Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Gebäude und ihre Einfügung in städtebauliche Strukturen sowie Städtebauprojekte und Freianlagen des öffentlichen Raums in Thüringen Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Grußworte Nun findet bereits der achte Wettbewerb um die besten öffentlichen Bauten seinen Abschluss. Die Fachjury aus Architekten, Landschaftsplanern sowie Vertretern des Bauministeriums und den Architektenkammern Thüringen und Sachsen-Anhalt stand vor der schwierigen Aufgabe, aus den zwölf eingereichten Arbeiten den diesjährigen Wettbewerbssieger auszuwählen. Auch ich war Mitglied dieser Jury und hatte die Qual der Wahl. Ich freue mich, dass wir als Jury allen Arbeiten ein hohes Niveau zusprechen konnten. Umso mehr, als die Projekte auch auf Probleme der Demografie und der städtebaulichen Neugestaltung historisch gewachsener Bausubstanz eingegangen sind. Die Architekten und Bauingenieure gehen somit Hand in Hand mit der Landesregierung. Kulturelles Bauerbe und moderne Architekturlandschaft sollen sich ergänzen. Architekten arbeiten am Puls der Zeit. Auch sie haben lernen müssen, dass Ressourcen endlich sind. Entscheidend wird zur Bewältigung der Zukunftsprobleme nicht nur sein, was getan werden muss, was technisch erforderlich ist, sondern verstärkt, wie es getan wird. Berücksichtigung der sich verändernden zukünftigen Nutzungsanforderungen bei sich verändernden Wertigkeiten wie Qualität vor Quantität zieht sich wie ein roter Faden durch alle Aktivitäten der sich verändernden Gesellschaft. Architekten und Stadtplaner haben sich auf diese Herausforderungen einzustellen. Ich gratuliere dem Architekturbüro Junk & Reich aus Weimar zum achten Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau. Mit dem Projekt „Wiederherstellung der Bibliothek und der Waidhäuser“ des Augustinerklosters Erfurt stellte es sich einer spannenden Bauaufgabe, die mit modernen Materialien und neuer Interpretation hervorragend umgesetzt wurde. Auch allen anderen Teilnehmern gilt mein Dank und meine Anerkennung. Ich freue mich, dass mit dieser Broschüre die herausragenden Leistungen der Preisträger gewürdigt und alle eingereichten Arbeiten dokumentiert werden. Ich danke allen Beteiligten, durch deren Unterstützung diese Publikation zustande kam. Ihr Christian Carius Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr das Bild unserer Region. Es ist zu verhindern, dass durch geringe Qualitätsansprüche ein Nivellierungsprozess einsetzt, der die regionale Typik, Eigenart und Vielfalt verblassen lässt. Dabei muss nachhaltiges Bauen Baualltag werden. Zur Durchsetzung dieser hohen Qualitätsansprüche sind „Gute Beispiele“ enorm wichtig. Die Verleihung des Thüringer Staatspreises für Architektur und Städtebau hat in diesem Zusammenhang eine herausragende Bedeutung. Dabei ist von besonderer Bedeutung - der Erhalt und die Fortentwicklung des bau- und landschaftskulturellen Erbes - das Erkennen der Qualität von Kulturlandschaften und das Sensibilisieren für Erhalt und qualitätsvolle Veränderung - das Ausbalancieren von Tradition und Innovation - das Bewahren und Schaffen von Baukultur als einen wesentlichen Teil der Wertschöpfungskette und wichtigen Standortfaktor. 12 Arbeiten stellten sich der Bewertung bezüglich ihrer Architekturqualität und ihrer Einfügung in städtebauliche Strukturen. Neben Gebäuden waren auch Städtebauprojekte und Freianlagen des öffentlichen Raumes in Thüringen zugelassen. Qualität vor Quantität bezog sich demnach schon auf das Verfahren. Was eingereicht wurde, konnte sich sehen lassen. Mein besonderer Glückwunsch gilt dem Büro Junk & Reich für das mit dem Staatspreis ausgezeichnete Bauvorhaben „Wiederaufbau der Bibliothek und der Waidhäuser“ im Augustinerkloster in Erfurt. Herzliche Glückwünsche auch an die Büros, welche mit ihren Beiträgen eine Anerkennung erworben haben. Wir sind auf einem guten Weg. Die Aufgaben, die vor den Architekten und Stadtplanern liegen sind ungewohnt neu aber äußerst spannend. Neue Aufgaben sind zu definieren und neue Modelle der Zusammenarbeit zu finden. Architektur und Innenarchitektur, Städtebau und Landschaftsarchitektur, Energie- und Umwelttechnik, Verkehrs-, Regional- und Raumplanung prägen nachhaltig Dipl.-Ing. Architekt Hartmut Strube Präsident der Architektenkammer Thüringen Grußworte Der Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 hat sich – seit dem er 1996 erstmalig ausgelobt wurde – erfolgreich etabliert. Wettbewerbsverfahren Auslober Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Mitwirkung Architektenkammer Thüringen Z i e l u n d I n h a l t d e s We t t b e w e r b s Der Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau wird seit 1996 vom Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Thüringen ausgelobt. Er wird alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen als Anerkennung für die Leistungen der Thüringer Architekten, Städte- und Freianlagenplaner verliehen. Bewertet wurden in diesem Jahr bis zum 15.07.2010 fertig gestellte und in Nutzung befindliche Bauprojekte Thüringer Architekten, die Leistungen der Architektur und des Städtebaus mit der Freianlagenplanung im öffentlichen Raum verbinden. Die Jury beurteilte nach folgenden Kriterien: • Architekturqualität − Einordnung in die regionalen und ortstypischen Standortbedingungen − objektbezogene Einheit von Gestaltung, Funktion und Konstruktion − stadt- und bauökologische Qualität − energie-, kosten- und flächensparendes Bauen − Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Nutzbarkeit, Lebenszyklus − Behindertengerechtigkeit • − − − stadtplanerische Leistungen Gestaltungsqualität ökologische Einordnung Zusammenwirken von Freianlage und Gebäude • − − − Ingenieurbauqualität konstruktive Durchbildung Materialeinsatz Funktion und Gestaltung • − − − Ausführungsqualität material-technische Ausführung Wirtschaftlichkeit in Bau und Nutzung Funktionalität/Nutzerzufriedenheit Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Preisgeld: 20.000,- Euro Die Jury hatte am 01.09.2010 zwölf eingereichte Arbeiten in den Räumen des TLBV zu beurteilen und entschied sich den Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau (14.000,- Euro) und 3 Anerkennungen (je 2.000,- Euro) zu vergeben. Prof. Dipl.-Ing. Ralf Niebergall Architekt, Präsident der Architektenkammer Sachsen-Anhalt Birgit Schindler Journalistin, Mitteldeutscher Rundfunk, Erfurt Dipl.-Ing. Mathias Schrader Architekt, Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Dipl.-Ing. Hartmut Strube Architekt, Präsident der Architektenkammer Thüringen Preisgericht Juryvorsitz Prof. Dr. -Ing. Gerd Zimmermann Bauhaus-Universität Weimar Dipl.-Ing. Andrea Ziegenrücker Landschaftsarchitektin, Erfurt Jurymitglieder Cristian Carius Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Vo r p r ü f u n g Dr.