Auf den Spuren der Partisanen im Salzkammergut Landkarte aus “Partisan der Berge” von Sepp Plieseis Kommunistischer Widerstand gegen das Naziregime von 1938 bis 1945 im Bezirk Gmunden Seite 2 Vorwort Diese aktualisierte und erweitere Neuauflage einer 1998 erstmals erschienenen Dokumentation ist ein Beitrag zum 70. Jahrestages der Annexion Österreichs durch Nazideutschland im März 1938 und eine Würdigung des Widerstandes gegen den Hitlerfaschismus in den Jahren 1938 bis 1945. Die KPÖ hat bereits in der Nacht des Einmarsches der Hitlertruppen in einem Aufruf ihren Willen für das Wiedererstehen eines unabhängigen Österreich bekräftigt und damit den im “Moskauer Memorandum” der Alliierten von 1943 geforderten “eigenen Beitrag” zur Befreiung ernst genommen. In Oberösterreich war neben Linz, Steyr und Wels vor allem das Salzkammergut ein Schwerpunkt des Widerstandskampfes, wobei dieser hier sogar die Form des Partisanenkampfes annahm. Durch eine bis zu 600 Personen umfassende Bewegung wurden gewaltige Kräfte der Nazis gebunden. Diese Dokumentation soll aber auch die Arbeit von zwei Kommunisten würdigen, die sich für die Aufarbeitung des Widerstandes im Salzkammergut besondere Verdienste erworben haben. Prof. Peter Kammerstätter (1911-1993) im Rahmen seiner unermüdlichen Forschungen zur Geschichte des Widerstandes auch die Partisanenbewegung durch umfangreiche Materialsammlungen dokumentiert. Und Prof. Franz Kain (1922-1997) hat neben zahlreichen journalistischen Beiträgen dem Widerstand im Salzkammergut in seinem Buch “Der Weg zum Ödensee” auch literarisch ein Denkmal gesetzt. Widerstand im Bezirk Gmunden Auf dem Boden jahrhundertelanger Traditionen Zum Widerstand der KPÖ im Salzkammergut Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet im Salzkammergut eine sehr breite und intensive Widerstandsbewegung gegen den Nazifaschismus entstand, vielmehr hat dies auch mit den besonderen historischen Traditionen des Salzkammergutes und seiner ArbeiterInnenbewegung zusammen. Dieser Widerstand entwickelte den Charakter einer Partisanenbewegung, wie sie zwar für Länder wie Jugoslawien, Albanien, Italien, Frankreich und die Sowjetunion typisch war, in Österreich in ähnlicher Weise aber ansonsten nur in der Steiermark und Kärnten verzeichnet wurde. Aktive KPÖ im Bezirk Auf dieser radikalen Tradition und den Auswirkungen der russischen Oktoberrevolution entstand in den 20er Jahren auch die KPÖ im Salzkammergut, die ihre Zentren in Steyrermühl, Grünau, Gmunden, Ebensee, Ischl und Goisern hatte und bereits 1933 verboten wurde. Die Sektion der KPÖ in Gmunden, offiziell 1930 im Gasthaus „Mühlwang“ gegründet, rief Anfang der 30er Jahre ein Arbeitslosenkomitee ins Leben, auf dessen Forderung die Gemeinde eine öffentliche Wärmestube einrichten mußte und beteiligte sich auch 1932 an berühmten „Hungermarsch“ in Linz. Josef Ehmer, der Verantwortliche für das „Bezirksecho“ war in diesen Komitee unermüdlich tätig und organisierte nach Linzer Vorbild auch in Gmunden einen solchen „Hungermarsch“, an dem den nicht wenige Arbeitslose teilnahmen. Ehmer wurde ver- haftet und zu einer empfindlichen Arreststrafe verurteilt. Ebensee war 1934 auch Schauplatz der Februarkämpfe, die Solvay-Arbeiter streikten, Bahnhof und Postamt wurden besetzt bis am nächsten Tag das Bundesheer den Februaraufstand niederschlug. Viele von der Politik der Sozialdemokratie enttäuschte Arbeiter schlossen sich in der Folge der KPÖ an. In der Illegalität ab Mai 1933 war die Gmundner KPÖ organisatorisch mit der Landesleitung Linz verbunden, während das obere Salzkammergut mit Salzburg zusammenarbeitete. Der spätere KPÖ-Landesobmann Franz Haider nahm oft an den konspirativen Zusammenkünften teil. Diese Sitzungen, bei denen die politische Lage beraten und verschiedene Aktionen vorbereitet wurden, fanden bei der kommunistischen Familie Pauline und Johann Beranek in Pinsdorf statt. Widerstand gegen Austrofaschismus Vom Widerstand der von Josef Ehmer, Matthias Hitzenberger und Josef Jaritsch geleiteten KPÖ im Bezirk Gmunden gegen den Austrofaschismus zeugen zahlreiche Verhaftungen in den Jahren zwischen 1934 und 1938. So wurde bereits 1934 Franz Flachberger Erika Krenn, KPÖ-Bezirkssprecherin Gmunden Leo Furtlehner, KPÖ-Landessprecher OÖ März 2008 Impressum: Medieninhaber (Verleger), Herausgeber, Hersteller: KPÖ-Oberösterreich, Melicharstraße 8, 4020 Linz, Telefon +43 732 652156, Mail [email protected], Web ooe.kpoe.at Linzer KommunistInnen bei einer von Prof. Peter Kammerstätter geleiteten Fahrt im Juni 1993 vor der "Villa Waldhütte" Widerstand im Bezirk Gmunden aus Bad Ischl verurteilt, weil in seinem Haus kommunistische Druckwerke gefunden wurden. 1936 erfolgten bei einer illegalen Versammlung auf der Hoisenradalm bei Ischl 13 Verhaftungen. Am 1. Mai 1936 wurde auf dem Schlot des Solvay-Werkes in Ebensee demonstrativ eine rote Fahne gehisst. In Polizeiberichten wird über durch Radfahrer hergestellte Verbindungen zwischen Steyrermühl und dem oberen Salzkammergut berichtet. Auch wurde festgestellt, dass der „Arbeiterstand der Saline (200 Mann) durchaus kommunistisch gesinnt” ist und sich in der Papierfabrik Steyrermühl „wenig Begeisterung und Verständnis” für die austrofaschistische Gewerkschaft besteht. Als besonders aktiv erwies sich die sogenannte „OKA-Gruppe“ (Beranek, Holy, Huemer) die am Schlot der Hatschek-Zementfabrik und auf verschiedenen Nochspannungsmasten rote Fahnen hisste und Flugblätter gegen den „grünen Faschismus“ herstellte und verteilte. In den letzten Tagen vor der Annexion Österreichs durch hitlerdeutsche Truppen gelang es in Gmunden sogar eine lokale „Volksfront“ zu organisieren, die freilich nicht mehr politisch wirksam werden konnte. Gegen den „Anschluss” Von Anfang an gab es daher im Bezirk Gmunden auch Widerstand der KPÖ gegen den Nazifaschismus nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland im März 1938, wobei das untere Salzkammergut mit Linz, das obere hingegen mit Salzburg in Verbindung stand. So wurde Ende April 1938 in Laakirchen Franz Schallmeisner wegen Flugblattverteilungen gegen den „Anschluss”, in Bad Ischl wurde Max Gottwald wegen „Erregung von Unru- Seite 3 he” verhaftet. Schon ab 1940 bestand in Bad Aussee die Widerstandsgruppe um Albrecht Gaiswinkler, Hans Moser und Valentin Tarra. Die Ischler Gruppe der KPÖ wurde bis 1941 vom Metallarbeiter Johann Leimer aus Bad Goisern, in den Jahren 1941 und 1942 vom Salinenarbeiter Josef Kasberger aus Ebensee geleitet. Ein wichtiges Zentrum des illegalen Kampfes war bis zur Verhaftung der wichtigsten Aktivisten im Jahre 1941 der KJV in Bad Ischl, der seinen Schwerpunkt in der „Literaturarbeit” – der Verbreitung illegaler Flugblätter – hatte. Im Dezember 1941 wurden Josef Huber, Leopold Scheutz, Alois Straubinger, Franz Kain, Alois Zeppezauer, Herbert Filla, Ferdinand Kurzböck und Karl Adamec angeklagt. Im April 1942 folgte die Anklage gegen Franz Föttinger, Friedrich Hirnböck und Raimund Zimpernik. Weitere Verhaftungswellen folgten im Juni 1942 in Goisern (Johann Leimer, Martin Langeder, Josef Huemer, Johann Holly und Georg Hohenberger) und im September 1942 in Ebensee (Josef Kasberger, Josef Kefer und Maria Kasberger) sowie in Bad Ischl (Franz und Maria Wimmer). Die politische Verbreiterung der Widerstandsbewegung und das Entstehen der Partisanenbewegung erfolgte dann 1943 auf Initiative von Sepp Plieseis nach dessen – durch Agnes Primocic, Mali Ziegleder und Theresia Pesendorfer organisierte – Flucht aus dem Außenlagers des KZ Dachau in Hallein ins heimatliche Salzkammergut. Leo Furtlehner Linzer KommunistInnen bei einer von Prof. Peter Kammerstätter geleiteten Fahrt auf den Spuren des Widerstandes im Juni 1993 auf der Postalm Literatur ¯ Gaiswinkler Albrecht, Sprung in die Freiheit, Wien, 1947 ¯ Gmunden 1938, Friedensgruppe Gmunden, Eigenverlag, Gmunden, 1988 ¯ Hammer Katharina, Glanz im Dunkel, Die Bergung von Kunstschätzen im Salzkammergut am Ende des 2. Weltkrieges, ÖBV Publikumsverlag, Wien, 1990 ¯ Huber Ursula, Widerstandsbewegung im Salzkammergut 1933 bis 1945, Hausarbeit, Pädagogische Akademie der Diözese Linz, 1977 ¯ Jachs Sepp, 40 Jahre KPÖ 1918-1958, KPÖ-Gmunden, 1958 ¯ Gugglberger Martina, „Versuche, anständig zu bleiben“ - Widerstand und Verfolgung von Frauen im Reichsgau Oberdonau. In: Hauch Gabriella (Hg.), Frauen im Reichsgau Oberdonau, Geschlechtsspezifische Bruchlinien im Nationalsozialismus, Reihe: Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus, Band 5, OÖ Landesarchiv, Linz, 2006 ¯ Kammerstätter Peter, Aus der Geschichte der KP Oberösterreichs. Daten und Hinweise auf Materialien und Ereignisse. Manuskript, Linz, 1978 ¯ Kammerstätter Peter, Dem Galgen, dem Fallbeil, der Kugel entkommen, Edition Geschichte der Heimat, Grünbach, 2006 ¯ Kammerstätter Peter, Materialsammlung über die Widerstands- und Partisanenbewegung Willy-Fred im Oberen Salzkammergut 1943 bis 1945, Eigenverlag, Linz, 1978 ¯ Karny Thomas, Lesebuch zur Geschichte der Oberösterreichischen Arbeiter, Edition Geschichte der Heimat, Grünbach, 1990 ¯ Plieseis Sepp, Vom Ebro zum Dachstein, Lebenskampf eines österreichischen Arbeiters, Linz, Verlag Neue Zeit, 1946, 400 Seiten, Neuauflagen unter dem Titel „Partisan der Berge“, ab 1971 ¯ Slapnicka Harry, Oberösterreich als es “Oberdonau” hieß, 1938-1945, Landesverlag, Linz, 1978 ¯ Tidl Marie, Frauen im Widerstand, BDFÖ, Wien, 1977 ¯ Topf Christian, Auf den Spuren der Partisanen, Zeitgeschichtliche Wanderungen im Salzkammergut, Edition Geschichte der Heimat, Grünbach, 1996 ¯ Vogl Friedrich (Hg.), Österreichs Eisenbahner im Widerstand, Verlag des ÖGB, Wien, 1968 ¯ Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934-1945, Band 1-2, Bundesverlag Wien, 1982 ¯ Zimpernik Raimund, Der rote Strähn, Dokumentation über den antifaschistischen Widerstand im Salzkammergut, Eigenverlag, Bad Ischl, 1995 Seite 4 Widerstand im Bezirk Gmunden Fred, Willy und die Österreichische Widerstandsbewegung Enorme Kräfte der Nazis gebunden Im Ausseer Gebiet waren die Organisatoren der KPÖ die Gebrüder Egger, Hans Moser, Karl Feldhammer, Walter Peer, Albrecht Gaiswinkler und andere. In Goisern waren es Martin Langeder, der Jugendorganisator war Alois Straubinger usw. In Bad Ischl und über das obere Salzkammergut hinaus war der Organisator Franz Jaritsch, Johann Rettenbacher und andere, dazu stießen Sepp Plieseis, Karl Seidl, die Familien Sams, Pesendorfer usw. Von der illegalen KP-Organisation Bad Ischl nehmen in Spanien im Kampf gegen den Franco-Faschismus Sepp Plieseis, Franz Jaritsch, Karl Seidl, Hans Stadler, Josef Vorkner teil. Eine ganze Reihe von Kommunisten des oberen Salzkammergutes werden in der Zeit von 1934-1938 wegen illegaler Betätigung in die Kerker geworfen. Nach dem Einmarsch der Hitlertruppen werden einige vorübergehend inhaftiert, aber sofort nach ihrer Entlassung wird die Aufklärungsarbeit gegen den Hitlerfaschismus aufgenommen. Es erfolgen die Verhaftungen der OKA-Arbeiter im Bezirk Gmunden, mit ihnen wird der Goiserer Organisator Martin Langeder verhaftet. Dann wiederum griff die Gestapo in Bad Ischl zu, es werden Hans Rettenbacher, Fritz Hirnböck, Johann Flachberger und die KJVler Raimund Zimpernik, Josef Filla, Feri Kurzböck, Hans Zeppezauer und von Goisern Alois Straubinger und Franz Kain verhaftet. Trotz dieses Schlages wird die Parteiarbeit in Ischl von Franz Kefer und in Goisern von Hans Laimer wieder weitergeführt. Nach wenigen Monaten trifft auch sie das Los, von der Gestapo verhaftet zu werden, und neue Funktionäre treten an ihre Stelle. Die Tätigkeit gegen das nationalsozialistische Regime in dem Gebiet von Bad Ischl bis ins Ausseerland ist trotz Verhaftungen und dass eine Reihe von kommunistischen Funktionären und Mitgliedern zum deutschen Heer eingezogen wurden, kaum unterbrochen worden. Den Ausseer Kommunisten ist es gelungen, ohne dass ihre Tätigkeit durch Verhaftungen unterbrochen worden wäre, 1940 eine Widerstandsorganisation zu bilden, vielmehr vorerst eine Leitung, die weit über ihre Reihen hinausging. Nach der gelungenen Flucht aus Gefängnis und Konzentrationslager von Alois Straubinger, Karl Gitzoller (1942) und Sepp Plieseis (August 1943) kommt im November das erste Zusammentreffen dieser zustande und damit der Beginn des Zusammenschlusses aller Widerstandsgruppen zu einer ein- heitlichen und geschlossenen Widerstandsorganisation im oberen Salzkammergut, die gemeinsam gegen das nationalsozialistische Regime kämpfte. Die Organisation bekam den Namen Willy, unter diesem Namen vereinte man alle bestehenden Gruppen und Verbindungen von Einzelpersonen im Gebiet von Bad Ischl bis zum Pötschenpaß, und erst nach diesem erfolgte der Anschluss der Bewegung im Ausseergebiet. Später wurde eine Namensänderung der Widerstands- und Partisanenbewegung notwendig. Der Name Willy war so bekannt geworden und mit der Person Sepp Plieseis so eng verbunden, dass es sehr notwendig wurde, den Namen auf Fred zu korrigieren, auch die führenden Mitglieder fanden es notwendig, ihre schon vorhandenen illegalen Namen zu ändern. Am Ende des Krieges wurde der Name nochmals geändert auf Österreichische Freiheitsbewegung. Im Untergrund war es aus konspirativen Gründen notwendig, eben Namen wie Willy, Fred zu verwenden, beim Übertritt in die Legalität war es notwendig, unter der Fahne, für die gekämpft worden ist, aufzutreten. Die Aufgabenverteilung und die Durchführung war nichts Starres, es veränderte sich ständig je nach Situation und Entwicklung der Dinge und natürlich auch nach der Verfolgung durch das NS-Regime. Die gesamte Bewegung, die Beteiligten muß man in mehrere Gruppen mit verschiedenen Aufgaben einteilen. Eine davon waren jene Menschen, die aus dem Gefängnis und KZ geflüchtet sind, es waren jene, die nicht mehr von ihrem Heimat- oder Fronturlaub eingerückt sind, und solche, die den Einrückungsbefehlen oder