Intemationale Energie-Agentur I II vleweg Internationale Energie-Agentur Chateau de la Muette 2, rue Andre-Pascal F-75775 PARIS Cedex 16 Die Internationale Energie-Agentur (lEA) ist eine autonome Institution innerhalb der Organisation fUr Wirtschaf'tliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Energie- nnd Umweltpolitik / Internationale Energie-Agentur.Braunschweig; Wiesbaden: Vieweg, 1991 ISBN-13: 978-3-528-06408-2 NE: International Energy Agency AIle Rechte vorbehalten © OECDIIEA, 1989 Deutsche Ausgabe: Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 1991 Der Verlag Vieweg ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere flir Vervielfattigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Druck und buchbinderische Verarbeitung: Lengericher Handelsdruckerei, Lengerich Gedruckt auf saurefreiem Papier ISBN-13: 978-3-528-06408-2 001: 10.1007/978-3-322-84104-9 e-ISBN-13: 978-3-322-84104-9 Inhaltsverzeichnis Vorwort ......................................................... 1 Kurzzusammenfassung ............................................. 2 I. Einleitung .............................. ".................... 17 II. Tendenzen der Umweltorientiemng im Energiesektor ................ 19 19 19 20 21 22 23 III. Umweltpolitische Problembereiche .............................. 25 25 27 28 29 29 30 31 32 34 34 35 1. 2. 3. 4. 5. 6. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Die Entwicklung einer Politik zum Schutz der Umwelt ................ Art und Verstiindnis der Umweltprobleme ......................... BewuBtseinsbildung in Offentlichkeit und Politik .................... Okonomische Gesichtspunkte .................................. Internationale Tendenzen ...................................... Tendenzen im nationalen Bereich ............................... GroBere UmweltunfaIle ...................................... Gewasserverschmutzung ..................................... Meeresverschmutzung ....................................... Fliichennutzung und Standortwahleffekte ......................... Strahlungen und Radioaktivitiit ........................... . . . . . . Entsorgung fester AbfaIle ..................................... Gefahrliche Luftschadstoffe ................................... Lufiqualitiit ............................................... Siiureablagerungen ... "....................................... Abbau der stratosphiirischen Ozonschicht ......................... Globale Klimaveriinderungen .................................. IV. Typologie der UmweltschutzmaBnahmen .......................... 1. Direkte ordnungsrechtliche Instrumente ........................... 37 Umwe1tqualitiitsstandards .................................. Vorschriften fur die Brenn- und Treibstoffqualitiit (Produktstandards) ... Vorschriften fur den Brenn- und Treibstoffeinsatz ................. Emissionsstandards ....................................... Verbindliche Technologiestandards ............................ Genehmigungsverfahren ................................... Raumordnungsvorschriften ................................. Sicherheitsvorschriften ..................................... Durchsetzungsmechanismen ................................ 38 38 39 39 39 40 41 41 41 42 2. Okonomische Instrumente ..................................... (a) Abgaben (Steuern) ....................................... (b) Subventionen ........................................... (c) Schaffung von Markten .................................... 42 43 43 44 (a) (b) (c) (d) (e) (f) (g) (h) (i) v 3. Information und Konsultationen ................................ (a) Informationsprogramme ................................... (b) 1m Verhandlungswege vereinbarte MaBnahmen .................. V. Auswirkungen des Umweltschutzes auf den Brennstoffzyklus VI. Auswirkungen von Umweltschutzma8nahmen auf Energieaktivitaten Identifizierung und Bewertung .................................. 45 45 45 47 .................... 55 55 2. Mogliche Auswirkungen des Umweltschutzes auf EnergieaktivWiten ...... 56 3. Identifizierung von Primareffekten auf Energieaktivitaten .............. (a) Materielle Hemmnisse fUr Entwicklung und Durchftihrung von Energieaktivitaten ........................................ (b) Veranderungen der bei Energieversorgung und -einsatz anfa11enden Kosten ....................................... 57 4. Ermittlung der Sekundareffekte auf Energieaktivitaten ................ (a) Veranderungen des Energieangebots .......................... (b) Veranderungen der Energienachfrage .......................... (c) Veranderungen bei Wahl und Wettbewerbsposition der Energietrager ... (d) Auswirkungen auf die Technologiewahl und F + E-Prioritaten ........ 68 68 69 70 72 VII. Abschatzung der Folgen fUr die Energieversorgungssicherheit ......... 74 1. Energieversorgungssicherheit und Umweltschutz 1. Auswirkungen auf Energieintensitat und Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ....................................... 2. Auswirkungen auf die Angebotsvielfalt und die Flexibilitat von Angebot und Nachfrage ................................... 3. Konsequenzen fUr den Energiehandel, die energiebezogenen Investitionen und die Abhangigkeit von unsicheren Versorgungsquellen VIII. Ein Rahmen fiir den energie- und umweltbezogenen Entscheidungsproze6 ......................................... IX. Energie- und umweltpolitische Optionen ......................... 1. UmweltschutzmaBnahmen auf der Basis nachgeschalteter Technologien .... (a) Entwicklung und Anwendung nachgeschalteter Umweltschutztechnologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Die Grenzen nachgeschalteter Umweltschutztechnologien ........... (c) Ktinftige Entwicklung nachgeschalteter Umweltschutztechnologien .... VI 57 62 74 75 77 78 86 86 86 88 89 2. Steigerung der Energieeffizienz ................................. (a) Beitrag zum Umweltschutz ................................. (b) M6glichkeiten und Grenzen der Effizienzsteigerungen ............. (c) Die ktinftigen Aussichten fUr Effizienzsteigerungen ................ 90 90 93 107 3. Brennstoffsubstitution ........................................ (a) Rtickblick auf die Entwicklung der Brennstoffsubstitution ........... (b) Grenzen und Moglichkeiten der Brennstoffsubstitution ............. 