Theater am Schiffbauerdamm Im Herzen Berlins, am Bertolt-Brecht-Platz 1 in Mitte, befindet sich das Theater am Schiffbauerdamm, ein neobarocker Bau des Architekten Heinrich Seeling. Die wesentlich gebräuchlichere Bezeichnung Berliner Ensemble ist auf die von Brecht gegründete Bühne zurückzuführen, die hier in den 50er Jahren ihre Spielstätte gefunden hat. Am 19. November 1892 wird das Theater mit Goethes IPHIGENIE AUF TAURIS eröffnet, damals noch unter dem Namen „Neues Theater“. Bereits im nächsten Jahr zieht man mit dem hier uraufgeführten Hauptmann-Stück DIE WEBER viel Aufmerksamkeit aufgrund eines Verbotes durch die Zensurbehörde auf sich. Infolgedessen wird das Stück zur „geschlossenen Veranstaltung für Vereinsmitglieder“ erklärt. 1903 wird Max Reinhardt Direktor des Theaters. Er baut erstmals eine konstruierte Drehbühne ein und die darauf stattfindende Aufführung des SOMMERNACHTSTRAUMS gilt als legendär. Hofmannsthal, Wilde, Wedekind u. a. werden gespielt. In den Jahren von 1906 bis 1928 kommt es zu einem ständigen Wechsel von Pächtern und auch Namen. Die Spielstätte dient hauptsächlich als Unterhaltungs- und Operettentheater. 1912 bekommt es den Namen „Montis Operettentheater“, 1916 „Neues Operettenhaus“, 1921 „Neues Operettentheater“ und seit 1925 heißt es „Theater am Schiffbauerdamm“. Die Uraufführung von Carl Zuckmayers DER FRÖHLICHE WEINBERG findet 1925 statt. Ernst-Josef Aufricht, ab 1928 der neue Direktor, liefert seinen Einstand mit Brechts/Weills DREIGROSCHENOPER. Mit der Gründung der „Versuchsbühne für experimentelle Theaterwerke“ kommt es zu Inszenierungen von Gustaf Gründgens, Jean Cocteau und Peter Martin Lampels skandalträchtigem GIFTGAS ÜBER BERLIN, das nach der Premiere durch die Zensur verboten wurde. Kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten gastiert hier das proletaristisch-revolutionäre Theaterkollektiv „Truppe 1931“, danach ist hauptsächlich populäre Unterhaltung mit Durchhaltepropaganda und Naziparolen zu finden, 1944 wird das Theater am Schiffbauerdamm geschlossen. Am 3. August 1945 ist die Wiedereröffnung unter Direktor Rudolf Platte mit der satirischen Revue HÖLLENPARADE. Bertolt Brecht und Helene Weigel ziehen am 19. März 1954 mit ihrem 5 Jahre zuvor gegründeten Berliner Ensemble in die Spielstätte. Man inszeniert DON JUAN, DAS LEBEN DES GALILEI, DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS. Brecht stirbt 1956 und Helene Weigel führt das Berliner Ensemble noch 15 Jahre lang. DER AUFHALTSAME AUFSTIEG DES ARTURO UI, erstmals im Jahre 1959 gezeigt, heute in der Inszenierung von Heiner Müller, ist noch heute ein Publikumsmagnet. Nach einer 6-jährigen Intendanz von Ruth Berghaus, die mit dem Versuch des experimentellen Theaters scheitert, folgt Manfred Wekwerth, der das Haus dann 14 Jahre, bis 1991, leitet. Nach der Wiedervereinigung wird das ehemalige Staatstheater in ein Privattheater umgewandelt. Matthias Langhoff, Fritz Marquardt, Peter Palitzsch, Peter Zadek und Heiner Müller übernehmen die Führung; Heiner Müller bleibt nach drei Jahren der Gemeinschafts-Intendanz übrig. 1999 wird Claus Peymann Intendant. Er veranlasst zahlreiche Umbauarbeiten und am 8. Januar kommt es zur Wiedereröffnung. Klassiker und zeitgenössische deutschsprachige Literatur bilden den Schwerpunkt des heutigen Programms unter Peymann. Melanie Noack