Infobrief Gartenzeit Piet Oudolf/ Gräser und Herbst-Stauden Es ist Herbst - für viele Hobbygärtner die Zeit, in der im Garten aufgeräumt und kräftig zurückgeschnippelt wird. Wer sich mit den Gärten und Pflanzkonzepten des holländischen Landschaftsarchitekten und Gärtners Piet Oudolf beschäftigt, wird dies vielleicht noch einmal überdenken. Der 70jährige Oudolf gilt nicht nur als einer der berühmtesten Landschaftsarchitekten weltweit, sondern auch als ein Gärtner, der mit vielen Regeln gebrochen hat. Etwa der, dass im Herbst mit der Schere Ordnung geschaffen werden muss. Oudolf gestaltet seine – in der Regel von Gräsern und Stauden dominierten Gärten so, dass sie das ganze Jahre über attraktiv sind – auch im Herbst und sogar im Winter. Dabei wird in die Pflanzen-Planung gezielt auch der Verfallsprozess von Pflanzen – verwelktes Laub und Verblühtes, vertrocknete Fruchtstände – mit einbezogen. Gerade der morbide Charme vieler Stauden und ihre blasse Farbigkeit ist in seinen Gärten im Herbst ausdrücklich erwünscht. So entsteht das Bild eines natürlichen Gartens, der auch wegen seiner Nachhaltigkeit und Langlebigkeit immer beliebter wird. Als „Neuen Naturalismus“ bezeichnet man denn auch die Gartenbewegung, die von Oudolf angestoßen wurde und die die Pflanze mit ihren alljährlich wieder kehrenden organischen Prozessen in den Mittelpunkt stellt. Die öffentlichen Gärten Oudolfs sind längst absolute Hot Spots. So locken etwa der Battery Park oder der High-Line-Park entlang einer stillgelegten Hochbahntrasse in New York jährlich Millionen Besucher an. (weitere Beispiele öffentlicher Gärten von Piet Oudolf finden Sie unter www.oudolf.com) Der eindrucksvolle private und auch für Besucher regelmäßig offene Garten Piet Oudolfs weckt im Herbst mit seinen im Wind wiegenden Gräserinseln, in denen spätblühende Stauden wie der Knöterich, der Dost oder die Silberkerzen hoch aufragen, Assoziationen an ein impressionistisches Gemälde. Der 10 000 Quadratmeter große Garten liegt im kleinen Dorf Hummelo gleich an der holländischen Grenze hinter Emmerich. Hier ist über Jahrzehnte die fast wildnissähnliche Handschrift des Pflanzenkenners Oudolf entstanden. Besonders auffällig ist seine Liebe zu den Gräsern, die nicht nur Höhe und Struktur, sondern auch viel Bewegung in einen Garten bringen. In seinen Büchern lassen sich seine Pflanzkonzepte rund um die Gräser im Detail nachlesen. Hier nur einige wenige Beispiele, welche Gräser und Stauden Oudlolf gern verwendet. Gräser: Gräser, die sich beim kleinsten Windhauch schon mit ihren Blüten- und Fruchtständen bewegen: • Molinia caerulea subsp.aurndinacea, Panicum virgatum, Stipa calamagrostis, Stipa gigantea, Stipa pennata, Stipa pulcherrima Gräser mit Herbstfärbung: • Andropogon geradii, Deschampsia cespitosa, Miscanthus sinensis, Panicum virgatum, Hakonechloa macra Dominierende Gräser: • Arundo donax, Calamagrostis acutiflora Karl Foerster,, Cortaderia-Arten, Molinia caerulea in Sorten, Panicum virgatum Arten, Carex pendula, Miscanthus Sinensis Hybriden Spätblühende Stauden: Gräser alleine aber machen noch keinen Garten. In denen von Oudolf gesellen sich im Herbst zu ihnen gern Spätzünder unter den Stauden wie Astern, Silberkerzen, Knöterich oder Dost Spätblühende Stauden: • Aster lateriflorus, Cimicifuga, Eupatorium maculatum „Atropurpureum“, Helianthus salicifolius, Kirengeshoma palmata, Tricyrtris formosana, Veronicastrum virginicum, Nach der Blüte: Attraktive Fruchtstände und schönes Laub Wenn mit Silberkerzen, Knöterich, Astern und Dost auch noch verwelkte Blüten, welkes Laub und Frucht- oder Samenstände ganz bewusst kombiniert werden, ist das von der Natur inspirierte Herbstgarten-Ideal des Holländers komplett. Es lohnt sich, den Pflanzen beim Verwelken zu zuschauen. Außerdem bieten die Fruchtstände Vögeln im Winter wichtiges Futter. Zurückgeschnitten werden die Stauden und Gräser bei Oudolf daher grundsätzlich erst im Februar. Dann, wenn die Pflanzen ohnehin bald wieder neu austreiben. Schöne Fruchtstände und Verwelktes: • Achillea filipendulina, Artemis lactiflora, Aster umbellatus, Astilbe sinensis, Digitalis-Arten, Eryngium-Arten, Eupatorium-Arten, Filipendula, Gaura lindheimeri, Lythrum, Lysimachia ephemerum, Monarda, Rodgersia, Rudbeckia, Salvia nemorosa, Sedum, Umbelliferen, Verbena, Veronicastrum, Weitere Infos: Wer sich inspirieren lassen möchte: Bis zum 24. Oktober ist der Privatgarten von Piet und Anja Oudolf auch für Besucher geöffnet. Jeweils Donnerstag, Freitag und Samstag von 11 bis 16 Uhr, Adresse: Broekstraat 17, 6999 Hummelo, www.oudolf.com/privategarden, Eintritt: 3,50 Euro Literaturtipp: Neues Gartendesign – mit Gräsern und Stauden, Piet Oudolf/Noel KIngsbury, ulmer Verlag