113 113 117 4. "Saubere" Energietechnologien .................................. (a) Entwicklung und Anwendung "sauberer" Energietechnologien ........ (b) Grenzen der "sauberen" Energietechnologien .................... (c) Kiinftige Entwicklung "sauberer" Energietechnologien .............. 132 132 135 136 X. Politikinstrumente ............................................ 1. Evaluierung der Politikinstrumente ............................... (a) Besteuerungssysteme ...................................... (b) Abgaben ............................................... (c) Subventionen ........................................... (d) Preisbildungssystem .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (e) Standards und Vorschriften ................................. (f) Information und Konsultation ............................... 138 144 144 145 148 150 151 152 2. Allgemeine akonomische Auswirkungen .......................... (a) Durch Ineffizienz bedingte Kosten staatlicher Interventionen ......... (b) Einkommenstransfer und Handel ............................. 154 155 158 XI. Miigliche Bereiche fUr Verbesserungen der Politikgestaltung .......... 159 160 161 165 2. Verbesserung der Entscheidungsprozesse .......................... (a) Zielsetzungen ........................................... (b) Verbesserung und Koordinierung der Verbreitung von Technologien und der F + E-Aktivitaten ........................ (c) Bessere Information und affentliche BewuBtseinsbildung ........... 167 168 1. Flexibilitat und Effektivitiit im Umweltschutz ....................... (a) Flexibilitat bei der Anwendung von Vorschriften .................. (b) Flexibilitat bei der Anwendung akonomischer Instrumente .......... 3. Intemationale Harmonisierung und Koordinierung von Umweltschutzbemiihungen .................................... (a) Harmonisierung nationaler UmweltschutzmaBnahmen ............. (b) Intemationale Koordinierung von UmweltschutzmaBnahmen ........ 169 169 171 172 174 XII. Schlu8betrachtungen 177 Anhange ......................................................... 184 Anhang 1: Beurteilung der BrennstoftkreisIaufe unter Umweltgesichtspunkten ............................... l. Brennstoffzyklus Erdal .................................... (a) RohalfOrderung ...................................... (b) Transport und Lagerung von Rohal und Raffinerieprodukten ..... (c) Raffinieren des Erdals ................................. 184 184 184 185 185 2. Brennstoffzyklus Erdgas ................................... (a) ErdgasfOrderung ..................................... (b) Bearbeitung ......................................... (c) BefOrderung und Lagerung .............................. 186 186 186 187 VII 3. Brennstoffzyklus Kohle ....................................... (a) Kohlenbergbau .......................................... (b) Transport und Lagerung .................................... (c) Aufbereitung und Reduktion ................................ 187 187 187 187 4. Brennstoffzyklus Kernkraft ..................................... (a) Uranbergbau ............................................ (b) Anreicherung und Kernbrennstoflherstellung .................... (c) Transport radioaktiver Stoffe ................................ (d) Stromerzeugung durch Kernkraft ............................. (e) Stillegung von Kernkraftwerken .............................. 188 188 188 189 189 190 5. Erneuerbare Energiequellen .......................... . . . . . . . . . . (a) Wasserkraft ............................................. (b) Biomasse .............................................. (c) Wmd- und Sonnenenergie .................................. (d) Geothermische Energie .................................... 190 190 191 191 191 6. Stromerzeugung aus Wannekraftwerken ........................... (a) 61befeuerte Kraftwerke .................................... (b) Gasbefeuerte Kraftwerke ................................... (c) Kohlebefeuerte Kraftwerke ................................. (d) Miillverbrennungsanlagen .................................. 192 192 193 193 195 7. Endverbrauch im Transportsektor ................................ (a) Benzin ................................................ (b) Dieselkraftstoff .......................................... (c) Alternative Kraftstoffe ..................................... 200 200 201 202 8. Endverbrauch im Sektor Haushalte und Kleinverbraucher .............. 203 9. Industrieller Endverbrauch ..................................... 204 Anhang 2: Glossar: BegritTe und Akronyme ............................ 206 Anhang 3: Literaturhinweise und Quellen ............................. 208 VIII Abbildungen 1 Bezugsrahmen fur Entscheidungsfindung im Bereich Energie und Umwelt 4 + 80 2 Beispiel fur die Vedinderungen des industriellen Energieverbrauchs in Japan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 3 Thermische Nettoeffizienz in Prozent der diinischen Kraftwerke unter optimalen Lastbedingungen: Bisherige Entwicklung und Prognose ........ 107 4 Veranschaulichung der Brennstoffsubstitution anhand der globalen Entwicklung der Primarenergieverwendung ....................................... 115 5 Anteile der in den IEA-Landem fur die Stromerzeugung verwendeten Energietrager .................................................... 115 6 Anteile am industriellen Energieverbrauch in den IEA-Liindem .............. 116 Tab ellen 1 Beitrag der energiewirtschaftlichen Aktivitaten zum Entstehen von Luftschadstoffen ................................................. 2 Beitrag der verschiedenen Gase zum Treibhauseffekt ...................... 3 Bereits bestehende und neue Umweltschutzbereiche ...................... 4 Richtwertmatrix fur Wirkungen und Losungsstrategien ..................... 5 Beispiele nachgeschalteter Technologien zur Minderung der Luftbelastung ................................................ 6 Uberblick tiber die Informationsprogramme ............................. 7 Uberblick tiber finanzielle Anreizprogramme ............................ 8 Uberblick tiber Bestimmungen und Standards ........................... 