Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Hals, Kopf, Sinnes- und Nervensystem Hals 16 Kopf 17 Haut und Hautanhangsgebilde 18 Zentrales Nervensystem 19 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 16 Hals Der Hals (Collum, Cervix) ist das bewegliche Verbindungsstück, das Rumpf und Kopf miteinander verbindet. Die knöcherne Grundlage bildet die lordotisch gekrümmte Halswirbelsäule, die einerseits den Kopf trägt und andererseits die Beweglichkeit von Kopf und Hals gewährleistet. 16.1 Oberflächenanatomie und Regionen des Halses Das Oberfächenrelief des Halses wird vor allem bestimmt von der Ausprägung der Muskulatur, der Menge und Verteilung des subkutanen Fettgewebes und von der Form des Kehlkopfs (Larynx). Die obere und untere Begrenzung des Halses markieren verschiedene knöcherne Strukturen. Durch die oberflächlichen Muskeln (M. sternocleidomastoideus und M. trapezius) wird der Hals in verschiedene Regionen untergliedert. Anhand der Lage tiefer liegender Strukturen kann man diese Regionen noch weiter in Dreiecke unterteilen. In seiner Grundform ähnelt der Hals einem Zylinder, der in Höhe des Kehlkopfs am besten ausgeprägt ist. Nach kranial ist der Halsquerschnitt längsoval, nach kaudal queroval. Beim Mann springt die Prominentia laryngea des Schildknorpels (Adamsapfel) deutlich hervor. Bei Frauen und Kindern dagegen hebt sich der kleinere Kehlkopf nur geringfügig ab. Die Lage des Zungenbeins (Os hyoideum, S. 498) ist äußerlich durch eine quer verlaufende Hautfalte (Zungenbeinfurche) erkennbar. Diese Furche, die bei Säuglingen und Kleinkindern besonders ausgeprägt ist, markiert die Grenze zwischen Hals und Mundboden. Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) zeichnet sich bei normaler Größe nicht am Hals ab. Lediglich beim Schlucken kann sie durch das gemeinsame Auf- und Abwärtsbewegen mit dem Kehlkopf sichtbar werden. Eine Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf, Struma) kann die Haut des Halses stark vorwölben. Ein ausgeprägtes Wachstum der Schilddrüse kann zur Verdrängung und Schädigung umliegender Organe führen. Eine Vergrößerung der Schilddrüse muss zum Ausschluss eines Karzinoms labormedizinisch, sonografisch und ggf. auch nuklearmedizinisch und histologisch abgeklärt werden. & Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Gudrun Herrmann 16 496 16 Hals Begrenzungen. Die obere Grenze des Halses verläuft entlang einer Linie, die vom Unterrand der Mandibula zur Spitze des Processus mastoideus führt, sich in der Linea nuchalis superior fortsetzt und an der Protuberantia occipitalis externa endet. Die untere Grenze beginnt am Oberrand des Manubrium sterni, folgt der Clavicula, zieht anschließend über das Acromion und die Spina scapulae und endet am Processus spinosus des 7. Halswirbels. Tastbare Strukturen. Zu den tastbaren Knochenpunkten gehören der Unterrand der Mandibula, der Processus mastoideus, der Oberrand des Sternums, die Clavicula und das Acromion. Leicht palpabel sind weiterhin der Zungenbeinkörper (Corpus ossis hyoidei), das große Zungenbeinhorn (Cornu majus ossis hyoidei), der Schildknorpel (Cartilago thyroidea) mit seinen Platten, der Ringknorpelbogen und die Luftröhre (Trachea), die bis in die Drosselgrube (Fossa jugularis) zu verfolgen ist. 16.1.2 Regionen des Halses und Halsdreiecke (Abb. 16.1) 16 Der Hals lässt sich in 4 verschiedene Regionen (Regiones cervicales) und mehrere Dreiecke (Trigona) untergliedern. Eine wichtige Grenzmarke bei der Einteilung in Halsregionen ist der M. sternocleidomastoideus („Kopfwender“, S. 500), der sich wulstartig unter der Haut vorwölbt. Er entspringt mit seinen beiden Köpfen am Manubrium sterni bzw. am sternalen Ende der