Social Tranquilizer Soziale Arbeit in der Psychiatrie Ein Vergleich zwischen theoretischen Diskursen und praktischen Erfahrungen der SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten Österreichs Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Magistra (FH) für sozialwissenschaftliche Berufe“ Verfasserin: Doris Pröll Vorgelegt am FH-Diplomstudiengang Soziale Arbeit – Fachhochschule Salzburg Gutachter: DSA Mag. Dr. Karl Wilhelmstätter Salzburg, Mai 2009 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Zusammenfassung Das „Psychiatriewesen“ ist sehr vielschichtig. Es ist das größte Handlungsfeld der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen. Wie sieht aber die konkrete Praxis von SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten aus? Die angehängten Hypothesen zu dieser Fragestellung lauten: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte in ihrer Arbeit mit PatientInnen in den einzelnen Bundesländern. SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben Veränderungs- bzw. Verbesserungswünsche bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen. PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten sind grundsätzlich motiviert, sozialarbeiterische Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen. Hauptanliegen der PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten an SozialarbeiterInnen betreffen finanzielle Angelegenheiten. Die Vernetzung zwischen den Krankenanstalten und den nachsorgenden Einrichtungen funktioniert nur mangelhaft. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird im Theorieteil ein thematischer Überblick u.a. über die allgemeinen Aufgaben, Methoden und Handlungsfelder der Sozialen Arbeit gegeben, um dann auf die möglichen spezifischen Anforderungen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie einzugehen. Widersprüchlichkeiten und Übereinstimmungen von Theorie und Praxis werden wie folgt überprüft. Der empirische Teil setzt sich aus einer standardisierten Befragung, die online an alle SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten Österreichs versendet wurde, und dessen Auswertung zusammen. Den Abschluss der Arbeit bilden die Zusammenfassung der Ergebnisse und die daraus ableitbaren Handlungsempfehlungen. Die Ergebnisse beziehen sich auf die Fragen nach dem tatsächlichen Arbeitsbereich und seinen häufigsten Anforderungen. So entstand eine Sammlung von Ideen, Schwierigkeiten und Innovationen, mit denen SozialarbeiterInnen in der Praxis konfrontiert sind. Doris Pröll Seite 2 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Abstract Being very complex, the psychiatric system presents the largest scope of work in the public health system. The purpose of this paper is to portray the practical work of social workers in psychiatric hospitals in Austria. Thus, the following four hypotheses were formulated. Depending on the federal state they come from, social workers in psychiatric hospitals put different focus on their work. They have ideas of changing and improving their working conditions. Patients are motivated to accept help from social workers and the main concerns patients want to discuss with social workers are of financial origin. In the theoretical part of the paper a thematic overview of the general assignments, methods and scopes of social work is given. Then the specific demands of social work in psychiatric institutions are discussed. The second part consits of a standardized questionnaire, which was sent online to all social workers in psychiatric hospitals of Austria and the results are being interpreted. For a consistent comparison, the social workers were asked the same questions as discussed in the theoretical part. Finally a summary of the results, which mainly deal with the actual scope of work and its challenges, and recommendations for action, is given. This collection of ideas, difficulties and innovations social workers are constantly confronted with in their every day work life thus concludes the paper. Doris Pröll Seite 3 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Inhaltsverzeichnis VORWORT...................................................................................................................... 6 1 EINLEITUNG................................................................................................................ 7 2 METHODISCHE KONZEPTION................................................................................... 9 2.1 Bedeutung empirischer Methoden für die Soziale Arbeit ...................................................... 9 2.2 Klärung der Grundbegriffe von empirischen Methoden......................................................... 9 2.3 Fragenkonstruktion allgemein..............................................................................................10 2.4 Art des Fragebogens in der aktuellen Studie .......................................................................11 3 DIE DIPLOMARBEIT ................................................................................................. 14 3.1 Ziel der Diplomarbeit ...........................................................................................................14 3.2 Wer wurde befragt? .............................................................................................................14 3.3 Hypothesen und Forschungsfrage.......................................................................................15 4 SOZIALE ARBEIT...................................................................................................... 16 4.1 Begriff: Soziale Arbeit ..........................................................................................................16 4.2 Handlungsfelder der Sozialen Arbeit ...................................................................................16 4.3 Theorien der Sozialen Arbeit ...............................................................................................18 4.4 Einige Methoden der Sozialen Arbeit...................................................................................19 4.5 Berufspflichten für SozialarbeiterInnen ................................................................................26 5 SOZIALE ARBEIT IM GESUNDHEITSWESEN......................................................... 27 5.1 Bedeutung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen ........................................................27 5.2 Handlungsfelder und Arbeitsansätze der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen.................29 5.3. Kompetenzprofil von SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen........................................30 5.4. Klinische Sozialarbeit: Definition.........................................................................................31 5.5 Tätigkeitsfelder der klinischen Sozialarbeit ..........................................................................33 5.6 Methoden bzw. Handlungsansätze der klinischen Sozialarbeit ............................................34 6 PSYCHIATRIE ........................................................................................................... 37 6.1 Versuch einer Begriffsdefinition Psychiatrie.........................................................................37 6.2 Psychiatrische Kliniken und Abteilungen .............................................................................38 6.3 Psychiatrische Krankheitslehre............................................................................................42 Doris Pröll Seite 4 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 7 SOZIALE ARBEIT IN DER PSYCHIATRIE/PSYCHIATRISCHEN LANDSCHAFT ... 43 7.1 Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit mit PsychiatriepatientInnen ..............................................43 7.2 Aufgabenfeld und Methoden................................................................................................44 7.3 Theoretische Verortung der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie ............................................50 8. ERGEBNISSE DES FRAGEBOGENS...................................................................... 51 8.1 Ausschicken der Fragebögen ..............................................................................................51 8.2 Daten der Befragten ............................................................................................................52 8.3 Daten der PatientInnen........................................................................................................55 8.4 Inhaltliche Aufgaben der SozialarbeiterInnen.......................................................................59 8.5 Methoden in der Praxis der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie.............................................71 8.6 Vernetzung/Nachsorge........................................................................................................79 8.7 Veränderungswünsche und Visionen der PraktikerInnen.....................................................91 8.8 Zusammenfassung der Grundergebnisse............................................................................93 9 BEANTWORTUNG DER HYPOTHESEN & FORSCHUNGSFRAGEN ..................... 96 9.1 Verifizierung der Hypothesen ..............................................................................................96 9.2 Beantwortung der Forschungsfragen.................................................................................100 9.3 Handlungsempfehlungen...................................................................................................103 10 LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................... 104 10.1 Bücher.............................................................................................................................104 10.2 Zeitschriften.....................................................................................................................108 10.3 Internet ............................................................................................................................109 11 ABBILDUNGSVERZEICHNIS................................................................................ 111 12 ANHANG................................................................................................................ 113 12.1 Psychiatrische Krankenanstalten in Österreich................................................................113 12.2 Der Fragebogen ..............................................................................................................115 EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG............................................................................ 122 Doris Pröll Seite 5 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Vorwort Die vorliegende Diplomarbeit soll einen generellen Einblick in die tatsächlichen Tätigkeiten und Anforderungen an SozialarbeiterInnen bieten, die in Österreichs psychiatrischen Krankenanstalten tätig sind. Die Motivation, sich mit diesem Thema so eingehend zu beschäftigen, ist durch meine eigene Tätigkeit als Sozialarbeiterin auf der Psychotherapiestation der ChristianDoppler-Universitätsklinik begründet, die ich seit Dezember 2007 ausübe. Ich vertrete die Ansicht, dass viele für den beruflichen Alltag gewinnbringende Inhalte zum Großteil durch Vernetzungen mit KollegInnen im psychiatrischen Bereich zum Vorschein kommen und gegenseitig bei vorkommenden Unsicherheiten Unterstützungen ermöglichen. Mein besonderer Dank gilt meiner Arbeitsstätte dem Sonderauftrag für stationäre Psychotherapie und dem gesamten Team. Ich möchte mich bei den SozialarbeiterInnen der Christian-Doppler-Klinik bedanken für die wohlwollende Aufnahme im Team, die zahlreichen Denkanstöße und den guten Zuspruch. Sehr gute Anregungen für die Diplomarbeit habe ich von DSA Mag. Gustav Holzner und DSA Paul Weidinger erhalten. Für die sehr gute inhaltliche Betreuung während dem Verfassen der Diplomarbeit gebührt Herrn DSA Mag. Dr. Karl Wilhelmstätter mein Dank. Für die Geduld bei der Hilfe zur Selbsthilfe in Bezug auf die Excel-Auswertung danke ich meinem Freund Harald. Doris Pröll Seite 6 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 1 Einleitung Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie1 ExpertInnen für Soziale Arbeit in den unterschiedlichen Handlungsfeldern können in ihrem Arbeitsalltag oft großen Herausforderungen gegenüber stehen, wenn es darum geht, Menschen in prekären Lebenslagen möglichst rasch und nachhaltig ihre Unterstützung zukommen zu lassen. Viele unterschiedliche Aspekte wie zum Beispiel die Biographie der KlientInnen, die Ursachen für die missliche Situation und die Fähigkeiten der Betroffenen sind ganzheitlich zu betrachten und darauf adäquat zu reagieren, ohne die Autonomie der Hilfebedürftigen einzuschränken. „Eine länger anhaltende psychische Störung ist häufig mit sozialen Risiken wie Randständigkeit, Isolation oder Armut verbunden. Vielfach können Lebensentwürfe beim Eintritt der Krankheit im frühen Erwachsenenalter bzw. im Jugendalter nicht mehr eingelöst werden. Eine berufliche und/oder soziale Zielkorrektur „nach unten“ muss häufig vorgenommen werden. In diesen Fällen sind neben medizinisch therapeutischen Hilfen sozialarbeiterische Maßnahmen erforderlich.“ (www.asklepios.com; Zugriff am 16.2.2009) Was ist das Besondere bzw. Unterscheidende am Handlungsfeld der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie? Ist es überhaupt notwendig, einen Unterschied zwischen der „Sozialen Arbeit“ und der „Sozialen Arbeit in der Psychiatrie“ herauszustreichen? Was sagen PraktikerInnen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie über ihr Aufgabengebiet, ihren Kontakt mit den PatientInnen und ihre angewandten Methoden? Die Diplomarbeit stellt den Versuch dar, einen Vergleich zwischen der theoretischen Auseinandersetzung von Sozialer Arbeit in der Psychiatrie und den Praxiserfahrungen von SozialarbeiterInnen in diesem Handlungsfeld zu entwickeln. Ich habe mich für die Wahl dieses Themas entschieden, weil ich seit Dezember 2007 selbst in diesem Handlungsfeld tätig bin. Daher bin ich an einem breiteren und auch wissenschaftlichen Blickwinkel, was die Aufgaben und Methoden der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie angeht, interessiert. Die Diplomarbeit setzt sich aus einem theoretischen Literaturteil, einem empirischen Teil und einem Kapitel bezüglich 1 der methodischen Konzeption zusammen. Der Tranquilizer: sind Beruhigungsmittel, die in der Psychiatrie eingesetzt werden. Social Tranquilizer wird hier als provokanter, aufs Thema hinführender Titel verwendet. Hintergrund: Wodurch und wie arbeitet die Soziale Arbeit in der Psychiatrie? Nur beruhigend? Doris Pröll Seite 7 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Schwerpunkt des Auseinandersetzung vierten mit der Kapitels ist Sozialen die Arbeit. begriffliche Hier und werden theoretische die einzelnen Handlungsfelder angeführt, kurz auf das Theoriedilemma der Sozialen Arbeit eingegangen und die Aufgaben und Methoden der Sozialen Arbeit erläutert. Das folgende Kapitel beschäftigt sich speziell mit der Bedeutung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen. Der Begriff Klinische Sozialarbeit wird definiert und dessen Notwendigkeit erörtert. Einen weiteren Schwerpunkt in diesem Kapitel bildet die Methodenfrage der Klinischen Sozialarbeit. Das Thema Psychiatrie umfasst das sechste Kapitel. Unterschiedliche psychiatrische Kliniken und Abteilungen werden in Bezug auf ihre Zielgruppen erklärt. Mögliche psychiatrische Krankheitsbilder werden anhand des Klassifikationssystems ICD 102 angeführt. Die theoretische Verortung der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie findet besonderes Augenmerk. Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie. Unter anderen sind Ziele der Diplomarbeit, die aufgestellten Hypothesen zu bestätigen oder gegebenenfalls zu widerlegen. Dieser Teil bildet ein weiteres Kapitel. Im empirischen Teil der Diplomarbeit geht es um den Versuch, die Ergebnisse der Befragungen auszuwerten und darzustellen. Letztendlich führt dies zur Beantwortung der Forschungsfrage: “Wie sieht die konkrete Praxis von SozialarbeiterInnen in Österreichs psychiatrischen Krankenanstalten aus? Welche Zukunftsideen und Visionen gibt es in diesem Arbeitsfeld?“ Im Abschlusskapitel werden neue Erkenntnisse verarbeitet. 2 ICD 10: siehe Kapitel 6.3 Doris Pröll Seite 8 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 2 Methodische Konzeption In diesem Kapitel erkläre ich nach dem Definieren der Bedeutung von empirischen Forschungsmethoden und verwendeten Grundbegriffen die methodische Herangehensweise an die aktuelle Forschungsstudie. Ebenfalls behandle ich die notwendigen Kenntnisse zur Fragebogenkonstruktion. 2.1 Bedeutung empirischer Methoden für die Soziale Arbeit Der Einsatz von empirischen Methoden und Praktiken in der Sozialen Arbeit zur Erhebung, Darstellung und Interpretation von Daten ist nicht nur notwenig, sondern ist in einigen Feldern bereits üblich. Das Beherrschen einer empirischen Datenerhebung ist für SozialarbeiterInnen von Vorteil bzw. notwendig, wenn es um systematische Darstellungen von Daten von KlientInnen im Rahmen der Sozialberichtserstattung einer regionalen Bedarfserhebung geht, oder eine Einrichtung eine Selbstevaluation plant. Die Sozialarbeitsforschung hat ein spezifisches Erkenntnisinteresse, sodass die Fragestellungen eine unmittelbare Nähe zur beruflichen Praxis aufweisen. Trotzdem wird die Soziale Arbeit auf das Wissen der Bezugswissenschaften angewiesen bleiben. Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit kommt ohne eine wissenschaftliche Grundlegung nicht aus (vgl. Schaffer 2002, S.9-11). Bei der empirischen Forschung geht es nicht mehr nur um Praxisforschung sondern zunehmend auch um empirisch gestütztes Wissen für die Theorieentwicklung. Die professionelle Handlungspraxis in der Sozialen Arbeit kann sich ohne vielfältige und umfängliche empirische Kenntnisse über ihren Gegenstandsbereich nicht weiterentwickeln (vgl. Otto/Oelerich/Michel 2003, S. 3f). 2.2 Klärung der Grundbegriffe von empirischen Methoden Empirisch bedeutet einfach ausgedrückt „im sozialen Umfeld wahrnehmbar“. Das Soziale Handeln ist Gegenstand empirischer Sozialforschung. Soziales Handeln hat eine intentionale Komponente und ein soziales Gegenüber (wenn auch nicht immer anwesend z.B. einen Brief an jemanden schreiben) und ist durch wechselseitige Verhaltenserwartungen strukturiert. Man spricht ebenso von sozialem Handeln laut Schaffer (2002), wenn die Folgen destruktiv sind (vgl. Schaffer 2002, S. 25f). Doris Pröll Seite 9 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie „Den Ausgangspunkt für eine empirische Studie bildet in der Regel eine Hypothese oder eine Reihe von Hypothesen (das heißt eine oder mehrere Aussagen über einen vermuteten Zusammenhang), die theoretisch oder aus vorhandenen empirischen Studien abgeleitet worden sind. Ziel des empirischen Vorgehens kann dann die vorläufige Bestätigung oder endgültige Verwerfung der Ausgangshypothese(n) sein. Dieses Vorgehen wird deduktiv genannt (Überprüfung eines theoretisch entwickelten Zusammenhangs an der Realität).“ (Schaffer 2002, S.27) 2.3 Fragenkonstruktion allgemein Im Fragebogen werden der Inhalt, die Anzahl und die Reihenfolge der Fragen festgelegt. Bereits bei der Fragebogenkonstruktion muss über die sprachliche Formulierung der Fragen und die Verwendungsweise von Antwortkategorien entschieden werden (vgl. Atteslander/Kopp In: Roth/Holling 1999, S.153). Nicht vergessen werden darf, den gewünschten TeilnehmerInnen in kurzen aber präzisen Sätzen die Absicht Verwertungszusammenhang bzw. den Zweck (Auftraggeber, der Befragung Motivation, sowie ihren geplanter Veröffentlichungskontext) zu erläutern. Zudem müssen die Auswahlkriterien bezüglich der zu befragenden Personen genannt werden, und eine Anonymitätszusicherung hat zu erfolgen. Als vertrauenssteigernd wirkt auch das Angebot, die späteren Ergebnisse bei Interesse zur Verfügung zu stellen. Die Rücklaufquote kann durch ein weiteres Erinnern an den Fragebogen gesteigert werden. Die Fragebogenkonstruktion kann in folgender Weise ablaufen: Den Beginn kann man mit so genannten „Eisbrecherfragen“ gestalten. Das sind Fragen, die relativ einfach und ohne zu zögern zu beantworten sind. Die für die Untersuchung wichtigsten Fragen werden nach Möglichkeit in der Mitte des Fragebogens platziert, da die „kritische“ Einstiegsphase überwunden ist, gleichzeitig aber die Erregungskurve bei den Befragten noch so hoch ist, dass ein gewisses Aufmerksamkeitsniveau garantiert scheint. Thematisch zusammengehörende Fragen sollen auch in ein und demselben Block angeführt werden, denn die Themenabfolge muss nachvollziehbar sein. Die Fragen zu den persönlichen Daten werden meist in einem eigenen Fragenkomplex und vollstandardisiert am Ende der schriftlichen Befragung erhoben. Um einen gelingenden Fragebogen konstruieren zu können, ist ein thematisches Vorwissen notwendig (vgl. Schaffer 2002, S. 92-97). Um genügend Vorwissen in dem Themenbereich der aktuellen Studie zu erwerben, habe ich zuerst Informationen für die theoretische Auseinandersetzung aus der Literatur recherchiert und in den Theoriekapiteln verarbeitet. Doris Pröll Seite 10 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Es gilt die Regel: Besser mehrere kurze Fragen als eine zu komplexe Frage stellen. Bei der Fragenformulierung ist darauf zu achten, dass keine wertbesetzten Begriffe verwendet werden (vgl. Schaffer 2002, S.98). Geschlossene Fragen sind so formuliert, dass den Befragten mit der Frage gleichzeitig eine Reihe von Antwortmöglichkeiten vorgelegt werden, aus denen sie die zutreffende Alternative auswählen müssen. Bei offenen Fragen haben die TeilnehmerInnen nicht nur inhaltlich zu antworten, sondern die Antworten müssen auch selbständig sprachlich formuliert werden (vgl. Atteslander/Kopp In: Roth/Holling 1999, S.154f). Es gibt auch die Möglichkeit, skalierte Antwortkategorien zu verwenden (vgl. Schaffer 2002, S. 149). „Die von der Variable angenommenen Werte können von „hoch“ bis „niedrig“ und von „sehr häufig“ bis „überhaupt nicht“ rangiert werden.“ (Schaffer 2002, S.149) Die Befragten sollen auch jeweils vor der Beantwortung jeder Frage wissen, ob Mehrfachnennungen möglich sind. Bei der Verwendung von Skalen muss vor jeder dieser Fragen das System der Skala erklärt werden, auch wenn diese immer gleich bleiben. Suggestiv-Fragen sind unbedingt zu vermeiden (vgl. Schaffer 2002, S.99). Vor dem ersten Einsatz des Fragebogens sollte ein Pre-Test durchgeführt werden, um herauszufinden, ob eventuell Probleme bei der Datenerhebung auftreten können (vgl. Schaffer 2002, S. 147). Um die erhobenen Daten computergestützt auswerten zu können, müssen diese in einen maschinenlesbaren Datenfile übertragen werden. Das weitere Vorgehen hängt von der Art der Fragestellungen bzw. von den Antwortvorgaben ab (vgl. Schaffer 2002, S. 148). Der Fragebogen lässt sich u.a. auswerten mit Hilfe der beschreibenden bzw. deskriptiven Statistik. Diese liefert eine Zusammenfassung der erhobenen Daten, die sich ausschließlich auf die Untersuchungsmenge beziehen. Sowohl einzelne messbare Beobachtungsdaten als auch Zusammenhänge mehrerer Merkmale können beschrieben werden (vgl. Atteslander/Kopp 1995, S.297). 2.4 Art des Fragebogens in der aktuellen Studie Da der empirische Teil der Diplomarbeit eine Vollerhebung der Aussagen von PraktikerInnen in diesem Handlungsfeld zum Ziel hatte, war die logische Konsequenz für die Wahl der Durchführung eines Fragebogens gegeben. Mein Bestreben war die Befragung aller SozialarbeiterInnen in ganz Österreich, die in psychiatrischen Doris Pröll Seite 11 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Krankenanstalten tätig waren. Die Internetrecherche im November 2008 ergab die Anzahl von 37 psychiatrischen Krankenanstalten bzw. psychiatrischen Anstalten in Österreich. Diese waren auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend zu eruieren (vgl. www.bmgfj.gv.at; Zugriff am 5.11.2008). Bei einer weiteren Recherche Ende Jänner 2009 hat das Bundesministerium zwei weitere psychiatrische Anstalten hinzugefügt. Beinahe jede Krankenanstalt verfügt bereits über eine Homepage, in der die Einrichtung vorgestellt wird. Bei manchen Krankenanstalten waren auch die beschäftigten SozialarbeiterInnen mit Telefonnummer oder E-Mail Adresse angeführt. Der überwiegende Teil der psychiatrischen Krankenanstalten erwähnte nur die möglichen Dienste der SozialarbeiterInnen. Daher bestand meine weitere Aufgabe darin, in akribischer Art alle fehlenden Daten telefonisch zu erfragen. Ich entschied mich für die Form eines Online-Fragebogens, da dieser im Vergleich zu einem Fragebogen, der per Post zugestellt wird, meiner Meinung nach viele Vorteile hat. Für das spätere Verschicken des Fragebogens musste ich die Anzahl der SozialarbeiterInnen und deren berufliche E-Mail Adressen erheben. Vereinzelt waren wenige SozialarbeiterInnen nicht bereit, ihre E-Mail Adresse zur Verfügung zu stellen, aber die KollegInnen erklärten sich bereit, die Informationen über die Fragebögen an diese Personen weiterzuleiten. Diese konnten dann selbst entscheiden, ob sie an der Befragung teilnehmen wollten. Ich vermute, dass es sich hier um eine gewisse Unsicherheit gehandelt hat, die ich leider nicht ausräumen konnte. Ein weiterer Grund, die Form des Online-Fragebogens zu wählen, war die Tatsache, dass dieser eine für den Studiengang Soziale Arbeit innovative aber auch wissenschaftliche Form der empirischen Befragung darstellt. Mit Hilfe des OnlineProgramms zur Fragebogenerstellung konnte die Anonymität der Befragten garantiert werden. Durch das Wesen des Online-Fragebogens erwartete ich mir einen höheren Rücklauf, als hätte ich die Fragebögen per Post verschickt. Die SozialarbeiterInnen erhielten die Fragebögen direkt auf ihren Arbeitsplatz und konnten sie sogleich beantworten und durch einen einzigen „Klick“ retournieren. Ich denke, dass ein zusätzlicher Weg zum nächsten Postkasten einige SozialarbeiterInnen von der Teilnahme abgehalten hätte. Um den logischen, inhaltlichen und strukturellen Aufbau des Fragebogens überprüfen zu können, führte ich einen Pre-Test mit SozialarbeiterInnen aus meinem Arbeitsumfeld durch. Nachdem ich Unklarheiten im Fragebogen beseitigt hatte, erstellte ich den Fragebogen mit dem Online-Programm Doris Pröll Seite 12 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Voycer. Dieses Programm kann mit einer Umfrage-Plattform verglichen werden (vgl. www.voycer.com). Die zu Befragenden erhielten ein erstes E-Mail, das über mein Vorhaben Aufklärung gab und den kommenden Fragebogen ankündigte. Etwa eine Woche später verschickte ich E-Mails, die den Fragebogenlink enthielten, mit der Bitte um Beantwortung binnen zwei Wochen. Vor Ablauf der zwei Wochen verschickte ich nochmals ein Erinnerungsmail an jene SozialarbeiterInnen, die laut dem Programm noch nicht teilgenommen hatten. Ich erhielt einen Rücklauf von 46 Prozent. Alle erhaltenen Daten importierte ich in eine Excel-Tabelle und wertete sie auf diese Weise aus. So erhielt ich eine Grundauswertung, die vor allem die Verteilung der Antworten darstellte. Als nächsten Schritt setzte ich die einzelnen Ergebnisse in Beziehung, um weitere Aussagen treffen zu können. Gegen Ende der Diplomarbeit versuchte ich empirische Ergebnisse und theoretische Auseinandersetzungen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie zu verknüpfen. Auf diese Weise sollte die Arbeit ein vollständiges Bild ergeben und möglichst alle aufgeworfenen Fragen beantworten. Neue Erkenntnisse bildeten den Abschluss der Diplomarbeit. Doris Pröll Seite 13 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 3 Die Diplomarbeit 3.1 Ziel der Diplomarbeit Ziel der Diplomarbeit ist der theoretische Vergleich der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie mit den Aussagen der PraktikerInnen in diesem Handlungsfeld. Von Bedeutung sind Fragen nach den unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten der SozialarbeiterInnen, Unsicherheiten bei Aufgaben und angewandten Methoden der Sozialen Arbeit, Nachsorgeeinrichtungen und Veränderungswünsche hinsichtlich verschiedener Rahmenbedingungen. 