9 Energieeffiziente Technologien und wirtschaftliches Potential fur Energieeinsparungen ........................................... 10 Hauptenergietrager fur die Raumbeheizung ............................. 11 Tendenzen des gesamten Primarenergieverbrauchs (PEV) der OECD-Staaten .... 12 Primarenergiebedarf fur die Stromerzeugung in den OECD-Liindem .......... 13 Beispiele fur "saubere" Energietechnologien ............................. 14 Anwendungsbereich, Wirksamkeit, Grenzen und okonornische Effekte der Politikinstrumente .............................................. 15 Vorschriften und Umweltschutzoptionen ............................... 16 Reprasentative Raten der Luftschadstoffernissionen aus neuen Kraftwerkstypen ... 26 36 49 84 91 95 96 99 110 114 118 125 135 139 161 196 IX Vorwort Erzeugung, Umwandlung, Transport und Verwendung von Energie haben groBen EinfluB auf die Umweltbedingungen. Mehr und mehr spielt die Energiepolitik eine zentrale Rolle bei der Bewaltigung eines breiten Spektrums lokaler, regionaler und globaler Umweltprobleme. Weil diese Probleme sehr komplex sind, erweist es sieh als zunehmend notwendig, die Zusammenhange zwischen Energieaktivitaten und Umweltschutz zu verstehen und samtliehe durch Vorbeugungs- oder AbhilfemaBnahmen gebotenen Moglichkeiten sorgfiiltig zu evaluieren und dabei den Aspekt der Energieversorgungssicherheit sowie gesamtwirtschaftliche Uberlegungen mit einzubeziehen. Auf ihrer jfingsten Tagung im Mai 1989 bekraftigten die Minister der IEA-Staaten ihre Entschlossenheit, nach Losungen fUr die mit Energieaktivitaten zusammenhangenden Umweltprobleme zu suchen, weil dies eine Grundvoraussetzung fUr die Aufrechterhaltung einer angemessenen, diversifizierten, okonomischen und sicheren Energieversorgung darstellt. In der Uberzeugung, daB viele der entscheidenden Umweltfragen internationaler Natur sind, wiesen die Minister ferner das IEA-Sekretariat an, sich aktiv an der internationalen Debatte zu Fragen wie den sauren Niederschlagen und der Gefahr globaler Klimaveranderungen zu beteiligen. Als Beitrag zu diesem ProzeB werden in der vorliegenden Studie die Auswirkungen bereits ergriffener sowie vorgeschlagener UmweltschutzmaBnahmen fUr die Energieversorgungssieherheit untersucht und Optionen fUr staatliche MaBnahmen und Instrumente erortert, auf die zur gleichzeitigen Verwirkliehung energie- und umweltpolitischer Ziele zurfickgegriffen werden konnte. Die Studie solI im wesentlichen dazu dienen, einen Uberblick fiber diesen zum groBen Teil vielschichtigen Fragenkomplex zu geben. Wahrend darauf verzichtet wird, ganz bestimmte Strategien zu empfehlen, macht die Analyse deutlich, wie wichtig es ist, die verschiedenen Losungsmoglichkeiten und Instrumente zu beurteilen und miteinander zu vergleichen. Von daher kann diese Studie als Referenz dienen und als Ansatzpunkt betrachtet werden, von dem aus die politischen Entscheidungstrager jeweils einen spezifischen, auf die Bedingungen in den einzelnen Mitgliedslandern zugeschnittenen energiepolitischen Bezugsrahmen entwickeln konnen. Diese yom IEA-Sekretariat verfaBte Studie wird unter meiner Verantwortung als Exekutivdirektor der IEA veroffentlicht. Sie gibt nicht unbedingt die Auffassungen der IEA und der Regierungen ihrer Mitgliedstaaten wieder. Helga Steeg Exekutivdirektor 1 Kurzzusammenfassung Einleitung, Uberblick und methodischer Ansatz Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, daB mehr getan werden muB, urn die besonders groBen Umweltprobleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, zu entscharfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Zahl der Umweltfolgen, die mit Energieaktivitaten verbunden sein kannen, ist groB. Zu den Voraussetzungen fUt: die Gewahrleistung und Erhaltuhg der Energieversorgungssicherheit gehart die Sicherung eines ausreichenden Umweltschutzes, urn potentiell mit der Energieerzeugung und -verwendung verbundenen Umweltbelastungen vorzubeugen. Bei dieser Studie wird unterstellt, daB es wiinschenswert ist, die Ziele im Bereich Energie und Umwelt aufeinander abzustimmen und organisch miteinander zu verbinden. Die Studie dient zur Untersuchung der gesamten Palette staatlicher MaBnahmen, die bis zum Jahr 2005 ergriffen werden kannten, urn sicherzustelIen, daB die Energieaktivitaten in der urnweltschonendsten Weise und bei geringsten Kosten durchgefUhrt werden. Von diesem Grundgedanken ausgehend, hat die lEA einen umfassenden Uberblick Uber die in den OECD-Landern vorhandenen Verbindungen zwischen Energie und Umwelt ZllsammengestelIt, urn aufzuzeigen, we1che Alternativen sich den Entscheidungstragern bieten. In der Studie geschieht dies durch eine Bestandsaufnahme des gegenwartigen Wissensstandes der energierelevanten Umweltschutzansatze, ihrer Konsequenzen fUr den Energiesektor und der maglichen politischen Optionen dafUr, den Zielen im Bereich der Energieversorgungssicherheit und des Umweltschutzes gleichzeitig naherzukommen. Die gewonnenen Erkenntnisse kannen zur Strukturierung und Orientierung neuer und umgestalteter MaBnahmen, Ansatze und Strategien beitragen, die benatigt werden, urn die besonders groBen Umweltprobleme im Zusammenhang mit Energieaktivitaten zu bewaltigen. So bestehen vielfach Synergieeffekte zwischen energie- und urnweltbezogenen Zielen. Dies gilt z.B. fUr manche FaIle von Brennstoffsubstitutionen, praktisch aIle Verbesserungen der Energieeffizienz und die Entwicklung neuer, in ihrer Konzeption umweltfreundlicherer und energieeffizienterer Technologien. Es wird wichtig sein, solche fUr beide Seiten vorteilhafte Bereiche zu erhalten und weiter auszudehnen. In dieser Studie wird darauf verzichtet, bestimmte Strategien zu empfehlen. Vielmehr wird darauf hingewiesen, daB es - abgesehen von an sich schon eindeutig sinnvollen MaBnahmen - wichtig ist, das gesamte Spektrum der sich anbietenden Ansatze und Instrumente zu beurteilen und diese einander gegenUberzustellen, ehe dariiber entschieden wird, we1che Aktionen miteinander kombiniert und in die zur Problemlasung angewandte Strategie aufgenommen werden sollen. Die Schwierigkeit liegt hier u.a. darin, daB zwar ein dringender Handlungsbedarf besteht, eine so1che Analyse aber ihre Zeit braucht. . Umwelteffekte und Konsequenzen fur die Energiesicherheit Die Studie beginnt mit