-Ing. Angelika Krause Landesamt für Bau und Verkehr Dipl.-Ing. Mathias Heller Architekt, Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Organisation und Protokoll Dr.-Ing. Angelika Krause Landesamt für Bau und Verkehr Prof. Dipl.-Ing. Michael Mann Architekt, Fachhochschule Erfurt Dipl.-Ing. Christian Moczala Architekt/Stadtplaner, Weimar 3 Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Kurzbeschreibung Drei Entwurfsschwerpunkte prägen den Charakter der neuen Gebäude: die Fuge zwischen Alt und Neu, die daraus abgeleitete Lichtführung sowie in Bezug auf die Anordnung von Bauhülle und Ausbau das Thema Haus im Haus. Der Neubau für den Veranstaltungs- und Repräsentationsbereich folgt im Wesentlichen der ehemaligen Kubatur des historischen Bibliotheksgebäudes. Auf der Nordseite befinden sich im freigestellten Erschließungsriegel Eingang, Treppen, Aufzug und Sanitärbereich. Die verglasten Längsseiten erlauben den Durchblick zu den historischen Gewänden und Mauerresten, die Transparenz erleichtert die Orientierung im Eingangsbereich. Die Dimension der mächtigen Bestandsmauern ermöglicht die Gründung des Neubaus auf mittig gesetzten Mikrobohrpfählen sowie die darüber liegende Anordnung von freistehender Außenwand und Lichtfuge. Die Decken der Obergeschosse werden über Konsolen auf das Tragwerk abgesetzt. Dreigelenkrahmen aus Leimholzbindern bilden das attraktive Dachgeschoss, in dem sich der Repräsentationsbereich mit Bibliothek befindet. Der Besucher findet Zugang aus dem transparenten Foyer und Erschließungsriegel über kubisch ausgeformte Stege. Repräsentations- und Bürogeschoss können zusätzlich über die gläserne Brücke vom Hauptgebäude erreicht werden. Es werden historische Materialien verwendet, als Fassadenmaterial Muschelkalkstein, als Dacheindeckung Kupfer naturbelassen sowie Stahl-Glas-Fensterkonstruktionen. Der Erschließungsriegel wird von einem Sichtbetonrahmen umschlossen, die Längsseiten füllen selbsttragende Stahlpfosten-Glasfassaden. Der gesamte Ausbau erfolgte im Kontrast holzsichtig. Im Bereich der ehemaligen Waidhäuser entstand ein dreigeschossiges Apartmenthaus mit Dachausbau, in deutlich reduzierter Kubatur im Vergleich zum Ursprungsgebäude. Die Erschließung erfolgt laubengangartig innerhalb der Fuge zwischen historischem Außenmauerverlauf und Systemschnitt Bibliothek und Waidhäuser Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt – Wiederaufbau der Bibliothek und der Waidhäuser Entwurfsverfasser: Ulrich Junk/ Junk & Reich Nordstraße 21, 99427 Weimar Bauherr: Augustinerkloster Erfurt Augustinerstraße 10, 99084 Erfurt Ort: Augustinerstraße 10, 99084 Erfurt Neubau. Alle Wohnräume orientieren sich mit ihren Studierfenstern zum neuen Bibliotheksgebäude. Die gewählten Materialien passen sich gestalterisch dem Bibliotheksgebäude an, ohne es zu übertrumpfen. So werden die Außenwände mit einer Putzoberfläche versehen, die farblich mit den Natursteinfassaden der Bibliothek und den Bestandsgebäuden korrespondiert. Das Apartmenthaus wurde oberhalb der Grundmauern der Waidhäuser in Querwandbauweise errichtet. Die tragenden Wände wurden in Mauerwerk errichtet, die Geschossdecken als monolithische Stahlbetondecken und Filigrandecken. Mit dem Energiekonzept: Fernwärmeanschluss BHKW + RLT-Anlage mit Wärmerückgewinnung und Teilklimatisierung der großen Konferenzräume sowie Fußbodenheizung und außenliegendem Sonnenschutz konnte die 2006 gültige ENEV trotz Integration bestehenden Mauerwerks und der wertvollen gotischen Steinrahmenfenster unterschritten werden. Fertigstellung: 06/2008 Straßenansicht 5 Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Jurybeurteilung Das Augustinerkloster in Erfurt ist weit über die Grenzen der Landeshauptstadt in aller Welt bekannt. Hauptgrund für diesen hohen Bekanntheitsgrad ist der Tatsache geschuldet, dass zwischen 1505 und 1511 Martin Luther als Mönch im Kloster lebte und 1507 auch hier zum Priester geweiht wurde. Die bauliche Geschichte des Klosters ist wechselhaft und erfuhr einen tragischen Tiefpunkt durch die Zerstörung der Bibliothek und der Waidhäuser. Dabei kamen im Februar 1945 durch einen Luftangriff 267 Menschen, die im Keller der Bibliothek Zuflucht gesucht hatten, auf grausame Weise zu Tode. Neubau für den Veranstaltungs- und Repräsentationsbereich Der Wiederaufbau der durch den zweiten Weltkrieg zerstörten Bibliothek und der Waidhäuser wurde über einen Architekturwettbewerb 2004 entschieden. In der Folge waren 2008 die Waidhäuser fertig gestellt und 2010 auch das Bibliotheksgebäude seiner Nutzung übergeben worden. Beide Gebäude folgen der Gebäudegeometrie ihrer Vorgängerbauten und bilden damit das historische Gebäudeensemble erneut ab. Die Architektursprache jedoch interpretiert die historischen Vorbilder auf zeitgemäße und eigenständige Weise. Dabei werden unter anderem durch die verwendeten Materialien deutliche Akzente gesetzt. Die im nördlichen Bereich der Bibliothek angegliederte Erschließungszone ist vollständig verglast. Durch die Verglasung spiegeln sich die historischen Fassaden, das neue Gebäude wird somit Teil seiner Umgebung. Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Präzise achten die Architekten auf das Fügen von Altem zum Neuen, wobei die Fuge als konstruktives und stilistisches Mittel konsequent eingesetzt wurde. Hohe Detailqualität und eine zeitgemäße Architektursprache überzeugen bei diesem Projekt und bilden einen guten Beitrag zu zeitgemäßem Bauen in historisch bedeutsamer Umgebung. Insgesamt ein gelungenes Projekt, das dem hohen Anspruch dieses Ortes und seiner geschichtlichen Bedeutung gerecht wird. Grundrisse Bibliothek und Waidhäuser 7 Anerkennung Kurzbeschreibung Durch den Anspruch der Diakonie Ostthüringen, eine nachhaltige und bezahlbare Seniorensiedlung für die Kahlaer Bürger zu gestalten, konnte eine Vielzahl an sozialen Ideen angeregt und umgesetzt werden, welche es in dieser Form in Thüringen und teilweise auch in Deutschland so noch nicht gibt. Ein Kindergarten im städtischen Zentrum der Carl-ZeissWerkssiedlung aus den sechziger Jahren wird 40 Jahre später durch eine nunmehr benötigte Seniorensiedlung ersetzt. Der Kindergarten, eine DDR-Stahlhallenkonstruktion, wird komplett demontiert und in Budapest als Großmarkt wieder aufgebaut. Die Scheiben gehen in die Puszta, die Fenstergriffe nach Minsk. Die Interpretation von Abbruch als Ressource spart erhebliche Kosten. Geschäftspartner werden bei ebay gefunden. Eine Förderung findet durch das „Programm zur Innenstadtstabilisierung“ des Landes Thüringen statt. Basierend auf Christopher Alexanders Pattern-Language Pattern 40: „Überall alte Menschen“ wurden die Gestaltungsprinzipien strukturiert. Pattern 40 bildet die Grundlage für den städtebaulichen Rahmen: „Lass alte Menschen in ihrer Nachbarschaft! Ermögliche Gruppenbildung alter Menschen in der Nähe von Jungen! Kombiniere ein Gemeinschaftsleben mit einem unabhängigen Leben! Sichere durch einen Kern mit Küche und Pflegebetreuung, dass kein Umzug in Pflegeheime notwendig wird!