material. Am Wochenende machte er die für eine möglichst korrekte Übersetzung nötigen Recherchen und dann immer häufiger auch entsprechende Recherchen zu den fälligen Anmerkungen, jede genannte Person mußte überprüft werden und letztendlich stellte er auch Recherchen an zu seiner Einleitung, die eine solche Tagebuch‐Auswahl erfordert. Ein ähnlich hoher Arbeitsaufwand war in den Vereinigten Staaten bis zu diesem Zeitpunkt noch keinem Nationalsozialisten gewidmet worden. Mit einem Rohentwurf der Übersetzung wandte sich Mason wie vereinbart an die „Chicago Tribune“. Als diese ihn aber überraschenderweise ablehnte, dachte Mason an Hugh Gibson, der mit ihm in Begleitung Herbert Hoovers nach Berlin gereist war und der jetzt im Mit diesem Ratschlag wäre beinahe einer der Geliebten von Magda Goebbels (siehe Tagebücher vom 1. und 2.8.1936) zum Herausgeber der Tagebücher von Joseph Goebbels avanciert. Kennedy empfahl offensichtlich abseits von jeder Pikanterie Lüdecke als Herausgeber, weil dieser aufgrund einer Publikation als Kenner Hitlers und seiner Zeit galt. Kurt G. W. Lüdecke, I knew Hitler. The Story of a Nazi Who Escaped The Blood Purge, New York 1937.
110
Doubleday Verlag auch Tagebücher herausgab: zum einen die von Graf Ciano111, Mussolinis Außenminister, und zum anderen die Ulrich von Hassells112, Hitlers Botschafter in Rom mit hervorragenden Kontakten zum deutschen Widerstand. Mason brachte den Lochner‐Ent‐
wurf zu Gibson und erklärte ihm, für einen kleinen Verlag wie Fireside Press wäre das Buch ein zu großes Risiko, aber sein Verlag mit all seinen Ressourcen könnte dabei nur ge‐
winnen. Hugh Gibson griff keinesfalls sofort zu, er wollte sich aber die Sache gründlich überlegen und mit seinen Teilhabern darüber sprechen. Wochenlang hörte Mason nichts vom Verlag. Als er endlich dort nachfragte, wollte Gibson wissen, wie es um das Eigentumsrecht bei den Goebbels‐Tagebüchern bestellt sei, vor allem ob Mason mit der Goebbels‐Familie oder deren Erben einig geworden sei. Er deutete an, der Verlag habe sich im Falle der Tagebücher von Ciano und von Hassell mit dem „Office of Alien Property“ (OAP)113 in Washington arrangiert. Mason platzte schier vor Empörung. Er führte unter anderen den Fall von William L. Shirers Berliner Tagebuch114 an, das seiten‐
lange Zitate aus dem Tagebuch von Schwerin von Krosigk115 enthalte. Obwohl auch dieser ein Minister Hitlers gewesen sei, habe das „Office of Alien Property“ bisher nicht das geringste Interesse daran gezeigt. Nebenbei bemerkt, auch dieses Tagebuch wäre Mason beinahe in die Hände gefallen. Bereits im August 1945 hatte er von der Existenz dieses Tagebuchs erfahren. Als er einen gewissen Brigade‐General William Ritchey zu dem Sitz von Generalmajor Harper, U.S. Army Air Corps, in Berlin begleitete, erfuhr er, daß es sich um das Haus von Hitlers ehemaligen Finanzminister handelte. Dieser hatte zahlreiche Dokumente, auch offizieller Art, in seinem Privathaus aufbewahrt. In der Annahme, daß sich dessen Dokumentensammlung bereits in amerikanischem Gewahrsam befände, unternahm Mason keinen Versuch, sie für die Hoover Library zu sichern. Dessen ungeachtet schlossen die Verlage Doubleday und Fireside Press am 25. November 1947 einen Vertrag, in dem letzterer ersterem die exklusiven Publikationsrechte weltweit an den Goebbels‐Tagebüchern garantierte, woraufhin der Verlag Doubleday etliche diesbezügliche Verträge mit interessierten Zeitungen und Buchverlagen abschloß. Inzwischen hatte sich aber nicht nur das „Office of Alien Property“, sondern auch das The Ciano diaries, 1939–1943, edited by Hugh Gibson, Garden City, N.Y., Doubleday, 1946.
The von Hassell diaries, 1938–1944. Editor’s Note by Hugh Gibson, Garden City, N.Y., Doubleday, 1947. S. a. Ulrich von Hassell, Vom Andern Deutschland: Aus den nachgelassenen Tagebüchern 1938–1944, Zürich 1946; Die Hassell‐Tagebücher 1938–1944. Ulrich von Hassell. Aufzeichnungen vom andern Deutschland, hrsg. von Friedrich Hiller v. Gaertringen, Berlin 1988; Römische Tagebücher und Briefe 1932–1938, hrsg. v. Ulrich Schlie, München 2004.
113
Das „Office of Alien Property“ (OAP) soll von Männern der Wirtschaft regiert worden sein. Leo T. Crowley, Direktor von 1942 bis 1945, und James E. Markham, sein Nachfolger 1945, waren beide angeblich von einem gewissen Victor Emanuel abhängig, der Millionen in diversen Finanzbereichen jongliert haben soll. Als 1946 General Tom Clark Kriegsminister wurde und so auch das dem Ministerium unterstellte OAP übernahm, machte er seinen Assistent Attorney, General David L. Bazelon, zum Direktor des OAP. Es begann ein umfassendes Revirement, und die „Emanuel‐Männer“ flohen in alle Richtungen. Herbert Hoover Presidential Library, West Branch, Frank Mason Papers: Goebbels Diaries Clippings, 1948–50.
114
William L. Shirer, End of a Berlin Diary, London 1947.
115
Zumindest Teile des Tagebuches von Johann Ludwig (Lutz) Graf Schwerin von Krosigk werden in den National Archives aufbewahrt: part I: 5.11.1932 – 5.2.1933, DE 443DIS 203, declassified E.O. 11652, Sec. 3(E) and 5(D) or (E).
111
112
Hauptquartier von General Clay eingeschaltet, was zu Konsequenzen führte, die Mason aus der Fassung geraten ließen. Wütend schloß er sein Memorandum für Herbert Hoover von März 1948 mit der empörten Feststellung: 27 Jahre sei er nun Auslandskorrespondent gewesen. Noch nie hätte er ähnliches erlebt, daß nämlich ein „Office of Alien Property“ gegen einen gebürtigen Amerikaner Rechte durchsetzte, die einem rechtschaffenen Zei‐
tungsmann wie ihn um die Früchte seiner journalistischen Arbeit und um sein einwandfrei beschafftes Material brächten.116 Die Entwicklung, die zu dieser Eskalation führte, hatte mit der Ankündigung des Buches durch die North American Newspaper Alliance bzw. einen daraufhin erschienenen Artikel in der New York Times eingesetzt.117 Prompt erhielt Mason ein Schreiben der OAP mit inquisitorischen Fragen zum Eigentumsrecht der Tagebücher. Mason gab Douglas Black, dem Präsidenten von Doubleday am 3. Februar 1948 eine Kopie dieses Briefes. Am 5. Februar schaute Mason im Büro des „Book of the Month Club“ vorbei, um die Werbung für das Buch zu besprechen. Noch an demselben Tag wurde ihm mitgeteilt, das die Auswahljury es für die Maiwahl angenommen hatte und daß demzufolge Doubleday das Buch am 29. April herausbringen werde. Am 5. wie am 6. Februar hatte Mason Besprechungen mit Vertretern des Verlages und dessen Rechtsanwalt. Letzterer meinte, er werde nach Wa‐
shington gehen, um mit dem OAP eine Einigung über die Rechte an dem Buch zu erzielen, ähnlich der Abkommen, wie sie im Falle der oben genannten Ciano‐Tagebücher bzw. der Hassell‐Tagebücher abgeschlossen worden waren. Mason protestierte mit Nachdruck, er konnte keine Parallele zu den zitierten Fällen sehen. Seiner Ansicht nach handelte es sich bei jenen um Publikationen von feindlichen Alliierten, während sein unter Mitwirkung von Lochner erarbeitetes Buch eine rein amerikanische Angelegenheit sei; als amerikanische Bürger besäßen sie die üblichen Rechte daran. Als Beispiel führte er den nach dem Ersten Weltkrieg von Isaac Don Levine118 publizierten Briefwechsel zwischen Kaiser Wilhelm II. und Zar Nikolaus an. Sie waren bekannt geworden als die „Willy‐Nicky‐Briefe“ und konnten ohne jede besondere Genehmigung durch das OAP erscheinen. Am 10. Februar erfuhr Mason, daß der Anwalt von Doubleday den Anwalt von Fireside Press über ein Treffen zwischen ihm und einem Vertreter der OAP in New York City informiert habe. Das Ergebnis dieses Treffens lautete, Fireside Press möge doch dem Doubleday Verlag gestatten, über die Tantiemen einen Treuhandvertrag abzuschließen. Bei dem unverzüglich am nächsten Tag stattfindenden Treffen zwischen Vertretern von Doubleday und Fireside Press lehnte Mason diesen Vorschlag heftig ab. Am Freitag, dem 13. Februar 1948, erfuhr er durch seinen Anwalt, der Direktor des OAP habe alle Vorschläge verworfen und fordere mit Nachdruck noch für diesen Nachmittag die Übergabe der von Lochner übersetzten Tage‐
buchauszüge. Am Mittag desselben Tages teilte ihm Drew Pearson vertraulich mit, das Justizministerium vertrete die Überzeugung, die Goebbels‐Tagebücher seien deutsches Eigentum und gehörten in den Besitz der US‐Regierung. Darüber hinaus wurde genügend deutlich, daß das Justizministerium kein öffentliches Aufsehen wünschte. Korf Papers, Memorandum for Mr. Hoover, Frank Mason vom 19.3.1948.
Das folgende vor allem auf der Grundlage von: Herbert Hoover Presidential Library, West Branch, Frank Mason Papers, Goebbels Diaries, Statement Frank E. Mason vom 22.1.1950.
118
The Letters from the Kaiser to the Czar, edited by Isaac Don Levine, New York (1920).
116
117
Am darauf folgenden Samstag, dem 14. Februar, wurde Mason telefonisch mitgeteilt, er sollte am Montag in Washington Vertreter des Doubleday Verlages treffen, um einen Brief an den Chef der OAP zu schreiben. An diesem Tag berichtete ihm sein eigener Anwalt, der Anwalt von Doubleday habe völlig den Kopf verloren. Er rede in heller Panik davon, dem „Book of the Month Club“ die Annullierung des Vertrages mitzuteilen. Ähnlich klang die Drohung, mit der sich Mason am Montag, dem 16. Februar, im „Carlton Hotel“ in Wa‐
shington ultimativ konfrontiert sah: Wenn die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Goebbels‐
Tagebücher durch den Direktor des OAP nicht innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden beigebracht werden könne, sähe sich der Verlag gezwungen, dem „Book of the Month Club“ das Nichterscheinen der Publikation anzuzeigen. Unter Protest gab Mason dem Druck nach und unterzeichnete einen entsprechenden bereits vorbereiteten Brief an den Direktor des OAP, der sich auch auf die Art und Weise bezog, wie William F. Heimlich in den Besitz der Tagebücher gekommen war. Wiederum protestierte Mason, ihm sei es bisher völlig gleich‐
gültig gewesen, wie Heimlich in den Besitz der Tagebücher gelangt sei, aber, so kündigte er an, er werde das herausfinden. Zu diesem Zwecke besorgte er sich ein Aufnahmegerät. Dieses hatte er an seinem Telefon angeschlossen, als er am Mittwoch, dem 18. Februar, ein Übersee‐Gespräch mit Heimlich, der sich noch in Berlin befand, in der Sache führte. Danach bat er die Verlagsleute zu sich, um ihnen das aufgenommene Gespräch vorzuspielen. Sie schienen mit dem Bericht von Heimlich, wie er in den Besitz der Tagebücher gekommen sei, durchaus zufrieden zu sein, denn sie deuteten an, die Publikation fortzuführen und erlaubten dem „Book of the Month Club“, den Vertrag zu erfüllen. Am folgenden Tag erbat sich der Verlag noch eine Niederschrift des erfolgten Gespräches. Tags darauf, den 20. Februar, teilte ein Mister Snevily von der North American Newspaper Alliance mit, sein Konzern wünsche von seinem Vertrag zurückzutreten, da man aus dem Philadelphia Bulletin erfahren habe, daß die Tagebücher von Joseph Goebbels nicht echt seien. Dies, so ein Stoßseufzer Frank Masons aus dem Jahre 1950, war der Auftakt einer langen Serie von Schmähungen, Unterstellungen und Angriffen auf das Goebbels‐Tagebuch – und man darf hinzufügen, daß sich die Serie über viele Jahrzehnte fortsetzte. Damals setzten die Attacken von kommunistischer Seite ein (z. B. des „Daily Worker“ in London, des Russisch‐Kommunistischen Rundfunks in Deutschland und des damaligen sowjetischen Vertreters im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Andrei Andrejewitsch Gromyko119). Sie mündeten in der Forderung des Direktors des OAP nach einem erklärenden Vorwort zur Publikation. Zurück zu den Ereignissen im Februar 1948. Unter urheberrechtlichem Aspekt ist erwähnenswert, was am 26. des Monats geschah: Mason und Lochner wurden in den Doubleday Verlag zitiert, um einen Brief an den Direktor des OAP zu unterschreiben. Die Aus heutiger Sicht drängt sich die Frage auf, weshalb die Sowjets, die doch im Besitz der Tagebücher waren, solche Angriffe vornahmen. Da sie über die Mehrsträngigkeit der Tagebuch‐Überlieferungen nichts wissen konnten, waren sie von der Einmaligkeit ihres Tagebuches überzeugt und mußten wohl infolgedessen von Fälschungen ausgehen.
119
beiden erfuhren, daß Vertreter des Verlages und ihr Anwalt sich zur Zeit zu Verhandlungen mit dem Direktor des OAP in Washington, dem Sitz des Amtes, aufhielten und auf ihre Unterschrift warteten. Ihnen wurde unmißverständlich bedeutet, sofort zu unterschreiben, damit die Tatsache des Unterschriftaktes noch vor dem Mittag telefonisch durchgegeben werden könnte. Während Lochner und Mason sich noch überlegten, ob sie künftig auf alle rechtlichen Schritte gegenüber dem Verlag und der OAP verzichten sollten, wie in dem Schreiben gefordert wurde, erfolgte ein Anruf aus Washington, der den beiden sozusagen die Pistole auf die Brust setzte: „It’s now or never,“ hieß es kurz und bündig, und die beiden unterschrieben. Damit hatten sie, wie ihnen bald klar wurde, ein Gutteil ihrer Rechte an das amerikanische Ministerium für Justiz verloren. Sie resümierten, mit diesen Unterschriften hätte das OAP eine Richtung eingeschlagen, die ihre Autorenrechte mißachtete, unter anderem würde die Arbeit an der Übersetzung und den Anmerkungen sozusagen als gemeinfrei angesehen. So müsse die Entscheidung des Direktors des OAP aufgefaßt werden, ihr Material allen Zeitungen zugänglich zu machen, damit diese Artikel darüber bringen könnten. Auch dessen Entscheidung, der Tagebuch‐Edition ein Vorwort voranzusetzen, interpretierten sie in dieser Richtung. In der Zwischenzeit mußte sich sogar Herbert Hoover trotz seiner zweifellos großen Reputation Sorgen um seinen Ruf machen. Lochner hatte, wie oben erwähnt, im Schnell‐
gang seine Arbeit erledigt, bereits Ende September wurden die Tagebücher‐Originale an die New Yorker Abteilung der Hoover Library on Peace and War zurückgegeben. Am 10. Februar 1948 konnte Heimlich mitteilen, daß die Tagebücher nun veröffentlicht würden, und die bevorstehende Publikation von „The Book of the Month Club“ bereits für Mai 1948 als Buch des Monats angekündigt werden sollte. Während sich der Präsident der New Yorker Abteilung, Perrin C. Galpin, noch am 4. März 1948 in einem Memorandum für H. Hoover für eine kräftige Beteiligung an dem Profit der Tagebuch‐Edition aussprach, wurden indessen allmählich die Zweifel an der Echtheit des Tagebuches und dessen Copyright virulent. Gleichzeitig nahm die Untersuchungskommission ihre Arbeit auf. Die ersten Befragungen von Heimlich begannen im Februar 1948. Im März 1948 nahm Hoover aus guten Gründen an, das OAP ließe es auf einen Kraftakt ankommen. Dort seien so viele An‐
hänger von dem mächtigen ehemaligen Finanzminister Henry Morgenthau und von Harry L. Hopkins, einem der wichtigsten Berater des Präsidenten Franklin D. Roosevelt, unter‐
gekommen. Diese, so meinte er, hätten ausreichend Einfluß, um wohl auch das Goebbels‐
Tagebuch zurückzufordern. Das könne, so schlußfolgerte Hoover, einen Prozeß zur Folge haben. So sah er sich im April 1948 gezwungen, eine schriftliche Erklärung abzugeben.120 In dieser betonte er: Seit 1916 sammle er historische Dokumente für die Kriegsbibliothek, die zur Stanford Universität in Palo Alto, Kalifornien gehöre. Diese Sammlung, die nun mehrere Millionen von Dokumenten umfasse, stünde Studenten für ihre wissenschaftlichen Studien offen und sei in Kriegszeiten stets als äußerst wertvoll für Armee und Marine eingeschätzt worden. Sie hätten im Zweiten Weltkrieg bis zu 50 „Investigators“ im Einsatz, die einschlä‐
giges Material sicherstellten. Die Kriegsbibliothek habe in den verschiedenen Ländern ihre Das folgende nach Korf Papers, Statement dictated by Mr. Hoover vom 1.4.1948, s. a. Herbert Hoover Presidential Library, West Branch, BAEF Collection: Subject Series: Hoover Institution‐Collections sought‐
Goebbels Diary‐Correspondence, 1947–48, Schreiben an den “Secretary of the Army” vom 7.3.1948.
120
Vertreter, Daniel Lerner sei dies in Berlin gewesen als der Hoover‐Besuch stattgefunden hätte. Die Sammlungstätigkeit von Daniel Lerner sei durch den Kriegsminister Robert P. Patterson persönlich genehmigt worden.121 Auf dem Fundament solchermaßen geschil‐
derter Sammlungsanstrengungen stellte er die fraglichen Vorgänge aus seiner Sicht dar. Es war für ihn durchaus nicht ungewöhnlich, daß jemand wie Heimlich Dokumente an die Kriegsbibliothek übergeben und sich dabei (wie Heimlich) aber die Publikationsrechte vor‐
behalten wollte, so wie es am 19. Februar 1947 in Berlin geschehen war. Lerner, so schrieb er, habe offensichtlich kein Interesse an den Goebbels‐Tagebüchern für seine Sammlung gezeigt, und so habe Hoover sie für die Kriegsbibliothek in Kalifornien übernommen und Heimlich anderntags schriftlich sein Copyright bestätigt. Soweit ist die Geschichte bekannt. Im Februar 1948 geschah aber etwas Ungewöhnliches. Als das Buch bereits im Druck und der Auslieferungstermin schon bekannt gegeben worden waren, zwang der Alien Property Custodian den Verlag, auf sämtliche Tantiemen und sonstige Gewinne schriftlich zu ver‐
zichten, andernfalls, so drohte er, würde der Verlag viel Geld und Ansehen verlieren. Nicht genug damit, am 2. März 1948 verlangten der Präsident von Doubleday, Douglas Black, und Hugh Gibson, Herbert Hoover möge ein mit dem Büro von Alien Property Custodian vorbereitetes Schreiben unterzeichnen, andernfalls würde die Publikation trotz der bereits vorliegenden Vereinbarung gestoppt. Herbert Hoover protestierte kräftig, da die Tage‐
bücher nicht unter sein Eigentum fielen, gleichwohl unterschrieb er angesichts der verlegerischen Engpaß‐Misere den Brief. Am 1. März 1948 telegraphierte das Hauptquartier von General Clay dem Kriegsmini‐
sterium, der General sei mit der Erlaubnis zur Veröffentlichung der Tagebücher unter der Bedingung einverstanden, daß das Manuskript bei einer entsprechenden Behörde der amerikanischen Regierung deponiert werde. Ansonsten hege es Zweifel über die Rechts‐
ansprüche an den Tagebüchern. In jeden Falle seien die Goebbels‐Tagebücher ohne Ein‐
willigung des Hauptquartiers von General Clay von Berlin an die Kriegsbibliothek gelangt. Des weiteren stand im Telegramm: „The Department of the Army is asserting no claim for itself in this matter and is not further interested except to the extent that claims on behalf of the German Government may be presented to the Office of Alien Property through the Army.“ General Telford Taylor von der Kriegsverbrecherkommission forderte vom Kriegs‐
ministerium per Telegramm vom 15. März eine Kopie des Goebbels‐Tagebuches mit der Begründung, es könnte von größter Bedeutung für die Kriegsverbrecherprozesse sein. Im übrigen hatte die Library of Congress mit Schreiben vom 24. März 1948 an das Kriegs‐
ministerium ebenfalls Ansprüche an den Tagebüchern angemeldet. Kurzum, das Tagebuch weckte Begehrlichkeiten bei den unterschiedlichsten Stellen. Das OAP erließ am 5. April 1948 eine „Vesting Order“, wonach es sämtliche Rechte, Rechtsansprüche oder sonstige Interessen, die sich aus dem Nachlaß von Joseph Goebbels ableiten ließen, für sich in An‐
spruch nahm.122 Korf Papers, Schreiben War Department vom 13.6.1946.
„On April 1948, the Director of the Office of Alien Property, on behalf of ‚the personal representatives, heirs at law, next of kind, legatees and distributes, names unknown of Paul Joseph Goebbels deceased‘, vested ‚every 121
122
General Clay teilte Herbert Hoover am 7. Juni 1948 auf Anfrage mit, er sei sich nicht sicher, wem die Rechte an den Tagebüchern wirklich gehörten; es sei nicht auszuschließen, daß sie eventuell doch den Goebbels‐Erben zugesprochen werden müßten. Insofern sei er ganz froh darüber, daß die Tagebücher da sind, wo sie sind: im Klartext, in sicherem amerikanischen Gewahrsam. Auf keinen Fall wünsche er eine Rückgabe der Tagebücher nach Deutschland. Die Frage nach dem Gewinn, der mit den Tagebüchern erzielt werden könne, sei eine rechtliche Frage, die er nicht zu kommentieren habe. Was hingegen Heimlich betreffe, der unter seinem Kommando stünde, so beabsichtige er nicht, gegen ihn vorzugehen. Heimlich habe sein Vertrauen, so schloß er sein Schreiben, er leite zur Zeit den amerikanischen Rundfunk in Berlin, durchaus in exzellenter Weise. Am 28. Juli 1948 hatte das Department of Army seine Untersuchungen zum Fall der Goebbels‐Tagebücher abgeschlossen.123 Danach belegten Zeugen und schriftliche Beweise klar: William F. Heimlich habe die Goebbels‐Tagebücher in der eindeutigen Absicht an sich genommen, damit kommerziellen Gewinn zu erzielen. Er habe sich bei den Befragungen in wesentlichen Punkten diametral widersprochen. Dadurch sei deutlich geworden, daß er die Untersuchungskommission in die Irre führen wollte. Das Department of Army hielt fol‐
gendes fest: Die Goebbels‐Tagebücher wurden von William Heimlich ohne Erlaubnis der Militärregierung von Deutschland nach den USA verbracht. Dennoch wünschte Clay nicht die Rückgabe nach Deutschland. Auch im Hinblick auf die ungeklärten Besitzverhältnisse bei diesem Tagebuch – eine Untersuchung dazu lief im Justizministerium – lautete seine ausdrückliche Forderung, Privatpersonen dürften keinen Profit aus der Verwertung der Goebbels‐Tagebücher schlagen. Dabei wurde davon ausgegangen, daß es sich bei dem Goebbels‐Tagebuch um Privateigentum handelte; als solches fiele es unter die Rechtshoheit der U.S. Militärregierung, die Geschäfte mit derartigen Gegenständen verboten hatte. Der Transfer der Goebbels‐Tagebücher zur Herbert Hoover Library und die von dort aus er‐
folgte Rechtsübertragung an W. Heimlich wurde von keinem verantwortlichen Offizier der Militärregierung genehmigt oder gutgeheißen. Daraus zog General Clay den Schluß, die Goebbels‐Tagebücher seien nicht im rechtmäßigen Besitz der Hoover Library on Peace and War und insofern könne sie auch keine Publikationsrechte anderen Personen gewähren. Weder Heimlich, noch Mason, noch Lochner oder irgendeine andere Person besäßen Publi‐
kationsrechte an dem besagten Tagebuch. Der Rechtsanspruch der Goebbels‐Erben sei zur Zeit beschlagnahmt, sie seien die eigentlichen Rechteinhaber, falls das Tagebuch privater Natur sein sollte, oder der „Allied Representatives“, falls das Tagebuch Eigentum des Deut‐
schen Reiches gewesen sein sollte. In jeden Falle aber unterstünde es den Gesetzen der amerikanischen Militärregierung. Für die Annahme, es handele sich um ein Privattagebuch, sprach eindeutig die Tatsache, daß Goebbels selbst einen Teil der Tagebücher 1934 veröffentlicht, dafür auch Gelder eingestrichen und darüber hinaus auch die Rechte für weitere, noch zu schreibende Tagebücher verkauft hatte. Harald Quandt, der Stiefsohn von right, copyright, claim of copyright and right to copyright in the work embodied in that certain manuscript consisting of approximately 7,000 typewritten pages in the German language which purports to be the diaries of Paul Joseph Goebbels, deceased.‘“ Herbert Hoover Presidential Library, West Branch, Frank Mason Papers, Goebbels Diaries, Statement by Frank E. Mason, 22.1.1950. Ebenda „Vesting Order” 13111 des Department of Justice, Office of Alien Property vom 5.4.1948 betr. Rights in 1942–1943 diaries of Paul Joseph Goebbels.
123
Folgendes nach Korf Papers, Office Memorandum United States Government, 21.9.1948, p. 16‐19.
