Inflation – ein Riesengeschäft... für wenige!

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Betriebsflugblatt
der Sozialistischen
Arbeiterstimme
bei Osram
„Die Befreiung der Arbeiterklasse muss die Tat der Arbeiter selbst sein.“ – Karl Marx
8. Juli 2008
Inflation – ein Riesengeschäft... für wenige!
Die Inflation: Jeder Arbeitende oder Arbeitslose
spürt sie heftig in seinem Portemonnaie. Als
Reaktion darauf hat nun die Europäische Zentralbank die Leitzinsen erhöht und gleichzeitig
vor Lohnerhöhungen gewarnt. Die Devise, die
an die Arbeitenden damit ausgegeben wird, ist
also: Wenn ihr eure Lohnverluste etwa wettmachen wollt, dann seid ihr Schuld an noch
mehr Inflation. Das ist eine uralte Leier, die
schon im 19. Jahrhundert die ArbeiterInnen
abschrecken sollte, sich mehr vom Kuchen zu
erkämpfen.
In Wahrheit haben die steigenden Preise für
Lebensmittel und Benzin jedoch weniger mit
unseren Löhnen zu tun, als mit der Spekulation
der Kapitalisten. Mithilfe von Arbeitsplatzabbau, Arbeitsverdichtung und Lohnkürzungen
haben sie sich in den vergangenen Jahren
immer mehr bereichert. „Die Gewinne von
morgen schaffen die Arbeitsplätze von übermorgen“ war ihr Leitspruch, um die Arbeitenden zum Verzichten zu bringen. Gebracht hat
es nicht neue Jobs, sondern neue Gewinne.
Doch wohin mit dem lieben Geld, das man aus
uns herausgepresst hat? Villen, Luxusautos,
Yachten und Privatjets haben die reichen Aktionäre mehr als genug. Und ihr Geld soll
schließlich nicht unproduktiv herumliegen. Investitionen in neue Produktion lohnen sich
auch nicht, da sich auf einem Markt voller Überproduktion nicht mehr verkaufen lässt. Eine
„Lösung“ ist die zunehmende Privatisierung:
Wenn zum Beispiel die Deutsche Bahn an die
Börse geht, lässt sich Einiges investieren und
verdienen! Eine andere Möglichkeit ist die Spekulation. Es wird also z.B. mit Immobilien
spekuliert, um in möglichst kurzer Zeit noch
mehr Geld zu machen. Und genau hier hat die
heutige Finanzkrise ihren Ursprung. Im Sommer 2007 platzte die Immobilienblase in den
USA. 1,3 Millionen kleine Hausbesitzer können
ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen und die
Anleger sehen, dass mit dem Kauf und Verkauf
von Wertpapieren für Immobilien kein Geld
mehr zu machen ist. Bluten müssen seither
sowohl die Bankangestellten und Hausbesitzer, die auf die Straße gesetzt werden und ihre
Existenz verlieren, als auch die Bevölkerung,
für die in den USA die Preise noch stärker explodiert sind als bei uns.
Denn die ehemaligen Immobilienanleger strömen in andere attraktive Märkte und lassen
dort die Preise steigen: Rohstoffe und Nahrungsmittel. Sie kaufen sie in Massen auf und
verkaufen sie wieder zu höheren Preisen, ohne
dass sich auch nur ein Barrel Öl oder eine
Tonne Reis bewegt hätte. So steigen die Profite... bis die nächste Blase platzt. Bis dahin ist
es ihnen egal, ob und wie viele Menschen dabei an Hunger sterben oder ihre Existenz verlieren. Trotz des Fortschritts in Technik und
Wissenschaft sind die Herrschenden und ihr
Wirtschaftssystem nicht dazu in der Lage, das
Elend aus der Welt zu schaffen. Heute haben
wir eine Milliarde unterernährte Menschen, und
dies nicht, weil es nicht genug zu essen gäbe,
sondern weil sie sich das Essen schlicht nicht
mehr leisten können. Die Preise für Reis (um
217%), Mehl (136%), Milchpulver (120%) oder
Mais (125%) sind innerhalb von einem Jahr
explodiert und daran sind eben nicht allein der
Biosprit oder der zunehmende Lebensmittelkonsum in Indien oder China schuld, wie es
gern in den Medien von den PolitikerInnen verbreitet wird.
Seit Jahren wird gepredigt, dass das kapitalistische System das einzige Wirtschaftssystem
wäre, das funktioniert. Das war schon immer
ein Hohn auf die vielen Millionen Armen in der
Welt. Doch heute ist es wohl auch in den Industrieländern so klar, wie schon lange nicht
mehr: Dieses System funktioniert nur für einen
Bruchteil der Menschheit – für den Teil, der
große Mengen an Kapital anhäuft, um wieder
neuen Profit zu machen. Für den größten Teil
der Menschen bedeutet der Kapitalismus Unsicherheit, unmögliche Arbeitsbedingungen,
Ausbeutung, ja sogar Hunger und Tod. Und mit
jeder neuen Krise verschärft sich diese Situation, die nichts mit zu hohen Löhnen, zu wenig
Produktion oder gar Mangel zu tun hat. Solch
ein System muss abgeschafft werden, ehe es
noch mehr Unheil anrichtet!
Von Kollegen für Kollegen...
Samstags-Zuschläge
An anderen Osram-Standorten sind die SamstagsZuschläge wohl schon länger durch ArbeitsantrittsPrämien ersetzt. Das Nachziehen vom Werk Berlin ist
quasi nur der Ausgleich in der absurden Konkurrenz
der Werke untereinander. Zur Freude der Werksleitung. Ist es mit ihr wie bei Hütchenspielern? Wenn
man nicht höllisch aufpasst, ist die Kugel Samstagszuschlag nicht nur blitzschnell wie jetzt unter einem
anderen Hütchen, sondern ganz verschwunden.
