Wilde Malve

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Kräuter- und Heilpflanzen-ABC
Malve (Wilde Malve)
Wissenschaftlicher Name:
Malva sylvestris
Pflanzenart:
Malvengewächs, zweijährig bis
ausdauernd
Natürliches Vorkommen:
Die Verbreitung der Pflanze,
die ursprünglich aus Asien und
Südeuropa stammt, erstreckt
sich heute über ganz Europa
bis Südskandinavien.
Verwendete Pflanzenteile:
Blüten und Blätter
Enthaltene Wirkstoffe:
Schleimstoffe, Flavonoide,
Anthocyane
Nicht nur hübsch anzusehen,
sondern auch heilkräftig
Hierzulande hat sich die Malve eher mit ihren Zierformen durchgesetzt: als prächtige Gartenpflanze,
die mit ihren leuchtenden Rosa- und Purpurtönen
gerne an sonnigen Hauswänden emporwächst. Als
Heilpflanze besser bekannt ist hingegen der Eibisch,
der ebenfalls zu den Malvengewächsen gehört und
ein ähnliches Wirkungsspektrum hat. Eibischblätter
und -wurzeln sind ebenso wie der Sirup, der aus ihnen gewonnen wird, immerhin (freiverkäufliche) Arzneimittel mit nachgewiesener Wirkung gegen Reizhusten. Dass es sich aber auch bei der Wilden Malve
um eine uralte Heilpflanze handelt, zeigen Schriften
aus China, in denen die Malve bereits vor 5000 Jahren
als entzündungshemmendes Mittel gegen Husten,
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Malve
Heiserkeit und Lungenkatarrh genannt
wird. Auch die alten Griechen wussten um die Heilkraft der Malve, deren
deutscher Name vom griechischen
malakos abstammt, was „weich“ bedeutet. Wer schon einmal Malvenblätter
oder -blüten zwischen den Fingern verrieben hat, kennt den weichen Pflanzenschleim, der die Malve so wirksam
macht. Während die Kelten glaubten,
dass Malvenblüten den Toten auf ihrer
Reise ins Jenseits helfen würden, verabreichte man die Blüten im Mittelalter als beruhigendes Gegenmittel für
Aphrodisiaka und Liebestränke.
Vermehrung, Anbau, Ernte
Malven können sowohl durch Aussaat
als auch durch Stecklinge vermehrt werden, wobei Samen und Stecklinge für
verschiedene Malvenarten heute in fast
allen Kräuter-Spezialgärtnereien angeboten werden. Man gibt die Samen im
späten Frühjahr in ein Aussaatgefäß, das
man sogleich im Freien der Witterung
aussetzt. Keine Sorge: Auch wenn die
Keimung oft ungleichmäßig verläuft und
nicht alle Samen gleich schnell aufgehen,
ist die Aussaat meist recht erfolgreich.
Sobald die Pflänzchen angewachsen sind,
können sie ins Freiland umgesetzt werden. Bei ausdauernden Arten, die bereits
im Garten stehen, geht die Vermehrung
noch einfacher, denn sie säen sich immer
wieder selbst aus. Für die Stecklingsvermehrung schneidet man zwischen Mai
und Juli Stecklinge aus festen, tiefer sitzenden Trieben und bringt diese in Töpfchen mit einem Kompost-Sand-Gemisch
zum Wurzeln. Feucht halten und mäßig
warm überwintern, ehe die Stecklinge im
Frühjahr vor Ort ausgepflanzt werden.
sie 4 bis 6 Stunden ein. Dann seiht man
das Pflanzenmaterial ab und erwärmt
den Tee nochmals auf Trinktemperatur,
um ihn dann sofort zu genießen. Somit
bleiben die wertvollen Schleimstoffe
weitgehend erhalten.
Anwendungsgebiete
Die Pflanze enthält reichlich Schleimund Gerbstoffe, aber auch Mineralien
und den Farbstoff Malvin. Während
die Schleimstoffe die gereizte menschliche Schleimhaut schützen und den
Husten dämpfen, bilden die in Blättern
und Blüten enthaltenen Gerbstoffe einen Schutzfilm auf der Magenschleimhaut und hemmen so Entzündungen.
Deshalb wird die Malve häufig bei
entzündlichen Prozessen im Mund- und
Rachenraum, aber auch im Magen- und
Darmbereich eingesetzt. Auch äußerlich
angewandt kann die Malve punkten: Umschläge und Kompressen mit Malventee
lindern Beschwerden bei Abszessen
und leichten Verbrennungen.
Das ist zu beachten
Malventee bitte nicht anwenden, wenn
die Atemwege bereits stark verschleimt
sind, da der Tee hustenstillend wirkt.
