Wissenschaft intern

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13.04.2006
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Wissenschaft intern
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Rückblick auf den 4. Deutschen Chlamydienworkshop
Frederik N. Wuppermann und Johannes H. Hegemann, Düsseldorf
왘 Am 01.–03. März 2006 fand im
Diakonie-Mutterhaus in Kaiserswerth im Norden von Düsseldorf der 4. Deutsche Chlamydienworkshop statt, an dem Forscher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnahmen.
Chlamydien sind obligat
intrazelluläre Krankheitserreger,
die je nach Art verschiedene
Krankheitsbilder mit unterschiedlicher klinischer Manifestation in Mensch und Tier hervorrufen können. Chlamydia trachomatis-Infektionen des Urogenitaltraktes zählen heute zu den
häufigsten Geschlechtskrankheiten und können bei Nichtbehandlung zur Sterilität führen.
In tropischen Regionen verursacht der Erreger eine entzündliche Bindehautentzündung, die
ohne Behandlung zur Erblindung führt. Weltweit gibt es zirka 95 Millionen Neuinfektionen
pro Jahr alleine durch C. trachomatis. Der Erreger Chlamydophila pneumoniae kann die atypische
Pneumonie sowie Entzündungen der Nasennebenhöhlen hervorrufen. Darüber hinaus können Infektionen mit diesem Pathogen zu chronischen Erkrankungen (u. a. Asthma) führen.
Die Hälfte aller Menschen werden zumeist mehrfach in ihrem
Leben durch Chlamydien infiziert, was die Bedeutung dieses
Erregers für die Volksgesundheit
dokumentiert.
Im Rahmen dieses jährlichen
Treffens der deutschsprachigen
Forschungsgruppen zur Infektionsbiologie und Pathogenese
chlamydialer Erkrankungen
kam es zu einem regen Austausch aktueller Forschungsergebnisse und neuer ErkenntBIOspektrum · 3/06 · 12. Jahrgang
nisse auf den Gebieten Diagnostik, Infektion, Immunologie, Zellbiologie, Molekularbiologie, Genetik und Biochemie.
Insgesamt wurden 31 Beiträge aus allen Gebieten präsentiert
und im Anschluss im Kreise der
Wissenschaftler interdisziplinär
diskutiert. Arbeiten über die Rekrutierung von eukaryotischen
Molekülen zu den intrazellulären bakteriellen Kolonien wurden ebenso besprochen wie die
Aktivierungsmechanismen verschiedener Signaltransduktionswege durch die chlamydiale Infektion. Epidemiologische Aspekte der humanen und veterinärmedizinischen Erregerformen wurden vorgestellt sowie
neue zoonotische Infektionsgeschehnisse und deren Relevanz
für Mensch und Tier. Gleich
mehrere Forschergruppen beschäftigten sich mit der zellulären Antwort auf die chlamydiale Infektion. Anhand unterschiedlicher Modellsysteme
wurde dieser Aspekt eingehend
untersucht und die Daten
im Rahmen dieser Tagung
vorgestellt. Bei den Chlamydien spielt die Persistenz, d. h. die Überdauerung innerhalb der infizierten Wirtszelle, eine große,
aber mechanistisch größtenteils unverstandene Rolle. Mehrere Beiträge beschäftigten sich mit der Induktion der Persistenz
durch Antibiotika- oder Inferferon-γ-Behandlung resp.
durch Depletion von Aminosäuren oder Eisen. Analysen über die genetische
Diversität von Chlamydophila pneumoniae Isolaten wurden ebenso vorgestellt wie
die Charakterisierung des chlamydialen Transkriptoms. Wie alle intrazellulären Erreger findet
auch bei Chlamydien ein intensiver molekularer „Crosstalk“
zwischen Bakterium und Wirtszelle statt. Identifizierung und
Charakterisierung möglicher
chlamydialer Effektorproteine
war gleichfalls ein Thema dieser
Tagung.
Die konstruktive Atmosphäre und das intensive Gespräch
abseits der Vorträge und Posterdiskussionen haben sich bereits
als ein fester Bestandteil dieser
Tagungsreihe etabliert. Auch die
Industrie hat den Wert dieser
Veranstaltung erkannt und die
teilnehmenden Firmen gehören
mittlerweile ebenfalls zum typischen Erscheinungsbild der Tagung. Zusammenfassend kann
man feststellen, dass das diesjährige Treffen der deutschsprachigen Chlamydiologen wieder
dokumentiert, dass die Forschung an Chlamydien in
Deutschland in den letzten Jahren einen stetigen Aufschwung
genommen hat. Diese Entwicklung auch weiterhin unterstützend und katalysierend zu begleiten ist ein erklärtes Ziel dieser Tagung, welche im kommenden Jahr vom 7. bis 9. März
von den Kollegen der Medizinischen Hochschule in Hannover
ausgerichtet werden wird.
Schließlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass eine solche
Tagung mit einem großen Anteil
von Nachwuchswissenschaftlern
nur durchgeführt werden kann,
wenn die Finanzierung stimmt.
Die Unterstützung der Veranstaltung in Düsseldorf durch die
Vereinigung für Allgemeine und
Angewandte
Mikrobiologie
(VAAM) , der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und
Mikrobiologie (DGHM) sowie
der Freunde und Förderer der
Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf muss dankend erwähnt werden.
Korrespondenzadresse:
Dr. rer. nat. Frederik N. Wuppermann
Lehrstuhl für funktionelle Genomforschung der Mikroorganismen
Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf
Universitätsstraße 1
Geb. 25.02.U1.25
D-40222 Düsseldorf
Tel.: 0211-8114585
Fax: 0211-8110637
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