18 Kräuter- und Heilpflanzen-ABC Malve (Wilde Malve) Wissenschaftlicher Name: Malva sylvestris Pflanzenart: Malvengewächs, zweijährig bis ausdauernd Natürliches Vorkommen: Die Verbreitung der Pflanze, die ursprünglich aus Asien und Südeuropa stammt, erstreckt sich heute über ganz Europa bis Südskandinavien. Verwendete Pflanzenteile: Blüten und Blätter Enthaltene Wirkstoffe: Schleimstoffe, Flavonoide, Anthocyane Nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch heilkräftig Hierzulande hat sich die Malve eher mit ihren Zierformen durchgesetzt: als prächtige Gartenpflanze, die mit ihren leuchtenden Rosa- und Purpurtönen gerne an sonnigen Hauswänden emporwächst. Als Heilpflanze besser bekannt ist hingegen der Eibisch, der ebenfalls zu den Malvengewächsen gehört und ein ähnliches Wirkungsspektrum hat. Eibischblätter und -wurzeln sind ebenso wie der Sirup, der aus ihnen gewonnen wird, immerhin (freiverkäufliche) Arzneimittel mit nachgewiesener Wirkung gegen Reizhusten. Dass es sich aber auch bei der Wilden Malve um eine uralte Heilpflanze handelt, zeigen Schriften aus China, in denen die Malve bereits vor 5000 Jahren als entzündungshemmendes Mittel gegen Husten, 19 Malve Heiserkeit und Lungenkatarrh genannt wird. Auch die alten Griechen wussten um die Heilkraft der Malve, deren deutscher Name vom griechischen malakos abstammt, was „weich“ bedeutet. Wer schon einmal Malvenblätter oder -blüten zwischen den Fingern verrieben hat, kennt den weichen Pflanzenschleim, der die Malve so wirksam macht. Während die Kelten glaubten, dass Malvenblüten den Toten auf ihrer Reise ins Jenseits helfen würden, verabreichte man die Blüten im Mittelalter als beruhigendes Gegenmittel für Aphrodisiaka und Liebestränke. Vermehrung, Anbau, Ernte Malven können sowohl durch Aussaat als auch durch Stecklinge vermehrt werden, wobei Samen und Stecklinge für verschiedene Malvenarten heute in fast allen Kräuter-Spezialgärtnereien angeboten werden. Man gibt die Samen im späten Frühjahr in ein Aussaatgefäß, das man sogleich im Freien der Witterung aussetzt. Keine Sorge: Auch wenn die Keimung oft ungleichmäßig verläuft und nicht alle Samen gleich schnell aufgehen, ist die Aussaat meist recht erfolgreich. Sobald die Pflänzchen angewachsen sind, können sie ins Freiland umgesetzt werden. Bei ausdauernden Arten, die bereits im Garten stehen, geht die Vermehrung noch einfacher, denn sie säen sich immer wieder selbst aus. Für die Stecklingsvermehrung schneidet man zwischen Mai und Juli Stecklinge aus festen, tiefer sitzenden Trieben und bringt diese in Töpfchen mit einem Kompost-Sand-Gemisch zum Wurzeln. Feucht halten und mäßig warm überwintern, ehe die Stecklinge im Frühjahr vor Ort ausgepflanzt werden. sie 4 bis 6 Stunden ein. Dann seiht man das Pflanzenmaterial ab und erwärmt den Tee nochmals auf Trinktemperatur, um ihn dann sofort zu genießen. Somit bleiben die wertvollen Schleimstoffe weitgehend erhalten. Anwendungsgebiete Die Pflanze enthält reichlich Schleimund Gerbstoffe, aber auch Mineralien und den Farbstoff Malvin. Während die Schleimstoffe die gereizte menschliche Schleimhaut schützen und den Husten dämpfen, bilden die in Blättern und Blüten enthaltenen Gerbstoffe einen Schutzfilm auf der Magenschleimhaut und hemmen so Entzündungen. Deshalb wird die Malve häufig bei entzündlichen Prozessen im Mund- und Rachenraum, aber auch im Magen- und Darmbereich eingesetzt. Auch äußerlich angewandt kann die Malve punkten: Umschläge und Kompressen mit Malventee lindern Beschwerden bei Abszessen und leichten Verbrennungen. Das ist zu beachten Malventee bitte nicht anwenden, wenn die Atemwege bereits stark verschleimt sind, da der Tee hustenstillend wirkt. Bei verschleimten Atemwegen ist jedoch gerade