Joseph Goebbels und als solcher von den Amerikanern befragt, bezeugte darüber hinaus, sein Stiefvater habe stets von „mein Tagebuch“ gesprochen, und er betonte, daß es in dieser Form nicht für die Veröffentlichung vorgesehen sei. Ein parallel dazu geführtes, offizielles oder Diensttagebuch habe es nicht gegeben. Letztlich zog die amerikanische Regierung mit Memorandum vom 21. September 1948, gestützt auf die Memoranden der Rechtsanwälte Kurt Frank Korf124 vom 12. März und 29. Mai 1948 und Stanley Gilbert vom 24. August 1948, den wohl begründeten Schluß, das physische Tagebuch und die Rechte daran stünden unter amerikanischen Recht. Wenn auch die Erben von Joseph Goebbels das Copyright daran besäßen, so fiele dieses doch unter die oben genannte „Vesting Order“. Diese fand Anwendung, als am 31. Oktober 1949 die ersten Tantiemen in Höhe von 131 804, 34 Dollar fällig wurden. Doubleday mußte diese Summe an das „Office of Alien Property“ zahlen, und die drei Promoter des Buches Heimlich, Mason und Lochner gingen leer aus. Mason und Lochner strengten dagegen noch eine Untersuchung des Falles an, die am 15. und 16. Juni 1950 im Capitol / Washington im United States Senate, Committee on the Judiciary stattfand. Ein Höhepunkt der Befragung, der wohl kaum den Rechtsuchenden zum Vorteil gereichte, war die Feststellung, daß viele Bücher auf der Grundlage von deutschen oder japanischen Dokumenten geschrieben worden seien, ohne daß die Regierung einen Rechtsanspruch darauf erhoben habe. Die einzige Ausnahme bildete die Goebbels‐
Tagebuch‐Edition durch Lochner. Dazu wurde Harold I. Baynton, seit 1. November 1949 der Nachfolger von David Bazelon als Leiter des OAP, nach seiner Vereidigung befragt. Dieser traf in seinem Verhör die Aussage, das OAP habe Hunderttausende von Copyrights an literarischen oder künstlerischen Werken beschlagnahmt, aber nur wenige unveröffent‐
lichter Tagebücher. Das sei aus dem einfachen Grund geschehen, weil diese ihm nicht bekannt geworden seien. Er hätte jedes Tagebuch eines Deutschen in dem Moment beschlagnahmt, in dem es ihm bekanntgeworden wäre. So sei zum Beispiel in den Fällen der Tagebücher der Generäle Franz Halder125 und Alfred Jodl126 sowie mit dem Tagebuch von Alfred Rosenberg127 verfahren worden. Das beschlagnahmte Eigentum sei daraufhin automatisch in den Besitz der Vereinigten Staaten übergegangen und sei möglicherweise in den War Claims Fund gelangt. Dieser Fonds wurde zur Wiedergutmachung für diejenigen genutzt, die interniert oder gefangen genommen worden waren oder in Gefängnissen gelitten hatten. Kurzum, diese mit viel Aufwand betriebene Rechtsuche endete für Lochner und Mason in einem Desaster. Frank Korfs privat geäußerte Auffassung war zusammenfassend etwa folgende: Breier hatte die Goebbels‐
Tagebücher legal gekauft. Dann kamen sie illegal in die Hände von William Heimlich. Aus diesem Grund wurden sie letztlich beschlagnahmt, aber nur die Jahre 1942/43. Als etwa 1962 die Urheberrechte an die ursprünglichen Rechteinhaber zurückgegeben wurden, sollen die an den Goebbels‐Tagebüchern ausgenommen worden sein.
125
Franz Halder, Kriegstagebuch, a. a. O.
126
Tagebuch von Alfred Jodl, a. a. O.
127
Hans‐Günther Seraphim, a. a. O.
124
Lochner kehrte die für ihn so ärgerliche Goebbels‐Tagebuch‐Episode insofern ins Positive, als er dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss eine Kopie des Tagebuchs zu überreichen gedachte. Heuss zeigte sich sehr interessiert, vor allem weil er frühzeitig den Nationalsozialismus seziert hatte128 und weil es sich damals um die einzige Kopie in der Bundesrepublik handelte. Aus diversen Gründen ließ sich über Monate kein Termin finden bis Theodor Heuss, nachdem er 175 Blatt zur Kenntnis genommen hatte, sich mit der Übergabe der 6903 Blatt Tagebücher an das 1949 gegründete Institut für Zeitgeschichte einverstanden erklärte. Andernfalls wären die Goebbels‐Tagebücher im Haus seines Schwiegersohnes untergebracht worden. Während Lochner auf diese Weise das Tagebuch‐
Spektakel zu einem für ihn reputierlichen Ende gebracht hatte, ärgerte sich Mason über die Tagebuch‐Geschichte noch jahrelang. Selbst dreißig Jahre nach der referierten Geschichte konnte Mason in Erregung geraten, wenn er auf die Goebbels‐Tagebücher zu sprechen kam. Dies geschah, als Freunde ihn darauf aufmerksam machten, daß bei Putnam & Sons Goebbels‐Tagebücher aus dem Jahre 1945 erscheinen sollten.129 In einem Rundbrief an seine Freunde beschrieb er nochmals die Umstände, wie er in den Besitz der Goebbels‐Tagebücher gekommen war, um schließlich seiner immer noch anhaltenden Empörung freien Lauf zu lassen. Sie ist so persönlich ge‐
färbt, daß sie am besten in Originalsprache wiedergegeben wird: „Then all hell broke loose. After I had made the deal with Hugh (Gibson) for publicaton by Doubleday, Hugh became desperately ill and his superstitious wife told me that the Goebbels Diaries were killing her husband. Louis Lochner had a heart attack. The full strength of the Communist machine was loosed on Colonel Heimlich, which tried to destroy his army career. The Kremlin attacked the Diaries in Britain and also at the United Nations claiming that the Diaries were fakes. Moscow demanded, and got the U.S. Government to insist that Doubleday publish an apologetic note as a foreword that cast doubt on the authenticity of the Diaries. Never‐
theless, the U.S. Government while suggesting the Diaries were fakes, insisted that every cent of the $ 134, 000. in royalties that had been paid in for the rights to publish the Diaries should belong to the U.S. Treasury. Louis Lochner and I appealed to our friend Senator Ferguson of Michigan for help. And the confused Custodian of Alien Property, lied to Ferguson’s Senate Committee – with the result that President Hoover intervened and succeeded in getting the Alien Property Office disgorge $ 55, 000. of the total of $ 134, 000 that legally belonged to Lochner and me. Mr. Hoover showed the Department of Justice written proof of the lies told by the Alien Property Custodien. So that person who had been recommended for a federal judicial appointment, joined the group of persons on whom the Goebbels Diaries curse had descended. Why all of this hell? [...] The Goebbels Diaries are bad luck. Every one who handled them had that experience.“130 Es leuchtet jedem ein, daß alle Beteiligten den Namen Goebbels nicht mehr hören konnten. Mason sollte in seiner Rolle als Michael Kohlhaas in der Geschichte um die Goebbels‐Tagebücher noch einige Nachfolger Siehe S. 34 und Anm. 55.
Es handelt sich dabei um die wenigen Wochen aus dem Jahr 1945, die der Verlag Hoffmann und Campe 1977 auf den Markt gebracht hat, siehe Anm. 5.
130
Herbert Hoover Presidential Library, West Branch, Frank Mason Papers, Goebbels Diaries, Correspondence, Schreiben Frank E. Mason an Mark Reardon, Richard F. Staar, Allan Hoover, William F. Heimlich vom 6.7.1977.
128
129
haben, die bei ihrem Beharren auf ihr wirkliches oder vermeintliches Recht an den Goebbels‐Tagebüchern sich in Irrationalismen verstrickten und im Absurden endeten. Mason glaubte erkannt zu haben, daß die Goebbels‐Tagebücher jedem, der mit ihnen in engere Berührung gekommen war, Unglück gebracht hatten. „Avril 1943“, ein französisches Mißverständnis In einem vertraulichen Bericht (vom 16. Dezember 1947)131, den der Director of Intelli‐
gence, Colonel Peter P. Rodes, über seinen Mitarbeiter Heimlich, den er, wie oben geschil‐
dert, nicht gut beurteilte, im Zusammenhang mit OMGUS und dem Tagebuch abfaßte, findet sich am Ende folgende Information: Das Department of Army habe beträchtliche Anstren‐
gungen unternommen, um in den Besitz von Goebbels‐Papieren zu kommen. Er habe, schrieb er triumphierend, am 13. Dezember von Oberst Serre vom französischen Nach‐
richtendienst Kopien von „The Summary of the Situation and Commentary for the Month of April 1943“ erhalten. Der Direktor des US‐Nachrichtendienstes in der Militärregierung in Deutschland ahnte offenbar nicht, daß er eine Abschrift der echten Goebbels‐Tagebücher in Händen hielt. Dieser Monat war in der Form der Glasplattenüberlieferung an die Franzosen gelangt, diese haben zumindest den April 1943 (vielleicht auch mehr, aber darüber gibt es keinen Beleg) abgeschrieben und Seite für Seite mit einem Stempel vom Brandenburger Tor versehen. Ein „Kenner“ stufte das Material als „Document Goébbel“ ein, ein weiterer „Kenner“ setzte später in Handschrift ein „s“ hinter Goébbel. Das Wichtigste ist aber: Die Franzosen gaben diesem Material die Überschrift „Exposés de la situation Journalière et Commentaires du Dr. Goebbels, Avril 1943“.132 Sie dokumentierten damit, daß sie – und dann dadurch auch die Amerikaner – die Quelle von Anfang an falsch einschätzten, zugespitzt gesagt: Die Franzosen besaßen das Tagebuch und wußten es nicht – zumindest traf dies für jene Zeit‐
phase zu. Vielleicht liegt darin der Grund, weshalb sie die Übersetzung von Korrespondenzen der Übersetzung weiterer Tagebucheinträge vorzogen. Bei diesen wie‐
teren Übersetzungen deutscher Schriftstücke von Goebbels ins Französische handelt es sich vorrangig um vertrauliche Schreiben an Hitler aus den Jahren 1944/45.133 Dieses Material ist zumindest zum Teil identisch mit dem, was W. M. Chase, Chargé d’ Affaires, mit Schreiben vom 25. Februar 1948 dem amerikanischen Außenminister (Secretary of State) übersandte.134 Darin werden zwei von den Franzosen aufgefundene Dokumente erwähnt: Korf Papers, s. a. die Schreiben Serre an Rodes vom 11.12.1947 und Rodes’ Dankesschreiben an Serre vom 18.12.1947 im OMGUS‐Bestand des IfZ‐Archivs, OMGUS RG 7/20‐2/4.
132
Diese Tagebücher (Glasplatten Nr. 30‐38) wurden mikroverfilmt und konnten seit 1966 von den National Archives für ein paar Dollar käuflich erworben werden; NA, Microfilm T‐84, Roll 272.
133
In den Korf Papers befindet sich eine eigene Mappe mit solchen Übersetzungen. Die National Archives verfilmten auch weitere Tagebuchfragmente, die ebenfalls käuflich erworben werden konnten: NA, Microfilm T‐84, Roll 260‐266 (Tagebuch vom 21.1.1942 – 9.12.1943 = „Lochner‐Tagebuch“), Roll 271 (12.8.1925 – 16.10.1926 = „Elberfelder Tagebuch“).
134
In diesem Schreiben erinnerte Chase daran, daß die französische Seite im Juli 1947 zugesagt hatte, sie würde ihren Fund von Dokumenten aus dem Propagandaministerium in Paris auswerten und danach das Quadripartite Committee an den Ergebnissen beteiligen. Dieses am 8.7.1947 gegebene Versprechen wurde offensichtlich nicht eingehalten.
131
Erstens die Goebbels‐Tagebücher von April 1943 mit dem irreführenden Titel „Exposés of the daily (military) situation with commentaries by Dr. Goebbels, April 1943“ unter der alten Signatur B/57 (plates 30‐38)135, zweitens die „Press Conferences, April 1943“ unter der alten Signatur B/5 (plates 5‐9)136. Darüber hinaus ist darin auch die Rede von weiteren Goebbels‐Tagebüchern, die gleichzeitig mit den oben genannten durch das Office of the Political Adviser in Frankfurt zur Prüfung übersandt worden seien. Es handelte sich um 598 Seiten, die angeblich ein Agent aus dem Bunker mitgenommen und in seinen Kofferraum verfrachtet haben soll. Als dieser 1947 in die Staaten zurückkehren wollte, habe er – so hieß es in dem Schreiben137 – diese Seiten dem CIC übergeben. Das „Mohr“­Fragment – eine weitere amerikanische Überlieferung Neben dem CIC‐Offizier William F. Heimlich hatte tatsächlich ein weiterer amerikanischer CIC‐Agent diktierte Tagebuch‐Fragmente in die Hand bekommen. Eric C. Mohr fand ein aus 598 Seiten bestehendes Fragment des maschinenschriftlichen Tagebuchs (aus den Jahren 1941–1942), das er bei seiner Ausmusterung 1947 der US‐Regierung übergab.138 Im einzel‐
nen verlief das wie folgt.139 Der gebürtige Breslauer emigrierte 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sein Onkel an der University of California in Berkeley Volkswirtschaft lehrte. Dieser Onkel war seinerseits bereits 1933 ausgewandert, weil er als sozialdemokratischer NS‐Gegner nach der nationalsozialistischen Regierungsübernahme inhaftiert worden war. Eric C. Mohr mußte sein Studium im Juni 1944 unterbrechen, weil er vom amerikanischen Militär eingezogen wurde. Er kam zum CIC, wurde dort zum „Special Agent“ ausgebildet und im Juli 1945 nach Deutschland versetzt, wo er als Mitglied des 970. CIC Detachment in Nürnberg stationiert war. Wie viele US‐Soldaten damals, so wollte auch einer seiner Kollegen vor der Rückkehr in die Heimat noch das verwüstete Berlin sozusagen touristisch besichtigen und suchte für die lange Fahrt im Jeep dorthin einen Begleiter. Mohr hatte als Junge aus der schlesischen Provinz die damalige Reichshauptstadt erlebt und von ihr einen tiefen Eindruck als einer lebendigen Weltstadt gewonnen. Die Gelegenheit, diese jetzt in Trümmern zu sehen, wollte er sich keinesfalls entgehen lassen. Auf dem Mikrofilm T‐84, Roll 272 der National Archives erhielt das Dokument die Sign. EAP 21‐g‐16/5d; fast identisch im Imperial War Museum: III 21‐g‐16/5d.
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Ebenda. Auf dem Mikrofilm erhielt das Dokument „Archives Goebbels: Conférences de Presse Avril 1943“ die Signatur: EAP 21‐g‐16/5 f. Zeitgleichheit der beiden Dokumente und ähnliche Signaturen haben zu dem Mißverständnis der Bewertung der Dokumente sicher noch das ihrige getan.
137
Frank Korf hatte dieses Schreiben zusammen mit den Tagebüchern von „Avril 1943“ bei seinem Besuch der National Archives in Washington am 5.10.1973 entdeckt, als er im Zusammenhang mit den bei Hoffmann & Campe auftauchenden Copyright‐Fragen wieder einmal (nur mit neuem Auftraggeber) der juristischen Seite im Falle der amerikanischen Lochner‐Edition nachging.
138
NA, Microfilm T‐84, Roll 267 (8.‐20.8.1941, 25.5.‐6.6.1942 = „Mohr“‐Fragment).
139
Das Folgende nach einer Niederschrift Eric C. Mohrs von November 1999.
135
Als Berlins attraktivste touristische Sehenswürdigkeit galt damals das zerstörte Regie‐
rungsviertel. So wie die meisten Besucher unter den Siegern, so fühlten sich auch Mohr und sein Kollege vor allem von der Reichskanzlei und dem sogenannten Führerbunker ange‐
zogen, wo der einstmals mächtige Diktator sein klägliches Ende gefunden hatte. Sie erreich‐
ten an einem grauen Novembertag 1945, etwa zu der gleichen Zeit, als Heimlich in den Besitz eines Tagebuchteiles gelangte, die Grenze zum sowjetischen Sektor. Diese zu der damaligen Zeit zu passieren, war für amerikanische Militärangehörige noch völlig problem‐
los: Ein kurzer Stopp beim Grenzposten, eine kurze Frage nach dem Ziel, eine ebenso knappe Antwort und sie befanden sich im sowjetisch besetzten Teil Berlins. Sie stellten den Jeep nahe bei den Ministergärten ab und suchten sich zu Fuß ihren Weg durch die Trümmer. „Vereinzelte asiatisch aussehende Sowjetsoldaten in Arbeitsuniform“, so berichtete Mohr weiter, „waren mit Aufräumearbeiten beschäftigt, aber im wesentlichen war das Gelände verlassen. Hinter der Reichskanzlei fanden wir einen Eingang zum Bunker und gingen endlose Treppen herunter. / Schließlich, ganz unten, fanden wir Bunkerräume, fast leer, nur mit Bruchstücken von Möbeln. Mehr als sechs Monate waren seit Kriegsende vergangen; Hunderte oder Tausende von Soldaten, Neugierigen und Beutegierigen waren durch den Bunker gezogen und hatten alles mitgenommen, was nicht niet‐ und nagelfest war. / Um so überraschender war der Anblick, der sich beim Betreten eines neuen Raums bot: Auf einem Schemel lag ein hoher Stoß Papiere in Schreibmaschinenschrift. Auf den ersten Blick er‐
kannte ich den übergroßen Drucktyp, der in der Reichskanzlei verwendet wurde: so hatten die Manuskripte ausgesehen, von denen Hitler Reden auf Parteitagen ablas. Aber gleich die ersten Zeilen zeigten, daß das nicht Dokumente von Hitler waren, sondern das Tagebuch seines Ministers für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Joseph Goebbels.“ Eric C. Mohr stand noch ganz unter dem Eindruck seiner sensationellen Entdeckung, als ein britischer Major, Trümmertourist wie er, den Raum betrat und ihn nach der Bedeutung dieser Papiere fragte. Da der Brite aus mangelnder Kenntnis der deutschen Sprache nicht in der Lage war, die Papiere einzuschätzen, gab Mohr eine ausweichende Antwort. Dennoch nahm der britische Offizier einige Blätter an sich, ehe er seinen Weg fortsetzte. Dem Bei‐
spiel folgte auch sein Begleiter und letztlich steckte Mohr sich auch einige Blätter ein. Irgendwann verließen sie den Bunker und setzten ihre Sightseeing Tour fort. Die Gewiß‐
heit, daß diese Blätter von historischem Wert seien, ließ ihn aber keine Ruhe mehr finden. Er mutmaßte völlig zutreffend: „wahrscheinlich würden sie in den Taschen von Besuchern verschwinden und verstreut werden“ und fuhr in seinem Bericht fort: „Offiziell natürlich waren sie wohl Eigentum des sowjetischen Militärs, aber es war höchst unwahrscheinlich, daß die Soldaten, die ich dort gesehen hatte, Inhalt und Bedeutung der Papiere ahnten und sie dementsprechend wahren würden. Leider konnte ich meinem Kollegen nicht trauen – er war, wie so viele andere, in Schwarzmarktgeschäfte verwickelt und die Gefahr war groß, daß er die Tagebücher zu Geld machen würde. Ich beschloß, auf eigene Faust zu handeln. / Früh am nächsten Morgen nahm ich unseren Jeep unter einem Vorwand und fuhr in den Sowjetsektor zur Reichskanzlei. Ich ging in den Hof, zum Bunker und stieg die Treppen herab. Der Stoß der Tagebuchblätter lag an Ort und Stelle; er schien unordentlicher als vorher – wahrscheinlich waren noch andere Besucher am Vortag in den Bunker gekommen. Ich nahm den ganzen Stoß, packte ihn in einen Wäschebeutel, den ich mitgebracht hatte, lud ihn in den Jeep und deckte alles mit meinem Regenmantel zu. Unbehelligt verließ ich das Gelände der Reichskanzlei; der Übergang an der Sektorengrenze ging glatt.“ Mohr und sein Kollege, der von der Tagebuchmitnahme nichts ahnte, fuhren wieder nach Nürnberg, wo Mohr sämtliche Seiten in den nächsten Wochen studierte. Er wußte sehr wohl, daß er den Fund korrekterweise seinem Vorgesetzten zu übergeben hatte. Er hielt aber aufgrund der schwierigen Situation in den Monaten unmittelbar nach Kriegsende den üblichen Dienstweg für nicht gangbar. Die Gefahr, daß die Seiten aus „Fahrlässigkeit oder Gewinnsucht“ in falsche Hände gerieten, war zu groß. So behielt er vorläufig die Tagebuch‐
blätter in seinem Besitz. Als er im Frühling 1947 erfuhr, daß er im Sommer in die Staaten zurückkehren würde, mußte er entscheiden, was mit den Papieren geschehen sollte. Er suchte Rat bei einem Colonel Scherer im USFET (U.S. Forces European Theater)‐Haupt‐
quartier in Frankfurt, dessen tadellosen Charakter er vom Hörensagen kannte. Diesem vertraute er sich an und dieser entschied: „Eric, Du hast keine Wahl. Du bist ein Special Agent des Counterintelligence Corps. Du hast Deine Seele dem Teufel verkauft. Du mußt die Papiere Deinem Vorgesetzten übergeben.“ Mohr folgte dem Rat und übergab die Tagebuch‐
blätter im Juni 1947 seinem damaligen Vorgesetzten Major George C. Sheldon. Dieses längere Zeit in Vergessenheit geratene Original‐Fragment stöberte der schon genannte Dr. Frank Korf am 5. Oktober 1973 in den amerikanischen National Archives als ein mit Bindfaden gebundenes, 598 Seiten umfassendes Bündel auf.140 Im Jahre 2001 anläßlich eines Besuches von Eric C. Mohr und seiner Frau Inge in München teilte die Herausgeberin ihm dieses mit, und er besuchte noch in demselben Jahr die National Archives, um „seinen“ Tagebuchfund nochmals in Augenschein zu nehmen.141 Er bildet neben dem Lochner‐
Material und dem Elberfelder Tagebuch das dritte Fragment des Goebbels‐Tagebuches, das schon kurze Zeit nach Kriegsende in amerikanische Hände geriet. Der mißlungene Coup von KGB und Stasi Über 25 Jahre lang glaubte man in der wissenschaftlichen Welt der Zeitgeschichte, die vorgenannten, schon 1946/47 aufgefundenen Fragmente seien die einzigen Reste der Goebbels‐Tagebücher. Deshalb war im Jahre 1972 der Transfer etwa dreimal so umfangreicher, bis dahin unbekannter Teile der Tagebücher an den Hoffmann und Campe Verlag durch einen Mittelsmann eine Sensation. Was damals keiner ahnte und was auch heute noch zu glauben schwer fällt: Es handelte sich um eine gemeinsame Aktion von KGB und Stasi im Rahmen ihrer allgemeinen Ziele zur lukrativen Devisenbeschaffung und zur Korf Papers, Notiz Korf über seinen Besuch in den National Archives am 5.10.1973; NA‐Microfilm T‐84, Roll 267.
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Zwei Jahre später, im Juni 2003, gelang es nicht mehr, dieses Bündel in den National Archives, College Park, zu finden.
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„Destabilisierung der Bundesrepublik“, wie es im Jargon der Stasi hieß. Einige der Haupt‐
verantwortlichen im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hielten die Goebbels‐Tage‐
bücher zu diesem Zweck für höchst geeignet. Stasi‐Mitarbeiter142 waren im Jahre 1969 nach Moskau gefahren, wo sie mit ihren Kollegen vom KGB aus dort lagernden Goebbels‐
Tagebüchern einen Mikrofilm von rund 20 000 Blatt erstellten. Diese Mikrofilmrollen weisen Zwischentexte in russischer Sprache und in kyrillischer Schrift auf. Die Tagebuch‐
aufnahmen auf den Mikrofilmen stammen ursprünglich aus der Glasplatten‐Überlieferung und haben den Weg über eine Fotoreproduktion der Mikrofiches genommen. Dabei wurde eine gezielte Auswahl getroffen: Nahezu sämtliche interessanten Teile, die sogenannten Filetstücke, wurden nicht verfilmt. So wurde sichergestellt, daß künftige Editoren sich gründlich blamieren könnten, wenn nach Abschluß ihrer Arbeiten die Sowjetunion die eigentlich historisch relevanten Teile auf den Markt werfen würde. Doch vorläufig sorgten auch die chronologisch zerrissenen, aufnahmetechnisch schlecht produzierten und verball‐
hornten Mikrofilme, die in den „Westen“ geschleust worden waren, ohnehin für reichlich Aufregung in der zeithistorisch interessierten Öffentlichkeit. Hier könnte der Bericht beginnen über ein äußerst dilettantisches Unternehmen, das die „Hauptverwaltung Aufklärung“ (HVA) der „Staatssicherheit“ als großangelegte Intrige einfädelte, in deren Verlauf ihr aber immer mehr die Fäden entglitten und sich einige der Drahtzieher im MfS und auch sonstige Beteiligte letztlich selbst als Intrigenopfer empfanden. Obwohl die Rekonstruktion dieses Teiles der Überlieferungsgeschichte viele Elemente einer Kriminalstory enthält und entsprechend spannend ist, muß im vorgege‐
benen Rahmen darauf verzichtet werden. Da es sich überdies um Mikrofilme handelt, die in der vorliegenden Edition so gut wie keine Rolle mehr spielen,143 scheint es vertretbar, aus ihrer Überlieferungsgeschichte nur folgendes herauszugreifen. Für die in Urheberrechtsfragen unbefangenen Akteure, die glaubten, von der DDR „geschenkte“ NS‐Materialien in der Bundesrepublik versilbern zu können, nahm das Verhängnis seinen Lauf, als der Schweizer „Bankier“ François Genoud auftrat. Zum einen erhob dieser den Anspruch auf die Verwertungsrechte an den Goebbels‐Tagebüchern, zum anderen besaß er einen hochbrisanten Vertrag mit dem amerikanischen Verlag Doubleday, aus dem nicht klar hervorging, ob Genoud diesem nur für die 6903 Blatt des „Lochner‐
Materials“ oder überhaupt für die gesamten Goebbels‐Tagebücher die Weltrechte über‐
tragen hatte. Die Copyright‐Lage schien reichlich verworren, vor allem für den Verlag Hoffmann und Campe, der am 10. Oktober 1972 die transferierten Goebbels‐Tagebücher käuflich erworben hatte. Doch im Sommer 1973 pochten der amerikanische Verlag David McKay und der New Yorker Taschenbuchverlag bantam books auf ihre ebenfalls von jenem Nach Auskunft von Ludwig Nestler aufgrund eines Gespräches mit Wolfgang Mutz, Vorgesetzter von Herbert Brehmer und Stellvertreter von Generalmajor Rolf Wagenbreth, dem Leiter der HVA (Hauptverwaltung Aufklärung)‐Abteilung X (Desinformation), vom 13.9.1992 und unabhängig von dieser Information nach Auskunft von Herbert Brehmer am 1.12.1992 soll es sich dabei um die Majorin Erika Tlustek und den Fotografen Förster von der Fotostelle 6/7, Abtl. VIII gehandelt haben. Markus Wolf, der langjährige Leiter der Auslandsspionage bei der HVA der Staatssicherheit, zuletzt Stellvertreter Erich Mielkes, soll angeblich nicht nur mit von der Partie, sondern auch der Erfinder dieser Tagebuchtransaktion gewesen sein.