Altersteilzeit-Regelung
Die Verhandlungen über die Altersteilzeit sind vorerst
gescheitert. Im September beginnt die neue Lohnrunde. Vermutlich werden im Herbst Lohntarif und
Altersteilzeit zusammen verhandelt. Ob sich die Arbeitgeber einen günstigen Gesamtpaket-Preis versprechen? IGM-Chef Huber hat erklärt, die Gewerkschaft ist gerüstet für diese Auseinandersetzung. Sein
Absprung als Tiger ist also schon mal geglückt. Nun
muss nur noch durch die Belegschaften die Landung
als Bettvorleger verhindert werden.
Siemens: 17.000 Arbeitsplätze weniger?
Gestern hat Siemens offiziell die Betriebsräte darüber
informiert, was schon seit Wochen durch die Presse
geistert: 17.000 Stellen sollen abgebaut werden, davon
6.450 in Deutschland, auch etwa 340 in Berlin.
Dazu Siemens-Chef Löscher: „Es kann nicht sein,
dass wir nur bei den Arbeitern Opfer einfordern. Es
geht uns jetzt um die Lehmschicht – vor allem das
obere und mittlere Management.“ Will er damit die
Siemens-Beschäftigten weiter spalten? Lassen wir uns
keinen Sand in die Augen streuen. Heutzutage sind
auch Verkäufer „sales manager“ und Hausmeister
heißen „facility manager“. Vor allem Tarifbeschäftigte
werden von dem Stellenabbau betroffen sein! Und mit
ihnen sollten alle Beschäftigten solidarisch sein. Schon
in eigenem Interesse. Denn Siemens will sicher auch
in Zukunft das Sparkarussell weiter drehen.
Arbeitsplätze verteidigen
Der Betriebsratsvorsitzende von Siemens Healthcare im besonders betroffenen Ort Erlangen meint, die
Abbaupläne seien „völlig überzogen“. Welche Abbaupläne seiner Ansicht nach nicht überzogen wären, verrät er leider nicht.
Die IG Metall fordert zu Recht immer wieder mehr
Jobchancen für junge ArbeitnehmerInnen. Der
Kampf für den Erhalt von Arbeitsplätzen wäre eine
gute Gelegenheit, sich dafür einzusetzen. Denn jede
durch einen Sozialplan abgebaute Stelle ist ein Arbeitsplatz weniger für junge Nachrücker.
Gegenwehr Siemensweit
Nötig ist eine standortübergreifende Organisierung
von Gegenwehr. Wie viele Beschäftigte sind möglicherweise betroffen? Zu welcher Form von Widerstand sind sie bereit? Wie solidarisch wären andere
Bereiche?
Wie andere auch, gibt sich der Erlangener Betriebsratsvorsitzende kämpferisch: „Bevor wir Siemens
und damit unsere Arbeitsplätze gefährden, ist es
unsere Pflicht, notfalls auch einen Arbeitskampf
durchzuführen.“ Warum so zögerlich? Die Zeit läuft!
Bloß nicht genau hinschauen!
„Es war nicht unsere Aufgabe, Straftaten aufzudecken. Wir haben nur berichtet.“ Das meinten die
Wirtschaftsprüfer der Beratungsfirma KPMG im aktuellen Siemens-Korruptionsprozess. Sie hatten ihre
Rolle also verstanden: Siemens eine weiße Weste
zu bescheinigen und nicht zu tief zu bohren.
Geschäftsgeheimnis und Gesetzestreue
Überhaupt gelten Betriebsgeheimnisse vor allem
gegenüber den Beschäftigten und der Öffentlichkeit.
Unter sich sind die Herren in den dunklen Anzügen
wesentlich ungezwungener. Ob nun Löscher von
General Electric zu Siemens wechselt oder Kleinfeld
zum Aluminium-Konzern Alcoa – man bleibt unter
sich. Geschäftsgeheimnisse gibt’s da wohl kaum. Es
Grundlos gefeiert
ist wie mit der Gesetzestreue. Die gab’s bei SieDie IG Metall-Führung hat vor etwa einem Jahr den mens in den letzten Jahren auch nur zum Schein.
damals neuen Siemens-Chef Löscher als Partner mit
neuem, fairen Stil gefeiert. Grundlos, denn es war Übers Jahr ist er wieder da?
absehbar, dass er Sparprogramme und Stellenstrei- Der Osram-Antrag an die IG Metall zur Abweichung
chungen durchführen würde wie im Frühjahr bei der vom Arbeitszeittarif wurde zurückgezogen und damit
ist die angestrebte Arbeitszeitverlängerung erst mal
Kommunikationssparte SEN.
wieder in der Schublade. Ein dauerhafter Erfolg?
Gute Siemens-Tradition
Oder findet sie von da ziemlich schnell wieder auf
Dass die Betriebsräte von den Kürzungsplänen erst den Tisch zurück?
aus der Presse erfahren, sieht nach gewollter Konfrontation durch das Siemens-Management aus. Das Der Zünder macht im August Sommerpause...
ist dieselbe Politik wie die jahrelange Finanzierung ...und erscheint Anfang September wieder. Wir wünder unternehmerfreundlichen „Gewerkschaft“ AUB in schen allen Kolleginnen und Kollegen einen erholsamen Sommer!
Konkurrenz zur IG Metall.
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