das Abhusten des Schleims erwünscht. Darreichungsform Ein Aufguss (Infus) ist die gebräuchlichste Art der Teezubereitung. Blüten und/oder Blätter werden mit kochendem Wasser übergossen. Dies lässt man 3 bis 5 Minuten zugedeckt ziehen. Abseihen und den Tee dann schluckweise trinken oder als Umschlag, Bad usw. verwenden. Bei der Malve wird jedoch ein Kaltauszug empfohlen, da die Schleimstoffe hitzeempfindlich sind, d.h. man nimmt lauwarmes Wasser, übergießt damit die Blüten der Malve und weicht Tipp der Kräuter-Expertin Malventee einmal anders: Wenn Malventee kalt angesetzt wird, bleibt ein Maximum an Schleimstoffen erhalten. Dafür 1 TL frische oder getrocknete Malvenblätter und -blüten mit 150 ml kaltem Wasser übergießen und etwa fünf Stunden stehen lassen, dabei immer wieder umrühren. Durch ein feines Sieb gießen, nur lauwarm anwärmen und mit Honig gesüßt trinken. Bei akuter Heiserkeit helfen drei bis fünf Tassen täglich, die schluckweise maximal eine Woche lang getrunken werden. Ihre Gäste werden begeistert sein! Rotbusch-Tee mit Malve und Granatapfel: In dieser attraktiven Teemischung, die sich leicht zubereiten lässt, ergänzen sich die hautwirksamen Inhaltsstoffe der Malve mit den positiven Eigenschaften zweier weiterer starker Pflanzenvertreter. Der Rotbusch, auch Rooibos genannt, stammt aus Südafrika. Fermentiert enthält er kein Koffein, dafür aber wichtige Mineralien sowie bioverfügbare Polyphenole und Flavonoide. Den Granatapfel als Kultur- und Heilpflanze schätzten bereits die alten Ägypter. Viele Probleme mit der Haut können durch die Hilfe des Granatapfels günstig beeinflusst werden: ungeliebte Fältchen, Pigmentflecken, unstraffe Haut und sogar Hautentzündungen profitieren von seiner Heilkraft. ! 22 Kräuter- und Heilpflanzen-ABC Ringelblume Wissenschaftlicher Name: Calendula officinalis Volkstümliche Namen: Butterblume, (Garten-)Dotterblume, Goldblume, Rinderblume, Ringelrose, Sonnenbraut, Sonnenwende, Studentenblume, Warzenkraut, Wucherblume Pflanzenart: Korbblütler, mehrjährig Natürliches Vorkommen: Die Herkunft der Pflanze ist nicht ganz geklärt, ihre Verbreitung erstreckt sich von den Kanarischen Inseln über den Mittelmeerraum bis in den Iran. In der Regel nur im Garten heimisch, findet man die Pfllanze manchmal auch „ausgewildert“ aus Gärten und Kulturen. Verwendete Pflanzenteile: Frische und getrocknete Blütenblätter oder -köpfe Enthaltene Wirkstoffe: Bitterstoffe, Saponine, Calendulin, Titerpensaponine, ätherisches Öl (0,2 – 0,3 %), Faradiol, Carotinoide, Polysaccharide, Flavonoide Der orange-leuchtende Star in ländlichen Gärten und in der Volksheilkunde Vor allem in alten Bauerngärten ist die Ringelblume häufig anzutreffen, wo sie überdies als Wetterbote und Sonnenuhr gilt, denn pünktlich zum Sonnenaufgang öffnet die Pflanze ihre leuchtend gelben Blüten. Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwindet oder Regen droht, schließen sich die Blütenköpfe. Zum Wetterorakel wird die Ringelblume, wenn sich die Blüten bis sieben Uhr morgens nicht geöffnet haben, dann nämlich ist an diesem Tag Regen zu erwarten. Ihren Namen verdankt die Pflanze vermutlich den eingerollten, „geringelten“ Samen, die nach der Blütezeit entstehen. Die Ringelblume zählt zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Im alten Ägypten hatte sie den Nimbus, ewige Jugend zu verleihen. In Arabien und im Vorderen Orient nutzte man ihre Blüten als Heilmittel, als Kosmetikum und zum Färben von Speisen. In Europa ist die Ringelblume erst seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Hildegard von Bingen führte sie unter dem Namen „Ringele“ als Mittel gegen Ver- 23 Ringelblume dauungsbeschwerden und Entzündungen aller Art ein. Spätestens jedoch seit der