der Aufforderung nicht nachgekommen sind, die im Untergrund lebten. Hoch oben im Gebirge oder im Tal im Verborgenen, je nach Situation und Jahreszeit, waren sie jederzeit bereit mit der Waffe in der Hand den Kampf mit dem Gegner aufzunehmen. Die zweite Gruppe der Beteiligten waren in den Betrieben Beschäftigte oder sind anderen Tätigkeiten nachge- Sepp Plieseis (1913-1966) war der wichtigste Organisator der Widerstandsbewegung im Salzkammergut. gangen, die unermüdliche Aufklärungsarbeit, bis zur Sabotage leiteten. Dazu gehörten auch jene, die alles taten, bis zur Selbstverstümmelung, um nicht einrücken zu müssen. Die nach ihrer Genesung in den Betrieben, in denen sie beschäftigt waren, weiter für die Bewegung tätig waren. Das war die große Masse der Gesamtbewegung. Und der dritten Gruppe oblag es, Verbindungen herzustellen, illegale Quartiere zu besorgen, die Versorgung mit Lebensmitteln zu gewährleisten und andere Dinge für die im Untergrund Lebenden zu beschaffen. Natürlich konnten sie dies nicht alleine tun, sie wurden von der zweiten Gruppe unterstützt. Bei dieser Gruppe nehmen die Frauen einen ganz hervorragenden Anteil ein. Die Tätigkeit der Frauen erstreckte sich von der Organisierung der Flucht, von Überbringung von Nachrichten bis zur Versorgung. Manche wurden auch für Waffen-, Munitions- und Sprengstofftransporte eingesetzt. Ohne Frauen wäre diese ganze Bewegung unmöglich gewesen. Alle Beteiligten und Sympathisierenden haben auch große materielle Opfer auf sich genommen. Die Größe ist nicht abzuschätzen. Die vierte Gruppe waren die Ausländer. Wenn sie in der ganzen Widerstandsbewegung nicht so zum Tragen gekommen sind, hatte das seinen Grund, denn die Organisatoren der Bewegung sahen zwar große Möglichkeiten, mit ihnen zusammenzuarbeiten, aber sie versuchten nur einzelne in die Bewegung hereinzuziehen, denn bei einer größeren Anzahl wäre die Unterbringung und auch die Versorgung auf Schwierigkeiten gestoßen. Sie gehörten u. a. zum Bestandteil der Bewegung und zur Betreuung. Es galt, diesen Leu- Widerstand im Bezirk Gmunden ten ihr schweres Los, das sie in der Fremde tragen mußten, zu erleichtern und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie unter österreichischen Freunden leben, nicht aber Feinden. Die letzte, eine kleine Gruppe, die unter der Führung von Albrecht Gaiswinkler stand, war von den Alliierten für andere Aufgaben im oberen Salzkammergut mit dem Fallschirm abgesetzt worden. Die ihr gestellte Aufgabe nach dem Absprung konnte sie nicht mehr durchführen, aber sie konnte doch noch in den letzten Tagen des NS-Regimes Wertvolles für die Befreiung unseres Landes beitragen. Die Gesamtbewegung, die unter der Führung von Sepp Plieseis stand, versuchte mit den Alliierten Verbindung aufzunehmen, um von ihnen Waffen und anderes Kriegsgerät zu bekommen. Es ist ihnen nicht gelungen, diese Verbindung herzustellen. Es wirft sich die Frage auf, wo und wie muß man diese Bewegung einreihen, einstufen. Ist sie eine Widerstandsoder eine Partisanenbewegung? Wenn man im Lexikon nachliest, wird man dort Partisanenbewegung als bewaffnete Widerstandskämpfer, die in einer Kampfgruppe auf dem Heimatboden im Rücken des Feindes gegen den Aggressor kämpfen, bezeichnet sehen. Die Widerstandsorganisation wird bezeichnet als eine Organisation, die die Beeinträchtigung der Tätigkeit der Organe des Staates durch gewaltsamen Widerstand gegen die Durchführung einer staatlichen Maßnahme oder den tödlichen Angriff auf einen Staatsfunktionär wahrend der Ausübung seines Amtes zum Ziel hat. Somit kann man aus der obigen Erklärung ableiten, dass die Bewegung im oberen Salzkammergut einschließlich des Ausseerlandes, in der etwa 600 Menschen vereint waren, von denen man eine Reihe als Angehörige einer Elite bezeichnen kann, die ständig mit Pistolen, Maschinenpistolen, Handgranaten bewaffnet waren, die jederzeit bereit waren, von diesen Schusswaffen Gebrauch zu machen, um sich zu verteidigen oder in Angriff überzugehen, als eine Widerstands- und Partisanenbewegung zu bezeichnen ist, trotzdem sie kein NSDAP-Parteilokal oder einen Gendarmerieposten überfallen und auch keine Funktionäre der NSDAP beseitigt hat. Sie hat in diesem Gebiet durch ihre Anwesenheit und ihr Verhalten erreicht, dass viele gegnerische Kräfte gebunden wurden, dass die Sympathie für ihre Bewegung im ständigen Steigen begriffen war und dass ihre Agitation und die Auseinandersetzung mit der Ideologie des Nazismus fruchtbringend war. Sie Seite 5 hat durch ihr Vorhandensein, durch Verschwinden und Wiederauftauchen die Gestapo, SS und Gendarmerie ständig in Unruhe versetzt und Aktionen ausgelöst. Eine solche wurde im September 1944 mit über 50 Mann Gestapo, SS und Gendarmerie in dem Gebiet der Schoberwiesenalm, Appel-Haus, Wildenseealm durchgeführt, um die Partisanen zu stellen. Die Partisanen wussten von dieser Aktion, sie haben sich nicht gestellt. Ein beteiligter Gendarm berichtete über diese Aktion: ”Sie hätten uns jederzeit abschießen können, ohne dass wir in ihre Nähe gekommen waren.” Sie hätten dies können, aber sie sind ihnen aus dem Wege gegangen. Dadurch ist es ihnen gelungen, ihre Verfolger über ihre Größe und Kampfkraft im unklaren zu lassen. Die Gestapo versuchte, die Widerstands- und Partisanenbewegung und ihre Anhänger mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, sei es durch Provokation, durch Spitzel, Erpresser, Herausfordern zu bekämpfen. Es gelang ihnen nur in Einzelfällen, ansonsten gingen die Aktionen in die Leere. Von ganz großen Aktionen mußten sie absehen, sie wollten zwar dieses Gebiet von den Feinden des Nationalsozialismus säubern - wegen der Alpenfestung, der Luftschutzkeller für die NS-Prominenz, Sammelbecken für die geflüchteten Satellitenregierungen des NS-Regimes und der vielen Lazarette, die sich im Salzkammergut befanden. Zur selben Zeit, als die Gestapo die Schoberwiesenalm-WiIdenseealm-Aktion durchführte (September 1944) wurde von der Gestapo die von ihnen als ”Welser-Gruppe” bezeichnete Landesleitung der KPÖ Oberösterreich ausgehoben. Von etwa 100 verhafteten Frauen und Männern (aus Wels, Stadl-Paura, Steyrermühl, Gmunden, Ebensee, Steyr, Linz und Wien) wurden 69 Männer und Frauen im KZ Mauthausen und Schörgenhub ermordet. Die Widerstands- und Partisanenbewegung, Freiheitsbewegung, war eine Gemeinschaft von Personen und Gruppen, die verschiedenen politischen Richtungen und Konfessionen angehört haben, die durch keine Leitung angeleitet wurden oder auch unterstanden. Vier Grundprinzipien waren für jeden, der dieser Bewegung angehörte, grundsätzlich zu befolgen: Die Eigeninitiative zum baldigen Erreichen des gestellten Zieles; die freiwillige Disziplin bei der Durchführung von Anweisungen; Konspirativität in seiner Tätigkeit zum Schutz der gesamten Bewegung; Verschwiegenheit gegenüber dem Feind, in welche Lage er auch kommen mag. Die Bewegung wurde angeleitet von einzelnen Personen durch persönliche Kontakte in der Zeit von 1938-1945, in der ersten Zeit auch durch Vertreter des ZK der KPÖ. In der Zeit von 1943/44 beginnt die Anleitung vorwiegend durch Sepp Plieseis und seine nächste Umgebung. Sie entsprach den Anweisungen des ZK der KPÖ (Die Rote Fahne, Februar 1939, ”Die Partei lebt. Die neue Lage erfordert eine neue Organisationspraxis… Gerade heute ist es die Aufgabe und Pflicht eines jeden Kommunisten, selbständig und initiativ zu arbeiten, um sich einen Kreis von Antifaschisten zu sammeln...”) Dazu kamen die politischen Richtlinien und Hinweise von Radio Moskau und andere Auslandssender. Eine Leitung für das ganze Gebiet zu schaffen, war mit großen Gefahren verbunden und stand vollkommen im Gegensatz zu den Erfahrungen aus der vergangenen illegalen Tätigkeit und der Konspirativität. Darum wurde keine Leitung geschaffen. Nach dem Zusammenbruch des Hitlerreiches wurde weiterhin, soweit es überhaupt noch möglich war, soweit die einzelnen Gruppen und Personen sich nicht selbständig gemacht haben auf Grund der örtlichen Verhältnisse, die Zusammenarbeit durch die persönlichen Kontakte von Sepp Plieseis aufrechterhalten. Diese Arbeitsform und die Beibehaltung der Kontakte war gut, widersprach jetzt vollkommen der neuen Situation, der Halblegalität, die die amerikanische Besatzungsmacht zuließ. Zwar war die Freiheitsbewegung anerkannt, d. h. Teile von ihnen übernahmen mit der Zustimmung der amerikanischen Besatzung in den Gemeinden und Betrieben verschiedene Aufgaben. Aber ein Teil der Anhänger der Bewegung sahen mit dem Zusammenbruch des Hitlerregimes ihre Aufgabe als erfüllt und gingen ihrem Beruf oder sonstigen Tätigkeit wieder nach. Diese Personen überließen wegen des Berufes oder ihrer Bescheidenheit oder wegen anderer repräsentativer Personen oder für jene, die schon früher in der Öffentlichkeit gewirkt hatten, die aber oftmals mit der Widerstands- und Partisanenbewegung fast in keinerlei Verbindung standen, aber das Vertrauen der Besatzungsmacht erworben hatten, ihren Platz. l Quelle: Peter Kammerstätter, Die Widerstandsbewegung im oberen Salzkammergut Seite 6 Widerstand im Bezirk Gmunden Die Stadt durch die Widerstandsbewegung befreit Bad Ischl vor der Zerstörung bewahrt In Linz hielt Gauleiter Eigruber noch drohende Reden und er machte die Drohungen auch wahr. „Ich decke jeden Volkssturmmann, jedes Exekutivorgan und jedes Mitglied der NSDAP, wenn er gegen Verräter sofort von der Schusswaffe Gebrauch macht“, erklärte er und er konnte noch verkünden: „Die ersten zwei Fahnenflüchtigen hängen seit gestern an der Brücke von Enns.“ Das geschah noch am 18. April 1945. Aber im Salzkammergut konnten zur selben Zeit, dank der unermüdlichen und aufopferungsvollen Arbeit der Freiheitsbewegung, schon Taten gesetzt werden, die der sinnlosen Zerstörungswut Einhalt geboten und dazu führten, dass die Wahnsinnsbefehle Eigrubers und seiner Clique nicht mehr furchtbare Wirklichkeit werden konnten. Schwerwiegende Entscheidungen Bald nach der Befreiung Wiens trafen im altbekannten Hotel „Post“ in Bad Ischl Männer der unterschiedlichsten Weltanschauung zusammen. Inmitten zurückflutender Heeresmassen und SS-Truppen, die sich weiter in die Alpenfestung zurückziehen wollten, fand hier, mitten im Zentrum von Bad Ischl, eine Beratung statt, die schwerwiegende Entscheidungen zu treffen hatte. Bad Ischl war eine offene Stadt, weil es zu einem Lazarettzentrum geworden war. Im Hotel „Kaiserkrone“, im Hotel „Elisabeth“ und im Hotel „Bauer“ waren Verwundete untergebracht, dazu kamen evakuierte Frauen und Kinder aus vielen Teilen Deutschlands, und dazu noch tausende Flüchtlinge aus jenen Gebieten, die bereits von der Front überrollt waren. Aus dieser Situation ergaben sich für die Männer, die sich zum Ziel gesetzt hatten, Bad Ischl vor Untergang und Zerstörung zu bewahren, besondere Aufgaben. Es war eine scheinbar bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, die sich hier getroffen hatte, aber die Sorge um die Stadt war das einheitliche Band, und jeder der Männer wusste, dass es seinen Kopf kosten würde, wenn die Pläne, die sie hier ausarbeiteten, scheitern sollten oder wenn die Machthaber von diesen Plänen erfuhren. Zentrum Hotel „Post“ An der Besprechung nahmen teil: Oberst a.D. Wöhrle, Karl Fahrner, der angesehene Kapellmeister der Salinenmusik, Graf Altenburg, der in der Kaisvervilla wohnte und ein Enkel des Kaisers Franz Joseph war, der Hotelier Koch und dessen Mutter, Bahnhofsvorstand Binna, die Wehrmachtsoffiziere Brandweiner und Kloimstein, der Besitzer der bekannten Wagnermühle Wagner, Medizinalrat Doktor Prochaska, der Leiter des Kurmittelhauses, sowie die Widerstandskämpfer Favoretti und Sepp Plieseis. Bei der Beratung, die um Mitte April stattfand, wurden drei wichtige Beschlüsse gefasst: Ein Parlamentär sollte zu den alliierten Truppen entsandt werden, um ihnen die Lage der Stadt zu schildern und ihnen die Versicherung zu geben, dass ihnen in der Stadt kein Widerstand entgegengesetzt werde. Die Sprengladungen sollten aus den Brücken entfernt werden, weil es im Falle einer Sprengung zu Kampfhandlungen kommen würde, die sich auf die offene Stadt verheerend auswirken würden. Schließlich sollten die gefährlichsten Scharfmacher der NSDAP verhaftet werden. Die erste Aufgabe, die bewältigt werden konnte, war die Entsendung eines militärischen Parlamentärs zu den amerikanischen Truppen. Bald nachdem dieser zurückgekehrt war, konnten auch die Sprengladungen von den Brücken entfernt werden. Einer der Offiziere, die nun zu dem Befreiungskomitee gehörten, gab dem verantwortlichen Sprengmeister, der dienstverpflichtet war, den Befehl, die Minen zu entfernen. Dieser glaubte, dass die Anordnung wirklich von den militärischen Stellen kam und führte den Befehl strikt aus. Ein wirkungsvolles Plakat „Wir erfuhren von den Offizieren viele Nachrichten, die sonst nicht so leicht zu uns gekommen wären“, berichtet uns ein Teilnehmer an den Beratungen im Hotel „Post“, „und das machte unsere Aufgabe leichter.“ Die Ereignisse drängten, und es mußten neue Maßnahmen ergriffen werden. Es kam zu einem kühnen Handstreich, der einzigartig dasteht in den Tagen vor der Befreiung, weil er sich zu einer Zeit ereignete, da in Mauthausen noch 40 Kommunisten und Sozialisten ermordet wurden und die Hinrichtungen in dem Raum, über den die Gauleitung noch gebieten konnte, sprunghaft anstiegen. „Durch die beiden Offiziere erfuhren wir, dass der Stadtkommandant Oberst Münster sich abgesetzt hatte“, erzählt ein Genosse, der an der Bewegung dieser Tage führend beteiligt gewesen war. „Diese Tatsache war natürlich in Bad Ischl nicht bekannt, nur einige Offiziere wussten davon. Wir gingen nun dazu über, die Autorität des geflüchteten Kommandanten für uns auszunützen. Wir ließen in der Druckerei Plasser Plakate drucken, die folgendes anordneten: ‘Die Zivilbevölkerung hat sofort alle Waffen abzuliefern, außerdem wird für das Stadtgebiet ein Ausgehverbot während der Nachtstunden verhängt.’ Diese Plakate wurden angeschlagen, und da sie die Unterschrift von Oberst Münster zeigten, wurden die Anordnungen auch eingehalten. Es sammelten sich Waffen an, mit denen die Freiheitskämpfer ausgerüstet werden konnten. um der ‘Anordnung von Oberst Münster’ Nachdruck zu verleihen, wurde der Inhalt des Plakats auch ausgetrommelt. Einer der Offiziere, die bei uns mitmachten, ging mit einer Patrouille in der Umgebung der Stadt umher, und nach einem Trommelwirbel und Trompetenstößen wurde wie in alten Zeiten die Anordnung bekannt gegeben. Gleichzeitig wurde der Befehl ausgegeben, die drei gefährlichsten Fanatiker in Bad Ischl zu verhaften, und wieder konnte die Sache so eingefädelt werden, dass die Exekutivorgane glaubten, der Befehl käme von der Stadtkommandantur. Die drei wurden verhaftet und ins Bezirksgericht eingeliefert.“ Das Plakat hatte jedoch einen Fehler: Man hatte in der Eile vergessen, ein Datum unter die Anordnung zu setzen, und das machte den Anschlag natürlich verdächtig. Außerdem wussten verschiedene Offiziere, dass Oberst Münster ja gar nicht mehr da sei, und plötzlich tauchten Gegenbefehle auf. Es ist nie bekanntgeworden, von wem diese Gegenbefehle ausgingen. Jedenfalls hörte die Waffenabgabe wieder auf, und auch die drei verhafteten politischen Leiter wurden wieder freigelassen. Jetzt war höchste Gefahr im Verzuge, denn nun lag es auf der Hand, dass in Bad Ischl zwei Kräfte miteinander ringen, und dieses Ringen mußte über kurz oder lang einer Entscheidung zutreiben. Inzwischen hatten sich in Bad Ischl neue Truppenkörper zusammengezogen. Im Pfandlwald lagerten große Truppenverbände, ebenso im Rettenbachtal, im Wald zwischen der Traun und dem Attersee, an der sogenannten Engleithenstraße und von dort bis zum Pötschenpaß hinauf. Widerstand im Bezirk Gmunden SS im Haus „Miramonte“ Die Truppen waren noch alle intakt und schwer bewaffnet. Wenn in Bad Ischl etwas passieren würde, das den Kampf auslöste, und die Truppen eingreifen würden, dann wäre das Schicksal der Stadt, die zu normalen Zeiten etwa 10.000 Einwohner gehabt hat, jetzt aber rund 40.000 Menschen in ihren Grenzen hatte, besiegelt gewesen. Den Ortsgruppenleitern, die nun wussten, dass die letzte Entscheidung heranreifte und die nun wieder frei waren, war alles zuzutrauen. Besonders gefährlich war die Besatzung des Hotels „Miramonte“ oberhalb von Kaltenbach. Hier hatte sich eine SS-Truppe einquartiert, die sich als Luftwaffeneinheit tarnte und schnell ihre Fahrzeuge mit einem anderen Anstrich versah. Es ist anzunehmen, dass sich zwischen den politischen Leitern von Bad Ischl und der SS im Hotel Miramonte Fäden spannen. Die SS im Miramonte und seiner Umgebung wurde zudem täglich stärker. Sie erhielt Zuzug aus dem Konzentrationslager Ebensee, von wo sich Offiziere und Unteroffiziere absetzten, die schwere Blutschuld auf sich geladen hatten. Dieser Gruppe war zuzutrauen, dass sie in einem letzten Verzweiflungsakt die ganze Stadt in ihren eigenen Untergang mit hineinreißen würde. Das Komitee im Hotel „Post“, das nun in Permanenz tagte, bekam Nachricht, dass die SS in Kaltenbach sich anschicke, die Gesetze einer offenen Stadt missachtend, in den Kern der Stadt einzudringen, um das Hotel „Post“ „auszuheben“. In fliegender Eile wurde alles in Verteidigungsbereitschaft gebracht. Als sich die Dinge so zugespitzt hatten, erschien ein einzelner amerikanischer Panzer. Er kam offenbar im Zusammenhang mit den Verhandlungen des Parlamentärs, die dieser eine Woche vorher geführt hatte. Er war von Mitterweißenbach heraufgekommemn und fuhr langsam durch die Stadt. Das Befreiungskomitee im Hotel „Post“ war der Meinung, dass nun der Einmarsch der Amerikaner erfolgen würde und gab die Anweisung, dass sich die Freiheitsbewegung nun öffentlich zeigen soll. Auf den Straßen sah man auf einmal hunderte Menschen, die, mit einer roten Armbinde versehen, ihre Zugehörigkeit zur Freiheitsbewegung bekundeten. Eine Delegation des Komitees ging zum Bürgermeister und eröffnete ihm, dass er bis zum Eintreffen der amerikanischen Truppen die Weisungen des Befreiungskomitees zu befolgen habe. Er willigte ein und blieb daher noch im Amt. Seite 7 Der Vorhutpanzer war indessen von Bad Ischl nach Goisern gefahren und war dort, am Fuße des Pötschenpasses, auf Widerstand gestoßen. Darauf machte er sofort kehrt und fuhr über Bad Ischl zurück. Kurz darauf wurden die Heereskolonnen und die Zivilbevölkerung am Fuße des Pötschenpasses von einem Jagdbomberverband mit Bomben belegt und mit Bordwaffen beschossen. Nun stand das Schicksal von Bad Ischl noch einmal auf des Messers Schneide. Das Komitee fasste den Beschluss, die zwei fanatischen Ortsgruppenleiter wieder zu verhaften. Sie wurden bei der Festnahme, da sie Widerstand leisten wollten, erschossen. Sie waren die einzigen Opfer jener Tage, und auch sie wären nicht umgekommen, wenn sie wenigstens jetzt ihre sinnlose Haltung aufgegeben hätten. Großes Depot gesichert In den Tagen vom 2. bis 5. Mai 1945 übte das Befreiungskomitee in Bad Ischl die Macht aus, noch bevor die amerikanischen Truppen die Stadt besetzten. In der Villa Rothstein bei Lauffen war ein riesiges Depot für Verpflegung und andere Waren untergebracht. Das Lager wurde beschlagnahmt und bewacht. Auch dies geschah noch immer inmitten von starken Truppenkontingenten. So konnte die Verpflegung für die nächste Zeit gesichert werden. Die Befreiung von Bad Ischl war das Signal zum Losschlagen in Goisern, und die Macht des „Dritten Reiches“ hatte im Salzkammergut zu bestehen aufgehört, zu einer Zeit, da in Linz noch das Standgericht wütete. Am 5. Mai marschierten dann, von Salzburg kommend, amerikanische Truppen in Bad Ischl ein, und als die Spitze das Rathaus erreichte, konnte von der Freiheitsbewegung eine unversehrte Stadt in voller Ordnung übergeben werden. Wenn es in Bad Ischl nicht gelungen wäre, den sinnlosen Zerstörungsbefehlen entgegenzuwirken, und wenn dadurch die Bombardierung und die Verheerung der Stadt verhindert werden konnte, dann verdankt die Stadt dies den tapferen Männern jener Tage, die in der Stunde der höchsten Gefahr unter Einsatz ihres Lebens für ein gemeinsames Ziel in Aktion getreten sind. NS: Der Bericht wurde gemeinsam mit Sepp Plieseis erstellt und für den Druck autorisiert. Franz Kain Widerstand von Frauen im Salzkammergut: Das Rückgrat der Partisanen Ab April 1944 hielten sich sechs bis acht politisch Verfolgte im sogenannten „Igel“ im Toten Gebirge verborgen, ihre Zahl wuchs bis zum Frühjahr 1945 auf 35 und mehr Personen an. Sie mußten zum Großteil vom Tal aus mit Lebensmitteln versorgt werden. Insgesamt halfen zwischen 500 und 600 Menschen mit, die Ernährungsgrundlage der Gebirgspartisanen zu sichern. Ab 1943 hatte sich die Stimmung dermaßen zu Ungunsten des Regimes verändert, dass aus allen sozialen Gruppen und politischen Lagern Beispiele für „individuellen Widerstand“ nachzuweisen sind. Diese Bereitschaft verbindet sich mit den Aktivitäten der vor allem von KommunistInnen, Katholiken, „kleinen“ Nationalsozialisten und Parteilosen getragenen Widerstandsgruppe im engeren Sinn. Die historisch belegten Kontakte zwischen Arbeitern, Jägern, Geschäftsleuten und einer Reihe von Pfarrhöfen des Salzkammergutes wurden vor allem von Frauen hergestellt. In den meisten Fällen nützten sie die gängigen weiblichen Rollenbilder dazu, um möglichst unscheinbar zu wirken. Lange Zeit blieben die Verdienste der Frauen in der Widerstandsbewegung des Salzkammergutes aus der Geschichtsschreibung ausgespart. Erst Peter Kammerstätter hat die Thematik des weiblichen Widerstandes in dieser Region in seiner „Ma- terialiensammlung“ zu aktualisieren vermocht. Elisabeth Reichart macht in ihrer 1983 an der Universität Salzburg approbierten Dissertation auf ein interessantes Detail aufmerksam, indem sie darauf hinweist, dass Sepp Plieseis’ autobiografische Darstellung der Ereignisse (Vom Ebro zum Dachstein, Lebenskampf eines österreichischen Arbeiters, Wien, 1946) von den Erzählungen der Frauen abweicht, die sie interviewt hat: „Die Handlungen der Frauen sind entweder ganz weggelassen … oder sie werden den Männern zugeschoben: Besorgung der Fluchtutensilien, des Quartiers - und hier beantwortet sich unsere Frage: Deshalb durfte Plieseis auch die Resi Pesendorfer nicht kennen, denn alle konspirativen Handlungen `müssen Männerhandlungen sein.’ Das geht soweit, dass die Frauen zwar das Essen bringen, aber woher sie es bekommen, wie sie es organisieren, das wird wieder den Männern, wenn schon nicht zuge- Seite 8 Widerstand im Bezirk Gmunden schrieben, so doch in den Mund gelegt: `...wir futtern schon drei Genossen durch...’, `...ich hab dir was zum Essen mitgebracht...’ - die Frauen, die dieses Essen ermöglichten, werden verschwiegen, sie werden ihrer Handlungen enteignet.“ Am Beispiel der Flucht von Sepp Plieseis aus dem Nebenlager Hallein soll gezeigt werden, wie unterschiedlich die Rolle der Frauen im Widerstand dargestellt wird. Die Rückkehr Sepp Plieseis’ ins Salzkammergut im Herbst 1943 stellte in gewisser Weise den Beginn der Widerstandsbewegung in dieser Region dar und rechtfertigt somit die nähere Aufmerksamkeit. In Hallein hatten Agnes Primocic und Mali Ziegleder Zivilkleider besorgt und Kontakte zu Frauen des Salzkammergutes, besonders zu Resi Pesendorfer, hergestellt. Sie organisierte ein Quartier und die notwendigen Lebensmittel für Plieseis und den als Fluchthelfer fungierenden Karl Gitzoller. Resi Pesendorfer beschreibt ihre Widerstandstätigkeit folgendermaßen: „Die Zeit vom Herbst bis ins Frühjahr (1944/45, die Verf.) war am allerschlimmsten, es hat uns viel Nervenkraft gekostet. Die ganze Zeit bestand meine Aufgabe darin, Kurierdienste zu tun, nach Goisern, Ebensee, Hallein, Bad Aussee. Nach Aussee zur Feldhammer Marianne kam ich an dem Tag nach der Ermordung des Feldhammer Karl durch die Gestapo im Jänner 1945 hin. Wenn Plieseis etwas benötigte, dann schickte er mich, seine Aufträge durchzuführen. Die Lebensmittelbeschaffung war eine sehr schwierige Aufgabe. Wir haben bei unseren Bekannten und verläßlichen Menschen in Bad Ischl gesammelt. Es waren auch ehemalige Nationalsozialisten, u.a. Geschäftsleute, dabei, die uns Brotmarken und andere Esswaren, die sie abzweigen konnten, gaben.“ Wiederholte Male ist auf Karl Feldhammer aus Bad Aussee und die Bedeutung seines Hauses für die Widerstandsbewegung hingewiesen worden. Seine Frau Marianne hat mit ihrem Mut und ihrer Zähigkeit unzählige Male mitgeholfen, die Versorgung der Männer im „Igel“ zu sichern. Ingrid Moser Widerstandskämpfer in ihrem Versteck im "Igel" auf der steirischen Seite des Salzkammergutes Sepp Plieseis (1913-1967) Der Partisan der Berge Josef Plieseis, geboren am 20. Dezember 1913 in Bad Ischl - Lauffen, gestorben am 21. Oktober 1966 in Bad Ischl, ist in der Österreichischen Geschichte als wichtiger Organisator des antifaschistischen Widerstandes im Salzkammergut von 1943-1945 bekannt geworden. Deshalb dazu einige kurze bio-bibliographische Notizen: In Kindheit und Jugend war Plieseis tätig bei den Kinderfreunden und in der Sozialistischen Arbeiterjugend. Nach dem Februar 1934 wurde Plieseis wie viele andere Mitglied der Kommunistischen Partei. Dem antifaschistischen Internationalismus verbunden beteiligte er sich an den Internationalen Brigaden in Spanien, wohin er 1937 auf abenteuerliche gelangte und für die Verteidigung der republikanischen Demokratie unter anderem als Sprengexperte kämpfte, an der Hinterfront und an der Aragonfront. Verwundet wurde er ein zweites Mal an dieser Front eingesetzt. Nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges ging er nach Frankreich und war hier in verschiedenen Anhalte- und Konzentrationslagern wie Gurs, St. Cyprienne und Argiles. Nach einem missglückten Fluchtversuch versuchte er 1941 ins Salzkammergut zurückzukehren. Beim Übertritt über die französische Demarkationslinie wurde er von den deutschen Behörden übernommen und als „Rot-Spanier“ ins Polizeigefängnis Linz übergeführt. Nachdem er eine freiwillige Meldung an die Front abgelehnt hatte, kam er ins Konzentrationslager Dachau. Es glückte ihm, vom KZ Dachau aus in das KZ-Außenlager Vigaun bei Hallein zu kommen. Allerdings befanden sich hier, in einem Ausbildungslager der SS, etwa 1.500 bis 2.000 Männer der SS. Mit Hilfe von Landarbeiterinnen aus der Umgebung gelang ihm, nachdem bereits sein Rücktransport in das KZ Dachau geplant war, am 23. Ok- tober 1943 die Flucht über die Berge. Massive Suchbemühungen der SS verliefen erfolglos. Plieseis konnte sich bis zum Kriegsende, bis zur Befreiung, in verschiedenen Verstecken des Salzkammergutes, insbesondere im Gebirgswald, dem gut versteckten „Igel“-Lager verbergen. Von diesem aus entwickelt sich die Leitung der Widerstandsgruppe „Willy“, die dann „Fred“ hieß, die dank der großen Erfahrungen Plieseis´ bei den InterbrigadistInnen und in den verschiedenen Konzentrationslagern vorsichtig und realistisch zahlreiche deutsche Kräfte der Nazis binden konnte und das innere Salzkammergut zum Schwerpunkt des antinazistischen Widerstandes in Oberösterreich machte. Die mit ihm sich relativ einheitlich entwickelnde Widerstandsgruppe arbeitete dann auch mit der schon 1940 im Ausseerland gegründeten Gruppe (Valentin Tarra, Moser, Albrecht Gaiswinkler) zusammen. Nach der US-Besetzung von Ischl wurde Plieseis für Sicherheitsfragen im Raum Ischl zuständig und anschließend Beamter der Stadtgemeinde Bad Ischl. Er wirkte auch in verschiedenen Punktionen der KPÖ und des Bundesverbandes der österreichischen Widerstandskämpferinnen (KZ-Verband). Plieseis war mit Maria, geborene Wagner, verwitwete Ganhör, verheiratet. Einzelne Abschnitte seines bewegten Lebens schrieb er nieder. Günther Grabner Literatur: ¯ Topf Christian, Auf den Spuren der Partisanen… ¯ Langbein Hermann, .....nicht wie die Schafe zur Schlachtbank, Widerstand in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch, 25. Tausend, 1997, Seiten 80,193,251,281,322 ¯ Plieseis Sepp, Vom Ebro zum Dachstein… ¯ Kammerstätter Peter, Materialsammlung… Widerstand im Bezirk Gmunden Seite 9 Kurzbiographien der Partisanenbewegung im Salzkammergut Beispiele des Widerstandes Die nachstehenden Kurzbiografien umfasst Personen, die in der insgesamt rund 600 Personen umfassenden antifaschistischen Widerstands- und Partisanenbewegung im oberen Salzkammergut und Ausseer Land eine wichtige Rolle spielten. KommunistInnen spielten in dieser Bewegung eine tragende Rolle: Egger Leni (geb. Schaunitzer), geb. am 2. August 1910 in Rottenmann, arbeitete nach dem Volksschulbesuch im Haushalt, 1940 heiratete sie Ludwig Egger und unterstützte ihren Gatten politisch, später Mitglied der Widerstandsgruppe ”Willy”, gest. in Bad Aussee am 12. Jänner 1992 Feldhammer Karl, geb. am 16. Dezember 1910 in Bad Aussee, erlernte das Tischlerhandwerk, während der Zeit der Wirtschaftskrise arbeitslos, 1939 an die Westfront eingezogen, 1941 nach dem Militäreinsatz in der Saline Ebensee dienstverpflichtet, verweigerte am 10. September 1944 eine neuerliche Einberufung zum Millitärdienst durch Flucht in die Berge, dort Kontakt mit der Gruppe von Plieseis, Deckname ”Otto”, gest. in Bad Aussee am 15. Juni 1988 Feldhammer Karl, geb. am 23. September 1909, arbeitete nach dem Volksschulbesuch als Holzknecht, Hilfsarbeiter und Tischler, nach längerer Arbeitslosigkeit (7 Jahre) Holzschuhmacher mit der Saline Bad Aussee als Abnehmer, schon früh in der Arbeiterbewegung, bis 1934 Mitglied der SPÖ, nach dem Februaraufstand Beitritt zur KPÖ und aktiver Funktionär in Bad Aussee, nach dem Einmarsch der Hitlertruppen verhaftet und in das Bezirksgericht Bad Ischl gebracht, jedoch 14 Tage später wieder freigelassen, Kontakt zur Widerstandsgruppe in Bad Ischl durch Hans Rettenbacher Hans und Resi Pesendorfer, am 26. Jänner 1945 bei der Flucht aus dem Fenster seines Hauses von der Gestapo erschossen Feldhammer Marianne, geb. am 14. März 1909 in Altaussee, besuchte die Volksschule, kam durch ihren Gatten Karl zur KPÖ, in der Widerstandsgruppe bei der Quartierbeschaffung für Deserteure und zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt, beschaffte und transportierte Nahrungsmittel für die um die Blaa-Alm versteckten Partisanen, in Bad Ischl ständiger Kontakt zu Resi Pesendorfer, ihre Lebensgeschichte wurde von Walter Wippersberg unter dem Titel ”Das Ende eines langen Winters” verfilmt, gest. in Bad Aussee 1996 Gaiswinkler Albrecht, geb. am 29. Oktober 1905 in Bad Aussee als Sohn eines Salinenarbeiters, nach dem Besuch der Volks- und der Bürgerschule Straßenarbeiter, dann bei der Ausseer Gebietskrankenkasse beschäftigt, schon als Jugendlicher Mitglied der SAJ, später Schriftführer in der SPÖ und Kompaniekommandant beim Schutzbund, nach dem Februar 1934 politisch verfolgt, acht Monate im Gefängnis in Leoben, später Bezirksorganisator der Revolutionären Sozialisten, kurze Zeit auch Mitglied der KPÖ, am 23. Februar 1940 Gründungsmitglied der Ausseer Widerstandsbewegung, nach 1945 Bürgermeister von Altaussee und Nationalratsabgeordneter, gest. am 11. Mai 1979 Gitzoller Karl, geb. am 1. Jänner 1905 in Strobl, nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf eines Maschinenschlossers, 1929 lernte er Sepp Plieseis kennen, von 1931 bis 1938 zeitweise beim Straßenbau beschäftigt, 1934 Eintritt in die KPÖ, dort lernte er Franz Jaritsch kennen, in den Steyrwerken dienstverpflichtet, Kontakt zur Widerstandsorganisation in Steyr durch Vermittlung von Hans Rettenbacher, im Oktober 1942 erstmals von der Gestapo verhaftet und nach Wels überstellt, kurz vor dem Kreisgericht Flucht nach Bad Ischl, dort von Resi Pesendorfer in der leerstehenden ”Villa Waldhütte” unterbrachte, lebte dann bis zum Zusammentreffen mit Plieseis im Oktober 1943 in verfallenen Almhütten sowie in einer Höhle im Höllengebirge, lebte später als Pensionist in Neuhaus an der Triesting (NÖ) Grafl Josef-Hans, geb. am 14. Oktober 1921 in Schattendorf im Burgenland, erlernte nach Besuch der Volksund Bürgerschule das Maurerhandwerk, schon als Kind bei den ”Kinderfreunden” und dann kurze Zeit in der SAJ, nach dem Februar 1934 Mitglied der KPÖ und illegale Betätigung, 1937 drei Monate lang im Anhaltelager Wöllersdorf, zunächst für wehrunwürdig erklärt, 1940 dann doch zur Nachrichtenkompanie der Wehrmacht eingezogen, 1941 nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Sowjetunion im Gebiet von Perekop zu den russischen Partisanen abgesetzt, 1942 Ausbruch mit Hilfe bulgarischer Partisanen und von diesen in einem 24-tägigen Marsch bis nach Florina im Norden Griechenlands gebracht, im Gebiet von Piräus unter dem Decknamen ”Odysseus” mit griechischen Partisanen im Einsatz, Josef Huemer (1905-1959) Ende Dezember Kontakt zu den Engländern und von diesen mit einem U-Boot nach Alexandria in Ägypten gebracht, in Kairo von der ”Austrian Legion” angeworben, nach einer kurzen Ausbildung unter dem Decknamen ”Josef Green” dem ”Action-Service” zum Einsatz im Hinterland eines Feindes beigetreten, Einsatz bei 34 Fallschirmabsprüngen in zahlreichen Ländern, zuletzt im Höllengebirge mit dem Auftrag zur Verhaftung des dort vermuteten Joseph Goebbels, lebt als Pensionist in Bad Aussee Huemer Josef, geb. am 14. Dezember 1905 in Unterach, gelernter Schlosser, ab 1934 Mitglied der KPÖ, wegen Vorbereitungen zum Hochverrat zu 3½ Jahren Gefängnis verurteilt, während seines Aufenthalts im Gefängnis des Kreisgerichtes Wels als Hausarbeiter Zugang zum Medikamentendepot und versorgte die Widerstandsorganisation mit Medikamenten, gest. am 8. Dezember 1959 in Ried/Innkreis Huemer Maria (geb. Malinger), geb. am 24. April 1900, lebte vorerst als Landarbeiterin in Ried, 1927 Übersiedlung nach Bad Ischl, 1929 heiratet sie Josef Huemer, Unterbringung von Sepp Plieseis nach der Flucht aus dem KZ Hallein in ihrer Wohnung für einige Monate, Überbringung von Medikamenten vom Welser Gefängnis nach Bad Ischl zu den Partisanen Langeder Zilli (geb. Greifeneder), geb. am 6. April 1910 in Altenhof, nach Besuch der Volksschule im Gastgewerbe tätig, heiratete Martin Langeder, der später vom NS-Regime zu einer 7-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, seit 1933 Mitglied der KPÖ, durch Vermittlung von Resi Pesendorfer Ende November 1943 in ihrer Wohnung Zusammentreffen von Straubinger und Plieseis als Beginn der einheitlichen und organisierten Widerstands- und Partisanenbewegung im oberen Salzkammergut, gest. 1995 Seite 10 Moser Elsa (geb. Kraft), geb. am 21. Oktober 1909, als Hausfrau tätig, zusammen mit ihrem Mann von der Gestapo verhaftet und nach Linz ins Frauengefängnis Kaplanhof eingeliefert, am 23. März 1945 enthaftet und nach Aussee zurückgekehrt, lebte später in Bad Aussee Moser Johann (vulgo Renner Hans), geb. am 24. April 1905 in Bad Aussee, nach Besuch der Volks- und Bürgerschule in der Saline Bad Aussee beschäftigt, am 23. Februar 1940 in seinem Haus Gründung der Widerstandsbewegung des Ausseer Landes, für diese bis zu seiner Verhaftung am 15. September 1944 tätig, ins Linzer Polizeigefangenenhaus Mozartstraße überstellt und dort am 24. Februar 1945 bei einem amerikanischen Bombenangriff auf Linz ums Leben gekommen Neumann Josef, geb. 9. August 1912 in Bad Aussee, besuchte die Grundschule und war später Salinenarbeiter, Mitglied der SPÖ und nach 1934 bei den Revolutionären Sozialisten, gest. 5. September 1986 in Bad Aussee Pesendorfer Theresia (”Resi”), geb. am 21. Juni 1902 in Bad Ischl, ihr Vater war Bergarbeiter, ihre Mutter starb, als sie 10 Jahre alt war, nach ihrer Schulzeit arbeitete sie auf verschiedenen Bauernhöfen, später bei einem Goldschmied und dann bei einer Gräfin in Schwarzenbach als Stubenmädchen, kurz nach ihrer Heirat wurde ihr Gatte arbeitslos, 1935 Beitritt zur KPÖ, im Herbst 1942 beschaffte sie für Gitzoller Karl ein Versteck in der leerstehenden ”Villa Waldhütte”, in der sie gerade als Putzfrau beschäftigt war, wichtiges Verbindungsglied in der regionalen Widerstandsorganisation, mit dem ”Ehrenzeichen für die Verdienste um die Befreiung Österreichs” ausgezeichnet, gest. am 31. Oktober 1989 Plieseis Josef (”Sepp”), geb. am 29. Dezember 1913 in Lauffen bei Bad Ischl, besuchte die Volks- und Bürgerschule, seit frühester Jugend in der sozialistischen Bewegung tätig, zuerst bei den ”Kinderfreunden”, später bei der SAJ und beim Österreichischen Schutzbund, nach den Februarkämpfen 1934 Beitritt zur KPÖ, 1937 nach Spanien zu den Internationalen Brigaden, nach seiner Rückkehr ins KZ Dachau eingeliefert, von dort durch die Unterstützung der illegalen Lagerorganisation Überstellung in ein Außenlager in Vigaun bei Hallein, 1943 Flucht nach Bad Ischl, anschließend Initiator der regionalen Widerstandsbewegung, nach 1945 Gemeinderat in Bad Ischl und im KZ-Verband tätig, gest. am 22. Oktober 1966 Plieseis Maria (geb. Wagner), geb. am 15. August 1920 in Wolfsegg, nach Besuch der Hauptschule absolvierte sie Widerstand im Bezirk Gmunden die Fachschule für Weißnähen und Kleidermachen, nach verschiedenen Beschäftigungen als Erzieherin im Heim für schwererziehbare Kinder in Gleink tätig, Übersiedlung nach Bad Ischl, Tätigkeit in der Widerstandsbewegung ab Herbst 1943 mit der Unterbringung von dem aus Hallein geflohenen Sepp Plieseis – den sie nach Kriegsende heiratete – in der Wohnung ihrer Mutter Maria Huemer, von Plieseis vor allem für Kurierdienste eingesetzt, lebte später als Pensionistin in Bad Ischl, gestorben 2004 Primocic Agnes (geb. Reinthaler), geb. am 30. Jänner 1905 in Hallein, nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule bis 1933 in der Halleiner Tabaktrafik beschäftigt, Mitglied der KPÖ, während des Dollfuß-Regimes druckte sie Flugblätter und Marken für die Rote Hilfe, 1941 verhaftet, aus Mangel an Beweisen wieder freigekommen, unterstützte zusammen mit Amalia Ziegleder die Flucht von Häftlingen aus dem Außenlager von Dachau in Hallein, wegen ihrer Tätigkeiten insgesamt 1¼ Jahre Gefängnis, von 1945-1946 Stadträtin von Hallein, lebte später in Hallein, gestorben 2007 Rettenbacher Johann, geb. am 4. August 1893 in Bad Ischl, versorgte als gelernter Schuhmacher die Partisanen mit Bergschuhen und Schischuhen, seine Schusterwerkstätte war Anlaufstelle und Treffpunkt für viele Antifaschisten, gest. am 13. April 1952 in Bad Ischl Rottenhofer Johann, geb. am 13. März 1895 in Annaberg in Salzburg, nach seiner Übersiedlung nach Bad Ischl als Heizer im Landeskrankenhaus tätig, bewirtschaftete nebenbei eine kleine Landwirtschaft, die ab 1943 auch das Hauptdepot für Lebensmittel und Waffen der Widerstandsbewegung war, hier häufige Zusammenkünfte zwischen Plieseis, Straubinger und anderen Mitgliedern, gest. am 16. Dezember 1963 Johann Rettenbacher (1893- 1952) Maria Sams, die “Partisanenmutter” in Bad Goisern Sams Maria, geb. am 26. Jänner 1879 in Bad Ischl, 1916 Beitritt zur SPÖ, nach dem Februaraufstand 1934 Mitglied der KPÖ, als ”Partisanenmutter”war sie für die Widerstandsbewegung eine Anlaufstelle und übermittelte Nachrichten und gewährte Antifaschisten Unterschlupf, von den Nazis verhaftet, aber nach vier Wochen mangels an Beweisen wieder freigelassen, 1947 wegen Aufruf von den US-Besatzungsbehörden verhaftet und beim ”Milchprozeß” zu einem Jahr Kerker verurteilt, nach Protestwelle freigesprochen Stieger Franz, geb. am 23. März 1895 in Grubeck in der Steiermark, ab 1927 Straßenwärter auf der Strecke zwischen Mitterweißenbach und Weißenbach am Attersee, in den Reichsstraßendienst übernommen, in Bad Ischl Kontakt zu Resi Pesendorfer, 1943 begleitet er sie und kurz darauf Gitzoller nach Hallein zu Plieseis, in der von ihm beaufsichtigten Wegmacherhütte fanden Plieseis und Gitzoller später ihr erstes Versteck nach ihrer Flucht über die Berge, gest. am 16. Mai 1966 in Bad Goisern Straubinger Alois, geb. am 17. Februar 1920 in Bad Goisern, nach 1934 durch Jaritsch von der KPÖ angeworben, am 10. Oktober 1940 zur Infanterie in Linz eingezogen, am 26. April – mittlerweile in Polen stationiert – aufgrund seiner früheren Tätigkeit im KJV von der Feldpolizei verhaftet und ins Militärgefängnis Litzmannstadt in Polen eingeliefert, am 10. Dezember 1941 nach Wels in das Kreisgericht ”zur Verfügung der Gestapo” überstellt, in der Nacht des 10. Juli 1942 zusammen mit Schwager Fritz Flucht aus dem Gefängnis über Salzburg nach Bad Ischl und Goisern, hielt sich dort bei Verwandten Widerstand im Bezirk Gmunden und Bekannten versteckt, verbarg sich dann einige Monate in Traunkirchen, Ende November 1943 erstes Zusammentreffen von Straubinger und Plieseis in der Wohnung von Zilli Langeder, nach 1945 Bankangestellter, lebte später als Pensionist in Bad Goisern, gestorben 2000 Tarra Valentin, geb. am 11. Februar 1896 in Spittal am Semmering, war ab 1916 Gendarm in Graz und kam kurz darauf zum Posten Bad Aussee, ab 1929 Postenkommandant, von Mai 1933 bis zum Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 auch Sicherheitskommissär im Gerichtsbezirk Bad Aussee, wegen dieser Tätigkeit für die Ständeregierung wurde er am 13. März 1938 verhaftet und zur Gestapo nach Linz überstellt, bis zum 20. Februar 1940 in Haft, am 23. Februar 1940 einer der Mitbegründer der Ausseer Widerstandsgruppe gegründet wurde, gest. am 12. Februar 1980 in Bad Aussee Weiß Theresia, geb. am 18. Februar 1886 in Vigaun, Bäuerin der ”Rabenmühle”, galt als sehr christliche Frau und ausgesprochene Gegnerin der Nationalsozialisten, von allem Anfang an unterstützte sie die arbeitenden Häftlinge des KZ-Lagers in Hallein, welche nahe der Rabenmühle zu Übungszwecken für die SS ein Partisanendorf und einen Schießstand errichten mußten mit Nahrungsmitteln, hatte wesentlichen Anteil am Gelingen der Flucht von Sepp Plieseis, gest. am 10. April 1966 in Kuchl Ziegleder Amalia (geb. Kothmeier), geb. am 29. Jänner 1899 in Laakirchen, vom Beruf Köchin, ab 1. August 1940 in der Werksküche der Firma Eugen Grill in Hallein tätig, half die Verbindung zwischen KZ- Häftlingen und bereits geflohenen Häftlingen aufrechtzuerhalten, gest. am 12. Juli 1971 in Hallein l Quelle: Topf Christian, Auf den Spuren der Partisanen Seite 11 Die Flucht von Alois Straubinger und Fritz Schwager Schwerer Weg in die Freiheit Der 11. Juli 1942 war ein regnerischer Tag. Bei der Ausgabe des morgendlichen Feigenkaffees im Erdgeschoss des Untersuchungstraktes im damaligen Landgericht Wels war es daher noch nicht richtig hell. Das Wachorgan wunderte sich, dass die beiden Häftlinge in der Zelle 38 anscheinend noch im Bett lagen. Er sperrte das Türchen an der Zellentür auf und rief unwirsch in die Zelle: „Hallo, he he, aufstehen, was ist denn?