3.2 Wer wurde befragt? Mein Bestreben war das Eruieren möglichst aller SozialarbeiterInnen, die in Österreichs Psychiatrien tätig waren. Allerdings habe ich mich entschlossen, keine Befragungen mit SozialarbeiterInnen, die in der Neurologie oder der Geriatrie beschäftigt sind, durchzuführen, weil diese für meine Diplomarbeit nicht relevant sind. Wie schon im Kapitel 2 näher erläutert, erhielt ich die Kontaktdaten der Psychiatrischen Krankenanstalten auf der Internetseite des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend. Durch weitere Internetrecherchen bzw. telefonische Auskünfte trug ich die Firmen-E-Mail Adressen von 149 SozialarbeiterInnen zusammen. Diese sind beschäftigt in Psychiatrischen Krankenanstalten oder Landeskliniken mit psychiatrischen Abteilungen in allen Bundesländern. Um einen groben Überblick über die Verteilung der befragten Personen auf die Bundesländer zu geben, führe ich folgende erhobenen Daten an: Spitzenreiter bezüglich der Anzahl von Psychiatrien ist Niederösterreich mit 8 Einrichtungen. Wien liegt mit 7 psychiatrischen Einrichtungen knapp dahinter, wobei das Sozialmedizinische Zentrum Baumgartner Höhe (Otto Wagner Spital) mit 29 SozialarbeiterInnen den größten Anteil ausmacht. Platz 3 erreicht die Steiermark mit 6 Einrichtungen. Hier zählt die Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz 20 SozialarbeiterInnen (ohne Neurologie und Geriatrie). Oberösterreich hat 5 Psychiatrien. Den größten Anteil von SozialarbeiterInnen beschäftigt die LandesNervenklinik Wagner-Jauregg (21 SozialarbeiterInnen). Es folgen die Bundesländer Tirol (4 Einrichtungen), Salzburg und Kärnten mit jeweils 3 psychiatrischen Krankenanstalten, Vorarlberg (2 Einrichtungen) und Burgenland (1 Einrichtung). Doris Pröll Seite 14 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 3.3 Hypothesen und Forschungsfrage Folgende Hypothesen versuche ich anhand meiner Studie zu beantworten: • SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte in ihrer Arbeit mit PatientInnen in den einzelnen Bundesländern. • SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben Veränderungsbzw. Verbesserungswünsche bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen. • PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten sind grundsätzlich motiviert, sozialarbeiterische Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen. • Hauptanliegen der PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten an SozialarbeiterInnen betreffen finanzielle Angelegenheiten. • Die Vernetzung zwischen den Krankenanstalten und den nachsorgenden Einrichtungen funktioniert nur mangelhaft. Meine Forschungsfragen lauten: • Wie sieht die konkrete Praxis von SozialarbeiterInnen in Österreichs psychiatrischen Krankenanstalten aus? • Welche Zukunftsideen und Visionen gibt es in diesem Arbeitsfeld? In den folgenden Theoriekapiteln werde ich jene Schwerpunktthemen behandeln, die für meine empirische Studie relevant sind und einen Vergleich zwischen Theorie und Praxis ermöglichen. Den Grundstock bildet das Kapitel Soziale Arbeit mit den Themen Theorien der Sozialen Arbeit, Aufgaben und Methoden. In den anschließenden Kapiteln wird die Soziale Arbeit immer mehr in Richtung Gesundheitswesen, Klinik und Psychiatrie beleuchtet. Den Abschluss der Theorie bildet das Theorie- und MethodenKapitel Soziale Arbeit in der Psychiatrie. Doris Pröll Seite 15 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 4 Soziale Arbeit Im gegenständlichen Kapitel soll ein theoretischer Überblick gegeben werden, was unter Sozialer Arbeit zu verstehen ist und in welchen Bereichen sie anzutreffen ist. 4.1 Begriff: Soziale Arbeit Der Begriff Sozialpädagogik kommt von der Reformpädagogik und der bürgerlichen Jugendbewegung. Die Sozialarbeit bzw. die Soziale Arbeit hat eher eine Tradition der Armenfürsorge. Diese Begriffe wurden schon in der Weimarer Republik auf die Handlungsfelder in der Armenpflege bzw. der allgemeinen Wohlfahrtspflege bezogen (vgl. Thole 2002, S.133). ...“als der pädagogische Charakter der damit in den Blick tretenden Aufgaben stärker hervortrat und der sozialarbeiterischen Klientel, etwa nach Maßgabe der Formel „Hilfe zur Selbsthilfe“, zunehmend nahe gelegt wurde, „brachliegende oder verschüttet geglaubte Hilfsquellen, Energien und Kräfte wieder zu nutzen (Ressourcenarbeit), rückten Sozialpädagogik und Sozialarbeit unter dem Dach des Begriffs Soziale Arbeit zusammen...“. (Müller 1998 In: Thole 2002, S. 134) Unter dem Begriff Soziale Arbeit wird eine handlungswissenschaftliche Disziplin verstanden. Sie unterstützt Menschen aktivierend, die unter anhaltenden sozialen Problemen leiden oder von sozialem Ausschluss bedroht sind (vgl. www.avenirsocial.ch; Zugriff am 18.02.2009). Die Soziale Arbeit ist auf verschiedenen Gebieten tätig und hat unterschiedliche Zielgruppen. Im folgenden Unterkapitel werden die Einsatzbereiche der Sozialen Arbeit angeführt, um einen Überblick über mögliche Handlungsfelder zu geben. Erst in den später folgenden Kapiteln werde ich mich zunehmend auf die Herausforderungen der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen und dann speziell in der Psychiatrie konzentrieren. 4.2 Handlungsfelder der Sozialen Arbeit Unter Handlungsfeld kann auch Arbeitsfeld verstanden werden. Ein Arbeitsfeld definiert sich durch eine gemeinsame Thematik, hat einen rechtlichen wie auch institutionellen Zusammenhang und kennzeichnet sich durch Zielgruppe und Doris Pröll Seite 16 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Methode. Eine genaue Bezeichnung der Handlungsfelder der Sozialen Arbeit ist nur in Ansätzen vorhanden (vgl. Zimmermann 2002, S.172). Im Konzept für Lehre, Forschung & Entwicklung des Fachhochschulstudiengangs für Soziale Arbeit in Salzburg teilt Popp (2002) die Handlungsfelder der Sozialen Arbeit wie folgt ein: • Aktivierende Soziale Arbeit im Bereich der sozialen Dienstleistungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe • Aktivierende Soziale Arbeit im Rahmen der sozialen Dienstleistungen für körperlich, geistig oder sinnesbeeinträchtigte Personen • Aktivierende Soziale Arbeit im Rahmen der sozialen Dienstleistungen für psychisch bzw. psychosomatisch beeinträchtigte Personen • Aktivierende Soziale Arbeit im Bereich der sozialen Dienstleistungen für pflegebedürftige Personen – mit besonderer Berücksichtigung der sozialen Altenhilfe • Aktivierende Soziale Arbeit im Bereich der sozialen Dienstleistungen für integrationsgefährdete Personen • Aktivierende Soziale Arbeit in den Sozialämtern • Aktivierende Soziale Arbeit im Rahmen der integrativen Beratungsstellen in den Landbezirken • Aktivierende Soziale Arbeit im Rahmen der soziokulturellen Gemeinwesenarbeit • Aktivierende Soziale Arbeit in weiteren Handlungsfeldern wie Betrieben, Schulen, Erlebnispädagogik, Strafvollzug und Sozialplanung (vgl. Popp 2002, S. 55 –66). Unter dem Begriff „Aktivierende Soziale Arbeit“ versteht sich eine durchgehende Handlungslogik, die auf die Eigenverantwortung und Selbsthilfekompetenz der Betroffenen verweist. Soziale Dienstleistungen zielen auf die bedürfnis- und bedarfsgerechte Lösung bzw. Minderung der Problemlagen der KlientInnen ab (vgl. Popp 2002, S.52). Es sind auch weitere Einteilungen der Handlungsfelder vorhanden wie z.B. die Einteilung nach Berufsverbandes Zielgruppen von Klicpera diplomierter (1996) oder des SozialarbeiterInnen Österreichischen (OBDS Handlungsfeldbeschreibungen 2004). Allerdings werde ich auf diese nicht näher eingehen. Doris Pröll Seite 17 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Im folgenden Kapitel soll erörtert werden, inwieweit sich die Soziale Arbeit theoretisch verorten lässt. Außerdem führe ich ein Theoriebeispiel der Sozialen Arbeit an, das meiner Ansicht nach besonders im Gesundheitswesen handlungsleitend sein sollte. 4.3 Theorien der Sozialen Arbeit Wie schon bei der Begriffserklärung erläutert, hat die Soziale Arbeit von heute keine eindimensionale Entwicklung durchgemacht und ist daher heterogen. Auch die bisher verwendeten Theorien sind keine Theorien im eigentlichen Sinn sondern abhängig von Personen, Konzepten oder Begriffen. Es fehlen in der Sozialen Arbeit Kriterien für die Erstellung von Theorien. Gegenstandsbereich und Erkenntnisinteresse sind nicht definiert, und die Theorieentwicklung verläuft unbefriedigend. In der Literatur findet man genügend Texte unter dem Begriff Theorie, allerdings ist die Voraussetzung, das Theorieverständnis, noch immer ungeklärt. Ansätze zur Theoriebildung setzen sich aus Pädagogik, Sozialphilosophie, Soziologie, Psychologie sowie aus rechtlichen und ökonomischen Wissensbeständen zusammen (vgl. Thole 2002, S. 139f). Im Hinblick auf die später folgende theoretische Auseinandersetzung mit der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen und besonders in der Psychiatrie erachte ich das „Konzept“ der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit als notwendiges Paradigma für das methodische Handeln in diesen Bereichen. Aus diesem Grund gehört für mich bereits an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit der Theorie der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit angeführt. Lebensweltorientierte Soziale Arbeit: „Lebensweltorientierung verbindet die Analyse von gegenwärtig spezifischen Lebensverhältnissen mit pädagogischen Konsequenzen. Sie betont – in der Abkehr von traditionell defizitärem und individualisierendem Blick auf soziale Probleme - das Zusammenspiel von Problemen und Möglichkeiten, von Stärken und Schwächen im sozialen Feld und gewinnt daraus das Handlungsrepertoire zwischen Vertrauen, Niedrigschwelligkeit, Zugangsmöglichkeiten und gemeinsamen Konstruktionen von Hilfsentwürfen auszubalancieren.“ (Thiersch/Grunwald/Köngeter In: Thole 2002, S. 161) Lebensweltorientierung in der Sozialen Arbeit bezieht sich auf die Strukturen der Lebenswelt der KlientInnen wie Raum, Zeit, soziale und gesellschaftliche Bedingungen. Je nach den Erfahrungen der KlientInnen in diesen Bereichen reagiert die Lebensweltorientierte Soziale Arbeit, um alltägliche Bewältigungen und Hilfen zur Selbsthilfe zu ermöglichen (vgl. Thiersch/Grunwald/Köngeter In: Thole 2002, S. 172f). Doris Pröll Seite 18 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie „Die lebensweltorientierte Handlungslogik – gelegentlich auch als soziokulturelle bzw. öko-soziokulturelle Handlungslogik bezeichnet – geht im wesentlichen von mangelnden ökonomischen Ressourcen und/oder von einer defizitären Ausstattung der räumlichmateriellen Umwelt im Hinblick auf die bio-psycho-sozialen und öko-sozio-kulturellen Entwicklungsmöglichkeiten von Individuen bzw. Gruppen aus.“ (Popp 2002, S.33) Eckpfeiler der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit sind: Prävention, Alltagsnähe, Integration, Partizipation und Dezentralisierung (vgl. Thiersch/Grunwald/Köngeter In: Thole 2002, S. 172f). Im Gegensatz zur Lebensweltorientierung der Sozialen Arbeit ist auch die Lebensstilorientierte Handlungslogik der Sozialen Arbeit zu erwähnen. Popp (2002) verwendet diesen Begriff im Sinne des tiefenpsychologischen Konzepts der Individualpsychologie als ein individuelles Lebenskonzept, „das auf dem Hintergrund der psychischen Verarbeitung lebensgeschichtlicher und lebensweltlicher Erfahrungen die Wahrnehmungen, Emotionen, Sinnkonstruktionen und Handlungen eines Menschen steuert.“ (Popp 2002, S. 31) Die lebensstilorientierte Handlungslogik, die auch als psychosoziale bzw. biopsychosoziale Handlungslogik bezeichnet wird, geht im Wesentlichen von individuellen Krisen aus. Diese verursachen einen Leidensdruck oder ein von der Norm abweichendes Verhalten des Menschen. Die Soziale Arbeit zielt auf eine Verbesserung der Problemlösungskompetenzen und auf eine Modifikation biopsychischer Bedingungen3 ab (vgl. Popp 2002, S. 31). Zusammenfassend könnte man sagen: Es gibt eine Theorienvielfalt in der Sozialen Arbeit. Allerdings sind ein Großteil der Theorien nicht exakt definiert, sodass ein Theorienvergleich äußert schwierig bzw. kaum möglich ist. Bei der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit wird das Hauptaugenmerk vor allem auf Prävention, Alltagsnähe, Integration, Partizipation gelegt. 4.4 Einige Methoden der Sozialen Arbeit Allgemein lässt sich der Methodenbegriff wie folgt definieren: „Methoden sind erprobte, überlegte und übertragbare Vorgehensweisen zur Erledigung bestimmter Aufgaben und Zielvorgaben.“ (Schilling 1993 In: Galuske, Michael 2003, S.24) 3 Modifikation von biopsychischen Bedingungen kann z.B. durch psychiatrische Interventionen erfolgen. Doris Pröll Seite 19 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie „Methoden der Sozialen Arbeit thematisieren jene Aspekte im Rahmen sozialpädagogischer/sozialarbeiterischer Konzepte, die auf eine planvolle, nachvollziehbare und damit kontrollierbare Gestaltung von Hilfeprozessen abzielen und die dahingehend zu reflektieren und zu überprüfen sind, inwieweit sie dem Gegenstand, den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, den Interventionszielen, den Erfordernissen des Arbeitsfeldes, der Institutionen, der Situation sowie den beteiligten Personen gerecht werden.“ (Galuske 2003, S. 30) Das Methodenspektrum der Sozialen Arbeit in Österreich ist nicht theoriegeleitet festgelegt. Popp (2002) erläutert das berufsspezifische Methodenspektrum der „Aktivierenden Sozialen Arbeit“ wie folgt: Zu den klientenbezogenen Methoden lassen sich folgende Methoden der Sozialen Arbeit zählen Sozioanalyse, Soziotherapie, Soziale Mediation, Soziokulturelle Animation, Sozialdiagnose, Soziale Beratung und Case Management. Sozialplanung, Sozialmanagement, Sozialadministration und –dokumentation gehören zu den strukturbezogenen Methoden. Für die eigene Profession sind Selbstreflexion, Selbstevaluation, Intervision und Supervision notwendig. Das Augenmerk der Forschung liegt bei der Entwicklung und Evaluation der Sozialen Arbeit. Situationsspezifische Methoden werden jeweils den Bedürfnissen diverser Zielgruppen sowie den institutionellen Organisationsformen angepasst (vgl. Popp 2002, S. 69f). Von den angeführten Methoden der Sozialen Arbeit sind die klientenbezogenen Methoden am relevantesten für die theoretische Auseinandersetzung mit der Themenstellung der Diplomarbeit, daher gehe ich auf diese genauer ein. Die Sozioanalyse ist mit der Soziotherapie (siehe auch Kapitel 7.2) eng verbunden. Es handelt sich um ein Diagnoseverfahren der Sozialen Arbeit, bei dem das Verstehen der Beziehungsdynamik eines interagierenden KlientInnensystems, das Verstehen der Aneignungsdynamik bezogen auf die sozialräumlichen Bedingungen sowie das Verstehen der Zeitgestaltungsdynamik in sozial- bzw. milieutherapeutischen Handlungskontexten im Mittelpunkt stehen (vgl. Popp 2002, S.70). „Soziotherapie (gelegentlich auch Milieutherapie bzw. als psychosoziale Gruppenarbeit bezeichnet) ist eine professionelle Methode der Sozialen Arbeit, bei der (auf dem methodisch-diagnostischen Hindergrund der „Sozioanalyse“) im Hinblick auf den einzelnen Klienten bzw. die einzelne Klientin im Kontext von intensiv interagierenden Gruppen (einschließlich Familien) eine über den Zeitraum der Betreuung/Begleitung Doris Pröll Seite 20 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie hinaus andauernde, nachhaltig problemverändernd – therapeutische Wirkung auf folgenden 4 Interventionsebenen angestrebt wird“ (Popp 2002, S.71): • Beziehungsdynamik in einer Gruppe wie z.B.: Familie, Wohngruppe • Partizipative und bedürfnisorientierte Gestaltung der räumlichen Bedingungen (Wohnraum) • Bedürfnisbefriedigender Umgang mit dem Zeitbudget • Bedürfnisbefriedigender Umgang mit dem Geldbudget (vgl. Popp 2002, S.71). Die Soziotherapie oder Sozialtherapie findet man häufig im Kontext von Sozialarbeit. Sie wird aber auch häufig von anderen Berufsgruppen ausgeübt. Der Sozialtherapie liegt ein entwicklungspsychologisches Verstehens- und Handlungsmodell zu Grunde. Bei der Soziotherapie nach SGB V § 37a handelt es sich um eine Leistung im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung, die ausschließlich für den Personenkreis der schwer psychisch kranken Menschen gedacht ist (vgl. Binner/Ortmann In: Ortmann/Röh, 2007, S.71f). Unter Soziale Mediation versteht man eine Moderation von Konfliktklärungs- und Lösungsprozessen durch ExpertInnen der Sozialen Arbeit (vgl. Popp 2002, S.71). „Mediation ist die Einschaltung eines (meist) neutralen und unparteiischen Dritten im Konflikt, der die Parteien bei ihren Verhandlungs- und Lösungsversuchen unterstützt, jedoch über keine (Konflikt-)Entscheidungskompetenz verfügt.“ (Breidenbach In: Galuske 1998, S. 211) Soziokulturelle Animation meint die Anwendung von Ermutigung und Anregung einer Gruppe von KlientInnen zu einer bedürfnis- und bedarfsgerechten Aktivität im Kontext der Sozialen Arbeit. Es besteht ein Zusammenhang der Animationsprozesse mit Selbsterfahrung, Kreativitätsförderung, sozialem Lernen, Demokratisierung und Gemeinwesenorientierung (vgl. Popp 2002, S.72). Bei der Sozialdiagnose wird eine umfassende Kontext-Analyse der somatischen, psychischen, soziokommunikativen und ökonomisch-materiellen Problemlagen von KlientInnen unter Berücksichtigung des Aspekts der Problemgeschichte (Anamnese) erstellt (vgl. Popp 2002, S. 72). Soziale Diagnosen dienen zur „Sichtbarmachung von Komplexität, von zahlreichen Bezügen, Systemen, Teilsystemen, in die Person und Problem verwoben sind. Zum Doris Pröll Seite 21 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie anderen müssen sie allerdings die einmal erkannte Komplexität strukturieren, um den AkteurInnen geplantes Handeln zu ermöglichen.“ (Pantucek 2006, S.39) Eine weitere Methode der Sozialen Arbeit, die allerdings eher vermehrt im klinischen Bereich stattfindet ist die Soziale Diagnostik. „Soziale Diagnostik • erhebt den Problemkontext • „verhandelt“ die Problemdefinition mit den Beteiligten • versucht Ressourcen aufzuspüren • sucht nach Bearbeitungs- und Lösungsmöglichkeiten • macht „Wirkungen“ und „Nebenwirkungen“ von Aktionen und Interventionen verhandelbar • veranschaulicht problemrelevante Zusammenhänge • ermöglicht Entscheidungen zur Problembearbeitung für die KlientInnen und zur Interventionsplanung für die SozialarbeiterInnen.“ (Pantucek 2006, S.63) Kritiker der sozialen Diagnostik sprechen von einer möglichen Stigmatisierung der KlientInnen. Strukturierte Verfahren der Sozialen Diagnostik sind notwendig, um die Nachvollziehbarkeit von Interpretationen des Datenmaterials zu gewährleisten. Soziale Diagnosen bestimmen keine „stabilen Eigenschaften“, sondern beschäftigen sich mit Situationen, die mitunter einer laufenden Veränderung unterliegen. Das bedeutet, dass die soziale Diagnose ihre „Gültigkeit“ sehr schnell verlieren kann (vgl. ebda, S.67f). Pantucek (2006) führt in seinem Buch verschiedene Diagnoseinstrumente an. Folgende erachte ich als möglicherweise besonders relevant für die Soziale Arbeit in der Psychiatrie: Notationssysteme, Netzwerkkarte, Biographischer Zeitbalken, InklusionsChart und Person-In-Environment-Classification-System (PIE). Mit Hilfe von „Notationssystemen“ werden fallbezogene Informationen auf strukturierte Art zusammengestellt und somit eine Bewertung ermöglicht. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf einzelne Aspekte und blenden andere Daten gezielt aus. Anhand dieser Auflistung werden mögliche Ziele und Lösungswege gesucht und diskutiert. Die „Netzwerkkarte“ ist für den sozialarbeiterischen Fallbearbeitungsprozess geeignet. Der Gegenstand der Netzwerkkarte ist die soziale Einbindung der Klientin/ des Klienten mit dem Fokus auf Unterstützungsnetzwerke. Die entstandene grafische Darstellung wird gemeinsam interpretiert und mögliche Verbesserungen des Netzes werden besprochen. Der „biografische Zeitbalken“ systematisiert und visualisiert die Individualgeschichte der KlientInnen. Die wichtigsten lebensgeschichtlichen Daten werden entlang einer Zeitachse eingetragen. Verschiedene Dimensionen der Biografie wie Familie, Wohnen, Schule, Arbeit werden entsprechend notiert. Die „Inklusions-Chart“ dient zur Übersicht Doris Pröll Seite 22 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie von wesentlichen Faktoren sozialer Einbindung und Sicherung. Zu diesen zählen u.a. Erwerbsarbeit, Sozialversicherung, Geldverkehr, Mobilität, Bildung und Gesundheit. Die Inklusion wird auf einer Skala anhand von Indizien beurteilt. Das „Person-InEnvironment-Classification-System (PIE)” wurde in den 90er Jahren in den USA entwickelt und ähnelt dem ICD10 und dem DSM-IV. Es entspricht einem Codesystem, das eine Klassifizierung von Problemen in Rollen und Problemen in der Umwelt ermöglicht, die Interventionen erfordern können (vgl. Pantucek 2006, S133f). Ich gehe davon aus, dass die soziale Beratung eine der meist genannten Methoden der Sozialen Arbeit ist. Für die Durchführung einer sozialen Beratung ist das mehrperspektivische Fallverstehen notwendig. Darunter versteht man ein möglichst komplexes Erfassen der psychischen, sozialen, ökonomischen/materiellen Problemanteile der KlientInnen. Die Beratung erfolgt in Form eines methodisch strukturierten Dialoges mit der Klientin bzw. dem Klienten, bei dem individuell und sozial passende Lösungen erarbeitet werden. Sozialdiagnose, schrittweise Entwicklung von Lösungsansätzen und Evaluation werden bei diesem Prozess miteingeschlossen (vgl. Popp 2002, S.73). „In der Grundform handelt es sich bei der Beratung um eine Interaktion zwischen Ratsuchenden und einem Berater, in der in Bezug auf ein lebenspraktisches oder psychosoziales Problem Wissen, Orientierung und Lösungsfähigkeiten vermittelt werden. Die Lösung von Problemen kann kognitive, emotionale und praktische Elemente umfassen.“ (Ansen In: Gunwald/Thiersch 2004, S. 59) Durch Case Management wird vor allem für Multi-Problem-KlientInnen eine bedürfnisund bedarfsgerechte Nutzung der problemangemessenen sozialen Dienstleistungen und Ressourcensysteme4 angestrebt (vgl. Popp 2002, S.73). VertreterInnen des Case Managements sprechen von einer Weiterentwicklung der Einzelhilfe. Das Beziehungsarbeit Aufgabenspektrum zur verlagert organisierenden, sich von planenden, der psycho-sozialen koordinierenden und kontrollierenden Abstimmung von Angebot und Nachfrage nach Unterstützung (vgl. Galuske 1998, S. 202). „Case Management gehört der Sozialarbeit an und hat die Kernfunktion, den KlientenSystemen (einzelnen Menschen, Familien und ihren Angehörigen, Kleingruppen, 4 Ressourcensysteme können u.a. förderliche, unterstützende soziale Kontakte innerhalb der Familie oder im Freundeskreis sein. Doris Pröll Seite 23 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Nachbarn, Freunden usw.) in koordinierter Weise Dienstleistungen zugänglich zu machen, die von ihnen zur Lösung von Problemen und zur Verringerung von Spannungen und Stress benötigt werden. Sozialarbeiter erfüllen damit einen wichtigen Teil ihres Mandates und ihrer Funktion, indem sie soziale oder gesundheitliche, therapeutische und erzieherische, religiöse, juristische u.a. Hilfen denen vermitteln und zukommen lassen, die auf derartige Leistungen ambulant (im eigenen Haushalt) oder in Institutionen und Organisationen angewiesen sind.“ (Lowy In: Galuske 1998, S. 202) Der Prozess des Case Managements besteht aus den Schritten: Assessment, Planung, Intervention, Monitoring/Controlling, Evaluation und Resümee. “Das Assessment dient der ganzheitlichen, systemischen Analyse der Situation. Es werden individuelle, familiäre und umfeldbezogene Faktoren erhoben. Die Ressourcen, die sowohl in der Situation als auch in den beteiligten AkteurInnen liegen, werden ebenso ermittelt wie die biografischen Aspekte der Problemsituation und bereits erfolgte Lösungsversuche.“ (Goger/Tordy In: SiÖ. 1/2006, S. 11) Bei der Planung werden Ziele definiert und vereinbart, die gemeinsam bearbeitet werden sollen. Die Kompetenzen und Aufgaben der beteiligten Institutionen und VertreterInnen des sozialen Umfelds sind zu klären und aufzuteilen. Dieser Hilfeplan soll transparent, nachvollziehbar und in schriftlicher Form vorhanden sein. Die Intervention ist die Umsetzung des Hilfeplans. Es geht um Aufbau einer tragfähigen Beziehung, Verbesserung der Handlungsstrategien der KlientInnen, Finden geeigneter Dienstleistungen für bestehende Bedürfnisse, handlungsorientierte Beratung und Begleitung bei Inanspruchnahme der Hilfe. Während der Phase des Monitorings wird die Umsetzung des Hilfeplans überprüft. Im Bedarfsfall werden neue Dienstleistungssysteme an das bestehende Hilfenetz angeknüpft. Maßnahmen, Dienstleistungen und Tätigkeiten des/der Case ManagerIn werden am Ende des Hilfeprozesses evaluiert. Es gilt zu überprüfen, ob der Hilfeplan umgesetzt wurde, die definierten Ziele erreicht werden konnten und, ob die Maßnahmen zu der gewünschten Verbesserung der Lebenssituation der KlientIn beigetragen haben (vgl. Goger/Tordy 2006, S. 11f). Der/Die Case ManagerIn erfüllt also die Funktionen eines/r KoordinatorIn, eines/r AnwältIn und eines/r BeraterIn. Als KoordinatorIn schätzt er/sie die Situation des/r KlientIn und die möglichen Ressourcen ein. Weiters wirkt der/die Case ManagerIn anwaltlich als FürsprecherIn, um die notwendige Hilfe zu erreichen. Das Unterstützungsmanagement arbeitet auch in beratender Funktion, um die KlientInnen im Hilfeprozess zur Eigenständigkeit anzuregen (vgl. Ballew/Mink In: Wendt 1995, S. 56f.). Doris Pröll Seite 24 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Die Methode der Sozialen Netzwerkarbeit erachte ich in Bezug auf das im Kapitel 5 dargestellten Handlungsfeld ebenfalls als bedeutend. „Unter Soziale Netzwerkarbeit versteht man ein sozialpädagogisches Handlungsmodell, das aufbauend auf Methoden und Befunde der sozialen Netzwerkforschung durch die Analyse, Nutzung, Gestaltung und Ausweitung des Beziehungsgeflechts der Klienten zu Personen, Gruppen und Institutionen auf eine Optimierung ihrer Unterstützungsnetzwerke und damit auf die Stärkung ihrer Selbsthilfepotentiale abzielt und sich zu diesem Zweck unterschiedlichster Techniken der Analyse von und Einflussnahme auf Klientennetzwerke bedient.