“ Eine sich wandelnde Pflegelandschaft fordert flexible Baustrukturen. Dieses wurde im Entwurf durch verschiedene Simulationen berücksichtigt. Die Gliederung der Baukörper erfolgt über sieben verdichtete Hofräume mit spezifischen Charakteren zum Umlaufen (Kreuzgang), Durchqueren (Platz) und Verweilen (Garten). Die Höfe entsprechen den Sozialräumen und gliedern diese in Nachbarschaften. Der Entwurf kombiniert sechs Wohngemeinschaften, die sich in zwei Etagen um einen Laubenhof gliedern. Die Clusterbildung wird an den Gemeinschaftshöfen wie dem Pergolenhof auf die gesamte Gemeinschaft erweitert. Jeder Hof erhält einen besonderen botanischen Charakter. Alter Baumbestand wird integriert. Der Pergolenhof stellt als zentraler Platz die Schnittstelle zwischen Wohngemeinschaftenhaus und Bushaltestelle dar. Bänke und Sonnenschirme machen aus dem Platz einen Ort, der für die Senioren durch Kommen und Gehen interessant wird. Die Pavillons sichern Ebenerdigkeit mit Sozialmieten ab. Die zwölf Zweizimmerwohnungen sind so konzipiert, dass sie sowohl von zwei als auch von einer Person bewohnt werden können, um der biografischen Situation der Senioren zu entsprechen. Lage der Baumaßnahme im Stadtgefüge Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Die acht Einzimmerwohnungen sind als Atelierwohnung nach dem Prinzip der „Einraumhütte“ angelegt. Jeder der barrierefreien Wohnungen ist eine große Terrasse und ein kleiner Kellerersatzraum zugeordnet. Die Erschließung der Wohnungen erfolgt über eine innere „Erschließungsstraße“. Zehn Bewohner leben um eine Wohnküche. Assistenten helfen beim gemeinsamen Wäsche waschen und Kochen. Häusliche Tätigkeiten werden nicht ausgelagert und fremdbestimmt, sondern direkt in der Wohnung gemeinsam gestaltet. Im Pflegefall ist Personal rund um die Uhr verfügbar. Hier liegt eine Grundqualität des Konzepts der Diakonie. Wohngemeinschaften, ähnlich einer Studenten-WG, ermöglichen ein gemeinschaftliches Zusammenleben. Für die Männer sind eine Gemeinschaftswerkstatt und für Gäste ein separates Zimmer vorhanden. Mit der Gestaltung des nutzbaren „Wandbrunnens“ schuf die Kunstwerkstatt des DVE Eisenach einen Identifikationspunkt, der auch für die Gäste von hohem Wiedererkennungswert ist. Mit den Unstrut-Hainich-Werkstätten Bad Langensalza konnten Menschen für die Mitarbeit gewonnen werden, die weit über das normale Maß zum Gelingen des Projekts beitrugen. In Zusammenarbeit ist ein an das BAUHAUS-Typenmöbelprogramm von Erich Dieckmann angelehntes Kastenmöbelsystem wiederbelebt und weiterentwickelt worden und steht nun den Gestaltungen der Bewohner zur Verfügung. Seniorensiedlung Am langen Bürgel, Kahla Entwurfsverfasser: Jörg Lammert Brühl 6, 99423 Weimar Bauherr: DO Diakonie Ostthüringen Schlegelstraße 1, 07747 Jena Ort: Am langen Bürgel 20/21, 07768 Kahla Jurybeurteilung In beieindruckendem Facettenreichtum gibt die Seniorensiedlung „Am langen Bürgel“ in Kahla Antworten auf Fragen, die im Zeichen des demografischen Wandels unserer Gesellschaft immer wichtiger werden: Wie finden der Wunsch nach einem möglichst langen selbstbestimmten Leben im Alter, aber auch die notwendige aktivierende Fürsorge für die Älterwerdenden ihren adäquaten Raum und architektonischen Rahmen? Der Architekt Jörg Lammert bedient sich hierfür der „Mustersprache“ (Pattern Language) des Architekturtheoretikers und Philosophen Christopher Alexander, der für die verschiedenen Dimensionen des sozialen Raums Gestaltmuster entwickelt hat, die das menschliche Verhalten, ihre Bedürfnisse und Empfindungen in den Mittelpunkt stellen und zu reflektieren suchen. Die Seniorensiedlung „Am langen Bürgel“ geht aber weit über die bloße Anwendung einer Theorie hinaus: Hinwendung und ein tiefes Verantwortungsgefühl prägen jede Entscheidung von Bauherrn und Architekten. Das reicht von der Idee, den ehemals auf dem Gelände vorhandenen Kindergarten nicht einfach nur abzureißen, sondern an anderer Stelle wieder aufzubauen, bis hin zu einem besonderen Reichtum an liebevoll durchdachten und gestalteten Details. Die Siedlung gliedert sich in zwei durch verbindende Höfe, Plätze und Wege aufeinander bezogene Bereiche. Das individuelle Wohnen in Ein- und Zweizimmerwohnungen ist in eingeschossigen Pavillons untergebracht, die sich an einem gemeinsamen Innenhof gegenüberliegen. So entsteht eine intensive Beziehung von Innen und Außen. Der Hof bietet den Bewohnern Raum, ihr eigenes kleines Beet zu gestalten, soziale Kontakte zur Nachbarschaft zu pflegen oder in einem den Hof schützend umgrenzenden Abstellräumen eine Werkstatt einzurichten. Die radiale, auf einen gemeinschaftlichen Kern bezogene Anlage signalisiert die Funktion des zweiten Bereiches. Hier wird das Konzept eines Wohngemeinschaftshauses verfolgt. Individuelle Bewohnerzimmer gruppieren sich um einen Gemeinschaftsbereich mit eigener Küche, der hilft, Vereinsamung und sozialer Isolation vorzubeugen und Teilhabe am Gemeinschaftsleben zu fördern. Fertigstellung: 05/2010 Im Ganzen ist eine „mustergültige“ Siedlung entstanden, die sich den besonderen Bedürfnissen ihrer Bewohner ebenso zuwendet wie der Stadt, in die sie eingebettet ist. 9 Anerkennung Kurzbeschreibung Die bestehende Liegenschaft der Firma Glatt Ingenieurtechnik wurde entlang der Nordstraße durch einen Erweiterungsneubau ergänzt. Städtebaulich ordnet sich der von der Straßenfront zurückgesetzte Neubau dem symmetrischen Bestandsgebäude unter. Der Neubau stellt sich als ringförmiger Kopfbau mit umlaufender Fassade dar, der einen neuen Abschluss des Verwaltungsgebäudes in zeitgemäßer Architektursprache bildet. Ein großzügiges Treppenhaus dient als Koppelglied zwischen Neubau und Bestand. Fassadenseitig befinden sich die Büroräume, welche wahlweise mit Systemtrennwänden in unterschiedlich große Bereiche unterteilt werden können. Im Inneren bilden Archivräume, Teeküchen und sanitäre Einrichtungen den aussteifenden Kern des Gebäudes. Zum Innenhof ausgerichtet finden sich Beratungsräume und im Erdgeschoss eine Kantine mit Ausgabeküche. Im Untergeschoss sind das zentrale Firmenarchiv sowie die Technikzentrale angeordnet. Das Gebäude wurde in moderner Stahlbetonskelettbauweise mit Betonkernaktivierung errichtet. Auf der Grundlage des Fassadenrasters von 1,25 m bilden modulare Fassadenbausteine aus Aluminium-Fensterelementen und farbigen Vorhangfassadenelementen eine flexible Struktur als Grundprinzip der Fassadengestaltung. Weiterhin wurde das bestehende Technikum um drei Achsen erweitert. Hier sind