“ Dann sperrte er die Zellentür auf und nun erst war zu sehen, dass ein Gitterstab des Fensters unten abgesägt und oben hinausgebogen war. „Dö san in da Bliah“ knurrte er erschrocken, alarmierte die Wache und dann begannen die Sirenen des Gefängnisses zu heulen, wohl eine halbe Stunde lang. Die zwei entsprungenen Häftlinge waren die Kommunisten Alois Straubinger, Jahrgang 1920, aus Bad Goisern und der Monteur Fritz Schwager, Jahrgang 1913, aus Knittelfeld, zuletzt in Wien wohnhaft. Beide waren politisch schon „aufgefallen“. Straubinger war 1937 von einem Jugendgericht zu drei Monaten Arrest verurteilt worden. Schwager, der zeitweilig auch als Instrukteur der KPÖ tätig war, war ebenfalls schon einigemale verhaftet worden. Im Februar und März 1941 setzte mit dem Auffliegen einer Gruppe des Kommunistischen Jugendverbandes (KJV) eine Verhaftungswelle ein, wobei Straubinger, der in der Wehrmacht war, erst Ende April in Polen verhaftet und erst im Dezember 1941 nach Wels, seinem „Heimatgefängnis“ überstellt wurde. Er hatte zwar vom Wiederaufbau des KJV und der KPÖ gewusst, da er aber zunächst am Westwall und auf der Insel Sylt arbeitsverpflichtet war und dann einrücken mußte, hatte er mit der neuen Organisation nur indirekt zu tun, er gehörte also nicht zu den „schweren Fällen“. Fritz Schwager hingegen legte die Gestapo den Wiederaufbau ganzer Organisationen zur Last und wichtige Ver- bindungen nach Linz und Wien. Er bekam in der Haft in Wels auch bereits die Anklageschrift vom 2. Senat des berüchtigten Volksgerichtes in Berlin, der von den Häftlingen sarkastisch und mit grimmigen Galgenhumor der „Köpflersenat“ genannt wurde. Er mußte daher mit dem Schlimmsten rechnen und deshalb mußte auch eine waghalsige Flucht ins Auge gefasst werden. Eine kleine Eisensäge Für Straubinger bedeutete das gemeinsame Vorgehen eine schwere Entscheidung, denn rein von der gerichtlichen Verfolgung her hätte er wohl nur mit einer mittelschweren Strafe rechnen müssen. Dass er sich trotzdem voll und ganz auf den Fluchtplan Schwagers mit all seinen tödlichen Risken einstellte, war ein Solidaritätsakt von ganz besonderer Art. Es gelang Schwager, eine kleine Eisensäge zu beschaffen und die beiden begannen in Etappen - ohne Lärm eine Meisterleistung - einen Stab des wuchtigen Eisengitters am unteren Ende durchzusägen. Den oberen Teil des Gitterstabes sägten sie noch in der Nacht der Flucht soweit durch, dass sie ihn mit Hilfe der Tischbeine hinausbiegen konnten. Etwa um Mitternacht gelangten sie in den Gefängnishof, dann dauerte es längere Zeit, bis sie mit Hilfe von allerlei Gartengeräten endlich auf die etwa vier Meter hohe Mauer gelangen konnten. Beim Sprung auf die Straße hinunter verstauchte sich Schwager den Knöchel, sodass er sich nur mühsam humpelnd weiterbewegen konnten. Die Verdunklung half Das Rätsel, wieso es die ganze Nacht dauerte, bis die Flucht der beiden Häftlinge bemerkt wurde, lässt sich so aufklären, dass der Wachhabende bei seinem stündlichen Kontrollgang wegen der Verdunklung nur spärlich Licht gebrauchen konnte. Er schaute nur durch das Guckloch Gestapo-Aufnahmen von Alois Straubinger bei dessen Verhaftung. Seite 12 des Zellentürchens, aufsperren war nur dann üblich, wenn dem Wachorgan etwas verdächtiges auffiel. Durch das kleine Guckloch, das genau gegenüber dem Fenstergitter situiert war, konnte man nicht erkennen, ob ein Stab des Fenstergitters nach außen gebogen war. Die beiden Häftlinge hatten zudem Kübel und Stockerl in die Betten gestellt, die Decke darübergeworfen, sodass es aussah, als lägen sie mit angezogenen Knien in den Eisenbetten. Den gebogenen Gitterstab konnte man erst bemerken, wenn man in der Zelle schräg unten auf das Gitter schaute. Verschärfung und Hoffnung Mit dem Ausbruch der beiden Häftlinge Straubinger und Schwager wurde das Regime im Gefängnis sehr verschärft. Ich selbst, der ich trotz meiner 19 Jahre schon ein „Altgedienter“ in Wels war und die meisten Wachleute mich schon von 1936 her kannten, wo ich das erstemal mit dem Haus in der Welser Hamerlingstraße Bekanntschaft gemacht hatte, wurde sofort von meiner Funktion als Fazi abgezogen. Ich war „dabei“ gewesen, als die Flucht bei der Kaffeeausgabe entdeckt wurde. Der „Fazi“ war ein Hausarbeiter, der bei der Essensausgabe mithelfen mußte, die Scheißkübel zu entleeren hatte und das Zellenhaus kehren mußte, wobei er sich viele Stunden außerhalb der Zelle bewegen konnte. Diese „Freiheit“ machte den Fazi zu einem wichtigen Widerstand im Bezirk Gmunden Kurier. Er konnte Kassiber befördern, Nachrichten weitergeben und alle möglichen Informationen hin und hertragen. Jetzt nach dem Ausbruch herrschte ein strenges Regime. Kein „Politischer“ konnte mehr Fazi sein und bei den spärlichen Besuchen gab es scharfe Kontrollen. Die Besatzung der einzelnen Stockwerke wurde neu „gemischt“. Wir stöhnten wohl unter all diesen Verschärfungen, aber sie waren von der Hoffnung begleitet, dass es den beiden gelingen möge, wirklich in die Freiheit zu gelangen. Jeder Tag, der verstrich, ohne dass die Ausbrecher wieder eingeliefert wurden, stärkte unsere Zuversicht. Erste Station Vöcklabruck Straubinger und Schwager hatten zunächst vor, auf einen Kohlenzug aufzuspringen, der nach Polen fuhr. Sie mußten jedoch den Plan fallenlassen, weil Schwager stark gehbehindert war und sie nicht erkennen konnten, welche Lastenzüge wohin fuhren. Sie schleppten sich auf die Welser Heide hinaus, wo sie bei strömenden Regen die letzten Nachtstunden verbrachten. Sie kamen nach Vöcklabruck und fanden bei der Familie des kommunistischen Postangestellten Johann Stadler, die Fritz Schwager von der illegalen Tätigkeit her kannte, im Hause Schubertstraße 19 eine erste Bleibe. Mit Hilfe dieser Familie konnte die Verbindung mit Wien hergestellt werden und Schwager tauchte dann auch in Wien unter. Straubinger konnte unter abenteuerlichen Umständen - er trug noch die schon recht mitgenommene Wehrmachtsuniform - über Salzburg nach Bad Ischl gelangen und kam später ebenfalls nach Wien. Dann aber kehrte er ins Salzkammergut zurück und hielt sich abwechselnd in Bad Ischl, Goisern, Bad Aussee und Traunkirchen verborgen. Bis er mit Sepp Plieseis zusammentraf, der aus einem Nebenlager des KZ Dachau in Hallein flüchten konnte. Zusammen mit Plieseis konnten er und andere KommunistInnen ein umfangreiches Netz einer Widerstandsbewegung mit über 300 Verbindungen aufbauen. Ein Überlebender Fritz Schwager wurde im November 1942 in Wien verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht. Den Aufenthaltsort Straubingers, den er kannte, hat er nicht preisgegeben, trotz schärfstem Druck, dem er unterworfen wurde. Er kam mit dem Leben davon und war nach dem Krieg in der DDR wohnhaft, wo er vor auch gestorben ist. Alois Straubinger, der u.a. 47 Jahre lang auch führender Funktionär des erfolgreichen Konsum Salzkammergut und Direktor der Volksbank war, lebte in Goisern und nahm am politischen Leben nach wie vor lebhaften Anteil. Franz Kain Streiflichter aus den Zeiten des antifaschistischen Widerstandes Schwere, aber unvergessene Tage In der Materialsammlung von Prof. Peter Kammerstätter, die auch im Linzer Stadtarchiv und im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes aufliegt, sind viele Lebensläufe und Tätigkeitsberichte von WiderstandskämpferInnen zusammengefasst. Einer dieser Berichte betrifft Karl Gitzoller (geboren 1905 in Strobl), der in der Bewegung eine wichtige Rolle gespielt hat, er lebte später in Neuhaus an der Triesting in Niederösterreich. Gitzoller wurde 1939 in die Steyr-Werke dienstverpflichtet. Durch Vermittlung von Hans Rettenbacher (Bad Ischl) und Albert Schwarz (Steyr) kam er mit der Widerstandsbewegung in Verbindung. Er berichtet: Meine Verhaftung erfolgte im Oktober 1942. Vorerst sollten alle Verhafteten nach Mauthausen gebracht werden, ich wurde aber dann mit fünf Häftlingen nach Wels (dem „Stammgefängnis” der aus dem Salzkammergut stammenden Häftlinge, die Red.) überstellt. Wir sind mit der Bahn befördert worden, es waren auch zwei Steyrer Genossen dabei. In Wels nicht angekommen Mit den Steyrern haben wir während der Fahrt ausgemacht, wir hauen ab. Und als wir in Wels ausgestiegen sind, hat der begleitende Gendarmeriebeamte zu uns gesagt: „Fesseln brauch´ ich euch nicht, ihr lauft´s mir ja nicht davon.” “Nein”, haben wir gesagt. Wir sind zum Kreisgericht gegangen. Wie ich gesehen habe, dass es eine günstige Gelegenheit zur Flucht gibt, habe ich den beiden einen Stoß versetzt und bin weggelaufen. Bis der Gendarmeriebeamte seine Pistole aus der Ta- Karl Gitzoller sche herausgerissen hatte, war ich schon in einem Haus drinnen. Durch ein Fenster hinaus in den Garten, über den Zaun über die Straße und hinaus zum Bahnhof. Ich habe gesehen, dass Widerstand im Bezirk Gmunden die anderen nicht nachkamen. Ich hatte eine Tante in Wels, die das Kaffeehaus „Kettl” führte. Dort habe ich mich in der Küche versteckt. Meiner Tante habe ich nicht gesagt, was mit mir los ist, denn die Familie war für mich nicht verlässlich genug. Ich habe ihr gesagt, dass ich Urlaub habe. Es war etwa vier Uhr Nachmittag, als die Flucht begann, es war Oktober und es wurde bald finster. Auf die Dunkelheit wartete ich. Ich saß eine halbe bis eine Stunde in der Küche und schon war eine Polizeistreife im Lokal draußen. Die Tante teilte mir mit, dass draußen von der Polizei kontrolliert wird. Welches Gefühl ich hatte, kann man sich vorstellen. Ich habe mir gleich ein Küchenmesser eingesteckt. Zu meinem Glück sind sie nicht in die Küche gekommen. Rettender Eisenbahnermantel Verbleiben bei meiner Tante habe ich mir nicht mehr getraut, und so bin ich zum Bahnhof. Dort habe ich in eine Eisenbahnhütte eingebrochen. In dieser hing ein Eisenbahnermantel und eine Kappe, die ich zu mir nahm. Dort war auch ein großer Schraubenschlüssel, den man zum Schwellenschrauben-Anziehen verwendete, den nahm ich auch an mich. Und so habe ich mich zu den anderen Arbeitern gesellt, es dürften Ausländer gewesen sein, die an den Geleisen arbeiteten. Ich zog die Schwellenschrauben an. Um Mitternacht ist ein Zug gekommen, es hat geheißen, dieser fährt nach Attnang-Puchheim, ich bin sofort hinaufgesprungen. Dann aber hörte ich, dass der Zug nach Passau fährt. Sofort bin ich von diesem abgesprungen und habe wieder gewartet. Endlich ist ein Schnellzug gekommen, der in die gewünschte Richtung fuhr. Ich habe mich zwischen der Dampflok und dem Waggon auf die Puffer gestellt, und so bin ich nach Attnang gefahren. Dort bin ich abgestiegen, in meinem Eisenbahnermantel und der Kappe bin ich nicht aufgefallen. Ich bin durch das Heizhaus, um einer Kontrolle auszuweichen. Die Züge und die Bahnhöfe wurden kontrolliert, ich bin aber nicht aufgefallen. Unterschlupf in leerstehender Villa Mein Weg führte mich sofort in das Gasthaus Maier, ich kannte den Gastwirt von früher, und er war mir als Nazigegner bekannt. Dem habe ich gesagt, wie es um mich steht, dass ich geflüchtet bin, und ich konnte dort bleiben. Ich war acht Tage in der Abwasch versteckt. Unterdessen hat mir Maier ein Fahrrad verschafft, mit dem bin ich nach Ischl gefahren. Ohne Waffen, die ich noch in einem Versteck in Steyr hatte. Mein erster Weg war zur Pesendor- Seite 13 fer Resi, die mir als überzeugte Genossin bekannt war. Sie hatte mich sechs oder sieben Wochen in er Villa Waldhütte untergebracht, die sie zu beaufsichtigen hatte und die momentan leer stand. Sie verpflegte mich die ganze Zeit. Von dort bin ich zu einem meiner Bekannten, dem Straßenwärter Stieger Franz, er hatte die Aufgabe, die Straße nach Weißenbach bis zum Attersee zu betreuen. Er hat mich in einem Dachkammerl in einer Straßenwärterhütte untergebracht. Dort bin ich oben auf einem Strohsack gelegen. Die Hütte steht vor der ehemaligen Kreidemühle, und in der Nähe steht auch das erste Jagdhaus. Stieger Franz war Straßenwärter, sein Arbeitsrayon reichte von Weißenbach bis zur letzten Wegmacherhütte, in der wir die Unterkunft hatten nach der Flucht von Plieseis aus dem Halleiner Lager, Stieger war Kommunist. In der Zeit von meiner Flucht in Wels bis zu meinem Zusammentreffen mit Plieseis Sepp im Oktober 1943 waren meine Unterkünfte wie schon geschildert, ich habe in zusammengefallenen Almhütten, in einer Höhle in Richtung Attersee im Höllengebirge „gehaust”. Vom Fahrrad geschossen Es war Ende November 1943, ich bin von Attnang mit dem Fahrrad nach Ischl gefahren. Ich habe meine Fahrt in Weißenbach unterbrochen, um bei dem Genossen Gerhart Gustl Halt zu machen. Nachdem ich dort eine Zeitlang verweilt hatte, bin ich weiter nach Ischl gefahren. Beim Gefangenenlager, das sich außerhalb von Ischl befand, fuhr ich vorbei, der Posten ließ mich ohne weiteres passieren, aber auf einmal rief er mir nach: „Halt!” Ich habe diese Aufforderung nicht befolgt und habe in die Pedale hineingetreten. Dieser Posten, oder waren es mehrere, haben mir sechs- oder siebenmal nachgeschossen. Ich habe einen Schuss