143
Allein in Band 1/III mußten sie bei einigen wenigen Eintragungen herangezogen werden.
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Mittelsmann der DDR erhaltene Option zum Ankauf der amerikanischen und kanadischen Veröffentlichungsrechte an den Kriegstagebüchern von Joseph Goebbels und drohten mit gerichtlicher Klärung. Die Nachricht lief am 30. September 1973 über die Nachrichten‐
agentur dpa rund um die Welt. Süffisant kommentierte der „Spiegel“: Zwei bekannte Verla‐
ge rauften sich um ein „unerwartetes Geschenk des Ostens“.144 Das brachte den Verlagsleiter von Hoffmann und Campe, Dr. Albrecht Knaus, in einen gewissen Zugzwang. Eilig veranstaltete er anläßlich der Frankfurter Buchmesse im Herbst 1973 eine Pressekonferenz zur Vorstellung der geplanten Goebbels‐Tagebuch‐Edition. Die Pressekonferenz erregte, wie beabsichtigt, großes Aufsehen, stimmte aber auch viele Journalisten nachdenklich, zum einen weil F. Genoud ungeniert und unwidersprochen J. Goebbels als großen Mann feierte, und zum anderen weil der Materiallieferant sich zu langatmigem Schwadronieren über die abenteuerlichsten Fundorte im kommunistischen Osten, wo er angeblich kiloweise Originale einsammelt hätte, hinreißen ließ, obwohl zu dem Zeitpunkt wie auch später nicht ein einziges originales Blatt in seinem Besitz war. Unbeabsichtigt wurde hier ein Keim des Mißtrauens gelegt, der sich später einmal zu einem Generalverdacht gegenüber der gesamten Quelle ausweiten sollte. Die Forderungen nach Echtheitsbeweisen bzw. Originalen flammten seither immer wieder auf und wurden inner‐
halb der letzten dreieinhalb Jahrzehnte stets von neuem gestellt. Die sogenannten staatlichen Stellen der DDR, die in den Coup verwickelt waren, gaben sich wegen des Auftauchens von F. Genoud derart verärgert, daß sie ihrem Mittelsmann den dringend notwendigen Authentizitätsbeweis partout nicht liefern wollten, was ihnen an sich ein Leichtes gewesen wäre. In der Tat war den Strippenziehern im Ministerium für Staatssicherheit so manches schief gelaufen. Kasse machte nun nicht die DDR, sondern zunächst einmal der Rechteinhaber, ein bekennender Alt‐Nazi. Für diesen Dilettantismus gaben sie nicht sich selbst, sondern ihrem Materialüberbringer die Schuld. Erst am 16. September 1976 konnte der Anwalt des Materiallieferanten einige als Originalseiten bezeichnete Schriftstücke dem Anwalt der Gegenseite vorlegen. Doch der Anwalt nahm diese, ohne eine tatsächliche Prüfungsmöglichkeit zuzulassen, nach der Besprechung gleich wieder mit. Das Spiel sollte sich später in einem anderen Zusammenhang bis in die neun‐
ziger Jahre fortsetzen. Der Materialüberbringer, der sich ausgebootet fühlte, führte inzwischen einige Prozesse gegen den Verlag, in deren Verlauf er immer wieder zum Beibringen von Originalen verpflichtet wurde und eine Bestätigung vorlegen sollte, daß er 1972 Teile von Goebbels‐Tagebüchern erhalten habe. Dessen dringende Bitten bei den „staatlichen Stellen“ erfüllte Professor Dr. Wolfgang Schumann (vom Zentralinstitut für Der Spiegel, Nr. 41, vom 8.11.1973, S. 202. Dieser Artikel enthüllte auch, daß nach der Übergabe des Tagebuchs der Sowjets an ihre kommunistischen deutschen Brüder, zunächst der DDR‐Zeitgeschichtler Reimund Schnabel dieses edieren und in der Bundesrepublik offerieren sollte – „gegen lukrative Devisen“. „Schon im Januar 1971“, so der Spiegel weiter, „offerierte Schnabel westdeutschen Redaktionen Goebbels‐
Blätter. Schnabel: ‚Mir stehen 3451 Seiten bisher unveröffentlichter Tagebuchblätter zur Verfügung. Das Material verdient nach meiner Ansicht großes Interesse.’ Doch Schnabel konnte den Stoff nicht bewältigen, zumal er erkrankte [...]. Seine Auftraggeber suchten daraufhin einen westdeutschen Kontaktmann, der das Goebbels‐Opus direkt an einen westlichen Verlag herantragen sollte. Als Helfer gewannen sie den ehemaligen ‚Quick‘‐Redakteur Erwin Fischer, einen ‚erfolglosen Schriftsteller‘ (so Fischer über sich)“.
144
Geschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR) erst mit Schreiben vom 15. September 1979 mit dem strikten Hinweis, auf weiteres Entgegenkommen könne jener aber keines Falles rechnen. Auch warf er ihm darin vor, „Genoud widerstandslos entgegengekommen zu sein“. Er bzw. der Verlag hätte ein ordentliches Gericht anrufen sollen, dann wäre ihnen allen der Skandal erspart geblieben; so fertigte der entrüstete Wolfgang Schumann im Jahre 1979 „seinen“ Materialübermittler ab. Das Vorhaben des Verlages Hoffmann und Campe, in einer Reihe von Veröffentlichungen den Fundus der bis dahin noch nicht bekannten Goebbels‐Tagebücher erfolgreich auf den Markt zu bringen, blieb aus einer ganzen Reihe von Gründen stecken. Der Verlag konnte 1977 schließlich nur eine Veröffentlichung herausgeben, die mehrfach erwähnte mit den letzten Eintragungen von März/April 1945.145 Belastet durch finanzielle Abfindungen und rechtliche Auseinandersetzungen kam man bei Hoffmann und Campe zu der Überzeugung, daß angesichts des Umfangs der erst mühsam zu entziffernden handschriftlichen Quelle eine den ursprünglichen Gewinnerwartungen entsprechende publizistische Verwertung nicht möglich sei. Aufgrund dessen konnte der damalige Direktor des Instituts für Zeit‐
geschichte, Professor Dr. Martin Broszat, schließlich auch unterstützt durch den Präsi‐
denten des Bundesarchivs, Professor Dr. Hans Booms, bei dem Verlag die Bereitschaft erwirken, das Material der Forschung zu überlassen. Es diente als Grundlage für die vierbändige Edition der Tagebuch‐Fragmente von 1987. Neun Offizierskisten im „Führerbunker“ – die ostdeutsche Überlieferung Wie die oben zitierte Schelte von Wolfgang Schumann im Herbst 1979 erkennen läßt, war die zwar groß angelegte, aber dilettantisch durchgeführte Aktion der HVA gründlich dane‐
bengegangen. Die Bitten nach weiterem Material unter anderem auch als Beweis seiner Echtheit waren so lästig geworden, daß die Stasi beschloß, die Goebbels‐Tagebücher im Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung beim Ministerium des Innern einzubunkern. In dieser Zeit, am 18. Dezember 1979 und 21. April 1980, führten Martin Broszat und Wolfgang Schumann im Hotel „Stadt Berlin“ in Ost‐Berlin Gespräche, die auch die Goebbels‐Tagebücher berührten. Während Schumann bei der Frage, ob ein Vergleich des beim Verlag Hoffmann & Campe lagernden kopierten Materials mit dem originalen der DDR ermöglicht werden könnte, verschlossen blieb, offerierte er zur Überraschung seines Gesprächspartners eine Art Geschäft. Er behauptete, nach seiner Einschätzung wäre ein Verkauf der Quelle leichter zu verwirklichen als ein solcher kontrollierender Vergleich. Der Preis müßte sich in dem Rahmen bewegen, wie er seinerzeit vom Verlag Hoffmann & Campe zugesichert worden war: 200 000 DM. Der Institutsleiter Broszat lehnte unmiß‐
verständlich ab. Vielleicht hatte diese strikte Absage auch dazu beigetragen, die Quelle unter Verschluß zu nehmen. 145
Joseph Goebbels, Tagebücher 1945, a. a. O.
Im Frühjahr 1980 teilte die Stasi der Leitung des Dokumentationszentrums, W. Hahn und dessen Stellvertreter, Dr. L. Nestler, mit, sie hätten fortan die Goebbels‐Tagebücher zu verwahren. Mitarbeiter der HVA brachten unverzüglich in einem Kombifahrzeug die neun Aluminiumkisten mit der Auflage, niemanden Zugang zu den Goebbels‐Tagebüchern zu gewähren. Ausgenommen waren Mitarbeiter der HVA und solche, die von Dr. W. Schumann angekündigt würden. In den gesamten Jahren erfolgten nur zwei Benutzungen, zum einen durch Schumann selbst und zum anderen durch den von ihm avisierten Professor Dr. Olaf Groehler von der Akademie der Wissenschaften. Eine Übergabe in das Archivwesen wollte man wegen der noch laufenden Prozesse in der Bundesrepublik nicht riskieren. Einige Wochen später erhielt das Dokumentationszentrum auch noch von Wolfgang Schumann die 15 Mikrofilme mit Ausnahme des Jahrgangs 1944. Der deplorable Zustand der papierenen Quelle ließ es angeraten erscheinen, sie bei der Zentralstelle für Restauration in Dresden auf ihre Konservierungsmöglichkeiten hin prüfen zu lassen. Das zu erwartende Ergebnis lautete, eine Restaurierung sei prinzipiell möglich, aber auch äußerst kostenintensiv. Des‐
halb unterblieb dieselbe, schließlich wollte man mit der Quelle Geld gewinnen und nicht verlieren. Die alten Wunden im Zusammenhang mit der fehlgeschlagenen Lancierung der Goebbels‐
Tagebücher in den Westen waren noch nicht vernarbt, als mit dem Bekanntwerden des IfZ‐
Editionsvorhabens offensichtlich neue aufgerissen wurden. Mit der klaren Absicht und auch in der Gewißheit guter Chancen, dem IfZ zuvorzukommen, ergriff W. Schumann im Frühling 1982 die Initiative für eine DDR‐Edition der Goebbels‐Tagebücher. Als Mitarbeiter für dieses DDR‐Parallelunternehmen warb er die beiden oben erwähnten Herren Groehler und Nestler an, die beide ihre Zusage gaben. Schumann benötigte aber für sein Konkurrenz‐
unternehmen die Genehmigung des Zentralkomitees (ZK) der SED. Das zuständige Mitglied des ZK, Professor Dr. Kurt Hager, lehnte aber ab, „weil die Veröffentlichung solcher NS‐
Demagogie nicht den politischen Grundsätzen der DDR‐Führung entspräche“, wie Ludwig Nestler die Absage kolportierte. Professor Dr. Johannes Hörnig, Untergebener von Hager und Leiter der Abteilung Wissenschaft im ZK der SED, schien die Absage ein wenig ab‐
schwächen zu wollen, indem er anmerkte, „daß es für eine solche Edition zumindest noch zu früh sei“. Im Gefolge dieses Mißerfolges kehrte für die Goebbels‐Tagebuch‐Quelle in der DDR ein paar Jahre „Ruhe“ ein, so Ludwig Nestler in seinem zusammenfassenden Bericht.146 Mitte 1986 bemühte sich das Institut für Zeitgeschichte erneut, Einblick in die von der DDR verwahrten Goebbels‐Tagebücher zu erhalten. Da es sich dabei um die Muttermikrofilme handelte, erhoffte man sich für die Transkriptionsarbeiten gewisse Arbeitserleichterungen. Der Antrag wurde auf die Genehmigung von Vergleichsarbeiten für die handschriftlichen Tagebücher mit den Masterfilmen von 1924 bis 1941 gestellt und dieses Mal wurde ihm auch stattgegeben. So gelang es dem damaligen Direktor des Instituts für Zeitgeschichte und der Herausgeberin, Zutritt zu diesem Fundus zu erhalten und Genaueres über seine Herkunft und den Inhalt zu erfahren. Ludwig Nestler, der geschäftsführende Leiter des Dokumentationszentrums der staatlichen Archivverwaltung der DDR, machte dazu fol‐
gende Angaben: Angeregt durch das vorgenannte sowjetische Filmrollen‐Geschenk habe 146
Mit Schreiben vom 8.3.1991 erteilte Sachauskunft von Ludwig Nestler.
man 1969 in der DDR eigene Nachforschungen auf dem noch immer unbebauten Trümmer‐
gelände der ehemaligen Reichskanzlei veranlaßt. Dabei seien nicht weniger als neun Exemplare jener Aluminiumkisten zutage gefördert worden, die dort vor Kriegsende mit Goebbels‐Materialien abgestellt worden waren. Der Inhalt, jahrzehntelang der Feuchtigkeit ausgesetzt, befände sich allerdings in einem äußerst schlechten Zustand. Diese Information war im großen und ganzen richtig, doch in einem wesentlichen Punkte falsch: Es hatte gar keine gezielten Nachforschungen zum Goebbels‐Tagebuch seitens ir‐
gendwelcher DDR‐Behörden gegeben. Die Tagebücher fielen ihnen sozusagen in den Schoß. Aber selbst dann noch benötigten sie viele Monate der Prüfung und Auswertung, bis sie erkannten, daß sie sich im Besitz von Goebbels‐Tagebüchern befanden. Richtig war die Jahresangabe. Nachdem russische Spezialeinheiten vergeblich versucht hatten, den in ihrem, dem sowjetischen Sektor, liegenden „Führerbunker“ Ende der vier‐
ziger Jahre zu sprengen, versuchten Ende der fünfziger Jahre Spezialisten der DDR es ein weiteres Mal.147 Auch diese Sprengungen vermochten es nicht, die aus der Erdoberfläche herausragenden Bunkerteile zu beseitigen. Das Sprengungskommando gab schließlich die Versuche auf und schaufelte einen Erdhügel über den restlichen Bunker. Nach dem Mauer‐
bau im Sommer 1961 gehörte das Gelände östlich der gemauerten Grenze, wo auch der „Führerbunker“ lag, zum Todesstreifen. Dementsprechend herrschte dort Ruhe bis Ende 1968/69 die einschlägigen Abteilungen des Ministeriums für Staatssicherheit in helle Aufruhr gerieten ob gewisser Nachrichten und Gerüchte, die besagten, das ehemalige Regie‐
rungsviertel zwischen damaliger Wilhelm‐ und Voßstraße sei komplett untertunnelt. Auf‐
geschreckt von der Vorstellung, durch dieses Labyrinth von Bunkern und Tunneln könnten eventuell Genossen der DDR nach West‐Berlin fliehen, begannen sie im Frühjahr 1969 mit umfangreichen Sondierungs‐ und Grabungsarbeiten. Diese trafen auf immer wieder uner‐
wartete Schwierigkeiten – selbst dann, wenn es nur um Kleinigkeiten ging, wie zum Beispiel die Beschaffung eines Bohrgerätes. Dennoch gelang es einem Arbeitskommando unter der Führung einer fünfköpfigen Gruppe von Stasi‐Offizieren innerhalb von fünf Jahren (bis zum 15. Januar 1974), eine Fläche von über 36 000 Quadratmetern bis zu einer Tiefe von drei bis sechs Metern zu prüfen. Wider Erwarten fanden sie aber keine Tunnel, die direkt in die westliche Freiheit geführt hätten. Dafür entdeckten sie etwas, wonach sie gar nicht gesucht hatten. Am 6. September 1971 spürten sie in Berlin Mitte, am damaligen Thälmannplatz, einen Einstieg zu einem Bunker auf, der zu dem bekannten Hotel Kaiserhof gehört hatte. Dieses Hotel hatte in der Phase der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ eine bedeutende Rolle gespielt, weshalb Goebbels seine 1934 von ihm redigierten und veröffentlichten Tage‐
bücher aus den Jahren 1932/1933 programmatisch „Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei“ betitelt hatte. In diesem Hotelluftschutzraum bargen die „Genossen“ neben Waffen und Munition auch eine Reihe von Dokumenten, neben Lagemeldungen und Korrespondenzen 147
ff.
Näheres siehe Sven Felix Kellerhoff, Mythos Führerbunker. Hitlers letzter Unterschlupf, Berlin 2003, S. 84 auch Tagebücher. Um wessen Tagebücher es sich handelte, wird aus den Akten148 nicht ersichtlich, sie enthalten nur den Hinweis, daß diese dem Ministerium für Staatssicherheit, Hauptabteilung IX/11, übergeben wurden. Im Zuge weiterer Nachforschungen waren bald zehn Bunker durchsucht und Hinweise auf ein halbes Hundert zusätzlicher Bunker gesammelt, bis im Sommer der sogenannte Führer‐
bunker an die Reihe kam. Wieder fanden sich keine unterirdischen Wege nach West‐Berlin, aber im „knöcheltiefen“ Schlamm des oberen Stockwerkes ragte ein „Buch“ heraus, das durch seine besonders „großen Schriftzeichen“ auffiel. Der Berichterstatter Unterleutnant Nickel behauptete, im chaotischen Bunker hätten sich „mehrere Zentner dieses Papier‐
schlammes“, verteilt auf mehrere Räume, befunden.149 Er beschrieb Wasserzeichen und Maschinenschrift ziemlich korrekt, auch die linksseitige Doppellochung erwähnte er, aber er sprach auch von einem „festen Pappendeckel mit Leinenrücken“, der die Blätter zusam‐
menhielt. Vergleichbares ist von niemandem bezeugt worden. Möglicherweise wirkten die, wie wir von Richard Otte wissen, jeweils mit Bindfaden gebündelten circa 500 Blatt durch den kleisterartigen Schlamm wie ein Buch und die Bindfäden ließen vielleicht einen vagen Eindruck von restlichem Leinen entstehen. Es ist aber auch möglich, daß Unterleutnant Nickel sich geirrt hatte. Zumindest läßt seine Bemerkung, „an dem geborgenen Buch“ sei das „nicht ohne weiteres feststellbar“ gewesen, bereits eine gewisse Unsicherheit erkennen. In der Bewertung der Blätter, die seinem Urteil nach wegen der großen Schrifttype für den kurzsichtigen Hitler geschrieben worden sein müßten, lag er ja auch falsch. Richtig beschrieb er den Gestank, der von den Papieren ausströmte, was er auf das Petroleum oder eine vergleichbare Flüssigkeit zurückführte, mit der man die zum Verbrennen bestimmten Papiere getränkt habe. Dieser typische Gestank haftete den erhalten gebliebenen, mit Brandspuren versehenen Papieren auch noch in den neunziger Jahren an, so daß es manchmal eine Qual war, an ihnen zu arbeiten. Dieser Bericht von Unterleutnant Nickel wurde am 7. Juli 1973 an den „Genossen Minister“ mit sechs Originalblättern aus dem Goebbels‐Tagebuch gesandt. Auf einem der Blätter berichtete Goebbels, daß er während eines amerikanischen Luftangriffes, in dessen Verlauf sowohl die Reichskanzlei als auch das Propagandaministerium bombardiert wurden, in dem Bunker am Wilhelmplatz gemeinsam mit Albert Speer und Graf Lutz von Schwerin‐
Krosigk Schutz gefunden habe.150 Es ist derselbe Bunker, der in der DDR am Thälmannplatz und im Dritten Reich am ehemaligen Hotel Kaiserhof lag bzw. liegt und bis zum Kriegsende der NSDAP‐Gauleitung als unterirdische Arbeitsstätte diente. Wie oben berichtet, sind Stasi‐
Leute dort bereits 1971 fündig geworden. Dabei wird es sich um einen Teil der Hinter‐
lassenschaft von Goebbels’ Gauleitung gehandelt haben. In dem Tagebuchauszug, der an den Minister der Staatssicherheit Erich Mielke ging, berichtete Goebbels über seinen Auf‐
enthalt in diesem Bunker unter anderem, daß er einen Adjutantenkursus, den er an diesem BStU, MfS IX/11 UTA Nr. 1, Bericht der Stasi‐Offiziere Friedrich und Forkel von der Abteilung VII vom 10.9.1971, Bl. 66 f.
149
BStU, MfS IX/11 UTA Nr. 1, Bericht von Unterleutnant Nickel vom 6.7.1973, Bl. 37 f., s. a. Sven Felix Kellerhoff, a. a. O., S. 88 f. Dort wird der Tagebuchfund auch erwähnt, doch in einem völlig anderem Zusammenhang und ohne konkrete Beschreibung.
150
Tagebuch vom 20.5.1944.
148
Tag vor Offizieren abzuhalten geplant hatte, kurzerhand in diesen Bunker verlegte und daß seine Rede, die er in „qualvoll fürchterlicher Enge“ halten mußte, besonders gut auf die jungen Offiziere gewirkt habe. Das Bunker‐Milieu und die besonderen Umstände hautnaher Bedrohung hätten die jungen Offiziere zu begeisterten Ovationen hingerissen. Die Tagebücher des Gauleiters von Berlin beließ Unterleutnant Nickel vorerst im „Führerbunker“ bis zur Klärung, was mit ihnen weiter geschehen sollte. Bis dahin wurden sämtliche Arbeiten eingestellt und der Raum, in dem der Löwenanteil der Schriftstücke lag, vollkommen mit Wasser aufgefüllt, um angeblich dem „Fäulnisprozeß“ Einhalt zu gebieten. Triftigere Gründe sprachen eher dafür, daß ein solches Vorgehen die weitere Zerstörung der Dokumente bewirken würde. Tatsächlich ließ sich später leicht feststellen, daß die Schriftstücke nicht nur zum Teil starke Verkohlungen aufwiesen, sondern auch verhee‐
rende Wasserschäden. Die Bergung wurde noch durch die Kräfte der Verwaltung für Staatssicherheit, Groß‐Berlin, Abteilung VII vorgenommen. Dann kam das Material zur Sicherung zur Bildstelle und von dort, wie die Abteilung VII telefonisch erfuhr, nicht mehr zu ihr zurück, sondern direkt zur Auswertung zur Hauptabteilung IX/11. Erst jetzt, Anfang 1974, erfuhr sie, daß es sich bei dem von ihrer Abteilung sichergestellten Material um „etwa 15.000 Blatt“151 aus dem Tagebuch von Joseph Goebbels gehandelt hatte. Am 23. Oktober 1986 erhielten der damalige Direktor des Instituts für Zeitgeschichte und die Herausgeberin, wie erwähnt, erstmals Gelegenheit, einen Teil dieses Materials kennenzulernen. Vorerst handelte es sich nur darum, Einblick in den angeblichen handschriftlichen Teil der Tagebücher zu nehmen. Der Inhalt dieser einen Kiste befand sich in einem hoffnungslos schlechten Zustand, auf weite Strecken waren die mit Tinte eingetra‐
genen Notate auf Blättern von der Größe 20,5 × 16 cm verwischt und verblaßt, weshalb diese von den DDR‐Mitarbeitern „Schamottkiste“ genannt wurde. Immerhin war klar er‐
kennbar, es handelte sich unzweifelhaft um Originaltexte von Goebbels’ Hand, aber ebenso zweifellos handelte es sich zu unserer aller grenzenlosen Enttäuschung nicht um handschriftliche Tagebücher. Die Kladden sahen denen, in die Goebbels seine Tagebuch‐
einträge zu schreiben pflegte, zum Verwechseln ähnlich, sie stammten auch von derselben Firma. Er benutzte diese aber auch für andere Notate wie zum Beispiel Redestichpunkte, Aufzeichnungen allgemeiner Art oder Artikel. Eine Kladde enthielt durchaus lesbare Frag‐
mente von Entwürfen für seine Artikelreihe, die Goebbels „Politisches Tagebuch“ genannt hatte,152 was zu weitreichenden falschen Schlußfolgerungen geführt hat. Die Strippenzieher bei der Stasi (HVA Abteilung 10), die offensichtlich die Artikelreihe von Goebbels in seiner Zeitung „Der Angriff“ nicht kannten, köderten Tagebuchjäger mit diesen vermeintlich Tatsächlich handelte es sich um etwa 16 000 Blatt.
Es handelt sich zum Beispiel um Entwürfe vom 14., 16., 18., 19. und 20. Februar, die von Laien für Tagebuchseiten gehalten werden könnten. Sie wurden allesamt gleichlautend (soweit die Fragmente einen Vergleich zuließen) in der Zeitung „Der Angriff“ vom 23.3.1930 veröffentlicht.