“ (Galuske 1998, S.285) „Professionelle soziale Unterstützungsinterventionen zur Belastungsreduktion und Stressbewältigung basieren auf der grundlegenden Vorstellung, dass Probleme in Unterstützungsdefiziten im sozialen Netzwerk des Klienten begründet sind.“ (Pauls 2004, S.302) Diese Defizite können unter anderen sein: Nichtvorhandensein von informellen Netzwerken (Freundeskreis), kein Kontakt zu wichtigen Personen (z.B. Partner), Trennung vom sozialen Kontext, Rückzug anderer Personen aufgrund von negativen Einstellungen und Ablehnung. Ziel ist der selbständige Umgang der PatientInnen mit ihrem Umfeld. Falls Beratungen aber nicht ausreichen bzw. unangemessen sind, sei es aufgrund bestimmter Eigenschaften des Umfeldes oder der Defizite oder spezifischen Situation der KlientInnen, dann müssen im sozialtherapeutischen Ansatz der Klinischen Sozialarbeit Interventionen im Netzwerk durchgeführt werden (vgl. Pauls 2004, S.302). Ist ein stabiles, funktionales System vorhanden, wird sich die Strategie darauf richten, die UnterstützerInnen, deren Ressourcen aus irgendeinem Grund blockiert sind, zur Hilfeleistung zu bewegen. Sind im System Dysfunktionalitäten zu sehen, die einen negativen Einfluss auf KlientInnen haben, wird versucht, die Netzwerkmitglieder oder ganze Netzwerke zu ersetzen oder zu verändern (vgl. Pearson 1997, S.227). Bei der Ressourcenarbeit werden die Kräfte und Stärken der KlientInnen, der sozialen Gemeinschaft, der Lebenswelten und sozialen Ökologien in den Vordergrund gerückt. Unter Ressource versteht man im Grunde alles, was für die Lebensführung und Lebensbewältigung notwendig und daher bewahrenswert ist (vgl. Nestmann In: Grunwald/Thiersch 2004, S.71f). „Gerade in der sozialpädagogischen Ressourcenarbeit mit Personen, die in riskanten und belastenden Lebenszusammenhängen leben, ist die Verhinderung und das Aufhalten von weiterem Ressourcenverlust vordringliche Aufgabe und primäres Ziel.“ (Nestmann In: Grunwald/Thiersch 2004, S.74) Doris Pröll Seite 25 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Aufgrund der durchgeführten Literaturrecherche hat sich meine Meinung bestätigt, dass folgende Methoden der Sozialen Arbeit besonders zielführend und konstruktiv im Bereich der Psychiatrie angewendet werden können: Ohne Soziale Beratung ist meiner Ansicht nach ein funktionierendes sozialarbeiterisches Handeln nicht möglich. Soziale Diagnostik in ihren unterschiedlichen Formen ist mehr oder weniger noch in den Anfängen, jedoch kann sie bei genügend zeitlichen Ressourcen Aufschlüsse für weitere Interventionen liefern. Da nach meiner Erfahrung psychiatrische PatientInnen meist nur wenige oder negativ wirkende soziale Kontakte pflegen, ist die Soziale Netzwerkkarte eine weitere anzuwendende Methode zur Diagnostik in diesem Bereich. Case Management wird oft durch längere stationäre Aufenthalte und multiplen Problemsituationen unumgänglich und daher besonders bei psychiatrischen Patientinnen notwendig. Soziotherapie zielt auf Verbesserungen im alltäglichen Leben ab, wie der Umgang mit Geld, Zeit, räumlichen Bedingungen und Beziehungen zu Mitmenschen. Diese therapeutischen Hilfen sind oft gerade für diese Zielgruppe notwendig, damit sie wieder in ihrem eigenen Lebensumfeld bestehen können. 4.5 Berufspflichten für SozialarbeiterInnen In diesem Kapitel führe ich zusammenfassend einige ethische Standards und Berufspflichten der SozialarbeiterInnen, die bei der Generalversammlung des OBDS (Österreichischer Berufsverband Diplomierter SozialarbeiterInnen) 2004 beschlossen wurden an: SozialarbeiterInnen gehen auf die Ziele der Betroffenen ein und haben stets auf die Selbstbestimmung und die vorhandenen Ressourcen der KlientInnen zu achten. Gegenüber den KlientInnen ist die notwendige Transparenz zu gewährleisten. SozialarbeiterInnen sind verpflichtet, die einzelnen Arbeitsschritte zu dokumentieren und evaluieren. Qualitätssichernde Rahmenbedingungen sind für professionelle Sozialarbeit notwendig. Verbindliche Bestandteile professioneller Praxis sind Reflexion, Intravision, Supervision und Weiterbildung (vgl. www.tirol-sozialarbeit.at; Zugriff am 19.02.2009). Doris Pröll Seite 26 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 5 Soziale Arbeit im Gesundheitswesen Aufbauend auf das Kapitel 4 gehe ich nun auf die Soziale Arbeit im Gesundheitswesen ein. Wichtige Begriffe bzw. Methoden, die besonders in diesem Bereich zum Tragen kommen, werde ich noch differenzierter behandeln. Den aktuellen Diskussionspunkt „Klinische Sozialarbeit“ werde ich auch darstellen. 5.1 Bedeutung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen In diesem Kapitel versuche ich durch verschiedene Zitate zu erörtern, was Soziale Arbeit mit dem Gesundheitswesen zu tun hat, bzw. warum die Soziale Arbeit für die Gesundheit von PatientInnen von Bedeutung sein kann. Auftretende soziale Komplikationen der KlientInnen können den Krankheits- und den Rehabilitationsverlauf negativ beeinflussen (vgl. www.asklepios.com; Zugriff am 16.02.2009). „Sozialarbeiter – als Fachkräfte für die Bearbeitung sozialer Probleme – erfahren tagtäglich in ihrer Arbeit, in welch hohem Maße z.B.: die Arbeitssituation oder Arbeitslosigkeit, Überschuldung, familiäre Probleme, unzureichender Wohnraum oder Einsamkeitsgefühle auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen wirken. Aus den Erfahrungen der Sozialarbeit gibt es keinen Zweifel daran, dass insbesondere sozial verletzliche bzw. verletzte Bevölkerungsgruppen besonders intensive und vielfältige (soziale) Unterstützung auf dem Weg zu mehr Gesundheit benötigen. Bislang ist es jedoch in der Sozialarbeit weitgehend versäumt worden, diese Erfahrungen aufzugreifen und daraus eigene – sozialarbeitspezifische – gesundheitsbezogene Verstehensweisen und Handlungskonzepte zu entwickeln.“ (Ortmann 2008 In: SiÖ 02/08, S.8) „Die Bedeutung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen ist angesichts der engen Verflochtenheit gesundheitlicher Parameter und sozialstruktureller Variabeln sehr groß. Gesundheit bildet in allen Altersstufen ein tragendes Fundament für die soziale Lage, und umgekehrt stellt die Einbindung in das Sozialgefüge einen zentralen Bedingungsfaktor für Gesundheit dar. Gesundheit als eine zentrale Dimension sozialer Ungleichheit gewinnt in allen Feldern der Sozialen Arbeit zunehmend an Bedeutung. Der gesellschaftliche Wandel erzeugt im gesamten Gesundheits- und Sozialwesen einen Problemlöse- und Innovationsdruck, der nur in enger Verbindung beider miteinander bewältigt werden kann.“ (Lützenkirchen 2005, S.7) Soziale Arbeit im Gesundheitswesen bedeutet Arbeit mit kranken Menschen, die aus ihren gewohnten Lebensbezügen herausgerissen wurden und denen Soziale Arbeit Doris Pröll Seite 27 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie beim Finden einer neuen Balance in ökonomischer, seelischer und sozialer Hinsicht assistieren soll (vgl. Chassè/Wenierski 1999, S. 365). Sozial benachteiligte Menschen haben verhältnismäßig weniger Einfluss auf ihre Gesundheit durch bewusstes Verhalten. Viel bedeutender als individuelle Faktoren sind die Lebens- , Arbeits- und Umweltverhältnisse. Entscheidende Schutzfaktoren bilden soziale Ressourcen. Gesundheitsfördernde Maßnahmen müssen zur Förderung der Lebenskompetenz und zur Sensibilisierung des Gesundheitsbewusstseins in eine sozial-kulturelle Perspektive eingegliedert sein, um für die KlientInnen der Sozialen Arbeit wirksam zu sein (vgl. Lützenkirchen 2005, S.7). Soziale Arbeit im Gesundheitswesen hat es vor allem mit akut erkrankten oder mit chronisch kranken Menschen und ihren Angehörigen zu tun. Häufig befinden sich die KlientInnen der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen in finanziell gefährdeten und sozial prekären Lebenslagen, müssen ihren Arbeitsplatz wechseln oder aufgeben, sind von Arbeitslosigkeit oder Pflegebedürftigkeit bedroht, müssen sich mit vorzeitiger Berentung und ihren Folgen auseinander setzen oder sehen sich aufgrund ihrer Erkrankung mit sozialer Ausgrenzung und sozialem Abstieg konfrontiert (vgl. Chassè/Wensierski 1999, S.355). „Soziale Arbeit muss hier in der Beratung, Begleitung und Intervention auf das zentrale Problem situationsgerechter Bewältigung, etwa einer akuten Krise (z.B. eines psychotischen Schubes und der oft traumatischen Erfahrung mit der Psychiatrie) oder lebenslanger Bewältigungsformen des Lebens mit chronischer Krankheit oder einer dauerhaften Behinderung, reagieren.“ (Chassè/Wenierski 1999, S.355) „Der Paradigmenwechsel der modernen Sozialarbeit von der Defizit- zur Ressourcenorientierung entspricht dem Wandel des Gesundheitsverständnisses von der Pathogenese5 zur Salutogenese6. (...) Durch zahlreiche Studien ist längst belegt, dass von Gesundheitsförderungsmaßnahmen überwiegend diejenigen profitieren, die ohnehin günstigere Gesundheitsparameter aufweisen, nämlich Mittelschichtsangehörige. Die viel proklamierte gesundheitliche Chancengleichheit könnte durch eine verstärkt an sozialen Kriterien orientierte Gesundheitsversorgung, also durch Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, der Realisation nähergebracht werden.“ (Lützenkirchen 2005, S.8) 5 Das Konzept der Pathogenese richtet seinen Blick auf die Ursachen einer Krankheit und deren möglichen Beseitigung. 6 „Das Konzept der Salutogenese geht auf den amerikanisch-israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994) zurück. Er kritisierte die rein pathogenetisch-kurative Sichtweise der Medizin und stellte ihr seinen salutogenetischen Ansatz entgegen. Dieser Ansatz fragt erstmalig nicht mehr nach den Ursachen einer Krankheit und Möglichkeiten ihrer Beseitigung, sondern richtet den Blick auf die Gesundheit und ihre Bedingungen. Salutogenese sucht also nach den protektiven Faktoren, nach Ressourcen, und versucht, diese gezielt zu fördern, um Krankheit gar nicht erst entstehen zu lassen.“ (Lützenkirchen 2005, S.19) Doris Pröll Seite 28 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Ziele einer gesundheitsfördernden Sozialen Arbeit sind die Autonomisierung der Lebenspraxis von Einzelnen oder Gruppen, die von psychosozialer Desintegration bedroht oder beeinträchtigt sind, sodass sie einen besseren Zugang zu den Gesundheitsdimensionen erhalten (vgl. Lützenkirchen 2005, S.23). Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) sieht die Soziale Arbeit im Gesundheitsbereich als einen Teil der Sozialen Arbeit insgesamt und wirft folgende Fragen auf: „Trägt Soziale Arbeit in ihrer Zuordnung als patientenbezogene gesundheitliche Dienstleistung zur Individualisierung von Lebenskrisen bei, oder schafft sie in ihrem Tun gesellschaftliche Bezüge (..)? Ist das in jüngster Zeit propagierte Konzept der „Klinischen Sozialarbeit“7 mit den damit verbundenen gesonderten Ausbildungserwartungen Vorbild für eine Professionalisierung und Verbesserung der Präsenz auf dem Beschäftigungsmarkt, oder ist es als Entwertung der Sozialen Arbeit abzulehnen?“ (www.dbsh.de; Zugriff am 19.02.2009) 5.2 Handlungsfelder und Arbeitsansätze der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen In diesem Kapitel soll erläutert werden, woraus sich die Soziale Arbeit im Gesundheitswesen zusammensetzt, und wo sie zum Einsatz kommen kann. Chassè und Wenierski (1999) führen folgende Aufgabenbereiche, Tätigkeitsfelder, Arbeitsformen und Einrichtungen der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen an: • Aufgabenbereiche: Tätigkeiten und Anforderungen aus den Bereichen Prävention, Kuration, Rehabilitation und Habilitation (Nachsorge) • Ausgewählte Arbeitsansätze: Information, Beratung und Vermittlung in den oben genannten Bereichen sowie Soziale Anamnese, Konfliktberatung, Casemanagement, Begleitung und Assistenz, Motivierung zur Annahme von Hilfen, Empowerment, Förderung von Selbsthilfe, Mitwirkung von Präventionsmaßnahmen, Mitwirkung bei Entscheidungen über stationäre oder ambulante Kuration, Soziotherapie und Krisenintervention • Einrichtungen und Dienste: Gesundheitsämter, Sozial- und Jugendämter, Beratungsdienste Sozialstationen, in Krankenkassen, Spezialambulanzen, Beratungsdienste, spezielle 7 öffentlicher und nichtöffentlicher Krankenhäuser Selbsthilfeorganisation Organisationen von Rehabilitationseinrichtungen, und von Betroffenen, Heilstätten, Trägerschaft, Spezialkliniken, PatientInnengruppen, Extramurale Dienste, Akutbehandlungs- Die Klinische Sozialarbeit wird im Kapitel 5.4. näher erklärt. Doris Pröll Seite 29 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie einrichtungen, Berufsförderungseinrichtungen, Sondereinrichtungen für Menschen mit Behinderungen (vgl. Chassè/Wenierski 1999, S.360). 5.3. Kompetenzprofil von SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen ExpertInnen für Soziale Arbeit haben laut Popp (2002) über reflexive, selbstreflexive und methodische Kompetenz zu verfügen. Bezüglich der beruflichen Identität ist ein Wissen über die historische Entwicklung, den aktuellen gesellschaftlichen Stellenwert und die (mögliche) Zukunft der Sozialen Arbeit unabdingbar. Weiters gehören dazu Wissen über den aktuellen Entwicklungsstand der Sozialen Arbeit im internationalen Vergleich, Wissen um ethische Aspekte der Sozialen Arbeit sowie über Institutionen der beruflichen Vertretung, Wissen über das Spektrum von Funktionen und Methoden, Fähigkeiten zur berufsfeldbezogenen Nutzung von Wissensbeständen aus den Bezugsdisziplinen. Bezüglich der Zielgruppen ist eine Kenntnis der Lebensstile und Lebenswelten, individuellen und sozialen Problemlagen erforderlich, die durch sozialarbeiterische Analyse bzw. Diagnose möglich wird. Genauso wichtig ist das Wissen über wirtschaftliche und (sozial)politische (z.B. Arbeitslosigkeit, Sozialplanung, Qualitätsentwicklung) sowie rechtliche Rahmenbedingungen (z.B. Zuständigkeiten, Handlungsspielräume, Handlungsabläufe) der Sozialen Arbeit. Mit selbstreflexiver Kompetenz ist ein kritischer Blick auf die, in Verbindung mit dem Hilfeprozess auftretenden, Motiven sowie die lebensgeschichtlich geprägten und lebensstiltypischen Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster gemeint. Methodisch kompetent zu sein bedeutet, über Struktur- und Funktionszusammenhänge sozialarbeiterisch relevanter Institutionen und kommunikativen bzw. klientenbezogenen Methoden der Sozialen Arbeit (siehe forschungsmethodische Kapitel und 4.4) Bescheid zu methodisch-strukturelle wissen. Ebenso Kompetenz sind bezüglich strategischen Handlungsanforderungen und administrativen-dokumentationsorientierten Handlungsanforderungen notwendig (vgl. Popp 2002, S.74f.). Staub-Bernasconi (1996) fasst das erforderliche Wissen wie folgt zusammen: „Methodisches Arbeiten in der Sozialen Arbeit setzt gemäß der hier vertretenen Auffassung Handlungstheorien voraus. Und diese verknüpfen folgende Wissensformen miteinander: Beschreibungswissen (phänomenologisches Wissen), in unserem Falle Wissen über Probleme, die Menschen haben können; Erklärungswissen im Hinblick auf diese Probleme und ihre Veränderbarkeit durch menschliche Einwirkung; Wertwissen als Basis für Zielformulierungen; Akteur-, Regel- und Verfahrenswissen als Interventionswissen zur Erreichung von Veränderungen.“ (Staub-Bernasconi In: Heiner et al. 1996) Doris Pröll Seite 30 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Laut Chassè und Wensierski (1999) zählen zu den notwendigen professionellen Kompetenzen sehr gute Fähigkeiten zur Gesprächsführung, ein Überblick über die gängigen Konzepte von Krisen- und Krankheitsbewältigung und über Krankheitsbilder, die dann im konkreten Arbeitsfeld vertieft werden müssen. Eventuell zählt dazu auch eine Weiterqualifikation psychotherapeutischer zur Sozialen Techniken Therapie, Aspekte die jenseits lebenspraktischer spezialisierter Krisen- und Krankheitsbewältigung betont. Außerdem ist ein systemorientierter Blick auf die Familien- und Freundschaftsnetzwerke sowie eine Kooperationsbereitschaft mit anderen Berufsgruppen notwendig (vgl. Chassè/Wenierski 1999, S. 365). 5.4. Klinische Sozialarbeit: Definition Dieses Kapitel soll beleuchten, was die klinische Sozialarbeit (im Vergleich zur bisherigen Sozialen Arbeit im Krankenhaus) ausmacht. Im Fachlexikon der sozialen Arbeit wird klinische Sozialarbeit wie folgt definiert: „In Übertragung des amerikanischen Fachbegriffs cinical social work bezeichnet klinische Sozialarbeit die behandelnde oder in Behandlungskontexten erfolgende professionelle soziale Arbeit mit und für Menschen bei Krankheit, Behinderung oder psychosozialen Krisen. Sie orientiert sich an einem biopsychosozialen Verständnis von Krankheit und Gesundheit und wirkt fachlich auf Heilung, Linderung oder Besserung hin. Klinische Sozialarbeit widmet sich u.a. der sozialen Rehabilitation, der Suchtkrankenhilfe, der Arbeit mit Angehörigen von Kranken, der Gesundheitsbildung, der Beratung und Therapie in der Kinder- und Jugendhilfe, der Familientherapie sowie der Soziotherapie ...“. (Fachlexikon sozialer Arbeit 2002, S.558) In Deutschland und Österreich entwickelt sich derzeit die klinische Sozialarbeit als ein neues Fachgebiet der Sozialarbeit, zu der es einer zusätzlichen Qualifizierung von SozialarbeiterInnen bedarf (vgl. Ortmann 2008 In: SiÖ 2/2008, S.11). Laut der National Federation of Societies for Clinical Social Work 1977 basiert die klinische Sozialarbeit auf Wissen und Theorien psychosozialer Entwicklung, des Verhaltens, der Psychopathologie, unbewusster Motive, interpersonaler Beziehungen, umgebungsbedingten Stresses, sozialer Systeme und kultureller Verschiedenheit. Ziele sind die Verbesserung, Aufrechterhaltung und Stabilisierung der psychosozialen Funktionsfähigkeit von Individuen, Familien und Kleingruppen. „Die generalistisch orientierte Sozialarbeit ist an Grenzen gestoßen. Sie ist notwendiger denn je, hat sie doch die Aufgabe, einen Verbund institutionalisierter Lebenslagen und Hilfestrukturen für Menschen zu schaffen, die im Modernisierungsprozess8 bereits zu 8 Unter Modernisierungsprozess ist hier u.a. die Technisierung der Medizin gemeint. Doris Pröll Seite 31 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Schaden gekommen sind. Doch bei den gesundheits- und krankheitsbezogenen Aufgabenstellungen im Sozial-, Gesundheits-, Erziehungs- und Justizwesen konfrontieren die schwierigen Problemlagen der KlientInnen die Profession mit spezifischeren Anforderungen an Wissen und methodischer Kompetenz. Die grundsätzliche Gesundheitsperspektive aller Sozialarbeit darf nicht den Blick dafür verstellen, dass in der beruflichen Praxis zunehmend stark gefährdete, chronisch kranke und mehrfach belastete Menschen den Schwerpunkt des Klientels bilden und spezialisierte psycho-soziale Behandlung benötigen. Deshalb muss die generalistische Soziale Arbeit durch qualifizierte sozialarbeiterische Kompetenzen einer gesundheitsspezifischen Fachsozialarbeit ergänzt werden.“ (Pauls 2004, S.11f) Kritiker der klinischen Sozialarbeit befürchten einen Rückfall in die Defizitorientierung und eine mögliche Entwertung grundständiger Sozialer Arbeit. Auch die klinische Fachlichkeit und ihre Methodenkompetenz wird als noch zuwenig entwickelt gesehen (vgl. Kottler 2004, S.26). Es geht bei der klinischen Sozialarbeit um ein interdisziplinäres gesundheitsbezogenes Handeln in sozialen Situationen für und mit Menschen, die von gesundheitlichen Problemen bedroht, „auffällig“ oder erkrankt sind. Bisher hat sich die Soziale Arbeit an den Disziplinen Medizin und Psychologie orientiert. Die klinische Sozialarbeit schließt an den Erkenntnissen der sozialwissenschaftlichen, sozialmedizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Forschungen an. Zum Beispiel ist die Bedeutung sozialer Stressoren für Gesundheit und Krankheit bekannt. Zusammenhänge zwischen sozialen Ungleichheiten und Gesundheit sind empirisch belegt. Es fehlen aber noch umfangreiche Belege aus der Praxis der Sozialen Arbeit dafür, wie Formen der professionellen sozialen Unterstützung, Netzwerkarbeit und Case Management gesundheitsförderlich wirken. Die klinische Sozialarbeit lässt sich wie folgt charakterisieren: Klinische Sozialarbeit gilt als niedrigschwellige Arbeit, da auch Menschen erreicht werden, die nicht von sich aus die Möglichkeiten des Sozial- und als auch Krankheitsversorgungssystems aufsuchen würden. Klinische Sozialarbeit umfasst sowohl Kriseninterventionen Langzeitbehandlungen, - beratung, - betreuung und -begleitung. Es geht in der Praxis der Beratung um Verstehen und Deuten der genannten Lebenssituationen sowie um sozial wirksame Interventionen, mit deren Hilfe KlientInnen ihre eigenen Potentiale für ein besseres Leben aktivieren und anwenden können. Klinische Sozialarbeit orientiert sich nicht an den Defiziten und möglichen Pathologien der Menschen, sondern rückt deren Ressourcen in das Zentrum deren Denkens und Handelns (vgl. Schaub 2008, S.20f). Doris Pröll Seite 32 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie „Klinische Sozialarbeit setzt im Vergleich zur Klinischen Psychologie an der sozialen Perspektive an, bspw. an der Erhöhung des Unterstützungspotentials innerhalb der privaten und der professionellen sozialen Netzwerke der Klienten, durch Vernetzung und Kooperation (...), durch direkte Alltagsunterstützung (...), und durch Kompensation defizitärer sozialstruktureller Situationsmerkmale (...), ggf. durch direkte Unterstützung und Moderation bei Lebensereignissen und Situationen im Feld (aufsuchend: z.B. Schule, Arbeitsplatz, Nachbarschaft).“ (Pauls 2004, S.23) „Die Sozialarbeit hat die Funktion, die Mitglieder an den Rändern der Gesellschaft zu integrieren. In Bezug auf die Gesundheit und Gesundheitswesen geht es vor allem um die Integration chronisch kranker, sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Um die soziale Ungleichverteilung von Gesundheitsgütern zu mildern und die gesundheitliche Chancengleichheit zu erhöhen, spielt Soziale Arbeit im Gesundheitswesen eine bedeutende Rolle.“ (Lützenkirchen 2005, S.14) Der gesundheitsbezogenen Sozialarbeit liegt ein biopsychosoziales Modell zugrunde. Menschen werden gesundheitliche als biopsychosoziale Probleme nach Einheiten physiologischen, erfasst. Demnach psychischen und werden sozialen Systemebenen zugeordnet, die miteinander kommunizieren und durch Auf- und Abwärtsbewegungen untrennbar biopsychosozial verwoben sind (vgl. Ortmann 2008 In: SiÖ 2/2008, S.9). 5.5 Tätigkeitsfelder der klinischen Sozialarbeit Der Begriff Klinische Sozialarbeit ist unabhängig davon, ob die sozialklinische Tätigkeit in Praxen, ambulanten Beratungsstellen, in Tageseinrichtungen oder in Kliniken oder Langzeiteinrichtungen stationär erfolgt (vgl. Pauls 2004, S.12). Mögliche Felder der klinischen Sozialarbeit sind die Suchtkrankenhilfe, die stationäre und ambulante Psychiatrie und Geriatrie, die Krankenhaussozialarbeit und andere sozial-gesundheitliche Dienste (vgl. Hahn/Pauls In: Gahleitner/Hahn 2008, S. 22). Das biopsychosoziale Krankheitsmodell in der klinischen Sozialarbeit besagt, dass organische, psychische und soziale Bedingungen in kontinuierlich ändernden Wechselbeziehungen stehen, aus denen sich die Entwicklung und der Verlauf von Störungen erklären lassen (vgl. Pauls 2004, S.86). Doris Pröll Seite 33 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 5.6 Methoden bzw. Handlungsansätze der klinischen Sozialarbeit Die im Kapitel 4. 4 bereits erläuterten Methoden der Sozialen Arbeit kommen natürlich zum Großteil auch in der klinischen Sozialarbeit zum Tragen. Teilweise erfordert der klinische Bereich eine Spezialisierung, Adaptierung oder Ergänzung der gebräuchlichen Methoden der Sozialen Arbeit. • Beratung: Ortmann und Schaub haben für die klinische Sozialarbeit ein Beratungsmodell entwickelt, um die Bedeutung von Beratungsgesprächen als Beispiel für verständigungsorientierte Kommunikation im Hilfeprozess in den Fokus praxeologischen Verstehens und Handelns zu lenken. Dieses Modell zeigt, welche komplexen Handlungs- und Reflexionsebenen in Beratungen wirken (vgl. Schaub 2008, S.56). • Familienorientierte Arbeit: Wie schon zum Teil erwähnt sollten klinische SozialarbeiterInnen grundlegende Kenntnisse über Paar- und Familiensysteme haben. Die klinische Sozialarbeit entwickelte auf unterschiedliche Familienformen und -strukturen abgestimmte beraterische Hilfestellungen. Bereits in Einzelberatungsgesprächen mit KlientInnen wird ein besonderes Augenmerk auf das familiäre Feld gerichtet (vgl. Schaub 2008, S.61f). • Teamarbeit: Von Teamarbeit wird gesprochen, wenn die Zusammenarbeit in einer Gruppe z.B.: Stationsgruppe der Klinik unter Einsatz unterschiedlicher fachlicher und persönlicher Möglichkeiten der Mitglieder und bewusster Beachtung bestimmter Regeln auf ein gemeinsames Ziel hingearbeitet wird (vgl. Schaub 2008, S.73). • Case Management: siehe Kapitel 4.4 • Netzwerkarbeit: siehe Kapitel 4.4. Idealerweise werden in solchen Netzwerken gegenseitig unterschiedliche Formen und Leistungen sozialer Unterstützung wie z.B. Informationen, Beratungen, Pflege, lebenspraktische Hilfen und materielle Hilfen getauscht. In sozialen Netzwerken werden Gesundheit und Krankheit gelebt. Sie beinhalten unterschiedliche Ressourcen für Gesundheit und Gesundung (vgl. Ortmann 2008 In: SiÖ 2/2008, S.10). Netzwerkarbeit „wird fallunabhängig an den Bedarf und Ressourcen des Sozialraumes orientiert geplant; ist eine langfristige, gemeinsame Vorbereitung und Planung mit einer gemeinsamen Zielsetzung unterschiedlicher lokaler Akteure; ist die stärker institutionalisierte, strategisch angeleitete Zusammenarbeit verschiedener Partner; ist das bestehende Versorgungsnetz, an dessen Weiterentwicklung gearbeitet wird.