einer Darstellung der hauptsachlichen - bekannten und vermuteten - energiebedingten Umweltwirkungen der Brenn- und Treibstoffe. So weitreichend diese Umweltfolgen .von Energieaktivitaten sind, so vielseitig sind inzwischen aber auch die 2 Systeme, die die staatlichen Instanzen zusammen mit der Wirtschaft entwickelt haben, urn diese Einfliisse zu verhiiten, zu minimieren, zu steuern oder zu beseitigen. Diese UmweltschutzmaBnahmen, die in der Studie ebenfalls beschrieben werden, haben sich natiirlich ihrerseits dadurch auf die Energieaktivitaten ausgewirkt, daB die entstandenen Umweltschutzkosten zumindest teilweise internalisiert worden sind. Dadurch hat sich die Energieangebots- und -nachfragestruktur verandert, wenn auch nur ganz allmahlich und fast unmerklich. In der Studie wird festgesteIlt, daB die bisher ergriffenen beachtlichen MaBnahmen auf dem Gebiet des Umweltschutzes erhebliche Fortschritte gebracht haben und zudem so angelegt und durchgefiihrt werden konnten, daB die Energieversorgungssicherheit nicht in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Da die Umweltschutzvorschriften aber immer vielfaltiger und stringenter werden, entfaIlt ein wachsender Teil der Gesamtinvestitionen und der Betriebskosten auf die Umweltschutzaspekte von Energieaktivitaten (wie Vorbeugung, Emissionsminderung und Schadensbeseitigung). Umwelt- und sicherheitsbezogene MaBnahmen konnen z.B. bei den Gesamtkosten der Stromerzeugung sehr erheblich zu Buche schlagen, vor aHem in Landern, in denen der Anteil der Kohle und/oder Kernenergie am gesamten "Brennstoffmix" der Stromerzeugung besonders groB ist. Deshalb flihren Umfang und Tragweite eines Teils der noch ungelosten Probleme zu dem SchluB, daB die kiinftigen Losungen sorgfaltig strukturiert werden miissen, urn die Energieversorgung in umweltsensibler Weise sicherzusteHen. Besonders wichtig wird es sein, das gesamte Spektrum der Umweltfolgen aIler sich bietenden Handlungsoptionen yom voIlstandigen Brennstoffzyklus her zu untersuchen. Bezugsrahmen fur die Entscheidungsfindung im Bereich Energie und Umwelt Bei der Beurteilung des Stands der Bemiihungen urn die Erfassung von Umweltfolgen der Energieaktivitaten behandelt die Studie zum Zweck der Veranschaulichung vor aIlem die Auswirkungen in bezug auf Luftqualitat, Saureablagerungen, glob ale Klimaanderung, Flachennutzung und Standortwahl und widmet diesen Fragen auch den groBten Teil der analytischen Arbeit. Bei der Beurteilung moglicher Aktionen beriicksichtigt die Studie in erster Linie den begrenzten Zeithorizont flir MaBnahmen, die bis zum Jahr 2005 ergriffen werden konnten, und verwendet und empfiehlt einen besonderen methodischen Ansatz, der in Abbildung 1 (Bezugsrahmen fiir die Entscheidungsfindung im Bereich Energie und Umwelt) grafisch dargesteIlt wird. Ziel jeder Analyse muB die Feststellung von Aktionen sein, die geeignet sind, die flir eine gegebene Aktivitat benotigte Energie mit den geringsten Umweltfolgen, zu den niedrigsten Kosten und bei groBtmoglicher Energieversorgungssicherheit bereitzusteIlen. Analysen sollten sich, urn die gesamte Bandbreite in Frage kommender Losungen zu erfassen, auf den jeweiligen Stand, die Tendenzen sowie das technische und Marktpotential der Aktionen von Wirtschaft, Verbrauchern und Regierungen erstrecken. Bei einer solchen Bestandsaufnahme miissen auch Kosten und Nutzen, entstandene Probleme und Begrenzungen, (mogliche positive und negative) Nebenwirkungen und gegebenenfalls bestehende Wechselwirkungen sowie wirtschaftliche Grundfaktoren beriicksichtigt werden, die die angestrebten Veranderungen beschleunigen oder bremsen konnten. Die Beurteilung bestehender Begrenzungen erfordert auch eine Analyse des Bedarfs an Forschung, Entwicklung und Demonstration oder einer besseren Verbreitung von Technologien sowie die Untersuchung des Infrastrukturbedarfs und institutioneIler Probleme. Die Studie analysiert das dem Staat zu Gebote stehende Instrumentarium (Information, Reglementierung, okonomische Instrumente usw.) , das eingesetzt werden kann, urn das Umsetzungstempo eines Losungsansatzes zu beschleunigen. Gepriift werden miissen u.a. 3 Erster Schritt: Feststellung von Wechselwirkungen zwischen Energie und Umwelt Zweiter Schritt: Feststellung von LOsungsmoglichkeiten GroBere Energieeffizienz Andere Nachgeschaltete Umweltschutztechnologien MaBnahmen 1 Brenn- und Treibstoffsubstitution "Saubere" Energie- und Flexibilitlit2 technologien 3 Prufung von: Anwendbarkeit, potentiellen Auswirkungen, Kosten, Terminierung Hindernissen (politischen oder institutionellen), Begrenzungen, Nebenwirkungen und Weiterungen Bedarf in den Bereichen F + E, Demonstration, Verbreitung oder Infrastruktur Dritter Schritt: Feststellung potentieller Instrumente Information Prufung von: Reglementierung 4 Okonomische Instrumente 5 Anwendbarkeit, Effektivitlit, Verbraucherverhalten, mikro- und makrookonomischen Folgen Vierter Schritt: Entwicklung eines Strategiepakets: MaBnahmen und Instrumente Prufung von: Moglichkeiten fUr AnschluBarbeiten zur Ausgestaltung der Strategie - Bereichen fUr eine Verbesserung der Entscheidungsfindung Abbildung 1 Bezugsrahmen fur Entscheidungstindung im Bereich Energie uDd Umwelt 1. Diese sonstigen MaBnahmen wiirden Ilberwiegend auBerhalb des Energiebereichs Iiegen und sich beispielsweise auf Strukturver- linderungen in Wirtschafissystemen erstrecken. 2. Die Substitution erstreckt sich auf Verlinderungen der QualiUit oder der Art des Brenn- oder Treibstoffs (z.B. Substitution fossiler Brennstoffe durch regenerative Energien) oder aber auf eine zeitweilige Umstellung auf einen anderen Energietrliger zur Minimierung saisonaler oder kurzfristiger Umweltwirkungen (z.B. Substitution von Benzin durch Erdgas). 3. Unter "sauberen" Energietechnologien werden hier solehe verstanden, die energieeffizientere Prozesse oder AbUlufe mit einem geringeren Schadstoffanfall verbinden, ohne daB dabei unbedingt ein Wechsel der verwendeten Energieform notwendig wird. 4. "Reglementierung" schlieBt hier auch die Funktion "Steuerung und Kontrolle" sowie damit verbundene MaBnahmen ein, die beim Umweltschutz eingesetzt werden (von Emissionsstandards bis zu Kriterien von Umweltvertraglichkeitsprllfungen) sowie alle auf die Energieversorgungssicherheit abzielenden MaBnahmen (von Effizienzstandards fUr die Endverwendung bis zum Vorschreiben von Brenn- bzw. Treibstoffen fUr bestimmte Sektoren). 