funktional benötigte Produktions- und Lagerräume sowie ein Sozialtrakt mit Aufenthalts-, Umkleide- und Sanitärräumen untergebracht. Im Technikum befinden sich außerdem Laborräume in Reinraumqualität für Versuche im Bereich Medizintechnik und Lebensmittelchemie. Die Erweiterung des Technikums wurde in Montagebauweise als Stahlbetonskelettkonstruktion mit hohem Vorfertigungsgrad errichtet. Die Neubauten von Bürogebäude und Technikum wurden unter dem Aspekt des innovativen Klimadesigns geplant. Heizung und Kühlung der Büroräume erfolgen über Bauteiltemperierung der Betondecken. Spitzenlasten werden über zusätzliche Radiatorflächen bzw. über Klima-Splittgeräte abgedeckt. Zur Warmwasserbereitung dient eine thermische Solaranlage. Die Lüftung im Gebäude dient ausschließlich zur Sicherstellung des hygienischen Luftwechsels. Alle Anlagen sind als reine Außenluftanlagen konzipiert, es erfolgt kein Umluftbetrieb. Jede der Anlagen ist mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Ansicht Neubau Bürogebäude Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Erweiterung Bürohaus + Technikum Glatt Ingenieurtechnik, Weimar Entwurfsverfasser: Klaus Reich/ Junk & Reich Nordstraße 21, 99427 Weimar Bauherr: Glatt Ingenieurtechnik GmbH Nordstraße 12, 99427 Weimar Ort: Nordstraße 12, 99427 Weimar Fertigstellung: 09/2009 Jurybeurteilung Die Erweiterung des Büro- und Produktionsgebäudes der Firma Glatt stellt ein hervorragendes Beispiel für gewerbliche Bauaufgaben dar. In selbstverständlicher Weise schließt der Neubau an das Bestandsgebäude an. Das Treppenhaus als Kopplung greift Fassadenelemente des bestehenden Gebäudekörpers auf und führt diese zu einer Einheit zwischen Altbau und Neubau fort. Die farblich spielerisch gestaltete Fassade lockert die wiederkehrenden Fassadenelemente dem Gebäudetypus angemessen auf. Die Hinterleuchtung einiger Fassadenelemente ist eine gelungene Weiterführung dieses Themas, die zu einer Belebung des gewerblichen Umfeldes in den Dunkelheitsstunden beitragen kann. Zwischen dem im Grundriss spiralförmigen Bürogebäude und dem neuen Produktionsgebäude wird ein angenehm proportionierter Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. Einfache Rasenstufen mit Sitzgelegenheiten vermitteln einen landschaftlichen Charakter. Die geometrische Führung dieser Einfassungen erzeugt eine Einheit von Gebäude und umgebendem Freiraum. Der Neubau nutzt in vorbildlicher Weise die Möglichkeiten architekturbasierter Energieeinsparungen und Komfortverbesserungen. Die Fassaden sind mit im Scheibenzwischenraum integriertem Sonnenschutz ausgestattet. Über die thermische Bauteilaktivierung wird die schwere Baukonstruktion für ein angenehmes Raumklima und einen niedrigen Energiebedarf genutzt. Lüftungsanlage und ergänzende haustechnische Systeme unterstützen die Bewältigung von Spitzenlasten. Insgesamt überzeugt der Neubau der Firma Glatt durch seine markante Ausstrahlung. In eindrücklicher Weise wirken hier Gestalter und Ingenieure zusammen und schaffen ein Ensemble, das vom Außenraum über die energetischen Aspekte bis zur Innenraumgestaltung als vorbildlich für den Gewerbebau angesehen wird. Innenräume und Innenhofbereich 11 Anerkennung Kurzbeschreibung Situation Im Herzen der Stadt Zeulenroda im Thüringer Vogtland befindet sich der Marktplatz mit dem klassizistischen Rathaus aus dem 19. Jahrhundert. Der historische Marktplatz vor dem Rathaus wurde in den sechziger Jahren nach funktionalen Bedürfnissen (Verkehr und Parkplätze) in der Innenstadt umgebaut. Der naheliegende Tuchmarkt wurde durch die große Kreuzung an der Aumaischen Straße zu einer Restfläche degradiert. Vor diesem Hintergrund wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Aufgabe darin bestand, den Platz so umzugestalten, dass er als zentraler Ort für die Bürger wieder zur Verfügung steht und einen repräsentativen Eindruck hinterlässt. Historie In alten Karten und Fotos lässt sich erkennen, dass der Marktplatz in geometrischer Form dem Rathaus zugeordnet war. Der Tuchmarkt war durch die ehemalige Bebauung westlich des Rathauses räumlich vom Markt getrennt. Es gab zwei Plätze mit eigenständigen Identitäten, die durch den Verlust der historischen Raumkanten zu einem unproportionierten Großraum zusammengeführt wurden. Konzept Das landschaftsarchitektonische Konzept repariert die fehlende Raumkante zwischen den beiden Plätzen, indem es einen Baumblock in die Flucht des Rathauses setzt. Dadurch werden die verlorenen Proportionen wiederhergestellt und die Eigenständigkeit der beiden Plätze ablesbar gemacht. Außerdem wird das Verkehrsaufkommen im Umfeld des Rathauses auf ein Minimum reduziert, sodass die Aufenthaltsqualität des Platzes im Vordergrund steht. Entwurf Der Marktplatz wird durch einen dunklen Basaltteppich und Lichtstelen als Bühne für Kommunikation und Handeln der Bürger hervorgehoben. Die Randbereiche des Markts, die Flächen unter dem Baumblock und der Bereich Tuchmarkt werden in Kalksteinmittelpflaster ausgebildet, welches durch seine warmen Erdfarben mit den angrenzenden Fassaden harmoniert. Das starke Gefälle auf dem Platz wird durch einen Stufenwinkel an der Goethestraße aufgefangen. Die vorhandene Karpfenpfeiferskulptur wurde durch das „Karpfenkabarett“ ergänzt. Als Wasserspiel mit Karpfenfiguren ist es für Kinder ein beliebter Spielbereich, der von den gastronomisch genutzten Rändern des Platzes gerne beobachtet wird. Um die Aufenthaltsqualität des neuen Platzes zu stärken, wurden an den historischen Fassaden Sitzbänke und große Töpfe mit blühenden Pflanzen verortet. Der Baumblock am Tuchmarkt ist aus aufgeasteten Platanen erstellt. Neben der räumlichen Wirkung bietet er unter seinem Blätterdach einen wertvollen Bereich mit Spiel- und Aufenthaltsqualität. Ansicht klassizistisches Rathaus heute Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Jurybeurteilung Der bisher städtebaulich viel zu große und ungestaltete Platzraum aus der Summe von Markt und Tuchmarkt, bedingt durch den Verlust der Bebauung an der Rathausflanke, wurde mit Mitteln der Freiraumgestaltung wieder auf eine angemessene Größe reduziert, in eigenständige Bereiche aufgeteilt und gestaltet. Dadurch sind lichte und schattige Aufenthaltsorte entstanden. Die fehlenden historischen Raumkanten wurden durch hochwertige Baumpflanzungen in Form eines Baumplatzes simuliert und darüber hinaus ergänzt. Der Fahrverkehr wurde durch eindeutige Verkehrsführung auf ein notwendiges Maß reduziert und damit die Aufenthaltsqualität der Platzbereiche wesentlich erhöht. Durch differenzierte Beläge für unterschiedliche Beanspruchungen, unterstützende vertikale Zeichensetzung, und – im Falle des Marktes – geschicktes Umgehen mit den topographischen Verhältnissen durch Einfügen einer Treppenanlage wurden klar abgegrenzte