“ (Schaub 2008, S.95) Doris Pröll Seite 34 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Es kann allerdings vorkommen, dass sozialpsychiatrische Netzwerke ungewollt zu einer Chronifizierung von psychischen Erkrankungen beitragen, da sie unter Umständen auch krankheitserhaltend wirken können (vgl. Schaub 2008, S.99). • Reflexionsmethoden (Balint-Gruppen-Arbeit9, Teamberatung, Fallsupervision im Team, Coaching10) • Psychosoziale Diagnostik: wird an dieser Stelle nochmals erwähnt, weil sie ein zentrales Element jeder psychosozialen Intervention ist. Die Diagnostik ist insofern den verschiedenen Grundformen und ihren Methoden zugeordnet, als sie diese als permanenter Bestandteil jeder Phase des Arbeitsprozesses „durchwirkt“. Sie besitzt einen Schnittstellencharakter, der sich zwischen psychischen, sozialen und alltagssituativen Dimensionen erstreckt. Gründe für die Notwendigkeit der psychosozialen Diagnostik sind: • Soziale Diagnostik ermöglicht fundierte Begründungen für Behandlungsmaßnahmen gegenüber Kostenträgern; ermöglicht eine Nachvollziehbarkeit gegenüber FachkollegInnen, Betroffenen und KostentägerInnen; ist gleichzeitig Dokumentation; außerdem erhalten Betroffene Einsicht in die Zusammenhänge zwischen ihren Problemen (vgl. Pauls 2004, S.204f). Die psychosoziale Diagnostik kann und soll nicht den Prozess des Beziehungsaufbaus und des Fallverstehens ersetzen (vgl. Pantucek In: SiÖ 04/2007, S. 19). Psychosoziale Diagnostik wird am Beginn, im Verlauf und am Ende von Maßnahmen eingesetzt und kann im direkten Austausch mit den KlientInnen gemeinsam erarbeitet werden und auf diese Weise zugleich als Intervention wirken (vgl. Schröer In: SiÖ 04/2007, S. 23). 9 Die Balint-Gruppen-Arbeit ist ein psychoanalytisch orientiertes personenbezogenes Gruppenverfahren, das für die ärztliche Arbeit entwickelt wurde und auch für die klinische Sozialarbeit genutzt wird (vgl. Schaub 2008, S.101). 10 Unter Coaching versteht man eine Einzelberatung, die berufsfeldbezogen und tiefenpsychologisch fundiert ist. Bessere Bewältigung und Gestaltung beruflicher Aufgaben sind Ziele des Coachings (vgl. Schaub 2008, S. 106). Doris Pröll Seite 35 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie • Soziales Kompetenztraining11:„Das GSK12 bietet sich für Patienten mit schizophrenen und affektiven Störungen sowie schweren Persönlichkeitsstörungen besonders an, weil es 1. einen unmittelbar einsichtigen Bezug zu den sozialen Alltagsproblemen der Patientinnen und Patienten aufweist, 2. als hochstrukturierter Interventionsansatz mit einem verständlichen Erklärungsmodell gerade in Zeiten der tief greifenden Verunsicherung von Patientinnen und Patienten eine klare Orientierung bieten kann, 3. wichtige hoffungsvermittelnde Signale geben kann, dass Kompetenzen (wieder-) erlernbar sind und persönliche Probleme dadurch lösbar werden.(..)“ (Herberich/Lenz In: Hinsch/Pfingsten 2007, S. 239) Das Soziale Kompetenztraining in der Gruppe bietet ein förderliches Milieu, wenn es darum geht, intensive Selbsterfahrung mit sich und durch andere zu erleben. Die TeilnehmerInnen werden dahingehend motiviert, die Gruppe nicht nur als geschützten Raum zu nutzen, sondern das Rollenspiel auch als einen Ort des Ausprobierens zu begreifen, wo manches vielleicht zunächst nicht gelingt, und dies auch so sein darf (vgl. Pareigis In: Ortmann/Röh 2008, S.164f.). • Soziotherapie: Siehe Kapitel 4.4 11 Unter „sozialer Kompetenz“ versteht man die Fähigkeit eines Menschen, angemessene Kompromisse zwischen eigenen Bedürfnissen einerseits und sozialer Anpassung andererseits zu finden (vgl. Pfingsten In: Hinsch/Pfingsten 2007, S.3). Die Arbeitsdefinition von sozialer Kompetenz lautet: „Unter sozialer Kompetenz verstehen wir die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, die in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen für den Handelnden führen.“ (Pfingsten In: Hinsch/Pfingsten 2007, S.4) 12 GSK bedeutet Gruppentraining sozialer Kompetenzen. Doris Pröll Seite 36 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 6 Psychiatrie Da die Psychiatrie ein breit gefächertes Handlungsfeld der Sozialen Arbeit ist, ist eine differenzierte Darstellung der unterschiedlichen Formen von psychiatrischer Behandlung unabdingbar. 6.1 Versuch einer Begriffsdefinition Psychiatrie Die Psychiatrie ist ein Fachgebiet der Medizin. Sie beschäftigt sich mit der Erkennung, der nichtoperativen Behandlung, der Rehabilitation, der Prävention und der Begutachtung psychischer Auffälligkeiten und Krankheiten (vgl. Fachlexikon der sozialen Arbeit 2002, S.736). „Unter psychiatrischer Versorgung sind alle stationären, teilstationären, komplementären und ambulanten Einrichtungen zu verstehen, die Patienten mit psychischen Krankheiten und Störungen institutionell betreuen; hinzu kommen niedergelassene Nervenärzte, praktische und Allgemeinärzte, sonstige Hausärzte und Beratungsstellen im Vorfeld.“ (Huber 1999, S.648) Im Lehrbuch „Sozialarbeit und Sozialpädagogik in der Psychiatrie“ findet man folgende Definition: „Psychiatrie ist die Lehre von den seelischen Störungen und den seelischen Erkrankungen. Sie befasst sich mit der Verursachung und Entstehung (Ätiologie), den Merkmalen (Symptomatologie), der Systematik (Syndromatik und Nosologie) sowie der Diagnostik, der Prävention und Therapie der seelischen Krankheiten. Eine Theorie der Entstehung und Behandlung der psychischen Erkrankung sowie ein Versorgungssystem bildeten sich im 18. Jahrhundert heraus.“ (Bosshard et al. 1999, S.1) „Jeder Versuch einer systematisch angemessenen Ordnung im Handlungs- und Forschungsfeld „Psychiatrie“ verfängt sich in der disziplinären und professionellen Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit dieses Feldes. Angesichts der Unübersichtlichkeit und Verschiedenartigkeit der disziplinären Zugänge und der Kontroversen der professionellen Interessen ist das Unterfangen, einen begründeten und fundierten Überblick über das “thematische Feld Psychiatrie“ zu geben, gleichermaßen notwendig wie schwierig.“ (Dörr 2005, S.11) Die Psychiatrie befasst sich als wissenschaftliche Disziplin und ärztliche Profession der Medizin mit der Diagnose, Intervention und Prävention mentaler Krankheiten sowie deren Erforschung. Psychiatrie bezeichnet man ebenso als einen konkreten sozialen Ort wie psychiatrische Hospitäler, Kliniken und Landeskrankenhäuser mit psychiatrischen Abteilungen. Drittens ist Psychiatrie als eine soziale Institution zu Doris Pröll Seite 37 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie begreifen und zeichnet sich damit als ein in Strukturen geronnene soziale Denk, Handlungs- und Zweckorientierung durch Norm- und Wertorientierung aus. Psychiatrie im Fokus dieses Ordnungsmusters stellt eine gesellschaftliche Organisierung psychosozialen Leids dar (vgl. Dörr 2005, S. 13). „Psychische Erkrankungen nehmen zu und haben für Betroffene sowie Angehörige in allen Lebensbereichen (...) schwere Folgen. Bei ungenügenden sozial-integrativen Maßnahmen drohen sozialer Abstieg, Verarmung und Isolation. Um dies zu verhindern, braucht es entsprechende Angebote und eine auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmte psychiatrische Versorgung.“ (Ramseyer 2003, abstract) 6.2 Psychiatrische Kliniken und Abteilungen „Die Klinikpsychiatrie ist heute eine aktiv behandelnde Disziplin geworden, die im Zuge immer neuer naturwissenschaftlicher und neurobiologischer Erkenntnisse äußerlich viele Züge „technischer“ Medizin der körperlichen Fächer angenommen hat. Ihre Domäne ist die Akutbehandlung schizophrener und affektiver Psychosen und psychoorganischer Erkrankungen sowie die Behandlung krisenhafter Zuspitzungen bei neurotischen Störungen. Hinzu kommt die Akutbehandlung von Suchterkrankten.“13 (Röttgers et al. 2003, S. 20) Grob lassen sich die einzelnen psychiatrischen Abteilungen in stationäre und teilstationäre Abteilungen untergliedern. PatientInnen werden vollstationär aufgenommen, wenn sie aufgrund der Schwere und Dauer der zu behandelnden Krankheit bzw. der Beschaffenheit des sozialen Umfeldes der PatientInnen ein derartiges stationäres Versorgungsangebot benötigen. Ergänzt wird diese Behandlung durch Tageskliniken. Psychisch Kranke werden tagsüber behandelt, wenn sie nach einer Akutphase der Erkrankung nachts und am Wochenende wieder eigenständig leben können. Diese offene Behandlungsform ist aber nur dann möglich, wenn ein familiäres bzw. soziales Netz der Betroffenen vorhanden ist (vgl. Dörr 2005, S. 34f). Es gibt zwei Funktionen von Tageskliniken: Die Kriseninterventionstagesklinik dient der Verhinderung einer stationären Aufnahme für alle Krisen und Krankheiten und ermöglicht die Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen. Sie hat daher einen hohen präventiven Charakter. Die Rehabilitations-Tagesklinik kommt vorwiegend für „chronifizierende PatientInnen“ in Frage. Sie dient der Verkürzung des stationären 13 Psychische Erkrankungen werden in einem folgenden Kapitel näher erläutert. Doris Pröll Seite 38 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Aufenthalts und der allmählichen Wiederaufnahme der sozialen Beziehungen (vgl. Dörner et al. 2002, S. 475). Nachtkliniken gehören auch zu den teilstationären Einrichtungen. Hauptziele dieser Behandlungsformen sind ebenso wie die Tageskliniken die berufliche und soziale Rehabilitation von psychisch kranken Menschen mit dem Ziel, die autonome Lebenspraxis (wieder) aufzubauen (vgl. Dörr 2005, S. 34f). Eine Forderung der Psychiatrie-Enquete von 1975 besagte, dass die stationäre Psychiatrie auf Gemeindeebene zurückgeholt werden muss. Im Gegensatz zu rein psychiatrischen Krankenhäusern werden angeschlossene psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern daher angestrebt (vgl. Dörner et al. 2002, S. 472). „Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern haben (mit Ambulanz und Infrastruktur für chronisch Kranke) auch den Vorteil, dass durch ein Konsiliarsystem a. die körpermedizinische Mangelversorgung der psychiatrischen Patienten aufhört, und b. die ebenso wichtige psychiatrische Versorgung der körpermedizinischen Stationen garantiert ist.“ (Dörner et al. 2002, S. 473) Auf ambulante Maßnahmen und komplementäre Einrichtungen möchte ich hier nicht eingehen, weil diese für meine Diplomarbeit unrelevant sind. Die Sozial- oder Gemeindepsychiatrie14 richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Einflüsse der Gesellschaft oder besser der Gesellschaftlichkeit des Individuums, auf Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung und die damit zusammenhängenden Prozesse der Ausgrenzung bzw. Reintegration (vgl. Steinböck In: Steinböck/Berger 2003, S. 105f). „Sozialpsychiatrische Einrichtungen verfolgen das Ziel, chronisch psychisch kranke Menschen den Verbleib im Gemeinwesen zu ermöglichen, sie also darin zu unterstützen, dass sie in ihrer eigenen Lebenswelt bleiben, leben und zurecht kommen können.“ (Obert In: Grunwald/Thiersch 2004, S. 305) Sozialpsychiatrisch können Tätigkeiten im stationären Bereich allgemeinpsychiatrischer Kliniken und Landeskrankenhäuser sein, in den Abteilungen für Suchtkranke, in der Gerontopsychiatrie, der Forensischen Psychiatrie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie, in psychiatrischen Abteilungen von Allgemeinkrankenhäusern sowie Tages- und Nachtkliniken. Außerdem zählen dazu extramurale Einrichtungen wie 14 Die Bezeichnung Sozialpsychiatrie ist mit der Bezeichnung Gemeindepsychiatrie gleichzusetzen. Ich nehme an, dass in Deutschland vermehrt der Begriff Gemeindepsychiatrie verwendet wird und in Österreich noch eher die Bezeichnung Sozialpsychiatrie. In dieser Arbeit werde ich beide Begriffe ohne Wertung verwenden. Doris Pröll Seite 39 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Tagesstätten, Übergangswohnheime, betreute Wohngemeinschaften, Rehabilitationswerkstätten, sozialpsychiatrische Dienste, Kriseninterventionsdienste sowie niedrigschwellige Begegnungsstätten und Gemeindeclubs für psychisch Kranke. Die Soziale Arbeit gestaltet bewusst die Begegnung mit den in spezifischer Weise isolierten AdressatInnen, indem sie soziale Orte neu schafft, Lebensbedingungen versucht zu verbessern durch Formen der Angehörigenarbeit und Kontaktherstellung mit tatsächlichen oder möglichen Arbeitsstellen (vgl. Hörster, Reinhard In: Chassé et al. 2004, S.370f). Case-Management, Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten und Formen der Krisenintervention stehen zur Debatte (vgl. Hörster In: Chassé et al. 2004, S.370). Die soziale Integration der PatientInnen soll erhalten bleiben oder so bald wie möglich wiederhergestellt werden. Die sozialen Beziehungen werden nach Möglichkeit so gestaltet, dass sie für den Krankheitsverlauf bzw. Gesundungsprozess optimal sind (vgl. Brosch 1995, S. 60). „Der hilfebedürftige Mensch sollte in seinen System- und Milieubezügen gesehen und verstanden werden. gesellschaftlicher Unterstützung Seine Armut Prozesse sollte das und begriffen, Ziel der Hilfebedürftigkeit und im Zentrum Selbstbefähigung wurde der stehen.“ als Ergebnis psychosozialen (Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008, S.152f) „Jede psychiatrische Störung und Krankheit ist nicht nur ein medizinisches, sondern zugleich ein soziales Problem. Soziale Faktoren sind für Entstehung, Verlauf, Prognose, Behandlung und (primäre und/oder sekundäre) Prävention psychischer Störungen von Bedeutung, (..).Themen der Sozialpsychiatrie sind u.a. auch die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Familien psychisch Kranker, die Einstellung der Öffentlichkeit zu psychischen Krankheiten und Störungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.“ (Huber 1999, S.643) „Das Augenmerk in Forschungs- und Behandlungsstrategien liegt mehr auf den psychosozialen Faktoren, die den Krankheitsverlauf beeinflussen, zu Besserung oder Verschlechterung beitragen bzw. einen Rückfall herbeiführen oder verhindern.“ (Brosch 1995, S. 60) Große psychiatrische Kliniken verfügen neben der Allgemeinpsychiatrie auch über spezialisierte Abteilungen wie Kinder- und Jugendpsychiatrie, Geriatrie, Neurologie, Forensik und Abteilungen für Abhängigkeitserkrankungen. Die stationäre Aufnahme von PatientInnen kann auch unterschiedlich erfolgen. Dies ist abhängig davon, ob Selbstund/oder Fremdgefährdung besteht. In diesen Fällen werden PatientInnen im Unterbringungsbereich aufgenommen bzw. angehalten. Für die wissenschaftliche Doris Pröll Seite 40 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Auseinandersetzung in dieser Arbeit werden die Bereiche Geriatrie und Neurologie ausgeklammert. Heute wird die psychische Krankheit als ein bio-psycho-sozialer Prozess behandelt und entsprechend sozialer Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten psychischer Krankheiten untersucht. Weiterfolgende Einrichtungen können sein Ambulatorien, Wohnheime und Rehabilitationswerkstätten meist mit interdisziplinären und multiprofessionellen Teams.15 Dennoch ist das Gegenstandsfeld Psychiatrie immer noch ökonomisch, sozial und kulturell im biomedizinisch definierten Deutungsfeld der Medizin verortet und dementsprechend strukturiert (vgl. Dörr 2005, S.28f). Auf den Suchtstationen geht es bei PatientInnen mit langjähriger (meist Alkohol-) Abhängigkeit zunächst darum, den körperlichen Entzug in Verbindung mit einer vielseitigen Diagnostik und Beratungsarbeit durchzuführen und dann an der Motivation zu einer Entwöhnungsbehandlung weiterzuarbeiten (vgl. Clausen et al. 1996, S.202). In dem Begriff Forensische Psychiatrie steckt das Wort „forum“. Damit ist der öffentliche Platz im alten Rom gemeint, auf dem Gericht gehalten wurde. Daher lässt sich Forensische Psychiatrie als gerichtliche Psychiatrie übersetzen und beschreibt damit einen Überschneidungsbereich beider Fächer, der Rechtswissenschaften und der Psychiatrie (vgl. Steinböck In: Steinböck/Berger 2003, S.101). In der forensischen Psychiatrie werden psychisch kranke StraftäterInnen untergebracht und behandelt. Diese PatientInnen sind aufgrund ihrer geistigen, seelischen oder persönlichkeitsbedingten Anlagen und Entwicklungen nicht imstande, die Folgen ihres gesetzwidrigen Handelns abzusehen (vgl. Clausen et al. 1996, S.205f). In der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden minderjährige PatientInnen mit psychotischen oder autistischen Erkrankungen, schweren Ängsten, Selbstwertstörungen, Suizidgefährdung, Schulverweigerung und Lernleistungsstörungen, Essstörungen, mit Auffälligkeiten im Sozialverhalten, erhöhter Gewaltbereitschaft, Verwahrlosung oder Drogenmissbrauch behandelt (vgl. Clausen et al. 1996, S. 211). 15 Diese Einrichtungen werden in meiner Diplomarbeit nicht näher erläutert, da das Hauptaugenmerk nur die klinische Psychiatrie betreffen soll. Doris Pröll Seite 41 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 6.3 Psychiatrische Krankheitslehre Menschen können unterschiedlich gut entwickelte Fähigkeiten haben, auf Konflikte und Belastungen des Lebens adäquat zu reagieren. Wenn belastende Herausforderungen oder Probleme die Fähigkeit eines Menschen beeinträchtigen, den alltäglichen Aufgaben zu entsprechen bzw. emotional standzuhalten, kann eine psychische Störung unterschiedlichen Schweregrades vorliegen (vgl. Wittchen 1998, S.7). „Psychische Störungen und Schwierigkeiten manifestieren sich in unterschiedlichen Graden von Leidensdruck und Funktionsstörungen in vier Schlüsselbereichen menschlicher Aktivität: (1) In der Art und Weise, wie Menschen ihre Gefühle erleben und äußern; (2) wie sie denken; urteilen und lernen; und (3) wie sie sich verhalten. (4) Psychische Störungen beeinflussen auch das körperliche Erleben und Empfinden. Umgekehrt wirken sich physische Störungen genauso auf psychische Vorgänge und Erlebnisse aus.“ (Wittchen 1998, S. 10) Das ICD 10 (International Classification of Diseases) ist ein Klassifikationssystem von psychischen Störungen, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt wurde, um eine Vereinheitlichung zu gewährleisten (vgl. Huber 1999, S.34). Folgende psychische Krankheitsbilder sind nach dem ICD 10 eingeteilt: „F00-F09 Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen F10-F19 Psychische und Verhaltenstörungen durch psychotrope Substanzen F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen F30-F39 Affektive Störungen F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen F70-F79 Intelligenzstörungen F80-F89 Entwicklungsstörungen F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F99 Nicht näher bezeichnete psychische Störungen“ (www.psychotherapiepraxis.at am 9.2.2009) Doris Pröll Seite 42 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 7 Soziale Arbeit in der Psychiatrie/psychiatrischen Landschaft 7.1 Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit mit PsychiatriepatientInnen Neben den psychiatrischen Krankenanstalten sind SozialarbeiterInnen auch tätig in der psychosozialen Rehabilitation und Betreuung. Hier einige Beispiele: - ambulante Beratung, Betreuung psychisch kranker Menschen - ambulante psychosoziale Rehabilitation - Intensivbetreuung (für psychisch kranke Haftentlassene) - Ambulante Beratung und Betreuung von Abhängigkeitskranken - Angehörigenberatung - Übergangswohnheim - Betreute Wohngemeinschaften (befristet und unbefristet) - Langzeitwohnheim - Intensiv betreutes Wohnen für schwer rehabilitierbare psychotische Personen - Übergangswohnheim für Abhängigkeitskranke mit Abstinenz - Arbeitstrainingszentren für psychisch Kranke - Beschäftigungsprojekte für psychisch Kranke - Arbeitsassistenz - Tageszentren - Clubs für Psychiatrieerfahrene - Drogenberatung - Wohnhaus für chronisch psychisch kranke Menschen mit erhöhtem körperlichen Pflegebedarf Erforderliche Kontakte zu den oben genannten Einrichtungen werden schon während des Krankenhausaufenthalts vermittelt (vgl. Leistungen für psychisch kranke Menschen 2002, S.18f). Bis heute sind teilstationäre, komplementäre und rehabilitative Institutionen nicht in ausreichender Zahl vorhanden. Es wäre wichtig, dass diese eng mit den psychiatrischen Krankenhäusern, Abteilungen und Kliniken zusammenarbeiten (vgl. Huber 1999, S. 659). Doris Pröll Seite 43 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Joachim Speicher, der 2003 eine Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie in Frankfurt hielt, kritisierte dort die Gemeindepsychiatrie. Er warf die Frage auf, ob die Gemeindepsychiatrie nicht selbst chronifizierend ist (vgl. www.psychiatrie.de; Zugriff am 19.02.2009). „Dauerwohnheime, Langzeitrehabilitation in Werkstätten, unendliche Geschichten psychosozialer Wohngemeinschaftsbetreuungen, Kriseninterventionen und Versorgung rund um die Uhr. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Jahr für Jahr. Sind das tatsächlich die Perspektiven einer wohnortnahen und modernen Psychiatrie? Wohl kaum. Der Wandel von der institutionsbezogenen zur personenorientierten Psychiatrie ist im vollem Gang und nach wie vor dringend geboten(...). (Es) gelingt (.) dem medizinischen Denken und seinen Vertretern, dominante Rollen und Positionen im gemeindepsychiatrischen Diskurs einzunehmen. Interessant ist hierbei der Umstand, dass die Gemeindepsychiatrie hingegen berufsgruppenspezifisch jedoch eine klare Domäne der SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen ist. (...) Ich plädiere für eine sozialarbeiterische Interventionspraxis, die den Klienten geh- und machbare „Ausgänge“ aus der psychiatrischen Vollversorgung eröffnet und nicht defizitorientierte Horrorszenarien optioniert, in denen dünnhäutige und vulnerable Menschen sich nicht mehr dem Leben aussetzen können.“ (www.psychiatrie.de; Zugriff am 19.02.2009) 7.2 Aufgabenfeld und Methoden „Die Psychiatrie ist in der Behandlung und Betreuung von psychisch kranken Menschen auf eine breite sozialarbeiterische Unterstützung angewiesen, die sich insbesondere auf Hilfen zur Alltagsbewältigung der Betroffenen bezieht.“ (www.askepios.com; Zugriff am 16.02.2009) Joachim Speicher streicht die methodische Wichtigkeit der Sozialen Arbeit bei der Fachtagung „Soziale Arbeit in der (Gemeinde-)Psychiatrie“ in diesen Worten heraus: „Sozialarbeit als Wissenschaft ist die eine der wirklich wenigen Disziplinen, die auf die Unbestimmbarkeit des sozialen Lebens nicht mit einer trivialen Reduktion von Komplexität reagiert, sondern sich die Methoden- und Theorienvielfalt sowie die dazugehörige Denkfreiheit bewahrt hat.“ (www.psychiatrie.de, Zugriff am 19.02.2009) Viele der bereits im Kapitel 4.4 genannten und erläuterten Methoden der Sozialen Arbeit sind natürlich auch Methoden der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie. Da die Soziotherapie die Basis therapeutischen Handelns in psychiatrischen Einrichtungen darstellt, lohnt sich hier eine weitere Vertiefung in Bezug auf die Anwendung in der Psychiatrie. Psychotherapie kann immer nur einen kleinen abgegrenzten Teil des Tages beanspruchen. Soziotherapie ist keine Technik, die neben anderen Techniken steht, sondern macht die Anwendung anderer Techniken erst möglich (vgl. Dörner et al. 2002, S. 562f) Doris Pröll Seite 44 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie „Soziotherapie fördert die normalen, regelhaften, allgemeinen, alltäglichen, gesunden, nicht an Krankheit gebundenen, d.h. freien Anteile eines Individuums; und: In dem Maße, in dem ein Patient in unbestimmten, in allgemeinen, d.h. auch in informellen Situationen seine Reaktionen auf Anforderungen aus dem Alltag, auf Regeln, auf Normales, Banales kennen und überprüfen lernen kann, in dem Maße findet Soziotherapie statt.“ (Dörner et al. 2002, S. 564) „Soziale Arbeit in der Psychiatrie impliziert Benennung und Herausarbeitung von Leitperspektiven im sozialpsychiatrischen Versorgungsnetz. Dies sind u.a. Empowerment, Lebensweltorientierung, Einzelfallorientierung wie auch Biographie und Zeitlichkeit als Prämissen klinischer Praxis - stets im Blick auf das lebendige Subjekt im Erkrankungs- und Genesungsgeschehen.“ (Homfeldt/Mühlum In: Dörr 2005, S. 10) Zentraler Punkt für den sozialarbeiterischen Zugang ist im Besonderen der Perspektivenwechsel von den psychischen Defiziten und Krankheitssymptomen hin zu den gesunden, kreativen und konstruktiven Fähigkeiten, Fertigkeiten und Potentialen der KlientInnen. Die Soziale Arbeit zielt neben dem Bemühen um soziale Rehabilitation und die Entwicklung eines tragfähigen Alltags auf die Förderung sozialer Kontakte und Kompetenzen, den Aufbau von Selbstwertgefühl sowie auf die Schaffung oder Bereitstellung neuer identitätsstützender Erfahrungsräume ab. In diesem Zusammenhang betreibt Soziale Arbeit ein Case-Management, um die verschiedenen Unterstützungsangebote kontinuierlich und kooperativ aufeinander abzustimmen und zu vernetzen (vgl. Chassè et al. 2004, S. 379f). Empowerment kann als Prozess im Menschen verstanden werden, der die eigenen Stärken entdeckt und die soziale Lebenswelt mitgestalten kann (vgl. Krisor 2005, S. 53). „Will man den konzeptuellen Kern des Empowerment-Konzeptes formulieren, so ist es vor allem dies: ein verändertes, optimistisch gestricktes Menschenbild, das die Wahrnehmung der Lebenswirklichkeit des Adressaten und die Entwürfe einer sensiblen alltagsorientierten Unterstützungspraxis durch die Soziale Arbeit anleitet. Mit seiner Betonung von Selbstorganisation und autonomer Lebensführung formuliert dieses Menschenbild eine radikale Absage an Metaphern der Schwäche, des Defizits und des Nicht-Gelingens.“ (Herriger 2002, S.70) Seit der Psychiatrie-Enquete 1975 wurden neben den niedergelassenen ÄrztInnen für Psychiatrie und Psychotherapie, den ärztlichen und nichtärztlichen PsychotherapeutInnen, den psychiatrischen Kliniken und Tageskliniken viele neue Hilfsangebote, wie zum Teil schon erwähnt, entwickelt: Institutionsambulanzen an Doris Pröll Seite 45 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Kliniken und Tageskliniken, Sozialpsychiatrische Zentren, Tagesstätten, psychiatrische Krankenpflege, betreutes Wohnen und sozialpsychiatrische Dienste. Diese Hilfen zielen vor allem auf die Alltagsbewältigung, Gestaltung von Sozialkontakten und Freizeit ab. Ebenfalls gehören zur psychiatrischen Landschaft ambulant medizinische Rehabilitationseinrichtungen, Berufstrainingszentren, Werkstätten für psychisch kranke Menschen oder Zuverdienst- und Integrationsfirmen. Das Hauptaugenmerk der SozialarbeiterInnen in den psychiatrischen Kliniken sind die psychosozialen Problemlagen der PatientInnen. Für die Klinik gilt folgende Maxime: „Nach der Einweisung ist vor der Entlassung.“ Existentielle Fragen müssen rasch geklärt werden: Kostenübernahmen, Benachrichtigungen von Ämtern, Verständigung von Angehörigen, Besorgen von Taschengeld und Kleidern (vgl. Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008, S.151f). „Dass diese Maßnahmen zu gelingenden Interventionen der Sozialarbeiterin werden, hängt einerseits von ihrer sozialrechtlichen Versiertheit und ihrer Vernetzung außerhalb der Klinik ab, andererseits aber von ihrer Fähigkeit, zu dem Menschen, der sich in einer Krise befindet, akut psychotisch ist oder impulsiv und selbstzerstörerisch agiert, Kontakt aufzunehmen. Aufbau und Gestaltung der Arbeitsbeziehung gehören zu den anspruchvollsten und wichtigsten Aufgaben. Es müssen sowohl Sicherheit und Vertrauen entstehen, gleichzeitig aber auch Grenzen gesetzt, Nähe und Distanz gefunden werden. Die psychiatrischen Diagnosen als solche sind für diese Arbeit nicht immer hilfreich, möglicherweise sogar hinderlich. Hilfreich kann das Wissen um psychodynamische Aspekte der jeweiligen Störung sein. Die Sozialarbeiterin muss hier über die Fähigkeit zur Selbstreflexion verfügen. Hierbei ist sie auf ein kollegiales Team und Supervision angewiesen.