Clavicula und setzt am Processus mastoideus und an der Linea nuchalis superior an. Der von dem Muskel bedeckte Bezirk wird als Regio sternocleidomastoidea (im Bild gelb) bezeichnet. Die von den beiden Köpfen (Caput sternale und Caput claviculare) und der Clavicula eingefasste Vertiefung ist die Fossa supraclavicularis minor5. Medial der beiden Mm. sternocleidomastoidei liegt die Regio cervicalis anterior (syn.: Trigonum cer- 1 2 6 3 4 5 Abb. 16.1 Regionen des Halses. Ansicht von schräg rechts lateral. grün: Regio cervicalis anterior (Trigonum cervicale anterius, Trigonum colli anterius) blau: Regio cervicalis lateralis (Trigonum cervicale posterius, Trigonum colli laterale) pink: Regio cervicalis posterior (Regio colli posterior) gelb: Regio sternocleidomastoidea 1 Trigonum submandibulare 2 Trigonum submentale 3 Trigonum caroticum 4 Trigonum musculare (Trigonum omotracheale) 5 Fossa supraclavicularis minor 6 Trigonum omoclaviculare (Fossa supraclavicularis major) Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 16.1.1 Begrenzungen und tastbare Strukturen 16.2 Bewegungsapparat des Halses 497 vicale anterius, Trigonum colli anterius, im Bild grün), deren kraniale Grenze der Unterrand der Mandibula ist. Anhand tiefer liegender Strukturen lässt sich diese Region in folgende Dreiecke untergliedern: Trigonum submandibulare1, Trigonum submentale2, Trigonum caroticum3, Trigonum musculare4 (Trigonum omotracheale). * * * Lateral des M. sternocleidomastoideus liegt eingegrenzt zwischen dessen Hinterrand, dem Vorderrand des M. trapezius (S. 114, 229) und der Clavicula die Regio cervicalis lateralis (syn.: Trigonum cervicale posterius, Trigonum colli laterale, im Bild blau). Im unteren Bereich des lateralen Halsdreiecks verläuft der Venter inferior des M. omohyoideus, wodurch ein weiteres Dreieck, das Trigonum omoclaviculare6 (Fossa supraclavicularis major), gebildet wird. Der Vorderrand des M. trapezius trennt die Regio cervicalis lateralis von der Regio cervicalis posterior (syn.: Regio colli posterior, im Bild pink), die v.a. durch die kräftig entwickelte Nackenmuskulatur geprägt ist. 16.2 Bewegungsapparat des Halses Zum Bewegungsapparat des Halses gehören als passive Elemente die Halswirbelsäule mit ihren Gelenken, Bandscheiben und Bändern sowie das Zungenbein (Os hyoideum) mit seinen Bandverbindungen. Der aktive Bewegungsapparat wird durch die Nackenmuskulatur und die „eigentliche“ Halsmuskulatur gebildet. Die Muskulatur gliedert sich in eine oberflächliche, eine mittlere und eine tiefe Schicht. Zur oberflächlichen Lage gehören das Platysma und der M. sternocleidomastoideus. Die mittlere Schicht wird von der infra- bzw. suprahyoidalen Muskulatur gebildet. Die tiefe Schicht setzt sich aus den Treppenmuskeln (Mm. scaleni) und den prävertebralen Muskeln zusammen. Die Halsmuskulatur erfüllt dynamische und statische Funktionen. Sie ermöglicht die Beweglichkeit von Kopf und Hals und sichert gleichzeitig deren Stellung und Haltung. Außerdem sind die Muskeln an komplexen Funktionen wie Kau- und Schluckakt und der Sprachbildung beteiligt. Der M. trapezius und die Nackenmuskulatur gehören topografisch gesehen ebenfalls zur Halsmuskulatur. Der M. trapezius ist für die Regioneneinteilung des Halses von Bedeutung (s.o.), gehört bezüglich seiner Funktion jedoch zur Schultergürtelmuskulatur (S. 114, 229). Die Nackenmuskulatur ist funktionell gesehen ein Teil des M. erector spinae (autochthone Rückenmuskulatur) und wird dort besprochen (S. 116). Der Hals verfügt über ein komplex gestaltetes Fasziensystem, das die Halsmuskeln, die Leitungsbahnen und die Halseingeweide umhüllt (S. 506). Die Mus- Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. * 16