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originalen Tagebüchern. Wenn es sich bei diesen Materialien auch um Originale handelt, so besitzen sie aber dennoch einen weitaus geringeren Quellenwert als die Tagebücher.153 Die große Enttäuschung, die der Inhalt der ersten Kiste hinterließ, wurde aber wett gemacht durch den wertvollen Inhalt der zweiten Aluminiumkiste. Darin lagen originale maschinenschriftliche Tagebücher von Juli bis November 1941. Wie erwähnt bezog sich die Genehmigung zur Einsichtnahme auf den handschriftlichen Teil 1924–1941, das hieß für jeden des Tagebuches Kundigen bis zum 8. Juli 1941, denn nur bis zu diesem Zeitpunkt führte Goebbels sein Tagebuch per Hand. Hier aber wurde die Genehmigung so verstanden, daß sie bis Ende 1941 galt und so stand eben die Kiste mit maschinenschriftlichen Tage‐
büchern ab dem 9. Juli 1941, die wir gar nicht bestellt und erwartet hatten, auch zur Ein‐
sichtnahme bereit. Wir wissen bis zum heutigen Tage nicht, ob es sich um ein schlichtes, aber folgenreiches Versehen handelte oder ob eine verschleierte Absicht dahintersteckte, die uns in die Kenntnis weiterer Tagebuch‐Originale versetzen sollte. Dr. Ludwig Nestler, der geschäftsführende Leiter des Dokumentationsarchivs beim Staats‐
ministerium des Inneren ließ durchblicken, sie hätten noch weitere sieben Aluminium‐
kisten mit Originalfragmenten der maschinenschriftlichen Tagebücher aus den Jahren 1942 bis 1945, insgesamt ein riesiger Bestand von schätzungsweise 16 000 Blatt, aber hoch‐
gradig durch Feuchtigkeitseinwirkung und offenbar auch durch andere Ursachen zerstört. Hier wäre die Beschaffungsgeschichte dieses Tagebuchteiles zu schildern, deren Höhe‐
punkte (es existierte ein deutsch‐deutsches Team, das einträchtig gemeinsam an den Tage‐
büchern arbeitete), aber auch Tiefpunkte (vier Kisten mit dem Jahrgang 1944 wurden zur Stasi in der Berliner Normannenstraße verschafft und damit bis zum Zusammenbruch des SED‐Regimes für das IfZ gesperrt). Zu berichten wäre, wie es dem IfZ gelungen ist, das Großfragment letztendlich doch zu erwerben, wie sich dann bei näherer Prüfung der Papiere herausstellte, daß mit ihm allein keine zweite Edition aus Fragmenten hätte gewagt werden können. Es wäre zu schildern, wie der Fund der Glasplatten in Moskau das IfZ dem Editions‐Dilemma enthob. Auch die Geschichte des Fundes und die Beschaffungsgeschichte der Glasplatten wären zu berichten. Diese Berichte, so interessant und aufschlußreich sie auch zweifellos sind, würden aber allein aufgrund ihrer Länge den Rahmen einer solchen Einleitung sprengen. Bis auf einen in seiner Winzigkeit vernachlässigenswerten Teil wurde mit diesen 29 edierten Textbänden die seit 1945 eingetretene Zerreißung der Quelle wieder rückgängig In der sogenannten Schamottkiste befanden sich Umschläge mit größtenteils stark zerstörten oder verblaßten Blättern (20,5 × 16 cm) aus offensichtlich einstmals schwarzen Heften (sogenannten Wachstuchkladden) vom Berliner Bürohaus Bruno Jänicke & Co. in der Wilhelmstraße 128. Ein Teil der Kladdenfragmente stammt ganz offensichtlich aus den Jahren 1928–1930 und enthält vor allem Redenotizen, Artikelentwürfe, Wahlkampfparolen oder Plakatentwürfe, der andere Teil stammt aus Goebbels’ Ministerzeit und umfaßt in der Hauptsache Entwürfe zu Artikeln, so zum Beispiel den Entwurf zum Artikel „P.K.“ für die Zeitschrift „Das Reich“ vom 18. Mai 1941. Die Papiere, die auch stark unter rostigen Klammern gelitten hatten, waren mit Tinte oder Bleistift beschrieben worden. Auf zahlreichen Blättern ist der mit Tinte geschriebene Text verblaßt bzw. völlig verschwunden, zum Teil sind nur noch die Bleistiftkorrekturen erkennbar. Einige Umschläge enthalten lediglich Korrespondenzen, auch solche ausschließlich privater Natur.
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gemacht. Für diesen Erfolg mußten Viele arbeiten, manche sogar lange Jahre. Aber die Negativ‐Bilanz der Überlieferungsgeschichte soll auch nicht verschwiegen werden. Von den 23 Tagebuch‐Kladden sind 14 vorhanden, von neun nachweislich einmal existierten Originalheften fehlt jede Spur. Dies ist für die Edition kein Manko, da die originaläquivalente Glasplattenüberlieferung für die Vollständigkeit der handschriftlichen Tagebuchüberlieferung sorgt. Die Glasplattenüberlieferung ist aber im maschinenschrift‐
lichen Teil nicht vollständig. Es fehlen immer noch circa 13, 14 Platten als Minimum. Dies fällt nicht so sehr ins Gewicht, weil glücklicherweise meistens bei Glasplattenlücken ohnehin maschinenschriftliche Originalpapiere als Grundlage für die Edition zur Verfügung standen. Die Überlieferung der maschinenschriftlichen Tagebücher beläuft sich auf ca. 7000 Blatt, die in erstaunlich gutem Zustand in der Hoover Institution, Stanford University, liegen, die in schlechtem Zustand befindlichen ca. 16 000 Blatt, die aus den acht Aluminium‐
kisten aus der ehemaligen DDR in das Bundesarchiv Koblenz kamen, den ca. 600 Blatt in den National Archives in Washington und den ca. 500 Blatt aus dem Institut für Zeit‐
geschichte. Das ergibt eine Gesamtzahl von etwa 24 000 Blatt. Anders ausgedrückt, es müssen 12 000 Blatt der Erstschrift und, sollte es eine Zweitschrift gegeben haben, 36 000 Blatt, das heißt, 48 000 Blatt maschinenschriftliche Originalblätter als verschollen oder als vernichtet gelten. Für die Edition wären sie, selbst wenn sie irgendwann entdeckt werden sollten, als Doppelüberlieferung ohne Belang. Der Kronzeuge Richard Otte Schließlich sollte noch die Version Richard Ottes von der Existenz zweier Papierüber‐
lieferungen (Erst‐ und Zweitschrift) des maschinenschriftlichen Tagebuchs einer kurzen Überprüfung unterzogen werden. Diese Variante, die einzig und allein von ihm stammt, war zunächst keineswegs verdächtig und wurde infolgedessen auch in die Beschreibung der Überlieferungen mit aufgenommen.154 Bei der genauen Auflistung der einzelnen Überlieferungsstränge bereitete vor allem die Tatsache, daß, wie wir seit Jahrzehnten von Richard Otte wußten, Erst‐ und Zweitschrift der maschinenschriftlichen Originalpapierüberlieferung für einen Laien angeblich nicht auseinanderzuhalten seien, einiges Kopfzerbrechen. So war es während der gesamten Editionsarbeit stets das Bestreben, endlich einmal zwei Papierüberlieferungsstränge zu finden, die zeitlich wenigstens ein paar Seiten lang parallel verliefen, um die Unterschei‐
dungsmerkmale der beiden Überlieferungen herauszudestillieren. Aber selbst eine Inaugenscheinnahme der in Palo Alto (Hoover Institution) lagernden Originale schaffte keine Sicherheit. Im Gegenteil, die Beobachtung, daß dort eben diejenigen Merkmale auf den Papieren zu finden waren wie die, die wir aus dem im Institut für Zeitgeschichte verwahrten Teilstück kannten, ließ erhebliche Zweifel aufkeimen. Die Schlußüberprüfung ergab folgendes Resultat: Endet eine Überlieferung, fängt haargenau an der Stelle eine Siehe der Punkt 2 „Überlieferung“ in: „Zur Einrichtung der Edition“ am Beginn eines jeden Textbandes der Edition.
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andere Überlieferung an. Zum Beispiel hört am 20. Januar 1942 die Bundesarchiv‐
Überlieferung, die – wir erinnern uns – 1973 auf dem völlig unzugänglichen Bunkergelände von DDR‐Behörden in Ost‐Berlin aufgefunden worden ist, auf und tags darauf, am 21. Januar 1942, beginnt die Überlieferung aus dem Hoover‐Material, das 1946 im Verkehrs‐
ministerium gefunden worden war und seit 1947 in den USA verwahrt wird. Ein anderes Beispiel: Am 21. März 1942 schließt die Hoover‐Überlieferung mit Blatt 14 ab und die Bundesarchiv‐Überlieferung setzt haargenau mit Blatt 15 desselben Tages ein. Am 25. März 1942 reißt die Bundesarchiv‐Überlieferung mit Blatt 9 ab und die Hoover‐Überlieferung fährt erst mit Blatt 12 fort. Die beiden dazwischenliegenden Blätter sind verloren gegangen. Und so läßt sich die Reihung fortsetzen: Der 9. April 1942 befindet sich in der Hoover Institution, der 10. April 1942 im Bundesarchiv, der 11. April 1942 wieder in der Hoover Institution. Aber auch die kleinen Überlieferungsstränge aus den National Archives in Washington oder dem Institut für Zeitgeschichte erfüllen dieses Schema: Die Überlieferung aus der Hoover Institution für den 23. Mai 1942 wird am folgenden Tag, dem 24. Mai 1942, durch die Überlieferung in den National Archives, die Überlieferung, die durch den amerikanischen CIC‐Beamten Eric C. Mohr sichergestellt wurde, abgelöst. Und zurück verläuft das Ganze auch nach demselben Muster: Dem 6. Juni 1942 aus den National Archives folgt am 7. Juni 1942 die Bundesarchiv‐Überlieferung. Am 22. September 1942 geht die Bundesarchiv‐Überlieferung nahtlos in die Überlieferung des Instituts für Zeitgeschichte, die auf den ebenfalls so frühen Fund der Else Goldschwamm zurück‐
zuführen ist, vom 23. September 1942 über. Diese Beobachtungskriterien lassen sich für das Jahr 1943, wo wir ebenfalls mit unterschiedlichen Überlieferungssträngen arbeiteten, fortsetzen (nicht hingegen für das Jahr 1944, da es hierfür nur eine Papierüberlieferung, die des Bundesarchivs, gibt). Das kann kein Zufall sein. Dazu ist der Wechsel zu häufig und zu nahtlos. Diese auffallende Verzahnung der verschiedensten Überlieferungsteile läßt nur einen Schluß zu: Sie stammen allesamt aus denselben Aluminiumkisten mit der Erstschrift. Über eine eventuelle Zweit‐
schrift läßt sich nur spekulieren. Von ihr ist bisher kein einziges Blatt überliefert, die vorlie‐
gende Edition beruht infolgedessen ausschließlich auf der Erstschrift. Mehr am Rande seien einige Überlegungen zum möglichen Verhalten von Richard Otte zur Disposition gestellt. Er machte nicht nur auf die Herausgeberin einen absolut korrekten und in Sachen Tagebuch äußerst peniblen Eindruck. Er verehrte seinen „Chef“ sehr und war insofern bestrebt, in allen Tagebuchbelangen in dessen Sinne zu verfahren. So mag es vielleicht geschehen sein, daß der „treue“ Otte den Gedanken nicht mehr ertrug, daß sowjetisches Militär, in seinen Augen weiterhin der Todfeind, die auf sowjetischem Sektor vergrabenen Glasplatten entdecken könnte. Mochte er in dieser prekären Lage den Vergra‐
bungsort vielleicht an die Franzosen verraten haben, um aus seiner Sicht „Schlimmeres“ zu verhüten? Vielleicht hat er sich auch nur in seiner Not einem Kollegen aus dem Propaganda‐
ministerium, zum Beispiel Werner Naumann, anvertraut, der seinerseits aktiv wurde. Jedenfalls verwandte Otte, nachdem er erfahren hatte, daß aus dem Lager des ehemaligen „bolschewistischen“ Feindes Tagebücher auch in Mikroficheform in den Westen transferiert worden waren, viel Zeit darauf zu erklären, wie das Hoffmann und Campe‐Material von erst im Osten hergestellten Mikrofiches abgenommen worden sei. Er fuhr aus diesem Grunde sogar nach Den Haag zu dem Glasplattenerfinder Joseph Goebel, um von kompetenter Stelle Aufschluß über die ihn offensichtlich peinigende Frage zu erhalten. Dieser schloß die These nicht aus, konnte sie aber natürlich nicht beweisen. Ottes Interesse, daß die Sowjets keine Glasplatten besäßen, war offenkundig. Als die Herausgeberin ihm mitteilte, es existierten sogar Mikrofiches mit darauf abgebildeten Glassprüngen, erwiderte Otte, es könnten eventuell noch Reste von Glasplatten im Panzerschrank verblieben sein, die von den Russen aufgefunden worden sind. Fest steht, die Tatsache, daß Russen im Besitz der Glasplatten sein sollten, beunruhigte ihn sehr.155 Ist er womöglich als „Verräter“ des Vergrabungsortes der Glasplatten zwar nicht gerade in die Geschichte, aber doch in die Überlieferungs‐
geschichte der Goebbels‐Tagebücher eingegangen? Die dispersen Überlieferungen, ein Beweis ihrer Authentizität Nebenbei liefert die Zerstückelung der Quelle und dieses nahtlose Aneinanderfügen der verschiedenen Teilstücke aus den Papieroriginalen, die früh getrennt wurden und an den unterschiedlichsten Orten aufbewahrt werden, einen überzeugenden Echtheitsbeweis. Abgesehen davon muß in der Glasplattenüberlieferung der definitive Beweis für die Authentizität der Quelle gesehen werden, weil diese im Schriftbild wie im Inhalt absolut identisch ist mit der andernorts gefundenen Überlieferung der Papieroriginale. Damit ist das vorliegende Tagebuch wie selten einmal in den Überlieferungsgeschichten von zerstör‐
ten Quellen über allem Fälschungsverdacht erhaben. Auch der Verdacht, daß im kommunis‐
tischen Bereich gewisse Inhalte hineingeschrieben oder ausgeblendet worden sein könnten, muß endgültig in den Bereich der Legenden verwiesen werden. Dieser knappe Abriß zur Überlieferungsgeschichte beantwortet implizit auch schon einige Fragen nach der Echtheit der Quelle. Zweifel an der Authentizität der Tagebücher mögen oberflächlich besehen nach der Erfahrung mit den gefälschten Hitler‐Tagebüchern nahe liegen, auch angesichts der Tatsache, daß große Teile der Goebbels‐Tagebücher sich lange Zeit im kommunistischen Machtbereich befanden. Reale Anhaltspunkte für einen Fäl‐
schungsverdacht wie er, wohl aus Furcht vor möglichen peinlichen Enthüllungen, vor allem von Personen aus Goebbels’ nächster Umgebung, prophylaktisch geäußert wurde, lassen sich aber gerade angesichts dieser Überlieferungsgeschichte nirgends festmachen, vielmehr schnell widerlegen. Die Parallelität und Überschneidung so relativ vieler Überlieferungs‐
Parallel dazu veränderte sich sein Bericht über seine Verbrennung der Zweitschrift. In einer Aussage laut „Der Spiegel“ von 1951 („Der Spiegel“ vom 24.1.1951, Nr. 4, S. 12) hatte er die Tagebücher schlicht verbrannt. Später, in einer Befragung vom 11.5.1981 berichtete er, er habe die Papiere anfangs bündelweise in den Ofen geworfen, habe aber, wie oben bereits geschildert, die Arbeit abgebrochen. Danach konnte nur ein kleiner Teil der Papiere verbrannt worden sein. In demselben Artikel wurde berichtet, daß der ehemalige Staatssekretär im Propagandaministerium Werner Naumann behauptet hatte, er wäre von Goebbels angewiesen worden, den „kompletten Satz Mikrofotos“ (Glasplatten) versiegelt an einen sicheren Ort zu verbringen, habe aber aufgrund der katastrophalen Umstände diesen einfach in der Reichskanzlei stehen lassen. Das ist insofern interessant, als diese prophylaktische Lüge geeignet war, einen möglichen Verratsvorwurf von vornherein auszuhebeln.
155
stränge, die sich nach 1945 zunächst trennten und erst später, nach langen Umwegen in Ost und West wieder zusammenkamen und dabei klare Übereinstimmung des Charakters der Tagebücher und bei der Doppelüberlieferungen von Original und originaläquivalenter Glas‐
plattenüberlieferung auch vollständige inhaltliche Deckungsgleichheit offenbarten, sind im Falle der Goebbels‐Tagebücher der stärkste Beweis ihrer Echtheit. Die von Bundesarchiv und Institut für Zeitgeschichte in den achtziger Jahren veranlaßten kriminaltechnischen Untersuchungen verschiedener Originale (Prüfung des Alters von Papier und Tinte, Prüfung des Farbbandes sowie der Authentizität der Handschrift) waren demgegenüber schon damals sekundär und dienten nur der Echtheitsbestätigung. Anders als im Falle Hitlers war Millionen von Menschen bekannt, daß Goebbels regelmäßig Tage‐
buch schrieb. Einen Teil hatte er bereits zu Lebzeiten veröffentlicht, die Rechte an dem gesamten Tagebuch, auch an dem noch nicht geschriebenen, hatte er im Jahre 1936 an Max Amann bzw. dessen Eher‐Verlag verkauft. Goebbels war, das kann als allgemein bekannt gelten, ein Mann nicht nur des rhetorischen, sondern auch des geschriebenen Wortes. Es ist ein Leichtes, seine Schriftzüge, seine Schreibweise, seine stilistischen und grammatika‐
lischen Eigenheiten im Tagebuch zu vergleichen mit anderen eigenhändig von ihm beschriebenen Blättern. Auch das schafft zusätzlich Sicherheit bei der Authentizitäts‐
prüfung. Wichtig ist auch das Ergebnis inhaltlicher Überprüfung. Im Laufe der Arbeiten hatte die Herausgeberin häufig Gelegenheit, in dem Tagebuch enthaltene Informationen, die nur ganz wenigen Personen bekannt gewesen sein können, in den Akten wiederzufinden oder durch die Befragungen von Personen aus der Umgebung von Goebbels bestätigt zu erhalten. Ein Beispiel ist die Befragung der ehemaligen Geliebten von Goebbels, Lida Baarova156. Ohne Kenntnis des Tagebuches berichtete sie Einzelheiten, die nur sie und Goebbels wissen konnten, und die letzterer im Tagebuch festgehalten hatte. Ähnliches ergab sich aus der Befragung von Goebbels’ Schwester157, oder, im dienstlichen Bereich, der ehemaligen Sekretärin aus der Berliner „Kampfzeit“, Josephine von Behr158, oder des ehemaligen Staats‐
sekretärs im Propagandaministerium Leopold Gutterer159 oder aus der Personalakte seiner frühen Geliebten Else Janke160. Auch Hunderte von inzwischen ganz und gar unbekannten Personen, die im Tagebuch vorkommen, wurden oft mühsam identifiziert. Nirgends erga‐
ben sich dabei Anhaltspunkte für Fälschungen, wie sie gerade in diesem Bereich intimer Personalbeziehungen hätten unterlaufen müssen. Der Umstand, daß Tagebuchfragmente sowohl der handschriftlichen wie der maschinen‐
schriftlichen Überlieferung schon lange vor dem 1972 erfolgten Transfer aus dem „Osten“ nach dem „Westen“ gelangt waren, entwaffnet auch weitgehend den Verdacht einer kommunistischen Manipulation. Ein Vergleich z. B. der Seiten aus der Originalkladde des Elberfelder Tagebuchs, seit 1947 in der Hoover Institution (Stanford, USA) verwahrt, mit Befragung Lida Baarova am 5.2.1987.
Befragung Maria Kimmich am 1.4.1987.
158
Befragung von Josephine von Behr am 6.3.1987.
159
Befragung von Leopold Gutterer am 7./8.5.1987.
160
Personalakte Else Janke, Stadtarchiv Mönchengladbach, 25 c/2222.
156
157
den zeitlich entsprechenden, seit 1946 in Moskau verwahrten Glasplatten ergibt völlige Identität. Dasselbe gilt für den maschinenschriftlichen Teil. Ein Vergleich der Gold‐
schwamm‐ bzw. Stanford‐Originale mit dem aus der UdSSR überlieferten Mikrofiches zeigt bei den Eintragungen, die doppelt überliefert sind, ebenfalls völlige inhaltliche und formale Übereinstimmung. Dem Echtheitsnachweis diente ferner, daß Richard Otte, der seinerzeit die Übereinstimmung von Stenogramm und Reinschrift zu überprüfen und dabei gelegent‐
lich handschriftliche Korrekturen der Reinschrift vorzunehmen hatte, diese auch in der „Ost‐Überlieferung“ entdeckte und als von seiner Hand stammend bestätigen konnte. Ist nach alledem die Echtheit der überlieferten Materialien vorbehaltlos zu bejahen, so ließ sich doch vor dem Auffinden der Glasplatten nicht mit gleicher Sicherheit der Verdacht aus‐
räumen, daß die dem Hoffmann und Campe Verlag in den 70er Jahren aus dem Osten zugespielten Tagebücher dort aus politisch‐ideologischen Absichten vorsortiert, d. h. durch absichtliche Zurückhaltung von Teilen der Überlieferung der Gehalt der ursprünglichen Quelle zwar nicht verändert, aber doch gefiltert worden sein könnte. Der Verdacht wurde vor allem dadurch genährt, daß die schon mehrfach erwähnten auffälligen Lücken der Überlieferung des sowjetischen Films unter anderem besonders wichtige historische Daten betrafen. So fehlen auf dem Sowjetfilm die Passagen um die „Machtergreifung“, den „Röhm‐Putsch“, den „Anschluß Österreichs“, die „Reichskristall‐
nacht“, die Errichtung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ oder die Monate vor und nach Kriegsbeginn. So auffallend diese Lücken sind, schrieb die Herausgeberin in der Einleitung zur Edition von 1987, so wenig plausibel ist gleichwohl die Annahme, sowje‐
tische „Bearbeiter“ könnten ein Interesse daran gehabt haben, ausgerechnet die die Nationalsozialisten besonders belastenden Passagen zu entfernen, während doch die massenhaft für sie selbst peinlichen Eintragungen von Goebbels, z. B. über die Säuberungsaktionen Stalins in den Jahren 1936/37, über den deutsch‐sowjetischen Pakt oder den Molotow‐Besuch in Berlin im November 1940 in der sowjetischen Filmüber‐
lieferung keineswegs ausgemerzt wurden. Das war ein an sich logischer Erklärungsversuch, der aber keineswegs mit den bereits erörterten speziellen Zielen der Geheimdienst‐Akteure gerechnet hatte. Überlegungen solcher Art wurden aber mit dem Fund der komplett vorlie‐
genden Glasplatten, die sämtliche Lücken im handschriftlichen Teil von Oktober 1923 bis Mitte 1941 schlossen, definitiv überflüssig. Von ebenso starker Aussagekraft ist aber die Tatsache, daß die auf den Glasplatten abgelichteten Tagebücher inhaltlich Wort für Wort und auch im optischen Bild völlige Identität aufweisen mit denen, die auf dem einst so ver‐
dächtigten Mikrofilm abgelichtet sind. Die Glasplatten liefern darüber hinaus auch völlige inhaltliche und optische Identität mit der Überlieferung der Fragmente auf Mikrofilm, so wie diese 1987 publiziert worden sind. Die Zeit der Quellenbeschaffung, die zeitweise in eine regelrechte Dokumentenjagd ausar‐
tete, auf der einige Beteiligte ihr Ziel verfehlten und somit zu aktiven Gegnern dieser vorliegenden Edition wurden, ist endgültig vorüber. Mit dem Abschluß der Editions‐
arbeiten, so steht zu hoffen, haben auch diese zahlreichen konkurrierenden Unterneh‐
mungen ein Ende. 3. Zur editorischen Arbeit Grundsätzliche Aussagen „Zur Einrichtung der Edition“ finden sich am Anfang eines jeden Textbandes. Dort hat die Herausgeberin die wesentlichen Regeln, die dieser Edition zugrunde liegen, zusammengefaßt und anhand von Beispielen erläutert. Sie betreffen die Gesamtedition, das Chronologisierungsprinzip, den Umgang mit den Überlieferungs‐
strängen, die Kopfregesten, die u. a. den jeweiligen Fundort nennen und die jeweils verwendete Überlieferung beschreiben, die Textbearbeitung, die Bestandsübersicht und die Register. Nach der hochgradigen Fragmentierung und Zerreißung der Goebbels‐Tagebücher aufgrund einer ungewöhnlich stark gestörten, nur schubweise in großen Abständen zum Vorschein gekommenen, zerstückelten Überlieferung mußte es eines der Hauptziele der Edition sein, die auseinandergerissenen Stränge und Stücke so vollständig und so gut wie möglich wieder zusammenzufügen. Dabei ging es naturgemäß auch darum, noch einmal genau zu über‐
prüfen und lückenlos zusammenzutragen, was schon einmal – gekürzt oder vollständig, relativ zuverlässig oder mit Fehlern behaftet bzw. entstellt – in deutscher oder anderer Sprache von den Goebbels‐Tagebüchern veröffentlicht worden war. Hinsichtlich der hand‐
schriftlichen Tagebücher waren es folgende publizierten Teilstücke: – das von Helmut Heiber 1960 edierte Elberfelder Tagebuch aus den Jahren 1925/26 – die 1983 vom Hamish Hamilton Verlag (London) herausgebrachte Publikation von Teilen der Tagebücher aus den Jahren 1939 bis 1941 – die im Mondadori Verlag (Milano) 1994 erschienenen Fragmente aus dem Jahr 1938. Auf die maschinenschriftlichen Tagebücher bezogen, handelte es sich um folgende Publi‐
kationen: – die von Louis P. Lochner besorgte Auswahl von Teilstücken aus den Jahren 1942 und 1943, die bereits 1948 erschienen war und – die 1977 im Hoffmann und Campe Verlag publizierten 6 Wochen von 1945.161 Das Prinzip einer vollständigen, alle erreichbaren Teile und Fragmente einbeziehenden Edition war unaufgebbar, wenn damit – worauf es ja wesentlich ankam – auch eine durch‐
gängige quellenkritische Bereinigung erzielt und dem künftigen wissenschaftlichen Benut‐
zer nach der bisher sehr verwirrenden Konfrontation mit verschiedenen und nur zum Teil gesicherten Textvarianten endlich eine formal einheitliche, von Experten bearbeitete und gründlich geprüfte Version der Tagebücher zur Verfügung gestellt werden sollte. Vor dem Erscheinen der 29 Textbände dieser Edition lag keine wissenschaftliche Gesamtedition vor, mit ihrer Publizierung steht diese wichtige Quelle der Forschung vollständig auf gesicherter Überlieferung zur Verfügung. Bedauerlicherweise mußte auf die Einbeziehung der Erinnerungsblätter verzichtet werden, obwohl Goebbels sie als Vorspann zu seinen eigent‐
Bibliographische Angaben zu sämtlichen genannten Publikationen, siehe Anm. 5. Die von Ralf Georg Reuth besorgte Auswahl kam nicht in Betracht, da sie im Wesentlichen auf der IfZ‐Edition von 1987 fußt.