Nutzungsbereiche sowie besondere Charakteristika geschaffen. Unterstützt wird dies durch kontrastierende Materialverwendung – Kalksteinpflaster im hausnahen Bereich der historischen Bebauung und Basaltplatten in zeitgemäßem Format für den eigentlichen Marktplatz. Der weitgehend von Einrichtungen freigehaltene Markt beeindruckt vor allem, weil er dem imposanten Rathaus einen in seinen Proportionen wohltuenden Raum und repräsentativen Vorplatz bietet. Die hochwertigen, kleinstrukturierten Gebäudefassaden kommen somit an allen Platzseiten gut zur Geltung. Durch die am Rand angeordneten Leuchten, das mobile Grün und die Möblierung sowie die Ebenheit der überwiegenden Platzfläche ist eine multifunktionale Nutzung möglich. Die sparsam verwendeten Einrichtungselemente nehmen sich in ihrer Formensprache wohltuend zurück, sodass kein gestalterisches „Eigenleben“ in Konkurrenz zu der Vielgestaltigkeit der Fassaden entsteht. Die bereits vorhandene, von einem Thüringer Künstler geschaffene Skulptur des „Karpfenpfeifers“ wurde identitätsstiftend wiederverwendet. Sie wurde, gewissermaßen als Highlight, in den Platz integriert, intelligent und witzig um das „Karpfenkabarett“ mit Wasserspiel erweitert – ein besonders von Kindern gern genutztes Angebot. Der Platz ist nun wieder der Mittelpunkt, gleichsam die „Bühne“ verschiedenster Aktionen und des Markttreibens, während „Zuschauer“ am Platzrand agieren – Menschen, die aus den Fenstern schauen, die Warenangebote oder gastronomische Einrichtungen nutzen oder auf den neuen Bänken verweilen und die Atmosphäre des Ortes auf sich wirken lassen... Umgestaltung Markt / Tuchmarkt Zeulenroda Entwurfsverfasser: club L94 LandschaftsArchitekten Zechenstraße 11, 51103 Köln Bauherr: Stadtverwaltung Zeulenroda-Triebes Markt 1, 07937 Zeulenroda-Triebes Ort: Markt 1, 07937 Zeulenroda Fertigstellung: 12/2009 historische Ansicht Marktplatz und Tuchmarkt 13 Wettbewerbsbeitrag Kurzbeschreibung Charakterisierung des Grundstücks: 60 qm; 100%-ige Überbauung; Dreiseitig Brandwände – als „unbebaubar“ eingestuft; keine archäologischen Funde. Historie: Im Mittelalter standen auf dieser Parzelle zwei Häuser mit kleinem Hof und ohne sanitäre Anlagen: „Haus Zum Weinfass“ und „Haus Zur Rose“. Das verbliebene „Haus Zur Rose“ wurde 1986 abgerissen. Umgebung: Mittelalterliche, gründerzeitliche und postmoderne, z. T. historisierende Bebauung der Nachwendezeit. Fenster der historischen Gebäude reihen sich zu horizontalen Bändern, was durch Simse noch unterstrichen wird. Leichter Vorsprung der Obergeschosse. Belle Etage im 1. OG zeigt höhere Fenster. EG: meist besondere Gestaltung durch Gewerbenutzung. Energie: Erdwärmeheizung und -kühlung mit nur einer Bohrung – Bohrungstiefe 95 m. Durch Sommerkühlung Rückführung von Wärme. Durch sinnvolle Nutzungsanordnung wird passive Sonnenenergie genutzt: Wärmeanspruch wächst mit Geschosszahl und Sonneneinstrahlung (unten Schlafen... oben Wohnen). Fehlende Querlüftung durch Sogwirkung von Treppenhalle mit Lichtkuppel kompensiert. Künftig dreiseitig umbaut: dann nur noch eine energierelevante Außenfassade. Primärenergiebedarf 37,1 kWh/qma (Passivhaushöchstbedarf: 120 kWh/qma) Heizkosten ca. 450,- Euro/a (Strom)= 3,50 Euro/qma Gestaltung: Aluminiumblende im Erdgeschoss bietet Sicht- und Einbruchsschutz und öffnet sich dennoch semitransparent nach Außen mit Wandlung des Tag- und Nachteindruckes, das Rosenmuster erinnert an den Vorgängerbau. Bruch zwischen verspieltem Rosenmuster und strenger Fassade macht Kritikern ein versöhnliches Angebot. Beide Obergeschosse springen gemäß historischer Bebauung leicht vor, nehmen Schiebetortechnik auf und bieten kleine Eingangsüberdachung. Fensterbänder flächenbündig, wie historische Vorbilder, jedoch zeitgemäß rahmenlos verglast (gleichzeitig Schutz der naturbelassenen Holzrahmen); größtmöglicher natürlicher Lichteinfall. „Belle Etage“ mit 3,0 m Raumhöhe ist hier im 2. OG. In Fassade ablesbare Treppenschlitze bringen Tageslicht bis ins Erdgeschoss und werden nachts hinterleuchtet. Städtebau: Eine zeitgemäße Lückenbebauung schließt verletzten Straßenraum in historischer Flucht und setzt positiven Impuls in verwahrlostem Ambiente. Höchstmögliche Verdichtung; Verlagerung der Freifläche auf das Dach. Gebäudehöhe (Traufe) exakt an Umgebung angepasst. Staffelgeschoss bleibt straßenseitig weit unter 45 Grad Dachneigung zurück und wird nach Bebauung der Nachbargrundstücke nicht mehr sichtbar sein. Kosten: Reine Baukosten (KG 300 + 400) 210.000,- Euro, ca. 1.500,- Euro/qm zuzüglich MwSt.; Grundstück; Einbaumöbel; Architektenhonorar Flächen: Wohnfläche 135 qm inkl. 1/2 Dachterrasse; Dachterrasse 20 qm; Nebenräume 28 qm Nachhaltige Lückenbebauung „Haus Zur Rose“, Erfurt Entwurfsverfasser: dma - deckert mester architekten Blumenstraße 7 99092 Erfurt Bauherr: Prof. Joachim Deckert Pergamentergasse 2 99084 Erfurt Ort: Pergamentergasse 2 99084 Erfurt Fertigstellung: 2009 Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Wettbewerbsbeitrag Kurzbeschreibung Lage/Situation Schlussstein für die Neugestaltung des ICE-Bahnhofs in Erfurt sollte nach Um- und Neubau des Bahnhofes selbst, dem neu vorgelagerten Busbahnhof und der Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes zum „WillyBrandt-Platz“ vor historischer Kulisse des Hotels „Thüringer Hof“ eine Fahrradstation sein. Dabei stellte die Stadt Erfurt als Bauherrin die Aufgabe, eine geordnete, witterungsgeschützte Abstellmöglichkeit für Fahrräder am Bahnhof zu schaffen und erkannte gleichzeitig die Chance für eine bewirtschaftete Fahrradstation. Unsere Aufgabe haben wir deshalb darin begriffen, einen Hybriden aus funktionalem Stadtmöbel und architektonisch anspruchsvollem Gebäude zu schaffen. Ort/Raumbildung Die ungewöhnliche Bauaufgabe potenzierte sich mit dem zur Verfügung stehenden Baugrundstück: eine Art Baulücke mit Schmalseite am Bahnhofsplatz und langer Flanke zum Bahndamm direkt an der Unterführung für Straßenbahnen, Fuß- und Radverkehr der Bahnhofstraße in engster Situation zwischen imposantem ICE-Neubau und historischem Bahnhofsgebäude – einem denkmalgeschützten Bau von Carl Ferdinand Streichhan – und an Stelle eines alten Postgebäudes und etlicher baulicher Fragmente. Das Thema einer Fahrradstation verspricht Mobilität und Dynamik im Kontrast mit Fixierung. Diesem Motiv folgend haben wir einen einzigen schlanken Baukörper entwickelt. Stadträumlich wurden funktionsspezifische Räume beidseits des Gebäudes geschaffen. Neben der erforderlichen verkehrstechnischen Erschließung entlang des Direktionsgebäudes (Streichhanbau) konnte zusätzlich zur Bahndammseite ein Bereich mit Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Dieser sogenannte „Velo-Garten“ bildet über die Gewährleistung von Abstandsmaßen zur Stützwand und Zugänglichkeit