“ (Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008, S.154) Ein umfassendes theoretisches und methodisches Wissen ist notwendig, um auf der Grundlage sozialer Diagnosen die individuell angepassten Interventionsschritte planen zu können. Ein Teil eines zirkulären methodischen Problemlösungsprozesses ist auch in der Psychiatrie die soziale Diagnostik. (Sie dient zur Feststellung des Problemkomplexes mit dem Ziel, Handlungswege zuzuordnen und zielbezogen anzuwenden.) Psychoedukation ist eine weitere wichtige Methode klinischer Sozialarbeit in einem Gesundheitswesen, in dem Behandlungsabläufe immer rascher werden. Der entscheidende Vorteil des Case Managements ist, dass verschiedene Interventionen auf die Situation der PatientInnen abgestimmt und die Behandelnden in ihrer Zusammenarbeit unterstützt werden. Die Soziale Arbeit in der Klinik richtet ihren Fokus auch auf die Prävention. Jede Intervention sollte darauf ausgerichtet sein, nachhaltig und damit auch präventiv zu wirken (vgl. Becker-Bikowski In: Gahleitner/Hahn 2008, S.180f). Doris Pröll Seite 46 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie „Kernkompetenzen der Sozialen Arbeit nehmen mit der Ökonomisierung im Gesundheitswesen und der damit einhergehenden Diskussion um ethische Aspekte in der Patientenversorgung eine zunehmende wichtige Rolle ein.“......“Eine tragfähige qualitätsgesicherte Versorgung muss von einer Koordinationsstelle aus gelenkt werden, die den Gesamtbehandlungsprozess im Blick hat. Es sind viele Aspekte in die Planung einzubeziehen und zu vernetzen, um ein optimales Ergebnis für alle Beteiligten zu erreichen.“ (Becker-Bikowski In: Gahleitner/Hahn 2008, S.185) Klinische Sozialarbeit hat auch Zukunftsperspektiven in der Forschung und somit Möglichkeiten, ihre Fachlichkeit im Gesundheitswesen zu positionieren (vgl. BeckerBikowski In: Gahleitner/Hahn 2008, S.185). Die im Kapitel 5.6 bereits erwähnten Handlungsansätze lassen sich auf die Soziale Arbeit in der Psychiatrie übertragen. In der Literatur wird keine weitere Differenzierung der Methoden und Handlungsansätze betont. Aus meiner Internetrecherche habe ich aus verschiedenen Hompages von psychiatrischen Krankenanstalten Inhalte zu Aufgabenschwerpunkten und Zielen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie zusammengetragen. Folgende einzelne Auszüge sollen einen kurzen Einblick über die Aufgaben der SozialarbeiterInnen in Psychiatrien darstellen. Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten der SozialarbeiterInnen im LSF Graz16 ist laut Internetangabe „die Koordination bestehender Ressourcensysteme (PatientInnen, Angehörige, soziale Dienste, etc.) mit dem Ziel, die im Krankenhaus eingeleiteten Gesundungsprozesse nach Entlassung der PatientInnen zu erhalten bzw. zu fördern und dadurch deren Lebensqualität zu verbessern.“ (www.lsf-graz.at; Zugriff am 16.02.2009) Durch die Entlassungsvorbereitungen soll auch die vorzeitige Wiederaufnahme verhindert werden und dadurch auch ein volkswirtschaftlicher Beitrag geleistet werden. Der Kontakt mit extramuralen sozialen Diensten wird hergestellt und Unterstützung mit finanziellen und materiellen Hilfen geleitstet (vgl. www.lsf-graz.at; Zugriff am 16.02.2009). Die SozialarbeiterInnen beraten, vermitteln und koordinieren Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen. Bei Bedarf führen sie auch Begleitungen der PatientInnen durch. Der Behandlungsplan, der mit der Aufnahme der PatientInnen von den behandelnden ÄrztInnen im Zusammenwirken mit dem multiprofessionellen Team innerhalb der Behandlungskonferenz erstellt wird, ist auch ein Bezugspunkt für das berufliche Handeln der Sozialarbeit. Alltags- und soziale Handlungskompetenz sollen 16 LSF Graz: Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz Doris Pröll Seite 47 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie gefördert werden. Die SozialarbeiterInnen wirken bei verschiedenen gruppenpädagogischen Angeboten sowie bei der Einleitung und Begleitung von arbeitstherapeutischen Maßnahmen mit (vgl. www.klinikum.uni-heidelberg.de; Zugriff am 18.02.2009). „Die Behandlung psychisch erkrankter Menschen ist ohne die Sozialarbeit nicht vorstellbar, da die psychosoziale und berufliche Wiedereingliederung in das jeweilige familiäre, soziale und berufliche Umfeld einen wichtigen Bestandteil der Behandlung darstellt. Sozialarbeiterischer Handlungsbedarf besteht vor allem in den Bereichen: • Finanzen und Sozialversicherung • Wohnungs- und Lebenssituation • Arbeit und Ausbildung • Familie und soziales Bezugsfeld • Freizeit und Tagesstruktur“ (www.klinikum.uni.heidelberg.de; Zugriff am 18.02.2009) Die Klinische Sozialarbeit im Klinikum Wels-Grieskirchen beschreibt ihre Tätigkeit als sehr fallorientiert, um individuelle Lösungen zur Verbesserung der Lebenssituation der Einzelnen zu finden. Als Aufgabenbereiche listet sie auf: Klärung der Lebenssituation, Organisation von regionalen Hilfsangeboten für die Zeit während oder nach der Behandlung, Wohnprobleme, Fragen zu den Themen Arbeit, Ausbildung und berufliche Rehabilitation, Anliegen bzgl. Krankenversicherungen, Pension, Pflegegeld, etc., familiäre Probleme (vgl. www.we.klinikum-wegr.at; Zugriff am 30.01.2009). Franz Hierlemann, Leiter des Sozialdienstes der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, fasst in dem Artikel „Soziale Arbeit in der Psychiatrie“ den Auftrag der Profession wie folgt zusammen: Es geht um das Erkennen der Ressourcen der PatientInnen im Rahmen der sozialen Diagnose und das Erstellen der Behandlungsplanung, die in die interprofessionelle Zusammenarbeit eingebunden sein muss. Aufgegliedert bedeutet das: • Begrenzung nachteiliger Folgen einer psychischen Erkrankung (Exklusionsvermeidung in den Lebensbereichen Arbeit, Wohnen, materielle Sicherheit) • Hilfe bei bereits bestehenden nachteiligen Folgen (Integrationsförderung) durch teilweise Reintegration während der Behandlungsphase • Mitgestalten von „geschützten Lebensverhältnissen“ • Aufklärung des Teams über die soziale Situation der PatientInnen Doris Pröll Seite 48 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie • Vernetzung der Maßnahmen und Koordination von Hilfeleistungen während der Entlassungsphase (vgl. www.avenirsocial.ch; Zugriff am 18.02.2009). Die folgenden Auszüge aus dem Internet eigenen sich als Zusammenfassung der Kompetenzen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie: „Die Soziale Arbeit in der Psychiatrie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die soziale Lage der Patienten und daraus resultierende Beeinträchtigungen angemessen erfassen und das verzweigte Netz von Sozialleistungen problemorientiert erschließen kann.“ (...) „Soziale Arbeit in der Psychiatrie ist (..) ein elementares Bindeglied zwischen den Schonräumen der psychiatrischen Behandlung und den gesellschaftlichen Anforderungen, auf die Patienten vorbereitet werden müssen.“ (www.asklepios.com; Zugriff am 16.02.2009) Im Online-Artikel der Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz „Soziale Arbeit im Krankenhaus“ sind die Intentionen der Sozialen Arbeit, die ich als allgemein übertragenswert empfinde, wie folgt angeführt: Unterstützung der Gesundung, Steigerung der Lebensqualität, Verbesserung der Zusammenarbeit der Helfersysteme, Förderung der Compliance17 der PatientInnen, Verringerung der Aufenthaltsdauer, Öffentlichkeitsarbeit, Verzögerung neuerlicher Aufnahmen, positiver volkswirtschaftlicher Beitrag (vgl. www.lsf-graz.at; Zugriff am 16.02.2008). 17 Damit ist das kooperative Verhalten von PatientInnen in der Klinik gemeint. Doris Pröll Seite 49 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 7.3 Theoretische Verortung der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie Das Theoriekonzept der Sozialen Arbeit im psychiatrischen Feld setzt sich zusammen aus der Krankheitslehre18, biopsychosozialen einer ressourcenorientierten Gesundheitslehre, den Alltags- und Lebenskonzepten der Sozialen Arbeit19 und dem von der Psychoanalyse entwickelten Konzept des „Szenischen Verstehens“20 zur Deutung der Beziehungsdynamik zwischen KlientIn und SozialarbeiterIn, das der Komplexität der Problemlagen angemessen ist (vgl. Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008, S.154). Im Gegensatz therapeutischen zu einer eher Berufsgruppen symptomorientierten stellt die Soziale Betrachtungsweise Arbeit eine der bedeutende Perspektivenänderung dar. Ein Prinzip der Sozialen Arbeit ist das Erkennen und die Wertschätzung der immer auch vorhandenen gesunden Anteile und die damit verbundenen salutogenen Möglichkeiten der KlientInnen. Ziele der Sozialen Arbeit mit psychisch kranken Menschen sind die positive Veränderung der psychosozialen Krankheitsfolgen sowie die Verbesserung primärer Benachteiligungen. Wichtig ist das Verstehen des „Intrapsychischen“ der KlientInnen und eine darauf gegründete Haltung und Vorgehensweise, die bei allen Anregungen, Unterstützungen, Begleitungen und Beratungen zum Tragen kommen. Grundsätzlich ist dies bei anderen Arbeitsfeldern nicht anders, allerdings ergeben sich die Besonderheiten aus der Notwendigkeit, das Wissen, Verstehen und Können der Sozialen Arbeit in einem von der Medizin und ihren therapeutischen Vorstellungen dominierten Feld zu vertreten (vgl. Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008, S. 156f). 18 „ Die biopsychosoziale Sichtweise sieht die Erkrankung in einem langfristig biografisch angelegten Zusammenhang, in dem Beziehungserfahrungen während der Säuglingszeit und Kindheit, Bindungserfahrungen und die in Interaktionen erlernten Umgangsweisen mit Gefühlen eine herausgehobene Bedeutung haben, denn sie sind zu psychischen Strukturen geworden und Grundlagen für Erwartungen und Verhaltensmuster.“ (Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008, S.155) 19 Die Alltags- und Lebenskonzepte der Sozialen Arbeit sind inhaltlich in Verbindung zu bringen mit dem Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit (siehe Kapitel 4.3). 20 „(Re-)Inszenierung und Szenisches Verstehen: Von einer Inszenierung oder Reinszenierung wird gesprochen, wenn der Klient ganze Szenen, so wie er sie früher erlebt hat, in der Gegenwart unbewusst wieder herstellt, wenn er in Szenen agiert. Wenn z. B. jemand in chaotischen Verhältnissen aufgewachsen ist und eine bestimmte Form des Streitens oder der Aggression als Form der Beziehungsaufnahme gelernt hat, wird er versuchen, solche chaotischen, unverarbeiteten Szenen immer wieder herzustellen. Wir sprechen dann von Reinszenierung, Inszenierung oder Übertragungsinszenierung. Die Inszenierungen erfordern vom Gegenüber – Psychoanalytiker oder Sozialarbeiter – ein Verstehen der Szene. Das Szenische Verstehen ist eine weitere theoretische Perspektive zum Verstehen des Phänomens von Übertragung und Gegenübertragung.“ (Stemmer Lück 2004, S.104) Doris Pröll Seite 50 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 8. Ergebnisse des Fragebogens Hier beginnt der empirische Teil der Diplomarbeit. In den folgenden Unterkapiteln führe ich die genaue Vorgehensweise des Versendens der Fragebögen und die Darstellung der einzelnen Fragen und deren Antworten an. 8.1 Ausschicken der Fragebögen Ich habe den Online-Fragebogen am 17.2.2009 an alle recherchierten Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen, die in psychiatrischen Krankenanstalten tätig sind, in ganz Österreich ausgeschickt. Ich gehe davon aus, dass ich einer Vollerhebung, der in diesem Bereich tätigen SozialarbeiterInnen, sehr nahe gekommen bin. Allerdings kann ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Zu bemerken ist auch, dass ich aus konzeptuellen Überlegungen keine Befragungen mit SozialarbeiterInnen, die in neurologischen oder geriatrischen Abteilungen tätig sind, durchführte. Eine Woche vor Abschicken des Fragebogens, sendete ich eine Vorankündigung aus, die mein Vorhaben erklären sollte. Herr DSA Mag. Dr. Wilhelmstätter war so freundlich, mir eine offizielle Bestätigung auszustellen, um eventuelle Bedenken der zu befragenden SozialarbeiterInnen auszuräumen. Zwei Wochen nach dem ersten Ausschicken der Fragebögen, verschickte ich eine Erinnerung an jene PraktikerInnen, die laut dem Online-Programm bisher noch nicht teilgenommen haben. Dadurch wurden nochmals einige SozialarbeiterInnen motiviert, sich zu beteiligen. Mit 7.3. 2009 setzte ich den Teilnahmeschluss fest. Insgesamt habe ich den Fragebogen an 149 Personen ausgeschickt. 69 Personen haben an der Befragung teilgenommen. Das ist ein Rücklauf von 46%. Ich führe den hohen Rücklauf auf die Methode des Online-Fragebogens zurück, die eine sehr rasche und mit wenig Aufwand verbundene Antwortmöglichkeit für die befragten Personen darstellt. Einige TeilnehmerInnen bekundeten ihr Interesse an den Ergebnissen per E-Mail. Doris Pröll Seite 51 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 8.2 Daten der Befragten In diesem Kapitel beschreibe ich die angegebenen Daten der befragten SozialarbeiterInnen. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass die Darstellungen der Ergebnisse nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, mit der Frage 1 beginnen sondern mit einer relativ hohen Nummerierung. Das liegt daran, dass ich mich „fragenbogentechnisch“ entschieden habe, einige persönliche Fragen erst gegen Ende zu stellen. Für den logischen Aufbau der Ergebnisdarstellung ist aber eine Umkehrung notwendig, um verständliche Ausführungen zu gewährleisten. Für meine Diplomarbeit waren folgende Informationen von Interesse: Welches Alter und Geschlecht haben die befragten TeilnehmerInnen? Wie viele Personen haben eine psychotherapeutische Ausbildung absolviert? In welchem Bundesland arbeiten die befragten ExpertInnen für Soziale Arbeit? Alter der befragten SozialarbeiterInnen: Frage 52: Alter (n= 56) 7% 9% 29% 25-30 Jahre 31-35 Jahre 11% 36-40 Jahre 41-45 Jahre 46-50 Jahre 51-55 Jahre 16% 21% 56-60 Jahre 7% Abbildung 1: Alter der befragten SozialarbeiterInnen Die Frage nach dem Alter beantworteten 56 von 69 Personen. Davon ist die größte Gruppe mit 16 SozialarbeiterInnen im Alter von 25 bis 30 Jahren. Diese machen 29% (16 Nennungen) aus. 16% (9 Nennungen) sind 31 bis 35 Jahre alt. Nur 7% (4 Nennungen) sind 36 bis 40 Jahre. 41 bis 45 Jahre sind 21% der SozialarbeiterInnen (12 Nennungen). 6 Personen (11%) sind 46 bis 50 Jahre alt und 5 Personen (9%) sind 51 bis 60 Jahre alt. Die älteste Berufsgruppe der SozialarbeiterInnen mit 56 bis 60 Jahren machen 7% aus (4 Nennungen). Doris Pröll Seite 52 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Geschlecht der befragten SozialarbeiterInnen: Frage 53: Geschlecht (n=56) Die Frage nach dem Geschlecht haben 56 von 69 Personen beantwortet. Der eindeutig überwiegende Anteil der befragten SozialarbeiterInnen mit fast 75% sind Frauen (41 Nennungen). 27% (15 Nennungen) sind Männer. Psychiatrische Anstalten bzw. Abteilungen in den Bundesländern : Frage 2: In welchem Bundesland arbeiten Sie? (n=69) Vorarlberg Tirol 7 2 1 Salzburg 6 Kärnten 8 9 1 Oberösterreich Steiermark Niederösterreich 4 17 14 Wien Burgenland Bundesland nicht angegeben Abbildung 2:SozialarbeiterInnen in den einzelnen Bundesländern Zu dieser grafischen Darstellung habe ich auch jene 7 Personen angefügt, die keine Angaben zum Bundesland gemacht haben. Ich möchte gleich zu Beginn der Ausführungen zu dieser Frage darauf hinweisen, dass die teilweise großen Unterschiede der Zahl der teilgenommenen SozialarbeiterInnen natürlich auch mit den Größen der psychiatrischen Krankenanstalten in den einzelnen Bundesländern zusammenhängen (Beispiele siehe Einleitung). In Vorarlberg und Kärnten haben jeweils eine Person den Fragebogen ausgefüllt. In Burgenland haben zwei SozialarbeiterInnen teilgenommen. Niederösterreich ist mit 4 Personen vertreten. 7 Fragebögen wurden in Tirol bearbeitet. 8 Teilnehmer zählt Salzburg. In Wien haben 9 Personen teilgenommen. In der Steiermark sind es bereits 14 SozialarbeiterInnen. Spitzenreiter ist Oberösterreich mit 17 TeilnehmerInnen. Doris Pröll Seite 53 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Arten von psychiatrischen Abteilungen: Frage 1: In welchem psychiatrischen Bereich arbeiten Sie? (n=69) 5% 3% 12% 23% 5% 1% 13% 6% 28% 4% Allgemeinpsychiatrie Akutpsychiatrie Kinder- und Jugendpsychiatrie Forensische Psychiatrie Suchtbereich Gemeinde- und Sozialpsychiatrie Psychosomatik Gerontopsychiatrie Psychiatrische Rehabilitation Sonstige Abbildung 3: Psychiatrische Abteilungen Diese Frage haben alle 69 SozialarbeiterInnen beantwortet. Mehrfachnennungen waren möglich. Die grafische Darstellung zeigt, dass knapp über die Hälfte der Befragten in der Allgemeinpsychiatrie (23%, 22 Nennungen) und in der Akutpsychiatrie (28%, 25 Nennungen) tätig sind. 13% (12 Nennungen) arbeiten im Suchtbereich und 12% (11 Nennungen) arbeiten in der Gerontopsychiatrie. Die folgenden Bereiche sind nur marginal vertreten: Forensische Psychiatrie mit 6% (6 Nennungen), Psychiatrische Rehabilitation und Psychosomatik mit jeweils 5% (5 Nennungen), Kinder- und Jugendpsychiatrie mit 4% (4 Nennungen), Gemeinde- und Sozialpsychiatrie mit 1% (1 Nennung) und Sonstige mit 3%. Unter Sonstige wurden folgende Bereiche angeführt: Ambulanz, Langzeitpsychiatrie und interkulturelle Ambulanz. Doris Pröll Seite 54 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 8.3 Daten der PatientInnen Bezüglich der PatientInnen interessierten mich Informationen betreffend der Aufenthaltsdauer, der Zuweisungsform und der häufigsten Krankheitsbilder. Bei diesen folgenden Fragen waren jeweils Mehrfachnennungen möglich. Aufenthaltsdauer der PatientInnen: Frage 3: Arbeiten Sie mit LangzeitpatientInnen, KurzzeitpatientInnen und/oder mit ambulanten PatientInnen? (n=66) 24% 27% LangzeitpatientInnen KurzzeitpatientInnen ambulante PatientInnen 49% Abbildung 4: Behandlungsdauer der PatientInnen Beinahe die Hälfte (49%, 50 Nennungen) arbeiten zum Teil u.a. mit KurzzeitpatientInnen. Beim Fragebogen habe ich KurzzeitpatientInnen definiert mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer in der Klinik von unter 3 Monaten. 24% (25 Nennungen) gaben an, mit LangzeitpatientInnen (durchschnittlicher Aufenthalt von über 3 Monaten) sozialarbeiterisch tätig zu sein. 27% (28 Nennungen) arbeiten mit ambulanten PatientInnen. Doris Pröll Seite 55 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Zuweisung der PatientInnen zur Sozialen Arbeit: Frage 4: Wie erfolgt die Zuweisung der PatientInnen zur Sozialen Arbeit? (n=67) Pflegepersonal 11% SozialarbeiterInnen 19% Ärzteschaft PatientInnen selbst 27% Sonstige 14% 29% Abbildung 5: Zuweisungsform der PatientInnen Bei der Beantwortung dieser Frage waren ebenfalls Mehrfachnennungen möglich. Insgesamt haben 67 Personen Angaben dazu gemacht. Der größte Teil der Zuweisungen nämlich 29% (58 Nennungen) erfolgte, wie zu erwarten, durch die Ärzteschaft. Erstaunlicherweise gaben 27% (53 Nennungen) an, dass sich PatientInnen selbst um eine Zuweisung zur Sozialen Arbeit bemühen. 19% (38 Nennungen) der Zuweisungen erteilt das Pflegepersonal. 14% (27 Nennungen) werden durch die SozialarbeiterInnen selbst zugewiesen. Die Kategorie „Sonstige“ besteht aus 11% (22 Nennungen). Diese PsychotherapeutInnen; setzt sich zusammen interdisziplinäres Team; aus folgenden PsychologInnen; Antworten: Sachwalter; Angehörige; extramurale Einrichtungen; Eigeninitiative; Verwaltung. Doris Pröll Seite 56 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Krankheitsbilder der PatientInnen: Frage 5: Mit welchen Krankheitsbildern bzw. psychischen Beeinträchtigungen haben Sie in Ihrer Arbeit hauptsächlich zu tun? (n=63) 4% 3% 7% 4% 7% Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen Affektive Störungen 10% 13% 16% Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen Intelligenzstörungen 6% 13% 17% Entwicklungsstörungen Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Nicht näher bezeichnete psychische Störungen Abbildung 6: Krankheitsbilder der PatientInnen Diese Grafik zeigt, dass SozialarbeiterInnen in den Psychiatrien Österreichs mit allen Krankheitsbildern bzw. psychischen Beeinträchtigungen, die im ICD 10 angeführt sind, zu tun haben. Man kann hier die Aussage ableiten, dass SozialarbeiterInnen am häufigsten mit Menschen mit affektiven Störungen (17%) und mit Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (16%) arbeiten. Der sozialarbeiterische Kontakt mit PatientInnen, die unter Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen leiden beträgt 13%. Der gleiche Prozentsatz gilt für die Arbeit mit PatientInnen mit neurotischen, Belastungsund somatoforme Störungen. 10% der befragten SozialarbeiterInnen haben mit den Krankheitsbildern psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen zu tun. Jeweils 7% haben Kontakt mit Menschen mit organischen, einschließlich symptomatischen psychischen Störungen und mit PatientInnen mit Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend. Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen haben 6% der ExpertInnen für Soziale Arbeit als PatientInnengruppe angegeben. Weniger Kontakt von SozialarbeiterInnen besteht zu PatientInnen mit Intelligenzstörungen (4%), mit Entwicklungsstörungen (3%) und mit Menschen, die an nicht näher bezeichneten psychischen Störungen (4%) leiden. Doris Pröll Seite 57 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Motivation der PatientInnen: Frage 6: Sind über 80% der PatientInnen entsprechend Ihrer Erfahrung nach dem Erstkontakt motiviert, soziarbeiterische Hilfe in Anspruch zu nehmen? (n=61) 75% der befragten ProfessionistInnen (51 Nennungen) sind der Meinung, dass 80% der PatientInnen motiviert sind, nach dem Erstkontakt sozialarbeiterische Hilfe in Anspruch zu nehmen. 13% (9 Nennungen) sind nicht dieser Meinung. 8 Personen haben diese Frage nicht beantwortet. Da nur 2 Antwortmöglichkeiten vorhanden sind, kann auf eine Grafik verzichtet werden. Doris Pröll Seite 58 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 8.4 Inhaltliche Aufgaben der SozialarbeiterInnen Unter diesem Kapitel fasse ich jene Fragen zusammen, die aufzeigen können, wie häufig welche patientInnenbezogenen Aufgaben erledigt werden. Von Interesse sind die Items: Arbeitssuche bzw. berufliche Rehabilitation, Wohnungssicherung, Antragstellung bei Ämtern, Verschuldung bzw. Existenzsicherung, Obsorgeregelung, Beziehungsfragen, Tagesstruktur, besondere Problemstellungen und rechtliche Fragen. Unterstützung bei Arbeitssuche bzw. berufliche Rehabilitation: Frage 7: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei der Arbeitssuche bzw. bei der beruflichen Rehabilitation? (n=63) 15% 8% 15% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 37% 5 sehr häufig 25% Abbildung 7: Arbeitssuche bzw. berufliche Rehabilitation 37% der ProfessionistInnen geben an, dass sie Ihre KlientInnen bei der Arbeitssuche bzw. bei der beruflichen Rehabilitation häufig unterstützen (23 Nennungen). Die Bezeichnung „sehr häufig“ verwenden 15% (9 Nennungen). Im Mittelbereich sammeln sich 25%, die manchmal Unterstützung bei der Arbeitssuche anbieten (15 Nennungen). 15% (9 Nennungen) geben in dieser Hinsicht nur selten Hilfestellung. 8% haben diese Aufgabe überhaupt nicht. Ich nehme an, dass hier jene geantwortet haben, die in der Gerontopsychiatrie arbeiten. Doris Pröll Seite 59 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Unterstützung bei der Wohnungssicherung: Frage 8: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei der Wohnungssicherung? (n=63) 20% 3% 21% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 20% 36% Abbildung 8: Wohnungssicherung Über die Hälfte der ExpertInnen der Sozialen Arbeit geben an, dass sie KlientInnen bei der Wohnungssicherung „häufig“ (36%, 22 Nennungen) bis „sehr häufig“ (20%, 12 Nennungen) unterstützen. 20% (12 Nennungen) haben diese Aufgabe nur manchmal auszuüben. Immerhin 21% (9 Nennungen) geben die Häufigkeit dieser Aufgabe mit „selten“ an. Mit diesem Thema haben 3 % überhaupt nichts zu tun. Unterstützung bei Antragstellungen bei Ämtern: Frage 9: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei Antragstellungen bei Ämtern? (n=62) 2% 7% 7% 1 überhaupt nicht 47% 2 selten 3 manchmal 4 häufig 37% 5 sehr häufig Abbildung 9: Antragstellung bei Ämtern Doris Pröll Seite 60 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Laut dieser Grafik scheint das Unterstützen bei Antragstellungen bei Ämtern eine der häufigsten Aufgaben der SozialarbeiterInnen zu sein. 47% (29 Nennungen) tun dies sehr häufig und 37% (23 Nennungen) häufig. Jeweils 7% (4 Nennungen) geben als Häufigkeitskategorie „manchmal“ und „selten“ an. 2% (1 Nennung) gibt bei Antragstellungen keine Unterstützung. Unterstützung bei Verschuldung bzw. Existenzsicherung: Frage 10: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei Verschuldung/Existenzsicherung? (n=62) 3% 16% 28% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 25% 5 sehr häufig 28% Abbildung 10: Verschuldung bzw. Existenzsicherung Insgesamt 56% der SozialarbeiterInnen unterstützen KlientInnen bei Verschuldung bzw. Existenzsicherung sehr häufig (28%, 17 Nennungen) bis häufig (28%, 17 Nennungen). 25% (15 Nennungen) geben die Kategorie „manchmal“ an. Nur selten haben hier 16% (10 Nennungen) Unterstützung anzubieten. 3% (2 Nennungen) haben diese Aufgabe überhaupt nicht. Doris Pröll Seite 61 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Unterstützung bei Obsorgeregelungen: Frage 11: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei der Obsorgeregelung? (n=61) 10% (häufig) 0% (sehr häufig) 18% (überhaupt nicht) 16% (manchmal) 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 56% (selten) Abbildung 11: Obsorgeregelung Durch diese Befragung zeigt sich, dass Obsorgeregelungen von SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Kliniken kaum unterstützt werden. Die Kategorie „sehr häufig“ beträgt 0%. Nur 10% (6 Nennungen) haben damit häufig zu tun. 16% (10 Nennungen) geben an, dass sie manchmal Unterstützung bei Obsorgeregelungen geben. Über die Hälfte der befragten SozialarbeiterInnen (56%, 34 Nennungen) verwenden die Kategorie „selten“. 18% (11 Nennungen) haben keine Aufgaben in diesem Bereich. Unterstützung bei Beziehungsfragen: Frage 12: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei Beziehungsfragen? (n=64) 8% 5% 26% 27% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 34% Abbildung 12: Beziehungsfragen Doris Pröll Seite 62 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Um mein Verständnis von Beziehungsfragen zu erläutern, ergänzte ich diese Frage mit den Begriffen Trennungsproblematik, Gewalterfahrungen und Isolation. Der größte Anteil mit 34% (21 Nennungen) unterstützt KlientInnen manchmal bei Beziehungsfragen. 27% (17 Nennungen) führen diese Aufgabe häufig aus, 26% (16 Nennungen) hingegen selten. 