161
lichen Tagebüchern behandelte. Er berichtete in ihnen darüber und ließ von ihnen auch eine Sicherheitskopie auf Glasplatten anfertigen, die in ihrer durchlaufenden Numerierung diese Präambelabsicht dokumentiert. Durch die Verschachtelung der verschiedenen neben‐ und nacheinander aufgetauchten Formen der Überlieferung (originaläquivalente Glasplatten, handschriftliche Original‐Tage‐
bücher, maschinenschriftliche Originalblätter, Mikrofilm) konnten die Lücken der Überlie‐
ferung insgesamt so gut wie geschlossen werden. Bei Überlappungen wurde der Edition naturgemäß diejenige Vorlage zugrunde gelegt, die am besten zu entziffern war, d. h. die mit der geringsten Quote unleserlicher Stellen und ungesicherter Lesarten. Bei den handschriftlichen Tagebüchern, die Gegenstand des ersten Teiles der Edition sind, besteht die Vorlage aus dem 100prozentig erhaltenen Glasplattenbestand in russischem Besitz sowie den 13 nun ebenfalls im ZAS Moskau verwahrten Original‐Tagebüchern für die Jahre 1932 bis 1941 und der Original‐Kladde, dem sogenannten Elberfelder Tagebuch, aus der amerikanischen Hoover Institution. Im einzelnen handelt es sich um folgende Original‐
Tagebuchkladden, zunächst die zwei Tagebücher für Ferien und Reisen: – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 29. Oktober 1936 bis 11. Dezember 1939 (Haus am Bogensee) (163 Seiten Gesamtumfang) und – Tagebuch für Joseph Goebbels. Für Ferien und Reise. Vom 22. Mai 1932 bis 17. Dezember 1935 (271 Seiten Gesamtumfang). Es folgen die am Arbeits‐ und Wohnsitz Berlin geschriebenen Tagebücher: – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 17. Dezember 1935 bis 14. September 1936 (143 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 15. September 1936 bis 12. Februar 1937 (190 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 13. Februar 1937 bis 25. Juni 1937 (190 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 26. Juni 1937 bis 7. November 1937 (187 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 7. November 1937 bis 10. Februar 1938 (189 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 11. Februar 1938 bis 26. Oktober 1938 (466 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 26. Oktober 1938 bis 8. Oktober 1939 (479 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 9. Oktober 1939 bis 15. Mai 1940 (480 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 16. Mai 1940 bis 20. November 1940 (476 Seiten Gesamtumfang); – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 21. November 1940 bis 23. Mai 1941 (474 Seiten Gesamtumfang) und – Tagebuch für Joseph Goebbels vom 24. Mai 1941 bis 8. Juli 1941 (149 Seiten Gesamtumfang).162 Zu den handschriftlichen Originalen zählt die erwähnte einzelne, in der Hoover Institution, USA, befindliche Original‐Kladde, das sogenannte Elberfelder Tagebuch, das als Fragment überliefert ist. Von den ursprünglich 226 Seiten, die in der Glasplattenüberlieferung vollständig erhalten sind, werden immerhin 196 Seiten in der Hoover Institution in Palo Alto verwahrt. Von dem diktierten Tagebuch liegen außer der originaläquivalenten Glasplattenüber‐
lieferung folgende Papier‐Fragmente vor: – Die 500 Originalblatt im Institut für Zeitgeschichte; – das große Fragment der 6903 Originalblatt aus den Jahren 1942 /1943 in der Hoover Institution; – die 598 Blatt Originale in den National Archives Washington und – die circa 16 000 Blatt Originale aus dem ehemaligen Dokumentationszentrum in Ost‐
Berlin, die heute im Bundesarchiv Koblenz liegen. Der nahezu vollständige Glasplattenbestand bildet die Grundlage dieser Edition, da er angesichts der zerstörten Papierüberlieferung den geschlossensten Bestand darstellt. Er befindet sich wie die handschriftlichen Originalkladden in Moskau, im Zentrum für die Aufbewahrung historisch‐dokumentarischer Sammlungen (ehemals Sonderarchiv), einer Abteilung des Staatlichen Russischen Militärarchivs. Er besteht aus insgesamt 935 Glas‐
platten: 150 Glasplatten mit handgeschriebenen Tagebüchern und 785 Glasplatten mit maschinenschriftlichen Tagebüchern. Im Anhang befindet sich eine Liste sämtlicher Glasplatten.163 In ganz seltenen Fällen, wo Einträge weder in den genannten originalen noch originaläquivalenten Überlieferungen enthalten sind, oder nur in vergleichsweise schlechter Überlieferung vorliegen, wurde auf nachweislich authentische Mikrofilme zurückgegriffen. Wenn die Texte auch echt sind, so handelt es sich doch um eine Sekundär‐
überlieferung, und als solche wurde sie im Text optisch durch Kapitälchen kenntlich gemacht. Fragen zur Authentizität des Materials ließen es auch geraten scheinen, die jeweils be‐
nutzten Überlieferungsstränge am Ende eines jeden Textbandes aus Teil II der Edition in einer Bestandsübersicht zusammenzufassen. Die dort ausgewiesene partielle Parallelität von Überlieferungssträngen mit stets vollkommener Textidentität liefert einen der bereits diskutierten wichtigen Echtheitsbeweise. Da die Tagebücher jeweils an verschiedenen Orten aufbewahrt wurden und werden, zum Beispiel in Palo Alto in Kalifornien und in Moskau, kann die Annahme, man habe in den USA wie in der ehemaligen UdSSR Fälschungen Der etwas befremdliche Titel „Tagebuch für Joseph Goebbels“ statt der zu erwartenden Formel „Tagebuch von Joseph Goebbels“ ist keine Erfindung des Autors. Auf den frühen Kladden waren die beiden Worte „Tagebuch für“ bereits vorgedruckt, Goebbels trug nur noch seinen Namen handschriftlich ein. Bei nicht vorgedruckten Büchern behielt er dann diese Formel bei.
163
Siehe die „Liste der Tagebücher auf ZAS‐Mikrofiches (Glasplatten)“ im Anhang.
162
verfertigt, die zufällig identisch geraten seien, wie schon erwähnt, in den Bereich der Ver‐
schwörungstheorien verwiesen werden. Eine Antwort zur Frage der Echtheit der Quelle bot auch die Editionsarbeit an dem stark fragmentierten Bestand aus dem Dokumentationszentrum in Ost‐Berlin respektive Bundes‐
archiv, die zu einem permanenten Authentizitätsbeweis geriet. Mit großer Akribie und vorbildlicher Geduld konnten selbst noch Fragment‐Schnipsel, halbe Zeilen, manchmal auch nur einzelne Worte mittels eines hochentwickelten Computer‐Verfahrens identifiziert werden. So wurde nicht nur der sehr zersplitterte Bestand rekonstruiert, das Verfahren ermöglichte auch die zeitliche Einordnung wie die Zuordnung der einzelnen Seiten und auch Zeilen zu einer der Parallelüberlieferungen. Das Ergebnis war die völlige Deckungsgleichheit des re‐
konstruierten Bestandes mit einer laufenden Überlieferung, vorrangig der Glasplatten. Dem gleichen Zwecke dienen unter anderem auch die jeweils einer Eintragung voran‐
gestellten Kopfregesten. Dort wird das jeweilige Original beschrieben, das die Editionsgrundlage bildete. Zur Echtheitsüberprüfung wurde darüber hinaus die Editionsgrundlage mit einer zweiten Überlieferung, die ebenfalls im Kopfregest kurz vor‐
gestellt wurde, kollationiert. Sofern mehrere komplette Überlieferungen einer Eintragung vorlagen, wurden die Überlieferungsstränge nach folgender Reihung ausgewählt: ZAS‐
Originale, IfZ‐Originale, HI‐Originale, NA‐Originale, ZAS‐Mikrofiches (Glasplatten), BA‐Origi‐
nale. Bei beschädigten oder unleserlichen Passagen (Sätze, Wörter oder auch nur einzelne Buchstaben) der ausgewählten Vorlage wurde ein Wechsel in eine andere Überlieferung vorgenommen und in dem jeweiligen Kopfregest genau benannt. Die zur Kollationierung verwandten Überlieferungsstränge erscheinen nicht nur im Kopfregest, sondern auch in der erwähnten Bestandsübersicht (Teil I über sämtliche handschriftlichen Tagebücher, Teil II für den jeweils im Band behandelten Zeitraum). Im einzelnen sind die Editionsregeln für die Kopfregesten in der erwähnten Vorbemerkung „Zur Einrichtung der Edition“, die jedem Textband vorangestellt ist, aufgeführt.164 Die Überlieferungswechsel und die Kollationie‐
rung der Vorlage mit einer weiteren Überlieferung machen die perfekte Identität verschie‐
dener Überlieferungen stets aufs neue deutlich und beweisen dadurch wiederum und in Permanenz deren Echtheit. Allein um diesen Beweis zu liefern, wurde ein erheblicher Editionsaufwand betrieben. Demjenigen, der die Quelle nicht unter Generalverdacht stellt und nur an einem gesicherten Text interessiert ist, werden die arbeitsintensiven Überliefe‐
rungswechsel nichts bedeuten. Ihn werden die entsprechenden Bearbeitervermerke im fließenden Text vielleicht sogar stören. Das Interesse an dem permanenten Echtheitsbeweis mußte solchen Benutzerinteressen aber übergeordnet werden. Besonderheiten wurden grundsätzlich im Kopfregest vermerkt, so auch bei den Texten aus den Jahren 1932–1938, wo mehrere chronologisch parallel geführte Tagebücher existieren, deren Eintragungen es galt, miteinander zu verzahnen. Der Leser wird im Kopfregest stets darüber informiert, ob die Eintragung aus dem Tagebuch „Schwanenwerder“ (T.S.), aus dem Tagebuch „Haus am Bogensee“ (H.a.B.) oder aus dem „Tagebuch für Ferien und Reise“ (F.u.R.) stammt. 164
Siehe dort Punkt 3 „Kopfregesten“.
Das wichtigste Ziel und die schwierigste Aufgabe der Edition bestand in der Transkription der schwer entzifferbaren Handschrift. Wegen des schlechten Zustandes mancher Teile der Mikroficheüberlieferung und aufgrund des besonderen Charakters der Goebbels‐Hand‐
schrift waren der Entzifferung von Buchstaben und Wörtern immer wieder extreme Schwierigkeiten entgegengestellt. Es dauerte naturgemäß eine gehörige Zeit und erforderte mehrere Stufen der Schulung und Erfahrung, ehe sich eine routinierte Fähigkeit der Ent‐
zifferung der Handschrift entwickelte. Die Vertracktheit dieser Handschrift liegt vor allem in der engen, gedrängten Schreibweise von Goebbels, die, zumal bei der mit Tinte und breiter Feder ausgeführten Schrift, zahlreiche sehr ähnliche, wenn nicht identische Wort‐ und Buchstabenbilder erzeugt. Schon Lochner bemerkte, daß Goebbels’ Handschrift eine der schwierigsten sei, die er je gesehen hätte. Sie wirke nur auf den ersten Blick regelmäßig und klar, aber beim näheren Eindringen in die Entzifferungsarbeit bereitete sie erhebliche Schwierigkeiten.165 Diesen erlagen ausnahmslos alle Herausgeber von Teilstücken des Tagebuchs, der eine mehr, der andere weniger. Das gilt in noch höherem Maße für Nicht‐
kenner der Schrift, die glaubten, in ihren Abhandlungen selbst besser transkribieren zu können. Die steile und enge Goebbelssche Handschrift verleiht bis zu elf Buchstaben (c, e, i, m, n, o, r, s, u, v, z; n und u wirken wie zwei Einzelzeichen und können insofern auch als „ei“ oder „or“ oder als weitere Buchstabenkombinationen gelesen werden) auf fatale Weise oft gleiches Aussehen. Das führt dazu, daß auch eine Fülle völlig oder fast identischer Wortbilder für tatsächlich sehr verschiedene Worte entstehen. Als Beispiele seien wahllos herausgegriffen: Vernichtung – Hinrichtung; Siegesmeldungen – Lügenmeldungen; Volkstum – Nichtstuer; maximal – minimal; Ovationen – Quälereien; Führerwochenschau – Filmwochenschau; erzählen – berichten; politisch – peinlich; Liberalen – Literaten; Weisung – Warnung; Umverteilungsmöglichkeiten – Übervorteilungsmöglichkeiten; viel – voll; aber – also; Feuerüberfall – Feindüberfall; Bürokratie – Demokratie; musterhaft – meisterhaft, blüht – bleibt; ausgenutzt – ausgewalzt; heftig – kräftig – künftig; zu – vor; Perspective – Resignation; ablenken – abholen; witzig – lustig; verstimmt – enttäuscht; weißen – ewigen; Stück – Start; Gemeinsamkeit – Geruhsamkeit; Taubenparade – Farbenpracht; darstellt – darbietet; Motivzeichnung – Milieuzeichnung; dann zum – Diner vom; geplaudert – gefau‐
lenzt; ruhig – zeitig; ausnehmend – anscheinend; Publikum – Baltikum; schwerster – schwärzester; weiter – mehr; Laden – Sache; loszuwerden – loszueisen; fast – ganz; uns – mir; fatalen – falschen; eingeteilt – eingeleitet; Verlag – Vertrag; braver – treuer; forsch – frisch; noch – viel; milde – müde – mürbe; meinem – unserem; gibt – gilt; bewegt – besorgt; Westkrieg – Weltkrieg; Trinksprüche – Funksprüche; schrecklich – scheußlich; Aktien – Aktion; Ring – Berg; geweckt – gemerkt; verlegen – ruhiger; im altmodischen Kostüm – im altmünchener Kostüm; eine hübsche Tanzlehrerin – eine heillose Fanatikerin; Kohl spricht vom Startkrieg – Koht spricht vom Storthing; Wild – Wedel; Tirschenberg – Wachenburg; Rimini – Brioni; Gördeler – Görlitzer; Fink – Frick – und so könnte die Liste weiter fort‐
gesetzt werden. Die letztgenannten Beispiele demonstrieren, daß vor allem die Namensentzifferung bei der Transkription Schwierigkeiten ganz besonderer Art boten. Schwierig gestaltete sich die Transkription auch dadurch, daß bei Goebbels’ häufig in der 165
Louis P. Lochner, a. a. O., S. 21.
Eile angewandtem stakkatoartigen Telegrammstil der Text auch mit einem falsch entziffer‐
ten Wort einen Sinn ergab. Um ein Maximum an Lesbarkeit zu erzeugen, kam es vor allem auf die historische Vertie‐
fung in die jeweilige Ereignisgeschichte, auf die Goebbels in seinem Tagebuch Bezug nimmt, an. Nur durch das gründliche Studium dieses Kontextes war es schließlich in vielen Fällen möglich, selbst noch Namen von gänzlich entlegenen Orten und heute völlig unbekannten Personen mit Sicherheit zu identifizieren. Ein Problem der Goebbelsschen Schrift liegt auch in ihrer Veränderung im zeitlichen Verlauf und unter dem Einfluß von Müdigkeit, Depressionen etc. Besonders bemerkenswert ist die Schriftverschlechterung im Übergang von 1923 zu 1924/25, d. h. in jenen Jahren, in denen Goebbels die sozusagen noch pubertäre Lebensphase innerlicher und politischer Unentschiedenheit abschloß und sich dem Nationalsozialismus zuwandte. Eine der weiteren auffallenden Schriftverschlechterungen lag nach Kriegsbeginn und ist mit der zunehmenden Hetze und dem Streß im Arbeitsalltag zu erklären. Abgesehen davon schreibt sich jede Handschrift im Laufe der Jahre etwas aus, besonders bei Vielschreibern, zu denen Goebbels zweifellos zählt. Den Bearbeitern von handschriftlichen Tagebuchbänden wurde eine entsagungsvolle, mitunter auch frustrierende Entzifferungsarbeit zugemutet. Sie alle haben aber in meh‐
reren Arbeitsgängen durch das jeweilige Bandmanuskript und einer Korrektur durch fremde Hand das Äußerste bei dieser Sisyphusarbeit geleistet, um eine authentische Transkription vorzulegen. Selbst geringe Leseunsicherheiten der Bearbeiter wurden vermerkt (durch Punkte in eckigen Klammern)166. Insgesamt konnten Stellen unsicherer Lesart auf ein Minimum reduziert werden bis auf die Textstellen mit irreversibler Beschädigung oder Verderbnis der Textvorlage. Das Tagebuch wurde wort‐ und absatzgetreu ediert, nichts ausgelassen, ausgewählt oder komprimiert. Fehler, orthographischer oder grammatikalischer Art, wurden nicht still‐
schweigend verbessert, auch dann nicht, wenn es sich um offenkundige Flüchtigkeitsfehler handelte, um die Authentizität auch hier zu wahren. Die den Diktaten jeweils vorangestellte „militärische Lage“ wurde durch einen größeren Abstand von der eigentlichen Eintragung getrennt und durch kleineren Druck wiedergegeben, um damit auch optisch deutlich zu machen, daß die Autorschaft der militärischen Lage nicht in allen Fällen zweifelsfrei fest‐
steht. In der Regel mag es sich um ein Diktat von Goebbels auf der Grundlage des militärischen Lageberichts gehandelt haben, mitunter aber auch einfach um die Mitschrift oder Abschrift des Lagevortrags, den der Verbindungsoffizier vom Oberkommando des Wehrmacht täglich dem Reichspropagandaminister zu erstatten hatte. Anders als bei seinen öffentlichen Reden wirkt Goebbels’ Sprachschatz in seinem Tagebuch wenig ambitioniert. Die Notizen sind meist in schlichter, aber auch plastischer, bisweilen Genaueres siehe Editionsregeln in „Zur Einrichtung der Edition“, Punkt 4e: „Textbearbeitung – Schäden“ am Beginn eines jeden Textbandes.
166
drastischer Alltagssprache eilig heruntergeschrieben. Sie lassen kaum ein Bemühen um eine gehobene Sprache erkennen und sind meist von starken Emotionen bestimmt, was sich in der gesamten Gefühlsskala, von der hitzig‐hymnischen bis zur kühl‐sarkastischen Phrase, ausdrückt. Gelegentliche Anleihen beim rheinischen Dialekt oder bei der Umgangssprache vermitteln insgesamt recht gut die Spontaneität des Erlebten. Das gilt natürlich nur für die handschriftlichen Tagebücher. In seinen Diktaten schilderte er in gebundener Sprache weit ausführlicher, mitunter auch langatmig seinen Tagesablauf. Diese hinterlassen den Gesamt‐
eindruck einer nur mäßig lebendigen oder farbigen Sprache. Ausflüge in die englische Sprache mißlangen Goebbels häufig (klefer, Brodway, Jankees), während er die Eindeut‐
schung französischer Worte häufig nicht zur Kenntnis nahm. So finden wir statt des „Debakels“ ein „Debacle“ und die „Premiere“ mit Akzent (Première), aber auch schlichte Falschschreibungen wie z. B. „Limusine“ oder „viv“. Deutliche Abneigung hegte Goebbels gegen das Genitiv‐S bei zusammengesetzten Substantiven (z. B. Geburtstagrede, Reichstag‐
rede etc.). Sein Stil, in den Anfangsjahren des Tagebuchs stark expressionistisch, behält über die Jahre die alte Vorliebe für ungewöhnliche Steigerungsformen bei. Ein Charakte‐
ristikum besteht auch in eigenwilligen sprachlichen Zusammenziehungen. Wollte Goebbels z. B. ausdrücken, er sei mit Hitler noch lange aufgeblieben und mit ihm zusammengesessen, so schrieb er, er sei mit Hitler lange „aufgesessen“ oder er notierte: „Wir reden uns über alles aus“, wenn gemeint war: wir sprechen uns aus und reden über alles. Er schrieb: „Mussolini hat sich über alles aufgeklärt“, wenn er meinte, Mussolini hat sich über alles informiert und aufklären lassen. Mitunter verhedderte sich Goebbels auch zwischen zwei möglichen Wendungen, so z. B. wenn er formulierte: „Die Ateliers in Prag kommen uns sehr erwünscht“, wo es entweder heißen muß, sie kommen uns sehr gelegen oder sie sind uns sehr erwünscht. Häufig ist die Sprache unpräzise, so wenn er von einem „Zirkel von Defaitismus“ schrieb, aber einen „Zirkel von Defaitisten“ meinte. Goebbels fällt vor Müdigkeit nicht nur ins Bett, er fällt gleich „hinein“, ein erbitterter Kampf wird ihm zum „verbitterten Kampf“ u. ä. m. Ein simples „stäupen“ kann ihm nicht genügen, ihm gerät es zum „abstäupen“, was die Assoziation abstauben nahe legt, aber einfach falsch ist. Der Ausdruck „sich etwas hinter den Spiegel stecken können“ im Sinne von „etwas beherzigen müssen“ benutzte Goebbels fälschlich im Sinne von „auf etwas nicht stolz sein können“. Gelegentlich drückt seine Sprache verräte‐
risch das Gegenteil des Gemeinten aus. So lesen wir über den erst schwer verleumdeten, dann rehabilitierten Generalobersten von Fritsch, daß „seine vollkommene Unschuld berei‐
nigt“ worden sei. Der Propagandaminister verstand es gewiß, sich sprachlich geschliffen auszudrücken. Sein Tagebuch zeigt aber immer wieder überraschende Sprachschludrig‐
keiten. Als Ausdruck auch des zunehmenden Verzichts auf präzise Gedankenführung erscheint uns diese Bilanz gleichwohl „echter“ als die bemühte Rationalität der Artikel, die er seit 1940 in der neuen nationalsozialistischen Wochenzeitung „Das Reich“ zu schreiben begann. Insgesamt gesehen unterlaufen ihm in Anbetracht der Eile, in der die Eintragungen abgefaßt wurden, und der Masse, die im Laufe der 22 Jahre zusammengekommen ist, sehr wenig Fehler. Man prüfe das an sich selbst nur über ein paar Monate hinweg. Goebbels verbrauchte an Schreibzeit für sein Tagebuch in den Jahren von 1923 bis 1945 etwa zwei volle Arbeitsjahre, die Samstage und Sonntage mit eingerechnet. Auf heutige Arbeits‐
gewohnheiten übertragen – ohne Wochenenden und mit Urlaub – würde sich die allein für das Tagebuchschreiben aufgewandte Zeit auf drei volle Jahre erhöhen. Im ersten, allgemeinen Abschnitt dieser kurzen Einleitung sind schon die Gründe genannt worden, die das Institut veranlaßten, bei dieser Edition auf eine durchgängige Kommen‐
tierung der Tagebücher zu verzichten. Die Herausgeberin kann nicht stark genug betonen, daß sie in jeder Phase des Editionsprojekts Kommentare a priori und für absolut notwendig hielt und bis zuletzt dafür eintrat. Es fanden sich aber weder Zeit noch Mittel, sie zu realisieren. Eine Kommentierung würde, sofern sie nicht nur dem Schein dienen, sondern wirkliche Erschließungsarbeit befriedigend leisten soll, den Abschluß der Edition mit Sicherheit um viele Jahre verzögern. Eine sinnvolle, die Quelle erschließende Kommen‐
tierung könnte aber nur erarbeitet werden, wenn all den in der Quelle selbst enthaltenen Anstößen recherchierend nachgegangen würde. Die auf diese Weise zahlreich anfallenden Anmerkungen würden Kommentarbände produzieren, die dem Umfang der dazugehörigen Textbände nahekommen oder in der Regel sogar übertreffen würde. In jahrzehntelanger Kenntnis der Quelle und entsprechender Erfahrungen wagt die Herausgeberin die Prognose, daß auf diese Weise viel Unerwartetes zutage gefördert werden könnte. Kommentare aufgrund solcher Recherchen‐Tiefenbohrungen wären trotz des hohen Zeit‐ und Kosten‐
faktors höchst wünschenswert. Sie würden die Quelle wirklich zum Sprechen bringen. Deshalb ergeben auch die Zahlenkolonnen in Fünferabschnitten, die am Rande jeder Textseite angebracht sind, um die vorgesehenen Kommentare leichter zuordnen zu können, weiterhin ihren auf die Zukunft projektierten Sinn. Dessen ungeachtet wurde eine nicht unwesentliche Kommentierung auch jetzt schon geleistet, nämlich durch die – oft schwierige und langwierige – Identifizierung aller Perso‐
nen, die in dem Tagebuch genannt sind. Es handelt sich um 5191 Personen und 4274 geographische Begriffe. Wie aufwendig sich selbst solcherlei „Kleinrecherche“ oftmals gestaltete, sollen nur wenige Beispiele veranschaulichen. Schwierig wurde es in der Regel, wenn im Text ausschließlich der Vorname erscheint. Im Februar bzw. April 1932 lesen wir von einer „Baroneß Ika“ bzw. „Baroneß Erika“. Da diese Goebbels gemeinsam mit Viktoria von Dirksen besucht hatte, wurde in deren Umfeld recherchiert. Über das genealogische Handbuch des Adels konnte herausgefunden werden, daß Frau Dirksen eine Tochter aus erster Ehe namens Erika Freiin von Paleske hatte. Eine schriftliche Anfrage bei der im „Gotha“ recherchierten Familie (Nichte dieser Erika von Paleske, Christa‐Maria Erber, geb. von Paleske) erbrachte die Gewißheit: Erika wurde „Ika“ genannt und lebte in jener Zeit in Berlin mit ihrer Mutter, Viktoria von Dirksen, zusammen. Ebenso schwierig gestaltete sich die Recherche, wenn kein Name fiel, sondern lediglich die verwandtschaftliche Beziehung. Goebbels erwähnte zwei Adoptivsöhne seiner zukünftigen Frau. Die Nachfrage beim Günter‐Quandt‐Haus ergab: Günter und Magda Quandt hatten 1925 drei Pflegekinder eines verstorbenen Ehepaares aufgenommen, die Kinder aber nicht adoptiert. Daher trugen sie nicht den Namen Quandt, sondern Schulze. Hier mußten von drei Kindern die zwei tatsächlich gemeinten eruiert werden. Es waren die Söhne Jochen und Heino Schulze. Die Frau des ehemaligen Ministerpräsidenten Walter Granzow und Verwalters des Gutes in Severin, Ort der Verehelichung von Joseph und Magda Goebbels, konnte nicht ermittelt werden. Die Anfragen beim Markt Stendal, dem Stadtarchiv Stendal, der Verwaltungs‐
gemeinschaft Seehausen, dem Einwohnermeldeamt, der evangelischen Stadtgemeinde Stendal und dem Landeshauptarchiv Schwerin blieben erfolglos. Nach zwei Jahren fand ein Archivar des letztgenannten Archivs im Kirchenbuch des Kirchspieles Frauenmark bei Parchim den Vor‐ und Geburtsnamen: „Gertrud, geborene Ewald“. Häufig wird eine Person nur einmal genannt und löste dennoch längere Recherchen aus, so auch bei Schneider, einem Mitarbeiter Alfred Rosenbergs, der Goebbels zufolge einen „verheerenden Brief“ nach Wien geschrieben haben soll, der das NS‐Regime kompromittiert habe. Aufgrund einschlägiger Sekundärliteratur konnte in Erfahrung gebracht werden, daß die Polizei im August 1933 illegale Büros der NSDAP in Österreich ausgehoben hatte, die ein Zahnarzt namens Dr. Herbert Schneider geleitet hatte. Vorname und Beruf dieser Person konnten durch die NSDAP‐Kartei bestätigt werden. Eine Anfrage beim Archiv der Republik Österreich verlief ergebnislos. Erst nach Abschluß des Bandes ergab eine Privatrecherche im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes (PA AA, Berlin) Klarheit. In den Akten „Wien Geheim 54“ liegen hierzu zahlreiche Berichte vor. Goebbels bezog sich nicht auf den aktenkundigen Herbert Schneider, sondern auf dessen Bruder, Erwin Schneider, der in Berlin lebte und dessen Brief bei seinem Bruder, dem Zahnarzt Herbert Schneider, gefun‐
den wurde. Goebbels erwähnte unter dem Datum 23. März 1931 einen „Kapitän Mann“, den er als „Hauptmotz der Ufa“ bezeichnete. Sämtliche einschlägigen Filmarchive und Hochschulen für Film und Fernsehen, die angeschrieben worden sind, konnten mit einem „Kapitän Mann“ nichts assoziieren. Der Name mußte falsch geschrieben sein. Aber auch damit konnte verständlicherweise niemand etwas anfangen, bis der NS‐Filmexperte Dr. Gerd Albrecht auf die Idee kam, daß unter all den Stänkerern bei der Ufa der „Hauptmotz“ der Direktor des Verleihwesens Wilhelm Meydam gewesen sei. Eine Verwechslung durch Goebbels von „Mann“ mit „Meydam“ scheint aber erst dann verständlich, wenn man in Erfahrung gebracht hat, daß letzterer entgegen heutiger Aussprache damals auf der zweiten Silbe betont wurde. Da aber der endgültige Beweis nicht erbracht werden konnte, mußte der Name bei der Richtigstellung in der Fußnote in eckige Klammern gesetzt werden. So erscheint er dann auch trotz aller Recherchen im Register. In einem darauf folgenden Band schrieb Goebbels wie selbstverständlich von einem „Direktor Meydam“, womit der Fall geklärt war, aber zu spät für den Bearbeiter des vorangegangenen Bandes, der bereits im Druck war. Entzifferungsprobleme konnten ab und an auch schnell und unkompliziert gelöst werden. So schrieb Goebbels am 18. Juni 1934, er habe im Friedrichsbau in Freiburg gesprochen und anschließend um Mitternacht eine Stadtrundfahrt gemacht, um alte Erinnerungen aufzu‐
frischen und sei an einer Pension „Larnbräu“ oder „Lambräu“ vorbeigekommen. Die Ant‐
wort aus dem Stadtarchiv Freiburg kam postwendend, es könnte sich um die Pension „Schloßbergblick“ gehandelt haben, die um 1918/1919 herum, in Goebbels’ Studienzeit von einer Baronin Sophie von Lamezan geführt worden sei. Häufig aber waren auch langwierige Recherchen erfolglos, wie zum Beispiel im Falle einer Person vom Deutschen Turnerbund, die angeblich „Berlin ganz zu“ den Nationalsozialisten „herüberführen“ wollte (Tagebuch vom 21.1.1930). Sämtliche kontaktierten Stellen konn‐
ten mit dieser Kurzinformation nichts anfangen, bis ein Experte darauf hinwies, daß es sich bei dem genannten Turnerbund um den antisemitisch eingestellten österreichischen Turnerbund mit dem Motto „Volkseinheit! Geistesfreiheit! Rassenreinheit!“ handeln müsse. Für die fälligen, nun Erfolg versprechenden Recherchen in Österreich verblieb wegen des festgesetzten Termins zur Manuskriptabgabe keine Zeit mehr. Wie in zahlreichen vergleich‐
baren Fällen waren die Recherchebemühungen zwar einigermaßen weit gediehen, blieben aber letztlich ohne Niederschlag. Die in die Identifizierung investierte Arbeit, die oft interes‐
sante biographische Details zutage förderte, hätte in der Kommentierung ihren Platz gefunden. Ohne Kommentar erhält diese Arbeit keinen Niederschlag und die Informationen gehen verloren. Viele Recherchen blieben erfolglos. Die aufgewandte Arbeit schlägt sich demzufolge auch nicht in der Edition nieder. Die wenigen Beispiele wurden auch angeführt, um einen Eindruck zu vermitteln, wie schwer oft Sachverhalte, die Goebbels nur mit wenigen Worten antippte, in ihrer eigentlichen historischen Bedeutung zu eruieren waren und auch sein werden. Dieser Einleitung sind weitere Hilfsmittel zur Erschließung der Quelle, Fotos und Faksimiles zu ihrer Veranschaulichung sowie eine Bibliographie in Auswahl beigegeben (siehe Inhaltsverzeichnis). Die Edition der 29 Textbände wird abgeschlossen mit Registerbänden: ein Sachregister in zwei Bänden und der Geographika‐ und Personenindex in einem Band. München, im August 2008 Elke Fröhlich
4. Anhang Die handschriftlichen Tagebuch­Kladden, ZAS (Innentitel* und Außenmaße) Schwarze Kladden: Tagebuch für Joseph Goebbels. Für Ferien und Reise. Vom 22. Mai 1932 bis 17. Dezember 1935. Außenmaße: 17 cm × 21,8 cm × 2 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 29. Oktober 1936 bis 11. Dezember 1939. (Haus am Bogensee) Außenmaße: 17 cm × 21,8 cm × 1,5 cm Rote Kladde: Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 17. Dezember 1935 bis 14. September 1936. Außenmaße: 16,5 cm × 21 cm × 1,5 cm Schwarze Kladden: Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 15. September 1936 bis 12. Februar 1937. Außenmaße: 17,5 cm × 21,5 cm × 1,8 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 13. Februar 1937 bis 25. Juni 1937. Außenmaße: 17,5 cm × 21,8 cm × 1,5 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 26. Juni 1937 bis 7. November 1937. Außenmaße: 17,5 cm × 21,8 cm × 1,4 cm Die Eigenheit von Goebbels, bei den Innentiteln nach einem Punkt mit Kleinschreibung fortzufahren, wurde aus Gründen der Lesbarkeit geändert.