zu Verbauteilen der Bahn hinaus einen Vorplatz begleitend zur Fahrradstation. Die räumliche Fassung, städtisches Grün, Sitzmöbel und das Angebot des Kiosk im Kopfgebäude laden zum Pausieren ein. Lösung/Funktion Das Kopfgebäude kennzeichnet mit einer ca. 8 m hohen Giebelseite die neue Fahrradstation an der Tangente des Bahnhofsvorplatzes. Es birgt im Erdgeschoss Imbissfunktionen, Fahrradverleih, -verkauf und -reparatur sowie den Zugang zum ADFC, dessen Räume im Obergeschoss angeordnet werden. Anschließend folgen Raummodule aus Dach und Wand, abgestuft auf die Überdachungshöhe der Fahrräder. Unter dem langen Dach sind in der Reihenfolge – beim Radladen beginnend – Stellplätze für Leihräder mit Chipsystemsicherung, behindertengerechte Fahrradpark- plätze, 260 Doppelparkplätze und 32 abschließbare Fahrradboxen zur Miete angeordnet. Durch den Radladen mit Werkstattfunktion wird gleichermaßen Betreibung, Service und Sicherheit für Nutzer und Objekte durch die direkte Verbindung zur Mittelgangerschließung der kostenfrei nutzbaren Station gegeben. Produkt/Atmosphäre Auf seiner schmalen Grundfläche behauptet sich fast nadelförmig der Baukörper am Bahnhofsplatz. Die Hülle ist transluzent und modular mit einer neu entwickelten und spezifisch zugelassenen hochdämmenden 9-Kammer-Polykarbonatplatte verkleidet, die einerseits eine lichte Stimmung bei den Stellplätzen mit Schutz vor Regen, Wind und Schnee gewährleistet und andererseits die Möglichkeit offerieren, das Gebäude selbst als deutlich sichtbares Leuchtobjekt am Platz zu gestalten. Die überlebensgroßen Radler aus Folie im Farbkanon aus Gold und Silber umfahren die gesamte Fassade symbolisch als „Zunftzeichen“ im Sinne einer schnellen Orientierung auf der Suche nach optimaler Radorganisation am Platz. Auf diese Weise stellt sich das *Radhaus eigenständig in Position, funktioniert als Gebäude ob seiner Zusatzbelegungen und gibt bei näherer Betrachtung ehrlich zu, zwar mehr aber auf keinen Fall weniger zu sein als ein „leuchtender (dekorierter) Schuppen“. *RADHAUS-Fahrradstation am ICE Bahnhof, Erfurt Entwurfsverfasser: Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA Brühl 22, 99423 Weimar Bauherr: Landeshauptstadt Erfurt, Hochbauamt Erfurt Löberwallgraben 19, 99096 Erfurt Ort: Bahnhofstraße, 99084 Erfurt Fertigstellung: 2008 15 Wettbewerbsbeitrag Kurzbeschreibung Die längst notwendige Museumserweiterung über das Bachhaus hinaus ist nicht nur von nationalem Interesse. Bei dieser anspruchsvollen Bauaufgabe erfolgt am Frauenplan ein Stück Stadtreparatur, die in der Zielsetzung die Präsenz des denkmalgeschützten Bachhauses verstärkt. Alt und Neu kann so im Dialog stehen und bei einer Neuordnung des Museumsvorplatzes zu einem unverwechselbaren Ort werden. Der Entwurf entwickelt aus dem Nutzungskonzept eine strukturgebende Baufigur, die sich zum Frauenplan am Maßstab des Bachhauses orientiert. Dabei wird die komplexe Topographie plastisch herausgearbeitet und als gestalterische Einheit zusammengefasst. Das Eingangsgeschoss der neuen Baukörperfigur ist transparent zum Platz und Gartenbereich aufgebaut. Die Einbeziehung der Garten- und Platzflächen entwickelt sich aus der inneren Organisation des Museums. Der Garten mit vorgelagertem Cafébereich und das großzügige Foyer am Platz schaffen einen fließenden Raum und erzeugen eine einladende Wirkung für den Museumsbesucher. Der Cafégarten selbst soll einen hohen Gebrauchswert haben, um auf unterschiedliche Ereignisse reagieren zu können. Der historische Garten im Zusammenhang mit dem Bachmuseum wird in seiner Ausgangsform erhalten und kultiviert. Der Geburtsort Johann Sebastian Bachs erhält mit dieser Entwurfsaufgabe eine angemessene Würdigung, die von nationalem Interesse ist und die einmalige Chance bietet, das Leben und Wirken Bachs am authentischen Ort spürbar zu machen. Eingangsbereich Bachmuseum und Innenräume Erweiterung Bachmuseum Eisenach Entwurfsverfasser: Penkhues Architekten Brandaustraße 10, 34127 Kassel Bauherr: Neue Bachgesellschaft e. V. Thomaskirchhof 16, 04109 Leipzig Ort: Frauenplan 21, 99817 Eisenach Fertigstellung: 2007/2010 Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Wettbewerbsbeitrag Kurzbeschreibung In einem europaweit ausgelobten Wettbewerb suchte der Freistaat Thüringen eine grundlegende, bauliche Lösung für das renommierte Aushängeschild seiner Sportförderung. Der ausgewählte Entwurf sieht den Umbau und die Neuinterpretation der vorhandenen baulichen Anlage vor. Im Mittelpunkt der Planung standen die Anforderungen an eine moderne Ganztagesschule mit Internat und Sporthalle (spätere Bauabschnitte), die Verbindung zur großen Tradition der Schule und der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt. Bei der Gestaltung der Freianlagen wird größter Wert auf eine sinnvolle und stimmige Einbindung in die Landschaft gelegt. Die Bauteile Schulgebäude, Internat, Sporthalle und Energiezentrale sind wie Satelliten um das Zentralgebäude gruppiert. Damit sind sowohl eine enge funktionale Verknüpfung aller Bereiche als auch eine kurze Verbindung aller Bauteile ohne Verlassen der Gebäude möglich. Damit ist auch die enge Zusammenarbeit der internen Bereiche Schule, Training und Wohnen gewährleistet – eines der Erfolgsrezepte der Talentschmiede. Für die direkte Verknüpfung aller Bauteile wurde eine zentrale Erschließungsachse neu in das Zentralgebäude eingefügt. Mit diesem entscheidenden Eingriff werden alle Nutzungs- und Funktionsbereiche von einer zentralen Ebene aus erschlossen. Zur Ordnung und Klärung einer eindeutigen Gebäudestruktur wurden das bestehende Zentralgebäude und die Energiezentrale in Teilbereichen zurückgebaut. Dadurch entstehen klare geometrische Baukörper und eine neue Eingangssituation. Der neue Vorplatz vor dem Haupteingang bildet ein Entree, das sich im Innern direkt mit dem Foyerbereich fortsetzt. Die Gebäudevolumina fügen sich parallel zum Verlauf der Höhenlinien in die Topographie ein. Zwischen den einzelnen Baukörpern sind geschützte Pausenflächen angeordnet. Die Freiräume sind so gegliedert, dass für jede Altersgruppe separate Räume entstehen. Mit der Öffnung der Fassaden zur Landschaft entsteht eine enge Verbindung aller Funktionszonen zur Naturlandschaft. Dies trifft insbesondere für die neue Erschließungsebene zu, die zu den Innenhöfen zwischen Zentral- und Schulgebäude orientiert ist. Verschieden hohe und unterschiedlich befüllte Gabionen gestalten sie als künstlerische Fortsetzung der vorhandenen Felslandschaft. Die Freianlagen wurden unter besonderer Berücksichtigung der extremen Klimabedingungen des Standortes entwickelt. So wurden von vornherein Flächen für die Ablage des beiseite zu schiebenden Schnees vorgesehen, Wegbreiten auf das vorhandene Räumgerät angepasst und Pflanzen ausgewählt, die