8% (5 Nennungen) bieten Unterstützung sehr häufig an und im Gegensatz dazu 5% (3 Nennungen) überhaupt nicht. Unterstützung beim Finden einer Tagesstruktur: Frage 13: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen beim Finden einer Tagesstruktur? (n=60) 2% 7% 32% 17% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig sehr häufig 42% Abbildung 13: Tagesstruktur 60 Personen haben diese Frage beantwortet. Das Diagramm stellt dar, dass diese Aufgabe auch zu den Hauptaufgaben der SozialarbeiterInnen in den psychiatrischen Krankenanstalten zählen könnte. Der größte Anteil der befragten SozialarbeiterInnen nämlich 42% (25 Nennungen) gibt an, häufig Unterstützung beim Finden einer Tagesstruktur zu geben. Daran anschließend stellen 32% (19 Nennungen) ihre Hilfe sehr häufig zur Verfügung. 17% verwenden die Kategorie „manchmal“. „Selten“ trifft für 7% (4 Nennungen) zu. 2% (1 Nennung) verwenden die Kategorie „überhaupt nicht“. Doris Pröll Seite 63 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Unterstützung bei besonderen Problemstellungen: Frage 14: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei besonderen Problemstellungen (MigrantInnen, Haftentlassene, Besachwalterte, Pflegebedürtige) ? (n=62) 3% 13% 1 überhaupt nicht 34% 15% 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 35% Abbildung 14: KlientInnen mit besonderen Problemstellungen Mit KlientInnen mit besonderen Problemstellungen wie MigrantInnen, Haftentlassene, besachwalterte und/oder pflegebedürftige Personen haben die befragten SozialarbeiterInnen in Österreichs Psychiatrien häufig (35%, 22 Nennungen) bis sehr häufig (34%, 21 Nennungen) zu tun. 15% (9 Nennungen) hingegen haben diese Problemstellungen nur manchmal in ihrer Arbeit. 13% (8 Nennungen) kommen nur selten in Kontakt mit KlientInnen, die derartige Problemstellungen mitbringen. Die Kategorie „überhaupt nicht“ trifft auf 3% der SozialarbeiterInnen zu. Doris Pröll Seite 64 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Unterstützung bei rechtlichen Fragen: Frage 15: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei rechtlichen Fragen? (n=64) 0% (überhaupt nicht) 10% 33% 1 überhaupt nicht 26% 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 31% Abbildung 15: Rechtliche Fragen Laut dieser Grafik haben alle 64 befragten SozialarbeiterInnen mehr oder weniger mit der Klärung von rechtlichen Fragen zu tun. 10% (6 Nennungen) geben an, dass sie nur selten rechtliche Auskünfte geben. Bereits 26% (16 Nennungen) verwenden die Häufigkeitskategorie „manchmal“. 31% (19 Nennungen) unterstützen KlientInnen bei rechtlichen Fragen häufig und 33% (21 Nennungen) tun dies sogar sehr häufig. Zusammenfassung der meistgenannten Aufgaben: Ranking der meistgenannten Aufgaben (häufig bis sehr häufig) 90% 84% 80% 73% 70% 69% 63% 60% 55% 54% 51% 50% 40% 30% Antragstellung bei Ämtern Tagesstruktur besondere Problemstellungen Rechtliche Fragen Existenzsicherung Wohnungssicherung Arbeitssuche 20% 10% 0% Abbildung 16: Ranking meistgenannter Aufgaben Doris Pröll Seite 65 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Die obige Grafik dient der Verdeutlichung der häufigsten Aufgaben der SozialarbeiterInnen im Umgang mit PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten. Die Nennungen der Kategorien „häufig“ und „sehr häufig“ wurden addiert und jeweils zu der Anzahl der SozialarbeiterInnen, die die jeweilige Frage beantwortet haben, in Beziehung gesetzt. Dieses Vorgehen ergab die Häufigkeit in Prozentwerten der einzelnen Aufgaben: 84% Unterstützung beim Stellen von Anträgen bei Ämtern 73% Hilfestellung beim Finden einer Tagesstruktur 69% Unterstützung bei besonderen Problemstellungen (MigrantInnen, Haftentlassene, besachwalterte und/oder pflegebedürftige Personen) 63% Klärung von rechtlichen Fragen 55% Hilfe bei der Existenzsicherung 54% Unterstützung bei der Wohnungssicherung 51% Hilfe bei der Arbeitssuche Weitere patientInnenbezogene Aufgaben: Frage 16: Gibt es weitere patientInnenbezogene Aufgaben, die Sie häufig ausführen? Nachbetreuung (n=30) Vernetzung Angehörigenarbeit 5 6 2 2 5 Soziales Kompetenztraining Gruppenarbeit Krankenversicherung Psychoedukation 2 Freizeitgestaltung 2 4 3 3 3 Entlassungsmanagement Abstinenzförderung Sonstige Abbildung 17: Weitere patientenbezogene Aufgaben Wie aus der Art der Fragestellung ableitbar, handelt es sich hierbei nicht um eine geschlossene Frage, sondern um eine offene Frage. Ich habe alle Antworten zu dieser Frage zusammengefasst und in Kategorien eingeteilt, um eine grafische Darstellung zu ermöglichen. Dieses Diagramm wurde nicht mit Prozentwerten sondern mit Nennungen Doris Pröll Seite 66 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie beschriftet, damit auf einen Blick ersichtlich wird, wie viele Personen welche Kategorie angegeben haben. Diese Fragestellung erlaubte, mehrere Aussagen festzuhalten. Die befragten SozialarbeiterInnen haben laut eigenen Angaben folgende weitere Aufgaben: Nachbetreuung (6 Nennungen), Vernetzung (5 Nennungen), Angehörigenarbeit (4), Soziales Kompetenztraining (3), Gruppenleitung/soziale Gruppenarbeit (3), Versicherung (3), Psychoedukation (2), Freizeitgestaltung (2), Entlassungsmanagement (2), Abstinenzförderung Psychotherapie (1), (2), Sonstige: Wohngemeinschaft- Reha und Maßnahmen (1), Ambulante Pflegeheimbesichtigung (1), Existenzsicherung (2) Anliegen der PatientInnen: Frage 17: Welche (3) Anliegen haben PatientInnen hauptsächlich? (n=54) Versorgung Finanzielle Anliegen Wohnsituation Arbeitssuche Betreuungsnetz 3% 2% 2% 2% 6% 1% 20% Familie, soziale Kontakte 4% Existenzsicherung 4% Rechtliche Fragen Behördengänge 4% 5% 18% 6% Tagesstruktur/Freizeit Heimplatz 6% 17% Pension Nachsorge Hilfestellung bei Anträgen Sonstige Abbildung 18: Anliegen der PatientInnen Die Antworten dieser offenen Frage wurde ebenfalls zusammengefasst und kategorisiert. Daraus ergeben sich folgende Ergebnisse: 20% (31 Nennungen) der ProfessionistInnen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie geben an, dass KlientInnen finanzielle Anliegen haben. Bedürfnisse hinsichtlich der Wohnsituation haben laut dieser Grafik 18% (28 Nennungen). An dritter Stelle mit 17% (26 Nennungen) liegen die Anliegen bezüglich der Arbeitssuche. Weitere Bedürfnisse der PatientInnen beziehen Doris Pröll Seite 67 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie sich auf: Betreuungsnetz 6%; Familie und soziale Kontakte 6%; Existenzsicherung 5%; rechtliche Fragen, Behördengänge und Tagesstruktur bzw. Freizeit jeweils 4%; Heimplatz 3%; Pension, Nachsorge und Hilfestellung bei Antragen jeweils 2%, Versorgung 1% und Sonstige 6%. Unter Sonstige habe ich folgende Anliegen der KlientInnen zusammengefasst: Schnelle Information, Kontakt mit Ärzten, Sachwalter, Sozialtraining, Krankengeld, Abstinenzförderung, Krisenintervention, Klärung- Beruhigung-Entlastung, Partizipation und Obdachlosigkeit. Aufgaben der SozialarbeiterInnen im Stationsteam: Frage 18. Welche Aufgaben haben Sie als SozialarbeiterIn im Stationsteam? (n=62) Organisieren von Helferkonferenzen Informationsweitergabe 5% 14% 19% Leitung bzw. Anwesenheit bei Teambesprechungen Beteiligung bei Teamsupervision 14% 26% Beteiligung bei Teamintervision 22% Sonstige Abbildung 19: Aufgaben der SozialarbeiterInnen im Stationsteam Die Hauptaufgabe der SozialarbeiterInnen im Stationsteam ist mit 26% (60 Nennungen) die Informationsweitergabe. Folgend ist die Leitung bzw. Anwesenheit bei Teambesprechungen mit 22% (51 Nennungen). 19% (43 Nennungen) organisieren Helferkonferenzen. Jeweils 14% geben an, sich bei der Teamsupervision sowie bei der Teamintervision zu beteiligen. Sonstige Aufgaben machen 5% (11 Nennungen) aus. Alle darunter fallenden Entlassungsmanagement, Kommentare inhaltliche Leitung führe einer ich hier Station, wörtlich Organisation an: der Unterstützungsmaßnahmen nach der Entlassung, Koordination von Ärzten mit Angehörigen, Doris Pröll Betreuern, etc., Organisatorisches, Inventar, Wartung des Seite 68 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Abteilungsinternetauftrittes, Wartung des DSA-Intranets, Teambesprechungen, Teilnahme an Abteilungsklausur, Organisation der Regionalkonferenz, Leitung des Kunsthof 16, Außenkontakte, inoffizielle Entlassungsgespräche, Beratung der Angehörigen und der Patienten. Unsicherheiten bei Aufgaben: Frage 19: Gibt es Aufgaben, die Ihnen Unsicherheiten bereiten? (n=60) Diese Frage haben 47 Personen mit „nein“ beantwortet und 13 Personen mit „ja“. Frage 20: Wenn ja, welche Aufgaben bereiten Ihnen Unsicherheiten? (n=10) Folgende wörtliche Antworten beziehen sich auf diese Frage: Rechtliche Auskünfte (3 Nennungen), Asyl- u. Fremdenrecht, Entlassungsvorbereitung bei zu kurzer Aufenthaltsdauer, z. B: Angehörigen eine Entlassung zu erklären, wenn sich diese in erster Linie aus Platzmangel ergibt; das Dickicht der Ämter und Behörden; Veränderung durch das CHG-Gesetz21 und deren Auswirkungen, Kontakte Jugendamt; Versorgung dementer Patienten ohne Angehörige, neue Situationen – verschiedene Meinungen Allgemein lässt sich zusammenfassen, dass rechtliche Fragen Unsicherheiten bereiten. 21 Das CHG -Gesetz ist das Oberösterreichische Chancengleichheitsgesetz (vgl. www.ris.bka.gv.at). Doris Pröll Seite 69 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Aufgabenschwerpunkte: Frage 21: Gibt es Aufgabenschwerpunkte in Ihrer Arbeit? (n=55) 33 SozialarbeiterInnen haben diese Frage mit “ja“ beantwortet. 22 Personen geben an, dass sie keine Aufgabenschwerpunkte in ihrer Arbeit haben. Frage 22: Wenn ja, welche Aufgabenschwerpunkte sind dies? (n=29) 15% 22% 15% 11% 15% 11% 11% Existenzsicherung Entlassungsmanagement Arbeitssuche Finanzielle Angelegenheiten Wohnversorgung Vernetzung Sonstige Abbildung 20: Aufgabenschwerpunkte Diese offene Fragestellung Aufgabenschwerpunkte in der hat Arbeit folgende mit Antwortkategorien psychiatrischen ermöglicht: PatientInnen sind Existenzsicherung, Entlassungsmanagement und Arbeitssuche mit jeweils 15% (je 4 Nennungen), finanzielle Angelegenheiten, Wohnversorgung und Vernetzung mit jeweils 11% (je 3 Nennungen) und Sonstige mit 22%. Unter Sonstige habe ich folgende Wortmeldungen zusammengefasst: Ausgliederung von LangzeitpatientInnen, Alltag, Gruppenleitung, Gruppenpsychotherapie, Konzeptverantwortung, Soziale Diagnostik. Doris Pröll Seite 70 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 8.5 Methoden in der Praxis der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie Dieses Kapitel stellt eine Zusammenfassung jener Methoden dar, die SozialarbeiterInnen im Umgang mit psychiatrischen PatientInnen verwenden. Die folgenden Grafiken sollen verdeutlichen, welche Methoden besonders gängig sind und welche kaum Bedeutung haben. Meine Fragen richteten sich auch nach bestehenden Unsicherheiten bezüglich der Anwendung von bestimmten Methoden und möglichen Weiterentwicklungsprozessen. Soziale Beratung: Frae 23: Wie häufig führen Sie Soziale Beratung durch? (n=60) 3% 0% 7% 10% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 80% Abbildung 21: Soziale Beratung Die Frage nach der Häufigkeit der Sozialen Beratung haben 60 Personen beantwortet. 80% (47 Nennungen) geben an, dass sie sehr häufig Soziale Beratung durchführen. 10% (6 Nennungen) bieten Soziale Beratung häufig an. Weniger bedeutend sind hier die Kategorien „manchmal“ mit 7% (3 Nennungen) und „überhaupt nicht“ mit 3% (4 Nennungen). Die Kategorie „selten“ beträgt 0%. Doris Pröll Seite 71 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Case Management: Frage 24: Wie häufig führen Sie Case Management durch? (n=60) 19% 7% 14% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig sehr häufig 31% 29% Abbildung 22: Case Management Case Management wird von 7% (4 Nennungen) überhaupt nicht als Methode der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie angewendet. 14% (8 Nennungen) der befragten SozialarbeiterInnen üben Case Management nur selten aus. 29% (17 Nennungen) verwenden die Kategorie „manchmal“, und 31% (19 Nennungen) entscheiden sich für „häufig“. Immerhin 19% (11 Nennungen) geben an, diese Methode sehr häufig durchzuführen. Doris Pröll Seite 72 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Soziale Netzwerkarbeit: Frage 25: Wie häufig führen Sie Soziale Netzwerkarbeit durch? (n=59) 3% 7% 29% 27% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 34% 5 sehr häufig Abbildung 23: Soziale Netzwerkarbeit Am nennungsstärksten ist die Kategorie „häufig“ mit 34% (20 Nennungen). Gefolgt von „sehr häufig“ mit 29% (17 Nennungen). Im Mittelbereich ordnen sich 27% (16 Nennungen) ein. 7% (4 Nennungen) führen Soziale Netzwerkarbeit nach eigenen Angaben nur selten durch und 3% (2 Nennungen) überhaupt nicht. Soziale Diagnostik: Frage 26: Wie häufig führen Sie Soziale Diagnostik durch? (n=58) 2% 26% 25% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 21% 26% Abbildung 24: Soziale Diagnostik Doris Pröll Seite 73 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Die grafische Darstellung zur Häufigkeit der Anwendung der Sozialen Diagnostik ist im Vergleich zu den bisherigen Grafiken dadurch auffällig, dass es keine Schwerpunktkategorie gibt. Die Antworten teilen sich zwischen den Kategorien „selten“(25%), „manchmal“ (26%), „häufig (21%) und „sehr häufig“ (26%) beinahe zu gleichen Teilen auf. 2% der SozialarbeiterInnen geben an, Soziale Diagnostik überhaupt nicht durchzuführen. Soziotherapie: Frage 27: Wie häufig führen Sie Soziotherapie durch? (n=59) 14% 19% 1 überhaupt nicht 15% 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 17% 35% Abbildung 25: Soziotherapie Die Frage zur Anwendung der Soziotherapie wurde nur von 59 Personen beantwortet. Im Vergleich zu den anderen Methoden spielt laut dieser Grafik die Soziotherapie eine eher untergeordnete Rolle in der Praxis der SozialarbeiterInnen in den Psychiatrien Österreichs. 19% (11 Nennungen) führen die Soziotherapie überhaupt nicht durch. Der überwiegende Anteil von 35% (21 Nennungen) ist nur selten damit beschäftigt. Die Kategorie „manchmal“ trifft für 17% (10 Nennungen) zu. Nur 15% arbeiten häufig mit Soziotherapie und 14% sehr häufig. Doris Pröll Seite 74 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Zusammenfassung der meistgenannten Methoden: Ranking der meistgenannten Methoden (häufig bis sehr häufig) 100% 90% 90% 80% 70% 63% Soziale Beratung 60% 51% 50% Soziale Netzwerkarbeit 47% Case Management 40% 30% 29% Soziale Diagnostik 20% Soziotherapie 10% 0% Abbildung 26: Ranking der meistgenannten Methoden Die obige grafische Darstellung wurde in der gleichen Weise erstellt als das Ranking der meistgenannten Aufgaben (siehe Kapitel 8.4). Die Prozentwerte der Häufigkeit der angewendeten Methoden ergaben sich durch das Addieren der Kategorien „häufig“ und „sehr häufig“ und in Beziehung setzen mit der entsprechenden Anzahl der antwortenden SozialarbeiterInnen: 90% Soziale Beratung 63% Soziale Netzwerkarbeit 51% Case Management 47% Soziale Diagnostik 29% Soziotherapie Doris Pröll Seite 75 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Weitere Methoden: Frage 28: Gibt es weitere Methoden, die Sie häufig anwenden? (n=20) Gruppenarbeit Gesprächsführung 27% 37% Krisenintervention Mediation systemische lebensweltorientierte Sozialarbeit 9% 9% 9% 9% Sonstige Abbildung 27: Weitere Methoden Um herauszufinden, welche Methoden SozialarbeiterInnen in der Praxis in diesem Bereich noch anwenden, stellte ich diese offene Frage. Die zusammengefassten und kategorisierten Antworten ergeben obige Grafik. Bei den Prozentwerten ist allerdings zu beachten, dass nur 20 Personen weitere Methoden angeführt haben. Davon arbeiten 37% (8 Nennungen) mit Gruppen. Jeweils 9% (je 2 Nennungen) entfallen auf Gesprächsführung, Krisenintervention, Mediation und systemische lebensweltorientierte Sozialarbeit. Unter Sonstige (27%, 6 Nennungen) habe ich jene Methoden summiert, die nur einmal vorkommen: Soziale Diagnostik, Familienarbeit, Psychoedukation, systemische Beratung, Berufsinteressenstests und soziale Intervention. Doris Pröll Seite 76 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Bedingungen für die Methodenauswahl: Frage 29: Wodurch ist Ihre Methodenauswahl bedingt/beeinflusst? (n=63) Rahmenbedingungen wie Zeit, Organisation 2% persönliche Erfahrungen 27% 27% ökonomische Überlegungen wie Aufwand Teamvorstellungen PatientInnen selbst 12% 10% 22% Sonstige Abbildung 28: Methodenauswahl Die Einflusspunkte für die Methodenauswahl sind hauptsächlich Rahmenbedingungen wie Zeit und Organisation (27%, 56 Nennungen), persönliche Erfahrungen (22%, 44 Nennungen) und PatientInnen selbst (27%, 54 Nennungen). Teamvorstellungen kommen bei 12% (23 Nennungen) zum Tragen. Für 10% (19 Nennungen) sind ökonomische Überlegungen wie Aufwand ausschlaggebend. Unter Sonstige (2%) werden folgende Begründungen angegeben: Therapieziele des interdisziplinären Teams mit den Patienten; Vorstellungen, Empfehlungen bzw. Bitten von anderen Institutionen, wo Patienten bereits betreut werden; Ausbildungsstand, mein Selbstverständnis von Sozialarbeit, ich bin kein Therapeut; Unsicherheiten bei der Anwendung von Methoden: Frage 30: Gibt es Methoden, die Ihnen Unsicherheiten bereiten? (n=56) Meine Motivation hinter dieser Fragestellung war, zu erfahren, ob mehrere SozialarbeiterInnen unter ähnlichen Unsicherheiten in ihrer Arbeit leiden. Das Ergebnis zeigt allerdings, dass es anscheinend unter den SozialarbeiterInnen, die in psychiatrischen Krankenanstalten tätig sind, kaum Unsicherheiten in der Methodik gibt. Die Frage zum Vorhandensein von Unsicherheiten wurde von 7 Personen mit „ja“ beantwortet und von 49 Personen mit „nein“. Doris Pröll Seite 77 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Frage 31: Wenn ja, welche sind das? (n=6) Die folgenden Unsicherheiten wurden jeweils nur einmal genannt: systemische Gesprächsführung, Angehörigenarbeit, Soziotherapie, Krisenmanagement, Je nach Situation und PatientIn unterschiedlich, Teamvorstellungen. Aufgrund der Tatsache, dass kaum Unsicherheiten vorhanden sind, ist auch kein weiterer Vergleich möglich. Weiterentwicklung von Methoden: Frage 32: Gibt es Methoden, die Sie im Lauf Ihrer beruflichen Tätigkeit (im psychiatrischen Bereich) weiterentwickelt haben? (n=55) 32 SozialarbeiterInnen bejahten diese Frage. 23 Personen gaben an, keine Methoden weiterzuentwickeln. Frage 33: Wenn ja, welche sind dies? (Gibt es Methoden, die Sie im Lauf Ihrer beruflichen Tätigkeit (im psychiatrischen Bereich) weiterentwickelt haben?) (n=31) Soziotherapie Soziale Diagnostik 5 8 Soziale Netzwerkarbeit 4 Case Management Soziale Beratung Suchtberatung Systemische Sozialarbeit 2 2 4 Gruppenleitung Gesprächstechniken 2 2 3 3 Sonstige Abbildung 29: Weiterentwicklung von Methoden Dieses Diagramm habe ich nicht wie bei den übrigen Grafiken mit Prozentwerten beschriftet sondern mit Nennungen, da sich nur 31 Personen zu dieser Frage geäußert haben. Mehrmals haben Weiterentwicklungen stattgefunden bezüglich Soziotherapie (5 Nennungen), Soziale Diagnostik und Soziale Netzwerkarbeit (je 4 Nennungen), Case Management und Soziale Beratung (je 3 Nennungen). Je 2 Personen gaben an, dass sie die Methoden in der Suchtberatung, systemische Sozialarbeit, Gruppenleitung und Gesprächstechniken weiterentwickelt haben. Die 8 Nennungen in der Kategorie Doris Pröll Seite 78 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Sonstige führe ich wörtlich an: Psychotherapeutische Intervention bei älteren Menschen; Social Skills; sämtliche Methoden; Erfahrung; Ausbildung in systemischen Arbeiten; Familiengespräch; Mediation und Teamarbeit. 8.6 Vernetzung/Nachsorge In diesem Fragenkapitel möchte ich herausfiltern, mit welchen Einrichtungen SozialarbeiterInnen in welchem Ausmaß vernetzt sind und wo zuwenig konstruktiver Informationsaustausch herrscht. Außerdem interessiert mich die Fragestellung, ob es Lücken im psychosozialen Versorgungsnetz auch in anderen Bundesländern gibt, und welche das sind. Arbeitsrehabilitation: Frage 34: Haben Sie mit Einrichtungen der Arbeitsrehabilitation mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=58) 16% 1 überhaupt nicht 2% 34% 2 selten 3 manchmal 4 häufig 24% 5 sehr häufig 24% Abbildung 30: Arbeitsrehabilitation SozialarbeiterInnen in den psychiatrischen Krankenanstalten haben sehr häufig (34%, 20 Nennungen) bis häufig (24%, 14 Nennungen) mit Einrichtungen der Arbeitsrehabilitation persönlichen oder telefonischen Kontakt. 24% (14 Nennungen) geben an, nur manchmal mit diesen Institutionen zu tun zu haben. 2% (1 Nennung) hat nur selten telefonischen oder persönlichen Kontakt. Bei 16% (9 Nennungen) der SozialarbeiterInnen findet eine Vernetzung in dieser Hinsicht überhaupt nicht statt. Doris Pröll Seite 79 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Betreute Wohneinrichtungen: Frage 35: Haben Sie mit betreuten Wohneinrichtungen mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=59) 3% 5% 10% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 22% 60% 5 sehr häufig Abbildung 31: Betreute Wohneinrichtungen Auffallend ist bei diesem Diagramm, dass 60% der SozialarbeiterInnen (35 Nennungen) mit betreuten Wohnformen sehr häufig Kontakt haben und 22% (13 Nennungen) einen häufigen Kontakt angeben. Die Kategorie „manchmal“ verwenden 10% (6 Nennungen). Für nur 5% (3 Nennungen) trifft die Kategorie „selten“ zu und für 3% (2 Nennungen) gilt die Einteilung „überhaupt nicht“. Sozialamt: Frage 36: Haben Sie mit dem Sozialamt mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=59) 2% 41% 3% 32% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 22% sehr häufig Abbildung 32: Sozialamt Doris Pröll Seite 80 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Insgesamt besteht zu 63% der Kontakt zwischen den in Psychiatrien beschäftigten SozialarbeiterInnen und dem Sozialamt sehr häufig (41%, 24 Nennungen) bis häufig (22%, 13 Nennungen). 32% der SozialarbeiterInnen sind nur manchmal mit dem Sozialamt in Verbindung. Ein sehr geringer Prozentsatz hat auch angegeben, selten (3%, 2 Nennungen) bis überhaupt nicht (2%, 1 Nennung) mit dem Sozialamt zu tun zu haben. Wohnungsamt: Frage 37: Haben Sie mit dem Wohnungsamt mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=58) 7% 14% 1 überhaupt nicht 29% 19% 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 31% Abbildung 33: Wohnungsamt Der Kontakt mit dem Wohnungsamt scheint laut dieser Grafik nicht so bedeutend zu sein als mit dem Sozialamt. Die größten Anteile der SozialarbeiterInnen haben nur manchmal (31%, 18 Nennungen) bzw. selten (29%, 17 Nennungen) mit dem Wohnungsamt Kontakt. Häufig bis sehr häufig trifft für 19% (11 Nennungen) und 14% (8 Nennungen) zu. 7% (4 Nennungen) haben keine Verbindung mit dem Amt. Doris Pröll Seite 81 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Tagesstrukturierende Einrichtungen: Frage 38: Haben Sie mit tagesstrukturierenden Einrichtungen mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=59) 0% (überhhaupt nicht) 12% 1 überhaupt nicht 37% 24% 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 27% Abbildung 34: Tagesstrukturierende Einrichtungen Der Kontakt zu tagesstrukturierenden Einrichtungen hat für SozialarbeiterInnen in der Psychiatrie laut dieser Grafik eine besondere Wichtigkeit, denn 37% (22 Nennungen) haben sehr häufigen und 27% (16 Nennungen) häufigen Kontakt zu diesen psychosozialen Einrichtungen. Die Kategorie „manchmal“ trifft für 24% (14 Nennungen) zu. 12% (7 Nennungen) haben „selten“ markiert. Die Kategorie „überhaupt nicht“ hat niemand verwendet. Doris Pröll Seite 82 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Schuldenberatung: Frage 39: Haben Sie mit der Schuldenberatung mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=57) 12% 7% 21% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 26% 5 sehr häufig 34% Abbildung 35: Schuldenberatung Die Frage nach dem Kontakt mit der Schuldenberatung ergibt ein eher ausgewogenes Bild. Die größte Kategorie ist „manchmal“ mit 34% (19 Nennungen). Daran anschließend ist ein häufiger Kontakt mit 26% (15 Nennungen). 21% (12 Nennungen) sind nur selten mit der Schuldenberatung in Verbindung und 7% (4 Nennungen) überhaupt nicht. Hingegen gibt es SozialarbeiterInnen in Psychiatrien, die sehr häufigen Kontakt mit der Schuldenberatung pflegen (12%, 7 Nennungen). Doris Pröll Seite 83 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Sozialmedizinischer Dienst: Frage 40: Haben Sie mit dem Sozialmedizinischen Dienst mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=58) 20% 20% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 13% 26% 21% Abbildung 36: Sozialmedizinischer Dienst Diese Darstellung legt die Vermutung nahe, dass je nach psychiatrischer Abteilung mehr oder weniger Kontakt mit dem Sozialmedizinischen Dienst besteht. Bis auf die Kategorie „häufig“, die nur 13% (7 Nennungen) aufweist, sind alle anderen Möglichkeiten zu ähnlich großen Prozentsätzen verteilt: 20% (11 Nennungen) haben keinen Kontakt zum Sozialmedizinischen Dienst. Für 26% (15 Nennungen) trifft „selten“ zu. Im Mittelbereich (manchmal) befinden sich 21% (12 Nennungen). Sehr häufigen Kontakt geben 20% (11 Nennungen) an. Doris Pröll Seite 84 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Arbeitsmarktservice: Frage 41: Haben Sie mit dem Arbeitsmarktservice mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=56) 9% 27% 9% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 25% 5 sehr häufig 30% Abbildung 37: Arbeitsmarktservice 57% der SozialarbeiterInnen in Psychiatrien haben häufigen (30%, 16 Nennungen) bis sehr häufigen (27%, 15 Nennungen) Kontakt mit dem Arbeitsmarktservice. Im Mittelfeld bei „manchmal“ liegen 25% (14 Nennungen). Je 9% (je 7 Nennungen) haben nur selten oder überhaupt keine Verbindung zum Arbeitsmarktservice. Krankenversicherungsanstalten: Frage 42: Haben Sie mit den Krankenversicherungsanstalten mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=59) 2% 3% 16% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 57% 22% 5 sehr häufig Abbildung 38: Krankenversicherungsanstalten Doris Pröll Seite 85 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Unter den Spitzenreitern der Einrichtungen, mit denen SozialarbeiterInnen sehr häufigen Kontakt haben, sind mit 57% (33 Nennungen) die Krankenversicherungsanstalten vertreten. Häufigen Kontakt haben immerhin noch 22% (13 Nennungen). 16% haben diesbezüglich manchmal Verbindung. Verschwindend gering sind die Werte bei der Kategorien „selten“ (3%, 2 Nennungen) und „überhaupt nicht“ (2%, 1 Nennung). Pensionsversicherungsanstalten: Frage 43: Haben Sie mit den Pensionsversicherungsanstalten mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=59) 5% 2% 12% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 56% 25% Abbildung 39: Pensionsversicherungsanstalten Die Ergebnisse zu dieser Frage ähneln sehr stark denen der vorhergehenden Frage. Daher zähle ich sie hier nur mehr kurz auf. Kontakte zu den Pensionsversicherungsanstalten: sehr häufig: 56% (33 Nennungen), häufig: 25% (15 Nennungen), manchmal: 12% (7 Nennungen), selten: 2% (1 Nennung), überhaupt nicht: 5% (3 Nennungen) Doris Pröll Seite 86 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Bewährungshilfe: Frage 44: Haben Sie mit der Bewährungshilfe mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=59) 7% 14% 22% 1 überhaupt nicht 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 24% 33% Abbildung 40: Bewährungshilfe Mit der Bewährungshilfe besteht bei 22% (13 Nennungen) überhaupt kein Kontakt und bei 33% (20 Nennungen) nur selten. 