*
Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 7. November 1937 bis 10. Februar 1938. Außenmaße: 17,5 cm × 21,8 cm × 1,5 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 11. Februar 1938 bis 26. Oktober 1938. Außenmaße: 17,5 cm × 21,8 cm × 3,2 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 26. Oktober 1938 bis 8. Oktober 1939. Außenmaße: 15,5 cm × 22 cm × 3 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 9. Oktober 1939 bis 15. Mai 1940. Außenmaße: 15,5 cm × 22 cm × 3 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 16. Mai 1940 bis 20. November 1940. Außenmaße: 15,5 cm × 22 cm × 3 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 21. November 1940 bis 23. Mai 1941. Außenmaße: 15,5 cm × 22 cm × 3 cm Tagebuch für Joseph Goebbels. Vom 24. Mai 1941 bis 8. Juli 1941. Außenmaße: 16,5 cm × 21,5 cm × 3,3 cm Fotos der Kladden Originaltagebuch, ZAS, Vorderansicht Originaltagebücher, ZAS, Außen‐ und Innenansicht Originaltagebücher, ZAS, Seitenansicht Beispiele für die unterschiedliche Qualität der Überlieferungen: Handschriftliches Tagebuch Beispiel für gute Überlieferung: Tagebuch vom 9. und 10. Februar 1930, ZAS‐Mikrofiches (Glasplatten) Beispiel für schlechte Überlieferung: Tagebuch vom 9. und 10. Februar 1930, BA‐Mikrofilm Beispiel für schlechte Überlieferung (Schäden an einer Glasplatte): Tagebuch vom 2. und 3. Februar 1930, ZAS‐Mikrofiches (Glasplatten) Beispiele für die unterschiedliche Qualität der Überlieferungen: Diktierte Tagebuchblätter Beispiel für sehr gute Überlieferung: Tagebuch vom 19. Februar 1943, IfZ‐Originale Beispiel für sehr schlechte Überlieferung (Brand‐ und Wasserschäden): Tagebuch vom 12. September 1944, BA‐Originale (früher DDR‐Originale) Fotos von ZAS­Mikrofiches (Glasplatten) 42 aus ihren ursprünglichen Schachteln entnommene Glasplatten mit Goebbels‐
Tagebuchdiktaten, Stenogrammen und Konferenzprotokollen (Schachtel 55) Glasplatte 112 mit Originalbeschriftung „1943 September“ und 45 Aufnahmen Glasplatte 119 (9 × 12 cm) mit 50 Seiten handschriftlichen Tagebuchs (15. Mai bis 20. November 1940), links unten Schaden durch Glasabsplitterung Fotos von Originalschachteln für die Glasplattenaufbewahrung Originalschachtel von Richard Otte beschriftet „Handschriftl. Tb. P. 1/20“ und namentlich unterzeichnet; enthielt ursprünglich die ersten 20 Glasplatten des handschriftlichen Tagebuchs, heute 5 Glasplatten mit Diktaten Ein Teil der im ZAS verwahrten Glasplatten der Tagebücher in ihren ursprünglichen Schachteln der Firma Agfa Sämtliche im ZAS verwahrte Glasplatten der Tagebücher verteilt auf die fünf im Vordergrund stehenden Kartons und Kisten Liste der Tagebücher auf ZAS­Mikrofiches (Glasplatten)* Handschriftliche Tagebücher inklusive der ihnen vorangestellten Erinnerungsblätter Glasplatten 1 bis 2 Tagebuch 1897 – Oktober 1923** Glasplatten 3 bis 6 Tagebuch 17. Oktober 1923 – 25. Juni 1924 Glasplatten 7 bis 10 Tagebuch für Joseph Goebbels. 27. Juni 1924 – 9. Juni 1925 Glasplatten 11 bis 15 Tagebuch 9. Juni 1925 – 8. November 1926 Glasplatten 16 bis 22 Tagebuch 8. November 1926 – 21. Juli 1928 Glasplatten 23 bis 28 Tagebuch 22. Juli 1928 – 7. August 1929 Glasplatten 29 bis 36 Tagebuch 8. August 1929 bis 31. Dezember 1930 Glasplatten 37 bis 44 Tagebuch 1. Januar 1931 – 19. Februar 1932 Glasplatten 45 bis 52 Tagebuch 20. Februar 1932 – 23. Oktober 1933 Glasplatten 53 bis 60 Tagebuch 23. Oktober 1933 – 28. Juni 1935 Glasplatten 61 bis 64 Tagebuch 17. Dezember 1935 – 14. September 1936 Glasplatten 65 bis 68 Tagebuch 15. September 1936 – 12. Februar 1937 Glasplatten 69 bis 72 Tagebuch 13. Februar 1937 – 25. Juni 1937 Glasplatten 73 bis 76 Tagebuch 26. Juni 1937 – 7. November 1937 Glasplatten 77 bis 80 Tagebuch 7. November 1937 – 10. Februar 1938 Glasplatten 81 bis 90 Tagebuch 11. Februar 1938 – 26. Oktober 1938 Die auf der Glasplatte am oberen Rand angebrachte Überschrift und Nummerierung stammt von der Hand Richard Ottes, dem für das Tagebuch und dessen Fichierung zuständigen Beamten im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Diese Auflistung orientiert sich nach der Beschriftung Ottes. Abkürzungen Ottes wurden aufgelöst.
**
Die Glasplatten 1 und 2 enthalten ausschließlich Erinnerungsblätter und Hinweise für einen gelegentlichen Nachtrag.
*
Glasplatten 91 bis 100
Tagebuch 26. Oktober 1938 – 8. Oktober 1939 Glasplatten 101 bis 110 Tagebuch 9. Oktober 1939 – 15. Mai 1940
Glasplatten 111 bis 120 Tagebuch 15. Mai 1940 – 20. November 1940 Glasplatten 121 bis 130 Tagebuch 21. November 1940 – 23. Mai 1941 Glasplatten 131 bis 134 Tagebuch 24. Mai 1941 – 8. Juli 1941
Glasplatten 135 bis 140 Tagebuch für Ferien und Reise (22. Mai 1932 – 17. Dezember 1935) Glasplatten 141 bis 146 Tagebuch für Schwanenwerder (9. April 1936 – 30. Mai 1939)
Glasplatten 147 bis 150 Tagebuch für Haus am Bogensee (29. Oktober 1936 – 11. Dezember 1939) Diktierte Tagebücher Glasplatten B1 bis B20, B41 bis B60, B81 bis B100 Diktate von 9. Juli bis Ende Dezember 1941 Glasplatten 1 bis 53, 56 Diktate von Januar bis Dezember 1942 bis 61, 61a, 62 bis 68, 70 bis 184, 193, 194, 198, 201 bis 221 Glasplatten 222 bis 260 Diktate von Januar bis Februar 1943 Glasplatten 1 bis 85, 85a, Diktate von März bis Dezember 1943 85b, 85c, 85d, 85e, 86 bis 91, 91a, 91b, 92 bis 96, 97/98 (eine Glasplatte), 99 bis 102, 103‐107 (eine Glasplatte), 108 bis 118, 120, 122 bis 125, 125a, 126 bis 138, 138a, 140 bis 150, 150a, 150b, 151 bis 155, 157, 157a, 158 bis 164, 164a, 165, 167 bis 180, 182 bis 191 Glasplatten 1, 2, 4 bis 6, Diktate von Januar bis August 1944
9 bis 15, 16a, 16b, 16c, 17 bis 29, 31, 32, 34 bis 37, 39 bis 43, 43a, 44 bis 47, 49, 52, 55 bis 63, 65 bis 67, 68a, 69b, 70c, 71d, 72e, 73, 74, 74a, 74b, 74c, 75 bis 79, 82 bis 88, 90 bis 98, 101 bis 112, 114 bis 125, 125a, 126, 127, 129 bis [135], [135b], [136] bis 143, 145, 147 bis 150, 156 Glasplatten B1 bis B27, B27a, B28 bis B30, B32 bis B34, B35, B36, B38, B39 Diktate von August bis Oktober 1944 Glasplatten C1 bis C10, C11, C12 bis C18, C20 bis C23, C23a, C23b, C23c, C24 bis C26, C28 bis C32, C32a, C33 bis C37, C40 bis C42 Diktate von November bis Dezember 1944 Glasplatten 1 bis 19, 19a, Diktate von Januar bis April 1945
20 bis 25, 25a, 26a, 26d, 26e, 26f, 26g, 26h, 27 bis 30, 41 bis 69, 71, 72, 76, 77 Auflistung der Schachteln und ihrer Inhalte (Glasplatten) Bei Nummerierungen wurden die neuen, russischen Nummern, die ab 1992 ohne erkennbare Systematik vergeben wurden, übernommen: Zur Feststellung von Lücken wurden möglichst auch die einzelnen Platten aufgelistet. Dies erübrigte sich bei den ohnehin vollständigen handschriftlichen Tagebüchern, bei Schachteln mit tagebuchfremdem Material war dies ebenfalls nicht nötig. Schachtel 1 (ursprüngliche Sign. N° 66) Inhalt: Diktierte Tagebücher Januar 1944: Platten 1, 2, 4, 5, 6, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 16a, 16b, 16c, 17, 18, 19, 20 Gesamtzahl: 19 Platten im Jahr 1992, 18 Platten im Jahr 2005 (Platte 10 fehlt) Schachtel 2 Inhalt: Diktierte Tagebücher März 1942: Platten 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 49, 53, 56, 57, 58, 59, 60 Gesamtzahl: 14 Platten (einige stark beschädigt, von Platte 43 rechte untere Ecke weggebrochen, Platte 56 Sprünge, Platte 57 Stockflecke, Platten 59 und 60 überbelichtet) Schachtel 3 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Juni 1941: Platte 28 (Transkription) Diktierte Tagebücher Juni 1943: Platte 64 Diktierte Tagebücher Januar 1945: Platten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 13, 15, 19, 19a, 20 Gesamtzahl: 16 Platten (Platte 3 überbelichtet) Schachtel 4 (ursprüngliche Sign. N° 44) Inhalt: Diktierte Tagebücher Januar bis März 1942: Platten 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 5 (ursprüngliche Sign. N° 48) Inhalt: Diktierte Tagebücher Juni/Juli 1942: Platten 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120 Gesamtzahl: 20 Platten (Platte 112 Flecken) Schachtel 6 (ursprüngliche Sign. N° 8 überklebt) Inhalt: Briefe, Denkschriften November 1943/Februar 1945, Lageberichte zum Tagebuch, Vortrag Jodl 5. Mai 1944 Gesamtzahl: 8 Platten (9/IX – 16/XVI) Schachtel 7 (ursprüngliche Sign. N° 68) Inhalt: Diktierte Tagebücher Februar 1944: Platten 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 31, 32, 34, 35, 36, 37, 39, 40 Gesamtzahl: 17 Platten Schachtel 8 (ursprüngliche Sign. N° 27) Inhalt: November 1944: C1, C2, C3, C4, C5, C6, C7, C8, C9, C10, C12, C13, C14, C15, C16, C17, C18, C20 Gesamtzahl: 18 Platten Schachtel 9 (ursprüngliche Sign. N° 26 überklebt) Inhalt: Diktierte Tagebücher November/Dezember 1944: Platten C21, C22, C2[3], C23a, C23b, C23c, C24, C25, C26, C28, C29, C30, C30, C31, C32, C32a, C33, C34, C35, C37, C40, C41, C42 Gesamtzahl: 23 Platten Besonderheiten: Auf beiden Platten mit der Bezeichnung C30 ist jeweils unterschiedlicher Text abgelichtet. Schachtel 10 (ursprüngliche Sign. N° 71) Inhalt: Diktierte Tagebücher Mai/Juni 1944: Platten 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 119, 120 Gesamtzahl: 14 Platten Schachtel 11 (ursprüngliche Sign. N° 60) Inhalt: Diktierte Tagebücher Juli/August 1943: Platten 87, 88, 89, 90, 91, 91a, 91b, 92, 93, 94, 95, 96, 97/98, 99, 100, 101, 102, 103‐107, 108, 109, 110 Gesamtzahl: 21 Platten Besonderheiten: Eine Platte mit Nummerierung „97/98“, eine weitere mit Nummerierung „103‐107“ Schachtel 12 (ursprüngliche Sign. N° 4) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher 8. November 1926 bis 21. Juli 1928 Handschriftliche Tagebücher 1938/39 Handschriftliche Tagebücher 1933 bis 1935 Diktierte Tagebücher August 1942 Gesamtzahl: 15 Platten Schachtel 13 (ursprüngliche Sign. N° 81) Inhalt: Diktierte Tagebücher November 1942 Diktierte Tagebücher April 1943 Handschriftliche Denkschriften 1942/1944 Gesamtzahl: 9 Platten Schachtel 14 (ursprüngliche Sign. N° 14) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Oktober 1939 bis Mai 1940 Gesamtzahl: 10 Platten Schachtel 15 (ohne Deckel) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Februar 1938 bis Oktober 1939 Gesamtzahl: 11 Platten Schachtel 16 (ursprüngliche Sign. N° 21) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Mai 1940 bis Juli 1941 Handschriftliche Tagebücher November 1940 bis Mai 1941 Gesamtzahl: 14 Platten Schachtel 17 (ursprüngliche Sign. N° 16) Inhalt: Diktierte Tagebücher April 1943 Gesamtzahl: 15 Platten (Platte 36 zerbrochen) Schachtel 18 (ursprüngliche Sign. N° 13) Inhalt: März/April 1943: Platten 21, 24, 38 Gesamtzahl: 3 Platten Schachtel 19 (ursprüngliche Sign. N° 7) Inhalt: Handschriften, Artikel, Reden, Manuskripte 1941 Gesamtzahl: 12 Platten Schachtel 20 (ursprüngliche Sign. N° 15, Schachtel überklebt) Inhalt: Handschriftliche Artikel 1943 Gesamtzahl: 10 Platten Schachtel 21 (ursprüngliche Sign. N° 59) Inhalt: Handschriftliche Artikel und Reden 1941/1942 Denkschrift 1944 Gesamtzahl: 14 Platten Schachtel 22 (ursprüngliche Sign. N° 22) Inhalt: Manuskripte aus der Kampfzeit Bd. II Gesamtzahl: 15 Platten (eine Platte davon zerbrochen) Schachtel 23 (ursprüngliche Sign. N° 7) Inhalt: Handschriften aus der Kampfzeit, z. B. „Der Wanderer“, in Kladden geschriebene Artikel für den „Angriff“ Gesamtzahl: 21 Platten Schachtel 24 (ursprüngliche Sign. N° 65) Inhalt: Diktierte Tagebücher Oktober bis November 1943 Gesamtzahl: 22 Platten Schachtel 25 (ursprüngliche Sign. N° 62, Schachtel überklebt) Inhalt: Diktierte Tagebücher September bis Oktober 1943: Platten 120, 122, 123, 124, 125, 125A, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135 Gesamtzahl: 16 Platten Schachtel 26 (ursprüngliche Sign. N° 41) Inhalt: Diktierte Tagebücher Juli/August 1941: B1, B2, B3, B4, B5, B6, B7, B8, B9, B10, B11, B12, B13, B14, B15, B16, B17, B18, B19, B20 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 27 (ursprüngliche Sign. N° 49) Inhalt: Konferenzprotokolle Juni bis August 1942 Diktierte Tagebücher 1942 Handschriftliche Goebbels‐Tagebücher 1933 bis 1935 Gesamtzahl: 21 Platten Schachtel 28 (ursprüngliche Sign. N° 53) Inhalt: Diktierte Tagebücher November bis Dezember 1942: Platten 201, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 29 (ursprüngliche Sign. N° 55) Inhalt: Diktierte Tagebücher Februar 1943: Platten 241‐260 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 30 (ursprüngliche Sign. N° 33) Inhalt: Diktierte Tagebücher Oktober 1943: Platte 150 Diktierte Tagebücher Februar 1945: Platten 26D, 26E, 26F, 26G Gesamtzahl: 5 Platten Schachtel 31 (ohne Deckel) Inhalt: Diktierte Tagebücher März 1945: Platten 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54 Gesamtzahl: 14 Platten Schachtel 32 (ursprüngliche Sign. N° 11) Inhalt: Konferenzprotokolle September 1943: Platten 1, 2, 3 Konferenzprotokolle Oktober 1943: Platten 1, 2, 3, 4 Konferenzprotokolle September 1944: Platten 1, 2, 3 Konferenzprotokolle Januar 1945: Platten 1, 2, 3 Gesamtzahl: 13 Platten Schachtel 33 (ohne Deckel) Inhalt: Oktober 1943: Platten 136, 137, 138, 138a, 140, 141, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 150a, 150b, 151, 152, 153, 154, 155 Gesamtzahl: 21 Platten Schachtel 34 (ohne Deckel) Inhalt: u. a. Stenogramme 1942/44 Gesamtzahl: 17 Platten Schachtel 35 (ursprüngliche Sign. N° 52) Inhalt: Diktierte Tagebücher Juni 1944 Diktierte Tagebücher März 1945 Gesamtzahl: 11 Platten Schachtel 36 (ursprüngliche Sign. N° 35) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Februar 1932 bis Oktober 1933: Platte 51 Diktierte Tagebücher April 1942: Platten 62, 69, [69], 72, 73, 74, 78 Gesamtzahl: 8 Platten Besonderheiten: Möglicherweise zwei unterschiedliche Platten mit Nummer „69“; im Jahr 1992 folgende 9 Platten in dieser Schachtel: 49 (11. Dezember 1932 bis 12. Februar 1933), 51 (4. Mai 1933 bis 19. Oktober 1933), 62 (26. April 1942), eine Platte mit zerkratzter Nummer (27. April 1942), 73 (1. Mai 1942), 74 (2. Mai 1942), 75 (5. Mai 1942), 78 (10. und 11. Mai 1942), Platte mit rotem Rand (14. April 1942) Schachtel 37 (bestehend aus zwei Umschlägen) Inhalt: Umschlag 1: Platte 8VIII Lageberichte 1944, Platte 3III Denkschrift F. de Brinon Juni 1943, Platte 5V Denkschrift Außenpolitik 1942, Platte 4IV, 2II Denkschrift Totaler Krieg Juli 1942 Umschlag 2: Diktierte Tagebücher Juli 1943: Platten 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 85A, 85b, 85c, 85D, 85E, 86 Gesamtzahl: 23 Platten Schachtel 38 (1992 Schachtel 37) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Mai bis Juli 1941 (Transkriptionen): Platten 22, 23, 24, 25, 29, 30, 31, 32 Diktierte Tagebücher März 1942: Platte 48 Diktierte Tagebücher Juni 1943: Platten 61, 62, 63, 65, 66, 67, 68, 69, 70 Diktierte Tagebücher März 1944: Platte 57 Diktierte Tagebücher Mai 1944: Platten 86, 87, 88, 91 Gesamtzahl: 23 plus 3 Nicht‐Goebbels‐Texte (Tierversuche zum Radioarsengehalt in Organen von Mäusen, nach Verabreichung von Arsen getötet) Schachtel 39 (ursprüngliche Sign. N° 43) Inhalt: Diktierte Tagebücher Januar 1942: Platten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 40 (ursprüngliche Sign. N° 47) Inhalt: Diktierte Tagebücher April bis Juni 1942: Platten 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, [98], 99, 100 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 41 (Schachtel überklebt) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher inklusive der ihnen vorangestellten Erinnerungsblätter: Platten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 Gesamtzahl: 19 Platten Schachtel 42 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher: Januar 1931 bis Februar: Platten 41, 42, 43, 44 Februar 1932 bis Oktober 1933: Platten 45, 46, 47, 48, 49, 50, 52, 53, 54 (1992 fehlte Platte 49) Handschriftliche Tagebücher Oktober 1938 bis Oktober 1939: Platten 92, 98 Handschreiben des „Führers“: Platte 1I „Führer“informationen: Platte 6VI Briefe „Führer“/Reichsmarschall: Platte 7VII Diktierte Tagebücher Oktober 1941: Platte B54 Gesamtzahl: 19 Platten Schachtel 43 Inhalt: Diktierte Tagebücher Juni 1943: Platte 71 Diktierte Tagebücher März 1944: Platten 42, 43 Diktierte Tagebücher Mai/Juni 1944: Platten 90, [84] Diktierte Tagebücher Januar 1945: Platten 11, 12, 14, 16, 17, 18 4 Platten Tierversuche über Radiomangangehalt von Ratten Gesamtzahl: 11 Platten Tagebuch plus 4 Platten Nicht‐Goebbels‐Texte (Tierversuche) Schachtel 44 (ursprüngliche Sign. N° 50) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Juni 1941: Platte 27 (Transkription) Diktierte Tagebücher August/September 1942: Platten 141, 142, 143, 144, 145, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 45 (ursprüngliche Sign. N° 31) Inhalt: Diktierte Tagebücher Januar/Februar 1942: Platten 23, 24, 25, 25a, 26, 26a, 28 Gesamtzahl: 7 Platten Schachtel 46 (ursprüngliche Sign. N° 37) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher November 1940 (Transkription): Platte B1 Handschriftliche Tagebücher Dezember 1940 (Transkription): Platten B2, B3, B4, B5 Handschriftliche Tagebücher April 1941 (Transkription): Platten 16, 17 Handschriftliche Tagebücher Mai 1941 (Transkription): Platten 18, 19, 20, 21 Diktierte Tagebücher September 1943: Platten 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118 Gesamtzahl: 19 Platten Besonderheiten: Französische Beschriftung auf einem Klebestreifen: „B1‐B5 décembre 40“ Schachtel 47 (ursprüngliche Sign. N° 73) Inhalt: Diktierte Tagebücher Juli/August 1944: Platten 141, 142, 143, 145, 147, 148, 149, 150, 156 Gesamtzahl: 9 Platten Schachtel 48 (ursprüngliche Sign. N° 74) Inhalt: Diktierte Tagebücher August/September 1944: Platten B1, B2, B3, B4, B5, B6, B7, B8, B9, B10, B11, B12, B13, B14, B15, B16, B17, B18, B[19], B20 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 49 (ursprüngliche Sign. N° 36, Schachtel überklebt) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Januar bis April 1941 (Transkriptionen): 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 Gesamtzahl: 15 Platten Besonderheiten: Französische Bleistiftbeschriftung: „N. 1‐24 janvier‐mai 1941, 24‐32 juin“ Schachtel 50 (ursprüngliche Sign. N° 24) Inhalt: Konferenzprotokolle 16. September 1941 bis 31. Dezember 1941: Platten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 Gesamtzahl: 11 Platten Schachtel 51 (ursprüngliche Sign. N° 56, Schachtel überklebt) Inhalt: Diktierte Tagebücher März 1943: Platten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 52 (ursprüngliche Sign. N° 72) Inhalt: Diktierte Tagebücher Juni/Juli 1944: Platten 121, 122, 123, 124, 125, 125a, 126, 127, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 53 (ursprüngliche Sign. N° 38, Schachtel überklebt) Inhalt: Diktierte Tagebücher Dezember 1941: Platten B81, B82, B85, B86, B87, B88, B89, B90, B91, B92, B93, B94, B95, B96, B97, B98, B99, B100 (1992 Bezifferung B89, B89b, aber keine B95) Gesamtzahl: 18 Platten Schachtel 54 (ursprüngliche Sign. N° 51) Inhalt: Diktierte Tagebücher September/Oktober 1942: Platten 161, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180 Gesamtzahl: 20 Platten Schachtel 55 Inhalt: Diktierte Tagebücher März 1942: Platte 50 Diktierte Tagebücher Dezember 1943: Platten 172, 173 Diktierte Tagebücher März: 1944: Platten 58, 59, 60 Diktierte Tagebücher Mai 1944: Platten 82, 85, 92, 93, 94, 95, 97, 98 (Platte 85 1992 nicht vorhanden) Stenogramme: Platten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 15, 16 Konferenzprotokolle 22. Juni 1942 bis 31. August 1942: Platten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 (Platte 8 1992 noch vorhanden) Konferenzprotokolle 1942: Platten B1, B2, B3, B4, B5, B6, B7 Gesamtzahl: 42 Platten Schachtel 56 (ursprüngliche Sign. N° 40) Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Juni 1941: Platte 26 (Transkription) Diktierte Tagebücher September/Oktober 1941: Platten B41, B42, B43, B44, B45, B46, B47, B48, B49, B50, B51, B52, B53, B54, B55, B56, B57, B58, B59, B60 Diktierte Tagebücher Juni 1943: Platten 72, 73 Gesamtzahl: 23 Platten Schachtel 57 (ursprüngliche Sign. N° 54) Inhalt: Diktierte Tagebücher Dezember 1942: Platte 221 Diktierte Tagebücher Januar 1943: Platten 222, 223, 224, 225, 226 Diktierte Tagebücher März/April 1943: Platten 22, 23, 25, 26, 27, 28, 35 Mai 1943: Platte 40 Gesamtzahl: 14 Platten Schachtel 58 (ursprüngliche Sign. N° 30) Inhalt: Diktierte Tagebücher März/April 1945: Platten 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 71, 72, 76, 77 Gesamtzahl: 13 Platten Schachtel 59 (ursprüngliche Sign. N° 64) Inhalt: Diktierte Tagebücher November/Dezember 1943: 157, 157a, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 164a, 165, 167, 168, 169, 170, 171, 174, 175 Gesamtzahl: 18 Platten Schachtel 60 (ursprüngliche Sign. N° 63) Inhalt: Diktierte Tagebücher Dezember 1943: Platten 176, 177, 178, 179, 180, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191 Gesamtzahl: 15 Platten Schachtel 61 (ursprüngliche Sign. N° 75) Inhalt: Diktierte Tagebücher September/Oktober 1944: B21, B22, B23, B24, B25, B26, B27, B27a, B28, B29, B30, B32, B33, B34, B35, B36, B38, B39 Gesamtzahl: 18 Platten Schachtel 62 (ursprüngliche Sign. N° 69) Inhalt: Diktierte Tagebücher März/April 1944: Platten 61, 62, 63, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 74a, 74b, 74c, 75, 76, 77, 78, 79 Gesamtzahl: 21 Platten Schachtel 63 (ursprüngliche Sign. N° 58) Inhalt: Diktierte Tagebücher Mai/Juni 1943: Platten 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60 Diktierte Tagebücher März 1944: Platte 41 Diktierte Tagebücher Mai 1944: Platte 83 Diktierte Tagebücher Juni 1944: Platte 96 Diktierte Tagebücher Januar 1945: Platte 9 Gesamtzahl: 24 Platten Schachtel 64 (ursprüngliche Sign. N° 34) Inhalt: Handschriftliches Tagebuch Juli 1928 bis August 1929: Platten 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34 (sämtliche Platten zerbrochen und geklebt) Platten 35, 36, 37, 38, 39, 40 nicht zerstört Gesamtzahl: 20 Platten, 14 davon zerbrochen Schachtel 65 (ursprüngliche Sign. N° 80) Inhalt: Manuskripte aus der Kampfzeit Bd. II: Platten T – AH, 2 Platten zerbrochen Manuskripte aus der Kampfzeit Bd. I (Wahlaufrufe, Plakattexte, Stichworte bzw. Notizen zu Reden, Aufrufe „An Alle“, „An das schaffende Volk“, Artikel für den „Angriff“ u. a.): Platten a, b, c, d, e, f, g, h, l, m, n, o, p, r, s, q Gesamtzahl: 18 Platten, davon 2 stark zerstört Besonderheiten: Französische Beschriftung „15 plaques“ Schachtel 66 Inhalt: Erlasse betreffend totaler Krieg Diktierte Tagebücher Dezember 1941: Platten B83, B84 Diktierte Tagebücher Januar/Februar 1945: Platten 21, 22, 27, 29, 30 Gesamtzahl: 8 Platten, alle zerbrochen, aber sehr gut rekonstruierbar Mehrere Umschläge in einem großen Umschlag Umschlag 1 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Mai 1932 bis Dezember 1935 (Ferien und Reise): Platten 135, 136, 137, 138, 139, 140 Gesamtzahl: 5 Platten Umschlag 2 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher 17. Dezember 1935 bis 14. September 1936: Platten 61, 62, 63, 64 Gesamtzahl: 4 Platten Umschlag 3 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher April 1936 bis Mai 1939 (Schwanenwerder): Platten 141, 142, 143, 144, 145, 146 Gesamtzahl: 6 Platten Umschlag 4 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher 15. September 1936 bis 12. Februar 1937: Platten 65, 66, 67, 68 Gesamtzahl: 4 Platten Umschlag 5 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Februar bis Juni 1937: Platten 69, 70, 71, 72 Gesamtzahl: 4 Platten Umschlag 6 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Juli bis November 1937: Platten 73, 74, 75, 76 Gesamtzahl: 4 Platten Umschlag 7 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher November 1937 bis Februar 1938: Platten 77, 78, 79, 80 Gesamtzahl: 4 Platten Umschlag 8 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher (Bogensee): Platten 147, 148, 149, 150 Gesamtzahl: 4 Platten Umschlag 9 Inhalt: Handschriftliche Tagebücher Mai bis November 1940: Platten 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120 Gesamtzahl: 10 Platten Kleiner Umschlag zwischen den Plastik­Mikrofiches aus Dresden Inhalt: Diktierte Tagebücher November 1944: Platte C11, sehr stark zerstört, mindestens 300 Fragmente Gesamtzahl: 1 Platte Liste der erstmals veröffentlichten Tagebucheinträge Erstmals veröffentlichte Einträge des handschriftlichen Tagebuchs (Oktober 1923 – Juli 1941)* Band 1/I: Oktober 1923 – November 1925 17., 18., 22., 23., 24., 27., 30. Oktober 1923 1., 2., 4., 5., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 14., 15., 16., 17., 18., 20., 23., 27., 28. November 1923 5., 11., 12., 13., 17., 20., 22., 23., 27., 29., 31. Dezember 1923 L, 5., 7., 9., 10., 14., 15., 18., 21., 24., 25., 29., 30., 31. Januar 1924 1., 2., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 13., 14., 16., 18., 20., 25., 27., 28., 29. Februar 1924 3., 4., 5., 6., 7., 10., 11., 13., 15., 17., 20., 22., 23., 24., 26., 29., 31. März 1924 3., 5., 8., 10., 11., 12., 14., 16., 21., 25., 29. April 1924 1., 3., 5., 7., 9., 12., 14., 16., 19., 20., 21., 23., 26., 28., 30. Mai 1924 2., 4., 6., 7., 10., 12., 14., 16., 18., 20., 23., 25. Juni 1924 11., 13., 15., 18., 20., 21., 25., 28., 29., 30. Oktober 1924 4., 8., 12., 22., 27., 29. November 1924 4., 6., 9., 12., 15., 19., 23., 30. Dezember 1924 2., 3., 6., 8., 12., 14., 17., 19., 21., 23., 26., 29. Januar 1925 3., 5., 9., 12., 14., 21., 23., 26. Februar 1925 2., 4., 6., 7., 8., 10., 11., 12., 14., 15. März 1925 15., 18., 19., 20., 23., 25., 27., 29. Juni 1925 1., 3., 6., 8., 10., 14., 15., 17., 18., 20., 22., 24., 25., 27., 29., 31. Juli 1925 1., 3., 5., 7., 10. August 1925 Band 1/II: Dezember 1925 – Mai 1928 1., 6., 7., 8., 11., 12., 13., 15., 18., 19., 20., 21., 28., 29. November 1926 1., 2., 3., 4., 6., 8., 12., 13., 15., 17., 18., 20., 21., 30., 31. Dezember 1926 1., 3., 4., 5., 8., 10., 12., 13., 15., 17., 21., 22., 24., 25., 26., 28., 29. Januar 1927 1., 5., 7., 8., 10., 11., 12., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 21., 22., 25., 26., 28. Februar 1927 1., 2., 4., 5., 8., 9., 12., 14., 15., 16., 19., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 28., 31. März 1927 1., 2., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 20., 27., 28., 29., 30. April 1927 2., 3., 4., 5., 6., 11., 12., 13., 14., 18., 19., 20., 21., 23., 24., 25., 26. Mai 1927 1., 2., 3., 4., 7., 9., 10., 11., 13., 15., 16., 17., 18., 22., 23., 24., 26., 27., 29., 30. Juni 1927 4., 6., 7., 9., 11., 12., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 25., 26., 27. Juli 1927 1., 3., 5., 6., 7., 10., 11., 13., 14., 15., 17., 22., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. August 1927 1., 5., 6., 7., 8., 10., 11., 16., 17., 19., 21., 22., 23., 24., 26., 27., 29., 30. September 1927 1., 2., 4., 5., 6., 13., 14., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 27., 28., 30., 31. Oktober 1927 1., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 16., 17., 18., 19., 20., 24., 25., 27., 28., 29., 30. November 1927 1., 3., 5., 9., 10., 11., 12., 14., 15., 17., 18., 20., 21., 22., 28., 29., 30., 31. Dezember 1927 *
Im Vergleich zur Tagebuch‐Edition von 1987. Die Liste enthält auch die bisher unvollständigen Einträge.
1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 13., 14., 16., 17., 18., 19., 22., 23., 27., 28., 30. Januar 1928 2., 4., 5., 6., 9., 10., 11., 12., 13., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 26., 27., 28., 29. Februar 1928 1., 2., 3., 4., 5., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 16., 17., 21., 22., 23., 24., 26., 30., 31. März 1928 1., 2., 3., 4., 5., 10., 12., 13. April 1928 Band 1/III: Juni 1928 – November 1929 19., 20. November 1928 5., 7. März 1929 22., 24. April 1929 6., 7., 17., 18., 19. August 1929 Band 2/I: Dezember 1929 – Mai 1931 3., 6., 14., 22. Dezember 1929 12., 13. Februar 1930 1. Mai 1930 17., 18., 23., 24., 25., 26. November 1930 8., 9., 10. Januar 1931 6., 7., 8. März 1931 Band 2/II: Juni 1931 – September 1932 25., 26., 27. Juni 1931 13., 14., 15. Juli 1931 8., 9., 10., 11., 19., 20., 21., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 31. August 1931 1., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 14., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 30. September 1931 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 31. Oktober 1931 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 26., 27., 28., 29., 30. November 1931 1., 2., 3., 4., 5., 6., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Dezember 1931 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 17., 18., 20., 21., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Januar 1932 1., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29. Februar 1932 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 12., 13., 14., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 27., 28., 29., 30., 31. März 1932 1., 2., 3., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. April 1932 1., 2., 4., 5., 7., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 17., 18., 19., 21., 28., 29., 31. Mai 1932 1., 2., 3., 5., 6., 7., 10., 15., 16., 17., 18., 22., 23., 24., 25., 26., 28., 29., 30. Juni 1932 10., 11., 12., 13., 14., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 25., 28., 29., 30. Juli 1932 12., 13., 14., 22., 23., 24., 26., 27., 28., 29., 30., 31. August 1932 L, 2., 3., 4., 5., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 21., 22., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. September 1932 Band 2/III: Oktober 1932 – März 1934 1., 2., 3., 8., 10., 11., 12., 13., 15., 16., 17., 18., 19., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Oktober 1932 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 28., 29. November 1932 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 17., 19. Dezember 1932 16., 17., 20., 21., 22., 24., 25., 26., 27., 28. Februar 1933 1., 2., 3., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 23., 25., 27., 28., 29., 30., 31. März 1933 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 18., 19., 20., 21., 22., 26., 27., 28., 29., 30. April 1933 1., 2. Mai 1933 20., 21., 26., 27., 28., 30. August 1933 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 30. September 1933 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 23., 24., 25., 26., 28., 29., 30., 31. Oktober 1933 1., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. November 1933 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 29., 30., 31. Dezember 1933 1., 5., 6., 7., 9., 11., 13., 14., 16., 18., 20., 22., 24., 26., 28., 30., 31. Januar 1934 2., 4., 6., 8., 10., 12., 14., 16., 18., 19., 21., 22., 24., 26., 28. Februar 1934 2., 3., 5., 7., 9., 11., 13., 16., 17., 19., 20., 22., 24., 27., 29. März 1934 Band 3/I: April 1934 – Februar 1936 6., 7., 9., 11., 13., 14., 16., 18., 20., 22., 24., 26., 28., 30. April 1934 2., 4., 5., 7., 9., 11., 13., 15., 17., 19., 23., 25., 26., 28., 30. Mai 1934 1., 3., 5., 7., 9., 11., 13., 16., 18., 20., 22., 23., 25., 27. Juni 1934 1.,4., 6., 7., 9., 11., 14., 16., 22., 24., 26., 28., 30., 31. Juli 1934 2., 4., 6., 8., 12., 14., 16., 18., 20., 26., 29., 31. August 1934 2., 4., 6., 8., 10., 11., 13., 15., 19., 26., 28., 29. September 1934 1., 3., 5., 7., 9., 11., 15., 17., 19., 21., 23., 25., 27., 29., 31. Oktober 1934 2., 4., 6., 8.,12., 14., 16., 18., 20., 22., 24., 26., 28., 30. November 1934 2., 4., 6., 8., 10., 11., 13., 15., 17., 19., 21., 23. Dezember 1934 4., 6., 8., 10., 12., 14., 16., 18., 20., 22., 24., 25., 29., 31. Januar 1935 2., 4., 6., 8., 10., 12., 14., 16., 18., 20., 24., 26., 28. Februar 1935 4., 6., 8., 10., 12., 14., 16., 18., 20., 24., 26., 28., 30. März 1935 1., 3., 5., 7., 9., 11., 13., 25. April 1935 1., 3., 5., 7., 9., 11., 13., 15., 17., 19., 21., 23., 25., 27., 29., 31. Mai 1935 2., 4., 5., 7., 9., 11., 13., 15., 17., 19., 21., 22., 24., 26., 28. Juni 1935 2., 4., 6., 8., 19., 21., 23., 25., 27. Februar 1936 Band 3/II: März 1936 – Februar 1937 2., 3. April 1936 1., 2., 7., 17., 18., 20., 22. Mai 1936 3., 4., 5. Juni 1936 8., 9., 10. Oktober 1936 19., 20., 21., 22., 24., 25., 26., 27., 28., 30. Dezember 1936 7., 8. Januar 1937 Band 4: März – Oktober 1937 29. Mai 1937 28., 29., 30., 31. August 1937 2. September 1937 20., 21., 22. November 1937 Band 5: Dezember 1937 – Juli 1938 11., 12., 13., 14., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 23., 24., 25., 26., 27., 28. Februar 1938 1. 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. März 1938 1., 2., 3., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 15., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. April 1938 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 14., 15., 16., 17., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Mai 1938 1., 7., 8., 9. Juni 1938 Band 6: August 1938 – Juni 1939 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. September 1938 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 19., 20., 21., 22., 24., 25., 26., 27., 29., 30., 31. Oktober 1938 7., 8., 9., 10., 11., 19., 22., 23., 25., 26., 27., 29., 30. November 1938 2., 6., 7. Dezember 1939 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28. Februar 1939 1., 2., 3., 5., 6., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18. März 1939 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. April 1939 1., 2., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26. Mai 1939 1., 2., 3., 4., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. Juni 1939 Band 7: Juli 1939 – März 1940 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 20., 21., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Juli 1939 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. August 1939 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. September 1939 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8. Oktober 1939 23., 24., 25. November 1939 Band 8: April – November 1940 20., 21. Mai 1940 6. Juni 1940 Band 9: Dezember 1940 – Juli 1941 Keine neuen Einträge. Erstmals veröffentlichte Einträge des diktierten Tagebuchs (Juli 1941 – April 1945)* Band 1: Juli – September 1941 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Juli 1941 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. August 1941 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. September 1941 Band 2: Oktober – Dezember 1941 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Oktober 1941 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. November 1941 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Dezember 1941 Band 3: Januar – März 1942 1., 2., 3., 4., 6., 7, 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Januar 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21, 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28. Februar 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. März 1942 Band 4: April – Juni 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. April 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Mai 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15.,16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. Juni 1942 Im Vergleich zu den Editionen von 1948 (Lochner) und 1977 (Hoffmann und Campe Verlag). Die Liste enthält auch die bisher unvollständigen Einträge.
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Band 5: Juli – September 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Juli 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. August 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. September 1942 Band 6: Oktober – Dezember 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Oktober 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. November 1942 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Dezember 1942 Band 7: Januar – März 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Januar 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28. Februar 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. März 1943 Band 8: April – Juni 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. April 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Mai 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26. 27., 28., 29., 30. Juni 1943 Band 9: Juli – September 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29. Juli 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. August 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. September 1943 Band 10: Oktober – Dezember 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 29., 30., 31. Oktober 1943 1., 2., 3., 4., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. November 1943 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21, 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Dezember 1943 Band 11: Januar – März 1944 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Januar 1944 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 16., 17., 18., 19., 20., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29. Februar 1944 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. März 1944 Band 12: April – Juni 1944 1., 2., 3., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 25., 26., 27., 28., 29. April 1944 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 29., 30., 31. Mai 1944 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30. Juni 1944 Band 13: Juli – September 1944 1., 2., 3., 4., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 31. Juli 1944 2., 3., 4., 5., 10., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. August 1944 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 30. September 1944 Band 14: Oktober – Dezember 1944 1., 2., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 23., 24., 25., 26., 29., 30., 31. Oktober 1944 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 27., 28., 30. November 1944 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 28., 29., 30., 31. Dezember 1944 Band 15: Januar – April 1945 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31. Januar 1945 1., 2., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 13. Februar 1945 22., 24., 26., 28. März 1945 Ausgewählte Literatur Zusammengestellt von Marcelle Santana Schriften von Joseph Goebbels Die Tagebücher von Joseph Goebbels geben Auskunft über Entstehung, Veröffentlichung und Rezeption seiner im Zeitraum von Oktober 1923 bis April 1945 verfassten Schriften. Für Angaben zu seinen früheren literarischen Versuchen sei an dieser Stelle auf die so genannten Erinnerungsblätter verwiesen, die den Tagebüchern vorangestellt sind: Fröhlich, Elke (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und in Verbindung mit dem Bundesarchiv. Teil I, Aufzeichnungen 1924‐1941, 4 Bde. u. 1 Bd. Interimsregister. München u. a. 1987, S. 1‐29. Unveröffentlichte Arbeiten (chronologisch) Die Auswahl unveröffentlichter Schriften basiert größtenteils auf dem vorläufigen Repertorium des im Bundesarchiv Koblenz1 verwahrten Nachlasses Joseph Goebbels' (Bestand N 1118) sowie auf dem Findbuch zur Sammlung 15/44 des Stadtarchivs Mönchengladbach2. Bei der Titelaufnahme wird im Einzelfall auf Diskrepanzen zwischen diesen Verzeichnissen verwiesen. Zeitangaben beziehen sich darüber hinaus auf die in den Erinnerungsblättern und die in den Tagebüchern enthaltenen Auskünfte. Denkschriften sowie Korrespondenzstücke von bzw. an Joseph Goebbels wurden nicht berücksichtigt. Lyrische Gedichte von Josef3 Goebbels. Dem Herrn Professor Reut[...] (BArch Koblenz)/Rentrop (StA MG), meinem hochverehrten Lehrer, in Dankbarkeit zugeeignet. April 1912. [Darin enthalten: „Der Postillon (von Lenau). Ein Reiseerlebnis“, „Der Lenz“, „Der tote Freund“.] Wie kann auch der Nichtkämpfer in diesen Tagen dem Vaterlande dienen? Klassenaufsatz des Obersekundaners Joseph Goebbels. 27.11.1914. Das Lied im Kriege. Klassenaufsatz des Obersekundaners Joseph Goebbels. 6.2.1915. Wilhelm Raabe. Aufsatz. 7.3.1916. Gottfried Keller. Aufsatz. [7.3.1916‐15.9.1918]. Abiturientenrede. 21.3.1917. Bin ein fahrender Schüler, ein wilder (BArch Koblenz)/wüster (StA MG) Gesell... Novelle aus dem Studentenleben. Von Joseph Goebbels, gewidmet „meinem Lieben Leibburschen Karl Heinz Kölsch“. 1917. Die die Sonne lieben. Erzählung. [April 1917 – September 1917]. Im Folgenden: BArch Koblenz.
Im Folgenden: StA MG.
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Schreibweise „Josef“ original.
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Wilhelm Raabe und wir. Festrede auf dem Bonner Unitas‐Vereinsfest. 24.6.1917. Theodor Storm als Lyriker – Zu seinem 100. Geburtstage am 14. September 1917. Aufsatz. 14.9.1917. Zigeunerblut. Novelle. [Oktober 1917 – 14.3.1918]. Der Mutter Gebet. Ein Idyll aus dem Kriege. 1918‐1919. Märchenballade. 10.4.1918. Judas Iscariot. Eine biblische Tragödie in fünf Akten. Von P. J. Goebbels. 21.8.1918. Die Weihnachtsglocken des Eremiten. Gedicht. 27.9.1918. Die Weihnachtsglocken des Eremiten. Eine Weihnachtsgeschichte (BArch Koblenz)/Weihnachtsskizze (StA MG) von P. J. Goebbels. Der lieben Anka auf den Weihnachtstisch. 24.12.1918. Heinrich Kämpfert – Ein Drama in drei Aufzügen, von P. Joseph Goebbels. 10.2.1919. Michael Voormanns Jugendjahre, I. u. III. Teil.4 [August 1919 – 6.9.1919]. Kampf der Arbeiterklasse. Drama. [30.10.1919 – 1920]. Aus meinem Tagebuch. Von Paul Joseph Goebbels. Anka Stalherm zugeeignet. München, Weihnachten 1919. Sammlung von Versen und Gedichten. 24.12.1919. Goethes Anteil an den Recensionen der „Frankfurter Gelehrten Anzeigen“ aus dem Jahre 17825. Aufsatz. 1920. Der Lenz und ich und Du! Lieder von Frühling und Liebe. Gedichte. 7.2.1920. Die Saat. Ein Geschehen in drei Akten von P. Joseph Goebbels. März 1920 [laut Tagebuch zwischen 1928 und 1929 umgearbeitet]. Wilhelm von Schütz als Dramatiker. Ein Beitrag zur Geschichte des Dramas der Romantischen Schule. Phil. Diss. Heidelberg 1921. Ausschnitte aus der deutschen Literatur der Gegenwart. Vortrag. 30.10.1922. Moderne deutsche Tierpoeten. Vortrag. [o. D.] Aus meinem Tagebuch [für Else Janke]. [2.1.1923 – 17.10.1923]. Prometheus. Drama. 2. – 12.11.1923 [laut Tagebuch]. Der Wanderer. [14.] – 28.11.1923 [laut Tagebuch]. [Ursprünglich: Der Wanderer. Ein Spiel in einem Prolog, elf Bildern und einem Epilog von Joseph Goebbels. Zwischen 1927 und 1929 umgearbeitet.] Michael Voormann – Ein Menschenschicksal in Tagebuchblättern, „dem Andenken meines Freundes Richard Flisges“ gewidmet. [26].2.1924 – 7.3.1924 [laut Tagebuch]. [Arbeitstitel: Stille Flammen; ein Roman in Tagebuchblättern.] Die Blutsaat. [4].2.1929 – 8.2.1929 [laut Tagebuch]. [Umarbeitung der „Saat“.] 4
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Teil II ist nicht überliefert.
Richtig: 1772.