den kalten und langen Wintern standhalten. Schulkomplex / Energiezentrale Sportgymnasium Oberhof Entwurfsverfasser: Schirmbeck & Weber William-Shakespeare-Straße 11b 99423 Weimar Bauherr: Freistaat Thüringen TLBV, Abteilung Hochbau Erfurt Europaplatz 3, 99091 Erfurt Ort: Sportgymnasium Oberhof 98558 Oberhof Fertigstellung: 02/2008 17 Wettbewerbsbeitrag Kurzbeschreibung Mit dem Neubau der integrativen Kindertagesstätte „Regenbogen“ mitten in der Innenstadt wurde eines der wichtigsten Projekte der Stadt gemeinsam mit der AWO realisiert. In seiner Architektur fügt sich der Kindergarten durch seine starke Gliederung der Fassade gut in das städtebauliche Umfeld mit seiner historischen Bausubstanz ein. Das Bauvolumen wird optisch verkleinert, indem die Dreigeschossigkeit des Baukörpers nur an einem Punkt wahrnehmbar ist. Für eine umweltgerechte und energetisch zweckmäßige Beheizung ist eine Luft-/ Wasser-Wärmepumpe, im bivalenten Betrieb mit einem Gasheizkessel, in gemeinsamer Abstimmung mit dem Bauherrn gewählt worden. Im Anschluss an den Innenhof eröffnet sich den Kindern eine großzügige Spiellandschaft im Freien. Trotz der Nähe zum Zentrum finden die Kinder hier eine grüne Oase mit kreativen Spielangeboten für alle Altersgruppen. Offene Wiesenflächen wie der „Käferrasen“, bepflanzte Abschnitte wie das „Igeldickicht“ und befestigte Bereiche für Ballspiele oder für Wettfahrten mit dem Roller sind in einem lockeren Wechselspiel angeordnet. Die neue Kindertagesstätte beherbergt acht Gruppenräume im Erdund Obergeschoss, in denen insgesamt 130 Kinder betreut werden können. Sie ist vollständig als integrative Einrichtung konzipiert, d. h. alle Räumlichkeiten sind barrierefrei erreichbar und behindertengerecht ausgeführt, zwei Gruppen teilen sich schließlich einen behindertengerechten Sanitärraum sowie einen kleineren Gruppennebenraum. Die Gruppenräume öffnen sich nach Süden und Westen zur Sonne und zum geschützten Innenhofbereich. Im Gegensatz dazu sind die Gruppennebenräume in ihrer Offenheit nach außen reduziert und bieten den Kindern dadurch eine behagliche Rückzugsmöglichkeit. Sie dienen der Intensivbetreuung von Teilen der Gruppen bzw. als Schlafraum für die Kleinen. Im teilbaren Mehrzweckraum im Erdgeschoss können Gruppenspiele, kleine Feste oder Sportveranstaltungen stattfinden. Die Symbolik des Regenbogens wurde im belebenden Farbkonzept aufgegriffen. Innen beruht es auf der Absicht, den Kindern in den sich wiederholenden Raumsituationen ein Farbleitsystem zur Orientierung zu bieten und die Identifikation mit der eigenen Gruppe zu stärken. Die Farben des Regenbogens von Violett über Blau, Gelb und Rot kombiniert mit Tiersymbolen weisen den Kindern den Weg zu ihren Betreuungszonen. Integrative Kindertagesstätte „Regenbogen“, Eisenberg Entwurfsverfasser: Bauconzept Planungsgesellschaft mbH Bachgasse 2, 09350 Lichtenstein Bauherr: AWO Kreisverband Saale-Holzland e. V. Biberacher Straße 3 07607 Eisenberg Ort: Wurzelgasse 4 07607 Eisenberg Fertigstellung: 06/2008 Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Wettbewerbsbeitrag Kurzbeschreibung Ein für wichtig empfundener Parkplatz musste weichen; gewohntes Großgrün ebenfalls. Geschaffen wurde ein freundlicher Freiraum, der mit den schönen Gebäuden des Marktes genauso vortrefflich kommuniziert, wie die Menschen es nach kürzester Nutzungszeit mit ihrem neuen Marktplatz tun. Die Gestaltung des Marktes baut auf den Wettbewerbsergebnissen von 2001 auf. Ziel war es, für Apoldas Stadtkern den ursprünglich eigenen Charakter des Marktplatzes konsequent wieder herauszuarbeiten, ihn aber modern zu interpretieren. Die historische Bausubstanz mit ihren 2–3-geschossigen Gebäuden und das markante Rathaus bilden jetzt wieder die sichtbaren Raumkanten des Freiraums. Gezielt belassen bzw. neu eingefügt akzentuieren Bäume das angestrebte Raumgefüge, unterstützen Kanten, betonen Ecksituationen. Ihr Schatten lädt zum Verweilen ein. Die bisher durch umlaufende Bordsteine in der Fläche vorhandene Trennung wurde entnommen. Nunmehr bezieht der Platz seine Dimension aus einer Ebene. Dies brachte die angestrebte Verschmelzung der Läden mit ihren individuell gestalteten Vorzonen und dem zentralen Marktgeschehen. Der historische Brunnen wurde an die westliche Marktseite versetzt und ist der Ausgangspunkt eines Strahlenmusters im Natursteinbelag, welches den Platz überzieht. Trotz seitlicher Anordnung bildet er so das zentrale Element des Platzes. Die Ecken der umlaufenden Gebäudekanten sind Zielpunkte der Pflasterstrahlen. Die Bänke und Ausstattungselemente des Marktes orientieren sich am Brunnen und unterstreichen die Richtung der Strahlen. Der neue Marktplatz wurde vor allem zur Nutzung für den Fußgängerverkehr, das Marktgeschehen und für Feste gestaltet. Der motorisierte Verkehr tritt in seiner Wirkung stark zurück. Die erforderliche Erschließung für den Anliegerverkehr ist entlang der Südseite, unauffällig durch Poller begrenzt, geregelt. Hier wurden sechs Stellplätze eingerichtet. Durch die Reduzierung der Stellplätze entfällt nun der übliche Parkplatzsuchverkehr. Für größere Feste können alle Ausstattungselemente abgebaut werden. Innovativ wurde beim Pflasterbelag gearbeitet. Für diesen wurde gebrauchter, aber aufbereiteter Granit verwendet. Die Steinoberseiten wurden gesägt und geflammt, die Sei- tenflächen demgegenüber sauber gespalten. Damit ist die Fläche glatt, aber rutschfest, somit gut begehbar und auch bei Nässe sicher. Die Materialart und Oberflächenbehandlung zielte aber vor allem auch darauf ab, dass der Belag in Farbgebung und Format an regional typische Kalksteinpflasterung erinnert. Mit Konsequenz in der Freiraumgestaltung wurde einerseits eine großzügige, kraftvolle Geste für die Platzfläche und andererseits ein respektvoller Raum für die bauliche Fassung des Marktes erreicht. Umgestaltung Marktplatz Apolda Entwurfsverfasser: DANE Landschaftsarchitekten Schubertstraße 6, 99423 Weimar Bauherr: Stadt Apolda Markt 1, 99510 Apolda Ort: Markt 1, 99510 Apolda Fertigstellung: 11/2009 19 Wettbewerbsbeitrag Kurzbeschreibung Das über 3.000 qm große, ehemalige Wehrkreiskommando der DDR bedurfte nach jahrelangem Leerstand einer grundhaften Sanierung, um seiner jetzigen Bestimmung als Sozialgericht Nordhausen gerecht zu werden. Das seit den 1920er Jahren genutzte Verwaltungsgebäude eignet sich mit seinem inneren Aufbau – Zimmergrößen, Flurbreiten und Deckenhöhen – und seiner Gesamtgröße optimal für ein dringend notwendiges, neues Sozialgerichtsgebäude im nordthüringer Raum. In zentraler Lage und guter Erreichbarkeit sowohl fußläufig, mit dem ÖPNV, als auch mit dem Auto steht es zudem in unmittelbarer Nähe des Amts- und Arbeitsgerichtes. Kurze Wege im Sinne von Kundenfreundlichkeit sind somit gegeben. Das Gebäude