5. Zu den okonomischen Instrumenten gehOren die groBen Bereiche Steuem, Abgaben, Subventionen und Preispolitik, gleichviel, ob sie zur Verschlirfung der geltenden Vorschriften eingesetzt werden und dadurch die Gesamtwirkung der mit ihnen bezweckten UmweltschutzmaBnahmen vergroBem, oder ob sie dazu dienen, mit zur Finanzierung von F+E-Aktivitliten, der Entwicklung und Demonstration neuer Umweltschutztechnologien oder "saubererer" Energietechnologien beizutragen. die Verwendbarkeit des Instruments, seine Effektivitat, spezifische Begrenzungen sowie mikro- und makrookonomische Effekte, politische Hemmnisse und Merkmale des Verbraucherverhaltens. Aktionsmoglichkeiten Neu oder verstarkt aufkommende Beflirchtungen tiber die Umweltfolgen von Energieaktivitaten sollten nicht nur als Handlungsauftrag, sondern auch als Chance verstanden werden. Bei zahlreichen Aktionen hat sich bereits gezeigt, daB sie geeignet sind, gleichzeitig energieund umweltbezogenen Zielen gerecht zu werden. Somit wird es, wie in der Studie dargelegt wird, zumindest im Blick auf die bis zum Jahr 2005 erforderlichen Schritte wahrscheinlich nicht so sehr darum gehen, ganz neue Losungen zu entwickeln, sondern eher darum, Losungen zielkonformer zu machen und schon bekannte und bewahrte MaBnahmen besser anzuwenden. Die Studie untersucht das Ftir und Wider wahrscheinlich geeigneter Losungsmoglichkeiten und wirft eine Reihe von Fragen auf, die noch berticksichtigt werden mtissen, wenn Schritte erwogen werden, die einen groBeren Losungsbeitrag leisten konnten. Diese Fragen finden ihren Niederschlag in den am Ende dieser Kurzzusammenfassung gegebenen Anregungen ftir weitere Arbeiten. Im folgenden werden die Ergebnisse im Hinblick auf flir die in der Studie untersuchten hauptsachlichen Losungsmoglichkeiten im Uberblick dargestellt. GroJ3ere Energieeffizienz. Als Verbesserungen der Energieeffizienz werden hier alle MaBnahmen, einschlieBlich EnergiesparmaBnahmen, betrachtet, die von einem Erzeuger oder Verbraucher von Energieprodukten ergriffen werden, sofern sie die Energieverluste verringern' Verbesserungen der Energieeffizienz konnen somit durch Verbesserungen im Hardware-Bereich, wie z.B. durch weiterentwickelte Technologien, wie auch durch Aktionen im Software-Bereich, etwa durch ein besseres Energiemanagement und bessere operationelle Praktiken, erreicht werden. Diese Aktionen konnen wesentlich dazu beitragen, in umweltvertraglicher Weise eine gesicherte Energieversorgung zu gewahrleisten. Dabei werden die Umweltfolgen durch die direkte Minderung der sonst anfallenden Emissionen reduziert. Gleichzeitig verringert sich auch der Bedarf an neuen Anlagen und Operationen in Verbindung mit Erzeugung, Transport, Umwandlung und Verteilung von Energie in ihren verschiedenen Formen, wobei alle diese Aktivitaten mit der einen oder anderen Art von Umweltwirkungen verbunden sind. Wo es notwendig ist, gegen die Umweltbelastung durch einzelne Anlagen vorzugehen, mtissen die Aktionen zur Verbesserung der Energieeffizienz wohl in vielen Hillen durch Umweltschutztechnologien oder die Brennstoffsubstitution abgestiitzt werden. Eine nennenswerte Wirkung zum Schutz der Umwelt durch Verbesserung der Energieeffizienz laBt sich also eher global als mit Hilfe von Einzelprojekten erzielen. Solche Effizienzsteigerungen haben sich vor aHem ergeben aufgrund drastischer, sprunghafter Energiepreiserhohungen, aufgrund von Beflirchtungen tiber Energiepreisanhebungen oder Versorgungsengpasse sowie namentlich dort, wo technologische Innovationen solche Verbesserung en moglich machten. In groBer Zahl wurden und werden staatliche MaBnahmen getroffen, urn bestehende Hemmnisse zu beseitigen. Dadurch wurden in der Vergangenheit je nach Endverbrauchssektor unterschiedliche Fortschritte erzielt, die jedoch weitgehend durch die mit dem Wirtschaftswachstum gestiegene Energienachfrage wieder aufgehoben wurden. 1m industriellen Sektor sind in den meisten Landern bedeutende Verbesserungen der Energieeffizienz erreicht worden. Ftir dies en Sektor typische Hemmnisse sind u.a. der Mangel an Informationen und Finanzmitteln, divergierende Prioritaten, Unterschiede in der Risikoeinschatzung, das Bestreben, StOrungen zu vermeiden, und anderes mehr. Aussicht auf Verbes5 serungen bietet hier in erster Linie der fortgesetzte "Einbau" energieeffizienterer neuer Ausrustungen in Hillen, in denen der ProduktionsprozeB ohnehin geandert wird. 1m Sektor Haushalte und Kleinverbraucher sind die Effizienzzuwachse und -hemmnisse im groBen und ganzen die gleichen wie im industriellen Sektor. Auch hier bieten sich die besten Aussichten dann, wenn bei den verwendeten neuen Anlagen und Ausrustungen bewuBt auf Effizienz geachtet wird und die Betriebsverfahren und -gewohnheiten geandert werden. Der wachsende Strombedarf macht den Elektrizitiits-Endverbrauchssektor besonders prioritar, zumal gerade dieser Sektor ein betrachtliches Effizienzverbesserungspotential besitzt. Nach den bereits erzielten Energieeinsparungen wird fur die nachsten 20 Jahre mit einer weiteren allmahlichen Verbesserung aufgrund der Erneuerung des Kapitalstocks gerechnet. Die Hindernisse flir die Realisierung des verbleibenden Einsparpotentials sind ahnlicher Natur wie die Hemmnisse im industriellen Sektor, wenn sich die Gewichte auch vielleicht anders verteilen. Zu den staatlichen Interventionen, die besonders wirksam zu einer groBeren Effizienz des Elektrizitats-Endverbrauchs beigetragen haben, gehOren preispolitische MaBnahmen (und VerbrauchsmeBverfahren), Informationsprogramme, Anreize und Vorschriften. Einen hohen Stellenwert hat die Schaffung eines ordnungspolitischen Rahmens, der den Stromversorgungsunternehmen wirtschaftliche Anreize bieten solI, sich fur Verbesserungen der Endverwendungseffizienz einzusetzen, wo dies fur das Versorgungssystem insgesamt von Vorteil ist. , Bei der Elektrizitiitsumwandlung, die flir den Transformationssektor wegen der GroBe ihres Anteils und der Hohe der Umwandlungsverluste die beherrschende Rolle spielt, ist eine stetige, aber nur langsame Verbesserung der