24% (14 Nennungen) geben an, dass sie nur manchmal mit der Bewährungshilfe Kontakt haben. Häufiger bis sehr häufiger Kontakt besteht nur bei 14% (8 Nennungen) und bei 7% (4 Nennungen) der SozialarbeiterInnen. Entzugskliniken: Frage 45: Haben Sie mit Entzugskliniken mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? (n=61) 10% 20% 1 überhaupt nicht 15% 2 selten 3 manchmal 4 häufig 5 sehr häufig 22% 33% Abbildung 41: Entzugskliniken Doris Pröll Seite 87 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Die größten Prozentsätze teilen sich unter den ersten 3 Kategorien auf: 20% der 61 SozialarbeiterInnen (12 Nennungen) haben überhaupt keinen Kontakt mit Entzugskliniken. „Selten“ trifft für 33% (19 Nennungen) zu. 22% (13 Nennungen) haben manchmal Verbindung mit solchen Einrichtungen. 15% (9 Nennungen) bezeichnen den Kontakt als häufig und 10% (6 Nennungen) als sehr häufig. Ranking der Vernetzung zwischen Einrichtungen und SozialarbeiterInnen: Ranking meistgenannter Einrichtungen (häufig bis sehr häufig) 90% 81% 81% 80% 78% 70% 64% Betreute Wohnformen 63% 60% 59% 50% 40% Pensionsversicherung Krankenversicherung Tagesstrukturierende Einrichtungen Sozialamt 30% Arbeitsrehabilitation 20% 10% 0% Abbildung 42: Ranking meistgenannter Einrichtungen Diese Grafik (erstellt wie in Kapitel 8.4 und 8.5) zeigt, mit welchen Einrichtungen die befragten SozialarbeiterInnen am häufigsten vernetzt sind: 81% Vernetzung mit betreuten Wohnformen 81% Pensionsversicherung 78% Krankenversicherung 64% Tagesstrukturierende Einrichtungen 63% Sozialamt 59% Arbeitsrehabilitation Doris Pröll Seite 88 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Informationsaustausch: Frage 46: Mit welchen Einrichtungen würden Sie sich mehr Informationsaustausch wünschen? (n=18) Arbeitsamt 4 11 3 Ambulante Beratungsstellen Jugendamt Sozialamt Sonstige 3 4 Abbildung 43: Mehr Informationsaustausch gewünscht Da diese offene Frage nur 18 Personen beantwortet haben, verwende ich hier wieder Nennungen anstatt Prozentwerte zur Beschriftung der Grafik. Je 4 SozialarbeiterInnen würden sich mehr Kontakt mit dem Arbeitsamt sowie mit dem Sozialamt wünschen. Je 3 SozialarbeiterInnen zeigen das Bestreben, mit ambulanten Beratungsstellen sowie mit dem Jugendamt mehr in Verbindung zu stehen zu wollen. Unter der Kategorie „Sonstige“ habe ich alle einzelnen Antworten zusammengefasst: Reha-Einrichtungen, Migranteninstitutionen, Sachwalterschaft, Bezirksgericht, Grundsicherung, Hauskrankenpflege, Pflegeheime, Notschlafstellen, Sozialmedizinischer Dienst, Pensionsversicherung und Sozialversicherung. Psychosoziale Versorgungseinrichtungen: Frage 47: Gibt es nach Ihrer Erfahrung genügend psychosoziale Versorgungseinrichtungen? (n=57) Diese Frage haben 54 SozialarbeiterInnen mit „nein“ beantwortet. 3 Personen waren der Meinung, dass es genügend psychosoziale Versorgungseinrichtungen gibt. Doris Pröll Seite 89 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Frage 48: Wenn nein, welche psychosozialen Einrichtungen fehlen bzw. sind zuwenig ausgebaut? (n=53) betreute Wohnformen mobile Betreuung Tagesstrukturierende Einrichtungen Arbeit am 2. Arbeitsmarkt 20% 2% 2% 45% kostenlose Psychotherapie Notschlafstellen 2% 3% Sachwalter 5% Entzugskliniken 11% 10% Sonstige Abbildung 44: Psychosoziale Einrichtungen Die Frage 48 hatte keine vorgegebenen Antwortkategorien. Daher habe ich alle Antworten zusammengefasst und in Kategorien eingeteilt. Dadurch entstand obige Grafik. Diese Frage kann eindeutig beantwortet werden, da von 53 SozialarbeiterInnen 45% der Meinung sind, dass betreute Wohnformen fehlen bzw. zuwenig ausgebaut sind. Weil einzelne Personen mehrere fehlende betreute Wohnformen mit unterschiedlichen Schwerpunkten anführten, ergibt das eine Anzahl von 40 Nennungen. Dies macht den größten Anteil aus. Alle weiteren ausbaufähigen Einrichtungen laut den Befragten sind: Mobile (sozialpsychiatrische) Betreuung (10%, 9 Nennungen), Tagesstrukturierende Einrichtungen (11%, 10 Nennungen), Arbeitsmöglichkeiten am 2. Arbeitsmarkt (5%, 5 Nennungen), mehr kostenlose Psychotherapie (3%, 3 Nennungen), Notschlafstellen, professionelle Sachwalter und Entzugskliniken zu je 2% (2 Nennungen). Folgende Einrichtungen kommen jeweils einmalig vor: Psychosozialer Dienst für gerontopsychiatrische PatientInnen, Psychosoziales Zentrum, Einrichtung für forensische PatientInnen, Tageszentren für ältere PatientInnen, Spezialangebote für Essstörungen und Persönlichkeitsstörungen, Alleinerziehende Alkoholiker, Erkrankte; Pflege Männerberatungsstellen, zuhause, Psychosoziale Freizeiteinrichtungen, Einrichtungen für Landespflegeheime, suchtspezifische Tageskliniken bzw. ambulante Tageszentren für Suchtkranke, Doris Pröll Seite 90 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie spezielle Frauenangebote, bessere personelle Kapazitäten in der Nachbetreuung, Krisendienste, Beratungsstellen, psychiatrische Hauskrankenpflege. Die Kategorie der fehlenden bzw. zuwenig ausgebauten betreuten Wohnformen gliedert sich wie folgt auf: Die Aussagen der PraktikerInnen zu den fehlenden bzw. zuwenig vorhandenen betreuten Wohnformen unterscheiden sich in bezug auf die Aufenthaltsdauer der PatientInnen, der Zielgruppe, das Alter und der Art der Betreuung. Unterscheidungen in der Aufenthaltsdauer: Übergangswohnen bzw. Kurzzeitwohnen und Dauerwohnplätze; Unterscheidung bezüglich der Zielgruppe: Demenzkranke, forensische PatientInnen, PatientInnen mit Suchtproblemen, PatientInnen mit Persönlichkeitsstörungen, Mütter mit Kindern. Unterscheidung nach dem Alter: Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene, Unterscheidung in der Art der Betreuung: sozialpädagogisch, therapeutisch bzw. sozialtherapeutisch, niedrigschwellig bis intensiv betreut. 8.7 Veränderungswünsche und Visionen der PraktikerInnen Dieses Fragekapitel besteht aus einer geschlossenen Frage und zwei offenen Fragen. Mein Ziel ist, herauszufinden, welche Wünsche und Veränderungsvorschläge SozialarbeiterInnen in der Praxis haben. Veränderungswünsche: Frage 49: Haben Sie Veränderungswünsche betreffend...? (n=50) 5% 12% 6% Arbeitsausmaß Arbeitsinhalte Fortbildungen KlientInnenkontakt 47% 28% Nachsorgeeinrichtungen Sonstige 2% Abbildung 45: Veränderungswünsche Doris Pröll Seite 91 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Beinahe die Hälfte der befragten SozialarbeiterInnen haben Veränderungswünsche betreffend den Nachsorgeeinrichtungen (47%, 38 Nennungen). Den zweiten größeren Teil mit 28% (23 Nennungen) sind auf Fortbildungen bezogen. 12% (10 Nennungen) können sich ein anderes Arbeitsausmaß vorstellen. Wünsche bezüglich den Arbeitsinhalten haben 6% (5 Nennungen) und bezüglich dem KlientInnenkontakt 2% (2 Nennungen). Sonstige Veränderungswünsche beziehen sich auf folgende Bereiche: therapeutisches Konzept, organisatorische Rahmenbedingungen der Arbeit, Psychotherapiekosten; mehr Personal für die Stationen; eigenes Büro. Visionen und Ideen der SozialarbeiterInnen: Frage 50: Welche Veränderungsvisionen bzw. -ideen haben Sie? (n=30) Die SozialarbeiterInnen in den psychiatrischen Anstalten Österreichs antworteten wie folgt: • „Mehr Fortbildungsangebote (5 Nennungen) • Ausbau von psychosozialer Nachsorge (3 Nennungen) (mobile Wohnbetreuung) • Therapiebereiche mit geringen Wartezeiten (2 Nennungen) • Optimierung der Vernetzung (2 Nennungen) – auch mit sozialpolitischen Entscheidungsträgern • Verbesserung der Organisationsstrukturen (2 Nennungen) –für SozialarbeiterInnen innerhalb der Kliniken • Mehr ambulant –weniger stationär • Arbeitszeit reduzieren • Optimierung von Arbeitsabläufen • Mitarbeit in der Weiterentwicklung des therapeutischen Konzeptes • Einbindung in ein Nahtstellenmanagement • Aufnahme von forensischen PatientInnen in bestehende Einrichtungen für psychisch Kranke • Anbieter: niedrigschwellig und ethisch • Mehr Budget für Sozialarbeit • Mehr zeitliche Ressourcen • Akutbereiche ohne Bettendruck • Optimale räumliche Ausstattung • Anerkennung durch die Leitung • Adäquate Behandlung für alle PatientInnen Doris Pröll Seite 92 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie • Mehr kostenlose Therapieplätze für Menschen mit geringem Einkommen • Mehr interdisziplinäres Zusammenarbeiten“ Anmerkungen der SozialarbeiterInnen: Frage 51: Zusätzliche Anmerkungen, Mitteilungen, Ergänzungen? (n=3) 3 SozialarbeiterInnen fügten anschließende Bemerkungen an: • Klinische Sozialarbeit ist ein unabdingbarer Beitrag einer ganzheitlichen Behandlung im psychiatrischen und somatischen Bereich; • Weniger Dokumentation; • Sozialarbeit sollte durch mehr Öffentlichkeitsarbeit einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft erhalten; 8.8 Zusammenfassung der Grundergebnisse Um eine gewisse Übersichtlichkeit zu schaffen, fasse ich die wichtigsten Ergebnisse der Fragen zusammen, bevor ich zu den Hypothesen und den zusätzlich ableitbaren Fragestellungen komme. Der Großteil der befragten SozialarbeiterInnen (29%) ist zwischen 25 und 30 Jahre alt. Beinahe 75% der PraktikerInnen, die an der Studie teilgenommen haben, sind Frauen. Am nennungsstärksten waren die Bundesländer Oberösterreich und Steiermark, wo auch große psychiatrische Krankenanstalten angesiedelt sind. Es hat sich gezeigt, dass die SozialarbeiterInnen hauptsächlich in den Allgemein- und Akutpsychiatrien tätig sind (über 50%). Überraschend ist, dass die Gemeinde- und Sozialpsychiatrie nur einmal genannt wurde. Fast 50% arbeiten mit KurzzeitpatientInnen. Die häufigsten Krankheitsbilder der PatientInnen, mit denen SozialarbeiterInnen zu tun haben, sind affektive Störungen und Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Laut den Aussagen der PraktikerInnen sind über 80% der PatientInnen motiviert, nach dem Erstkontakt sozialarbeiterische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Fragen nach den inhaltlichen Aufgaben ergaben folgende Ergebnisse: Zu den Hauptaufgaben bei den geschlossenen Fragestellungen gehört an erster Stelle die Unterstützung bei Antragstellungen bei Ämtern. Platz zwei nimmt die Hilfe beim Finden einer Tagesstruktur ein. Dritter Aufgabenschwerpunkt ist die Unterstützung von KlientInnen mit besonderen Problemstellungen wie MigrantInnen, Haftentlassene, besachwalterte und/oder pflegebedürftige Personen. An vierter Stelle befindet sich die Doris Pröll Seite 93 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Hilfe bei rechtlichen Fragen. Dazu kommen noch durch die folgende offene Frage Nachbetreuung und Vernetzung als am häufigsten genannte Punkte. Die Hauptanliegen der PatientInnen sind erstens finanzielle Anliegen, zweitens Anliegen die Wohnsituation betreffend und drittens die Unterstützung bei der Arbeitssuche. Unsicherheiten bei inhaltlichen Aufgaben scheint es kaum zu geben. Am ehesten wurden Unsicherheiten in Verbindung mit rechtlichen Auskünften und im Kontakt mit Ämtern genannt. Die vorgegebenen Fragestellungen beziehend auf die Häufigkeit der angewandten Methoden ergeben folgendes Bild: Erwatungsgemäße Spitzenreiterin der Methoden ist die Soziale Beratung gefolgt von der Sozialen Netzwerkarbeit. An dritter Stelle fungiert mit Abstand die Soziale Diagnostik. An vierter Stelle wird Case Management platziert. Erstaunlicherweise findet laut dieser Studie Soziotherapie kaum statt. Durch die folgende offene Frage kommt noch die Methode der Gruppenarbeit hinzu. Auch hinsichtlich der Anwendung der sozialarbeiterischen Methoden scheinen laut dieser Befragung kaum Unsicherheiten vorhanden zu sein. Allerdings geben 31 Personen an, verschiedene Methoden im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit weiterentwickelt zu haben. Öfter genannt werden in dieser Hinsicht Soziotherapie, Soziale Netzwerkarbeit und Soziale Diagnostik. Die Fragen bezüglich der Vernetzung mit (Nachsorge-)Einrichtungen ergeben folgende Ergebnisse: Am häufigsten stehen SozialarbeiterInnen, die in psychiatrischen Krankenanstalten tätig sind, mit betreuten Wohneinrichtungen in Kontakt. Darauf folgen sehr häufige Kontakte mit Kranken- und Pensionsversicherungsanstalten. Mit einigem Abstand folgen das Sozialamt und tagesstrukturierende Einrichtungen. Alle weiteren erfragten Einrichtungen werden weniger oft kontaktiert. Die Ergebnisse bezüglich des Wunschs nach mehr Informationsaustausch fallen nicht so hoch aus als erwartet. Grundsätzlich dürfte der Informationsaustausch bei den meisten SozialarbeiterInnen eher zufrieden stellend sein. Nur das Arbeitsamt und Sozialamt werden hier mehrmals genannt. Es gibt nicht genügend psychosoziale Einrichtungen. 45% geben an, dass vor allem betreute Wohnformen für unterschiedliche Zielgruppen fehlen bzw. zuwenig ausgebaut sind. Veränderungswünsche der SozialarbeiterInnen beziehen sich hauptsächlich auf Nachsorgeeinrichtungen und Fortbildungen. Auffallend ist auch, dass auch bei den offenen Fragen fast ausschließlich nur Wünsche zu Gunsten der Betreuung der Doris Pröll Seite 94 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie PatientInnen genannt werden und kaum Ideen bezüglich der eigenen Arbeit oder des eigenen Verdienstes. Dass mehr Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden sollte, wird auch nur einmal erwähnt. Ich vermute, dass der rote Faden meiner Fragestellungen die SozialarbeiterInnen dazu gebracht hat, in diesem Sinne weiterzudenken und keine neuen, von PatientInnen unabhängigen, Ideen zu bringen. Es könnte aber auch der Fall sein, dass zuerst an das Wohl der PatientInnen und das damit verbundene Erfolgserlebnis, wenn z. b. eine adäquate Wohnversorgung zustande kommt, an erster Stelle steht, bevor die öffentliche Anerkennung zum Thema wird. Doris Pröll Seite 95 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 9 Beantwortung der Hypothesen & Forschungsfragen 9.1 Verifizierung der Hypothesen Hypothese 1: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte in ihrer Arbeit mit PatientInnen in den einzelnen Bundesländern. Um diese Hypothese verifizieren zu können, waren einige Arbeitsschritte notwendig. Zu Beginn wurden jene Bundesländer gefiltert, aus denen die meisten SozialarbeiterInnen geantwortet haben. Dies sind Oberösterreich (17 Nennungen), Steiermark (14 Nennungen), Wien (9 Nennungen), Salzburg (8 Nennungen) und Tirol (6 Nennungen). Auf die Daten der übrigen Bundesländer kann bei dieser Fragestellung verzichtet werden, da aufgrund der geringen Anzahl an SozialarbeiterInnen keine aussagekräftigen Ergebnisse ableitbar sind. Als zweiten Arbeitsschritt werden die meistgenannten Aufgaben der PraktikerInnen mit den angegebenen Bundesländern korreliert. Dadurch ist folgende grafische Darstellung entstanden. Aufgabenschwerpunkte in den Bundesländern 16 Nennungen (häufig & sehr häufig) 14 Arbeitssuche 12 Wohnungssicherung 10 Antragstellung bei Ämtern Existenzsicherung 8 Tagesstruktur Besondere Problemstellungen 6 Rechtliche Fragen 4 2 0 OÖ (n=17) ST (n=14) W (n=9) S (n=8) T (n=6) Bundesländer Abbildung 46: Aufgabenschwerpunkte in den Bundesländern Doris Pröll Seite 96 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Bei dem obigen Diagramm ist die unterschiedliche Anzahl von SozialarbeiterInnen aus den einzelnen Bundesländern zu beachten. Es zeigt sich deutlich, dass alle angegebenen Aufgaben in allen angeführten Bundesländern durchgeführt werden. In Oberösterreich und der Steiermark sind die Aufgaben bezüglich der Arbeitssuche und der Wohnungssicherung weniger stark vertreten. In Salzburg und Tirol gehören diese allerdings zu den höchsten Anteilen. Unterstützung bei Antragstellungen bei Ämtern bieten hauptsächlich Oberösterreich und die Steiermark an. Die Existenzsicherung spielt in Oberösterreich, Steiermark, Wien und Tirol eine eher untergeordnete Rolle. Das Unterstützen beim Finden einer Tagesstruktur ist bei allen angegebenen Bundesländern in einem höheren Bereich angesiedelt. Besonders das Bundesland Oberösterreich hat mit besonderen Problemstellungen wie MigrantInnen, Haftentlassene, besachwalterte und/oder pflegebedürftige Personen zu tun. In Salzburg machen Unterstützungen bei rechtlichen Fragen gemeinsam mit Wohnungssicherung und Existenzsicherung den höchsten Anteil aus. Auch in Oberösterreich und eventuell die Steiermark sind bei rechtlichen Angelegenheiten zu erwähnen, weil diese höher angelegt sind. Spitzenreiter bei den Aufgaben sind in: • Oberösterreich: Antragstellungen bei Ämtern, besondere Problemstellungen • Steiermark: Antragstellungen bei Ämtern • Wien: Antragstellungen bei Ämtern • Salzburg: Wohnungssicherung, Existenzsicherung und rechtliche Fragen • Tirol: Antragstellungen bei Ämtern, Tagesstruktur, besondere Problemstellungen Die Hypothese 1 kann daher nur zu einem sehr geringen Teil bestätigt werden. Das Ergebnis lautet: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben ähnliche bis gleiche Arbeitsschwerpunkte in ihrer Arbeit mit PatientInnen in den einzelnen Bundesländern. Hypothese 2: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben Veränderungs- bzw. Verbesserungswünsche bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen. Diese Hypothese kann eindeutig mit ja beantwortet werden. Hauptsächlich beziehen sich die Antworten auf Nachsorgeeinrichtungen und Fortbildungen. Siehe Kapitel 8.7. Doris Pröll Seite 97 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Hypothese 3: PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten sind grundsätzlich motiviert, sozialarbeiterische Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen. Auch diese Hypothese kann bestätigt werden. Siehe grafische Darstellung im Kapitel 8.3. Hypothese 4: Hauptanliegen der PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten an SozialarbeiterInnen betreffen finanzielle Angelegenheiten. Zur Beantwortung kann Frage 17 (siehe Kapitel 8.4) herangezogen werden. Daraus ergibt sich folgendes Ergebnis. An erster Stelle steht die finanzielle Problematik, an zweiter die Wohnsituation und anschließend folgen Anliegen bezüglich der Arbeitssuche. Somit kann auch diese Hypothese bejaht werden. Hypothese 5: Die Vernetzung zwischen den Krankenanstalten und den nachsorgenden Einrichtungen funktioniert nur mangelhaft. Nennungen (häufig bis sehr häufig) Häufigkeit der Vernetzung der SozialarbeiterInnen mit folgenden Einrichtungen Arbeitsrehabilitation Betreute Wohnformen Sozialamt Tagesstrukturierende Einrichtungen Krankenversicherung Pensionsversicherung OÖ (n=17) ST (n=14) W (n=9) S (n=8) T (n=6) Abbildung 47: Häufigkeit der Vernetzung der SozialarbeiterInnen mit Einrichtungen Diese grafische Darstellung zeigt, dass SozialarbeiterInnen in Krankenanstalten mit den nachsorgenden Einrichtungen vernetzt sind. Unterschiede beziehen sich auf die Arten der Einrichtungen. Doris Pröll Seite 98 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Die SozialarbeiterInnen in Oberösterreich (17 Nennungen) haben den häufigsten Kontakt mit den Versicherungsanstalten (Krankenversicherung, Pensionsversicherung). Mit dem Sozialamt ist die Vernetzung deutlich schwächer. In der Steiermark (14 Nennungen) sind die SozialarbeiterInnen mit allen angegebenen Einrichtungen in einem ähnlichen Ausmaß vernetzt. In Wien (9 Nennungen) sind die betreuten Wohnformen und die Pensionsversicherung an oberster Stelle bezüglich der Kontaktaufnahme. Die SozialarbeiterInnnen in Salzburg (8 Nennungen) haben den häufigsten Kontakt mit den betreuten Wohnformen. Mit tagesstrukturierenden Einrichtungen und mit dem Sozialamt ist die Vernetzung eher gering. Im Bundesland Tirol (6 Nennungen) liegt die Krankenversicherung an der Spitze. An letzter Stelle wird die Arbeitsrehabilitation angegeben. Die Hypothese 5 kann daher in dieser generellen Form nicht bestätigt werden. Mit einzelnen Einrichtungen wie Versicherungsanstalten und betreuten Wohnformen sind die SozialarbeiterInnen der Krankenanstalten in den angeführten Bundesländern sehr häufig in Kontakt. Die Vernetzung mit den Sozialämtern (mit den Ausnahmen Steiermark und Tirol) ist nur gering. Doris Pröll Seite 99 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 9.2 Beantwortung der Forschungsfragen 1) Wie sieht die konkrete Praxis von SozialarbeiterInnen in Österreichs psychiatrischen Krankenanstalten aus? Diese Forschungsfrage lässt sich mit dem Kapitel 8.8 Zusammenfassung der Grundergebnisse zum Großteil beantworten. Hinzu kommt noch der Vergleich zwischen den praktischen Aussagen und der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema. Teilweise stimmen Theorie und Praxis überein. Bei manchen Punkten driften die Fakten allerdings auseinander. Zum Einen ist dies der Fall, weil die berufliche Praxis der SozialarbeiterInnen aufgrund verschiedener Rahmenbedingungen nicht immer der Theorie entsprechen kann. Zum Anderen entsteht bei quantitativen als auch teilweise bei qualitativen Befragungen auch ein gewisses Verständigungsproblem, wenn theoretische Konzepte in der Metaebene zur praktischen Diskussion gestellt werden. Hier stellt sich auch die Frage, wie die PraktikerInnen zu ihren Antworten kommen. Wie sehr ist der Realitätsbezug gegeben? Kennen die PraktikerInnen alle theoretischen Begriffe, die in der Befragung vorkommen? Antworten sie nach Kategorien? Im aktuellen Theorie- und Praxis-Vergleich fällt auf, dass die Befragten bei der Frage nach der Anwendung von Methoden in ihrem Arbeitsfeld keine Methoden in Bezug auf die eigene Profession angeben. Im Kapitel 4.4 sind dies Methoden wie Selbstreflexion, Selbstevaluation, Intervision und Supervision. Der Grund dafür könnte sein, dass ich nicht gezielt danach gefragt habe, sondern nur eine offene Antwortkategorie gewählt habe. Als weiteren Grund vermute ich, dass man bei dem Begriff „Methode“ zuerst an Vorgehensweisen im Umgang mit PatientInnen denkt. Die Methode der Soziotherapie kommt in der diesbezüglichen Literatur sehr häufig vor. Sie zieht sich durch von der Sozialen Arbeit allgemein bis in die Arbeit mit PsychiatriepatientInnnen im Besonderen. Die Wichtigkeit und die damit zu verfolgenden Ziele lassen sich deutlich herauslesen. In der empirischen Befragung allerdings geben 19% der antwortenden SozialarbeiterInnen an, dass sie Soziotherapie überhaupt nicht durchführen. Es bleiben immer noch 35%, die zwar angeben, dass sie Soziotherapie kennen aber nur selten anwenden. Ich nehme an, dass dieser Begriff nicht allen PraktikerInnen bekannt ist. Viele werden Soziotherapie vielleicht eher der Bezeichnung „Gruppenarbeit“ zuordnen. Bei der Frage nach Unsicherheiten in der Methodenanwendung wird Soziotherapie genannt. Viele PraktikerInnen werden „einzelfallorientiert“ arbeiten und daher wird Soziotherapie im Sinne der Milieutherapie auch keine große Rolle spielen. In der Literatur wird Case Doris Pröll Seite 100 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Management als eine übliche und notwendige Methode in der Sozialen Arbeit bezeichnet, die in der Psychiatrie Anwendung findet. Wenn man allerdings diese Aussage mit den Antworten der befragten PraktikerInnen vergleicht, sieht das Bild etwas anders aus. 50% geben an, dass sie Case Management überhaupt nicht bis manchmal durchführen. Ich nehme an, dass bei diesem Begriff Unsicherheiten bestehen, und die Antworten daher in dieser Form ausgefallen sind. Die theoretischen und praktischen Aussagen bezüglich der Sozialen Netzwerkarbeit sind hingegen eher übereinstimmend. In der Literaturrecherche hat sich gezeigt, dass die Sozial- und Gemeindepsychiatrie ein großer und bedeutender Bereich im Psychiatriewesen ist. Allerdings wurde diese Antwortkategorie als möglicher Arbeitsbereich nur einmal gewählt, was mich eher verwundert. Dies könnte bedeuten, dass in sozialpsychiatrischen Anstalten weniger SozialarbeiterInnen tätig sind. Ein anderer Grund könnte sein, dass PraktikerInnen unter Sozial- und Gemeindepsychiatrie auch Tätigkeiten in der Allgemeinpsychiatrie verstehen. Ausschlaggebend für das Ergebnis dürfte auch der Umstand gewesen sein, dass nur SozialarbeiterInnen in Krankenanstalten befragt wurden. Die meisten sozialpsychiatrischen Einrichtungen sind aber extramural (siehe Kapitel 7.1). Die Methode des Empowerments kommt nur in der theoretischen Auseinandersetzung vor. In der Literatur wird u.a. Kritik an Nachsorgeeinrichtungen ausgeübt, insofern, dass die psychiatrische Vollversorgung eine Chronifizierung der PatientInnen bewirken kann. Die SozialarbeiterInnen in der Praxis geben hingegen überdurchschnittlich oft an, dass Nachsorgeeinrichtungen mehr oder weniger österreichweit fehlen oder zuwenig ausgebaut sind. Der Begriff Entlassungsmanagement kommt in der empirischen Befragung relativ häufig vor, obwohl ich nicht gezielt danach gefragt habe. In der Literatur werden Variablen angegeben, die das Gelingen von Entlassungsmanagement bedingen. Dazu gehört u.a. eine ausreichende Vernetzung. Das Kapitel 8.6 zeigt, dass diese Vernetzung zwischen SozialarbeiterInnen und diversen Einrichtungen gegeben ist. Die Methode der Psychoeduktion kommt sowohl in der Theorie als auch in der Praxis vor. Ein alarmierendes Signal zeigt sich in der empirischen Auswertung bezüglich der Wohnversorgung von PsychiatriepatientInnen. Wie schon erwähnt gehört diese zu den Hauptbedürfnissen der Betroffenen. Die SozialarbeiterInnen können diese Grundbedürfnisse allerdings nur sehr eingeschränkt befriedigen, weil adäquate Einrichtungen zum Großteil fehlen. Da verwundert es nicht, dass sich der Hauptanteil der befragten SozialarbeiterInnen besonders einen diesbezüglichen Ausbau wünscht. Doris Pröll Seite 101 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Wenn man die genannten Unsicherheiten mit den Zukunftswünschen kombiniert, könnte man zu folgendem Schluss kommen: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten benötigen und wünschen sich Fortbildungen im rechtlichen Bereich. Regelmäßige Fortbildungsangebote für Methodenanwendung in der Sozialen Arbeit würden nach den Auswertungsergebnissen auch in Anspruch genommen werden. Zusammenfassend lässt sich die Behauptung aufstellen, dass die Soziale Arbeit in den einzelnen Bundesländern nicht auffallend voneinander abweicht. Zum Großteil sind die PraktikerInnen mit ähnlichen Problemsituationen konfrontiert. Lösungsmöglichkeiten für ihren Arbeitsbereich sehen sie hauptsächlich in einem Ausbau von psychosozialen Versorgungsnetzen mit den jeweilig erforderlichen Kriterien: niedrigschwellig, ethisch, adäquat, mobil, ambulant und kostenlos. Rahmenbedingungen dafür sind: ausreichendes Budget für den Sozialbereich, zeitliche Ressourcen für die Betreuung und eine optimale räumliche Ausstattung. In einigen Bereichen streben SozialarbeiterInnen eine Optimierung der Vernetzungen an. Interdisziplinäre Vernetzungstreffen könnten vermehrt ausgebaut werden, um diese Berufsgruppe zu stärken. 