ist in seiner Stellung zum Straßenraum zurückgesetzt. Die Grünflächen zwischen Straße und Gebäude wurden neu gestaltet und zugunsten einer „zweiten Stadtebene“, dem Eingangsbereich, angehoben. Der Haupteingang wird über eine großzügige Freitreppe erschlossen. Eine Rampe ermöglicht einen barrierefreien Zugang. Nach Betreten des Windfangs, gleichzeitig auch Sicherheitsschleuse direkt am Haupteingang, öffnet sich dem Besucher das Foyer mit dem Treppenaufgang, das nicht nur als Blickfang, sondern zugleich auch als Orientierungshilfe dient. In der Eingangsebene, welche dem Publikumsverkehr dient, befinden sich alle Sitzungssäle und die Antragsstellen. Die Richterzimmer und Serviceeinheiten sind in den Obergeschossen untergebracht und können in ihrer Zuordnung flexibel gehandhabt werden. Eine Glasfassade über Eck am hinteren Teil des Gebäudes durchflutet den gesamten Treppenraum mit Tageslicht. Durch das gegebene gleichmäßige Fensterraster ist ein flexibler Grundriss möglich, durch den die Zimmer untereinander je nach Anspruch und Nutzung frei kombinierbar sind. Im zweiten Obergeschoss befindetsich neben Richter- und Serviceeinheiten zudem eine Bibliothek. Dem durch jahrelangen Leerstand geprägten Gebäude wurde mit der Sanierung ein neuer Sinn gegeben und ein weiterer Blickfang im Stadtbild von Nordhausen geschaffen. Grundsanierung Sozialgericht Nordhausen Entwurfsverfasser: Detlef Schmidt/ Stefan Klima ORTSBILD A+I-Büro GmbH Altendorf 43, 99734 Nordhausen Bauherr: Städtische Wohnungsbaugesellschaft Nordhausen Geseniusstraße 3, 99734 Nordhausen Ort: 99734 Nordhausen Taschenberg 59/60 Fertigstellung: 12/2009 Ansicht Eingang Sozialgericht Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 Wettbewerbsbeitrag Kurzbeschreibung Der Gesamtausbau des Campus der Fachhochschule Jena (5 Häuser) wurde auf dem nicht mehr genutzten Betriebsgelände des ehemaligen ZEISSSüdwerkes realisiert. Alle Gebäude sind Einzeldenkmale und typische Industriebauten aus den Jahren 1937 bis 1942 (Häuser 3, 4 und 5). Zwei Schulbauten aus den Jahren 1952 bis 1954 (Häuser 1 und 2) ergänzen das Gebäudeensemble. Auf der Grundlage eines nutzungsspezifischen Raumbedarfsplanes wurde unter besonderer Beachtung der baulichen und territorialen Gegebenheiten eine neue komplexe Infrastruktur für den gesamten Campus geschaffen. Dabei entstanden auch neue Anbauten, Aufstockungen und Einbauten zur Eingliederung von notwendigen Laboren, Hörsälen, Seminar-, Bibliotheks- und Verwaltungsräumen. In Abstimmung mit den Denkmalbehörden wurden vom Entwurfsverfasser in einer Gestaltungskonzeption frühzeitig allgemeine Festlegungen für die bevorstehenden Sanierungsund Umbaumaßnahmen des gesamten Campus getroffen und ausgeführt. Dazu gehören: • die Wiederherstellung der ursprünglichen Farbgebung, • die weitgehende Erhaltung historischer Fassadenelemente und -gliederungen, • Beibehaltung der Fensterteilung beim Einbau neuer Metallfenster, • die weitere Sichtbarkeit historischer Baudetails trotz neuer Einbauten, • das bewusste Absetzen neuer Anund Einbauten durch entsprechende Material- und Farbwahl im industrieorientierten Charakter, • das Wiederherstellen und Beibehalten von ursprünglichen Sichtbeziehungen durch den Einbau von Glasflächen und Sichtfenstern. Die Fußgängerbrücke in Stahl-GlasKonstruktion verbindet die Hochschulgebäude über die Carl-Zeiss-Promenade hinweg. Sie ist inzwischen zum Wahrzeichen der Fachhochschule geworden. Die Freiraumgestaltung unterstützt mit der Anlage von Wegen und Höfen die funktionellen Beziehungen zwischen den einzelnen Häusern und zur Umgebung des Campusgeländes. Dabei hatte die Gestaltung des Platzes vor dem Haupteingang an der Carl-Zeiss-Promenade besondere Bedeutung. Gesamtausbau Campus Fachhochschule Jena Entwurfsverfasser: Dr. L. Fischer/ Dr. W. Zapfe multiplan weimar GmbH Belvederer Allee 17, 99425 Weimar Bauherr: Freistaat Thüringen TLBV, Abteilung Hochbau Gera Puschkinplatz 7, 07545 Gera Ort: Carl-Zeiss-Promenade 2 07745 Jena Fertigstellung: 10/2008 Übergang über die Carl-Zeiss-Promenade 21 Preisverleihung Staatspreis Augustinerkloster Erfurt Büro Junk & Reich, Weimar, mit Frau Staatssekretärin Dr. Eich-Born, Herrn Präsidenten Strube (AKT) und dem Kurator des Augustinerklosters, Herrn Schmelz Dieses Büro hat auch eine Anerkennung für die Baumaßnahme Erweiterung Glatt Ingenieurtechnik Weimar erhalten. Anerkennung Platzgestaltung Zeulenroda Büro club L94, Köln, mit Frau Staatssekretärin Dr. Eich-Born und Herrn Präsidenten Strube Anerkennung Seniorensiedlung Kahla Büro Lammert Architekten, Weimar, mit Frau Staatssekretärin Dr. Eich-Born und Herrn Präsidenten Strube Alle Preisträger und anwesenden Bauherren der ausgezeichneten Projekte Impressum Herausgeber Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Abteilung 3 – Staatlicher Hochbau Postfach 900362 99106 Erfurt Telefon: 0361 3791-000 Telefax: 0361 3791-099 Mail: [email protected] Internet: http://www.thueringen.de/tmblv Layout/Herstellung Löwe Werbung, Erfurt Dezember 2010 Quellennachweis Abbildungen und Fotos Seite: Urheberrechte bei: 1 oben TMBLV 1 unten Architektenkammer Thüringen 2/3 Mathias Heller, Erfurt 4–7 Thomas Weiß, Erfurt 8/9 Jörg Lammert, Weimar 10–11 Thomas Weiß, Erfurt 12–13 Fotoatelier2, Köln 14 dma - deckert mester architekten, Erfurt 15 Steffen Michael Gross, Michael Miltzow, Weimar 16 Neue Bachgesellschaft e. V. (Fotograf: Ulrich Kneise, Eisenach) 17 Claus Bach, Weimar 18 Bauconzept Planungsgesellschaft mbH, Lichtenstein 19 li. + mi. unten Matthias Eimer, Weimar 19 mi. oben + re. Peter Hansen, Weimar 19 Zeichnung re. Dane Landschaftsarchitekten BDLA, Weimar 20 Christian Seeling, Bienstädt 21 mpw multiplan weimar GmbH 22 Michael Voigt, Erfurt Urheber Logo Bildhauer Lutz Hellmuth, Erfurt Copyright Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Die Verwertung der Texte, Bilder und des Logos auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Rechtsinhabers urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Für die Vollständigkeit der Angaben und Wahrung der Urheber-, Foto- sowie Autorenrechte seitens der beteiligten Planer übernimmt der Herausgeber keine Gewähr. Die Nutzungsrechte sind dem Herausgeber durch den Einreicher kostenfrei übertragen worden. Auszüge aus den Erläuterungstexten Verfasser der jeweiligen Bewerbung Jurybeurteilungen Auszug des Juryprotokolls Die Projekte der Kurzdokumentation sind innerhalb ihrer Kategorie in der Reihenfolge des Eingangs dargestellt. Weitere Informationen auch zu den vorangegangenen Preisen: www.tmblv.de\Staatlicher Hochbau\Staatspreis. 23 Verteilerhinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Freistaats Thüringen in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Thüringen herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.