Umwandlungseffizienz zu beobachten. Die kommerziellen Vorteile selbst kleinerer Vervollkommnungen dieser Systeme sind so groB, daB dadurch gewohnlich ein genugender Anreiz fur die Betreiber entsteht, sich jederzeit urn die "beste Praxis" zu bemuhen und (nachweislich) effizientere neue Anlagen so rasch wie moglich zu installieren. Bei diesem Sektor ist damit zu rechnen, daB sein Umfang mit dem standigen Anstieg der Elektrizitatsintensitat in den OECD-Landern relativ gesehen zunehmen wird, wobei sich die Effizienzverbesserungen allerdings nur allmahlich einstellen durften. Die Umwandlungsverluste werden moglicherweise auf dem derzeitigen Stand bleiben oder langsam abnehmen. Ais wahrscheinlichstes Nahziel fur offentliche MaBnahmen im Transformationssektor bietet sich wohl die Forderung von Verbesserungen des technologischen Niveaus an, z.B. durch die Neuausstattung von Kraftwerksanlagen mit leistungsfahigeren oder "saubereren" Energietechnologien anstelle einer bloB en VerHingerung der Lebensdauer von Anlagen, die nur dazu fuhrt, daB ineffiziente altere Anlagen weiter in Betrieb gehalten werden. Der Energiewirkungsgrad von Kraftfahrzeugen spielt ebenfalls eine sehr groBe Rolle, da der Olverbrauch im Verkehrssektor im Gegensatz zur Entwicklung in anderen Sektoren zwischen 1973 und 1987 (in den OECD-Landern) drastisch zugenommen hat. Wie sich bei Analysen gezeigt hat, sind ganz erhebliche Verbesserungen des Kraftstoffwirkungsgrads mit neuen Modellen erreicht worden, und zwar vorwiegend durch technische Verbesserungen. Veranderte Fahrgewohnheiten, ein Trend zum Kauf groBerer Modelle, die zunehmende Verkehrsdichte sowie andere, weitgehend mit dem Wirtschaftswachstum zusammenhangende Faktoren haben aber die Effizienzgewinne vor allem in den letzten Jahren wieder zunichte gemacht. Die Kraftstoffnachfrage flir den Pkw-Verkehr wird voraussichtlich weiter steigen, wenngleich dieser Anstieg durch demographische Faktoren und Sattigungseffekte in den OECD-Landern letztlich gebremst werden konnte. Auch in Zukunft werden wahrscheinlich zahlreiche kleinere Effizienzverbesserungen bei der Fahrzeug- und Motorenkonstruktion erzielt werden. Bei der Beurteilung des potentiellen Umweltnutzens, der durch Effizienzverbesserungen im Verkehrssektor und mogliche Aktionen erreicht werden konnte, muB das technische Potential fur Effizienzverbesserungen ebenso berucksichtigt werden wie die Effektivitat der 6 Standards fur den Energieverbrauch von Kraftfahrzeugen und die Entwicklungstendenzen der vorerwahnten kompensierenden Faktoren. Zusammenfassend ist zu den Moglichkeiten fur eine Steigerung der Energieeffizienz festzustellen, daB in einer Anzahl von Sektoren theoretisch zwar noch ein groBes technisches Potential fur Verbesserungen vorhanden ist, daB das realisierbare Potential aber wegen des Verbraucherverhaltens und aufgrund akonomischer Faktoren erheblich geringer sein kannte. Kurzfristig gibt es in allen Sektoren Maglichkeiten flir die beschleunigte Einflihrung von Energiespartechnologien. Besonders im Stromendverbrauchssektor und im Kfz-Sektor ist der Spielraum fur Verbesserungen noch sehr groB. Sollte die Nachfrage nach Stromversorgungsund Transportleistungen aber weiter urn die derzeitigen Raten steigen, so wurden dadurch alle Effizienzverbesserungen in dies en Sektoren wieder zunichte gemacht. 1m Bereich der Demonstration und Verbreitung von Energietechnologien gibt es bereits nationale und internationale Kooperationsprogramme. Diese kannten ausgebaut werden, urn dem Umweltnutzen energieeffizienterer neuer Technologien zusatzliches Gewicht zu verleihen. Ob das Tempo der Effizienzverbesserung gesteigert werden kann, richtet sich ganz entscheidend nach den Preisanreizen flir die verschiedenen Endverwenderkategorien, dem Konsumverhalten und anderen die Verbraucherentscheidungen beeinflussenden Faktoren, den Ersatzbeschaffungsraten der Ausrustungen sowie dem Tempo der technologischen Verbesserungen. Eine wesentliche Voraussetzung fur die Beeinflussung der Verbraucher zugunsten eines energieeffizienteren Verhaltens ist die Preistransparenz, weil sie zur Anwendung effizienterer Energiesysteme fuhrt. Analysen der Elastizitaten zeigen aber, daB der Energiepreis sehr erheblich uber sein derzeitiges Niveau angehoben werden muBte, damit beispielsweise der gesamte Energieverbrauch bis zum Ende des Jahrhunderts konstant bliebe. Die entscheidende Voraussetzung dafur, daB das Tempo der technologischen Entwicklung und die Umschlagsrate des Kapitalstocks aufrechterhalten werden, ist die Fortsetzung des Wirtschaftswachstums. Wenn der Umweltnutzen der Investitionen zur Verbesserung der Energieeffizienz erkannt wurde, wurde dies in vielen Fallen ihren Einsatz als gangbare Lasung erleichtern. Mehrere Lander prufen gegenwartig ihre Programme zur rationellen Energieverwendung daraufhin, ob Bemuhungen am Platze waren, urn das Phanomen Energieeffizienz sichtbarer zu machen und urn externe Effekte wie etwa Umweltvorteile herauszustellen und der Offentlichkeit nahezubringen. Einiges ist in dieser Richtung bereits getan worden, wobei vor allem zu nennen sind: Informationskampagnen, die Verscharfung von Standards fur den Energieverbrauch von Kraftfahrzeugen und Haushaltsgeraten, steuerliche MaBnahmen, die Umgestaltung von Stromtarifen, die Berucksichtigung von Verbesserungen des Stromwirkungsgrads bei Ausschreibungen fur neue Elektrizitatsversorgungsanlagen sowie die Subventionierung von Programmen zur Kraft-Warme-Kopplung. Nachgeschaltete Technologien. Nachgeschaltete Umweltschutztechnologien finden aufbreiter Front Anwendung bei stationarcn wie bei mobilen Feuerungsanlagen. AuBer in einigen Fallen, wo solche Technologien dazu beitragen kannen, wertvolle, andernfalls verlorene Nebenprodukte zuruckzugewinnen, ist ihre Entwicklung und Anwendung in erster Linie das Ergebnis staatlicher Vorschriften zur Verminderung von Schadstoffemissionen. Gelegentlich sind (parallel zu den Vorschriften) in begrenztem Umfang affentliche Finanzhilfen flir die Entwicklung oder Einfuhrung solcher Technologien zur Verfiigung gestellt worden. Diese einzeln oder kombiniert eingesetzten Technologien konnen umweltschadliche Emissionen auBerst wirksam verringern, wenn auch bei den meisten von Ihnen