Zeitungen und Zeitschriften mit Herausgeberschaften (chronologisch) Beiträgen von Joseph Goebbels, Auf die Nennung einzelner von Goebbels verfasster Artikel6 wird an dieser Stelle verzichtet, diese sind, sofern von Goebbels im Tagebuch genannt, im Sachregister unter Angabe des Titels, Inhalts und/oder Erscheinungsortes verzeichnet. Herausgeber wurden soweit eruierbar genannt. Es folgt eine Auswahl. Rheydter Zeitung. 1919‐1923, Beiträger. Westdeutsche Landeszeitung. Gladbacher Volkszeitung und Handelsblatt. 1922, Beiträger. Völkische Freiheit. Rheinisches [ab 24.5.1924 Rheinisch‐westfälisches] Kampfblatt für ein völkisch‐soziales Großdeutschland. [Weiterer Untertitel ab 20.9.1924: Organ der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung.] Hrsg. v. Friedrich Wiegershaus. 1924‐1925, Schriftleiter. Deutsche Wochenschau. Ausgabe A: Völkische Feldpost. [ab 1925], Beiträger. Informationsbriefe [des Gaus Rheinland‐Nord]. [ab 1925], [Schriftleiter]. Nationalsozialistische Briefe. Halbmonats‐Schrift für national‐sozialistische Weltanschauung. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der nordwestdeutschen Gaue der NSDAP. Hrsg. v. Gregor Strasser. 1925‐1927, Schriftleiter; 1929, Beiträger. Völkischer Beobachter. Hrsg. v. Adolf Hitler. 1925‐1945, Beiträger. Der Nationale Sozialist. Hrsg. v. Gregor Strasser. [ab 1926], Beiträger. Der Angriff. Das deutsche Montagsblatt in Berlin. [1931: Das deutsche Abendblatt in Berlin; 1939: Tageszeitung der Deutschen Arbeitsfront; 1945: Vereinigt mit Berliner Illustrierte Nachtausg.] Berlin: Süsserott [1931: Der Angriff; 1939: Eher; 1945: August Scherl Nachf.]. Mai 1927 bis Ende Oktober 1933, Herausgeber; anschließend Beiträger. Die Neue Front. Hrsg. v. Josef Terboven. [ab 1928], Beiträger. Nationalsozialistische Monatshefte. Zentrale politische und kulturelle Zeitschrift der NSDAP. Hrsg. v. Adolf Hitler. München. [ab 1930], Beiträger. Schriftenreihe der Reichspropaganda‐Abteilung. [1930‐1932], Herausgeber. In dieser Reihe erschienen: Klagges, Dietrich: Kampf dem Marxismus. München: Eher, 1930; Stark, Georg: Moderne politische Propaganda. München: Eher, 1930. Unser Wille und Weg. Monatsblatt der Reichspropaganda‐Leitung der NSDAP. Die parteiamtliche Propagandazeitschrift der NSDAP. 1931‐1941, Herausgeber. Schriftenreihe Dr. Goebbels‐Spende für die Deutsche Wehrmacht. [1940‐1943], [Herausgeber]. Das Reich. Deutsche Wochenzeitung. 1940‐1945, Leitartikler. Front und Heimat. 1944‐1945, Herausgeber. Eine Teilauflistung bietet auch: Kessemeier, Karin: Der Leitartikler Goebbels in den NS‐Organen „Der Angriff“ und „Das Reich“. Münster: Fahle, 1967, S. 314‐337.
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Die Lage. Zentralinformationsdienst der Reichspropagandaleitung der NSDAP und des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. 1944‐1945, Herausgeber. Veröffentlichte Schriften (chronologisch, mit Verlagsangabe) Angeführt wird in der Regel die Erstausgabe. Die Angabe „Eher“ steht für die unterschiedlichen Verlagsbezeichnungen des Zentralverlags der NSDAP. 15 Entwürfe für Schriftplakate oder Flugblätter zur Ankündigung von Vorträgen der NSDAP. Hrsg. v. der Geschäftsstelle der Nationalsozialistischen Briefe mit e. Vorw. v. Joseph Goebbels. Elberfeld: Druck Gebr. Uphoff, o. J. Das kleine ABC des Nationalsozialisten: Freiheit und Brot! Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Nordwest der NSDAP. Elberfeld: Verlag der Arbeitsgemeinschaft Nordwest, [1925]. [Neuaufl. u. d. T: Das kleine ABC des Nationalsozialisten. Greifswald: Vorpommerscher Buch‐ und Kunstdruck, 1925; 2., verb. Aufl. Elberfeld: Müller, 1927; Elberfeld: Verlag der Nationalsozialistischen Briefe, [1928]; Berlin: Kampf‐Verlag, 1929.] Lenin oder Hitler? Eine Rede. Gehalten am 19. Februar 1926 im Opernhaus in Königsberg i. P. Zwickau: Streiter‐Verlag, 1926. Die zweite Revolution. Briefe an Zeitgenossen. Zwickau: Streiter‐Verlag, 1926. Der Nazi‐Sozi. Fragen und Antworten für den Nationalsozialisten. Elberfeld: Verlag der Nationalsozialistischen Briefe, 1927 [2., überarb. Ausg. München: Eher, 1929]. Wege ins dritte Reich. Briefe und Aufsätze für Zeitgenossen. München: Eher, 1927. Zusammen mit Mjölnir [Hans Schweitzer]: Das Buch Isidor. Ein Zeitbild voll Lachen und Hass. München: Eher, 1928. Zuchthaus Deutschland! In: Plaaß, Hartmut (Hrsg.): Wir klagen an! Nationalisten in den Kerkern der Bourgeoisie. Berlin: Vormarsch‐Verlag, 1928, S. 176‐180. Kampf gegen Young. Eine Sache des deutschen Arbeiters. Rede von Dr. Joseph Goebbels, M. d. R., gehalten am 20. September 1929 im Kriegervereinshaus Berlin. Als Manuskript gedruckt. Berlin: Dt. Druck‐ u. Werbestätten, 1929. Knorke. Ein neues Buch Isidor für Zeitgenossen. Hrsg. v. Dr. Goebbels, u. Mitarb. v. Mjölnir, Knipperdolling, Dar, Jaromir u. Orje. München: Eher, 1929. Michael. Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblättern. München: Eher, 1929. Sozialismus. In: Nationalsozialistisches Jahrbuch (1929), S. 161‐165. [Zusammen mit Hans Schweitzer, Baldur v. Schirach u. Heinrich Anacker]: Der unbekannte SA‐Mann. Ein guter Kamerad der Hitler‐Soldaten. München: Eher, 1929. Die verfluchten Hackenkreuzler. Etwas zum Nachdenken. München: Eher, 1929. Was wollen wir im Roten Haus? In: Neue Männer ins Rote Haus! Wen sollen wir wählen? Berlin: Deutsche Druck‐ u. Werbestätten, 1929, S. 15‐39. Erziehung und Führerschicht. In: Nationalsozialistisches Jahrbuch 4 (1930), S. 179‐183. [Ursprünglich veröffentlicht in: Völkischer Beobachter v. 16. November 1929.] Das patriotische Bürgertum (Deutsche Volkspartei – Deutschnationale Volkspartei – Volkskonservative und Christlich‐nationale Bauern). In: Nationalsozialistische Monatshefte 1 (1930), S. 221‐229. Signal zum Aufbruch. Rede eines Mannes, dem in Preußen das Reden verboten war. Gehalten am 28. März 1931 in Danzig. München: Eher, 1931. Kampf um Berlin. Der Anfang. München: Eher, 1932. Übersetzungen nach 1945: argent. Ausg.: La conquista de Berlin: el comienzo. 2. Aufl. Buenos Aires: Milicia, 1975; ital. Ausg.: La conquista di Berlino. Padova: Edizioni di Ar, 2005 [zuerst 1978]; frz. Ausg.: Combat pour Berlin. Coulommiers: Déterna, 2006 [zuerst Paris: Editions Saint‐Just, 1966]. Preußen muss wieder preußisch werden. München: Eher, 1932. Schluß jetzt! Das Deutsche Volk wählt Hitler! Rede v. Dr. J. Goebbels, M. d. R. im Berliner Sportpalast am 22. Februar 1932. Kampfschrift. Broschürenreihe der Reichspropaganda‐
Leitung der NSDAP, Heft 8. München: Eher, 1932. Reichspropagandaleitung der NSDAP (Hrsg.): Vom System verboten! Nationalismus als staatspolitische Notwendigkeit. Eine Rundfunkrede Dr. Goebbels, die nicht gehalten werden durfte. München: Eher, [1932]. Vom Proletariat zum Volk. Rede v. Dr. Joseph Goebbels, M. d. R. Gehalten am 1. Oktober 1931 in einer Arbeitermassenkundgebung im Sportpalast Berlin. München: Eher, 1932. Die deutsche Revolution. In: Nationalsozialistische Monatshefte 4 (1933), S. 247‐248. Deutschlands Kampf um Frieden und Gleichberechtigung. Rede am 20. Oktober 1933 im Sportpalast in Berlin. Berlin: Eher, 1933. Die Frau im neuen Deutschland. In: Der Türmer 35 (1933) 8, S. 98‐100. Geleitwort. In: Franke, Heinz (Hrsg.): Trommeln und Sirenen. Rundfunkbilder vom politischen Soldaten und Arbeiter. Der 9. und 10. November 1933. München: Eher, [1933]. Geleitwort. In: Kolb, Richard; Siekmeier, Heinrich: Rundfunk und Film im Dienste nationaler Kultur. Düsseldorf: F. Floeder, [1933], S. 3. „Goebbels spricht.“ Reden aus Kampf und Sieg. Bearb. v. Hein Schlecht. Schriften an die Nation, Bd. 45/46. Oldenburg i. O.: Gerhard Stalling, 1933. Goebbels spricht zur Welt. Das nationalsozialistische Deutschland und seine Aufgabe für den Frieden der Völker. Rede vor der Weltpresse in Genf. Berlin: Deutsches Volksbuch, 1933. Das junge Deutschland will Arbeit und Frieden. Reden des Reichskanzlers Adolf Hitler, des neuen Deutschlands Führer. Mit e. Vorw. v. Joseph Goebbels. Berlin: Liebheit & Thiesen, [1933]. Engl. Ausg. u. d. T.: Hitler: The new Germany desires work and peace; frz. Ausg. u. d. T.: La jeune Allemagne veut le travail et la paix; niederl. Ausg. u. d. T.: Hitler: Het jonge Duitschland wenscht arbeid en vrede; port. Ausg. u. d. T.: A jovem Alemanha quer trabalho e paz; span. Ausg. u. d. T: La joven Alemania quiere trabajo y paz. [Fremdsprachige Ausgaben ebenfalls bei Liebheit & Thiesen, Berlin erschienen.] Nationalsozialistische Revolution. Eine Rede in Frankfurt a. M. Berlin: Deutsche Volksbücherei, [1933]. Rede des Reichsministers Dr. Goebbels bei der Eröffnung der Reichskulturkammer am 15. November 1933. Frankfurt a. M.: A. Windisch, 1933. Revolution der Deutschen. 14 Jahre Nationalsozialismus. Goebbelsreden mit einleitenden Zeitbildern v. Hein Schlecht. Oldenburg i. O.: Gerhard Stalling, 1933. Der Sinn der nationalsozialistischen Revolution. Rede von Reichsminister Goebbels am 24. April 1933 im Gürzenich zu Köln vor der westdeutschen Presse. Hrsg. v. Josef Brandenburg: Das neue Deutschland, Heft 9. Wolfenbüttel: Heckner, 1933. Wird die Kunst untergehen? Reden über Kunst und Künstler, Buchhändler und Schriftsteller, Film, Theater und Schauspieler. Berlin: [Paul Steegemann Verlag], 1933. Die deutsche Kultur vor neuem Anfang. In: Dreyer, Ernst Adolf (Hrsg.): Deutsche Kultur im Neuen Reich. Wesen, Aufgabe und Ziele der Reichskulturkammer. Berlin: Schlieffen‐Verlag, 1934, S. 23‐32. Das erwachende Berlin. München: Eher, 1934. Der Faschismus und seine praktischen Ergebnisse. Schriften der Deutschen Hochschule für Politik, hrsg. v. Paul Meier‐Benneckenstein, Heft 1. Berlin: Junker & Dünnhaupt, 1934. Ndr. in: Nolte, Ernst (Hrsg.): Theorien über den Faschismus. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1967, S. 314‐319. Ital. Ausg. u. d. T.: Noi tedeschi e il fascismo di Mussolini. Firenze: G. Beltrami, 1936]. Mein Kampf um Berlin. Aus seinem Buch „Kampf um Berlin“ ausgew. u. hrsg. v. Manfred v. Ribbentropp. Völkische Reihe, Bd. 3. Heidelberg: Carl Winter, 1934. Das nationalsozialistische Deutschland als Faktor des europäischen Friedens. Rede vor der Intellektuellen‐Union in Warschau, 13. Juni 1934. In: Europäische Revue 10 (1934), S. 401‐
417. Ndr. Berlin: M. Müller, 1934. Dän. Ausg. u. d. T.: Det nationalsocialistiske Tyskland som Faktor i den europaeiske Fred; engl. Ausg. u. d. T.: National socialist Germany as factor of European peace; frz. Ausg. u. d. T.: L’Allemagne nationale‐socialiste en tant que facteur de la paix européenne; ital. Ausg. u. d. T.: La Germania nazionalsocialista quale fattore della pace europea; niederl. Ausg. u. d. T.: Het nationaal‐socialistische Duitschland als factor van den Europeeschen vrede; norweg. Ausg. u. d. T.: Det nasjonalsocialistiske Tyskland som europeisk fredsfaktor; port. Ausg. u. d. T.: A Alemanha nacional‐socialista como factor da paz europeia; schwed. Ausg. u. d. T: Det nationalsocialistiska Tyskland som europeisk fredsfaktor; span. Ausg. u. d. T: La Alemania nacionalsocialista como factor de la paz Europea. [Fremdsprachige Ausgaben ebenfalls bei M. Müller, Berlin erschienen.] Rassenfrage und Weltpropaganda. Friedrich Mann’s Pädagogisches Magazin, Heft 1390. Schriften zur politischen Bildung, hrsg. v. der Gesellschaft „Deutscher Staat“. XII. Reihe. Rasse, Heft 6. Langensalza: Hermann Beyer & Söhne (Beyer & Mann), 1934. Ndr. in: Goebbels, Joseph: Signale der neuen Zeit. München: Eher, 1934, S. 208‐220; Nationalsozialistisches Jahrbuch (1934), S. 204‐214. Richtlinien für die Gesamthaltung der deutschen Presse. An die deutschen Schriftleiter! Berlin: Eher, [1934]. Signale der neuen Zeit. München: Eher, 1934. Student, Arbeiter und Volk. Das Reich im Werden. Arbeitshefte im Dienste politischer Erziehung. Reihe Deutsches Schrifttum, Heft 11. Frankfurt a. M.: Moritz Diesterweg, 1934. [Neuaufl. u. d. T.: Michaels Weg zum Volke. Ausgew. v. Walter Vogel. 2., unveränd. Aufl. Das Reich im Werden. Arbeitshefte im Dienste politischer Erziehung. Reihe Deutsches Schrifttum, Heft 11. Frankfurt a. M.: Verlag Moritz Diesterweg, 1937.] Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus. Schriften der Deutschen Hochschule für Politik, hrsg. v. Paul Meier‐Benneckenstein, Heft 8. Berlin: Junker & Dünnhaupt, 1934. Ndr. in: Der Türmer 36 (1934), S. 97‐104; Teilabdr. in: Vom Wesen der Revolution. In: Der Hochwart 5 (1935), S. 49‐51. Jugend für Deutschen Sozialismus. In: Würzburger Universitätsalmanach (1934/35), S. 29‐
36. Aus der Kulturkammerrede vom 6.12.1934 von Joseph Goebbels. In: Die Musik 27 (1935), S. 246‐247. Der Angriff. Aufsätze aus der Kampfzeit. Zusammengestellt und eingel. v. Hans Schwarz van Berk. München: Eher, 1935. Deutschland von innen gesehen. Die Aufbauarbeit des National‐Sozialistischen Staates. Vortrag auf dem 11. Internationalen Strafrechts‐ und Gefängniskongress in Berlin. In: Deutsche Justiz 97 (1935), S. 1237‐1241. Ndr. Berlin‐Tegel: [Reichsjustizministerium], [1935]. Engl. Ausg. u. d. T.: Germany seen from within. The constructive work of the National‐Socialist State; frz. Ausg. u. d. T.: L’Allemagne vue de l’interieur. L’œuvre constructive d’État national‐socialiste. Kommunismus ohne Maske. München: Eher, 1935. [Auszüge in: Das neue Blatt für die katholische Lehrerschaft 10 (1934‐36), S. 183‐190.] Nationalsozialistischer Rundfunk. München: Zentralverlag der NSDAP. Eher, 1935. Die sozialistische Tat im Staate der Jugend. In: Das junge Deutschland 29 (1935), S. 98‐105. Vom Wesen der Revolution. In: Der Hochwart 5 (1935), S. 49‐51. Wie steht der Nationalsozialismus zur Kunst? Rede auf der 2. Reichs‐Theaterwoche am 17. Juni 1935. o. O., V. u. J. Der Bolschewismus in Theorie und Praxis. Rede v. Reichsleiter Reichsminister Dr. Goebbels auf dem Parteikongreß in Nürnberg 1936. München: Eher, 1936. Nation im Aufbau. Nur für Redner. (Veröffentlichung, insbesondere in der Presse, verboten.) München: Eher, [1936]. Dr. Goebbels antwortet. Der Reichspropagandaminister zu den Sittlichkeitsprozessen. [Wien: NSDAP, 1937]. Geleitwort. In: Berndt, Alfred‐Ingemar: Gebt mir vier Jahre Zeit! Dokumente zum 1. Vierjahresplan des Führers. U. Mitarb. v. Erich Schrötter. München: Eher, 1937. Niemand denkt heute daran, den deutschen Osten aufzugeben. In: Schlesische Monatshefte 14 (1937), S. 284. Die Wahrheit über Spanien. Rede auf dem Reichsparteitag in Nürnberg 1937. München: Eher, 1937. Das Wesen der nationalsozialistischen Propaganda. In: Nationalpolitischer Lehrgang der Wehrmacht vom 15. bis 23. Januar 1937. Berlin 1937, S. 179‐202. Das Kraftfahrzeug: Verkehrsmittel des ganzen Volkes. 4 Reden zur Internationalen Automobil‐ und Motorrad‐Ausstellung. Berlin: Reichsverband der Automobilindustrie, 1938. Rede des Reichsministers Pg. Dr. Goebbels am Dienstag, dem 22. März 1938, im Berliner Sportpalast. Material für Redner und Presse. München: Eher, 1938. Rede des Schirmherrn Reichsminister Dr. Joseph Goebbels. Internationaler Verleger‐
Kongress. 12. Tagung Leipzig‐Berlin 1938. Voll‐ u. Schlußsitzung am 24. Juni 1938 im Plenarsaal des Reichstages. [Berlin]: [Scherl], 1938. Volk und Kultur. In: Die Bühne (1938), S. 445. A candid talk with democracy. Berlin: M. Müller und Sohn, 1939. A few words on political tact. Berlin: M. Müller und Sohn, 1939. Deutschlands erfolgreicher Kampf gegen seine besonderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In: Weltwirtschaft 27 (1939), S. 29. Reichstheaterfestwoche Wien (1939). In: Die Bühne (1939), S. 283‐293. Von der Idee zur Tat. Der Führer und die Künste. In: Kunst dem Volk (1939) 4, S. 5‐22. Wetterleuchten. Aufsätze aus der Kampfzeit. Hrsg. v. Georg‐Wilhelm Müller. Der Angriff, Bd. 2. München: Eher, 1939. Das eherne Herz. Rede vor der deutschen Akademie. Gehalten am 1. Dezember 1941 in der Neuen Aula der Friedrich‐Wilhelm‐Universität zu Berlin. München: Eher, 1941. Der Führer zum Kriegswinterhilfswerk 1941/42. Mit der Rede des Reichsministers Dr. Goebbels sowie dem Rechenschaftsbericht des Kriegswinterhilfswerkes 1940/41. Berlin: Eher, 1941. Die Zeit ohne Beispiel. Reden und Aufsätze aus den Jahren 1939/40/41. Eingel. v. Hans Schwarz van Berk. München: Eher, 1941. Ansprache vor Ehrenmitgliedern, ehrenamtlichen Helfern und Amtsleitern der NSV anlässlich des zehnjährigen Bestehens der NS‐Volkswohlfahrt am 17. April 1942. Berlin: [o. V.], 1942. Führer‐Rede zum Kriegswinterhilfswerk 1942/1943. Mit der Rede des Reichsministers Dr. Goebbels sowie dem Rechenschaftsbericht des Kriegswinterhilfswerkes 1941/42. Berlin: Eher, 1942. Der Anspruch des Volkes. Kattowitz: Gaupropagandaleitung Oberschlesien, [1943]. [Ursprünglich veröffentlicht u. d. T: Vom Anspruch des Volkes. In: Das Reich Nr. 51 v. 20. Dezember 1942.] Der Blick nach vorne. Aufsätze aus den Jahren des Krieges. Nur für den Gebrauch innerhalb der Wehrmacht. Tornisterschrift des Oberkommandos der Wehmacht, Heft 79. Allgemeines Wehrmachtsamt, Abteilung Inland. München: Eher, 1943. Die deutsche Jugend im Kriege. Reichminister Dr. Goebbels und Reichsjugendführer Axmann zur Eröffnung der Hitlerjugend‐Filmstunden 1942/43. Berlin: Eher, [1943]. Dreißig Kriegsartikel für das Deutsche Volk. München, Berlin: Eher, 1943. Ndr. Erlangen: Verlag für zeitgeschichtl. Dokumente u. Curiosa, 1974. Das eherne Herz. Reden und Aufsätze aus den Jahren 1941/42. Hrsg. v. Moritz Ausgust v. Schirmeister. München: Eher, 1943. Der geistige Arbeiter im Schicksalskampf des Reiches. Rede vor der Heidelberger Universität am Freitag, dem 9. Juli 1943. München: Eher, 1943. Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los! Rede des Reichspropagandaleiters Reichsminister Dr. Goebbels im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943. Hrsg. v. d. Reichspropagandaleitung der NSDAP, Hauptamt Propaganda. o. O., V. u. J. Der steile Aufstieg. Reden und Aufsätze aus den Jahren 1942/43. Hrsg. v. Moritz Ausgust v. Schirmeister: München: Eher, 1943. Tatsachen sprechen für den Sieg. Die Reden der Reichsminister Speer und Goebbels im Berliner Sportpalast am 5. Juni 1943. Berlin: Universum‐Verlag, 1943. An die Arbeit! Wortlaut der Rede des Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz Reichsminister Dr. Goebbels an das deutsche Volk am 26. Juli 1944. Die Lage. Zentralinformationsdienst der Reichspropagandaleitung der NSDAP, Sonderdruck. Berlin: o. V., 1944. Die große Familie unseres Volkes. Bozen: Der Oberste Kommissar für die Operationszone Alpenvorland, 1944. [Ursprünglich veröffentlicht in: Das Reich Nr. 42 v. 15. Oktober 1944.] Der Krieg als Weltanschauungskampf. Rede vor der Generalität in Posen am 25. Januar 1944. Berlin 1944. Veröffentlichte Tagebücher von Joseph Goebbels Agapov, A. B. [Hrsg.]: Dnevniki Jozefa Gebbel’sa. Preljudija „Barbarossy“. 2. Aufl. Moskau: Daskov, 2004 [Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Auftakt zum „Unternehmen Barbarossa“]. Daihoukai. Goebbels saigo no nikki. Tokio: Kodansha, 1984 [Der große Kollaps. Die letzten Goebbels‐Tagebücher. Nach der dt. Ausg. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1977]. Fröhlich, Elke (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und in Verbindung mit dem Bundesarchiv. Teil I, Aufzeichnungen 1924–1941, 4 Bde. u. 1 Bd. Interimsregister. München u. a.: Saur 1987. Fröhlich, Elke (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und mit Unterstützung des Staatlichen Archivdienstes Rußlands. Teil I, Aufzeichnungen 1923‐1941, 14 Teilbde. München 1998‐2006; Teil II, Diktate 1941‐1945, 15 Bde. München 1993‐1996; Teil III, Register 1923‐1945, 1 Bd. Geographisches Register, Personenregister, 2 Bde. Sachregister. München 2007‐2008.7 Goebbels, Joseph Dr.: Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei. Eine historische Darstellung in Tagebuchblättern. München: Eher, 1934. Zu den vollständigen Angaben der Gesamtedition der Tagebücher von Joseph Goebbels siehe Übersicht am Ende.
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Dezember 1925 – Mai 1928. Bearb. v. Elke Fröhlich. München 2005. Juni 1928 – November 1929. Bearb. v. Anne Munding. München 2004. Dezember 1929 – Mai 1931. Bearb. v. Anne Munding. München 2005. Juni 1931 – September 1932. Bearb. v. Angela Hermann. München 2004. Oktober 1932 – März 1934. Bearb. v. Angela Hermann. München 2006. April 1934 – Februar 1936. Bearb. v. Angela Hermann, Hartmut Mehringer, Anne Munding u. Jana Richter. München 2005. März 1936 – Februar 1937. Bearb. v. Jana Richter. München 2001. März – November 1937. Bearb. v. Elke Fröhlich. München 2000. Dezember 1937 – Juli 1938. Bearb. v. Elke Fröhlich. München 2000. August 1938 – Juni 1939. Bearb. v. Jana Richter. München 1998. Juli 1939 – März 1940. Bearb. v. Elke Fröhlich. München 1998. April – November 1940. Bearb. v. Jana Richter. München 1997. Dezember 1940 – Juli 1941. Bearb. v. Elke Fröhlich. München 1997. 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April – Juni 1942. Bearb. v. Elke Fröhlich. München 1995.
Juli – September 1942. Bearb. v. Angela Stüber. München 1995. Oktober – Dezember 1942. Bearb. v. Hartmut Mehringer. München 1996. Januar – März 1943. Bearb. v. Elke Fröhlich. München 1993.
April – Juni 1943. Bearb. v. Hartmut Mehringer. München 1993. Juli – September 1943. Bearb. v. Manfred Kittel. München 1993. Oktober – Dezember 1943. Bearb. v. Volker Dahm. München 1994. Januar – März 1944. Bearb. v. Dieter Marc Schneider. München 1994. April – Juni 1944. Bearb. v. Hartmut Mehringer. München 1995. Juli – September 1944. Bearb. v. Jana Richter. München 1995. Oktober – Dezember 1944. Bearb. v. Jana Richter u. Hermann Graml. München 1996. Januar – April 1945. Bearb. v. Maximilian Gschaid. München 1995. Teil III: Register 1923‐1945 Geographisches Register. Personenregister. Bearb. v. Angela Hermann. München 2007. Sachregister. Mit e. Einl. v. Elke Fröhlich zur Gesamtedition. Bearb. v. Florian Dierl, Ute Keck, Benjamin Obermüller, Annika Sommersberg u. Ulla‐Britta Vollhardt. Koordiniert u. zusammengeführt v. Ulla‐Britta Vollhardt. Unter Mitwirk. v. Angela Hermann. 2 Bde. München 2008. 
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