Bei verschleimten Atemwegen ist jedoch
gerade das Abhusten des Schleims erwünscht.
Darreichungsform
Ein Aufguss (Infus) ist die gebräuchlichste Art der Teezubereitung. Blüten
und/oder Blätter werden mit kochendem Wasser übergossen. Dies lässt man
3 bis 5 Minuten zugedeckt ziehen. Abseihen und den Tee dann schluckweise
trinken oder als Umschlag, Bad usw. verwenden. Bei der Malve wird jedoch ein
Kaltauszug empfohlen, da die Schleimstoffe hitzeempfindlich sind, d.h. man
nimmt lauwarmes Wasser, übergießt
damit die Blüten der Malve und weicht
Tipp der
Kräuter-Expertin
Malventee einmal anders:
Wenn Malventee kalt angesetzt
wird, bleibt ein Maximum an
Schleimstoffen erhalten. Dafür
1 TL frische oder getrocknete
Malvenblätter und -blüten mit
150 ml kaltem Wasser übergießen
und etwa fünf Stunden stehen lassen, dabei immer wieder umrühren. Durch ein feines Sieb gießen,
nur lauwarm anwärmen und mit
Honig gesüßt trinken. Bei akuter
Heiserkeit helfen drei bis fünf
Tassen täglich, die schluckweise
maximal eine Woche lang getrunken werden. Ihre Gäste werden
begeistert sein!
Rotbusch-Tee mit Malve und
Granatapfel: In dieser attraktiven Teemischung, die sich leicht
zubereiten lässt, ergänzen sich
die hautwirksamen Inhaltsstoffe der Malve mit den positiven
Eigenschaften zweier weiterer
starker Pflanzenvertreter. Der
Rotbusch, auch Rooibos genannt,
stammt aus Südafrika. Fermentiert enthält er kein Koffein,
dafür aber wichtige Mineralien
sowie bioverfügbare Polyphenole
und Flavonoide. Den Granatapfel als Kultur- und Heilpflanze schätzten bereits die alten
Ägypter. Viele Probleme mit der
Haut können durch die Hilfe des
Granatapfels günstig beeinflusst
werden: ungeliebte Fältchen,
Pigmentflecken, unstraffe Haut
und sogar Hautentzündungen
profitieren von seiner Heilkraft.
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Kräuter- und Heilpflanzen-ABC
Ringelblume
Wissenschaftlicher Name:
Calendula officinalis
Volkstümliche Namen:
Butterblume, (Garten-)Dotterblume, Goldblume, Rinderblume,
Ringelrose, Sonnenbraut,
Sonnenwende, Studentenblume,
Warzenkraut, Wucherblume
Pflanzenart:
Korbblütler, mehrjährig
Natürliches Vorkommen:
Die Herkunft der Pflanze ist nicht
ganz geklärt, ihre Verbreitung
erstreckt sich von den Kanarischen Inseln über den Mittelmeerraum bis in den Iran. In der
Regel nur im Garten heimisch,
findet man die Pfllanze
manchmal auch „ausgewildert“
aus Gärten und Kulturen.
Verwendete Pflanzenteile:
Frische und getrocknete Blütenblätter oder -köpfe
Enthaltene Wirkstoffe:
Bitterstoffe, Saponine, Calendulin,
Titerpensaponine, ätherisches Öl
(0,2 – 0,3 %), Faradiol, Carotinoide,
Polysaccharide, Flavonoide
Der orange-leuchtende Star in
ländlichen Gärten und in der
Volksheilkunde
Vor allem in alten Bauerngärten ist die Ringelblume
häufig anzutreffen, wo sie überdies als Wetterbote
und Sonnenuhr gilt, denn pünktlich zum Sonnenaufgang öffnet die Pflanze ihre leuchtend gelben
Blüten. Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwindet oder Regen droht, schließen sich die Blütenköpfe. Zum Wetterorakel wird die Ringelblume,
wenn sich die Blüten bis sieben Uhr morgens nicht
geöffnet haben, dann nämlich ist an diesem Tag Regen zu erwarten. Ihren Namen verdankt die Pflanze
vermutlich den eingerollten, „geringelten“ Samen,
die nach der Blütezeit entstehen. Die Ringelblume
zählt zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Im
alten Ägypten hatte sie den Nimbus, ewige Jugend
zu verleihen. In Arabien und im Vorderen Orient
nutzte man ihre Blüten als Heilmittel, als Kosmetikum und zum Färben von Speisen. In Europa ist
die Ringelblume erst seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Hildegard von Bingen führte sie
unter dem Namen „Ringele“ als Mittel gegen Ver-
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Ringelblume
dauungsbeschwerden und Entzündungen aller Art ein. Spätestens jedoch
seit der Gelehrte Albertus Magnus die
Heilpflanze als Wundmittel pries, ist sie
aus der Kräuterheilkunde nicht mehr
wegzudenken. Gerne wird sie auch „die
Arnika des Flachlands“ genannt.