abbekommen in den rechten Schenkel. Es war ein Dumdumgeschoss. Nachdem ich in momentaner Sicherheit war, sah ich, dass ich ein faustgroßes Loch ober dem Knie hatte und der weiße Knochen hervorschaute. Da wusste ich momentan nicht, wie es um mich stand, noch dazu auf der Flucht. Ich wusste nur, dass ich schwer verwundet war, und in meiner Hose verspürte ich nur nass, und ich mußte weiter. Nadel und Zwirn für die Wunde Das Fahrrad ließ ich liegen, in der Eile konnte ich nur feststellen, dass die Fahrradgabel abgeschossen war. Ich bin in den Wald hinauf, an der Rückseite des Lagers vorbei und zurück nach Weißenbach zum Gerhart Gustl. Den ersuchte ich, dass er mich in das Haus hineinlässt, und nachdem wir die Wunde gesehen haben, ersuchte ich ihn, mir die Wunde mir Nadel und Zwirn zusammenzunähen. Er lehnte dies ab, er könne das nicht. Dann haben wir seine Frau geholt, als sie die Wunde sah, wurde ihr gleich schlecht. So blieb mir nichts anderes übrig, als selbst zu Nadel und Zwirn zu greifen, und ich habe mir die Wunde zusammengenäht. Vier oder fünf Haft habe ich gemacht. Und so bin ich drei Tage bei ihm geblieben. Gerhart Gustl teilte mir mit, dass die Gestapo die Häuser durchkämme. Für mich gab es keine Bleibe mehr, es ging nicht nur um mich, es ging um die Familie, die sehr kinderreich war. So mußte ich vor Mittag weg, mein Fuß hat geradezu gekocht. Ich mußte über den Berg hinaus. Langsam ist es gegangen, aber abwärts konnte ich nicht gehen, es blieb mir nichts anderes übrig, als verkehrt hinunter zu gehen. So bin ich zur Familie Zimpernik gekommen. Bei normalen Verhältnissen benötigte ich für diese Strecke zwei Stunden, in diesem Zustand bin ich um zehn Uhr weggegangen und zwischen 21 und 22 Uhr dort angekommen. Die Familie Zimpernik wohnte in Aigen-Voglhub, ich habe mich dort im Schweinestall versteckt. Dort konnte ich nur zwei Tage bleiben, es war aus konspirativen Gründen nicht länger möglich. Der Sohn der Familie Zimpernik war wegen kommunistischer Betätigung im Gefängnis. Dem Stieger habe ich geschrieben, er soll mir eine Wundsalbe schicken. Von der Familie Zimpernik bin ich hinauf nach Sankt Wolfgang. Ein gewisser Edlmaier hat mich aufgenommen. Bei dem war ich drei oder vier Wochen lang, bis die Wunde halbwegs zugeheilt war, und ich konnte mir ein anderes Quartier suchen, um dort die Wunde endgültig zu heilen. Denn ich hatte fingerdickes wildes Fleisch auf der Wunde, das ich mir im neuen Quartier „heilte”, indem ich dieses wilde Fleisch mit Staubzucker bestreute, und nach einiger Zeit war ich von diesem wilden Fleisch befreit. Ich bin in die Schöffau auf die Alm hinaufgegangen, auf die Koglerhütte. Diese Hütte hat dem Koglerbauern von Goisern gehört. Seite 14 Widerstand im Bezirk Gmunden Maria Plieseis (1920-2004): Lebensmitteltransport als Ausflug getarnt Zahlreiche Frauen waren von 1943 bis 1945 am Bestehen der Widerstandsgruppe „Willy-Fred“ beteiligt, deren Kern Josef Plieseis, Alois Straubinger und Karl Gitzoller bildeten. Die Gruppe hielt sich ab April 1944 zwischen Bad Ischl und Bad Aussee versteckt. Die Frauen organisierten Zusammenkünfte, beschafften Verstecke, übermittelten Nachrichten und versorgten die Gruppe mit Lebensmitteln, wozu Geldsammlungen und Tauschhandel erforderlich waren. Maria Plieseis, die spätere Ehefrau von Josef Plieseis, erinnerte sich: „Meine Aufgabe war, zu den einzelnen Depots die Lebensmittel hinzubringen und vorerst diese von den Spendern abzuholen. Eines der Depots war in der Rettenbachalm, in einer abseits gelegenen Almhütte. Die Wände waren schon zusammengebrochen, nur das Dach war noch in Ordnung, das über den Trümmern lag. Dort hin musste ich die Lebensmittel, Rauchwaren, Sanitätsmaterial oder andere Dinge hinterlegen. Dies besorgte ich mit meinem Fahrrad.“ Zur Vorsicht nahm sie dabei auch öfter ihren kleinen Sohn mit, um den Lebensmitteltransport als Ausflug zu tarnen. Die bisweilen über 30 Männer, die sich im Gebirge versteckten, versorgten sich durch „Wilderei“ mit Fleisch, wobei das Wild von den Frauen gegen Zucker, Mehl oder Brot eingetauscht wurde. Zum Teil wurden die Lebensmittel im Tal bei verschiedenen Familien deponiert, zum Beispiel bei Cäcilia Langeder in Bad Goisern oder bei Marianne Feldhammer in Bad Aussee. Maria Plieseis wurde als einzige Tochter der Familie Wagner am 15. August 1920 in Wolfsegg geboren. Nach dem frühzeitigen Tod des Vaters als Folge einer Kriegsverletzung verheiratete sich die Mutter und die um drei Kinder des Ehemanns aus erster Ehe vergrößerte Familie übersiedelte nach Ried im Innkreis, nach einer Versetzung des Vaters dann nach Bad Ischl. Nach dem Besuch der Hauptschule absolvierte Maria Wagner eine zweijährige Fachschule für Weißnähen und Kleidermachen und war 1938 Schwesternschülerin für Säuglingspflege im Riesenhof in Linz. Sie war nach verschiedenen Beschäftigungen als Schwester im Liebeswerk Linz und Steyr anschließend als Erzieherin im Heim für schwererziehbare Kinder in Gleink tätig, wo sie ihren späteren Ehemann, den Lehrer Walter Ganhör kennenlernte, den sie 1941 heiratete. Ganhör fiel am 21. Oktober 1941 als Wehrmachtssoldat. Am 3. August 1941 wurde ihr Sohn Peter Ganhör geboren. In Bad Ischl kam Maria Ganhör dann in Kontakt mit der antifaschistischen Widerstandsbewegung. Sie unterstützte ab Herbst 1943 den aus dem KZ-Außenlager in Hallein geflohenen Sepp Plieseis – den sie 1956 heiratete – der in der Wohnung ihrer Mutter Maria Hue- Maria Plieseis (1920-2004) mer untergebracht war und wurde dabei vor allem für Kurierdienste eingesetzt. Im Jahre 1947 war Maria Plieseis eine der Angeklagten im „Milchprozeß“, konnte sich der US-Militärgerichtsbarkeit jedoch durch Flucht in die sowjetische Besatzungszone entziehen. Von 1961 bis 1970 war sie dann als Schneiderin in der Kleiderfabrik Frey tätig und dort bis Juni 1969 auch Betriebsratsobfrau. Ab Jänner 1970 bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie im KPÖ-Bezirkssekretariat Gmunden. Maria Plieseis war seit 1942 Mitglied der KPÖ und war für die Partei, den BDF und den KZ-Verband – dessen Landesvorstand sie bis 2002 angehörte – in zahlreichen Funktionen tätig. Sie starb nach längerem schweren Leiden am 9. Jänner 2004. Hermine Schleicher (1905-1945): Im KZ Ravensbrück gestorben Hermine Schleicher wurde am 25. Dezember 1905 in Ebensee geboren. Ihre Eltern waren Anton Schleicher und Josefa, geb. Neubacher. Aus politischen Gründen (Betätigung für die Kommunistische Partei und soweit bekannt auch Unterstützung von Kriegsgefangenen) wurde sie 1943 verhaftet und im Herbst 1943 in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Ihre letzte Nachricht stammt vom März 1945. Aufgrund von Aussagen einer Mitgefangenen ist Hermine Schleicher kurz vor Kriegsende im April 1945 ums Leben gekommen. Laut Aussage der Bettnachbarin in Ravensbrück, Adelinde Ilko, wurde Hermine Schleicher Mitte April wegen Versteifung ihres Zeigefingers durch falsche Behandlung arbeitsunfähig und zum KZ-Verwaltungsgebäude befohlen. Am 6. Februar 1953 wurde sie für tot erklärt. Der Todestag wurde per Gerichtsbeschluss auf den 27.4.1945 festgelegt. Auf Antrag des Vereines Zeitgeschichte Museum wurde per Gemeinderatsbeschluss im Jahr 2001 eine Straße in Ebensee „Hermine Schleicher Weg“ benannt. l Quelle: Zeitgeschichtemuseum Ebensee Hermine Schleicher (links hinten) auf einem Familienfoto aus den 20er Jahren Widerstand im Bezirk Gmunden Seite 15 Theresia Pesendorfer (1902-1989) Schlüsselrolle in der Widerstandsbewegung Theresia Pesendorfer, allgemein bekannt als „Pesendorfer-Resi“, war eine der markantesten Gestalten des Widerstandes im Salzkammergut. Sie wurde am 21. Juni 1902 in Bad Ischl geboren. Ihr Vater war Bergarbeiter, ihre Mutter starb, als sie 10 Jahre alt war. Nach ihrer Schulzeit arbeitete sie auf verschiedenen Bauernhöfen, später bei einem Goldschmied und dann bei einer Gräfin in Schwarzenbach als Stubenmädchen. Kurz nach ihrer Heirat wurde ihr Gatte arbeitslos. Pesendorfer war im illegalen Kampf gegen den Austrofaschismus und NS-Faschismus tätig. 1935 erfolgte ihr Beitritt zur KPÖ. 1937 initiierte sie die parteimäßige Organisierung einer Gruppe von 15 Frauen. 1938 entkam sie aufgrund besonderer politischer Umstände in „Oberdonau“ einer Verhaftung. In der Folge war sie an der Herstellung wichtiger Verbindungen der antifaschistischen Widerstandsbewegung zwischen Bad Ischl, Goisern, Lauffen und Ebensee beteiligt. Sie wurde damit ein wichtiges Verbindungsglied in der regionalen Widerstandsorganisation. Nachdem durch eine Verhaftungswelle 1941 zahlreiche Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes und der KPÖ aus Bad Ischl verhaftet worden waren erfolgte ein verstärktes Engagement von Frauen. Theresia Pesendorfer hatte es daraufhin übernommen, die regionalen Verbindungen zwischen Bad Ischl, Bad Goisern, Lauffen und Ebensee wieder aufzubauen. Pesendorfer spielte eine Schlüsselrolle beim Aufbau der Widerstandsbewegung als Kurierin und Organisatorin, indem sie unermüdlich unter Einsatz des eigenen Lebens für illegale Quartiere, Ausrüstung und Verpflegung, Sprengstoff und Munition für die Widerstandskämpfer sowie von aus Gefängnissen oder Konzentrationslagern Entflohenen sorgte. Im Herbst 1942 beschaffte sie für den aus der Haft in Wels geflüchteten Karl Gitzoller ein Versteck in der leerstehenden „Villa Waldhütte“, in der sie gerade als Putzfrau beschäftigt war. Im selben Jahr erfolgte ihre Verhaftung durch die Gestapo, jedoch kam es zu einem Freispruch, weil es ihr gelang durch beharrliches Leugnen die Gestapo zu täuschen, Durch die vielfältigen Tätigkeiten Pesendorfers reichten ihre Netzwerke über Bad Ischl hinaus bis nach Salzburg. Diese überregionalen Verbindungen waren im Oktober 1943 von maßgeblicher Bedeutung, als sie von ihrer Genossin Agnes Primocic aus Hallein kontaktiert wurde, um die Flucht von Theresia Pesendorfer (1902- 1989) Josef Plieseis aus dem KZ-Außenlager Hallein – wohin der ehemalige Spanienkämpfer Plieseis vom KZ Dachau zu einem Arbeitstrupp verlegt worden war – mitzuorganisieren. Theresia Pesendorfer oblag die Suche nach einer geeigneten Anlaufstelle in Bad Ischl und die Organisation des Fluchtweges von Hallein ins Salzkammergut. Nach wochenlangen Vorbereitungen konnte Plieseis am 20. Oktober 1943 bei einer witterungsbedingten Arbeitsunterbrechung entkommen und das Salzkammergut erreichen. Das erste Treffen zwischen Plieseis und Alois Straubinger Ende November 1943 wurde von Theresia Pesendorfer in die Wege geleitet und fand bei Cäcilia Langeder in Bad Goisern statt, deren Mann wegen kommunistischer Betätigung inhaftiert war. Am 25. August 1944 wurde in ihrer Wohnung eine Besprechung der Ischler KPÖ-Mitglieder abgehalten, bei der beschlossen wurde, eine neue Gesamtorganisation aller Gegner des Nazifaschismus zu schaffen, die den Namen „Gruppe Willy“ erhalten sollte. Diese Organisation wuchs in den folgenden Monaten rasch an und umfasste Ende 1944 etwa 500 Personen. Gemeinsam mit den Halleinerinnen Agnes Primocic und Amalia Ziegleder war Theresia Pesendorfer im Herbst 1944 an einem weiteren Befreiungsversuch von Häftlingen beteiligt, deren Rettung letztendlich erst im April 1945 durch den Einsatz von Agnes Primocic gelang. Siebzehn Häftlinge aus dem KZ-Nebenlager Hallein waren im Sommer 1944 in ein leer stehendes Haus in der Nähe von Weißenbach an den Attersee verlegt worden. Bereits Monate vorher hatten sie Kontakt zu den Frauen aufgenommen, da sie dringend Kleidung und andere Gegenstände für die geplante Flucht benötigten. Pesendorfer und Ziegleder versuchten mehrmals vergeblich, Verbindung mit den Gefangenen aufzunehmen, um ihnen die gewünschten Fluchtbehelfe zu übergeben. Dafür musste Theresia Pesendorfer trotz einer schweren Erkältung öfter mit dem Fahrrad die weite Strecke zurücklegen: „Es waren große Strapazen speziell für mich, wo ich doch so leidend war. Denn es war eine Tour, hin und zurück 90 Kilometer. Und dann musste ich die große Fahrt machen, um einer Gefahr auszuweichen und musste über den Scharfling, St. Gilgen - Strobl nach Bad Ischl zurück fahren. So waren das hin und zurück etwa 110 Kilometer.“ Die intensive Tätigkeit im Widerstand bedeutete nicht nur eine große körperliche, sondern vor allem eine hohe psychische Belastung für die Frauen, wie Theresia Pesendorfer weiters schilderte: „Die Zeit vom Herbst 1944 bis ins Frühjahr 1945 war am allerschlimmsten, es hat uns viel Nervenkraft gekostet. Die ganze Zeit bestand meine Aufgabe darin, Kurierdienste zu tun nach Goisern, Ebensee, Hallein, Aussee. Wenn Plieseis etwas benötigte, dann schickte er mich, seine Aufträge durchzuführen.“ Nach der Befreiung war Pesendorfer in vielen Funktionen in der KPÖ, im KZ-Verband und im Bund Demokratischer Frauen (BDF) tätig. Sie wirkte auch aktiv an der Herstellung eines Video-Filmes über die Widerstandsbewegung und der Gründung des Widerstandsmuseums Ebensee mit. Für ihre Verdienste im Widerstand wurde sie mit dem „Ehrenzeichen für die Verdienste um die Befreiung Österreichs“ ausgezeichnet. Theresia Pesendorfer starb am 31. Oktober 1989. Seite 16 Widerstand im Bezirk Gmunden Marianne Feldhammer (1909-1996): „Da gibt´s kein Zurück…“ Die 14. März 1909 in Altaussee geborene Marianne Feldhammer besuchte die Volksschule und kam durch ihren Gatten zur KPÖ. Karl Feldhammer wurde in der Nacht vom 26. Jänner 1945 in Bad Aussee bei seiner Festnahme von der Gestapo erschossen. Der wehruntaugliche Salinenarbeiter und Kommunist hatte enge Verbindungen zu den versteckten Männern rund um Josef Plieseis. Bereits im September 1944 verhaftet, gelang ihm die Flucht, nach der er trotz der großen Gefahr öfter bei seiner Frau untertauchte, wo er schließlich gestellt wurde. Das Haus der Feldhammers war von 1943 bis 1945 Anlaufstelle für verfolgte Männer aus der Partisanenbewegung. Vor seiner Verhaftung unterstützte Marianne Feldhammer ihren Mann bei der Produktion von Holzschuhen für die Salinenarbeiter und verrichtete Waschund Putzarbeiten in diversen bürgerlichen Haushalten in Bad Ischl. Ihre Beschäftigung als Wäscherin nutzte sie, um auf vorgetäuschten Fahrten von Bad Aussee zur Wäscherei nach Bad Ischl Lebensmittel für die untergetauchten Widerstandskämpfer zu transportieren: „Ich bin in die Putzerei nach Ischl hinüber gefahren, dort war die Mutter der Ganhör Mitzi (die spätere Gattin von Sepp Plieseis) das war so meine Deckung und von dort bin ich in die Wohnung zur Mitzi gegangen. Ich habe dort Sachen, Lebensmittel und anderes, abgeholt und habe die vollen Säcke nach Aussee hinübergebracht. Und dann habe ich die Sachen nach Altaussee in die Ramsau in eine Heuhütte gebracht.