INDUSTRY AND IDLENESS Szenisches Konzert von Heiner Goebbels Komposition/Szene: Heiner Goebbels Musikalische Leitung: Andrea Molino Sprecher: Peter Schweiger Collegium Novum Zürich Premiere: Montag, 10. Mai 2010, 20 Uhr, Schiffbau/Halle Stadtentwicklung – Postindustrielle Architektur – Hochkultur: Podiumsdiskussion zu „Industry and Idleness“ Sonntag, 9. Mai, 17 Uhr, Schiffbau/ Box Der Titel „Industry and Idleness“ (Fleiss und Faulheit) bezieht sich auf eine Komposition von Heiner Goebbels, die der Aufführung zugrunde liegt. Gegensätze prägen das Werk von Goebbels. In seinen Arbeiten erweist er sich als ein Meister darin, Widersprüche zu erzeugen und auszubalancieren: zwischen Text und Musik, zwischen Geräusch und Klang, zwischen der Mechanik der urbanen Landschaft und den Spielräumen des Individuums, zwischen dem post-industriellen Umfeld und der nach Glanz strebenden Hochkultur. Auf der Suche nach Trennung und Verbindung von Akustischem und Optischem werden herkömmliche Konzertrituale aufgelöst und in eine neue Form von Aufführung überführt. Die szenische Umsetzung mit Heiner Goebbels Werken „Triumphmarsch“ für Ensemble (aus: Bildbeschreibungen“), „Industry and Idleness – popular print“ für Ensemble, „Samplersuite“ für Ensemble (aus: Surrogate Cities), „Herakles 2“ nach Heiner Müller für sieben Instrumente und „La Jalousie – Geräusche aus einem Roman“ für Ensemble eröffnet Einblicke in die Musik ohne Interpretationen und Bilder vorzugeben. „In nahezu allen meinen Arbeiten, musikalisch wie szenisch, suche ich nach Alternativen zu künstlerischen Arrangements, die „alle Beziehungen zwischen den Menschen als spontan, improvisatorisch, unmittelbar menschlich erscheinen lassen“ (Adorno/Eisler). Denn dem ist nicht so. Dafür steht in meinen Kompositionen oft der Sampler als digitales Speicherinstrument, mit dem sich Klänge und Maschinen in den Konzertraum holen lassen, die ausserhalb des Spielraums der Musiker bzw. des Dirigenten liegen. Und dafür stehen in den szenischen Arbeiten die Elemente Bühne, Licht und Raum, die so oft illustratives Dekor bleiben und denen zu selten die Kraft zugestanden wird, das Bühnengeschehen tatsächlich zu strukturieren. Auch die Texte des Programms bewegen sich in diesem Spannungsfeld: Die Aufzählung der Waffengattungen in Eliots Triumphmarsch der Rüstungsindustrie vor den Würstchen essenden Schaulustigen. Die Aufzählung der Bananenreihen im Roman Robbe-Grillets, um den obsessiven Gefühlen des eifersüchtigen Erzählers keinen freien Lauf zu lassen. Und der sich nach einem poetischen Anfang selbst in die tödliche Mechanik einer Schlacht verwandelnde Text Heiner Müllers.“ Heiner Goebbels, 2010 Podiumsdiskussion zu „Industry and Idleness“: „Stadtentwicklung – Postindustrielle Architektur – Hochkultur“ Sonntag, 9. Mai, 17 Uhr, Schiffbau/ Box Im Vorfeld von Heiner Goebbels Szenischem Konzert „Industry and Idleness“ findet eine Podiumsdiskussion zum Spannungsfeld „Stadtentwicklung – Postindustrielle Architektur – Hochkultur“ statt. Das Gespräch moderiert Esther Girsberger. Teilnehmer: Brigit Wehrli-Schindler (Direktorin der Fachstelle für Stadtentwicklung in Zürich) Benedikt Loderer (Schweizer Architekt, Autor und Journalist, Gründer der Zeitschrift für Architektur und Design „Hochparterre“) Christoph Haerle (Architekt und Künstler) Heiner Goebbels gehört zu den vielseitigsten Grenzgängern der zeitgenössischen Musik- und Theaterszene. Seit den Neunziger Jahren komponiert er für verschiedene Ensembles und Orchester, ausserdem inszeniert er seit vielen Jahren auch selbst. Am Zürcher Schauspielhaus waren zuletzt die Gastspiele „Eraritjaritjaka“ (2004) und „Hashirigaki“ (2005) zu sehen. „Industry and Idleness“ ist seine erste Zürcher Produktion und die erste Gemeinschaftsproduktion mit dem Collegium Novum Zürich. Andrea Molino wurde in Turin geboren und lebt in Zürich. Er war musikalischer Leiter der Pocket Opera Company in Nürnberg (1996-2007) und künstlerischer Leiter von Fabrica Musica (2000-2006). Andrea Molino ist Kurator bei der Fondazione Claudio Buziol sowie künstlerischer Leiter des World Venice Forum. Am Teatro La Fenice in Venedig dirigierte er die Uraufführung von Bruno Madernas „Requiem“, wo er bereits „Surrogate Cities“ von Heiner Goebbels im Rahmen der Biennale Musica und die Uraufführung von Luca Moscas „Signor Goldoni“ leitete. Er dirigierte u.a. das Orchestra del Maggio Fiorentino, die Staatskapelle Karlsruhe, The Queensland Orchestra, das BBC SSO, die Bochumer Symphoniker, die Dresdner Sinfoniker, das Klangforum Wien und Teatro dell’Opera in Rom. Peter Schweiger (Sprecher) wurde 1939 in Wien geboren und lebt seit 1965 in der Schweiz. Als Regisseur bevorzugt er zeitgenössische Stücke, fördert die Schweizer Dramatik und ist auch als Opernregisseur tätig. Als Interpret beschäftigt er sich vor allem mit Werken, die zwischen Musik und Szene angesiedelt sind. Er war Direktor des Theaters am Neumarkt Zürich (1983-1989), Schauspieldirektor am Theater St.Gallen (1994–2004) und wurde 2001 für sein Gesamtschaffen mit dem Hans Reinhart-Ring geehrt. Das Collegium Novum Zürich, 1993 gegründet, macht sich zum Ziel, Musik der Gegenwart zu fördern und in hoch stehenden Interpretationen zur Aufführung zu bringen. Gleichzeitig wird das zeitgenössische Musikschaffen in Kontext zur Musik vergangener Epochen gestellt. Wichtiger Bestandteil der künstlerischen Arbeit ist der direkte Kontakt mit den Komponisten sowie der Austausch mit Kooperationspartnern wie der Zürcher Hochschule der Künste und dem Experimentalstudio des SWR. Das Solistenensemble umfasst 25 Mitglieder. Am Pult des Ensembles standen Dirigenten wie Pierre Boulez, Sylvain Cambreling, Mark Foster, Beat Furrer, Pablo Heras-Casado, Heinz Holliger und Mauricio Kagel. Das Collegium Novum Zürich tritt regelmässig im In- und Ausland auf und gastiert bei renommierten Festivals und Veranstaltern. INDUSTRY AND IDLENESS Szenisches Konzert von Heiner Goebbels Kooperation von Collegium Novum Zürich und Schauspielhaus Zürich „Triumphmarsch“ für Ensemble (aus: Bildbeschreibungen“ (2002/03) „Industry and Idleness – popular print“ für Ensemble (1996/2002) „Samplersuite“ für Ensemble (aus: Surrogate Cities, 1994) „Herakles 2“ nach Heiner Müller für sieben Instrumente (1991) „La Jalousie – Geräusche aus einem Roman“ für Ensemble (1991) Musikalische Gesamtkonzeption/ Komposition/ Szene/ Raum Musikalische Leitung Sprecher Klangregie Licht Heiner Goebbels Andrea Molino Peter Schweiger Holger Stenschke Frank Bittermann Flöte Oboe Klarinette Fagott Horn Trompete Posaune Tuba Schlagzeug E-Gitarre Klavier/Keyboard Klavier/Sampler Harfe Violine Viola Violoncello Kontrabass Matthias Ziegler Matthias Arter, Ani Lomsaridze Arter Elmar Schmid, Manfred Spitaler Stefan Buri Tomás Gallart, Samuel Stoll Jean-François Michel, Jörg Schneider Dirk Amrein, Jean Baptiste Stocker Simon Lamothe Christoph Brunner, Martin Lorenz Mats Scheidegger Christoph Keller Stefan Wirth Xenia Schindler Rahel Cunz, Urs Walker Christian Zgraggen, Hugo Bollschweiler Moritz Müllenbach, Karolina Öhman Johannes Nied Weitere Vorstellungen im Schiffbau/Halle: 12./ 13./ 14./ 15. Mai 2010, jeweils 20 Uhr Kontakt Medienstelle: Kathrin Gartmann Leiterin Medien/PR Tel. +41 (0)44 258 72 39 [email protected]