2) Welche Zukunftsideen und –Visionen kommen in diesem Arbeitsfeld vor? Zur Beantwortung dieser Frage können die Aussagen zu den Fragen 49 und 50 herangezogen werden (siehe Kapitel 8.7). Hauptpunkte sind wie schon erwähnt Wünsche nach dem Ausbau von Nachsorgeeinrichtungen, ein größeres Angebot an Fortbildungen und eine Optimierung von Vernetzungen. Doris Pröll Seite 102 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 9.3 Handlungsempfehlungen Da die Online-Befragung eine relativ hohe Rücklaufquote erzielt hat, nehme ich an, dass die befragten SozialarbeiterInnen an einem weiteren beruflichen Austausch interessiert wären. Es würde sich sogar eine österreichweite Vernetzung der Berufsgruppe anbieten. Konkret könnte dies auch über eine Internetplattform organisiert werden. Inhalte könnten Hinweise für Fortbildungsveranstaltungen und diverse Vernetzungstreffen sein. Dies könnte u.a. auch eine Chance bieten, die Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich voranzutreiben. Weiters könnten spezifische Fortbildungsangebote wie best-practise-Beispiele und Weiterentwicklungen von Methoden wie z.B. der Soziale Diagnostik organisiert werden. Die Ergebnisse dieser Diplomarbeit könnten auch als Ausgangspunkt für weiterführende differenzierte Fragestellungen in diesem Bereich herangezogen werden. Doris Pröll Seite 103 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 10 Literaturverzeichnis 10.1 Bücher Ansen, Harald: Klaus/Thiersch, Soziale Hans Beratung (Hrsg): in Praxis prekären Lebenslagen Lebensweltorientierter In: Grunwald, Sozialer Arbeit. Handlungszugänge und Methoden in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Weinheim und München: Juventa Verlag 2004 Atteslander, Peter/Kop, Manfred: Befragung. In: Roth, Erwin (Hrsg.): Sozialwissenschaftliche Methoden. Lehr- und Handbuch für Forschung und Praxis. Wien, München: Oldenburg Verlag1995 Atteslander, Peter/Kopp, Manfred: Befragung. In: Roth, Erwin/Holling, Heinz (Hrsg.): Sozialwissenschaftliche Methoden. Lehr- und Handbuch für Forschung und Praxis. Wien, München: R. Oldenbourg Verlag 1999 Binner, Ulrich/Ortmann, Karlheinz: Klinische Sozialarbeit als Sozialtherapie. In: Ortmann, Karlheinz/Röh, Dieter (Hrsg.): Klinische Sozialarbeit. Konzepte. Praxis. Perspektiven. Freiburg im Breisgau: Lambertus -Verlag 2008 Bosshard, Marianne/Ebert, Ursula/Lazarus, Horst: Sozialarbeit und Sozialpädagogik in der Psychiatrie. Bonn: Psychiatrie-Verlag 1999 Brosch, Werner: Psychiatrie. Eine Einführung für Psychotherapeuten, Psychologen und andere professionelle Helfer. Wien: Orac Verlag 1995 Chassè, Kar August/Wenierski, Hans-Jürgen (Hrsg): Praxisfelder der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Weinheim und München: Juventa Verlag 2004 Clausen, Jens/Dresler, Klaus-d., Eichenbrenner, Ilse: Soziale Arbeit im Arbeitsfeld Psychiatrie. Eine Einführung. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag: 1996 Doris Pröll Seite 104 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Dörner, Klaus/Plog, Ursula/Teller, Christine/ Wendt, Frank: Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2002 Dörr Margret: Soziale Arbeit in der Psychiatrie. München: Ernst Reinhardt Verlag 2005 Fachlexikon der sozialen Arbeit. Frankfurt am Main: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge – Eigenverlag: 2002 Gahleitner, Silke/Hahn, Gernot (Hg.): Klinische Sozialarbeit. Zielgruppen und Arbeitsfelder. Beiträge zur psychosozialen Praxis und Forschung 1. Bonn: PsychiatrieVerlag 2008 Galuske, Michael: Methoden der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Weinheim und München: Juventa Verlag: 1998 Herberich, Stefanie/Lenz, Elisabeth: Allgemeinpsychiatrie In: Hinsch, Rüdiger/Pfingsten, Ulrich: Gruppentraining sozialer Kompetenzen GSK. Grundlagen. Durchführung. Anwendungsbeispiele. Weinheim, Basel: Beltz Verlag 2007 Herriger, Norbert: Empowerment in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Stuttgart. Berlin. Köln: Verlag W. Kohlhammer 2002 Huber, Gerd: Psychiatrie. Lehrbuch für Studium und Weiterbildung. Stuttgart: Schattauer Verlagsgesellschaft 1999 Klicpera, Christiian/Gasteiger Klicpera, Barbara: Soziale Dienste. Anforderungen, Organisationsformen und Perspektiven. Wien: WUV-Universitätsverlag 1996 Kottler, Anna: Psychosoziale Beratung in der Klinischen Sozialarbeit. Bedarf und Kompetenzen. Lage: Jacobs-Verlag: 2004 Krisor, Matthias: Aufgehoben in der Gemeinde. Entwicklung und Verankerung einer offenen Psychiatrie. Bonn: Psychiatrie- Verlag 2005 Doris Pröll Seite 105 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Lützenkirchen, Anne: Soziale Arbeit im Gesundheitswesen. Zielgruppen – Praxisfelder – Institutionen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer: 2005 Nestmann, Frank: Ressourcenarbeit In: Grunwald, Klaus/Thiersch, Hans (Hrsg.): Praxis Lebensweltorientierter Sozialer Arbeit. Handlungszugänge und Methoden in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Weinheim und München: Juventa Verlag 2004 Obert, Klaus: Alltags- und lebensweltorientiertes sozialpsychiatrisches Handeln In: Grunwald, Klaus/Thiersch, Hans (Hrsg.): Praxis Lebensweltorientierter Sozialer Arbeit. Handlungszugänge und Methoden in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Weinheim und München: Juventa Verlag 2004 Otto, Hans-Uwe/Oelerich, Gertrud/Micheel, Heinz-Günter: Mehr als ein Anfang. Empirische Forschung in der Sozialen Arbeit In: Empirische Forschung und Soziale Arbeit. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. München/Unterschleißheim: Luchterhand-Fachverlag 2003 Pantucek, Peter: Soziale Diagnostik. Verfahren für die Praxis Sozialer Arbeit. Wien. Köln. Weimar: Böhlau Verlag: 2006 Pareigis, Roland Alexander: Soziales Kompetenztraining in der Klinischen Sozialarbeit In: Ortmann, Karlheinz/Röh, Dieter (Hrsg.): Klinische Sozialarbeit. Konzepte. Praxis. Perspektiven. Freiburg im Breisgau: Lambertus -Verlag 2008 Pauls, Helmut: Klinische Sozialarbeit. Grundlagen und Methoden psychosozialer Behandlung. Weinheim und München: Juventa Verlag: 2004 Pearson, Richard E.: Beratung und soziale Netzwerke. Eine Lern- und Praxisanleitung zur Förderung sozialer Unterstützung. Weinheim und Basel: Beltz Verlag: 1997 Pfingsten, Ulrich: Soziale Kompetenzen und Kompetenzprobleme In: Hinsch, Rüdiger/Pfingsten, Ulrich: Gruppentraining sozialer Kompetenzen GSK. Grundlagen. Durchführung. Anwendungsbeispiele. Weinheim, Basel: Beltz Verlag 2007 Doris Pröll Seite 106 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Popp, Reinhold: Aktivierende Soziale Arbeit. Soziale Kompetenz als Beruf. Salzburg: Verlag AK-Salzburg 2002. Ramseyer, Ulrich: Aufgaben und Herausforderungen der Sozialen Arbeit in einer gemeindenahen Psychiatrieversorgung. Bern: Edition Soziothek 2003 Röttgers, Hanns Rüdiger/Nedjat, Schide: Psychiatrie für Sozialberufe. Krankheitslehre – Behandlungsverfahren – Rechtsfragen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer:2003 Schaffer, Hanne: Empirische Sozialforschung für die Soziale Arbeit. Eine Einführung. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag 2002 Schaub, Heinz-Alex: Klinische Sozialarbeit. Ausgewählte Theorien, Methoden und Arbeitsfelder in Praxis und Forschung. Göttingen: V&R unipress 2008 Staub-Bernasconi, Silvia: Soziale Probleme - Soziale Berufe – Soziale Praxis In: Heiner, Maja et al: Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit. Freiburg im Breisgau: Lambertus Verlag: 1996 Stemmer Lück, Magdalena: Beziehungsräume in der Sozialen Arbeit. Psychoanalytische Theorien und ihre Anwendung in der Praxis. Stuttgart: Kohlhammer Verlag 2004 Steinböck, Herbert: Forensik und Gemeindepsychiatrie In: Steinböck, Herbert/Berger, Heinrich (Hrsg): Ist die Psychiatrie der richtige Ort? Zum Verhältnis von forensischer und sozialer Psychiatrie. Freiburg im Breisgrau: Lambertus Verlag 2003 Thole, Werner (Hrsg): Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2005 Ballew, Julius/Mink, George: Was ist Case Management? In: Unterstützung fallweise. Case Management in der Sozialarbeit. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag: 1995 Doris Pröll Seite 107 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Wittchen, Hans-Ulrich: Handbuch Psychische Störungen. Eine Einführung. Weinheim: Psychologie Verlags Union: 1998 10.2 Zeitschriften Goger, Karin DSA/Tordy, Christian MAS: Wozu Case Management. In: SiÖ. Sozialarbeit in Österreich. Zeitschrift für Soziale Arbeit, Bildung und Politik. Was kann Case Management. Wien: Österreichischer Berufsverband Diplomierter SozialarbeiterInnen:1/2006) Leistungen für psychisch kranke Menschen. Bedarfs- und Entwicklungsplan. Land Salzburg 2002 Ortmann, Karlheinz: Entwicklungen und Potenziale der gesundheitsbezogenen Sozialarbeit. In: SiÖ Sozialarbeit in Österreich. Zeitschrift für Soziale Arbeit, Bildung und Politik. Gesundheit – Herausforderung für die Sozialarbeit. Wien: Österreichischer Berufsverband Diplomierter SozialarbeiterInnen: 2/2008 Pantucek, Peter: Professionalisierung durch Soziale Diagnostik? In: SiÖ Sozialarbeit in Österreich. Zeitschrift für Soziale Arbeit, Bildung und Politik. Gesundheit – Herausforderung für die Sozialarbeit. Wien: Österreichischer Berufsverband Diplomierter SozialarbeiterInnen: 4/2007 Schröer, Ulrike: Diagnostik – Konfrontation mit einem Reizwort. Zeitschrift für Soziale Arbeit, Bildung und Politik. Gesundheit – Herausforderung für die Sozialarbeit. Wien: Österreichischer Berufsverband Diplomierter SozialarbeiterInnen: 4/2007 Zimmermann, Siegfried: Arbeitsfelder, Methoden und Arbeitsinhalte der Sozialarbeit. In: Soziale Arbeit. Zeitschrift für soziale und sozialverwandte Gebiete. 5/2002, Berlin: DZI Verlag 2005, S.170-175 Doris Pröll Seite 108 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 10.3 Internet http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/icd-10/kf00.phtml (ICD 10) http://www.asklepios.com/klinikumnord/html/patienten/sozialdienst/sozialdienst.asp Zugriff am 16.02.2009 http://www.asklepios.com/klinikumnord/html/patienten/sozialdienst/sozialdienst2.asp Zugriff am 16.02.2009 http://www.lsf-graz.at/cms/beitrag/10006761/2171443/?qu=sozialarbeit* Zugriff am 16.02.2009 htttp://www.lsf-graz.at/cms/bilder/11623/80/0/0/fe53615c/ziele.gif Zugriff am 16.02.2009 http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/sozialdienst.2134.0.html Zugriff am 18.02.2009 http://we.klinikumwegr.at/khwels/page/88795855456240529_210562195191241010~2676405941619923 82~267602800865706483_475004368849270227,de.html; Zugriff am 18.02.2009 http://www.avenirsocial.ch/de/p42006915.html Zugriff am 18.02.2009 http://www.psychiatrie.de/dgsp/tagungen/sozialearbeit2003/ Zugriff am 19.02.2009 http://www.tirol-sozialarbeit.at/PDFs/Ethische%20Standards%20Berufspflichten.pdf Zugriff am 19.02.2009 http://www.dbsh.de/html/gesundheit.html Zugriff am 19.02.2009 Doris Pröll Seite 109 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie http://www.ris.bka.gv.at/Land/ http://www.voycer.com http://www.grafstat.de Doris Pröll Seite 110 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 11 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Alter der befragten SozialarbeiterInnen.................................................................52 Abbildung 2:SozialarbeiterInnen in den einzelnen Bundesländern ............................................53 Abbildung 3: Psychiatrische Abteilungen...................................................................................54 Abbildung 4: Behandlungsdauer der PatientInnen.....................................................................55 Abbildung 5: Zuweisungsform der PatientInnen ........................................................................56 Abbildung 6: Krankheitsbilder der PatientInnen .........................................................................57 Abbildung 7: Arbeitssuche bzw. berufliche Rehabilitation ..........................................................59 Abbildung 8: Wohnungssicherung .............................................................................................60 Abbildung 9: Antragstellung bei Ämtern.....................................................................................60 Abbildung 10: Verschuldung bzw. Existenzsicherung................................................................61 Abbildung 11: Obsorgeregelung ................................................................................................62 Abbildung 12: Beziehungsfragen...............................................................................................62 Abbildung 13: Tagesstruktur......................................................................................................63 Abbildung 14: KlientInnen mit besonderen Problemstellungen ..................................................64 Abbildung 15: Rechtliche Fragen...............................................................................................65 Abbildung 16: Ranking meistgenannter Aufgaben .....................................................................65 Abbildung 17: Weitere patientenbezogene Aufgaben ................................................................66 Abbildung 18: Anliegen der PatientInnen...................................................................................67 Abbildung 19: Aufgaben der SozialarbeiterInnen im Stationsteam ............................................68 Abbildung 20: Aufgabenschwerpunkte ......................................................................................70 Abbildung 21: Soziale Beratung ................................................................................................71 Abbildung 22: Case Management .............................................................................................72 Abbildung 23: Soziale Netzwerkarbeit .......................................................................................73 Abbildung 24: Soziale Diagnostik ..............................................................................................73 Abbildung 25: Soziotherapie......................................................................................................74 Abbildung 26: Ranking der meistgenannten Methoden .............................................................75 Abbildung 27: Weitere Methoden ..............................................................................................76 Abbildung 28: Methodenauswahl...............................................................................................77 Abbildung 29: Weiterentwicklung von Methoden .......................................................................78 Abbildung 30: Arbeitsrehabilitation ............................................................................................79 Abbildung 31: Betreute Wohneinrichtungen...............................................................................80 Abbildung 32: Sozialamt............................................................................................................80 Abbildung 33: Wohnungsamt ....................................................................................................81 Abbildung 34: Tagesstrukturierende Einrichtungen ...................................................................82 Abbildung 35: Schuldenberatung...............................................................................................83 Doris Pröll Seite 111 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Abbildung 36: Sozialmedizinischer Dienst .................................................................................84 Abbildung 37: Arbeitsmarktservice ............................................................................................85 Abbildung 38: Krankenversicherungsanstalten..........................................................................85 Abbildung 39: Pensionsversicherungsanstalten ........................................................................86 Abbildung 40: Bewährungshilfe .................................................................................................87 Abbildung 41: Entzugskliniken...................................................................................................87 Abbildung 42: Ranking meistgenannter Einrichtungen ..............................................................88 Abbildung 43: Mehr Informationsaustausch gewünscht .............................................................89 Abbildung 44: Psychosoziale Einrichtungen ..............................................................................90 Abbildung 45: Veränderungswünsche .......................................................................................91 Abbildung 46: Aufgabenschwerpunkte in den Bundesländern ...................................................96 Abbildung 47: Häufigkeit der Vernetzung der SozialarbeiterInnen mit Einrichtungen.................98 Doris Pröll Seite 112 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 12 Anhang 12.1 Psychiatrische Krankenanstalten in Österreich 1. Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien (W) 2. Anton Proksch-Institut Stiftung Genesungsheim Kalksburg, Abteilung für Drogenabhängige (NÖ) 3. Anton-Proksch-Institut Wien, Sonderheilanstalt für Alkoholkranke und Drogenabhängige Wien-Kalksburg (W) 4. Bezirkskrankenhaus Kufstein (T) 5. Christian-Doppler-Klinik Salzburg - Universitätsklinikum der PMU (S) 6. Kardinal Schwarzenberg'sches Krankenhaus (S) 7. Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie Bad Aussee (ST) 8. Klinikum Wels-Grieskirchen (OÖ) 9. Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt (B) 10. Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz-Eggenberg (ST) 11. Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel (W) 12. Krankenhaus St. Josef Braunau (OÖ) 13. Krankenhaus Stiftung Maria-Ebene Frastanz (V) 14. Landesklinik St. Veit (S) 15. Landesklinikum Donauregion Tulln (NÖ) 16. Landesklinikum Mostviertel Amstetten-Mauer (NÖ) 17. Landesklinikum Thermenregion Baden-Mödling (NÖ) 18. Landesklinikum Thermenregion Neunkirchen (NÖ) 19. Landesklinikum Waldviertel Zwettl-Gmünd-Waidhofen/Thaya (NÖ) 20. Landesklinikum Weinviertel Hollabrunn (NÖ) 21. Landeskrankenhaus Klagenfurt (K) 22. Landeskrankenhaus Rankweil (V) 23. Landeskrankenhaus Steyr (OÖ) 24. Landeskrankenhaus Universitätsklinik Innsbruck (T) 25. Landeskrankenhaus Villach (K) 26. Landeskrankenhaus Vöcklabruck (OÖ) 27. Landeskrankenhaus-Universitätsklinikum Graz (ST) 28. Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz (ST) Doris Pröll Seite 113 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 29. Oberosterreichische Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg (OÖ) 30. Privatklinik Hochrum - Sanatorium der Kreuzschwestern Innsbruck (T) 31. Privatklinik St. Radegund für Innere Medizin, Psychiatrie, Neurologie, Orthopädie und Geriatrie/Gerontologie (ST) 32. Psychiatrisches Krankenhaus des Landes Tirol (T) 33. Sonderkrankenanstalt Haus am Walde Treffen (K) 34. Sonderkrankenanstalt Marienhof (NÖ) 35. Sonderkrankenanstalt Neutillmitsch-Gralla (ST) 36. Sozialmedizinisches Zentrum Baumgartner Höhe - Otto Wagner-Spital mit Pflegezentrum (W) 37. Sozialmedizinisches Zentrum Ost der Stadt Wien - Donauspital (W) 38. Sozialmedizinisches Zentrum Süd, Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Gottfried von Preyer'schem Kinderspital (W) 39. Therapiezentrum Ybbs (W) Doris Pröll Seite 114 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 12.2 Der Fragebogen Fragebogen zu den Praxiserfahrungen 1. In welchem psychiatrischen Bereich arbeiten Sie? Mehrfachnennungen sind möglich! Allgemeinpsychiatrie Gemeinde- und Sozialpsychiatrie Akutpsychiatrie Psychosomatik Kinder- und Jugendpsychiatrie Gerontopsychiatrie Forensische Psychiatrie psychiatrische Rehabilitation Suchtbereich 2. In welchem Bundesland arbeiten Sie? Vorarlberg Steiermark Tirol Niederösterreich Salzburg Wien Kärnten Burgenland Oberösterreich PatientInnen 3. Arbeiten Sie mit Mehrfachnennungen sind möglich! LangzeitpatientInnen (durchschnittlicher Aufenthalt 3 Monate oder länger) KurzzeitpatientInnen (durchschnittlicher Aufenthalt unter 3 Monaten) ambulante PatientInnen 4. Wie erfolgt die Zuweisung der PatientInnen zur Sozialen Arbeit? Mehrfachnennungen sind möglich! Pflegepersonal PatientInnen selbst SozialarbeiterInnen Ärzteschaft 5. Mit welchen Krankheitsbildern bzw. psychischen Beeinträchtigungen haben Sie in Ihrer Arbeit hauptsächlich zu tun? Mehrfachnennungen sind möglich! Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen Doris Pröll Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen Intelligenzstörungen Seite 115 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen Entwicklungsstörungen Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Nicht näher bezeichnete psychische Störungen Affektive Störungen Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen 6. Sind über 80% der PatientInnen entsprechend Ihrer Erfahrung nach dem Erstkontakt motiviert, sozialarbeiterische Angebote in Anspruch zu nehmen? ja nein Inhaltliche Aufgaben der SozialarbeiterInnen 7. Wie häufig führen Sie folgende Aufgaben aus? (bezogen auf PatientInnen) Unterstützung bei Arbeitssuche/berufliche Rehabilitation Mehrfachnennungen sind möglich! überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 8. Unterstützung bei Wohnungssicherung überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 9. Unterstützung bei Antragstellungen bei Ämtern überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 10. Unterstützung bei Verschuldung/Existenzsicherung überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 11. Unterstützung bei Obsorgeregelungen überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 12. Unterstützung bei Beziehungsfragen (Trennungsproblematik, Gewalterfahrungen, Isolation) überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 13. Unterstützung beim Finden einer Tagesstruktur überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 14. Unterstützung bei besonderen Problemstellungen (MigrantInnen, Haftentlassene, Besachwalterte, Pflegebedürftige) überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig Doris Pröll Seite 116 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 15. Unterstützung bei rechtlichen Fragen überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 16. Gibt es weitere patientInnenbezogene Aufgaben, die Sie häufig ausführen? 17. Welche drei Anliegen haben PatientInnen hauptsächlich? 18. Welche Aufgaben haben Sie als SozialarbeiterIn im Stationsteam ? Mehrfachnennungen sind möglich! Organisieren von Helferkonferenzen Beteiligung bei Teamsupervision Informationsweitergabe Beteiligung bei Teamintervision Leitung bzw. Anwesenheit bei Teambesprechungen 19. Gibt es Aufgaben, die Ihnen Unsicherheiten bereiten? ja nein 20. Wenn ja, welche Aufgaben bereiten Ihnen Unsicherheiten? 21. Gibt es Aufgabenschwerpunkte in Ihrer Arbeit? ja nein 22. Wenn ja, welche Aufgabenschwerpunkte sind dies? Methoden 23. Welche folgenden Methoden wenden Sie hauptsächlich an? Soziale Beratung überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 2 3 4 5 sehr häufig 2 3 4 5 sehr häufig 24. Case Management überhaupt nicht 1 25. Soziale Netzwerkarbeit überhaupt nicht 1 26. Soziale Diagnostik Doris Pröll Seite 117 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 2 3 4 5 sehr häufig 27. Soziotherapie überhaupt nicht 1 28. Gibt es weitere Methoden, die Sie häufig anwenden? 29. Wodurch ist Ihre Methodenauswahl bedingt/beeinflusst? Mehrfachnennungen sind möglich! Rahmenbedingungen wie Zeit, Organisation Teamvorstellungen persönliche Erfahrungen PatientInnen selbst ökonomische Überlegungen wie Aufwand 30. Gibt es Methoden, die Ihnen Unsicherheiten bereiten? ja nein 31. Wenn ja, welche Unsicherheiten sind das? 32. Gibt es Methoden, die Sie im Lauf Ihrer beruflichen Tätigkeit (im psychiatrischen Bereich) weiterentwickelt haben? nein ja 33. Wenn ja, welche sind das? Vernetzung / Nachsorge 34. Haben Sie mit den folgenden (Nachsorge-) Einrichtungen mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? Arbeitsrehabilitation überhaupt nicht 2 3 4 5 sehr häufig 35. betreute Wohneinrichtungen überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 36. Sozialamt überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 37. Wohnungsamt überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig Doris Pröll 1 Seite 118 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie 38. Tagesstrukturierende Einrichtungen überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 39. Schuldenberatung überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 40. Sozialmedizinischer Dienst überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 41. Arbeitsmarktservice überhaupt nicht 1 3 4 5 sehr häufig 42. Krankenversicherungsanstalten überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 43. Pensionsversicherungsanstalten überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 44. Bewährungshilfe überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 45. Entzugskliniken überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig 2 46. Mit welchen Einrichtungen würden Sie sich mehr Informationsaustausch wünschen? 47. Gibt es nach Ihrer Erfahrung genügend psychosoziale Versorgungseinrichtungen? ja nein 48. Wenn nein, welche psychosozialen Einrichtungen fehlen bzw. sind zuwenig ausgebaut? Persönliche Stellungnahme 49. Haben Sie Veränderungswünsche betreffend Mehrfachnennungen sind möglich! Arbeitsausmaß KlientInnenkontakt Arbeitsinhalte Nachsorgeeinrichtungen Doris Pröll Seite 119 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Fortbildungen 50. Welche Veränderungsvisionen bzw. -ideen haben Sie? 51. Zusätzliche Anmerkungen, Mitteilungen, Ergänzungen? Persönliche Daten 52. Alter Jahre 53. Geschlecht weiblich männlich 54. Wie lange sind Sie bereits im psychiatrischen Bereich tätig? Jahre 55. Haben Sie eine psychotherapeutische Ausbildung? ja nein 56. Wenn ja, welche 57. Ebenfalls wenn ja, was war Ihre Motivation, diese Ausbildung zu machen? Die Auswertung der Daten erfolgt absolut anonym. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Für weitere Anregungen bzw. Fragen stehe ich Ihnen unter folgender E-mail Adresse gerne zur Verfügung: [email protected] Abschicken Eingaben loeschen Dieses Formular wurde mit GrafStat (Ausgabe 2009 / Ver 4.02) erzeugt. Ein Programm v. Uwe W. Diener 1/2009. Informationen zu GrafStat: http://www.grafstat.de Doris Pröll Seite 120 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Anmerkung zum Fragebogen: Aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit der Darstellung des Fragebogens habe ich die Druckversion des GrafStat–Programms anstelle des Voycer-Programms als Anhang verwendet. Inhalt und Fragestellungen bleiben aber unverändert. Doris Pröll Seite 121 von 122 Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre, dass die vorliegende Diplomarbeit von mir selbst verfasst wurde, und dass ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet habe. Doris Pröll Seite 122 von 122