in der Praxis ein kleiner zusatzlicher Energieaufwand erforderlich ist. Die Anwendung nachgeschalteter Technologien wird zweifellos fortgesetzt und weiter ausgedehnt werden, urn neue Schadstoffe und Umweltbelastungsquellen in den Griff zu bekommen. In einer Reihe von Fallen haben sich dicse Technologien aber schon als solche als 7 unzuliinglich erwiesen, auch bei Anwendung der besten vorhandenen Technologien. Manche noch in der Entwicklung befindlichen Technologien dieser Art bieten Aussicht auf niedrigere Umweltschutzkosten oder die Einbeziehung von Substanzen, fUr die es bisher noch keinen Umweltschutz gibt. Gegenwfu"tig steckt die Entwicklung nachgeschalteter Technologien fiir die Bekampfung von Kohlendioxidemissionen (C0 2 ), die bei der Verbrennung fossiler Energietrager entstehen, hinsichtlich der Anwendung in Stromversorgungsunternehmen noch in der Planungsphase. Brennstoffsubstitution. Die in der Vergangenheit verzeichneten Treibstoffsubstitutionen hatten viele verschiedene Beweggriinde. Am weitaus wichtigsten war dabei die Frage, ob okonomische Alternativen und Technologien fiir deren Umsetzung zur VerfUgung standen. Die Substitution konnte sich auf einen endgiiltigen Ubergang zu anderen Energiealternativen (etwa von fossilen Brennstoffen zur Kernenergie oder zu regenerativen Energien), eine zeitweilige Umstellung zur Minimierung saisonaler oder kurzzeitiger Umweltfolgen (z.B. Umstellung von Benzin auf Erdgas) oder auf die Verwendung in der Qualitat besserer (d.h. weniger umweltbelastender) Formen ein und desselben Brennstoffs erstrecken (z.B. Verfeuern von Kohle mit niedrigem anstelle von solcher mit hohem Schwefelgehalt). In jiingerer Zeit hat das wachsende UmweltbewuBtsein die Wahl zwischen verschiedenen Brennstoffalternativen beeinfluBt. Bei Vergleichen, durch die festgestellt werden solI, mit welch en Umweltwirkungen verschiedene Brennstoffalternativen verbunden sind, miissen unbedingt der gesamte Brennstoffzyklus und die in jeder Phase dieses Zyklus entstehenden U mweltwirkungen betrachtet werden. Nennenswerte Anderungen bei der Brennstoffwahl ergaben sich ab Mitte der siebziger Jahre vor allem dadurch, daB die offentlichen Entscheidungstrager die Verfolgung von Zielen in den Bereichen Energieversorgungssicherheit und Umweltschutz ausdriicklich fOrderten und die weitere Entwicklung der Brennstoffkosten ungewiB war. Zu den groBten Umschichtungen kam es bei den Stromversorgungsunternehmen sowie durch Anderungen bei der Beheizung von Wohngebauden und gewerblichen Bauten. 1m industriellen Sektor waren die beobachteten Umstellungen weniger groB und oft nicht das Ergebnis einer Brennstoffsubstitution, sondern die Folge struktureller Veranderungen. Eine gewisse Rolle spielten auch Riicksichtnahmen bei der Standortwahl und verschiedene Beschrankungen bei der Brennstoffverwendung. Manche Substitutionen, etwa die Verwendung bestimmter erneuerbarer Energien an stelle fossiler Brennstoffe, diirften auch kiinftig nur einen begrenzten Marktanteil erreichen, bis sie weiter entwickelt worden und kostenmaBig konkurrenztahiger sind. Andere sind schon heute moglich. Ais Beispiele, die in der vorliegenden Studie untersucht werden, sind Substitutionen bei der Stromerzeugung und im Verkehrssektor zu nennen, wobei jeweils auch Erdgas in Betracht kommen konnte. Bescheidene Steigerungen der Erdgasforderung iiber den derzeit geplanten Umfang hinaus sind eventuell moglich, ohne daB sich die Kosten dieses Energietragers andern wiirden. Der Marktanteil der Erdgasversorgung konnte wahrscheinlich ohne besondere Schwierigkeiten iiber den geplanten Umfang hinaus (urn vielleicht 10%) vergroBert werden, und zwar durch die Substitution im industriellen Sektor, im Sektor Haushalte und Kleinverbraucher sowie bei der Stromerzeugung. 1m Verkehrssektor wiirde die Substitution bedeutende Infrastrukturanderungen, gewisse Weiterentwicklungen im technologischen Bereich und vielleicht auch die Schaffung okonomischer Umstellungsanreize erfordern. Das bereits bestehende bzw. in der Planung befindliche Forderleitungs- und Verteilernetz fUr Erdgas konnte das zusatzlich benotigte Volumen bewaltigen, ohne daB untragbare Transportkostenerhohungen oder groBe Verzogerungen zu befUrchten waren. Wahrscheinlich wiirde eine solche bescheidene Steigerung der Erdgasverwendung auch nur geringe Risiken fiir die Energieversorgungssicherheit mit sich bringen. 8 Vor allem aus Grtinden der Energieversorgungssicherheit sind bereits verschiedene Schritte unternommen worden, urn die Erdgasverwendung zu fordern. Die Regierungen arbeiten intensiv an der Uberprtifung bestehender Politiken und MaBnahmen, die die Erdgasforderung bzw. -verwendung behindern. Es sind bereits grundlegende Anderungen der Erdgaspolitik vorgenommen worden, urn unvertretbare Beschrankungen der Gasverwendung, eine tiberzogene Reglementierung der Preise oder des Marktzugangs sowie diskriminierende Steuervorschriften zu beseitigen oder abzuandern. Untersucht werden auch Fragen im Zusammenhang mit der in einigen Landern praktizierten Begrenzung des Zugangs zu Pipeline- oder Verteilernetzen sowie der Entwicklung der Gasversorgung oder des Baus von Transport- und Vorratssystemen fUr Erdgas. Weitere Initiativen erstreckten sich u.a. auf die Forderung von Aufklarungskampagnen zur Unterrichtung der Verbraucher tiber die Vorteile der Umstellung auf Gas sowie die Anderung steuerlicher und anderer MaBnahmen mit dem Ziel, weitere finanzielle Anreize ftir die Umstellung auf Erdgas oder bivalente Befeuerung zu schaffen. Was die Brennstoffsubstitution bei der Stromerzeugung bis zum Jahr 2005 betrifft, so wird ein betrachtlicher Anteil des Strombedarfszuwachses durch bereits im Bau befindliche Kernkraftwerke gedeckt werden. Der Elektrizitatssektor bietet weitere Moglichkeiten der Brennstoffsubstitution, von denen viele aber erst weit nach dem Jahr 2005 voll genutzt werden k6nnen. Kurzfristig besteht ein Potential ftir eine starkere Erdgasverwendung und zunehmende Stromerzeugung aus regenerativen Energien, von denen in einigen Landern vor allem Wasserkraft und Biomasse zu nennen sind. Weitere Fortschritte bei der Entwicklung und kostengtinstigeren Anwendung von Windenergie-, Photovoltaik- und anderen Technologien k6nnten