“ Die widerständischen Frauen im Salzkammergut versuchten ihre Aktivitäten für die Widerstandsgruppe in ihre alltäglichen rollenspezifisch als typisch weiblich definierten Reproduktions-Tä- tigkeiten zu integrieren und diese als Tarnung zu benutzen. Diese „Haushaltspflichten“ gingen jedoch weit über den üblichen Alltagsrahmen hinaus und hatten grundlegende Bedeutung für die bis zuletzt unentdeckt gebliebene Widerstandsgruppe im Gebiet des Salzkammerguts. Trotzdem waren die Frauen kaum einbezogen in inhaltliche Auseinandersetzungen um die Zielrichtungen der Bewegung. Das Abhandeln von politischen Strategien, Themen oder Theorien war den Männern vorbehalten. Elisabeth Reichart attestierte den kommunistischen Männern im Widerstand eine sehr traditionelle Einstellung zu den Geschlechterrollen. Die Fähigkeiten von Frauen wurden erst wahrgenommen und geschätzt, als sie Aufgabenbereiche der Männer ersetzen mussten. Vor allem Vorbehalte und Bedenken, dass Frauen eine zu große Gefahr wären, die Bewegung zu verraten, dienten als Argument für das Nicht-Einbeziehen von Frauen in wichtige Entscheidungen. Auch der „Igel“ war ein reines Männerversteck, Frauen wurden prinzipiell vom Unterschlupf ferngehalten. Einzig Marianne Feldhammer sah sich eines Tages gezwungen, eine dringende Nachricht den Männern direkt zum „Igel“ zu überbringen. „Wenn mein Mann keine Zeit gehabt hat oder woanders war, hab ich gehen müssen. Auch Post ausrichten, wenn was dringend gewesen ist. Sonst hat ja niemand rauf dürfen zum Igel, eine Höhle war das. Mit so Holztrümmern haben sie sich ein Lager gemacht, mit Decken drauf, und Geschirr, alles haben sie oben gehabt. Auch einen Abzug fürs Heizen, dass der Rauch außi geht. Das ist ein Hallo gewesen, wie ich’s erste Mal kommen bin: Huh, ein Weib, haben´s gesagt. Dann haben sie sich freilich gefreut, wenn’s mich wieder einmal gesehen haben.“ Marianne Feldhammer war bei der Quartierbeschaffung für Deserteure und zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt, beschaffte und transportierte Nahrungsmittel für die um die Blaa-Alm versteckten Partisanen und hielt in Bad Ischl ständigen Kontakt zu Resi PesenMarianne, Tochter Marianne und Karl Feldhammer dorfer. So wie Pesendorfer war auch Marianne Feldhammer mehrmals von der Gestapo vorgeladen und verhört worden. Die Vorstellung der Gestapo-Beamten, wonach Frauen unpolitisch und nur zu subalternen Tätigkeiten auf Anweisung fähig seien, konnte auch als Schutz dienen. So wie in anderen Fällen war auch für Feldhammer ein politisches, kommunistisches Umfeld durch Heirat entscheidend. Netzwerke sollten sozialdemokratische bzw. kommunistische Milieus schützen und die bedrohten und verfolgten Männer unterstützen. Marianne Feldhammer erinnerte sich: „Da gibt’s kein Zurück mehr, da muss man helfen. Mein Mann war dabei, der hat mich braucht, da kommst unwillkürlich dazu. Und wie man dann gesehen hat, was die Nazis aufführen, war’s sowieso aus und geschehen. Wir haben ja genug mitgemacht.“ Ihre Lebensgeschichte wurde von Walter Wippersberg unter dem Titel „Das Ende eines langen Winters“ verfilmt. Marianne Feldhammer starb 1996 in Bad Aussee. l Quelle: Gugglberger Martina, „Versuche, anständig zu bleiben“... Widerstand im Bezirk Gmunden Seite 17 Maria Ehmer (1910-1992): Beim Bombenangriff schwer verwundet Maria Ehmer wurde am 15. Oktober 1910 in Gmünd (NÖ) als eines von elf Kindern einer Eisenbahnerfamilie geboren. Der Vater verlor im 1. Weltkrieg ein Bein und wurde mit einer geringen Pension frühpensioniert. Die Eltern starben 1941 im Alter von 56 bzw. 63 Jahren, vier Brüder und eine Schwester kamen im 2. Weltkrieg ums Leben. Maria Ehmer besuchte fünf Klassen Volksschule und drei Klassen Bürgerschule. Bereits im Alter von sechs Jahren wurde sie Mitglied der Kinderfreunde, mit zwölf Jahren im Turnverein und bei der SAJ. Nach Absolvierung der Schulpflicht arbeitete sie eineinhalb Jahre in einer Wirkwarenfabrik, dann zwei Jahre als Verkäuferin in einer Tabakfabrik. Im Alter von 18 Jahren heiratete sie den Telefonarbeiter und SP-Funktionär Josef Ehmer und übersiedelte nach Gmunden, 1929 wurde ihr Sohn Bruno geboren. Bereits 1930 wurden Maria Ehmer und ihr Mann Josef Mitglied der KPÖ und traten gleichzeitig aus der katholischen Kirche aus. Die Familie war bereits in der Zeit vor 1938 als kommunistisch bekannt und Josef Ehmer während des Ständestaates zweimal in Haft und arbeitslos gewesen. Im selben Jahr wurde ihr Mann entlassen und war bis 1939 wegen seiner politischen Tätigkeit arbeitslos. Während der Haft ihres Mannes blieb sie mit ihrem Sohn ohne jegliche Unterstützung zurück und erfuhr bereits in dieser Zeit den Zusammenhalt der kommunistischen Genossinnen als Rettung. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP beteiligte sich das Ehepaar Ehmer an Flugblattaktionen in Betrieben rund um Gmunden: „Flugblätter haben wir verteilt und abgezogen, wir haben alles miteinander gemacht, mein Mann hat sie in den Betrieben verteilt und in der Nacht haben wir sie in Briefkästen gesteckt, und da waren schon noch mehr Genossen, die alle mitgeholfen haben. Dann ist der Genosse Hohenberger eingesperrt worden, seine Frau und sein Kind haben halt nichts gehabt, jetzt haben wir halt Geld gesammelt, damit wir sie unterstützen konnten.“ Maria Ehmer hatte sich geweigert, der NS-Frauenschaft beizutreten oder sich an Sammlungen für das Winterhilfswerk zu beteiligen, und befürchtete bereits ihre Verhaftung, als Mitglieder der Roten Hilfe aus Gmunden und dem Salzkammergut festgenommen wurden. Josef Ehmer wurde 1942 zur Wehrmacht einberufen und geriet in französische Gefangenschaft, aus welcher er erst 1946 heimkehrte. Das bedeutete eine schwere Zeit für die Familie, die Maria Ehmer als „schlimmsten Moment in ihrem Leben“ bezeichnete. Sie nahm viele Strapazen und Entbehrungen auf sich, um Flugblätter weiterzubefördern, Nachrichten für den antifaschistischen Widerstand entgegenzunehmen und Geld für die „Rote Hilfe“ zu sammeln, die sie an Cäcilia Spitzbart aus Gmunden weiterleitete, die sie dann an hilfsbedürftige Personen verteilte oder zum Teil auch an die versteckten Partisanen im Salzkammergut weiterleitete. Diejenigen, die unterstützt wurden, wussten in den meisten Fällen nicht, von wem das Geld stammte. Dieses System der Konspiration sollte die Möglichkeit von Verrat und Erpressung bei Verhören eindämmen: „Im 43er, im 44er Jahr haben ja wir Frauen alles übernommen, was zuerst die Männer übergehabt haben. Hauptsächlich haben wir die Gelder für die Rote Hilfe gesammelt. Viele Männer sind eingesperrt gewesen oder im Krieg, und die Frauen haben nichts gehabt. So bin ich halt immer zu den Leuten sammeln gegangen, zum Bankdirektor, zu Geschäftsleuten in Gmunden, die keine Kommunisten waren, aber auch nicht bei den Nazis.“ Am 3. Oktober 1944 wurde Maria Ehmer in Gschwandt verhaftet und nach Linz transportiert. Sie wurde verdächtigt, für die Rote Hilfe tätig gewesen zu sein und ein kommunistisches Netzwerk aufrecht zu halten. Ihr 15-jähriger Sohn Bruno blieb mit der knappen Information „Bruno, sei tapfer, ich bin verhaftet“ allein zurück und wurde im März 1945 gerade 15jährig zum Volkssturm einberufen, blieb aber unversehrt. Gleichzeitig mit ihr wurden auch Cilli Spitzbart, Hilde Hohenberger und Fanny Kurz verhaftet, wobei letztere dem Bombenangriff auf das Frauengefängnis in der Kaplanhofstraße zum Opfer fielen. In Linz wurde sie verhört, geprügelt und beschimpft. Sie wurde in das KZ Mauthausen gebracht, weiter verhört und geschlagen und in das Frauenlager nach Linz zurücküberstellt. Gemeinsam mit anderen inhaftierten Frauen konnte Maria Ehmer (1910-1992) Maria Ehmer im Frauengefängnis Kaplanhofstraße durch Klopfsignale und Kassiber ein Informationssystem entwickeln, mit dem andere Frauen vom Wissenstand der Gestapo in Kenntnis gesetzt und über Foltermethoden und Gewaltausschreitungen informiert wurden. Am 31. März 1945 wurde das Lager bombardiert und Maria Ehmer unternahm einen Fluchtversuch. Sie wurde aber von einer SS-Wache angeschossen und bleibt von vier Kugeln getroffen auf den brennenden Barackenteilen liegen. An diesen Verbrennungen litt sie bis zum Lebensende. Erst Stunden nach den Angriff wurde sie in ein Lazarett gebracht, wo sie nur durch die Hilfe zweier Krankenschwestern aus dem Salzkammergut überlebt hat. Später berichtete sie: „Nachdem sie informiert waren, dass ich wegen Roter Hilfe von der Gestapo verhaftet wurde, so legte man mir nahe, als Soldatenfrau dürfte ich die Bitte um Entlassung aussprechen. Ich gab zur Antwort, dass ich keine Bitte habe. Kaltenbrunner fragte, ob ich Kinder habe, ich sagte einen Sohn 15 Jahre alt. Eigruber schrie mich an, dass dieser Bub auch geholt wird und ich Zuschauen darf, wie Er zugrunde geht. Eigruber holte sodann von meiner Zelle ein 15-jähriges Mädl heraus. Er besah sie von allen Seiten und sagte dann. So ein hübsches oberösterreichisches Bauerndirndl. Darauf das Mädl: Ich bin Russin. Eigruber zur Wachtmeisterin, was kann das Mädl denn angestellt haben, die lassen wir frei. Nun konnten wir wieder zurück in die Zelle. Alle waren wir aufgeregt, was wird geschehen? Das Russenmädel wurde nächsten Tag mit dem Auftrag: ‘Alles mitnehmen’, herausgeholt. Was mit Ihr geschah, erfuhren wir nicht. Ich hatte Angst, dass man meinen Sohn auch Seite 18 holt. Er wurde nicht verhaftet, aber er mußte mit 15 Jahren zum Volkssturm einrücken, wie ich später erfuhr. Von den Versprechung, dass alle Soldatenfrauen freigelassen werden, wurde nichts gehalten. Keine kam frei.“ Bis Mai 1945 war Maria Ehmer inhaftiert, nach einem anschließenden Spitalsaufenthalt kehrte sie erst im August 1945 schwer verletzt aus der Gefangenschaft heim und war künftig Hausfrau. Josef Ehmer nahm seine Arbeit als Telegrafenbediensteter wieder auf. 1948 wurde ihr zweiter Sohn Josef geboren. In den folgenden Jahrzehnten gehörte sie zu den unermüdlich tätigen AktivistInnen der KPÖ, des BDF und des KZ-Verbandes im Bezirk Gmunden. Für ihren Beitrag im Widerstand wurde sie mit dem Ehrenzeichen um die Befreiung Österreichs ausgezeichnet. Maria Ehmer starb am 23. November 1992 im 83. Lebensjahr. l Quelle: Gugglberger Martina, „Versuche, anständig zu bleiben“... Die Opfer der KPÖ l Gmunden: Grossmaier Johann, Hessenberger Leopold, Hohenberger Hilda, Kurz Fanny, Mayr Gustav, Pesendorfer Josef, Leitner Josef, Mayr Gustav, Pesendorfer Josef, Stadler Heinrich l Steyrermühl: Auinger Johann, Blaha Josef (Pole), Blank Adam, Grochot Michael, Jelimitzky Michael, Karzmarezyk Stanislaus (Pole), Kramml Josef, Mascha Franz, Navalany Ludwig (Pole), Neubacher Josef, Sammer Johann, Sigl Karl, Tuteja Leopold (Pole) l Grünau: Huber Josef, Strasser Alois l Ebensee: Druckenthanner Franz, Loidl Josef, Ortner Alois, Promberger Karl, Promberger Lina, Schleicher Hermine l Bad Ischl: Huber Josef, Jaritsch Franz, Moser Johann, Vogl Franz l Bad Aussee: Feldhammer Karl, Moser Johann Widerstand im Bezirk Gmunden Das abenteuerliche Leben des Josef-Hans Grafl Der Sprung ins Ungewisse Josef-Hans Grafl, geboren am 14. Oktober 1921 in Schattendorf im Burgenland. Vater Grafl Johann, gestorben 1958, Mutter Elisabeth, geborene Graner, gestorben 1941. Sie waren zusammen neun Geschwister. Hans Grafl besuchte die Volksschule und die Bürgerschule. Dann erlernte er das Maurerhandwerk. Schon als Kind war er in der sozialdemokratischen Kinderorganisation „Kinderfreunde“, dann kurze Zeit in der Jugendorganisation SAJ. In der Verbotszeit nach dem 12. Februar 1934 wurde er Mitglied der verbotenen Kommunistischen Partei Österreichs und betätigte sich illegal. 1937 war er drei Monate lang im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen und der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich wurde er als wehrunwürdig erklärt, aber am 17. Oktober 1940 doch zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Er kam nach Stralsund in Norddeutschland in eine Funkerschule, dann zur ersten Nachrichtenkompanie, von dort nach Rumänien. Dort war er bei einer Nachrichtenstelle. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Sowjetunion 1941 kam er in das Gebiet von Perekop. Er setzte sich von der deutschen Wehrmacht ab, ging vorerst zu den russischen und später zu den ukrainischen Partisanen. Durch die verschärften Einsätze der SS in der deutschen Wehrmacht war er auf der Flucht durch Rumänien, Bulgarien. Dort wurde er bei einer Razzia der Deutschen Wehrmacht in der Nähe von Varna gefangengenommen und in einem improvisierten Gefängnis festgehalten. Das war im Oktober 1942. Ihm wurde eröffnet, dass er wegen Fahnenflucht und Zersetzung der Wehrmacht vor das Militärgericht gestellt wird und dass er mit der Todesstrafe zu rechnen habe. Er brach mit Hilfe von bulgarischen Partisanen aus, und von diesen wurde er in einem 24-Tagemarsch nach Florina in Griechenland gebracht. Nachdem er dort von den griechischen Partisanen übernommen worden war, ging es in einem 18-tägigen Nachtmarsch durch ein sehr bewegtes und dorniges Gebiet. Dann wurde er in die Nähe von Athen gebracht. Er kam durch viele Dörfer, die niedergebrannt und menschenleer waren. Das war seine „Griechenlandreise“. Im Gebiet von Piräus war er mit den griechischen Partisanen im Einsatz. Sein illegaler Name war „Odysseus“. Ende Dezember 1942 wurde die Ver- bindung zu den Engländern hergestellt. Diese brachten ihn mit einem U-Boot in einer 20-stündigen Fahrt nach Alexandria in Ägypten. Von dort ging es nach Kairo, wo er zur „Austrian Legion“ geworben wurde. Sie wurden gefragt, ob sie bereit wären, für Österreich und für die österreichische Freiheit zu kämpfen. Dann wurden sie in englische Uniformen eingekleidet, mit rotweißrotem Bändchen. Er wurde durch einen „Schnellsiedekurs“ - wie er sich selber ausdrückte zum Flieger ausgebildet. Er war im Einsatz im Mittelmeer, wurde abgeschossen und landete in einem Wüstengebiet, wo er von den Engländern aufgefunden und zu seinem Standort gebracht wurde. Nach einiger Zeit wurde seine Staffel aufgelöst. Ihm wurde das Angebot gemacht, dem „Action-Service“, einer Kampftruppe, die im Hinterland eines Feindes eingesetzt wurde, beizutreten, was er auch tat. Er hat 33 Einsätze geflogen, in vielen Ländern der Welt, wo er jeweils im Hinterland ins Ungewisse abgesprungen ist. Bei jedem dieser Sprünge hat er sich die Frage gestellt: Was erwartet mich unten, wenn ich dort lande? Die Kugel? Die schreckliche Gefangenschaft und die damit verbundenen Grausamkeiten? Das Todesurteil? Oder ein zerschlagener Körper. In diesem Fall hätte es für ihn nichts anderes gegeben - vorausgesetzt, er hätte noch die Kraft dazu besessen - als mit einer Kugel sein Leben zu beenden. Sein 34. und letzter Absprung erfolg- Widerstand im Bezirk Gmunden te in seiner Heimat, die noch von der bereits geschlagenen Hitlerarmee und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft besetzt war. Dieser Flug vollzog sich während eines gewaltigen Sturms und in großer Höhe, das heißt, bei irregulären Verhältnissen, die einfach ein Wahnsinn waren. Grafls Absprung war der Einstieg für seinen Einsatz in der in England ausgebildeten Gruppe Gaiswinkler im Ausseerland und im Höllengebirge, über welche er in seiner Lebenserinnerung „Der Sprung ins Ungewisse“ ausführlich berichtet: „Beim Zusammenbruch war unsere Rolle nicht sehr schwierig, es war ja mehr oder minder alles führerlos. Wir haben die Organisation und die Führung sofort in Aussee übernommen und haben Sorge getragen, dass die Verpflegung geklappt hat, dass jeder seine Lebensmittelmarken verwerten hat können, dass er, alles bekommen hat. Wir haben Zusatzrationen ausgegeben. Das konnten wir, weil doch die Lager hier waren. Wir haben getrachtet, dass eine Ordnung herrscht, dass keine Übergriffe waren. In dieser Zeit war es meine Funktion, Teile der 6. Armee abzufangen, sie zu entwaffnen und weiterzuleiten, sodass sie auch notgedrungen verpflegt werden mussten um nicht zum Plündern anzufangen. Weiters, die KZler, die über den Pötschenpass kamen, weiterzutransportieren in das russisch besetzte Gebiet, dass das alles klaglos abläuft. Gaiswinkler hat die provisorische Leitung dieses Gebietes übernommen und ist dann provisorischer Bezirkshauptmann von Bad Aussee geworden. Er hat einen Sicherheitskommissär eingesetzt, den Herrn Tarra, der später Oberstleutnant wurde und der hundertprozentig mitgearbeitet hat. Auf jeden Fall, in diesem Gebiet, wo die Widerstandsbewegung von Ischl und Aussee war, hat es keine Übergriffe gegeben und die Verpflegung hat geklappt. Es ist alles klaglos, so weit man dies von einer solchen Zeit überhaupt sagen kann, abgelaufen. Die Engländer sind gar nicht hergekommen. Die Besatzungsmacht wären die Engländer gewesen, bis zum Pötschen. Aber die Amerikaner waren schneller da und haben das Gebiet bis zur Tauplitz für sich beansprucht, weil ihnen dieses Gebiet so gefallen hat. Die Engländer sind bei Tauplitz stehen geblieben. Unsere Gruppe ist einmal von Renner, der damals Kanzler war, empfangen worden. Aber für uns war nicht viel drinnen. Jeder von uns suchte einen Anker, wo er wieder anfangen konnte. Wir sind jeder einer Arbeit nachgelaufen. Es Seite 19 ist so verlaufen, wie sich das keiner von uns vorgestellt hatte: Die zwei Wiener sind wieder nach Wien gegangen, der Gaiswinkler ist in den Nationalrat und dann zur Krankenkasse zurück. Auszeichnungen oder Anerkennungen, außer dass uns der Renner einmal empfangen hat, haben wir für unsere Leistungen um Österreich nicht bekommen. Wir sind eigentlich totgeschwiegen worden.“ Josef Grafl hat sich, nachdem die Voraussetzungen für den Wiederaufbau des befreiten Österreichs geschaffen waren, von den ihm übertragenen Aufgaben zurückgezogen. Er wurde in Bad Aussee ansässig, heiratete die Ausseerin Hermine, geborene Hildebrand und hat drei Kinder. Er ist seinem erlernten Beruf als Maurer nachgegangen. Da dieser Beruf saisonbedingt ist, hat er seit der Befreiung Österreichs von der Hitlerherrschaft, an der er so regen Anteil genommen hat, so manchen Winter die Stempelstelle des Arbeitsamtes aufsuchen müssen. Mittlerweile befindet er sich in der Pension. l Quelle: Peter Kammerstätter, Dem Galgen, dem Fallbeil, der Kugel entkommen, Edition Geschichte der Heimat, 2006 Zimpernik Raimund (1923-1997) Ein Leben für den Widerstand Geboren am 8. März 1923 in Bad Ischl als Sohn eines Wagnermeisters. Erlernte nach Beendigung des Schulbesuches im Jahre 1937 den Beruf eines Wagners und Zimmermanns. Bereits in früher Jugend kam er in Kontakt mit dem Marxismus und wurde politisch in der kommunistischen Bewegung und im Widerstand gegen den Faschismus aktiv, etwa beim Aufbau einer illegalen Gruppe des KJVÖ. Seit 1940 war Zimpernik Mitglied der KPÖ. 1941 wurde er gemeinsam mit Franz Föttinger und Friedrich Hirnböck auch wegen Widerstand gegen das Nazi-Regime angeklagt und durch ein Urteil des NS-Volksgerichtshofes am 1. April 1942 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Befreiung vom Faschismus war Zimpernik maßgeblich am Aufbau der Freien Österreichischen Jugend im Salzkammergut beteiligt und deren Bezirksobmann. Bekannt wurde er im Zusammenhang mit dem „Milchprozess“ im Jahre 1947, als er von der US-Besatzungsmacht gemeinsam mit Maria Sams, Herbert Filla und Johann Tosetto als „Rädelsführer“ einer Protestaktion gegen die schlechte Versorgungslage angeklagt und zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde. Infolge einer breiten Protestbewegung musste dieses Urteil jedoch wenig später von der US-Behörde annulliert werden. Beruflich war Raimund Zimpernik bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1983 als Zimmermann bei der Baufirma Brandl tätig und wurde dort durch das Vertrauen seiner Arbeitskollegen wiederholt zum Betriebsratsobmann gewählt. Zimpernik war auch viele Jahre Mitglied des ÖGB-Bezirksausschusses Gmunden und anderer gewerkschaftlicher Gremien. Zimpernik war Zeit seines Lebens ein Aktivisten der KPÖ im Salzkammergut und gehörte viele Jahre auch der Landesleitung und der Bezirksleitung Gmunden an und war im KZ-Verband als Bezirksobmann sowie in der Alfred-Klahr-Gesellschaft tätig. Er war besonders um die Wahrung und Erhaltung der antifaschistischen Traditionen bemüht. In dem 1995 im Eigenverlag herausgegebenen autobiografischen Buch „Der rote Strähn“ dokumentierte Zimpernik seine persönlichen Erinnerungen bis zum Ende des 2. Weltkrieges und den antifaschistischen Widerstand im Salzkammergut. Zimpernik starb nach längerem schwerem Leiden am 18. Jänner 1997 im 74. Lebensjahr. Raimund Zimpernik (1923-1997) Seite 20 Widerstand im Bezirk Gmunden Ein Epilog Fragmente des Widerstandes Unter dem Titel „Fragmente des Widerstands“ startete 2005 das Freie Radio Salzkammergut eine Sendereihe, die 9 Ausstrahlungen von je einer Stunde umfasste. Die Idee ein solches Projekt zu realisieren, hatte im Frühjahr 2004 Redakteur David Guttner. Es ist ihm gelungen, ein sehr sorgfältig recherchiertes, spannendes und zugleich unglaublich berührendes Hörspiel über den Widerstand gegen das Naziregime im Salzkammergut zu erarbeiten. Dieser Widerstand, schreibt Redakteur Guttner, war deshalb atypisch für die damalige „Ostmark“, da im Salzkammergut, die sonst üblichen sprachlichen, ethnischen und kulturellen Gegensätze, die gemeinhin mit eine Voraussetzung für Widerstandsaktivitäten bildeten, kaum vorhanden waren. Im Gegenteil, gerade die „alpenländischen Gaue“ waren durch deren so genannte Volkskultur für die völkische Ausrichtung und einem männlichen Heldenmythos, welche integrale Bestandteile der NS Ideologen bildeten. Dass gerade diese Wildererkreise zu einem Kern des Widerstands werden sollten, mag für die damaligen Machthaber eine gewisse Demütigung bedeutet haben. Die Voraussetzungen für den Widerstand im Salzkammergut lagen zum einen in der traditionell stark verwurzelten Arbeiterbewegung (der erste Arbeiterkonsumverein Österreichs wurde bereits 1868 in Bad Goisern gegründet, der Salzkammergutkonsum hat bis heute überlebt.) Zum anderen haben sich im so genannten Zehnten Bundesland strukturelle Formen einer gewissen Widerständigkeit entwickelt, die sich nur zum Teil aus der Geschichte der Reformation und Gegenreformation, die im Inneren Salzkammergut nur oberflächlich greifen konnte, erklären lassen. Euphemistisch könnte man behaupten, die Menschen im Salzkammergut seien von einer tief sitzenden Skepsis allem Neuen gegenüber geprägt. Provokant ausgedrückt: Der Salzkammergütler ist xenophob.“ (fremdenfeindlich) „Für die Entstehung eines regionalen Widerstandes gegen das NS System konnte diese misstrauische Grundhaltung nur von Vorteil sein. Natürlich war nicht das gesamte Salzkammergut ein widerständiger Fels in der braunen Brandung, genau so wenig wie die Bezeichnung eines klassischen Partisanenkampfes auf die lokalen Widerstandsaktivitäten im engeren Sinn zulässig ist. Auch wenn die Widerstandsgruppierungen im Salzkammergut auf wirkliche Sabotageakte verzichteten, so be- deutete das großzügige Verstecken von Deserteuren und politischen Nazigegnern so wie Vorbereitungen zur Machtübernahme in Hinblick auf das nahende Kriegsende, eine Besonderheit in der Geschichte des gesellschaftlichen und politischen Widerstands. Dass die Grundlage der Widerstandsorganisationen, wie so oft, von Frauen erarbeitet wurde, kann in Bezug auf das Salzkammergut, dank der Arbeit Peter Kammerstätters, relativ gut rekonstruiert werden.“ Über die Planung der Sendereihe „Fragmente des Widerstands“ berichtet Redakteur Guttner unter anderem folgendes: „Die Hauptschuld“ an der Entstehung der Sendereihe trägt ein Wanderführer des Gmundners Christian Topf, der den Titel „Auf den Spuren der Partisanen – zeitgeschichtliche Wanderungen im Salzkammergut“ trägt. Topf geht darin an Hand von 12 klassischen Wanderrouten, die immer im Kontext mit geschichtlichen Ereignissen stehen, dem Widerstand gegen dem Nationalsozialismus im Salzkammergut nach. Das Ziel bei der Gestaltung des Projekts Guttners war es, sich an den Wanderführer von Christian Topf, so werkgetreu, wie möglich zu halten. Der Redakteur führt weiter aus: „Die konkrete Arbeit bedeutete 1. relevante historische Quellen zu erschließen, 2. Menschen und Zeitzeugen ausfindig zu machen, die mit den jeweiligen Themen vertraut, bzw. bereit sind, sich der Interviewsituation zu stellen und über Erlebnisse zu berichten, die über 60 Jahre zurückliegen und 3. alles in eine hörzeigund nachvollziehbare Form zu bringen, die jeweils mit einer Stunde das Auslangen finden muss. Für Fragmente des Widerstands hieß das ca. 3 000 Seiten historisches Quellenmaterial, 45 InterviewpartnerInnen und an die 2000 Tonaufnahmen auf 540 Sendeminuten zu verteilen. Trotz dieses erheblichen Arbeitsaufwandes ist dieses Projekt ein möglicher Versuch mit dem Freien Radio in Österreich, gerade in Zeiten eines schwindenden Bildungsauftrages des öffentlich- rechtlichen Rundfunks, ein Stück mehr an Legitimation und Bedeutung erreichen zu können. Die Ergebnisse dieses Versuchs lassen sich hören: Im Rahmen des KUPF-Innovations- topf 2005 – Lebendige Archive wurde „Fragmente des Widerstands von FRS eingereicht und unter 44 Projekten von einer fünfköpfigen Jury an die erste Stelle gereiht.“ Die 9 Ausstrahlungen der Hörspielreihe können auf Wunsch, vom Freien Radio Salzkammergut auf CD gebrannt werden, und sind dort bestellbar. Es ist von immenser Bedeutung, dass solche Dokumentationen für die Nachwelt, besonders für unsere jungen Menschen erhalten bleiben. 63 Jahre nach Kriegsende gibt es kaum noch Zeitzeugen. Es gibt bald keine Widerstandskämpfer mehr, die es uns sagen können, wie es ihnen in dieser schrecklichen Zeit ergangen ist. Auch eine Agnes Primocic, die noch im hohen Alter, in den vielen Schulen, die sie aufsuchte, den gebannt lauschenden Jugendlichen „ihre ureigenste Geschichte“ erzählte, ist nicht mehr unter uns. Gerade den jungen Leuten, die sich heute kaum noch für Politik interessieren, kann nicht oft genug über dieses dunkle Kapitel zwischen 1938 und 1945 berichtet werden. Vor allem dürfen die mutigen Männer und Frauen niemals in Vergessenheit geraten, die alles andere hintanstellten, und um den schrecklichen Preis, ihr eigenes und das Leben ihrer Familien aufs Spiel zu setzen, den Kampf für ein freies Österreich aufgenommen haben. Viele von ihnen, wurden dafür von den Schergen Hitlers hingerichtet. Unsere Widerstandskämpfer haben wesentlich dazu beigetragen, das Salzkammergut vor der Zerstörung zu bewahren. Dafür gebührt ihnen für alle Zeiten Dank und höchste Anerkennung. Wehret den Anfängen! Erika Krenn Die Bilanz des Nazifaschismus l 2.700 ÖsterreicherInnen wurden hingerichtet l 16.100 ÖsterreicherInnen starben in Gestapohaft, Zuchthäusern und Gefängnissen l 16.500 Österreicherinnen starben in Konzentrationslagern l 65.459 österreichische Juden wurden ermordet l 24.300 ZivilistInnen sind bei Luftangriffen oder Kriegshandlungen umgekommen l 247.000 zur Wehrmacht eingezogene Österreicher sind gefallen oder dauern vermisst