Vermehrung, Anbau, Ernte
Die Ringelblume erfreut das Herz jedes Hobbygärtners, da sie ihre schönen
goldgelben Blüten von Juni bis Oktober immer wieder erneuert, sofern
man sie fleißig schneidet. Außerdem
ist die Ringelblume dankbar, da sie
an den Boden keine besonderen Ansprüche stellt, wichtig ist ihr lediglich
ein sonniger Platz. Die Samen werden
im zeitigen Frühjahr unter Glas ausgesät oder im späten Frühjahr, sobald
die Nachttemperaturen nicht mehr unter 5 °C fallen, in vorbereitete Beete.
Ab dem Spätsommer sind die Pflanzen
anfällig für Mehltau, daher müssen erkrankte Blätter rasch entfernt werden.
Bei Bedarf werden die Blüten gepflückt
und rasch ohne künstliche Wärme an
einem luftigen Ort getrocknet. Für arzneiliche Zwecke wird die Heilpflanze
heute vor allem in Ägypten, Ungarn
und der Slowakei angebaut, in kleineren
Mengen auch in Deutschland.
Anwendungsgebiete
Ringelblumen bieten eine komplizierte
Kombination aus entzündungshemmenden, krampflösenden, abschwellenden
und schmerzstillenden Inhaltsstoffen,
deren Zusammenwirken bis heute nicht
im einzelnen geklärt ist. Vielen gilt das
Wund- und Heilkraut in der äußerlichen Anwendung als regelrechter „Alleskönner“, der bei Geschwüren und
entzündeter Haut ebenso eingesetzt
werden kann wie bei Muskelzerrungen
und Prellungen. Wissenschaftlich anerkannt ist die äußerliche Anwendung der
Blüten bei Entzündung der Mund- und
Rachenschleimhaut sowie bei Wunden
mit schlechter Heilungstendenz. Traditionell bewährt hat sie sich außerdem als
Hausmittel bei Sonnenbrand, Insektenstichen, Flechten, Akne, allerlei Hautentzündungen, Riss-, Quetsch- und Brandwunden. Die innerliche Anwendung,
etwa zur Anregung des Gallenflusses,
tritt mehr und mehr in den Hintergrund.
Das ist zu beachten
Wer gegen Korbblütler allergisch ist,
sollte die Heilpflanze vorsichtshalber
meiden. Außerdem reagieren manche
Menschen, vor allem solche mit empfindlicher Haut, auf Ringelblumen-Zubereitungen mit Hautreizungen.
empfohlen. Berühmt ist die Ringelblumensalbe, die als das Wundheilmittel
schlechthin gilt, auch als Venensalbe, bei
eitrigen Nagelbettentzündungen und
gegen Schwangerschaftsstreifen. Gegen
alle diese Beschwerden kann auch das
Homöopathikum Calendula angewandt
werden. Außerdem sind RingelblumenTeezubereitungen sehr beliebt: sie stärken die Verdauungsorgane, können gegen Kopfschmerzen helfen, und lindern
Brechreiz. In der Volksheilkunde gilt die
Ringelblume in Teezubereitungen als
Mittel gegen Gallenprobleme, Menstruationsbeschwerden, Magenschmerzen
oder Darmstörungen. Sie regt auch
den natürlichen Entgiftungsprozess des
Körpers an.
Tipp der
Kräuter-Expertin
Darreichungsform
Ringelblumen-Extrakte finden sich in
zahllosen Kosmetik-Produkten, etwa
Seifen, Handcremes, Shampoos, Badeölen, Sonnenschutzmitteln und vielem
mehr. Ein Gesichtswasser aus den Blüten macht die Haut klar und frisch.
Ringelblumensalbe, -öl oder -tinktur
hilft bei Hautproblemen und Wunden,
mit Umschlägen behandelt man Geschwüre und schlecht heilende Wunden,
Abkochungen dienen der Reinigung verschmutzter Wunden, und für Abszesse
werden heiße Calendula-Kompressen
Bereits die alten Römerinnen verwendeten die äußeren Blütenblätter in der Küche zum Färben und
Aromatisieren von Speisen, gerne
auch als Ersatz für den teuren
Safran. Die leicht bitter-aromatisch schmeckenden Blütenblätter,
die etwa zu Fisch- und Geflügelgerichten passen, färben zwar
etwas schwächer als echter Safran,
verleihen Gebäck, Süßspeisen,
Kräuterbutter und Suppen jedoch
zuverlässig eine appetitlich gelbe
Färbung.
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