den Beitrag dieser regenerativen Energiequellen vergr6Bern. Bei den gegenwartigen Tendenzen steht indessen nicht zu erwarten, daB durch eine Vergr6Berung dieses Beitrags eine weitere Zunahme des Kohlebedarfs, der vielleicht zunehmend durch schwefelarme Kohle und Steinkohle gedeckt werden wird, unterbunden werden k6nnte. Die Stromerzeugung wird yom Staat in seiner Rolle als Eigenttimer oder Regelungsinstanz stark beeinfluBt. Daher steht den Regierungen eine breite Palette von Instrumenten zu Gebote, auf die sie zur Verwirklichung von Brennstoffsubstitutionszielen zurtickgreifen k6nnen. Dennoch gibt es auch Grenzen: Wegen der langen Lebensdauer von Kapitalinvestitionen in Kraftwerksanlagen k6nnen viele sich bietende M6glichkeiten nur allmahlich tiber mehrere Jahrzehnte oder noch langere Zeitraume hinweg realisiert werden. Andererseits kann der Staat auch die Stromnachfrage beeinflussen, und zwar vorwiegend tiber die Stromversorgungsunternehmen und ihre AufsichtsbehOrden. 1m Kraftfahrzeugsektor gibt es eine Anzahl verschiedener Treibstoffe (auf Erdgasbasis sowie Biokraftstoffe und Strom), die die Umweltvertraglichkeit und die Energieversorgungssicherheit erh6hen konnten, wenn sie zumindest einen Teil der derzeit verwendeten Treibstoffe ablosen wtirden. Soweit der Staat nicht massiv eingreift, dtirfte ihr Beitrag zur Deckung des Kfz-Kraftstoffbedarfs aber bis zum Jahr 2005 nur gering sein. Der groBte Umweltnutzen laBt sich bis dahin wahrscheinlich durch die beschleunigte EinfUhrung bleifreien Benzins oder von Benzin mit niedrigerem Dampfdruck erzielen. Speziell in bestimmten Stadten oder Regionen konnte aber auch die Einftihrungvon mit eNG betriebenen oder kraftstoffflexiblen Fahrzeugen einen gewissen Beitrag leisten. Ungelost ist abgesehen von Problemen der VerfUgbarkeit noch die Frage der mit den verschiedenen vorhandenen Hauptalternativen verbundenen Umwelt- und okonomischenKosten (d.h. die gesamte Palette von der Kraftstofferzeugung bis zur Fertigung und Nutzung von Kraftfahrzeugen) sowie die Frage nach dem Potential fUr die Nutzung begrenzter Kfz-Markte (Beispiel Fahrzeugparks). Allgemein betrachtet gibt es trotz der vielen schon erwahnten komplementaren Effekte der Brenn- und Treibstoffsubstitution noch Bereiche, in denen sich Zielkonflikte ergeben k6nnen, wenn namlich die Verwirklichung der Ziele der Energieversorgungssicherheit von der 9 Umwelt her zu teuer zu stehen kamen - oder umgekehrt. Auf das Ganze gesehen darf wohl festgestellt werden, daB die verschiedenen Marktfaktoren und staatlichen MaBnahmen, die die Brenn- und Treibstoffsubstitution beeinfluBt haben, in manchen Fallen zugleich durch komplementare Wirkungen und durch Zielkonflikte gekennzeichnet waren. Zudem gibt es in den einzelnen Landern unterschiedliche Auffassungen zu den Umweltwirkungen bestimmter Energiequellen (wie Kernenergie, Kohle, Strom aus Wasserkraft, Biomasse), weshalb die Frage, welche Effekte als komplementar oder als konfliktuell zu betrachten sind, auch unterschiedlich beantwortet wird. Jedenfalls sind der potentielle Umweltnutzen wie auch die wahrscheinlichen okonomischen Kosten und Energiesicherheitskonsequenzen bei jeder Substitutionsalternative verschieden. Deshalb bedarf es eingehender Evaluierungen, bei denen die Effekte und Wechselwirkungen der einzelnen Optionen fur die Brennstoffsubstitution auf allen Stufen von Erzeugung, Transport, Umwandlung und Endverbrauch ebenso berucksichtigt werden sollten wie die grundlegenden okonomischen Faktoren, die die erwunschten Umstellungen beschleunigen oder verzogern konnen. "Saubere" Energietechnologien. "Saubere" Energietechnologien haben den doppelten Vorteil energieeffizienterer Prozesse oder Operationen und eines verringerten Schadstoffanfalls, ohne daB sie unbedingt einen Wechsel der verwendeten Energieform erfordern wurden. Bisher sind groBe Anstrengungen darauf verwendet worden, ihrer Natur nach "sauberere" Technologien fUr diese Energiequellen zu entwickeln, z.B. fur fossile Brennstoffe - an sich besonders stark umweltbelastende Energietrager -, weil die Einhaltung der Umweltschutzvo'rschriften hier die hOchsten Kosten verursachte. Wie die nachgeschalteten bieten auch "saubere" Technologien bisweilen gute Moglichkeiten zur Reduzierung des Umweltbelastungsgrads. Indessen werden letztere in erster Linie fur neue Ausrustungen und Anlagen konzipiert. Sie konnen jedoch auch in Altanlagen, beispielsweise in Kraftwerken, durch technische Umrustung angewendet werden. Ein Schwerpunktbereich war bei der Entwicklung "sauberer" Techniken die Kohleverwendung. Die meisten dieser Technologien sind noch nicht ganz marktreif, doch wurde eine ganze Reihe von ihnen bereits bis zu einer der Epdstufen der Demonstration weiterentwickelt. Derzeit wird noch untersucht, wie groB das Potential dieser Technologien insgesamt ist. Die Schwerpunktverlagerung von F +E-Aktivitaten und ihre Forderung zugunsten "sauberer" Energietechnologien beschleunigt deren Entwicklung in den Mitgliedslandern. Die GroBe des Marktanteils der "sauberen" Technologien wird im Endeffekt durch die Zuwachsrate an neuen Anlagen und die Moglichkeiten zur Verlangerung der Lebensdauer von Altanlagen begrenzt. Wenn diese Technologien an den Markt kommen, verbreitert sich der Facher der Optionen, unter denen die Unternehmen wahlen konnen, urn den zum groBen Teil immer stringenter werdenden Umweltvorschriften zu geniigen, soweit Vorschriften solche Entscheidungsoptionen uberhauptvorsehen. Feststellung von Bereichen fiir eine bessere staatliche Entscheidungsfindung Staatliche Instrumentellnterventionen und makrookonomische Effekte. Die Anwendung staatlicher MaBnahmen zur Verwirklichung eines besseren Umweltschutzes hat nicht nur beabsichtigte direkte Wirkungen auf Erzeuger, Verbraucher bzw. Investoren, sondern ist auch mit indirekten KostenlNutzeneffekten fUr die gesamte Wirtschaft verbunden. Diese Einflusse ktinnen sich auf das Wirtschaftswachstum auswirken, das ja erst die Voraussetzung fUr einen Umweltschutz auf sozial akzeptabler und tikonomisch tragfahiger Basis bildet. Wenngleich die mit der Anwendung solcher Umweltschutzinstrumente verbundenen makrotikonomischen Effekte oft nicht eindeutig nachgewiesen worden sind, empfiehlt es sich doch, 10