280_295_BIOsp_0306.qxd 13.04.2006 9:33 Uhr Seite 285 Wissenschaft intern 285 Rückblick auf den 4. Deutschen Chlamydienworkshop Frederik N. Wuppermann und Johannes H. Hegemann, Düsseldorf 왘 Am 01.–03. März 2006 fand im Diakonie-Mutterhaus in Kaiserswerth im Norden von Düsseldorf der 4. Deutsche Chlamydienworkshop statt, an dem Forscher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnahmen. Chlamydien sind obligat intrazelluläre Krankheitserreger, die je nach Art verschiedene Krankheitsbilder mit unterschiedlicher klinischer Manifestation in Mensch und Tier hervorrufen können. Chlamydia trachomatis-Infektionen des Urogenitaltraktes zählen heute zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten und können bei Nichtbehandlung zur Sterilität führen. In tropischen Regionen verursacht der Erreger eine entzündliche Bindehautentzündung, die ohne Behandlung zur Erblindung führt. Weltweit gibt es zirka 95 Millionen Neuinfektionen pro Jahr alleine durch C. trachomatis. Der Erreger Chlamydophila pneumoniae kann die atypische Pneumonie sowie Entzündungen der Nasennebenhöhlen hervorrufen. Darüber hinaus können Infektionen mit diesem Pathogen zu chronischen Erkrankungen (u. a. Asthma) führen. Die Hälfte aller Menschen werden zumeist mehrfach in ihrem Leben durch Chlamydien infiziert, was die Bedeutung dieses Erregers für die Volksgesundheit dokumentiert. Im Rahmen dieses jährlichen Treffens der deutschsprachigen Forschungsgruppen zur Infektionsbiologie und Pathogenese chlamydialer Erkrankungen kam es zu einem regen Austausch aktueller Forschungsergebnisse und neuer ErkenntBIOspektrum · 3/06 · 12. Jahrgang nisse auf den Gebieten Diagnostik, Infektion, Immunologie, Zellbiologie, Molekularbiologie, Genetik und Biochemie. Insgesamt wurden 31 Beiträge aus allen Gebieten präsentiert und im Anschluss im Kreise der Wissenschaftler interdisziplinär diskutiert. Arbeiten über die Rekrutierung von eukaryotischen Molekülen zu den intrazellulären bakteriellen Kolonien wurden ebenso besprochen wie die Aktivierungsmechanismen verschiedener Signaltransduktionswege durch die chlamydiale Infektion. Epidemiologische Aspekte der humanen und veterinärmedizinischen Erregerformen wurden vorgestellt sowie neue zoonotische Infektionsgeschehnisse und deren Relevanz für Mensch und Tier. Gleich mehrere Forschergruppen beschäftigten sich mit der zellulären Antwort auf die chlamydiale Infektion. Anhand unterschiedlicher Modellsysteme wurde dieser Aspekt eingehend untersucht und die Daten im Rahmen dieser Tagung vorgestellt. Bei den Chlamydien spielt die Persistenz, d. h. die Überdauerung innerhalb der infizierten Wirtszelle, eine große, aber mechanistisch größtenteils unverstandene Rolle. Mehrere Beiträge beschäftigten sich mit der Induktion der Persistenz durch Antibiotika- oder Inferferon-γ-Behandlung resp. durch Depletion von Aminosäuren oder Eisen. Analysen über die genetische Diversität von Chlamydophila pneumoniae Isolaten wurden ebenso vorgestellt wie die Charakterisierung des chlamydialen Transkriptoms. Wie alle intrazellulären Erreger findet auch bei Chlamydien ein intensiver molekularer „Crosstalk“ zwischen Bakterium und Wirtszelle statt. Identifizierung und Charakterisierung möglicher chlamydialer Effektorproteine war gleichfalls ein Thema dieser Tagung. Die konstruktive Atmosphäre und das intensive Gespräch abseits der Vorträge und Posterdiskussionen haben sich bereits als ein fester Bestandteil dieser Tagungsreihe etabliert. Auch die Industrie hat den Wert dieser Veranstaltung erkannt und die teilnehmenden Firmen gehören mittlerweile ebenfalls zum typischen Erscheinungsbild der Tagung. Zusammenfassend kann man feststellen, dass das diesjährige Treffen der deutschsprachigen Chlamydiologen wieder dokumentiert, dass die Forschung an Chlamydien in Deutschland in den letzten Jahren einen stetigen Aufschwung genommen hat. Diese Entwicklung auch weiterhin unterstützend und katalysierend zu begleiten ist ein erklärtes Ziel dieser Tagung, welche im kommenden Jahr vom 7. bis 9. März von den Kollegen der Medizinischen Hochschule in Hannover ausgerichtet werden wird. Schließlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass eine solche Tagung mit einem großen Anteil von Nachwuchswissenschaftlern nur durchgeführt werden kann, wenn die Finanzierung stimmt. Die Unterstützung der Veranstaltung in Düsseldorf durch die Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) , der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) sowie der Freunde und Förderer der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf muss dankend erwähnt werden. Korrespondenzadresse: Dr. rer. nat. Frederik N. Wuppermann Lehrstuhl für funktionelle Genomforschung der Mikroorganismen Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstraße 1 Geb. 25.02.U1.25 D-40222 Düsseldorf Tel.: 0211-8114585 Fax: 0211-8110637