Gelehrte Albertus Magnus die Heilpflanze als Wundmittel pries, ist sie aus der Kräuterheilkunde nicht mehr wegzudenken. Gerne wird sie auch „die Arnika des Flachlands“ genannt. Vermehrung, Anbau, Ernte Die Ringelblume erfreut das Herz jedes Hobbygärtners, da sie ihre schönen goldgelben Blüten von Juni bis Oktober immer wieder erneuert, sofern man sie fleißig schneidet. Außerdem ist die Ringelblume dankbar, da sie an den Boden keine besonderen Ansprüche stellt, wichtig ist ihr lediglich ein sonniger Platz. Die Samen werden im zeitigen Frühjahr unter Glas ausgesät oder im späten Frühjahr, sobald die Nachttemperaturen nicht mehr unter 5 °C fallen, in vorbereitete Beete. Ab dem Spätsommer sind die Pflanzen anfällig für Mehltau, daher müssen erkrankte Blätter rasch entfernt werden. Bei Bedarf werden die Blüten gepflückt und rasch ohne künstliche Wärme an einem luftigen Ort getrocknet. Für arzneiliche Zwecke wird die Heilpflanze heute vor allem in Ägypten, Ungarn und der Slowakei angebaut, in kleineren Mengen auch in Deutschland. Anwendungsgebiete Ringelblumen bieten eine komplizierte Kombination aus entzündungshemmenden, krampflösenden, abschwellenden und schmerzstillenden Inhaltsstoffen, deren Zusammenwirken bis heute nicht im einzelnen geklärt ist. Vielen gilt das Wund- und Heilkraut in der äußerlichen Anwendung als regelrechter „Alleskönner“, der bei Geschwüren und entzündeter Haut ebenso eingesetzt werden kann wie bei Muskelzerrungen und Prellungen. Wissenschaftlich anerkannt ist die äußerliche Anwendung der Blüten bei Entzündung der Mund- und Rachenschleimhaut sowie bei Wunden mit schlechter Heilungstendenz. Traditionell bewährt hat sie sich außerdem als Hausmittel bei Sonnenbrand, Insektenstichen, Flechten, Akne, allerlei Hautentzündungen, Riss-, Quetsch- und Brandwunden. Die innerliche Anwendung, etwa zur Anregung des Gallenflusses, tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Das ist zu beachten Wer gegen Korbblütler allergisch ist, sollte die Heilpflanze vorsichtshalber meiden. Außerdem reagieren manche Menschen, vor allem solche mit empfindlicher Haut, auf Ringelblumen-Zubereitungen mit Hautreizungen. empfohlen. Berühmt ist die Ringelblumensalbe, die als das Wundheilmittel schlechthin gilt, auch als Venensalbe, bei eitrigen Nagelbettentzündungen und gegen Schwangerschaftsstreifen. Gegen alle diese Beschwerden kann auch das Homöopathikum Calendula angewandt werden. Außerdem sind RingelblumenTeezubereitungen sehr beliebt: sie stärken die Verdauungsorgane, können gegen Kopfschmerzen helfen, und lindern Brechreiz. In der Volksheilkunde gilt die Ringelblume in Teezubereitungen als Mittel gegen Gallenprobleme, Menstruationsbeschwerden, Magenschmerzen oder Darmstörungen. Sie regt auch den natürlichen Entgiftungsprozess des Körpers an. Tipp der Kräuter-Expertin Darreichungsform Ringelblumen-Extrakte finden sich in zahllosen Kosmetik-Produkten, etwa Seifen, Handcremes, Shampoos, Badeölen, Sonnenschutzmitteln und vielem mehr. Ein Gesichtswasser aus den Blüten macht die Haut klar und frisch. Ringelblumensalbe, -öl oder -tinktur hilft bei Hautproblemen und Wunden, mit Umschlägen behandelt man Geschwüre und schlecht heilende Wunden, Abkochungen dienen der Reinigung verschmutzter Wunden, und für Abszesse werden heiße Calendula-Kompressen Bereits die alten Römerinnen verwendeten die äußeren Blütenblätter in der Küche zum Färben und Aromatisieren von Speisen, gerne auch als Ersatz für den teuren Safran. Die leicht bitter-aromatisch schmeckenden Blütenblätter, die etwa zu Fisch- und Geflügelgerichten passen, färben zwar etwas schwächer als echter Safran, verleihen Gebäck, Süßspeisen, Kräuterbutter und Suppen jedoch zuverlässig eine appetitlich gelbe Färbung. !